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Die Diamantenwerke von Mandanga, am Flusse Jiquitinhonha, in Brasilien

Beschreibungstext


Die Topasmine zu Capâo.
In der Brasilianischen Provinz Minas Geraes liegt, eine Tagesreise von Villa Rica, die Topasmine, deren Abbildung (im obern Theile linker Hand) unsere Tafel darstellt. Sie besteht aus zwei tiefen Schürfstellen oder Gruben, und die eine derselben kann wohl eine Ausdehnung von zwei Englischen Morgen haben. Die Gangart der Topase ist eine sehr fein zertheilte glimmerartige Substanz, die dem erdigen Talke nahe steht, auch etwas Quarz und grosse Crystalle von Spiegeleisenerz enthält. In diesen Minen arbeiten Neger.
Die Diamantenwerke von Mandanga, am Flusse Jiquitinhonha, in Brasilien.
Die ebenen Stellen zu beiden Seiten dieses Flusses enthalten durchgehends ziemlich gleichviel Diamanten, und wenn man daher nur einen Theil des Stückes, der Probe halber, hat ausbeuten lassen, so kann man im Durchschnitte wissen, wie viel Diamanten überhaupt vorhanden sind. Die Diamanten finden sich übrigens nicht bloss in Flussbetten, oder tiefen Schluchten, sondern man hat sie auch auf den Gipfel der höchsten Berge angetroffen.
Der Fluss Jiquitinhonha wird durch Vereinigung mehrerer Quellflüsse gebildet und ist bei Mandanga so breit, wie die Themse bei Windsor, und 3 bis 9 Fuss tief. Sowohl hier, als an den benachbarten Flüssen, findet man die schönsten Diamanten. Selten werden jedoch im Laufe des Jahres mehr als zwei bis drei Steine von 17 bis 20 Karat gefunden, und im Durchschnitt erhält man binnen zwei Jahren nur einen Stein von 30 Karat Schwere.
Der Ort, welcher jetzt im Betriebe steht (man vergleiche das untere Feld der linken Hälfte unserer Tafel), ist eine Krümmung des Flusses, die mittelst eines Durchstichs und eines Dammes trocken gelegt ist. Nachdem der Schlamm weggeräumt ist, gräbt man den Cascalho (wie man die Erdmasse nennt, in welcher die Diamanten angetroffen werden) und bringt ihn an eine, zum Waschen bequeme Stelle.
Von diesem Cascalho wird in der trocknen Jahreszeit so viel gegraben, als in der Regenzeit füglich ausgewaschen werden kann. Das zum Waschen nöthige Wasser wird durch sehr geschickt angelegte Wasserleitungen herbeigeschafft. Bei der Diamantenwäsche wird folgendes Verfahren beobachtet: Durch eine 70 bis 80 Fuss langen, und etwa 40 Fuss breiten Schoppen zieht sich ein, mit starken Planken besetzter Canal, und auf dieses Planken wird der Cascalho, zwei bis drei Fuss hoch, geschüttet. Auf der andern Seite des Schoppens befindet sich ein etwas geböschter bretterner Fussboden, welcher durch Planken in etwa zwanzig Fächer oder Tröge getheilt ist, die von oben mit dem Wasser communiciren, welches durch einen Spalt von etwa 1 Zoll Breite, in die Tröge fällt. Am untern Ende der Tröge führt ein Canal das Wasser ab. Auf dem Cascalho-Haufen sitzen die Aufseher auf Stühlen ohne Lehnen, damit sie nicht einschlafen können. Jeder Neger bringt mit einem Rechen eine gewisse Quantität Cascalho in seinen Trog, und nun beginnt die Wäsche. Sobald ein Neger einen Diamant findet, richtet er sich sogleich in die Höhe und klatscht mit den Händen, hierauf streckt er beide Arme in die Höhe und hält den Edelstein zwischen dem Zeigefinger und dem Daumen. Ein Aufseher nimmt ihm den Fund ab und wirft ihn in eine, in der Mitte des Schoppens hängende, halb mit Wasser gefüllte Schaale. Nach dem Feierabende werden die gefundenen Diamanten dem Oberaufseher überliefert. Ein Neger, welcher einen Diamant von 17 1/2 Karat findet, erhält dadurch die Freiheit und noch ausserdem ein Geschenk.
Es braucht kaum bemerkt zu werden, dass die Abbildung mit der obigen Beschreibung der Diamantenwäsche nicht ganz übereinstimmt, indem, zur Verdeutlichung der wesentlichen Theile, der Schoppen weggelassen ist.


Metadaten

Abbildungstitel: Die Diamantenwerke von Mandanga, am Flusse Jiquitinhonha, in Brasilien
Tafeltitel: Die Edelsteingruben in Brasilien
Abbildung gehoertzu Tafel: Ad99998 12 035a
Band: 12
Heft: 227
Bildeigenschaften: Kupferstich, schwarze Druckfarbe, koloriert
http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0055515berl
Schlagwörter: Fluss, Landschaft, Mann, Völkerkunde, Sklave, Arbeiter, Bergbau, Edelsteinbergbau, Förderanlage
geographische Verortung: Brasilien, Minas Gerais, Jequitinhonha
BBF ID: b0055515berl