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Ad99998 05 013aAd99998 05 013a.jpgDie Beutelthiere, deren wir schon mehrere in den früheren Heften unseres Bilderbuchs kennen lernten, und die wegen der Art, wie sie ihre Jungen in dem, zwischen den Hinterfüssen sich befindlichen Beute, erziehen, unsere Aufmerksamkeit verdienen, sind durch die neuesten Entdeckungsreisen in die Südsee ein zahlreiches Thier-Geschlecht geworden. Wir kennen bereits 30 Arten davon, von denen wir auf gegenwärtiger Tafel mehrere abgebildet finden.~~Fig. 1. Das Virginische Beutelthier. (Didelphis virginiana.)~~Der Manicou oder das Virginische Beutelthier bewohnt mehrere Theile des nördlichen Amerika, und hat die Grösse einer gewöhnlichen Hauskatze. Der ganze Körper ist mit gelblichen und bräunlichen struppigen Haaren bedeckt, und der glatte Wickelschwanz dient dem Thiere, um sich mit Leichtigkeit von einem Aste zum andern zu schwingen. Der zugespitzte Kopf gleicht dem eines Hundes, und der Rachen ist mit scharfen spitzigen Zähnen besetzt. Wir sehen hier deutlich, wie die Jungen in dem Beutel am Unterleibe sich befinden, und wenn sie reif sind, nach Belieben aus und ein hüpfen. Unserer Beutelthier ist wie alle seine Geschlechtsverwandten fleischfressend, und nährt sich von allerhand kleinen Vögeln; doch nimmt es auch mit Früchten und Wurzeln vorlieb und lässt sich leicht zähmen.~~Fig. 2. Das graue Beutelthier. (Didelphis Lemurina.)~~Neuholland ist das Vaterland des grauen Beutelthiers, welches in der Grösse und Gestalt beinahe einer Katze gleicht. Der ganze Körper und Schwanz ist mit dichten feinen Haaren von eisengrauer Farbe besetzt, die am Bauche und an den Seiten des Kopfes gelblich sind. An den Zehen sizzen starke Klauen, und die Augen sind voller Feuer. Man hat dieses artige Thier schon einigemal lebendig nach England gebracht.~~Fig. 3. Das gefleckte Beutelthier. (Didelphis viverrina.)~~Es gleicht seinem ganzen Körper nach den Viverren oder Stinkthieren. Die Hinterfüsse sind von auffallender Länge, und scheinen das Thier zum Springen sehr geschickt zu machen; das harte Haar ist schwarz und weiss gefleckt. Auch dieses Beutelthier ist wie das vorige von Neuholland.~~Fig. 4. Das langschwänzige Beutelthier. (Didelphis macroura.)~~Dieses kleine Beutelthier ist nicht grösser, als eine gemeine Hauskatze. Mit dem Schwanze, der viel länger als der Körper ist, schlingt es sich an die Aeste, und besteigt so mit Leichtigkeit die Bäume. Neuholland ist sein Vaterland.~~Fig. 5. Das rattenähnliche Känguruh. (Kangurus minor.)~~Das grosse Känguruh ist uns bereits bekannt - das hier abgebildete ist erst vor wenigen Jahren in Neuholland entdeckt worden und wird so gross als ein Kaninchen, gleicht aber seinem Kopfe, seiner Farbe und seinem schwanze nach mehr einer Ratte. Die kurzen Vorderfüsse und die langen Hinterfüsse, womit es so grosse Sprünge macht, hat es wie das grosse Känguruh.~~
Ad99998 05 014aAd99998 05 014a.jpgDa wir uns oft mit den Merkwürdigkeiten des alten Aegyptens beschäftigt haben; so wird es jetzt interessant seyn, uns mit den heutigen Bewohnern dieses merkwürdigen Landes, ihren Gebräuchen und Trachten, bekannt zu machen. Ausser den Kopten, oder den Abkömmlingen der alten Einwohner, bewohnen jetzt Aegypten vorzüglich Türken, Araber und Mamelucken - Von allen dreien finden wir hier mehrere abgebildet. -~~Fig. 1. Ein Aegyptischer Bey mit seinen Sklaven.~~Die Bey's sind als die Vornehmsten und Reichsten die Beherrscher des ganzen Landes, mehr noch als der Pascha, der im Namen des Gross-Sultans Aegypten gouvernirt. Sie sind keine eingebohrnen Aegyptier, sondern weisse Sclaven, die Mamelucken wurden, und nun durch Glück bis zur Würde eines Bey's stiegen. Ihr grösster Reichthum besteht in einer Menge weisser Sclaven, die so zu sagen ihre Leibwache bilden, und wovon sie stets einer begleitet, wie wir hier sehen. Die Kleidung der Bey's ist sehr prächtig. Sie tragen einen grossen orangefarbenen Turban, ein Kleid von Mousselin oder Seide mit Silber und Gold gestickt, und darüber einen Kaftan mit goldnen Schnuren besetzt und mit kostbarem Pelzwerk verbrämt. Die weiten Beinkleider sind meistentheils vom feinsten Scharlach.~~Fig. 2. Eine Dame von Cahira mit ihrer Sklavin.~~Die Weiber der vornehmen Aegytier sind meistens gekaufte Sclavinnen aus Gorgien oder Gircassien, die wegen ihrer Schönheit so berühmt sind. Die Eifersucht der Männer verbirgt sie vor den Augen jedes Fremden in dem Harem, wo sie, auf ihre Poster gelagert, sich bloss mit der Sorgfalt für ihren Körper und ihren Putz beschäftigen, und ihr Leben übrigens unthätig hinbringen. Ihre Kleidung ist äusserst kostbar. Sie tragen einen platten Turban von Indianischem Zeug mit Diamanten und Perlen bedeckt; über das seine gestickte Hemde ziehen sie einen seidnen Rock mit weiten Aermeln. Zu ihrer Bedienung haben sie stets mehrere Sclavinnen.~~Fig. 3. Ein Mameluck.~~Die Mamelucken sind weisse Sclaven, die aus Europa und Asien zum Verkauf an die Bey's gebracht, und von diesen im Mahomedanischen Glauben und zu Kriegern erzogen werden. Sie beherrschen mit den Bey's, welche aus ihnen ihre Leibwache bilden, das ganze Land, und viele von Ihnen schwingen sich selbst zum Bey empor. - Sie üben sich beständig in kriegerischen Spielen, vorzüglich im Lanzenwerden, wie unsere Abbildung zeigt.~~Fig. 4. Eine Aegyptische Fellahs oder Bauernfamilie.~~Die Fellahs oder die Aegyptischen Bauern, sind ursprünglich Araber, ein armes rohes Volk, das unter der Despotie der Mamelucken seufzt, für die sie das Land bauen müssen. Die Kleidung des Mannes besteht aus Beinkleidern von Leinwand, und einem Mantelähnlichen Rock von Baumwolle. Die Frau trägt ein blaues baumwollenes Hemd ohne Aermel, und hat das Gesicht nach Aegyptischer Sitte halb verhüllt.~~Fig. 5. Eine Beduinenfamilie.~~Die Beduinen-Araber sind ein nomadisches Volk, welche ohne feste Wohnplätze mit ihren Viehherden Hordenweis in den Wüsten Aegyptens herumziehen, sich als die Herrn des Landes betrachten, und alle Reisende, die sich ihnen nähern, plündern. Die Kleidung der braunrothen Beduinen besteht aus einem Hemde und Mantel von schlechtem grauen Tuche. - Sie sind äusserst mässig und nähren sich gewöhnlich nur von einigen Datteln, und in Wasser gerührtem Gerstenmehl.~~
Ad99998 05 015aAd99998 05 015a.jpgFig. 1. Ansicht des Gipfels der grossen Pyramide von Ghizé und der umliegenden Gegend.~~Unvergleichlich ist der Blick, den man von der Spitze der grossen Pyramide, deren Ansicht wir schon im Bd. I. No. 68. unseres Bilderbuchs kennen lernten, hat. Die Stadt Cahira, die Pyramiden von Sakkara und viele andere merkwürdige Gegenstände überschaut man von da mit einem einzigen Blicke. - Man kann sich aus unserer Abbildung hier einen deutlichen Begriff machen, wie die Pyramiden aus grossen einzelnen Quadersteinen zusammengesetzt sind, die die Zeit zum Theil beschädigte, so dass man nur mit Mühe bis auf den Gipfel klettern kann. Dennoch haben ihn viele Europäische Reisende erstiegen, deren Namen man oben angeschrieben findet. Der Gipfel besteht jetzt aus sieben ungleich neben einander liegenden Werkstücken, die durch Menschenhände scheinen verschoben zu seyn. Da der Reisende Pokocke, als er den Gipfel erstieg, noch 9 Steine nebeneinander fand, so scheinen seitdem zwei aus Muthwillen durch Menschen in die Tiefe hinabgestürzt worden zu seyn.~~Fig. 2. Durchgang aus der zweiten in die dritte Etage der grossen Pyramide.~~Merkwürdig ist die Art, wie man im Innern der grossen Pyramide durch die düstern Gänge beim Fackelschein aus einem Stockwerk in das andere steigt. Durch Araber geleitet, muss man ohne Leitern bloss in den in die Mauern weitläufig gehauenen Löchern sich festhalten, und aufwärts steigen. Der Dampf der Fackeln, die in den engen Gängen verdorbene Luft, die drükkende Hitze des Landes, machen diese sonderbare Reise höchst beschwerlich; und da man nirgends im Innern der Pyramide interessante Alterthümer findet, so wird sie von Reisenden auch sehr selten unternommen.~~
Ad99998 05 016aAd99998 05 016a.jpgFig. 1. Der Feuerschwamm. (Boletus igniarius.)~~Der Feuerschwamm oder Zunderschwamm, macht in Teutschland einen eignen kleinen Handels-Artickel aus, und verdient daher wohl näher von uns gekannt zu werden. Er gehört zu den Löcherschwamm, und wächst in Form eines Pferdefusses an Buchen, Birken und andern Bäumen, gar nicht selten. Die Farbe ist weisslich und halb bräunlich. Um aus ihm nun den eigentlichen Zündschwamm zu bereiten, so beizt man diese Schwämme in einer scharfen Aschenlauge. Hierauf werden sie getrocknet und weich geklopft. Nun taucht man sie von neuem in eine Lauge von Asche, Salz und Salpeter, und trocknet sie von neuem. So zubereitet ist der Schwamm ganz braun und locker, und lederartig geworden, und fängt am Stahle leicht Feuer. - Um diese Schwamm-Art in Menge zu gewinnen, so beugt man die jungen Buchen zur Erde nieder, und bedeckt sie mit Rasen. Auf diese Weise erzeugt sich der Feuerschwamm in Menge.~~Fig. 2. Der Lerchenschwamm. (Boletus Laricis.)~~Der Lerchenschwamm wächst in den Lerchenwäldern von Kärnthen, dem ehemaligen Piemont und dem südlichen Frankreich. Da er sich hauptsächlich nur an dem Stamme der Lerchenbäume findet, so hat er daher den Namen erhalten. Seine weissgraue Oberfläche hat viele Erhabenheiten und Risse, die innere Masse aber ist Korkartig. Die Landleute sammeln diese Schwämme, schälen die obere Rinde ab, bleichen ihn an der Sonne, schlagen ihn breit, und treiben einen kleinen Handel damit, da er als Arzneymittel in einigen Krankheiten gebraucht wird. Von Geschmack ist er bitter und scharf.~~
Ad99998 05 017aAd99998 05 017a.jpgFig. 1. Die rothe Millefolie. (Rosa millefolia rubra.)~~Diese schöne Rose ist unter allen Rosenarten die blätterreichste, und heist eben deshalb Millefolie, die Tausendblättrige. Der Stock ist nicht über 2 bis 3 Fuss hoch, die Blume aber von ansehnlicher Grösse, karmesinroth von Farbe, und ist gebaut wie eine Ranunkel. Sie blüht sehr reichlich und hält unsere Winter recht gut im freien Lande aus. Wegen ihrer übermässigen Fülle trägt sie keine Früchte.~~Fig. 2. Die Hangerose. (Rosa pendulina inermis.)~~Die Hange- oder hängende Rose hat ihren Namen von der besonderen Eigenschaft erhalten, dass ihre Blumen, Blätter und Früchte, wegen ihrer langen und dünnen Stiele alle gekrümmt abwärts hängen. Sie ist in mehreren Rücksichten merkwürdig, und zeichnet sich von allen Rosenarten besonders dadurch aus, dass sie durchaus Dornenlos ist, weswegen das Sprüchwort keine Rosen ohne Dornen - auf sie nicht anwendbar ist. Ihr Vaterland ist Dalmatien und Ungarn. Der Strauch wird 4 bis 6 Fuss hoch, und hat sehr feines, zartes zimmtbraunes Holz. Die Blume ist nicht gross, höchstens anderthalb Zoll im Durchschnitte, dunkelroth von Farbe, und die Blätter sind Herzförmig gestaltet. Sie blüht im Junius, und trägt lange hochrothe fleischige Früchte, welche sehr wohlschmeckend sind.~~
Ad99998 05 018aAd99998 05 018a.jpgFig. 1. Der schwarze Tieger. (Felis discolor.)~~Der schwarze Tieger findet sich in Brasilien und Guiana im südlichen America. Er erreicht die Grösse eines einjährigen Kalbes, und ist wie sein Geschlechts-Verwandter, der Bengalische gestreifte Tieger, ein grausames gefährliches Raubtier, das die Viehheerden, und selbst Menschen anfällt, und würgt. Die Hauptfarbe des Körpers ist schwarzbraun. Der Unterleib aber weisslich. Die Ohren sind sehr gespitzt.~~Fig. 2. Die gefleckte Hyäne. (Canis crocuta.)~~Diese Hyäne ist noch grösser und stärker als die gestreifte, die wir im Bd. I. No. 63. bereits kennen lernten, und die beide zum Hunde-Geschlechte gehören. Sie bewohnt mehrere Theile Süd-Africa's, und bricht oft des Nachts als Raubthier in die Wohnungen der Cap-Colonisten ein. Der röthlich-gelbe Körper ist mit dunkeln Flecken besetzt, der kurze Schwanz so wie die struppige Mähne sind schwarz. Die gefleckte Hyäne hält sich den Tag über in Höhlen auf und geht bloss des Nachts nach Raub aus, wo sie als ein raubgieriges Thier oft 2 bis 3 Schaafe in einer einzigen Nacht würgt.~~Fig. 3. Der Capsche Schakal. (Canis mesomelas.)~~Der Capsche Schakal gleicht dem Fuchse und dem Hunde, und wird gegen 4 Fuss lang. Er ist ein schön gezeichnetes Thier. Von dem Kopfe bis zum Schwanze läuft ein schwarzer Schildförmiger Fleck mit weissen Zeichnungen. Der übrige Oberkörper ist röthlichbraun gefärbt, der Unterleib aber weisslich. Er nährt sich von der Jagd anderer Thiere.~~Fig. 4. Die Capkatze. (Felis capensis.)~~Die sogenannte Cap-Katze ist ein reissendes Thier, welches die südlichen Theile von Africa, vorzüglich die Gegend des Caps, so wie der eben beschriebene Schakal bewohnt. Sie wird ohne den Schwanz 3 Fuss lang, ist rostbraun mit schwarzen Flecken gezeichnet, und hat lange aufrechtstehende Ohren. Ihre vorzüglichste Nahrung sind Antilopen und Gazellen.~~Fig. 5. Der Aragua. (Felis tigrina.)~~Der Maragua oder die Cayennische Katze ist ein artiges behendes Thier, von der Grösse unserer Hauskatze. Mit Schnelligkeit springt sie von Ast zu Ast und fängt kleine Thiere und Vögel. Sie ist gelblichbraun von Farbe mit schwarzen Streifen. In Süd-America, wo sie sich findet, zähmt man sie wie unsere Teutsche Haus-Katze.~~
Ad99998 05 019aAd99998 05 019a.jpgFig. 1. Der gemeine Gecko. (Lacerta Gekko.)~~Die Geckonen (von ihrem Geschrei so genennt) unterscheiden sich vorzüglich dadurch von den übrigen Eidechsen, dass ihre Zehen unten mit grossen übereinander liegenden Schuppen bedeckt sind. Der gemeine Gecko lebt in Aegypten, und Ostindien. Er wird 6 bis 8 Zoll lang, und ist grün von Farbe mit rothen Puncten besetzt. Sein Mund ist mit scharfen spitzigen Zähnen besetzt, die selbst im Eisen Spuren des Bisses zurücklassen. Der gemeine Gecko ist äusserst giftig, und sein Biss tödtet in kurzer Zeit. Sogar die Speisen über die er läuft, vergiftet er schon durch seine Berührung, weswegen er ein äusserst gefährliches Thier ist. Mit dem Schaume, der ihm, wenn er gereizt wird, aus dem Munde fliest, vergiften die Indianer ihre Pfeile.~~Fig. 2. Der plattschwänzige Gecko. (Lacerta platurus.)~~Dieser Gecko bewohnt Neuholland, und hat ein seltsames hässliches Ansehn. Der Kopf und der Schwanz sind breit gedrückt, und der ganze graubraune Körper ist mit warzenförmigen Knötchen bedeckt. Von seiner Lebensweise ist noch nichts bekannt.~~Fig. 3. Die Schlangeneidechse oder der Seps. (Lacerta Seps.)~~Ein sonderbares Thier, das den Uebergang der Eidechsen zu den Schlangen macht. Der ganze Körper gleich dem einer Schlange, nur die Ohröffnungen und die kleinen Füsse setzen es unter die Eidechsen. Der Seps wird 12 bis 14 Zoll lang, findet sich in dem mittäglichen Frankreich und in Sardinien, und ist nicht giftig.~~Fig. 4. Der Chalcide. (Lacerta Chalcides.)~~Der wurmförmige Chalcide ist ein Bewohner warmer Länder. Sein bronzefarbner Körper ist ganz mit kleinen rigelförmigen Schuppen bedeckt. Er macht gleichfalls den Uebergang zu den Schlagen.~~Fig. 5-8. Der Wassersalamander. Männchen und Weibchen. (Lacerta Salamandra.)~~Der Wasser-Salamander ist ein völlig unschädliches artiges Thierchen, das sich in Teutschland in waldigen Gegenden in Quellen und Brunnen häufig findet. Der Körper des Männchens Fig. 5. ist von oben bläulich und bräunlich mit kleinen Wärzchen bedeckt; der untere Körper Fig. 6. ist orangefarben und glatt. Das Weibchen Fig. 7. und 8. ist grösser als das Männchen, und wird 4 Zoll lang. Der ganze Körper ist plumper, dicker und dunkler von Farbe.~~
Ad99998 05 020aAd99998 05 020a.jpgFig. 1. Der gefleckte Aron. (Arum maculatum.)~~Der gefleckte Aron oder der Teutsche Ingwer wächst in mehrern Gegenden Teutschlands wild. Aus der knolligen Wurzel B, die mehrere Jahre dauert, schiesst im Frühjahr die Blüte, die einem zusammengerollten Blatte gleicht, zuerst hervor. An dem braunen Kolben setzen sich die rothen Beeren C. an, welches der Saame ist. - Nach der Blüte schiessen aus der Wurzel vier bis fünf spondonförmige Blätter A. hervor. Diese Blätter sowohl als die Wurzel des gefleckten Arons, enthalten einen scharfen ätzenden Saft, der auf der Haut Blasen macht, und frisch eingenommen, gefährliche Zufälle erregt. - Doch wie viele giftige Plfanzen, ist sie in kleinen Gaben gebraucht, in manchen Krankheiten heilsam. Man trocknet nämlich die Wurzel, und braucht sie in Brustverschleimungen. - Auch bereitet man aus der Wurzel in Frankreich eine Art Seife.~~Fig. 2. Die Zeitlose. (Colchicum autumnale.)~~Die Zeitlose, die auch Wiesensafran genannt wird, treibt aus der Zwiebelartigen Wurzel im Herbste eine blass lila Blüte, die sich als die letzte Zierde der Wiesen recht gut ausnimmt; doch duldet man sie ihrer giftigen Eigenschaften wegen nicht gern, denn der Genuss der Wurzel, des Saamens und auch der Blätter ist gefährlich, und verursacht in manchen Fällen sogar den Tod. Die Zeitlose findet sich vorzüglich auf niedrigen feuchten Wiesen in etwas gebirgigten Gegenden in mehrern Theilen Teutschlands.~~Als Medicin bereitet man aus der Wurzel den Zeitlosen-Essig, der bei Podagra und in einigen andern Krankheiten sonst gebraucht wurde.~~
Ad99998 05 021aAd99998 05 021a.jpgDie Erklärung der Entstehung und Bildung unsers Erdkörpers gehört noch immer zu den Aufgaben, die der menschliche Geist nicht löst, und vielleicht nie lösen wird. Der Kern unserer Erde besteht aus festen granitischen Felsenmassen, die man Ur- oder Grundgebirge nennt. In ihnen, so wie in den drauf folgenden Ganggebirgen, deren Risse oder Spalten (Gänge genannt) zum Teil die Erze füllen, findet man durchaus keine Ueberreste von Thieren oder Pflanzen. Die ganze organische Welt existirte damals also auf unserm Erdkörper noch nicht. Nun kommen die später gebildeten Flöz- und aufgeschwemmten Gebirge. Sie bilden die jetzige Oberfläche unseres Erdkörpers, und beweisen, dass bei ihrer Entstehung aus dem Wasser der Erde mit Pflanzen und Thieren schon bestzt war, denn allenthalben in allen Welttheilen, auf den höchsten so wie in den tiefsten Puncten dieser Gebirge finden sich Abdrücke und Versteinerungen von Pflanzen, von See- und Landthieren. Dieses sind die Petrefacten, die als älteste Urkunden der Bildungsgeschichte unserer Erdoberfläche den grössten Werth haben. Die Versteinerungen aus dem Thierreiche nennt man Zoolithen, die aus dem Planzenreiche Phytolithen. Unter den Zoolithen trifft man Ueberreste von Säugethieren (selbst von Elephanten an Orten wo sie jetzt nicht mehr leben), Vögeln und Amphibien an. Die Fischversteinerungen sind sehr häufig. Wir sehen auf unserer Tafel Fig. 4. einen solchen Fischabdruck in Solenhofer Schiefer. Aus der Klasse der Würmer finden wir Abdrücke von Polypen Fig. 2. und eine ungeheuere Menge von See-Schneckenhäuser, selbst auf den höchsten Gebirgen. Merkwürdig ist es, dass sich die mehrsten dieser versteinerten Conchylien in der lebenden Natur nicht mehr finden. So z.B. die so häufigen Ammonshörner Fig. 3. welches die Gehäuse einer besondern Art von Seeschnecken sind, die nicht mehr existieren. Man findet welche, die 1 bis 2 Fuss im Durchmesser haben.~~Unter den Phytolithen findet man vorzüglich eine Menge versteinten Holzes, woran man zum Theil noch deutlich die Holzstructur bemerken kann. Seltener sind die eigentlichen Pflanzenabdrücke. Unter ihnen finden sich noch am häufigsten mehrere Arten von Schilf und Farrenkraut; letzteres vorzüglich im Schieferthon der Steinkohlengebirge. So sehen wir bei Fig. 1. einen schwarzen Schiefer von Kammerberg im Thüringer Walde mit einem deutlichen Abdruck von Farrenkraut.~~
Ad99998 05 022aAd99998 05 022a.jpgFig. 1. Der Baumweissling. (Papilio Heliconius crataegi.)~~Dieser Schmetterling ist für die Obstbäume sehr schädlich, und seine Raupe frisst sie im Frühjahr oft ganz kahl ab. Der weisse schwarzgeäderte Schmetterling C, der im Junius und Julius oft in ganzen Schaaren herumfliegt, legt seine kleinen kegelförmigen Eier oben auf die Blätter des Schwarz- und Weissdorns, der Aepfel- und Birnbäume. Nach einigen Wochen brütet die Sonnenhitze die Eier aus, und die kleinen Räupchen nähren sich bis zum späten Herbst von den weichen Theilen der Blätter. Im Anfange des Winters spinnen sie sich in die jungen Triebe der Zweige ein, bringen denselben in erstarrtem Zustande zu, und wenn sie die Kälte nicht tödtet, oder kluge Hauswirthe vertilgen, so kommen sie im Mai wieder zum Vorschein, und fressen die jungen Blätter ganz weg. Die ausgewachsene orangefarbene Raupe A verpuppt sich an den Zweigen der Bäume. Die weiss und gelbliche Puppe B ist mit einem Faden an den Ast geheftet, und nach 16 bis 20 Tagen erscheint der Schmetterling.~~Fig. 2. Der grosse Kohlweissling. (Papilio Danaus brassicae.)~~Der grosse Kohlweissling, den wir hier in natürlicher Grösse abgebildet sehen, ist für die Kohlgärten ein verderblicher Vogel. Er fliegt im Julius häufig in den Gärten und auf den Feldern herum, und legt seine Eier (a) auf die Blätter der Kohlpflanzen. Im August schlüpft die olivengrüne Raupe (b) aus, und verheert oft ganze Kohlfelder, weswegen man sie fleissig ablesen und tödten muss. Im Herbste kriecht diese Raupe allenthalben hin, selbst bis in die Häuser. Sie verwandelt sich endlich in die weissliche Puppe (c) die sich mit einem Faden in vertikaler Richtung fest hängt. So bleibt sie den ganzen Winter über, und erst im Julius schlüpft der weiss und schwarze Schmetterling aus.~~Fig. 3. Der kleine Kohlweissling (Papilio Danaus rapae.)~~Dieser Schmetterling D ähnelt dem vorigen, nur ist er kleiner, das Weibchen hat auch auf den Oberflügeln schwarze Flecke, und die untere Seite bei Männchen und Weibchen ist gelb gefärbt. Er fliegt gleichfalls im Julius herum, und legt seine Eier A auf die Blätter der weissen Rüben und der Spanischen Kresse. Nach einer Zeit kömmt die apfelgrüne Raupe zum Vorschein, die wegen der Farbe von den Gewächsen schwer zu unterscheiden ist. Sie thut gleichfalls viel Schaden, und muss vertilgt werden. Im Herbst verwandelt sie sich in eine braungrüne Puppe C.~~
Ad99998 05 023aAd99998 05 023a.jpgFig. 1. Der Capsche Ameisenfresser. (Myrmecophaga capensis.)~~Die Ameisenfresser leben nicht bloss in Amerika, wie man bisher glaubte, sondern es finden sich auch welche in Afrika, wie wir aus dem Capschen Ameisenfresser sehen. Dieses Thier wird 3 Fuss 5 Zoll lang, und lebt meistens in Höhlen unter der Erde, die es sich mit seiner Schnauze gräbt. Der Körper ist mit kurzen röthlichgrauen Haaren dicht besetzt. Seine Nahrung besteht in Ameisen, die er mit seiner langen klebrigen Zunge fängt. Er bewohnt die Südspitze von Afrika, wird sehr fett, und von den Eingebornen gegessen.~~Fig. 2. Der stachlichte Ameisenfresser. (Myrmecophaga aculeata.)~~Dieses sonderbare Thier, welches man für ein Stachelschwein halten sollte, ist ein wirklicher Ameisenfresser, der erst vor 10 Jahren in Neuholland entdeckt wurde. Er wird 1 Fuss lang, und der ganze Körper ist mit bräunlichen, nicht sehr starken Stacheln bedeckt. Aus der rüsselartigen Schnauze geht die vier Zoll lange wurmförmige Zunge heraus, womit er die Ameisen fängt. Die Hinterfüsse haben 5 Zehen, und sind ganz nach aussen zugedreht.~~Fig. 3. Das Bärenartige Faulthier. (Bradypus ursinus.)~~Dieses Faulthier, welches vollkommen einem Bären gleicht, wurde im Jahre 1799 zuerst nach England gebracht, und unter dem Namen Löwen-Ungeheuer (Lion monstre) gezeigt. Es hat die Grösse eines kleinen Bären, und ist am Oberkörper mit struppigen 12 Zoll langen schwarzen Haaren bedeckt. Die starken Füsse haben 5 Klauen, woran die an den Vorderfüssen sehr lang sind, und dem Thiere zum Graben dienen. Das Gebiss hat es wie die Faulthiere, und wird daher zu ihnen gerechnet. - Es ist ein gutmüthiges träges Thier, welches nicht beisst, und durchaus nicht wild ist. Bengalen ist sein Vaterland.~~Fig. 4. Das Amerikanische Grossthier im Skelett. (Megatherium Americanum.)~~Das Amerikanische Grossthier, welches 12 Fuss lang, und 6 Fuss hoch war, kennen wir bis jetzt nur aus einigen Skeletten, die sich hundert Fuss tief im Sandboden am Plata-Strom in Südamerika gefunden haben, und jetzt im Königlichen Naturalienkabinette in Madrid aufbewahrt werden. Dieses ausserordentlich grosse Thier hat vor gar keine Zähne, sondern nur Backenzähne. Hiernach und nach der Bildung seiner Klauen zu schliessen, hat das Megatherium wahrscheinlich zu den Gürtelthieren (Armadillen) oder Faulthieren gehört, und nährte sich ohne Zweifel von Blättern und Baumzweigen. Diese Thierart scheint auf dem Erdboden gänzlich ausgestorben zu seyn, denn bis jetzt hat man sie noch nicht lebend gefunden.~~
Ad99998 05 024aAd99998 05 024a.jpgFig. 1. Die schwarze Wegschnecke. (Limax ater.)~~Die Schnecken gehören zur Klasse der Würmer, und zeichnen sich durch ihren länglichen oben runden, unten aber platten Körper aus. Die Natur gab ihnen mehrere Fühlfäden, oft mit zwei Fühlpuncten an den beiden grössern, die ihnen statt der Augen dienen. - Die schwarze Wegschnecke, die hier, so wie die übrigen Arten in natürlicher Grösse abgebildet ist, findet sich häufig in feuchten Laubhzölzern, und nährt sich von kleinen Pflanzen. Aus der gekörnten Haut des Körpers dringt aus vielen Drüschen ein weisslicher Schleim heraus, mit dem sie die Gegenstände, über die sie kriecht, überzieht, und so ihre zarte Haut nicht verletzt.~~Fig. 2. Die Weinbergschnecke. (Helix pomatia.)~~Diese und einige der folgenden Arten sind eigentliche Schnecken, denn ihr Körper steckt in einer kalkigen Schale oder Schneckengehäuse, das sich aus dem Schleim des Körpers absetzt. Die Weinbergschnecke findet sich allenthalben in Teutschland in Weinbergen und Gärten. Sie wird sehr fett, wird an vielen Orten als Leckerbissen gespeist, und deswegen in eigenen Schneckengärten oder Schneckenbergen gezogen und gemästet. Nach der Begattung legen sie Eier, die von der Sonne ausgebrütet werden.~~Fig. 3. Die Baumschnecke. (Helix arbustorum.)~~Die Baumschnecke ist viel kleiner, als die vorhergehende Art, ist hellbraun mit einem gesprenkelten Bande gefärbt und findet sich in Gebüschen und Hecken. Sie thut wie die Weinbergschnecke den Pflanzen vielen Schaden, und dient den Vögeln zur Nahrung.~~Fig. 4. Die graue Ackerschnecke. (Limax agrestis.)~~Diese Schnecke ist nackt und ohne Gehäuse wie Fig. 1., graulich von Farbe, und hat dunkle Fühlfäden. Sie geht am Abend erst ihrer Nahrung nach, und thut in Menge den Pflanzen vielen Schaden.~~Fig. 5. Die Entenmiesmuschel. (Mytilus anatinus.)~~Findet sich in den süssen Gewässern Teutschland, und dient den Enten zur Nahrung. Die Schale ist durch dunkle concentrische Streifen ausgezeichnet.~~Fig. 6. Das grosse Spitzhorn. (Buccinum stagnale.)~~Diese Schnecke gehört zu den Trompetenschnecken, ist spindelförmig gewunden, und findet sich in stehenden Gewässern. Das Thier hat zwei kolbenförmige Fühlhörner, und Augen.~~Fig. 7. Das bauchige Spitzhorn. (Buccinum auriculatum.)~~Das bauchige Spitzhorn hat ein marmorartig gezeichnetes Gehäuse, wovon die erste Windung gross und bauchig ist, und die übrigen sich in eine scharfe Spitze endigen. Diese Schneckenart lebt gleichfalls in süssen Gewässern.~~
Ad99998 05 025aAd99998 05 025a.jpgFig. 1. Die blaue Seerose. (Nymphaea caerulea.)~~Die schöne blaue Seerose, die viel Aehnlichkeit mit der berühmten Lotusblume hat, wächst in Aegypten am Nil, und an der Südspitze von Afrika, und ist seit kurzem erst bekannt. Sie treibt aus der Wurzel lange Blattstiele, an denen auf der Oberfläche des Wassers die grossen breiten herzförmigen pergamentartigen Blätter schwimmen, die glänzend dunkelgrün von Farbe sind. An eigenen Blütenstielen sitzt die schöne himmelblaue Blume, die drei bis vier Tage blüht, und aus langen lanzetförmigen Blättchen besteht. Den Tag über ist die Blume geöffnet, des Nachts verschliesst sie sich aber.~~Fig. 2. Die Aya-Pana. (Eupatorium Aya-Pana.)~~Die Aya-Pana ist eine merkwürdige wohlthätige Pflanze, die sich an den Ufern des Amazonenflusses in Südamerika findet. Nach den neuesten Erfahrungen ist sie nämlich das beste schnell wirkendste Mittel gegen den Biss giftiger Insekten und vielleicht auch Schlangen, und verdient deswegen in alle südliche Gegenden verpflanzt zu werden. Bei dem Gebrauche zerquetscht man die Pflanze, und legt sie mit dem Safte auf die verwundete Stelle, wo man bald Linderung verspürt. - Die Aya-Pana ist eine Art von Alpkraut, wird gegen 2 Fuss hoch, und dauert mehrere Jahre lang. Die langzetförmigen Blätter stehen an den röthlichen Stängeln einander gegenüber. Die purpurrothen Blüten sitzen straussförmig bei einander. Nach Frankreich ist die Aya-Pana für die Gewächshäuser bereits gebracht worden. -~~
Ad99998 05 026aAd99998 05 026a.jpgWir hören so oft von der berühmten Bergfestung Gibraltar sprechen, dass es nicht ohne Interesse seyn wird, auf gegenwärtiger Tafel eine getreue Abbildung davon, nebst Beschreibung kennen zu lernen. - Die Stadt und Festung Gibraltar (Fig. 2.2.) liegt am Mittelländischen Meere auf der Südspitze der Spanischen Provinz Sevilla auf einem grossen Felsenberge, der 5200 Klaftern lang und 1500 Klaftern breit ist. Die kleine Stadt Gibraltar hat ohngefähr 3000 Einwohner, die aus Engländern, Irländern und Spaniern bestehen. Das Clima ist sehr heiss, und fast alle Zufuhr, da auf dem steilen Felsen nichts wächst, erhalten die Einwohner von der Seeseite. Vor Gibraltar macht das Mittelländische Meer eine grosse Bucht, wo dem Felsen gegenüber die Spanische Stadt Algeciras liegt. Das Mittelländische Meer ist bei Gibraltar am schmälsten, denn seine Breite bis zur gegenüberliegenden Afrikanischen Küste beträgt nur 4 bis 5 Stunden. Deswegen beherrscht dieser Felsen so zu sagen den Eingang des Meeres, und wird für den Seehandel von der grössten Wichtigkeit. Bis zum Jahre 1704 besassen die Spanier diese wichtige Festung. Da wurde sie aber von der Englischen Flotte des Admirals Rooc erobert, und seitdem sind die Engländer, trotz allen Versuchen der Wiedereroberung von Seiten der Spanier im Besitz geblieben. Die Engländer haben die Festungswerke von der Südspitze (4) bis zur Seiten nach Spanien zu (3) vergrössert und vermehrt. Dagegen haben die Spanier quer über die Erdzunge, die Gibraltar mit dem übrigen Spanien verbindet, starke Befestigungswerke (5) gezogen, worinne sie beständig Besatzung halten, damit die Engländer in Kriegszeiten von dieser Seite nicht so leicht in Spanien eindringen können. - Da wurde die Stadt Gibraltar durch die von dem Französischen Ingenieur Arçon erfundenen schwimmenden Batterien bombardirt, und ganz eingeäschert.~~Die schwimmenden Batterien (Fig. 1.) bestanden I. aus Flossschiffen von 210 Kanonen in doppelter Reihe übereinander, wo die Mannschaft durch das Dach geschützt wurde, II. aus ähnlichen Flossschiffen mit einer Reihe Kanonen. Beide Arten wurden durch vier grosse Ruder dirigirt. - Ausserdem brauchte man zur Beschiessung Kanonenbarquen mit einer Kanone (3) und Bomardirbarquen mit ein und zwei Mörsern (4 und 5).~~
Ad99998 05 027aAd99998 05 027a.jpgFig. 1. Die Mai-Rose (Rosa Majalis.)~~Die Mai-Rose heisst auch sonst noch die Zimmt-Rose, wegen ihres schönen zimmtbraunen Holzes, welches am ein- und zweijährigen Triebe wie die lichte Zimmtrinde aussieht. Sie blüht vor allen andern Rosen zuerst im Mai, davon sie auch die Mai-Rose heisst. Ihre Blume ist gefüllt, nicht über 2 Zoll im Durchmesser gross, dunkel carmesinroth getuscht, so dass es sich oft auf den Blättern bis ins Weisse verläuft. Ihr Strauch ist 5 bis 6 Fuss hoch, steigt gern in die Höhe, und bildet kleine Bäumchen von 7 bis 8 Fuss hoch. Sie ist einheimisch in Teutschland, wächst häufig wild in den Zäunen und auf Ackerrainen, und dauert unsere Winter sehr gut aus.~~Fig. 2. Die fleischfarbene Büschelrose. (Rosa umbellata, flore carneo.)~~Dies ist eine der schönsten Rosen, die man nur sehen kann. Ihre Blume ist gewöhnlich 4 Zoll im Durchmesser, oft noch weit grösser, stark gefüllt, aber unregelmässig gebaut, und von der höchst delicaten reizenden Fleischfarbe. Sie wächst büschelweise zu drei bis vier Blumen auf einem Stängel, daher sie auch die Büschelrose heist. Ihre Schönheit zeigt sich nur einen Tag, gleich nach dem Aufblühen, und sie verbleicht und zerflattert sehr bald. Ihr Strauch wird nicht über 4 Fuss hoch, hat zartes grünes Holz, und ist nicht sehr zärtlich in unsern Wintern.~~
Ad99998 05 028aAd99998 05 028a.jpgDer Glaube an höhere Wesen, als Schöpfer und Erhalter des Weltalls wurde wohl bei den frühesten Völkern in Asien und Afrika zuerst durch die Betrachtung der himmlischen Körper, und vorzüglich durch den Einfluss der Sonne und des Mondes auf die Erde veranlasst. So war es auch bei den alten Aegyptiern, und hieraus entstand die Isis, Osiris, und sofort mehrere davon abgeleitete Gottheiten.~~Fig. 1. Isis~~Die Isis war eine weibliche Gottheit der Aegyptier, unter der sie sich den Mond oder die seegensreiche fruchtbringende Natur überhaupt dachten. - Die alte Fabel veradelte sie auch in ein wirkliches Weib, gab ihr zum Gemahl den Osiris, welche beide Aegypten glücklich beherrschten und aufklärten. Man bildete sie gewöhnlich als eine weibliche Figur ab, mit einer Binde auf dem Kopfe, deren Zipfel bis auf die Brust herabhängen. Dazu trägt sie einen kurzen Schurz. - Der Isisdienst verbreitete sich aus Aegypten nach Griechenland und Rom. Die ihr geheiligten Thiere waren die Kuh und die Pasan Antilope (Antilope Oryx.).~~Fig. 2. Isis und Horus.~~Orus oder Horus war der Sohn der Isis und des Osiris, und stellte das Symbol der Sonne zur Zeit der Sommerwende vor. Er wurde immer als Knabe vorgestellt, und erscheint hier auf dem Schoose seiner Mutter Isis. Fig. 3. Sehen wir ihn mit einem Discus oder einer Wurfscheibe auf dem Kopfe als Terme.~~Fig. 4. und 5. Osiris.~~Osiris, der Gemahl der Isis und Vater des Horus. In ihm verehrten die Aegyptier die Sonne, und nachher den Befruchter, den Vater der Natur. Dieses alles wurde auch auf das Steigen und Fallen des Nils, wovon Aegypten seine Furchtbarkeit erhält, angewenet. - Nach andern war er ein König, der mit der Isis Aegpten glücklich beherrschte. Osiris (als Princip des Guten) war im ewigen Kampf mit dem Typhon (Princip des Bösen). - Die gewöhnlichste Abbildung von Osiris ist Fig. 4. Hier scheint er mit einem Adler- oder Habichtskopfe, Ochenhörnern, und dazwischen auf einer Scheibe das Bild der Sonne. Bei Fig. 5 hat er einen Sperberkopf mit der Kappe bedeckt.~~Fig. 6. Serapis.~~Serapis, einer der ersten Aegyptischen Götter, war zuerst der Nilmesser, und dann das Symbol des fruchtbringenden Nils. Andere nehmen ihn für das Zeichen der Sonne unter einer gewissen Stellung. Der Serapisdienst war in Aegypten nur auf gewisse Gegenden eingeschränkt. Gewöhnlich wird er als eine bekleidete Juptiers-Statue mit dem Modius oder Scheffel auf dem Kopfe dargestellt.~~Fig. 7.und 8. Harpokrates.~~Harpokrates war gleichfalls eine Symbol der Sonne in dem Winter-Solstitium. Weil im Winter alle Kräfte der Natur zu ruhen oder zu schweigen scheinen, so bildete man ihn als Jüngling ab, mit dem Finger am Mund; hieraus entstand der Gott des Stillschweigens. Als fruchtbringendes Bild der Sonne hatte er oft das Füllhorn Fig. 7. Auch sah man ihn mit Lotusblumen umgeben (Fig. 8.), der ersten Blume, die nach dem Winter im Frühjahr sich zeigt.~~
Ad99998 05 029aAd99998 05 029a.jpgDer Götzendienst der Aegyptier gieng so weit, dass man verschiedene Thierarten als Götter verehrte, und ihnen Tempel erbauete. Beispiele davon sehen wir auf gegenwärtiger Tafel.~~Fig. 1. Apis.~~Apis, der geheiligte Stier, war das Bild des fruchtbringenden Nils. Man verehrte ihn unter einem lebendigen Stiere, der zu Memphis einen prächtigen Tempel hatte. Dieser Stier musste ganz schwarz mit einigen weissen Flecken seyn. In seinem Tempel hatter er zwei Kapellen, wo er auf köstlichen Decken ruhte, und das beste Futter bekam. Er hatte seine eigenen Priester, und diente dem Volke als Orakel. Starb der Apis, so legte das ganze Land Trauer an, bis ein anderer gleichgezeichneter Stier sich fand. Dieser wurde zuerst nach Heliopolis, und von da in einem vergoldeten Käfich nach Memphis gebracht.~~Fig. 2. und 3. Bubastis.~~Bubastis oder die heilige Katze hatte zu Bubastus ihren Tempel. Sie war wie die Isis ein Symbol des Mondes, und man gab sie dahr für eine Tochter der Isis an. Das ganze Katzengeschlecht war daher den Aegyptiern heilig. Man verehrte die Bubastis als Göttin unter der Gestalt einer Katze (Fig. 2.) oder sie war als eine weibliche Figur mit einem Katzenkopfe angebildet.~~Fig. 4. Anubis.~~Anubis soll ein Sohn des Osiris und der Mephthys gewesen seyn, und galt für ein Sinnbild der Sonne. Im war das Hundegeschlecht geheiligt, weswegen er gewöhnlich als ein staatlicher Mann mit einem Hundskopfe abgebildet wurde. Durch den Anubis bezeichneten die Aegyptier auch den Planeten Merkur, und er erhielt bei den Römern, die seinen Dienst auch annahmen, oft den Merkurstab.~~Fig. 5. Canopus.~~Zu Canopus oder Canobus, einer Aegyptischen Stadt am Ausflusse des Nils, verehrte man eine Gottheit, die als ein bauchiger Krug zum Filtriren des Nilwassers mit einem menschlichen Kopf und Händen abgebildet wurde. Wahrscheinlich war das Ganze ein Sympbol des fruchtbringenden Nils.~~Fig. 6. Der Ibis.~~Der Ibis, aus dem Geschlechte der Sumpfvögel, genoss bei den Aegyptiern auch göttliche Ehre, und erscheint mit ausgebreiteten Flügeln auf Denkmälern abgebildet. Nach dem Tode balsamirte man diese heiligen Vögel ein, und setzte sie in den Grabgewölben bei. In neuern Zeiten hat man viele solcher Ibis-Mumien in Aegypten gefunden.~~
Ad99998 05 030aAd99998 05 030a.jpgDie sogenannten Naturspiele dürfen nicht mit den Versteinerungen verwechselt werden. Letztere sind ursprünglich im Mineralreiche fremdartige Körper, die durch frühere Erdrevolutionen in die damals noch weiche Steinmasse kamen, und in ihr jetzt von dem Steinkörper umschlossen oder auch durchdrungen gefunden werden. - Die Naturspiele hingegen sind wahre Mineralien, die nur durch mancherlei Zufälle Formen aus den zwei organisirten Naturreichen nachahmen, oder wohl gar menschlichen Kunstwerken gleichen. Dahin gehören die Dendriten, die Tropfsteinhöhlen, der Florentiner Ruinen-Marmor u.a.m.~~Von den Tropfsteinbildungen sehen wir auf folgender Tafel No. 29. ein merkwürdiges Beispiel, auf gegenwärtiger wollen wir einige andere Naturspiele kennen lernen.~~Fig. 1. und 2. Dendriten.~~Die Dendriten sind Zeichnungen, die sich in Form von kleinen zierlichen Bäumchen und Pflanzen auf mehreren Mineralien finden. Am häufigsten sieht man sie aber auf dem sogenannten Mergelschiefer, einer Mischung von Kalk, Thon und Sand, der Flöze in der Erde bildet, und sich in schieferige Platten spaltet. Auf diesen bemerkt man häufig die bei Fig. 1. und 2. angegebenen dendritischen Zeichnungen, die bald röthlich, braun oder schwarz aussehen. - Die Entstehung dieser Zeichnungen ist noch sehr räthselhaft; die wahrscheinlichste Erklärung ist folgende: Es sind metallische (meistens Eisen-) Auflösungen, die sich in der Erde bilden, und in die Klüfte des schieferartigen Steins dringen, wo sie aus eigenthümlicher Kraft und Eigenschaft jene zierlichen Zeichnungen bilden, wie wir dieses auch am Silber- oder Dianenbaum sehen.~~Fig. 3. Florentiner Ruinen Marmor.~~Der Ruinen-Marmor, der in der Gegend der Stadt Florenz in Italien gebrochen wird, gehört zu den interessantesten Naturspielen, denn er ahmt in seinen Zeichnungen die Ruinen alter Burgen, Schlösser und Städte so nach, dass man ihn für ein Kunstproduct halten sollte, was er nicht ist. Wir sehen hier ein schönes angeschliffenes Stück davon. Der Ruinen-Marmor ist mergelartig, denn er besteht aus Thon und Kalk, und dieses gab zu seiner Bildung Anlass. Da sich nämlich diese Steinmasse aus dem Wasser absetzte, und verhärtete, so zerspaltete sie sich in viele Blätter und Risse. Durch diese zog nachher eine bräunliche Eisenauflösung, verband sie mit einander, und bildete so diese ruinenähnlichen Zeichnungen. - Der Ruinen-Marmor bildet keine Felsenmassen, sondern findet sich bloss in dünnen Schichten zwischen grauem dichtem Kalkstein.~~
Ad99998 05 031aAd99998 05 031a.jpgFig. 1. Eine Parthie der Rosenmüllers-Höhle bei Muggendorf.~~In der Nähe des Ortes Muggendorf im Bambergischen in Franken finden sich mehrere merkwürdige Höhlen, in welchen der Tropfstein, ein durch das Wasser abgesetzter Kalksinter, viele sonderbare Naturspiele bildet, wie wir in der vorhergehenden Nummer sagten. Die grösste und schönste dieser Höhlen wurde erst vor 12 Jahren von einem Einwohner von Muggendorf entdeckt, und nach dem ersten Reisenden, der sie besuchte, dem Hrn. Professor Rosenmüller dem jüngern aus Leipzig, benannt. Durch eine enge Oeffnung an einer Felsenwand steigt man auf einer Leiter in die Höhle hinab. Man wandert nun bergan 150 Schritt bis an das Ende der Höhle. Allenthalben bildet der Tropfstein Säulen, Pyramiden und Zapfen, die von oben herab hängen, und durch das Licht des Führers schauerlich beleuchtet, einen sonderbaren grauenvollen Anblick gewähren. - Allein der Führer führt den Reisenden noch weiter durch eine Schlucht, die so eng ist, dass man auf dem Bauche hindurch schlüpfen muss, in die Wachskammer (fig. 2.) In diesem 18 Fuss langen und 8 Fuss breiten Gewölbe hat nun die Natur in gelblichen Tropfstein (daher der Name Wachskammer) die schönsten Stalaktiten-Figuren gebildet. Dem erstaunten Blicke zeigen sich ganze Massen übereinander gethürmter Säulen. Von der Decke hängen zahllose Tropfstein-Zapfen herab, die verbunden wie drohende Wolken auf den Zuschauer herabzustürzen scheinen. Rechts hat sich eine Tropfsteinsäule der Decke mit dem Boden vereinigt, und in der Mitte glänzt eine grosse runde Masse, vom heruntertropfenden Wasser benetzt, bei dem Fackelscheine wie Crystall. Hierzu kömmt noch das musikalische Getön, welches die auf den klingenden Tropfstein herabfallenden Wassertropfen hervorbringen. Alles dieses macht auf den Fremden einen überraschenden bleibenden Eindruck.~~
Ad99998 05 032aAd99998 05 032a.jpgFig. 1. Die gemeine Montsrose. (Rosa Damascena communis.)~~Die Damascener-Rose, davon wir mehrere Sorten haben, heisst auch gewöhnlich die Monatsrose, nicht etwa weil sie alle Monate blüht, sondern weil sie oft in verschiedenen Monaten blüht, und sich auch im Winter sehr gut treiben lässt. Sie hat einen kleinen zarten Strauch, grünes Holz, und ziemlich grosse dunkelgründe gefiederte Blätter. Ihre Blume hält ohngefähr 3 Zoll im Durchmesser, ist flatterig gebaut, und blassroth von Farbe. Sie ist die wohlriechendste unter allen Rosenarten, und deswegen sehr beliebt. Wir werden noch mehrere Sorten von dieser schönen Rose kennen lernen.~~Fig. 2. Die gestreifte Bandrose. (Rosa versicolor.)~~Die gestreifte Bandrose gehört zu den halbgefüllten Rosen, und ist eine schöne sehr ansehnliche Blume, 4 bis 5 Zoll im Durchmesser gross, und ist karmesinroth und weiss gestreift; daher sie auch ihren Namen, die Brandrose, erhalten hat. Ihr Strauch ist nicht über 3 Fuss hoch, hat grünes Holz, und ziemlich grosse dunkelgrüne gefiederte Blätter. Sie ist etwas zärtlich für unsere Winter, und erfriert leicht bei starkem Froste.~~
Ad99998 05 033aAd99998 05 033a.jpgDie alten Griechen und Römer verehrten in ihren Tempeln zweierlei Wesen; erstens, eigentliche Götter, welches bloss idealische Wesen, und Halbgötter oder Heroen, welche vergötterte Menschen waren. Von beiden hatten sie eine beträchtliche Anzahl, und jede ihrer Gottheiten hatte ihre bestimmte Gestalt und Attribute, die sie characterisirten, und von allen andern auszeichneten, wie wir aus folgenden Abbildungen sehen werden.~~Fig. 1. Kronos und Rhea.~~Kronos und Rhea sind, nach der Fabellehre, die Urältern der Griechischen und Römischen höheren Götter. Kronos heisst und ist ein Sinnbild der Zeit, und Rhea der Natur. Kronos, (der bei den Römern auch Saturnus hiess) vermählte sich mit seiner eignen Schwester, der Rhea, und erzeugte mir ihr die Hauptgottheiten, Vesta, Ceres, Juno, Pluto, Neptun und Jupiter. Kronos beherrschte die ganze Welt; weil er aber befürchtete, von seinen Kindern entthronet zu werden, so verschlung er selbst jedes seiner neugebornen Kinder. Rhea betrübte sich über diese Grausamkeit ihres Gemahls, und als sie den Jupiter geboren hatte, versteckte sie ihn in eine ferne Höhle, und reichte dem Kronos einen in Wendeln gewickelten Stein, den er statt des Jupiters verschlung. Eine symbolische Andeutung, dass die Zeit (Kronos,) Jahre, Monate und Tage etc. verschlingt und wieder erzeugt und gebiert.~~Fig. 2. Rhea.~~Rhea, die Götter-Mutter, sitzt hier als Göttin der Erde auf dem Throne, hat in der rechten Hand den Götterstab, und in der linken eine runde Scheibe, wie sich die Alten die Form der Erde dachten. Neben ihr sitzen zwei Löwen, als ihr geheiligte Thiere, und auf dem Kopfe hat sie eine Krone, in Form einer runden Mauer mit Thürmen, weil sie die Menschen zuerst lehrte Häuser zu bauen, und Städte anzulegen.~~Fig. 3. 4. 5. Jupiter.~~Die Alten dachten sich, und verehrten den Jupiter - oder Zeus der Griechen - als den höchsten Gott, und obersten Herrscher der ganzen Welt. Er war nach der Mythologie ein Sohn des Kronos und der Rhea. Als Herrscher der Welt hat er auch mancherlei Attribute. Hier sitzt er auf dem Throne, zu seinen Füssen der ihm geheiligte Adler, der auch sonst Jupiters Blitze in seinen Klauen trägt; in der linken hält er den Herrscherstab, und auf der rechten das kleine Bild einer krönenden Victoria.~~In fig. 4. ist Jupiter im Kampfe mit den Giganten oder Riesen, welche den Himmel stürmen wollten, abgebildet; wie er sie auf seinem Donnerwagen fahrend, mit seinen Blitzen zerschmettert. - Als Jupiter-Ammon wurde er in Lybien und Egypten als Beschützer des Getraidebaues und der Schaafszucht verehrt, und ihm die Attribute davon gegeben; nämlich auf dem Kopfe ein Getraide-Maass, (Modius) und an beiden Schläfen Widderhörner, und eine Strahlenkrone, wie fig. 5. zeigt.~~Fig. 6. 7. Juno.~~Juno, die Gemahlin Jupiters, wurde als die Götter-Königin betrachtet und verehrt, und mit mancherlei Attributen abgebildet. Hier erscheint sie stehend, reich bekleidet, mit dem Diademe auf dem Haupte, in der rechten Hand den Herrscherstab, und in der linken eine Nectarschaale. Unter den Vögeln war ihr vorzüglich der Pfau geheiligt.~~So wie man der Juno verschiedene Geschäfte und Bestimmungen zuschrieb, unter so vielerlei Gestalten erschienen auch ihre Bildsäulen in ihren Tempeln. So hatte sie als Göttin Erhalterin (Juno-Sospita) eine ganz andere Gestalt, wie fig. 7. zeigt. Ihre Kleidung ist kriegerisch, in der rechten Hand eine Lanze, am linken Arme einen Schild, und über den Kopf und Rücken ist ein Ziegenfell geschlagen, welches auf der Brust und im die Hüften fest gebunden ist. Lauter Attribute ihrer Bestimmung als Juno Sospita.~~
Ad99998 05 034aAd99998 05 034a.jpgFig. 1. Neptunus.~~Neptun, welchen die Griechen Poseidon nannten, war der Gott des Meeres, ein Sohn des Kronos und der Rhea, und Bruder des Jupiter. Er führt als Herrscherstab einen langen Dreizack, und wird oft abgebildet, wie er nackend in einem Muschelwagen stehend, von Pferden mit Fischschwänzen gezogen, auf dem Meere hinfährt. Er schuf das Ross, welches ihm auch als Thier geheiligt ist.~~Fig. 2. Ceres.~~Ceres - bei den Griechen Demeter - war die Göttin des Acker- und Getraidebaues, und gleichfalls eine Tochter des Kronos und der Rhea. Sie wurde als Beschützerin der Saat und Aerndte allenthalben verehrt, und gewöhnlich als eine reichgekleidete Matrone, in der rechten Hand einen Büschel Kornähren, in der linken aber einen Herrscherstab haltend, abgebildet.~~Fig. 3. 4. 5. Apollo.~~Apollo war ein Sohn des Jupiter und der Latona, und hatte nach der Mythologie mancherlei Verrichtungen, von welchen er auch verschiedene Namen, Abbildungen und Attribute erhielt. Er war der Erfinder der Leier und Musik, der Gott der Dichtkunst und der Musen, der Führer des Sonnenwagens, und der Erfinder des Bogens und der Pfeile. Die Mythologie hat von ihm eine Menge schöner allegorischer Fabeln und Dichtungen.~~Fig. 3. zeigt ihn als Apollo Pythius nackt, wie er, einen Bogen in der linken Hand haltend, mit dem ungeheurn Drachen Python kämpft, und ihn mit seinen Pfeilen erlegt.~~In fig. 4. ist er reich bekleidet, als Gott der Künste und Wissenschaften, auf einer Griechischen Leier spielend, mit einem Lorbeerkranze auf dem Haupte, abgebildet. Als solcher war ihm unter den Bäumen der Lorbeerbaum, und unter den Thieren der Rabe besonders geheiligt.~~In fig. 5. erscheint er als Sonne (Sol, Phöbus Apollo, Titan, Helios) oder Führer des Sonnenwagens, halbbekleidet, mit einer Strahlenkrone um das Haupt, in der linken Hand eine Kugel, und in der rechten ein Füllhorn haltend, neben ihm aber zwei Köpfe der Pferde, welche den Sonnenwagen zogen, abgebildet.~~
Ad99998 05 035aAd99998 05 035a.jpgFig. 1. 2. 3. Diana.~~Diana, bei den Griechen Artemis, war die Tochter Jupiters und Latonens, und Zwillingsschwester des Apollo. Sie hatte nach der Mythologie verschiedene Bestimmungen und Namen; denn 1) verehrte man sie als Göttin der Jagd. Als solche heisst sie immer Diana, und erscheint als im Laufe fortschreitend, mit einem aufgeschürzten kurzen Kleide, auf dem Rücken einen Köcher voll Pfeile, oft eine Lanze oder Bogen in der Hand, und neben ihr ein springender Hirsch, wie fig. 1. hier zeigt. 2) Als Führerin des Mondwagens, oder als Mond selbst, heisst sie Luna, und wird bekleidet, mit einem halben Monde auf dem Kopfe, auf einem Wagen stehend, dessen Pferde sich ins Meer stürzen, abgebildet (fig. 2.). 3) Als Diana von Ephesus scheint sie mit der Rhea einerlei, ein Sinnbild der fruchtbringenden Natur, und Aegyptischen Ursprungs zu sein. Dies zeigt auch fig. 3. ihre Abbildung; denn sie erscheint hier mit einer Menge Brüsten, als Ernährerin, unten als ein Bildstock, mit Hieroglyphen verziert, auf dem Kopfe das Getraide-Maass, den Modius, in beiden Händen Stäbe, und an jeder Seite steht ein Hirsch.~~Fig. 4. Vulcanus.~~Vulkan, der bei den Griechen Hephaestos hiess, war der Gott des Feuers, und aller Schmiede- und Metallarbeiten, welche durch das Feuer gemacht werden. Er war der Sohn Jupiters und der Juno, und der hässlichste unter den Göttern. Er wird gewöhnlich abgebildet als ein gemeiner Grobschmied, baarfuss, mit einem kurzen aufgeschürzten Gewande, einer Mütze auf dem Kopfe, und mit einem Schmiedehammer und Zange in den Händen. Obgleich er so hässlich und hinkend war, so war er doch der Gemahl der Venus, der schönsten unter den Göttinnen.~~Fig. 5. Minerva.~~Minerva bei den Griechen Pallas oder Athene, war das Kind Jupiters, und hatte eine wundervolle Geburt. Jupiter fühlte einen heftigen Schmerz im Gehirne, liess sich daher vom Vulkan den Kopf öffnen, und das sprang ein völlig mit Helm, Panzer und Lanze gerüstetes Mädchen heraus. Sie war die Göttin der Wissenschaften und eigentlichen Gelehrsamkeit, und der höheren Kriegskunst; und blieb ewig eine reine Jungfrau. Sie wird stets reich bekleidet, und mit Helm, Brustharnisch, Schild und Lanze abgebildet. Unter den Thieren war ihr besonders die Eule, als ein Bild der gelehrten Nachtwachen, geheiligt.~~
Ad99998 05 036aAd99998 05 036a.jpgFig. 1. Mars~~Mars, welcher sonst auch bei den Römern Mavors, und bei den Griechen Ares hiess, ist der Gott des Krieges, des wilden kriegerischen Muthes und der Schlachten; und wurde vorzüglich in Rom verehrt, weil die Römer von ihm abzustammen glaubten. Er wird meistens nackend, oder doch nur im kurzen Kriegsrocke, mit dem Helme auf dem Kopfe, und einer Lanze in der einen Hand, in der andern aber eine Trophee auf der Schulter tragend, vorgestellt. Er war Jupiters und der Juno Sohn, und hatte wegen seines heftigen, wilden Jähzornes immer eine Menge Händel und Kämpfe. Von den Thieren war ihm besonders der Hahn geheiligt.~~Fig. 2. u. 3. Venus.~~Venus, die Göttin der weiblichen Schönheit und der Liebe, hiess bei den Griechen Aphrodite, wurde vorzüglich in Griechenland hoch verehrt, und hatte besonders auf den Griechischen Inseln Knidos, Cythere und Cypern berühmte Tempel. Nach der Mythologie hatte sie keine Aeltern, sondern ward aus dem Schaume des Meeres geboren. Tritonen und andere Meergötter empfiengen sie, entzückt von ihrer Schönheit, sogleich, als sie den Fluten entstieg, und trugen sie auf einer grossen Muschel sitzend, und ihre schönen langen Haare trocknend, an das Ufer von Knidos, wie dies die Abbildung fig. 3. zeigt. Als Göttin und Ideal der weiblichen Schönheit und Reize wird Venus fast immer nackend, und in verschiedenen Stellungen abgebildet, und darnach benennt. Fig. 2. zeigt sie als die Schamhafte, oder sogenannte Mediceische Venus, weil die Familie Medicis in Florenz diese schöne und berühmte Statue von ihr besass. Gewöhnlich sieht man neben ihr ein Paar Turteltauben, oder eine Delphin, als die ihr gewiedmeten Thiere. Von allen ihren Kindern ist Amor, als Knabe der Gott der unschuldigen Liebe, am berühmtesten.~~Fig. 4. Amor.~~Amor, bei den Griechen Eros, der Sohn und Begleiter der Venus, war der Gott der Liebe, und wurde stets als ein geflügelter Knabe mit Bogen und einem Köcher voll Pfeile abgebildet. Nach der Mythologie beherrschte er alle Götter und Menschen, um die Allgewalt der Liebe dadurch anzuzeigen. Die gegenwärtige Abbildung ist von einer antiken Statue Amors genommen, wo er als ein grösserer Knabe seinen Bogen spannt.~~Fig. 5. Mercurius.~~Mercur, den die Griechen Hermes nannten, war Jupiters und der Maja Sohn, und wurde wegen seiner ausserordentlichen Schlauheit als der Gott des Handels und der Kaufleute, auch als der Götterbote verehrt. Seine Bildsäulen zeigen ihn gewöhnlich halbnackt, mit einem Flügelhute auf dem Kopfe und Flügelschuhen an den Füssen, einem geflügelten Heroldsstabe, mit 2 Schlangen umschlungen, in der einen, und einem Geldbeutel in der anderen Hand. Der Hahn und Widder sind die ihm geheiligten Thiere.~~
Ad99998 05 037aAd99998 05 037a.jpgFig. 1. u. 2. Pluto.~~Pluto war bei den Griechen und Räumern der Gott der Unterwelt, der abgeschiedenen Seelen, und des Geldes und Reichthums. Er war Saturns und der Rhea Sohn, und Jupiters Bruder. Sein ungeheurer Palast stund im Erebus oder Im Schattenreiche, vor welchem der dreiköpfige Höllenhund Cerberus Wache hielt. Vor demselben flossen die schwarzen Höllenflüsse, der Styx und Acheron vorbei, über welche der Höllenschiffer Charon die Verstorbenen übersetzte. Seine Gemahlin war die Proserpina, eine Tochter der Ceres, welche er raubte, und sie zur Königin der Unterwelt machte. Merkur führte ihm die Seelen der Abgeschiedenen aus der Oberwelt zu, wie das antike Basrelief fig. 2. zeigt, wo er mit Proserpinen auf dem Throne sitzt, und die Seelen empfängt. Man bildet ihn fast wie den Jupiter mit ernster Miene auf dem Throne sitzend, mit dem Herrscherstabe in der Linken, und neben ihm Cerberus mit einer Schlange umgürtet, ab.~~Fig. 3. Vesta.~~Vesta, welche bei den Griechen Hestia hiess, war Saturns und der Rhea Tochter, hatte eine ewige Jungfrauenschaft und Keuschheit gelobt, und war die Göttin des ewigen heiligen Feuers, welches daher auch stets von reinen Jungfrauen, ihren Priesterinnen, (welche daher Vestalinnen hiessen) auf dem Altare in ihren Tempeln erhalten wurde. Sie wird daher stehend, reich bekleidet, in der linken Hand den Herrscherstab, und in der rechten eine Lampe, als Sinnbild des heiligen Feuers, haltend, abgebildet.~~Fig. 4. u. 5. Bacchus.~~Bacchus war bei den Alten der Gott des Weins und Weinbauens, und nach der Fabellehre ein Sohn Jupiters. Man hatte aber einen doppelten Bacchus, nämlich den Griechischen und den Indischen. Der Griechische Bacchus war eigentlich der Gott des Weins, und der Indische mehr ein weiser Gesetzgeber und Regent. Jener wurde als ein schöner nackter Jüngling, das Haupt mit Weinlaube bekränzt, um die Schultern ein Ziegenfell hängend, und neben ihm ein Weinstock stehend, abgebildet; letzterer aber als ein älterer Mann, von hoher Würde, mit langem Barte, einem Diademe in den Haaren, und einer Rolle in der Hand, weil er den Indiern zuerst Gesetze und Cultur gegeben haben soll. Die Faunen und Bacchantinnen, so wie auch der alte Silenus waren seine Begleiter, so wie auch die Panther und Tiger die ihm geheiligten Thiere.~~
Ad99998 05 038aAd99998 05 038a.jpgFig. 1. Hercules.~~Der Erste und berühmteste der Römischen und Griechischen Halbgötter, oder Heroen, ist Hercules, der bei den Griechen Herakles hiess. Er war der Sohn Jupiters und der Alkmene, einer Sterblichen, und bei den Alten, die ihm eine Menge grosser Thaten zuschreiben, eigentlich das Symbol der grössten männlichen Kraft, körperlichen Stärke, und höchsten Muthes. Er wird daher in seinen Bildsäulen als ein grosser starker Mann, fast nackend, um die Schultern eine Löwenhaut hängend, und in der einen Hand eine starke knotige Keule, sein beständiges Zeichen, führend, vorgestellt. Oft trägt er auch ein Kind auf dem linken Arme.~~Fig. 2. Aesculapius.~~Aesculap, Apolls und der Sterblichen, Coronis, Sohn, gehörte gleichfalls zu den Halbgöttern, und war bei den Alten der Gott der Heilkunde und Aerzte. Die Schlange, als das Symbol der Genesung oder Gesundheit, war ihm geheiligt; daher man auch den Aesculap nie anders als mit einem Stabe, oder einer Keule, von einer Schlage umschlungen, abgebildet findet. Uebrigens stellte man ihn als einen alten starken bärtigen Mann, mit einem schönen weiten Gewande bekleidet, aber immer mit dem Schlangenstabe in der Hand, vor.~~Fig. 3. Hygiea.~~Hygiea, die Göttin der Gesundheit, war Aesculaps Tochter, und fast immer seine Gefährtin. Sie wird als eine schöne reichbekleidete Jungfrau, mit einem Diademe in den Haaren, und einer Schlange um den linken Arm gewunden, welche sie aus einer Schaale füttert (denn auch ihr Symbol war die Schlange) abgebildet. Oft wurden auch ihre Altäre bloss mit einer Schlange bezeichnet, und sie selbst unter diesem Sinnbilde verehrt.~~Fig. 4. Vertumnus.~~Vertumnus war bei den Römern der Gott der wechselnden Jahreszeiten, besonders aber des Herbstes. Man stellte ihn daher auch als einen bärtigen Mann, fast ganz nackend, mit einem Schilfkranze um den Kopf, einem Thierfelle um die Schultern, in welchem er reife Obstfrüchte trug, in der rechten Hand ein Winzermesser, und in der linken einen Hirtenstock haltend, vor. Pomona, die Göttin des Obstes, war seine Gemahlin.~~Fig. 5. Flora.~~Flora, die Göttin der Blumen, und des Frühlings, bei den Römern, wurde als eine schöne, reichbekleidete Nymphe, mit einem Blumenkranze in der einen Hand, vorgestellt. Sie hatte in Rom einen eigenen Tempel, und im Frühjahre besondere ihr geweihte Feste, welche die Floralien hiessen.~~
Ad99998 05 039aAd99998 05 039a.jpgDie neun Musen.~~Die Musen waren Töchter des Jupiter und der Mnemosyne, die Göttinen der Wissenschaften und schönen Künste, und beständige Begleiterinnen des Apollo, als ihres Führers. Sie wurden als schöne reichbekleidete Jungfrauen vorgestellt, deren jede die Vorsteherin einer eignen Kunst war, davon sie ihr Kennzeichen trug.~~Fig. 1. Clio.~~Die Muse der Geschichte sitzt hier auf einem Felsenstücke, und hat eine halbgeöffnete Bücherrolle, als ihr Attribut, in den Händen.~~Fig. 2. Euterpe.~~Die Muse der Musik, gleichfalls sitzend, mit einem reichen weiten Gewande bekleidet, trägt eine Flöte in der einen Hand.~~Fig. 3. Thalia.~~Die Muse des Lustspiels, sitzt, reichbekleidet, auf einem Felsen, auf welchem neben ihr eine komische Theater-Maske liegt. In der Rechten hat sie einen Hirtenstock und in der Linken eine kleine Schellentrommel, als Zeichen des ländlichen Ursprungs des Lustspiels.~~Fig. 4. Melpomene.~~Die Muse des Trauerspiels, steht, mit einer langen Tunika, und einem Mantel bekleidet, in einer edlen Stellung, und trägt eine tragische Maske in der einen Hand.~~Fig. 5. Terpsichore.~~Die Muse des Tanzes, sitzt hier, und ist wie die übrigen Musen bekleidet; macht aber auf einer antiken Lyra die Musik zum Tanze.~~Fig. 6. Erato.~~Die Muse der Poesie überhaupt, besonders aber der Liebeslieder. Sie steht, und spielt zu ihrem Gesange auf einer Cithara.~~Fig. 7. Polyhymnia.~~Die Muse der dramatisch-lyrischen Poesie, wird von den Alten, ohne äusseres Kennzeichen und Attribut, bloss, in ein langes reiches Gewand gekleidet, welches die rechte aufgehobenen Hand trägt, und mit einem Lorbeerkranze um den Kopf, abgebildet.~~Fig. 8. Urania.~~Die Muse der Sternkunde, ist sitzend, oberhalb sehr leicht bekleidet, hat auf dem Kopfe ein Paar Federn in die Haare gesteckt, und trägt in der linken Hand eine Himmelskugel, in der Rechten aber ein Stäbchen, mit welchem sie auf die Kugel zeigt.~~Fig. 9. Calliope.~~Die Muse des Heldengedichts oder der Epopee. Die Alten hielten sie für die Vornehmste der Musen, und bildeten sie sitzend ab, mit aufgestütztem Arme, und in der andern Hand eine Tuba, oder ein Buch so haltend, als läse sie darinne. Dies sind ihre gewöhnlichen Attribute.~~
Ad99998 05 040aAd99998 05 040a.jpgFig. 1. Die violette Anemone. (Anemone pulsatilla. L.)~~Die violette Anemone ist allerdings eine Giftpflanze, die, obgleich sie auch den Aerzten als eine Arznei dient, bei unvorsichtigem Gebrauche sehr gefährlich werden kann. Sie wächst in ganz Teutschland, so wie im nördlichen Europa wild, auf dürren sonnigen Plätzen in Wäldern, und dauert mehrere Jahre hindurch. Im Frühjahre kommen zuerst die Blumen, und hernach die Blätter hervor. Die Blume ist schön dunkelviolett, und hat fast die Gestalt einer kleinen Tulpe, innerhalb aber hat sie einen grossen Büschel goldgelber Staubgefässe, welches ihr ein schönes Ansehen giebt. Stengel und Blumenkelche sind mit einem feinen silbergrauen Filze überzogen. Im Herbste verschwindet die ganze Pflanze über der Erde, und bloss die Wurzel bleibt gut, und schlägt im Frühjahre wieder aus.~~Fig. 2. Der Gift-Lattich. (Lactuca virosa. L.)~~Der Giftlattich gehört zum Geschlechte der Sallate, und wächst wild in Teutschland an de Zäunen und Gräben. Er blühet im Julius und August gelb, wie der Garten-Salat, und hat einen weissen scharfen Milchsaft, welcher hervordingt, wenn man ein Blatt zerreisst, bitter schmeckt, und einen starken betäubenden Geruch hat. Man muss sich daher vor dieser Pflanze sehr hüten.~~
Ad99998 05 041aAd99998 05 041a.jpgFig. 1. Die schnakenfüssige Rüsselmilbe (Trombidium phalangioides.)~~Diese Rüsselmilbe, welche hier in ihrer natürlichen Grösse, und sehr vergrössert abgebildet ist, lebt im Walde unter dem Moose und trocknen Laube; hat 8 Beine und einen roth und schwarzen haarigen Leib.~~Fig. 2. Die Gauckler-Wasserspinne (Hydrachne histrionica.)~~Ist in der Natur so klein, dass man sie kaum mit blossen Augen erkenne kann. Sie sieht roth und schwarz aus, und lebt im Sommer in schlammigen Wassergraben.~~Fig. 3. Die scheerenfüssige Milbe. (Acarus chelopus.)~~Dies Insect ist ebenfalls unendlich klein, aschgrau und schwarz von Farbe, und hat an seinen beiden Hinterfüssen Scheeren, mit welchen es sich festhält. Es lebt auf der Haut kleiner Vögel.~~Fig. 4. Die Tauben-Sägemilbe. (Rhynchoprion columbae.)~~Die Tauben-Sägemilbe ist ziemlich gross, violetbraun und schön gezeichnet. Sie findet sich auf den Haustauben, und besonders auf den Jungen derselben, oft in so grosser Menge, dass diese davon sterben.~~Fig. 5. Der rothgelbe Schnakenfuss. (Phalangium rufum.)~~Dies kleine Insect lebt in Wäldern an den Stämmen alter Bäume, hat einen rothgelben Leib, und 8 sehr lange dünne Beine, und sieht fast aus wie eine langbeinige Spinne.~~Fig. 6. Der Schmarotzer-Scheerenträger. (Chelifer parasita.)~~Dies Insect, welches viele Aehnlichkeit mit dem Scorpione hat, heisst auch sonst der Bücher-Scorpion, weil man es häufig in alten Büchern findet. Es sieht rothbraun aus, hat 8 Beine, einen länglich runden Leib, und vorn ein Paar lange Scheeren, wie der Scorpion.~~Fig. 7. Die zweigliedrige Flohmilbe. (Phthiridium biarticulatum.)~~Diese Milbe lebt als ein Schmarotzerthier vorzüglich auf den Fledermäusen, hat 6 Beine, und an diesen doppelte scharfe Haaken, und ist sehr sonderbar gestaltet.~~Fig. 8. Das Stöhr-Scheermaul. (Dichelesthium Sturionis.)~~Dies Schmarotzerinsect lebt vorzüglich auf der Haut des Stöhrs, sieht gelb röthlich aus, und hat fast gar keine sichtbaren Beine und Kopf. Demungeachtet bewegt es sich sehr lebhaft und leicht.~~Fig. 9. Der Delphin-Schiffer. (Argulus Delphinus.)~~Auch dies Insect lebt im Wasser und auf der Haut, besonders der Flussfische. Es hat 8 Doppelbeine, einen runden scheibenförmigen Körper, welcher grünlich aussieht, und schwarz punctirt ist. Es schwimmt gut, und setzt sich daher sehr leicht an alle Fische an.~~
Ad99998 05 042aAd99998 05 042a.jpgFig. 1. Der blaue Schillervogel. (Papilio Nymphalis gemmata, Iris.)~~Dieser Schmetterling lebt in Teutschland, und ist einer unsrer schönsten Tagfalter. Er ist mit ausgebreiteten Flügeln 4 Zoll breit. Fig. A zeigt ihn auf der Ober- und B auf der Unterseite. Auf der Oberseite ist die Grundfarbe der Flügel braun, und der eine Flügel schillert, wenn man den Schmetterling etwas schief betrachtet, immer sehr schön himmelblau. Dies kommt von dem sonderbaren Bau seiner kleinen Farbenfedern oder Schüpchen her, welche beinahe wie Tulpenblätter aussehen (fig. D) wie ein Fächer gefältelt, und so gestaltet sind, dass die eine Seite der Fältchen braun, und die andere blau aussieht, wie fig. E zeigt. Die Unterseite der Flügel schillert nicht, sondern ist braun, gelb und weiss sehr schön gezeichnet. Die Raupe (fig. C.) sieht grün aus, hat am Kopfe ein Paar Spizzen, und lebt auf den Sahlweiden. Dieser Schmetterling heisst auch die Iris.~~Fig. 2. Der Apollo. (Papilio eques Heliconius, Apollo.)~~Dieser Tagfalter heisst der Teutsche Apollo, und ist beinahe eben so gross, als die Iris. Er ist sehr schön gezeichnet, die Grundfarbe der Flügel blassgelb, mit schwarzen und rothen Flecken. Man findet ihn gewöhnlich auf hohen Bergen, und daher vorzüglich in der Schweiz auf den Alpen. Seine Raupe ist schwarz, stark behaart, mit orangefarbnen Puncten (fig. e) und nährt sich von den feste Blättern der Steinbrechs-Arten.~~
Ad99998 05 043aAd99998 05 043a.jpgFig. 1. Der Greifadler.~~Dieser grosse Adler, der mit ausgebreiteten Flügeln 8 bis 9 Fuss misst, lebt in mehreren Theilen von Süd-Africa, und nährt sich von Antilopen, Hasen und anderen Thieren, die er mit seinen starken Klauen fängt. Er hat ein weiss und braun gesprengtes Gefieder, und am Hinterkopfe einen lang herabhängenden Federbüschel.~~Fig. 2. Der Haubenadler.~~Der Hauben-Adler bewohnt Paarweise das Kafferland, gleicht an Grösse unserm teutschen Bussard, übertrifft ihn aber sehr an Kühnheit und Muth. Von dem langen haubenähnlichen Federbüschel am Kopfe erhielt er den Namen Hauben-Adler. Seine Nahrung besteht in Enten, Rebhünern und anderem Flügelwerke. Die Hauptfarbe seines Körpers ist dunkelbraun.~~Fig. 3. Der Weissling.~~Dieser zierliche Falke gefällt uns sogleich durch sein sanftes weisses Gefieder, welches mit Gelb und Braun geflammt ist. Er findet sich in den Wäldern des Hutniqua-Landes, wo er auf hohen Bäumen nistet. Mit grösster Behendigkeit und Schnelligkeit verfolgt er die wilden Tauben und andere Waldvögel, die selten seinen Klauen entkommen.~~Fig. 4. Der Singadler.~~Dieser Adler, den uns le Vaillant, so wie die vorigen von seiner Reise durch Africa mitbrachte, ist eine seltene Erscheinung unter den Raubvögeln, da er mehrere gesangvolle Töne von sich giebt. Er hat die Grösse von unserem See-Adler, und nährt sich gewöhnlich von Fischen, die er, aus der Luft herabschiessend, fängt. Da er sehr scheu ist, so wird er selten von denen, die ihm nachstellen, erlegt.~~Fig. 5. Der Wasseraar.~~Der Wasser-Aar, der gleichfalls von Fischen lebt, hält sich am Ufer fischreicher Flüsse nahe am Meere auf, und lauert da auf seinen Fang. Sein Gefieder ist dicht und stark, und braun und weiss gefärbt.~~Fig. 6. Der Kaffervogel.~~Dieser im Kaffer-Lande sich findende Adler wird so gross als unser Gold-Adler, nährt sich vom Aase, und gleicht hierin, und durch den Schnabel und die platteren Füsse mehr dem Geier. Der ganze Körper ist mit schwarzen Federn überdeckt, und die langen Flügel ragen noch über den Schwanz hinaus.~~
Ad99998 05 044aAd99998 05 044a.jpgDer Riesen-Apfel.~~Dieser Apfel ist vielleicht die grösste Baumfrucht, welche in unseren Gärten wächst, und verdient daher seinen Namen, der Riesenapfel mit Recht, weil wir Alles, was verhältnismässig in der Natur ausserordentlich gross ist, riesenhaft nennen. Was also der Riese unter den Menschen ist, das ist dieser Apfel unter den Aepfeln; denn Alles ist an ihm gross und dick; Baum, Holz, Blätter, Blüten und Frucht, welche 5 1/2 Zoll breit und 4 Zoll hoch ist.~~Dieser Baum ist in seiner Blüte eine der schönsten Zierden unserer Obstgärten und im Herbste, wenn seine ungeheuern Früchte reifen, ist er kaum fähig seine Last zu tragen; so dass man auch seine Aeste unterstützen muss, damit sie nicht brechen.~~Der Apfel selbst, wenn er reif ist, sieht hell grüngelb aus, und hat an der Sonnenseite einen rothen Backen, welches ihm ein sehr schönes Ansehen giebt. Er ist wohlschmeckend, obgleich er nicht zum Tafelobste, welches man roh isst, sondern vielmehr zum Wirthschaftsobste, welches zu Backwerke und anderen Küchenspeisen gebraucht wird, zu rechnen ist.~~
Ad99998 05 045aAd99998 05 045a.jpgDas empörendste Unrecht, welches der Mensch begehen kann, ist, seinen Mitmenschen zu seinem niedrigen Sclaven zu machen, und gleich einem Thiere Handel damit zu treiben. Und doch geschieht dieses heutigen Tages noch immer mit den unglücklichen Negern in Africa. Den Europäern, die sich zum Theil zu Herren des festen Landes von America und von den westindischen Inseln gemacht haben, fehlt es in den dortigen Gegenden an Arbeitern zu ihren Plantagen und Bergwerken; denn die Eingebornen sind zu schwächlich und auch in zu geringer Anzahl, und Europäer lassen sich zu solchen niedrigen Sclavendiensten nicht brauchen. Sie schicken daher jährlich eine Menge von Schiffen nach der Westküste von Africa, vorzüglich nach der Küste von Guinea ab, die von den dortigen Sclavenhändlern auf Menschenmärkten, die armen Neger wie Schlachtvieh kaufen. Diese unglücklichen Geschöpfe werden durch List oder mit Gewalt in dem Inneren von Africa weggefangen, oder von ihren Familien weggerissen, Paarweise zusammengekuppelt, und so Scharrenweise nach den Sclavenmärkten getrieben. Wir sehen auf Fig. 1. solch' ein schreckliches Schauspiel, wo die schwarzen Sclavenhändler einen Vater von seinen Kindern losreissen, und nach den Transportschiffen, die man in der Ferne sieht, schleppen. Ein solches Schiff (Fig. 2.) ist ein wahrer Kerker für die armen Gefangenen, da der Capitain aus Gewinnsucht den Raum möglichst zu benutzen sucht. Die Sclaven liegen deswegen in engen drittehab Fuss hohen Behältnissen Paarweise zusammen gefesselt, so enge nebeneinander, (Fig. 2. A. B. C.) dass sie sich nicht rühren können. Nur selten werden sie auf das Verdeck an die Luft geführt, und ihre Nahrung besteht in einem dickgekochten Brei. Viele sterben daher aus Verzweiflung lieber Hungers, um sich nur von ihrem gränzenlosen Elende zu befreien. Die meisten werden aber durch ansteckende Krankheiten, die bei dem heissen Klima aus der verdorbenen Luft in den engen Behältnissen entstehen, dahin gerafft. Kömmt das Sclavenschiff an Ort und Stelle, so macht der Capitain öffentlich seine Ankunft bekannt, und verkauft nun den herzuströmenden Pflanzern oder ihren Mäklern seine Sclaven. Der Preis eines gesunden männlichen Sclavens in Westindien ist gewöhnlich 300 Thaler; die Weiber kosten etwas weniger. Die gekauften Sclaven werden von dem Pflanzer nun auf seine Plantagen getrieben, und da hängt ihr gutes oder schlechtes Loos von der Willkühr ihres neuen Herrn ab.~~
Ad99998 05 046aAd99998 05 046a.jpgFig. 1. Die Felsenbrücke in Virginien.~~In der nordamericanischen Provinz Virginien findet sich, nicht weit von den blauen Bergen, eine seltene Erscheinung; nämlich eine ungeheure Felsenbrücke, die die Natur selbst bildete. Der englische Reisende Weld beschreibt sie uns folgendermaassen. Durch eine gewaltsame Erschütterung riss die Natur diesen Felsen auseinander, so dass ein Spalt vom Gipfel bis zum Fusse des Berges entstand, der sich eine teutsche Meile weit erstreckt. Bei der Erschütterung trennte sich wahrscheinlich der obere Theil des Felsens, und viel so queer über den Spalt, dass er eine natürliche Bogenbrücke bildete. Dieser Bogen ist 80 Fuss breit, 40 Fuss dick, und oben an der einen Seite mit Nadelholz bewachsen. Unbemerkt kommt man aus dem dicken Walde dahin; man ahndet nicht auf einer Brücke zu seyn, bis man an den Rand gelangt, und in eine schauerliche Tiefe von einigen hundert Fuss hinabsieht. Ist man über die Brücke gelangt, so führt ein steiler Fusssteig zwischen Felsen und Bäumen hinab in den Abgrund.~~Fig. 2. Hänge- und Zugbrücken in Süd-Amerika.~~Als Gegenstück zu der vorigen riesenhaften Naturbrücke, sehen wir hier einige leichte Brücken, durch deren Hülfe die Spanier in Südamerica leicht über die Flüsse setzen. Die erste besteht aus einem queer über den Fluss gezogenen starken Seile, an das ein leichter Nachen befestigt ist, in den sich der Ueberzuschiffende legt, und so wird der schwimmende Kahn von einem einzigen Menschen leicht herübergezogen. Auf gleiche Art transportirt man auch Pferde, indem man sie durch ein Tragband an das Hauptseil befestigt, und durch das zweite Seil dann schwimmend herüberzieht. Die dritte Art ist die hängende Brücke. Sie besteht aus an einander gefügten Bretern, die von unten durch zwei Stricke oder Ketten verbunden sind, und an den Ufern an starke Pfähle befestigt werden. Die Brücke biegt sich bis zum Wasserspiegel, und so geht der Reisende, indem er sich an den Seitenstricken anhält, leicht darüber weg.~~
Ad99998 05 047aAd99998 05 047a.jpgDie grosse dunkle Damascener-Rose. (Rosa Damascena grandiflora.)~~Unter allen Rosen-Arten ist diese Sorte die grösste und prächtigste. Wir haben oben einen Riesenapfel kennen gelernt, der wegen seiner ausserordentlichen Grösse diesen Namen führte; und wir könnten eben so diese Blume die Riesen-Rose nennen, denn ihr Durchmesser ist 5 Zoll; und sie macht ebenwegen ihrer ausserordentlichen Grösse, eine vorzügliche Zierde unserer Gärten. Ihre Farbe ist karmoisinroth, oft sehr dunkel, und in der Mitte hat sie ein goldgelbes Auge; ihr Strauch wird 3 Fuss hoch, und ist sehr bedornt. Unsere strenge Winterkälte kann sie nicht wohl vertragen.~~
Ad99998 05 048aAd99998 05 048a.jpgDie Venetianische Traube oder der bunte Wein. (Vitis vinifera bicolor.)~~Dieser sonderbare Weinstock gehört unter die, zur Zeit noch seltnen schönen Zierpflanzen unserer Gärten, denn seine karmesinroth und grün geschäckten Blätter, geben an dem Espalier einer Wand den fröhlichsten Anblick. Noch sonderbarer aber sind im Herbste seine bunten Trauben, welche theils ganz blaue, theils ganz grüne, theils halb grüne und halb blaue, theils blau und grün gestreifte Beeren haben. Man solle glauben, die grünen Beeren wären noch nicht reif; allein dies ist nicht der Fall, und die grünen Beeren sind eben so reif und wohlschmecken, als die blauen.~~Man hat diese schöne Spielart des Weinstocks die venetianische Traube deshalb betitelt, weil ein teutscher Gartenliebhaber die erste Pflanze davon aus einem Garten im venetianischen Gebiete mitbrachte.~~
Ad99998 05 049aAd99998 05 049a.jpgFig. 1. Der Ohren-Geier.~~Dieser Geier bewohnt Süd-Africa, und ist so gross, dass er mit ausgespannten Flügeln zehn Fuss misst. Seinen Namen hat er von den rothen Fleischlappen, womit die Ohren umgeben sind. Der Kopf ist, wie bei den übrigen Geierarten, kahl. Um den kahlen Hals steht eine Krause von steifen Federn: das übrige Gefieder ist dunkelbraun. Seine Nahrung besteht in Aas, und er wittert durch seinen feinen Geruch die todten Körper in weiter Entfernung aus.~~Fig. 2. Der Struntgeier.~~Der Struntgeier findet sich am Vorgebirge der guten Hoffnung allenthalben. Er bewohnt felsige Gebirge, und lebt vom Aase, das er auch an der Meeresküste aufsucht. Er ist etwas kleiner als der Ohren-Geier, und isabellgelb gefärbt. Sein Nest macht er in den Felsenklüften.~~Fig. 3. Der Schogun.~~Der Schogun ist eine Geierart aus Ostindien, die uns le Vaillant beschreibt. Dieser Vogel erreicht die Grösse eines Truthahns. Die Hauptfarbe seines Gefieders ist schmutzigbraun, der nackte Hals ist weislich, und eine Federkrause von ähnlicher Farbe umgiebt ihn da, wo der Leib anfängt. Von der Lebensweise dieses Vogels wissen wir noch gar nichts.~~Fig. 4. Der Gaukler.~~Der Gaukler findet sich im Hutniqua-Lande, und an der ganzen Ostküste von Süd-Africa, sehr häufig. Er zeichnet sich durch seinen sehr kurzen Schwanz aus, über den die Flügel noch hinausragen. Im Fluge wendet er sich sehr schnell, schiesst eine Strecke herab, und steigt dann wieder in die Höhe. Dieses Spiels wegen nannte ihn le Vaillant den Gaukler. Er nährt sich vom Aase, doch stösst er auch auf Antilopen.~~Fig. 5. Der Urigurap.~~Dieser weissgelbe Geier, der die Grösse einer Truthenne hat, bewohnt das ganze südliche Africa, und lebt ganz friedlich neben den herumziehenden Heerden der Hottentotten, die ihn Urigurap nennen. Da nährt er sich vom Fleische gefallener Thiere und anderen Abgängen. Der Schnabel ist lang und schmal, und der Hintertheil das Halses mit langen Federn besetzt.~~
Ad99998 05 050aAd99998 05 050a.jpgAls der Spanier Pizarro im Anfange des sechszehnten Jahrhunderts (1525) das goldreiche Peru entdeckte, und bald unterjochte, war dies südamericanische Land von einer ziemlich gebildeten Nation bewohnt, deren Abkömmlinge mit einigen dortigen Spaniern auf dieser Tafel abgebildet sind. Ausser diesen findet man hier Mulatten, welche aus der Verbindung der Europäer mit Negern entstehen, und die sich zahlreich in Peru befinden.~~Fig. 1. Einwohner von Lima.~~Ein Spanier und ein Spanierin aus den mittleren Ständen in Peru. Sie sind nicht in Spanien geboren, wie ihre dunkle Gesichtsfarbe zeigt, sondern eingeborne Peruaner, von spanischen Vorfahren, oder sogenannte Creolen. Sie sind im Sonntagsstaate, wie mehrere der hier vorgestellten Personen, die bei Gelegenheit eines feirlichen Festes abgebildet sind. Der mit einem scharlachnen Mantel bekleidete Bürger, trägt sein langes Haar in einem Netze oder einer Redesilla, welche an der Stirne zusammengeschnürt wird. Sein weiter Mantel zeichnet ihn vor dem Mulatten No. 5. aus.~~Fig. 2. Vornehme Frau aus Lima.~~Eine Dame aus den höheren Ständen in Peru - auch eine Spanierin im vollen Putze, mit einem in viele Falten gelegten Reifrocke, Spitzenärmeln, einer Mautille von Scharlachrother Vigogne mit Selber gestickt, Perlenschmuck um den Hals, und einer Spitzenhaube.~~Fig. 3. Indianer aus Peru.~~oder eingeborne Peruaner in häuslicher Tracht. Sie gehören zu der zimmetfarbenen Abart der Menschen, welche die ursprünglichen Bewohner America's grösstentheils bilden. Die Kleidung der Frau ist der unserer Bäuerinnen, wie sie nicht völlig angezogen sind, ähnlich. Der hinter ihr stehende Mann hat den Pongo an, ein Ueberhängekleid, fast nach der Art der Hemden, welche unsere Fuhrleute in Teutschland über ihre Kleider ziehen, nur dass es an beiden Seiten offen ist.~~Fig. 4. Landleute aus Peru~~oder eingeborne Peruaner im Sonntagsputze. Der Mann trägt über den Pongo noch ein schwarzes Skapulier, welche aber mit einem überhängenden, mit Tressen eingefassten Kragen versehen ist. Von der spitzigen Mütze der Frau, dem einzigen Ueberbleibsel ihrer alten peruanischen Tracht, hängen breite gestreifte Bänder herab.~~Fig. 5. Einwohner von Quito.~~Ein Paar Mulatten, deren Anzug sich dem der peruanischen Creolen näert. Ihre Hauptfarbe fäll in das kaffeebraune. Quito ist eine andere grosse Stadt im Königreiche Quito, welche beinahe unter der Linie liegt.~~
Ad99998 05 051aAd99998 05 051a.jpgFig. 1. Die Teufelsbrücke auf dem St. Gotthard.~~Um aus der Schweiz nach Italien zu kommen, wählt man gewöhnlich den Gebirgsweg über den St. Gotthard, ein hohes Gebirge, in dem kleinen Schweizer Canton Uri. Diese Reise muss man wegen der steilen Gebirge entweder zu Fuss oder auf Maulthieren machen. Man steigt von dem Schweizer Städtchen Altorf immer aufwärts längs der Reuss, die eine Menge von Wasserfällen bildet. Schon hat man acht Brücken passirt; jetzt kommt man auf einmal zu einer fürchterlichen Felsenschlucht, in die sich die Reuss tosend und schäumend hinabstürzt. Ein einziger kühn gesprengter Bogen führt darüber, und dieses ist - die so bekannte Teufelsbrücke. Rings umher sieht man nichts als grosse, öde Felsenmassen, die das schauerliche des ganzen Bildes noch vermehren. Ist man über die Brücke hinüber, so zeigt sich der Teufelsberg, eine aus grossen Granitblöcken, von der Natur kühn aufgethürmte Felsenmasse. Hier muss man einen langen dunkeln Gang durch das Gebirge passiren, welches das Urner oder Ursener Loch genannt wird. Dieses führt zu einem angenehmen freundlichen Thale mit den schönsten Alpenwiesen - ganz das Gegentheil der unwirthbaren Gegend der Teufelsbrücke. Man braucht zur Reise über den Gotthardt von Altorf bis Bellinzone auf der italienischen Seite drei Tage. Da dieses zugleich eine Handelstrasse ist, die in vorigen Zeiten stark besucht wurde, so war auf der Höhe sonst ein Capuciner-Kloster errichtet. Hier erquickten sich die Reisenden, fanden frische Maulthiere für ihre Waaren, und die gutmüthigen Klosterbrüder suchten mit Hülfe grosser abgerichteter Hunde, selbst die im Schnee verunglückten Passagiere zu retten.~~Fig. 2. Die Rhone-Brücke zu St. Moritz.~~Bei dem Flecken St. Moritz im Walliser Lande, treten die Gebirge so nahe zusammen, dass sich hier der Rhonefluss durch ein enges Felsenthor wüthend und brausend durchdrängt. In einiger Entfernung von dem eben erwähnten Felsenthore steht dann die hier abgebildete berühmte Brücke. Sie besteht aus einem einzigen Bogen, dessen Enden sich auf die beiden Berge, den Dent de Mocle und Dent zu Midi stützen.~~
Ad99998 05 052aAd99998 05 052a.jpgSo wie wir oben auf Taf. XIII. die grösste aller Rosen, die Riesenrose bewunderten, lernen wir hier die beiden kleinsten und niedlichsten Rosensorten, die man eben so im Gegensatze die Zwergröschen nennen könnte, kennen. Dies sind folgende zwei Sorten.~~Fig. 1. Die kleine Provencer-Rose. (Rosa provincialis minima.)~~Die kleine Provencer Rose - welche auch die Ranunkel-Rose heist, weil sie an Grösse und dem Baue ihrer Blume völlig der Ranunkel gleicht - führt den Namen von ihrem Vaterlande, der Provence, im südlichen Frankreich, und ist ein überaus liebliches Röschen. Ihr Strauch wird selten über 1 Fuss hoch, hat überaus zartes grünes Holz, kleine niedliche Blätter, und nur wenige zarte Dornen. Ihre Blume hat selten über 1 Zoll im Durchmesser, ist dunkel, oft auch hellkarmoisinroth, und sieht völlig aus wie eine Ranunkel, so dass man sie auch in der Ferne für eine dunkelrothe Ranunkel halten könnte.~~Fig. 2. Das Dijon-Röschen. (Rosa Damascena Dijonensis.)~~Dies kleine allerliebste Miniaturröschen ist die lieblichste und zierlichste Blume, die man nur sehen kann. Sie führt ihren Namen von der Stadt Dijon in Frankreich, woher wir sie zuerst erhielten. Ihr kleiner noch keinen Fuss hoher Strauch, ihr zartes hellgründes, fast dornenloses Holz, ihre kleinen drei- und fünflappigen Blätter, ihre noch keinen Zoll grosse blassrothe Blume, die im Aufblühen der Centfolie gleicht, alles ist äußerst zierlich und elegant an ihr. Sie gehört, nach der Characteristik ihres länglichen Fruchtknoten, zu den Damascener Rosen.~~
Ad99998 05 053aAd99998 05 053a.jpgFig. 1. Der Schukuhuh.~~Diese Eulenart lebt im südlichsten Afrika, jagt zwar nur bei Nacht, kann aber, wenn sie am Tage aufgejagt wird, doch auch bei Sonnenscheine fliegen. - Sie ist fast von der Grösse der gemeinen Ohreule, hat aber einen längeren Leib und auch längere Füsse. Die gefalteten Flügel reichen bis auf drei Viertheil der Länge des Schwanzes hinab. Füsse und Zehen sind mit grauweissen, seidenartigen Federn bedeckt. Schnabel und Klauen sind schwarzbraun, und die Augen dunkel topasengelb. Die Grundfarbe des Gefieders ist braun von allen Tiefen und Höhen der Farbe mit weissen Flecken. Der Unterleib ist lichter und regelmässiger geschuppt. Der Schwanz ist dunkelbraun und röthlichweiss in die Queere gestreift.~~Fig. 2. Der Huhul.~~Der Huhul ist eine noch wenig bekannte, schöne Eule, welche sich im westlichen Südamerika findet. Er geht gegen die Gewohnheit der Eulen auch am Tage auf seinen Raub aus, wie er sich denn durch seinen ganzen Bau sehr den Tag-Raubvögeln nähert. Sein fast ganz unbedeckter Schnabel ist, so wie Zehen und Krallen, schön gelb. Der Schwanz hat zwei Drittheil der Länge des Körpers, und wenn die Flügel gefaltet sind, reichen sie bis auf die Hälfte desselben. Das ganze Gefieder des Körpers ist schwärzlich und weiss geschuppt. Die Füsse sind kamaschenartig mit schwarzen Federchen bedeckt. Die Flügel sind kaffeebraun, mit einzelnen, weiss eingefasten Federn. Der Schwanz ist noch dunkler braun und weiss geadert, fast wie manche Marmorarten. - Der Huhul hat die Grösse der gemeinen Steineule.~~Fig. 3. Die Steineule mit dem Ringkragen.~~Diese seltene Eulenart ist grösser wie die gemeine Eule, und kleiner, als der Uhu. Das ganze Ober- und Hintertehil derselben ist dunkel chokoladebraun, eben so das Gesicht. Brust, Bauch und Seiten sind weiss. Ueber den Augen zeichnen sich zwei weisse Augenbraunen, und eben so auf der weissen Brust ein brauner Ringkragen aus. Der oben dunkelbraune Schwanz ist mit weissen Queerstreifen und solcher Einfassung versehen. Der Schnabel ist an der Spitze gelb, und an der Wurzel bläulicht. Füsse und Zehen sind mit seinen hochweissen Federn eingefasst. Die Krallen sind schwarz.~~Fig. 4. Die Steineule mit dem Federbusche.~~Der blendend weisse Federbusch, welcher diese in Guyana einheimische Eule auszeichnet, erhebt sich nicht wie bei den Uhus ohrenförmig auf dem Kopfe, sondern entspringt an der Wurzel des Schnabels, läuft um die Augen her und schwankt, indem sich die anfangs kurzen und sehr biegsamen Federn immer verlängern, dann auf beiden Seiten des Halses hinab. Diese Eulenart ist von der Grösse der gemeinen Ohreule, hat einen gelben Schnabel und braune Krallen. Vorder- und Untertheil des Leibes sind weisslich mit seinen dunkeln Streifen durchzogen, das Obertheil des Körpers, Rücken, Flügel und Schwanz düster rothbraun, hier und da weiss gefleckt. Die Füsse sind bis zu den Zehen mit bräunlichen Feder bedeckt.~~Fig. 5. Die Steineule mit schwarzer Maske.~~Eine seltene Eulenart, die aus dem südlichen Amerika stammen soll, und wenig bekannt ist. Die beiden grossen schwarzen Flecken des Gesichts stechen lebhaft gegen das zarte Weiss, mit dem der ganze Vordertheil des Körpers, so wie auch der übrige Kopf, das Hintertheil des Halses und der Achseln bedeckt ist, ab. Flügel und Schwanz sind bräunlich, erstere mit zerstreuten weissen oder schwarzen Flecken hier und da bedeckt. Schnabel und Krallen sind schwärzlich, und die Füsse, so wie die Zehen mit Federn bedeckt.~~Fig. 6. Die weisse Steineule.~~Wahrscheinlich ist diese ganz schneeweisse Eulenart (mit Ausnahme einiger schwarzen Flecken auf den Flügeln) unter dem kalten Himmelsstriche einheimisch. Wenn die Fügel ruhen, reichen sie einige Zolle über den Schwanz hinweg. Die Füsse und Zehen sind durchaus mit seidenartigen, sehr dichten Federn bedeckt, so dass man kaum die Spitzen der schwarzen Krallen sehen kann. Der Schnabel ist gleichfalls schwarz.~~
Ad99998 05 054aAd99998 05 054a.jpg

Insekten XXXV. Bd. V. No. 52.

AUSLÄNDISCHE SCHMETTERLINGE.

Die hier abgebildeten schönen Schmetterlinge sind sämmlich Bewohner fremder heisser Länder. Dort scheint die ganze Natur schöner zu seyn; Fische, Vögel, Insecten glänzen von tausend herrlichen Farben, und setzen das Auge der Reisenden, die aus nördlichen Gegenden dahin kommen, in Erstaunen.

Fig. 1. Der Grün-Marmor.

Dieser seltene Tagvogel hat die Farbe von grün und schwarzem Marmor, wovon er auch den Namen hat. Nach seiner äussern Gestalt und den Ausschnitten an den Flügeln hat er viel Aehnlichkeit mit unserm Schwalbenschwanze oder Seegelvogel, ist aber grösser als letzterer.

Fig. 2. Der Harlekin.

Der Harlekin ist ein schöner Nachtvogel, der von seiner buntfleckigen Zeichnung, die man mit der Harlekins-Kleidung verglich, genannt wurde. Der goldgelbe Körper hat eben zur Hälfte blaue Vorderflügel mit weissen Flecken. Die goldfarbigen Hinterflügel sind schwarz gefleckt.

Fig. 3. Die Indianische Goldborde.

Dieser prächtige Schmetterling ist gleichfalls über und über goldgelb gefärbt, mit einem hochgoldgelben Flecke auf den Vorderflügeln.

Fig. 4. Der Feuerfleck.

Die langgezogenen Flügel sind rauchbraun von Farbe, und auf den Vorderflügeln in der Mitte sitzt ein grosser, hochrother Fleck.

Ad99998 05 055aAd99998 05 055a.jpgUnser so wohlschmeckender, allgemein bekannter Flusskrebs ist ein Insect, das sich nicht bloss in allen Theilen von Europa findet, sondern auch in mehreren Theilen von Afrika, Asien und Amerika abgetroffen wird. Seine gewöhnliche Länge beträgt 4 bis 6 Zoll, doch giebt es bisweilen auch Flusskrebse, die einen Fuss lang sind. Seine Farbe ist sehr verschieden, denn bisweilen giebt es auch blaue und rothe Krebse; doch gewöhnlich erscheint er wie hier bei Fig. 1. schwarzgrün gefärbt. Die Männchen unterscheiden sich von den Weibchen durch breitere Scheeren und einen schmälern Schwanz. Erstere werfen ihre Schale ab, oder mausern sich im Frühjahr, letztere im Herbste, und heissen alsdann Butterkrebse. Sie paaren sich im Herbste, und das Weibchen trägt ihre Eier bis zum Frühjahr unter dem Schwanze, bis dann im Junius oder Julius die kleinen Krebschen zum Vorschein kommen. Sie wachsen viele Jahre fort, und werden im Ganzen gegen 20 Jahr alt. Merkwürdig ist es, dass wenn die Krebse ihre Scheeren verlieren, diese von neuem wachsen; manchmal erhalten sie dann wie bei Fig. 2 und 3. eine monströse Gestalt.~~Der Krebs lebt in Flüssen, Bächen und Teichen der süssen Gewässer, und seine liebste Nahrung sind todte Körper, denen er im Wasser weit nachgeht. Wir wollen jetzt auch etwas von seinem innern Bau kennen lernen. Fig. 4. stellt das vergrösserte aus einer schwarzen Halbkugel bestehende Auge vor. - Wenn man die äusseren Schalen wegbricht, so sehen wir die innere Structur des Krebses. Der Magen aa liegt im Kopfe, von ihm geht der Mastdarm f durch den ganzen Schwanz fort. Das Herz c ist weiss, mit vier grossen Gefässen. Fig. 6. dd sind Muskeln, die den starken Zahn im Maule in Bewegung setzen, womit der Krebs seine Nahrung zermalmt. Bei ee sind Oeffnungen, wodurch der Krebs Wasser und Luft aus- und einathmet.~~
Ad99998 05 056aAd99998 05 056a.jpgUnter die Naturschauspiele, welche selbst das roheste Herz mit unwillkührlicher Ehrfurcht und Bewunderung ergreifen, gehören Wasserfälle, wenn in ihnen eine etwas bedeutende Wassermasse eine beträchtliche Höhe herabstürzt. Sie entstehen, wenn das Bette eines Flusses plötzlich viel tiefer wird, als es vorher war. Seltener geschieht der Wassersturz ganz senkrecht, wie bei dem Falle des Teverone im Kirchenstaate, dem Staubbach in der Schweiz und einigen andern. Gewöhnlicher ist die Fläche des Sturzes nur sehr stark gegen die Horizontallinie geneigt.~~Unter die merkwürdigsten Wasserfälle der alten und neuen Welt gehören die auf Taf. 54. abgebildeten Fälle des Niagara und des Rheins bei Lauffen.~~Fig. 1. Fall des Niagara.~~Das innere Nordamerika ist voll beträchtlich grosser Landseen, deren Wassermenge der St. Lorenz-Strom, einer der grössten der Welt, abführt. Zwei jener Seen, der Erie und der Ontario, sind durch einen an 8 teutsche Meilen langen natürlichen Canal, den Niagara-Strom verbunden, der anfänglich bei seinem Austritte aus dem See Erie mit unbeträchtlicher Schnelligkeit fortströmt, bald aber durch Aufnahme beträchtlicher Flüsse verstärkt und zwischen felsigten Ufern eingeengt, dem merkwürdigen Falle zueilt, wo ein Strom von fast 4000 Fuss Breite in eine Tiefe 150 Fuss lothrecht hinabstürzt. Zwei Inseln auf dem Bette des Catarakts theilen ihn in drei Abttheilungen. Der östliche, auf dem Kupfer recht liegende Theil des Falls hat ein um 18 Fuss niedrigeres Bette, als die beiden andern. Aber eben aus diesem Grunde strömt ihm die grösste Wassermasse zu, und sein Anblick ist der erhabenste unter den drei Fällen. Der dichte, weisse Wasserdampf, der unausgesetzt von ihm emporsteigt, wird auf 12 teutsche Meilen weit gesehen, und bei stillem Wetter hört man sein Toben auf 3 bis 4 Meilen weit. Den Totaleindruck des Ganzen fasst keine Auge und erreicht keine Beschreibung.~~Fig. 2. Rheinfall bei Lauffen.~~Dieser nicht so grosse, als der vorhergehende, aber gleichfalls sehr sehenswürdige Fall eines der prächtigsten Ströme Europa's findet bei dem Schlosse Lauffen, eine kleine Stunde unterhalb Schaffhausen, auf der Gränze zwischen Teutschland und der Schweiz statt. Auf dem Kupfer liegt dieses Schloss rechts, und unterhalb demselben bemerkt man fast mitten im Falle ein kleines Gerüst, die Fischez, von dem man zwar den ganzen Fall nicht übersieht, allein gerade die drei Fälle desselben, welche den grössten Eindruck machen. Mehrere Felsen, die sich theils im Falle, theils im Rande desselben erheben, theilen ihn nämlich in fünf Fälle. Der höchste und mächtigste ist unter dem Schlosse Lauffen. Seine Höhe beträgt bei niedrigem Wasser 50-60, bei hohem Wasser aber 80 Fuss. Dann ist das Donnern des Falls so fürchterlich, dass die Stimme des Menschen verhallt. Bei sehr stillem Wetter hört man den Fall auf 2 Stunden weit. - Von dem auf dem Kupfer links liegenden Schlösschen im Wörth, wo die über dem Falle ausgeladenen Waaren wieder eingeschifft werden, kann man den ganzen Fall übersehen. Bei sehr niedrigem Wasser ist man schon von Neuhausen, was links über Wörth am Falle liegt, bis zu dem zweiten Felstrümmer, der den Fall, von Lauffen aus gerechnet, abtheilt, gelangt.~~
Ad99998 05 057aAd99998 05 057a.jpgDie zum Theil sehr rauhe, aber durchaus von hohen Naturschönheiten erfüllte Schweiz, wird von einem friedlichen und arbeitsamen Volke bewohnt, bei dem sich ähnliche Volksfeste erhielten, wie wir solche in der Geschichte bei den Griechen, und gegenwärtig noch hier und da in Europa und auf einigen der glücklichen Inseln finden, die in dem grossen Oceane (dem stillen Meere, der Südsee) liegen. Der Stifter dieses Fests, von dem einzelne Scenen auf dieser Tafel abgebildet sind, war der Schultheis von Müllinen in Bern, und es war am 17then August 1805 zum erstenmale vor einer beträchtlichen Anzahl fröhlicher und friedlicher Zuschauer gefeiert. Kunstfertigkeiten und Körperstärke und Gewandtheit waren der Gegenstand des Fests. Wer den andern in einer oder der andern dieser Kraftäusserungen übertraf, dem ward ausser dem Beifalle der versammelten Menge ein Preis zu Teil. Der Platz dieses Festes war äusserst glücklich in einem anmuthigen Thale zwischen dem Thuner und Brienzer See gewählt, und die Witterung begünstigte das Fest sehr.~~Fig. 1. Schwinger.~~Beide Kämpfer haben einen ledernen Gürtel um die Hüften geschlungen. Jeder sucht seinen Gegner vermittelst desselben empor zu heben, und dann rücklings auf das Gras zu werden. Die Stellungen dieser Kämpfer sind oft sehr drollig. Zuweilen scheinen sie einen Walzer zu tanzen, zuweilen bewegungslos einander gegenüber den Moment der Schwäche des Gegner zu erlauern. Wer hingeworfen wird, ist besiegt.~~Fig. 2. Alphornbläser.~~Das Alphorn ist kein meldodisches Instrument, allein in der Höhe der Alpen, wenn der Hirte seine zerstreute Heerde damit zusammenruft von herzergreifendem Tone. Ihm passt kein Concertsaal, wenn nicht das freie hohe Gewölbe des Himmels seine Decke und schroffe Klippen und tiefe Agründe sein Boden sind. Jeder Schweizer fühlt auch in der Ferne von seinem Lande sein Herz durch den Ton des Alpenhorns unwiderstehlich zur Heimath gezogen, und ehemals musste deshalb das Blasen des Alphorns den Schweizern untersagt werden, die im französischen Solde standen. Sie wären sonst alle in ihre friedliche Heimath zurückgekehrt. Bei diesem Feste konnten also auch die Alphörner nicht fehlen.~~Fig. 3. Steinstosser.~~Wenn das Schwingen oder Ringen besondere Gewandtheit voraussetzt, so erfordert das Steinstossen (Steinwerfen) ausgezeichnete Muskelkraft. Beides, Gewandtheit und Muskelkraft, sind dem Alpenbewohne, der oft halbe Jahre lang in Wildnissen nur bei seiner Heerde lebt, in hohem Grade nötig. Bei dem Steinstossen hebt der Mann den Stein mit der rechten Hand auf seine rechte Schulter, und giebt ihm dann, ohne sich von der Stelle zu bewegen, durch einen plötzlichen Schwung des Körpers einen Stoss, so dass er mehrere Schritte weit fort fliegt. Bei diesem Feste war ein Appenzeller einen 184 Pfund schweren Stein auf diese Art 10 Schritte weit. Gewiss! ein seltenes Beispiel von Muskelkraft.~~Fig. 4. Preiss-Vertheilung.~~Das Fest hatte den Morgen durch gedauert, und nach dem fröhlichen Mahle theilten die Stifter desselben nach Gutachten der Kampfrichter die Preise aus. Sie bestanden in spanischen Widdern zu Veredlung der schweizerischen Schaafzucht, Medaillen, Kühertaschen (Ränzeln der Kuhhirten auf den Alpen), Schwingergürteln, Stutzen (gezogenen Büchsen), Waidmesser, Kappen von englischem Leder fein gestickt usw. Die meisten dieser Belohnungen sieht man auf dem Kupfer theils auf dem Tische, theils an dem glücklichen Siegen, dem eben die junge Dame noch eine Medaille umhängt.~~
Ad99998 05 058aAd99998 05 058a.jpgDie prächtige Nelumbo. (Nelumbium speciosum.)~~Die prächtige Nelumbo, welche auch die geheiligte Indische und Aegyptische Bohnenblume genannt wird, ist eine merkwürdige Wasserpflanze, die von den alten Aegytiern und den Bewohnern von Indien als heiliges Gewächs betrachtet wurde, welches sie auf ihren Hieroglyphen und heiligen Denkmälern abbildeten. Die Ursache war folgende: In Aegypten hieng bekanntlich die Fruchtbarkeit des Landes von den Ueberschwemmungen des Nils ab. Wenn diese Gewässer stiegen, so zeigten sich auch die Lotosblumen, die blaue Seerose (siehe No. 23 dieses Bandes), und die rosenrothe prächtige Nelumbo als Wasserpflanzen auf der Oberfläche des Wassers, und wurden als heilige Boten der befruchtenden Fluthen betrachtet. - Die prächtige Nelumbo findet sich jetzt nicht mehr in Aegypten, sondern vorzüglich in Persien, Indien und China in Sümpfen und stehenden Wassern. Die hier in natürlicher Grösse abgebildete Blume ist schön rosenroth gefärbt, und sitzt auf 8 Fuss langen Blumenstielen. Die schildförmigen, oft 2 Fuss im Durchmesser haltenden Blätter haben eben so lange Stiele, die sie auf der Oberfläche des Wasser halten. Der gelbe Stempel sitzt wie eine halbe Citrone in der Mitte der Blume, und enthält 20 bis 30 Saamenkörner.~~Die starken Wurzeln, so wie die Saamenkörner werden von den dortigen Völkerschaften gegessen. - die prächtige Nelumbo nannten die Aegyptier auch oft die rosenrothe Lotusblume.~~
Ad99998 05 059aAd99998 05 059a.jpgDie Mollusken oder Weichwürmer machen eine besondere Classe der Würmer aus, die sich durch ihren gallertartigen, weichen, unbedeckten Körper auszeichnen, auch haben sie Fühlfäden oder Arme, die ihnen zum Fang ihrer Nahrung und zum Fortbewegen dienen. Ihre Gestalt ist sehr verschieden. - Zu den merkwürdigsten Mollusken gehört das Geschlecht der Sepien oder der Tintenwürmer, die sich im Meere aufhalten, und von kleinen Thieren leben. - Wir lernen auf dieser Tafel einige der Merkwürdigsten Arten kennen.~~Fig. 1. und 2. Der gemeine Tintenwurm. (Sepia officinalis.)~~Die gemeine Sepie oder der Kuttelwurm ist ein höchst sonderbares Thier. Wir sehen ihn bei fig. 1. Von der obern, bei fig. 2. von der untern Seite. Der längliche runde Leib steckt in einem häutigen Sacke, in den sich der Tintenwurm ganz zurückziehen kann. Am Kopfe sitzen acht Arme, womit er seinen Fang, der in Seekrebsen und kleinen Seegeschöpfen besteht zum Maule bringt. Dieses liegt (fig. 2.) zwischen den Armen, und hat einen hornartigen Schnabel, womit er den Fang klein macht. Ausser den 8 Armen sehen wir am Kopf noch zwei starke keulenförmige Fühlfäden, mit zahllosen Saugwärzchen bedeckt. Hiermit saugt er sich an Felsen fest, liegt gleichsam vor Anker, und lauert auf seinen Fang. In der Mitte des Leibes hat er, wie alle Tintenwürmer, einen Beutel mit einer tintenähnlichen Flüssigkeit, womit er das Wasser trübt, theils um seinen Feinden zu entgehen, theils um seinen Fang besser zu bekommen. Diese Flüssigkeit brauchen die Maler unter den Namen Sepia zum Tuschen. Auch findet sich im Rücken ein weisser poröser Knochen, der zum Poliren der Metalle, auch zu Zahnpulvern gebraucht wird, und weisses Fischbein oft genennt wird.~~Der gemeine Tintenwurm wird bis zu 2 Fuss lang, und findet sich fast in allen Meeren.~~Fig. 3. Der warzigte Tintenwurm. (Sepia tuberculata.)~~Diese Sepie lebt am Vorgebirge der guten Hoffnung, wird 1 Fuss lang, und der ganze gelbgrauliche Körper ist mit Wärzchen bedeckt.~~Fig. 4. Der gefleckte Tintenwurm. (Sepia maculata.)~~Der rosenroth gefleckte Tintenwurm bewohnt die ostindischen Gewässer, hat die Grösse des vorigen, und ebenfalls 8 Arme.~~Fig. 5. Der kleine Tintenwurm. (Sepia sepiola.)~~Der kleine Tintenwurm wird nicht über einen Zoll lang, und findet sich in zahlloser Menge an der Küste des mittelländischen Meeres. An den Seiten breitet sich der Sack zu flossenähnlichen Flügeln aus. -~~
Ad99998 05 060aAd99998 05 060a.jpgFig. 1. Der Pappelfalter (Papilio Nymph. Populi.)~~Der Pappelfalter oder grosse Eisvogel gehört unter die seltenen Schmetterlinge Teutschlands, und findet sich bloss in Waldungen, wo es Espen oder Zitterpappeln giebt. Da fliegt er im Junius und Julius herum. Die schwarzbraunen Flügel sind weiss, blau und roth gar schön gezeichnet. Die grüngelbe Raupe (A) lebt auf hohen Espen und Rothbuchen; sie verwandelt sich in die Puppe (B) aus der nach 2 bis 3 Wochen der Schmetterling ausfliegt.~~Fig. 2. Der Kressweissling. (Papilio Dan. Cardamines.)~~Der Kressweissling oder Aurora-Falter (c) findet sich im April und Mai auf waldigen Wiesen, und zeichnet sich durch seine schönen aurorafarbenen Oberflügel aus, welche aber dem Weibchen gänzlich fehlen. Die kleine grüne Raupe (a) lebt auf dem glatten Thurmkraut und der Wiesenkresse im Junius und Julius. Sie verwandelt sich in die nachenförmige Puppe (b), aus der im folgenden Frühjahr der Schmetterling kömmt.~~Fig. 3. Der Citronfalter. (Papilio D. Rhamni.)~~Ein schöner Schmetterling, der uns an den ersten warmen Frühlingstagen erfreut. Das Männchen (C) ist citronengelb, das Weibchen aber milchweiss gefärbt. Die Raupe (A) nährt sich von den Blättern des Faulbaums. Ehe sie sich verpuppt, zieht sie einen Faden um den Leib, und befestigt sich auf diese Art an ein Aestchen. Nach einigen Wochen erscheint der Schmetterling, der allenthalben in Gärten und auf Wiesen herumfliegt.~~Fig. 4. Der C Falter. (Papilio N. C. album.)~~Der braungelbe C Falter oder C Vogel ist, so wie alle Schmetterling dieser Tafel, in natürlicher Grösse abgebildet. Auf der Rückseite der Flügel (d) sieht man die Zeichnung eines c, wovon er den Namen hat. Er findet sich den ganzen Sommer hindurch an Mauern, Zäunen und an Wegen, denn selten setzt er sich auf Blumen. Die dornige Raupe (a) findet sich auf den Johannisbeersträuchern, Heckenkirschen und Ulmen.~~Fig. 5. Der Nesselfalter. (Papilio N. urticae.)~~Dieser bekannte Schmetterling, den man auch den kleinen Fuchs, die kleine Blaukante oder den kleinen Schildkrötenvogel nennt, ist einer der ersten Boten des Frühlings, und schön feuergelb, blau und schwarz gezeichnet. Er überwintert häufig in Schlupfwinkeln, deswegen zeigt er sich im Frühjahre so bald.~~Die gelbliche Dornenraupe (A) lebt auf der Nessel, die Puppe (B) hängt nur an der Spitze fest, und im Julius schlüpft der Schmetterling aus, denn die zeitigen Frühlings Blaukanten sind vom vorigen Jahre, die überwintert haben.~~
Ad99998 05 061aAd99998 05 061a.jpgNicht nur unsere Flüsse und Teiche und Seen auf dem festen Lande, sondern auch das grosse Weltmeer ist in den kältern Himmelsstrichen mit Eise bedeckt, welches merkwürdig genug, bei dem Aufthauen, süsses, trinkbares Wasser giebt, ohnerachtet es wirklich in dem salzigen und bittern Meere gefror. Man findet das Eis im Oceane entweder in grossen Massen, die Eisbänke, Eisinseln, Eisberge heissen, oder in kleinen Stücken, die man Eisschollen, Treibeis nennt. Eisfelder heissen ganze Strecken bald mehr, bald weniger verbundenen Eises in einer sehr grossen Ausdehnung. Unter den einzelnen schwimmenden Eismassen gegen die Pole zu giebt es welche von ungeheurer Grösse. Sie ragen oft weit aus der Fläche des Meeres hervor, bilden weite Ebenen, auf denen wieder Eisberge ruhen, und der getäuschte Schiffer glaubt hier oft Inseln mit Hügeln und Thälern, Thürmen und Häusern zu erblicken. Manche Seefahrer geben den höchsten solcher Eisberge eine Höhe von 1500 bis 1800 Fuss. Oft sind die Gestalten dieser Eisinseln sehr sonderbar, und zuweilen sehr malerisch. Dass sie eine so beträchtliche Höhe erreichen können, rührt theils dahr, dass sie, wie auch oft der Augenschein lehrt, aus auf- und untereinander geschobenen Schollen entstehen, theils aber durch den Schnee von Jahr zu Jahr Zuwachs erhalten, bis sie durch Strömungen und Winde in wärmere Gegenden geführt werden. Grosse Eisinseln und Eisfelder geben schon von fern ihr Daseyn durch einen hellen Widerschein am Horizont zu erkennen, den man den Eisblick nennt. Die Farbe dieser Eismassen ist mehrentheils weiss, zuweilen auch meergrün, und hier und das in das Blaue spielend.~~Fig. 1. Eisinseln.~~Diese schwimmenden Eisinseln traf des Admirals Murray Geschwader im Junius 1794 auf der Fahrt von England nach Amerika im nördlichen atlantischen Meere an. Wahrscheinlich waren sie aus der Baffinsbay oder dem Hudsonsbusen herunter getrieben. Einige davon waren so hoch, als der Mastbaum einer Fregatte, und hatten da, wo sie aus dem Meere hervorragten, an 800 Fuss im Umfange.~~Fig. 2. Eisfelder.~~Diese Figur giebt eine Abbildung des Eisfeldes, in welchem Capitain Phipps im August 1773 auf seiner Reise nach dem Nordpol mit seinen beiden Schiffen unsern der Küste von Spitzbergen festfror. Da es unmöglich gefinden war, sich mit den Schiffen auch bei allen aufgespannten Seegeln durch das Eis zu drängen, und das Durchsägen des Eises viel zu langsam von Statten gieng, so wurden die Boote der Schiffe ausgesetzt, und sollten von der Mannschaft bis zur offenen See über das Eis gezogen werden, wie dies hier auf der Figur vorgestellt ist, um im Nothfalle die Schiffe ganz verlassen zu können. Glücklicher Weise brach aber das Eis noch zu rechter Zeit, und die Schiffe wurden frei.~~
Ad99998 05 062aAd99998 05 062a.jpgDie weisse Monats-Rose. (Rosa Damascena flor, alba.)~~Die weisse Monats-Rose gehört gleichfalls zu dem grossen Geschlechte der Damascener-Rosen, welche sich durch ihren vortrefflichen und äusserst balsamischen Geruch vor allen andern Rosenarten auszeichnen.~~Die gegenwärtige Sorte ist eine der schönsten unter ihnen. Sie ist von Farbe mehr silbergrau als weiss, und ihr schönes grossblätteriges Laub oberhalb dunkel- und unterhalb weissgrün von Farbe. Sie blühet ausserordentlich reich, so dass oft 8 bis 10 Rosen an einem einzigen Zweige sitzen. Die Blume wird gross, und hat oft 4 Zoll im Durchmesser. Ihr Fruchtknoten ist, wie an allen Damascener-Rosen, lang und flaschenförmig gezogen, und verläuft sich sanft in den Stiel herab.~~Ihr Strauch ist klein, nicht über 2 Fuss hoch, und ziemlich dornenreich. Sie ist gegen unsern harten Winter etwas zärtlich, und liebt sehr einen etwas warmen bedeckten Stand, und guten fetten Boden. Sie blüht gewöhnlich im Junius und Julius in Teutschland, und gehört unter die seltneren Rosenarten.~~
Ad99998 05 063aAd99998 05 063a.jpgEhemals wurden die durch Tapferkeit im Kriege vorzüglich verdienten Offiziere, grösstentheils nur die Adlichen, höchstens die Freien zum Lohn durch den Ritterschlag ausgezeichnet, wodurch sie geehrter wurden und manche Vorrechte genossen, die aber auf ihre Nachkommen nicht forterbten. Zu häufige Ertheilung dieser Ehrenbezeugung schwächte in der Folge ihren Werth. Wie im Mittelalter die katholische Christenheit lange blutige Kriege mit den Muhamedanern wegen des Besitzes des heiligen Landes führte, bildeten sich mehrere Ritterorden, die ursprünglich unter dem Papste standen und die gewöhnlichen Gelübde: der Armuth, des Gehorsams und der Ehelosigkeit, wie die Mönche ablegten, zugleich aber auch die damals nach Jerusalem häufig wallfahrenden Pilger zu schützen, versprachen. - Diese Orden nannte man geistliche Ritterorden und sie haben sich grösstentheils in der Geschichte sehr berühmt gemacht. - Gegenwärtige Tafel stellt Abbildungen von zweien derselben vor.~~Fig. 1. und 2. Tempelherrn.~~Der Orden der Tempelherren ward im J. 1118 zu Jerusalem gestiftet und sehr bald mit ansehnlichen Gütern in und ausser Europa beschenkt. Ihr Unterscheidungszeichen war ein rothes Kreuz auf dem weissen Gewande. Fig. 1. stellt einen Ritter in seiner Hauskleidung und Fig. 2. einen in seiner Rüstung dar, mit einem Panzerhemde unter der Ordenskleidung. Wie die Saracenen Jerusalem wieder erobert hatten, erhielt sich der Orden zwar noch einige Zeit in Palästina, musste aber sich endlich völlig nach Europa zurückziehen. Er hatte heftige Feinde, und endlich ward seine Ausrottung beschlossen und auch im J. 1312 vollführt. Man hatte die Ritter sehr hässlicher Verbrechen beschuldigt. Viele hatten sie eingestanden, und ein beträchtlicher Theil ward öffentlich hingerichtet. Ihre Güter erhielten theils andere Orden, theils kam sie an die Landesfürsten.~~Fig. 3. und 4. Johanniter-Ritter.~~Dieser Orden, dessen Zeichen ein achteckigtes Kreuz auf der schwarzen Ordenskleidung ist, war zu gleichen Zwecken, wie der Tempelherren im J. 1113 gestiftet. Auch er ward bald mächtig und gross, eroberte, nachdem er aus dem gelobten Lande endlich durch die Übermacht der Saracenen 1298 verdrängt war, die Insel Rhodus im J. 1309, und blieb einige Jahrhunderte in dem Besitze derselben. Daher heissen diese auch Rhodiser Ritter. Im J. 1522 vertrieb sie der türkische Sultan Soliman II. aber gänzlich von dieser Insel, und der Orden hatte eine Zeitlang keinen souverainen Besitz. Endlich ertheilte ihm Carl V. Malta, wo die Ritter mehrere heftige Belagerungen von den Türken aushielten. In den neuesten Zeiten wurde aber diese Insel erst von den Franzosen und dann von den Engländern besetzt, die dieselbe noch jetzt behaupten. Auch verlor der Orden durch die Revolution, und die Auflösung des römisch-teutschen Reichs einen grossen Theil seiner auswärtigen, mittelbaren Besitzungen, die unter Gross Prioren standen. Der Grossmeister ist der Oberherr des Ordens. Nach ihm folgen die acht Conventual-Balleien, gleichsam die Grossbeamten des Ordens. - Fig. 3. stellt den eigentlichen Stifter des Ordens den ersten Grossmeister Raimund du Puy vor, der im J. 1160 starb. Fig. 4. zeigt einen zu dem protestantischen Herrmeisterthum Sonnenburg (welches sich durch die Reformation in manchen Stücken von den anderen Ordensrittern trennt, z.B. dass die Mitglieder sich verheurathen können) gehörenden Ritter in seiner Ordenskleidung.~~
Ad99998 05 064aAd99998 05 064a.jpgAuf Taf. LXI. sahen wir die Abbildung zweier geistlichen Ritterorden. Auf der gegewärtigen findet sich noch einer derselben (fig. 1.); die anderen drei Figuren stellen weltliche Ordens-Ritter dar. Mehrere Souverains haben nämlich zu besonderer Auszeichnung und Belohnung des Verdienstes Orden gestiftet, deren Glieder gewisse bestimmte Insignien (Kreuze, Sterne, Bänder u.s.w.), auch wohl bei feierlichen Gelegenheiten einen eigenen Anzug, die Ordenskleidung, tragen. Diese Orden erben nicht fort und unterscheiden sich darin von dem hohen und niederen Adel. Die Ritter sind auch zu keinen mönchischen Gelübden verpflichtet, wie die geistlichen Ordensritter.~~Fig. 1. Ritter des teutschen Ordens.~~Dieser Orden war zu der Zeit der Kreuzzüge aus gleicher Absicht im J. 1199 begründet, wie die Orden der Tempelherren und der Johanniter. Er eroberte in der Folge Preussen, was er durch die Folgen der Reformation wieder verlor, und behielt bis auf unsere Zeit ansehnliche Besitzungen in Teutschland, die zusammen das teutsche Hochmeisterthum machen. Der Sitz des Hochmeisters ist Mergentheim in Franken. Das Ordenszeichen ist ein stehende schwarzes Kreuz mit silberner Einfassung auf der linken Seite des weissen Mantels. Ein ähnliches emaillirtes Kreuz können auch die Ritter an einem schwarzen Bande am Halse tragen.~~Fig. 2. Ritter des goldenen Vliesses.~~Philipp der Gute, Herzog von Burgund, stiftete diesen weltlichen sehr angesehenen Orden im J. 1429, daher ihn jetzt Östreich und Spanien verleihen, weil sie die burgundischen Länder ehemals errerbten. Das Ordenszeichen ist ein goldenes hängendes Widerfell und über demselben ein runder Feuerstein mit goldenen Flammen. Gewöhnlich tragen es die Ritter an einem ponceau Farbenen Bande um den Hals, bei Feierlichkeiten aber an einer goldenen Kette auf der Brust.~~Fig. 3. Ritter des heil. Stephans.~~Im J. 1759 hatte Kaiserin Maria Theresia den nach ihr benannten Orden zur Belohnung verdienter Offiziere gestiftet, und stiftete den Sanct-Stephansorden im J. 1764, um verdiente adliche Civilbeamte auszuzeichnen. Den Namen führt der Orden dem ersten christlichen Könige von Ungarn zu Ehren. Im Ganzen dürfen nur 100 Ritter seyn, davon die ersten 20 Grosskreuze, die nächsten 30 Commandeurs und die übrigen Kleinkreuze sind. Hier ist ein Grosskreuz in seinem vollen Anzuge abgebildet. Das Ordenszeichen ist ein achteckiges grünemaillirtes Kreuz mit einem rothemaillirten Schilde in der Mitte, und wird an einem rothen Bande mit grünem Rande getragen.~~Fig. 4. Ritter des heil. Huberts.~~Dieser zum Andenken eines am St. Huberstage erhaltenen Siegs vom Herzog Gerhard V. von Jülich und Berg im J. 1444 gestiftete Orden, ward 1709 vom Kurfürsten J. Wilhelm von der Pfalz wieder erneuert. Bloss Personen aus fürstlichem, gräflichem freiherrlichem Geblüte (letztere müssen 16 Ahnen aufweisen) können aufgenommen werden. Das Ordenszeichen ist ein goldenes achtspiziges weiss emaillirtes Kreuz mit goldenen Knöpfen auf den Spitzen; in dem goldenen Mittelfelde befinden sich auf beiden Seiten Devisen und Embleme, die auf die Stiftung und Erneuerung des Ordens Bezug haben. Dies Kreuz wird an einem ponceaufarbenen grün eingefassten Bande von der linken Achsel gegen die rechte Hüfte zu, getragen, bei Solennitäten aber an einer goldenen Ordenskette um den Hals. Überdies tragen die Ritter noch einen mit mattem Silber auf die Kleidung gestickten Stern auf der linken Brust.~~
Ad99998 05 065aAd99998 05 065a.jpgFig. 1. Die Europäische Linde. (Tilia Europaea.)~~Die gemeine Linde findet sich ausser Teutschland, fast durch ganz Europa verbreitet. Häufig ist sie aber im Norden, vorzüglich in Russland. Sie bildet einen schönen majestätischen Baum, den man seiner breiten Aeste und schönen Krone wegen, gern zu Alleen braucht, und in Lustgärten häufig pflanzt. Im April kommen die herzförmigen, ausgezahnten, vorn zugespitzen Blätter zum Vorschein, und um Johannis die süssduftenden Blüthenbüschel, welche eine Hauptnahrung der Bienen sind. Das Holz dieses Baums ist weiss, sehr leicht und weich, und wird vorzüglich zu Drechsler- und Schnitzarbeiten gebraucht; zum Brennen und zum Bauen taugt es nicht. Die daraus gebrannte Kohle dient zum Zeichnen, und aus dem zähen Bast zwischen dem Splint und der äussern Rinde, werden die bekannten braunen Bastmatten gefertigt, die zum Einpacken der Kaufmannsgüter so häufig verraucht werden.~~Fig. 2. Die Stieleiche. (Querucus pedunculata.)~~Unter den 30 Arten von Eichen, die man jetzt kennt, ist die Stiel oder Sommereiche eine der bekanntesten und nutzbarsten und findet sich wildwachsend in allen Wäldern von Europa sehr häufig. Die Eiche wächst zweihundert Jahre lang, dauert aber dann wohl bis zu 1000 Jahren, das Holtz ist bekanntlich von ausserordentlicher Festigkeit und Dauer, und lässt sich zum Bauen und zu Geräthschaften aller Art vortrefflich anwenden. - Die Sommereiche hat tief eingeschnittene, an einem längern Stiele sitzende Blätter. Aus der Blüthe (a) entsteht die Frucht oder Eichel. Der Fruchtkern (d) sitzt in einer napfförmigen Hülfe (e). Durch den Stich der Gallwespe setzen sich die Eichäpfel (b und c) an, die aber nicht so gut als die ausländischen sind.~~
Ad99998 05 066aAd99998 05 066a.jpgFig. 1. Der Windenschwärmer. (Sphinx convolvali.)~~Der Windig oder Windenschwärmer ist einer der grösten teutschen Dämmerungsfalter der manche Jahre sich ziemlich häufig findet. Da er stark nach Bisam riecht, so hat man ihm auch den Namen Bisamvogel gegeben. Er misst 4 Zoll in der Breite, und wir sehen ihn hier in natürlicher Grösse abgebildet. Der Windig findet sich an Sommerabenden in Gärten an den Blüten des Seifenkrauts, der Windenblumen und des Geisblatts, wo er mit erstaunlicher Schnelligkeit von Blüte zu Blüte fliegt, und ein schnurrendes Geräusch macht. Die Hauptfarbe des Körpers ist grau und bräunlich, und der Leib ist durch roth und schwarze Querstreifen schön gezeichnet. Die Raupe, die anfangs grün gefärbt ist, (B) wird zuletzt braun (C). Sie lebt auf verschiedenen Arten von Winden. Im Herbste spinnt sie sich in lockere Erde ein, wird zur braunen Puppe (D), in welchem Zustande sie den Winter über bleibt.~~Fig. 2. Der Ligusterschwärmer. (Sphinx Ligustri.)~~Dieser schöne Dämmerungsfalter findet sich im Frühjahre in der Dämmerung am blühenden Geisblatt. Die Oberflügel sind gelblich und bräunlich geflammt; die rosenrothen Unterflügel haben, so wie der Leib schwarze Querstreifen.~~Die gelbgrüne Raupe (b) hat weiss und violette Querstreifen, die ihr ein schönes Ansehen geben. Sie lebt im Julius und August auf den Blättern des gemeinen Hartriegels und des spanischen Hollunders Nachdem sie sich mehreremal gehäutet hat, verwandelt sie sich in die Puppe (c), liegt den Winter über unbeweglich, und erst im folgenden Jahre im Mai oder Junius kömmt der schöne Dämmerungsfalter zum Vorscheine.~~
Ad99998 05 067aAd99998 05 067a.jpgDie ägyptische Seerose oder ächte Lotuspflanze. (Nymphaea Lotus.)~~Wir lernten in unserem Bilderbuche in diesem Bande bereits die blaue und die rosenrothe Seerose kennen; hier sehen wir nun die ägyptische Seerose oder ächte Lotuspflanze, die die alten Ägyptier als heilige Blume verehrten, und auf ihren heiligen Denkmälern abbildeten. Diese schöne Wasserpflanze findet sich in Ägypten vorzüglich in den stehenden Gewässern, durch die Überschwemmung des Nils gebildet. Da von diesen Überschwemmungen die Furchtbarkeit jenes Landes abhängt und die Lotuspflanze sie verkündigte, so entstand daraus eines Theils ihre Verehrung; ferner bemerkte man, dass die Lotuspflanze am Morgen, (wo die Blume ganz geöffnet ist), sich über das Wasser erhebe, am Abend aber (wo die Blätter sich schlissen) sich in das Wasser zurückzöge. Hieraus schloss man, dass diese Pflanze im Bezug mit der Sonne stehen müsse, und weihte sie diesem Gestirn. Daher findet man auf den ägyptischen Hieroglyphen, den Horus, Osiris u.s.w. mit dieser heiligen Blume so wohl aufgeblüht, als auch als Knospe, abgebildet.~~Die ächte Lotuspflanze hat eine grosse weiss und in das Rosenrothe spielende Blume. Die breiten schildförmigen Blätter sind ausgezahnt, oben dunkelgrün, unten leberbraun gefärbt. Sie sitzen an langen Stielen, und schwimmen auf der Oberfläche des Wassers. Die knolligen Wurzeln sind wie die Saamenkörner mehlig und wurden von den alten Ägyptiern ämsig gesammelt und gegessen. Doch da der Geschmack nicht vorzüglich ist, so achtet man jetzt wenig mehr darauf.~~
Ad99998 05 068aAd99998 05 068a.jpgDiese Tafel stellt die vornehmsten Ritterorden der vier nördlichen europäischen Reiche dar.~~Fig. 1. Ritter des schwarzen Adler-Ordens.~~Wie Kurfürst Friedrich III., Markgraf zu Brandenbrug sich im J. 1701 zum Könige von Preussen erhob, stiftete er diesen berühmten Orden am Tage vor seiner Krönung. Das Ordenszeichen ist ein goldenes, blauemaillirtes, dem maltesischen ähnliches Kreuz, in dessen Mitte der Name des Königs F.R. verschlungen, und in jeder der vier Mittel-Ecken ein schwarzer Adler mit ausgebreiteten Flügeln gebildet ist. Es wird gewöhnlich an einem orangefarbenen Bande von der rechten Schulter gegen die linke Hüfte zu getragen; bei Anlegung der völligen Ordenskleidung aber an der grossen goldenen Ordenskette. An der linken Seite tragen die Ritter einen auf den Rock gestickten silbernen Stern mit einem fliegenden Adler in der Mitte, der in einer Klaue einen Lorbeerkranz und in der andern einen Donnerkeil hält, und der Unterschrift: Suum cuique! (Jedem das Seine!) Der König ist allemal Grossmeister und ausser den Personen der königlichen Familie sollen nicht mehr als 30 Ritter seyn. Ihre Zahl ist gewöhnlich grösser.~~Fig. 2. Ritter des Andreas Ordens.~~Zaar Peter der Grosse stiftete diesen Orden im J. 1689, vorzüglich um die Tapferkeit gegen die Türken zu belohnen. Kaiserin Anna erneuerte ihn. Das Ordenszeichen ist ein goldener, schwarz emaillirter Adler mit zwei Köpfen. Auf dessen Brust ist ein blau emaillirtes Andreas- oder Burgundisches Kreuz (wie ein X) und auf diesem der Schutzpatron Russlands, St. Andreas in erhabener Arbeit, angenagelt vorgestellt. Bei feierlichen Gelegenheiten trägt man dieses Kreutz an der Ordenskette, sonst aber an einem blauen Bande von der rechten Schulter nach der linken Hüfte. In der Mitte des achteckigen, silbernen, auf der linken Seite des Mantels und Rocks gestickten Sterns, steht gleichfalls der heil. Andreas gekreuzigt.~~Fig. 3. Ritter des Seraphinen-Ordens.~~Man kennt weder Stifter noch Stiftungsjahr dieses vornehmsten schwedischen Ordens genau. Wahrscheinlich aber stiftete ihn Magnus III. (Erickson oder Smek) zwischen den Jahren 1433-36. Sein ursprünglicher Zweck war vornämlich Vertheidung der Religion und ihrer Diener. König Friedrich I. stellte ihn nach langer Vergessenheit im J. 1748 in seiner jetzigen Gestalt wieder her. Das Ordenszeichen ist ein goldenes, emaillirtes achtspitziges Kreutz, in dessen Mitte der Name: Jesus steht. In den Winkeln des Kreutzes sind vier Engel- oder Seraphinenköpfe angebracht. Gewöhnlich wird es an einem blauen Bande, bei Feierlichkeiten an der goldenen Ordenskette getragen. Der Stern auf der linken Brust und dem Mantel ist achtspitzig, dessen Mitte und vier Ecken eben so wie das Kreutz verziert sind.~~Fig. 4. Ritter vom weissen Eleplanten.~~König Kanut IV. von Dänemark soll diesen Orden um 1190 nach seiner Rückkehr von einem Kreutzzuge in das gelobte Land gestiftet haben. Christian I. erneuerte ihn im J. 1458. Sein Hauptzweck war Vertheidung der Kirche. Nach der Reformation erhielt er eine andere Einrichtung. Das Ordenszeichen ist ein weiss emallirter Elephant mit einem goldenen Thurme auf dem Rücken. Es wird an einem blauen Bande von der linken gegen die rechte Seite getragen. Bei öffentlichen Festen hängt es aber an der grossen Ordenskette um den Hals. Auf der linken Brust haben die Ritter einen silbernes Kreuz auf einer rothen Sammetfläche befindet.~~
Ad99998 05 069aAd99998 05 069a.jpgFig. 1. Die Escheneule oder das blaue Ordensband. (Phalaena noctua fraxini.)~~Dieser schöne Nachtfalter ist sehr selten. Er findet sich im August und September in dunkeln Hainen. Die Oberflügel sind grau marmorirt, die Unterflügel aber schwarz und mitten durch läuft ein blaues Band, weswegen er auch das blaue Ordensband genannt wird. Die graue Raupe wird im Mai, Junius auf Eichen und Eschen gefunden. -~~Fig. 2. Die Ampfer-Eule. (Phalaena noctua paranympha.)~~Die Ampfer-Eule oder die Brautjungfer gehört zu den seltenen Nachtvögeln. Die grauen Oberflügel sind marmorirt, die oraniengelben Unterflügel aber mit schwarzen Streifen durchzogen. Dieser Nachtvogel, so wie die übrigen dieser Tafel, sind in natürlicher Grösse abgebildet. Die Raupe findet sich auf Pflaumen-, Schlehen- und Zwetschenbäumen.~~Fig. 3. Der russische Bär. (Phalaena noctua Hera.)~~Gleichfalls selten. Ein schöner Nachtvogel, mit dunkel-olivengrünen Oberflügeln, und hochrothen Unterflügeln. Die gelbe Raupe A ist ganz mit Haaren besetzt.~~Fig. 4. Die Rotheichen-Eule. (Phalaena noctua Sponsa.)~~Dieser Nachtfalter führt auch die Namen das rothe Ordensband, die Motte aller Motten, und findet sich im Julius und August in Wäldern, und an Strassen die mit Bäumen besetzt sind, wo er selbst am Tage herumfliegt. Die Unterflügel sind schön roth gefärbt mit schwartzen Queerbändern. Die höckerige Raupe (a) findet sich im Mai, Junius und Julius auf den Eichen. Sie verwandelt sich in die graue Puppe (b). -~~
Ad99998 05 070aAd99998 05 070a.jpgFig. 1. Der Bascha.~~Der Bascha ist eine Art von Falken, welche in den ödesten Felsengegenden des südlichen Afrika vorzüglich von den dort häufigen Klippdachsen und anderen kleinen Thieren einsam lebt. Mit grösster Geduld und völlig unbeweglich lauert er oft mehrere Stunden lang von dem Gipfel eines Felsens herab auf eine Beute. Auf dem Kopfe trägt er einen Busch von weissen Federn mit schwarzen Spitzen horizontal gegen den Rücken ausgebreitet. Die Hauptfarbe des Gefieders ist erdbraun, hier und da weiss gefleckt. Ueber den Schwanz geht ein breiter, weissgelber Streif. Der Schnabel ist bleifarben, das Auge rothbraun, Flüsse, Zehen und Klauen sind schwärzlich.~~Fig. 2. Der Singfalke.~~Der Singfalke ist so gross, als unser gewöhnlicher Falke und zeichnet sich vor allen Raubvögeln durch seinen Gesang aus, den das Männchen in der Paarungszeit hören lässt. Er hat ein sehr schönes perlenfarbenes, graublau gestreifes Gefinder, schwarze Flügel, Schnabel und Klauen. Er ist sehr gefrässig und jagt Hasen, Repphüner, Wachteln und dergl. Bis jetzt hat man ihn nur im südlichen Afrika gefunden.~~Fig. 3. Der Corbivau.~~Dieser Vogel, der zwischen dem Geier und dem Raben mitten innen steht, ist gleichfalls in Süd-Afrika zu Hause. Seine Flügel reichen weit über den Schwanz, was sonst bei den Raben nicht der Fall ist. Er ist ganz schwarz mit Ausnahme eines grossen weissen Flecks im Nacken, von dem sich ein weisser Streifen um die Brust herum zieht. Seine Hauptnahrung besteht zwar in todten Thieren, doch fällt er auch junge Lämmer, junge Gazellen u.s.w. an.~~Fig. 4. Der Geismelker mit dem Gabelschwanze.~~Durch den gabelförmigen Schwanz zeichnet sich dieser Geismelker vor den anderen Arten dieser Gattung aus. Man hat ihn bis jetzt nur in Süd-Afrika und selten gefunden. Er ist etwa so gross, als unsere Steinaule und von braunem Gefieder; das mit Schwarz, Rothbraun und Weiss artig gefleckt ist. Wenn der Schnabel dieses Vogels geschlossen ist, so bemerkt man nur den kleinen Haken, der dessen Spitze bildet, und er scheint dann sehr klein. So wie er ihn aber öffnet, erstaunt man über die Grösse desselben. Bei Tage kann dieser Geismelker wenig sehen, ist aber in der Nacht um so lebhafter.~~Fig. 5. Der Hauben-Falke.~~Dieser kleine Raubvogel ist von der Grösse einer gewöhnlichen Taube und lebt in Afrika an den Gewässern vorzüglich von Fischen. Auf dem Kopfe trägt er eine stattliche Haube, die er im Zorn oder in der Freude emporzuheben und auszubreiten pflegt. Der Rücken ist schieferblau, der Bauch schmutzigweiss und schwarz gestreift. Die Spitze des Unterschnabels ist bei dieser, wie bei folgender Art, wie senkrecht abgeschnitten.~~Fig. 6. Der Chicquera.~~Eine kleine in Hindostan lebende, noch nicht sehr bekannte Falkenart, die dem Haubenfalken sehr ähnlich ist, nur dass sie keine Haube hat. Kopf und Hals sind oberhalb rostbraun, Rücken, Flügel und Schwanz graublau und letztere beide gestreift. Ueber das Ende des Schwanzes geht ein breiter schwarzer Streifen. Quer über den weissen Unterleib gehen gleichfalls leichte schwarzgraue Linien. Füsse und Augen sind schön hochgelb.~~
Ad99998 05 071aAd99998 05 071a.jpgFig. 1. Der Kalmar-Dintenwurm. (Sepia Loligo.)~~Der Kalmar gehört zu den Dintenwürmern, die wir schon auf Taf. 57 kennen lernten. Er wird 3 Fuss lang, und findet sich fast in allen Meeren. Den Körper umgiebt eine hornartige Haut, die gelbweiss und röthlich ist, und unten zwei Flügel oder Flossen hat. Am Kopfe sitzen zehn Arme, und zwischen ihnen der Mund. Die Dintenblase befindet sich im obern Theile des Körpers. Der Kalmar wird in Italien gegessen.~~Fig. 2. Der pfeilförmige Dintenwurm. (Sepia sagittata.)~~Dieser findet sich im atlantischen Ocean, und hat von seinen pfeilförmigen Flossen den Namen. Der Körper ist weissgelblich, und mit kleinen Punkten bedeckt. Er wird übrigens 5 Fuss lang.~~Fig. 3. und 4. Der Riesen-Dintenwurm. (Sepia octopodia.)~~Dieses ist der berüchtigte Meerpolyp der Alten, von dem sie so viele Fabeln verbreiteten. Er ist aber allerdings auch ein gefährliches Thier, das mit den Armen sieben bis acht Fuss lang wird. Wir sehen ihn hier bei Fig. 3. Auf dem Rücken und bis Fig. 4. Auf der Bauchseite abgebildet. Seine acht Arme sind auf der untern Seite mit zahllosen kleinen Saugwärtzchen besetzt, womit er sich an alle Gegenstände, die er ergreift, festsaugt. Er ist sehr gefrässig, und fällt mit Wuth über seine Beute, die in allen Thieren, die er bezwingen kann, besteht, her. Man trifft ihn fast in allen Meeren an, wo er sich durch Eier fortpflanzt.~~Fig. 5. Der gekörnelte Dintenwurm. (Sepia granulata.)~~Er gleicht dem vorigen an Grösse, Farbe und Lebensart, und unterscheidet sich bloss dadurch, dass der ganze Körper mit kleinen Wärtzchen besetzt ist.~~
Ad99998 05 072aAd99998 05 072a.jpgFig. 1. Das Nordlicht.~~Die wohlthätigste Naturerscheinung für die nach dem Nordpole zu liegenden Länder ist das Nordlicht. Hiedurch werden die ungewöhnlich langen Winternächte erhellet, und minder traurig für die Bewohner jener Gegenden. Das Nordlicht ist nichts anders als eine elektrische Lufterscheinung. In den Polarländern des Nordens, wo Schnee und Eis die Erde fast immer bedeckt, kann sich die Electricität weder durch Gewitter noch durch unmerkliche Strömungen in die Erde entladen. Sie häuft sich daher in der Luft ungewöhnlich an, bricht endlich nach oben zu aus, und bildet am Himmel grosse feurige Lichtstrahlen, wie wir sie bei Fig. 1. Abgebildet sehen. Hierdurch wird die Nacht so hell, dass man jeden Gegenstand genau unterscheiden kann. Wenn sich das Nordlicht bis zur Höhe von 150 bis 200 Meilen über die Oberfläche der Erde erhebt, so sehen wir es dann auch in unsern Gegenden. Am Südpol heisst diese Erscheinung das Südlicht.~~Fig. 2. Die Sonne um Mitternacht.~~Aus der Umdrehung der Erde um ihre Axe, und ihrer Stellung gegen die Sonne entsteht die Verschiedenheit des Tags und der Nacht, und ihrer Dauer. Gegen die Pole zu kommt man endlich zu einem Punkt, wo die Sonne am längsten Tage gar nicht untergeht, sondern wenn sie sich um Mitternacht dem Horizont so weit genähert, dass sie untergehen will, so fängt sie an wieder zu steigen, so dass sie also 48 Stunden über dem Horizonte bleibt. An dem äussersten Punkte an den Polen, wo sich die Erde um ihre Axe dreht, läuft die Sonne sechs Monate im Kreise herum, ohne zu verschwinden, und sechs Monate dagegen ist es fortdauernd Nacht. - Wir sehen auf gegenwärtiger Tafel diese merkwürdige Erscheinung, wie die Sonne um Mitternacht, dem Reisenden Skjöldebrand am Nordcap, dem nördlichen Vorgebirge von Europa, erschien.~~
Ad99998 05 073aAd99998 05 073a.jpgFig. 1. Die Canadische Ratte. (Mus bursarius.)~~Diese sonderbar gebildete Ratte kennen wir erst seit dem Jahr 1798, wo sie von den Einwohnern von Canada gefunden wurde. An den Seiten des Kopfes sitzen zwei hautige Beutel von grauer Farbe, die ihr ein gar sonderbares Ansehen geben. Wozu diese Beutel dienen, wissen wir nicht. Der Körper ist mit graubraunen Haaren bedeckt, der Kopf sitzt ganz dicht am Rumpf und ist mit einem starken scharfen Gebiss versehen. Die Vorderpfoten haben starke Klauen, und scheinen sehr geschickt zu seyn in der Erde zu wühlen. Von der Lebensweise dieser merkwürdigen Ratte ist uns noch gar nichts bekannt.~~Fig. 2. Die weisse Hausmaus. (Mus musculus. Var. alba.)~~Es ist eine bekannte Sache, dass die Thiere, die man zähmt, oder zu Hausthieren macht, öfters auch die weisse Farbe annehemen; vorzüglich ist dieses bei den Kaninchen der Fall. Hierzu kann man nun gewissermassen auch unsere Hausmaus rechnen, die sich stets in den Wohnungen der Menschen aufhält. Oefters findet man unter ihnen auch weisse Mäuse, die zur Seltenheit in kleinen Käfichen gehalten werden. Sie sind aber, wie alle ausgearteten weissen Thiere, sehr zärtlich. Als Merkwürdigkeit wollen wir noch das Haar der Mäuse unter dem Microscope vergrössert betrachten. - Es zeigen sich nämlich inwendig spiralförmige Abtheilungen, die durch ihre Regelmässigkeit in Erstaunen setzen, und wahrscheinlich zur Circulation der Säfte, wodurch die Haare ihre Nahrung erhalten, dienen.~~
Ad99998 05 074aAd99998 05 074a.jpgDie grösste Heuschrecke. (Gryllus cristatus.)~~Im Morgenlande, in Syrien, Palästina und Klein-Asien findet sich diese grösste aller Heuschrecken, die wir hier in natürlicher Grösse abgebildet sehen. Sie ist schön bunt gefleckt, denn der Leib ist roth, die Flügel aber gelb und olivengrün gezeichnet, und mit den Flügeln macht sie ein starkes schnarrendes Geräusch. - Wegen ihrer starken Vermehrung sammeln sich oft zahllose Schwärme dieser Heuschrecken, die wie eine Wolke die Luft fast verdunkeln, und ganze Landstriche, wo sie sich niederlassen, verheeren. Sie fressen alle Pflanzen bis auf das Gras rein auf. - In den Morgenländern werden sie ihrer Grösse wegen gegessen, und dieses ist der einzige Nutzen, den man von ihnen ziehen kann.~~
Ad99998 05 075aAd99998 05 075a.jpgFig. 1. Der Pappelschwärmer. (Sphinx populi.)~~Dieser Abendvogel ist hier in natürlicher Grösse abgebildet. Die Ober- und Unterflügel sind von grauer und brauner Farbe, was in sanften marmorartigen Schattirungen in einander übergeht. Die hellgrüne Raupe (A) findet sich auf Pappeln und Weisen, und ist mit schrägliegenden gelben Querlinien gezeichnet. Sie verwandelt sich in die dunkelbraune Puppe (B).~~Fig. 2. Der Lindenschwärmer. (Sphinx tiliae.)~~Schöner als der vorige ist der grüne Lindenschwärmer. Die eckigen blassröthlichen Ober-Flügel sind mit verschiedenen dunkelgrünen Flecken bedeckt. Die Unter-Flügel sind Ockergelb. Die Meergrüne Raupe (a) trifft man auf Aepfel- und Birnbäumen, am meisten aber auf den Linden an. Ihre chagrinartige Haut ist nach der Quere mit gelb und rothen Binden bedeckt. Die schwarzbraune Puppe (b), in die sich die Raupe gegen den Herbst verwandelt, bleibt bis zum nächsten Frühling liegen, wo dann unser Dämmerungs-Falter auschlüpft. -~~3. Der mittlere Weinschwärmer (Sphinx Elpenor.)~~Der Weinschwärmer ist vortrefflich gezeichnet. Seine grünen Oberflügel haben drei rosenfarbene Streifen. Die Unterflügel sind halb schwarz, halb rosenroth. Die grosse braune Raupe (A), deren Kopf sich ganz spitzig endet, lebt vorzüglich auf dem Weinstock, dem Weiderich und dem Spring-Saamenkraut. Sie verwandelt sich in die Puppe (B), aus welcher im Rühling unser Weinschwärmer zum Vorschein kommt, und auf den Blüten der Linden, des Jelänger-Jelieber, und andern blühenden Gesträuchen angetroffen sind. -~~
Ad99998 05 076aAd99998 05 076a.jpgFig. 1. Die gemeine Zwetsche. (Prunus domestica.)~~Die gemeine Zwetsche oder Pflaume (A) ist eine länglich runde blaue Frucht, die man in ganz Teutschland, und auch nach Norden zu findet. Ursprünglich mag aber der Zwetschenbaum aus dem Orient herstammen. Er wird 20, selten 30 Fuss hoch, trägt im April fünfblättrige weisse Blüten (B), und die wohlschmeckenden Früchte, die man auch gedörrt mehrere Jahre lang aufbewahren kann, reifen im September. Dieser Baum pflanzt sich durch Kerne und Wurzelschösslinge ohne grosse Mühe fort, doch liebt er etwas feuchten Boden. Das rothbraune Holz nimmt eine schöne Politur an, und wird zu feinen Tischler-Arbeiten gebraucht.~~Fig. 2. Die gemeine Stammkirsche. (Prunus avium.)~~Es giebt viele Arten von Kirschen, dieser so wohlschmeckenden runden Steinfrucht. Doch alle sind durch Veredlung aus der gemeinen Stammkirsche entstanden, von der es hellrothe (a) und dunkelrothe (c) giebt. Der gemeine Kirschenbaum findet sich wild in Teutschland, wächst sehr schnell, und wird 50 bis 60 Fuss hoch. Die schneeweissen Blüten sitzen Straussförmig zusammen. Die Frucht ist sehr klein, süss von Geschmack, und wird häufig genossen. Von der dunkelrothen Art (c) stammt die vortreffliche Herzkirsche, und von der hellrothen Stammkirsche (a) die Frühherzkirsche ab. Das Holz ist gelbröthlich von Farbe, lässt sich poliren, und wird von den Tischlern verarbeitet.~~
Ad99998 05 077aAd99998 05 077a.jpgFig. 1. Die gemeine Zucker-Rose (Rosa gallica. L.)~~Diese Rose hat ihre Namen, die Zucker-Rose davon erhalten, dass man in den Apotheken den sogenannten Rosen-Zucker, auch Rosen-Syrup davon macht, weil sie von allen Rosenarten am besten Geruch und Geschmack mittheilt. Sie wächst ziemlich hoch und findet sich häufig in unsern Gärten, weil sie den Winter sehr gut ausdauert. Ihre Blume ist nicht ansehnlich, etwas flatterig, und hat ein ins Carmesin fallendes dunkles Rosenroth.~~Fig. 2. Die grosse fleischfarbne Rose. (Rosa truncata carnea major.)~~Diese schöne Rose ist eine der reizendsten Blumen, welche man nur sehen kann. Ihre ansehnliche Grösse, ihre Fülle der Blätter, und ihre delicateste blasse Fleischfarbe, verbunden mit einem sehr angenehmen Geruche, machen sie zum Lieblinge aller Damen, so wie der Blumenliebhaber. Ihr Strauch ist niedrig und wird nicht über 3 Fuss hoch, hat ein lebhaftes Dunkelgrün, und viele starke gelbe Dornen. Er dauert sehr gut unsre Winter aus. Griechenland soll das Vaterland dieser schönen Rose seyn.~~
Ad99998 05 078aAd99998 05 078a.jpgFig. 1. Die Nachtigall mit ihrem Neste.~~Wir lernten die Nachtigall, den lieblichsten Sänger des Waldes, schon früher kennen. Hier sehen wir das Männchen und Weibchen, die fast nicht zu unterscheiden sind, bei ihrem Nest abgebildet. Dieses baut die Nachtigall aus dürren Blättern, Grashalmen und Würzelchen locker zusammen, gewöhnlich nahe an der Erde in Hecken und Gebüschen. Sie legt hierein vier bis fünf Eier von schmutzig grüner Farbe, daraus nach 18 bis 20 Tagen die Jungen ausschlüpfen. Jetzt höret die Nachtigall auf zu singen, und scheint ihre ganze Sorgfalt auf die Ernährung der Jungen zu wenden. Die Nachtigall pflanzt sich wohl auch in der Gefangenschaft fort, allein nur selten.~~Fig. 2. Die Bastard-Nachtigall. (Motacilla Hippolais.)~~Die Bastard-Nachtigall macht eine eigne Art aus, sieht aber der gewöhnlichen Nachtigall sehr ähnlich, nur dass das Gefieder mehr in das Graue fällt. Das Weibchen unterscheidet sich vom Männchen durch die gelbliche Brust. Diese Nachtigall hat gleichfalls einen sehr angenehmen Gesang; sie findet sich in vielen Gegenden Teutschlands, zieht aber im Winter in wärmere Himmelsstriche. Ihr künstliches Nest, das aus Wolle und Grashalmen zusammengeflochten ist, macht sie zwischen den Zweigen niedriger Bäume, und legt 4 bis 5 dunkelfleischfarbene roth punctirte Eier darein.~~
Ad99998 05 079aAd99998 05 079a.jpgFig. 1. Die gemeine Buche. (Fagus sylvatica.)~~Die gemeine oder Roth-Buche (zum Unterschied der Weissbuche) ist ein sehr nützlicher Baum, der in Teutschland allenthalben wild wächst, und 3 bis 400 Jahre alt wird. Er wird 70 bis 80 Fuss hoch, hat einen glatten, völlig cylinderischen Stamm, und ein röthliches Holz, welches zum Brennen, so wie zur Verfertigung vieler Geräthschaften vortrefflich taugt. Die Blätter sind eirund; im Mai erscheinen die Blüten, aus welchen die viertheilige Saamenkapsel entsteht, welche einen zimmtbraunen Kern, die Buchnuss enthält, woraus ein sehr wohlschmeckendes Oel geschlagen wird. Auch kann man die Buchnüsse essen.~~Fig. 2. Die gemeine Ulme. (Ulmus campestris.)~~Die gemeine Ulme oder Rüster findet sich durch ganz Europa, und ist ihres weissen harten Holzes wegen ein sehr nützlicher Baum, der in gutem Boden sehr hoch, und über hundert Jahre alt wird. Die eirunden vorn zugespitzten Blätter kommen nach der Blüte hervor. Der Saamen sitzt in seiner Kapsel Büschelweise zusammen, und wird schon im Junius reif. Hierdurch pflanzt sich die gemeine Ulme von selbst fort.~~
Ad99998 05 080aAd99998 05 080a.jpgFig. 1. Der Johannisbeerstrauch. (Ribes rubrum.)~~Die Johannisbeere ist eine bekannte teutsche Frucht, die in unsern Gärten häufig gezogen wird, und auf niedrigen Sträuchern wächst, die auch hie und da wild angetroffen werden. Die gelbgrünen Blütentrauben (A) kommen im Frühjahre noch vor den Blättern zum Vorschein; die Frucht, die gegen Johannis reif ist, besteht aus einer vielsaamigen Beere, die im wilden Zustande klein und hochroth von Farbe ist. Durch die Veredlung wird sie weit grösser, und man zieht weisse und fleischrothe Arten. Die Johannisbeere hat einen weinsäuerlichen guten Geschmack, man speist sie häufig roh; mit Zucker eingemacht, wird sie noch wohlschmeckender, auch bereitet man daraus einen guten Wein, der sich mehrere Jahre hält.~~Fig. 2. Der Stachelbeerstrauch. (Ribes grossularia.)~~Die Stachelbeere, auch Klosterbeere, wächst wild auf einem niedrigen mit Stacheln besetzten Strauche in ganz Teutschland, wird aber ihrer Nutzbarkeit wegen, da sie wohlschmeckend ist, auch allenthalben wie der Johannisbeerstrauch in Gärten gezogen. Die röthlichen Blüten (a) sitzen zu zweien und dreien zusammen an den Zweigen, und die eigentliche wilde Beere ist rund, klein und grün von Farbe. Durch die Cultur erhält man aber auch hell- und dunkelrothe Früchte, bis zu der Länge eines Zolls.~~
Ad99998 05 081aAd99998 05 081a.jpgFig. 1. Der Brustbeer-Spinner. (Phalaena Bombyx Paphia.)~~Dieser schöne Nachtfalter ist hier in seiner ganzen Grösse abgebildet, und findet sich in Bengalen. Die hochgelben Flügel sind mit 4 grossen Augenflecken geziert, und ausserhalb läuft ein weiss und bräunlichrother Streifen über sämmtliche Flügel. Die grosse gelbgrüne Raupe (a), die so unförmlich gestaltet ist, findet man in Bengalen auf den Jujuben oder Brustbeeren-Kreuzdorn. Sie spinnt sich bei ihrer Verpuppung in einem Coccon von dicken, festen Seidenfaden ein. Hieraus verfertigt man in Indien, wie aus dem Gespinnste des ächten Seidenspinners, dauerhafte seidene Zeuche, worein sich vorzüglich die Braminen kleiden.~~Fig. 2. Der Claretwein-Schwärmer. (Sphinx Labruscae.)~~Der Claretwein-Schwärmer ist gleichfalls ein vorzüglich schöner Schmetterling, dessen Raupe in Südamerika auf den Blättern des Claret- oder wilden Weinstocks wächst.~~Die Oberflügel unseres Dämmerungsfalters sind glänzend Olivengrün, mit schwärzlichgrüner marmorirter Zeichnung. Die bläulichweissen Hinterflügel haben einen gelben Rand und dunkelblaue Flecken.~~
Ad99998 05 082aAd99998 05 082a.jpgDie Erdmannshöhle bei Hasel.~~Hasel ist ein grossherzogl. Badensches Dorf, am Fusse des Schwarzwaldes, und steht, so wie die Gegend umher, auf Schichten von sehr zerrissenen Kalklagern. Unter dem Dorfe weg fliesst ein unterirdischer Bach, dessen Auswaschungen in diesen Kalklagern von Zeit zu Zeit gefährliche Einstürze der Oberfläche veranlassten, die in den neuesten Zeiten (1799 und 1800) so stark wurden, dass sie dem Dorfe den Untergang drohten. Man bemühte sich daher die Ursachen davon zu erfroschen, und bei dieser Gelegenheit ward die nicht weit von dem Dorfe entfernte, sehr merkwürdige Höhle genau untersucht. Sie wird von den dortigen Einwohnern das Erdmännleinsloch genannt, weil sie solche für den Wohnsitz von Erdgeistern oder Erdmännlein (chimärischen Wesen, die einem rohen Aberglauben ihren Ursprung danken,) hielten.~~Dieses Erdmännleinsloch, oder wie man diese merkwürdige Höhe jetzt passender nennt, die Erdmannshöhle besteht, wie die meisten ähnlichen in Kalkflözgebirgen vorkommenden Höhlen, aus mehrern unter einander in bald engerer, bald weiterer Verbindung stehenden Gewölben, deren Decke hier fast durchaus flach ist. Auf unserer Kupfertafel ist eine derselben, nämlich die sogenannte Todtengruft, eine höchst interessante Tropfsteinhöhle abgebildet. Fig. 1. zeigt sie von der Seite, wo man in sie von aussen hineinkommt und Fig. 2. umgekehrt, wenn man ihr Ende erreicht hat und wieder zurückkehren will. Vorzüglich merkwürdig sind die beiden Tropfstein-Colossen, welche als Säulen von dem Boden bis zur Decke reichen, und so wie die übrigen, oft seltsam genug geformten Tropfsteinformationen durch das Herabträufeln kalkhaltigen Wassers von der Decke erzeugt sind. Die in letzterer Figur angegebene schiefliegende Brücke mit einem Geländer führt über eine Tiefe, in der Eingänge zu weitern Höhlen sind. Die Todtengruft ist gegen 9 Ellen hoch und 14 Ellen weit.~~In den Tiefen der Erdmannshöhle strömt ein starker Bach, welchem man mit vielem Grund, die häufigen Versinkungen der Erdoberfläche, Erdfälle, Erdbrüche) in dortiger Gegend zuschreibt.~~
Ad99998 05 083aAd99998 05 083a.jpgFig. 1. Die Gold-Merle. (Tanagra violacea.)~~Die Gold-Merle findet sich häufig in Cayenne, Surinam und Brasilien, wo sie in Käfichen gehalten wird, und sich vorzüglich von Reis nährt. Das Männchen ist von oben schwarz mit bläulichem Stahlglanz; der untere Theil des Körpers ist goldgelb.~~Fig. 2. Die Bischoffs-Merle. (Tanagra Episcopus.)~~Dieser Vogel bewohnt die Gegenden von Cayenne, wo er von Früchten lebt, und etwas über 6 Zoll lang wird. Er sieht über und über schön grün und bläulich aus.~~Fig. 3. Die Paradies-Merle. (Tanagra Tatac.)~~Ein herrlicher Vogel, dessen buntes Gefieder sieben verschiedene Farben zählt. Er ist so gross als unserer Stieglitz, und ist sehr häufig in Guiana, wo er in Käfichen gehalten wird. Schade, dass er nicht singt.~~Fig. 4. Der Pomeranzengelbe Kernbeisser. (Loxia aurantia.)~~Findet sich auf der Insel Bourbon und am Vorgebirge der guten Hoffnung. Der Kopf, der Schwanz, die Flügel sind schwarz; der übrige Theil des Körpers ist orangegelb.~~Fig. 5. Der Reiskernbeisser. (Loxia oryzivora.)~~Den Reisfeldern thut dieser Kernbeisser grossen Schaden. Er hat die Grösse unsers Sperlings, lebt häufig auf der Insel Java, auch am Vorgebirge der guten Hoffnung, und wird von den Verkäufern fremder Thiere und Vögel von dort auch nicht selten zu uns gebracht.~~
Ad99998 05 084aAd99998 05 084a.jpgWir sehen auf gegenwärtiger Tafel die einheimische teutsche Birn und den Apfel abgebildet, aus welchen Stammfrüchten durch Veredlung gewiss mehrere unserer schönen Aepfel- und Birnsorten entstanden sind, obgleich es auch wahrscheinlich ist, dass mehrere derselben aus dem schönen Himmelsstrich des mittlern Asiens zu gekommen sind.~~Fig. 1. Die wilde Birn. (Pyrus communis.)~~Den wilden Birnbaum finden wir auch ausser Teutschland in allen gemässigten Theilen von Europa, wo er in gutem Boden einen schönen grossen Baum bildet. Die weissen straussförmigen Blüten (A) kommen im Mai zum Vorschein. Die kleine unschmackhafte Birn (B) wird im September reif; sie dient dem Wilde zur Nahrung, auch wird guter Essig daraus gemacht. Das Holz giebt vortreffliche Tischler-Arbeiten.~~Fig. 2. Der wilde Apfel. (Pyrus malus.)~~Dieser Stamm-Apfel wächst, wie die Birn, wild in unsern Waldungen, hat röthliche Blüten (a) und trägt einen grünlichen Apfel, der sauer von Gechmack ist, dem Wilde bloss zur Nahrung dient, aber einen guten Essig giebt. Das Holz ist hart, lässt sich gut poliren, und zu schönen Tischler-Arbeiten verbrauchen.~~
Ad99998 05 085aAd99998 05 085a.jpgWir kennen de kunstreichen Ameisen-Löwen schon aus einer frühern Abbildung unseres Bilderbuchs. Hier sehen wir die Art, wie er durch seinen Trichterbau im Sande seinen Fang erhält, in dem kleine Insecten, wenn sie an die steilen Wände desselben kommen, sich nicht halten können, herunter rutschen, und dem Ameisen-Löwen zur Beute werden. Ist der Ameisen-Löwe noch ganz jung, so fertigt er wie bei Fig. 1. einen kleinen Trichter; nur ganz kleine Insecten werden seine Beute. So wie er grösser wird, so vergrössert sich auch sein Fangkreis (Fig. 2.) Im Mittepunct lauert er auf seine Beute, der ganze Körper ist im Sande verborgen, und bloss die ausgebreiteten Fresszangen sieht man hervorragen. So wie der Ameisen-Löwe ausgewachsen ist; so vergrössert sich der Trichter, wie wir bei Fig. 3. und 4. sehen. Bei Fig. 4.b. sehen wir eine grosse Ameise, die ihrem Feinde entgangen ist, und bereits den Rand des Trichters erreicht hat. Die kleinere Ameise (Fig. 5.d.) hingegen ist zu schwach; sie gleitet im lockeren Sande rückwärts, und wird dem Ameisen-Löwen nicht entgehen. Das Räupchen (Fig. 6f.) hat er schon gefangen. Er saugt es aus, wirft den leeren Balg aus dem Trichter hinaus, und stellt den durch den Fang beschädigten Trichter wieder her. Bei Fig. 7. Sehen wir, wie der Ameisen-Löwe seinen ganzen Trichter bauet. Er bildet nämlich mit seinem Körper, der wie ein Pflugschaar geformt ist, rückwärts durch den Sand eine Schneckenlinie. Dann setzt er sich in die Mitte, und wirft, um die Seitenwände des Trichters zu ebenen, allen überflüssigen Sand hinaus (Fig. 8.).~~
Ad99998 05 086aAd99998 05 086a.jpgWir betrachteten bereits im III. Bd. Taf. 10 unseres Bilderbuchs den künstlichen Bau eines Fliegenkopfs, und wollen jetzt die Fliege überhaupt im vergrösserten Zustande kennen lernen, die wir in natürlicher Grösse bei Fig. 1. sehen. Fig. 2. zeigt vergrössert den unteren Theil. Ausser dem Kopfe besteht der Fliegenkörper aus der Brust und dem Hinterleibe. An der Brust sitzen oben die Flügel, unten die 6 Füsse. In den Winkeln zwischen der Brust und dem Hinterleibe sitzen die Schallhäutchen, und darunter die keulenförmigen Springkölbchen, welche während des Flugs an die Schallhäutchen anschlagen, und so das Sumsen hervorbringen.~~Auf der oberen Seite Fig. 3. ist der Hinterleib stahlgrün, und in acht Felder mit schwarzen runden Flecken getheilt. Der Fuss (Fig. 4. ) besteht aus 7 künstlich eingelenkten Gliedern. Das letzte Glied hat ein Paar runde Ballen, die eine Feuchtigkeit ausschwitzen, wodurch die Fliege auf Glas und anderen glatten Körpern fusst. Auf rauhen Gegenständen hält sich die Fliege mit den zwei Seitenklauen fest. - Das unbewegliche Auge hat nach allen Seiten sechsseitige Facetten (Fig. 5.), damit die Fliege von allen Seiten jeden Gegenstand bemerken könne. -~~
Ad99998 05 087aAd99998 05 087a.jpgDie blassgelbe Schottische Rose. (Rosa spinosissima flore flavo.)~~Diese Rose zeichnet sich vor allen durch ihr schönes kleinblätteriges und dicht wachsendes Laub, und durch den Reichthum ihrer Blüten aus. Ihre Blumen sind zwar nur einfach, aber von einer ausserordentlich zarten blassgelben Farbe, und ihre Früchte plattrund, beynahe wie eine Zwiebel gestaltet, und schwarzroth.~~Ihr Strauch ist niedrig, wird nicht über 3 Fuss hoch, und ihr Holz ist mit ausserordentlich vielen Dornen besetzt; deshalb sie auch die dornenreiche Rose heisst. Ihr Vaterland ist Schottland; sie dauert daher auch bey uns im härtesten Winter aus, und vermehrt sich durch Wurzel-Ausläufer sehr häufig.~~
Ad99998 05 088aAd99998 05 088a.jpgFig. 1. Der Azurblaue Fliegenfänger. (Muscicapa caerulea.)~~Dieser schöne Fliegenfänger ist auf den Philippinen zu Hause. Ein Azurblaues Gefieder bedeckt den Oberkörper. Bloss am Hinterkopfe und an der Brust sitzt ein schwarzer Fleck.~~Fig. 2. Die schwarzköpfige Merle. (Tanagra atricapilla.)~~Man findet diesen Vogel in Guiana, doch ist er auch da selten. Er wird 7 Zoll lang; Kopf, Flügel und Schwanz sind glänzend schwarz; der übrige Körper dunkelgelb roth (Mordoré Farbe.)~~Fig. 3. Die schöne Merle. (Tanagra capitalis.)~~Ein schöner Vogel, dessen Vaterland noch unbekannt ist. Der Kopf und die Brust sind schwarz; der Nacken und Bauch gelb, in das Röthliche spielend, und der Rücken Olivengrün.~~Fig. 4. Der Paradies-Fliegenfänger. (Muscicapa paradisi.)~~Er lebt auf Madagaskar, am Vorgebirge der guten Hoffnung und am Senegal, wo er sich in letzterer Gegend einsam am Gambia aufhält. Die Länge beträgt 8 Zoll; die dunkeln Federn des Hinterkopfs bilden einen Federbusch.~~Fig. 5. Der Fächerschwänzige Fliegenfänger. (Muscicapa flabellifera.)~~Dieser niedliche Vogel findet sich auf Neu-Seeland. Er nährt sich von Insecten, und fliegt ihnen beständig nach, wobei sein Schwanz fächerartig ausgebreitet ist. Es ist ein sehr geselliger Vogel, der sich leicht zähmen lässt.~~
Ad99998 05 089aAd99998 05 089a.jpgFig. 1. Der Cornelkirschbaum. (Cornus mascula.)~~Der Cornelkirschbaum, welcher auch häufig Horlitzenbaum genannt wird, bildet im freien Zustande, sich selbst überlassen, gewöhnlich nur einen Strauch von 8 bis 10 Fuss; in Gärten mit Sorgfalt gezogen, wächst er aber zu einem Baume von 20 und mehreren Fuss. Im Frühjahre bei der ersten Sonnenwärme kommen die gelben Blüten (A) noch vor den Blättern heraus. Die länglich runde Frucht oder Corneliuskirsche wird im September reif, sieht erst grün, und dann schön roth aus. Sie hat einen angenehmen weinsäuerlichen Geschmack; man kann sie frisch essen, ober auch mit Zucker und Essig einmachen.~~Fig. 2. Der Mispelbaum. (Mespilus germanica.)~~Der Mispelbaum findet sich in Frankreich, Teutschland und Italien wild, wächst nicht sehr hoch, und wird seiner Frucht (B) wegen häufig in Gärten angepflanzt. Die bräunliche Frucht muss erst liegen und teigig werden; dann bekömmt sie einen angenehmen weinsäuerlichen Geschmack, weswegen sie gern gegessen wird.~~
Ad99998 05 090aAd99998 05 090a.jpgFig. 1. Der Grosskopf-Spinner. (Phalaena Bombyx dispar.)~~Dieser teutsche Nachtvogel zeichnet sich durch die Verschiedenheit des Männchens vom Weibchen aus. Ersteres (C) ist viel kleiner, grau und braun gezeichnet, letzteres (D) einigemal grösser, gelblich weiss von Farbe mit braunen Adern, und hat einen dicken plumpen Körper. Die Raupe (A) findet sich an Obstbäumen und Weisen, und thut in manchen Jahren durch ihre Menge grossen Schaden. Sie verwandelt sich in die roth-schwarze Puppe (B) aus der im August unserer Nachvogel ausschlüpft.~~Fig. 2. Der Kupfervogel. (Phalaena Bombyx quercifolia.)~~Der Kupfervogel, von seiner Farbe so genannt, entsteht aus der grossen grau und braunen Raupe (A), welche einzeln an Pflaumen-Birn- und Apfelbäumen lebt, und sich in der Erde zur Puppe (B) verwandelt.~~Fig. 3. Der Fischschwanz. (Phalaena Bombyx Pruni.)~~Die Raume (a) von deren unterem Theile, welcher einem Fischschwanze gleicht, dieser Nachtvogel genannt wird, lebt einzeln auf Birken, Schlehen und Linden, verwandelt sich Ende des Juni in die Puppe, (b) woraus nach drei Wochen der oraniengelbe Nachtvogel ausschlüpft, der auf den Oberflügeln herzförmige weisse Flecken hat.~~
Ad99998 05 091aAd99998 05 091a.jpgDa, wo die Gebirge so dicht beisammen stehen, dass sie eine ununterbrochene Kette bilden, wie dies der Fall ist bei der helvetischen Alpenkette, welche die Schweiz von Italien scheidet, da müssen, um die nöthige Verbindung zwischen beiden Ländern zu erhalten, Wege in den Gebirgen angebracht werden, um sie an den zugänglichsten Orten zu übersteigen.~~Die beiliegende Tafel stellt uns zwei helvetische Alpenpässe von der italienischen Seite dar.~~Fig. 1. Der Weg über den grossen St. Bernhardsberg~~Wir sehen hier den sogenannten grosse St. Bernhardsberg auf der Seite von Italien und den Weg, der dahin führt, im Momente, wo die französische Armee unter den Befehlen des ersten Consuls (am 14. Mai 1800) denselben herabzieht, um nach Italien zu marschiren. Das an diesem Wege erbaute und von Augustiner-Mönchen bediente Hospiz ist für die Aufnahme der Reisenden bestimmt, welche diesen schrecklichen und gefährlichen Weg ziehen und hier allen nöthigen Beistand finden. Das Kloster liegt am Ende eines kleinen Sees.~~Fig. 2. Der Weg über den St. Gotthardsberg.~~Der Weg über den St. Gotthardsberg ist nicht minder merkwürdig, als der über den St. Bernhard, ja noch interessanter, aber weniger gefährlich. Nachdem man über die berühmte Teufels-Brücke und durch das Urner-Loch von der Schweizer Seite hergekommen ist, ersteigt man den Berg bis zu der Stelle, wo vormals ein Kapuziner-Hospiz demjenigen auf dem St. Bernhard gleich stand. Von da steigt man in den Canton Tessino, auf einem schmalen und steilen Wege hinab, der eine Strecke lang sich längs dem Flusse Tessino hinzieht, welcher sich von diesem Gebirge herabstürzt.~~
Ad99998 05 092aAd99998 05 092a.jpgFig. 1. Die Glanz-Rose. (Rosa lucida.)~~Diese Rose hat zwar nur eine einfache Blume von heller Karmesin-Farbe, sie ist aber auf mehrerley Art eine Zierde der Gärten. Ihr Laub ist glänzend grün, als wenn es lackirt wäre, und eben deshalb heist sie die Glanz-Rose; im Herbste aber wird es dunkel purpurroth, so dass dadurch der ganze Strauch, der oft 4 bis 5 Fuss hoch wird, ein ganz fremdes und überaus schönes Ansehen bekommt. Sie blüht sehr reich, und gewöhnlich erst im Julius und August, wenn die andern Rosen-Sorten zu blühen aufgehört haben.~~Fig. 2. Die grosse Zwerg-Rose. (Rosa truncata major.)~~Es giebt mehrere Arten der Zwerg-Rose, darunter diese die grösste ist. Ihr Strauch wird nicht über 2 Fuss hoch, ihre schöne und sehr gefüllte Blume aber ist oft 2 bis 3 Zoll im Durchmesser gross, und flach gebaut. Sie hat eine sehr zarte blasse Fleischfarbe, welches ihr mit ihrem dunkelgrünen Laube, ein überaus schönes Ansehn giebt.~~
Ad99998 05 093aAd99998 05 093a.jpgFig. 1. Der Nashornvogel. (Buceros Rhinoceros.)~~Der eigentliche Nashorn- oder Rhinoceros-Vogel findet sich in den heissen Ländern von Africa, und hat seinen Namen von dem hornähnlichen Aufsatze auf dem Oberschnabel. Der ganze Schnabel ist leicht, und besteht aus einer pergamentartigen Haut, so dass er dem Vogel nicht beschwerlich wird. Unser Nashorn-Vogel hat die Grösse eine Truthhahns, und ist ganz mit einem schwarzblauen Gefieder bedeckt.~~Fig. 2. Der Abyssinische Hornvogel. (Buceros Abyssinicus.)~~Ein schwerfälliger Vogel, der an Gestalt unserem Raben gleicht, aber die Grösse des vorigen erreicht. Auf dem Schnabel sitzt eine dritthalb Zoll hohe Erhöhung oder Horn. Eine violette kahle Haut umgiebt die Augen und die Kehle; der übrige Körper bis auf die weissen grossen Schwungfedern ist dunkel russschwarz. Er nährt sich von Insecten.~~Fig. 3. Der sechsfädige Paradiesvogel. (Paradisea aurea.)~~Dieser Paradiesvogel findet sich in Neu-Guinea, und zeichnet sich durch die sechs langen kahlen Federn aus, die zu beiden Seiten des Kopfs sitzen. Die Brust schillert goldgrün.~~Fig. 4. Der stahlblaue Paradiesvogel. (Paradisea viridis.)~~Bewohnt wie der vorige Neu-Guinea, und ist ein schöner Vogel, dessen Gefieder eine glänzend stahlblaue Farbe hat. -~~
Ad99998 05 094aAd99998 05 094a.jpgWir wollen auf dieser und der folgenden Tafel die merkwürdige Kreuzspinne (Aranea diadema) kennen lernen, die keineswegs giftig und den Menschen schädlich ist, wie Viele fälschlich glauben. Es giebt zweierlei Arten der Kreuzspinne, die schwarzbraune (Fig. 1.) und die röthlichbraune, die wir von oben und von unten (Fig. 2. und 3.) an den Faden hängend, abgebildet sehen. Beide Arten haben auf ihrem dicken, herzförmigen Körper Zeichnungen von weissen, regelmässigen Strichen und Punkten, die bald ein einfaches, bald ein doppeltes Kreuz bilden. - Bei Fig. 4. erscheint der Vordertheil des Kopfes vielmals vergrössert; unten sitzen die acht Augen, oben bemerken wir die merkwürdigen Fangklauen, welche hornartig, auf der äussern Seite eingelenkt sind, und sich wie ein Taschenmesser zwischen den Zähnen einschlagen. Mit ihnen hält die Spinne die gefangenen Insecten fest, durchbohrt sie mit den Spitzen, und flösst ihnen einen ätzenden Saft ein, von dem sie sogleich sterben, der aber den Menschen nicht gefährlich werden kann. Am hintern Theile des Körpers (Fig. 3.) sitzen die Spinnwarzen, die wir bei Fig. 5. vergrössert sehen. Diese sind mit lauter kleinen Spinnröhrchen (Fig. 6.) bedeckt. Die Spinne hat nun in den Warzen eine zähe, klebrige Feuchtigkeit, voraus der Faden entsteht. Will sie daher einen Faden spinnen, so drückt sie die Warzen an einen festen Körper an. Etwas Feuchtigkeit klebt an, und so wie die Spinne fortgeht, so ziehen sich aus allen Röhrchen unendlich feine Fäden heraus, die vereinigt nun den Faden bilden, den wir mit blossen Augen sehen (Fig. 2. und 3.), und woraus die Kreuzspinne ihr kunstvolles Gewebe bildet, welches wir auf der folgenden Tafel näher betrachten wollen.~~
Ad99998 05 095aAd99998 05 095a.jpgWir wollen die Kreuzspinne und ihr kunstvolles Gewebe weiter kennen lernen. Im Sommer legt das Weibchen einige hundert Eier in einem Klumpen, den sie an Fäden aufhängt. (Fig. 1.) Hier sieht man viele kleine ausgeschlüpfte Spinnen, die, ohne Ordnung, noch verworrene Fäden durch einander spinnen. Doch bald trennen sich die feindselig gesinnten Spinnen, und jede kleine Künstlerin fängt an ihr eigenes Netz sich zu bereiten. Dieses richtet sich nach ihrer noch unbeträchtlichen Grösse und wenigen Säften. Das Netz ist klein und die Maschen enge, um kleine Insecten zu fangen, die das Spinnchen überwältigen kann. So wie sie wächst, so vergrössert und erweitert sich auch das Netz. Gewöhnlich sitzt die Kreuzspinne in der Mitte, um sich schnell nach jeder Seite, wo sich etwas gefangen hat, bewegen zu können. Doch bisweilen lauert sie in einem nahen Schlupfwinkel, und kömmt ungesäumt hervor (Fig. 3.), das gefangene Insect auszusaugen. Fig. 4. sehen wir die halb ausgewachsene Spinne mit der Verfertigung ihres Netzes beschäftigt. Zuerst befestiget sie einige Seile an einen Balken oder Zweig. Dann spinnt sie geradlaufende Fäden, die sich all in einem Mittelpunkte vereinigen. Diese Strahlen verbindet die Spinne dann durch Querfäden, die die Kreise bilden, indem sie von einem Strahle zum andern kriecht, und mit den Klauen den gesponnenen Faden anklebt. - So bildet die Kreuzspinne ihr kunstvolles, scheibenförmiges Netz, was bei der ausgewachsenen Spinne oft 1 bis 1 1/2 Fuss im Durchmesser hält.~~
Ad99998 05 096aAd99998 05 096a.jpgDie metallischen Auflösungen sind geeignet, unter gewissen Umständen die zierlichsten Crystalle zu bilden, die man häufig auch Metallbäume nennt. So lernten wir im XLVI. Heft bereits den Silberbaum kennen. Hier finden noch vier andere schöne crystallinische Bildungen von Metallen, unter dem Mikroskop betrachtet.~~Fig. 1. Der Kupferbaum.~~Wenn man Kupfer in Scheidewasser auflöst, einen Tropfen Kochsalz-Säure zusetzt, und einen Eisenstab in diese Flüssigkeit lebt, so wetzen sich die Kupfertheile als schöne rothe Dendriten oder Bäumchen an, wie wir sie hier vergrössert sehen.~~Fig. 2. Der Bleybaum.~~Legt man in eine Auflösung von Bleizucker etwas Zink, so schiessen die Crystalle in mannichfaltigen Formen als Stängel und Laubwerk an. Dieses nennt man den Bleibaum.~~Fig. 3. Der Zinnbaum.~~Diesen erhält man, indem man etwas Zinnsalz in siedendem Wasser auflöst und darein ein Stückchen Zinn legt. Sogleich bilden sich eine Menge silberweisser Crystallen, die zacken- und hakenförmig durch einander laufen.~~Fig. 4. Der Zinkbaum.~~Der Zinkbaum bildet sich, wenn man Zinkkalk in Kochsalzsäure auflöst, woraus sich dann die zierlichen Crystallen ansetzen.~~
Ad99998 05 097aAd99998 05 097a.jpgUnter den alten, der Aufmerksamkeit der Reisenden würdigen Gebäuden, darf auch der Pallast der Czare von Moskau, den wir auf der beiliegenden Tafel abgebildet sehen, nicht vergessen werden. Dieser alte Pallast, oder vielmehr diese sonderbaren Haufen von Gebäuden und vergoldeten Thürmen, im gothisch-maurischen Styl, würde schon darum merkwürdig seyn, weil er der Ort ist, an welchem Peter der Grosse, der erste russische Kaiser, geboren wurde; doch er enthält auch noch einige andere Merkwürdigkeiten, wie z.B. den grossen Audienz-Saal, die kaiserliche Schatzkammer, in welcher die Krone und andere Kleinodien, die nur bei Kaiser-Krönungen gebraucht werden, aufbewahrt sind, u.s.w. Dieser grosse Pallast ist aber weder schön noch bequem, und alle Zimmer sind klein. Die Façaden der einzelnen Gebäude sind auf mancherlei Weise, aber mit wenig Geschmack, gemalt und geschmückt.~~Dieser Pallast liegt in dem Umfange des Kremls, oder der alten Festung von Moskau, der Hauptstadt des Russischen Reichs, und vormaligen Residenzstadt der Czare oder der Beherrscher von Moskau und von Russland.~~
Ad99998 05 098aAd99998 05 098a.jpgVon dem Condor, oder dem bisher noch so wenig bekannten grossen americanischen Geier sahen wir im LXXVIII. Hefte unseres Bilderbuchs die bis dahin beste Abbildung. Der berühmte Reisende, Hr. v. Humbold, hat aber richtigere von dem Männchen bekannt gemacht, die wir hier liefern. - Der Condor bewohnt die hohe Gebirgskette der Anden in Süd-America, wo er gewöhnlich auf den Felsenspitzen sitzt, und nur der Hunger treibt ihn die Ebenen herab. Er ist ein kühner wilder Vogel, der in den Klauen, so wie in den Flügeln, ungewöhnliche Stärke besitzt. Das Guanaco, das Vicognethier, den Hirsch der Anden verfolgt er, und hackt diese Thiere so lange, bis die athemlos niederstürzen, und ihm zur Beute werden. Man fängt die Condors, indem man todte Thiere hinwirft, deren Geruch sie schnell herbeilockt. Sie fressen dann so unmässig, dass, wenn sie gesättigt sind, sie nicht fliegen können, und dann von den Einwohnern verfolgt, und durch übergeworfene Schlingen gefangen werden. - Oft ist die Federbekleidung der Condors so dick, dass mehrere Flintenkugeln abprallen, ohne einzudringen.~~
Ad99998 05 099aAd99998 05 099a.jpgFig. 1. Das Galban-Bubon. (Bubon galbanum.)~~Das Galban-Bubon ist ein heilbringendes Gewächs, welches sich in der Türkei, Persien und in mehreren Ländern von Africa findet. Es wird 6 bis 10 Fuss hoch, trägt im Julius oderAugust gelbe Blüthen, und wenn man die Stängel einige Fuss über der Erde aufritzt, so quillt ein milchigter Saft heraus, der an der Luft trocknet. Dieses ist das Galban-Gummi, ein hitziges Arzneimittel, welche mit Erfolg in mehreren Krankheiten gebraucht wird.~~Fig. 2. Der östreichische Enzian. (Gentiana pannonica.)~~Diese Art von Gentian wächst auf den Alplen, in Östreich, Kärnthen und Steyermark. - An dem Fuss hohen, geraden Stängel sitzen die eirund-lanzetförmigen Blätter, und die purpurrothen, glockenförmigen Blumen. Die gelbe lange Wurzel ist sehr bitter, und von grosser Wirksamkeit bei fauligten und nervigten Krankheiten.~~
Ad99998 05 100aAd99998 05 100a.jpgFig. 1. Der grosse Perlenmuttervogel. (Papilio Paphia.)~~Dieser schöne Tagfalter findet sich in Teutschland, vorzüglich in den südlichen Gegenden, wo wir ihn im Julius und August auf Disteln antreffen. Das Männchen (A), welches hier von beiden Seiten zugleich vorgestellt erscheint, ist blässer von Farbe als das Weibchen (B). Die Unterflügel haben glänzende perlenmutterfarbige Streifen. Die dornige Raupe lebt von den Blättern des Veilchens. Aus der Puppe schlüpft nach 14 Tagen der Schmetterling aus.~~Fig. 2. Das grosse Vielauge. (Papilio Arion.)~~Wird wegen der vielen dunkeln Puncte auf den grauen Unterflügeln so genannt: die Oberflügel hingegen sind dunkelblau. Im Junius und Julius findet er sich in lichten Gehölzen.~~Fig. 3. Das Nierenfleck. (Papilio betulae.)~~Ein artiger braun und gelber Schmetterling mit geschwänzten Hinterflügeln, der sich den ganzen Sommer hindurch in Gärten und auf Wiesen findet. Die grüne, träge Raupe (b) lebt auf den Birken.~~Fig. 4. Der kleine Feuervogel. (Papilio Phlaeas.)~~Diesen goldglänzenden niedlichen Schmetterling sieht man im Mai und Junius oft zahlreich auf feuchten Wiesen umherfliegen.~~
Ad99998 05 101aAd99998 05 101a.jpgDie Quallen gehören zu dem Geschlechte der Mollusken oder Weichthiere, die alle das Meer bewohnen. Der Körper der sonderbaren Quallen besteht ganz aus einer gallertartigen Substanz; sie haben einen plattgedrückten, unten ausgehöhlten Körper, und lange Fühlfäden.~~Die hier in natürlicher Grösse abgebildete geöhrte Qualle (Medusa aurita) findet sich vorzüglich häufig in der Ostsee. Der ganze Körper besteht aus einer durchsichtigen Gallerte; in der Mitte sitzen vier rothe Höhlungen, und von unten laufen vier faserige Arme hervor, mit denen die Qualle ruhig auf der Oberfläche des Meeres herumschwimmt, welches, da oft mehrere Hunderte beisammen sind, einen angenehmen Anblick gewährt. - Die Nahrung der Quallen besteht aus kleinen Würmern; sie selbst dienen den grossen Raubfischen zur Nahrung.~~
Ad99998 05 102aAd99998 05 102a.jpgDer Münster in Strassburg ist eins der sonderbarsen und merkwürdigsten Gebäude der Erde, sowohl wegen seiner schönen gothischen Bauart, als auch wegen der beträchlichen Höhe seines Thurs, dessen Spitze 574 Fuss vom Boden an beträgt. Das Schiff der Kirche ist ein ungemein hohes Gewölbe; das Dach ist mit Kupfer gedeckt. Der Thurm, der auf der Vorderseite des Gebäudes sich befindet, besteht aus zwei Theilen. Der untere ist eine länglich viereckige Masse, von grossen Quadersteinen erbaut, und mit den mannichfaltigsten Verziehungen bekleidet; er macht gerade die Hälfte der Höhe des Ganzen aus, und endigt sich in eine grosse Platteforme oder Altane, die rings umher mit einem Brustgeländer versehen ist. Auf der einen Seite dieser Altane erhebt sich der obere Theil des Thurms in Pyramidenform ganz durchbrochen, auf das künstlichste gearbeitet. - Von der Altane herab geniest man die herrlichste Aussicht über die Stadt Strassburg, über den Rhein, und einen grossen Theil des ehemaligen Elsasses. Je höher man hinaufsteigt, desto weiter verbreitet sich dieselbe, bis sie sich endlich in den Wolken und in den Gebirgen, welche das Becken des Rheins begränzen, verliert.~~Der Erbauer des kunstvollen Thurms war Erwin von Steinbach im 13ten Jahrhundert, und man brachte 160 Jahre bis zur Vollendung damit zu. -~~
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Ad99998 06 003aAd99998 06 003a.jpgFig. 1. Ein Unterwaldner.~~Die Bewohner des Cantons Unterwalden in der Schweiz sind gutartige, aber wenig gebildete Leute; sie haben einen Hang zur Schwermuth; sie sind meist arm, und leben hauptsächlich von der Viehzucht, welche sie sehr sorgfältig betreiben. Wir sehen hier einen Küher dieses Landes in seiner Staatskleidung abgebildet.~~Fig. 2. Ein Berner Bauernmädchen.~~Hier sehen wir ein hübsches junges Bauernmädchen aus dem Canton Bern, das vom Felde kömmt und Kartoffeln nach Hause bringt, die es ausgemacht hat; es ist leicht gekleidet, um desto zwangloser arbeiten zu können.~~Fig. 3. Ein Emmenthaler Küher.~~Das Emmenthal in dem Canton Bern ist sehr fruchtbar, und wegen seiner vortrefflichen Käse berühmt; die Rindviehzucht ist die Hauptbeschäftigung der Einwohner dieses Thals. Die beiliegende Kupfertafel stellt einen Küher in seiner gewöhnlichen Kleidung vor, der sehr vergnügt aus seinem Stalle kömmt, aus welchem er die gewonnene Milch fortträgt.~~Fig. 4 u. 5. Ein Mädchen und ein junger Bauer aus dem Entlibuch.~~Das Thal Entlibuch liegt im Canton Luzern, und ist berühmt wegen des männlichen, stolzen, biedern und freien Characters seiner Bewohner, die sich auch durch ihre Neigung zur Poesie, Satyre, Musik und zu gymnastischen Uebungen auszeichnen; in diesen letzteren thun sie sich besonders hervor. Die beifolgenden Abbildungen stellen uns dieselben in ihrer gewöhnlichen Kleidung vor.~~Fig. 6. Ein Gemsenjäger.~~Wir sehen hier einen Gemsenjäger aus den Schweizer-Alpen in seiner gewöhnlichen Kleidung, wie er mit Hülfe seines spitzigen Stocks und seiner mit Stacheln besetzten Schuhe Eisberge ersteigt. So setzt er sich den augenscheinlichsten Gefahren aus, um das Vergnügen zu haben, eine Gemse zu erlegen.~~
Ad99998 06 004aAd99998 06 004a.jpgFig. 1. Ein Schweizer Bauernhaus.~~In einem grossen Theile der Schweiz sind die Bauernhäuser grösser, geräumiger und deshalb auch bequemer, als in vielen anderen Ländern; dies sehen wir schon an dem hier abgebildeten Hause eines Landmanns im Canton Unterwalden, welcher Canton doch verhältnissmässig viel ärmer ist, und rohere, unwissendere und minder arbeitsame Einwohner hat, als mehrere andere Schweizer-Cantone. Das Haus ist schon ein ziemlich grosses Gebäude; der Untersatz oder das Erdgeschoss ist von Steinen aufgemauert, weil es den Keller enthält; das Uebrige ist ganz von Holz, und das Dach ist mit grossen Schindeln gedeckt, die mit Steinen belegt sind, um sie fest zu halten.~~Fig. 2. Eine Sennhütte.~~Sennhütten nennt man in der Schweiz hölzerne Hütten, die in dem Gebirge bei den Alptriften erbaut find, auf welchen die Kühe den ganzen Sommer hindurch weiden; in diesen Hütten, die bloss von längs auf einander gelegten Baumstämmen (wie die russischen Bauernhäuser) erbaut sind, wird die Milch aufbewahrt und der Käse bereitet, auch dient sie den Hirten, welche die Kühe hüten, zum Obdach und zur Schlafstätte, wo ihr Bette unter dem Dache gemeiniglich nur aus langem Grase besteht. - Wir sehen hier eine solche Hütte von innen mit allen Gerätschaften zur Käsebereitung, womit der Aelpler (so nennt man diese Alpenhirten) wirklich auch beschäftigt ist; seine Frau ist mit seinem Jungen auf Besuch bei ihm, und der Knecht bratet für diese lieben Gäste Käse am Feuer; denn gebratener oder gerösteter Käse gilt hier für einen grossen Leckerbissen. - Erst wann der Winter beginnt, kehrt der Aelpler mit seinem Viehe in das Thal zurück, wo seine feste Wohnung ist.~~
Ad99998 06 005aAd99998 06 005a.jpgDie Gletscher in der Schweiz sind ungeheuere Eismassen in den Alpen, welche unversiegbare Behälter zur Unterhaltung der fliessenden Wasser sind, die aus ihnen entspringen. Zwei derselben, die hier abgebildet sind, sind besonders darum merkwürdig, weil sie zweien der grössten Hauptflüsse Europa's das Daseyn geben.~~Fig. 1. Der Rheinwaldgletscher oder die erste Quelle des Rheinstroms.~~Im Hintergrunde des von allen Seiten mit hohen Bergen umgebenen Rheinwaldthales im helvetischen Canton Graubünden liegt der grosse Rheinwaldgletscher, eine ungeheuere Eismasse in einer schauerlichen, unbewohnten Gegend. Aus einem Eisgewölbe, das zuweilen sehr gross und prächtig ist, (wir sehen es hier nach der Natur abgebildet), stürzt der Hinter-Rhein (denn der ganze Rhein, der prächtigste Fluss in Europa, entsteht aus den drei Hauptarmen Vorder-, Mittel- und Hinter-Rhein) als ein Gletscherbach hervor, mit welchem sich die 13 kleinen Bäche vereinigen, die sich von dem Muschelhorn, einem zwei Stunden langen Felsenkamme, herabstürzen.~~Fig. 2. Der Rhonegletscher.~~Einen gleichen, wohl noch majestätischeren Ursprung hat die Rhone, die aus dem Rhone- oder Furkagletscher entspringt, welcher einer der schönsten in der ganzen Alpenkette ist; er liegt an den Seiten der Furka, eines hohen Berges, der das südwestlichste Horn des Gotthardsgebirges ist, auf den Gränzen von Wallis, Bern und Uri, und des noch höheren Galenstocks bis in das Gerenthal herab, und ist der Ausfluss eines 6 Stunden langen Eisthales. Drei kleine Bäche fliessen aus diesem Gletscher hervor, und bilden die Quellen der Rhone.~~
Ad99998 06 006aAd99998 06 006a.jpgEiner der merkwürdigsten, berühmtesten und besuchtesten Wasserfälle der Schweiz ist der sogenannte Staubbach, in dem nicht minder merkwürdigen Lauterbrunnen-Thale, im Canton Bern. - Dieser Staubbach stürzt sich nahe bei dem Dorfe Lauterbrunn über die steile Felsenwand des Pletsch- oder Fletschbergs, ungefähr 900 Fuss hoch, herab. Er bildet eigentlich zwei Fälle über einander; der obere (Fig. 1.) fällt in ein Felsenbecken herab, aus welchem dann das Wasser wieder fortsprudelt und den untern Fall (Fig. 2.) bildet. Dies Wasser löst sich bei diesem Falle in der Luft in den feinsten Staub auf (daher der Name Staubbach) und schwebt als eine ätherische, blendenweise, immer wechselnde Gestalt in den Lüften. Gegen Mittag, wenn die Sonnenstrahlen auf dieses stürzende Wasser fallen, hat die Schönheit dieses herrlichen Naturspiels den höchsten Grad erreicht, und wenn man sich ihm nähert, erblickt man in demselben zwei cirkelrunde Regenbogen. Man kann sich ohne Gefahr zwischen die Felsenwand und den obern Fall stellen, nur wird man dann von dem absprützenden Wasser durchnässt. Im Winter sieht man in diesem Staubbache ganz eigene Eisgestalten. Weiter hinauf bildet derselbe noch andere, sehr prächtige, aber nicht so hohe Wasserfälle.~~
Ad99998 06 007aAd99998 06 007a.jpgFig. 1. Der Badeschwamm.~~Der Badeschwamm, dieser gelblich-braune lockere Körper, dessen wir uns zum Reinigen und Waschen bedienen, wächst vorzüglich auf dem felsigen Grunde mehrerer Inseln des mittelländischen Meeres, wo er durch Taucher losgerissen und gesammelt wird. Dass er sich sehr leicht voll Wasser saugt, wissen wir alle. Wie dieses aber zugeht , sehen wir hier, wenn wir das kleine Stückchen Schwamm (A) unter dem Mikroskop vergrössert (B) betrachten. Der ganze Schlamm besteht nämlich aus einem Geflechte vieler zarter, biegsamer Haarröhrchen, in die sich das Wasser schnell hineinsaugt und den Schwamm aufbläht. Vermöge der Weichheit und Biegsamkeit der Röhrchen lässt sich der Schwamm dann eben so gut wieder ausdrücken, indem durch den Druck der Hand das Wasser wie aus Schläuchen wieder ausgepumpt wird.~~Fig. 2. Der Schillertaft.~~Das wechselnde Farbenspiel, welches wir bei dem Schillertaft (wie im Bd. V, Nro. 40. bei dem Schillervogel) bemerken, rührt hier bloss von der Farbenverschiedenheit der Fäden her, wie es uns die Vergrösserung (b) deutlich beweist. Der Aufzug oder die Kette besteht nämlich in diesem Falle aus gelben, der Einschuss oder der Einschlag aber aus purpurrothen Fäden. Je nachdem man nun den Taft dreht, so gewinnt die gelbe oder purpurrothe Farbe die Oberhand, oder es entsteht ein schönes Gemische von beiden Farben.~~
Ad99998 06 008aAd99998 06 008a.jpgDie Akanthusstaude oder die Bärenklau ist uns merkwürdig, weil schon die älteste griechische und römische Baukunst ihre schön geformten Blätter als Verzierung in die Capitale der Säulen, vorzüglich der corinthischen Ordnung, aufnahm, und dieselben durch Regelmässigkeit noch verschönerte. Sowohl die gothische als neuere Baukunst hat diese Zierpflanze beibehalten. Wir kennen bis jetzt 14 Arten der Bärenklau: die zwei nachfolgenden Arten werden aber vorzüglich in der Architectur nachgeahmt.~~Fig. 1. Die ächte Bärenklau. (Acanthus mollis.)~~Die ächte oder weiche Bärenklau ist eine ausdauernde Pflanze, und wächst wild in Sicilien und in den untern Theilen von Italien. Die Blätter (A) bilden eine Blätterrose, aus welcher der 2 bis 3 Fuss hohe Stängel mit den violet und weissen Blüten (B) hervorschiesst.~~Fig. 2. Die stachlige Bärenklau. (Acanthus spinosus.)~~Diese Art wächst gleichfalls auf feuchten Plätzen in Italien. Das Blatt ist gross und schön geformt; an den Enden der Blättchen sitzen Stacheln, wie an den Distelblättern.~~
Ad99998 06 009aAd99998 06 009a.jpgFig. 1. Die stachlige Herzmuschel. (Cardium echinatum.)~~Da wir die schönen buntfarbigen Schnecken und Muscheln gewöhnlich nur leer in den Naturalien-Sammlungen sehen, so könnten wir leicht auf den Gedanken kommen, kein lebendiges Geschöpf bewohne diese Schaalen. Von dem Gegentheile überzeugt uns aber diese Abbildung A, B und C der stachligen Herzmuschel, einer Bewohnerin der Nordsee. Bei A sehen wir das Thier in der etwas geöffneten Muschel auf der scharfen Kante, und bei B von der Seite, wo man den sensenförmigen, orangegelben Fuss des Thiers erblickt, der zum Fortbewegen und Aufrichten dient. Bei C sind die beiden Schaalen auseinander gerissen, wodurch man das ganze Thier deutlich sieht.~~Fig. 2. Die wunderbare Seefeder. (Pennatula mirabilis.)~~Diese Seefeder ist ein zart geformtes, korallenartiges Gehäuse, welches von einem polypenartigen Wurme bewohnt wird, und zart gefiederte Seitenäste, wie die Fahnen einer Feder, hat. Diese Geschöpfe werden 6 bis 8 Zoll lang, und finden sich in europäischen und amerikanischen Meeren, wo sie frei herum schwimmen.~~
Ad99998 06 010aAd99998 06 010a.jpgFig. 1. Das saitenschwänzige Stiel-Auge. (Stylephorus chordatus.)~~Dieser sonderbare gebildete Fisch ist erst seit 20 Jahren bekannt, wo man ihn aus den westindischen Gewässern nach England brachte. Seine Augen stehen auf den beiden cylindrischen Erhöhungen, und der Kopf, mit aufwärts gerichtetem Rüssel, besteht aus einer braunen, faltigen Haut. Der Leib endigt sich in eine saitenähnliche Verlängerung, die 1 Fuss 10 Zoll lang ist, während die Länge des eigentlichen Körpers nur 10 Zoll beträgt.~~Fig. 2. Der gemalte Froschfisch. (Lophius pictus.)~~Der gemalte Froschfisch bewohnt den stillen Ocean um Neuholland und Otaheite. Ueber dem weitgeöffneten Munde sitzt eine lange Bartfaser, wodurch er kleine Fischchen anlockt, die er verzehrt. Ausserdem sieht man auf dem Rücken noch zwei Erhöhungen; die Grundfarbe des Körpers ist braun, mit gelb und rothen Flecken.~~Fig. 3. Der marmorirte Froschfisch. (Lophius marmoratus.)~~Dieser Fisch findet sich gleichfalls im stillen Ocean. Der Körper ist schwarz, weiss und roth marmorirt; auf der Nase sitzt eine gabelförmige Bartfaser, und die Brustflossen sind beinahe wie kleine Füsse gestaltet, die es aber keineswegs sind.~~