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Wegen des Thrans und des kostbaren Walraths ist der Fang des Pottfisches sehr einträglich, jedoch mit vielen Schwierigkeiten und Gefahren verknüpft

Beschreibungstext


Der Pottfisch wird bis 80 Fuss lang und hat dann 30 bis 35 Fuss im Umfange. Der Kopf ist 8 bis 9 Fuss hoch und 5 bis 6 Fuss breit; die Höhe des Leibes beträgt selten über 12 bis 14 Fuss. Die Haut des Körpers, welche wir Fig. 1.im Umriss sehen, ist ganz glatt und schuppenlos, bei manchen alten Fischen aber runzelig, die Farbe mehrentheils dunkel, nach den Seiten hin heller, an der Brust silbergrau, bisweilen schäckig; alle ausgewachsenen Männchen, Bullen genannt, haben auf der Schnauze gewöhnlich eine graue Stelle und heissen dann Grauköpfe. Das Nasen- oder Spritzloch a sitzt vorn am Kopfe, über dem grossen Maule. Hinter demselben liegt die Höhlung, in welcher der Walrath abgesondert wird, b, von dem bei einem grossen Cachelot nicht selten über 10 Fass sich finden. Unter beiden befindet sich eine dicke, elastische Zellgewebsmasse, der sogenannte Junk, welche dazu zu dienen scheint, Stösse unschädlich zu machen. Die Rückenlinie ist nicht eben, sondern zeigt mehrere Höcker, besonders vorn am Halse d und hinten h, den Buckel. Nach der Schwanzflosse l zu verdünnt sich der Körper in den Stiel k. Die Brustflossen f sitzen hinter dem Winkel des Maules. Gleich unter der Haut liegt eine dicke Schicht Speck, ggg, welche das Schwimmen erleichtet. Fig. 2. stellt uns den Kopf von vorn und die punctirten Linien A dessen platten Theil dar.
Der Pottfisch lebt im Ocean und in vielen Meeren und nährt sich besonders von Sepien, in der Nähe der Küste aber auch von kleinen Fischen, die er sich in den weit geöffneten, mit einer weissen, glänzenden Haut überzogenen Rachen schwimmen lässt und dann verschluckt. Er schwimmt mit ausserordentlicher Geschwindigkeit, mit horizontal liegendem Körper, dessen Buckel über das Wasser sich erhebt. Wenn er an die Oberfläche kömmt, um zu athmen, so spritzt er das Wasser bei'm Ausathmen in einem ziemlich schiefen Strahle von sich (Fig. 3.). Die Art und Weise, wie die Jugen gesäugt werden, ist nicht bekannt. Die Pottfische leben gesellig und schwimmen in Zügen, welche entweder aus Weibchen oder jungen Männchen, und bisweilen aus 500 bis 600 Stück bestehen. Das Weibchen heckt zu allen Jahreszeiten, und immer nur 1 Junges, für welches es eine grosse Liebe zeigt. Die Weibchen verrathen übrigens eine grössere Anhänglichkeit für einander, als die Männchen.
Wegen des Thrans und des kostbaren Walraths ist der Fang des Pottfisches sehr einträglich, jedoch mit vielen Schwierigkeiten und Gefahren verknüpft. Jedes Schiff hat 6 lange, an beiden Enden spitz zulaufende Boote (Fig. 4. Bei sich in denen man zwei 200 Klafter lange Seile, 3-4 Harpunen (Fig. 1.B.) und 2-3 Lanzen (C.) und mehrere kleine, zu diesem Behufe nöthige Gegenstände antrifft. Sobald die Schiffe in den Meeresgegenden angelangt sind, wo man den Pottfisch angetroffen hat, werden sogleich Wachen auf die Mastkörbe postirt, welche herabrufen, wenn sie einen Pottfisch spritzen sehen. Sobald dieser Ruf ertönt, steuert der Vormann des Boots auf den Fisch zu, bis er ihn erreicht hat, wo dann der Steuermann, ausser welchem noch 4 Leute in dem Boote sind, dem Thiere die Harpune in den Leib wirft. Ist dies geschehen, so folgt man dem Thiere, welches sehr schnell in die Tiefe schiesst, indem man das an die Harpune befestigte Seil nachschiessen lässt, und der Vormann sucht den Fisch, wenn das Boot nahe genug ist, durch Lanzenstiche oder Lanzenwürfe zu tödten. Jedoch muss jedesmal, wenn das Thier geworfen wird, das Boot sogleich von ihm abgerudert werden, weil es in Gefahr ist, umgeworfen (Fig. 4.), oder zerschellt zu werden (Fig. 5.). Denn das verwundete Thier schlägt vor Schmerz fürchterlich mit dem Schwanze um sich, und rennt mit dem Kopfe gegen das Boot an. Ist das Thier todt, so legt es sich auf die eine Seite. Sobald diess der Fall ist, wird der Körper neben das Schiff, welches den Booten gefolgt ist, gezogen, um den Speck loszuschneiden und den Walrath auszuschöpfen, zu welchem Behufe der Kopf abgehackt und auf das Schiff hinaufgewunden wird. Der Speck wird in kleine Stücke zerschnitten und in Tiegeln ausgelassen. Dieses ganze Geschäft geht so schnell von statten, dass 3 Tage nach dem Erlegen eines grossen Pottfisches die 80 Tonnen Thran schon im Schiffsraum aufgespeichert seyn können.


Metadaten

Abbildungstitel: Wegen des Thrans und des kostbaren Walraths ist der Fang des Pottfisches sehr einträglich, jedoch mit vielen Schwierigkeiten und Gefahren verknüpft
Tafeltitel: Ueber die Lebensweise und den Fang des grossköpfigen Pottfisches oder Cachelots
Abbildung gehoertzu Tafel: Ad99998 12 075a
Bildinschrift: Fig. 4.
Band: 12
Heft: 235
Bildeigenschaften: Kupferstich, schwarze Druckfarbe, koloriert
http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0056314berl
Schlagwörter: Mann, Meer, Lanze, Wale, Physeter macrocephalus, Pottwal, Harpune, Boot, Gefahr, Schiffbruch, Walfang, Zoologie
BBF ID: b0056314berl