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Beschreibungstext


Der Flachs oder Lein, und der Hanf sind für das menschliche Leben zwei höchst wichtige Pflanzen, weil sie uns Zwirn, Leinwand, Bindfaden, Stricke und Seile, und endlich auch Papier, ihre Saamenkörner aber Oel geben. Ihr Anbau sowohl, als ihre weitere Verarbeitung beschäftiget daher auch in allen Ländern von Europa eine grosse Menge Menschen; und sie liefern die wichtigsten und einträglichsten Handels-Artikel.
No. 1. Flachs oder Lein. (Linum usitatissimum L.)
Der gemeine Flachs oder Lein findet sich noch in Spanien, in der Schweiz und andern südlichen Ländern Europens, wild wachsend; er wird aber gewöhnlich bei uns, als eine Sommerfrucht, sorgfältig auf dem Acker gebauet. Er treibt einen dünnen einfachen Stengel 2 bis 3 Fuss hoch, blühet graublau, (fig. 1.) und trägt seine glatten braunen Saamenkörner (fig. b.) in braunen Knotten (fig. a.), welche bei der einen Gattung, dem Klangleine, an der Sonne aufspringen, bei der andern, dem Droschleine aber, zerdroschen werden müssen. Die feine Haut oder der Bast des holzigen Stengels, welcher sich durch das Rösten von diesem ablöset, giebt eigentlich den Flachs, welcher, wenn er gehörig vorbereitet ist, gesponnen wird, und linnenes Garn giebt. Von diesem wird Leinewand gewebt, welche, wenn sie verbraucht und zerrissen ist, Lumpen giebt, woraus dann endlich Papier gemacht wird. Aus dem zerstampften Leinsaamen wird Oel gepresst, welches theils zum Brennen, theils aber auch zum Oelfirnisse für die Maler gebraucht wird; die übrigbleibenden ausgepressten Hülsen, oder sogenannten Leinkuchen aber geben ein sehr gutes Futter für Pferde, Rind- und Schafvieh. Solch eine gemeinnützige Pflanze ist der Lein.
No. 2. und 3. Der Hanf. (Cannabis sativa. L.)
Das eigentliche Vaterland des Hanfs ist Persien; er treibt gewöhnlich 8 bis 9 Fuss hohe und fingersdicke Stängel in gutem fetten Boden, und ist, eben so wie der Flachs, nur eine Sommerpflanze auf unsern Aeckern. Der Hanf trägt seine verschiedenen Geschlechter nicht auf Einer, sondern auf verschiedenen Pflanzen. Die männliche Pflanze (fig. 2.), welche etwas breitere Blätter hat, und bloss männliche Blüten, aber keine Saamenkörner trägt, heisst schlechtweg der Hanf; die weibliche Pflanze (fig. 3.) aber, welche die grauen Saamenkörner (fig. c.) bringt, die Hänfin, oder die Fimmel. So bald auf einem Hanffelde der männliche Hanf seinen Saamenstaub zu Anfange des Augusts verstreuet, und die weiblichen Pflanzen befruchtet hat, stirbt er ab, wird ausgerauft und eingesammelt. Die Hänfin reift erst 4 bis 5 Wochen später. Uebrigens geben beiderlei Pflanzen einerlei Bast, der wegen seines langen sehr zähen, faserigten Gewebes, vorzüglich zu Bindfaden, Stricken, Schiffseilen, Ankertauen, Seegeln, Zelt-Leinwand und dergl. gebraucht wird. Der Hanf ist für Russland, Teutschland und mehrere Europäische Reiche ein sehr wichtiger Handels-Artikel.


Metadaten

Abbildungstitel: Der Hanf
Tafeltitel: Flachs und Hanf
Abbildung gehoertzu Tafel: Ad00341 02 058a
Band: 2
Heft: 31
Bildeigenschaften: Kupferstich, schwarze Druckfarbe, koloriert, 220 x 150 mm
http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0052612berl
Schlagwörter: Cannabis sativa, Hanf, Botanik, Pflanzenart, Blüte, Frucht
BBF ID: b0052612berl
weitere Abbildungsversionen: Ad99998 02 057c, Ad99999 02 057c