Ad99999 02 022a

Aus Interlinking_Pictura
Wechseln zu: Navigation, Suche



 Teutsche Gift-Pflanzen

Ad99999 02 022a.jpg

Beschreibungstext

Tafelüberschrift: Pflanzen. XXVII. Plantes. XXVII.


Unter Pflanzen und Kräutern, welche Menschen und Thieren theils zur Nahrung theils als Arzney dienen giebt es auch verschiedene Giftpflanzen, deren Genuss den Tod unausbleiblich zur Folge hat. Auch Teutschland hat deren mehrere, welche durch ihre grosse Aehnlichkeit mit unsern Küchenkräutern und Gemüsen, sich unter dieselben mischen, und es vergeht schwerlich ein Iahr, wo nicht in ieder Stadt und auf dem Lande einige Hausfamilien, oder einzelne Personen, am meisten aber Kinder, durch Versehen oder Nichtkennen der einheimischen Giftpflanzen ein klägliches Schlachtopfer des Todes, oder fürchterlicher Krankheiten werden. Um also Kinder, und jedermann der sich unterrichten will, mit diesen gefährlichen Gegenständen, die uns so nahe liegen, und augenblicklich aufstossen können, bekannt zu machen, und sie zu warnen, werde ich die wichtigsten Giftpflanzen hier abgebildet liefern.
Ich fange mit den 3 Sorten des Schierlings, als des gefährlichsten Feindes unsrer Küchen, an, weil seine Blätter, sonderlich No. 2. dem Kraute der Petersilge überaus gleichen, und er sich häufig in den Gärten unter dieselbe mischet.
No. 1. Der kleine Schierling. (Cicuta minor. L. Aethusa minor.)
Der kleine Schierling (der auch Hunds-Petersilge heisst) wächst wild in den Gärten als Unkraut auf gebautem Lande Seine Wurzel ist etwa Fingers dick, einer Spanne lang, weiss und stinkend. Der Stengel ist sehr schwach, nicht über 2 Fuss hoch. Seine Blätter sind der Petersilge überaus ähnlich, doch oben dunkler grün, und aus der Unter-Seite mehr weiss und beynahe glänzend. Er blühet weiss. Die ganze Pflanze ist ein Gift, welches, innerlich genossen, betäubende, und sehr heftige Wirkungen, blaue Geschwulst des Leibes, entsetzliche Bauchschmerzen, und sehr oft den Tod hervorbringt.
No 2. Der gefleckte Schierling. (Conium maculatam. L. Cicuta major.)
Diese Giftpflanze (welche am häufigsten von Köchen und Gemüssweibern mit Körbel, Petersilge und Pastinak verwechselt wird) wächset wild auf Gartenländern, gebauten und ungebauten Feldern, Wiesen an Strassen und Gräben. Seine Wurzel ist beynahe so dick als eine Pastinak-Wurzel, runzlich, zaserigt gelbweiss, und riecht wie die Pastinakwurzel. Der Stengel wird 3 bis 4 Fuss hoch, 1 Zoll dick, ist glatt, rund, inwendig hohl und knotig, und von unten hinauf roth und stark mit blutrothen Flecken besprengt, welches sein Hauptkennzeichen ist. Die Blätter, welche der grossen Petersilge sehr gleichen, und wie Pastinacken riechen, haben gleichfalls rothgefleckte Stiele, und sehen oberhalb glänzend schwarzgrün. Er blüht im Iulius und August weiss, und ist der wahre Schierling der Alten, mit welchem sie ihre Staatsverbrecher hinrichteten. In den Händen erfahrner Aerzte ist er jetzt ein sehr kräftig würkendes Arzneymittel geworden.
No. 3. Der Wasser-Schierling. (Cicuta virosa L.)
Diese Giftpflanze vom ersten Range in Europa, wächst an Wasser-Gräben, Sümpfen und wässerigen Wiesen. Ihr Stengel fig. 3.a ist über 4 Fuss hoch, dunkelgrün, gefurcht, und von unten herauf fast 2 Zoll, inwendig hohl und weiss. (fig.3.b) Die Blätter sind sehr ausgebreitet. Sie blühet im Iulius und August weiss. Ihr meister Gift liegt in der Wurzel welche sehr gross, im Frühlinge und Sommer rund und knolligt fig. 3.c beynahe wie Sellerie, im Herbst aber lang fast wie Pastinaken ist, und deshalb oft von gemeinen Landleuten mit wilden Sellerie und Pastinaken verwechselt, und unglücklicherweise gegessen wird. Die Wurzeln sind innerhalb weissgelb, und haben, wenn man sie durchschneidet, viele Höhlungen, wie fig. 3.d zeigt und sind daran vorzüglich kenntlich.


Metadaten

ID Tafel: b0052349berl
Tafelüberschrift: Pflanzen. XXVII. Plantes. XXVII.
Sprache: ger, fre
Heft: 24
http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0052349berl
TafelgehörtzuExemplar: Bertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/q0000348berl
Klassifikation von Bertuch: Pflanzen XXVII.
Abmessung: koloriert
weitere Abbildungsversionen: Ad00341 02 023a, Ad07761 02 022a, Ad99998 02 022a