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Ad99998 05 013aAd99998 05 013a.jpgDie Beutelthiere, deren wir schon mehrere in den früheren Heften unseres Bilderbuchs kennen lernten, und die wegen der Art, wie sie ihre Jungen in dem, zwischen den Hinterfüssen sich befindlichen Beute, erziehen, unsere Aufmerksamkeit verdienen, sind durch die neuesten Entdeckungsreisen in die Südsee ein zahlreiches Thier-Geschlecht geworden. Wir kennen bereits 30 Arten davon, von denen wir auf gegenwärtiger Tafel mehrere abgebildet finden.~~Fig. 1. Das Virginische Beutelthier. (Didelphis virginiana.)~~Der Manicou oder das Virginische Beutelthier bewohnt mehrere Theile des nördlichen Amerika, und hat die Grösse einer gewöhnlichen Hauskatze. Der ganze Körper ist mit gelblichen und bräunlichen struppigen Haaren bedeckt, und der glatte Wickelschwanz dient dem Thiere, um sich mit Leichtigkeit von einem Aste zum andern zu schwingen. Der zugespitzte Kopf gleicht dem eines Hundes, und der Rachen ist mit scharfen spitzigen Zähnen besetzt. Wir sehen hier deutlich, wie die Jungen in dem Beutel am Unterleibe sich befinden, und wenn sie reif sind, nach Belieben aus und ein hüpfen. Unserer Beutelthier ist wie alle seine Geschlechtsverwandten fleischfressend, und nährt sich von allerhand kleinen Vögeln; doch nimmt es auch mit Früchten und Wurzeln vorlieb und lässt sich leicht zähmen.~~Fig. 2. Das graue Beutelthier. (Didelphis Lemurina.)~~Neuholland ist das Vaterland des grauen Beutelthiers, welches in der Grösse und Gestalt beinahe einer Katze gleicht. Der ganze Körper und Schwanz ist mit dichten feinen Haaren von eisengrauer Farbe besetzt, die am Bauche und an den Seiten des Kopfes gelblich sind. An den Zehen sizzen starke Klauen, und die Augen sind voller Feuer. Man hat dieses artige Thier schon einigemal lebendig nach England gebracht.~~Fig. 3. Das gefleckte Beutelthier. (Didelphis viverrina.)~~Es gleicht seinem ganzen Körper nach den Viverren oder Stinkthieren. Die Hinterfüsse sind von auffallender Länge, und scheinen das Thier zum Springen sehr geschickt zu machen; das harte Haar ist schwarz und weiss gefleckt. Auch dieses Beutelthier ist wie das vorige von Neuholland.~~Fig. 4. Das langschwänzige Beutelthier. (Didelphis macroura.)~~Dieses kleine Beutelthier ist nicht grösser, als eine gemeine Hauskatze. Mit dem Schwanze, der viel länger als der Körper ist, schlingt es sich an die Aeste, und besteigt so mit Leichtigkeit die Bäume. Neuholland ist sein Vaterland.~~Fig. 5. Das rattenähnliche Känguruh. (Kangurus minor.)~~Das grosse Känguruh ist uns bereits bekannt - das hier abgebildete ist erst vor wenigen Jahren in Neuholland entdeckt worden und wird so gross als ein Kaninchen, gleicht aber seinem Kopfe, seiner Farbe und seinem schwanze nach mehr einer Ratte. Die kurzen Vorderfüsse und die langen Hinterfüsse, womit es so grosse Sprünge macht, hat es wie das grosse Känguruh.~~
Ad99998 05 014aAd99998 05 014a.jpgDa wir uns oft mit den Merkwürdigkeiten des alten Aegyptens beschäftigt haben; so wird es jetzt interessant seyn, uns mit den heutigen Bewohnern dieses merkwürdigen Landes, ihren Gebräuchen und Trachten, bekannt zu machen. Ausser den Kopten, oder den Abkömmlingen der alten Einwohner, bewohnen jetzt Aegypten vorzüglich Türken, Araber und Mamelucken - Von allen dreien finden wir hier mehrere abgebildet. -~~Fig. 1. Ein Aegyptischer Bey mit seinen Sklaven.~~Die Bey's sind als die Vornehmsten und Reichsten die Beherrscher des ganzen Landes, mehr noch als der Pascha, der im Namen des Gross-Sultans Aegypten gouvernirt. Sie sind keine eingebohrnen Aegyptier, sondern weisse Sclaven, die Mamelucken wurden, und nun durch Glück bis zur Würde eines Bey's stiegen. Ihr grösster Reichthum besteht in einer Menge weisser Sclaven, die so zu sagen ihre Leibwache bilden, und wovon sie stets einer begleitet, wie wir hier sehen. Die Kleidung der Bey's ist sehr prächtig. Sie tragen einen grossen orangefarbenen Turban, ein Kleid von Mousselin oder Seide mit Silber und Gold gestickt, und darüber einen Kaftan mit goldnen Schnuren besetzt und mit kostbarem Pelzwerk verbrämt. Die weiten Beinkleider sind meistentheils vom feinsten Scharlach.~~Fig. 2. Eine Dame von Cahira mit ihrer Sklavin.~~Die Weiber der vornehmen Aegytier sind meistens gekaufte Sclavinnen aus Gorgien oder Gircassien, die wegen ihrer Schönheit so berühmt sind. Die Eifersucht der Männer verbirgt sie vor den Augen jedes Fremden in dem Harem, wo sie, auf ihre Poster gelagert, sich bloss mit der Sorgfalt für ihren Körper und ihren Putz beschäftigen, und ihr Leben übrigens unthätig hinbringen. Ihre Kleidung ist äusserst kostbar. Sie tragen einen platten Turban von Indianischem Zeug mit Diamanten und Perlen bedeckt; über das seine gestickte Hemde ziehen sie einen seidnen Rock mit weiten Aermeln. Zu ihrer Bedienung haben sie stets mehrere Sclavinnen.~~Fig. 3. Ein Mameluck.~~Die Mamelucken sind weisse Sclaven, die aus Europa und Asien zum Verkauf an die Bey's gebracht, und von diesen im Mahomedanischen Glauben und zu Kriegern erzogen werden. Sie beherrschen mit den Bey's, welche aus ihnen ihre Leibwache bilden, das ganze Land, und viele von Ihnen schwingen sich selbst zum Bey empor. - Sie üben sich beständig in kriegerischen Spielen, vorzüglich im Lanzenwerden, wie unsere Abbildung zeigt.~~Fig. 4. Eine Aegyptische Fellahs oder Bauernfamilie.~~Die Fellahs oder die Aegyptischen Bauern, sind ursprünglich Araber, ein armes rohes Volk, das unter der Despotie der Mamelucken seufzt, für die sie das Land bauen müssen. Die Kleidung des Mannes besteht aus Beinkleidern von Leinwand, und einem Mantelähnlichen Rock von Baumwolle. Die Frau trägt ein blaues baumwollenes Hemd ohne Aermel, und hat das Gesicht nach Aegyptischer Sitte halb verhüllt.~~Fig. 5. Eine Beduinenfamilie.~~Die Beduinen-Araber sind ein nomadisches Volk, welche ohne feste Wohnplätze mit ihren Viehherden Hordenweis in den Wüsten Aegyptens herumziehen, sich als die Herrn des Landes betrachten, und alle Reisende, die sich ihnen nähern, plündern. Die Kleidung der braunrothen Beduinen besteht aus einem Hemde und Mantel von schlechtem grauen Tuche. - Sie sind äusserst mässig und nähren sich gewöhnlich nur von einigen Datteln, und in Wasser gerührtem Gerstenmehl.~~
Ad99998 05 015aAd99998 05 015a.jpgFig. 1. Ansicht des Gipfels der grossen Pyramide von Ghizé und der umliegenden Gegend.~~Unvergleichlich ist der Blick, den man von der Spitze der grossen Pyramide, deren Ansicht wir schon im Bd. I. No. 68. unseres Bilderbuchs kennen lernten, hat. Die Stadt Cahira, die Pyramiden von Sakkara und viele andere merkwürdige Gegenstände überschaut man von da mit einem einzigen Blicke. - Man kann sich aus unserer Abbildung hier einen deutlichen Begriff machen, wie die Pyramiden aus grossen einzelnen Quadersteinen zusammengesetzt sind, die die Zeit zum Theil beschädigte, so dass man nur mit Mühe bis auf den Gipfel klettern kann. Dennoch haben ihn viele Europäische Reisende erstiegen, deren Namen man oben angeschrieben findet. Der Gipfel besteht jetzt aus sieben ungleich neben einander liegenden Werkstücken, die durch Menschenhände scheinen verschoben zu seyn. Da der Reisende Pokocke, als er den Gipfel erstieg, noch 9 Steine nebeneinander fand, so scheinen seitdem zwei aus Muthwillen durch Menschen in die Tiefe hinabgestürzt worden zu seyn.~~Fig. 2. Durchgang aus der zweiten in die dritte Etage der grossen Pyramide.~~Merkwürdig ist die Art, wie man im Innern der grossen Pyramide durch die düstern Gänge beim Fackelschein aus einem Stockwerk in das andere steigt. Durch Araber geleitet, muss man ohne Leitern bloss in den in die Mauern weitläufig gehauenen Löchern sich festhalten, und aufwärts steigen. Der Dampf der Fackeln, die in den engen Gängen verdorbene Luft, die drükkende Hitze des Landes, machen diese sonderbare Reise höchst beschwerlich; und da man nirgends im Innern der Pyramide interessante Alterthümer findet, so wird sie von Reisenden auch sehr selten unternommen.~~
Ad99998 05 016aAd99998 05 016a.jpgFig. 1. Der Feuerschwamm. (Boletus igniarius.)~~Der Feuerschwamm oder Zunderschwamm, macht in Teutschland einen eignen kleinen Handels-Artickel aus, und verdient daher wohl näher von uns gekannt zu werden. Er gehört zu den Löcherschwamm, und wächst in Form eines Pferdefusses an Buchen, Birken und andern Bäumen, gar nicht selten. Die Farbe ist weisslich und halb bräunlich. Um aus ihm nun den eigentlichen Zündschwamm zu bereiten, so beizt man diese Schwämme in einer scharfen Aschenlauge. Hierauf werden sie getrocknet und weich geklopft. Nun taucht man sie von neuem in eine Lauge von Asche, Salz und Salpeter, und trocknet sie von neuem. So zubereitet ist der Schwamm ganz braun und locker, und lederartig geworden, und fängt am Stahle leicht Feuer. - Um diese Schwamm-Art in Menge zu gewinnen, so beugt man die jungen Buchen zur Erde nieder, und bedeckt sie mit Rasen. Auf diese Weise erzeugt sich der Feuerschwamm in Menge.~~Fig. 2. Der Lerchenschwamm. (Boletus Laricis.)~~Der Lerchenschwamm wächst in den Lerchenwäldern von Kärnthen, dem ehemaligen Piemont und dem südlichen Frankreich. Da er sich hauptsächlich nur an dem Stamme der Lerchenbäume findet, so hat er daher den Namen erhalten. Seine weissgraue Oberfläche hat viele Erhabenheiten und Risse, die innere Masse aber ist Korkartig. Die Landleute sammeln diese Schwämme, schälen die obere Rinde ab, bleichen ihn an der Sonne, schlagen ihn breit, und treiben einen kleinen Handel damit, da er als Arzneymittel in einigen Krankheiten gebraucht wird. Von Geschmack ist er bitter und scharf.~~
Ad99998 05 017aAd99998 05 017a.jpgFig. 1. Die rothe Millefolie. (Rosa millefolia rubra.)~~Diese schöne Rose ist unter allen Rosenarten die blätterreichste, und heist eben deshalb Millefolie, die Tausendblättrige. Der Stock ist nicht über 2 bis 3 Fuss hoch, die Blume aber von ansehnlicher Grösse, karmesinroth von Farbe, und ist gebaut wie eine Ranunkel. Sie blüht sehr reichlich und hält unsere Winter recht gut im freien Lande aus. Wegen ihrer übermässigen Fülle trägt sie keine Früchte.~~Fig. 2. Die Hangerose. (Rosa pendulina inermis.)~~Die Hange- oder hängende Rose hat ihren Namen von der besonderen Eigenschaft erhalten, dass ihre Blumen, Blätter und Früchte, wegen ihrer langen und dünnen Stiele alle gekrümmt abwärts hängen. Sie ist in mehreren Rücksichten merkwürdig, und zeichnet sich von allen Rosenarten besonders dadurch aus, dass sie durchaus Dornenlos ist, weswegen das Sprüchwort keine Rosen ohne Dornen - auf sie nicht anwendbar ist. Ihr Vaterland ist Dalmatien und Ungarn. Der Strauch wird 4 bis 6 Fuss hoch, und hat sehr feines, zartes zimmtbraunes Holz. Die Blume ist nicht gross, höchstens anderthalb Zoll im Durchschnitte, dunkelroth von Farbe, und die Blätter sind Herzförmig gestaltet. Sie blüht im Junius, und trägt lange hochrothe fleischige Früchte, welche sehr wohlschmeckend sind.~~
Ad99998 05 018aAd99998 05 018a.jpgFig. 1. Der schwarze Tieger. (Felis discolor.)~~Der schwarze Tieger findet sich in Brasilien und Guiana im südlichen America. Er erreicht die Grösse eines einjährigen Kalbes, und ist wie sein Geschlechts-Verwandter, der Bengalische gestreifte Tieger, ein grausames gefährliches Raubtier, das die Viehheerden, und selbst Menschen anfällt, und würgt. Die Hauptfarbe des Körpers ist schwarzbraun. Der Unterleib aber weisslich. Die Ohren sind sehr gespitzt.~~Fig. 2. Die gefleckte Hyäne. (Canis crocuta.)~~Diese Hyäne ist noch grösser und stärker als die gestreifte, die wir im Bd. I. No. 63. bereits kennen lernten, und die beide zum Hunde-Geschlechte gehören. Sie bewohnt mehrere Theile Süd-Africa's, und bricht oft des Nachts als Raubthier in die Wohnungen der Cap-Colonisten ein. Der röthlich-gelbe Körper ist mit dunkeln Flecken besetzt, der kurze Schwanz so wie die struppige Mähne sind schwarz. Die gefleckte Hyäne hält sich den Tag über in Höhlen auf und geht bloss des Nachts nach Raub aus, wo sie als ein raubgieriges Thier oft 2 bis 3 Schaafe in einer einzigen Nacht würgt.~~Fig. 3. Der Capsche Schakal. (Canis mesomelas.)~~Der Capsche Schakal gleicht dem Fuchse und dem Hunde, und wird gegen 4 Fuss lang. Er ist ein schön gezeichnetes Thier. Von dem Kopfe bis zum Schwanze läuft ein schwarzer Schildförmiger Fleck mit weissen Zeichnungen. Der übrige Oberkörper ist röthlichbraun gefärbt, der Unterleib aber weisslich. Er nährt sich von der Jagd anderer Thiere.~~Fig. 4. Die Capkatze. (Felis capensis.)~~Die sogenannte Cap-Katze ist ein reissendes Thier, welches die südlichen Theile von Africa, vorzüglich die Gegend des Caps, so wie der eben beschriebene Schakal bewohnt. Sie wird ohne den Schwanz 3 Fuss lang, ist rostbraun mit schwarzen Flecken gezeichnet, und hat lange aufrechtstehende Ohren. Ihre vorzüglichste Nahrung sind Antilopen und Gazellen.~~Fig. 5. Der Aragua. (Felis tigrina.)~~Der Maragua oder die Cayennische Katze ist ein artiges behendes Thier, von der Grösse unserer Hauskatze. Mit Schnelligkeit springt sie von Ast zu Ast und fängt kleine Thiere und Vögel. Sie ist gelblichbraun von Farbe mit schwarzen Streifen. In Süd-America, wo sie sich findet, zähmt man sie wie unsere Teutsche Haus-Katze.~~
Ad99998 05 019aAd99998 05 019a.jpgFig. 1. Der gemeine Gecko. (Lacerta Gekko.)~~Die Geckonen (von ihrem Geschrei so genennt) unterscheiden sich vorzüglich dadurch von den übrigen Eidechsen, dass ihre Zehen unten mit grossen übereinander liegenden Schuppen bedeckt sind. Der gemeine Gecko lebt in Aegypten, und Ostindien. Er wird 6 bis 8 Zoll lang, und ist grün von Farbe mit rothen Puncten besetzt. Sein Mund ist mit scharfen spitzigen Zähnen besetzt, die selbst im Eisen Spuren des Bisses zurücklassen. Der gemeine Gecko ist äusserst giftig, und sein Biss tödtet in kurzer Zeit. Sogar die Speisen über die er läuft, vergiftet er schon durch seine Berührung, weswegen er ein äusserst gefährliches Thier ist. Mit dem Schaume, der ihm, wenn er gereizt wird, aus dem Munde fliest, vergiften die Indianer ihre Pfeile.~~Fig. 2. Der plattschwänzige Gecko. (Lacerta platurus.)~~Dieser Gecko bewohnt Neuholland, und hat ein seltsames hässliches Ansehn. Der Kopf und der Schwanz sind breit gedrückt, und der ganze graubraune Körper ist mit warzenförmigen Knötchen bedeckt. Von seiner Lebensweise ist noch nichts bekannt.~~Fig. 3. Die Schlangeneidechse oder der Seps. (Lacerta Seps.)~~Ein sonderbares Thier, das den Uebergang der Eidechsen zu den Schlangen macht. Der ganze Körper gleich dem einer Schlange, nur die Ohröffnungen und die kleinen Füsse setzen es unter die Eidechsen. Der Seps wird 12 bis 14 Zoll lang, findet sich in dem mittäglichen Frankreich und in Sardinien, und ist nicht giftig.~~Fig. 4. Der Chalcide. (Lacerta Chalcides.)~~Der wurmförmige Chalcide ist ein Bewohner warmer Länder. Sein bronzefarbner Körper ist ganz mit kleinen rigelförmigen Schuppen bedeckt. Er macht gleichfalls den Uebergang zu den Schlagen.~~Fig. 5-8. Der Wassersalamander. Männchen und Weibchen. (Lacerta Salamandra.)~~Der Wasser-Salamander ist ein völlig unschädliches artiges Thierchen, das sich in Teutschland in waldigen Gegenden in Quellen und Brunnen häufig findet. Der Körper des Männchens Fig. 5. ist von oben bläulich und bräunlich mit kleinen Wärzchen bedeckt; der untere Körper Fig. 6. ist orangefarben und glatt. Das Weibchen Fig. 7. und 8. ist grösser als das Männchen, und wird 4 Zoll lang. Der ganze Körper ist plumper, dicker und dunkler von Farbe.~~
Ad99998 05 020aAd99998 05 020a.jpgFig. 1. Der gefleckte Aron. (Arum maculatum.)~~Der gefleckte Aron oder der Teutsche Ingwer wächst in mehrern Gegenden Teutschlands wild. Aus der knolligen Wurzel B, die mehrere Jahre dauert, schiesst im Frühjahr die Blüte, die einem zusammengerollten Blatte gleicht, zuerst hervor. An dem braunen Kolben setzen sich die rothen Beeren C. an, welches der Saame ist. - Nach der Blüte schiessen aus der Wurzel vier bis fünf spondonförmige Blätter A. hervor. Diese Blätter sowohl als die Wurzel des gefleckten Arons, enthalten einen scharfen ätzenden Saft, der auf der Haut Blasen macht, und frisch eingenommen, gefährliche Zufälle erregt. - Doch wie viele giftige Plfanzen, ist sie in kleinen Gaben gebraucht, in manchen Krankheiten heilsam. Man trocknet nämlich die Wurzel, und braucht sie in Brustverschleimungen. - Auch bereitet man aus der Wurzel in Frankreich eine Art Seife.~~Fig. 2. Die Zeitlose. (Colchicum autumnale.)~~Die Zeitlose, die auch Wiesensafran genannt wird, treibt aus der Zwiebelartigen Wurzel im Herbste eine blass lila Blüte, die sich als die letzte Zierde der Wiesen recht gut ausnimmt; doch duldet man sie ihrer giftigen Eigenschaften wegen nicht gern, denn der Genuss der Wurzel, des Saamens und auch der Blätter ist gefährlich, und verursacht in manchen Fällen sogar den Tod. Die Zeitlose findet sich vorzüglich auf niedrigen feuchten Wiesen in etwas gebirgigten Gegenden in mehrern Theilen Teutschlands.~~Als Medicin bereitet man aus der Wurzel den Zeitlosen-Essig, der bei Podagra und in einigen andern Krankheiten sonst gebraucht wurde.~~
Ad99998 05 021aAd99998 05 021a.jpgDie Erklärung der Entstehung und Bildung unsers Erdkörpers gehört noch immer zu den Aufgaben, die der menschliche Geist nicht löst, und vielleicht nie lösen wird. Der Kern unserer Erde besteht aus festen granitischen Felsenmassen, die man Ur- oder Grundgebirge nennt. In ihnen, so wie in den drauf folgenden Ganggebirgen, deren Risse oder Spalten (Gänge genannt) zum Teil die Erze füllen, findet man durchaus keine Ueberreste von Thieren oder Pflanzen. Die ganze organische Welt existirte damals also auf unserm Erdkörper noch nicht. Nun kommen die später gebildeten Flöz- und aufgeschwemmten Gebirge. Sie bilden die jetzige Oberfläche unseres Erdkörpers, und beweisen, dass bei ihrer Entstehung aus dem Wasser der Erde mit Pflanzen und Thieren schon bestzt war, denn allenthalben in allen Welttheilen, auf den höchsten so wie in den tiefsten Puncten dieser Gebirge finden sich Abdrücke und Versteinerungen von Pflanzen, von See- und Landthieren. Dieses sind die Petrefacten, die als älteste Urkunden der Bildungsgeschichte unserer Erdoberfläche den grössten Werth haben. Die Versteinerungen aus dem Thierreiche nennt man Zoolithen, die aus dem Planzenreiche Phytolithen. Unter den Zoolithen trifft man Ueberreste von Säugethieren (selbst von Elephanten an Orten wo sie jetzt nicht mehr leben), Vögeln und Amphibien an. Die Fischversteinerungen sind sehr häufig. Wir sehen auf unserer Tafel Fig. 4. einen solchen Fischabdruck in Solenhofer Schiefer. Aus der Klasse der Würmer finden wir Abdrücke von Polypen Fig. 2. und eine ungeheuere Menge von See-Schneckenhäuser, selbst auf den höchsten Gebirgen. Merkwürdig ist es, dass sich die mehrsten dieser versteinerten Conchylien in der lebenden Natur nicht mehr finden. So z.B. die so häufigen Ammonshörner Fig. 3. welches die Gehäuse einer besondern Art von Seeschnecken sind, die nicht mehr existieren. Man findet welche, die 1 bis 2 Fuss im Durchmesser haben.~~Unter den Phytolithen findet man vorzüglich eine Menge versteinten Holzes, woran man zum Theil noch deutlich die Holzstructur bemerken kann. Seltener sind die eigentlichen Pflanzenabdrücke. Unter ihnen finden sich noch am häufigsten mehrere Arten von Schilf und Farrenkraut; letzteres vorzüglich im Schieferthon der Steinkohlengebirge. So sehen wir bei Fig. 1. einen schwarzen Schiefer von Kammerberg im Thüringer Walde mit einem deutlichen Abdruck von Farrenkraut.~~
Ad99998 05 022aAd99998 05 022a.jpgFig. 1. Der Baumweissling. (Papilio Heliconius crataegi.)~~Dieser Schmetterling ist für die Obstbäume sehr schädlich, und seine Raupe frisst sie im Frühjahr oft ganz kahl ab. Der weisse schwarzgeäderte Schmetterling C, der im Junius und Julius oft in ganzen Schaaren herumfliegt, legt seine kleinen kegelförmigen Eier oben auf die Blätter des Schwarz- und Weissdorns, der Aepfel- und Birnbäume. Nach einigen Wochen brütet die Sonnenhitze die Eier aus, und die kleinen Räupchen nähren sich bis zum späten Herbst von den weichen Theilen der Blätter. Im Anfange des Winters spinnen sie sich in die jungen Triebe der Zweige ein, bringen denselben in erstarrtem Zustande zu, und wenn sie die Kälte nicht tödtet, oder kluge Hauswirthe vertilgen, so kommen sie im Mai wieder zum Vorschein, und fressen die jungen Blätter ganz weg. Die ausgewachsene orangefarbene Raupe A verpuppt sich an den Zweigen der Bäume. Die weiss und gelbliche Puppe B ist mit einem Faden an den Ast geheftet, und nach 16 bis 20 Tagen erscheint der Schmetterling.~~Fig. 2. Der grosse Kohlweissling. (Papilio Danaus brassicae.)~~Der grosse Kohlweissling, den wir hier in natürlicher Grösse abgebildet sehen, ist für die Kohlgärten ein verderblicher Vogel. Er fliegt im Julius häufig in den Gärten und auf den Feldern herum, und legt seine Eier (a) auf die Blätter der Kohlpflanzen. Im August schlüpft die olivengrüne Raupe (b) aus, und verheert oft ganze Kohlfelder, weswegen man sie fleissig ablesen und tödten muss. Im Herbste kriecht diese Raupe allenthalben hin, selbst bis in die Häuser. Sie verwandelt sich endlich in die weissliche Puppe (c) die sich mit einem Faden in vertikaler Richtung fest hängt. So bleibt sie den ganzen Winter über, und erst im Julius schlüpft der weiss und schwarze Schmetterling aus.~~Fig. 3. Der kleine Kohlweissling (Papilio Danaus rapae.)~~Dieser Schmetterling D ähnelt dem vorigen, nur ist er kleiner, das Weibchen hat auch auf den Oberflügeln schwarze Flecke, und die untere Seite bei Männchen und Weibchen ist gelb gefärbt. Er fliegt gleichfalls im Julius herum, und legt seine Eier A auf die Blätter der weissen Rüben und der Spanischen Kresse. Nach einer Zeit kömmt die apfelgrüne Raupe zum Vorschein, die wegen der Farbe von den Gewächsen schwer zu unterscheiden ist. Sie thut gleichfalls viel Schaden, und muss vertilgt werden. Im Herbst verwandelt sie sich in eine braungrüne Puppe C.~~
Ad99998 05 023aAd99998 05 023a.jpgFig. 1. Der Capsche Ameisenfresser. (Myrmecophaga capensis.)~~Die Ameisenfresser leben nicht bloss in Amerika, wie man bisher glaubte, sondern es finden sich auch welche in Afrika, wie wir aus dem Capschen Ameisenfresser sehen. Dieses Thier wird 3 Fuss 5 Zoll lang, und lebt meistens in Höhlen unter der Erde, die es sich mit seiner Schnauze gräbt. Der Körper ist mit kurzen röthlichgrauen Haaren dicht besetzt. Seine Nahrung besteht in Ameisen, die er mit seiner langen klebrigen Zunge fängt. Er bewohnt die Südspitze von Afrika, wird sehr fett, und von den Eingebornen gegessen.~~Fig. 2. Der stachlichte Ameisenfresser. (Myrmecophaga aculeata.)~~Dieses sonderbare Thier, welches man für ein Stachelschwein halten sollte, ist ein wirklicher Ameisenfresser, der erst vor 10 Jahren in Neuholland entdeckt wurde. Er wird 1 Fuss lang, und der ganze Körper ist mit bräunlichen, nicht sehr starken Stacheln bedeckt. Aus der rüsselartigen Schnauze geht die vier Zoll lange wurmförmige Zunge heraus, womit er die Ameisen fängt. Die Hinterfüsse haben 5 Zehen, und sind ganz nach aussen zugedreht.~~Fig. 3. Das Bärenartige Faulthier. (Bradypus ursinus.)~~Dieses Faulthier, welches vollkommen einem Bären gleicht, wurde im Jahre 1799 zuerst nach England gebracht, und unter dem Namen Löwen-Ungeheuer (Lion monstre) gezeigt. Es hat die Grösse eines kleinen Bären, und ist am Oberkörper mit struppigen 12 Zoll langen schwarzen Haaren bedeckt. Die starken Füsse haben 5 Klauen, woran die an den Vorderfüssen sehr lang sind, und dem Thiere zum Graben dienen. Das Gebiss hat es wie die Faulthiere, und wird daher zu ihnen gerechnet. - Es ist ein gutmüthiges träges Thier, welches nicht beisst, und durchaus nicht wild ist. Bengalen ist sein Vaterland.~~Fig. 4. Das Amerikanische Grossthier im Skelett. (Megatherium Americanum.)~~Das Amerikanische Grossthier, welches 12 Fuss lang, und 6 Fuss hoch war, kennen wir bis jetzt nur aus einigen Skeletten, die sich hundert Fuss tief im Sandboden am Plata-Strom in Südamerika gefunden haben, und jetzt im Königlichen Naturalienkabinette in Madrid aufbewahrt werden. Dieses ausserordentlich grosse Thier hat vor gar keine Zähne, sondern nur Backenzähne. Hiernach und nach der Bildung seiner Klauen zu schliessen, hat das Megatherium wahrscheinlich zu den Gürtelthieren (Armadillen) oder Faulthieren gehört, und nährte sich ohne Zweifel von Blättern und Baumzweigen. Diese Thierart scheint auf dem Erdboden gänzlich ausgestorben zu seyn, denn bis jetzt hat man sie noch nicht lebend gefunden.~~
Ad99998 05 024aAd99998 05 024a.jpgFig. 1. Die schwarze Wegschnecke. (Limax ater.)~~Die Schnecken gehören zur Klasse der Würmer, und zeichnen sich durch ihren länglichen oben runden, unten aber platten Körper aus. Die Natur gab ihnen mehrere Fühlfäden, oft mit zwei Fühlpuncten an den beiden grössern, die ihnen statt der Augen dienen. - Die schwarze Wegschnecke, die hier, so wie die übrigen Arten in natürlicher Grösse abgebildet ist, findet sich häufig in feuchten Laubhzölzern, und nährt sich von kleinen Pflanzen. Aus der gekörnten Haut des Körpers dringt aus vielen Drüschen ein weisslicher Schleim heraus, mit dem sie die Gegenstände, über die sie kriecht, überzieht, und so ihre zarte Haut nicht verletzt.~~Fig. 2. Die Weinbergschnecke. (Helix pomatia.)~~Diese und einige der folgenden Arten sind eigentliche Schnecken, denn ihr Körper steckt in einer kalkigen Schale oder Schneckengehäuse, das sich aus dem Schleim des Körpers absetzt. Die Weinbergschnecke findet sich allenthalben in Teutschland in Weinbergen und Gärten. Sie wird sehr fett, wird an vielen Orten als Leckerbissen gespeist, und deswegen in eigenen Schneckengärten oder Schneckenbergen gezogen und gemästet. Nach der Begattung legen sie Eier, die von der Sonne ausgebrütet werden.~~Fig. 3. Die Baumschnecke. (Helix arbustorum.)~~Die Baumschnecke ist viel kleiner, als die vorhergehende Art, ist hellbraun mit einem gesprenkelten Bande gefärbt und findet sich in Gebüschen und Hecken. Sie thut wie die Weinbergschnecke den Pflanzen vielen Schaden, und dient den Vögeln zur Nahrung.~~Fig. 4. Die graue Ackerschnecke. (Limax agrestis.)~~Diese Schnecke ist nackt und ohne Gehäuse wie Fig. 1., graulich von Farbe, und hat dunkle Fühlfäden. Sie geht am Abend erst ihrer Nahrung nach, und thut in Menge den Pflanzen vielen Schaden.~~Fig. 5. Die Entenmiesmuschel. (Mytilus anatinus.)~~Findet sich in den süssen Gewässern Teutschland, und dient den Enten zur Nahrung. Die Schale ist durch dunkle concentrische Streifen ausgezeichnet.~~Fig. 6. Das grosse Spitzhorn. (Buccinum stagnale.)~~Diese Schnecke gehört zu den Trompetenschnecken, ist spindelförmig gewunden, und findet sich in stehenden Gewässern. Das Thier hat zwei kolbenförmige Fühlhörner, und Augen.~~Fig. 7. Das bauchige Spitzhorn. (Buccinum auriculatum.)~~Das bauchige Spitzhorn hat ein marmorartig gezeichnetes Gehäuse, wovon die erste Windung gross und bauchig ist, und die übrigen sich in eine scharfe Spitze endigen. Diese Schneckenart lebt gleichfalls in süssen Gewässern.~~
Ad99998 05 025aAd99998 05 025a.jpgFig. 1. Die blaue Seerose. (Nymphaea caerulea.)~~Die schöne blaue Seerose, die viel Aehnlichkeit mit der berühmten Lotusblume hat, wächst in Aegypten am Nil, und an der Südspitze von Afrika, und ist seit kurzem erst bekannt. Sie treibt aus der Wurzel lange Blattstiele, an denen auf der Oberfläche des Wassers die grossen breiten herzförmigen pergamentartigen Blätter schwimmen, die glänzend dunkelgrün von Farbe sind. An eigenen Blütenstielen sitzt die schöne himmelblaue Blume, die drei bis vier Tage blüht, und aus langen lanzetförmigen Blättchen besteht. Den Tag über ist die Blume geöffnet, des Nachts verschliesst sie sich aber.~~Fig. 2. Die Aya-Pana. (Eupatorium Aya-Pana.)~~Die Aya-Pana ist eine merkwürdige wohlthätige Pflanze, die sich an den Ufern des Amazonenflusses in Südamerika findet. Nach den neuesten Erfahrungen ist sie nämlich das beste schnell wirkendste Mittel gegen den Biss giftiger Insekten und vielleicht auch Schlangen, und verdient deswegen in alle südliche Gegenden verpflanzt zu werden. Bei dem Gebrauche zerquetscht man die Pflanze, und legt sie mit dem Safte auf die verwundete Stelle, wo man bald Linderung verspürt. - Die Aya-Pana ist eine Art von Alpkraut, wird gegen 2 Fuss hoch, und dauert mehrere Jahre lang. Die langzetförmigen Blätter stehen an den röthlichen Stängeln einander gegenüber. Die purpurrothen Blüten sitzen straussförmig bei einander. Nach Frankreich ist die Aya-Pana für die Gewächshäuser bereits gebracht worden. -~~
Ad99998 05 026aAd99998 05 026a.jpgWir hören so oft von der berühmten Bergfestung Gibraltar sprechen, dass es nicht ohne Interesse seyn wird, auf gegenwärtiger Tafel eine getreue Abbildung davon, nebst Beschreibung kennen zu lernen. - Die Stadt und Festung Gibraltar (Fig. 2.2.) liegt am Mittelländischen Meere auf der Südspitze der Spanischen Provinz Sevilla auf einem grossen Felsenberge, der 5200 Klaftern lang und 1500 Klaftern breit ist. Die kleine Stadt Gibraltar hat ohngefähr 3000 Einwohner, die aus Engländern, Irländern und Spaniern bestehen. Das Clima ist sehr heiss, und fast alle Zufuhr, da auf dem steilen Felsen nichts wächst, erhalten die Einwohner von der Seeseite. Vor Gibraltar macht das Mittelländische Meer eine grosse Bucht, wo dem Felsen gegenüber die Spanische Stadt Algeciras liegt. Das Mittelländische Meer ist bei Gibraltar am schmälsten, denn seine Breite bis zur gegenüberliegenden Afrikanischen Küste beträgt nur 4 bis 5 Stunden. Deswegen beherrscht dieser Felsen so zu sagen den Eingang des Meeres, und wird für den Seehandel von der grössten Wichtigkeit. Bis zum Jahre 1704 besassen die Spanier diese wichtige Festung. Da wurde sie aber von der Englischen Flotte des Admirals Rooc erobert, und seitdem sind die Engländer, trotz allen Versuchen der Wiedereroberung von Seiten der Spanier im Besitz geblieben. Die Engländer haben die Festungswerke von der Südspitze (4) bis zur Seiten nach Spanien zu (3) vergrössert und vermehrt. Dagegen haben die Spanier quer über die Erdzunge, die Gibraltar mit dem übrigen Spanien verbindet, starke Befestigungswerke (5) gezogen, worinne sie beständig Besatzung halten, damit die Engländer in Kriegszeiten von dieser Seite nicht so leicht in Spanien eindringen können. - Da wurde die Stadt Gibraltar durch die von dem Französischen Ingenieur Arçon erfundenen schwimmenden Batterien bombardirt, und ganz eingeäschert.~~Die schwimmenden Batterien (Fig. 1.) bestanden I. aus Flossschiffen von 210 Kanonen in doppelter Reihe übereinander, wo die Mannschaft durch das Dach geschützt wurde, II. aus ähnlichen Flossschiffen mit einer Reihe Kanonen. Beide Arten wurden durch vier grosse Ruder dirigirt. - Ausserdem brauchte man zur Beschiessung Kanonenbarquen mit einer Kanone (3) und Bomardirbarquen mit ein und zwei Mörsern (4 und 5).~~
Ad99998 05 027aAd99998 05 027a.jpgFig. 1. Die Mai-Rose (Rosa Majalis.)~~Die Mai-Rose heisst auch sonst noch die Zimmt-Rose, wegen ihres schönen zimmtbraunen Holzes, welches am ein- und zweijährigen Triebe wie die lichte Zimmtrinde aussieht. Sie blüht vor allen andern Rosen zuerst im Mai, davon sie auch die Mai-Rose heisst. Ihre Blume ist gefüllt, nicht über 2 Zoll im Durchmesser gross, dunkel carmesinroth getuscht, so dass es sich oft auf den Blättern bis ins Weisse verläuft. Ihr Strauch ist 5 bis 6 Fuss hoch, steigt gern in die Höhe, und bildet kleine Bäumchen von 7 bis 8 Fuss hoch. Sie ist einheimisch in Teutschland, wächst häufig wild in den Zäunen und auf Ackerrainen, und dauert unsere Winter sehr gut aus.~~Fig. 2. Die fleischfarbene Büschelrose. (Rosa umbellata, flore carneo.)~~Dies ist eine der schönsten Rosen, die man nur sehen kann. Ihre Blume ist gewöhnlich 4 Zoll im Durchmesser, oft noch weit grösser, stark gefüllt, aber unregelmässig gebaut, und von der höchst delicaten reizenden Fleischfarbe. Sie wächst büschelweise zu drei bis vier Blumen auf einem Stängel, daher sie auch die Büschelrose heist. Ihre Schönheit zeigt sich nur einen Tag, gleich nach dem Aufblühen, und sie verbleicht und zerflattert sehr bald. Ihr Strauch wird nicht über 4 Fuss hoch, hat zartes grünes Holz, und ist nicht sehr zärtlich in unsern Wintern.~~
Ad99998 05 028aAd99998 05 028a.jpgDer Glaube an höhere Wesen, als Schöpfer und Erhalter des Weltalls wurde wohl bei den frühesten Völkern in Asien und Afrika zuerst durch die Betrachtung der himmlischen Körper, und vorzüglich durch den Einfluss der Sonne und des Mondes auf die Erde veranlasst. So war es auch bei den alten Aegyptiern, und hieraus entstand die Isis, Osiris, und sofort mehrere davon abgeleitete Gottheiten.~~Fig. 1. Isis~~Die Isis war eine weibliche Gottheit der Aegyptier, unter der sie sich den Mond oder die seegensreiche fruchtbringende Natur überhaupt dachten. - Die alte Fabel veradelte sie auch in ein wirkliches Weib, gab ihr zum Gemahl den Osiris, welche beide Aegypten glücklich beherrschten und aufklärten. Man bildete sie gewöhnlich als eine weibliche Figur ab, mit einer Binde auf dem Kopfe, deren Zipfel bis auf die Brust herabhängen. Dazu trägt sie einen kurzen Schurz. - Der Isisdienst verbreitete sich aus Aegypten nach Griechenland und Rom. Die ihr geheiligten Thiere waren die Kuh und die Pasan Antilope (Antilope Oryx.).~~Fig. 2. Isis und Horus.~~Orus oder Horus war der Sohn der Isis und des Osiris, und stellte das Symbol der Sonne zur Zeit der Sommerwende vor. Er wurde immer als Knabe vorgestellt, und erscheint hier auf dem Schoose seiner Mutter Isis. Fig. 3. Sehen wir ihn mit einem Discus oder einer Wurfscheibe auf dem Kopfe als Terme.~~Fig. 4. und 5. Osiris.~~Osiris, der Gemahl der Isis und Vater des Horus. In ihm verehrten die Aegyptier die Sonne, und nachher den Befruchter, den Vater der Natur. Dieses alles wurde auch auf das Steigen und Fallen des Nils, wovon Aegypten seine Furchtbarkeit erhält, angewenet. - Nach andern war er ein König, der mit der Isis Aegpten glücklich beherrschte. Osiris (als Princip des Guten) war im ewigen Kampf mit dem Typhon (Princip des Bösen). - Die gewöhnlichste Abbildung von Osiris ist Fig. 4. Hier scheint er mit einem Adler- oder Habichtskopfe, Ochenhörnern, und dazwischen auf einer Scheibe das Bild der Sonne. Bei Fig. 5 hat er einen Sperberkopf mit der Kappe bedeckt.~~Fig. 6. Serapis.~~Serapis, einer der ersten Aegyptischen Götter, war zuerst der Nilmesser, und dann das Symbol des fruchtbringenden Nils. Andere nehmen ihn für das Zeichen der Sonne unter einer gewissen Stellung. Der Serapisdienst war in Aegypten nur auf gewisse Gegenden eingeschränkt. Gewöhnlich wird er als eine bekleidete Juptiers-Statue mit dem Modius oder Scheffel auf dem Kopfe dargestellt.~~Fig. 7.und 8. Harpokrates.~~Harpokrates war gleichfalls eine Symbol der Sonne in dem Winter-Solstitium. Weil im Winter alle Kräfte der Natur zu ruhen oder zu schweigen scheinen, so bildete man ihn als Jüngling ab, mit dem Finger am Mund; hieraus entstand der Gott des Stillschweigens. Als fruchtbringendes Bild der Sonne hatte er oft das Füllhorn Fig. 7. Auch sah man ihn mit Lotusblumen umgeben (Fig. 8.), der ersten Blume, die nach dem Winter im Frühjahr sich zeigt.~~
Ad99998 05 029aAd99998 05 029a.jpgDer Götzendienst der Aegyptier gieng so weit, dass man verschiedene Thierarten als Götter verehrte, und ihnen Tempel erbauete. Beispiele davon sehen wir auf gegenwärtiger Tafel.~~Fig. 1. Apis.~~Apis, der geheiligte Stier, war das Bild des fruchtbringenden Nils. Man verehrte ihn unter einem lebendigen Stiere, der zu Memphis einen prächtigen Tempel hatte. Dieser Stier musste ganz schwarz mit einigen weissen Flecken seyn. In seinem Tempel hatter er zwei Kapellen, wo er auf köstlichen Decken ruhte, und das beste Futter bekam. Er hatte seine eigenen Priester, und diente dem Volke als Orakel. Starb der Apis, so legte das ganze Land Trauer an, bis ein anderer gleichgezeichneter Stier sich fand. Dieser wurde zuerst nach Heliopolis, und von da in einem vergoldeten Käfich nach Memphis gebracht.~~Fig. 2. und 3. Bubastis.~~Bubastis oder die heilige Katze hatte zu Bubastus ihren Tempel. Sie war wie die Isis ein Symbol des Mondes, und man gab sie dahr für eine Tochter der Isis an. Das ganze Katzengeschlecht war daher den Aegyptiern heilig. Man verehrte die Bubastis als Göttin unter der Gestalt einer Katze (Fig. 2.) oder sie war als eine weibliche Figur mit einem Katzenkopfe angebildet.~~Fig. 4. Anubis.~~Anubis soll ein Sohn des Osiris und der Mephthys gewesen seyn, und galt für ein Sinnbild der Sonne. Im war das Hundegeschlecht geheiligt, weswegen er gewöhnlich als ein staatlicher Mann mit einem Hundskopfe abgebildet wurde. Durch den Anubis bezeichneten die Aegyptier auch den Planeten Merkur, und er erhielt bei den Römern, die seinen Dienst auch annahmen, oft den Merkurstab.~~Fig. 5. Canopus.~~Zu Canopus oder Canobus, einer Aegyptischen Stadt am Ausflusse des Nils, verehrte man eine Gottheit, die als ein bauchiger Krug zum Filtriren des Nilwassers mit einem menschlichen Kopf und Händen abgebildet wurde. Wahrscheinlich war das Ganze ein Sympbol des fruchtbringenden Nils.~~Fig. 6. Der Ibis.~~Der Ibis, aus dem Geschlechte der Sumpfvögel, genoss bei den Aegyptiern auch göttliche Ehre, und erscheint mit ausgebreiteten Flügeln auf Denkmälern abgebildet. Nach dem Tode balsamirte man diese heiligen Vögel ein, und setzte sie in den Grabgewölben bei. In neuern Zeiten hat man viele solcher Ibis-Mumien in Aegypten gefunden.~~
Ad99998 05 030aAd99998 05 030a.jpgDie sogenannten Naturspiele dürfen nicht mit den Versteinerungen verwechselt werden. Letztere sind ursprünglich im Mineralreiche fremdartige Körper, die durch frühere Erdrevolutionen in die damals noch weiche Steinmasse kamen, und in ihr jetzt von dem Steinkörper umschlossen oder auch durchdrungen gefunden werden. - Die Naturspiele hingegen sind wahre Mineralien, die nur durch mancherlei Zufälle Formen aus den zwei organisirten Naturreichen nachahmen, oder wohl gar menschlichen Kunstwerken gleichen. Dahin gehören die Dendriten, die Tropfsteinhöhlen, der Florentiner Ruinen-Marmor u.a.m.~~Von den Tropfsteinbildungen sehen wir auf folgender Tafel No. 29. ein merkwürdiges Beispiel, auf gegenwärtiger wollen wir einige andere Naturspiele kennen lernen.~~Fig. 1. und 2. Dendriten.~~Die Dendriten sind Zeichnungen, die sich in Form von kleinen zierlichen Bäumchen und Pflanzen auf mehreren Mineralien finden. Am häufigsten sieht man sie aber auf dem sogenannten Mergelschiefer, einer Mischung von Kalk, Thon und Sand, der Flöze in der Erde bildet, und sich in schieferige Platten spaltet. Auf diesen bemerkt man häufig die bei Fig. 1. und 2. angegebenen dendritischen Zeichnungen, die bald röthlich, braun oder schwarz aussehen. - Die Entstehung dieser Zeichnungen ist noch sehr räthselhaft; die wahrscheinlichste Erklärung ist folgende: Es sind metallische (meistens Eisen-) Auflösungen, die sich in der Erde bilden, und in die Klüfte des schieferartigen Steins dringen, wo sie aus eigenthümlicher Kraft und Eigenschaft jene zierlichen Zeichnungen bilden, wie wir dieses auch am Silber- oder Dianenbaum sehen.~~Fig. 3. Florentiner Ruinen Marmor.~~Der Ruinen-Marmor, der in der Gegend der Stadt Florenz in Italien gebrochen wird, gehört zu den interessantesten Naturspielen, denn er ahmt in seinen Zeichnungen die Ruinen alter Burgen, Schlösser und Städte so nach, dass man ihn für ein Kunstproduct halten sollte, was er nicht ist. Wir sehen hier ein schönes angeschliffenes Stück davon. Der Ruinen-Marmor ist mergelartig, denn er besteht aus Thon und Kalk, und dieses gab zu seiner Bildung Anlass. Da sich nämlich diese Steinmasse aus dem Wasser absetzte, und verhärtete, so zerspaltete sie sich in viele Blätter und Risse. Durch diese zog nachher eine bräunliche Eisenauflösung, verband sie mit einander, und bildete so diese ruinenähnlichen Zeichnungen. - Der Ruinen-Marmor bildet keine Felsenmassen, sondern findet sich bloss in dünnen Schichten zwischen grauem dichtem Kalkstein.~~
Ad99998 05 031aAd99998 05 031a.jpgFig. 1. Eine Parthie der Rosenmüllers-Höhle bei Muggendorf.~~In der Nähe des Ortes Muggendorf im Bambergischen in Franken finden sich mehrere merkwürdige Höhlen, in welchen der Tropfstein, ein durch das Wasser abgesetzter Kalksinter, viele sonderbare Naturspiele bildet, wie wir in der vorhergehenden Nummer sagten. Die grösste und schönste dieser Höhlen wurde erst vor 12 Jahren von einem Einwohner von Muggendorf entdeckt, und nach dem ersten Reisenden, der sie besuchte, dem Hrn. Professor Rosenmüller dem jüngern aus Leipzig, benannt. Durch eine enge Oeffnung an einer Felsenwand steigt man auf einer Leiter in die Höhle hinab. Man wandert nun bergan 150 Schritt bis an das Ende der Höhle. Allenthalben bildet der Tropfstein Säulen, Pyramiden und Zapfen, die von oben herab hängen, und durch das Licht des Führers schauerlich beleuchtet, einen sonderbaren grauenvollen Anblick gewähren. - Allein der Führer führt den Reisenden noch weiter durch eine Schlucht, die so eng ist, dass man auf dem Bauche hindurch schlüpfen muss, in die Wachskammer (fig. 2.) In diesem 18 Fuss langen und 8 Fuss breiten Gewölbe hat nun die Natur in gelblichen Tropfstein (daher der Name Wachskammer) die schönsten Stalaktiten-Figuren gebildet. Dem erstaunten Blicke zeigen sich ganze Massen übereinander gethürmter Säulen. Von der Decke hängen zahllose Tropfstein-Zapfen herab, die verbunden wie drohende Wolken auf den Zuschauer herabzustürzen scheinen. Rechts hat sich eine Tropfsteinsäule der Decke mit dem Boden vereinigt, und in der Mitte glänzt eine grosse runde Masse, vom heruntertropfenden Wasser benetzt, bei dem Fackelscheine wie Crystall. Hierzu kömmt noch das musikalische Getön, welches die auf den klingenden Tropfstein herabfallenden Wassertropfen hervorbringen. Alles dieses macht auf den Fremden einen überraschenden bleibenden Eindruck.~~
Ad99998 05 032aAd99998 05 032a.jpgFig. 1. Die gemeine Montsrose. (Rosa Damascena communis.)~~Die Damascener-Rose, davon wir mehrere Sorten haben, heisst auch gewöhnlich die Monatsrose, nicht etwa weil sie alle Monate blüht, sondern weil sie oft in verschiedenen Monaten blüht, und sich auch im Winter sehr gut treiben lässt. Sie hat einen kleinen zarten Strauch, grünes Holz, und ziemlich grosse dunkelgründe gefiederte Blätter. Ihre Blume hält ohngefähr 3 Zoll im Durchmesser, ist flatterig gebaut, und blassroth von Farbe. Sie ist die wohlriechendste unter allen Rosenarten, und deswegen sehr beliebt. Wir werden noch mehrere Sorten von dieser schönen Rose kennen lernen.~~Fig. 2. Die gestreifte Bandrose. (Rosa versicolor.)~~Die gestreifte Bandrose gehört zu den halbgefüllten Rosen, und ist eine schöne sehr ansehnliche Blume, 4 bis 5 Zoll im Durchmesser gross, und ist karmesinroth und weiss gestreift; daher sie auch ihren Namen, die Brandrose, erhalten hat. Ihr Strauch ist nicht über 3 Fuss hoch, hat grünes Holz, und ziemlich grosse dunkelgrüne gefiederte Blätter. Sie ist etwas zärtlich für unsere Winter, und erfriert leicht bei starkem Froste.~~
Ad99998 05 033aAd99998 05 033a.jpgDie alten Griechen und Römer verehrten in ihren Tempeln zweierlei Wesen; erstens, eigentliche Götter, welches bloss idealische Wesen, und Halbgötter oder Heroen, welche vergötterte Menschen waren. Von beiden hatten sie eine beträchtliche Anzahl, und jede ihrer Gottheiten hatte ihre bestimmte Gestalt und Attribute, die sie characterisirten, und von allen andern auszeichneten, wie wir aus folgenden Abbildungen sehen werden.~~Fig. 1. Kronos und Rhea.~~Kronos und Rhea sind, nach der Fabellehre, die Urältern der Griechischen und Römischen höheren Götter. Kronos heisst und ist ein Sinnbild der Zeit, und Rhea der Natur. Kronos, (der bei den Römern auch Saturnus hiess) vermählte sich mit seiner eignen Schwester, der Rhea, und erzeugte mir ihr die Hauptgottheiten, Vesta, Ceres, Juno, Pluto, Neptun und Jupiter. Kronos beherrschte die ganze Welt; weil er aber befürchtete, von seinen Kindern entthronet zu werden, so verschlung er selbst jedes seiner neugebornen Kinder. Rhea betrübte sich über diese Grausamkeit ihres Gemahls, und als sie den Jupiter geboren hatte, versteckte sie ihn in eine ferne Höhle, und reichte dem Kronos einen in Wendeln gewickelten Stein, den er statt des Jupiters verschlung. Eine symbolische Andeutung, dass die Zeit (Kronos,) Jahre, Monate und Tage etc. verschlingt und wieder erzeugt und gebiert.~~Fig. 2. Rhea.~~Rhea, die Götter-Mutter, sitzt hier als Göttin der Erde auf dem Throne, hat in der rechten Hand den Götterstab, und in der linken eine runde Scheibe, wie sich die Alten die Form der Erde dachten. Neben ihr sitzen zwei Löwen, als ihr geheiligte Thiere, und auf dem Kopfe hat sie eine Krone, in Form einer runden Mauer mit Thürmen, weil sie die Menschen zuerst lehrte Häuser zu bauen, und Städte anzulegen.~~Fig. 3. 4. 5. Jupiter.~~Die Alten dachten sich, und verehrten den Jupiter - oder Zeus der Griechen - als den höchsten Gott, und obersten Herrscher der ganzen Welt. Er war nach der Mythologie ein Sohn des Kronos und der Rhea. Als Herrscher der Welt hat er auch mancherlei Attribute. Hier sitzt er auf dem Throne, zu seinen Füssen der ihm geheiligte Adler, der auch sonst Jupiters Blitze in seinen Klauen trägt; in der linken hält er den Herrscherstab, und auf der rechten das kleine Bild einer krönenden Victoria.~~In fig. 4. ist Jupiter im Kampfe mit den Giganten oder Riesen, welche den Himmel stürmen wollten, abgebildet; wie er sie auf seinem Donnerwagen fahrend, mit seinen Blitzen zerschmettert. - Als Jupiter-Ammon wurde er in Lybien und Egypten als Beschützer des Getraidebaues und der Schaafszucht verehrt, und ihm die Attribute davon gegeben; nämlich auf dem Kopfe ein Getraide-Maass, (Modius) und an beiden Schläfen Widderhörner, und eine Strahlenkrone, wie fig. 5. zeigt.~~Fig. 6. 7. Juno.~~Juno, die Gemahlin Jupiters, wurde als die Götter-Königin betrachtet und verehrt, und mit mancherlei Attributen abgebildet. Hier erscheint sie stehend, reich bekleidet, mit dem Diademe auf dem Haupte, in der rechten Hand den Herrscherstab, und in der linken eine Nectarschaale. Unter den Vögeln war ihr vorzüglich der Pfau geheiligt.~~So wie man der Juno verschiedene Geschäfte und Bestimmungen zuschrieb, unter so vielerlei Gestalten erschienen auch ihre Bildsäulen in ihren Tempeln. So hatte sie als Göttin Erhalterin (Juno-Sospita) eine ganz andere Gestalt, wie fig. 7. zeigt. Ihre Kleidung ist kriegerisch, in der rechten Hand eine Lanze, am linken Arme einen Schild, und über den Kopf und Rücken ist ein Ziegenfell geschlagen, welches auf der Brust und im die Hüften fest gebunden ist. Lauter Attribute ihrer Bestimmung als Juno Sospita.~~
Ad99998 05 034aAd99998 05 034a.jpgFig. 1. Neptunus.~~Neptun, welchen die Griechen Poseidon nannten, war der Gott des Meeres, ein Sohn des Kronos und der Rhea, und Bruder des Jupiter. Er führt als Herrscherstab einen langen Dreizack, und wird oft abgebildet, wie er nackend in einem Muschelwagen stehend, von Pferden mit Fischschwänzen gezogen, auf dem Meere hinfährt. Er schuf das Ross, welches ihm auch als Thier geheiligt ist.~~Fig. 2. Ceres.~~Ceres - bei den Griechen Demeter - war die Göttin des Acker- und Getraidebaues, und gleichfalls eine Tochter des Kronos und der Rhea. Sie wurde als Beschützerin der Saat und Aerndte allenthalben verehrt, und gewöhnlich als eine reichgekleidete Matrone, in der rechten Hand einen Büschel Kornähren, in der linken aber einen Herrscherstab haltend, abgebildet.~~Fig. 3. 4. 5. Apollo.~~Apollo war ein Sohn des Jupiter und der Latona, und hatte nach der Mythologie mancherlei Verrichtungen, von welchen er auch verschiedene Namen, Abbildungen und Attribute erhielt. Er war der Erfinder der Leier und Musik, der Gott der Dichtkunst und der Musen, der Führer des Sonnenwagens, und der Erfinder des Bogens und der Pfeile. Die Mythologie hat von ihm eine Menge schöner allegorischer Fabeln und Dichtungen.~~Fig. 3. zeigt ihn als Apollo Pythius nackt, wie er, einen Bogen in der linken Hand haltend, mit dem ungeheurn Drachen Python kämpft, und ihn mit seinen Pfeilen erlegt.~~In fig. 4. ist er reich bekleidet, als Gott der Künste und Wissenschaften, auf einer Griechischen Leier spielend, mit einem Lorbeerkranze auf dem Haupte, abgebildet. Als solcher war ihm unter den Bäumen der Lorbeerbaum, und unter den Thieren der Rabe besonders geheiligt.~~In fig. 5. erscheint er als Sonne (Sol, Phöbus Apollo, Titan, Helios) oder Führer des Sonnenwagens, halbbekleidet, mit einer Strahlenkrone um das Haupt, in der linken Hand eine Kugel, und in der rechten ein Füllhorn haltend, neben ihm aber zwei Köpfe der Pferde, welche den Sonnenwagen zogen, abgebildet.~~
Ad99998 05 035aAd99998 05 035a.jpgFig. 1. 2. 3. Diana.~~Diana, bei den Griechen Artemis, war die Tochter Jupiters und Latonens, und Zwillingsschwester des Apollo. Sie hatte nach der Mythologie verschiedene Bestimmungen und Namen; denn 1) verehrte man sie als Göttin der Jagd. Als solche heisst sie immer Diana, und erscheint als im Laufe fortschreitend, mit einem aufgeschürzten kurzen Kleide, auf dem Rücken einen Köcher voll Pfeile, oft eine Lanze oder Bogen in der Hand, und neben ihr ein springender Hirsch, wie fig. 1. hier zeigt. 2) Als Führerin des Mondwagens, oder als Mond selbst, heisst sie Luna, und wird bekleidet, mit einem halben Monde auf dem Kopfe, auf einem Wagen stehend, dessen Pferde sich ins Meer stürzen, abgebildet (fig. 2.). 3) Als Diana von Ephesus scheint sie mit der Rhea einerlei, ein Sinnbild der fruchtbringenden Natur, und Aegyptischen Ursprungs zu sein. Dies zeigt auch fig. 3. ihre Abbildung; denn sie erscheint hier mit einer Menge Brüsten, als Ernährerin, unten als ein Bildstock, mit Hieroglyphen verziert, auf dem Kopfe das Getraide-Maass, den Modius, in beiden Händen Stäbe, und an jeder Seite steht ein Hirsch.~~Fig. 4. Vulcanus.~~Vulkan, der bei den Griechen Hephaestos hiess, war der Gott des Feuers, und aller Schmiede- und Metallarbeiten, welche durch das Feuer gemacht werden. Er war der Sohn Jupiters und der Juno, und der hässlichste unter den Göttern. Er wird gewöhnlich abgebildet als ein gemeiner Grobschmied, baarfuss, mit einem kurzen aufgeschürzten Gewande, einer Mütze auf dem Kopfe, und mit einem Schmiedehammer und Zange in den Händen. Obgleich er so hässlich und hinkend war, so war er doch der Gemahl der Venus, der schönsten unter den Göttinnen.~~Fig. 5. Minerva.~~Minerva bei den Griechen Pallas oder Athene, war das Kind Jupiters, und hatte eine wundervolle Geburt. Jupiter fühlte einen heftigen Schmerz im Gehirne, liess sich daher vom Vulkan den Kopf öffnen, und das sprang ein völlig mit Helm, Panzer und Lanze gerüstetes Mädchen heraus. Sie war die Göttin der Wissenschaften und eigentlichen Gelehrsamkeit, und der höheren Kriegskunst; und blieb ewig eine reine Jungfrau. Sie wird stets reich bekleidet, und mit Helm, Brustharnisch, Schild und Lanze abgebildet. Unter den Thieren war ihr besonders die Eule, als ein Bild der gelehrten Nachtwachen, geheiligt.~~
Ad99998 05 036aAd99998 05 036a.jpgFig. 1. Mars~~Mars, welcher sonst auch bei den Römern Mavors, und bei den Griechen Ares hiess, ist der Gott des Krieges, des wilden kriegerischen Muthes und der Schlachten; und wurde vorzüglich in Rom verehrt, weil die Römer von ihm abzustammen glaubten. Er wird meistens nackend, oder doch nur im kurzen Kriegsrocke, mit dem Helme auf dem Kopfe, und einer Lanze in der einen Hand, in der andern aber eine Trophee auf der Schulter tragend, vorgestellt. Er war Jupiters und der Juno Sohn, und hatte wegen seines heftigen, wilden Jähzornes immer eine Menge Händel und Kämpfe. Von den Thieren war ihm besonders der Hahn geheiligt.~~Fig. 2. u. 3. Venus.~~Venus, die Göttin der weiblichen Schönheit und der Liebe, hiess bei den Griechen Aphrodite, wurde vorzüglich in Griechenland hoch verehrt, und hatte besonders auf den Griechischen Inseln Knidos, Cythere und Cypern berühmte Tempel. Nach der Mythologie hatte sie keine Aeltern, sondern ward aus dem Schaume des Meeres geboren. Tritonen und andere Meergötter empfiengen sie, entzückt von ihrer Schönheit, sogleich, als sie den Fluten entstieg, und trugen sie auf einer grossen Muschel sitzend, und ihre schönen langen Haare trocknend, an das Ufer von Knidos, wie dies die Abbildung fig. 3. zeigt. Als Göttin und Ideal der weiblichen Schönheit und Reize wird Venus fast immer nackend, und in verschiedenen Stellungen abgebildet, und darnach benennt. Fig. 2. zeigt sie als die Schamhafte, oder sogenannte Mediceische Venus, weil die Familie Medicis in Florenz diese schöne und berühmte Statue von ihr besass. Gewöhnlich sieht man neben ihr ein Paar Turteltauben, oder eine Delphin, als die ihr gewiedmeten Thiere. Von allen ihren Kindern ist Amor, als Knabe der Gott der unschuldigen Liebe, am berühmtesten.~~Fig. 4. Amor.~~Amor, bei den Griechen Eros, der Sohn und Begleiter der Venus, war der Gott der Liebe, und wurde stets als ein geflügelter Knabe mit Bogen und einem Köcher voll Pfeile abgebildet. Nach der Mythologie beherrschte er alle Götter und Menschen, um die Allgewalt der Liebe dadurch anzuzeigen. Die gegenwärtige Abbildung ist von einer antiken Statue Amors genommen, wo er als ein grösserer Knabe seinen Bogen spannt.~~Fig. 5. Mercurius.~~Mercur, den die Griechen Hermes nannten, war Jupiters und der Maja Sohn, und wurde wegen seiner ausserordentlichen Schlauheit als der Gott des Handels und der Kaufleute, auch als der Götterbote verehrt. Seine Bildsäulen zeigen ihn gewöhnlich halbnackt, mit einem Flügelhute auf dem Kopfe und Flügelschuhen an den Füssen, einem geflügelten Heroldsstabe, mit 2 Schlangen umschlungen, in der einen, und einem Geldbeutel in der anderen Hand. Der Hahn und Widder sind die ihm geheiligten Thiere.~~
Ad99998 05 037aAd99998 05 037a.jpgFig. 1. u. 2. Pluto.~~Pluto war bei den Griechen und Räumern der Gott der Unterwelt, der abgeschiedenen Seelen, und des Geldes und Reichthums. Er war Saturns und der Rhea Sohn, und Jupiters Bruder. Sein ungeheurer Palast stund im Erebus oder Im Schattenreiche, vor welchem der dreiköpfige Höllenhund Cerberus Wache hielt. Vor demselben flossen die schwarzen Höllenflüsse, der Styx und Acheron vorbei, über welche der Höllenschiffer Charon die Verstorbenen übersetzte. Seine Gemahlin war die Proserpina, eine Tochter der Ceres, welche er raubte, und sie zur Königin der Unterwelt machte. Merkur führte ihm die Seelen der Abgeschiedenen aus der Oberwelt zu, wie das antike Basrelief fig. 2. zeigt, wo er mit Proserpinen auf dem Throne sitzt, und die Seelen empfängt. Man bildet ihn fast wie den Jupiter mit ernster Miene auf dem Throne sitzend, mit dem Herrscherstabe in der Linken, und neben ihm Cerberus mit einer Schlange umgürtet, ab.~~Fig. 3. Vesta.~~Vesta, welche bei den Griechen Hestia hiess, war Saturns und der Rhea Tochter, hatte eine ewige Jungfrauenschaft und Keuschheit gelobt, und war die Göttin des ewigen heiligen Feuers, welches daher auch stets von reinen Jungfrauen, ihren Priesterinnen, (welche daher Vestalinnen hiessen) auf dem Altare in ihren Tempeln erhalten wurde. Sie wird daher stehend, reich bekleidet, in der linken Hand den Herrscherstab, und in der rechten eine Lampe, als Sinnbild des heiligen Feuers, haltend, abgebildet.~~Fig. 4. u. 5. Bacchus.~~Bacchus war bei den Alten der Gott des Weins und Weinbauens, und nach der Fabellehre ein Sohn Jupiters. Man hatte aber einen doppelten Bacchus, nämlich den Griechischen und den Indischen. Der Griechische Bacchus war eigentlich der Gott des Weins, und der Indische mehr ein weiser Gesetzgeber und Regent. Jener wurde als ein schöner nackter Jüngling, das Haupt mit Weinlaube bekränzt, um die Schultern ein Ziegenfell hängend, und neben ihm ein Weinstock stehend, abgebildet; letzterer aber als ein älterer Mann, von hoher Würde, mit langem Barte, einem Diademe in den Haaren, und einer Rolle in der Hand, weil er den Indiern zuerst Gesetze und Cultur gegeben haben soll. Die Faunen und Bacchantinnen, so wie auch der alte Silenus waren seine Begleiter, so wie auch die Panther und Tiger die ihm geheiligten Thiere.~~
Ad99998 05 038aAd99998 05 038a.jpgFig. 1. Hercules.~~Der Erste und berühmteste der Römischen und Griechischen Halbgötter, oder Heroen, ist Hercules, der bei den Griechen Herakles hiess. Er war der Sohn Jupiters und der Alkmene, einer Sterblichen, und bei den Alten, die ihm eine Menge grosser Thaten zuschreiben, eigentlich das Symbol der grössten männlichen Kraft, körperlichen Stärke, und höchsten Muthes. Er wird daher in seinen Bildsäulen als ein grosser starker Mann, fast nackend, um die Schultern eine Löwenhaut hängend, und in der einen Hand eine starke knotige Keule, sein beständiges Zeichen, führend, vorgestellt. Oft trägt er auch ein Kind auf dem linken Arme.~~Fig. 2. Aesculapius.~~Aesculap, Apolls und der Sterblichen, Coronis, Sohn, gehörte gleichfalls zu den Halbgöttern, und war bei den Alten der Gott der Heilkunde und Aerzte. Die Schlange, als das Symbol der Genesung oder Gesundheit, war ihm geheiligt; daher man auch den Aesculap nie anders als mit einem Stabe, oder einer Keule, von einer Schlage umschlungen, abgebildet findet. Uebrigens stellte man ihn als einen alten starken bärtigen Mann, mit einem schönen weiten Gewande bekleidet, aber immer mit dem Schlangenstabe in der Hand, vor.~~Fig. 3. Hygiea.~~Hygiea, die Göttin der Gesundheit, war Aesculaps Tochter, und fast immer seine Gefährtin. Sie wird als eine schöne reichbekleidete Jungfrau, mit einem Diademe in den Haaren, und einer Schlange um den linken Arm gewunden, welche sie aus einer Schaale füttert (denn auch ihr Symbol war die Schlange) abgebildet. Oft wurden auch ihre Altäre bloss mit einer Schlange bezeichnet, und sie selbst unter diesem Sinnbilde verehrt.~~Fig. 4. Vertumnus.~~Vertumnus war bei den Römern der Gott der wechselnden Jahreszeiten, besonders aber des Herbstes. Man stellte ihn daher auch als einen bärtigen Mann, fast ganz nackend, mit einem Schilfkranze um den Kopf, einem Thierfelle um die Schultern, in welchem er reife Obstfrüchte trug, in der rechten Hand ein Winzermesser, und in der linken einen Hirtenstock haltend, vor. Pomona, die Göttin des Obstes, war seine Gemahlin.~~Fig. 5. Flora.~~Flora, die Göttin der Blumen, und des Frühlings, bei den Römern, wurde als eine schöne, reichbekleidete Nymphe, mit einem Blumenkranze in der einen Hand, vorgestellt. Sie hatte in Rom einen eigenen Tempel, und im Frühjahre besondere ihr geweihte Feste, welche die Floralien hiessen.~~
Ad99998 05 039aAd99998 05 039a.jpgDie neun Musen.~~Die Musen waren Töchter des Jupiter und der Mnemosyne, die Göttinen der Wissenschaften und schönen Künste, und beständige Begleiterinnen des Apollo, als ihres Führers. Sie wurden als schöne reichbekleidete Jungfrauen vorgestellt, deren jede die Vorsteherin einer eignen Kunst war, davon sie ihr Kennzeichen trug.~~Fig. 1. Clio.~~Die Muse der Geschichte sitzt hier auf einem Felsenstücke, und hat eine halbgeöffnete Bücherrolle, als ihr Attribut, in den Händen.~~Fig. 2. Euterpe.~~Die Muse der Musik, gleichfalls sitzend, mit einem reichen weiten Gewande bekleidet, trägt eine Flöte in der einen Hand.~~Fig. 3. Thalia.~~Die Muse des Lustspiels, sitzt, reichbekleidet, auf einem Felsen, auf welchem neben ihr eine komische Theater-Maske liegt. In der Rechten hat sie einen Hirtenstock und in der Linken eine kleine Schellentrommel, als Zeichen des ländlichen Ursprungs des Lustspiels.~~Fig. 4. Melpomene.~~Die Muse des Trauerspiels, steht, mit einer langen Tunika, und einem Mantel bekleidet, in einer edlen Stellung, und trägt eine tragische Maske in der einen Hand.~~Fig. 5. Terpsichore.~~Die Muse des Tanzes, sitzt hier, und ist wie die übrigen Musen bekleidet; macht aber auf einer antiken Lyra die Musik zum Tanze.~~Fig. 6. Erato.~~Die Muse der Poesie überhaupt, besonders aber der Liebeslieder. Sie steht, und spielt zu ihrem Gesange auf einer Cithara.~~Fig. 7. Polyhymnia.~~Die Muse der dramatisch-lyrischen Poesie, wird von den Alten, ohne äusseres Kennzeichen und Attribut, bloss, in ein langes reiches Gewand gekleidet, welches die rechte aufgehobenen Hand trägt, und mit einem Lorbeerkranze um den Kopf, abgebildet.~~Fig. 8. Urania.~~Die Muse der Sternkunde, ist sitzend, oberhalb sehr leicht bekleidet, hat auf dem Kopfe ein Paar Federn in die Haare gesteckt, und trägt in der linken Hand eine Himmelskugel, in der Rechten aber ein Stäbchen, mit welchem sie auf die Kugel zeigt.~~Fig. 9. Calliope.~~Die Muse des Heldengedichts oder der Epopee. Die Alten hielten sie für die Vornehmste der Musen, und bildeten sie sitzend ab, mit aufgestütztem Arme, und in der andern Hand eine Tuba, oder ein Buch so haltend, als läse sie darinne. Dies sind ihre gewöhnlichen Attribute.~~
Ad99998 05 040aAd99998 05 040a.jpgFig. 1. Die violette Anemone. (Anemone pulsatilla. L.)~~Die violette Anemone ist allerdings eine Giftpflanze, die, obgleich sie auch den Aerzten als eine Arznei dient, bei unvorsichtigem Gebrauche sehr gefährlich werden kann. Sie wächst in ganz Teutschland, so wie im nördlichen Europa wild, auf dürren sonnigen Plätzen in Wäldern, und dauert mehrere Jahre hindurch. Im Frühjahre kommen zuerst die Blumen, und hernach die Blätter hervor. Die Blume ist schön dunkelviolett, und hat fast die Gestalt einer kleinen Tulpe, innerhalb aber hat sie einen grossen Büschel goldgelber Staubgefässe, welches ihr ein schönes Ansehen giebt. Stengel und Blumenkelche sind mit einem feinen silbergrauen Filze überzogen. Im Herbste verschwindet die ganze Pflanze über der Erde, und bloss die Wurzel bleibt gut, und schlägt im Frühjahre wieder aus.~~Fig. 2. Der Gift-Lattich. (Lactuca virosa. L.)~~Der Giftlattich gehört zum Geschlechte der Sallate, und wächst wild in Teutschland an de Zäunen und Gräben. Er blühet im Julius und August gelb, wie der Garten-Salat, und hat einen weissen scharfen Milchsaft, welcher hervordingt, wenn man ein Blatt zerreisst, bitter schmeckt, und einen starken betäubenden Geruch hat. Man muss sich daher vor dieser Pflanze sehr hüten.~~
Ad99998 05 041aAd99998 05 041a.jpgFig. 1. Die schnakenfüssige Rüsselmilbe (Trombidium phalangioides.)~~Diese Rüsselmilbe, welche hier in ihrer natürlichen Grösse, und sehr vergrössert abgebildet ist, lebt im Walde unter dem Moose und trocknen Laube; hat 8 Beine und einen roth und schwarzen haarigen Leib.~~Fig. 2. Die Gauckler-Wasserspinne (Hydrachne histrionica.)~~Ist in der Natur so klein, dass man sie kaum mit blossen Augen erkenne kann. Sie sieht roth und schwarz aus, und lebt im Sommer in schlammigen Wassergraben.~~Fig. 3. Die scheerenfüssige Milbe. (Acarus chelopus.)~~Dies Insect ist ebenfalls unendlich klein, aschgrau und schwarz von Farbe, und hat an seinen beiden Hinterfüssen Scheeren, mit welchen es sich festhält. Es lebt auf der Haut kleiner Vögel.~~Fig. 4. Die Tauben-Sägemilbe. (Rhynchoprion columbae.)~~Die Tauben-Sägemilbe ist ziemlich gross, violetbraun und schön gezeichnet. Sie findet sich auf den Haustauben, und besonders auf den Jungen derselben, oft in so grosser Menge, dass diese davon sterben.~~Fig. 5. Der rothgelbe Schnakenfuss. (Phalangium rufum.)~~Dies kleine Insect lebt in Wäldern an den Stämmen alter Bäume, hat einen rothgelben Leib, und 8 sehr lange dünne Beine, und sieht fast aus wie eine langbeinige Spinne.~~Fig. 6. Der Schmarotzer-Scheerenträger. (Chelifer parasita.)~~Dies Insect, welches viele Aehnlichkeit mit dem Scorpione hat, heisst auch sonst der Bücher-Scorpion, weil man es häufig in alten Büchern findet. Es sieht rothbraun aus, hat 8 Beine, einen länglich runden Leib, und vorn ein Paar lange Scheeren, wie der Scorpion.~~Fig. 7. Die zweigliedrige Flohmilbe. (Phthiridium biarticulatum.)~~Diese Milbe lebt als ein Schmarotzerthier vorzüglich auf den Fledermäusen, hat 6 Beine, und an diesen doppelte scharfe Haaken, und ist sehr sonderbar gestaltet.~~Fig. 8. Das Stöhr-Scheermaul. (Dichelesthium Sturionis.)~~Dies Schmarotzerinsect lebt vorzüglich auf der Haut des Stöhrs, sieht gelb röthlich aus, und hat fast gar keine sichtbaren Beine und Kopf. Demungeachtet bewegt es sich sehr lebhaft und leicht.~~Fig. 9. Der Delphin-Schiffer. (Argulus Delphinus.)~~Auch dies Insect lebt im Wasser und auf der Haut, besonders der Flussfische. Es hat 8 Doppelbeine, einen runden scheibenförmigen Körper, welcher grünlich aussieht, und schwarz punctirt ist. Es schwimmt gut, und setzt sich daher sehr leicht an alle Fische an.~~
Ad99998 05 042aAd99998 05 042a.jpgFig. 1. Der blaue Schillervogel. (Papilio Nymphalis gemmata, Iris.)~~Dieser Schmetterling lebt in Teutschland, und ist einer unsrer schönsten Tagfalter. Er ist mit ausgebreiteten Flügeln 4 Zoll breit. Fig. A zeigt ihn auf der Ober- und B auf der Unterseite. Auf der Oberseite ist die Grundfarbe der Flügel braun, und der eine Flügel schillert, wenn man den Schmetterling etwas schief betrachtet, immer sehr schön himmelblau. Dies kommt von dem sonderbaren Bau seiner kleinen Farbenfedern oder Schüpchen her, welche beinahe wie Tulpenblätter aussehen (fig. D) wie ein Fächer gefältelt, und so gestaltet sind, dass die eine Seite der Fältchen braun, und die andere blau aussieht, wie fig. E zeigt. Die Unterseite der Flügel schillert nicht, sondern ist braun, gelb und weiss sehr schön gezeichnet. Die Raupe (fig. C.) sieht grün aus, hat am Kopfe ein Paar Spizzen, und lebt auf den Sahlweiden. Dieser Schmetterling heisst auch die Iris.~~Fig. 2. Der Apollo. (Papilio eques Heliconius, Apollo.)~~Dieser Tagfalter heisst der Teutsche Apollo, und ist beinahe eben so gross, als die Iris. Er ist sehr schön gezeichnet, die Grundfarbe der Flügel blassgelb, mit schwarzen und rothen Flecken. Man findet ihn gewöhnlich auf hohen Bergen, und daher vorzüglich in der Schweiz auf den Alpen. Seine Raupe ist schwarz, stark behaart, mit orangefarbnen Puncten (fig. e) und nährt sich von den feste Blättern der Steinbrechs-Arten.~~
Ad99998 05 043aAd99998 05 043a.jpgFig. 1. Der Greifadler.~~Dieser grosse Adler, der mit ausgebreiteten Flügeln 8 bis 9 Fuss misst, lebt in mehreren Theilen von Süd-Africa, und nährt sich von Antilopen, Hasen und anderen Thieren, die er mit seinen starken Klauen fängt. Er hat ein weiss und braun gesprengtes Gefieder, und am Hinterkopfe einen lang herabhängenden Federbüschel.~~Fig. 2. Der Haubenadler.~~Der Hauben-Adler bewohnt Paarweise das Kafferland, gleicht an Grösse unserm teutschen Bussard, übertrifft ihn aber sehr an Kühnheit und Muth. Von dem langen haubenähnlichen Federbüschel am Kopfe erhielt er den Namen Hauben-Adler. Seine Nahrung besteht in Enten, Rebhünern und anderem Flügelwerke. Die Hauptfarbe seines Körpers ist dunkelbraun.~~Fig. 3. Der Weissling.~~Dieser zierliche Falke gefällt uns sogleich durch sein sanftes weisses Gefieder, welches mit Gelb und Braun geflammt ist. Er findet sich in den Wäldern des Hutniqua-Landes, wo er auf hohen Bäumen nistet. Mit grösster Behendigkeit und Schnelligkeit verfolgt er die wilden Tauben und andere Waldvögel, die selten seinen Klauen entkommen.~~Fig. 4. Der Singadler.~~Dieser Adler, den uns le Vaillant, so wie die vorigen von seiner Reise durch Africa mitbrachte, ist eine seltene Erscheinung unter den Raubvögeln, da er mehrere gesangvolle Töne von sich giebt. Er hat die Grösse von unserem See-Adler, und nährt sich gewöhnlich von Fischen, die er, aus der Luft herabschiessend, fängt. Da er sehr scheu ist, so wird er selten von denen, die ihm nachstellen, erlegt.~~Fig. 5. Der Wasseraar.~~Der Wasser-Aar, der gleichfalls von Fischen lebt, hält sich am Ufer fischreicher Flüsse nahe am Meere auf, und lauert da auf seinen Fang. Sein Gefieder ist dicht und stark, und braun und weiss gefärbt.~~Fig. 6. Der Kaffervogel.~~Dieser im Kaffer-Lande sich findende Adler wird so gross als unser Gold-Adler, nährt sich vom Aase, und gleicht hierin, und durch den Schnabel und die platteren Füsse mehr dem Geier. Der ganze Körper ist mit schwarzen Federn überdeckt, und die langen Flügel ragen noch über den Schwanz hinaus.~~
Ad99998 05 044aAd99998 05 044a.jpgDer Riesen-Apfel.~~Dieser Apfel ist vielleicht die grösste Baumfrucht, welche in unseren Gärten wächst, und verdient daher seinen Namen, der Riesenapfel mit Recht, weil wir Alles, was verhältnismässig in der Natur ausserordentlich gross ist, riesenhaft nennen. Was also der Riese unter den Menschen ist, das ist dieser Apfel unter den Aepfeln; denn Alles ist an ihm gross und dick; Baum, Holz, Blätter, Blüten und Frucht, welche 5 1/2 Zoll breit und 4 Zoll hoch ist.~~Dieser Baum ist in seiner Blüte eine der schönsten Zierden unserer Obstgärten und im Herbste, wenn seine ungeheuern Früchte reifen, ist er kaum fähig seine Last zu tragen; so dass man auch seine Aeste unterstützen muss, damit sie nicht brechen.~~Der Apfel selbst, wenn er reif ist, sieht hell grüngelb aus, und hat an der Sonnenseite einen rothen Backen, welches ihm ein sehr schönes Ansehen giebt. Er ist wohlschmeckend, obgleich er nicht zum Tafelobste, welches man roh isst, sondern vielmehr zum Wirthschaftsobste, welches zu Backwerke und anderen Küchenspeisen gebraucht wird, zu rechnen ist.~~
Ad99998 05 045aAd99998 05 045a.jpgDas empörendste Unrecht, welches der Mensch begehen kann, ist, seinen Mitmenschen zu seinem niedrigen Sclaven zu machen, und gleich einem Thiere Handel damit zu treiben. Und doch geschieht dieses heutigen Tages noch immer mit den unglücklichen Negern in Africa. Den Europäern, die sich zum Theil zu Herren des festen Landes von America und von den westindischen Inseln gemacht haben, fehlt es in den dortigen Gegenden an Arbeitern zu ihren Plantagen und Bergwerken; denn die Eingebornen sind zu schwächlich und auch in zu geringer Anzahl, und Europäer lassen sich zu solchen niedrigen Sclavendiensten nicht brauchen. Sie schicken daher jährlich eine Menge von Schiffen nach der Westküste von Africa, vorzüglich nach der Küste von Guinea ab, die von den dortigen Sclavenhändlern auf Menschenmärkten, die armen Neger wie Schlachtvieh kaufen. Diese unglücklichen Geschöpfe werden durch List oder mit Gewalt in dem Inneren von Africa weggefangen, oder von ihren Familien weggerissen, Paarweise zusammengekuppelt, und so Scharrenweise nach den Sclavenmärkten getrieben. Wir sehen auf Fig. 1. solch' ein schreckliches Schauspiel, wo die schwarzen Sclavenhändler einen Vater von seinen Kindern losreissen, und nach den Transportschiffen, die man in der Ferne sieht, schleppen. Ein solches Schiff (Fig. 2.) ist ein wahrer Kerker für die armen Gefangenen, da der Capitain aus Gewinnsucht den Raum möglichst zu benutzen sucht. Die Sclaven liegen deswegen in engen drittehab Fuss hohen Behältnissen Paarweise zusammen gefesselt, so enge nebeneinander, (Fig. 2. A. B. C.) dass sie sich nicht rühren können. Nur selten werden sie auf das Verdeck an die Luft geführt, und ihre Nahrung besteht in einem dickgekochten Brei. Viele sterben daher aus Verzweiflung lieber Hungers, um sich nur von ihrem gränzenlosen Elende zu befreien. Die meisten werden aber durch ansteckende Krankheiten, die bei dem heissen Klima aus der verdorbenen Luft in den engen Behältnissen entstehen, dahin gerafft. Kömmt das Sclavenschiff an Ort und Stelle, so macht der Capitain öffentlich seine Ankunft bekannt, und verkauft nun den herzuströmenden Pflanzern oder ihren Mäklern seine Sclaven. Der Preis eines gesunden männlichen Sclavens in Westindien ist gewöhnlich 300 Thaler; die Weiber kosten etwas weniger. Die gekauften Sclaven werden von dem Pflanzer nun auf seine Plantagen getrieben, und da hängt ihr gutes oder schlechtes Loos von der Willkühr ihres neuen Herrn ab.~~
Ad99998 05 046aAd99998 05 046a.jpgFig. 1. Die Felsenbrücke in Virginien.~~In der nordamericanischen Provinz Virginien findet sich, nicht weit von den blauen Bergen, eine seltene Erscheinung; nämlich eine ungeheure Felsenbrücke, die die Natur selbst bildete. Der englische Reisende Weld beschreibt sie uns folgendermaassen. Durch eine gewaltsame Erschütterung riss die Natur diesen Felsen auseinander, so dass ein Spalt vom Gipfel bis zum Fusse des Berges entstand, der sich eine teutsche Meile weit erstreckt. Bei der Erschütterung trennte sich wahrscheinlich der obere Theil des Felsens, und viel so queer über den Spalt, dass er eine natürliche Bogenbrücke bildete. Dieser Bogen ist 80 Fuss breit, 40 Fuss dick, und oben an der einen Seite mit Nadelholz bewachsen. Unbemerkt kommt man aus dem dicken Walde dahin; man ahndet nicht auf einer Brücke zu seyn, bis man an den Rand gelangt, und in eine schauerliche Tiefe von einigen hundert Fuss hinabsieht. Ist man über die Brücke gelangt, so führt ein steiler Fusssteig zwischen Felsen und Bäumen hinab in den Abgrund.~~Fig. 2. Hänge- und Zugbrücken in Süd-Amerika.~~Als Gegenstück zu der vorigen riesenhaften Naturbrücke, sehen wir hier einige leichte Brücken, durch deren Hülfe die Spanier in Südamerica leicht über die Flüsse setzen. Die erste besteht aus einem queer über den Fluss gezogenen starken Seile, an das ein leichter Nachen befestigt ist, in den sich der Ueberzuschiffende legt, und so wird der schwimmende Kahn von einem einzigen Menschen leicht herübergezogen. Auf gleiche Art transportirt man auch Pferde, indem man sie durch ein Tragband an das Hauptseil befestigt, und durch das zweite Seil dann schwimmend herüberzieht. Die dritte Art ist die hängende Brücke. Sie besteht aus an einander gefügten Bretern, die von unten durch zwei Stricke oder Ketten verbunden sind, und an den Ufern an starke Pfähle befestigt werden. Die Brücke biegt sich bis zum Wasserspiegel, und so geht der Reisende, indem er sich an den Seitenstricken anhält, leicht darüber weg.~~
Ad99998 05 047aAd99998 05 047a.jpgDie grosse dunkle Damascener-Rose. (Rosa Damascena grandiflora.)~~Unter allen Rosen-Arten ist diese Sorte die grösste und prächtigste. Wir haben oben einen Riesenapfel kennen gelernt, der wegen seiner ausserordentlichen Grösse diesen Namen führte; und wir könnten eben so diese Blume die Riesen-Rose nennen, denn ihr Durchmesser ist 5 Zoll; und sie macht ebenwegen ihrer ausserordentlichen Grösse, eine vorzügliche Zierde unserer Gärten. Ihre Farbe ist karmoisinroth, oft sehr dunkel, und in der Mitte hat sie ein goldgelbes Auge; ihr Strauch wird 3 Fuss hoch, und ist sehr bedornt. Unsere strenge Winterkälte kann sie nicht wohl vertragen.~~
Ad99998 05 048aAd99998 05 048a.jpgDie Venetianische Traube oder der bunte Wein. (Vitis vinifera bicolor.)~~Dieser sonderbare Weinstock gehört unter die, zur Zeit noch seltnen schönen Zierpflanzen unserer Gärten, denn seine karmesinroth und grün geschäckten Blätter, geben an dem Espalier einer Wand den fröhlichsten Anblick. Noch sonderbarer aber sind im Herbste seine bunten Trauben, welche theils ganz blaue, theils ganz grüne, theils halb grüne und halb blaue, theils blau und grün gestreifte Beeren haben. Man solle glauben, die grünen Beeren wären noch nicht reif; allein dies ist nicht der Fall, und die grünen Beeren sind eben so reif und wohlschmecken, als die blauen.~~Man hat diese schöne Spielart des Weinstocks die venetianische Traube deshalb betitelt, weil ein teutscher Gartenliebhaber die erste Pflanze davon aus einem Garten im venetianischen Gebiete mitbrachte.~~
Ad99998 05 049aAd99998 05 049a.jpgFig. 1. Der Ohren-Geier.~~Dieser Geier bewohnt Süd-Africa, und ist so gross, dass er mit ausgespannten Flügeln zehn Fuss misst. Seinen Namen hat er von den rothen Fleischlappen, womit die Ohren umgeben sind. Der Kopf ist, wie bei den übrigen Geierarten, kahl. Um den kahlen Hals steht eine Krause von steifen Federn: das übrige Gefieder ist dunkelbraun. Seine Nahrung besteht in Aas, und er wittert durch seinen feinen Geruch die todten Körper in weiter Entfernung aus.~~Fig. 2. Der Struntgeier.~~Der Struntgeier findet sich am Vorgebirge der guten Hoffnung allenthalben. Er bewohnt felsige Gebirge, und lebt vom Aase, das er auch an der Meeresküste aufsucht. Er ist etwas kleiner als der Ohren-Geier, und isabellgelb gefärbt. Sein Nest macht er in den Felsenklüften.~~Fig. 3. Der Schogun.~~Der Schogun ist eine Geierart aus Ostindien, die uns le Vaillant beschreibt. Dieser Vogel erreicht die Grösse eines Truthahns. Die Hauptfarbe seines Gefieders ist schmutzigbraun, der nackte Hals ist weislich, und eine Federkrause von ähnlicher Farbe umgiebt ihn da, wo der Leib anfängt. Von der Lebensweise dieses Vogels wissen wir noch gar nichts.~~Fig. 4. Der Gaukler.~~Der Gaukler findet sich im Hutniqua-Lande, und an der ganzen Ostküste von Süd-Africa, sehr häufig. Er zeichnet sich durch seinen sehr kurzen Schwanz aus, über den die Flügel noch hinausragen. Im Fluge wendet er sich sehr schnell, schiesst eine Strecke herab, und steigt dann wieder in die Höhe. Dieses Spiels wegen nannte ihn le Vaillant den Gaukler. Er nährt sich vom Aase, doch stösst er auch auf Antilopen.~~Fig. 5. Der Urigurap.~~Dieser weissgelbe Geier, der die Grösse einer Truthenne hat, bewohnt das ganze südliche Africa, und lebt ganz friedlich neben den herumziehenden Heerden der Hottentotten, die ihn Urigurap nennen. Da nährt er sich vom Fleische gefallener Thiere und anderen Abgängen. Der Schnabel ist lang und schmal, und der Hintertheil das Halses mit langen Federn besetzt.~~
Ad99998 05 050aAd99998 05 050a.jpgAls der Spanier Pizarro im Anfange des sechszehnten Jahrhunderts (1525) das goldreiche Peru entdeckte, und bald unterjochte, war dies südamericanische Land von einer ziemlich gebildeten Nation bewohnt, deren Abkömmlinge mit einigen dortigen Spaniern auf dieser Tafel abgebildet sind. Ausser diesen findet man hier Mulatten, welche aus der Verbindung der Europäer mit Negern entstehen, und die sich zahlreich in Peru befinden.~~Fig. 1. Einwohner von Lima.~~Ein Spanier und ein Spanierin aus den mittleren Ständen in Peru. Sie sind nicht in Spanien geboren, wie ihre dunkle Gesichtsfarbe zeigt, sondern eingeborne Peruaner, von spanischen Vorfahren, oder sogenannte Creolen. Sie sind im Sonntagsstaate, wie mehrere der hier vorgestellten Personen, die bei Gelegenheit eines feirlichen Festes abgebildet sind. Der mit einem scharlachnen Mantel bekleidete Bürger, trägt sein langes Haar in einem Netze oder einer Redesilla, welche an der Stirne zusammengeschnürt wird. Sein weiter Mantel zeichnet ihn vor dem Mulatten No. 5. aus.~~Fig. 2. Vornehme Frau aus Lima.~~Eine Dame aus den höheren Ständen in Peru - auch eine Spanierin im vollen Putze, mit einem in viele Falten gelegten Reifrocke, Spitzenärmeln, einer Mautille von Scharlachrother Vigogne mit Selber gestickt, Perlenschmuck um den Hals, und einer Spitzenhaube.~~Fig. 3. Indianer aus Peru.~~oder eingeborne Peruaner in häuslicher Tracht. Sie gehören zu der zimmetfarbenen Abart der Menschen, welche die ursprünglichen Bewohner America's grösstentheils bilden. Die Kleidung der Frau ist der unserer Bäuerinnen, wie sie nicht völlig angezogen sind, ähnlich. Der hinter ihr stehende Mann hat den Pongo an, ein Ueberhängekleid, fast nach der Art der Hemden, welche unsere Fuhrleute in Teutschland über ihre Kleider ziehen, nur dass es an beiden Seiten offen ist.~~Fig. 4. Landleute aus Peru~~oder eingeborne Peruaner im Sonntagsputze. Der Mann trägt über den Pongo noch ein schwarzes Skapulier, welche aber mit einem überhängenden, mit Tressen eingefassten Kragen versehen ist. Von der spitzigen Mütze der Frau, dem einzigen Ueberbleibsel ihrer alten peruanischen Tracht, hängen breite gestreifte Bänder herab.~~Fig. 5. Einwohner von Quito.~~Ein Paar Mulatten, deren Anzug sich dem der peruanischen Creolen näert. Ihre Hauptfarbe fäll in das kaffeebraune. Quito ist eine andere grosse Stadt im Königreiche Quito, welche beinahe unter der Linie liegt.~~
Ad99998 05 051aAd99998 05 051a.jpgFig. 1. Die Teufelsbrücke auf dem St. Gotthard.~~Um aus der Schweiz nach Italien zu kommen, wählt man gewöhnlich den Gebirgsweg über den St. Gotthard, ein hohes Gebirge, in dem kleinen Schweizer Canton Uri. Diese Reise muss man wegen der steilen Gebirge entweder zu Fuss oder auf Maulthieren machen. Man steigt von dem Schweizer Städtchen Altorf immer aufwärts längs der Reuss, die eine Menge von Wasserfällen bildet. Schon hat man acht Brücken passirt; jetzt kommt man auf einmal zu einer fürchterlichen Felsenschlucht, in die sich die Reuss tosend und schäumend hinabstürzt. Ein einziger kühn gesprengter Bogen führt darüber, und dieses ist - die so bekannte Teufelsbrücke. Rings umher sieht man nichts als grosse, öde Felsenmassen, die das schauerliche des ganzen Bildes noch vermehren. Ist man über die Brücke hinüber, so zeigt sich der Teufelsberg, eine aus grossen Granitblöcken, von der Natur kühn aufgethürmte Felsenmasse. Hier muss man einen langen dunkeln Gang durch das Gebirge passiren, welches das Urner oder Ursener Loch genannt wird. Dieses führt zu einem angenehmen freundlichen Thale mit den schönsten Alpenwiesen - ganz das Gegentheil der unwirthbaren Gegend der Teufelsbrücke. Man braucht zur Reise über den Gotthardt von Altorf bis Bellinzone auf der italienischen Seite drei Tage. Da dieses zugleich eine Handelstrasse ist, die in vorigen Zeiten stark besucht wurde, so war auf der Höhe sonst ein Capuciner-Kloster errichtet. Hier erquickten sich die Reisenden, fanden frische Maulthiere für ihre Waaren, und die gutmüthigen Klosterbrüder suchten mit Hülfe grosser abgerichteter Hunde, selbst die im Schnee verunglückten Passagiere zu retten.~~Fig. 2. Die Rhone-Brücke zu St. Moritz.~~Bei dem Flecken St. Moritz im Walliser Lande, treten die Gebirge so nahe zusammen, dass sich hier der Rhonefluss durch ein enges Felsenthor wüthend und brausend durchdrängt. In einiger Entfernung von dem eben erwähnten Felsenthore steht dann die hier abgebildete berühmte Brücke. Sie besteht aus einem einzigen Bogen, dessen Enden sich auf die beiden Berge, den Dent de Mocle und Dent zu Midi stützen.~~
Ad99998 05 052aAd99998 05 052a.jpgSo wie wir oben auf Taf. XIII. die grösste aller Rosen, die Riesenrose bewunderten, lernen wir hier die beiden kleinsten und niedlichsten Rosensorten, die man eben so im Gegensatze die Zwergröschen nennen könnte, kennen. Dies sind folgende zwei Sorten.~~Fig. 1. Die kleine Provencer-Rose. (Rosa provincialis minima.)~~Die kleine Provencer Rose - welche auch die Ranunkel-Rose heist, weil sie an Grösse und dem Baue ihrer Blume völlig der Ranunkel gleicht - führt den Namen von ihrem Vaterlande, der Provence, im südlichen Frankreich, und ist ein überaus liebliches Röschen. Ihr Strauch wird selten über 1 Fuss hoch, hat überaus zartes grünes Holz, kleine niedliche Blätter, und nur wenige zarte Dornen. Ihre Blume hat selten über 1 Zoll im Durchmesser, ist dunkel, oft auch hellkarmoisinroth, und sieht völlig aus wie eine Ranunkel, so dass man sie auch in der Ferne für eine dunkelrothe Ranunkel halten könnte.~~Fig. 2. Das Dijon-Röschen. (Rosa Damascena Dijonensis.)~~Dies kleine allerliebste Miniaturröschen ist die lieblichste und zierlichste Blume, die man nur sehen kann. Sie führt ihren Namen von der Stadt Dijon in Frankreich, woher wir sie zuerst erhielten. Ihr kleiner noch keinen Fuss hoher Strauch, ihr zartes hellgründes, fast dornenloses Holz, ihre kleinen drei- und fünflappigen Blätter, ihre noch keinen Zoll grosse blassrothe Blume, die im Aufblühen der Centfolie gleicht, alles ist äußerst zierlich und elegant an ihr. Sie gehört, nach der Characteristik ihres länglichen Fruchtknoten, zu den Damascener Rosen.~~
Ad99998 05 053aAd99998 05 053a.jpgFig. 1. Der Schukuhuh.~~Diese Eulenart lebt im südlichsten Afrika, jagt zwar nur bei Nacht, kann aber, wenn sie am Tage aufgejagt wird, doch auch bei Sonnenscheine fliegen. - Sie ist fast von der Grösse der gemeinen Ohreule, hat aber einen längeren Leib und auch längere Füsse. Die gefalteten Flügel reichen bis auf drei Viertheil der Länge des Schwanzes hinab. Füsse und Zehen sind mit grauweissen, seidenartigen Federn bedeckt. Schnabel und Klauen sind schwarzbraun, und die Augen dunkel topasengelb. Die Grundfarbe des Gefieders ist braun von allen Tiefen und Höhen der Farbe mit weissen Flecken. Der Unterleib ist lichter und regelmässiger geschuppt. Der Schwanz ist dunkelbraun und röthlichweiss in die Queere gestreift.~~Fig. 2. Der Huhul.~~Der Huhul ist eine noch wenig bekannte, schöne Eule, welche sich im westlichen Südamerika findet. Er geht gegen die Gewohnheit der Eulen auch am Tage auf seinen Raub aus, wie er sich denn durch seinen ganzen Bau sehr den Tag-Raubvögeln nähert. Sein fast ganz unbedeckter Schnabel ist, so wie Zehen und Krallen, schön gelb. Der Schwanz hat zwei Drittheil der Länge des Körpers, und wenn die Flügel gefaltet sind, reichen sie bis auf die Hälfte desselben. Das ganze Gefieder des Körpers ist schwärzlich und weiss geschuppt. Die Füsse sind kamaschenartig mit schwarzen Federchen bedeckt. Die Flügel sind kaffeebraun, mit einzelnen, weiss eingefasten Federn. Der Schwanz ist noch dunkler braun und weiss geadert, fast wie manche Marmorarten. - Der Huhul hat die Grösse der gemeinen Steineule.~~Fig. 3. Die Steineule mit dem Ringkragen.~~Diese seltene Eulenart ist grösser wie die gemeine Eule, und kleiner, als der Uhu. Das ganze Ober- und Hintertehil derselben ist dunkel chokoladebraun, eben so das Gesicht. Brust, Bauch und Seiten sind weiss. Ueber den Augen zeichnen sich zwei weisse Augenbraunen, und eben so auf der weissen Brust ein brauner Ringkragen aus. Der oben dunkelbraune Schwanz ist mit weissen Queerstreifen und solcher Einfassung versehen. Der Schnabel ist an der Spitze gelb, und an der Wurzel bläulicht. Füsse und Zehen sind mit seinen hochweissen Federn eingefasst. Die Krallen sind schwarz.~~Fig. 4. Die Steineule mit dem Federbusche.~~Der blendend weisse Federbusch, welcher diese in Guyana einheimische Eule auszeichnet, erhebt sich nicht wie bei den Uhus ohrenförmig auf dem Kopfe, sondern entspringt an der Wurzel des Schnabels, läuft um die Augen her und schwankt, indem sich die anfangs kurzen und sehr biegsamen Federn immer verlängern, dann auf beiden Seiten des Halses hinab. Diese Eulenart ist von der Grösse der gemeinen Ohreule, hat einen gelben Schnabel und braune Krallen. Vorder- und Untertheil des Leibes sind weisslich mit seinen dunkeln Streifen durchzogen, das Obertheil des Körpers, Rücken, Flügel und Schwanz düster rothbraun, hier und da weiss gefleckt. Die Füsse sind bis zu den Zehen mit bräunlichen Feder bedeckt.~~Fig. 5. Die Steineule mit schwarzer Maske.~~Eine seltene Eulenart, die aus dem südlichen Amerika stammen soll, und wenig bekannt ist. Die beiden grossen schwarzen Flecken des Gesichts stechen lebhaft gegen das zarte Weiss, mit dem der ganze Vordertheil des Körpers, so wie auch der übrige Kopf, das Hintertheil des Halses und der Achseln bedeckt ist, ab. Flügel und Schwanz sind bräunlich, erstere mit zerstreuten weissen oder schwarzen Flecken hier und da bedeckt. Schnabel und Krallen sind schwärzlich, und die Füsse, so wie die Zehen mit Federn bedeckt.~~Fig. 6. Die weisse Steineule.~~Wahrscheinlich ist diese ganz schneeweisse Eulenart (mit Ausnahme einiger schwarzen Flecken auf den Flügeln) unter dem kalten Himmelsstriche einheimisch. Wenn die Fügel ruhen, reichen sie einige Zolle über den Schwanz hinweg. Die Füsse und Zehen sind durchaus mit seidenartigen, sehr dichten Federn bedeckt, so dass man kaum die Spitzen der schwarzen Krallen sehen kann. Der Schnabel ist gleichfalls schwarz.~~
Ad99998 05 054aAd99998 05 054a.jpg

Insekten XXXV. Bd. V. No. 52.

AUSLÄNDISCHE SCHMETTERLINGE.

Die hier abgebildeten schönen Schmetterlinge sind sämmlich Bewohner fremder heisser Länder. Dort scheint die ganze Natur schöner zu seyn; Fische, Vögel, Insecten glänzen von tausend herrlichen Farben, und setzen das Auge der Reisenden, die aus nördlichen Gegenden dahin kommen, in Erstaunen.

Fig. 1. Der Grün-Marmor.

Dieser seltene Tagvogel hat die Farbe von grün und schwarzem Marmor, wovon er auch den Namen hat. Nach seiner äussern Gestalt und den Ausschnitten an den Flügeln hat er viel Aehnlichkeit mit unserm Schwalbenschwanze oder Seegelvogel, ist aber grösser als letzterer.

Fig. 2. Der Harlekin.

Der Harlekin ist ein schöner Nachtvogel, der von seiner buntfleckigen Zeichnung, die man mit der Harlekins-Kleidung verglich, genannt wurde. Der goldgelbe Körper hat eben zur Hälfte blaue Vorderflügel mit weissen Flecken. Die goldfarbigen Hinterflügel sind schwarz gefleckt.

Fig. 3. Die Indianische Goldborde.

Dieser prächtige Schmetterling ist gleichfalls über und über goldgelb gefärbt, mit einem hochgoldgelben Flecke auf den Vorderflügeln.

Fig. 4. Der Feuerfleck.

Die langgezogenen Flügel sind rauchbraun von Farbe, und auf den Vorderflügeln in der Mitte sitzt ein grosser, hochrother Fleck.

Ad99998 05 055aAd99998 05 055a.jpgUnser so wohlschmeckender, allgemein bekannter Flusskrebs ist ein Insect, das sich nicht bloss in allen Theilen von Europa findet, sondern auch in mehreren Theilen von Afrika, Asien und Amerika abgetroffen wird. Seine gewöhnliche Länge beträgt 4 bis 6 Zoll, doch giebt es bisweilen auch Flusskrebse, die einen Fuss lang sind. Seine Farbe ist sehr verschieden, denn bisweilen giebt es auch blaue und rothe Krebse; doch gewöhnlich erscheint er wie hier bei Fig. 1. schwarzgrün gefärbt. Die Männchen unterscheiden sich von den Weibchen durch breitere Scheeren und einen schmälern Schwanz. Erstere werfen ihre Schale ab, oder mausern sich im Frühjahr, letztere im Herbste, und heissen alsdann Butterkrebse. Sie paaren sich im Herbste, und das Weibchen trägt ihre Eier bis zum Frühjahr unter dem Schwanze, bis dann im Junius oder Julius die kleinen Krebschen zum Vorschein kommen. Sie wachsen viele Jahre fort, und werden im Ganzen gegen 20 Jahr alt. Merkwürdig ist es, dass wenn die Krebse ihre Scheeren verlieren, diese von neuem wachsen; manchmal erhalten sie dann wie bei Fig. 2 und 3. eine monströse Gestalt.~~Der Krebs lebt in Flüssen, Bächen und Teichen der süssen Gewässer, und seine liebste Nahrung sind todte Körper, denen er im Wasser weit nachgeht. Wir wollen jetzt auch etwas von seinem innern Bau kennen lernen. Fig. 4. stellt das vergrösserte aus einer schwarzen Halbkugel bestehende Auge vor. - Wenn man die äusseren Schalen wegbricht, so sehen wir die innere Structur des Krebses. Der Magen aa liegt im Kopfe, von ihm geht der Mastdarm f durch den ganzen Schwanz fort. Das Herz c ist weiss, mit vier grossen Gefässen. Fig. 6. dd sind Muskeln, die den starken Zahn im Maule in Bewegung setzen, womit der Krebs seine Nahrung zermalmt. Bei ee sind Oeffnungen, wodurch der Krebs Wasser und Luft aus- und einathmet.~~
Ad99998 05 056aAd99998 05 056a.jpgUnter die Naturschauspiele, welche selbst das roheste Herz mit unwillkührlicher Ehrfurcht und Bewunderung ergreifen, gehören Wasserfälle, wenn in ihnen eine etwas bedeutende Wassermasse eine beträchtliche Höhe herabstürzt. Sie entstehen, wenn das Bette eines Flusses plötzlich viel tiefer wird, als es vorher war. Seltener geschieht der Wassersturz ganz senkrecht, wie bei dem Falle des Teverone im Kirchenstaate, dem Staubbach in der Schweiz und einigen andern. Gewöhnlicher ist die Fläche des Sturzes nur sehr stark gegen die Horizontallinie geneigt.~~Unter die merkwürdigsten Wasserfälle der alten und neuen Welt gehören die auf Taf. 54. abgebildeten Fälle des Niagara und des Rheins bei Lauffen.~~Fig. 1. Fall des Niagara.~~Das innere Nordamerika ist voll beträchtlich grosser Landseen, deren Wassermenge der St. Lorenz-Strom, einer der grössten der Welt, abführt. Zwei jener Seen, der Erie und der Ontario, sind durch einen an 8 teutsche Meilen langen natürlichen Canal, den Niagara-Strom verbunden, der anfänglich bei seinem Austritte aus dem See Erie mit unbeträchtlicher Schnelligkeit fortströmt, bald aber durch Aufnahme beträchtlicher Flüsse verstärkt und zwischen felsigten Ufern eingeengt, dem merkwürdigen Falle zueilt, wo ein Strom von fast 4000 Fuss Breite in eine Tiefe 150 Fuss lothrecht hinabstürzt. Zwei Inseln auf dem Bette des Catarakts theilen ihn in drei Abttheilungen. Der östliche, auf dem Kupfer recht liegende Theil des Falls hat ein um 18 Fuss niedrigeres Bette, als die beiden andern. Aber eben aus diesem Grunde strömt ihm die grösste Wassermasse zu, und sein Anblick ist der erhabenste unter den drei Fällen. Der dichte, weisse Wasserdampf, der unausgesetzt von ihm emporsteigt, wird auf 12 teutsche Meilen weit gesehen, und bei stillem Wetter hört man sein Toben auf 3 bis 4 Meilen weit. Den Totaleindruck des Ganzen fasst keine Auge und erreicht keine Beschreibung.~~Fig. 2. Rheinfall bei Lauffen.~~Dieser nicht so grosse, als der vorhergehende, aber gleichfalls sehr sehenswürdige Fall eines der prächtigsten Ströme Europa's findet bei dem Schlosse Lauffen, eine kleine Stunde unterhalb Schaffhausen, auf der Gränze zwischen Teutschland und der Schweiz statt. Auf dem Kupfer liegt dieses Schloss rechts, und unterhalb demselben bemerkt man fast mitten im Falle ein kleines Gerüst, die Fischez, von dem man zwar den ganzen Fall nicht übersieht, allein gerade die drei Fälle desselben, welche den grössten Eindruck machen. Mehrere Felsen, die sich theils im Falle, theils im Rande desselben erheben, theilen ihn nämlich in fünf Fälle. Der höchste und mächtigste ist unter dem Schlosse Lauffen. Seine Höhe beträgt bei niedrigem Wasser 50-60, bei hohem Wasser aber 80 Fuss. Dann ist das Donnern des Falls so fürchterlich, dass die Stimme des Menschen verhallt. Bei sehr stillem Wetter hört man den Fall auf 2 Stunden weit. - Von dem auf dem Kupfer links liegenden Schlösschen im Wörth, wo die über dem Falle ausgeladenen Waaren wieder eingeschifft werden, kann man den ganzen Fall übersehen. Bei sehr niedrigem Wasser ist man schon von Neuhausen, was links über Wörth am Falle liegt, bis zu dem zweiten Felstrümmer, der den Fall, von Lauffen aus gerechnet, abtheilt, gelangt.~~
Ad99998 05 057aAd99998 05 057a.jpgDie zum Theil sehr rauhe, aber durchaus von hohen Naturschönheiten erfüllte Schweiz, wird von einem friedlichen und arbeitsamen Volke bewohnt, bei dem sich ähnliche Volksfeste erhielten, wie wir solche in der Geschichte bei den Griechen, und gegenwärtig noch hier und da in Europa und auf einigen der glücklichen Inseln finden, die in dem grossen Oceane (dem stillen Meere, der Südsee) liegen. Der Stifter dieses Fests, von dem einzelne Scenen auf dieser Tafel abgebildet sind, war der Schultheis von Müllinen in Bern, und es war am 17then August 1805 zum erstenmale vor einer beträchtlichen Anzahl fröhlicher und friedlicher Zuschauer gefeiert. Kunstfertigkeiten und Körperstärke und Gewandtheit waren der Gegenstand des Fests. Wer den andern in einer oder der andern dieser Kraftäusserungen übertraf, dem ward ausser dem Beifalle der versammelten Menge ein Preis zu Teil. Der Platz dieses Festes war äusserst glücklich in einem anmuthigen Thale zwischen dem Thuner und Brienzer See gewählt, und die Witterung begünstigte das Fest sehr.~~Fig. 1. Schwinger.~~Beide Kämpfer haben einen ledernen Gürtel um die Hüften geschlungen. Jeder sucht seinen Gegner vermittelst desselben empor zu heben, und dann rücklings auf das Gras zu werden. Die Stellungen dieser Kämpfer sind oft sehr drollig. Zuweilen scheinen sie einen Walzer zu tanzen, zuweilen bewegungslos einander gegenüber den Moment der Schwäche des Gegner zu erlauern. Wer hingeworfen wird, ist besiegt.~~Fig. 2. Alphornbläser.~~Das Alphorn ist kein meldodisches Instrument, allein in der Höhe der Alpen, wenn der Hirte seine zerstreute Heerde damit zusammenruft von herzergreifendem Tone. Ihm passt kein Concertsaal, wenn nicht das freie hohe Gewölbe des Himmels seine Decke und schroffe Klippen und tiefe Agründe sein Boden sind. Jeder Schweizer fühlt auch in der Ferne von seinem Lande sein Herz durch den Ton des Alpenhorns unwiderstehlich zur Heimath gezogen, und ehemals musste deshalb das Blasen des Alphorns den Schweizern untersagt werden, die im französischen Solde standen. Sie wären sonst alle in ihre friedliche Heimath zurückgekehrt. Bei diesem Feste konnten also auch die Alphörner nicht fehlen.~~Fig. 3. Steinstosser.~~Wenn das Schwingen oder Ringen besondere Gewandtheit voraussetzt, so erfordert das Steinstossen (Steinwerfen) ausgezeichnete Muskelkraft. Beides, Gewandtheit und Muskelkraft, sind dem Alpenbewohne, der oft halbe Jahre lang in Wildnissen nur bei seiner Heerde lebt, in hohem Grade nötig. Bei dem Steinstossen hebt der Mann den Stein mit der rechten Hand auf seine rechte Schulter, und giebt ihm dann, ohne sich von der Stelle zu bewegen, durch einen plötzlichen Schwung des Körpers einen Stoss, so dass er mehrere Schritte weit fort fliegt. Bei diesem Feste war ein Appenzeller einen 184 Pfund schweren Stein auf diese Art 10 Schritte weit. Gewiss! ein seltenes Beispiel von Muskelkraft.~~Fig. 4. Preiss-Vertheilung.~~Das Fest hatte den Morgen durch gedauert, und nach dem fröhlichen Mahle theilten die Stifter desselben nach Gutachten der Kampfrichter die Preise aus. Sie bestanden in spanischen Widdern zu Veredlung der schweizerischen Schaafzucht, Medaillen, Kühertaschen (Ränzeln der Kuhhirten auf den Alpen), Schwingergürteln, Stutzen (gezogenen Büchsen), Waidmesser, Kappen von englischem Leder fein gestickt usw. Die meisten dieser Belohnungen sieht man auf dem Kupfer theils auf dem Tische, theils an dem glücklichen Siegen, dem eben die junge Dame noch eine Medaille umhängt.~~
Ad99998 05 058aAd99998 05 058a.jpgDie prächtige Nelumbo. (Nelumbium speciosum.)~~Die prächtige Nelumbo, welche auch die geheiligte Indische und Aegyptische Bohnenblume genannt wird, ist eine merkwürdige Wasserpflanze, die von den alten Aegytiern und den Bewohnern von Indien als heiliges Gewächs betrachtet wurde, welches sie auf ihren Hieroglyphen und heiligen Denkmälern abbildeten. Die Ursache war folgende: In Aegypten hieng bekanntlich die Fruchtbarkeit des Landes von den Ueberschwemmungen des Nils ab. Wenn diese Gewässer stiegen, so zeigten sich auch die Lotosblumen, die blaue Seerose (siehe No. 23 dieses Bandes), und die rosenrothe prächtige Nelumbo als Wasserpflanzen auf der Oberfläche des Wassers, und wurden als heilige Boten der befruchtenden Fluthen betrachtet. - Die prächtige Nelumbo findet sich jetzt nicht mehr in Aegypten, sondern vorzüglich in Persien, Indien und China in Sümpfen und stehenden Wassern. Die hier in natürlicher Grösse abgebildete Blume ist schön rosenroth gefärbt, und sitzt auf 8 Fuss langen Blumenstielen. Die schildförmigen, oft 2 Fuss im Durchmesser haltenden Blätter haben eben so lange Stiele, die sie auf der Oberfläche des Wasser halten. Der gelbe Stempel sitzt wie eine halbe Citrone in der Mitte der Blume, und enthält 20 bis 30 Saamenkörner.~~Die starken Wurzeln, so wie die Saamenkörner werden von den dortigen Völkerschaften gegessen. - die prächtige Nelumbo nannten die Aegyptier auch oft die rosenrothe Lotusblume.~~
Ad99998 05 059aAd99998 05 059a.jpgDie Mollusken oder Weichwürmer machen eine besondere Classe der Würmer aus, die sich durch ihren gallertartigen, weichen, unbedeckten Körper auszeichnen, auch haben sie Fühlfäden oder Arme, die ihnen zum Fang ihrer Nahrung und zum Fortbewegen dienen. Ihre Gestalt ist sehr verschieden. - Zu den merkwürdigsten Mollusken gehört das Geschlecht der Sepien oder der Tintenwürmer, die sich im Meere aufhalten, und von kleinen Thieren leben. - Wir lernen auf dieser Tafel einige der Merkwürdigsten Arten kennen.~~Fig. 1. und 2. Der gemeine Tintenwurm. (Sepia officinalis.)~~Die gemeine Sepie oder der Kuttelwurm ist ein höchst sonderbares Thier. Wir sehen ihn bei fig. 1. Von der obern, bei fig. 2. von der untern Seite. Der längliche runde Leib steckt in einem häutigen Sacke, in den sich der Tintenwurm ganz zurückziehen kann. Am Kopfe sitzen acht Arme, womit er seinen Fang, der in Seekrebsen und kleinen Seegeschöpfen besteht zum Maule bringt. Dieses liegt (fig. 2.) zwischen den Armen, und hat einen hornartigen Schnabel, womit er den Fang klein macht. Ausser den 8 Armen sehen wir am Kopf noch zwei starke keulenförmige Fühlfäden, mit zahllosen Saugwärzchen bedeckt. Hiermit saugt er sich an Felsen fest, liegt gleichsam vor Anker, und lauert auf seinen Fang. In der Mitte des Leibes hat er, wie alle Tintenwürmer, einen Beutel mit einer tintenähnlichen Flüssigkeit, womit er das Wasser trübt, theils um seinen Feinden zu entgehen, theils um seinen Fang besser zu bekommen. Diese Flüssigkeit brauchen die Maler unter den Namen Sepia zum Tuschen. Auch findet sich im Rücken ein weisser poröser Knochen, der zum Poliren der Metalle, auch zu Zahnpulvern gebraucht wird, und weisses Fischbein oft genennt wird.~~Der gemeine Tintenwurm wird bis zu 2 Fuss lang, und findet sich fast in allen Meeren.~~Fig. 3. Der warzigte Tintenwurm. (Sepia tuberculata.)~~Diese Sepie lebt am Vorgebirge der guten Hoffnung, wird 1 Fuss lang, und der ganze gelbgrauliche Körper ist mit Wärzchen bedeckt.~~Fig. 4. Der gefleckte Tintenwurm. (Sepia maculata.)~~Der rosenroth gefleckte Tintenwurm bewohnt die ostindischen Gewässer, hat die Grösse des vorigen, und ebenfalls 8 Arme.~~Fig. 5. Der kleine Tintenwurm. (Sepia sepiola.)~~Der kleine Tintenwurm wird nicht über einen Zoll lang, und findet sich in zahlloser Menge an der Küste des mittelländischen Meeres. An den Seiten breitet sich der Sack zu flossenähnlichen Flügeln aus. -~~
Ad99998 05 060aAd99998 05 060a.jpgFig. 1. Der Pappelfalter (Papilio Nymph. Populi.)~~Der Pappelfalter oder grosse Eisvogel gehört unter die seltenen Schmetterlinge Teutschlands, und findet sich bloss in Waldungen, wo es Espen oder Zitterpappeln giebt. Da fliegt er im Junius und Julius herum. Die schwarzbraunen Flügel sind weiss, blau und roth gar schön gezeichnet. Die grüngelbe Raupe (A) lebt auf hohen Espen und Rothbuchen; sie verwandelt sich in die Puppe (B) aus der nach 2 bis 3 Wochen der Schmetterling ausfliegt.~~Fig. 2. Der Kressweissling. (Papilio Dan. Cardamines.)~~Der Kressweissling oder Aurora-Falter (c) findet sich im April und Mai auf waldigen Wiesen, und zeichnet sich durch seine schönen aurorafarbenen Oberflügel aus, welche aber dem Weibchen gänzlich fehlen. Die kleine grüne Raupe (a) lebt auf dem glatten Thurmkraut und der Wiesenkresse im Junius und Julius. Sie verwandelt sich in die nachenförmige Puppe (b), aus der im folgenden Frühjahr der Schmetterling kömmt.~~Fig. 3. Der Citronfalter. (Papilio D. Rhamni.)~~Ein schöner Schmetterling, der uns an den ersten warmen Frühlingstagen erfreut. Das Männchen (C) ist citronengelb, das Weibchen aber milchweiss gefärbt. Die Raupe (A) nährt sich von den Blättern des Faulbaums. Ehe sie sich verpuppt, zieht sie einen Faden um den Leib, und befestigt sich auf diese Art an ein Aestchen. Nach einigen Wochen erscheint der Schmetterling, der allenthalben in Gärten und auf Wiesen herumfliegt.~~Fig. 4. Der C Falter. (Papilio N. C. album.)~~Der braungelbe C Falter oder C Vogel ist, so wie alle Schmetterling dieser Tafel, in natürlicher Grösse abgebildet. Auf der Rückseite der Flügel (d) sieht man die Zeichnung eines c, wovon er den Namen hat. Er findet sich den ganzen Sommer hindurch an Mauern, Zäunen und an Wegen, denn selten setzt er sich auf Blumen. Die dornige Raupe (a) findet sich auf den Johannisbeersträuchern, Heckenkirschen und Ulmen.~~Fig. 5. Der Nesselfalter. (Papilio N. urticae.)~~Dieser bekannte Schmetterling, den man auch den kleinen Fuchs, die kleine Blaukante oder den kleinen Schildkrötenvogel nennt, ist einer der ersten Boten des Frühlings, und schön feuergelb, blau und schwarz gezeichnet. Er überwintert häufig in Schlupfwinkeln, deswegen zeigt er sich im Frühjahre so bald.~~Die gelbliche Dornenraupe (A) lebt auf der Nessel, die Puppe (B) hängt nur an der Spitze fest, und im Julius schlüpft der Schmetterling aus, denn die zeitigen Frühlings Blaukanten sind vom vorigen Jahre, die überwintert haben.~~
Ad99998 05 061aAd99998 05 061a.jpgNicht nur unsere Flüsse und Teiche und Seen auf dem festen Lande, sondern auch das grosse Weltmeer ist in den kältern Himmelsstrichen mit Eise bedeckt, welches merkwürdig genug, bei dem Aufthauen, süsses, trinkbares Wasser giebt, ohnerachtet es wirklich in dem salzigen und bittern Meere gefror. Man findet das Eis im Oceane entweder in grossen Massen, die Eisbänke, Eisinseln, Eisberge heissen, oder in kleinen Stücken, die man Eisschollen, Treibeis nennt. Eisfelder heissen ganze Strecken bald mehr, bald weniger verbundenen Eises in einer sehr grossen Ausdehnung. Unter den einzelnen schwimmenden Eismassen gegen die Pole zu giebt es welche von ungeheurer Grösse. Sie ragen oft weit aus der Fläche des Meeres hervor, bilden weite Ebenen, auf denen wieder Eisberge ruhen, und der getäuschte Schiffer glaubt hier oft Inseln mit Hügeln und Thälern, Thürmen und Häusern zu erblicken. Manche Seefahrer geben den höchsten solcher Eisberge eine Höhe von 1500 bis 1800 Fuss. Oft sind die Gestalten dieser Eisinseln sehr sonderbar, und zuweilen sehr malerisch. Dass sie eine so beträchtliche Höhe erreichen können, rührt theils dahr, dass sie, wie auch oft der Augenschein lehrt, aus auf- und untereinander geschobenen Schollen entstehen, theils aber durch den Schnee von Jahr zu Jahr Zuwachs erhalten, bis sie durch Strömungen und Winde in wärmere Gegenden geführt werden. Grosse Eisinseln und Eisfelder geben schon von fern ihr Daseyn durch einen hellen Widerschein am Horizont zu erkennen, den man den Eisblick nennt. Die Farbe dieser Eismassen ist mehrentheils weiss, zuweilen auch meergrün, und hier und das in das Blaue spielend.~~Fig. 1. Eisinseln.~~Diese schwimmenden Eisinseln traf des Admirals Murray Geschwader im Junius 1794 auf der Fahrt von England nach Amerika im nördlichen atlantischen Meere an. Wahrscheinlich waren sie aus der Baffinsbay oder dem Hudsonsbusen herunter getrieben. Einige davon waren so hoch, als der Mastbaum einer Fregatte, und hatten da, wo sie aus dem Meere hervorragten, an 800 Fuss im Umfange.~~Fig. 2. Eisfelder.~~Diese Figur giebt eine Abbildung des Eisfeldes, in welchem Capitain Phipps im August 1773 auf seiner Reise nach dem Nordpol mit seinen beiden Schiffen unsern der Küste von Spitzbergen festfror. Da es unmöglich gefinden war, sich mit den Schiffen auch bei allen aufgespannten Seegeln durch das Eis zu drängen, und das Durchsägen des Eises viel zu langsam von Statten gieng, so wurden die Boote der Schiffe ausgesetzt, und sollten von der Mannschaft bis zur offenen See über das Eis gezogen werden, wie dies hier auf der Figur vorgestellt ist, um im Nothfalle die Schiffe ganz verlassen zu können. Glücklicher Weise brach aber das Eis noch zu rechter Zeit, und die Schiffe wurden frei.~~
Ad99998 05 062aAd99998 05 062a.jpgDie weisse Monats-Rose. (Rosa Damascena flor, alba.)~~Die weisse Monats-Rose gehört gleichfalls zu dem grossen Geschlechte der Damascener-Rosen, welche sich durch ihren vortrefflichen und äusserst balsamischen Geruch vor allen andern Rosenarten auszeichnen.~~Die gegenwärtige Sorte ist eine der schönsten unter ihnen. Sie ist von Farbe mehr silbergrau als weiss, und ihr schönes grossblätteriges Laub oberhalb dunkel- und unterhalb weissgrün von Farbe. Sie blühet ausserordentlich reich, so dass oft 8 bis 10 Rosen an einem einzigen Zweige sitzen. Die Blume wird gross, und hat oft 4 Zoll im Durchmesser. Ihr Fruchtknoten ist, wie an allen Damascener-Rosen, lang und flaschenförmig gezogen, und verläuft sich sanft in den Stiel herab.~~Ihr Strauch ist klein, nicht über 2 Fuss hoch, und ziemlich dornenreich. Sie ist gegen unsern harten Winter etwas zärtlich, und liebt sehr einen etwas warmen bedeckten Stand, und guten fetten Boden. Sie blüht gewöhnlich im Junius und Julius in Teutschland, und gehört unter die seltneren Rosenarten.~~
Ad99998 05 063aAd99998 05 063a.jpgEhemals wurden die durch Tapferkeit im Kriege vorzüglich verdienten Offiziere, grösstentheils nur die Adlichen, höchstens die Freien zum Lohn durch den Ritterschlag ausgezeichnet, wodurch sie geehrter wurden und manche Vorrechte genossen, die aber auf ihre Nachkommen nicht forterbten. Zu häufige Ertheilung dieser Ehrenbezeugung schwächte in der Folge ihren Werth. Wie im Mittelalter die katholische Christenheit lange blutige Kriege mit den Muhamedanern wegen des Besitzes des heiligen Landes führte, bildeten sich mehrere Ritterorden, die ursprünglich unter dem Papste standen und die gewöhnlichen Gelübde: der Armuth, des Gehorsams und der Ehelosigkeit, wie die Mönche ablegten, zugleich aber auch die damals nach Jerusalem häufig wallfahrenden Pilger zu schützen, versprachen. - Diese Orden nannte man geistliche Ritterorden und sie haben sich grösstentheils in der Geschichte sehr berühmt gemacht. - Gegenwärtige Tafel stellt Abbildungen von zweien derselben vor.~~Fig. 1. und 2. Tempelherrn.~~Der Orden der Tempelherren ward im J. 1118 zu Jerusalem gestiftet und sehr bald mit ansehnlichen Gütern in und ausser Europa beschenkt. Ihr Unterscheidungszeichen war ein rothes Kreuz auf dem weissen Gewande. Fig. 1. stellt einen Ritter in seiner Hauskleidung und Fig. 2. einen in seiner Rüstung dar, mit einem Panzerhemde unter der Ordenskleidung. Wie die Saracenen Jerusalem wieder erobert hatten, erhielt sich der Orden zwar noch einige Zeit in Palästina, musste aber sich endlich völlig nach Europa zurückziehen. Er hatte heftige Feinde, und endlich ward seine Ausrottung beschlossen und auch im J. 1312 vollführt. Man hatte die Ritter sehr hässlicher Verbrechen beschuldigt. Viele hatten sie eingestanden, und ein beträchtlicher Theil ward öffentlich hingerichtet. Ihre Güter erhielten theils andere Orden, theils kam sie an die Landesfürsten.~~Fig. 3. und 4. Johanniter-Ritter.~~Dieser Orden, dessen Zeichen ein achteckigtes Kreuz auf der schwarzen Ordenskleidung ist, war zu gleichen Zwecken, wie der Tempelherren im J. 1113 gestiftet. Auch er ward bald mächtig und gross, eroberte, nachdem er aus dem gelobten Lande endlich durch die Übermacht der Saracenen 1298 verdrängt war, die Insel Rhodus im J. 1309, und blieb einige Jahrhunderte in dem Besitze derselben. Daher heissen diese auch Rhodiser Ritter. Im J. 1522 vertrieb sie der türkische Sultan Soliman II. aber gänzlich von dieser Insel, und der Orden hatte eine Zeitlang keinen souverainen Besitz. Endlich ertheilte ihm Carl V. Malta, wo die Ritter mehrere heftige Belagerungen von den Türken aushielten. In den neuesten Zeiten wurde aber diese Insel erst von den Franzosen und dann von den Engländern besetzt, die dieselbe noch jetzt behaupten. Auch verlor der Orden durch die Revolution, und die Auflösung des römisch-teutschen Reichs einen grossen Theil seiner auswärtigen, mittelbaren Besitzungen, die unter Gross Prioren standen. Der Grossmeister ist der Oberherr des Ordens. Nach ihm folgen die acht Conventual-Balleien, gleichsam die Grossbeamten des Ordens. - Fig. 3. stellt den eigentlichen Stifter des Ordens den ersten Grossmeister Raimund du Puy vor, der im J. 1160 starb. Fig. 4. zeigt einen zu dem protestantischen Herrmeisterthum Sonnenburg (welches sich durch die Reformation in manchen Stücken von den anderen Ordensrittern trennt, z.B. dass die Mitglieder sich verheurathen können) gehörenden Ritter in seiner Ordenskleidung.~~
Ad99998 05 064aAd99998 05 064a.jpgAuf Taf. LXI. sahen wir die Abbildung zweier geistlichen Ritterorden. Auf der gegewärtigen findet sich noch einer derselben (fig. 1.); die anderen drei Figuren stellen weltliche Ordens-Ritter dar. Mehrere Souverains haben nämlich zu besonderer Auszeichnung und Belohnung des Verdienstes Orden gestiftet, deren Glieder gewisse bestimmte Insignien (Kreuze, Sterne, Bänder u.s.w.), auch wohl bei feierlichen Gelegenheiten einen eigenen Anzug, die Ordenskleidung, tragen. Diese Orden erben nicht fort und unterscheiden sich darin von dem hohen und niederen Adel. Die Ritter sind auch zu keinen mönchischen Gelübden verpflichtet, wie die geistlichen Ordensritter.~~Fig. 1. Ritter des teutschen Ordens.~~Dieser Orden war zu der Zeit der Kreuzzüge aus gleicher Absicht im J. 1199 begründet, wie die Orden der Tempelherren und der Johanniter. Er eroberte in der Folge Preussen, was er durch die Folgen der Reformation wieder verlor, und behielt bis auf unsere Zeit ansehnliche Besitzungen in Teutschland, die zusammen das teutsche Hochmeisterthum machen. Der Sitz des Hochmeisters ist Mergentheim in Franken. Das Ordenszeichen ist ein stehende schwarzes Kreuz mit silberner Einfassung auf der linken Seite des weissen Mantels. Ein ähnliches emaillirtes Kreuz können auch die Ritter an einem schwarzen Bande am Halse tragen.~~Fig. 2. Ritter des goldenen Vliesses.~~Philipp der Gute, Herzog von Burgund, stiftete diesen weltlichen sehr angesehenen Orden im J. 1429, daher ihn jetzt Östreich und Spanien verleihen, weil sie die burgundischen Länder ehemals errerbten. Das Ordenszeichen ist ein goldenes hängendes Widerfell und über demselben ein runder Feuerstein mit goldenen Flammen. Gewöhnlich tragen es die Ritter an einem ponceau Farbenen Bande um den Hals, bei Feierlichkeiten aber an einer goldenen Kette auf der Brust.~~Fig. 3. Ritter des heil. Stephans.~~Im J. 1759 hatte Kaiserin Maria Theresia den nach ihr benannten Orden zur Belohnung verdienter Offiziere gestiftet, und stiftete den Sanct-Stephansorden im J. 1764, um verdiente adliche Civilbeamte auszuzeichnen. Den Namen führt der Orden dem ersten christlichen Könige von Ungarn zu Ehren. Im Ganzen dürfen nur 100 Ritter seyn, davon die ersten 20 Grosskreuze, die nächsten 30 Commandeurs und die übrigen Kleinkreuze sind. Hier ist ein Grosskreuz in seinem vollen Anzuge abgebildet. Das Ordenszeichen ist ein achteckiges grünemaillirtes Kreuz mit einem rothemaillirten Schilde in der Mitte, und wird an einem rothen Bande mit grünem Rande getragen.~~Fig. 4. Ritter des heil. Huberts.~~Dieser zum Andenken eines am St. Huberstage erhaltenen Siegs vom Herzog Gerhard V. von Jülich und Berg im J. 1444 gestiftete Orden, ward 1709 vom Kurfürsten J. Wilhelm von der Pfalz wieder erneuert. Bloss Personen aus fürstlichem, gräflichem freiherrlichem Geblüte (letztere müssen 16 Ahnen aufweisen) können aufgenommen werden. Das Ordenszeichen ist ein goldenes achtspiziges weiss emaillirtes Kreuz mit goldenen Knöpfen auf den Spitzen; in dem goldenen Mittelfelde befinden sich auf beiden Seiten Devisen und Embleme, die auf die Stiftung und Erneuerung des Ordens Bezug haben. Dies Kreuz wird an einem ponceaufarbenen grün eingefassten Bande von der linken Achsel gegen die rechte Hüfte zu, getragen, bei Solennitäten aber an einer goldenen Ordenskette um den Hals. Überdies tragen die Ritter noch einen mit mattem Silber auf die Kleidung gestickten Stern auf der linken Brust.~~
Ad99998 05 065aAd99998 05 065a.jpgFig. 1. Die Europäische Linde. (Tilia Europaea.)~~Die gemeine Linde findet sich ausser Teutschland, fast durch ganz Europa verbreitet. Häufig ist sie aber im Norden, vorzüglich in Russland. Sie bildet einen schönen majestätischen Baum, den man seiner breiten Aeste und schönen Krone wegen, gern zu Alleen braucht, und in Lustgärten häufig pflanzt. Im April kommen die herzförmigen, ausgezahnten, vorn zugespitzen Blätter zum Vorschein, und um Johannis die süssduftenden Blüthenbüschel, welche eine Hauptnahrung der Bienen sind. Das Holz dieses Baums ist weiss, sehr leicht und weich, und wird vorzüglich zu Drechsler- und Schnitzarbeiten gebraucht; zum Brennen und zum Bauen taugt es nicht. Die daraus gebrannte Kohle dient zum Zeichnen, und aus dem zähen Bast zwischen dem Splint und der äussern Rinde, werden die bekannten braunen Bastmatten gefertigt, die zum Einpacken der Kaufmannsgüter so häufig verraucht werden.~~Fig. 2. Die Stieleiche. (Querucus pedunculata.)~~Unter den 30 Arten von Eichen, die man jetzt kennt, ist die Stiel oder Sommereiche eine der bekanntesten und nutzbarsten und findet sich wildwachsend in allen Wäldern von Europa sehr häufig. Die Eiche wächst zweihundert Jahre lang, dauert aber dann wohl bis zu 1000 Jahren, das Holtz ist bekanntlich von ausserordentlicher Festigkeit und Dauer, und lässt sich zum Bauen und zu Geräthschaften aller Art vortrefflich anwenden. - Die Sommereiche hat tief eingeschnittene, an einem längern Stiele sitzende Blätter. Aus der Blüthe (a) entsteht die Frucht oder Eichel. Der Fruchtkern (d) sitzt in einer napfförmigen Hülfe (e). Durch den Stich der Gallwespe setzen sich die Eichäpfel (b und c) an, die aber nicht so gut als die ausländischen sind.~~
Ad99998 05 066aAd99998 05 066a.jpgFig. 1. Der Windenschwärmer. (Sphinx convolvali.)~~Der Windig oder Windenschwärmer ist einer der grösten teutschen Dämmerungsfalter der manche Jahre sich ziemlich häufig findet. Da er stark nach Bisam riecht, so hat man ihm auch den Namen Bisamvogel gegeben. Er misst 4 Zoll in der Breite, und wir sehen ihn hier in natürlicher Grösse abgebildet. Der Windig findet sich an Sommerabenden in Gärten an den Blüten des Seifenkrauts, der Windenblumen und des Geisblatts, wo er mit erstaunlicher Schnelligkeit von Blüte zu Blüte fliegt, und ein schnurrendes Geräusch macht. Die Hauptfarbe des Körpers ist grau und bräunlich, und der Leib ist durch roth und schwarze Querstreifen schön gezeichnet. Die Raupe, die anfangs grün gefärbt ist, (B) wird zuletzt braun (C). Sie lebt auf verschiedenen Arten von Winden. Im Herbste spinnt sie sich in lockere Erde ein, wird zur braunen Puppe (D), in welchem Zustande sie den Winter über bleibt.~~Fig. 2. Der Ligusterschwärmer. (Sphinx Ligustri.)~~Dieser schöne Dämmerungsfalter findet sich im Frühjahre in der Dämmerung am blühenden Geisblatt. Die Oberflügel sind gelblich und bräunlich geflammt; die rosenrothen Unterflügel haben, so wie der Leib schwarze Querstreifen.~~Die gelbgrüne Raupe (b) hat weiss und violette Querstreifen, die ihr ein schönes Ansehen geben. Sie lebt im Julius und August auf den Blättern des gemeinen Hartriegels und des spanischen Hollunders Nachdem sie sich mehreremal gehäutet hat, verwandelt sie sich in die Puppe (c), liegt den Winter über unbeweglich, und erst im folgenden Jahre im Mai oder Junius kömmt der schöne Dämmerungsfalter zum Vorscheine.~~
Ad99998 05 067aAd99998 05 067a.jpgDie ägyptische Seerose oder ächte Lotuspflanze. (Nymphaea Lotus.)~~Wir lernten in unserem Bilderbuche in diesem Bande bereits die blaue und die rosenrothe Seerose kennen; hier sehen wir nun die ägyptische Seerose oder ächte Lotuspflanze, die die alten Ägyptier als heilige Blume verehrten, und auf ihren heiligen Denkmälern abbildeten. Diese schöne Wasserpflanze findet sich in Ägypten vorzüglich in den stehenden Gewässern, durch die Überschwemmung des Nils gebildet. Da von diesen Überschwemmungen die Furchtbarkeit jenes Landes abhängt und die Lotuspflanze sie verkündigte, so entstand daraus eines Theils ihre Verehrung; ferner bemerkte man, dass die Lotuspflanze am Morgen, (wo die Blume ganz geöffnet ist), sich über das Wasser erhebe, am Abend aber (wo die Blätter sich schlissen) sich in das Wasser zurückzöge. Hieraus schloss man, dass diese Pflanze im Bezug mit der Sonne stehen müsse, und weihte sie diesem Gestirn. Daher findet man auf den ägyptischen Hieroglyphen, den Horus, Osiris u.s.w. mit dieser heiligen Blume so wohl aufgeblüht, als auch als Knospe, abgebildet.~~Die ächte Lotuspflanze hat eine grosse weiss und in das Rosenrothe spielende Blume. Die breiten schildförmigen Blätter sind ausgezahnt, oben dunkelgrün, unten leberbraun gefärbt. Sie sitzen an langen Stielen, und schwimmen auf der Oberfläche des Wassers. Die knolligen Wurzeln sind wie die Saamenkörner mehlig und wurden von den alten Ägyptiern ämsig gesammelt und gegessen. Doch da der Geschmack nicht vorzüglich ist, so achtet man jetzt wenig mehr darauf.~~
Ad99998 05 068aAd99998 05 068a.jpgDiese Tafel stellt die vornehmsten Ritterorden der vier nördlichen europäischen Reiche dar.~~Fig. 1. Ritter des schwarzen Adler-Ordens.~~Wie Kurfürst Friedrich III., Markgraf zu Brandenbrug sich im J. 1701 zum Könige von Preussen erhob, stiftete er diesen berühmten Orden am Tage vor seiner Krönung. Das Ordenszeichen ist ein goldenes, blauemaillirtes, dem maltesischen ähnliches Kreuz, in dessen Mitte der Name des Königs F.R. verschlungen, und in jeder der vier Mittel-Ecken ein schwarzer Adler mit ausgebreiteten Flügeln gebildet ist. Es wird gewöhnlich an einem orangefarbenen Bande von der rechten Schulter gegen die linke Hüfte zu getragen; bei Anlegung der völligen Ordenskleidung aber an der grossen goldenen Ordenskette. An der linken Seite tragen die Ritter einen auf den Rock gestickten silbernen Stern mit einem fliegenden Adler in der Mitte, der in einer Klaue einen Lorbeerkranz und in der andern einen Donnerkeil hält, und der Unterschrift: Suum cuique! (Jedem das Seine!) Der König ist allemal Grossmeister und ausser den Personen der königlichen Familie sollen nicht mehr als 30 Ritter seyn. Ihre Zahl ist gewöhnlich grösser.~~Fig. 2. Ritter des Andreas Ordens.~~Zaar Peter der Grosse stiftete diesen Orden im J. 1689, vorzüglich um die Tapferkeit gegen die Türken zu belohnen. Kaiserin Anna erneuerte ihn. Das Ordenszeichen ist ein goldener, schwarz emaillirter Adler mit zwei Köpfen. Auf dessen Brust ist ein blau emaillirtes Andreas- oder Burgundisches Kreuz (wie ein X) und auf diesem der Schutzpatron Russlands, St. Andreas in erhabener Arbeit, angenagelt vorgestellt. Bei feierlichen Gelegenheiten trägt man dieses Kreutz an der Ordenskette, sonst aber an einem blauen Bande von der rechten Schulter nach der linken Hüfte. In der Mitte des achteckigen, silbernen, auf der linken Seite des Mantels und Rocks gestickten Sterns, steht gleichfalls der heil. Andreas gekreuzigt.~~Fig. 3. Ritter des Seraphinen-Ordens.~~Man kennt weder Stifter noch Stiftungsjahr dieses vornehmsten schwedischen Ordens genau. Wahrscheinlich aber stiftete ihn Magnus III. (Erickson oder Smek) zwischen den Jahren 1433-36. Sein ursprünglicher Zweck war vornämlich Vertheidung der Religion und ihrer Diener. König Friedrich I. stellte ihn nach langer Vergessenheit im J. 1748 in seiner jetzigen Gestalt wieder her. Das Ordenszeichen ist ein goldenes, emaillirtes achtspitziges Kreutz, in dessen Mitte der Name: Jesus steht. In den Winkeln des Kreutzes sind vier Engel- oder Seraphinenköpfe angebracht. Gewöhnlich wird es an einem blauen Bande, bei Feierlichkeiten an der goldenen Ordenskette getragen. Der Stern auf der linken Brust und dem Mantel ist achtspitzig, dessen Mitte und vier Ecken eben so wie das Kreutz verziert sind.~~Fig. 4. Ritter vom weissen Eleplanten.~~König Kanut IV. von Dänemark soll diesen Orden um 1190 nach seiner Rückkehr von einem Kreutzzuge in das gelobte Land gestiftet haben. Christian I. erneuerte ihn im J. 1458. Sein Hauptzweck war Vertheidung der Kirche. Nach der Reformation erhielt er eine andere Einrichtung. Das Ordenszeichen ist ein weiss emallirter Elephant mit einem goldenen Thurme auf dem Rücken. Es wird an einem blauen Bande von der linken gegen die rechte Seite getragen. Bei öffentlichen Festen hängt es aber an der grossen Ordenskette um den Hals. Auf der linken Brust haben die Ritter einen silbernes Kreuz auf einer rothen Sammetfläche befindet.~~
Ad99998 05 069aAd99998 05 069a.jpgFig. 1. Die Escheneule oder das blaue Ordensband. (Phalaena noctua fraxini.)~~Dieser schöne Nachtfalter ist sehr selten. Er findet sich im August und September in dunkeln Hainen. Die Oberflügel sind grau marmorirt, die Unterflügel aber schwarz und mitten durch läuft ein blaues Band, weswegen er auch das blaue Ordensband genannt wird. Die graue Raupe wird im Mai, Junius auf Eichen und Eschen gefunden. -~~Fig. 2. Die Ampfer-Eule. (Phalaena noctua paranympha.)~~Die Ampfer-Eule oder die Brautjungfer gehört zu den seltenen Nachtvögeln. Die grauen Oberflügel sind marmorirt, die oraniengelben Unterflügel aber mit schwarzen Streifen durchzogen. Dieser Nachtvogel, so wie die übrigen dieser Tafel, sind in natürlicher Grösse abgebildet. Die Raupe findet sich auf Pflaumen-, Schlehen- und Zwetschenbäumen.~~Fig. 3. Der russische Bär. (Phalaena noctua Hera.)~~Gleichfalls selten. Ein schöner Nachtvogel, mit dunkel-olivengrünen Oberflügeln, und hochrothen Unterflügeln. Die gelbe Raupe A ist ganz mit Haaren besetzt.~~Fig. 4. Die Rotheichen-Eule. (Phalaena noctua Sponsa.)~~Dieser Nachtfalter führt auch die Namen das rothe Ordensband, die Motte aller Motten, und findet sich im Julius und August in Wäldern, und an Strassen die mit Bäumen besetzt sind, wo er selbst am Tage herumfliegt. Die Unterflügel sind schön roth gefärbt mit schwartzen Queerbändern. Die höckerige Raupe (a) findet sich im Mai, Junius und Julius auf den Eichen. Sie verwandelt sich in die graue Puppe (b). -~~
Ad99998 05 070aAd99998 05 070a.jpgFig. 1. Der Bascha.~~Der Bascha ist eine Art von Falken, welche in den ödesten Felsengegenden des südlichen Afrika vorzüglich von den dort häufigen Klippdachsen und anderen kleinen Thieren einsam lebt. Mit grösster Geduld und völlig unbeweglich lauert er oft mehrere Stunden lang von dem Gipfel eines Felsens herab auf eine Beute. Auf dem Kopfe trägt er einen Busch von weissen Federn mit schwarzen Spitzen horizontal gegen den Rücken ausgebreitet. Die Hauptfarbe des Gefieders ist erdbraun, hier und da weiss gefleckt. Ueber den Schwanz geht ein breiter, weissgelber Streif. Der Schnabel ist bleifarben, das Auge rothbraun, Flüsse, Zehen und Klauen sind schwärzlich.~~Fig. 2. Der Singfalke.~~Der Singfalke ist so gross, als unser gewöhnlicher Falke und zeichnet sich vor allen Raubvögeln durch seinen Gesang aus, den das Männchen in der Paarungszeit hören lässt. Er hat ein sehr schönes perlenfarbenes, graublau gestreifes Gefinder, schwarze Flügel, Schnabel und Klauen. Er ist sehr gefrässig und jagt Hasen, Repphüner, Wachteln und dergl. Bis jetzt hat man ihn nur im südlichen Afrika gefunden.~~Fig. 3. Der Corbivau.~~Dieser Vogel, der zwischen dem Geier und dem Raben mitten innen steht, ist gleichfalls in Süd-Afrika zu Hause. Seine Flügel reichen weit über den Schwanz, was sonst bei den Raben nicht der Fall ist. Er ist ganz schwarz mit Ausnahme eines grossen weissen Flecks im Nacken, von dem sich ein weisser Streifen um die Brust herum zieht. Seine Hauptnahrung besteht zwar in todten Thieren, doch fällt er auch junge Lämmer, junge Gazellen u.s.w. an.~~Fig. 4. Der Geismelker mit dem Gabelschwanze.~~Durch den gabelförmigen Schwanz zeichnet sich dieser Geismelker vor den anderen Arten dieser Gattung aus. Man hat ihn bis jetzt nur in Süd-Afrika und selten gefunden. Er ist etwa so gross, als unsere Steinaule und von braunem Gefieder; das mit Schwarz, Rothbraun und Weiss artig gefleckt ist. Wenn der Schnabel dieses Vogels geschlossen ist, so bemerkt man nur den kleinen Haken, der dessen Spitze bildet, und er scheint dann sehr klein. So wie er ihn aber öffnet, erstaunt man über die Grösse desselben. Bei Tage kann dieser Geismelker wenig sehen, ist aber in der Nacht um so lebhafter.~~Fig. 5. Der Hauben-Falke.~~Dieser kleine Raubvogel ist von der Grösse einer gewöhnlichen Taube und lebt in Afrika an den Gewässern vorzüglich von Fischen. Auf dem Kopfe trägt er eine stattliche Haube, die er im Zorn oder in der Freude emporzuheben und auszubreiten pflegt. Der Rücken ist schieferblau, der Bauch schmutzigweiss und schwarz gestreift. Die Spitze des Unterschnabels ist bei dieser, wie bei folgender Art, wie senkrecht abgeschnitten.~~Fig. 6. Der Chicquera.~~Eine kleine in Hindostan lebende, noch nicht sehr bekannte Falkenart, die dem Haubenfalken sehr ähnlich ist, nur dass sie keine Haube hat. Kopf und Hals sind oberhalb rostbraun, Rücken, Flügel und Schwanz graublau und letztere beide gestreift. Ueber das Ende des Schwanzes geht ein breiter schwarzer Streifen. Quer über den weissen Unterleib gehen gleichfalls leichte schwarzgraue Linien. Füsse und Augen sind schön hochgelb.~~
Ad99998 05 071aAd99998 05 071a.jpgFig. 1. Der Kalmar-Dintenwurm. (Sepia Loligo.)~~Der Kalmar gehört zu den Dintenwürmern, die wir schon auf Taf. 57 kennen lernten. Er wird 3 Fuss lang, und findet sich fast in allen Meeren. Den Körper umgiebt eine hornartige Haut, die gelbweiss und röthlich ist, und unten zwei Flügel oder Flossen hat. Am Kopfe sitzen zehn Arme, und zwischen ihnen der Mund. Die Dintenblase befindet sich im obern Theile des Körpers. Der Kalmar wird in Italien gegessen.~~Fig. 2. Der pfeilförmige Dintenwurm. (Sepia sagittata.)~~Dieser findet sich im atlantischen Ocean, und hat von seinen pfeilförmigen Flossen den Namen. Der Körper ist weissgelblich, und mit kleinen Punkten bedeckt. Er wird übrigens 5 Fuss lang.~~Fig. 3. und 4. Der Riesen-Dintenwurm. (Sepia octopodia.)~~Dieses ist der berüchtigte Meerpolyp der Alten, von dem sie so viele Fabeln verbreiteten. Er ist aber allerdings auch ein gefährliches Thier, das mit den Armen sieben bis acht Fuss lang wird. Wir sehen ihn hier bei Fig. 3. Auf dem Rücken und bis Fig. 4. Auf der Bauchseite abgebildet. Seine acht Arme sind auf der untern Seite mit zahllosen kleinen Saugwärtzchen besetzt, womit er sich an alle Gegenstände, die er ergreift, festsaugt. Er ist sehr gefrässig, und fällt mit Wuth über seine Beute, die in allen Thieren, die er bezwingen kann, besteht, her. Man trifft ihn fast in allen Meeren an, wo er sich durch Eier fortpflanzt.~~Fig. 5. Der gekörnelte Dintenwurm. (Sepia granulata.)~~Er gleicht dem vorigen an Grösse, Farbe und Lebensart, und unterscheidet sich bloss dadurch, dass der ganze Körper mit kleinen Wärtzchen besetzt ist.~~
Ad99998 05 072aAd99998 05 072a.jpgFig. 1. Das Nordlicht.~~Die wohlthätigste Naturerscheinung für die nach dem Nordpole zu liegenden Länder ist das Nordlicht. Hiedurch werden die ungewöhnlich langen Winternächte erhellet, und minder traurig für die Bewohner jener Gegenden. Das Nordlicht ist nichts anders als eine elektrische Lufterscheinung. In den Polarländern des Nordens, wo Schnee und Eis die Erde fast immer bedeckt, kann sich die Electricität weder durch Gewitter noch durch unmerkliche Strömungen in die Erde entladen. Sie häuft sich daher in der Luft ungewöhnlich an, bricht endlich nach oben zu aus, und bildet am Himmel grosse feurige Lichtstrahlen, wie wir sie bei Fig. 1. Abgebildet sehen. Hierdurch wird die Nacht so hell, dass man jeden Gegenstand genau unterscheiden kann. Wenn sich das Nordlicht bis zur Höhe von 150 bis 200 Meilen über die Oberfläche der Erde erhebt, so sehen wir es dann auch in unsern Gegenden. Am Südpol heisst diese Erscheinung das Südlicht.~~Fig. 2. Die Sonne um Mitternacht.~~Aus der Umdrehung der Erde um ihre Axe, und ihrer Stellung gegen die Sonne entsteht die Verschiedenheit des Tags und der Nacht, und ihrer Dauer. Gegen die Pole zu kommt man endlich zu einem Punkt, wo die Sonne am längsten Tage gar nicht untergeht, sondern wenn sie sich um Mitternacht dem Horizont so weit genähert, dass sie untergehen will, so fängt sie an wieder zu steigen, so dass sie also 48 Stunden über dem Horizonte bleibt. An dem äussersten Punkte an den Polen, wo sich die Erde um ihre Axe dreht, läuft die Sonne sechs Monate im Kreise herum, ohne zu verschwinden, und sechs Monate dagegen ist es fortdauernd Nacht. - Wir sehen auf gegenwärtiger Tafel diese merkwürdige Erscheinung, wie die Sonne um Mitternacht, dem Reisenden Skjöldebrand am Nordcap, dem nördlichen Vorgebirge von Europa, erschien.~~
Ad99998 05 073aAd99998 05 073a.jpgFig. 1. Die Canadische Ratte. (Mus bursarius.)~~Diese sonderbar gebildete Ratte kennen wir erst seit dem Jahr 1798, wo sie von den Einwohnern von Canada gefunden wurde. An den Seiten des Kopfes sitzen zwei hautige Beutel von grauer Farbe, die ihr ein gar sonderbares Ansehen geben. Wozu diese Beutel dienen, wissen wir nicht. Der Körper ist mit graubraunen Haaren bedeckt, der Kopf sitzt ganz dicht am Rumpf und ist mit einem starken scharfen Gebiss versehen. Die Vorderpfoten haben starke Klauen, und scheinen sehr geschickt zu seyn in der Erde zu wühlen. Von der Lebensweise dieser merkwürdigen Ratte ist uns noch gar nichts bekannt.~~Fig. 2. Die weisse Hausmaus. (Mus musculus. Var. alba.)~~Es ist eine bekannte Sache, dass die Thiere, die man zähmt, oder zu Hausthieren macht, öfters auch die weisse Farbe annehemen; vorzüglich ist dieses bei den Kaninchen der Fall. Hierzu kann man nun gewissermassen auch unsere Hausmaus rechnen, die sich stets in den Wohnungen der Menschen aufhält. Oefters findet man unter ihnen auch weisse Mäuse, die zur Seltenheit in kleinen Käfichen gehalten werden. Sie sind aber, wie alle ausgearteten weissen Thiere, sehr zärtlich. Als Merkwürdigkeit wollen wir noch das Haar der Mäuse unter dem Microscope vergrössert betrachten. - Es zeigen sich nämlich inwendig spiralförmige Abtheilungen, die durch ihre Regelmässigkeit in Erstaunen setzen, und wahrscheinlich zur Circulation der Säfte, wodurch die Haare ihre Nahrung erhalten, dienen.~~
Ad99998 05 074aAd99998 05 074a.jpgDie grösste Heuschrecke. (Gryllus cristatus.)~~Im Morgenlande, in Syrien, Palästina und Klein-Asien findet sich diese grösste aller Heuschrecken, die wir hier in natürlicher Grösse abgebildet sehen. Sie ist schön bunt gefleckt, denn der Leib ist roth, die Flügel aber gelb und olivengrün gezeichnet, und mit den Flügeln macht sie ein starkes schnarrendes Geräusch. - Wegen ihrer starken Vermehrung sammeln sich oft zahllose Schwärme dieser Heuschrecken, die wie eine Wolke die Luft fast verdunkeln, und ganze Landstriche, wo sie sich niederlassen, verheeren. Sie fressen alle Pflanzen bis auf das Gras rein auf. - In den Morgenländern werden sie ihrer Grösse wegen gegessen, und dieses ist der einzige Nutzen, den man von ihnen ziehen kann.~~
Ad99998 05 075aAd99998 05 075a.jpgFig. 1. Der Pappelschwärmer. (Sphinx populi.)~~Dieser Abendvogel ist hier in natürlicher Grösse abgebildet. Die Ober- und Unterflügel sind von grauer und brauner Farbe, was in sanften marmorartigen Schattirungen in einander übergeht. Die hellgrüne Raupe (A) findet sich auf Pappeln und Weisen, und ist mit schrägliegenden gelben Querlinien gezeichnet. Sie verwandelt sich in die dunkelbraune Puppe (B).~~Fig. 2. Der Lindenschwärmer. (Sphinx tiliae.)~~Schöner als der vorige ist der grüne Lindenschwärmer. Die eckigen blassröthlichen Ober-Flügel sind mit verschiedenen dunkelgrünen Flecken bedeckt. Die Unter-Flügel sind Ockergelb. Die Meergrüne Raupe (a) trifft man auf Aepfel- und Birnbäumen, am meisten aber auf den Linden an. Ihre chagrinartige Haut ist nach der Quere mit gelb und rothen Binden bedeckt. Die schwarzbraune Puppe (b), in die sich die Raupe gegen den Herbst verwandelt, bleibt bis zum nächsten Frühling liegen, wo dann unser Dämmerungs-Falter auschlüpft. -~~3. Der mittlere Weinschwärmer (Sphinx Elpenor.)~~Der Weinschwärmer ist vortrefflich gezeichnet. Seine grünen Oberflügel haben drei rosenfarbene Streifen. Die Unterflügel sind halb schwarz, halb rosenroth. Die grosse braune Raupe (A), deren Kopf sich ganz spitzig endet, lebt vorzüglich auf dem Weinstock, dem Weiderich und dem Spring-Saamenkraut. Sie verwandelt sich in die Puppe (B), aus welcher im Rühling unser Weinschwärmer zum Vorschein kommt, und auf den Blüten der Linden, des Jelänger-Jelieber, und andern blühenden Gesträuchen angetroffen sind. -~~
Ad99998 05 076aAd99998 05 076a.jpgFig. 1. Die gemeine Zwetsche. (Prunus domestica.)~~Die gemeine Zwetsche oder Pflaume (A) ist eine länglich runde blaue Frucht, die man in ganz Teutschland, und auch nach Norden zu findet. Ursprünglich mag aber der Zwetschenbaum aus dem Orient herstammen. Er wird 20, selten 30 Fuss hoch, trägt im April fünfblättrige weisse Blüten (B), und die wohlschmeckenden Früchte, die man auch gedörrt mehrere Jahre lang aufbewahren kann, reifen im September. Dieser Baum pflanzt sich durch Kerne und Wurzelschösslinge ohne grosse Mühe fort, doch liebt er etwas feuchten Boden. Das rothbraune Holz nimmt eine schöne Politur an, und wird zu feinen Tischler-Arbeiten gebraucht.~~Fig. 2. Die gemeine Stammkirsche. (Prunus avium.)~~Es giebt viele Arten von Kirschen, dieser so wohlschmeckenden runden Steinfrucht. Doch alle sind durch Veredlung aus der gemeinen Stammkirsche entstanden, von der es hellrothe (a) und dunkelrothe (c) giebt. Der gemeine Kirschenbaum findet sich wild in Teutschland, wächst sehr schnell, und wird 50 bis 60 Fuss hoch. Die schneeweissen Blüten sitzen Straussförmig zusammen. Die Frucht ist sehr klein, süss von Geschmack, und wird häufig genossen. Von der dunkelrothen Art (c) stammt die vortreffliche Herzkirsche, und von der hellrothen Stammkirsche (a) die Frühherzkirsche ab. Das Holz ist gelbröthlich von Farbe, lässt sich poliren, und wird von den Tischlern verarbeitet.~~
Ad99998 05 077aAd99998 05 077a.jpgFig. 1. Die gemeine Zucker-Rose (Rosa gallica. L.)~~Diese Rose hat ihre Namen, die Zucker-Rose davon erhalten, dass man in den Apotheken den sogenannten Rosen-Zucker, auch Rosen-Syrup davon macht, weil sie von allen Rosenarten am besten Geruch und Geschmack mittheilt. Sie wächst ziemlich hoch und findet sich häufig in unsern Gärten, weil sie den Winter sehr gut ausdauert. Ihre Blume ist nicht ansehnlich, etwas flatterig, und hat ein ins Carmesin fallendes dunkles Rosenroth.~~Fig. 2. Die grosse fleischfarbne Rose. (Rosa truncata carnea major.)~~Diese schöne Rose ist eine der reizendsten Blumen, welche man nur sehen kann. Ihre ansehnliche Grösse, ihre Fülle der Blätter, und ihre delicateste blasse Fleischfarbe, verbunden mit einem sehr angenehmen Geruche, machen sie zum Lieblinge aller Damen, so wie der Blumenliebhaber. Ihr Strauch ist niedrig und wird nicht über 3 Fuss hoch, hat ein lebhaftes Dunkelgrün, und viele starke gelbe Dornen. Er dauert sehr gut unsre Winter aus. Griechenland soll das Vaterland dieser schönen Rose seyn.~~
Ad99998 05 078aAd99998 05 078a.jpgFig. 1. Die Nachtigall mit ihrem Neste.~~Wir lernten die Nachtigall, den lieblichsten Sänger des Waldes, schon früher kennen. Hier sehen wir das Männchen und Weibchen, die fast nicht zu unterscheiden sind, bei ihrem Nest abgebildet. Dieses baut die Nachtigall aus dürren Blättern, Grashalmen und Würzelchen locker zusammen, gewöhnlich nahe an der Erde in Hecken und Gebüschen. Sie legt hierein vier bis fünf Eier von schmutzig grüner Farbe, daraus nach 18 bis 20 Tagen die Jungen ausschlüpfen. Jetzt höret die Nachtigall auf zu singen, und scheint ihre ganze Sorgfalt auf die Ernährung der Jungen zu wenden. Die Nachtigall pflanzt sich wohl auch in der Gefangenschaft fort, allein nur selten.~~Fig. 2. Die Bastard-Nachtigall. (Motacilla Hippolais.)~~Die Bastard-Nachtigall macht eine eigne Art aus, sieht aber der gewöhnlichen Nachtigall sehr ähnlich, nur dass das Gefieder mehr in das Graue fällt. Das Weibchen unterscheidet sich vom Männchen durch die gelbliche Brust. Diese Nachtigall hat gleichfalls einen sehr angenehmen Gesang; sie findet sich in vielen Gegenden Teutschlands, zieht aber im Winter in wärmere Himmelsstriche. Ihr künstliches Nest, das aus Wolle und Grashalmen zusammengeflochten ist, macht sie zwischen den Zweigen niedriger Bäume, und legt 4 bis 5 dunkelfleischfarbene roth punctirte Eier darein.~~
Ad99998 05 079aAd99998 05 079a.jpgFig. 1. Die gemeine Buche. (Fagus sylvatica.)~~Die gemeine oder Roth-Buche (zum Unterschied der Weissbuche) ist ein sehr nützlicher Baum, der in Teutschland allenthalben wild wächst, und 3 bis 400 Jahre alt wird. Er wird 70 bis 80 Fuss hoch, hat einen glatten, völlig cylinderischen Stamm, und ein röthliches Holz, welches zum Brennen, so wie zur Verfertigung vieler Geräthschaften vortrefflich taugt. Die Blätter sind eirund; im Mai erscheinen die Blüten, aus welchen die viertheilige Saamenkapsel entsteht, welche einen zimmtbraunen Kern, die Buchnuss enthält, woraus ein sehr wohlschmeckendes Oel geschlagen wird. Auch kann man die Buchnüsse essen.~~Fig. 2. Die gemeine Ulme. (Ulmus campestris.)~~Die gemeine Ulme oder Rüster findet sich durch ganz Europa, und ist ihres weissen harten Holzes wegen ein sehr nützlicher Baum, der in gutem Boden sehr hoch, und über hundert Jahre alt wird. Die eirunden vorn zugespitzten Blätter kommen nach der Blüte hervor. Der Saamen sitzt in seiner Kapsel Büschelweise zusammen, und wird schon im Junius reif. Hierdurch pflanzt sich die gemeine Ulme von selbst fort.~~
Ad99998 05 080aAd99998 05 080a.jpgFig. 1. Der Johannisbeerstrauch. (Ribes rubrum.)~~Die Johannisbeere ist eine bekannte teutsche Frucht, die in unsern Gärten häufig gezogen wird, und auf niedrigen Sträuchern wächst, die auch hie und da wild angetroffen werden. Die gelbgrünen Blütentrauben (A) kommen im Frühjahre noch vor den Blättern zum Vorschein; die Frucht, die gegen Johannis reif ist, besteht aus einer vielsaamigen Beere, die im wilden Zustande klein und hochroth von Farbe ist. Durch die Veredlung wird sie weit grösser, und man zieht weisse und fleischrothe Arten. Die Johannisbeere hat einen weinsäuerlichen guten Geschmack, man speist sie häufig roh; mit Zucker eingemacht, wird sie noch wohlschmeckender, auch bereitet man daraus einen guten Wein, der sich mehrere Jahre hält.~~Fig. 2. Der Stachelbeerstrauch. (Ribes grossularia.)~~Die Stachelbeere, auch Klosterbeere, wächst wild auf einem niedrigen mit Stacheln besetzten Strauche in ganz Teutschland, wird aber ihrer Nutzbarkeit wegen, da sie wohlschmeckend ist, auch allenthalben wie der Johannisbeerstrauch in Gärten gezogen. Die röthlichen Blüten (a) sitzen zu zweien und dreien zusammen an den Zweigen, und die eigentliche wilde Beere ist rund, klein und grün von Farbe. Durch die Cultur erhält man aber auch hell- und dunkelrothe Früchte, bis zu der Länge eines Zolls.~~
Ad99998 05 081aAd99998 05 081a.jpgFig. 1. Der Brustbeer-Spinner. (Phalaena Bombyx Paphia.)~~Dieser schöne Nachtfalter ist hier in seiner ganzen Grösse abgebildet, und findet sich in Bengalen. Die hochgelben Flügel sind mit 4 grossen Augenflecken geziert, und ausserhalb läuft ein weiss und bräunlichrother Streifen über sämmtliche Flügel. Die grosse gelbgrüne Raupe (a), die so unförmlich gestaltet ist, findet man in Bengalen auf den Jujuben oder Brustbeeren-Kreuzdorn. Sie spinnt sich bei ihrer Verpuppung in einem Coccon von dicken, festen Seidenfaden ein. Hieraus verfertigt man in Indien, wie aus dem Gespinnste des ächten Seidenspinners, dauerhafte seidene Zeuche, worein sich vorzüglich die Braminen kleiden.~~Fig. 2. Der Claretwein-Schwärmer. (Sphinx Labruscae.)~~Der Claretwein-Schwärmer ist gleichfalls ein vorzüglich schöner Schmetterling, dessen Raupe in Südamerika auf den Blättern des Claret- oder wilden Weinstocks wächst.~~Die Oberflügel unseres Dämmerungsfalters sind glänzend Olivengrün, mit schwärzlichgrüner marmorirter Zeichnung. Die bläulichweissen Hinterflügel haben einen gelben Rand und dunkelblaue Flecken.~~
Ad99998 05 082aAd99998 05 082a.jpgDie Erdmannshöhle bei Hasel.~~Hasel ist ein grossherzogl. Badensches Dorf, am Fusse des Schwarzwaldes, und steht, so wie die Gegend umher, auf Schichten von sehr zerrissenen Kalklagern. Unter dem Dorfe weg fliesst ein unterirdischer Bach, dessen Auswaschungen in diesen Kalklagern von Zeit zu Zeit gefährliche Einstürze der Oberfläche veranlassten, die in den neuesten Zeiten (1799 und 1800) so stark wurden, dass sie dem Dorfe den Untergang drohten. Man bemühte sich daher die Ursachen davon zu erfroschen, und bei dieser Gelegenheit ward die nicht weit von dem Dorfe entfernte, sehr merkwürdige Höhle genau untersucht. Sie wird von den dortigen Einwohnern das Erdmännleinsloch genannt, weil sie solche für den Wohnsitz von Erdgeistern oder Erdmännlein (chimärischen Wesen, die einem rohen Aberglauben ihren Ursprung danken,) hielten.~~Dieses Erdmännleinsloch, oder wie man diese merkwürdige Höhe jetzt passender nennt, die Erdmannshöhle besteht, wie die meisten ähnlichen in Kalkflözgebirgen vorkommenden Höhlen, aus mehrern unter einander in bald engerer, bald weiterer Verbindung stehenden Gewölben, deren Decke hier fast durchaus flach ist. Auf unserer Kupfertafel ist eine derselben, nämlich die sogenannte Todtengruft, eine höchst interessante Tropfsteinhöhle abgebildet. Fig. 1. zeigt sie von der Seite, wo man in sie von aussen hineinkommt und Fig. 2. umgekehrt, wenn man ihr Ende erreicht hat und wieder zurückkehren will. Vorzüglich merkwürdig sind die beiden Tropfstein-Colossen, welche als Säulen von dem Boden bis zur Decke reichen, und so wie die übrigen, oft seltsam genug geformten Tropfsteinformationen durch das Herabträufeln kalkhaltigen Wassers von der Decke erzeugt sind. Die in letzterer Figur angegebene schiefliegende Brücke mit einem Geländer führt über eine Tiefe, in der Eingänge zu weitern Höhlen sind. Die Todtengruft ist gegen 9 Ellen hoch und 14 Ellen weit.~~In den Tiefen der Erdmannshöhle strömt ein starker Bach, welchem man mit vielem Grund, die häufigen Versinkungen der Erdoberfläche, Erdfälle, Erdbrüche) in dortiger Gegend zuschreibt.~~
Ad99998 05 083aAd99998 05 083a.jpgFig. 1. Die Gold-Merle. (Tanagra violacea.)~~Die Gold-Merle findet sich häufig in Cayenne, Surinam und Brasilien, wo sie in Käfichen gehalten wird, und sich vorzüglich von Reis nährt. Das Männchen ist von oben schwarz mit bläulichem Stahlglanz; der untere Theil des Körpers ist goldgelb.~~Fig. 2. Die Bischoffs-Merle. (Tanagra Episcopus.)~~Dieser Vogel bewohnt die Gegenden von Cayenne, wo er von Früchten lebt, und etwas über 6 Zoll lang wird. Er sieht über und über schön grün und bläulich aus.~~Fig. 3. Die Paradies-Merle. (Tanagra Tatac.)~~Ein herrlicher Vogel, dessen buntes Gefieder sieben verschiedene Farben zählt. Er ist so gross als unserer Stieglitz, und ist sehr häufig in Guiana, wo er in Käfichen gehalten wird. Schade, dass er nicht singt.~~Fig. 4. Der Pomeranzengelbe Kernbeisser. (Loxia aurantia.)~~Findet sich auf der Insel Bourbon und am Vorgebirge der guten Hoffnung. Der Kopf, der Schwanz, die Flügel sind schwarz; der übrige Theil des Körpers ist orangegelb.~~Fig. 5. Der Reiskernbeisser. (Loxia oryzivora.)~~Den Reisfeldern thut dieser Kernbeisser grossen Schaden. Er hat die Grösse unsers Sperlings, lebt häufig auf der Insel Java, auch am Vorgebirge der guten Hoffnung, und wird von den Verkäufern fremder Thiere und Vögel von dort auch nicht selten zu uns gebracht.~~
Ad99998 05 084aAd99998 05 084a.jpgWir sehen auf gegenwärtiger Tafel die einheimische teutsche Birn und den Apfel abgebildet, aus welchen Stammfrüchten durch Veredlung gewiss mehrere unserer schönen Aepfel- und Birnsorten entstanden sind, obgleich es auch wahrscheinlich ist, dass mehrere derselben aus dem schönen Himmelsstrich des mittlern Asiens zu gekommen sind.~~Fig. 1. Die wilde Birn. (Pyrus communis.)~~Den wilden Birnbaum finden wir auch ausser Teutschland in allen gemässigten Theilen von Europa, wo er in gutem Boden einen schönen grossen Baum bildet. Die weissen straussförmigen Blüten (A) kommen im Mai zum Vorschein. Die kleine unschmackhafte Birn (B) wird im September reif; sie dient dem Wilde zur Nahrung, auch wird guter Essig daraus gemacht. Das Holz giebt vortreffliche Tischler-Arbeiten.~~Fig. 2. Der wilde Apfel. (Pyrus malus.)~~Dieser Stamm-Apfel wächst, wie die Birn, wild in unsern Waldungen, hat röthliche Blüten (a) und trägt einen grünlichen Apfel, der sauer von Gechmack ist, dem Wilde bloss zur Nahrung dient, aber einen guten Essig giebt. Das Holz ist hart, lässt sich gut poliren, und zu schönen Tischler-Arbeiten verbrauchen.~~
Ad99998 05 085aAd99998 05 085a.jpgWir kennen de kunstreichen Ameisen-Löwen schon aus einer frühern Abbildung unseres Bilderbuchs. Hier sehen wir die Art, wie er durch seinen Trichterbau im Sande seinen Fang erhält, in dem kleine Insecten, wenn sie an die steilen Wände desselben kommen, sich nicht halten können, herunter rutschen, und dem Ameisen-Löwen zur Beute werden. Ist der Ameisen-Löwe noch ganz jung, so fertigt er wie bei Fig. 1. einen kleinen Trichter; nur ganz kleine Insecten werden seine Beute. So wie er grösser wird, so vergrössert sich auch sein Fangkreis (Fig. 2.) Im Mittepunct lauert er auf seine Beute, der ganze Körper ist im Sande verborgen, und bloss die ausgebreiteten Fresszangen sieht man hervorragen. So wie der Ameisen-Löwe ausgewachsen ist; so vergrössert sich der Trichter, wie wir bei Fig. 3. und 4. sehen. Bei Fig. 4.b. sehen wir eine grosse Ameise, die ihrem Feinde entgangen ist, und bereits den Rand des Trichters erreicht hat. Die kleinere Ameise (Fig. 5.d.) hingegen ist zu schwach; sie gleitet im lockeren Sande rückwärts, und wird dem Ameisen-Löwen nicht entgehen. Das Räupchen (Fig. 6f.) hat er schon gefangen. Er saugt es aus, wirft den leeren Balg aus dem Trichter hinaus, und stellt den durch den Fang beschädigten Trichter wieder her. Bei Fig. 7. Sehen wir, wie der Ameisen-Löwe seinen ganzen Trichter bauet. Er bildet nämlich mit seinem Körper, der wie ein Pflugschaar geformt ist, rückwärts durch den Sand eine Schneckenlinie. Dann setzt er sich in die Mitte, und wirft, um die Seitenwände des Trichters zu ebenen, allen überflüssigen Sand hinaus (Fig. 8.).~~
Ad99998 05 086aAd99998 05 086a.jpgWir betrachteten bereits im III. Bd. Taf. 10 unseres Bilderbuchs den künstlichen Bau eines Fliegenkopfs, und wollen jetzt die Fliege überhaupt im vergrösserten Zustande kennen lernen, die wir in natürlicher Grösse bei Fig. 1. sehen. Fig. 2. zeigt vergrössert den unteren Theil. Ausser dem Kopfe besteht der Fliegenkörper aus der Brust und dem Hinterleibe. An der Brust sitzen oben die Flügel, unten die 6 Füsse. In den Winkeln zwischen der Brust und dem Hinterleibe sitzen die Schallhäutchen, und darunter die keulenförmigen Springkölbchen, welche während des Flugs an die Schallhäutchen anschlagen, und so das Sumsen hervorbringen.~~Auf der oberen Seite Fig. 3. ist der Hinterleib stahlgrün, und in acht Felder mit schwarzen runden Flecken getheilt. Der Fuss (Fig. 4. ) besteht aus 7 künstlich eingelenkten Gliedern. Das letzte Glied hat ein Paar runde Ballen, die eine Feuchtigkeit ausschwitzen, wodurch die Fliege auf Glas und anderen glatten Körpern fusst. Auf rauhen Gegenständen hält sich die Fliege mit den zwei Seitenklauen fest. - Das unbewegliche Auge hat nach allen Seiten sechsseitige Facetten (Fig. 5.), damit die Fliege von allen Seiten jeden Gegenstand bemerken könne. -~~
Ad99998 05 087aAd99998 05 087a.jpgDie blassgelbe Schottische Rose. (Rosa spinosissima flore flavo.)~~Diese Rose zeichnet sich vor allen durch ihr schönes kleinblätteriges und dicht wachsendes Laub, und durch den Reichthum ihrer Blüten aus. Ihre Blumen sind zwar nur einfach, aber von einer ausserordentlich zarten blassgelben Farbe, und ihre Früchte plattrund, beynahe wie eine Zwiebel gestaltet, und schwarzroth.~~Ihr Strauch ist niedrig, wird nicht über 3 Fuss hoch, und ihr Holz ist mit ausserordentlich vielen Dornen besetzt; deshalb sie auch die dornenreiche Rose heisst. Ihr Vaterland ist Schottland; sie dauert daher auch bey uns im härtesten Winter aus, und vermehrt sich durch Wurzel-Ausläufer sehr häufig.~~
Ad99998 05 088aAd99998 05 088a.jpgFig. 1. Der Azurblaue Fliegenfänger. (Muscicapa caerulea.)~~Dieser schöne Fliegenfänger ist auf den Philippinen zu Hause. Ein Azurblaues Gefieder bedeckt den Oberkörper. Bloss am Hinterkopfe und an der Brust sitzt ein schwarzer Fleck.~~Fig. 2. Die schwarzköpfige Merle. (Tanagra atricapilla.)~~Man findet diesen Vogel in Guiana, doch ist er auch da selten. Er wird 7 Zoll lang; Kopf, Flügel und Schwanz sind glänzend schwarz; der übrige Körper dunkelgelb roth (Mordoré Farbe.)~~Fig. 3. Die schöne Merle. (Tanagra capitalis.)~~Ein schöner Vogel, dessen Vaterland noch unbekannt ist. Der Kopf und die Brust sind schwarz; der Nacken und Bauch gelb, in das Röthliche spielend, und der Rücken Olivengrün.~~Fig. 4. Der Paradies-Fliegenfänger. (Muscicapa paradisi.)~~Er lebt auf Madagaskar, am Vorgebirge der guten Hoffnung und am Senegal, wo er sich in letzterer Gegend einsam am Gambia aufhält. Die Länge beträgt 8 Zoll; die dunkeln Federn des Hinterkopfs bilden einen Federbusch.~~Fig. 5. Der Fächerschwänzige Fliegenfänger. (Muscicapa flabellifera.)~~Dieser niedliche Vogel findet sich auf Neu-Seeland. Er nährt sich von Insecten, und fliegt ihnen beständig nach, wobei sein Schwanz fächerartig ausgebreitet ist. Es ist ein sehr geselliger Vogel, der sich leicht zähmen lässt.~~
Ad99998 05 089aAd99998 05 089a.jpgFig. 1. Der Cornelkirschbaum. (Cornus mascula.)~~Der Cornelkirschbaum, welcher auch häufig Horlitzenbaum genannt wird, bildet im freien Zustande, sich selbst überlassen, gewöhnlich nur einen Strauch von 8 bis 10 Fuss; in Gärten mit Sorgfalt gezogen, wächst er aber zu einem Baume von 20 und mehreren Fuss. Im Frühjahre bei der ersten Sonnenwärme kommen die gelben Blüten (A) noch vor den Blättern heraus. Die länglich runde Frucht oder Corneliuskirsche wird im September reif, sieht erst grün, und dann schön roth aus. Sie hat einen angenehmen weinsäuerlichen Geschmack; man kann sie frisch essen, ober auch mit Zucker und Essig einmachen.~~Fig. 2. Der Mispelbaum. (Mespilus germanica.)~~Der Mispelbaum findet sich in Frankreich, Teutschland und Italien wild, wächst nicht sehr hoch, und wird seiner Frucht (B) wegen häufig in Gärten angepflanzt. Die bräunliche Frucht muss erst liegen und teigig werden; dann bekömmt sie einen angenehmen weinsäuerlichen Geschmack, weswegen sie gern gegessen wird.~~
Ad99998 05 090aAd99998 05 090a.jpgFig. 1. Der Grosskopf-Spinner. (Phalaena Bombyx dispar.)~~Dieser teutsche Nachtvogel zeichnet sich durch die Verschiedenheit des Männchens vom Weibchen aus. Ersteres (C) ist viel kleiner, grau und braun gezeichnet, letzteres (D) einigemal grösser, gelblich weiss von Farbe mit braunen Adern, und hat einen dicken plumpen Körper. Die Raupe (A) findet sich an Obstbäumen und Weisen, und thut in manchen Jahren durch ihre Menge grossen Schaden. Sie verwandelt sich in die roth-schwarze Puppe (B) aus der im August unserer Nachvogel ausschlüpft.~~Fig. 2. Der Kupfervogel. (Phalaena Bombyx quercifolia.)~~Der Kupfervogel, von seiner Farbe so genannt, entsteht aus der grossen grau und braunen Raupe (A), welche einzeln an Pflaumen-Birn- und Apfelbäumen lebt, und sich in der Erde zur Puppe (B) verwandelt.~~Fig. 3. Der Fischschwanz. (Phalaena Bombyx Pruni.)~~Die Raume (a) von deren unterem Theile, welcher einem Fischschwanze gleicht, dieser Nachtvogel genannt wird, lebt einzeln auf Birken, Schlehen und Linden, verwandelt sich Ende des Juni in die Puppe, (b) woraus nach drei Wochen der oraniengelbe Nachtvogel ausschlüpft, der auf den Oberflügeln herzförmige weisse Flecken hat.~~
Ad99998 05 091aAd99998 05 091a.jpgDa, wo die Gebirge so dicht beisammen stehen, dass sie eine ununterbrochene Kette bilden, wie dies der Fall ist bei der helvetischen Alpenkette, welche die Schweiz von Italien scheidet, da müssen, um die nöthige Verbindung zwischen beiden Ländern zu erhalten, Wege in den Gebirgen angebracht werden, um sie an den zugänglichsten Orten zu übersteigen.~~Die beiliegende Tafel stellt uns zwei helvetische Alpenpässe von der italienischen Seite dar.~~Fig. 1. Der Weg über den grossen St. Bernhardsberg~~Wir sehen hier den sogenannten grosse St. Bernhardsberg auf der Seite von Italien und den Weg, der dahin führt, im Momente, wo die französische Armee unter den Befehlen des ersten Consuls (am 14. Mai 1800) denselben herabzieht, um nach Italien zu marschiren. Das an diesem Wege erbaute und von Augustiner-Mönchen bediente Hospiz ist für die Aufnahme der Reisenden bestimmt, welche diesen schrecklichen und gefährlichen Weg ziehen und hier allen nöthigen Beistand finden. Das Kloster liegt am Ende eines kleinen Sees.~~Fig. 2. Der Weg über den St. Gotthardsberg.~~Der Weg über den St. Gotthardsberg ist nicht minder merkwürdig, als der über den St. Bernhard, ja noch interessanter, aber weniger gefährlich. Nachdem man über die berühmte Teufels-Brücke und durch das Urner-Loch von der Schweizer Seite hergekommen ist, ersteigt man den Berg bis zu der Stelle, wo vormals ein Kapuziner-Hospiz demjenigen auf dem St. Bernhard gleich stand. Von da steigt man in den Canton Tessino, auf einem schmalen und steilen Wege hinab, der eine Strecke lang sich längs dem Flusse Tessino hinzieht, welcher sich von diesem Gebirge herabstürzt.~~
Ad99998 05 092aAd99998 05 092a.jpgFig. 1. Die Glanz-Rose. (Rosa lucida.)~~Diese Rose hat zwar nur eine einfache Blume von heller Karmesin-Farbe, sie ist aber auf mehrerley Art eine Zierde der Gärten. Ihr Laub ist glänzend grün, als wenn es lackirt wäre, und eben deshalb heist sie die Glanz-Rose; im Herbste aber wird es dunkel purpurroth, so dass dadurch der ganze Strauch, der oft 4 bis 5 Fuss hoch wird, ein ganz fremdes und überaus schönes Ansehen bekommt. Sie blüht sehr reich, und gewöhnlich erst im Julius und August, wenn die andern Rosen-Sorten zu blühen aufgehört haben.~~Fig. 2. Die grosse Zwerg-Rose. (Rosa truncata major.)~~Es giebt mehrere Arten der Zwerg-Rose, darunter diese die grösste ist. Ihr Strauch wird nicht über 2 Fuss hoch, ihre schöne und sehr gefüllte Blume aber ist oft 2 bis 3 Zoll im Durchmesser gross, und flach gebaut. Sie hat eine sehr zarte blasse Fleischfarbe, welches ihr mit ihrem dunkelgrünen Laube, ein überaus schönes Ansehn giebt.~~
Ad99998 05 093aAd99998 05 093a.jpgFig. 1. Der Nashornvogel. (Buceros Rhinoceros.)~~Der eigentliche Nashorn- oder Rhinoceros-Vogel findet sich in den heissen Ländern von Africa, und hat seinen Namen von dem hornähnlichen Aufsatze auf dem Oberschnabel. Der ganze Schnabel ist leicht, und besteht aus einer pergamentartigen Haut, so dass er dem Vogel nicht beschwerlich wird. Unser Nashorn-Vogel hat die Grösse eine Truthhahns, und ist ganz mit einem schwarzblauen Gefieder bedeckt.~~Fig. 2. Der Abyssinische Hornvogel. (Buceros Abyssinicus.)~~Ein schwerfälliger Vogel, der an Gestalt unserem Raben gleicht, aber die Grösse des vorigen erreicht. Auf dem Schnabel sitzt eine dritthalb Zoll hohe Erhöhung oder Horn. Eine violette kahle Haut umgiebt die Augen und die Kehle; der übrige Körper bis auf die weissen grossen Schwungfedern ist dunkel russschwarz. Er nährt sich von Insecten.~~Fig. 3. Der sechsfädige Paradiesvogel. (Paradisea aurea.)~~Dieser Paradiesvogel findet sich in Neu-Guinea, und zeichnet sich durch die sechs langen kahlen Federn aus, die zu beiden Seiten des Kopfs sitzen. Die Brust schillert goldgrün.~~Fig. 4. Der stahlblaue Paradiesvogel. (Paradisea viridis.)~~Bewohnt wie der vorige Neu-Guinea, und ist ein schöner Vogel, dessen Gefieder eine glänzend stahlblaue Farbe hat. -~~
Ad99998 05 094aAd99998 05 094a.jpgWir wollen auf dieser und der folgenden Tafel die merkwürdige Kreuzspinne (Aranea diadema) kennen lernen, die keineswegs giftig und den Menschen schädlich ist, wie Viele fälschlich glauben. Es giebt zweierlei Arten der Kreuzspinne, die schwarzbraune (Fig. 1.) und die röthlichbraune, die wir von oben und von unten (Fig. 2. und 3.) an den Faden hängend, abgebildet sehen. Beide Arten haben auf ihrem dicken, herzförmigen Körper Zeichnungen von weissen, regelmässigen Strichen und Punkten, die bald ein einfaches, bald ein doppeltes Kreuz bilden. - Bei Fig. 4. erscheint der Vordertheil des Kopfes vielmals vergrössert; unten sitzen die acht Augen, oben bemerken wir die merkwürdigen Fangklauen, welche hornartig, auf der äussern Seite eingelenkt sind, und sich wie ein Taschenmesser zwischen den Zähnen einschlagen. Mit ihnen hält die Spinne die gefangenen Insecten fest, durchbohrt sie mit den Spitzen, und flösst ihnen einen ätzenden Saft ein, von dem sie sogleich sterben, der aber den Menschen nicht gefährlich werden kann. Am hintern Theile des Körpers (Fig. 3.) sitzen die Spinnwarzen, die wir bei Fig. 5. vergrössert sehen. Diese sind mit lauter kleinen Spinnröhrchen (Fig. 6.) bedeckt. Die Spinne hat nun in den Warzen eine zähe, klebrige Feuchtigkeit, voraus der Faden entsteht. Will sie daher einen Faden spinnen, so drückt sie die Warzen an einen festen Körper an. Etwas Feuchtigkeit klebt an, und so wie die Spinne fortgeht, so ziehen sich aus allen Röhrchen unendlich feine Fäden heraus, die vereinigt nun den Faden bilden, den wir mit blossen Augen sehen (Fig. 2. und 3.), und woraus die Kreuzspinne ihr kunstvolles Gewebe bildet, welches wir auf der folgenden Tafel näher betrachten wollen.~~
Ad99998 05 095aAd99998 05 095a.jpgWir wollen die Kreuzspinne und ihr kunstvolles Gewebe weiter kennen lernen. Im Sommer legt das Weibchen einige hundert Eier in einem Klumpen, den sie an Fäden aufhängt. (Fig. 1.) Hier sieht man viele kleine ausgeschlüpfte Spinnen, die, ohne Ordnung, noch verworrene Fäden durch einander spinnen. Doch bald trennen sich die feindselig gesinnten Spinnen, und jede kleine Künstlerin fängt an ihr eigenes Netz sich zu bereiten. Dieses richtet sich nach ihrer noch unbeträchtlichen Grösse und wenigen Säften. Das Netz ist klein und die Maschen enge, um kleine Insecten zu fangen, die das Spinnchen überwältigen kann. So wie sie wächst, so vergrössert und erweitert sich auch das Netz. Gewöhnlich sitzt die Kreuzspinne in der Mitte, um sich schnell nach jeder Seite, wo sich etwas gefangen hat, bewegen zu können. Doch bisweilen lauert sie in einem nahen Schlupfwinkel, und kömmt ungesäumt hervor (Fig. 3.), das gefangene Insect auszusaugen. Fig. 4. sehen wir die halb ausgewachsene Spinne mit der Verfertigung ihres Netzes beschäftigt. Zuerst befestiget sie einige Seile an einen Balken oder Zweig. Dann spinnt sie geradlaufende Fäden, die sich all in einem Mittelpunkte vereinigen. Diese Strahlen verbindet die Spinne dann durch Querfäden, die die Kreise bilden, indem sie von einem Strahle zum andern kriecht, und mit den Klauen den gesponnenen Faden anklebt. - So bildet die Kreuzspinne ihr kunstvolles, scheibenförmiges Netz, was bei der ausgewachsenen Spinne oft 1 bis 1 1/2 Fuss im Durchmesser hält.~~
Ad99998 05 096aAd99998 05 096a.jpgDie metallischen Auflösungen sind geeignet, unter gewissen Umständen die zierlichsten Crystalle zu bilden, die man häufig auch Metallbäume nennt. So lernten wir im XLVI. Heft bereits den Silberbaum kennen. Hier finden noch vier andere schöne crystallinische Bildungen von Metallen, unter dem Mikroskop betrachtet.~~Fig. 1. Der Kupferbaum.~~Wenn man Kupfer in Scheidewasser auflöst, einen Tropfen Kochsalz-Säure zusetzt, und einen Eisenstab in diese Flüssigkeit lebt, so wetzen sich die Kupfertheile als schöne rothe Dendriten oder Bäumchen an, wie wir sie hier vergrössert sehen.~~Fig. 2. Der Bleybaum.~~Legt man in eine Auflösung von Bleizucker etwas Zink, so schiessen die Crystalle in mannichfaltigen Formen als Stängel und Laubwerk an. Dieses nennt man den Bleibaum.~~Fig. 3. Der Zinnbaum.~~Diesen erhält man, indem man etwas Zinnsalz in siedendem Wasser auflöst und darein ein Stückchen Zinn legt. Sogleich bilden sich eine Menge silberweisser Crystallen, die zacken- und hakenförmig durch einander laufen.~~Fig. 4. Der Zinkbaum.~~Der Zinkbaum bildet sich, wenn man Zinkkalk in Kochsalzsäure auflöst, woraus sich dann die zierlichen Crystallen ansetzen.~~
Ad99998 05 097aAd99998 05 097a.jpgUnter den alten, der Aufmerksamkeit der Reisenden würdigen Gebäuden, darf auch der Pallast der Czare von Moskau, den wir auf der beiliegenden Tafel abgebildet sehen, nicht vergessen werden. Dieser alte Pallast, oder vielmehr diese sonderbaren Haufen von Gebäuden und vergoldeten Thürmen, im gothisch-maurischen Styl, würde schon darum merkwürdig seyn, weil er der Ort ist, an welchem Peter der Grosse, der erste russische Kaiser, geboren wurde; doch er enthält auch noch einige andere Merkwürdigkeiten, wie z.B. den grossen Audienz-Saal, die kaiserliche Schatzkammer, in welcher die Krone und andere Kleinodien, die nur bei Kaiser-Krönungen gebraucht werden, aufbewahrt sind, u.s.w. Dieser grosse Pallast ist aber weder schön noch bequem, und alle Zimmer sind klein. Die Façaden der einzelnen Gebäude sind auf mancherlei Weise, aber mit wenig Geschmack, gemalt und geschmückt.~~Dieser Pallast liegt in dem Umfange des Kremls, oder der alten Festung von Moskau, der Hauptstadt des Russischen Reichs, und vormaligen Residenzstadt der Czare oder der Beherrscher von Moskau und von Russland.~~
Ad99998 05 098aAd99998 05 098a.jpgVon dem Condor, oder dem bisher noch so wenig bekannten grossen americanischen Geier sahen wir im LXXVIII. Hefte unseres Bilderbuchs die bis dahin beste Abbildung. Der berühmte Reisende, Hr. v. Humbold, hat aber richtigere von dem Männchen bekannt gemacht, die wir hier liefern. - Der Condor bewohnt die hohe Gebirgskette der Anden in Süd-America, wo er gewöhnlich auf den Felsenspitzen sitzt, und nur der Hunger treibt ihn die Ebenen herab. Er ist ein kühner wilder Vogel, der in den Klauen, so wie in den Flügeln, ungewöhnliche Stärke besitzt. Das Guanaco, das Vicognethier, den Hirsch der Anden verfolgt er, und hackt diese Thiere so lange, bis die athemlos niederstürzen, und ihm zur Beute werden. Man fängt die Condors, indem man todte Thiere hinwirft, deren Geruch sie schnell herbeilockt. Sie fressen dann so unmässig, dass, wenn sie gesättigt sind, sie nicht fliegen können, und dann von den Einwohnern verfolgt, und durch übergeworfene Schlingen gefangen werden. - Oft ist die Federbekleidung der Condors so dick, dass mehrere Flintenkugeln abprallen, ohne einzudringen.~~
Ad99998 05 099aAd99998 05 099a.jpgFig. 1. Das Galban-Bubon. (Bubon galbanum.)~~Das Galban-Bubon ist ein heilbringendes Gewächs, welches sich in der Türkei, Persien und in mehreren Ländern von Africa findet. Es wird 6 bis 10 Fuss hoch, trägt im Julius oderAugust gelbe Blüthen, und wenn man die Stängel einige Fuss über der Erde aufritzt, so quillt ein milchigter Saft heraus, der an der Luft trocknet. Dieses ist das Galban-Gummi, ein hitziges Arzneimittel, welche mit Erfolg in mehreren Krankheiten gebraucht wird.~~Fig. 2. Der östreichische Enzian. (Gentiana pannonica.)~~Diese Art von Gentian wächst auf den Alplen, in Östreich, Kärnthen und Steyermark. - An dem Fuss hohen, geraden Stängel sitzen die eirund-lanzetförmigen Blätter, und die purpurrothen, glockenförmigen Blumen. Die gelbe lange Wurzel ist sehr bitter, und von grosser Wirksamkeit bei fauligten und nervigten Krankheiten.~~
Ad99998 05 100aAd99998 05 100a.jpgFig. 1. Der grosse Perlenmuttervogel. (Papilio Paphia.)~~Dieser schöne Tagfalter findet sich in Teutschland, vorzüglich in den südlichen Gegenden, wo wir ihn im Julius und August auf Disteln antreffen. Das Männchen (A), welches hier von beiden Seiten zugleich vorgestellt erscheint, ist blässer von Farbe als das Weibchen (B). Die Unterflügel haben glänzende perlenmutterfarbige Streifen. Die dornige Raupe lebt von den Blättern des Veilchens. Aus der Puppe schlüpft nach 14 Tagen der Schmetterling aus.~~Fig. 2. Das grosse Vielauge. (Papilio Arion.)~~Wird wegen der vielen dunkeln Puncte auf den grauen Unterflügeln so genannt: die Oberflügel hingegen sind dunkelblau. Im Junius und Julius findet er sich in lichten Gehölzen.~~Fig. 3. Das Nierenfleck. (Papilio betulae.)~~Ein artiger braun und gelber Schmetterling mit geschwänzten Hinterflügeln, der sich den ganzen Sommer hindurch in Gärten und auf Wiesen findet. Die grüne, träge Raupe (b) lebt auf den Birken.~~Fig. 4. Der kleine Feuervogel. (Papilio Phlaeas.)~~Diesen goldglänzenden niedlichen Schmetterling sieht man im Mai und Junius oft zahlreich auf feuchten Wiesen umherfliegen.~~
Ad99998 05 101aAd99998 05 101a.jpgDie Quallen gehören zu dem Geschlechte der Mollusken oder Weichthiere, die alle das Meer bewohnen. Der Körper der sonderbaren Quallen besteht ganz aus einer gallertartigen Substanz; sie haben einen plattgedrückten, unten ausgehöhlten Körper, und lange Fühlfäden.~~Die hier in natürlicher Grösse abgebildete geöhrte Qualle (Medusa aurita) findet sich vorzüglich häufig in der Ostsee. Der ganze Körper besteht aus einer durchsichtigen Gallerte; in der Mitte sitzen vier rothe Höhlungen, und von unten laufen vier faserige Arme hervor, mit denen die Qualle ruhig auf der Oberfläche des Meeres herumschwimmt, welches, da oft mehrere Hunderte beisammen sind, einen angenehmen Anblick gewährt. - Die Nahrung der Quallen besteht aus kleinen Würmern; sie selbst dienen den grossen Raubfischen zur Nahrung.~~
Ad99998 05 102aAd99998 05 102a.jpgDer Münster in Strassburg ist eins der sonderbarsen und merkwürdigsten Gebäude der Erde, sowohl wegen seiner schönen gothischen Bauart, als auch wegen der beträchlichen Höhe seines Thurs, dessen Spitze 574 Fuss vom Boden an beträgt. Das Schiff der Kirche ist ein ungemein hohes Gewölbe; das Dach ist mit Kupfer gedeckt. Der Thurm, der auf der Vorderseite des Gebäudes sich befindet, besteht aus zwei Theilen. Der untere ist eine länglich viereckige Masse, von grossen Quadersteinen erbaut, und mit den mannichfaltigsten Verziehungen bekleidet; er macht gerade die Hälfte der Höhe des Ganzen aus, und endigt sich in eine grosse Platteforme oder Altane, die rings umher mit einem Brustgeländer versehen ist. Auf der einen Seite dieser Altane erhebt sich der obere Theil des Thurms in Pyramidenform ganz durchbrochen, auf das künstlichste gearbeitet. - Von der Altane herab geniest man die herrlichste Aussicht über die Stadt Strassburg, über den Rhein, und einen grossen Theil des ehemaligen Elsasses. Je höher man hinaufsteigt, desto weiter verbreitet sich dieselbe, bis sie sich endlich in den Wolken und in den Gebirgen, welche das Becken des Rheins begränzen, verliert.~~Der Erbauer des kunstvollen Thurms war Erwin von Steinbach im 13ten Jahrhundert, und man brachte 160 Jahre bis zur Vollendung damit zu. -~~
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Ad99998 06 003aAd99998 06 003a.jpgFig. 1. Ein Unterwaldner.~~Die Bewohner des Cantons Unterwalden in der Schweiz sind gutartige, aber wenig gebildete Leute; sie haben einen Hang zur Schwermuth; sie sind meist arm, und leben hauptsächlich von der Viehzucht, welche sie sehr sorgfältig betreiben. Wir sehen hier einen Küher dieses Landes in seiner Staatskleidung abgebildet.~~Fig. 2. Ein Berner Bauernmädchen.~~Hier sehen wir ein hübsches junges Bauernmädchen aus dem Canton Bern, das vom Felde kömmt und Kartoffeln nach Hause bringt, die es ausgemacht hat; es ist leicht gekleidet, um desto zwangloser arbeiten zu können.~~Fig. 3. Ein Emmenthaler Küher.~~Das Emmenthal in dem Canton Bern ist sehr fruchtbar, und wegen seiner vortrefflichen Käse berühmt; die Rindviehzucht ist die Hauptbeschäftigung der Einwohner dieses Thals. Die beiliegende Kupfertafel stellt einen Küher in seiner gewöhnlichen Kleidung vor, der sehr vergnügt aus seinem Stalle kömmt, aus welchem er die gewonnene Milch fortträgt.~~Fig. 4 u. 5. Ein Mädchen und ein junger Bauer aus dem Entlibuch.~~Das Thal Entlibuch liegt im Canton Luzern, und ist berühmt wegen des männlichen, stolzen, biedern und freien Characters seiner Bewohner, die sich auch durch ihre Neigung zur Poesie, Satyre, Musik und zu gymnastischen Uebungen auszeichnen; in diesen letzteren thun sie sich besonders hervor. Die beifolgenden Abbildungen stellen uns dieselben in ihrer gewöhnlichen Kleidung vor.~~Fig. 6. Ein Gemsenjäger.~~Wir sehen hier einen Gemsenjäger aus den Schweizer-Alpen in seiner gewöhnlichen Kleidung, wie er mit Hülfe seines spitzigen Stocks und seiner mit Stacheln besetzten Schuhe Eisberge ersteigt. So setzt er sich den augenscheinlichsten Gefahren aus, um das Vergnügen zu haben, eine Gemse zu erlegen.~~
Ad99998 06 004aAd99998 06 004a.jpgFig. 1. Ein Schweizer Bauernhaus.~~In einem grossen Theile der Schweiz sind die Bauernhäuser grösser, geräumiger und deshalb auch bequemer, als in vielen anderen Ländern; dies sehen wir schon an dem hier abgebildeten Hause eines Landmanns im Canton Unterwalden, welcher Canton doch verhältnissmässig viel ärmer ist, und rohere, unwissendere und minder arbeitsame Einwohner hat, als mehrere andere Schweizer-Cantone. Das Haus ist schon ein ziemlich grosses Gebäude; der Untersatz oder das Erdgeschoss ist von Steinen aufgemauert, weil es den Keller enthält; das Uebrige ist ganz von Holz, und das Dach ist mit grossen Schindeln gedeckt, die mit Steinen belegt sind, um sie fest zu halten.~~Fig. 2. Eine Sennhütte.~~Sennhütten nennt man in der Schweiz hölzerne Hütten, die in dem Gebirge bei den Alptriften erbaut find, auf welchen die Kühe den ganzen Sommer hindurch weiden; in diesen Hütten, die bloss von längs auf einander gelegten Baumstämmen (wie die russischen Bauernhäuser) erbaut sind, wird die Milch aufbewahrt und der Käse bereitet, auch dient sie den Hirten, welche die Kühe hüten, zum Obdach und zur Schlafstätte, wo ihr Bette unter dem Dache gemeiniglich nur aus langem Grase besteht. - Wir sehen hier eine solche Hütte von innen mit allen Gerätschaften zur Käsebereitung, womit der Aelpler (so nennt man diese Alpenhirten) wirklich auch beschäftigt ist; seine Frau ist mit seinem Jungen auf Besuch bei ihm, und der Knecht bratet für diese lieben Gäste Käse am Feuer; denn gebratener oder gerösteter Käse gilt hier für einen grossen Leckerbissen. - Erst wann der Winter beginnt, kehrt der Aelpler mit seinem Viehe in das Thal zurück, wo seine feste Wohnung ist.~~
Ad99998 06 005aAd99998 06 005a.jpgDie Gletscher in der Schweiz sind ungeheuere Eismassen in den Alpen, welche unversiegbare Behälter zur Unterhaltung der fliessenden Wasser sind, die aus ihnen entspringen. Zwei derselben, die hier abgebildet sind, sind besonders darum merkwürdig, weil sie zweien der grössten Hauptflüsse Europa's das Daseyn geben.~~Fig. 1. Der Rheinwaldgletscher oder die erste Quelle des Rheinstroms.~~Im Hintergrunde des von allen Seiten mit hohen Bergen umgebenen Rheinwaldthales im helvetischen Canton Graubünden liegt der grosse Rheinwaldgletscher, eine ungeheuere Eismasse in einer schauerlichen, unbewohnten Gegend. Aus einem Eisgewölbe, das zuweilen sehr gross und prächtig ist, (wir sehen es hier nach der Natur abgebildet), stürzt der Hinter-Rhein (denn der ganze Rhein, der prächtigste Fluss in Europa, entsteht aus den drei Hauptarmen Vorder-, Mittel- und Hinter-Rhein) als ein Gletscherbach hervor, mit welchem sich die 13 kleinen Bäche vereinigen, die sich von dem Muschelhorn, einem zwei Stunden langen Felsenkamme, herabstürzen.~~Fig. 2. Der Rhonegletscher.~~Einen gleichen, wohl noch majestätischeren Ursprung hat die Rhone, die aus dem Rhone- oder Furkagletscher entspringt, welcher einer der schönsten in der ganzen Alpenkette ist; er liegt an den Seiten der Furka, eines hohen Berges, der das südwestlichste Horn des Gotthardsgebirges ist, auf den Gränzen von Wallis, Bern und Uri, und des noch höheren Galenstocks bis in das Gerenthal herab, und ist der Ausfluss eines 6 Stunden langen Eisthales. Drei kleine Bäche fliessen aus diesem Gletscher hervor, und bilden die Quellen der Rhone.~~
Ad99998 06 006aAd99998 06 006a.jpgEiner der merkwürdigsten, berühmtesten und besuchtesten Wasserfälle der Schweiz ist der sogenannte Staubbach, in dem nicht minder merkwürdigen Lauterbrunnen-Thale, im Canton Bern. - Dieser Staubbach stürzt sich nahe bei dem Dorfe Lauterbrunn über die steile Felsenwand des Pletsch- oder Fletschbergs, ungefähr 900 Fuss hoch, herab. Er bildet eigentlich zwei Fälle über einander; der obere (Fig. 1.) fällt in ein Felsenbecken herab, aus welchem dann das Wasser wieder fortsprudelt und den untern Fall (Fig. 2.) bildet. Dies Wasser löst sich bei diesem Falle in der Luft in den feinsten Staub auf (daher der Name Staubbach) und schwebt als eine ätherische, blendenweise, immer wechselnde Gestalt in den Lüften. Gegen Mittag, wenn die Sonnenstrahlen auf dieses stürzende Wasser fallen, hat die Schönheit dieses herrlichen Naturspiels den höchsten Grad erreicht, und wenn man sich ihm nähert, erblickt man in demselben zwei cirkelrunde Regenbogen. Man kann sich ohne Gefahr zwischen die Felsenwand und den obern Fall stellen, nur wird man dann von dem absprützenden Wasser durchnässt. Im Winter sieht man in diesem Staubbache ganz eigene Eisgestalten. Weiter hinauf bildet derselbe noch andere, sehr prächtige, aber nicht so hohe Wasserfälle.~~
Ad99998 06 007aAd99998 06 007a.jpgFig. 1. Der Badeschwamm.~~Der Badeschwamm, dieser gelblich-braune lockere Körper, dessen wir uns zum Reinigen und Waschen bedienen, wächst vorzüglich auf dem felsigen Grunde mehrerer Inseln des mittelländischen Meeres, wo er durch Taucher losgerissen und gesammelt wird. Dass er sich sehr leicht voll Wasser saugt, wissen wir alle. Wie dieses aber zugeht , sehen wir hier, wenn wir das kleine Stückchen Schwamm (A) unter dem Mikroskop vergrössert (B) betrachten. Der ganze Schlamm besteht nämlich aus einem Geflechte vieler zarter, biegsamer Haarröhrchen, in die sich das Wasser schnell hineinsaugt und den Schwamm aufbläht. Vermöge der Weichheit und Biegsamkeit der Röhrchen lässt sich der Schwamm dann eben so gut wieder ausdrücken, indem durch den Druck der Hand das Wasser wie aus Schläuchen wieder ausgepumpt wird.~~Fig. 2. Der Schillertaft.~~Das wechselnde Farbenspiel, welches wir bei dem Schillertaft (wie im Bd. V, Nro. 40. bei dem Schillervogel) bemerken, rührt hier bloss von der Farbenverschiedenheit der Fäden her, wie es uns die Vergrösserung (b) deutlich beweist. Der Aufzug oder die Kette besteht nämlich in diesem Falle aus gelben, der Einschuss oder der Einschlag aber aus purpurrothen Fäden. Je nachdem man nun den Taft dreht, so gewinnt die gelbe oder purpurrothe Farbe die Oberhand, oder es entsteht ein schönes Gemische von beiden Farben.~~
Ad99998 06 008aAd99998 06 008a.jpgDie Akanthusstaude oder die Bärenklau ist uns merkwürdig, weil schon die älteste griechische und römische Baukunst ihre schön geformten Blätter als Verzierung in die Capitale der Säulen, vorzüglich der corinthischen Ordnung, aufnahm, und dieselben durch Regelmässigkeit noch verschönerte. Sowohl die gothische als neuere Baukunst hat diese Zierpflanze beibehalten. Wir kennen bis jetzt 14 Arten der Bärenklau: die zwei nachfolgenden Arten werden aber vorzüglich in der Architectur nachgeahmt.~~Fig. 1. Die ächte Bärenklau. (Acanthus mollis.)~~Die ächte oder weiche Bärenklau ist eine ausdauernde Pflanze, und wächst wild in Sicilien und in den untern Theilen von Italien. Die Blätter (A) bilden eine Blätterrose, aus welcher der 2 bis 3 Fuss hohe Stängel mit den violet und weissen Blüten (B) hervorschiesst.~~Fig. 2. Die stachlige Bärenklau. (Acanthus spinosus.)~~Diese Art wächst gleichfalls auf feuchten Plätzen in Italien. Das Blatt ist gross und schön geformt; an den Enden der Blättchen sitzen Stacheln, wie an den Distelblättern.~~
Ad99998 06 009aAd99998 06 009a.jpgFig. 1. Die stachlige Herzmuschel. (Cardium echinatum.)~~Da wir die schönen buntfarbigen Schnecken und Muscheln gewöhnlich nur leer in den Naturalien-Sammlungen sehen, so könnten wir leicht auf den Gedanken kommen, kein lebendiges Geschöpf bewohne diese Schaalen. Von dem Gegentheile überzeugt uns aber diese Abbildung A, B und C der stachligen Herzmuschel, einer Bewohnerin der Nordsee. Bei A sehen wir das Thier in der etwas geöffneten Muschel auf der scharfen Kante, und bei B von der Seite, wo man den sensenförmigen, orangegelben Fuss des Thiers erblickt, der zum Fortbewegen und Aufrichten dient. Bei C sind die beiden Schaalen auseinander gerissen, wodurch man das ganze Thier deutlich sieht.~~Fig. 2. Die wunderbare Seefeder. (Pennatula mirabilis.)~~Diese Seefeder ist ein zart geformtes, korallenartiges Gehäuse, welches von einem polypenartigen Wurme bewohnt wird, und zart gefiederte Seitenäste, wie die Fahnen einer Feder, hat. Diese Geschöpfe werden 6 bis 8 Zoll lang, und finden sich in europäischen und amerikanischen Meeren, wo sie frei herum schwimmen.~~
Ad99998 06 010aAd99998 06 010a.jpgFig. 1. Das saitenschwänzige Stiel-Auge. (Stylephorus chordatus.)~~Dieser sonderbare gebildete Fisch ist erst seit 20 Jahren bekannt, wo man ihn aus den westindischen Gewässern nach England brachte. Seine Augen stehen auf den beiden cylindrischen Erhöhungen, und der Kopf, mit aufwärts gerichtetem Rüssel, besteht aus einer braunen, faltigen Haut. Der Leib endigt sich in eine saitenähnliche Verlängerung, die 1 Fuss 10 Zoll lang ist, während die Länge des eigentlichen Körpers nur 10 Zoll beträgt.~~Fig. 2. Der gemalte Froschfisch. (Lophius pictus.)~~Der gemalte Froschfisch bewohnt den stillen Ocean um Neuholland und Otaheite. Ueber dem weitgeöffneten Munde sitzt eine lange Bartfaser, wodurch er kleine Fischchen anlockt, die er verzehrt. Ausserdem sieht man auf dem Rücken noch zwei Erhöhungen; die Grundfarbe des Körpers ist braun, mit gelb und rothen Flecken.~~Fig. 3. Der marmorirte Froschfisch. (Lophius marmoratus.)~~Dieser Fisch findet sich gleichfalls im stillen Ocean. Der Körper ist schwarz, weiss und roth marmorirt; auf der Nase sitzt eine gabelförmige Bartfaser, und die Brustflossen sind beinahe wie kleine Füsse gestaltet, die es aber keineswegs sind.~~
Ad99998 06 011aAd99998 06 011a.jpgZu den seltenen Meteoren oder Lufterscheinungen gehören die feurigen Kugeln, die man bisweilen unerwartet in der Luft sieht. Ob wir gleich ihre Entstehungsart noch nicht enträthseln können, so sind sie doch keineswegs ein Zeichen bevorstehenden Unglücks, wie einfältige, abergläubische Leute glauben; vielmehr müssen wir annehmen, dass sie , wie das Nordlicht und andere Lufterscheinungen, ihr Daseyn wohl begründeten, aber für uns noch unerforschlichen Naturgesetzen verdanken. - Das hier abgebildete Meteor wurde am 13. November 1803 Abends gegen halb neun Uhr in London gesehen. Einem Beobachter erschien (Fig. 1.) die Feuermasse anfangs scharf begränzt, mit mehreren kleinen feurigen Kugeln begleitet. Als sie sich fortbewegte, erhielt sie einen feurigen Schweif. Ein anderer Beobachter bemerkte (Fig. 2.) aus dem elliptischen Körper Strahlen hervorbrechen, die sich in Sternchen endigten.~~
Ad99998 06 012aAd99998 06 012a.jpgSchon früher betrachteten und verglichen wir (Bilderbuch Bd. II. Nro. 98) die Werke der Natur mit denen der Kunst unter dem Vergrösserungsglase, und bemerkten, um wie viel vollkommener die ersteren wären. Dieses sehen wir auch hier, wo wir die zwei kunstvollsten Gewebe, das Spinnennetz und ein Stückchen Brabanterspitze, unter dem Mikroskop vergleichen wollen. Die grösste Regelmässigkeit herrscht in den einzelnen Abtheilungen des Spinnennetzes (Fig. 1.); sowohl die Längen als Querfäden haben einerlei Dicke und Entfernung. - Wie ganz anders verhält es sich dagegen mit den durch Menschenhänden verfertigten Brabanter Spizzen. Diese werden theils aus Seide, vorzüglich aber aus Flachs, entweder geklöppelt oder genähet. Ein einziges Pfund rohen Flachs wird in den Niederlanden bis zu 7000 Gulden an Spitzen verarbeitet, und man kann mit blossen Augen nichts Vollkommeneres und regelmässig Schöneres sehen. - Doch unter dem Vergrösserungsglase erscheint es ganz anders. Die schönste Spitze erscheint hier (Fig. 2.) als ein Gewirre einzelner Stricke (denn so zeigen sich hier die einzelnen Fäden), die ganz regellos durch einander geschlungen sind.~~
Ad99998 06 013aAd99998 06 013a.jpgFig. 1. Der Ostindianische Argus.~~Ein schöner Tagfalter, welcher sich in Ostindien findet; er ist hier, so wie die drei übrigen, in natürlicher Grösse abgebildet. Der Grund der Flügel ist braunschwarz, mit hellgelben Flecken und Zeichnungen. Die Unterflügel ziert ein grosser, schwarz und blauer Augenfleck.~~Fig. 2. Der grüngestreifte westindianische Seegelvogel.~~Dieser ausländische Seegelvogel aus Surinam in America gleicht in Gestalt dem unsrigen; nur in der Färbung ist er verschieden, grün und schwarz gestreift.~~Fig. 3. Der Americanische Feuerfleck. (Pap. Eq. H. Ricini.)~~Die hochrothen Unterflügel geben ihm ein munteres Ansehen; auf jedem der braunen Oberflügel bemerken wir zwei gelbe Flecken.~~Fig. 4. Der Surinamische Pomeranzenflügel.~~Er zeichnet sich wie der vorige durch seine langen, aber schmalen Flügel, so wie durch den langen dünnen Leib aus. Seine Färbung besteht aus einer angenehmen Abwechslung von orangegelb und braun.~~
Ad99998 06 014aAd99998 06 014a.jpgWir wissen aus dem III. Bd. No. 85. unseres Bilderbuchs, dass die Abgott-Schlange (Boa constrictor) ein fürchterliches Geschöpf ist, welches die Länge von 30 bis 40 Fuss erreicht. Diese Schlange findet sich auch in Amerika in Surinam, wo die Eingebornen sie Aboma nennen. Der Engländer Stedman, welcher in holländischen Kriegsdiensten in Surinam mehrere Jahre war, erlegte mit seinem Neger-Sclaven David eine solche Schlange durch mehrere Flintenschüsse. David befestigte die Schlinge eines Seiles um den Hals des Thieres, und liess sie so durch einige andere Negern in die Höhe ziehen. Dann kletterte er an der Schlange selbst hinauf, schnitt den Bauch auf und streifte die Haut ab. Das häufige Fett, welches für Quetschungen gut seyn soll, wurde sorgfältig gesammelt; das Fleisch bereiteten sich die Neger zu, und verzehrten es mit vielem Appetit. -~~
Ad99998 06 015aAd99998 06 015a.jpgDie Cochenille, welche auf der Nopalpflanze (Cactus opuntia) in Süd-America lebt, lernten wir bereits im II. B. No. 31. d. Bilderb. kennen. Ihrer schönen rothen Farbe wegen wird grosser Handel damit getrieben, und die Cochenille in Mexico in eigenen Nopalpflanzungen gepflegt und gezogen. Die Nopalpflanzen (a) sehen wir hier reihenweise gepflanzt, und das Erdreich durch Arbeiter (c) stets locker erhalten. An die Pflanzen werden die kleinen Thierchen sorgfältig gesetzt. Nach einigen Monaten, wenn sie ihre völlige Grösse erreicht haben, werden sie mit Pinseln von Rebhaaren abgebürstet (b) und gesammelt. Hierauf tödtet man die Cochenillen entweder auf heissen Platten (f) und schüttet sie in Gefässe (g, h); oder das Tödten geschieht in Körben in heissem Wasser, wo die Thierchen dann auf Matten (i) ausgebreitet und getrocknet werden. Die letztere Art ist die beste. - Man sammelt die Cochenille in den Plantagen dreimal im Jahre, vom December bis zum Mai.~~
Ad99998 06 016aAd99998 06 016a.jpgWir betrachten hier den Schnee. - Unser Luftkreis oder Atmosphäre ist nämlich stets mit wässerigen Dünsten angefüllt. Wenn diese bei der Winterkälte erstarren oder sich krystallisiren, so bildet sich daraus eine lockere weisse Masse, die schwerer als die Luft, auf die Erde herunterfällt, und dieselbe wie mit einem weissen Kleide überzieht. Dieses ist der Schnee, der die trüben Wintertage erhellet, und die Saaten bei grosser Kälte schützt. Oft wird aber auch in Gebirgsländern ein kleiner Schneeball, der sich von hohen Berggipfeln losreisst, und durch das Fortrollen endlich zu einer fürchterlichen Masse anwächst, als Schnee-Lawine der der Zerstörer ganzer Häuser, ja sogar kleiner Dörfer, die darunter begraben werden.~~Oft wenn der Schnee bei ruhigem Wetter in einzelnen feinen Flocken fällt, so haben wir Gelegenheit seine mannichfaltigen, jedoch regelmässigen Gestalten zu bemerken, die fast alle aus dem Sechseck entstehen. Unsere Tafel zeigt uns mehrere solcher Schnee-Krystallisationen, durch das Microscop beträchtlich vergrössert. Fig. 1. 2. 3. wurden in Steyermark bemerkt; unter Fig. 4. 5. 6. .8. 9. sehen wir Schnee-Krystallisationen, die von einem Naturforscher in der Schweiz, Fig. 7. so in Breslau beobachtet und aufgezeichnet wurden. - Die natürliche Grösse der Schnee-Krystallen finden wir unter sechs Nummern angegeben.~~
Ad99998 06 017aAd99998 06 017a.jpgWenn dem Wasser im Winter bei einem gewissen Grade der Kälte (dem Gefrierpuncte) ein Theil seines Wärmestoffs entzogen wird, so gefriert es, oder verwandelt sich in einen harten elastischen Körper, den wir Eis nennen. - Dieses Gefrieren geschieht, indem sich im Wasser erst einzelne Eis-Nadeln bilden, die unter verschiedenen Winkeln zusammenstossen, und nach und nach einen festen Körper machen, wie es bei der Bildung der Krystalle vor sich geht. Diese Masse ist so fest, dass man zum Spass selbst einmal einen Eispallast gebauet hat, wie wir in der Folge sehen werden.~~Im Winter setzen sich die Dünste der warmen Zimmer an den kalten Fensterscheiben ab, und gefrieren da zu mannichfaltigen Eisfiguren. Ihre Verschiedenheit hängt wahrscheinlich von der Beschaffenheit der Dünste ab. Wir sehen hier einige Beispiele solcher gefrornen Fensterscheiben.~~Fig. 1 und 2. Diese beobachtete Herr Professor Hacquet in Lemberg im harten Winter von 1788 bis 1789. Die gefrornen Fensterscheiben zeigten vollkommen die Gestalt von Zoophyten oder Pflanzenthieren.~~Fig. 3 und 4. Diese laubförmigen Figuren wurden im harten Winter 1740 an den Fensterscheiben des Lustschlosses Belvedere bei Weimar bemerkt und abgezeichnet.~~
Ad99998 06 018aAd99998 06 018a.jpgWir lernen auf dieser und den folgenden drei Tafeln mehreres von den Sitten und Gebräuchen der Indier oder Hinduer, welche Hindostan im mittleren Theile des südlichen Asiens bewohnen, kennen.~~Fig. 1. Ein Pandarum, oder hinduischer Bettelmönch.~~Die Hinduer sind ein harmloses, einfaches, gutmüthiges, aber dabei sehr abergläubiges Volk. Dieses benutzt eine zahllose Menge von Betrügern, die als Bettelmönche sowohl der bramanischen, als muhamedanischen Religion Hindostan durchziehen, und als Zauberer und Wahrsager das Volk täuschen, welches sie für Heilige hält.~~Hierzu gehören auch die Pandarums, welche auffallend gekleidet umherziehen, und sich mit Wahrsagen abgeben.~~Fig. 2. Ein Fakir.~~Die Fakirs sind muhamedanische Bettelmönche, welche den Dienst bei den Moscheen verrichten, nach Mekka wallfahrten, und im Lande herumziehen, ihre leichtgläubigen Glaubensgenossen zu betrügen.~~Fig. 3. Ein indischer Schreiber.~~Die Hinduer stehen auf der Stufe halb cultivirter Völker; und können selbst schreiben. Dieses geschieht auf Palmblättern, Ollas genannt, vermittelst eines scharfen Griffels, - so wie hier der einfach gekleidete Schreiber damit abgebildet ist.~~Fig. 4. Ein Götzenwagen.~~Die Hinduer von der Religion des Brama verehren in ihren Tempeln oder Pagoden Götzenbilder. Diese Götzen werden öfters in Procession durch die Strassen getragen oder gefahren. Letzteres geschieht auf solchen mit vielen Zierrathen und Fahnen versehenen Wagen.~~Fig. 5. Ein Häckery.~~Das einzige zum Reisen in Indien bestimmte Fuhrwerk ist der Häckery, ein offener Kasten, der auf einem zweirädrigen Karren von Ochsen gezogen ruht. Nur eine Person kann darin sitzen; die Ochsen werden vermittelst eines durch die Nasenlöcher gezogenen Strickes regiert.~~
Ad99998 06 019aAd99998 06 019a.jpgDie Hinduer sind in ihren abergläubigen Religionsbegriffen sehr zur Uebertreibung geneigt; so glauben sie sich durch Selbstpeinigungen des Körpers den Göttern angenehm zu machen, und ihre Sünden abzubüssen. Solche Büssende gelten bei dem Volkshaufen dann für Heilige. Wir sehen auf dieser Tafel einige abgebildet.~~Fig. 1. Der Büssende an der Wippe.~~Zu Ehren der Göttin Bagawadi hat sich hier ein Büssender an ihrem Feste einen eisernen Haken durch das Fleisch an den Schultern schlagen lassen. An einer Wippe in die Höhe gezogen, spricht er nun mehrere Gebete, ohne eine Miene zu verziehen, und zerpflückt zuletzt einen Blumenkranz, wovon das versammelte Volk jedes Blättchen eifrig aufrafft und als Heiligthum bewahrt.~~Fig. 2. Ein Dakambari.~~Die Dakambaris sind eine eigene Secte der Büssenden, die aus fanatischem Stolz fühllos gegen alle Schmerzen zu seyn scheinen. - So trägt hier einer ein Feuerbecken auf blosser Hand, und verbrennt sich, ohne Schmerz zu zeigen, die ganze Hand. Auf einer mit Dornen durchflochtenen Decke, die er unter dem linken Arme trägt, schläft er.~~Fig. 3. Ein sich fortrollender Büssender.~~Dieser Pilgrim rollte sich ohne aufzustehen eine Strecke von 30 teutschen Meilen fort, und sang dabei Lieder zum Lobe der Götter. Da er reich war, so giengen stets zwei seiner Sclaven vor ihm her, um alle Hindernisse aus dem Wege zu räumen, und ihm Speise und Trank zu reichen.~~
Ad99998 06 020aAd99998 06 020a.jpgDie Hinduer haben sehr viel Behendigkeit und Gewandtheit in allen Bewegungen des Körpers, und zeigen sich daher auch als Equilibristen und Seiltänzer, durch eine Menge vorzüglicher Kunststücke aus. Gegenwärtige Tafel giebt mehrere Beweise davon.~~Fig. 1. Indische Gauklerin im Fort George.~~Auf dem Paradeplatze des Forts George zu Madras machen hier mehrere indische Gaukler den Engländern ihre Kunststücke vor. Links ist eine Gauklerin auf eine unbeteiligte, 30 Fuss hohe Bambusstange geklettert, balancirt darauf herum, und bewegt sich selbst nach der Musik mit der Stange fort. Mannichfache Kunststücke führen die fünf andern Gaukler aus. Rechts tanzen zwei indische Frauen auf dem Seile mehrere Male an einander vorüber. Die eine spielt ein Saiteninstrument, die andere hält zwei ganz vollgefüllte Gefässe mit Wasser in den Händen.~~Fig. 2. Ein Schlangenbändiger.~~Hier lässt ein Hinduer eine gezähmte Brillenschlange, der er die Giftzähne ausgebrochen hat, nach seinem Instrumente, das aus einem hohlen Kürbiss mit einem Stück Bambusrohr besteht, sich auf- und niederbewegen. Ein Beweis, wie sehr die Musik auch auf Thiere wirke! -~~Fig. 3. Gaukelspiel mit dem Stier.~~Ein indischer Gaukler liegt hier auf dem Boden. Er setzt sich zuerst ein becherförmiges Holz auf den Leib, auf welches sein abgerichteter Stier nach und nach mit allen vier Füssen steigt. Der Gaukler hält ein zweites Holz vor, der Stier klettert auch auf dieses, während es der Hinduer auf das erste schiebt. So geschieht es auch mit dem dritten Holze. Zuletzt bleibt der Stier oben balancirend stehen. -~~
Ad99998 06 021aAd99998 06 021a.jpgDie Tempel der eigentlichen Hinduer, welche der Religion des Brama anhängen, heissen Pagoden; die der eingewanderten Muhamedaner aber Moscheen. Beide Arten sehen wir hier abgebildet. -~~Fig. 1. Grosse Moschee bei Arkot.~~Diese massiv gebauete Moschee liegt bei der Stadt Arkot; gegen Abend zu ist sie offen, und durch Schwibbogen verziert. Das Innere, wo der Priester Gebete hersagt, und Stellen aus dem Koran, ihrem heiligen Buche, liest, ist mit Teppichen belegt, da man die Schuhe und Pantoffeln am Eingang ablegen muss. Zu beiden Seiten erheben sich die grossen schmalen Thürme oder Minarets, von wo die Priester das Volk zum Gebet rufen. Links neben der Moschee sieht man das Grabmahl eines Nabob. -~~Fig. 2. Die Pagode von Wira-Mally.~~Auf einem steilen Felsen liegt die Pagode von Wira-Mally im Königreich Tanschaur. In diesen heidnischen Tempeln, welche aus pyramidialisch gebauten Thürmen, Hallen und Säulengängen bestehen, werden die Götzenbilder aufbewahrt. Die Braminen oder Priester, welche in den Vorhöfen wohnen, dürfen allein das Allerheiligste betreten, wo, wie sie meinen, die Geheimnisse der Gottheit offenbaret werden.~~
Ad99998 06 022aAd99998 06 022a.jpgDie Cometen gehören zu den seltenen Erscheinungen am gestirnten Himmel. Deswegen sahen abergläubige Menschen sie sonst als Zeichen böser Vorbedeutung an. und meinten thörichter Weise, aus ihrer Erscheinung folgten Krieg, Krankheiten und andere Uebel. Die Cometen empfangen ihr Licht von der Sonne; sie bewegen sich aber nicht in regelmässigen Kreisen um dieselbe, wie die Planeten, sondern in einer Ellipse, wodurch sie der Sonne bisweilen sehr nahe kommen, dann sich aber weit von ihr entfernen, wie wir bei Fig. 1. in dem Stücke einer Cometenbahn versinnlicht finden. Diese Himmelskörper bestehen aus einem runden leuchtenden Kopf oder Kern; von diesem fliest ein leuchtender, durchsichtiger Schein aus. Geht dieser Schein vor dem Kerne her, so heisst er der Bart; folgt er ihm nach, so nennen wir denselben den Schweif. Von letzterer Art sehen wir bei Fig. 2 und 3 zwei Cometen abgebildet. Der von Fig. 3 wurde im Februar und März 1661 vom Astronomen Hevel aus Danzig genau beobachtet. Am 3. Februar (A) erschien der Kern von gelblichem Lichte, inwendig etwas röthlich. Der lange Schweif war am Kerne schmal und dicht, und wurde allmählich breiter und dünner. Am 6. Februar (B) bemerkte Hevel in dem Kerne mehrere Flecken; der Schweif erschien jetzt kleiner, schwächer und mehr zugespitzt.~~Berichtigung. Auf der Kupfertafel muss es bei Fig. 1. anstatt 1796 - 1769 heissen.~~
Ad99998 06 023aAd99998 06 023a.jpgDas Pferd, dieses dem Menschen so nützliche Hausthier, verdient mit seinen verschiedenen Racen oder Arten von uns näher gekannt zu werden; so wie wir im II. Bande unsers Bilderbuchs bereits die Abbildung des wilden Pferdes und des Pferdes überhaupt gaben.~~Auf dieser und fünf andern Tafeln sehen wir nun folgende berühmte Pferde-Racen abgebildet: Friesische, Hollsteinische, Dänische, Englische, Französische, Neapolitanische, Spanische, Ungarische, Pohlnische, Russische, Türkische, Arabische und Barben.~~Fig. 1. Das Friesische und Hollsteinische Pferd.~~Das Friesische Pferd ist gross und stark von Körper, hat einen etwas schweren Kopf, starken Hals, breiten Rücken und ein breites gespaltenes Kreuz, mit niedrig angesetztem Schweife. Seine Schenkel sind stark, etwas gerundet und dick mit Haaren besetzt.~~Die Holsteinischen Pferde haben gewöhnliche Ramsköpfe, das Vordertheil ist gut gebaut, der hintere Theil aber meistentheils zu schwach; die Hufe sind zu gross und zu schwer. Beide Arten sind mehr Wagen - als Reitpferde. Das feuchte Clima und das viel wässerige Theile enthaltende Gras, worin ihre Nahrung besteht, sind die Ursachen, dass sie vielen Krankheiten unterworfen sind.~~Fig. 2. Das Dänische Pferd.~~Es hat einen schweren Kopf, starken Hals, breite Brust, lange, niedrige Lenden; sein Kreuz ist im Verhältniss mit der Brust zu schmal. Es ist eine feste dauerhafte Art von Pferden, die besonders in neuern Zeiten durch anhaltende Bemühungen einiger fachkundiger Männer sehr verbessert worden ist.~~Die mit Recht sehr geschätzten weissgebornen Pferde sind dänischen Ursprungs und werden auf den königl. Stutereien jetzt fast noch allein gezogen. Sie zeichnen sich sehr durch das schönste weissglänzende Haar aus. Um die Augen sowohl, als um den Mund und Nase, sind sie fleischfarbig und mit schwarzen Pünctchen besprengt. Sie haben einen starken Bart; die Hufe sind gelb; der Kopf ist ziemlich gross, hat eine breite Stirn und ist etwas ausgebogen. Ein grosses dunkelbraunes Augenpaar mit fleischfarbigem, schwarz betüpfelten Rande, characterisirt sie ebenfalls. Der vordere Körper ist sehr hoch, Stellung und Bau der Beine ist regelmässig und gut. Sie sind übrigens von gedrungenem Bau, und besitzen meistentheils eine schöne gewölbte Gruppe. Ein Zug weissgeborner ist wohl das Schönste, was man in dieser Art sehen kann.~~
Ad99998 06 024aAd99998 06 024a.jpgFig. 1. Das Englische Pferd.~~Das feine englische Rassepferd stammt vom Araber oder Barben ab, hat daher von diesen beiden viel Aehnlichkeit, nur dass es weit grösser ist. Es hat einen schönen trocknen Kopf, wohlgebauten Hals, ein hohes, mageres Widerist*), leichte Schultern, einen geraden Rücken, und der Schweif ist an eine schöne Kruppe gut angesetzt. Diese Gattung wird bloss zum Wettrennen, und wenn sie älter werden und sich berühmt gemacht haben, zur Zucht benutzt. Man findet unter ihnen Pferde von ausserordentlicher Schnelligkeit; gewöhnlich laufen sie zwei englische Meilen in 4 Minuten, 4 Meilen in 9 Minuten. Sie werden aber auch als zweijährige Fohlen schon täglich im Winter wie im Sommer, zweimal im Laufen geübt, und ihre Fütterung und ganze Lebensweise ist darauf berechnet.~~Das gemeine englische Landpferd ist ganz von dem vorigen verschieden; sein Kopf ist dick, fleischig; der Hals kurz, die Kruppe abgeschliffen, die starken Beine sehr mit Haaren besetzt. Die meisten werden in der Provinz Yorkshire gezogen, und zu Reitkleppern und Dienstpferden der Cavalerie benutzt.~~Fig. 2. Das französische Pferd.~~Frankreich hat ausser seinen feinen und edlen Rassen von Pferden, unter welchen sich die Limousiner und Normänner vorzüglich als Reitpferde auszeichnen, in einigen Gegenden einen ganz eignen Schlag von Arbeits- und Bauerpferden, die ihrer Hässlichkeit wegen bekannt sind. Ihr Kopf gleicht dem eines Schweins, die Ohren stehen weit aus einander und hängen herab; der Hals ist kurz und dick mit borstenartigen Mähnen besezt, die Kruppe ist sehr abgeschliffen, die sehr starken Füsse sind bis über das Knie mit Haaren besetzt. Es sind feste, dauerhafte Arbeitspferde, die mit Schilf und andern schlechten Grasarten zufrieden sind.~~*) Widerrist der erhabene Theil an dem Halse der Pferde, zwischen der Mähne und Schulter.~~
Ad99998 06 025aAd99998 06 025a.jpgFig. 1. Das Neapolitanische Pferd.~~Diese Pferde sind gross, haben einen fleischigen Hals und Widerrist und einen Ramskopf. Sie sind etwas hochbeinig und haben enge Hufe. Ihre Kruppe ist wie die der Maulthiere. Ihr Temperament ist meist falsch, boshaft und widerspänstig. Sie sind besser vor den Wagen, als zum Reiten zu gebrauchen. Die besten werden in der Terra di Lavora, di Otranto, di Barri, in Calabrien und in Apulien gezogen.~~Fig. 2. Das Spanische Pferd.~~Es hat ein edles, stolzes Ansehen, funkelnde Augen, ist voll Muth und Feuer, und doch zahm und gelehrig. Der Kopf pflegt etwas dick zu seyn, doch sind auch Ramsköpfe nicht selten; sie haben etwas lange, aber gut angesetzte Ohren, ein etwas zugespitztes Maul und schmale Kinnbacken. Der Hals ist zwar stark, aber gut geformt und dicht mit Haaren bewachsen. Es hat eine breite Brust, etwas starken Leib, niedrige Lenden, eine lange, runde Kruppe. Die Schenkel sind schön, mit starken losen Sennen versehen und nicht behangen. Das gewöhnliche Haar ist castanienbraun oder schwarz; äusserst selten findet man Blessen oder weisse Füsse. Es sind die ersten Pferde zur Reitbahn und zum Kriegsdienst. Die oberandalusischen werden am meisten gesucht; aber auch in den Gebirgen von Cordova zieht man Pferde, die zwar klein, aber stark, dauerhaft, vermögend, und nicht zu ermüden sind.~~
Ad99998 06 026aAd99998 06 026a.jpgDer Mangustaribaum (Garcinia Mangostana) wächst in Ostindien, ferner auf den benachbarten Inseln, vorzüglich auf Java, und trägt eine sehr schmackhafte heilsame Frucht. Der Baum erreicht die Grösse unserer Maulbeerbäume, hat lange Blätter, und trägt rothe Blüten, die an der Spitze der Zweige zum Vorschein kommen. Die kugelrunde Frucht ist so gross als ein kleiner Apfel, und von aussen rothbraun von Farbe. Hat man die äussere ungeniessbare Schale abgebrochen, so findet man ein weisses saftiges Fleisch, welches inwendig in sechs Fächer getheilt ist, und die Kerne enthält. Dieses Fleisch ist von angenehmem Geschmack, und wird in Indien häufig genossen, da es sehr erfrischend und gesund ist. Ja selbst bei Ruhren und andern epidemischen Krankheiten verordnen die Aerzte die Mangustane als ein gegenwirkendes Mittel.~~
Ad99998 06 027aAd99998 06 027a.jpgFig. 1. 2. 3. Die Hausgrille. (Gryllus domesticus.)~~Die Hausgrille oder das Heimchen hält sich bei den Wohnungen der Menschen, am liebsten in Brau- und Backhäusern auf, wo sie in Schlupfwinkeln lebt, und durch den schwirrenden Ton, den sie durch das Aneinanderreiben der starken Unterflügel hervorbringt, bekannt ist. Sie nährt sich von Mehl, Brod, Speck u. dergl. Das Weibchen legt kleine weissliche Eier in die Erde; daraus schlüpfen nach 10 bis 12 Tagen die jungen Grillen aus, die Anfangs flügellos sind. Nachdem sie sich einigemal gehäutet haben, erblickt man die Flügelscheiden (Fig. 2.) In ihrer natürlichen Grösse sehen wir sie bei Fig. 1 und 3; die häutigen Unterflügel ragen über die obern weit hervor, und haben eine hornartige Spitze.~~Fig. 4. 5. Die Feldgrille. (Gryllus campestris.)~~Die Feldgrille lebt in der Erde auf Feldern und in Waldungen. Sie unterscheidet sich von der vorigen durch ihre dunklere Farbe und plumpere Gestalt, und lebt von kleinen Insecten und Wurzeln. Sie macht wie die Hausgrille mit den Flügeln das zirpende Getön, welches man an Sommerabenden auf den Feldern häufig hört.~~Fig. 6. 7. Die Maulwurfsgrille. (Gryllus gryllotalpa.)~~Die Maulwurfsgrille, welche wir Fig. 6. als Nymphe und Fig. 7. ganz ausgewachsen sehen, ist die grösste Grillen - Art in Teutschland, und ein schädliches Insect. - Mit ihren starken maulwurfsähnlichen Vorderfüssen gräbt sie leichte Gänge durch die Oberfläche der Erde, und nagt alle zarten Wurzeln der Pflanzen ab. Sie hat kleine hornartige Oberflügel und grosse dünne Unterflügel, deren sie sich aber selten bedient.~~
Ad99998 06 028aAd99998 06 028a.jpgFig. 1. Das ungarische Pferd.~~Diese Pferde sind vom Mittelschlage, haben etwas schwere Köpfe, und enge Nasenlöcher. Sie sind lang von Leibe, haben aber gute Schenkel. Es sind gute, dauerhafte Reitpferde, die bei geringer Nahrung grosse Strapazen ertragen.~~Fig. 2. Das polnische Pferd.~~Die meisten Pferde werden in dem russischen und österreichischen Antheil des ehemaligen Königreichs Polen gezogen. Sie sind im Ganzen mehr klein als gross; ihr Kopf ist ausser den etwas starken Kinnbakken ziemlich gut geformt. Sie sind grösstentheils hirschhälsig, haben aber einen starken geraden, Rücken, starke, kurze Lenden, eine schöne etwas spitzige Kruppe mit gut angesetztem Schweife, den sie im Bogen tragen; ihre Schenkel sind fein, wenig behaart, aber kraftvoll. Es sind ausnehmend brauchbare Pferde, wenn sie durch anhaltend gute und zweckmässige Behandlung ihr scheues und furchtsames Wesen verloren haben.~~
Ad99998 06 029aAd99998 06 029a.jpgFig. 1. Das türkische Pferd.~~Es stammt von dem arabischen, persichen und tartarischen ab, und hat deshalb Vieles mit denselben gemein. Sie sind vermögend, leicht, lebhaft und von gutem Athem, ertragen alle Strapazen leicht, ohne Nachtheil für ihre Gesundheit und werden sehr alt. Man pflegt deswegen von diesen Pferden zu sagen : "Sie sterben ohne alt geworden zu seyn," indem selbst das Alter ihnen nichts von ihren Vorzügen raubt. Die Türken beschlagen ihre Pferde mit einer Art von Eisen, die aus einer eisernen Platte bestehen, welche vorn und an den Seiten die Rundung des Hufes hat, und hinten an dem Ballen sich in eine stumpfe Spitze endigt. In der Mitte hat diese Platte eine runde Oeffnung; die Nagellöcher sind mehr rund als viereckig.~~Fig. 2. Das russische Pferd.~~Das indigene russische Pferd muss vorzüglich in Grossrussland gesucht werden. Seine Statur ist nicht schön, vom Mittelschlage, der Kopf ist stark und fleischig, die Stirn platt, das Auge phlegmatisch, der Hals kurz und dick, die Brust breit, das Kreuz stark, die Beine sehr mit Haaren bewachsen, der Huf mehr flach als erhaben, der Schweif und die Mähne lang. Sein Character ist fromm, folgsam und gelehrig. Es sind besonders treffliche, dauerhafte Wagenpferde, welche Reisen von 100 und mehr Meilen in kurzer Zeit zurücklegen können, und gegen jede Abwechselung der Witterung abgehärtet sind.~~
Ad99998 06 030aAd99998 06 030a.jpgFig. 1. Das arabische Pferd.~~Dieses als das vollkommenste und edelste seiner Gattung, ist von mittlerer Grösse, und seine Länge beträgt gemeiniglich etwas mehr als seine Höhe. Sein Hauptunterscheidungszeichen ist der Kopf; es hat eine gerade, glatte Stirn; die Ohren sind zwar etwas gross, aber gut angesetzt; es hat schöne grosse Augen, aus denen ein frommes Feuer leuchtet, und eine gerade Nase mit weit geöffneten Nasenlöchern. Der schön geformte Hals hat einen kleinen Ausschnit dicht am Widerrist, und an dem geraden, schön gerundeten Kreuze ist der Schweif gut angesetzt. Die feinen Schenkel erhalten durch die kräftigen Muskeln und Sehnen eine vorzügliche Stärke, und die länglichen Hufe von schwarzgrauer Farbe haben eine lehr feste Consistenz. Es hat viel Leichtigkeit und Dauer, und erträgt ohne Nachtheil die Beschwerden langer und oft wiederholter Märsche. Als Fohlen schon werden sie von den Kindern der Araber geritten, bleiben Tag und Nacht gesattelt, und gewöhnen sich an eine Lebensart, die sie, verbunden mit ihren übrigen Vorzügen, zu den vorzüglichsten Jagd- und Kriegspferden macht; welchen Ruhm sie von den ältesten Zeiten her behauptet haben.~~Fig. 2. Das barbarische Pferd.~~Es wird durch Verkürzung des Worts auch Barbe genannt, ist von mittlerer Grösse, hat einen Schaafskopf, einen dünnen mit kurzen Mähnen besetzten Hals, magere aber steife Schultern, einen schönen Rücken, kurze starke Lenden, ein etwas langes Kreuz mit hochangesetztem Schweif; ihre Schenkel sind kraftvoll, aber lang gefesselt, und die Hufe, so wie bei dem Araber, etwas länglich. Diese Pferde sind sehr leicht und schnell, gehen zwar anfänglich etwas träge, wenn sie aber angefeuert werden, so zeigen sie sehr bald, wie stark und vermögend sie sind. Nächst denen aus Tunis werden die aus Marocco und Fetz am meisten geschätzt.~~
Ad99998 06 031aAd99998 06 031a.jpgWir lernten im CIII. Hefte No. 15 unseres Bilderbuches bereits die Natur des Eises kennen, und dass man aus Eis selbst einen Pallast gebauet habe, den wir hier abgebildet sehen. Dieses geschah im strengen Winter 1740 in Petersburg, unter der Regierung der Kaiserin Anna. Schon im November 1739 versuchte man den ersten Bau auf dem gefrornen Newastrom, dessen Eis aber die Last nicht tragen konnte, und sich zu biegen anfieng. Doch bald darauf wiederholte man auf dem festen Lande zwischen dem Fort der Admiralität und dem Winterpalais den Bau, und dieser gelang vollkommen. Die aus Eis gehauenen Quaderstücken wurden durch darauf gegossenes Wasser, welches sogleich gefror, fest verbunden, und so entstand das Fig. 1. abgebildete Eispalais, dessen Länge 52 1/2, die Breite etwa 16 und die Höhe 20 Fuss betrug. Alle daran befindlichen Verzierungen, die Bildsäulen sogar, waren von Eis. Am Eingange lagen zwei Delphine (Fig. 2.), die des Nachts Ströme von brennender Naphta aussprühten. Daneben waren Kanonen und Mörser (Fig. 3. 4.) ganz aus Eis gedreht, aus denen mit schwacher Pulverladung sogar geschossen wurde. Im Innern des Pallastes fand man mehrere Zimmer mit Tischen, Stühlen, Uhren und anderen Geräthschaften, sämmtlich aus Eis gearbeitet. - So blieb dieser merkwürdige Eispallast mehrere Monate lang bis gegen Ende des März 1740 stehen, wo ihn die gelindere Witterung nach und nach zertrümmerte.~~
Ad99998 06 032aAd99998 06 032a.jpgZu den merkwürdigen Ländern des östlichen Asiens gehört Cochinchina, welches die Portogiesen im 16ten Jahrhundert entdeckten, und welches Land in Hinsicht der Gebräuche und Trachten viel Aehnlichkeit mit dem benachbarten China hat.~~Die Cochinchinesen bekennen sich zur Religion des Gottes Buddha oder Fo, und sind Götzendiener. Ihren Götzenbildern opfern sie gewöhnlich die Erstlinge ihrer Heerden und ihrer Früchte. Fig. 1. sehen wir ein solches Opfer abgebildet, wie es dem Fo gebracht wird. Auf einem Banjan Baume (ficus indica) sitzt in einem Kasten mit Gitterthüren das dicke hölzerne Götzenbild. Cochinchinesische Bauern haben sich genähert, haben eine Leiter von Bambusrohr angelegt, und opfern dem Bilde Reiss. Ein Priester im langen gelben Kleide spricht Gebete dazu.~~Fig. 2. Gruppe von Cochinchinesen.~~Die Cochinchinesen sind ein harmloses gutmüthiges Volk, welches zwar den Chinesen ähnelt, aber einfacher in seiner Kleidung und Lebensart ist. Die Frauen tragen einen baumwollenen Kittel und darunter weite Hosen, an Festtagen mehrere über einander. Die Männer weite Jacken und Pumphosen, die Füsse sind unbedeckt; um den Kopf winden sie weisse Tücher als Turban, oder tragen Sonnenhüte von verschiedener Form. Die Soldaten zur rechten sind mit Schild und Säbel bewaffnet.~~
Ad99998 06 033aAd99998 06 033a.jpgFig. 1. Das gestreifte Känguruh. (Kangurus fasciatus. PERON.)~~Die Känguruhs sind bekanntlich eine merkwürdige Thiergattung, deren grösste Art (Bd. I. Taf. 93. unseres Bilderbuchs) Cook im Jahre 1770 auf Neuholland entdeckte. Die neueste französische Entdeckungsreise, welche Herr Péron beschrieben hat, hat uns mit einer neuen kleinen Art, dem zierlichen gestreiften Känguruh, bekannt gemacht. Dieses findet sich häufig auf der Berniers-Insel, auf der Westküste von Neuholland. Es hat ein rothbräunlich gestreiftes Fell, ist sehr furchtsam, verbirgt sich schnell in den Dornengebüschen, und hat ein schmackhaftes Fleisch. Gezähmt würde sich dieses Känguruh recht gut als Hausthier brauchen lassen.~~Fig. 2. Der Wombat. (Didelplis Wombat. SHAW.)~~Der Wombat, der so gross als ein Dachshund ist, gehört gleichfalls zu den Beutelthieren, wie wir hier sehen, wo die Jungen aus dem Beutel der Mutter herauskommen. Dieses Thier, welches der äussern Form nach einem kleinen Bären gleicht, nährt sich von Gras, scharrt sich mit den starken Klauen der Vorderfüsse in die Erde ein, wo es den Tag über lebt, und erst des Nachts nach seiner Nahrung ausgeht.~~Auch dieses Thier wurde erst in den neuern Zeiten auf Van Diemens Land, der an der Südspitze von Neuholland liegenden grossen Insel, entdeckt.~~
Ad99998 06 034aAd99998 06 034a.jpgUnter den Inseln von Australien oder des fünften Welttheils ist Neuholland die beträchtlichste, indem ihre Grösse der von Europa fast gleich kömmt. Die südlichste Spitze, welche nach neuern Beobachtungen eine besondere Insel bildet, wurde 1642 vom Holländer Abel Tasman entdeckt, und dem damaligen Gouverneur von Batavia zu Ehren, van Diemens Land genannt. Die Bewohner dieser Insel (Fig. 2) sind Wilde, die noch auf der untersten Stufe der Cultur stehen. Wir sehen hier einige um ein Feuer versammelt. Sie haben widrige Gesichtsbildung, ihre Farbe ist schwarzbraun, der Körperbau zwar lang, aber gegen den Kopf und die Schultern sind die untern Theile unverhältnissmässig mager. Ihre Nahrung besteht vorzüglich aus Wurzeln und Seemuscheln; sie gehen nackend, nur einige Felle des Känguruh, des einzigen vierfüssigen Thieres dieser Gegend, um die Schultern gehängt. Dass sie aber ihre Toten verehren, davon fand der neueste frazösische Reisende Péron Spuren auf der kleinen nahliegenden Insel Maria (Fig. 1). Zwischen Casuarbäumen waren kleine Hütten von Baumrinden errichtet. Als er eine untersuchte, fand er inwendig unter einer Erhöhung von Rasen Asche und Menschenknochen, woraus erhellet, dass diese übrigens rohen Völker doch ihre Todten verbrennen, und ihr Andenken durch Errichtung der Baumrinden-Hütten ehren.~~
Ad99998 06 035aAd99998 06 035a.jpgDie Ceder von Libanon (Pinus Cedrus L.) gehört zu den schönsten Bäumen, die man sehen kann. Fächerförmig breiten sich ihre grossen breiten Aeste über einander aus, und geben Kühlung und Schatten unter ihrer Wölbung. Die Nadeln sitzen büscheIförmig (a) zusammen. Die Frucht oder der Cedernapfel der bei (b) in seiner natürlicher Grösse und (e) im Durchschnitt abgebildet ist, steht senkrecht oben auf den Zweigen. Das Holz ist röthlich, wohlriechend, und lässt sich zu den schönsten Tischler-Arbeiten gebrauchen.~~Die Ceder wächst eigenthümlich auf dem Berg Libanon in Syrien, und zwar in den höhern schneeichten Regionen, wo sie ein Alter von mehreren hundert Jahren erreicht. Doch auch in England und in Frankreich findet man jetzt einzelne Cedern in den Gärten. - Die hier abgebildete schöne Ceder von Libanon steht im Pflanzen-Garten oder Jardin des plantes in Paris, und wurde 1734 gepflanzt. Sie bildet einen herrlichen grossen Baum, dessen Stamm 8 Pariser Fuss im Umfange hat, und dessen gewölbte Zweige sehr malerische Partieen bilden. Deswegen verdient die Ceder als Zierde in die Parks oder Lustgärten gepflanzt zu werden.~~
Ad99998 06 036aAd99998 06 036a.jpgFig. 1. Katakomben in Alexandrien.~~Die alten Aegyptier, deren Baukunst so viel Sonderbares und Merkwürdiges hat, baueten auch ihren Todten eigene unterirdische Gemächer, worin sie aufbewahrt wurden. Dieses nannte man Katakomben. Diese Katakomben bestehen aus mehreren in den Felsen gehauenen Zimmern, an welche die Grabhöhlen stossen. Die zu Alexandrien finden wir hier abgebildet. Der Eingang besteht in einem engen Loche, durch das man nur mit Mühe steigt, und wo man in mehrere sehr verschüttete Zimmer kömmt. Das eine runde Gemach mit einer gewölbten Decke ist durch Pilaster verziert, und einen Fronton erblickt man bei dem einen Ausgang. Alles ist in den Felsen gehauen, doch mit Kalk übertüncht. Die Leichen ruhten in länglichen Aushöhlungen, die man Reihenweise eingehauen findet.~~Fig 2. Unterirdische Kammer bei den Pyramiden von Ghizé.~~Oft waren die in den Felsen gehauenen unterirdischen Grabhöhlen mit allerhand hieroglyphischen Figuren verziert, wie wir hier abgebildet sehen. In den Katakomben wurden aber nicht bloss die einbalsamirten Leichname oder Mumien von Menschen, sondern auch von geheiligten Thieren, hauptsächlich von dem Ibis, welcher Vogel in Aegypten vorzüglich verehrt wurde, aufbewahrt. Die Körper dieser Vögel balsamirte man ein, und bewahrte sie in länglichen Gefässen auf.~~
Ad99998 06 037aAd99998 06 037a.jpgDurch den tropischen Regen schwillt bekanntlich der Nil, dieser grosse Fluss Aegyptens im Herbste so ausserordentlich an, dass er seine Ufer verlässt und das ganze Nilthal eine Zeitlang überschwemmt. Dies ist für diese sandige Gegend eine wahre Wohlthat; denn indem der Nil nach und nach wieder in seine Ufer zurücktritt, lässt er auf der ganzen überschwemmten Fläche eine fette Schlammerde zurück, wodurch das Nilthal allein so fruchtbar wird.~~Damit das Wasser bei der jährlichen Ueberschwemmung aber allenthalben hindringen könne, so haben die Aegyptier das Land mit Canälen durchzogen. Um nun den jedesmaligen Wasserstand der Ueberschwemmung genau zu sehen, hat man an verschiedenen Orten gemauerte Masstäbe oder Nilmesser errichtet. - Der vorzüglichste ist der hier abgebildete, auf der Insel Raudah bei Kahirah erbauete Nilmesser.~~In einem runden Thurme nämlich befindet sich eine Cisterne, deren Boden die Höhe des Nilbodens hat. Auf der Seite ist eine Oeffnung, wodurch das Nilwasser frei zuströmen kann. In der Mitte erhebt sich eine achteckige marmorne Säule, an der die Maasse angegeben sind, wie hoch nach den Beobachtungen nach und nach das Wasser bei der Ueberschwemmung steigt. Ein eigner Aufseher beobachtet vom ersten Julius an täglich das Steigen des Flusses und durch Ausrufer wird es der Stadt kund gethan.~~
Ad99998 06 038aAd99998 06 038a.jpgUnter den Naturseltenheiten, welche uns der berühmte Reisende, Alexander von Humbold, aus Süd-Amerika mitbrachte, befindet sich auch ein allerliebster kleiner Affe, der nur 7 bis 8 Zoll lang wird, und wegen mehrerer Aehnlichkeit mit dem Könige der Thiere mit Recht der Löwen-Affe genannt wurde. Ganz dem Löwen en Miniatur ähnlich ist seine Mähne und sein langgezogener Körper; doch das Gesicht und die Füsse verrathen sogleich das friedliche Aeffchen. Das Gesicht ist halb schwarz, halb weiss gefärbt; die Farbe des übrigen Körpers ist gelblich und olivenbraun.~~Der Löwen-Affe bewohnt die Ebenen am östlichen Abhange der Cordilleren in Süd-Amerika, vorzüglich die fruchtbaren Ufer des Putumayo und Coqueta. Doch auch da gehört er zu den seltenen Thieren, und Hr. v. Humbold sah während seines Aufenthaltes in jenem Lande nur zwei Exemplare davon. Sie wurden in einem Käfig gehalten, und waren sehr munter und fröhlich; doch gereizt sah man sie voller Zorn ihre Mähne sträuben. - Nach Europa ist noch keines dieser niedlichen Thiere gebracht worden.~~
Ad99998 06 039aAd99998 06 039a.jpgDiese niedlich geformten teutschen Waldbewohner haben zwar mit den viel häufigern und bekannteren Bovisten im reifen Zustande die häutige kuglige hohle Saamenbüchse, und in derselben die farbigen staubähnlichen Saamenkörnchen, die an seinen Härchen ansitzen, gemein; unterscheiden sich aber durch eine regelmässigere, meistens zierlicher gebildete Oeffnung (Maul) zur Entlassung der ausstäubenden reifen Saamenkörnchen; und durch eine äussere dicke Hülle, welche in Strahlen aufspringt, und eine sternförmige Unterlage bildet. Diese Pilze wachsen unter der Erde, und heben sich zuletzt, wenn sie sich entfalten wollen, aus derselben empor.~~Fig. 1. u. 2. Der gekrönte Erdsternpilz. (Geastrum coronatum.)~~Die sternförmige Hülle hat stets mehr als fünf Strahlen, die sich zwar weit aus einander breiten, aber nicht rückwärts umbiegen. Die untere oder äussere Fläche derselben ist dunkeler braun und chagrinähnlich gekörnt; die Erhabenheiten sind weiss (Fig. 2.) Die obere oder innere Fläche ist weiss, wird aber bald rissig, und die Risse erscheinen braun (Fig. 1) Diese Art wächst theils in leimigem und lettigen, theils auch in sandigem Boden.~~Fig. 3. u. 4. Der braunrothe Erdsternpilz. (Geastrum rufescens.)~~Bei dieser Art ist die sternförmige Hülle braunroth, glatt, und breitet sich nicht nur weit aus, sondern biegt sich auch noch rückwärts um, und hebt die kuglige Saamenbüchse empor. Ihre obere Fläche wird ebenfalls rissig (Fig. 4.) Diese Pilze wachsen vorzüglich gern in Nadelhölzern.~~Fig. 5. Der hygrometrische Erdsternpilz. (Geastrum hygrometricum.)~~Die Farbe dieses Pilzes ist mehr gelb braun. Die vielstrahlige Sternhülle breitet sich bloss aus, ohne sich rückwärts umzuschlagen; hat aber die merkwürdige Eigenschaft, dass sie bei jedesmaligem Austrocknen sich mit grosser Kraft wieder oberwärts zusammenschlägt, und bei abermaligem Feuchtwerden sich wieder ausbreitet. Von diesem verschiedenen Verhalten im feuchten und im trockenen Zustande hat diese Art ihren Beinamen erhalten. Es liebt solche vorzüglich einen sandigen Boden.~~
Ad99998 06 040aAd99998 06 040a.jpgFig. 1. Der Glanzweissling. (Phalaena bombyx falicis.)~~Die Raupe und Puppe dieses weissen Nachtfalters (a. bua) findet sich auf Weiden und Pappeln manche Jahre so häufig, dass ganze Pflanzungen davon verheert werden. Der silberglänzende Nachtfalter (d) fliegt alsdann in ganzen Schwärmen umher. - Die Raupe spinnt sich zwischen Weidenblätter (c) ein, und verwandelt sich in eine braune Puppe (b).~~Fig. 2. Der grosse Hermelin-Vogel. (Phalaena bombyx vinula.)~~wird wegen des weichen Pelzes, womit sein plumper Körper bedeckt ist, so genannt. Die Oberflügel sind mit grau und röthlichen wellenförmigen Zeichnungen geziert. Die grüne Raupe (A) hat eine sonderbare Gestalt; sie scheint mit Panzerschuppen bedeckt zu seyn, und das hintere Ende endigt sich in einen Gabelschwanz. Die Raupe spinnt sich in Holzspäne (C) ein und verwandelt sich in eine braune Puppe. (B.)~~Fig. 3. Das Täubchen. (Sphinx stellatarum.)~~Das Täubchen ist ein bekannter Dämmerungsfalter, der gegen Abend in Gärten mit grosser Schnelligkeit von Blume zu Blume fliegt. Er ist hier, wie die übrigen Nachtfalter, in natürlicher Grösse abgebildet. Die grüngelbe Raupe (a) findet sich auf mehreren Pflanzen. -~~
Ad99998 06 041aAd99998 06 041a.jpgEine halbe Stunde von den Mauern der heutigen Stadt Alexandrien in Aegypten findet man die hier abgebildete merkwürdige Säule von röthlichem Granit, die höchste, die man bis jetzt kennt. Deswegen nannten die Araber sie auch die Säule der Säulen. Sie ist in ältern Zeiten wahrscheinlich von andern Säulen umgeben gewesen, und hat mit diesen zu einem grossen Prachtgebäude gehört.~~Diese merkwürdige Granit-Säule besteht aus 3 Stücken, dem Säulenkopf, der Säule selbst und dem Säulenstuhl, deren Höhe, nach den neuesten franzöfischen Messungen, zusammen 88 Pariser Fuss 6 Zoll beträgt. Da von misst die Säule etwas über 63 Fuss an Höhe, und 8 Fuss 4 Zoll im Durchmesser. Der korinthische Säulenkopf ist mit glattem Laubwerke verziert. Auf die oberste Platte sind mehrere Reisende gestiegen, um die Säule zu messen; und im Jahre 1733 haben 8 Engländer eine Bowle Punsch darauf getrunken. Warum die Säule den Namen des Pompejus trägt, weiss man nicht, denn zu seinem Andenken ist sie nicht errichtet worden.~~
Ad99998 06 042aAd99998 06 042a.jpgDie Kalmücken sind ein Hirtenvolk von mongolischem Stamme, bewohnen das mittlere Asien und stehen theils unter russischer, theils unter chinesischer Oberherrschaft. Ihre platten Gesichtszüge machen ihren Anblick nicht angenehm; doch sind sie gutmüthig, gelehrig und sehr gastfreundschaftlich. Als Hirtenvolk ziehen sie in den Steppen von Asien mit ihren Heerden von einer Weide zur andern; deswegen leben Männer und Weiber von Jugend auf auf Pferden und ihre ganze Kleidung ist dazu eingerichtet. Ihre Wohnung sind trichterförmige Zelte von Filz, die beim Weiterziehen auf Lasttiere gepackt werden. Fig. 1. sehen wir das Lager einer solchen Kalmückenhorde, wo im Vordergrunde die Wanderung anhebet; links erhebt sich das Grabmal einer ihrer Lama's oder Priester. Der Reichthum der Kalmücken besteht in ihren Heerden von Pferden, Ochsen, Kühen und Schaafen. Fig. 2. zeigt uns eine Kalmückenwirthschaft. Zu beiden Seiten des grossen Filzzeltes sind Mädchen beschäftigt, Stuten und Kühe zu melken. In der Mitte bereitet ein kalmückisches Weib ein Fell zu; dabei steht ein Junge mit dem Pferde und hält einen langen Stock mit der Schlinge, wodurch die wilden Pferde eingefangen werden. Im Vordergrunde spielen mehrere Kalmücken Schach, das Lieblingsspiel dieses Volksstammes.~~
Ad99998 06 043aAd99998 06 043a.jpgDer Casuar von Neuholland wurde erst in neuern Zeiten auf diesem grossen Insellande der Südsee entdeckt, und die neueste französische Entdeckungsreise giebt uns davon beifolgende treffliche Abbildung. Dieser Casuar unterscheidet sich beträchtlich von dem Asiatischen, den wir Bd. 1. No. 3. unsers Bilderbuchs kennen lernten.~~Der Casuar von Neuholland (Casuarius novae Hollandiae Lath.) hat eine Länge von 7 Fuss, und ist über und über mit graubraunen borstenähnlichen Federn bedeckt, welche bei dem Männchen (Fig. 1.) vorn am Halse einen grossen weisslichen Wulst bilden. Ob er gleich nicht fliegen kann, so läuft er doch ausserordentlich schnell, und ist wegen seiner Wildheit schwer zu zähmen. Da das Fleisch wohlschmeckend ist, so macht man Jagd auf ihn: auch die Eier werden genossen. Die Jungen sind in dem ersten Monat ihres Alters braun und weiss gestreift, wie wir sie hier vor ihrer Mutter (Fig. 2.) abgebildet sehen; den nächsten Monat werden sie ganz grau. - Der Casuar von Neuholland nährt sich, so wie der asiatische, von Vegetabilien.~~
Ad99998 06 044aAd99998 06 044a.jpgDie Rambustan- oder haarige Frucht (Nephelium echinatum) wächst auf Java, Sumatra und den Moluckischen Inseln auf einem hochstämmigen Baume, der unserm Kastanienbaume sehr ähnlich ist. Aus den Blüthen, die nur wie grüne Knöspchen erscheinen, entwickelt sich die Frucht, welche von der Grösse einer welschen Nuss, und über und über mit Haaren bedeckt ist. Anfangs ist diese äussere Bedeckung grün, dann wird sie hoch orangengelb. Bricht man sie auf, so findet man (a) fünf vertikal neben einander in einem Mittelpunkt zuammen gehende Kerne, welche mit einer süsslichen breiartigen Substanz umgeben, in einer weisslichen Haut eingeschlossen sind. - Die Rambustan-Frucht reift gleichzeitig mit der Mangustane, die wir Taf. 24. abgebildet sahen, und wird wegen ihrer kühlenden Eigenschaft in Indien gern gespeisst.~~
Ad99998 06 045aAd99998 06 045a.jpgDie Robben sind bekanntlich ein Geschlecht von Säugethieren, die sich gewöhnlich in der See aufhalten, und sich durch ihren garstigen ungestalteten Körper nicht vortheilhaft auszeichnen. Sie sind fertige Schwimmer, doch kommen sie auch öfters heraus auf das Meerufer; ihre Nahrung besteht aus Fischen, Seethieren und Seegewächsen. - An den Küsten von Neuholland, vorzüglich bei der Kings-Insel, haben die neuesten französischen Reisenden eine ungewöhnlich grosse Art, die Rüssel-Robbe (Phoca proboscidea) gefunden, welche 25 bis 30 Fuss lang wird, und deren wir mehrere hier abgebildet sehen. Der obere Theil der Schnauze dieses unförmlichen Thieres verlängert sich in eine Art von Rüssel, wonach man diese Robbenart auch benannt hat. In der Entfernung sehen wir einige in aufgerichteter Stellung, auf die man eben Jagd macht -~~
Ad99998 06 046aAd99998 06 046a.jpgFig. 1. Die Dame. (Phalanea bombyx matronula.)~~Dieser schöne Nachtfalter entsteht aus einer rauhbehaarten Raupe, die sich auf mehreren Pflanzen findet. Der Nachtfalter selbst hat umbrabraune Oberflügel mit gelben Zeichnungen. Die gelben Unterflügel sind schwarzgefleckt. Der dicke Leib ist scharlachroth, mit schwarzen Querbinden.~~Fig. 2. Die Elsenmotte. (Phalaena bombyx versicolor.)~~Diese Elsenmotte gehört in Teutschland zu den seltnern Nachtfaltern, und zeichnet sich durch die angenehm weiss, gelb und braun schattirten Oberflügel aus.~~Fig. 3. Der Hummelschwärmer. (Sphinx fuciformis.)~~Dieser Dämmerungsfalter (b. c.) gleicht auf den ersten Anblick unserer gemeinen Hummel, woher auch sein Name kömmt. Er entsteht aus einer grossen grünen Raupe, und fliegt summend am hellen Tage an mehreren Blumen herum.~~Fig. 4. Die Diane.~~Ein schöner Nachtfalter, der gleichfalls ziemlich selten ist, und dessen Oberflügel grün, weiss und schwarz marmorirt sind.~~Fig. 5. Die Wittwe. (Phalaena bombyx Hebe.)~~Die weissen Oberflügel sind durch schwarze Querbänder mit orangegelber Einfassung geziert. Die scharlachrothen Unterflügel geben diesem Nachtfalter ein prächtiges Ansehen.~~
Ad99998 06 047aAd99998 06 047a.jpgDem Menschen, dessen Geist schon so vieles erfand, musste wohl schon oft der Gedanke kommen, den Flug der Vögel durch künstliche Flügel nachzuahmen, um sich so mit Leichtigkeit in die unermesslichen Räume der Luft zu erheben. Vor kurzem hat ein geschickter Uhrmacher in Wien, Herr Jacob Degen, glückliche Versuche gemacht, mit künstlichen Flügeln sich in die Luft zu schwingen. Diesen Künstler und seine Flugmaschine sehen wir hier (Fig. 1.) abgebildet. - Hr. Degen verfertigte sich nämlich zwei herzförmig gestaltete Flügel (wovon Fig. 2. die Ansicht von oben giebt) von seinem mit Firniss getränktem Papiere, welche 116 Quadratfuss an Oberfläche enthalten, und eine Länge von 10 Fuss haben. Der Elasticität wegen durchzog der Künstler das Ganze mit Streifen von Schilfrohr, welche durch seidne Schnüren verbunden sind. Der Körper des Fliegenden steht, wie wir hier sehen, zwischen den Flügeln aufrecht, und ist durch mehrere Bambusrohre (aa) mit der Maschine verbunden. Die Hände (bb) bewegen die gekrümmte Stange, wodurch der Flügelschlag in wagerechter Richtung auf und abwärts bewirkt wird. Den ersten Versuch machte Hr. Degen im Frühjahr 1808 in dem Reithause zu Wien, wo er vermittelst eines Gegengewichts, das durch eine Schnur (d) befestigt war, bis zur Höhe von 54 Fuss sich erhob. Um nun in freier Luft seine Versuche zu wiederholen, verband Herr Degen einen kleinen Luftballon mit seiner Maschine, und so flog er am 12. und 15. Novbr. 1808. im Prater bei Wien zum Erstaunen aller Zuschauer mehrere Male nach verschiedenen Richtungen in die Luft und kam unbeschädigt zurück. Diese Versuche brachten dem Künstler eine Einnahme 10,000 Kaisergulden ein.~~
Ad99998 06 048aAd99998 06 048a.jpgDer Pik von Teneriffa.~~Unter den Kanarischen Inseln, welche westwärts von Nord-Afrika im Atlantischen Ocean liegen, zeichnet sich die Insel Teneriffa durch den auf ihr liegenden hohen Spitzberg oder Pico de Teyde aus. Er ist I2,420 Fuss über die Meeresfläche erhaben, und wir sehen ihn hier von der See-Seite oder der Bai von Santa-Cruz aus, abgebildet. Die Stadt Santa-Cruz liegt vor uns am Meeres-Ufer.~~Der Pik liegt gegen den südlichen Theil der Insel zu. Sein Gipfel ist unbewachsen, und zeigt einen grossen vulkanischen Krater, den mehr als 70 kleinere auf den verschiedenen Lavaschichten umgeben. Die Lava bedeckt die Spitze des Piks, die tiefer liegenden Theile sind mit Bimssteinen bedeckt. - Dieser Vulkan auf Teneriffa ist noch nicht erloschen, sondern fast immer steigen schwefelichte Dampfwolken aus ihm hervor. - Der letzte grössere Ausbruch von ungewöhnlicher Heftigkeit war im Jahr 1707.~~Da fast alle Schiffe, welche nach Ostindien gehen, auf Teneriffa landen, so ist der eben beschriebene Pik auch sehr bekannt, und von vielen Europäischen Reisenden bestiegen worden.~~
Ad99998 06 049aAd99998 06 049a.jpgDie Cochinchinesen auf der Ostküste von Asien lieben Schauspiele, Musik und Tanz. Ihre Schauspieler-Gesellschaften, welche man zur Belustigung in die Häuser kommen lässt, führen historische Vorstellungen, Opern und Tänze auf, welche durch eine lärmende Musik von Trompeten, Pauken und Castagnetten begleitet werden.~~Der Englische Gesandte, Lord Macartney, als er im Jahr 1792 auf seiner Gesandtschaftsreise auch in Cochinchina war, sah folgende Vorstellung. Im Innern eines Gebäudes wurde von einer Schauspieler-Gesellschaft eine feierliche Oper mit Chören gegeben. Die lärmenden, oben erwähnten Instrumente machten ein grässliches Getöse, während der ersten theatralischen Vorstellung. Hierauf folgte ein Zwischenspiel, welches sehr angenehm von drei jungen Mädchen ausgeführt wurde. Dieses geschah zu Ehren der ersten Schauspielerin, welche links in dem Anzuge einer alten Königin als Zuschauerin da sass. Die drei Mädchen sprachen in einem leichten Dialog, welcher durch lustige Arien unterbrochen wurde. Ihr Gesang war kreischend, doch hielten sie ziemlich guten Takt. Das Ganze war mit Musik und Tanz begleitet, also Oper und Ballet zugleich. Ein alter, als Possenreisser gekleideter Mann näherte sich von Zeit zu Zeit den Mädchen, und machte allerhand Hanswurst-Spässe vor. So dauerte dieses geraume Zeit fort. Während dieses Zwischenspiels hörte man sanftere Musik; zuletzt ertönten wieder die lärmenden Instrumente. - Als Zeichen des Beifalls warfen die zahlreich versammelten Zuschauer den Schauspielern von Zeit zu Zeit Kupfermünzen zu.~~
Ad99998 06 050aAd99998 06 050a.jpgUm die Thaten ihrer Helden zu verewigen, erbaueten die alten Römer den Siegern zu Ehren Triumph-Bögen von ungemeiner Pracht, und durch die schönsten Werke der Bildhauerkunst geziert. In dem heutigen Rom sind noch mehrere solcher Triumph-Bögen vorhanden. Einer der vollständigsten ist der hier (I und II) abgebildete, welcher in dem ersten Quartier von Rom, zwischen dem Monte Celio und Monte Palatino, steht. Er wurde zu Ehren des Kaisers Constantin des Großen errichtet, als dieser im Jahre 312 n. Chr. Geb. den Maxentius überwunden hatte. - Dieser marmorne Triumph-Bogen hat einen grossen und zwei kleinere Durchgänge, und ist mit zwanzig grossen Basreliefs von Bildhauer-Arbeit geziert. Auf jeder der langen Seiten stehen auf vier corinthischen Säulen von gelbem Marmor (giallo antico) Bildsäulen, Dacier vorstellend. Diese, so wie die meisten Bildwerke dieses Triumph-Bogens, wurden von frühern Denkmälern des Kaisers Trajan genommen, und beziehen sich auf Sieg über die Dacier. Ueber dem mittleren Bogen steht eine lateinische Inschrift, wodurch dieser Triumph-Bogen Kaiser Constantin gewidmet wird. - Da der untere Theil nach und nach verschüttet worden war, so liess der jetzige Pabst Pius VII. im Jahr 1805 die ganze Basis ausgraben, und für die Zukunft durch Umgebung (1) sichern.~~Im Hintergrunde erblickt man einen Theil des Coliseums. (2)~~
Ad99998 06 051aAd99998 06 051a.jpgSechs italienische Meilen von Florenz, auf dem Abhange des Berges Senario, liegt das merkwürdige Schloss Pratolino mit seinem bewunderungswürdigen Garten. Es gehörte den Grossherzögen von Toskana, ist aber jetzt beinahe ganz verfallen. Der Pratolino wurde 1569 unter Franz, einem Sohne des Cosmus von Medicis, von dem geschickten Baumeister Buontalenti angelegt. Natur und Kunst vereinigten sich, daraus einen bezaubernden Aufeenthalt zu bilden. Unter andern kömmt man auf einen mit dichten Bäumen rund umschlossenen Platz. Hier erhebt sich über einem klaren Wasserbecken die colossale Bildsäule des Gottes Apennin, die aufgerichtet gegen 100 Fuss hoch seyn würde. Mit der einen Hand ruht der Gott auf dem Felsen, mit der andern scheint er den Kopf eines See-Ungeheuers zu drücken, aus dessen Rachen ein Wasserstrahl hervorquillt. Die ganze Bildsäule ist von Steinen und Backsteinen ausgeführt, und mit Mörtel überzogen. Inwendig ist sie hohl, und man findet in dem Kopf ein artiges Zimmerchen, wo die Fenster in den Augäpfeln sich befinden. - Dieses Riesenbild wurde von dem Bildhauer Johann von Bologna und seinen Schülern auf das erhabenste ausgeführt.~~
Ad99998 06 052aAd99998 06 052a.jpgDie Beetschuaner sind ein gegen das Innere von Africa zu befindlicher Volksstamm der Hottentotten, welcher aber von letztern in vielerlei Hinsicht abweicht, und erst seit 10 Jahren durch die Holländer vom Vorgebirge der guten Hoffnung uns näher bekannt wurde. Sie sind ein halbgesittetes Volk, welches Viehzucht, Jagd und Ackerbau treibt. Ihre Dörfer bestehen aus Wohnungen, wie wir sie hier abgebildet sehen. Diese Häuser sind folgendermassen eingerichtet. Den innern Raum umschliesst eine runde Mauer von Thon mit Zweigen durchflochten, in der sich ein schmaler enger Eingang befindet. Hier lebt die eigentliche Familie. Um diese innere Wohnung läuft ein freier, auf Stämmen der Mimosa ruhender Gang, wo des Nachts die Knechte und Sclaven schlafen. Das spitz zulaufende Dach ist von Schilfrohr, und beschattet zugleich den äussern Gang, wodurch das Ganze ein angenehmes Aeusseres gewinnt. -- Das Getraide wird in kegelförmigen, neun Fuss hohen Vorrathsbehältern, dergleichen wir eins zur Seite abgebildet sehen, aufbewahrt. Den Ackerbau besorgen die Weiber; die Männer beschäftigen sich mit der Jagd und Viehzucht.~~
Ad99998 06 053aAd99998 06 053a.jpgDas Schulerloch in Baiern.~~In den grossen weiten Höhlen der Kalkgebirge bildet bekanntlich das mit aufgelösten Kalktheilen bereicherte Wasser den Sinter oder Tropfstein, welcher die innern Wände dieser Höhle unter mannichfalltigen Formen bekleidet, und sie zu sehenswürdigen Gegenständen der Natur macht.- Solch' eine merkwürdige Höhle, das Schulerloch genannt, sehen wir auch hier abgebildet. Sie befindet sich in dem Kalkgebirge an dem Flusse Altmühl in Baiern, unterhalb des Dorfes Alt-Essing. Der Eingang zu dieser Höhle ist hoch oben am Felsenberg, und Anfangs sehr beschwerlich. Doch wird der unverdrossene Wanderer durch die herrliche, hier dargestellte Felsenhalle belohnt. Wie zu einem gothischen Dom wölben sich die spitzigen Bögen, welche zum Theil auf die bis zum Boden reichenden Tropfstein-Zapfen, wie auf Säulen gestützt sind, und so mehrere Gänge bilden, wo das Auge des Besuchers durch den Fackelschein getäuscht, Altäre und andere Verzierungen einer Kirche zu erblicken glaubt.~~
Ad99998 06 054aAd99998 06 054a.jpgDie beiliegende Tafel stellt uns wieder eines von jenen merkwürdigen Denkmälern vor, welche die Dankbarkeit, wohl aber auch nicht selten die Schmeichelei der alten Römer, ihren siegreichen Helden setzte, nämlich einen Triumphbogen, und zwar den dem Kaiser Septimius Severus, wegen seiner Siege über die Parther, Araber und andere Völkerschaften geweihten, welcher ziemlich wohl erhalten, jetzt noch zu Rom hinter dem Kapitolium, von dem Schutte gereinigt, und mit einer Schutzmauer (1) umgeben, zu sehen ist.~~Fig. 1. stellt die Hauptseite mit ihren vier schönen Säulen und drei gewölbten Durchgängen dar, welche in der Mitte durch zwei Bogen mit einander in Verbindung gesetzt sind. Ueber dem Hauptbogen sieht man zwei schöne Figuren der Göttin des Rufes. Ueber den kleineren Seitenbogen sind die Thaten des triumphirenden Kaisers in Basreliefs dargestellt. Oben in der Attika liest man auf der Vorder-, so wie auf der Hinterseite die Zueignungs-Inschrift, in welcher auch des Nachfolgers des genannten Kaisers gedacht ist. - Die eingehauenen Buchstaben waren vor Zeiten mit vergoldetem Bronze eingelegt, das aber entwendet worden ist. - Das Ganze endigt sich mit einer Plateforme, zu welcher man im Innern auf einer Treppe hinauf steigt, und auf welcher vormals der Triumphwagen des Siegers mit Soldaten zur Seite in Stein ausgehauen stand.~~Fig. II. stellt eine der Nebenseiten dieses Triumphbogens vor, die beide ausser den Säulen und dem Simswerke ohne weitere Verzierung sind. Das ganze Prachtgebäude ist aus weissem Marmor aufgeführt.~~
Ad99998 06 055aAd99998 06 055a.jpgFig. 1. Der Specht. (Phalaena Bombyx Dominula.)~~Wegen der schwarzgrünen Grundfarbe der Vorderflügel, und den darauf zierlich abstehenden weissen und orangefarbigen Flecken von mancherlei Gestalt, so wie zugleich wegen der hochzinnoberrothen Hinterflügel, die mit schwarzen, ins Blaue spielenden Binden und Tupfen geziert sind, führt dieser Nachtfalter (A) mit Recht den Namen des Spechtes. Obgleich die schwarze gelbstreifige behaarte Raupe (B) sich von den Blättern mancherlei Bäume, Sträucher, und Kräuter nährt, so liebt sie doch vorzüglich die Blätter des Hundzungenkrautes; weshalb der Nachtfalter auch der Hundszungen-Spinner genannt wird. Mehrere rothbraune glänzende Puppen (C) liegen meistens beisammen, innerhalb eines weissen dünnen Faden-Gewebes, welches mehrere Raupen, ehe sie sich verpuppen, gemeinschaftlich spinnen.~~Fig. 2. Der Purpurbär. (Phalaena Bombyx purpurea.)~~Den Namen Purpurbär führt dieser von Schmetterlingsfreunden sehr geschätzte, nicht in allen Gegenden anzutreffende Nachtfalter (a) wegen seiner brennend rothen Hinterflügel, die mit stark abstechenden grossen schwarzen, ins Blaue spielenden Flecken zieret sind. Die sanft gelben Vorderflügel führen mancherlei kleine bräunliche Flecken, unter welchen einer die Gestalt eines lateinischen S zeigt, weshalb das Insekt auch den Namen gelber S Bär erhalten hat. Die Raupe (b) gehört wegen ihrer oft fuchsrothen Haarbüschel zu den Bären Raupen, und man nennt deshalb auch die daraus entstehenden Schmetterlinge Bären. Die dunkelbraune Puppe (c) ist in der Natur von einem zarten Fadengewebe umgeben.~~Fig. 3. Der Linden-Spinner. (Phalaena Bombyx Bucephala.)~~Die buntscheckige, völlig erwachsene Raupe (B) dieses, in Teutschland gemeinen Spinner-Nachtfalters, nährt sich zwar von den Blättern mancherlei Bäume; liebt aber doch vorzüglich die Lindenblätter. Sie ist wenig behaart; in frühester Jugend ganz schwarz; und gewinnt erst nach und nach, nachdem sie mehrmals ihre Haut ablegt, immer mehr Gelb. Das geflügelte Insekt (A) führt wegen seines dicken, halb unter dem langhaarigen Halskragen versteckten Kopfes auch den Namen des Ochsenkopfes und Groskopfes; und wegen der grossen gelblichen Flecken an den Vorderflügel-Spitzen die Benennung: der halbe Mond. Die Raupe verpuppt sich unter der Erde, wo sie sich bloss eine Höhle baut, ohne solche mit einem Fadengewebe auszutapeziren.~~Fig. 4. Der Erlen-Spinner. (Phalaena Geometra alniaria.)~~Die Raupen (b) der Familie, zu welcher dieser Spanner gehört, haben vollkommen die Gestalt dürrer Baumästchen, besonders wenn die Raupe im Ruhestande aufgerichtet auf ihrem Hintertheile sitzt. Da sie nur ganz vorn und ganz hinten einige Paar Füsse, in der Mitte des Leibes aber keine hat; so kriecht sie nicht mit allen Theilen des Leibes fortschieben vorwärts, sondern spannweise, indem sie Bogen bildet, daher der Name Spanner, (Geometra). Sie frisst am liebsten Erlen-Blätter, verachtet aber auch die Blätter noch anderer Bäume nicht. Der Schmetterling (a) gefällt mehr wegen der hinterhalb zierlich ausgeschnittenen Flügel, als wegen simpeln Farbe derselben. Die Verpuppung der Raupe erfolgt an Bäumen, wo sie zwischen Blättern ein Gehäuse aus langen Fäden spinnt, innerhalb welchen sie ihre letzte Raupenhaut ablegt, und als grünlich weisse Puppe (c) erscheint.~~
Ad99998 06 056aAd99998 06 056a.jpgI. Der Gross-Glockner.~~Der Gross-Glockner, den wir hier abgebildet sehen, und der von seiner glockenähnlichen Figur den Namen hat, ragt 12,000 Fuss über die Meeresfläche empor, und ist der höchste unter den Bergen von Salzburg, wo er an der Glänze von Kärnthen und Tyrol liegt. - Erst in den neuern Zeiten wurde seine höchste Spitze bestiegen; dieses unternahm zum Besten der Naturkunde der Bischof von Gurk, ein Prinz von Salm-Reiferscheid, mit mehreren ausgezeichneten Gelehrten. Zur Bequemlichkeit späterer Reisenden liess der würdige Bischof mehrere Häuser als Obdach bauen. - Das erste und grösste hier abgebildete, heisst die Salmshöhe. Von hier muss die Reise zu Fuss über Felsenklüfte und Schneefelder fortgesetzt werden, und ist oft sehr gefährlich. Bis zum Gipfel des Glockners, der wieder in zwei Spitzen getheilt ist, rechnet man 6 Stunden. Auf dem höchsten Gipfel, wo nur 6 bis 8 Menschen Platz haben, steht jetzt ein 12 Fuss hohes eisernes Kreuz. Hier hat man bei heiterm Wetter die entzückendste Aussicht über die Alpen von Kärnthen und Steyermark; weiter hin überblickt man Tyrol, mit den Flüssen Inn und Drau. - Eine treffliche Beschreibung der Reise auf den Glockner hat uns Hr. Professor Schultes in Inspruck gegeben.~~II. Der Schneeberg.~~Der Schneeberg, dessen Gipfel und nördliche Seite, wie sein Name sagt, das ganze Jahr mit Schnee bedeckt ist, liegt 9 Meilen von Wien in Unter-Oesterreich an der Gränze von Steyermark. Obgleich nicht so hoch als der vorige, beträgt seine Höhe doch 6600 Fuss über der Meeresfläche; also ist er 1/3 höher als die berühmte Schneekoppe in Schlesien. Der Weg dahin führt durch mannichfaltig interessante Gegenden, und der Gipfel ist ohne Gefahr zu besteigen. Von hier überblickt man eine reizende Landschaft bis nach Wien hin. Bei heiterm Wetter erscheint selbst in weiter Ferne als ein feines Silberband der Haven von Triest.~~
Ad99998 06 057aAd99998 06 057a.jpgDie in Europäischen Treibhäusern anzutreffenden Fackeldisteln sind einzig in den wärmern Ländern des südlichen Amerikanischen Erdtheils und der zwischen den Wendekreisen Amerika zunächst liegenden Inseln als ursprünglich einheimisch anzutreffen. Es sind sämmtlich saftreiche fleischige Gewächse, die mehr aus der Luft, als aus dem Boden Fruchtbarkeit und Nahrung an sich ziehen, und deshalb in den heissesten Erdstrichen auf dem trockensten Sand- oder Steinboden gedeihen. Die meisten dieser Pflanzen haben keine eigentlichen Blätter, sondern bestehen blos aus Stämmen und Aesten, die bei den verschiedenen Arten eine verschiedene, doch jedes Mal durchaus gleichförmige Gestalt haben, und theils aus lauter blattförmigen, bald aus mancherlei kuglichen, bald aus walzenförmigen, bald aus viel oder wenig kantigen länglichen, mit Stachelbüscheln besetzten, Gliedern bestehen. Desto mehr stechen bei einer solchen Einförmigkeit der Stämme und Aeste die schöngebauten und schönfarbigen Blumen ab, welche meistens erst nach Sonnenuntergang nur ein Mal aufblühen, um nach wenig Stunden schon wieder für immer sich schliessen. Die Früchte dieser Pflanzen gleichen den Feigen, sind geniessbar, und haben einen angenehmen säuerlichen Geschmack. Wir sehen auf gegenwärtiger Tafel abgebildet:~~die Melonenförmige Fackeldistel. (Cactus Melocactus.)~~Die Glieder des Stammes sind von der Grösse eines Menschenkopfes, und haben eine melonenähnliche Gestalt, welche ringsum von oben nieder ausgefurcht ist, so dass viele, meistens 14 hohe Ribben oder Kanten hervortreten, welche auf ihren Rücken mit Stachelbüscheln bewaffnet sind. Wenn die Pflanze Anstalt macht, Blüten oder Früchte hervorzubringen, so treibt sie oberhalb einen walzenförmigen hohen, und dicken behaarten und bestachelten Schaft hervor; und aus diesem treten ringsum, am häufigsten aber am Scheitel, mehrere Anfangs rosenrothe, zuletzt cochenillroth werdende Blumen hervor, davon jede auf einem Fruchtknoten oberhalb ringsum aufsitzt, welcher sich nachher zu einer feigenförmigen dunkelcochenillrothen fleischigen Frucht entwickelt, auf welcher die verwelkte Blume oberhalb aufsitzend sich erhält.~~
Ad99998 06 058aAd99998 06 058a.jpgDas südafrikanische Kaffervolk, die Beetschuanaerr (auch Buschwanaer) genannt, dessen Wohnungen und Lebensweise wir bereits (im CX Hefte dieses Bandes) kennen gelernt haben, ist auf beiliegender Tafel nun noch characteristischer nach seiner Leibesfarbe und Gestalt abgebildet.- Wir sehen auf derselben einen jungen Mann und ein junges Weib. Der Mann hat seinen Kopf mit Federn geschmückt, trägt dreieckigte Ohrengehänge, und seine Blösse mit einem kurzen Mantel von Thierfellen und mit einem Schürzchen bedeckt; am Arme hängt ihm eine Art Körbchen oder vielmehr Säckchen, und in den Händen hält er Hassagajen, oder Wurfspiesse, die gewöhnlichsten Waffen dieser kriegerischen Halbwilden, die nicht selten in blutige Streitigkeiten mit ihren Nachbarn verwickelt sind.~~Das junge Weib, das hier sitzt, und mit welchem der junge Mann sich unterhält, hat ihren Unterleib anständig mit Schürzen von Leder bedeckt, die eine Art von Unterröckchen bilden. Mehrere Weiber tragen auch kurze Mäntel. Die hier abgebildete Frau raucht Tabak, dessen Rauch sie aus einem hohlen, mit Wasser gefülltem Horne, in das oben eine hölzerne Pfeifenröhre mit dem Kopfe eingefügt ist, ganz behaglich einschlürft. Neben ihr liegt ihre Holzaxt; denn das Holzfällen ist hier eine Hauptbeschäftigung der Weiber. Dabei sehen wir ein Paar Kochgeschirre auf der Erde stehen.~~
Ad99998 06 059aAd99998 06 059a.jpgUnter die merkwürdigsten und prachtvollsten Ueberbleibsel Alt-Römischer Baukunst gehören auch die zum Theile noch vorhandenen Amphitheater, und von denen, welche jetzt in Rom noch mehr oder weniger verstümmelt, zu sehen sind, ist das auf beiliegender Tafel abgebildete, von dem Römischen Kaiser Flavius Vespasiaunus, zwei Jahre nach der Zerstörung von Jerusalem erbaute, das schönste und grösste, von welchem sich auch noch ein beträchtlicher Theil bis auf unsere Zeiten erhalten hat. Denn was jetzt daran mangelhaft ist, wurde nicht durch die Zeit, sondern durch Menschen verstümmelt, und davon geraubt.~~Es ist ein ungeheures Gebäude, von welchem wir unter Fig. I. auf unserer Tafel noch eine der am besten erhaltenen Seiten sehen, vier Stockwerke hoch, jedes mit einer Säulenreihe geziert.~~Es ist, wie der Grundriss Fig. I zeigt, ein Oval. In dessen Mitte befindet sich der freie Kampfplatz, die Arena (a), wo Menschen mit Menschen oder auch mit wilden Thieren zur Belustigung der vielen Tausend Zuschauer, die in dem massiv steinernen Gebäude umher Raum fanden, kämpfen mussten. Um diesen Kampfplatz läuft unten eine Galerie mit Stufen (b) umher, unter welchen sich die Gewölbe befinden, worin man die wilden Thiere aufbewahrte. Vier Haupteingänge (e) führten in das Gebäude, und auf den Kampfplatz; durch vier andere (c) gelangte man in die oberen, und durch eben so viele (d) in die untern Stockwerke.~~
Ad99998 06 060aAd99998 06 060a.jpgDie weit umher kriechenden Glieder des Stammes und der Aeste dieser, wegen ihrer prächtigen Blume merkwürdigen Pflanze, erreichen eine Länge von drei bis zu sechs Fuss, bei höchstens zwei Zoll Dicke. Sie sind walzenförmig, laufen jedoch an jedem Ende etwas dünne zu, und zeigen gewöhnlich sechs erhabene und mit gelblichen Stachelbüscheln bewaffnete Ribben. Die innere Masse ist fleischig und saftig. Aus mehreren dieser Stachelbüschel kommen jährlich im Frühjahre an den Seiten der Aeste einzelne, mit Schuppen und weissen Haarbüscheln besetzte Fruchtknoten hervor. Diese bilden sich zu oberst in einen wohl sechs Zoll langen, äusserlich ebenfalls beschuppten und behaarten Kelch aus; und aus diesem hervor bildet sich endlich eine prächtige Blume, welche zu Ende Juni oder Anfangs Juli Abends nach Sonnen-Untergang nur ein einziges Mal völlig aufblüht, und vor Sonnen-Aufgang schon wieder geschlossen und verwelkt ist. - Die Abbildung zeigt die Gestalt und Farbe dieser herrlichen, süssen aromatischen Wohlgeruch ausduftenden, Blume; die aber in der Natur bei kräftigen Pflanzen mitunter noch grösser ausfällt. Der Fruchtknoten reift binnen Jahresfrist, zu einer ansehnlichen birnförmigen, saftigen, angenehm säuerlich schmeckenden Frucht: welche ringsum mit beschuppten kleinen rothen, ins Orange spielenden Höckern besetzt ist. Man trifft diese Pflanze in grossen Treibhäusern an; ursprünglich stammt solche aber aus Süd-Amerika, Jamaika und St. Domingo.~~
Ad99998 06 061aAd99998 06 061a.jpgDie Hinduer, Bewohner des mittlern Asiens, sind durch ihre Sitten und Gebräuche, durch das hohe Alterthum ihrer Religion, aus welcher nach und nach alle übrigen Religions-Meinungen der verschiedenen Länder sich gebildet haben, ein höchst merkwürdiges Volk. Das höchste Wesen stellen sie gestaltlos und symbolisch bloss durch eine Kugel dar. - Dieses höchste Wesen hat nach ihrer Meinung drei Ober-Götter geschaffen, den Brama, Wischnu und Schiwen.- Wischnu ist der Erhalter, Schiwen der Zerstörer des Erhaltenen, und ihnen bauen die Hinduer Tempel oder Pagoden, wie wir bereits in diesem VI. Bande No. 19 und auf gegenwärtiger Tafel abgebildet sehen. Ueber dem Hauptthore dieser Pagode erhebt sich ein pyramidenförmiger Thurm von mehreren Stockwerken. Jedes Stockwerk hat ein grosses Fenster, an festlichen Tagen des Nachts durch Lampen erleuchtet. Vor der Pagode sieht man einen grossen Teich zum Baden, denn die Hinduer baden sich jeden Tag, und betrachten dieses selbst als religiöse Handlung. Am jenseitigen Ufer des Teiches sehen wir ein offnes, auf Säulen ruhendes Gebäude, Schultri genannt, welches eine Herberge, ein Obdach für Fremde ist, wo man unentgeldlich übernachten kann. Solche Schultris findet man in Ostindien sehr häufig.. - Die bequemste Art in diesem Lande zu reisen, ist im Palanquin, oder in einem Tragsessel, der mit einem Tuch überspannt von vier gemietheten Hinduern getragen wird.~~
Ad99998 06 062aAd99998 06 062a.jpgDie hierher gehörige Kupfertafel stellt uns zweierlei Arten der beliebtesten Russischen Volksbelustigungen dar, nämlich:~~Fig. 1. Die Eisberge,~~welches etwa 18 Ellen hohe hölzerne Gerüste sind (1), deren eine Seite eine hölzerne Abdachung hat, die mit Eisstücken bedeckt, mit Wasser begossen wird, und worauf dann die Liebhaber, deren Zahl immer gross ist, entweder auf kleinen Schlittchen sitzend, oder auf Schrittschuhen stehend, mit solcher Gewalt hinabrutschen, dass sie noch auf der unten angebrachten Eisbahn fortglitschen. Solche künstliche Eisberge werden zu St. Petersburg alle Jahr in der Fastnachtswoche, auf, oder an der Newa, (wir sehen hier gegenüber die Akademie der Wissenschaften (3) nebst einem andern Pallast (4)) errichtet, und stark besucht, wobei es nicht an Zuschauern fehlt. Auch sind hier Leute vorhanden, die Erfrischungen verkaufen, wie z. B. eine Art Meth, ein warmes Getränke aus Zucker oder Honig und Pfeffer bereitet, das man mit oder ohne Milch trinkt, (2) und russische Pfefferkuchen.~~Fig. 2. Russische Schaukeln,~~von zwei verschiedenen Arten. Die eine (1) ist einem Karoussel- oder Ringelrennen ähnlich, nur dass sie statt horizontal, perpendiculär ist. Die Schaukelliebhaber sitzen in Sesseln, die an einer Achse befestigt sind, welche vermittelst eines Rades, oder bloss mit den Händen umgetrieben werden. - Die andere Art (2) ist eine Schwing-Schaukel für 8 sitzende Personen, die von 2 Stehenden in Schwung gebracht werden. Solche Schaukeln werden in der Osterwoche auf öffentlichen Plätzen errichtet; die, welche wir hier sehen, stehen auf dem Platze vor dem steinernen Theater zu St. Petersburg, wo auch Branntweinzelte (3) aufgeschlagen, und Polizeisoldaten postirt sind, um Unordnung zu verhüten, oder sie vermittelst der hier sichtbaren Feuerspritze zu stillen.~~
Ad99998 06 063aAd99998 06 063a.jpgZu den in neuerer Zeit entdeckten Thieren gehört auch das Crocodil von St. Domingo, welches zuerst durch den französischen General Leclerc näher bekannt wurde, welcher zwei Exemplare davon nach Frankreich an dortige Naturforscher sendete. Bisher glaubte man, Amerika besässe nur eine Art des Crocodils, den Caiman, welchen wir im IV. Bd. No. 14. d. Bildb. abgebildet sahen. Doch das in St. Domingo entdeckte und hier abgebildete stellt eine neue zweite, ganz verschiedene Art auf, so dass wir jetzt zwei amerikanische Crocodile kennen, nämlich den Caiman und das Crocodil von St. Domingo. - Letzterer ist vom Caiman in Hinsicht der Grösse und durch andere Eigenschaften ganz verschieden, und kömmt mehr mit dem grossen Nil-Crocodil überein, so dass man es zuerst mit diesem für eine und dieselbe Art hielt. Doch nähere Untersuchungen haben den Unterschied hinlänglich dargethan.~~Bei Fig. II. sehen wir den Schädel eine (sic) Nil-Crocodils mit aufgerissenem Rachen, um die grossen mörderischen Zähne dieses fürchterlichen Thieres noch deutlicher zu sehen.~~
Ad99998 06 064aAd99998 06 064a.jpgWir haben schon mehrere schöne Arten der Fackeldistel kennen lernen, welche im südlichen Amerika einheimisch sind. Auf gegenwärtiger Tafel sehen wir die brustförmige Fackeldistel (Cactus mammillaris), eine sehr artige Pflanze, in ihrer natürlichen Grösse abgebildet. Sie zeigt auf ihrer Oberfläche eine Menge längliche Halbkugeln, mit gelblichen Blüten. Die rothe birnförmige Frucht hat inwendig ein gelbliches Fleisch. Sie ist von angenehm süssichem Geschmack, und wird von den Indianern gegessen.~~Diese Fackeldistel blüht im Sommer und trägt den folgenden Frühling reife Saamenkörner. Ihr Vaterland sind die Inseln von Süd-Amerika, wo sie in den Spalten der Felsen wächst. Doch seit langer Zeit findet sie sich auch in den botanischen Gärten von Europa, wo man sie aber das ganze Jahr im Treibhause halten muss. Man vermehrt sie entweder durch Saamenkörner, oder durch den oberen abgeschnittenen Theil der Pflanze.~~
Ad99998 06 065aAd99998 06 065a.jpgVor wenig Jahren entdeckte ein wissenschaftlich gebildeter Gutsbesitzer in Frankreich, Namens Lavalette, bei dem Aufräumen einer Quelle in seinem Garten, nur fünf Fuss tief unter der Erdoberfläche, ein zwei Fuss grosses, oberes Ende eines Elephanten-Waffen-Zahns, ringsum von Tuffstein umgeben. Einen Theil davon sehen wir hier abgebildet. Das Elfenbein war bis auf die äussere Kruste noch vollkommen brauchbar.~~Es gehört zu den grössten Merkwürdigkeiten der frühern Geschichte unsers Erdkörpers, dass nicht bloss in Teutschland, sondern fast in allen Theilen von Europa und Asien bis nach Sibirien hinauf, Elephanten-Gerippe und Zähne, nie sehr tief unter der Erdoberfläche ausgegraben werden, die, noch ehe Menschen existirten, unsern Erdkörper schon bevölkerten. Es ist jetzt durch die Kunde der vergleichenden Anatomie erwiesen, dass diese ausgegrabenen Gerippe weder zum afrikanischen noch asiatischen Elephanten, den beiden einzigen noch lebenden Arten dieses Thiers gehören; sondern diese Knochen-Ueberreste rühren von dem Elephanten der Vorwelt her, wovon man bis jetzt keine lebende Spur mehr gefunden hat.~~Die weitere Ausführung dieser interessanten Materie findet man in dem Commentar zu vorliegender Nummer.~~
Ad99998 06 066aAd99998 06 066a.jpgDiese merkwürdige Höhle befindet sich auf Anti-Paros, einer kleinen, meistens unbedeutenden Insel im griechischen Archipelagus. - In ältern Zeiten war diese Grotte nicht bekannt, und in spätern Zeiten wurde sie zuerst vom Herrn von Nointel, französischem Gesandten in Constantinopel, im Jahre 1673 besucht, welcher mit einem ansehnlichen Gefolge die Weihnachtsfeiertage in dieser Höhle zubrachte.~~Fig. 1. Der Eingang der Höhle.~~Der obere Eingang der Höhle bildet ein Felsengewölbe, wo links eine Oeffnung hinabführt, zu der man gelangt, indem sich die Besuchenden mittelst eines, um natürlichen Felsenpfeiler gewundenen, Strickes herablassen. Brennende Fackeln sind wegen der Dunkelheit höchst nöthig.~~Fig. 2. Innere Ansicht der Höhle.~~Die Besuchenden gelangen nun, nachdem sie von oben den ersten Abgrund hinunter sind, auf mehrere Abhänge, die zum Theil wegen der rechts liegenden tiefen Klüfte nicht ohne Gefahr sind. Noch mehrmals müssen die Reisenden an Stricken beträchtliche Felsenwände herabgelassen werden; - doch nach überstandenen Gefahren belohnt die Muthigen auch ein desto prächtigerer Anblick. Man gelangt nämlich zuletzt in den Fig. II. abgebildeten Felsensaal. Hier sieht man deutlich, dass die ganze Grotte durch Tropfstein gebildet wurde. - Die prächtigsten Stalaktiten-Zapfen hängen vom Gewölbe der Höhle herab, und steigen vom Boden empor. Eine mächtige Tropfsteinmasse bildet in der Mitte eine Erhöhung. Hier war es, wo Hr. v. Nointel am Christfeste 1673 eine Messe lesen liess; weswegen diese Stelle seitdem der Altar heisst.~~
Ad99998 06 067aAd99998 06 067a.jpgWie gross und bewunderungswürdig erscheint nicht die Weisheit des Schöpfers auch bei der geringsten Pflanze, wenn wir sie durch Hülfe des Mikroskops vergrössert erblicken! - Der einfache Querdurchschnitt (A.) unserer gemeinen Ackerdistel (Carduus acanthoides) zeigt vergrössert bei B. die künstlichste Zusammensetzung seiner Bildung. Das innere Mark besteht aus einem Gewebe zarter sechseckiger Zellen, durch welche die Nahrungssäfte in die Höhe steigen, und sich verteilen. In der Mitte geht eine große Oeffnung durch den ganzen Stängel, welche mit dem Alter zunimmt, wo das Mark durch Austrocknung sich immer mehr zurückzieht. Das zellige Mark umgiebt wie ein Ring der eigentliche Pflanzenstängel, der auf seinem Durchschnitte viele runde, größere und kleinere Oeffnungen zur Circulation der Säfte zeigt. Ausserhalb sehen wir wie Trotteln die vergrösserten Haare des äußern Distelstiels herabhängen, welche gleichfalls die Feuchtigkeiten von aussen an sich ziehen, und so die Pflanze nähren helfen.~~
Ad99998 06 068aAd99998 06 068a.jpgZu den schönsten Ueberresten alter römischer Baukunst gehört die noch jetzt zu Rom stehende herrliche Denk-Säule, welche Kaiser Hadrian im Namen des römischen Volks zu Ehren seines grossen Vorgängers, des Kaisers Trajan, auf dem von letzterem erbaueten prächtigen Marktplatze oder Forum, errichten liess. Diese, von dem berühmten Baumeister Apollodorus errichtete Säule ist ohne das Piedestal (zu 17 Fuss) 118 Fuss hoch, und aus 34 grossen Marmorblöcken zusammengesetzt. Sie ist inwendig hohl, und auf 185 marmornen Stufen gelangt man auf die oberste Platte des Säulenkopfs, von wo man über einen Theil von Rom eine entzückende Aussicht hat. Die Aussenseite der Säule zieren die vortrefflichsten halberhobenen Bildhauerarbeiten, welche spiralförmig um das Ganze laufen. Diese beziehen sich auf die Thaten Trajans, vorzüglich auf die Besiegung der Dacier, welches alles in mehr als 1500 ganzen und halben Figuren ausgedrückt ist. - Ursprünglich stand auf dieser Säule die bronzene Statue Trajans, welche in der folgenden Zeit zerstört wurde. Deswegen liess der Papst Sixtus V. im Jahre 1589 die colossale Statue Apostels Petrus darauf errichten, welche noch steht, so wie wir das Ganze hier abgebildet sehen.~~
Ad99998 06 069aAd99998 06 069a.jpgZwischen einer dünnschiefrigen Steinart bei dem Schlosse Rauche-sauve unweit dem Marktflecken Chaumerac im Departement de l'Ardéche in Frankreich, findet man beim Nachgraben und Auseinanderbrechen der dünnen Steinschichten eine Menge halbverkohlter, halbversteinerter Blattformen. Noch vorhandene grünende Originale dieser Blätter finden sich in der dortigen Gegend gar nicht, und einige wenige ausgenommen, überhaupt nicht mehr auf der Erde. Diese gegenwärtig versteinerten Blätter stammen mithin von Pflanzen her, welche ehemals vor Jahrtausenden während der Entstehung jener Steinschichten in jener Gegend wuchsen, nunmehr aber weder in jener Gegend, noch kaum anderwärts auf dem Erdboden unter den belebten Pflanzen noch angetroffen werden.~~
Ad99998 06 070aAd99998 06 070a.jpgUnsere jungen Leser haben schon oft von den unglücklichen Negern in Afrika gehört, welche das Vorurtheil der Europäer auf die unterste Stufe der Cultur fast den Thieren gleich stellt, und sie als Sclaven auf das unmenschlichste behandelt. Doch diese verachteten schwarzen Menschen von Afrika haben auch höhere Geistes-Anlagen, wie wir aus der vorliegenden Kupfertafel sehen. Im Vordergrunde sitzt unter einem Pisang-baume eine junge Negerin, welche über das bei ihnen sehr beliebte Spiel Uri nachdenkt. Dieses Spiel besteht aus einem in viele Fächer getheilten Kasten, wo zwei Spielerinnen jede mit 21 Kugeln wechselsweise und nach gewissen Regeln die Fächer besetzen. Welche zuerst alle 21 Steine anbringt, hat gewonnen. - Dieses Spiel soll schwieriger als unser bekanntes Damen-Spiel seyn, und von früher Jugend an sieht man in Afrika junge Negerinnen einsam sitzen, und durch Nachdenken sich in diesem Spiele üben.~~Im Hintergrunde sehen wir einen Beweis der körperlichen Geschicklichkeit der Negern, nämlich die Art, wie die Negersclaven den durch Einschnitte in die Palmen in Flaschen geronnenen Saft oder Palmen-Wein herabholen. Der Negersclave schlingt einen Kreis von Baumrinde um sich und die Palme, und indem er diesen reif über die Schösslinge des Baums fortschiebt, so klettert er durch das Anstemmen der Füsse hinauf und herab.~~
Ad99998 06 071aAd99998 06 071a.jpgZu den merkwürdigsten Besitzungen der Holländer in Indien gehört die Insel Java, und die auf derselben liegende Stadt Batavia, der Hauptort jener weitläufigen und reichen Besitzungen. Diese Stadt wurde in den Jahren 1618 bis 1631 von den Holländern, nachdem sie die Portugiesen vertrieben hatten, erbauet, zwar auf einem morastigen ungesunden Grunde, aber wegen des daran liegenden Havens und Bai zum Handel vortrefflich gelegen. Sie ist auf europäische Art gebaut, hat 20 regelmässige Strassen und zählt jetzt 5270 Häuser und 115,960 Bewohner, die aus Europäern, eingebornen Japanern, Malayen, Sinesen und Sclaven bestehen. Zur Bequemlichkeit des Handels laufen durch die breiten schönen Strassen Canäle, an welchen hin Baumreihen den Fussgängern Schatten gewähren. In der hier abgebildeten Strasse steht die holländisch-reformirte Hauptkirche, ein schönes achteckiges Gebäude mit einer Kuppel. - Batavia ist der Sitz des holländischen General-Gouverneurs und Rathes über die den Holländern gehörigen Besitzungen in Indien.~~
Ad99998 06 072aAd99998 06 072a.jpgDie Riesenmässige Fourcroya. (Fourcroya gigantea.)~~Dieses wegen ihres herrlichen Blütenstängels merkwürdige Pflanze ist eigentlich auf den Inseln Curassao und St. Domingo einheimisch, aber von da seit beinahe hundert Jahren in die europäischen Gewächshäuser verpflanzt worden, wo sie aber erst zwei Mal geblüht hat, ein Mal zu Schönbrunn bei Wien, das zweite Mal 1793 zu Paris. - Da man in neuern Zeiten in Frankreich gefunden hat, dass sie ein eigenes Pflanzen-Geschlecht bildet, so hat man ihr den Namen des berühmten Chemikers, des Staatsrats Fourcroy, gegeben.~~Dieses Gewächs sehen wir hier unterhalb der Blätterkrone abgeschnitten. Der Stamm wird 2 Fuss hoch, und ist 2 Fuss dick; die dicken steifen Blätter sind 5 Fuss lang. Aus der Mitte des Stammes schiesst der 20 bis 30 Fuss hohe prächtige Blütenstängel empor, welcher glatt und hellgrün ist. An ihm sitzen die glockenförmig gebauten und herabwärts hängenden Blüten, wie wir einige bei (A) in ihrer natürlichen Grösse abgebildet sehen. So herrlich dieser riesenhafte Blütenstängel auch für das Auge ist, so ist doch der Geruch nichts weniger als angenehm.~~
Ad99998 06 073aAd99998 06 073a.jpgDie Aloe von Soccotora. (Aloe Soccotrina.)~~Auf der, an der Ostküste von Afrika, östlich von der Meerenge Babelmandeb liegenden Insel Soccotora findet sich die hier abgebildete Aloe, welche, so wie die gemeine Aloe (Bilderbuch Bd. III. No. 24.), wegen ihrer Arzneikräfte bekannt ist. Von der Wurzel erhebt sich der anderthalb Fuss hohe Stamm, auf dessen oberstem Ende die dicken Blätter sitzen, welche gezahnt sind und sich in eine Dornspitze endigen. Der ein bis anderthalb Fuss lange Blumenschaft treibt aus der Mitte dieser Blätter hervor, und trägt eine Blumenkrone von rothen Blüten, welche theils horizontal stehen, theils abwärts hängen. Die aus den Blüten entstehenden Saamenkapseln enthalten Saamen, der aber ausser dem Vaterlande dieser Aloe nicht reift; deswegen wird sie in den europäischen Gewächshäusern durch Sprossen vermehrt.~~Durch Einschnitte in die Blätter dieser Pflanze erhält man einen Saft von dunkelgelbrother Farbe, welcher sich zu einem Harz verdichtet, und als Arzneimittel, sonst aber häufiger, als jetzt, gebraucht wurde.~~
Ad99998 06 074aAd99998 06 074a.jpgWir haben im Ersten Bande Taf. 62. unseres Bilderbuchs bereits die Polypen kennen gelernt. Es sind Geschöpfe, die auf der untersten Stufe des Thierreichs stehen, und ihrer pflanzenähnlichen Gestalt wegen, zu den Zoophyten oder Pflanzenthieren gerechnet werden. - Auf dieser Tafel lernen wir vergrössert die becherförrmigen oder Blumen-Polypen kennen. - Der becherförmige Hauptkörper (Fig. 8 vielmals vergrössert,) hat oben eine Erhöhung (n.), welche der Schlund ist, zu dem der Polyp, mittelst der Fressspitzen (o.o.), seine Nahrung, welche in Würmern und kleinen Thierchen besteht, bringt. Der Körper sitzt an einem langen Stiele (Fig. 8. p. 9.), den der Polyp entweder ausstreckt, um sich an andere Gegenstände anzusetzen, oder schlangenförmig zusammenzieht (Fig. 9.), wenn er damit schwimmen will. - Diese hier beschriebene Polypen-Art ist, mit blossen Augen angesehen, so klein, dass sie um den fremden Körper, woran sie haufenweise sitzen, nur wie Punkte erscheinen (Fig. I. 4. 6.); durch das Mikroskop bemerken wir aber, dass es gestaltete Körper sind, die fast wie Mohnköpfe aussehend, mannichfaltige Gruppen bilden. Bei Fig. 2. und 3. sitzen sie an einer Wasserlinse (a. b. Lemna) fest, und zwar dient bei Fig. 3. der lange Stiel eines ältern Polypen als Vereinigungspunkt. In Fig. 5. schliessen sich unsere Körperchen an den todten Körper eines gelben Arm-Polypen (d.d.d.) an. - Auf die zierlichste Weise umgeben sie bei Fig. 7. eine kleine Schnecke, wo wir bei i.i. die gewundenen, und bei h.h. die geradausstehenden Stiele gleichfalls genau bemerken können.~~
Ad99998 06 075aAd99998 06 075a.jpgDie gehörnte Kröte. (Rana cornuta.)~~Bisher hatten wir von diesem sonderbaren Thiere nur höchst unvollkommene Abbildungen, die nach verbleichten, in Weingeist aufbewahrten Exemplaren gefertigt worden waren, (S. Bilderbuch Th. III. No. 39.) Doch durch die neueste Russische Entdeckungsreise, erhielt man von dem berühmten teutschen Naturforscher, Herrn Hofrath Tilesius die erste genaue, nach dem Leben entworfene Abbildung der gehörnten Kröte, wie wir sie hier sehen. Sie finden sich in mehreren Theilen von Südamerika, unter andern auch in Brasilien und auf der Insel S. Catharina, jedoch nicht sehr häufig. Obgleich der plumpe Körper und das breite grosse Maul, womit sie Insekten fängt, ihr ein hässliches Ansehen geben, so ist dennoch das Farbenspiel der Haut sehr schön. Auf dem gelblich braunen, mit spitzigen Warzen bedeckten Körper sitzen violblaue, weiss geränderte Zeichnungen; am Vorder- und Hinterkopfe, so wie an den Hinterfüssen bemerkt man glatte Stellen vom schönsten Grün. Ueber den Augen erheben sich die rothgelben kegelförmigen Augenlieder, welche flüchtig angesehen mit kleinen Hörnern verglichen wurden, und wovon diese Kröte ihren Namen erhielt. Merkwürdig ist auch ihre Grösse, denn bei A ist sie um die Hälfte verkleinert abgebildet. B zeigt uns den Kopf in natürlicher Grösse. Herr Tilesius fand, dass das Gewicht der gehörnten Kröte 4 Pfund beträgt; von den Brasilianern wird sie Aran-Tango, oder die offene Tonne genannt.~~
Ad99998 06 076aAd99998 06 076a.jpgFig. 1. Ein Moraitischer Schäfer.~~Wir sehen hier einen von den nomadischen Schäfern auf der griechischen Halbinsel Morea, der bei seiner Heerde auf einer Hirtenpfeife blässt. Es ist ein Gebirgshirte in seinem einfachen Gewande von Schaffellen, mit der rothen Mütze auf dem Kopfe und den Sandalen an den Füssen. In der Tiefe erblicken wir die Schafherde im Pferche mit den hohen Gerüsten, die den Hirten im Sommer zur Wohnung dienen. Im Winter, oder auch sonst in kühlen Nächten ziehen sich diese Hirten mit ihren. Heerden in Berghöhlen zurück, wo auch die gewöhnliche Wohnung ihrer Familie ist. Die Lebensart dieser Hirten ist sehr einfach, ja wirklich armselig; doch sind sie dabei unabhängig.~~Fig. 2. Der Neugriechische Bänkelsänger.~~Hier stellt uns die Kupfertafel einen neugriechischen Bänkelsänger dar, der in seinem gewöhnlichen Kostüm, bei einem Springbrunnen von türkischer Bauart in einem Lustwäldchen, einigen Moraiten von verschiedenen Ständen, und folglich auch von verschiedener Kleidungsart - wir erblicken auch einen Hirten darunter - unter Begleitung seines Instruments, das einer langhalsigen Mandoline ähnlich ist, mancherlei Arien vorsingt. Diese Bänkelsänger ziehen im Lande umher, und sind zugleich Dichter, Sänger, Musiker und Mährchenerzähler zur Belustigung des Publikums.~~
Ad99998 06 077aAd99998 06 077a.jpgEs ist Sitte in Russland, dass bei feierlichen Gelegenheiten, z.B. bei Friedensschlüssen, Krönungen, Vermählungen, der kaiserliche Hof dem Volke von Petersburg ein Fest giebt. Ein solches hatte auch bei dem Friedensschlusse mit Schweden im Jahre 1790 Statt, welches wir hier abgebildet sehen. Vor dem kaiserlichen Winter-Palais waren, in Form von Pyramiden, zwei 20 Ellen hohe Gerüste (Fig. 1) erbauet, deren ringsherumlaufende Stufen mit Speisen und Backwerk aller Art besetzt waren. Oben auf jeder stand ein ganzer gebratener Ochse, wovon der eine vergoldete, der andere versilberte Hörner hatte. Die ganzen Pyramiden waren mit rosafarbigem Taft überzogen, und nur die Hörner, auf deren Erlangung Preise gesetzt waren, schaueten hervor. Auf ein, durch einen Kanonenschuss gegebenes Zeichen strömte das Volk herzu; stückweise eroberte man den Taft, die Speisen flogen nach allen Seiten zu, und eine Schaar muthiger Ruderknechte erbeutete die goldenen Hörner, und dadurch einen Preis von 100 Rubeln. - Als die Pyramiden geleert waren, fiengen nicht weit davon Fontainen von rothem und weissem Wein an zu springen. (Fig. 2.) In grossen Haufen strömte nun das Volk dahin und in Hüten wurde das köstliche Getränke aufgefangen, und den Nachbarn weiter gereicht. Einige gemeine Russen kletterten sogar auf den Springbrunnen selbst, um den ganzen Weinstrahl aufzufangen; doch eine wohl angebrachte Spritze kühlte den zu kühnen Trinker ab, und wies ihn in seine Schranken zurück.~~
Ad99998 06 078aAd99998 06 078a.jpgNeun Stunden nordwestlich von Barcellona liegt in der spanischen Provinz Catalonien der merkwürdige Montserrat (d.h. der Zackenberg, oder gesägte Berg) deswegen so genannt, weil er aus lauter neben einander stehenden Felsenspitzen und Klüften besteht, zwischen denen sich kleine Ebenen befinden. Berühmt ist dieser Berg auch als Wallfahrtsort; denn auf ihm vertheilt liegt ein Benedictiner-Kloster und zwölf einzelne Einsiedeleien, die zum Theil sehr romantisch zwischen einzelnen Felsenklüften gebauet sind. In allem leben auf dem Montserrat vertheilt gegen drittehalb hundert Menschen, theils Mönche, theils Laienbrüder und Aufwärter. Das grosse reiche Benedictiner-Kloster, in dessen Kirche sich auch ein wunderthätiges Bild der Mutter Gottes befindet, liegt, wie wir hier sehen, auf der der mittlern grossen Ebene des Bergs, in einer Vertiefung, hinter der sich schroffe Felsen erheben. Zwischen diesen gelangt man auf Fusspfaden zu den, auf höhern Felsenspitzen zerstreut liegenden, dreizehn Einsiedeleien. Jede besteht aus einigen Zimmern, einer kleinen Kapelle und Garten.- Die hier wohnenden Einsiedler sind keine Geistlichen, sondern Laienbrüder, welche der Welt entsagt haben, und hier entfernt von dem Geräusche der Welt, einen strengen einsamen Lebenswandel führen. Nur an gewissen festlichen Tagen des Jahres kommen sie in das Benedictiner-Kloster herab.~~
Ad99998 06 079aAd99998 06 079a.jpgIn verschiedenen Gegenden von Italien und Griechenland findet man noch heutigen Tages Ueberbleibsel von altem Mauerwerke, dessen sonderbare Bauart anzeigt, dass es aus dem höchsten Alterthume herstamme. Denn seit undenklichen Zeiten baut man nicht mehr auf diese Art. Es sind nämlich Mauerwerke von ungeheueren Felsenstücken, die nicht nach heutiger Art viereckig behauen, sondern so vieleckig als sie aus dem Bruche kamen, künstlich, doch ohne Kitt oder Mörtel zusammengefügt und auf einander geschichtet sind. Da diese Arbeiten schon in den urältesten Zeiten, wo die Menschen noch sehr wenig mit den mechanischen Künsten bekannt waren, zu Stande gebracht worden sind, und doch einen ungeheuern Aufwand von Kraft erfordert haben müssen, so gerieth man auf den Gedanken, sie gewaltigen Riesen der Urzeit zuzuschreiben, und schon die Alten nannten sie daher Cyclopen-Mauern. - Die Cyclopen sind nämlich die Riesen der fabelhaften Vorwelt.~~Ein solches Gemäuer stellt die beiliegende Kupfertafel vor. Es sind die stolzen Ueberreste einer uralten Festung, vermuthlich der von der alten Stadt Epidaurus-Limera, die man noch jetzt im Hintergrunde der Rhede von Malvasia auf der Halbinsel Morea findet. - Ein schönes Denkmal menschlicher Kunst!~~
Ad99998 06 080aAd99998 06 080a.jpgFig.1. Der Tanz der Derwische.~~Derwische sind mahomedanische Bettelmönche, die theils in Klöstern wohnen, theils im Oriente, vorzüglich in der Türkei und Persien, im Lande umher ziehen, ihren Glauben predigen und allerlei abergläubische Possen und Gaukeleien treiben, womit sie das Volk bethören. Zu ihren besondern Gebräuchen gehört auch der, das sie sich jeden Dienstag und Freitag Abends in einer Moschee (mahomedanischem Tempel) versammeln, wo sie, in Gegenwart anderer Andächtigen ihren Gottesdienst feiern, und dann eine Art von Tanz halten, der jedoch blos in einem schnellen Umdrehen besteht, wobei Einer nach dem Andern in eine Art von Ohnmacht fällt, aus welcher er durch ein Paar Worte, die ihm der Iman oder Oberpriester ins Ohr sagt, sogleich wieder erweckt wird.~~Eine solche Scene ist auf unserer Kupfertafel dargestellt, so wie sie in der Haupt-Moschee zu Baktschi-Saraj in Taurien aufgeführt wird.~~Fig. 2. Possenreisser in der Krimm.~~Wir sehen hier einen Possenreisser, einen Juden aus Constantinopel abgebildet, der hier zur Belustigung einiger vornehmen Herren in der Krimm, die seine Zuschauer sind, seine Possenspiele unter dem Schalle einer schnarrenden Zigeunermusik treibt. Er hat nach vollbrachtem Tanze, aus seinen Kleidern eine Docke gebildet, die er am linken Arme an einem Stocke sich befestigt hat, und mit welcher er tolles Zeug spricht, das die stumme Docke zum grössten Vergnügen der Zuschauer immer nur mit Schlägen beantwortet.~~
Ad99998 06 081aAd99998 06 081a.jpgAusserordentlich grosse Menschen nennt man Riesen, so wie ungewöhnlich kleine mit dem Namen Zwerge belegt werden. - Beides sind eigentlich Ausnahmen von der gewöhnlichen Menschen-Grösse, denn ob gleich gegen Norden kleinere Menschen Geschlechter, so wie in Süd-Amerika den grossen Stamm der Patagonier giebt, so kann man doch nicht eigentlich sagen, dass man ganze Nationen von Riesen oder Zwerge auf dem Erdball finde.~~Ungewöhnlich grosse Menschen oder Riesen lassen sich der Seltenheit wegen öfters für Geld sehen, wie wir wissen. Auch aus in Amerika ist dieses der Gebrauch, und wir sehen hier einen Peruanischen Riesen, der im Jahre 1792 aus der Stadt lka nach Lima, der Hauptstadt von Peru gebracht wurde, um sich zu zeigen. Sein Name war Basilio Huaylas; in einem Alter von 24 Jahren mass er über sieben Fuss. Die Glieder des Körpers waren unverhältnissmässig dick und plump, vorzüglich die des obern Theiles. - Gewöhnlich erschien Huaylas in der sonderbaren Kleidung, wie wir ihn hier abgebildet sehen. Zur Vergleichung steht ein Mann von gewöhnlicher Statur neben ihm, wodurch seine riesenmässige Figur noch auffallender sich heraushebt.~~
Ad99998 06 082aAd99998 06 082a.jpgDer jetzt regierende Kaiser von Oesterreich, Se. Maj. Franz I. beschloss dem Andenken seines grossen Oheims, Joseph II., der sich durch Aufklärung und Verbreitung nützlicher Kenntnisse um seine Nation so hoch verdient machte, ein prächtiges Denkmal setzen zu lassen. Dieses sollte nach dem kaiserlichen Willen aus einer colossalen Statue Joseph II. zu Pferde von Bronze bestehen, und auf einem Piedestal von Granit ruhend, den Josephs-Platz vor der kaiserlichen Burg in Wien zieren. Der berühmte Bildhauer Herr Zauner in Wien erhielt den Auftrag dazu, und nach einer Arbeit von 11 Jahren wurde das Ganze auf das vollkommenste beendigt, wie wir es hier abgebildet sehen, und am 24ten November 1807 auf dem Josephs-Platze in Gegenwart der kaiserlichen Familie feierlich eingeweihet. - Kaiser Joseph sitzt im Römischen Costüme zu Pferde, und verkündet durch die ausgestreckte Rechte seinen Völkern Schutz. Auf dem Piedestal befinden sich ausser den Schrifttafeln zwei grosse Basreliefs von Bronze mit Hindeutung auf Josephs Verdienste. Das uns zugewendete bezieht sich auf Josephs Befreiung und Erweiterung des Handels von Oesterreich.~~Die Höhe des ganzen Monuments beträgt 33 Schuh 8 Zoll; das Pferd ist 13 Schuh hoch, die Figur des Kaisers 11 Schuh. - Die Gruppe des Pferdes mit der Figur von Bronze wiegt 400 Centner. - Diese Bildsäule ist ein schönes Denkmal teutscher Kunst, und verdient auf die späteste Nachwelt zu kommen.~~
Ad99998 06 083aAd99998 06 083a.jpgDie Wachs-Palme aus Süd-America. (Ceroxylon andicola.)~~Auf seinen Reisen durch das südliche America entdeckte der berühmte Naturforscher Herr Alexander von Humboldt auf dem Gebirge Quindiu, dem höchsten Theile der Anden, diese merkwürdige Palmen-Art, welche zu der ausserordentlichen Höhe von 160 bis 180 Pariser Fuss sich erhebt. Der Stamm, welcher mit vielen faserigen Wurzeln an die Erde befestigt ist, hebt sich gerade in die Höhe; zwischen den Ringen, welche die abgefallenen Blätter bildeten, sitzt eine gelbe Rinde von 3 Linien Dicke, welche glatt wie Schilf ist, und aus einer Mischung von Harz und Wachs besteht; linker Hand sehen wir ein Stück des Stammes in natürlicher Grösse. Diese Rinde betrachten die Eingebornen als reines Wachs, vermischen sie mit einem Drittheil Talg, und machen Wachskerzen und Lichter daraus. Die kugeligen violetten Früchte, welche einen schwach süssen Geschmack haben, sitzen Traubenförmig beisammen; inwendig findet man eine sehr feste Mandel. Die gefiederten Blätter, deren diese Palmen-Art nie über zehn hat, erreichen eine Länge von 18 bis 21 Fuss, so dass das Ganze einen überraschenden grossen Anblick gewährt.~~
Ad99998 06 084aAd99998 06 084a.jpgDie alten Peruaner in Südamerika waren ein schon ziemlich gebildetes Volk. Sie hatten Erbkönige, welche, so wie alle königliche Prinzen, Incas genannt, und von den Peruanern für Göttersöhne, für Abkömmlinge der Sonne gehalten wurden, unter deren Bild sie die höchste Gottheiten verehrten.~~Diese Incas, deren Familie jetzt beinahe ganz von den Spaniern, welche Peru eroberten, ausgerottet worden ist, standen, wie schon aus dem Vorgesagten zu ersehen ist, in ausserordentlichem Ansehen.~~Auch noch heut zu Tage, wird ihr Andenken in hohen Ehren gehalten, und sie werden noch immer von den jetzigen Peruanern bei allen Feierlichkeiten und festlichen Aufzügen allegorisch, doch in einem kostbareren, auch mehr modernisirten Costüme, als zu den Zeiten des Glanzes dieser Fürsten Sitte war, dargestellt.~~Eine solche allegorische Darstellung neuerer Zeiten ist auf unserer Kupfertafel abgebildet. Wir sehen hier einen Inca mit seiner Gemahlin in moderner Staatskleidung, von der alten in einigen Stücken verschieden, wie sie jetzt noch zur Rückerinnerung an die alten Zeiten, von Peruanern, die nicht zu ihren Abkömmlingen gehören, bei grossen Feierlichkeiten nachgebildet werden.~~
Ad99998 06 085aAd99998 06 085a.jpgDen Neu-Griechen und Türken erscheint der Tod, wie es auch im Alterthum war, unter keinen Bildern der Furcht und des Schreckens; er ist für sie ein Zustand sanfter Ruhe, an den sie ohne Abscheu denken, deswegen beerdigen sie auch ihre Todten in offenen Särgen mit kostbaren Stoffen umgeben; den Leichnam bekleiden sie mit den besten Kleidern des Verstorbenen, und bestreuen ihn mit Blumen. So tragen sie die letzten Ueberreste zu den Grabstätten, welche wie bei den Alten, ausser den Städten an Landstrassen, oder auf Anhöhen, von Cypressen umgeben, liegen, und öfters zu öffentlichen Spatziergängen dienen. Die Grabmähler sind von den anmuthigsten Formen; oft bestehen sie aus offenen Kästen von weissem Marmor (Fig. II.) an denen sich Säulen erheben, welche mit Emblemen, die sich auf das Geschlecht und den Stand des Verstorbenen beziehen, geziert sind. Der Turban bedeutet einen Mann, eine Art von Urne die Frau, eine Rose das Mädchen. - In diese mit lockerer Erde gefüllten Kästen werden Blumen gepflanzt, welche von den zurück gelassenen Verwandten mit religiöser Sorgfalt gepflegt werden.~~Reichere Türken lassen auch ganze Begräbniss-Hallen bauen (Fig. I.) diese bestehen entweder aus offenen Bogen, welche eine Kuppel tragen; oder sie sind verschlossen, und erhalten ihre Beleuchtung von oben. - Noch grössere Gebäude haben, wie wir hier sehen, eigene offene Vorhallen, worinne die Muhammedaner ihr Gebet verrichten.~~
Ad99998 06 086aAd99998 06 086a.jpgIm III. Bande No. 94 unseres Bilderbuchs lernten wir von der Classe der Meersterne oder Asterien bereits den wunderbaren Medusenstern kennen. Die gegenwärtige Tafel stellt uns eine andere, äusserst seltene Art dieser Geschöpfe, den Seeigelförmigen Meerstern (Asterias Echinoides) dar. Dieser findet sich in den Indischen Seen, und wird bisweilen so gross, dass er mehr als 12 Zoll im Diameter misst. - Von dem plattgedrückten, mit einer lederartigen Haut bedeckten Körper, laufen zwanzig Strahlen aus, welche, so wie der Körper, mit Stacheln besetzt sind. Der Mund dieses Thieres ist die Oeffnung, welche wir in der Mitte des Körpers erblicken.~~Sehr schöne Exemplare dieses seltenen Geschöpfes wurden in dem vormaligen Leverschen Museo in London aufbewahrt.~~
Ad99998 06 087aAd99998 06 087a.jpgDie Paulskirche in London, welche wir hier von der Seite der Themse abgebildet sehen, ist eins der schönsten und erhabensten Gebäude der neuern Baukunst. - Sie liegt in der Mitte jener grossen Hauptstadt des britischen Reichs, und wurde an die Stelle der vorher dastehenden, aber durch den fürchterlichen Brand von 1666 fast ganz zerstörten gothischen Hauptkirche erbauet. Der berühmte Baumeister Ritter Christoph Wren machte den Plan dazu, nach dem Vorbilde der Peterskirche in Rom. Der Bau wurde den 21. Junius 1675 begonnen, und im Jahr 1710, also in 35 Jahren, war das grosse Werk durch denselben Baumeister Wren geendigt. Die Kosten betrugen 4,420,512 Thaler.~~Die Paulskirche hat die Form eines Kreuzes. Von aussen ist sie durch drei prächtige Eingänge, und zwei Reihen Pilaster verziert. Ueber dem Haupteingang stehen zwei Glockenthürme, die Hauptzierde aber ist der prächtige Dom, oder gewölbte Thurm, welcher sich in der Mitte erhebt. Zwei und dreissig Säulen stützen den Dom, und tragen eine, mit einer Balustrade versehene, Gallerie, bis zu welcher man vom Boden 534 Stufen zu steigen hat. Ueber der Gallerie erhebt sich die prächtige Kuppel oben mit einer zweiten Gallerie. Darüber steht ein kleines Schluss-Gebäude oder Laterne, welche sich in eine vergoldete Weltkugel und Kreuz endigt. - So prächtig das Aeussere der Paulskirche ist, so leer ist das Innere, welches blos durch zwei Bildsäulen von Johnson und Howard, und zwei Monumente, so wie durch eroberte See-Flaggen verziert ist.~~Bemerkeswerth auf unserer Kupfertafel ist auch die feierliche Wasserfahrt des Lord Mayors oder Oberbürgermeisters von London, die bei der Amtsantretung, den 9 November jedes Jahres statt hat, wo er mit grossem Pomp in prächtig verzierten Gondeln nach Westminsterhall fährt.~~
Ad99998 06 088aAd99998 06 088a.jpgDer pontische Alpbalsam. (Rhododendron ponticum.)~~Der pontische Alpbalsam, ist ein schönes Gewächs, welches sich im Orient, so wie in mehreren Theilen Süd-Spaniens, vorzüglich in der Gegend von Gibraltar findet, und auch in Teutschland häufig in unsern Orangeriehäusern gezogen wird. Bei gehöriger Pflege bildet er einen Baumartigen Strauch von 5 bis 6 Fuss Höhe. Die länglichen vorn zugespitzten Blätter sind immer grün, auf der obern Fläche glänzend, auf der untern Seite heller grün, mit starken Adern durchzogen, und gegen den Rand etwas umgebogen. Sie sitzen Parthieenweise gegen die Spitzen der Zweige zu, ihr Blattstiel ist ganz kurz. Im Juny und July kommen an den Spitzen der Zweige die schönen rothen fünfblättrigen Blüthen zum Vorschein, welche Büschelförmig zusammensitzen, und diesen Strauch als Gartenzierde empfehlungswerth machen. Auf den ersten Anblick hat er Aehnlichkeit mit dem Oleander (Nerium Oleander); doch bei näherer Betrachtung findet sich der Unterschied leicht.~~Die Gattung des Alpbalsams zählt eilf Arten, welche meistens auf hohen Bergen oder Alpen sich finden, und daher den Namen haben. In dem Vaterlande dieses Strauchs werden einige Arten wegen ihrer zusammenziehenden Eigenschaften als Arzneimittel gebraucht.~~
Ad99998 06 089aAd99998 06 089a.jpgNicht minder merkwürdig als die Insel Staffa und die Fingals-Höle in Schottland ist der an der nordwestlichen Küste von Ulster in der Grafschaft Antrim in Irland gelegene prächtige Riesendamm, den die Natur aus unzähligen, senkrecht stehenden Basalt-Pfeilern gebildet hat, und den der Aberglaube früherer Zeiten für ein Werk von Geistern und Riesen ausgegeben hat. - Diese Massen von Basalt-Säulen, (man hat ihrer gegen 30,000 gezählt) bilden eine Art von Vorgebirge, welches sich allmählich gegen die See zu herabzieht, und in einem Damm endigt, der durch die gleichförmig-abgebrochenen Basaltpfeiler einen ebenen Weg bildet, auf dem man gehen kann. Dieser Damm ist gegen 600 Fuss lang und 120 bis 140 Fuss breit. Die einzelnen Pfeiler haben im mittlern Durchmesser 12 bis 15 Zoll, und sind vier- sechs- auch achteckig, doch die meisten sechseckig, wie wir hier sehen; auf der einen Seite erhaben, auf der andern ausgehölt, wodurch die einzelnen Theile der Säulen wie die Wirbel des Rückgrates in einander greifen, und sich aufrecht erhalten.~~
Ad99998 06 090aAd99998 06 090a.jpgDer Brand der Getraide-Arten, welcher oft gar sehr den Ertrag der Ernten vermindert, ist eine Krankheit der Getraidepflanzen, welche erst dann erkennbar wird, wenn die Aehren anfangen hervorzutreiben. Am häufigsten wird der Waizen mit dieser Brandkrankheit befallen, welche darinn besteht, dass die Körner nicht gehörig befruchtet werden, und daher statt eine weisse mehlige Masse zu enthalten, mit schwärzlichen, im frischen Zustande stinkenden Staubkörnchen erfüllt sind, welche endlich die ganze Aehre beschmutzen, wenn die brandigen Waizenkörner endlich bersten und der Brandstaub ausfliegt. Fig. I. ist ein brandiges Waizenkorn in natürlicher Grösse; Fig. 2. und 3. stark vergrössert; b b b sind bei beiden Abbildungen die aus Krankheit unfruchtbaren Staubbeutel a a Fig. 2. die durch Krankheit verunstalteten weiblichen Befruchtungtheile. Fig. 3. zeigt das Innere eines brandigen Waizenkornes. Fig. 4. eine Anzahl stark vergrösserter Körnchen des Brandstaubes. Jedes Körnchen besteht wieder aus mehreren andern zusammengeballten Klümpchen, welche, wenn man den Brandstaub anfeuchtet, unter dem Mikroskop erkennbar werden. Fig. 6. zeigt die Gestalt einzelner Staubkörnchen des gesunden, noch nicht ganz gereiften Waizenmehles, wenn es etwas feucht ist. Der Brandstaub des Waizens ist nun in der Tat eine besondere Art von Staubpilzen, welche zu der an Arten zahlreichen Gattung der Brandpilze gehört, zu welcher Gattung auch der sogenannte Rost oder Roststaub der Getraidearten gerechnet wird; Fig. 5. zeigt die Gestalt der stark vergrösserten Körner des Roststaubes der Gerste.~~
Ad99998 06 091aAd99998 06 091a.jpgIm südlichen Spanien, zwischen Valencia und Barcellona liegt die Stadt Murviedro, wo sich die Ruinen des alten Sagunt befinden, wovon wir Ueberreste auf unserer Tafel bei Figur I. und II. erblicken.~~Die Stadt Sagunt ist im Alterthum wegen der beispiellosen Hartnäckigkeit berühmt, mit welcher die Einwohner als Bundesgenossen der Römer, nach dem ersten punischen Kriege sich gegen die Carthaginenser unter Hannibal vertheidigten. Die Belagerung dauerte acht Monate; als endlich die Carthaginenser unter Sturm in die Stadt drangen, und Hannibal den raubgierigen Soldaten die allgemeine Plünderung versprochen hatte, so fand er mit Entsetzen nichts als Zerstörung und Trümmern. Kein Saguntiner wollte den Sturz seiner Freiheit überleben; wer nicht mit den Waffen in der Hand kämpfend gefallen war, verschloss sich mit seinen Angehörigen in die Häuser, welche angezündet wurden, und so übergaben sie sich mit ihren Kostbarkeiten den Flammen als freie Bürger.~~Die Römer rächten im zweiten punischen Kriege die Saguntiner, vertrieben die Carthaginenser aus dieser noch in Trümmern liegenden Stadt, und baueten sie prächtiger als vorher auf. Doch wurde auch dieses zweite prächtige Sagunt von den im fünften Jahrhundert einfallenden Barbaren zerstört, und nur die Ueberreste, wie die des Theaters, wovon wir Figur I. einen Theil im Vordergrunde sehen, sind Zeugen der vormaligen Grösse. - Unter der nachfolgenden Herrschaft der Gothen wurde Sagunt von neuem, aber weniger schön aufgebauet. Ueberreste dieser Zeit sind wahrscheinlich die der Citadelle (Fig. II.)~~
Ad99998 06 092aAd99998 06 092a.jpgIm westlichen Frankreich, nahe der Burg Carnac im Departement de Morbihan, trift man längs dem Ufer des Meeres, in einer traurigen verlassenen Dünen-Gegend folgende merkwürdige Monumente der Vorzeit an, welche noch von den alten Bewohnern dieses Theils von Gallien, den Celten, herrühren. - In dieser flachen, sandigen, allen Felsenmassen entblössten Gegend trift der Wanderer nämlich auf rohe Felsblöcke, welche ohne Grund-Basis bloss durch ihr eigenes Gewicht ruhend, auf eine kühne Weise durch Menschenhände müssen errichtet worden seyn. - Noch bis jetzt zählt man gegen 4000 solcher perpendiculär stehenden Felsblöcke, deren Bedeutung uns nicht mehr ganz klar ist, die sich aber höchst wahrscheinlich auf die religiösen Gebräuche jenes alten Volksstammes beziehen. Noch mehrere Beziehungen auf gewisse Kentnisse scheinen die Stein-Gruppen (Fig. II.) zu haben; vielleicht dass sie Beobachtungen des gestirnten Himmels enthielten.~~
Ad99998 06 093aAd99998 06 093a.jpgAn der Stelle der heutigen Stadt Mexiko, welche nach Eroberung jenes Landstriches der neuen Welt von den Spaniern gebaut wurde, lag in früheren Zeiten die Stadt Tenochtitlan, die Residenz eigener Könige der alten Einwohner. Nach einer hartnäckigen Belagerung wurde im J. 1521 diese Stadt von den Spaniern eingenommen, gänzlich zerstört, und Cortez, der Spanische Heerführer, liess auf europäische Art eine neue Stadt Mexiko anlegen, welche jetzt an 140,000 Einwohner zählt, und an Schönheit den berühmtesten Städten in Europa nicht nachsteht.~~Wir sehen hier den grossen Platz (la plaza major) abgebildet, auf dem sonst der grosse Tempel des Mexitili, oder des Kriegsgottes der Ureinwohner des nachher so benannten Amerika's stand.~~Jetzt ziert diesen Platz die prächtige Statue zu Pferde des Spanischen Königs Carl IV., welche von einem geschickten Spanischen Künstler, Don Manuel Dolsa in Mexiko von Metall ausgeführt, und im Jahre 1803 errichtet wurde. Der Platz um die Statue ist mit Porphyr- Quadern gepflastert, mit einem Geländer eingefasst, und durch vier Thore verschlossen. Hinter dem Hauptplatze im Mittelpunkte unserer Abbildung sehen wir die prächtige Hauptkirche (2), von der ein Theil (3) noch ganz im moreskischen oder maurischen Style erbaut ist. Links von der Hauptkirche sieht man den einfach gebauten Pallast (1), den Wohnsitz des Vicekönigs von Neu-Spanien.~~
Ad99998 06 094aAd99998 06 094a.jpgDieser merkwürdige und prächtige Brunnen liegt in Top-Hané, einer der Vorstädte von Constantinopel, wovon er auch den Namen hat, und wurde in neuerer Zeit zum ersten Male von dem teutschen Künstler Melling, welcher Baumeister der Sultanin Hadidge war, abgebildet, da die misstrauischen Türken selten gestatten, dass man etwas von ihren öffentlichen Gebäuden abbilden darf. Dieses Monument ist merkwürdig, weil es einen deutlichen Begriff von der Bauart und Verzierungskunst der Muhamedaner giebt. Sultan Mahmoud liess diesen Brunnen im J. 1733 als Werk der Wohlthätigkeit bauen, um diesen Theil von Constantinopel mit gutem Trinkwasser, so wie mit einem Orte, um die bei den Türken üblichen religiösen Abwaschungen verrichten zu können, zu versehen. Der untere Theil des Gebäudes ist mit weissem Marmor bekleidet, dessen Oberfläche auf das zierlichste mit bunten und vergoldeten Schnörkeln, Zierrathen und Sprüchen aus dem Koran, dem heiligen Buche der Türken, bemalt sind. Doch sind keine Abbildungen von Menschen und Thieren darunter, welches nach dem türkischen Glauben verboten ist. Ueber dem unteren Theile des Gebäudes, welcher 25 Fuss in das Gevierte, und an jeder der vier Seiten einen Brunnen hat, ragt ein 16 Fuss breiter Schirm hervor, welcher den angenehmsten Schatten giebt. Ein gewölbtes Dach, mit 16 Thürmchen verziert, endigt das Ganze auf eine zierliche Weise. An dem Brunnen sehen wir Türken mit ihren heiligen Abwaschungen beschäftigt; daneben eine Gruppe türkischer Weiber. Im Vordergrunde fährt eine türkische, allenthalben mit Gitterfenstern versehene Kutsche, worin die Frauen der Türken ihre Spazierfahrten halten.~~
Ad99998 06 095aAd99998 06 095a.jpgVersteinerte Medusenpalme, oder Pentacrinit. (Pentacrinites Helmintholithus portentosus. L.)~~Pentakriniten sind versteinerte Thierformen aus der Klasse der Zoophyten, oder der sogenannten pflanzenähnlichen Seethiere; sie bestehen aus einem grossen vielarmigen, quastenförmigen Hauptkörper, welcher auf einem gegliederten, astlosen, mehrere Fuss langen, Stängel aufsitzt. Man kennt zur Zeit kaum erst zwei bis drei Arten von Zoophyten, welche mit den Fentakriniten der Vorwelt nahe verwandt sind, und systematisch zu einerlei Gattung mit demselben gehören, die man Encrinus nennt. Die Thiere dieser Gattung halten das Mittel zwischen den korallenartigen Thieren und den Seesternen, und leben stets in den grössten Tiefen der Meere, theils in dem heissen, theils auch in dem kälteren Erdgürtel, wo sie mit ihrem äusserst biegsamen Stängel an den Boden angeheftet festsitzen. Die versteinerten Medusenpalmen werden aber auch in sehr vielen europäischen Ländern im Kalksteine eingeschlossen und verwachsen angetroffen.~~
Ad99998 06 096aAd99998 06 096a.jpgVersteinerte Seelilien, oder Enkriniten der Vorwelt. (Encrinites Helmintholithus. Encrinus. L.)~~Enkriniten oder Seelilien sind versteinerte Arten von pflanzenähnlichen Seethieren der Vorwelt, welche der noch jetzt in den Tiefen des Antillischen Meeres lebenden Seepalme ähneln, aber nicht völlig gleichen; jedoch wahrscheinlich zu derselben Gattung Encrinus gehört haben. Unsere Tafel zeigt bei Fig. 1. eine vielarmige geschlossene Seelilie mit dem vielgliederigen Stängel, mit welchem der Zoophyt auf dem Boden des Meeresbettes im Leben fest sass. Fig. 2. ist eine vielarmige Seelilie ohne Stängel, beide mit runden Stängelgliedern. Fig. 3. stellt den geschlossenen feigenförmigen Hauptkörper einer anderen Art von Seelilien dar, deren Stängelglieder fünfeckig sind, wie die Basis zeigt, die auf dem Stängel aufgesessen hat. Die übrigen Figuren sind theils einzelne Stängelglieder von Seelilien, die man im gemeinen Leben verschiedentlich benennt, z. B. Rädersteinchen, Trochiten, Sternsteinchen, Bonifacius-Pfennige etc., theils sind es, wie 6. und 7., säulenförmige Stücke, von solchen Stängeln, die aus mehreren über einander gesetzten Gliedern bestehen, und gemeiniglich Säulensteinchen, Sternsäulensteine, Entrochiten genannt werden. Die versteinerten Seelilien, besonders aber deren Theile liegen in vielen teutschen und fremden Ländern in verschiedenen Kalksteinarten.~~
Ad99998 06 097aAd99998 06 097a.jpgFig. 1. Der gemeine Alant. (Inula Helenium. L.)~~Der gemeine oder wahre Alant ist ein nützliches Gewächs, welches in mehreren Theilen von Europa, auch hie und da in Teutschland wild wächst, seines Nutzens wegen aber auch auf Aeckern, so wie zur Zierde in den Gärten gebauet wird. Die langen dicken Wurzeln haben einen starken bitterlichen Geschmack, und werden theils getrocknet, theils in mancherlei Auflösungen als gutes Arzneimittel gebraucht; auch bereitet man daraus einen gesunden Alant-Wein und Alant-Bier. Vermischt mit Pottasche und Heidelbeeren giebt die Wurzel eine blaue Farbe. Aus der Wurzel treibt ein 3 bis 4 Fuss hoher Stängel mit langen ausgezackten Blättern, an dessen Spitze im Julius und August die gelben sternförmigen und geruchlosen Blüten zum Vorschein kommen.~~Fig. 2. Das gemeine Seifenkraut. (Saponaria officinalis. L.)~~Diese 2 bis 3 Fuss hohe Pflanze, welche in Teutschland an Wegen und Hecken wild wächst, und in den Sommermonaten röthlichweiss blühet, ist gleichfalls heilsam. Die Blätter, so wie die Wurzeln, haben seifenhafte auflösende Bestandteile, deren Nutzen in mancherlei Krankheiten erprobt gefunden wurde. - Zur Zierde verpflanzte man sie in die Gärten, wo durch die Cultur eine Abänderung mit grossen gefüllten Blumenbüscheln gezogen wurde.~~
Ad99998 06 098aAd99998 06 098a.jpgIn dem grossen Süd-Meere findet man unter andern eine Inselgruppe, welche im J. 1595 zuerst entdeckt wurde, und unter dem Namen der Marquesas- oder Mendoza-Inseln bekannt sind. Unter den nördlichen derselben liegt auch die Insel Nukahiwah, die wir durch die neueste Russische Entdeckungsreise um die Welt, welche der Capitain v. Krusenstern leitete, näher haben kennen lernen. Die Einwohner dieses Eilandes sind von schönem, gesunden, starken Körperbau, fleischfarben, fast wie die Europäer. Den ganzen Körper tättouiren oder zieren sie mit eingestochenen Figuren und Schnörkeln; diese in das Fleisch eingestochenen Zeichnungen reiben sie dann mit einer schnwarzblauen Erde ein, wodurch sie nie wieder verschwinden. Die Gemüthsart dieser Südsee Insulaner ist nichts weniger als sanft; im Gegentheile, sie sind tückisch und rachsüchtig, und verzehren selbst ihre gefangenen Feinde. - Ausser einer schmalen Leibbinde gehen sie ganz nackend; ihre Wohnungen sind blosse Hütten von Bambusrohr. Die Todten begraben sie nach vielen und langen Ceremonien auf ihren Morais oder Begräbnissplätzen, deren jede Familie einen besonderen hat. Die Russischen Weltumsegler erhielten die Erlaubniss, einen solchen Morai zu besuchen; die Abbildung davon sehen wir hier. Dieser Morai lag in einer romantischen Gegend auf einem Berge; in einem Sarge war eine Leiche aufgestellt. Ausserhalb standen einige in Holz geschnitzte unförmliche Götzenbilder; daneben Säulen von Kokosblättern, mit weissem Baumwollenzeuche umgeben, welches alles sich auf religiöse Gebräuche bezog.~~
Ad99998 06 099aAd99998 06 099a.jpgDiese hier abgebildete prächtige Bildsäule zu Pferde wurde auf Befehl der Kaiserin Catharina II. zum Andenken ihres grossen Vorfahren in Petersburg auf dem Petersplatze errichtet. Der Kaiser ist dargestellt, wie er in Russischer Kleidung, einen Lorbeerzweig um die Haare gewunden, auf einem muthigen Pferde sitzend, einen Felsen hinansprengt; eine schöne Andeutung, dass er mit Kraft und Muth in seinem grossen Regenten-Leben jede Schwierigkeit zu überwinden wusste. Die Figur des Monarchen ist 11 Fuss, das Pferd 17 Fuss, das Fussgestelle von Giant, gleichfalls 17 Fuss hoch. Die Höhe des ganzen Standbildes 30 1/2 Fuss. Auf beiden Seiten des Felsens steht in russischer und lateinischer Sprache die einfache Inschrift: Peter dem Erten, Catharina II. MDCCLXXXII. Im J. 1782, den 7. August, war unter Paradirung des Militärs die feierliche erste Aufdeckung der ganzen Bildsäule (Fig. 1.), welcher Ceremonie die Kaiserin Catharina von dem Balkon des Senats-Pallastes zusah.~~Der Granitfelsen, woraus das Fussgestell aus dem Ganzen gearbeitet worden, lag in einem morastigen Walde bei dem Dorfe Lachta, 12 Werste (beinahe 1 3/4 teutsche Meilen) von Petersburg.~~Auf eine sinnreiche Weise transportirte man den Felsen auf Rinnen mit metallenen Kugeln ruhend, vermittelst Erdwinden bis nach Petersburg. Ein Tambour auf der Höhe des Felsens gab die Signale; auch war da eine Feldschmiede errichtet, um den Schaden an den Transportirungs-Maschinen gleich wieder zu ersetzen.~~
Ad99998 06 100aAd99998 06 100a.jpg(Papilio Bernardus. Fabricii.)~~Auf einem abgebildeten Zweige von einer japanischen und chinesischen Pflanze, der japanischen Camellie, zeigt die Tafel einen grossen, schön gezeichneten, in China und Japan einheimischen, Tagfalter, dessen Vorderflügel von feuerrother Grundfarbe mit gelber Querbinde und schwarzen breiten Randsäumen ausgeschweift, die ebenfalls feuerrothen Hinterflügel aber geschwänzt und mit schwarzen Augenflecken und weissen Mittelpunkt zierlich geschmückt sind.~~Die zweite obere Abbildung des Schmetterlings zeigt bei dem Sitzen in der Ruhe die aufwärts geschlagene Flügelhaltung, und zugleich die Verzierung der Unterseite seiner Flügel. Dieser ausländische Tagfalter gehört zu der Horde der Augenflügler, unter welchen in Teutschland jedoch diesen Chinesen keiner an Grösse und Schönheit des Colorits gleich kommt.~~
Ad99998 06 101aAd99998 06 101a.jpgDiese im J. 1750 von einem gebornen Böhmen, Namens Maresch, in Russland erfundene, Musik, hat eine Würde, Pracht, Sanftheit und Fülle des Tons, welche man bei allen bekannten Musikarten, selbst bei der Orgel, vermisst, mit welcher sie jedoch die meiste Aehnlichkeit hat, ja sie ist so einzig in ihrer Art, indem jedes Horn nur einen einzigen Ton hat, dass eine kurze Beschreibung derselben für Kenner und Nichtkenner der Musik interessant seyn muss. Vorliegende Kupfertafel giebt schon eine anschauliche Vorstellung davon. Die Gegend stellt einen Wald vor, wo man das kaiserl. russische Jägerkorps, in vier Reihen getheilt, mit ihren Jagdhörnern auf eine Anhöhe hingestellt sieht. In der ersten Reihe steht der Discant, in der zweiten der Alt, in der dritten der Tenor, und in der hintersten der Bass.~~Ein jeder hält in der Hand ein kleines Notenbuch, wovon er kein Auge verwenden darf, um zu gehöriger Zeit seinen Ton anzugeben; er muss daher genau alle die anderen Stösse zählen, bis der Einstoss an ihn kommt; denn im richtigen Pausiren besteht seine ganze Kunst, die freilich bei geschwinden Läufern und Trillern nicht leicht ist. In der anderen Hand hält er das messingne oder kupferne Horn.~~Vorn vor dem Discante oder der vordersten Reihe steht der Kapellmeister, der die Partitur auf einem Pulte vor sich liegen hat. Er hält einen kleinen Stab in der Hand, womit er nicht den bloßen Takt, sondern jedes Viertel schlägt.~~Die Hornmusik ist aus etwa vierzig Personen zusammen gesetzt, von welchen jeder ein oder zwei Hörner hat. Diejenigen Hörner, welche die tiefsten Basstöne angeben, haben eine Länge von fünf bis sieben Fuss. Dieses Mass nimmt verhältnissmässig ab, so dass die kleinsten nur die Länge eines Fusses erreichen.~~Man kann nichts rührenderes hören, als einen Choral oder ein Adagio auf diesen Hörnern vorgetragen, und nichts ist lustiger, als ein Allegro darauf blasen zu sehen, wenn ein Musiker mit zwei Hörnern in schnellem Zeitmasse dieselben öfters wechselt.~~Zur ersten Abrichtung eines solchen Horn-Virtuosen gehört ungemeine Geduld; jedoch werden die Russen, welche meistentheils viel musikalisches Talent haben sehr bald taktfest.~~
Ad99998 06 102aAd99998 06 102a.jpgDie purpurrotlie Rudbeckie. (Rudbeckia purpurea. L. )~~Die purpurrothe Rudbeckie ist eine schöne Zierpflanze, welche in Nordamerika, wild auf den Bergen von Virginien, Carolina und Florida wächst; bei uns aber auch wegen ihres vorzüglichen Aussehens in Gärten zur Verzierung gepflanzt wird. Den Namen hat sie zu Ehren eines verdienten schwedischen Botanikers, Olaus Rudbeck erhalten.~~Diese Pflanze treibt einen 3 bis 4 Fuss hohen Stängel, an welchem wechselsweise die lang gespitzten und gezähnten Blätter sitzen. Die grossen schönen purpurrothen Blumen, welche am Ende des Stängels sitzen, sind strahlenförmig gebildet, und hängen mit den an der Spitze gespaltenen Blättern abwärts.~~
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Ad99998 07 002aAd99998 07 002a.jpg
Ad99998 07 003aAd99998 07 003a.jpgPersien, schon im Alterthume unter den Ländern Asiens berühmt, gehört auch jetzt noch in vielerlei Hinsicht zu den merkwürdigen Reichen jenes Welttheils. Unsere Kupfertafel zeigt uns~~Fig. 1. Die Ansicht der Stadt Schiras.~~Schiras, die Hauptstadt der Landschaft Farsistan oder des eigentlichen Persiens, liegt in einem grossen schönen Thale, hat aber jetzt von ihrem alten Glanze viel verloren. Sie ist mit Mauern umgeben, und hat sechs Stadtthore; die Häuser, von Backsteinen gebauet, sind ziemlich unansehnlich, doch hat Schiras einen schönen Basar oder Kaufhof, so wie andere öffentliche Gebäude. - Berühmt ist diese Stadt noch wegen des vortrefflichen Weins, der unter dem Namen Schiras-Wein durch ganz Asien berühmt ist.~~Fig. 2. Das Grab des persischen Dichters Hafiz.~~Künste und Wissenschaften blühten in frühern Iahrhunderten im Oriente, und so auch in Persien. Unter den berühmten Männern dieses Landes nennt man auch den Dichter Hafiz, welcher in Mosselly, nahe bei Schiras geboren wurde, und 1340 auch daselbst starb. Sein mehrfach ausgezeichnetes Grabmahl sehen wir hier abgebildet. Es liegt in der Mitte eines grossen viereckigen Todtenhofes, der einem Garten gleicht. Am Eingang stehen zwei grosse Löwen; gegenüber in einer gegitterten Umgebung sieht man die Gräber von Hafiz, zweier seiner Schüler, und eines Prinzen von Geblüte. Alle vier haben die Form steinerner Särge, zu beiden Seiten mit 6 Fuss hohen Steinen, worauf Stellen des Korans eingehauen sind. - Der Persische Herrscher Kerim Khan liess dieses Grab noch mehr verzieren, indem dahinter ein Gebäude mit mehreren Zimmern ausgeführt wurde.~~In der Nähe ist auch das Grab des Saadi, eines andern berühmten persischen Dichters.~~
Ad99998 07 004aAd99998 07 004a.jpgDie Gattung der Yukka findet sich ausschliessend in Amerika, und besteht aus mehreren Arten, welche in Hinsicht des Baues darin überein kommen, dass aus dem Stamm, welcher oft zehn bis zwölf Fuss hoch wird, bloss oben ein Büschel von langen, festen, meist sägeartig gezähnten Blättern hervortreiben, aus dessen Mitte ein ästiger langer Blütenstängel hervorschiesst, welcher die schönste Blumenkrone bildet. Deswegen findet man dieses schöne Amerikanische Gewächs auch in vielen Gewächshäusern.~~Die hier abgebildete Art, oder die fädentragende Yukka findet sich ursprünglich in Virginien und Carolina an den sandigen Ufern der Flüsse. Sie hat einen nur kurzen Stamm; aus den Blättern treibt der oft fünf bis sechs Fuss hohe Blütenstängel hervor, welcher dicht mit weissen, ins Gelbliche fallende, tulpenähnlichen Blumen besetzt ist. Die Blätter dieser Art haben die Eigenheit, dass sie mehr zugerundet sind, und auf ihrer Oberfläche einzelne lange Fäden tragen, welche, ehe die Europäer ihre Leinwand einführten, von den Amerikanern zur Verfertigung eines ähnlichen Stoffes verbraucht wurden.~~
Ad99998 07 005aAd99998 07 005a.jpgUm den Stamm und die Zweige der Aeste eines rothen Stachel Coralls zeigt diese Tafel Fig. 1. in natürlicher Grösse und Fig. 2. in vergrösserter Darstellung, wie sich eine andere Zoophyten-Art aus der Gattung der Sertularien oder Blasen-Corallinen herum in die Höhe windet. Diese windende Sertularie hat, wie alle Thierpflanzen, welche sämmtlich Bewohner des Oceans sind, ein äusseres pflanzenförmiges Ansehen; besteht aber der Substanz nach aus einer weissen hornartigen, elastisch biegsamen, halbdurchsichtigen Substanz, welche aus vielen vereinten zarten Fasern einen, in Glieder abgetheilten, fadenförmigen gedrehten Stamm bildet, welcher besonderen, mit ihm zusammenhängenden Polypenthierchen zum Schutze dient; indem solche in vereinzelten kleinen (hier noch nicht einmal bemerkbaren) Zellchen dieser Glieder sich aufhalten, und von da aus ihre Fangarme zur Ergreifung ihrer Nahrung herausstrecken. Die kleinen Glocken mit gezähntem Rande auf den langen gegliederten Stielen des Sertularien-Stammes sind in der Natur durchsichtige, offene, blasenförmige Behälter, welche zur heisesten Sommerszeit an den Sertularien hervorsprossen, und in welchen eiförmige Keime von selbst sich ausbilden, die entweder auf dem Mutterstamme sitzen bleiben, oder auch sich von demselben trennen. Aus solchen Keimen entwickeln sich dann neue Sertularien, die sodann immer grösser werden. Die Polypenthierchen der Sertularien nähren sich von kleinsten, im Seewasser lebenden, zarten mikroskopischen Würmchen.~~
Ad99998 07 006aAd99998 07 006a.jpgBerühmt durch ihr Alterthum, so wie durch ihre grosse Anzahl, sind die Katakomben oder unterirdischen Gräber in und bei Rom. Sie bestehen aus zahllosen Gängen und Kammern, welche sich labyrinthisch in der festen Puzzolane, einer verhärteten vulkanischen Erde, fortziehen. In den frühesten Zeiten Roms enstanden diese Gänge dadurch, dass man die Puzzolan-Erde zum mauern der Gebäude heraus grub; nachher zur Zeit der römischen Republik, so wie der Kaiser, wurden diese zahllosen Sandgruben zu Begräbnissen ärmerer Leute und Sclaven, an deren Leichname man die Kosten des Verbrennens nicht wenden wollte, gebraucht. Zur Zeit des Christentums nahm das Begraben in den Katakomben zu; bei der Verfolgung wurden die als Märtyrer gefallenen Christen hier beigesetzt.~~Von den bei Rom weithin sich verbreitenden Katakomben, sehen wir hier bei Fig. 1. einen Theil abgebildet, mit den theils geöffneten, theils noch verschlossenen Grab-Behältern. Von aussen haben die, in die Wände der Katakomben eigehauenen und noch nicht geöffneten, Gräber die Gestalt von Fig. 4. - Fig. 2. 3. und 5. zeigen deren mehrere, welche man untersuchte und öffnete. Man fand die Ueberreste menschlicher Gebeine weniger oder mehr erhalten darin. Aus den Anfangsbuchstaben des Wortes Christus sieht man, dass sie Christen angehörten. In dem Grabe Fig. 3. ruhte ein Märtyrer, wie man aus dem Palmenzweige und dem aufbewahrten Beile schliessen kann.~~
Ad99998 07 007aAd99998 07 007a.jpgIm heutigen Grossherzogthum Toscana, bei der kleinen Stadt Corneto, da, wo sonst Tarquinia, eine der zwölf hetrurischen Hauptstädte stand, findet man, wie unter Rom, viele Katakomben oder unterirdische Grab-Gemächer. Sie sind in einem weisslichen Kalk gehauen, und durch ihre Bauart, so wie durch die bunten Verzierungen, merkwürdig. Man steigt zu ihnen durch viereckige Oeffnungen hinab. In einer dieser hetrurischen Katakomben (Fig. 1.) ist die Decke durch vier an einander stossende Felder, welche mit Vertiefungen aus dem Felsen heraus gehauen worden sind, gebildet. Die Ueberreste der Todten ruhten entweder in Urnen, oder wahrscheinlich auch auf den an den Seitenwänden herum laufenden Bänken. Die Wände und Friese dieser Gemächer sind mit bunten Gemälden bedeckt, welche nach den Vorstellungen der Hetrurier, sinnbildlich, vorzüglich auf den Zustand der Seele nach dem Tode gehen. So sehen wir auf dem Friese Menschen von wilden Thieren gefressen, als Andeutung der die Verbrecher erwartenden Strafen.~~Andere Abtheilungen dieser hetrurischen Katakomben (Fig. 2.) ruhen auf Pfeilern, welche, wie die architectonischen Vertiefungen der Decke, aus dem Gebirge selbst gehauen sind, und dem Ganzen daher ewige Dauer geben. An der Seitenwand bemerken wir hier gleichfalls gemalte Friese von mancherlei Figuren, welche für den Alterthumsforscher reichlichen Stoff zu Untersuchungen geben.~~
Ad99998 07 008aAd99998 07 008a.jpgZu den seltenen, bisher noch wenig bekannten Thieren gehört der Riesen-Büffel oder Arni, welcher nach den Nachrichten der Engländer, in den gebirgigen Gegenden von Nord-Hinbostan, so wie in den Wäldern des nördlichen Bengalen's lebt. Da berichtet ein englischer Offizier, dass er dort einen solchen Riesen-Büffel getroffen, welcher vom Hufe bis an die Spitzen der Hörner 14 Fuss Höhe hatte. Er ist schwarz von Farbe, bloss zwischen den Hörnern, (welche sehr gross sind, und 4 Fuss auseinander stehen) sitzt ein Büschel röthlicher Haare. In der Figur soll der Arni etwas vom Ochsen, Pferd und Hirsch zugleich haben. Dabei ist er muthig und stark, wird aber doch gezähmt, und in Nord-Indien zum Reiten gebraucht.~~Lange Zeit kannte man den Riesen-Büffel bloss aus den an verschiedenen Orten ausgegrabenen Schädeln, an denen die ungeheuern Hörner sitzen. Solche Arni-Schädel trifft man hier und da in Naturalien-Cabinetten an.~~
Ad99998 07 009aAd99998 07 009a.jpgDie Bewohner von Persien sehen wir hier in ihren verschiedenen Kleidungen abgebildet. Die Perser sind ein lebhaftes, dem Vergnügen ergebenes Volk, etwas leichtsinnig, doch dafür auch gefälliger und gegen Fremde theilnehmender, als ihre Nachbarn, die rohen misstrauischen Türken. Vom Körperbau sind sie mittlerer Grösse, mehr mager als fett, doch dabei stark und gesund. Die herrschende Religion ist die muhamedanische, doch werden auch die Gebern oder Feueranbeter, so wie mehrere andere Sekten geduldet.~~Den Uebergang zu den Trachten der Perser machen wir mit der einfachen Kleidung der Curden (Fig. 1.), einem halbwilden räuberischen Gebirgsvolke in Westpersien.~~Fig. 2. Ein Perser vom Mittelstand in der Sommerkleidung.~~Die Kleidung der Perser ist orientalisch, d.h. lang und weit, sehr buntfarbig, und besteht bei den Reichern aus seidnen und kostbaren Kaschemir-Zeuchen, mit Gold, Silber und Edelsteinen häufig und reich besetzt.- Unser Perser trägt ein Hemd von rother Seide; darüber ein Camisol, und ferner einen weiten Oberrock, der bis auf die Knöchel reicht, und durch einen Kaschemir-Shawl gegürtet ist. Der Kopf ist mit einer turbanartigen Mütze bedeckt.~~Fig. 3. u. 4. Perserinnen.~~Die Kleidung der persischen Frauen ist gefälliger und leichter, als die der Männer. Die Haare schneiden sie nicht ab, sondern bedecken den Kopf entweder mit einem Kaschemir-Shawl in Form eines Schleiers, oder umwinden denselben in Form eines Turbans. Ueber das Hemd, welches bis in die Mitte des Körpers offen ist, tragen sie ein bis zum Knie reichendes Oberkleid, welches durch goldne und silberne Schlingen geziert, ist. Die weiten Beinkleider werden von oben bis unten dick durchnäht oder gefüttert.~~
Ad99998 07 010aAd99998 07 010a.jpg(Alcyonium Manus Diaboli, Linn.)~~Der handförmige Seekork, welchen die Seeleute und Strandbewohner des Meeres in der gemeinen Sprache des Lebens auch Teufelshand, Diebshand, Judashand und Seehand nennen, ist eine besondere Art der Thierpflanzen oder Zoophyten aus der Gattung der Seekorke. Die Masse dieses Gebildes besteht aus steifen, fast hornartigen Fasern, welche in frischem Zustande mit einer saftigen Masse umgeben sind; in welcher nach Aussen zu in den Fingern oder Zacken kleine Höhlen oder Zellen sich befinden, die besonderen (hier nicht abgebildeten) Polypenthierchen von cylindrischer Gestalt, und oberhalb ringsum die Oeffnung des Mundes mit mehreren befranzten Fangarmen versehen, zum beständigen eigentümlichen Aufenthalte dienen. Die äussere Gestalt dieser Thierpflanze ist in Hinsicht der Form, der Länge und Dicke der Zacken etwas veränderlich, wie Fig. 1. und 2. verglichen ausweist. Beide Abbildungen geben übrigens die natürliche Grösse an; und zeigen auch die röhrenförmigen Vertiefungen an den Enden der Zacken, welche der Wohnsitz der Polypenthierchen sind. Diese Seekorke finden sich an den Küsten von Holland, Frankreich und England; wo sie im Meere theils an Steinen, theils an Muscheln, und Schnecken mit ihrem unteren Theile angewachsen sind.~~
Ad99998 07 011aAd99998 07 011a.jpgWir sehen hier mehrere verschiedene Völkerschaften abgebildet, die unter Russischer Oberherrschaft in militärischer Verfassung leben, und leichte irreguläre Reiterei für den Kriegsdienst bilden. Es sind hier lauter christliche Völkerschaften dargestellt, nämlich:~~Fig. 1 und 2. Donische Cosaken.~~Fig. 1. Ein Officier von den Donischen Cosaken, welche ein Zweig der Russischen Hauptnation, ein rohes kriegerisches Hirtenvolk sind, das am Flusse Don wohnt, und daher seinen Namen hat.~~Fig. 2. Ein gemeiner donischer Cosak.~~Fig. 3. Ein Kalmuk.~~Hier ist, wie schon gleich seine Physiognomie zeigt, ein Kalmuk abgebildet, der zu den Cosaken übergegangen ist und, zum Scheine wenigstens, die christliche Religion angenommen hat.~~Fig. 4. Ein Uralscher Cosak.~~Die Uralschen oder Jaikschen Cosaken wohnen am untern Uralflusse, wo sie beträchtliche Viehzucht und Fischerei treiben. Im Uebrigen sind sie ihren andern Brüdern ziemlich gleich.~~Fig. 5. Ein Cosak vom schwarzen Meere.~~Die Saporogischen Cosaken, die vormals am Dnepr, und so viel von denselben noch übrig war, in die Kuban an das schwarze Meer seit dem Jahre 1775 versetzt worden. Sie dienen nicht nur als leichte Reiter, sondern auch zur See.~~Fig. 6. Ein Albaneser.~~Dieser Albaneser oder Arnaut gehört zu dem griechischen Bataillon, das im Russischen Solde in der Krimm ansässig gemacht worden ist, und sowohl zu Pferde, als zu Fuss, sowohl zu Lande, als zur See im Kriege dient.~~
Ad99998 07 012aAd99998 07 012a.jpgHier folgen nun heidnische und muhammedanische asiatische Völker abgebildet, die man mehr oder weniger häufig unter der irregulären, leichten Russischen Cavalerie findet.~~Fig. 1. Ein Tscherkessischer Fürst.~~Die Tscherkessen, die in der Landschaft Kuban wohnen, sind ein von Tataren abstammender, gemischter, sehr wohlgebildeter und kriegerischer Volkshaufe, der unter seinen eigenen kleinen Fürsten steht, die jedoch die Russische Oberherrschaft anerkennen. Ein solcher Fürst ist hier in seiner vollen Rüstung mit Helm und Panzer, und mit Säbel, Bogen, Pfeilen und Pistolen abgebildet.~~Fig. 2. Ein gemeiner Tscherkess.~~Die Bauern oder gemeinen Tscherkessen sind alle Leibeigene der Edelleute. Das ganze Land kann 1500 Edelleute und etwa 10,000 streitbare Leibeigene ins Feld stellen.~~Fig. 3. Ein Tatarischer Mursa oder Edelmann.~~Er ist hier ohne Waffen als Begleiter eines Tscherkessischen Fürsten abgebildet.~~Fig. 4. Ein Nogajischer Tatar.~~Dieser Tatarische Nomaden- und Räuberstamm zeichnet sich durch seine Gesichtsbildung aus, die von seiner Vermischung mit Mongolen herrührt. Ihre Lanzen zieren die Nogajer mit Fuchsfellen.~~Fig. 5. Ein Truchmenischer Tatar.~~Die Truchmenen bewohnen nebst anderen Ländern auch die schönsten Gegenden von Kaukasien. Ein solcher Kaukasischar Truchmene ist hier abgebildet.~~Fig. 6. Baschkiren.~~Die Baschkiren sind Abkömmlinge von Nogajern und Bolgaren, daher auch nicht von Bildung. Sie sind ziemlich kriegerisch.~~Fig. 7. Ein Kirgise.~~Die Kirgisen sind freie, räuberische Tataren, die sich auch mit Mongolen vermischt haben, und die Kirgisische Steppe an der Gränze von Russland bewohnen. Sie treiben starke Viehzucht, besonders Pferdezucht, und sind sehr roh.~~
Ad99998 07 013aAd99998 07 013a.jpgJapan ist ein erst seit zweihundert Jahren näher bekannt gewordenes Land, das aus mehreren grossen und kleinen Inseln an der Nordostküste von Asien im östlichen grossen Ocean besteht, und ist wegen seines grossen Reichthums, besonders an Gold, und anderen Producten, schon frühe ein Gegenstand der Europäischen Habsucht geworden. Die Portugiesen siedelten sich in der Mitte des 16ten Jahrhunderts hier an, missbrauchten aber die Güte der Japaner, und wurden von ihnen vertrieben. Seit der Zeit war es nur noch den Holländern, aber unter grossen Einschränkungen erlaubt, Handel nach Japan zu treiben; den Britten aber misslangen zwei Versuche, die sie deswegen machten.~~Auch die neueste Russische Unternehmung dieser Art schlug fehl. Der Russische Hof schickte nämlich im Jahr 1803 mit den zwei Schiffen, die unter dem Oberbefehle des Capitan v. Krusenstern abgesandt waren, eine Reise um die Welt zu machen, auch einen Gesandten nach Japan. Dieser Gesandte aber wurde nicht zur Audienz gelassen, und die mitgebrachten Geschenke nicht angenommen.~~Aus der, vom Capitän v. Krusenstern herausgegebenen meisterhaften Beschreibung seiner Reise um die Welt, sind folgende beide Ansichten von Japan entlehnt:~~Fig. 1.~~Ansicht von Megasaki bei der Stadt Nangasaki in Japan, wo dem Russischen Gesandten seine Wohnung angewiesen wurde, und erster Besuch der Japanischen Dolmetscher, die hier in einer offenen Schaluppe auf das Russische Schiff zufahren, von welchem wir hier nur das Hintertheil sehen.~~Fig. 2.~~Fährt der Russische Gesandte mit zwei Kähnen oder Schaluppen, deren eine prächtig verziert ist, nach der ihm angewiesenen Wohnung in Megasaki.~~Hier können wir nicht nur die Bauart der Japanischen Fahrzeuge, sondern auch die Kleidung der Japaner kennen lernen.~~
Ad99998 07 014aAd99998 07 014a.jpg(Sertularia abietina.)~~Diese artige Sertularie findet sich in dem mittelländischen und Nord-Meer auf Austern oder auch auf Mies-Muscheln (Mytilus) sitzend, wie wir deren eine hier abgebildet sehen. Sie hat in ihrer Bildung viel Aehnlichkeit mit Tannenzweigen, weswegen sie auch die tannenartige Sertularie oder auch Meertanne genennt wird. Die feinen dünnen Zweige sind auf beiden Seiten mit kleinen Zäckchen versehen, wie dies ein vergrössertes Stück (Fig. II.) noch deutlicher zeigt. Die Farbe dieser Sertularie ist horngrau, und ihre Höhe gewöhnlich fünf Zoll.~~
Ad99998 07 015aAd99998 07 015a.jpgDer gefranzte Kakatu. (Psittacus fimbriatus.)~~Schon mehrere Male haben wir in unserem Bilderbuche Gelegenheit gehabt, das grosse und zahlreiche Vögelgeschlecht der Papageyen zu betrachten, und so viele derselben, die sich vorzüglich durch die Pracht der Farben ihres Gefieders auszeichnen, zu bewundern. Die nähere Kenntniss entfernter Himmelsstriche macht uns noch jährlich mit neuen Arten bekannt. Zu diesen gehört auch der seltene hier abgebildete gefranzte Kakatu, welchen der Engländer Grant in seiner Entdeckungsreise nach Neu-Süd-Wallis abgebildet hat. Vortrefflich zeichnet sich gegen das sanfte graue Gefieder des Körpers der hochrothe Kopf aus, dessen unterer Theil wie mit Franzen besetzt ist, und zu der Benennung dieses Kakatu Anlass gegeben hat.~~
Ad99998 07 016aAd99998 07 016a.jpgPegu, sonst die Hauptstadt des alten Königreiches gleiches Namens, liegt in Hinter-Indien, in dem so mächtigen Birmahnischen Reiche. Die Bewohner dieser Stadt bekennen sich, wie die übrigen Birmahnen, zur Religion des Buddha, sind sehr religiös, und haben eine Menge Tempel. Der vorzüglichste darunter ist der sogenannte Schomadu oder goldene Tempel, welchen wir hier abgebildet sehen. Es ist ein ungeheuer grosses pyramidenförmiges Gebäude, welches aus Backsteinen und Mörtel aufgemauert, von aussen mit verschiedenen Zierrathen geschmückt ist, und auf einer doppelten Terrasse ruht. Unten ist der Tempel achteckig, oben läuft er schneckenförmig zu. Die Spitze ziert ein grosses vergoldetes Gitterwerk. Den Fuss umgeben zwei Reihen kleiner Pyramiden, deren die erste Reihe 57, die zweite 53 zählt.~~Zu beiden Seiten des Tempels sind hölzerne Gebäude für die Mönche oder Rahaans, auch findet sich da ein Aufenthalt für die Pilger. Nördlich hängen drei Glocken, an die man mit einem Hirschgeweihe schlägt, wenn ein Andächtiger ankömmt.~~Ueber die innere Einrichtung des Tempels sagen uns diejenigen Europäischen Reisenden, welche dort waren, nichts.~~
Ad99998 07 017aAd99998 07 017a.jpgDer grosse Wasser-Scorpion oder Wasser-Wanze aus Surinam. (Nepa grandis. L.)~~Das Geschlecht der Wasser-Scorpione, welches seinen Namen bloss von den beiden scheerenförmigen, am Kopfe sitzenden Vorderbeinen hat, und keineswegs giftig ist, zählt mehrere in- und ausländische Arten. Sie haben vier, in der Ruhe über einander geschlagene Flügel. Ihre Nahrung besteht aus kleinen Insecten, welche sie mit den Vorderfüssen, die sich wie Taschenmesser zusammenschlagen, geschickt fangen, und dann mit dem schnabelförmigen Gebiss, welches unter dem Kopfe liegt, aussaugen. Mit den übrigen Füssen, welche zum Rudern eingerichtet sind, schwimmen sie geschickt auf Teichen und sumpfigen Gewässern, wo sie sich aufhalten, umher, an warmen schönen Abenden fliegen sie auch von einem Ort zum andern.~~Wir sehen hier die grösste Art der Wasser-Scorpione abgebildet, welche sich in Surinam findet. (Fig. 1.) im Fluge; (Fig. 2.) im ruhenden Zustande. Der Körper ist dritthalb Zoll lang, ziemlich breit, oben und unten etwas erhaben. Die vorn mit einem Haken versehenen Fangarme, so wie das unter dem Kopfe sitzende schnabelförmige Gebiss erscheinen hier auf das deutlichste.~~
Ad99998 07 018aAd99998 07 018a.jpgDiese Kupfertafel stellt uns den ganzen Bau des menschlichen Auges dar, von welchem wir an uns nur den äusseren Theil, gleichsam das Fenster sehen. Hier erblicken wir sehr vergrössert und im Durchschnitte sowohl die äusseren, als inneren Theile dieses bewunderungswürdigen Baues, dessen nähere Entwicklung in dem Commentare enthalten ist; gegenwärtig geben wir nur die Haupttheile an.~~Fig. 1. Die Augenhöhlen, in welchen die Augen liegen, über welchen sich (Fig. 11.) die Augenbraunen befinden, nebst den Augenliedern (Fig. 5.), zur Beschützung des Auges bestimmt. Das Auge selbst ist eine etwas längliche Kugel, die aus verschiedenen Häuten gebildet wird, und mehrere Feuchtigkeiten einschliesst. Hinten sitzt der Sehnerve (Fig. 13.), wie ein Stiel an. Den äusseren Umfang des Auges bildet die harte Haut (Fig. 18.) In ihre vordere Oeffnung passt die durchsichtige Hornhaut (Fig. 20.). In der Mitte der inneren Haut befindet sich ein Loch (Fig. 25.), welches der Augenstern heisst. Die innerste und wichtigste Haut des Auges ist die Netzhaut (Fig. 27.), die das eigentliche Werkzeug des Sehens ist.~~Die Feuchtigkeiten, die in den Augenkammern (Fig. 32. 33.) enthalten sind, dienen zur ersten Brechung der einfallenden Lichtstrahlen. Nachdem diese durch die Crystall-Linse (Fig. 30.) und durch den Glaskörper (Fig. 29.) ferner gebrochen worden, gelangen sie zur Netzhaut (Fig. 27.), auf welcher sie durch eine Erschütterung die Empfindung des Gegenstandes bewirken. Der Sehnerve pflanzt diese Empfindung bis zum Gehirne fort, und so erlangt die Seele Vorstellung des Empfundenen.~~
Ad99998 07 019aAd99998 07 019a.jpgDer Bau des menschlichen Ohrs ist ungefähr eben so künstlich, als der des Auges, wie uns schon der erste Ueberblick der hierher gehörigen Kupfertafel zeigt, wo wir Fig. 1. das Ohr in natürlicher Grösse, bei Fig. 2. aber um Vieles vergrössert erblicken.~~Das Ohr besteht zuerst aus dem äusseren Ohre, das den Eingang zu den Gehörorganen bildet. Es ist ein Knorpel, an welchem man die äussere und innere Ohrenleiste (Fig. I. II. 1. 2.) bemerkt. Dabei sieht man die vordere Ohrenecke und die hintere Ohrenecke (Fig. I. II. 4. und 5.); der tiefe Raum zwischen beiden heisst die Ohrenmuschel (Fig. I. II. 6.); das Ohrläppchen (Fig. I. II. 7) ist das Ende derselben. Im Innern liegt der Gehörgang (Fig. I. II. 8.). Unter der allgemeinen Kopfhaut sind hier die Drüsen verborgen, welche das Ohrenschmalz absondern. Am Ende des Gehörganges zeigt sich das Trommelfell (Fig. I. II. 9), das die Trommelhöhle bedeckt. Auf dieser elastischen Haut liegen die Gehörknöchelchen, nämlich der Hammer (I. II. 11.), der Ambos (I. II. 14), der Steigbügel. Im Innern liegt das sogenannte Labyrinth. Hier ist auch die sogenannte Schnecke (Fig. I. II. III. 22.). Die drei Bogengänge (Fig. I. II. III. IV. 19.) öffnen sich mit fünf Mündungen. In das Ohr gehen zwei Nerven, nämlich der harte oder Verbindungs-Nerve des Gesichts und der weiche oder eigentliche Gehörnerve, mit seinen Aesten (Fig. IV. 29. 30.)~~Dieses sind die Hauptorgane des Gehörs. Eine nähere Entwicklung giebt der Commentar des Bilderbuchs.~~Durch den angegebenen künstlichen Bau des Ohres können wir nun Töne vernehmen, welches auf folgende Art zuzugehen scheint. Der Schall wird von dem äusseren Ohre und dessen Erhöhungen und Vertiefungen aufgefangen, und in den Gehörgang geleitet, von wo er auf das Trommelfell gelangt, und dieses in eine Erschütterung versetzt. Dadurch werden nun auch die Gehörknöchelchen bewegt, welche, diese Erschütterung bis zum Gehör-Nerven bringen, wodurch die Seele auf eine uns unbekannte und unerklärbare Art Vorstellung des Empfundenen erhält.~~
Ad99998 07 020aAd99998 07 020a.jpgDie kaiserliche Napoleona. (Napoleonaea imperialis.)~~Dieser schöne und seltene Strauch bildet die erste Species einer neuen Pflanzengattung, welche der französische Naturforscher, Palisot Beauvois, im December 1807 in Afrika im Königreich Oware nicht weit von der Stadt zuerst entdeckte, und nachher wegen der Aehnlichkeit der inneren Blüte mit dem Stern der Ehrenlegion nach dem Namen des Kaisers von Frankreich Napoleona benennte. Diese hier abgebildete kaiserliche Napoleona bildet einen 7 bis 8 Fuss hohen Strauch mit länglich zugespitzten Blättern, welche mit kurzen Blattstielen an den Zweigen sitzen. -~~Die schönen blauen Blumen stehen hart an den Zweigen, und sind durch eine doppelte in einander sitzende Blumenkrone gebildet. In der inneren befinden sich die fünf breiten bandförmigen Staubfäden, eine seltene Bildung, welche man mit dem oben erwähnten Ordenskreuze verglich, und darnach diese neue Pflanzengattung benennte.~~
Ad99998 07 021aAd99998 07 021a.jpgFig. 1. Die borstige Seefeder. (Pennatula setacea.)~~Die Seefedern, welche sich in allen Meeren finden, und im Sommer auf der Oberfläche des Wassers herumschwimmen, bestehen aus einem knorplichen Stiel, welcher mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und sich nach oben in Fiedern, wie eine Schreibfeder ausbreitet. Sie sind die Wohnung kleiner Polypen. Im Winter leben die Seefedern auf dem Boden des Meeres. - Die hier abgebildete Art, welche zu den seltenern gehört, giebt die deutlichste Vorstellung dieses Zoophyten-Geschlechts.~~Fig. 2. Die häutige Coralline. (Corallina membranacea.)~~Die hier abgebildete häutige Coralline besteht, wie die anderen Arten dieses Geschlechts, aus einem ästigen Stiele, mit hornartigen Gliedern überzogen, und mit einer Kalkrinde bedeckt. Die Oberfläche ist mit Oeffnungen oder Poren bedeckt, die wir bei b. c. d. im vergrösserten Zustande erblicken, und welche kleinen Polypen-Thierchen zur Wohnung dienen.~~
Ad99998 07 022aAd99998 07 022a.jpgFig. 1. Die Näscherin. (Phalaena Noctua Libatrix. L.)~~Die gelbgrüne Raupe (A.) dieses artigen Nachtschmetterlings findet man im August auf Weiden. Sie verwandelt sich in die schwarze Puppe (B.), aus welcher unser Nachtschmetterling ausschlüpft. Bei (C.) sehen wir das Männchen, bei (D.) das Weibchen. Die Oberflügel sind orangefarben, röthlich und braun und auf jedem Flügel durch zwei querlaufende weisse Linien, so wie durch doppelte weisse Punkte geziert, und am hintern Ende ausgezahnt. Die Unterflügel sind blassbraunröthlich, mit einem breiten Saum eingefasst.~~Fig. 2. Die Brautjungfer. (Phalaena Noctua pronuba. L.)~~Im April findet man am Mäuseohrleinkraut (Myosotis Scorpioides) die gelbe dicke Raupe (a.) dieses Nachtfalters. Aus der dunkelrothen Puppe (b.) kömmt nach 4 Wochen der Schmetterling (c. d.) zum Vorschein. Die Oberflügel sind, hellgrau-bräunlich, in der Mitte mit einem nierenförmigen Fleck. Die orangefarbenen Unterflügel mit schwarzen Querstreifen, geben diesem Nachtschmetterling ein angenehmes Ansehen.~~
Ad99998 07 023aAd99998 07 023a.jpgDie Bewohner des nördlichen Theils von Schottland, ein mit hohen rauhen Bergen und vielen Seen bedecktes Land, heissen daher auch Hochländer oder Bergschotten.~~Sie sind, wie die meisten Gebirgsvölker, ein starker, wohlgebildeter, genügsamer Volksstamm von treuherziger Biederkeit, und leben vorzüglich von Viehzucht, Fischerei und Jagd. Der Ackerbau blüht unter ihnen nicht sehr, da sie, nach der Verfassung des Landes, von den grösseren Eigenthümern erst Land pachten müssen, und da auch in ihrem nördlichen Himmelsstriche bloss Gerste, Hafer und Kartoffeln reif werden. Die Sprache der Hochländer ist die gaelische, in der sie auch die Heldenthaten ihrer Vorfahren (wer denkt hier nicht an Ossian!) besingen. Die sie umgebenden mächtigen Naturscenen, die National-Gesänge zum Ruhme ihrer Helden stimmen ihre Seele zu männlichen Thaten. Deswegen sind die Bergschotten auch so vorzügliche Soldaten und Schiffer.~~Ihre Kleidung fertigen sie aus einem wollenen Zeuch, Tartan genannt, welcher gewürfelt, und von grellen bunten Farben ist. Die Männer tragen keine Beinkleider, sondern eine Art von Schurz (Kilt), Jacken (Philabeg genannt) und einen kleinen Mantel (Plaird) von Tartan, den sie gewöhnlich zusammenwickeln, und über einer Schulter tragen. Im Gürtel steckt ein Dolch (Dirk). - Ihre Wohnungen sind unansehnliche Hütten, in denen zur Beleuchtung, in einer Art von eisernem Löffel, Stückchen Holz von der Weihrauchkiefer brennen.~~Den Besuch des französischen Naturforschers Faujas St. Fond bei einer Bergschotten-Familie, sehen wir hier abgebildet, und lernen daraus ihre Kleidung und innere Einrichtung kennen.~~
Ad99998 07 024aAd99998 07 024a.jpgFig. 1. Der langarmige Bockkäfer. (Cerambyx longimanus. L.)~~Die heissen Länder haben bekanntlich bei den Thieren, so wie bei den Pflanzen, den grössten Einfluss auf ihre Bildung, daher dort auch die Naturgegenstände zum Theil grösser, oder prächtiger gefärbt, erscheinen. - Beispiele der Grösse liefern uns auch die hier abgebildeten Käfer. Sie gehören beide zum Geschlechte der Bockkäfer, welche wegen der bockähnlichen Bildung des Kopfes, so wie der oft langen Fühlhörner wegen, so benannt wurden.~~Der langarmige Bockkäfer bewohnt Surinam, und ist wegen der regelmässigen gelben und schwarzen Zeichnungen seines Körpers ein schönes Insect. Das Bruststück, so wie die Flügeldecken, sind mit Stacheln besetzt; die Vorderfüsse, so wie die Fühlhörner, sind ungewöhnlich lang. - Unsere Abbildung zeigt diesen Käfer in natürlicher Grösse. Er nährt sich von Holz, welches er mit seinem scharfen und starken Gebisse zernagt. -~~Fig. 2. Der hirschhörnige Bockkäfer. (Prionus cervicornis. L.)~~Dieser Käfer findet sich, ausser Surinam, in mehreren Theilen von Südamerica, wo seine Larve, die in dem Holze des Käsebaumes (Bombax Ceiba L.) lebt, als grosser Leckerbissen gegessen wird. Der Körper ist schwarz und braun gestreift, das Brustschild ist mit mehreren Stacheln versehen. Am Kopfe sitzt das starke hervorragende Gebiss, welches wegen der Aehnlichkeit mit einem Hirschgeweihe diesem Käfer seinen Namen gab. In der Lebensart gleicht er dem vorigen.~~
Ad99998 07 025aAd99998 07 025a.jpgFig. 1. Der Kreuzfuchs. (Canis cruciger. L.)~~Zu den seltenen und schönen Abarten des Fuchsgeschlechtes gehört der hier abgebildete Kreuzfuchs, welcher sich im Norden von Europa, Asien und America findet. Ueber den Rücken hat er einen schwarzen Streifen, so wie ein zweiter blässerer in entgegen gesetzter Richtung, von einem Vorderfusse zum andern läuft, und auf diese Weise die Figur eines Kreuzes bildet. Die übrige Färbung des schönen Pelzes besteht aus abwechselnden Schattirungen von Rothgelb, Grau und Schwarz. -~~Fig. 2. Die gefleckte Hyäne. (Hyaena Crocuta.)~~Die gefleckte Hyäne, ein eben so gefährliches Raubthier, als die früher bekannte gestreifte Hyäne, ist erst in den neuern Zeiten uns bekannter geworden. Wir gaben schon im V. Bande No. 16 unseres Bilderbuches, in Ermangelung einer bessern, eine unvollkommene Abbildung dieses Thieres. Da uns seitdem die hier gelieferte vollkommnere zugekommen ist, so ermangeln wir nicht, dieselbe nachzuliefern, da es unsere stete Sorge ist, in unserem Bilderbuche die treuesten und besten Abbildungen zu liefern.~~Wir hatten Gelegenheit, im Sommer 1804 in der Menagerie des Jardin des plantes zu Paris diese seltene gefleckte Hyäne lebendig zu sehen, und überzeugten uns von der Richtigkeit unserer Abbildung. Sie war durch die, von der Entdeckungsreise des Capitain Baudin zurückkehrenden, Schiffe vom Vorgebirge der guten Hoffnung als grosse Seltenheit mitgebracht worden, und zeigte sich als ein eben so gefrässiges, als wildes Thier.~~
Ad99998 07 026aAd99998 07 026a.jpgFig. 1. Die Brechwurzel oder Ipecacuanha. (Psychotria emetica. L.)~~Seit dem Jahre 1649 ist aus America nach Europa unter dem Namen der Brechwurzel oder Ipecacuanha eine Wurzel gebracht worden, welche durch ihre Erbrechen-erregenden Eigenschaften ein sehr wirksames Heilmittel in vielen Krankheiten abgiebt. Sie ist drei bis vier Zoll lang, dunkelgrau, wie aus einzelnen Knoten zusammengesetzt, und von salzigem bitterlichen Geschmacke. Wahrscheinlich kömmt diese Wurzel von der hier abgebildeten Pflanze, welche in Brasilien und Peru zu Hause ist. Es ist eine niederliegende Pflanze mit lanzetförmigen glatten Blättern, welche an den Stielen einander gegegenüber stehen. Sie hat kleine, weisse Blüten, auf welche eine beerenartige Frucht folgt. Die Erbrechen-erregende Psychotrie ist zeither von den Spaniern aus America zu uns gebracht worden.~~Fig. 2. Die Giftwurzel oder Contrayerva. (Dorstenia Contrayerva. L.)~~Die Contrayerva ist eine in Peru und Mexico wachsende Pflanze, deren Wurzel in ihrem Vaterlande als Gegengift der, mit der Pflanze Yerva vergifteten, Pfeile gebraucht wird. Die Contrayerva treibt aus der Wurzel die auf langen Stielen stehenden Blätter, welche denen der gemeinen Bärenklau ähnlich sind. Zwischen den Blättern entspringen die Blumenstiele, welche sich oben in eine viereckige Platte ausbreiten, auf der die kleinen Blüten stehen. Die rothbraune, aromatische und perennirende Wurzel besitzt ausser der Eigenschaft als Gegengift, schweisstreibende und reizende Arzneikräfte, doch ist ihr Gebrauch jetzt von keinem Belang.~~
Ad99998 07 027aAd99998 07 027a.jpgFig. 1. Der rauhschnäbliche Pelikan.(Pelecanus trachyrhynchos. L.)~~Dieser Pelikan hat fast die Grösse des gemeinen Pelikans, ist bis auf die schwarzen Flügelspitzen ganz weiss, und lebt in Nord-Amerika, wo er sich von Fischen nährt. Sein Unterscheidungsmerkmal ist die rauhe kammartige Erhöhung auf dem Oberschnabel. -~~Fig. 2. Der gefleckte Wasserrabe. (Carbo naevia. L.)~~Der gefleckte Wasserrabe ist ein Bewohner von Neuseeland, wo er unter Felsen nistet. Seine Grösse beträgt etwas über zwei Fuss. Auf dem Kopfe sitzen zwei Federbüsche, welche, wie die Hauptfarbe des Gefieders, schwarz sind. Hinter den Augen läuft zu beiden Seiten des Halses ein breiter Streifen herab. -~~Fig. 3. Der rothschwänzige Tropikvogel. (Phaëton phoenicurus. L.)~~Ein schöner Vogel, den die Weltumsegler in mehreren Gegenden des grossen Oceans fanden, wo ihm im Fliegen die zwei rothen langen Schwanzfedern ein prächtiges Ansehen geben. Das übrige Gefieder ist weiss, und spielt in das Rosenfarbene.~~Fig. 4. Der surinamische Schlangenvogel. (Plotus surinamensis. L.)~~Diese kleinere Art des Schlangenvogels ist nur 13 Zoll lang, hat ein braun und weisses Gefieder; die Brust und Bauch sind weiss, die Füsse kurz und stark. - In Surinam, wo sich dieser Vogel in Klippen an Flüssen aufhält, lebt er von kleinen Fischen und Insecten, die er sehr geschickt zu fangen weiss. - Er lässt sich zähmen, und wird dann von den Bewohnern jener Länder mit dem übrigen Geflügel gehalten.~~
Ad99998 07 028aAd99998 07 028a.jpgDie gegenwärtige Tafel zeigt uns mehrere Arten von Turteltauben fremder Länder, die sich zum Theil durch die Schönheit ihres Gefieders vorteilhaft auszeichnen.~~Fig. 1. Die grüne Turteltaube. (Columba Turtur viridis.)~~Diese schöne Turteltaube bewohnt die Insel Amboina. Sie wird 7 3/4 Zoll lang, und goldgrün ist die Farbe ihres Gefieders. Der Vorderhals, der Schnabel und die Füsse sind roth, die Spitzen der grössern obern Deckfedern der Flügel schwefelgelb.~~Fig. 2. Die Erd-Turteltaube. (Columba T. passerina.)~~In den wärmern Ländern von Amerika, so wie auf einigen der nahliegenden Inseln findet man in gebirgigen Gegenden diese kleine Turteltaube, welche als schmackhafte Speise auch häufig gegessen wird. Eine Abwechselung von Aschgrau, Braun und Gelbroth machen die Hauptfarben derselben aus.~~Fig. 3. Die Javanische Turteltaube. (Columba T. Javanica.)~~Die Javanische Turteltaube ist, wie ihr Name lehrt, in Java zu zu Hause, wird etwas über 9 Zoll lang, und hat ein ziemlich buntfarbiges Gefieder.~~Fig. 4. Die Senegal'sche Turteltaube. (Columba T. Senegalensis.)~~Sie wird 9 3/4 Zoll lang, und gleicht an Grösse einer Schwarzdrossel. Der Rücken und die Flügel sind bräunlich, der Kopf, Brust und Hals weingelb, der Schnabel und die Füsse roth.~~Fig. 5. Die Carolinische Turteltaube. (Columba T. Carolinensis.)~~Diese Turteltaube gehört, wie die folgende Art, zu den langgeschwänzten, ist 14. Zoll lang, und in Carolina, St. Domingo, Brasilien und andern Orten von Amerika zu Hause. Ihr Gefieder hat eine angenehme Mischung von mehreren Farben, welche zum Theil einen goldgrünen Glanz haben. -~~Fig. 6. Die Canadische Turteltaube. (Columba T. Canadensis.)~~Die Canadische Turteltaube wird etwas grösser als die gemeine Turteltaube, und findet sich in Canada. Den Kopf, Brust und Hals zieren aschfarbne und gelbliche Streifen. Der Bauch ist weiss, der Rücken und die Flügel braun. Die Federn des Schwanzes sind aschfarben und weisslich, und keilförmig gespitzt.~~
Ad99998 07 029aAd99998 07 029a.jpgFig. 1. Der Steinklee. (Trifolium Melilotus officinalis. L.)~~Der Steinklee wächst in den meisten Ländern von Europa an steinigen Orten, wovon er auch den Namen hat, und unterscheidet sich von anderen Klee-Arten durch einen süsslichen honigähnlichen Geruch. Er ist eine zweijährige Pflanze, und treibt einen Stängel drei bis fünf Fuss Höhe, welcher gestreift und mit vielen Aesten umgeben ist. Die länglichen Blätter sitzen zu dreien zusammen auf einem gemeinschaftlichen Stiele. Die gelben Blüten, welche traubenförmig vereint sind, erscheinen im Junius, und zeigen sich dann den ganzen Sommer hindurch. Durch den starken Geruch wurde man auf die heilbringenden Kräfte dieser Pflanze geleitet, und äusserlich in Umschlägen, oder als Melilotenpflaster leistet es als zertheilendes Mittel auch gute Dienste. Auch in ökonomischer Hinsicht ist der Steinklee eine nützliche Pflanze, so wie man z. B. in einigen Theilen der Schweiz damit den Schabzieger oder grünen Schweizerkäse bereitet, welcher weit und breit hin verführet wird.~~Fig. 2. Der Bitterklee. (Menyanthes trifoliata. L.)~~Der Bitterklee oder auch Fieberklee findet sich in Teutschland an feuchten Orten auf sumpfigen Wiesen, und treibt aus der langen Wurzel einen, 1 bis 2 Fuss langen, Stängel mit ziemlich grossen Blättern. Im April oder Mai kommt der lange Blumenschaft zum Vorschein, der an seiner Spitze weisse, etwas röthliche Blumen trägt. Die Blätter dieser Kleeart enthalten eine ausserordentlich starke Bitterkeit, welche als heilsames inneres Mittel in vielen Krankheiten gebraucht wird. - Auch brauet man an einigen Orten daraus ein starkes bitteres Kräuterbier und braucht es zum Färben.~~
Ad99998 07 030aAd99998 07 030a.jpgSchon früher im V. Bd. No. 57 u. 69 unseres Bilderbuches hatten wir Gelegenheit, mehrere Arten der Mollusken oder Weichthiere, (eine Unterabtheilung der Classe der Würmer) kennen zu lernen, von denen wir hier ferner noch andere beschreiben wollen.~~Fig. 1. 2. Die nordische Clio. (Clio borealis.)~~Diese Clio schwimmt oft in ungeheurer Menge in dem Nord-Meere herum, wo sie den Wallfischen, andern Fischen und Seevögeln zur Nahrung dient. Der Körper sitzt in einem kräuselförmigen Sack, welcher oben zwei flügelähnliche Fortsätze hat, womit das Thier Athem schöpft, und sich im Schwimmen fortbewegt. Zwischen drinnen befindet sich der Kopf, aus zwei Kugeln bestehend, zwischen denen wir Fig. 2 (auf der Bauchseite) den Mund wahrnehmen.~~Fig. 3. 4. Die südliche Clio. (Clio australis.)~~Lebt in den indischen Meeren, sieht rostfarben aus, die Kiemenblätter sind spitziger, und die Spitze des Körpers in zwei Theile getheilt.~~Fig. 5. Der Seehase oder Giftkuttel. (Aplysia depilans.)~~Diese Molluske findet sich im mittelländischen Meere, wo sie von kleinen Seegeschöpfen lebt. Der breite Kopf hat vier Fühlhörner, und der Körper gleicht dem unserer nackten Schnecken. Sie geben einen übelriechenden Saft von sich, den man für giftig hält.~~Fig. 6. Die grüne Seelunge. (Aplysia viridis.)~~Sie lebt an den Küsten von America, und hat einen grünen, rothpunktirten Körper.~~Fig. 7. Die Kameel-Seelunge. (Aplysia Camelus.)~~Die Kameel Seelunge, nach ihrem langen Halse so benannt, hat einen glatten und weissen Körper. Das Vaterland ist unbekannt.~~Fig. 8. Das Lappenmaul. (Tethys fimbria.)~~Der weisse Körper ist 6 Zoll lang, und mit einem Mantel eingefasst, der sich über dem Kopfe wie ein Segel ausbreitet. Der Mund, der sich in einen Rüssel verlängert, liegt unter diesem Segel. Das Lappemaul findet sich im mittelländischen Meere, wo es auf dem Grunde fortkriecht, und nur bei heiterem stillen Wetter emporkömmt.~~
Ad99998 07 031aAd99998 07 031a.jpgDer äthiopische Schillerfalter. (Papilio Aethiops.)~~Dieser schöne und seltene Schmetterling wurde von dem französischen Naturforscher, Herrn Palisot de Beauvois mit unsäglicher Mühe bei der Stadt Agathon im Königreiche Benin in Afrika gefangen, und nach Frankreich gebracht. Seine Flügel sind ausgezahnt, oben und unten mit längeren Spitzen und mit mehreren augenförmigen Flecken versehen. Das Merkwürdige dabei ist aber, dass sie, nach verschiedenen Richtungen betrachtet, auf das schönste schillern, oder ein veränderliches Farbenspiel zeigen. Gewöhnlich sind sie perlenmutterweiss; stellt man sich aber zwischen den Schmetterling und das Licht, und hält ihn senkrecht, so schillern die Flügel auf das prächtigste röthlich und violet (Fig. 1). Von der Seite betrachtet, bekommen die Flügel einen matten kupfergrünen Anstrich mit violettem Schimmer (a); horizontal angesehen erscheinen sie goldgelb (b).~~Die eigentliche Farbe der Unterflügel (F. 2) ist ebenfalls perlenmutterweiss, doch schillern sie auch in das Grünliche und Bräunliche; durch beide Flügelpaare läuft eine Querbinde, und mehrere Augenflecken zieren sie.~~
Ad99998 07 032aAd99998 07 032a.jpgAusser dem eigentlichen Ibis, den man gewöhnlich für den, von den alten Aegyptiern heilig verehrten, Vogel hält, und den wir im I. Bd. No. 100 unseres Bilderbuches kennen lernten, giebt es von diesem Geschlechte noch mehrere schöne Arten, wie wir hier sehen.~~Fig. 1. 2. Der scharlachrothe Ibis.(Tantalus ruber.)~~Dieser schöne Vogel findet sich in mehreren Theilen von Amerika, wo er sich an Gewässern aufhält, und von kleinen Fischen und Insecten lebt. Er wird 21 Zoll lang, und ist über und über schön scharlachroth von Farbe, bis auf die Spitzen der äussersten Schwungfedern, welche schwarzblau sind. Doch ist die rothe Farbe nach dem dritten Jahre erst in ihrer Vollkommenheit, vorher ist das Gefieder noch mit Grau vermischt. (Fig. 2).~~Fig. 3. Der Ibis mit schwarzem Gesicht. (Tantalus melanopis.)~~Wird grösser als der vorige, und wurde von Forster auf den Neujahrs-Inseln bei Staatenland entdeckt, wo er auf unzugänglichen Felsen nistet. Die Augen umgiebt ein kahler schwarzer Fleck, und ein häutiger Sack sitzt unter dem Schnabel. Der Hals und die Brust sind gelb; von den Flügeln läuft ein graues Querband über letztere.~~Fig. 4. Der Cayennische Ibis. (Tantalus Cayennensis.)~~Der Cayennische Ibis wird 22 Zoll lang, und findet sich paarweise, jedoch nicht häufig, in Cayenne, wo er gewöhnlich an den Flüssen sitzt und auf Fische lauert. Sein dunkles Gefieder hat, gegen das Licht betrachtet, einen grünlichen Glanz.~~Fig. 5. Der sichelschnäbliche Ibis. (Tantalus falcinellus.)~~Dieser Ibis bewohnt die Gegenden des caspischen und schwarzen Meers, auch mehrere Theile von Italien, und wird bisweilen auch in Teutschland gefunden. Von seinem langen gebognen Schnabel hat er den Namen erhalten.~~
Ad99998 07 033aAd99998 07 033a.jpgAbyssinien ist ein grosses Königreich an der Ostküste des mittleren Afrika, sehr gebirgig, doch dabei fruchtbar, und bringt treffliche Producte jeder Art hervor. Die Bewohner, ursprünglich von Arabern abstammend, bekennen sich meistens zur griechischen Kirche, also zur christlichen Religion, und werden durch einen König, welcher Negus heisst, unumschränkt beherrscht. Bisher kannten wir keine Abbildungen von den Abyssiniern und ihren Trachten und Gebräuchen; wir verdanken diese erst der neuesten Reise des englischen Lords Valentia, und des Herrn Salt, seines Begleiters. - So sehen wir auf gegenwärtiger Tafel, in einer gebirgigen Gegend Abyssinier, die auf einem Marsche Halt gemacht haben, und ausruhen.~~Ihre Kleidung besteht in einem weissen Tuche, das um den Leib gewickelt wird. Um beide Schultern hängt ein schwarzes Schaffell, ohne welches kein Abyssinier ausgeht. Die Köpfe werden bloss getragen; die höheren. Stände verhüllen sich mit dem Tuche den unteren Theil des Gesichtes. Ihre Waffen bestehen in Spiesen und Schildern, nur wenige bedienen sich einer Art von Luntenflinten. Die Wohnungen bestehen aus oben zugespitzten Hütten, wie der Hintergrund unserer Abbildung zeigt.~~Wenn ein vornehmer Abyssinier eine Reise macht, so wird er von mehreren bewaffneten Leuten als Gefolge begleitet. Wahrscheinlich ist es ein solcher Zug, den wir hier abgebildet sehen. Der Maulesel ist für den Herrn bestimmt.~~
Ad99998 07 034aAd99998 07 034a.jpgDiese und die folgende Nummer stellen Gegenstände aus Indien vor, diesem Lande der Wunder, das noch lange nicht genug erforscht ist, und das eine Menge von Denkmälern darbietet, deren Bestimmung ein völliges Räthsel ist, die aber aus einer Zeit stammen, die weit über unsere Geschichte und Zeitrechnung hinaus liegt, und die unwidersprechlichsten Beweise von einer hohen Cultur und einer grossen Bevölkerung geben. -~~Fig. I. stellt die Pagoden von Talicut vor; ein Ort in Mysore, in einer ungesunden Gegend, der von Sandhügeln eingeschlossen ist, die besonders um Mittag eine stickende Hitze verbreiten. Diese Pagode ist sehr alt; sie besteht aus mehreren Gebäuden und ist mit einer Mauer eingeschlossen. In der Mitte steht ein kleiner Tempel, auf dem Dache desselben liegt ein Ochse, der mit Blumen und anderem Schmucke verziert ist.~~Fig. II. giebt die Darstellung eines Festes der Hinduer zu Ossur, das ebenfalls in Mysore liegt. Eine Menge von frohen und festlich gekleideten Menschen hat sich versammelt. Die Bilder der Gottheiten werden feierlich auf einem dazu bestimmten Gerüste mit Bädern umhergeführt, das zu dieser Feierlichkeit prächtig mit Fahnen und auf andere Weise ausgeschmückt ist. Man findet fast in allen Tempeln der Indier solche Gestelle, worauf die Gottheiten umhergetragen werden, und Processionen dieser Art machen ein wesentliches Stück in ihrem Cultus aus. Es werden bei dieser Gelegenheit natürlich auch reiche Opfer gespendet, die den Braminen oder Priestern zu Gute kommen.~~
Ad99998 07 035aAd99998 07 035a.jpgAusserordentlich merkwürdig sind die Höhlen von Carli. Sie liegen zwischen Bombai und Punah; es läuft hier eine Hügelkette von Osten nach Westen, aus welcher der Hügel, der diese merkwürdigen Denkmäler enthält, hervorspringt. Die Haupthöhle liegt nach Westen. Ein jäher Pfad führt hinauf, aber eingehauene Stufen erleichtern die Schritte. Der ganze Hügel ist mit Gebüsch bedeckt, das die Höhlen versteckt; endlich kommt man zu einem offnen Platze, wo der Hügel abgetragen und geebnet ist, bis man eine perpendiculäre Oberfläche von etwa 50 Fuss auf dem nackten Felsen fand. In demselben ist eine Reihe von Höhlen ausgegraben; zuerst kommt man in einen Vorhof von länglich viereckiger Gestalt, der zu dem Tempel selbst, der gewölbt ist, und von Säulen getragen wird, führt. Die beifolgende Abbildung giebt einen deutlichen Begriff von dieser wunderbaren Anlage. Einen sonderbaren Anblick geben die auf den Säulen ruhenden Elephanten. In dem Tempel selbst finden sich keine Figuren von Gottheiten, aber die Wände des Vorhofs sind mit Figuren von Elephanten, männlichen und weiblichen Figuren, und der Gestalt des Buddha bedeckt. Wahrscheinlich ist dieser Tempel dem Götte Buddha geweiht gewesen, dessen Verehrung aber die Braminen vernichteten. Daher ist auch die Sage des Volks, dass böse Geister in diesen Höhlen ihre Wohnung hätten.~~
Ad99998 07 036aAd99998 07 036a.jpgDiese Tafel giebt uns die Vorstellung eines grossen Gastmahls bei den Abyssiniern, welches Volk wir bereits bei No. 31. kennen lernten. Dieses Gastmahl gab der Ras von Tigré (der Statthalter einer beträchtlichen Provinz) bei Gelegenheit einer grossen Musterung am 26. Septbr. 1805. Der Ort des Festes ist der grosse Audienzsaal des Ras, wo derselbe oben an der Tafel auf einem verzierten Polster seinen Sitz hat. Die übrigen Gäste sitzen mit untergeschlagenen Beinen umher; doch waren deren so viel, dass sie nicht alle sitzen konnten, und umherstehend assen. Die Speisen bestanden aus Teftkuchen von drittehalb Fuss im Durchmesser, welche über einander geschichtet waren. Sie werden aus dem Teft (Boa abyssiniensis), einer abyssinischen Kornart, bereitet. Die Schüsseln in der Mitte des Tisches enthalten ein Ragout von Hühnern, Hammelfleisch, Ghi (eine Art Oel) und geronnener Milch. Sclavinnen tauchen die Teft-Brode in die Schüsseln mit den Speisen, und reichen sie dann den Gästen hin. Doch ein Hauptleckerbissen bei den abyssinischen Gastmählern ist rohes Fleisch, welches so frisch als möglich genossen wird. Zu diesem Behufe sehen wir auch hier in dem Platze vor dem Saal ein Thier schlachten. Die Gäste erhalten das rohe Fleisch am Ende des Gastmahls, und schneiden die grossen Stücke mit ihren krummen Messern sehr geschickt in dünne Scheiben. Zu dieser Lieblingsspeise trinkt man Maisi, eine Art Meth, aus Honig, Wasser, etwas gerösteter Gerste und der Wurzel Taddo bereitet.~~Der Abyssinier mit dem Kreuze muss wegen eines religiösen Gelübdes fasten. Der Mann mit dem langen Stabe ist der Ceremonienmeister. Unter dem Tische sitzt ein Knabe, dem man erlaubt hat, die Brodsamen aufzusammeln.~~
Ad99998 07 037aAd99998 07 037a.jpgWir lernen hier nach den Abbildungen, welche die wichtige Reise des Lords Valentia begleiten, mehrere Küsten-Bewohner des rothen Meeres kennen, von denen wir bisher keine Darstellungen besassen.~~Fig. 1. Ein Samalie.~~Die Samalies sind ein afrikanischer Volksstamm, welcher den südlichen Theil der Westküste des rothen Meeres vom Cap Guardafui an bewohnt, und vorzüglich Handel mit den Producten des Landes nach arabischen Handelsplätzen treibt. Ob sie gleich schwarzes wolliges Haar und dunkle Haut haben, so gleichen sie doch übrigens in der Gesichtsbildung nicht den Negern, sondern haben einen gefälligeren Aurdruck. - Sie sind Muhammedaner.~~Fig. 2. Ein junger vornehmer Araber.~~Dieses ist das Portrait des Sohnes vom Dola oder Statthalter von Musa, einer kleinen Stadt im glücklichen Arabien. Die Araber haben in der Jugend eine ausdrucksvolle, aber sanfte Miene, welche sich jedoch im späteren Alter unvorteilhaft ändert. Die Araber sind theils Nomaden (d. h. einem herumziehenden Hirten-Leben ergeben), theils wohnen sie in Städten. Die Kleidung besteht aus einem Turban und weiten flatternden Kleidern, welche bei den Vornehmen aus seidnen indischen Zeuchen gefertigt wird.~~Fig. 3. Ein Suakin.~~Die Suakins (nach einer kleinen Insel so genannt) sind Beduinen-Araber, welche sich auf der afrikanischen Küste des rothen Meeres ausgebreitet haben, und einen mächtigen Stamm ausmachen. Sie sind schön vom Körperbau, und von guter Gesichtsbildung. Ihre Haut ist dunkel kupferfarbig; das gekräuselte Haar schmieren sie mit Fett ein, pudern es roth, und stecken oben durch den Busch, um den sie einen Theil der Haare wegscheeren, einen hölzernen Stock. - Der Mann, dessen getreue Gesichtsbildung wir hier geben, war 6 Fuss hoch.~~
Ad99998 07 038aAd99998 07 038a.jpgDie Gewohnheit des Tatowirens, oder das Einstechen beliebiger Figuren in die Oberhaut des Körpers, um solchen, gleich wie mit einem modischen Putze dadurch zu zieren, findet sich schon unter mehreren Völkern des Alterthums. Am vollkommensten treiben aber diese Kunst die Bewohner der Marquesas- oder Washingtons-Inseln in der Südsee, namentlich die Nukahiwah-Insulaner, wie es uns die neueste russische Weltumseglung unter dem Capitän v. Krusenstern berichtet. Dort in Nukahiwah giebt es eigentliche Künstler, welche sich mit dem Tatowiren beschäftigen, und jeden Theil des Körpers mit regelmässigen und malerisch schönen Verzierungen zu bedecken wissen. Die Operation geschieht mit einem kammartigen Instrumente, aus den Knochen der Tropik-Vögel gebildet, womit die Figuren durch feine Stiche in die Haut gegraben werden. Hierauf wird das Ganze mit einer schwarzen Farbe aus Kokoskernen eingerieben, und vergeht nun nie wieder. Bei den Männern wird der ganze Körper, wie wir an dem Brustbilde eines Kriegers (Fig. 1.) sehen, - bei den Frauen werden aber bloss die Hände tatowirt. So sehen wir bei Fig. 2. als vollkommenes Muster dieser Art die Abbildung der Hand der Königin Katanuäh von Nukahiwah, die wie mit einem kunstvollen Handschuh bedeckt zu seyn scheint.~~Je vornehmer der Mann, desto mehr ist er punctirt. So sind der König und die Prinzen über den ganzen Körper tatowirt, sogar die Augenlieder nicht ausgenommen.~~Im zwölften oder dreizehnten Jahre wird bei den Knaben mit dem Tatowiren der Hauptverzierungen angefangen. Von Jahr zu Jahr werden dann einige der Nebenverzierungen hinzugefügt, so dass erst im 30. oder 35. Jahre der ganze Hautschmuck vollendet ist. -~~
Ad99998 07 039aAd99998 07 039a.jpg(Psophia crepitans. s. ventriloqua. L.)~~Dieser merkwürdige Vogel, welcher in den warmen und wasserreichen Ländern von Süd-Amerika, so wie auf den Caraibischen Inseln lebt, verdient in dreifacher Hinsicht unsere Aufmerksamkeit. - Einmal, weil er ein Mittelglied bildet zwischen den Sumpfvögeln und den hühnerartigen Vögeln, da er sowohl am Wasser, als fern von demselben lebt, sowohl Körner, als kleine Fische frisst; sodann weil er leicht zahm wird, und fast unter allen Vögeln am meisten die Menschen und ihre Gesellschaft zu lieben scheint, und seinem Herrn überall nachfolgt wie ein Hund. Endlich ist er unter den Vögeln der stärkste Bauchredner. Ausser seiner gewöhnlichen Stimme, welche den grellen Tönen des Truthahns gleicht, pflegt er oft, ohne den Schnabel zu öffnen, bloss durch Brust- und Bauchbewegungen dumpfe innere Töne hören zu lassen, die wie ein vielmal wiederholtes Tou, Tou, Tou, lauten. Davon hat er auch den Namen Trompetenvogel erhalten.~~Der Körper dieses Vogels ist zwar nicht grösser, als der eines Haushuhns, allein die sehr langen Beine und der lange Hals geben ihm ein gestreckteres Ansehen. Der grösste Theil der Federn des Körpers ist schwarz; aber die Hals- und Brustfedern sind glänzend grün, blau und violet, wie man es öfters an den Tauben bemerkt. Die Rückenfedern sind sehr lang und fein und hängen über die Flügel her; an den Schultern rostfarbig, und weiter nach hinten licht aschgrau. Der Schwanz ist kurz und schwarz. Der Trompetenvogel läuft sehr schnell, doch fliegt er selten, und nicht weit. Seine Eier, deren das Weibchen jährlich dreimal 10 bis 16 Stück legt, sind grösser als Hühnereier, und von Farbe blaugrün.~~
Ad99998 07 040aAd99998 07 040a.jpgFig. 1. Der Caciken-Metallkäfer. (Cetonia Cacicus. Fabric.)~~Dieser schöne Metallkäfer ist in Süd-Amerika einheimisch; das Kopfschild ist in zwei seitwärts und rückwärts gekrümmte breite, schaufelförmige Hörner getheilt. -Kopf und Schulterschild haben eine rothgelbe Grundfarbe, auf welcher sich die schwarzen Längsstreifen stark auszeichnen. Die Flügeldecken haben eine weisse, in das Bläuliche spielende Grundfarbe; die Ränder derselben sind schwarz.~~Fig. 2. Der Herkules-Scharrkäfer. (Scarabacus Hercules. L.)~~Diese Abbildung des Herkuleskäfers zeichnet sich von der frühern (Bilderb. Bd. I. No. 40) sehr merkwürdig durch oliven- oder gelbgrüne Flügeldecken aus; eine Spiel-Art der Farbe, die sehr wahrscheinlich durch Verschiedenheit des Futters entspringt, mit welchem die Larve des Käfers sich nährte. Es giebt daher Käfer mit olivengrünen und meergrünen Flügeldecken.~~Fig. 3. Der Goliath-Metallkäfer. (Cetonia Goliath. Fabric.)~~Dieser grosse Metallkäfer hier in natürlicher Grösse vorgestellt, ist in Sierra Leona in Afrika einheimisch; das Kopfschild zeichnet sich, wie bei Fig. 1, durch vier hornartige Auswüchse aus, von welchen zwei vorn am Kopfe, und zwei kürzere weiter zurück, nach den Augen hin sich befinden. Das grosse, dunkel pechbraune Schulterschild hat stark abstechende, schmutzig röthiich- weisse Ränder, und eben dergleichen zackige Längsstreifen. Die Flügeldecken sind, wie wir sehen, braun, an der Grundfläche aber schmuzig weiss, stark in das Gelbe fallend gefärbt. Der hier nicht wahrzunehmende Unterleib ist dunkelgrün.~~
Ad99998 07 041aAd99998 07 041a.jpgAllgemein bekannt ist diese wohlschmeckende und saftige Frucht, deren Genuss in den heissen Sommer-Monaten eine so angenehme Erfrischung gewährt. Die Melone (Cucumis Melo L.) ist aus südlichern Gegenden zu uns nach Teutschland gebracht worden, und muss wegen ihrer zärtlichen Natur auch unter den Glasfenstern der Mistbeete gezogen werden. Ihr eigentliches Vaterland soll die Kalmuckey seyn; auf alle Fälle stammt sie aus Asien ab, von wo sie sich nach Italien, und in fast alle übrigen Theile von Europa verbreitete. Die schmackhaftesten findet man auf den griechischen Inseln und auf Malta. Die Melone ist eine einjährige Pflanze, welche zum Gurkengeschlechte gehört. Sie hat rauhhaarige, auf der Erde fortrankende Stängel, an denen die Blätter sitzen, welche kleiner und weniger zugespitzt, als die der gemeinen Gurke sind. An den Blattwinkeln kommen die gelben Blüten zum Vorschein, welche fünfmal getheilte Blumenkronen haben. Die Früchte sind nach den Arten, welche die Kunst der Gärtnerei nach und nach hervorgebracht hat, verschieden. Sie sind länglich oder auch beinahe rund von Form, und entweder von glatter, rauher oder gerippter Oberfläche. Unter der ziemlich dicken Rinde liegt ein weissliches, grünes oder gelbes Fleisch, meistens von angenehmem Geruche und Geschmack. In der Mitte der Frucht liegen in dem wässerigen, aber gut schmeckenden Mark die Kerne vertheilt, welche als Saamen zur Hervorbringung neuer Pflanzen dienen, und auch in den Apotheken als ein kühlendes und linderndes Arzneimittel gebraucht werden.~~
Ad99998 07 042aAd99998 07 042a.jpgFig. 1. Der Zuckertang. (Fucus saccharinus. L.)~~Dieses Seegewächs findet sich fast an allen Küsten des Atlantischen Oceans, und ist hier sehr verjüngt, und zwar nur seiner untern Hälfte nach abgebildet. Oberhalb des kurzen runden Stängels ist dieser Tang einen halben Fuss breit, läuft aber nach oben immer schmäler zu, und erreicht so eine Höhe von 8 Fuss. Der obere, hier fehlende, Theil ist gleichfalls ausgeschweift. In den vielen Runzeln und Vertiefungen, welche der Wedel bildet, befindet sich ein Schleim, welcher bei'm Austrocknen ein Anfangs süsslich schmeckendes Salz absetzt, woher die Benennung Zuckertang entnommen ist. Mehrere Küstenbewohner benutzen diese Tangart frisch zum Verspeisen, theils als Gemüse, theils als Salat, theils mit Milch gekocht als Brei.~~Fig. 2. Der Blasentang. (Fucus vesiculosus. L.)~~Diese Tangart ist an den Küsten des Atlantischen Oceans noch häufiger, als die vorige. Hier ist nur ein Theil eines Wedels in natürlicher Grösse abgebildet. Die Benennung ist hergenommen von den blasenförmigen ansehnlichen Höhlungen, welche dieses Seegewächs in seinen Blattwinkeln enthält. Diese Blasen sind mit einem fadigen Gewebe, in welchem die Befruchtungstheile versteckt liegen, angefüllt. Dieser Tang wird theils zum Dachdecken (gleich Rohr und Stroh) benutzt; theils zum Düngen der Felder, da das Gewächs sowohl Kochsalz, als auch Kalkerde enthält; oder auch mit beigemengtem Mehl als Viehfutter. Sowohl der salzige Saft dieses Tanges, als auch die in verschlossenen Gefässen daraus bereitete und gepulverte, sehr salzige Kohle wird als Heilmittel gegen Drüsen-Verhärtungen und Kröpfe häufig in den nordischen Küstenländern angewendet.~~
Ad99998 07 043aAd99998 07 043a.jpgDen Löwen, diesem König der Thiere, lernten wir schon früher in unserem Bilderbuche (Bd. I. No. 19.) kennen. Hier betrachten wir die Löwin mit ihren Jungen, einen nicht minder merkwürdigen Gegenstand. Die Löwin hat nicht den Ausdruck des Stolzes und der Würde, wie der Löwe, dafür hat sie aber mehr Leichtigkeit und Geschmeidigkeit, und einen schlankeren Körperbau. Sie ist kleiner als der Löwe, ihr fehlen die Mähnen, auch besitzt sie weniger Stärke, doch grössere Schnelligkeit. Wie der Löwe thut sie Sprünge von 12 bis 16 Fuss, um ihre Beute zu erreichen, und ist eben so muthvoll, als der Löwe. Ihr Körper ist einförmig mit braunrothen Haaren ohne alle Flecken bedeckt.~~Unsere Löwin mit den Jungen, wie sie hier getreu nach der Natur abgebildet worden sind, befand sich im Jahr 1801 in der Menagerie des Jardin des plantes zu Paris. Sie war damals 6 Jahre alt. Ihr Wärter, Felix Cassal kaufte sie früher auf der Nordküste von Afrika, wo sie in einem Walde nahe bei Constantine gefangen wurde, und brachte sie nach Paris. Im November 1801, als sie sechs Jahr alt war, brachte sie drei junge Löwen zur Welt, die wir hier um die Mutter herum spielen sehen. Fünf Tage nach der Geburt waren diese jungen Löwen, jeder von der Stirne bis zur Wurzel des Schwanzes, ungefähr 1 Fuss lang; der Schwanz mass 6 Zoll. Sie waren mit wollenartigen Haaren bedeckt, den Rücken hinunter lief ein dunkler Streif. Im achten Monate waren diese jungen Löwen schon sehr böse und wild. Mähnen zeigten sich bei ihnen nicht, und hierdurch wurde die Beobachtung bestätigt, dass die Mähnen bei dem Löwen erst später (im dritten Jahre) zum Vorschein kommen. -~~
Ad99998 07 044aAd99998 07 044a.jpgWir lernen auf dieser und der folgenden Tafel, wie früher (Bd. VI. No. 78.), die Krimmischen Tataren, Bewohner der Taurischen Halbinsel oder der Krimm, in ihren Sitten und Gebräuchen näher kennen.~~Der nördliche grössere Theil der Krimm besteht grösstentheils aus trocknen und salzhaltigen Ebenen oder Steppen, nur durch einige Bäche durchschnitten, und durch einige Salzseen merkwürdig. Die Bewohner dieser Steppen wohnen in weit aus einander liegenden Dörfern. Die Wohnungen dieser Tataren sind entweder von leichtem Fachwerk oder ganz von Lehm aufgeführt, die Dächer mit Stroh gedeckt; nur in wenigen Dörfern findet man Minarets (Thürme) an den Moscheen. Diese Gegenden sind nur der Viehzucht und dem Ackerbaue einigermassen günstig. Ausser dem Rindvieh, den Schafen, so wie den Pferden, werden auch Kameele, und zwar zum Ziehen, gehalten. Das Getraide wird auf einem erhabenen Platze oder Tenne durch Pferde, welche an einander gekuppelt sind, ausgetreten, dann gesäubert, und in Gruben unter der Erde verwahrt. Der Ackerbau ist wegen des lehmigen Bodens, und da das Feld lange Brache liegt, sehr mühsam, und oft müssen 4 bis 6 Paar Ochsen vor den Pflug gespannt werden. Da die Kühe die Unart haben, ohne das Kalb keine Milch zu geben, so brauchen, wenn das Kalb gestorben ist, die Tatarischen Frauen die List, der Kuh ein ausgestopftes Kalb vorzuhalten.~~
Ad99998 07 045aAd99998 07 045a.jpgDie Bewohner der schönen Thäler der Krimm, welche auch jetzt noch grösstentheils aus Tataren bestehen, unterscheiden sich sehr vortheilhaft von denen der Steppen. Ihnen fehlt es weder an Holz, noch an Steinen, um ihre Wohnungen besser einzurichten; ihre Häuser sind daher, nach der Landesart, entweder von Stein oder Holz, oder beides zugleich. Ausser der Bienenzucht und dem Ackerbaue legen sie sich vorzüglich auf die Obstcultur, und ziehen aus den Baumfrüchten den meisten Gewinn. Aus den Pflaumen und Corneliuskirschen wird ein starker Branntwein bereitet, die abgefallenen Aepfel und Birnen werden unter einer Presse ausgedrückt, der gewonnene Saft zur Stärke eines dicken Syrups eingekocht und unter dem Namen Beckmess in kleinen Fässerchen verkauft.~~Wir sehen hier die Wirthschaft eines solchen Tataren. Es ist eben Obstärndte; man brennt Branntwein aus Früchten. Die Aepfel unter freiem Himmel werden der Witterung Preis gegeben, um als Leckerei dem Winter zu trotzen; in der Nähe derselben steht eine Presse für den Beckmess, daher ein Fass voll Pflaumen oder Corneliuskirschen, welche für den Fruchtbranntwein gähren sollen. Ein Tatar besorgt im Vordergrunde das Brenngeschäft, ein anderer, welcher Obst abnehmen will, steht daneben. - Zu ihnen gesellt sich ein vorbeireisender Küsten-Tatar, welcher Weintrauben nach der Stadt bringt. Diese ganze Scene wurde von dem Begleiter des berühmten Pallas, dem geschickten Künstler Hrn. Geissler, gezeichnet und in Kupfer gestochen.~~
Ad99998 07 046aAd99998 07 046a.jpgFig. 1. Der gemeine Eibisch. (Althaea officinalis. L.)~~Der gemeine Eibisch gehört zu den teutschen einheimischen Arzenei-Pflanzen, welche wild an feuchten Orten wachsen, doch auch häufig in Gärten gebaut werden. Aus der weissen dicken und perennirenden Wurzel schossen die, bis sechs Fuss hohen Stängel empor, welche mit weisslichem Filze umgeben sind, und an denen die herzförmigen ausgezackten Blätter sitzen. Im Julius und August zeigen sich in den Blattwinkeln die bleichrothen Blumen, welche sich in runde, abgeplattete Saamenköpfe verwandeln. Als Arzeneimittel ist dieser Eibisch von vielfachem Nutzen. Er enthält, vorzüglich in der Wurzel, süsslich-schleimige Bestandtheile, welche in inneren und äusseren Krankheiten mit Nutzen gebraucht werden. - In ökonomischer Hinsicht kann man die Stängel dieser Pflanze, welche faserig sind, wie den Hanf benutzen. -- Als Zierde pflanzt man sie auch häufig in die Gärten.~~Fig. 2. Der jüdische Beifuss oder Wurmsaamen. (Artemisia judaica. L.)~~Der jüdische Beifuss, dessen Saame ein so kräftiges Mittel gsgen die Würmer ist, ist ursprünglich in Palästina, Numidien und Arabien zu Hause, und bildet einen anderthalb Fuss hohen Strauch. Bei uns dauert er nicht im Freien aus, sondern muss im Winter in das Gewächshaus gebracht werden. Die Stängel der Pflanze sind mit zugespitzten, drei- und fünfläppigen Blättern besetzt. An der Spitze der Stängel sitzen die gelben rundlichen Blüten traubenförmig an einander.~~Der Saame dieses Gewächses, welcher bitter und scharf und ekelhaft gewürzhaft schmeckt, ist sehr hitzig und treibend, und deswegen ein Haupt-Mittel gegen Würmer. Doch werden in den Apotheken diesem abgebildeten Wurmsaamen oft mehrere andere, gleichfalls wirksame Saamen von Beifuss-Arten beigemischt.~~
Ad99998 07 047aAd99998 07 047a.jpgFig. 1. Der grosse Kirschen-Tagfalter. (Papilio Polychloros. L.)~~Dieser in Teutschland fast allenthalben vorkommende Schmetterling, wird insgemein der grosse Fuchs oder auch die grosse Schildkröte genannt. Von der kleinen Schildkröte zeichnet er sich nicht nur durch die Grösse aus, sondern auch durch längere Zacken und Verschiedenheit der Gestalt und Farbe mancher Flecken seiner Flügel; von welchen man bei C die obere, bei D die untere Seite sieht. Er legt seine Eier vorzüglich gern an die zartesten Aeste der Kirschbäume, daher auch die, mit gelben dreispitzigen Dornen bewaffneten, Raupen diesen Bäumen zuweilen beträchtlichen Schaden zufügen. Die Puppe B endigt sich in vielfache Spitzen, ist von Farbe schwach röthlichbraun, und hat meistentheils unten an der Brust vier goldfarbige Flecken.~~Fig. 2. Der Geissklee-Tagfalter. (Papilio Hyale. L.)~~In den südlicheren teutschen Ländern ist dieser Tagfalter nicht so selten, als in den nördlicheren. Die Farben der Oberseite seiner Flügel a, stechen sehr gegen die der Unterseite b, ab, und machen diesen Schmetterling unterhaltend für's Auge. Man nennt ihn insgemein den pommeranzengelben Heuvogel. Seine Raupe soll sich vom Geissklee (Cytisus) nähren.~~Fig. 3. Der Waldnessel-Tagfalter. (Papilio Prorsa. L.)~~Man nennt ihn insgemein den braunen Gittervogel, so wie das schwarze Landchärtchen. Er gehört zu den schön gezeichneten teutschen Schmetterlingen und ist nicht gemein. Die mit schwarzen, vielspitzigen Dornen besetzte Raupe a desselben, lebt auf gelben Waldnesseln (Galeopsis Galeobdolon). Die Puppe b ist hellbraun-röthlich mit dunkeln Flecken.~~Fig. 4. Der Hafernessel-Falter. (Papilio Levana. L.)~~Dieser Schmetterling wird insgemein der gelbe Gittervogel, der Wetterstrahl oder auch das Netz genannt, und ist noch seltener, als der vorige, bildet auch mancherlei Spiel-Arten der Grösse und Farbe nach. Am öftersten trifft man ihn zur Herbstzeit auf mehreren Blumen-Arten an. Die Raupe A lebt gesellschaftlich, besonders auf Hafernesseln (Galeopsis cannabina), doch auch auf der gelben Waldnessel; sie ist ganz schwarz mit vielen Dornen. Die Puppe B hat denselben Bau, wie die der vorigen Art, und unterscheidet sich nur durch besondere, ihr eigentümliche Punctflecken.~~
Ad99998 07 048aAd99998 07 048a.jpgFig. 1. Der Wolfs-Bär oder die Wolverene. (Ursus luscus. L.)~~Dieses listige und verwegene Raubthier, dessen Pelz aus sehr langen und dichten, verschiedentlich braunen, Haaren besteht, misst von der Schnauze bis zum Schwanze 28 Zoll, und mit letzterem 1 Fuss mehr. Es bewohnt die Wälder des kälteren Nordamerica's, z. B. von Canada und an der Hudsonsbai, und ist selbst in neueren Zeiten von Pallas, so wie früher von Büffon, mit dem Vielfrase (siehe Bilderb. Bd. I. No. 32) irrig für einerlei gehalten worden, weil es letzterem in der äusseren Gestalt und Lebensweise sehr nahe kommt; durch den abweichenden Bau seines Gebisses unterscheidet es sich aber wesentlich von demselben, wie schon Linné richtig bemerkte. Da der Wolfs-Bär nicht schnell laufen, aber wegen seiner scharfen Klauen gut klettern und bei seiner Stärke sehr fest damit eingreifen kann, so lauert er vielerlei Thieren, besonders dem Rothwildpret und auch den Bibern auf Bäumen hinterlistig auf, stürzt sich plötzlich auf solche herab, klammert sich auf deren Rücken fest, und beisst sich mit seinem scharfen Gebisse so lange in den Nacken der mit ihm fortlaufenden Thiere ein, bis sie verblutet und ermattet todt hinfallen, wonach er solche dann vollends auffrisst.~~Fig. 2. Das weissrückige Stinkthier oder der Chinche. (Viverra mephitis. L.)~~Diese Art der Stinkthiere lebt von Peru und Chili an durch ganz Südamerica bis in Canada in Nordamerica, und darf nicht mit dem im Bilderbuche (Band I. No. 43.) abgebildeten gestreiften Stinkthiere, dem Skunk oder Conepatl verwechselt werden, mit welchem es übrigens gleiche Eigenschaften und Lebensweise hat. Es giebt Spielarten der Farbe, die statt braun-schwarz völlig schwarz sind, so wie auch der langhaarige Schweif zwar gewöhnlich braun oder schwarz, zuweilen aber auch ganz weiss getüpft befunden wird. Die Benennungen Skunk oder Chinche werden als trivial und nicht streng wissenschaftlich bald diesem, bald noch andern Stinkthieren ebenfalls beigelegt. -~~
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Verm. Gegenst. CLIV. Bd. VII. No. 47.

DIE GROSSE GLOCKE IN MOSKAU.

Die Einführung der Glocken, deren man sich, zuerst bei den Gebräuchen der christlichen Kirche in Freude und Leid bediente, geht wahrscheinlich nicht über das sechste Jahrhundert nach Christi Geburt hinauf. Die grösseren Kirchenglocken wurden zuerst in Italien zu Nola in der Provinz Campanien, heut zu Tage terra di Lavoro, gegossen, welche Stadt selbst einen ansehnlichen Handel damit trieb. Zuerst bedienten sich die Klöster der Glocken, von wo sie auf die übrigen Kirchen kamen. Es gehörte zu den vorzüglichsten Zierden von Haupt- oder Domkirchen, ausserordentlich grosse Glocken zu haben. In Teutschland ist die grösste. Glocke zu Wien, welche 1711 gegossen wurde, über 10 Schuh hoch ist, und mit den anhängenden Theilen 514 Centner wiegt. Nach ihr kommen die Glocken von Berlin und Erfurt. - Zu den grössten und merkwürdigsten Glocken, die wir kennen, gehört aber die hier abgebildete, welche sich im Kreml, der vormaligen Residenz der Czare, zu Moskau befindet, und in einer grossen tiefen Grube, zu der man hinabsteigt, gezeigt wird. Nach der Messung des englischen Reisenden Clarke beträgt ihre senkrechte Höhe 21 Fuss 4 1/2 Zoll; der Umkreis, 2 Fuss von dem äussersten Rande (da sie um so viel verschüttet liegt), 67 Fuss 5 Zoll; ihr ungeheueres Gewicht wird auf 4437 Centner geschätzt. Der Sage nach soll sie bei einer Feuersbrunst herabgestürzt, und davon gesprungen seyn. Wahrscheinlicher ist es, dass sie bei ihrer so ungeheueren Schwere nie aufgehängt, sondern nur so aufbewahrt wurde; und vielleicht bei einem entstandenen Feuer, durch Einwirkung des Feuers und Wassers nachher zerborsten ist.

Ad99998 07 050aAd99998 07 050a.jpgIn Sevilla, der Hauptstadt der spanischen Provinz Andalusien, prangt, nebst andern Gebäuden, auch die berühmte Cathedrale oder Hauptkirche, welche eine Mischung des gothischen mit dem maurischen Style oder Bauart enthält. Diese Kirche wurde auf Kosten des Dom-Capitels im Jahre 1482 zu bauen angefangen, und im J. 1519 geendigt. Der Thurm wurde schon im J. 1000 von den Arabern errichtet, hatte damals aber nur 172 Fuss Höhe und endigte sich in einen Pavillon, auf dem auf einem eisernen Pfeiler vier vergoldete Kugeln ruhten. Im Jahr 1568 wurde dieser Pavillon abgerissen, und der Thurm um 86 Fuss erhöht. Seine Spitze ziert die berühmte Giralda oder Wetterfahne; es ist eine Statue von Bronze, den Glauben vorstellend, welche mit den Verzierungen 34 Centner wiegt, von Bartholomäus Morel gefertigt wurde, und sich als Wetterfahne dreht. Deswegen heisst er auch der Thurm der Giralda. Die auf gothische Art reich verzierte Kirche ist 262 Fuss lang; das Innere ist in fünf Schiffe getheilt; die kostbaren gemalten Glasfenster haben allein 90,000 Ducaten gekostet. Diese Kirche gehört zu den reichsten in Spanien; merkwürdige Grabmäler zieren das Innere. Neben den Monumenten der Könige steht auch das Grabmal von Christoph Columbus, des Entdeckers von America; doch seine sterblichen Ueberreste wurden von Sevilla nach der Primatialkirche von Santo Domingo gebracht.~~
Ad99998 07 051aAd99998 07 051a.jpgDer Lauch ist eine ansehnliche Pflanzen-Gattung, welche bis jetzt sechzig Arten zählt. Zu seinen Eigenschaften gehört, dass die Blätter und Zwiebeln, weniger die Blüten und Saamen, einen beissenden flüchtigen Geruch und Geschmack haben. Deswegen dienen auch viele Laucharten als Würze an den Speisen, und werden als Küchengewächse häufig gebauet,~~Fig. 1. Der Porre oder gemeine Lauch. (Allium Porrum. L.)~~Das Vaterland ist unbekannt, doch stammt der Porre wahrscheinlich aus dem Oriente her. Jetzt wird er als Speisegewächs in Gärten allenthalben gebauet, und diente auch sonst als Arzneimittel. Er ist ein zweijähriges Zwiebelgewächs. Die walzenförmige weisse Zwiebel besteht aus glatten, etwas fleischigen Häuten, und endigt sich in lange zugespitzte Blätter. Aus der Mitte schiesst der 3 bis 4-Fuss lange, feste und dichte Stängel in die Höhe. Im Junius und Julius kömmt an der Spitze die kugelförmige Blüte hervor, welche langgestielte, weisse oder röthliche Blumen trägt. Der Porre wird gewöhnlich aus Saamen gezogen. -~~Fig. 2. Der Allermannsharnisch. (Allium Victorialis. L.)~~Diese Lauchart findet sich ursprünglich in feuchten grasreichen Gegenden der italienischen, schweizerischen, österreichischen und schlesischen Alpen oder höheren Gebirge. Die Wurzel besteht aus mehreren, an einander liegenden Zwiebeln, welche inwendig weiss, von aussen aber mit braunen Häuten bedeckt sind. Die äussersten bilden Fasern, und bedecken die Oberfläche netzartig, oder wie ein Panzerhemde. Diese sonderbare Bildung benutzte der Aberglaube, machte diese Wurzel zu einem Beschützungsmittel gegen Hieb und Stich und Krankheiten, und nennte sie deswegen Allermannsharnisch. Quacksalber verkauften sie auch unter dem Namen Alrunwurzel als Bewahrungsmittel gegen böse Geister, und betrogen damit die leichtgläubige Menge. Jetzt wissen wir recht gut, dass Alles dieses nur Täuschung oder Betrug ist.- Dieser netzwurzeliche Lauch treibt einen anderthalb Fuss hohen Blumenschaft, dessen unterste Blätter breit und eiförmig sind. Die Blumenkrone besteht aus vielen, auf halb Zoll langen Stielchen sitzenden, grünlich weissen Blüten.~~
Ad99998 07 052aAd99998 07 052a.jpgFig. l. 2. 3. Die roth u. schwarze Heuschrecke. (Gryllus stridulus. L.)~~Es ist dies die in Teutschland gemeinste Art der Heuschrecken, welche man gewöhnlich Klapperheuschrecke nennt. Sie wird jedoch sowohl bei uns, als auch im übrigen Europa weit häufiger in und nahe bei Wäldern, so wie auf Haiden und auf Bergen, weit seltener in tiefer liegenden fruchtbaren Getreidefeldern im August und September angetroffen. Fig. 1. zeigt das Männchen in fliegender, Fig. 2. in ruhig sitzender Stellung. Beide Abbildungen zeigen, dass beim männlichen Geschlechte die Flügel länger sind, als der Hinterleib; bei dem Fig. 3. abgebildeten Weibchen verhält sich's umgekehrt; auch sind die Weibchen grösser, und ihr Leib dicker. Alle Figuren geben die natürliche Grösse an. Bei a und b sieht man die Eier dieser Heuschrecke.~~Fig. 4. u. 5. Die bläulichgrüne Heuschrecke. (Gryllus caerulescens. L.)~~Diese Fig. 4. in natürlicher Grösse fliegend abgebildete Art wird im südlichen Teutschlande, so wie in noch südlicheren Ländern, auf mageren Feldern und Haiden ziemlich häufig angetroffen. Die Unterflügel sind bis über die Hälfte schön bläulichgrün, nach vorn durch eine schwärzliche Querbinde begränzt. Die äussere Spitze aber ist hell und durchsichtig. Zuweilen findet man auch Spielarten in der Farbe des Leibes und der Oberflügel; so zeigt Fig. 5. eine solche Spielart dieser Heuschrecke mit gelbbraunen, statt gelbgrauen Oberflügeln, Kopfe und Leibe. Die Farbe der Unterflügel bleibt aber standhaft bei jeder Art immer dieselbe.~~Fig. 6. Die rosenfarbige Heuschrecke. (Gryllus Italicus. L.)~~Diese findet sich ausser den südlich teutschen, auch noch in allen warmen europäischen Ländern, und selbst auch auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung. Sie hält sich lieber, als die vorigen Arten, in gut angebauten fruchtbaren Gegenden auf. Die Unterflügel sind nach hintenzu schön rosenfarbig, nach vorn zu aber sehr blassbräunlich und zugleich durchscheinend. Auch der dünne Theil der Spring- oder Hinterfüsse ist rosenfarbig; die dicken Oberschenkel derselben haben aber eine braune gesprenkelte Farbe. Die schmalen Oberflügel zeigen braune Flecken auf einem gelblichen Grunde.~~
Ad99998 07 053aAd99998 07 053a.jpg(Nais serpentina. Müller.)~~In stillstehenden und in schwach abfliessenden süssen Gewässern von Europa, besonders in solchen, wo Wasser- oder Meerlinsen wachsen, findet man in den wärmeren Monaten des Jahres die hier bei Fig. 1. und 2. in natürlicher Grösse abgebildete geschlängelte Naide, welche, wie die ganze Gattung, zu den Würmern gehört. Diese Naiden bilden schlangenförmig gestaltete, dünne, durchsichtige Würmer, ungefähr 21 Zoll lang. Theils findet man sie einzeln wie Fig. 1., theils auch mehrere um einen Stamm der Meerlinse herumgewunden, wo sie einem Merkurstabe gleichen. (Fig. 2.) Bei Fig. 3. 4. und 5. sehen wir die geschlängelte Naide mit sammt einer Meerlinsenwurzel stark vergrössert abgebildet; bei der Durchsichtigkeit des Körpers erscheinen die Eingeweide wie ein gewundenes Band. Unterhalb des Kopfes sitzt eine zungenähnliche Saugwarze (Fig. 4.), mit der sie die Pflanze benagen, um sich davon, so wie von kleinen Infusionsthierchen, zu nähren. Diese Naide vermehrt sich gewöhnlich durch Theilung ihres Körpers, wie Fig. 5. zeigt, wo in der Mitte der Leib wie unterbunden, und nur noch wenig zusammen hängend erscheint. Nach völliger Trennung des hinteren Stücks, wächst an diesem ein neuer Kopf hervor, wie Fig. 7. und 8. weniger vergrössert zeigen. Eben so sieht man bei Fig. 4. eine dünnere hintere, erst frisch nachgewachsene Körperhälfte, wo die lebende Naide quer durchgeschnitten worden war, wornach jedes Stück der Naide nach und nach in wenig Tagen sich durch Reproductionsvermögen wieder völlig ergänzte.~~
Ad99998 07 054aAd99998 07 054a.jpgFig. 1. Der gemeine Epheu. (Hedera Helix. L.)~~Der gemeine Epheu oder Eppich, welcher in den meisten Theilen von Europa wild wächst, bildet in den südlichen Ländern bisweilen einen baumartigen Strauch. Gewöhnlich ranken aber die oft zwanzig bis dreissig Fuss langen Zweige an andern Gegenständen, an Mauern oder Bäumen fort, und bedecken sie auf malerische Weise. Die Stängel treiben allenthalben kleine Wurzeln hervor, mit denen sie sich an die Erde, in die Baumrinde, oder in die Ritzen der Mauern befestigen, und so fortklimmen. Die dicken, glänzenden, immergrünen Blätter sind nach dem verschiedenen Alter erst lanzetförmig, dann fünf-, nachher dreilappig, und zuletzt oval ohne Ecken oder Lappen. Ihre Farbe ist dann dunkelgrün. An den Enden der Zweige kommen im September oder October die grünen, fünf- oder sechsblättrigen Blüthen hervor, welche kugelrunde, aufrechtstehende Dolden bilden. Die Frucht besteht aus grünlichen Beeren, welche erst bei der Reifung im folgenden Jahre schwärzlich werden, - Das leichte schwammige Holz des Epheu kann zu einigen Drechslerarbeiten gebraucht werden. Das Harz, so wie die Blätter und Beeren wurden sonst als Arzneimittel gebraucht.~~Fig. 2. Das kleine Sinngrün. (Vinca minor. L.)~~Das kleine Sinngrün oder gemeine Wintergrün wächst wie der Epheu wild in den meisten Theilen Europa's, und ist ein niedriges Strauchgewächs, mit fortrankenden holzigen Zweigen, welches sich an schattigen Orten in Laubhölzern findet, aber auch gern in die Gärten verpflanzt wird. Die Blätter sind lanzetförmig eirund, glänzend dunkelgrün, und sitzen an kurzen Stielen. Sie fallen im Herbste nicht ab, und dauern mehrere Jahre hindurch. Die schönen blauen, aber geruchlosen Blumen sitzen an längeren Stielen. Auch das Sinngrün besitzt Arzneikräfte, welche noch hier und da angewendet werden. Am leichtesten pflanzt man das Sinngrün durch Einlegung von Zweigen fort, welche sogleich Wurzel schlagen.~~
Ad99998 07 055aAd99998 07 055a.jpgFig. 1. Das Pantheon oder die Rotonda.~~Das Pantheon, gemeiniglich die Rotonda genannt, in den späteren Zeiten unter dem Papste Bonifacius IV. in die christliche Kirche S. Maria ad Martyres verwandelt, ist einer der schönsten Ueberreste des Alterthums, welchen man in dem heutigen Rom erblickt. Das Pantheon wurde nach der Meinung Vieler von M Agrippa zur Zeit August's erbaut, und dem rächenden Jupiter, so wie allen Göttern, (daher der Name Pantheon) geweihet. Es enthielt damals im Inneren eine grosse Anzahl von Statuen und kostbaren Bronze-Arbeiten, welche aber zu verschiedenen Zeiten daraus entführt wurden. Unter Papst Bonifacius IV. wurde, wie oben gesagt, das Pantheon in die christliche Kirche S. Maria ad Martyres verwandelt, und so glücklicherweise gegen jede weitere Zerstörung gesichert.~~Von aussen erblickt man zuerst eine prächtige Vorhalle, von sechszehn corinthischen Säulen von polirtem Granit. Von da tritt man durch die grosse Hauptthüre von Bronze in das Innere des Tempels, welches durch corinthische Säulen und Pilaster von gelbem Marmor (giallo antico) verziert ist, und durch eine einzige grosse Oeffnung von oben herrlich erleuchtet wird. Ringsum erblickt man acht Altäre und dazwischen die Gräber und Denkmäler grosser Künstler und Gelehrten, unter denen wir vorzüglich nennen wollen, Raphael von Urbino, Hannibal Caracci, Poussin, Metastasio, Mengs und Winkelmann.~~Fig. 2. Das Theater des Marcellus.~~Dieses zu seiner Zeit grosse und prächtige Gebäude liess der Kaiser August zu Ehren seines Vetters Marcellus errichten; es war nach dem des Pompejus das zweite stehende Theater in Rom. Bei der Einweihung liess man 600 wilde Thiere darin kämpfen, und zuerst erschienen auch Tieger dabei. - Das Gebäude hat 378 Fuss im Durchmesser; und war in das Theater und die Bühne getheilt. Vom ersteren erblickt man bloss noch Ueberreste, vorzüglich von aussen zwei Reihen Arkaden, die untere von dorischer, die obere von ionischer Ordnung.~~Auf und in die Ueberreste dieses Theaters ist in neuerer Zeit der Pallast Savelli Orsini gebaut worden, wie wir hier abgebildet sehen. In der Entfernung zeigt sich die Kuppel der Kirche S. Maria in Campitelli.~~
Ad99998 07 056aAd99998 07 056a.jpgFig. 1. Die Kirche zu Axum.~~Zu Axum, der ehemaligen Hauptstadt von Tigre und vielleicht von ganz Abyssinien, sieht man eine der schönsten Kirchen in diesem christlichen Lande. Sie liegt an dem Nord-Ende der jetzigen Stadt und scheint die Stelle eines alten hinduischen Tempels einzunehmen; wenigstens deuten die Ruinen von Obelisken und ägyptischen Säulen auf eine ursprünglich von der christlichen Andacht verschiedene Bestimmung. Schon im 7ten Jahrhundert n. C. G. soll hier eine Kirche erbaut worden seyn; sie wurde aber in einem Kriege mit den Mohamedanern im Jahre 1526 zerstört. Die jetzige Kirche, die wir hier abgebildet sehen, ist im Jahre 1657 erbaut worden. Ihr gothisches Ansehen macht es wahrscheinlich, dass arabische oder portugiesische Baumeister, die sich damals im Lande aufhielten, den Riss dazu entworfen haben. Die Kirche ist 40 Fuss hoch, 111 Fuss lang und 51 Fuss breit. An der Vorderseite bemerkt man 5 Fuss dicke, massive viereckige Pfeiler, zwischen welchen drei Eingänge in das Innere der Kirche führen. Das Dach ist, wie bei italienischen Gebäuden, flach und mit einfachen gothischen Zierrathen versehen; in der Mitte erhebt sich eine kleine Kuppel. Der Thurm an der Seite ist unansehnlich.~~Fig. 2. Der Königssitz zu Axum.~~Dicht bei der vorigen Kirche, innerhalb ihrer Mauern, bemerkt man ein altes Monument, das sich nur durch seine Einfachheit auszeichnet. Es besteht aus vier ägyptischen achteckigen Säulen, zwischen denen ein viereckiger Stein liegt. Auf diesem sassen bei der Krönung ehemals die Könige von Abyssinien, daher auch der Name: Königssitz. Bruce fand hier eine griechische Inschrift zu den Füssen des Sitzes, welche anzuzeigen schien, als hätte der König Ptolemäus Evergetes dieses Denkmal errichtet. Herr Salt, der Secretär des Lord Valentia, dem wir die neueste, so wichtige, Reise durch Abyssinien verdanken, sah nichts mehr davon. Die Form der Säulen lässt allerdings auf ägyptische Kunst schliessen; aber ob man deswegen bis zum Ptolemäus Evergetes zurück gehen müsse, dürfte schwer zu entscheiden seyn.~~
Ad99998 07 057aAd99998 07 057a.jpgUnter den ausgebreiteten merkwürdigen Ruinen von Axum in Abyssinien bemerkt man auf einem grossen Platze mehrere umgestürzte und einige noch stehende Obelisken, an denen die ägyptischen Formen unverkennbar sind. Unter den stehenden Obelisken ist der höchste der hier auch abgebildet ist, 80 Fuss hoch, und aus einem einzigen Granitblocke gebildet; übrigens sorgfältig mit ausgehauenen Linien, Quadraten und Zirkeln, die wohl keine Hieroglyphen sind, geschmückt von den schönsten Verhältnissen. Eine solche Masse in die Höhe zu richten, hat Maschinen erfordert, von denen man bei den heutigen Abyssiniern keinen Begriff mehr hat; wie denn überhaupt das ganze Denkmal von einem besseren Zustande der Künste und der Cultur zeugt, als man gegenwärtig in diesem Lande antrifft. Neben diesem colossalen Kunstwerke steht ein Daru-Baum, dessen Riesenhaftigkeit das tropische Vaterland anzeigt. Wenn dieser Obelisk errichtet worden, ist unbekannt. Er steht jetzt da, als ein Denkmal der Grösse und Pracht der alten Stadt Axum, welche ehemals die Hauptstadt von hat Abyssinien gewesen zu seyn scheint.~~
Ad99998 07 058aAd99998 07 058a.jpgFig. 1. Der Hollunder-Spanner. (Phalaena Geometra Sambucaria. L.)~~Der hier abgebildete schöne schwefelgelbe Nachtfalter ist unter den teutschen, und fast auch unter den übrigen europäischen Spannern der grösste; es ist ein Weibchen; die Männchen dieser Art sind etwas kleiner gestaltet. Den Namen Spanner hat er wegen dem auffallend sonderbaren Gange, den er als Raupe befolgt; man sehe solchen bei b linker Hand auf der Tafel. Wegen Gestalt und gerader Haltung werden diese Raupen auch Ast-Raupen genannt. Sie nähren sich zwar von mehrerlei Pflanzen, am meisten aber von den Hollunder-Blättern, daher der Beiname dieses Spanners. Die verschiedenen Figuren der Raupe zeigen solche theils im ganz jugendlichen Alter, wie bei b rechts, wo sie an Fäden sich aufgehängt halten, theils im mittleren Wachsthume, und theils ganz erwachsen. Die geschmeidige rothbraune Puppe (c) hält sich in einem Gewebe auf, welches die Raupe vor der Verpuppung an einem Aste aufhängt.~~Fig. 2. Der kurzrüssliche Spanner. (Phal. Geom. Elinguaria. L.)~~Dieser bald mehr ledergelbe, bald mehr strohgelbe ansehnliche Spanner mit breiter röthlichbrauner Querbinde hat einen so äusserst kurzen Rüssel, dass man solchen nicht bemerken kann; daher sein Beiname. Die Raupen desselben bei A zeichnen sich hinlänglich als Spanner- und Astraupen aus; sie werden zwar sehr oft auf Birnbäumen angetroffen, leben und nähren sich aber auch ebenfalls von den Blättern der Eichen, Schlehen und der Geissblattarten. Im August schlüpfen sie aus den Eiern hervor, und verkriechen sich im Herbst zum Winterschlafe, kommen im Frühjahre wieder hervor, und erreichen erst zu Ende des Mai ihre volle Grösse von 2 Zoll. Sie verwandeln sich sodann, wie die untere Abbildung bei B zeigt, in einem Blatte zu einer glänzenden rothbraunen Puppe, aus welcher nach 14 Tagen der Nachtfalter hervorgeht.~~