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 Vergrösserungsgläser und Mikroscopische Belustigungen

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Beschreibungstext

Tafelüberschrift: Verm. Gegenst. CCCLVII. Melanges. CCCLVII.


Um uns die Entstehung des Bildes eines Gegenstandes zu erklären, müssen wir den Gang der Strahlen durch die Linsen verfolgen, aus denen die Vergrösserungsgläser bestehn. Diese Linsen sind entweder convexconvex (Taf. CCCLVI, Fig.1.a.), nämlich auf beiden Seiten erhaben, oder planconvex, Fig. 1.b., mit einer erhabnen und einer ebenen Fläche, oder endlich concavconvex, Fig. 1.c., mit einer erhabnen und einer hohlen Fläche. Durch diese Linsen geben die Strahlen nicht in derselben Richtung, in der sie auf dieselben fallen, sondern sie werden, je nach dem Winkel, unter dem sie ankommen, und der Wölbung der Gläser, mehr oder weniger gebrochen, was durch Fig. 2 u. 3 erläutert wird. Fig. 4 zeigt, wie, vermöge der Strahlenbrechung, der Gegenstand yz auf der andern Seite der Linse M etwas vergrössert erscheint. Fig. 5 dient zur Erläuterung der Unvollkommenheit des Bildes wegen der Kugelgestalt der Linse (des Fehlers der sphärischen Aberration), Fig. 5 a. zur Erklärung des Fehlers der Farbenzerstreuung und in F. 6 sieht man einige aus verschidenen Galsarten zusammengesetzte Linsen, welche auf Hebung dieser Unvollkommenheit, der sogenannten chromatischen Aberration, berechnet sind. Fig. 7 stellt die Wirkung eines einfachen Linsenglases dar, welches die vom Gegenstande a b kommenden Strahlen so in das Auge gelangen lässt, dass es demselben scheint, als kämen sie von einem weit grössern verkehrtstehenden Gegenstande ? ?. Wie eine convexe Linse den Gegenstand umgekehrt und vergrössert erscheinen lässt, ist durch Fig. 1. Taf. CCCLVII. dargestellt, wo o den Gegenstand und P das zeigt. Fig. 8-10, Taf. CCCLVI. zeigen, wie derselbe Erfolg durch mehrere zusammenwirkende Gläser erreicht wird, und mit Hülfe von Fig. 11. wird erklärt, wie der Hohlspiegel E vergrössernd wirkt. Fig. 12. dient zur Erläuterung der Theorie der elliptischen Hohlspiegel, welche, z.B. bei'm Amici'schen Spiegelvergrösserungsglas angewandt werden, dessen Wirkung mit Hülfe von Fig. 13. zu erklären ist, so wie Fig. 14. diejenige des Sonnenmikroscops erläutert. Weit bessere Wirkungen, als durch Glaslinsen erhält man durch Edelsteinlinsen, indem letztre bei gleicher Wölbung die Strahlen weit stärker brechen, und demzufolge bei gleicher Vergrösserung den Fehler der sphärischen und chromatischen Aberration in weit geringerm Grade besitzen. Die besten Linsen sind die Diamentlinsen, allein auch andre Edelsteine sind sehr anwendbar, und Fig. 2. Taf. CCCLVII. zeigt, z.B. oben eine halbe Sapphirlinse von derselben Wirkung, wie die untere halbe Glaslinse.
Auf eine zweckmässige Art der Beleuchtung der zu vergrössernden Gegenstände kommt viel an, was sich schon daraus ergiebt, dass die weit ausgedehntere Oberfläche des vergrösserten Bildes dem Auge eben nicht mehr Lichtstrahlen zusendet, als die des wahren Körpers, und folglich dunkler erscheint. Die Beleuchtung durch Sonnenlicht wird deshalb beim stark vergrössernden Sonnenmikroscop angewandt. Bei manchen Gegenständen und Instrumenten thut Kerzenlicht treffliche Dienste, und die durch Tageslicht wird mittelst des Fig. 3. Taf. CCCLVII. abgebildeten Wollaston'schen und Goring'schen Beleuchters um Vieles wirksamer gemacht.
Einige der für den Naturforscher vorzüglich braubaren Vergrösserungsgläser sind in der Fig. 15 - 29 Taf. CCCLVI. abgebildet.
Fig. 15 - 27 beziehen sich auf das Pritchard'sche Doublet (Doppellinse). Fig. 15 zeigt dasselbe vollständig im Aufriss und 16 - 20 die Haupttheile desselben in verschiedenen Stellungen, während die übrigen Fig. dessen nähere Construction erklären. Fig. 28 stellt ein von Goring erfundenes achromatisches und aplanatisches (von der chromatischen und sphärischen Aberration freies) zusammengesetztes Mikroscop (Engyscop) dar, und Fig. 29 zeigt das von Goring und Cuthbert verbesserte Amicische Spiegelmikroscop (Spiegelengyscop).
Der nähern Erklärung der sämmtlichen, oben nur kurz angeführten Puncte wegen, müssen wir auf den ausführlichen Text des B.B. verweisen.
Man hat neuerdings verschiedene Gegenstände entdeckt, an denen sich die Güte eines Vergrösserungsglases mit vorzüglicher Genauigkeit prüfen lässt. Dieselben zerfallen in zwei Hauptclassen, nämlich in solche, welche erkennen lassen, ob das Instrument Eindringungskraft besitze, und in solche, welche zeigen, in wiefern es die Fähigkeit hat, die Umrisse scharf darzustellen. In die erste Classe gehören meist gestreifte, in die zweite cylindrische oder runde Körper. Von beiden Arten sind auf Taf. CCCLVII. Fig. 4-28 eine Anzahl treu abgebildet, wie sie sich darstellen müssen, wenn das Vergrösserungsglas sich als zur Untersuchung derselben und ähnlicher Substanzen brauchbar ausweisen soll.
Gegenstände aus der ersten Classe. Fig. 4. Abbildung einer vergrösserten Schuppe des Zuckergastes (Lepisma saccharina), Fig. 5 vergrösserte Schuppe des Menelaus (Morpho Menelaus), eines bekannten brasilischen Schmetterlings, von der Mitte der obern Seite des Flügels genommen. Fig. 6, vergrössertes Federchen von der untern Seite des Flügels der Kleidermotte (Tinea vestianella), von 1/400 Zoll natürlicher Länge. Fig. 7. Federchen vom Flügel des grossen Kohlweisslings (Papilio brassicae, L.) von 1/80 Zoll natürlicher Länge. Die Oberfläche ist selten glatt, wie diess die Stelle bei a andeutet. Fig. 8 zeigt einen Theil desselben Ferderchens, an dem man eine doppelte Parthie schräger Streifen bemerkt, die ungemein schwer zu erkennen sind. Fig. 9 - 15 und Fig. 17. Schüppchen des bleifarbnen Fussschwanzthierchens (Podura plumbea), unter verschiedenen Verhältnissen gesehn. Fig. 16 Schüppchen vom Körper des Brillantenkäfers (Curculio imperialis).
Gegenstände der zweiten Classe. Fig. 18 - 21 Haare der Hausmaus. Fig. 22 und 23 Haare vom Flügel der Fledermaus (Vespertilio murinus). Fig. 24 ein Haar von der Larve des Hauskäferchens (Dermestes domesticus). Fig. 25 das weisse Haar einer jungen Katze; Fig. 26 das Haar eines sibirischen Fuchses; Fig. 27 das einer der gewöhnlichen Raupen. Fig. 28 eine Schuppe von der untern Fläche der Flügel des Argusschmetterlings (Lycaena Argus); diese Exemplare finden sich unter den übrigen nur einzeln und sind mit Höckern besetzt.
Fig. 29 ders. Taf. ist eine vergrösserte Abbildung der Fig. 30 in natürlicher Grösse dargestellten Gruppe von grünen und gelblichgrauen Süsswasserpolypen; die unter dem im Fig. 15 Taf. CCCLVI. abgebildeten Pritchard'schen Vergrösserungsglase gezeichnet ist.
A. grüner Polyp (Hydra viridis) mit ausgestreckten Tentakeln.
B. gelblichgrauer Polyp (Hydra grisea), halb zusammengezogen.
C. Derselbe ausgestreckt mit zwei aus ihm hervorgewachsenen Jungen und verschiednen von ihm verschlungenen Wasserthierchen.
D. grüner Polyp mit zum Verschlingen eines Wasserthierchens erweiterter Mundöffnung.
E. gelblichgrauer Polyp, ganz zusammengezogen.
a. Fangarme oder Tentakeln.
b. Mundöffnung, grosser Ausdehnung und Zusammenziehung fähig.
c. Hinteres Körperende, mit dem sich der Polyp anheftet.
d. Anschwellung, woselbst sich ein Junges zu bilden anfängt.
e. Junges, mit einen Wasserfloh im Körper.


Metadaten

ID Tafel: b0050319berl
Tafelüberschrift: Verm. Gegenst. CCCLVII. Melanges. CCCLVII.
Sprache: ger, fre
Heft: 231
http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0050319berl
TafelgehörtzuExemplar: Bertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1830 12/583342450
Klassifikation von Bertuch: Verm. Gegenst. CCCLVI. u. CCCLVII.
Abmessung: koloriert