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 Ansichten des Himalih-Gebirges

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Beschreibungstext

Tafelüberschrift: Ver: Gegenstaende. CCLXV. Mélanges. CCLXV.


Im Mittelpunct von Asien erhebt sich das grösste und höchste des bis jetzt bekannten Gebirgs-Plateau's, fast ohne Zweifel als Wohnort der ersten Menschen anzunehmen.
Die Bergkette, die es im Süden umgiebt und in der Sprache der Hindus Tschaudravikhura (Mondgebirge) heisst, theilt sich in die westliche - den Hindukusch oder Indischen Caucasus, welche den Indus durchlässt und das reizende Thal von Kaschemir umschlingt und in die östliche - das Himalih-Gebirge (Wohnung des Schnee's), der Alten Imaus, Emodes und Himodus.
Die nördliche Kette des Himalih bildet den Hauptkamm und ist von Hindostan aus schon in einer Entfernung von 45 geographischen Meilen zu sehen. Die Höhe des höchsten gemessenen Piks fand der Engländer Webb 26 862 Fuss über dem Meere.
Alle diese Messungen sind jedoch nur auf der Ferne aufzunehmen gewesen, denn dem höhern Gebirge sich zu nähern ist wohl eine Unmöglichkeit. Alle Schrecknisse der Natur an Klippen, Klüften, unergründlichen Tiefen, Wasserstürzen, Gletschern und den furchtbarsten Schneemassen finden sich hier in solcher Riesengrösse vereinigt vor, dass die Gefahren, welche Bergbesteiger in der Schweiz etc. auszustehen haben, als wahre Miniaturgemälde dagegen erscheinen. Kaum kann man bis in die mittlere Region, wo sich schon kein Schnee mehr findet und anders vordringen, als in schmalen Räumen, welche brausend Flüsse neben ihren Betten in den Gebirgsschlünden offen lassen.
In diesen Granitgebirgen, die sich von Ferne als meergrüne, braune und lebergraue Felsen zeigen, entspringen Asiens grösste Flüsse, der Indus, die Bramaputra, die Jumna, die Quellenflüsse des Ganges u.s.w. Nach den letzteren wallfahrten seit Jahrtausenden zahllose Pilger und fast jeder Schritt des Weges dahin ist durch Mythen der Sanskrit geheiligt - bis dahin sind auch namentlich die Europäer gekommen.
Unsere beiden Tafeln zeigen das Gebirge von der Südseite auf zwei merkwürdigen Puncten zwischen dem 95 1/2 bis 96 1/2 Längen und 31 1/2 Breiten-Grad, da wo die Quellen des Baglisati und der Jumna liegen, die jedoch in dem Felsen-Chaos nicht zu erkennen sind. Im Hintergrund der weisse Schneekamm, davor die mittlere Region in ungeheueren Granitmassen, mit spärlicher Vegetation, im Vorgrunde theilweise Waldung, Vegetation besonders der Bobel oder die Indische Acacie.
In der mittleren Region finden sich fast nur Moose und Alpenpflanzen, von Säugethieren der Argali, die Gemse, und das Murmelthier; weiter herunter wohnen der grunzende Ochs, die Caschemir-Ziege, Raubthiere. Auf dem Nordabhang des Gebirges zeigen sich mehr Europäische Jahreszeiten und Vegetation, die Flora und Früchte Europa's, Pfirschen, Rosen, die meisten Forstbäume, Wallnüsse etc., er senkt sich nicht so weit, wie der südliche herab und seine niedrigste Fläche ist immer noch einmal so hoch als Fichtelgebirg und Brocken.
Der südliche Abhang setzt sich nicht plötzlich ab, sondern bildet eine ziemlich bedeutende, das nördliche Hindostan umfassende Terrasse, Seine Thäler liegen 3000-4000 Fuss über der heissen Tropenfläche von Bengalen und geniessen eines wahrhaft paradiesischen Klimas. In ihnen vereinigt sich Indiens Vegetation mit der Europäischen, Orangen und Granaten, Aepfel und Wallnüsse, Reis und Gerste, Flachs, Hanf und Baumwolle wachsen da nebeneinander. An Thieren lebt hier der Elephant, der Bär, der Tiger, das Moschusthier etc.
Dieser Landstrich ist den Europäern bis in das erste Zehend des 19. Jahrhunderts fast unbekannt geblieben. Die Kriege der Briten mit Nepaul führten sie in diese Gegenden, von denen sie sich einen Theil unterworfen haben. Ihnen gehören da die Landschaften Sicmore, Gurwal, Kumaon u.s.w., an Nepaul und Assam stossend.


Metadaten

ID Tafel: b0007289berl
Tafelüberschrift: Ver: Gegenstaende. CCLXV. Mélanges. CCLXV.
Sprache: ger, fre
Heft: 193
http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0007289berl
TafelgehörtzuExemplar: Bertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1821 10/q0000067berl
Klassifikation von Bertuch: Verm. Gegenstände. CCLXIV. u. CCLXV.
Abmessung: 173 x 213 mm
weitere Abbildungsversionen: Ad99998 10 067a, Ad99999 10 067a
Schlagwörter: Landschaft, Völkerkunde, Gebirge, Wanderer (Motiv), Geographie
geographische Verortung: Nepal, Himalaja