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Haus eines Mandarin

Beschreibungstext


Dieses und das folgende Heft liefert Darstellungen, aus welchen man die Lebensweise, Sitten, Gebräuche, Kunst und Gewerbe der Chinesen sich versinnlichen kann; einer Nation, welche von den Europäern zu sehr verschieden ist, um letzteren nicht höchst interessant zu seyn.
Die gegenwärtige Taf. CCXIII. zeigt zuvörderst ihre Wohnungen.
Die Bauart der Chinesen ist ganz eigenthümlicher Art, und bringt oft eine nicht unangenehme Wirkung hervor. Aus allen Gebäuden blickt gewissermassen das Zelt des ehemals nomadischen Volks noch durch, was man in dem gekrümmten Dache, den stangenartigen, hölzernen, Säulen immer wieder ernennt. Die Verzierungen und Figuren von Drachen, Schlangen u.s.w. sind zwar sonderbar, aber nicht schön zu nennen.
Fig. 1. Haus eines Mandarin.
Das Haus eines Staatsbeamten unterscheidet sich nicht gerade sehr von dem Hause eines Handwerksmannes; nur besteht es eigentlich aus mehreren, durch Säulen-Galerien mit einander verbundenen Häusern, die auf steinernen Terrassen stehen, und von einer hohen Mauer umgeben sind. Die Zimmer sind oben meist bis an die Querbalken des Dachs offen; einige sind aber auch mit einer Decke versehen. Die Fussböden sind mit Backsteinen gepflastert. In den Fenstern befindet sich statt Glases, geöltes Papier, seidne Gaze, Horn oder Perlmutter. In den Winkeln einiger Zimmer ist ein Loch im Fussboden, mit Stein oder Holz bedeckt, in welchem Feuer gemacht, und aus welchem die Hitze durch Röhren in den Wänden herumgeführt wird. Auswendig sind die Häuser mit bunten Farben und Gold schimmernd angemalt. Vor den Häusern stehen grosse, oft mit farbigen Wimpeln verzierte, hölzerne Säulen, an welchen mit goldnen Inschriften angezeigt ist, was man bei uns durch Tafeln an den Häusern bekannt macht.
Am auffallendsten sind ihre Tempel, welche von Gold glänzen und zwei bis drei Dächer über einander haben, und ihre Pagoden, wo oft fünf, sieben, ja neun Dächer übereinander angebracht sind.
Fig. 2. Chinesisches Dorf und Bauern.
Wiewohl der Ackerbau in China im höchsten Ansehen steht, und der Kaiser selbst im Frühling einige Furchen mit dem Pfluge zieht, das Land auch in kleine Besitzungen getheilt ist, so ist doch der Bauer arm; wahrscheinlich weil die Reissärnte so häufig verunglückt.
Die Kleidung des Landvolks besteht aus einer blauen baumwollenen Jacke, langen Hosen, Stroh-Schuhen und einem Strohhute. Die Bauernhäuser bestehen aus vier Lehmmauern mit Stroh gedeckt, und sind mit einer Lehmmauer oder einem Rohrzaun umgeben. Eine Abtheilung von Matten bewirkt im Innern zwei Zimmer, von welchen jedes ein Loch in der Mauer als Fenster hat. Die Thüre besteht aus einer Matte. Zum Bette dient eine Matte, ein cylindrisches, mit Leder überzogenes hölzernes Kissen, eine Filzdecke und zuweilen eine mit Wolle oder Haaren gestopfte Matrazze. Etliche Krüge, etliche Becken aus der gröbsten Töpferwaare, ein eiserner grosser Topf, ein Casserol und ein beweglicher Ofen sind die Geräthschaften. Tische und Stühle halten die Bauern für überflüssig, da sie auf den Fersen sitzen und beim Essen um den eisernen Topf zusammenrücken und jeder ein Becken in die Hand nimmt.


Metadaten

Abbildungstitel: Haus eines Mandarin
Tafeltitel: Wohnungen der Chinesen
Abbildung gehoertzu Tafel: Ad00341 07 093a
Bildinschrift: I.
Band: 8
Heft: 159
Bildeigenschaften: Kupferstich, schwarze Druckfarbe, koloriert, 80 x 128 mm
http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0007024berl
Schlagwörter: Landschaft, Mann, Völkerkunde, Frau, Kind, Architektur, Haus, Mauer, Diener, Geographie, Kultur, Fahne, Straße, Schirm, Mandarin (Beamter)
geographische Verortung: China
BBF ID: b0007024berl
weitere Abbildungsversionen: Ad99998 08 093b, Ad99999 08 093b