Ad00341 07 003b
Ein Tatowir-Meister
Beschreibungstext
Bei Gelegenheit der 36 Tafel des VII. Bandes unseres Bilderbuchs sprachen wir bereits von der Gewohnheit der Bewohner vieler Südsee-Inseln, ihren Körper zu tatowiren, oder durch das Einstechen beliebiger Figuren in die Oberhaut des Körpers, zu zieren. Diese, und die zwei folgenden Tafeln, werden uns diesen sonderbaren Gebrauch in allen seinen Abstufungen genau kennen lernen.
Die Geschicklichkeit des Tatowirens wird auf jenen Inseln als eine ordentliche Kunst getrieben, deswegen erblicken wir auf
Fig. 1. Einen Tatowir-Meister.
Er kniet auf dem linken Knie vor einer jungen Frau und tatowirt ihr linkes Vorderarm-Gelenk, das auf seinem rechten Knie ruht, mittelst des kammförmig ausgezackten Flügelknochens des Tropikvogels (Phaeton aethereus,) welches in einem Bambusstäbchen unter einem spitzen Winkel befestigt ist, auf dessen Endspitze leise Schläge mittelst eines ähnlichen Stäbchens geschehen, so dass nur das oberste Häutchen des Körpers mittelst dieser Schläge auf das kammartige Werkzeug durchstochen wird. Da auf der Haut die Figuren vorgezeichnet sind, so geht gewöhnlich die Operation sehr schnell von statten, wenn nämlich der Tatowirer hinreichend geschickt ist. In die leichte Verwundung wird die mit Wasser angemachte Kohle eines Kokosnusskerns eingerieben, worauf eine leichte Entzündung und Borke folgt, nach deren Abfall die Figur unvertilglich der Haut eingeätzt ist. Der in die Hütte tretende Nukahiwer bringt für den Tatowir-Meister einen Schweinskopf zum Lohne.
Fig. 2. Einige der gewöhnlichsten Tatowirungs-Figuren.
Jede derselben hat ihren eigenen Namen und manche eine eigene Bedeutung. Mehrere der vorzüglichsten wollen wir jetzt nach von Langsdorf's Reise kennen lernen.
1. 2. Kake. Wird auf der innern Armseite und auf den Rippen eingeätzt.- 3. 4. 5. Enata, Männer. Wahrscheinlich werden diese Figuren nach Erschlagung eines Feindes bei Verzehrung seiner Leiche der Haut eingeprägt. - 6. 7. Kake-opogo, Querband über dem Auge, die Arme, die Brust, die Schenkel u.s.f. wird vorzüglich bei Schmausereien gemacht. - 8) Matta-Comor. Die Figur stellt einen Menschenkopf vor und ist mit Enata (3. 4 5) umgeben und wahrscheinlich das Emblem eines ausgezeichneten Kriegers, dessen Brust, Schenkel oder Rücken es ziert. - 9 10. Niho Piata, Hayfischzähne. Diese Figur wird als ausfüllende Verzierung, so wie die folgende (11) angebracht. - 12. Ehowa, Schildkröte. Dient zu gleicher Absicht, so wie auch die Figuren von Eidechsen und anderen Thieren. - 13. Tumaima findet nur auf der oberen Handseite Platz, und 14., deren Namen den Reisenden unbekannt blieb, nur am innern Arme und den Schenkeln.
Metadaten
Abbildungstitel: | Ein Tatowir-Meister |
Tafeltitel: | Art des Tatowirens auf Nukahiwa |
Abbildung gehoertzu Tafel: | Ad00341 07 003a |
Band: | 8 |
Heft: | 141 |
Bildeigenschaften: | Kupferstich, schwarze Druckfarbe, koloriert, 88 x 145 mm |
Link PPO: | http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0006792berl |
Schlagwörter: | Mann, Völkerkunde, Frau, Interieur, Aktdarstellung, Handwerker, Ureinwohner, Hütte, Tätowierung, Geographie, Kultur, Berufsbild, Handwerk |
geographische Verortung: | Französisch-Polynesien, Marquesasinseln, Nuku Hiva |
BBF ID: | b0006792berl |
weitere Abbildungsversionen: | Ad99998 08 003b, Ad99999 08 003b |