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 Elephantenfang durch Lockelephanten

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Beschreibungstext

Tafelüberschrift: Verm. Gegenstaende. CCXXVIII. Melanges. CCXXVIII.


Es giebt gar vielerlei Arten die Elephanten zu fangen. Eine der sonderbarsten ist aber die durch Lock-Elephanten oder Koomkies.
Man wählt die Koomkies gewöhnlich nach Maassgabe ihrer Grösse, Gelehrigkeit und Anhänglichkeit an ihre Mohouts oder Führer. Doch taugt das anhänglichste und willfährigste Elephantenweibchen nicht zum Koomkie, wenn es nicht von schöner grosser Gestalt ist, weil es sonst seinen Führer weder vor dem Blicke des Männchens verbergen noch ihn schützen könnte, im Fall er entdeckt werden sollte. Man hat die Beobachtung gemacht, dass unter den männlichen Elephanten einer Heerde oft fürchterliche Kämpfe Statt haben, die nur mit der Vertreibung der schwächern endigen, welche dann im heftigsten Ungestüm die Gegend durchschweifen. In ihrer Wuth vertilgen sie Alles, was lebend in ihre Gewalt geräth, zertreten Zuckerrohrpflanzungen, reissen Baumstämme aus, und erfüllen die Luft mit ihrem traurigen Gebrülle. Einige sind trübsinniger und suchen die dicksten Wälder auf, bis die Zeit ihre Leidenschaft allmählich bändigt. Diese einzelnen Männchen, welche man Saun nennt, ziehen die Aufmerksamkeit der unternehmenden Elephantenhändler auf sich, die dann nicht säumen, einige Koomkies auszuschicken, um die kostbare Beute zu erhalten. Die Sauns sind gewöhnlich viel werth, da sie zu den grössten Elephanten gehören. Die Koomkies, die man aussendet, müssen ihrer Gestalt nach, wo möglich, dem Saun gleichkommen.
Jeder Mohout versieht sich mit einer schwarzen Decke und einem kleinen Bündel Stricke: auch wäscht er die rothe und braune Malerei, die man an den Köpfen der gezähmten Elephanten gewöhnlich anbringt, ab, und beseitigt sorgsam Alles, was bei dem Männchen den geringsten Verdacht der Zahmheit des Weibchens erregen könnte. Selten begleiten die Mohouts die Koomkies bis zum Saun: leichter und minder gefährlich ist es, in einiger Entfernung mit der Decke und den Stricken abzusteigen, und dem Koomkie den Weg zum Saun zu zeigen, dem sie sich dann auf die listigste Weise zu nähern weiss. Dann fängt die Koomkie an dem Saun zu schmeicheln, und während dieser Spiele, sucht sie dem Mohout, die Annäherung auf alle mögliche Weise leicht zu machen. Dieser schlingt unvermerkt dem Saun die Stricke um die Vorderfüsse, während letzterer alle seine Aufmerksamkeit auf die Koomkie gerichtet hat und für alles Andere blind und taub ist. Ist ein starker Baum in der Nähe, so weiss die Koomkie selbst den Saun listig dahin zu leiten. Dadurch wird dem Mohout die Annäherung nicht nur sehr erleichtert, sondern ihm auch noch der Vortheil gewährt, dass er ihm an die Hinterfüsse zwei, mit Nägeln versehene hölzerne Klammern legt, sie mit einem starken Stricke zusammen knebelt, diesen rundum den Baum schlingt, und dem Saun nur etwas Raum lässt sich herum zu drehen. Während dieses ganzen Vorganges ist das Betragen der Koomkies besonders listig. Sie suchen nicht nur die Aufmerksamkeit des Sauns durch Schmeicheleien abzulenken, und mit dem Rüssel ihm jeden Blick niederwärts zu verwehren, sondern sie helfen auch die Schlingen knüpfen, wenn der Mohout etwa zu grosser Gefahr ausgesetzt seyn sollte. Ist das Geschäft vollendet und der Mohout in Sicherheit, so entfernen sich die Koomkies und der getäuschte Elephant bemerkt, dass er gefesselt ist, wenn er ihnen folgen will. In Wuth gerathend, sucht er sich mit Gewalt los zu reissen, dann aber wird der Knebel an den Fuss gedrückt, und die Nägel stechen so in das Fleisch, dass das Thier gern vom wilden Wüthen und heftigen Ziehen ablässt und sich ergiebt.
Das vorliegende Blatt giebt die Vorstellung:
1) der Art und Weise, wie dem durch die Schmeicheleien der Koomkies verblendeten wilden Elephanten von den Mohouts die Stricke angelegt werden, wozu das eine Koomkie mit dem Rüssel hilft;
2) des Gefangenen, der nun tobt und wüthet, nachdem ihn die Koomkies und ihr Führer an den Baum gefesselt, verlassen haben.


Metadaten

ID Tafel: b0050223berl
Tafelüberschrift: Verm. Gegenstaende. CCXXVIII. Melanges. CCXXVIII.
Sprache: ger, fre
Heft: 166
http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0050223berl
TafelgehörtzuExemplar: Bertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1816 9/q0000342berl
Klassifikation von Bertuch: Verm. Gegenst. CCXXVIII.
Abmessung: koloriert
weitere Abbildungsversionen: Ad99998 09 032a