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 Die unterirdische Stadt Herkulanum

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Beschreibungstext

Tafelüberschrift: Verm. Gegenst. XXXV. Melanges. XXXV. Miscell. Subj. XXXV. Miscellanea. XXXV.


Unter der Regierung des Römischen Kaisers Titus, im Jahr 79 nach Christi Geburt war einer der fürchterlichsten Ausbrüche desVesuvs. Dicke Wolcken von heisser Asche und Bimssteine warf der Berg aus, die den Tag zur Nacht machten, und als verheerender Regen die ganze umliegende Gegend überdeckten und zerstörten.
Dieses Schicksal traf auch die reiche Colonial-Stadt der Römer Herkulanum, die zwischen Neapel und Pompeji am See-Ufer lag. Ein dichter Regen von heisser Asche und Bimssteinen bedeckte die Strassen und Häuser; kaum hatten die Einwohner Zeit genug, sich mit ihren besten Kostbarkeiten zu retten. Häufige Gussregen bildeten aus der Aschenlage eine feste Masse. Dann borst die eine Seite des Bergs, ein schrecklicher Strom glühender Lava ergoss sich nach dem Meere zu, und überdeckte Herkulanum von neuem mit einer 60 bis 80 Fuss dicken Steinmasse.
So verschwand die Stadt von der bewohnten Erde, und nach einigen Jahrhunderten wusste man selbst den Ort nicht mehr, wo sie gestanden hatte. Man baute sogar die kleine Stadt Portici auf die sie überdeckende Fläche. Nur der Zufall entdeckte sie im vorigen Jahrhundert wieder. Ein Prinz Elbeuf von Lothringen baute sich 1720 ein Landhaus zu Portici. Hier fand ein Bauer beym Graben eines Brunnens verschiedene kostbare Marmorstücke. Der Prinz Elbeuf kaufte ihm das Grundstück ab, lies weiter nachgraben, und man fand eine Menge kostbarer Alterthümer und Statuen. Allein der König von Neapel verbot das weitere Nachgraben. Erst nach 30 Jahren lies der König die Nachgrabungen fortsetzen. In einer Tiefe von 80 Fuss kam man durch die Lava hindurch auf die alten Strassen der Stadt, und fand einen grossen Schatz von Statuen, antiken Gefässen, Opfer-Geräthtschaften, treflichen Fresko (auf nassen Kalch gemahlte) Gemählden, die man nach und nach herausschafte, (wie dieses Fig. 1. abgebildet ist) und in das Museum des darüber liegenden Porticis brachte.- Aufdecken konnte man die Stadt Herkulanum ohne Portici wegzureissen nicht; man machte daher nur unterirrdische Gänge durch die Lava, wo man beym Fackelschein die Ueberreste der Stadt sehen kann.
Das erste Prachtgebäude, welches man beym Nachgraben fand, war das Theater, wovon wir unter Fig. 2. einen Aufriss sehen. Das innere dieses Gebäudes macht wegen seiner Grösse und herrlichen Verzierung einen schönen Anblick. Die Zuschauer gelangten aus einem äussern herumlaufenden Gange, den man in den Durchschnitten a, a sieht, durch 7 Thüren (b) zu ihren Sitzen von Tuffstein c. Hier fanden 10,000 Personen Platz. Die Wände c, d über den Sitzen waren mit Marmor bekleidet. In den angebrachten Nischen standen Bildsäulen, und auf vorstehenden Fussgestellen sah man bronzene Pferde. Die den Sitzen gegenüber liegende Vorscene (Proscenium) wo gespielt wurde, zierten Corinthische Säulen von Marmor, und Bildsäulen der Musen.


Metadaten

ID Tafel: b0050207berl
Tafelüberschrift: Verm. Gegenst. XXXV. Melanges. XXXV. Miscell. Subj. XXXV. Miscellanea. XXXV.
Sprache: ger, eng, ita, fre
Heft: 65
http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0050207berl
TafelgehörtzuExemplar: Bertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1802 4/q0000349berl
Klassifikation von Bertuch: Vermischte Gegenst. XXXV.
Abmessung: schwarze Druckfarbe
weitere Abbildungsversionen: Ad99998 04 026a