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 BeschreibungstextHeftDateinameLink PPOTafelgehörtzuExemplar
Ad99998 02 083aNo. 1. Der Caraco. (Mus Caraco. L.)~~Der Caraco lebt im östlichen Sibirien und China am Ufer der Flüsse in Röhren, und kann sehr gut schwimmen. Er ist 6 Zoll lang, graubraun von Farbe, nährt sich von Wurzeln und Früchten, und thut auch in den Häusern der Chinesen, welche an den Canälen liegen, vielen Schaden.~~No. 2. Die Wander-Ratte. (Mus Decumanus.)~~Die Wander-Ratte ist 9 Zoll lang, lichtbraun von Farbe, am Bauche weiss, und hält sich gern am Wasser auf, wo sie Löcher in die Ufer gräbt. Sie lebt eigentlich in Indien und Persien, ist aber in diesem Jahrhunderte auch in Europa bekannt worden, wo sie sich in die Städte, in die Wasser-Canäle, Abtritte und in die Gewölber der Häuser gezogen hat, und durch ihr Wühlen vielen Schaden thut. Sie nährt sich von Wurzeln und Früchten, frisst aber auch Fleisch, tödtet andere Mäuse, Ratten und Hühner, und stellt sich gegen Menschen, Hunde und Katzen zur Wehre; Wieseln und Frettchen aber bezwingen und tödten sie. Das Merkwürdigste an ihr ist, dass sie schaarenweise fortwandert; und auf diese Art ist sie auch aus Asien nach Europa gekommen.~~No. 3. Die Haus-Ratte. (Mus rattus. L.)~~Die Haus-Ratte ist anjetzt fast über alle Welttheile verbreitet, nur im nördlichen Asien und Europa lebt sie nicht. Sie ist 8 Zoll lang, schwarzgrau von Farbe, und ein äusserst gefräßiges Thier; denn sie frisst sogar Scorpione und andere Ratten, und verschont kein anderes Thier, dem sie gewachsen ist. Sie wehrt sich gegen andere Thiere, und die Mütter vertheidigen ihre Jungen mit grösster Wuth gegen die Katzen. Dagegen werden auch alte kraftlose Ratten von den Jungen versorgt und gefüttert. Solche alte Ratten, die nun der Ruhe pflegen, setzen sich zu 6 bis 8 zusammen, und verwickeln sich (damit sie sich nicht trennen können, und also gemeinschaftlichen Antheil an der Nahrung, die ihnen die Jungen zubringen, behalten) mit ihren Schwänzen zusammen. Diess sind die sogenannen Ratten-Könige, von denen man allerley gefabelt hat, und die also ganz natürlich entstehen.~~No. 4. Die Wald-Maus. (Mus silvaticus. L.)~~Die Wald-Maus ist 5 Zoll lang, braun und am Bauche weiss, lebt in ganz Europa in den Wäldern, Gärten und Feldern. Sie ist der Baumzucht sehr nachtheilig, weil sie die Wurzeln der jungen Bäume benagt, so dass sie absterben. Sie nährt sich von Wurzeln, Eicheln und Nüssen, die sie zum Winter-Vorrath einträgt. Raubvögel, Füchse, Marder etc. sind ihre Feinde.~~No. 5. Die Wasser-Maus. (Mus amphibius. L.)~~Die Wasser-Maus (Schermaus oder Reitmaus) ist 6 1/2 Zoll lang, graubraun von Farbe, und lebt in ganz Europa und im nördlichen Asien an den Seen, Teichen und Sümpfen, wo sie Löcher in die Ufer gräbt, und nach Wurzeln wühlt, wodurch sie Gärten und Dämmen sehr schädlich wird. Sie schwimmt und taucht unter, und ist sehr bissig.~~37Ad99998 02 083a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 084aDie vorzüglichsten Arten der zahmen oder Haus-Tauben, welche alle von der Feld-Taube abstammen, sind folgende.~~No. 1. Die Trommel-Taube. (Columba Dasypus. L.)~~Hat langbefiederte Füße, eine trommelnde Stimme, und lebt gern in den Häusern unter Menschen. Sie hat schwarzes und weisses Gefieder.~~No. 2. Die Schleyer-Taube. (Columba cucullata. L.)~~Die Schleyer- auch Zopf- oder Perruquen-Taube, ist so gross als die Trommeltaube, schwarz, mit weissem Kopfe und Schwingen. Ihren Nahmen hat sie von dem Feder-Kranze der um den ganzen Kopf läuft, und wie ein antiker Weiber-Schleyer oder Kappe aussieht.~~No. 3. Das Möwchen. (Columba turbita. L.)~~Ist weit kleiner als eine Trommeltaube. hat weisses Gefieder, über Flügel, Rücken und Brust eine blaugraue Binde, und an der Brust eine frisirte Krause. Sie ist sehr zart und weichlich.~~No. 4. Die Pfautaube. (Columba laticaudata L.)~~Die Pfauen-Taube, oder der Hühnerschwanz ist weiss mit schwarzem Kopfe und Schwanze, und zeichnet sich dadurch aus, dass ihr Schwanz nicht horizontal, wie bey den andern Tauben, sondern aufrecht wie bey den Hühnern steht, welches ihr das Fliegen bey Winde sehr schwer macht.~~No. 5. Die Tummel-Taube. (Columba gyratrix. L.)~~Die Tummel-Taube hat viel Aehnlichkeit mit der Feld-Taube, meistens braun und graues Gefieder, und fliegt wegen ihren langen Schwingen unter allen Tauben-Arten am schnellsten und höchsten. In diesem schnellen Fluge aber tummelt sie sich in der Lust wie ein muthig Pferd, überschlägt sich oft, und macht allerhand Gaukler-Figuren; davon sie auch den Nahmen erhalten hat.~~No. 6. Die Kropf-Taube. (Columba gutturosa. L.)~~Ist die grösste unter allen Tauben-Arten. Sie hat gelbes Gefieder, mit weissem Kopfe, Schwanze und Schwingen. Ihr Kropf ist fast immer aufgeblasen, so dass sie beynahe gerade stehen muss.~~No. 7. Die Mond-Taube. (Columba menstrua. L.)~~Hat viel Aehniichkeit mit der Trommel-Taube, und besonders diese Eigenheit, dass sie ausserordentlich fruchtbar ist, und alle Monate brütet; davon sie auch den Nahmen Mond- oder Monats-Taube hat.~~No. 8. Die Türkische Taube. (Columba tabellaria. L.)~~Die Türkische - oder auch die Brief-Taube, ist gross, stahlblau von Farbe, und hat einen nackten weissen und rothen Hautring um die Augen, und dergleichen Warzen auf dem Schnabel. Den Nahmen Brief- oder, Post-Taube hat sie daher, weil man sich ihrer in der Levante dazu bedient, Briefe von einem Orte zum andern schnell zu überschicken.~~No. 9. Die Römische Taube.~~Ist eine Abart der Feld- oder Haustaube, die etwas klein, aber sehr schön weiss und blaufleckigt gezeichnet ist.~~37Ad99998 02 084a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 085aNo. 1. Der Fenchel. (Anethum foeniculum. L.)~~Der Fenchel ist im südlichen Europa, wo er wild wächst, einheimisch, und kommt auch sehr leicht bey uns in den Gärten fort. Er ist eine jährige Pflanze, die 2 bis 3 Fuss hohe Stengel mit vielen Aesten treibt, und ganz schmale zaserige Blätter hat. Er blüht gelb in grossen Dolden; und sowohl sein Kraut und Blüthe, als auch der Saame sind ein Speise-Gewürz, das vorzüglich beym Einmachen der Gurken, des Sauerkrautes u.s.w. gebraucht wird. Sein Saame wird auch als Arzneimittel in der Medizin gebraucht.~~Der Dill (Anethum graveolens) ist dem Fenchel im Aeussern ganz ähnlich, ausser dass er nur breitere Saamenkörner mit einem Rande hat, und wird eben so wie der Fenchel als Speise-Gewürz gebraucht.~~No. 2. Der Schwarz-Kümmel. (Nigella sativa. L.)~~Der Schwarz-Kümmel ist eine kleine etwa 1 Fuss hohe Pflanze, welche aus dem Oriente stammt, und in Teutschland häufig in Gärten und auf dem Felde gebauet wird. Sie blühet blau, und trägt eine stachlichte Saamen-Kapsel, welche schwarze sehr gewürzreiche Saamen-Körner enthält, die in den Küchen als Speise-Gewürz zu braunen Brühen, Ragouts und dergleichen gebraucht werden, und ihnen einen vortrefflichen Geschmack geben. Wild wächst der Schwarz-Kümmel auch bey uns unter dem Korne; ist aber nicht so gewürzhaft.~~37Ad99998 02 085a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 086aNo. 1. Der gemeine Hamster.~~No. 2. Der schwarze Hamster. (Mus Cricetus.)~~Der Hamster bewohnt das südliche Russland und Sibirien, Pohlen, Ungarn, Böhmen und das südliche Teutschland, bis an den Rhein. Weiter hin findet man keine. Er ist 10 Zoll lang, der Rücken am gemeinen Hamster braungelb, der Bauch schwarz, an der Schnauze und am Halse sind weisse Flecken. Der schwarze Hamster ist selten, und findet sich nur in einigen Gegenden von Russland. Der Hamster nährt sich vorzüglich von Getraide, daher er auch am meisten in trocknem Boden und Ackerfeldern lebt, wo er sich bis 7 Fuss tiefe Röhren mit mehreren künstlich angelegten Kammern gräbt, in welche er oft bis an 60 Pf Getraide, als Winter- Vorrath, in seinen, weiten Backen-Taschen einträgt. Er fällt bey strenger Kälte in den Winterschlaf, aus dem er im Februar wieder erwacht. Man gräbt die Hamster aus, theils wegen ihrer beträchtlichen Getraidekammern, theils wegen ihres Balges, welcher ein gutes Pelzwerk giebt.~~No. 3. Die Blind-Maus. (Mus Typhlus.)~~Die Blind-Maus oder der Slepez, wohnt im südlichen Russland unter der Erde, und nährt sich von Wurzeln. Sie ist 7 1/2 Zoll lang, von Farbe dunkelgrau, und hat um die Schnauze einen weissen Saum. Man sieht an ihr durchaus keine äussere Spuren von Augen und Ohren, obgleich sie ordentliche Augäpfel hat, welche aber unter der Haut liegen.~~No. 4. Die Scharr-Maus. (Mus Aspalax.)~~Die Scharr-Maus ist 7 1/2 Zoll lang, schmutzig lichtgrau von Farbe, und lebt vorzüglich im Russischen Reiche in Daurien, am Ingoda- und Angua-Flusse, gleichfalls unter der Erde, wo sie unter dem Rasen sich oft viele hundert Schritte lange Gänge wühlt, und, wie der Maulwurf grosse Erdenhaufen auswirft. Sie nährt sich von Zwiebeln und Wurzelwerk und ist schwer zu fangen.~~No. 5. Der Sandmoll. (Mus maritimus.)~~Der Sandmoll wohnt vorzüglich am Vorgebürge der guten Hoffnung in den Dünen oder Sandhügeln der Küste; wo er das Land so ausserordentlich untergräbt, dass beym Reiten die Gänge zusammen brechen, und die Pferde oft tief hineinfallen. Er ist einen Fuss lang, oben gelblichgrau und unten weissgrau. Sein Schwanz und seine Füsse sind mit langen steifen Haaren besetzt, und sein Aeusseres hat viel Aehnlichkeit mit der Figur eines Schweins. Er nährt sich von Zwiebeln und Wurzeln, und ist sehr bissig. Sein Fieisch ist essbar und wohlschmeckend.~~37Ad99998 02 086a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 087aNo. 1. Der Gummilac-Wurm. (Coccus Ficus.)~~Der Gummilacwurm ist eine Schildlaus welche man in Ostindien, in den Gebirgen von Hindustan vorzüglich auf dem Banianbaume findet. Die Jungen kommen im December zum Vorscheine, setzen sich an die Spitzen der jungen Zweige, und fressen sich in die grüne Schaale ein, aus welcher sodann ein zäher klebrigter Saft herausquillt, der sie überfliesst, und gleichsam auf die Aeste festleimet, und den man, wenn er verhärtet ist, Gummi-Lac nennt. In diesen Klümpchen nun, welche an den zarten Zweigen sitzen, bildet das Insect seine Wohnung in kleinen regelmäßigen Zellen, wie Fig. a. von aussen, und Fig. b. und c. von innen, und zwar Fig. d. sie vergrössert zeigt. Diess Insect ist, wie die Cochenille, schön hochroth von Farbe; und man sammelt eben desswegen das Gummilac zu der Zeit, wenn die trächtigen Mütter noch in den Zellen sitzen, und dann am röthesten sind, wie Fig. e. f. g. eine dergleichen Schildlaus von oben und unten, jedoch sehr vergrössert zeigt; denn ihre natürliche Grösse ist nur wie eine kleine Laus. Da bekanntlich das Gummilak theils zu unserm Siegellacke, theils noch zum Lackiren vieler Sachen gebraucht wird, so macht es einen beträchtlichen Handels-Artikel aus.~~No. 2. Die Gall-Wespe. (Cynips quercus folii.)~~Die Galläpfel an den Eichenblättern entstehen bekanntlich durch den Stich der Gallwespe, welche ihre Eyer in das Blatt legt, worauf denn der Gallapfel, als ein Auswuchs entsteht (Fig. a.) Dieser schliesst immer die kleine weisse Made (Fig. c.) der Gallwespe ein, welche sich dann darinn verpuppt, und wenn sie fertig ist, sich durch den Gallapfel, durchfrisst (Fig. b.) und dann die kleine gelbe Gallwespe (Fig. d.) erscheint. Dass die Galläpfel, und sonderlich die Spanischen, die man Knoppern nennt, zum Schwarzfärben, zur Tinte u. dergl. gebraucht werden, und daher einen Handels-Artikel machen, ist bekannt.~~37Ad99998 02 087a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 088aDiese rothen Fische gefallen dem Auge wegen ihrer prächtigen Farben sehr, und sind besonders dieserhalben merkwürdig.~~No. 1. Die rothe Makrele. (Scomber ruber.)~~Dieser Fisch hält sich an den Küsten der Insel St. Croix auf, und ist ohngefähr 12 Zoll lang. Rücken und Seiten sind hochroth, der Bauch silberfarb, die Flossen sind gelb und violett. Sein Fleisch ist essbar und wohlschmeckend.~~No. 2. Der Gabel-Fisch. (Trigla cataphracta.)~~Der Gabel-Fisch bewohnt das Mittelländische und Ostindische Meer, und man erkennt ihn an seinem geharnischten Körper. Er hat statt der Schuppen nemlich rautenförmige Schilder, die in der Mitte sich in eine Schneide erhöhen, und dem Fische eine achteckigte Form geben. Der Kopf ist ein viereckigter Knochen, der vorn eine flache Gabel macht, wovon er auch den Nahmen hat. Er hat wenig Fleisch, und selbst diess ist hart und mager. Er nährt sich von Würmern und Seekräutern.~~No. 3. Die See-Leyer. (Trigla Lyra.)~~Dieser Fisch lebt sowohl im Mittelländischen als Brittischen Meere, ist ohngefähr 15 Zoll lang, und hat ein hartes mageres Fleisch. Wenn man ihn fängt, so giebt er einen pfeifenden Laut von sich; daher ihn auch die Engländer den Pfeifer nennen.~~No. 4. Der punktirte See-Hahn. (Trigla punctata.)~~Der punktirte See-Hahn lebt bey den Antillen, und gehört mit unter die fliegenden Fische. Sein Rücken ist roth, der Bauch fleischfarb, die Flossen aber sind blau und gelb, und haben dunkelrothe Punkte, welches ihm ein schönes Ansehen giebt. Er ist etwa 12 Zoll lang.~~No. 5. Das Glotzauge. (Cyprinus macrophthalmus.)~~Dieser schöne Fisch bewohnt die süssen Wasser in China. Die kegelförmig hervorstehenden Augen sind sein Kennzeichen. Seine hochrothe brennende Farbe, und seine schön geformten halb rothe und halb weissen Flossfedern geben ihm ein prächtiges Ansehen. Er ist 15 Zoll lang, und hat viel Aehnlichkeit mit dem Chinesischen Goldkarpfen.~~38Ad99998 02 088a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 089aNo. 1. Die Wander-Taube. (Columba migratoria. L.)~~Die Wander-Taube ist ohngefähr 14 Zoll lang, und von Farbe aschgrau mit rother Brust. Sie bewohnt Nordamerika, und überwintert in Carolina, wohin sie in unermesslichen Zügen wandert. Sie fliegen zu Millionen in einer Heerde, und verdunkeln wie sohwarze Wolken oft den Tag. Wenn sie sich zum Ausruhen auf die Bäume setzen, so brechen oft die Zweige von dem Gewichte der Menge, und der Boden unter den Bäumen, wo sie eine Nacht zubringen, ist gleich einige Zoll hoch, mit Miste bedeckt. Sie nisten auf Bäumen, und bauen in den WäIdern Nest an Nest, so dass sie durch ihre Nester oft viele Meilen weit die Bäume zusammen verbinden. Sie nähren sich von Eicheln, Beeren, Wachholdern und andern Baumsaamen, auch Getraide und Reis. Sie werden zu vielen Tausenden von den Nordamerikanischen Wilden gefangen und gegessen, weil ihr Fieisch sehr wohlschmeckend ist.~~No. 2. Die grüne AmboinischeTaube. (Columba viridis.)~~Heisst auch die Gewürz-Taube, weil sie sich vorzüglich von gewürzreichen Saamen der Bäume in Amboina nährt. Sie ist 11 Zoll lang.~~No. 3. Die Martinikische Taube. (Columba Martinica.)~~Wohnt in der Insel Martinique, ist violett, mit gelbem Bauche, rother Brust und weisser Kehle, und 14 Zoll lang.~~No. 4. Die Turteltaube aus Jamaica. (Turtur Jamaicensis.)~~Ist sehr schön gezeichnet; Bauch und Rücken violett, Kopf und, Kehle blau und von dem Schnabel läuft um den Kopf ein weisses Band. Ist 11 Zoll lang.~~No. 5. Die Papagey-Taube.~~Lebt in den Philippinischen Inseln, ist grüngelb und roth gezeichnet, und hat viel Aehnlichkeit in der Farbe mit den grünen Papageyen.~~No. 6. Die Ringel-Taube aus Cayenne.~~Diese schöne Taube ist 14 Zoll gross, lebt in Cayenne, und hat einen violetten Kopf, Flügel und Rücken, weissen Bauch, und am Halse und Brust Federn, die fast wie Pfauenspiegel aussehen.~~No. 7. Die Turtel-Taube aus Batavia.~~Ist 10 Zoll lang, hat einen hellgrünen Leib, grauen Kopf, gelbe Kehle und Unterbauch, und rothen Schwanz; ein überaus schönes Täubchen.~~No. 8. Die Turtel-Taube aus Senegal, oder der Turoco. (Columba macroura.)~~Der Turoco lebt in Senegal, ist rothbraun von Farbe mit grüner Brust, 10 Zoll lang, und zeichnet sich vor andern Tauben-Arten durch seinen langen und breit auslaufenden Schwanz aus.~~No. 9. Die Turtel-Taube aus St. Domingo.~~Diese kleine Turteltaube, welche auf St. Domingo lebt, ist 10 Zoll lang, und ausserordentlich von Bau und Zeichnung.~~38Ad99998 02 089a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 090aNo. 1. Der Anis. (Pimpinella Anisum. L.)~~Der Anis stammt aus Egypten her, ist eine einjährige zarte Pflanze, welche ohngefähr 1 Fuss hoch wächst, drey lappige Blätter und kleine weisse Dolden Blüthen hat. Er wird in Italien, vorzüglich aber in Teutschland, als eine Specerey-Pflanze häufig gebauet. Sein Saame ist ein süsses sehr angenehmes Gewürz, das zu verschiedenen Gebacknen, Confituren, Liqueurs, und auch als Arzneymittel gebraucht wird. Aus den Hülsen wird das flüchtige und sehr starkriechende Anis-Oel gebrannt, welches sehr theuer verkauft wird.~~N. 2. Der Kümmel.~~Der Kümmel ist ein bekanntes und sehr gemeinnütziges Speisen-Gewürz, womit in Teutschland ein starker Handel getrieben wird. Die Pflanze ist bey uns einheimisch und wächst wild, unter anderm Grase auf den Wiesen; wird aber, wegen ihres einträglichen Nutzens, auch häufig, sonderlich bey Halle in Sachsen, auf dem Felde gebauet. Die Pflanze wird ohngefähr 2 Fuss hoch, hat geschlitzte krause Blätter, kleine weisse Blüthen, und trägt die bekannten grauen Kümmel-Körner als Saamen. Dieser ist es vorzüglich, der als ein beliebtes Gewürz zu vielen Speisen, Brod, Käse, Brandtwein, Confituren, und auch als ein Arzneymittel sehr häufig gebraucht wird. Auch das Kraut und die Wurzel der Pflanze giebt ein gutes, wohlschmeckendes Gemüse, und e in vortreffliches Vieh-Futter.~~38Ad99998 02 090a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 091aDie Schläfer stehen zwischen den Mäusen und Eichhörnchen mitten inne, und haben mit letztern die meiste Aehnlichkeit. Sie haben einen langen und stark behaarten Schwanz, wohnen sowohl unter der Erde als auch auf den Bäumen, klettern sehr fertig, und nähren sich vorzüglich von Baumfrüchten. Sie verrichten ihre Geschäfte bey Nacht, und schlafen am Tage, so wie sie auch schon zu Anfange des Herbstes erstarren, sich in Felsenlöcher und Mauerwerk verkriechen, und bis zum May ihren Winterschlaf halten; daher sie auch den Nahmen Schläfer haben. Man kennt folgende 4 Gattungen davon.~~No. 1. Der Billich. (Myoxus Glis. L.)~~Der Billich - den man in Teutschland und der Schweiz auch die Rellmaus, Haselmaus, den Siebenschläfer oder die Schlafratze nennt - ist ohngefähr 5 1/2 Zoll lang, oberhalb grau und unten weiss, bewohnt vorzüglich Italien, Frankreich, Ungarn, Oesterreich und das südliche Teutschland. Er liebt besonders Waldungen und Obstgärten, nährt sich, wie die Eichhörnchen, von Obst, Nüssen und Kastanien, und bedient sich der Vorderpfoten zum Fressen. Im Herbste werden sie sehr fett, und als eine Delikatesse gespeiset; daher man sie auch in Italien mästet. Ihr Balg ist ein feines Pelzwerk.~~No. 2. Der Eichschläfer. (Myoxus Dryas.)~~Ist in Georgien und Siberien zu Hause, und lebt in Eichenwäldern, wo er sich vorzüglich von Eicheln nährt. Er ist ohngefähr 4 Zoll lang, auf dem Rücken lichtbraun, an der Kehle und dem Bauche aber weissgrau. Von den Ohren ziehen sich über die Augen zwey schwarze Flecken.~~No. 3. Der Garten-Schläfer. (Myoxus Nitela.)~~Der Gartenschläfer hat viele Aehnlichkeit mit dem Eichschläfer; nur hat er einen längern und nicht so langhaarigen Schwanz, und grössere Ohren als dieser. Er ist eben so gross, lebt vorzüglich im südlichen Europa, in Gärten, und frisst besonders gern Pfirschen, Nüsse, auch Käfer und Vogel-Eyer.~~No. 4. Der Hasel-Schläfer. (Mus muscardinus.)~~Der Haselschläfer oder die kleine Haselmaus ist so gross wie eine Hausmaus, nur dicker, rothbraun von Farbe, und hat einen langen Schwanz. Er lebt in Italien, Frankreich und Teutschland in dichten Buschhölzern, wo viele Haselstauden stehen, von deren Nüssen er sich nährt, und auf denen er sich ein Nestchen bauet. Es ist ein gar zierliches, artiges und furchtsames Thierchen.~~38Ad99998 02 091a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 092aNo. 1. 2. Die Blattlaus. (Aphis. L.)~~Die Blattlaus, diese Pest der Gärten, ist ein höchst wunderbares Thierchen, und ihre Naturgeschichte überaus merkwürdig. Sie ist kaum so gross als ein Floh, wie Fig. 1. zeigt, allein durch ein Mikroscop vergrössert, erscheint sie in verschiedenen sonderbaren Gestalten, wie wir an den Figuren a. b. c. d. e. f sehen. Fast jede Pflanze hat ihre besondere Art von Blattläusen, (oder Neffen, auch Mehlthau, wie sie der gemeine Mann nennt), vorzüglich aber findet man sie an den frischen Trieben der Rosen, des Flieders, des Kohls, der Kirschen, Pfirschen u.s.w. wo sie sich äusserst dicht an Stiel und Blätter setzen, wie Fig. 2. an einem jungen Rosenblatte zeigt. Es giebt Blattläuse fast von allen Farben, grüne (Fig. a.), rothe (Fig. b.) und schwarze (Fig. c). Sie haben 6 Füsse, gegliederte Fühlhörner, einen spitzigen Saugstachel, an den Seiten zuweilen ein Paar Hülsen, worinn Flügel liegen, und am After zwey trompetenförmige Röhren, aus denen sie einen honigsüssen Saft von sich geben, den die Ameisen und Bienen sehr aussuchen. Eine Blattlaus gebiert in etlichen Tagen 90 bis 100 lebendige Junge, und stirbt. Jedes Junge, wenn es sich fünfmal gehäutet hat, gebiert wieder eben so viele, und so entstehen in einem Sommer 9 Generationen, die von einer einzigen Blattlaus mehrere Millionen geben. Zu weilen schwitzen sie einen weissen Beschlag aus, welches der sogenannte Mehlthau, so wie der Honigsaft den sie ausschwitzen der Honigthau auf den Bäumen ist. Es giebt geflügelte (Fig. e. d.) und ungeflügelte Blattläuse. Wenn sie das ganze Jahr hindurch lebendige Junge gebohren haben, wie Fig. a. zeigt, so erscheinen im Herbste Männchen, mit denen sie sich begatten, und dann Eyer legen, welche den Winter hindurch dauern, welches die lebendigen nicht würden. Diese sich so schnell und ungeheuer vermehrenden Insecten sind den Pflanzen dadurch, dass sie ihren Nahrungssaft aussaugen, sehr schädlich.~~No. 3. Die Mehl und Käsemilbe. (Acarus Siro. L.)~~Die Milben sind unendlich kleine Insecten, welche theils auf andern Thieren und Menschen, theils auf Käse, Mehl, Brod, in unsaubern Milchgefässen, an Bierfässern, auf Schammen u. dergl. leben, unsern Augen kaum sichtbar sind, und nur wie grauer Staub aussehen, wie Fig. 3. zeigt. So bald man sie aber unter ein gutes Mikroscop bringt, und sie vergrössert, erscheinen sie, wie Fig. g. zeigt, als Thiere, die fast wie Käfer aussehen, und viele Borsten haben. Bey Menschen entstehen sie oft häufig unter der Haut bey gewissen Krankheiten, die saure Säfte erzeugen; z.E. bey armen Leuten die die Auszehrung, oder die Krätze haben. Es giebt sehr viele und ganz verschiedene Gattungen von Milben.~~38Ad99998 02 092a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 093aKein vierfüssig Thier vermehrt sich so schnell und so häufig als die Mäuse; so dass sie, sowohl in Feldern als Häusern, oft selbst zur Landplage werden. Man hat über 40 Arten davon. Folgende aber sind die bekanntesten.~~No. 1. Die Hausmaus. (Mus musculus. L.)~~Die Hausmaus lebt in ganz Europa und in dem gemässigten Theile von Asien und Amerika. Sie ist 3 1/2 Zoll, ohne Schwanz, lang, auf dem Rücken gelblichgrau, und am Bauche weissgrau. Sie ist ein unvertilgbares Hausthier, das oft grossen Schaden thut; denn sie frist fast alles, was sie mit ihren Zähnen zernagen kann. Es giebt auch weisse Mäuse mit rothen Augen.~~No. 2. Die Brand-Maus. (Mus agravius.Pall.)~~Diese Maus ist etwas kleiner als die Hausmaus, und in Teutschland seltener als in Russland und Ungarn. Sie lebt auf den Aeckern, ist von Farbe rothgelb, und weiss am Bauche. In manchen Jahren zieht sie schaarenweise aus einer Gegend in die andere.~~No. 3. Die Zwerg-Maus. (Mus minutus. Pall.)~~Ist kaum halb so gross als die Hausmaus, fuchsgelb von Farbe und am Bauche weiss. Sie wägt nur 1 1/2 bis 2 Quentchen, und lebt vorzüglich in Russland mit der Brandmaus auf den Aeckern und in den Scheunen.~~No. 4. Die Birk-Maus. (Mus betulinus. Pall.)~~Diess Mäuschen ist noch kleiner als das vorige, nur 2 Zoll lang, lebt im südlichen Russland in lichten Birkengehölzen, von deren Saamen es sich nährt. Sie ist auf dem Rücken gelbbraun am Bauche weiss.~~No. 5. Die Streif-Maus. (Mus vagus Pall.)~~Sie ist eben so gross als die Birkmaus, mit welcher sie auch einerley Heimath und Nahrung hat. Sie ist graugelb und über den Rücken mit schwarzen Querstriemen gewässert; und lebt unter hohlen Steinen, unter welchen sie schon bey geringer Kälte erstarret, und wie eine Kugel zusammen gezogen gefunden wird. Zu manchen Zeiten ziehen zahlreiche Heere dieser Mäuse von einem Orte zum andern.~~No. 6. Die Klipp-Maus. (Mus saxatilis. Pall.)~~Diese Maus lebt in Sibirien in den Felsen-Klippen. Sie ist 4 Zoll lang, von Farbe braungrünlich und am Bauche weiss. Ihre Nahrung sind Wurzeln und Sämerey.~~No. 7. Die rothe Sibirische Maus. (Mus rutilus. Pall.)~~Diese Maus lebt im östlichen Sibirien und Kamtschatka, theils auf dem Felde und im Gebüsch, theils in den Häusern. Sie ist 4 Zoll lang, rothgelb und bräunlich gestriemt, am Bauche weiss, und hat einen kurzen behaarten Schwanz. Sie nährt sich von Körnern und Fleischwerk.~~No. 8. Die kleine Feld-Maus. (Mus arvalis. Pall.)~~Sie bewohnt durch ganz Europa bis in den kälteren Norden die Felder, Wiesen, Gärten und Gebüsche, und nährt sich von Getraide, Nüssen, Eicheln und dergleichen, wovon sie Vorräthe für den Winter einträgt. Sie ist 3 Zoll lang, von Farbe lichtbraun und am Bauche weiss, hat rothe Füsse und einen kurzen stumpfen Schwanz. Sie vermehrt sich zuweilen so stark, dass sie der Feld-Saat grossen Schaden thut; wird aber von Füchsen, lltissen, Ratten, der grossen Feld-Maus, and von Raben und Saat-Krähen aufgerieben.~~No 9. Die Jaik-Maus. (Mus accedula. Pall.)~~Sie lebt im östlichen Russland am Jaik-FIusse, ist 4 Zoll lang, gelbgrau von Farbe, hat Backen-Taschen wie der Hamster, einen kurzen Schwanz, und nährt sich wie der Hamster von Getraide.~~39Ad99998 02 093a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 094aDer Schimmel, den wir gewöhnlich nur für ein Zeichen der Fäulniss, und mit blossen Augen betrachtet, für einen fleckigten Staub halten, gehört allerdings zum Pflanzenreiche, und zwar zur Classe der Schwämme, die erstaunlich schnell wachsen, Saamen tragen, und sich ungeheuer vermehren. Durch ein Vergrösserungsglas betrachtet erblickt man z.E. auf einem Stückchen schimmlichten Brode einen ganzen Wald von Gewächsen, die ihre Wurzeln, Stengel, Zweige, Blüthe und Saamen und die schönsten Gestalten haben; wie wir diess hier an etlichen Arten von Schimmel sehen werden.~~No. 1. u. 2. Gemeiner Schimmel (Mucor mucedo. L.)~~Der gemeine Schimmel wächst gemeiniglich auf saftigen und gährenden Dingen. Fig. 1. zeigt ein Stückchen Schimmel von einer faulenden rothen Weinbeere, in seiner natürlichen Grösse, und Fig. 2. dasselbe durch ein Vergrösserungsglas betrachtet. Da erblickt man eine Menge durchsichtige Stengel, welche schuppige Köpfe wie eine hohle Halbkugel (a) haben, die theils glatt (c), theils mit einer Menge kleiner Saamenkügelchen (d) besetzt sind. Zwischen den Stengeln laufen wieder eine Menge Ranken, (b) welche ganz mit dergleichen Staubkügelchen besetzt sind.~~No. 3. u. 4. Der Huthwerfer. (Mucor pilobolus. L.)~~Dieser Schimmel (davon Fig. 3. ein wenig von einer welschen Nuss genommen in natürlicher Grösse, und Fig. 4. denselben vergrössert zeigt) wächst mit langen gelben Stielen, welche nach und nach oben aufschwellen, und indem sie zerplatzen, ihren breiten braunen und schwarzpunktirten Kopf oder Huth abwerfen.~~No. 5. Grüner Schimmel (Mucor mucedo. L.)~~Dieser Schimmel, der übrigens zum gemeinen Schimmel gehört, entstand auf einer kleinen Fliege, welche, wie Fig. 5.c. zeigt, in einem Glase ins Wasser gefallen war, und in Fäulniss übergieng. Die Fliege selbst überzog erst ein weisser Schimmel, den Fig. g. vergrössert zeigt; und dann bildete sich rund um die Fliege her eine kleine schwimmende Insel Fig. b. b. b. von grünem Schimmel, welcher besonders einen schöngebildeten Rand Fig. f. von dergleichen Schimmel-Schwämmchen hatte, der in Fig. 1. vergrössert zu sehen ist, und die wahre Gestalt der Schimmel-Schwämmchen sehr gut zeigt.~~No. 6. u. 7. Kugel-Schimmel. (Mucor sphaerocephalus. L.)~~Oft entstehen auf den Blättern, sorderlich der Obstbäume, der Birnen und Pflaumen gelbe rostfarbene Flecken, mit Erhöhungen, welche man gemeinlich Mehlthau nennt. Diess ist nichts als Kugel-Schimmel, welcher auf kranken Birnblättern, die durch Kälte gelitten haben, und in denen ihr Saft stockt, sogleich wächst. Fig. 7. zeigt ein solches krankes Birnblatt in natürlicher Grösse, und Fig. 6. vergrössert, mit dem Kugel-Schimmel. Dieser besteht aus lauter kleinen graubraunen, trocknen, kugelförmigen Köpfchen, ohne Stil, wie sie Fig. 1. vergrössert zeigt, die einen mehligten Saamenstaub in sich haben, den sie, wenn sie zerplatzen, von sich streuen.~~39Ad99998 02 094a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 095aDer innere Bau der Pflanzen und ihrer Blumen ist, wenn wir ihn durch ein Vergrösserungs-Glas betrachten, so schön und regelmässig, dass er uns zur Bewunderung hinreisst. Ja, man kann mit Wahrheit sagen, jedes Blatt, jeder Strohhalm ist ein Wunder Gottes. Wir wollen diess einmal an einem Strohhalme selbst sehen.~~No. 1. u. 2. Durchschnitt eines Strohhalms.~~Der Durchschnitt des Knotens eines Strohhalms, Fig. 1. der in Fig. 2. vergrössert ist, zeigt hier die herrlichste und regelmässigste Ordnung von einer ungeheuren Menge kleiner Gefässe an, die alle ihre besimmte Form haben. In zwey Kreisen stehen eine Menge Saft-Röhrchen dicht zusammen; dazwischen wieder einzelne Bündel davon, regelmässig zwischen grössern sechseckigten Nahrungs-Gefässen vertheilt, und in der Mitte ist eine grosse weite Oeffnung für das Mark des Halms. Eben so wunderbar erscheint~~No. 3. 4. u. 5. Ein Stückchen vom Blatte eines Korn-Halms,~~Welches sich Fig. 5. in natürlicher Grösse, und Fig. 4. u. 5. in zwey verschiedenen Vergrösserungen zeigt. Hier sehen wir schmale und breite Streifen, von ganz verschieden geformten Saftgefässen, geschuppte, geschlängelte, runde u.s.w. und alle mit einander und unter sich aufs genauere verbunden. Und diess Alles auf der Oberfläche eines so höchst kleinen Stückchens vom Blatte eines Kornhalms; der Pflanze, die uns unser tägliches Brod giebt. Welche Wunder, die Gott alle in so unbegreiflicher Anzahl, nur auf unserer Welt geschaffen hat, und durch sein grosses Werk, die Natur, noch immer täglich und augenblicklich hervorbringt! Welches menschliche Wesen sollte einen solchen Gott nicht bewundern, anbetend verehren, und ihn nicht über Alles lieben?~~39Ad99998 02 095a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 096aNo. 1. Der Storaxbaum. (Liquidambar styraciflua. L.)~~Der Storaxbaum wächst vorzüglich in Westindien und Mexico, wird ein grosser Baum wie Eichen, hat fünflappigte Blätter wie der Ahorn, und gelbrothe kugelförmige wollige Blüthen an den Spitzen der Zweige. Er trägt hernach einen kugelförmigen braunen Saamen. Er hat eine aschgraue Rinde, und darunter ein weiches weisses Holz, das sich gut verarbeiten lässt, und wie unser Tannenholz zu verschiedenem Hausgeräthe gebraucht wird. Zwischen dem Holze und der Rinde, in welche Einschnitte gemacht worden, fliesst das wohlriechende Gummiharz hervor, welches Storax heisst, bräunlich aussieht, einen vortrefflichen Geruch hat, besonders zu Räucherwerk gebraucht wird, und eben deswegen in Spezerey-Handlungen einen guten Handels-Artikel ausmacht.~~No. 2. Der Mastix-Baum. (Pistatia Lentiscus. L.)~~Der Mastix-Baum ist, wie der Lorber, ein immer grüner Baum, der in den warmen Morgenländern, so wie auch im unteren Italien, Griechenland u.s.w. wächst, und wohl an 50 Fuss hoch wird. Er blüht gelb, und trägt eine gelbe Frucht wie eine kleine Pflaume, welche sehr süss schmeckt und essbar ist. In den heissen Ländern schwitzt aus seiner Rinde ein Harz aus, welches weissgelb aussieht, aus kleinen trocknen Körnern besteht, und theils in der Medizin, theils auch zu Räuchern und zu leichten weichen Lackfirnissen über Oehlgemählde und dergleichen gebraucht wird; daher es auch einen Handels-Artikel ausmacht.~~39Ad99998 02 096a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 097aDie Ente findet sich in Norden und Süden in allen drey Theilen der alten Welt. Sie bewohnt mehr stehende Wasser, Land-Seen, Sümpfe und Teiche, als die Flüsse, und nährt sich von Fischen, Fröschen, Schnecken, Insecten und Feldfrüchten. Es giebt überaus viele und sehr schöne Arten davon, sowohl unter den wilden, als auch zahmen Haus-Enten, welche von jenen abstammen.~~Die gemeine wilde Ente. (Anas Boschas. L.) No. 1. Das Männchen. No. 2. Das Weibchen.~~Die wilde Ente ist bey uns einheimisch. Das Männchen (der Enterich oder Erpel) ist etwa 20 Zoll lang, hat einen glänzend-grünen Kopf und Hals, braune Brust, und ist übrigens fein grau gesprenkelt. Das Weibchen (die Ente) ist kleiner, nur 18 Zoll lang, und braun, weiss und schwarz gezeichnet.~~Nr. 3. Die Fasan-Ente. (Anas caudacuta.)~~Die Fasan-Ente, welche auch unter die wilden gehört, ist auch in Teutschland zu Hause, aber selten. Sie ist an 24 Zoll lang, sehr schön grau, weiss und schwarz gezeichnet, hat braune Schwingen, einen hellrothen Spiegel auf den Flügeln, und einen spitzigen Fasanen-Schwanz, wovon sie auch ihren Nahmen hat.~~No. 4. Die Löffel-Ente. (Anas clypeata. L.)~~Die Löffel-Ente ist wegen ihres vorn breiten, zugerundeten und umgekrümmten Schnabels wegen merkwürdig. Sie bewohnt das ganze nördliche Europa, Asien und Amerika; nährt sich von Fliegen und andern Wasser- Insecten; legt rothe Eyer und ist auf mancherlei Art sehr schön bunt gezeichnet und colorirt.~~No. 5. Die Schnarr-Ente. (Anas strepera. L.)~~Die Schnarr- oder Kracht-Ente hat ihren Nahmen von ihrem sonderbar schnarrenden Geschrey. Sie hat einen schwarzen Kopf, Hals und Schnabel, der aufwärts gebogen ist, schwarzen Rücken, weisse und braune Brust und Fügel; lebt in Europa und Nord-Asien, und verbirgt sich fast immer im Schilfe der Landseen.~~No. 6. Die Kreuz-Ente.~~Die Kreuz-Ente ist 18 Zoll lang, lebt gleichfalls wild in Europa, und ist schwarz und weiss sonderbar gezeichnet, indem sie auf ihrem weissen Rücken und Flügeln ein schönes schwarzes Kreuz hat. Auf dem Kopfe hat sie eine schwarz und weisse Kuppe.~~Die zahme Haus-Ente. (Anus domestica. L.) No. 7. Das Männchen. No. 8. Das Weibchen.~~Der zahmen Haus-Enten giebt es gar vielerley Gattungen von Zeichnung uud Farben, ohne und mit Kuppen. Die Männchen (Fig. 7.) gleichen meistens den wilden, sonderlich wegen ihres grünen Kopfes, braunen Brust, und des Spiegels auf den Flügeln. Sie gehören unter das nützliche Hausgeflügel; weil sowohl ihr Fleisch wohlschmeckend ist, als auch ihre Federn brauchbar sind.~~Die Bisam Ente. (Anas mosehata. L.) No. 9. Das Männchen. No. 10. Das Weibchen.~~Die Bisam-Ente, welche auch oft die Türkische oder Indische Ente genannt wird, stammt aus Brasilien her, lebt in Europa unter dem zahmen Hausgeflügel, ist 24 Zoll lang, und hat sehr wohlschmeckendes Fleisch, ausser dem Kopf, welcher nach Bisam schmeckt; wovon sie auch ihren Nahmen hat. Die Männchen sind braunschwarz vom Farbe, mit weissen Flügeln, und haben eine nackte rothe, warzigte Haut um die Augen. Die Weibchen sind kleiner und braun, weiss und schwarz gezeichnet.~~39Ad99998 02 097a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 098aNo. 1. Die Knoblochs-Maus. (Mus alliarius. Pall.)~~Sie lebt in Russland und Sibirien, ist dunkelgrau gelblich von Farbe, über 4 Zoll lang, und nährt sich von den Zwiebeln des wildwachsenden Knoblauchs, welche sie einträgt; wesswegen die Russen ihren Höhlen nachgraben, und ihre Vorräthe aufsuchen.~~No. 2. Die Zwiebel-Maus. (Mus gregalis. Pall.)~~Die Zwiebel-Maus lebt im östlichen Sibirien auf Gebürgen, wo sie sich unter dem Rasen ein Nest mit vielen Oeffnungen gräbt, welches immer eine ganze Jahres-Familie bewohnt. Sie ist 4 Zoll lang, von Farbe gelbgrau, und nährt sich von den Zwiebeln verschiedener Kräuter-Arten, welche sie ausgräbt und einträgt.~~No. 3. Die Wurzel-Maus. (Mus oeconomus. Pall.)~~Diese Maus hat mit der vorigen an Grösse, Gestalt und Farbe viele Aehnlichkeit. Sie lebt in Sibirien und Kamtschatka in feuchtem Boden, wo sie grosse Vorräthe essbarer und sauber gereinigter Wurzeln einträgt, welche die Kamtschadalen zur Speise aufsuchen. Merkwürdig an diesen Mäusen ist ihr Hang grosse Wanderungen in ganzen Schaaren in gerader Linie gegen Nordwesten anzustellen. Sie schwimmen kühn durch Flüsse und Seen; diess geschieht immer im Frühjahre, und im October kommen sie auf eben diese Art wieder nach Kamtschatka zurück; unterwegs aber werden viele von Vögeln, Füchsen und Fischen aufgefressen.~~No. 4. Die Tulpen-Maus. (Mus socialis. Pall.)~~Lebt gleichfalls im südlichen Russland in ganzen Familien in der Erde, und nährt sich vorzüglich von den Zwiebeln der gemeinen wilden Tulpe; davon sie auch den Nahmen hat.~~No. 5. Die Schwertel-Maus. (Mus Lagurus. Pall.)~~Hat mit der vorigen grosse Aehnlichkeit, lebt in Sibirien, und nährt sich vorzüglich von den Zwiebeln des wilden Schwertels. Sie wandert ebenso wie die Wurzel-Maus in grossen Zügen.~~No. 6. Die Ural-Maus. (Mus torquatus. Pall.)~~Die Ural-Maus wohnt am Ural-Gebirge in Russland, ist 3 Zoll lang, braungelb von Farbe, auf dem Rücken wie gewässert, und sehr schön gezeichnet. Sie nährt sich von Rennthier-Moose und Wurzeln.~~No. 7. Der Norwegische Lemming.~~No. 8. Der Russische Lemming. (Mus Lemmus.)~~Diese merkwürdige Mäuse-Art theilt sich in zwey Gattungen, in die Norwegische und in die Russische ab. Beyde sind gleich groß, ohngefähr 4 Zoll lang. Der Norwegische ist von Farbe gelbbraun gewässert, mit schwarzen Flecken; der Russische aber fuchsgelb, mit einzelnen eingesprengten schwarzen Haaren. Die Lemminge wohnen auf mittelhohen Gebirgen, wo sie sich von Rennthier-Moos und Wurzelwerk nähren. Sie leben in der Erde, und graben sich Röhren unter und durch den Schnee. Sie vermehren sich ungeheuer, und riechen zur Begattungszeit nach Bisam. Alle 10 Jahre wandern die Lemminge schaarenweise in gerader Linie von einer Gegend in die andere, mehrentheils in solchen Herbsten, auf welche ein harter Winter folgt. Der Zug geht des Abends und die Nacht hindurch; am Tage liegen sie stille. Diejenigen, welche nicht auf solcher Wanderung umkommen, kommen im folgenden Sommer wieder zurück.~~40Ad99998 02 098a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 099aInfusions-Thierchen nennt man die unendlich kleinen Thierchen, welche sich entwickeln und zum Vorschein kommen, wenn man Wasser auf Pflanzen, Mehlkleister oder alten Sauerteig giesst, und diese faulen, oder Bieressig alt und dick werden lässt. Sie gehören mehr zu den Würmern als den Insecten, sind dem blossen Auge fast gar nicht sichtbar, und können nur durch gute Mikroscope beobachtet werden. Es giebt, sonderlich in stehenden Wassern, gar viele Arten davon; und wir wollen hier nur ein Paar Gattungen davon kennen lernen.~~No. 1. Der Schlauch-Wurm. (Vibrio utriculus. L.)~~Der Schlauch-Wurm entsteht sogleich, wenn man nur eine Hand voll Heu in ein Zuckerglas thut, Wasser darüber giesst, und etliche Tage im Zimmer stehen lässt, so zeigt sich auf der Oberfläche des Wassers ein brauner Schaum, der, wenn man ihn mit dem Mikroscope untersucht, eine unzähliche Menge dieser Infusions-Thierchen enthält. Sie sind halb durchsichtig, und haben weder eine bestimmte Form noch Farbe, sondern erscheinen bald mit einer Gabel, wie Fig. a. zeigt, bald länglichbreit, bald lang, bald rund; können sich sehr ausdehnen, und bewegen sich sehr munter und schnell im Wasser, meistens in einer Spirallinie, wie Fig. b. zeigt.~~No. 2. 3. u. 4. Der Kleister-Aal. (Vibrio glutinis. L.)~~Die Kleister-Aelchen, welche Fig. 2. in einen Tropfen Kleister-Wasser in ihrer natürlichen Grösse, und Fig. 3. vergrößert zeigt, sind fadenförmige kleine Schlängelchen, mit kolbig zugerundetem Kopfe. Sie sind durchsichtig, haben aber innerlich meistens einen dunkeln Streifen. Sie leben in dünnem Buchbinder-Kleister und vertrocknen mit demselben; wenn man aber dergleichen vertrockneten Kleister nach etlichen Jahren mit lauem Wasser wieder aufweichet und flüssig macht, so leben diese Thierchen auch wieder auf, und sind so munter als zuvor. Sie gebähren ihre Jungen lebendig, wie man aus der Vergrösserung Fig. 4. sehen kann, wo sich einige befruchtet und zerschnitten zeigen.~~40Ad99998 02 099a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 100aDie Erfindung des Mikroscops oder Vergrösserungs-Glases ist für die Naturkunde und Naturgeschichte erstaunlich wichtig; denn dadurch haben wir eine Menge Dinge, die wir mit blossen Augen gar nicht sehen konnten, entdeckt, und sind in die unendlich feine Organisation und Zusammensetzung der Thiere, Pflanzen und Mineralien eingedrungen, deren Wunder uns tausendfaches Vergnügen gewähren. Man hat Mikroscope von mancherley Art, einfache und zusammengesetzte; das wuderbarste unter allen aber, und welches die sonderbarsten Erscheinungen giebt, ist das Sonnen-Mikroscop, das wir in der Folge hier auch kennen lernen wollen, wodurch man die Gegenstände in einem dunkeln Zimmer nach Belieben vergrössern, und einen Floh z.E. so gross als ein Pferd darstellen kann. Durch das Mikroscop betrachtet erscheinen alle natürliche Gegenstände immer schön und vollkommner, alle Werke der Kunst und des menschlichen Fleisses hingegen immer schlechter und roher, als das blosse Auge sie erblickt, wie wir gleich an dem Bienenstachel und der feinen Nähnadelspitze sehen werden.~~No. 1. u. 2. Feuerfunken.~~Wir hätten wohl nicht geglaubt, dass Feuerfunken, die wir so schnell entstehen und verschwinden sehen, einen wirklichen Körper haben, und doch sehen wir diess hier an Fig. 1. u. 2. Feuerfunken vom Stahle sind nämlich nichts anders, als unendlich kleine Theilchen oder Spänchen Stahl, die durch sein Zusammenschlagen mit dem scharfen Feuersteine losgerissen, glühend geworden, und hernach in eine Metallschlacke verwandelt sind. Wenn man also über einem weissen Bogen Papier Feuer aufschlägt, so erscheinen auf dem Papiere äusserst feine schwarze Pünktchen, wie Fig. 1. zeigt. Diese nun, unter das Mikroscop gebracht, erscheinen in allerhand Gestalten, wie Fig. 2. zeigt; und man sieht gleich, dass a. a. a. a. die abgeschlagenen Stückchen Feuerstein, und b. b. b. b. die losgerissenen und glühend gewesenen Stahltheilchen waren, die halb geschmolzen sind, und diese krausen Formen angenommen haben.~~No. 3. u. 4. Bienenstachel und Nähnadelspitze.~~Hier zeigt Fig. 3. die natürliche Grösse beyder höchst feinen Spitzen, und Fig. 4. vergrössert hingegen, wie weit immer die Kunst hinter der Natur zurück bleibt; denn die fein polirte Spitze der feinsten Englischen Nähnadel, Fig. n. erscheint gegen den vergrösserten, aber noch immer glatten und äusserst spitzigen Bienenstachel Fig. m., als ein rauher löcherigter Pfahl; und doch hat dieser höchst feine Bienenstachel wieder noch feinere Theile und Glieder, wie wir gleich sehen werden.~~No. 5. Die inneren Theile eines Bienen-Stachels.~~Der Bienen-Stachel, den wir in der vorigen Figur nur von aussen sahen, theilt sich, sobald die Biene sticht, in zwey Hälften oder Scheiden (Fig. c. c.), aus welchen der eigentliche Stachel Fig. e. in die Wunde dringt, und durch welchen aus dem Giftblässchen Fig. d., vermöge der Muskeln Fig. g. g. g. g. ein Tröpfchen ätzender Saft in die Wunde gespritzt wird. Damit diess aber geschehen kann, hat der Stachel viele Widerhaken Fig. f. f., wodurch er in der Wunde stecken bleibt, und sie entzündet.~~No. 6. Die Zunge oder der Saugrüssel der Biene.~~Dieser ist nicht minder fein und wundernswürdig, als ihr Stachel. Fig. h.h. ist seine äusserste Scheide; Fig. i. i. die zweyte Scheide; Fig. k.k. die innerste Scheide der Zunge, und Fig. 1. die Zunge oder der Saugrüssel selbst, womit die Bienen den Honig aus dem Honigbehälter der Blumen saugt.~~40Ad99998 02 100a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 101aNo. 1. Das Atlas-Holz.~~Der Atlasholz-Baum wächst vorzüglich in Jamaica, wird sehr hoch und dick, hat Blätter wie die Acacie, eine weisse wolligte Blume, und trägt seinen Saamen in platten schwärzlichen und meistens halbgedrehten Schoten. Er ist vorzüglich berühmt wegen seines überaus schönen gelben Holzes, welches einen gewässerten Glanz wie Atlas hat, und eben darum häufig nach England geht, wo es dann, eben so wie das Mahagony, zu den schönsten Menblen verarbeitet wird. Von dem spielenden Atlas-Glanze seines Holzes hat eben der Baum seinen Nahmen Atlas-Holz (im Englischen Satin-wood-tree) erhalten.~~No. 2. Der Acajou-Baum. (Anacardium occidentale. L.)~~Der Acajou- oder Anacardien-Baum (der auch sonst der Nierenbaum oder Elephantenlaus-Baum heisst) ist in doppelter Rücksicht merkwürdig; erstlich wegen seiner sonderbaren Frucht; und dann wegen seines schönen rothbraunen geäderten Holzes, welches zu schönsten Tischler-Arbeit, nebst andern feinen Hölzern, gebraucht wird. Dieser Baum wächst in Jamaica, und auf mehreren westindischen Inseln. Er wird ohngefähr 20 Fuss hoch, hat ovale dunkelgrüne Blätter, und an den Spitzen der Zweige rothe Blüthen in Büscheln, welche sehr angenehm riechen. Seine sonderbar gebildete Frucht besteht gleichsam aus zwey Theilen, nämlich aus einer fleischigten roth und gelben Frucht in der Grösse eines Gänse-Eyes, welche innerlich ein weisses Fleisch hat, dessen angenehm säuerlichen Saft man auszusaugen, das Fleisch selbst aber nicht zu essen pflegt. An dieser fleischigten Frucht hängt unten eine schwarze Nuss in Form einer Haasen-Niere, deren äussere harte Schaale aus zwey Hälften besteht, und einen mandelartigen wohlschmeckenden Kern einschliesst, der meistens gebraten gegessen wird. Die Schaale aber enthält ein scharfes Gift. Sobald ein Stengel verblühet hat, kommt zuerst die nierenförmige Nuss hervor und zu ihrer Vollkommenheit, und alsdann erst wächst die fleischigte Frucht hintennach. Meistens hängen drey Früchte an einem Stiele zusammen.~~40Ad99998 02 101a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 02 102aNo. 1. Die Kriek-Ente. (Anas Crecca. L.)~~Die Kriek- oder Kriech-Ente unterscheidet sich theils durch ihre Kleinheit (denn sie ist kaum 14 Zoll lang) von den gemeinen wilden Enten, theils auch dadurch, dass sie vorzüglich die See-Ufer von Europa und Asien bewohnt. Sie ist braun und weiss gezeichnet, und hat einen grünen Spiegel auf den Flügeln.~~No. 2. Die Taucher-Gans. (Mergus Merganser. L.)~~Die Taucher-Gans ist 2 Fuss lang, bewohnt den ganzen Norden au den Seeküsten, ist schwarz und weiss gezeichnet, und zeichnet sich besonders durch ihren hohen spitzigen Kopf aus. Sie nistet auf Bäumen am Ufer, und nährt sich von Fischen.~~No. 3. Der Meer-Rachen. (Mergus serrator. L.)~~Der Meer-Rachen bewohnt die nördlichen Seeküsten von Europa und Asien, und lebt schaarenweise. Er ist 21 Zoll lang, hat einen braunrothen Kopf und Hals, weisse Brust und Bauch, und grauen Rücken. Er taucht vortrefflich unter, und verfolgt sogar die Fische unter dem Wasser. Seine Federn sind fast so gut als die Eyder-Dunen, unter welche sie auch gemischt werden.~~No. 4. Die Täucher-Taube. (Colymbus Grylle. L.)~~Die Täucher- oder Grönländische Taube bewohnt Grönland und die ganze nördliche Erde, ist 14 Zoll lang, taucht unter und nährt sich von Fischen. Sie ist meistens schwarz und weiss, oft auch ganz weiss. Aus ihrer Haut machen sich die Grönländer Kleider.~~No. 5. Der geöhrte Taucher. (Colymbus auritus. L.)~~Ist 12 Zoll lang, bewohnt die Land-Seen von Norwegen und Schweden, hat um den Kopf einen Halskragen, und über den Augen zwey Federbüsche, die wie Ohren aussehen, welches ihm ein sonderbares Ansehen giebt.~~No. 6. Der kleine Taucher. (Colymbus minor. L.)~~Der kleine Taucher, welcher oberhalb braun und unten weiss aussieht, bewohnt die einsamen Teiche und kleinen Landseen von Europa und Nord-Amerika. Er bauet mitten auf dem Wasser ein grosses schwimmendes Nest, und nährt sich von Fischen und Wasser-Insecten.~~No. 7. Die braune Meewe. (Larus fucsus. L.)~~Die braune Meewe, welche die gemeinste ist, bewohnt Europa, Nord-Amerika und Asien, und zieht im Winter nach Süden. Sie ist 23 Zoll lang, weiss, Rücken und Flügel graubraun. Sie nährt sich von Fischen, besonders von Heringen, daher sie auch den Herings-Fischern immer folgt, und ihnen oft ihren Fang dreust vor den Augen wegnimmt,~~No. 8. Die See-Schwalbe. (Sterna Hirundo. L.)~~Die See-Schwalbe bewohnt die ganze nördliche Erde; sie ist 16 Zoll lang, und ihre Hauptfarbe aschgrau. Sie hat einen getheilten Schwalbenschwanz und auch schwalbenähnliche Flügel. Sie nährt sich von Fischen, und ihr Fleisch ist sehr wohlschmeckend.~~No. 9. Das gemeine Wasser-Huhn. (Fulica atra. L.)~~Das gemeine Wasser-Huhn oder Blässchen lebt in ganz Europa, Asien und Amerika auf Sümpfen und Teichen, nährt sich von kleinen Fischen und Insecten, ist 14 Zoll lang, und sieht meistens schwarz aus. Ueber dem Schnabel hat es eine nackte hochrothe Stirn. Sein Fleisch ist thranigt und nicht essbar.~~40Ad99998 02 102a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1795 2/319133737
Ad99998 03 001aAd99998 03 001a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 002aAd99998 03 002a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 003aWenn wir in einer hellen Nacht den vollen Mond betrachten, so sehen wir auf seiner erleuchteten Scheibe schon mit blossen Augen viele helle und dunkle Flecken; durch stark vergrössernde Fernröhre aber entdeckt man im Monde eben solche landschaftliche Schattirungen und Abwechselungen von Ebenen, Bergen, ThäIern, Bergketten, einförmigen Gebirgen, und tiefen Schatten-Puncten; hingegen bemerkt man keine Spur von Flüssen, Meeren, und es ist sehr wahrscheinlich, dass der Mond weder Wasser noch einen Dunstkreis wie unsre Erde hat. Die Astronomen haben uns durch ihre häufigen Beobachtungen des Mondes eine Charte davon geliefert, weil wir von der Erde aus numer nur eine und dieselbe Mondfläche sehen, welche wir hier näher kennen lernen wollen.~~No. 1. Die Mond-Charte.~~Die Mond Charte zeigt uns auf der Mondfläche eine Menge heller und dunkler Flecken. Die ganz hellen Flecken und Puncte sind wahrscheinlich die höchsten Berge, vermuthlich vulkanischen Ursprungs; die grauen Flecken sind mittlere Gebirge, und die grossen dunkleren Flächen wahrscheinlich flache Ebenen, wo vielleicht einige Vegetation Statt hat. Da die Astronomen allen diesen Flecken und Gegenden bestimmte Nahmen gegeben haben, um sie bey ihren Beobachtungen der Mondfinsternisse nennen zu können, so wollen wir diese auch, nach RiccioIi's Benennung, als welches die jetzt gewöhnlichste ist, kennen lernen. Es sind vorzüglich folgende mit Zahlen und Buchstaben bezeichnete 51 Puncte.~~1) Grimaldi. 2) Galilaeus. 3) Aristarchus. 4) Keppler. 5) Gassendi. 6) Schickard. 7) Harpalus. 8) Heraclides. 9) Lansberge. 10) Reinold. 11) Copernicus. 12) Helicon. 13) Capuanus. 14) Bouliand. 15) Eratosthenes. 16) Timochares. 17) Plato. 18) Archimedes. a Aratus. 19) Insula Sinus Medii. 22) Pilatus. 21) Tycho. 22) Eudoxus. 23) Aristoteles. 24) Manilius. 25) Menelaus. 26) Hermes. 57) Posidonius. 25) Dionysius. b. Vulcan. d. Albategnius. 29) Plinius. 30) Cyrillus. 31) Fracastor. 32) Promontorium acutum. 33) Messala. 34) Promontorium Somnii. 35) Proclus. 36) Cleomedes. 37) Snellius. 38) Pelau. 39) Langrenus. 40) Taruntius. A. Mare humorum. B Mare nubium. C. Mare imbrium. D. Mare nectaris. E. Mare tranqtillitatis. F. Mare ferenitatis. G. Mare foecunditatis. H. Mare erisium.~~No. 2. 3. 4. Durchschnitte der Höhen der Erd- Mond- und Venus-Berge.~~Durch viele astronomische Beobachtungen und Messungen hat man gefunden, dass die Berge des Mondes weit höher, und die Berge der Venus noch unendlich weit höher als die unserer Erde sind. Nach dem Verhältnisse des Mondes zu unserer Erde, dessen Durchmesser nur 3/11 der Erde ist, sind die höchsten Mondberge über 4 1/2 mal so hoch als die höchsten Erdberge; nach einerley Maassstabe aber gemessen würden sich die Höhen der Berge der Erde, des Mondes und der Venus, nach Hr. O. A. Schröters neuesten Beobachtungen, ohngefähr so gegeneinander verhalten, als ihre Durchschnitte in Fig. 2. 3. und 4. zeigen, und der höchste Berg der Erde also ungefähr 3000, der höchste Berg des Mondes 4000 und der höchste Berg der Venus 22500 französische Toisen, der dichtere Dunstkreis der Erde aber über 4000 und der von der Venus über 6500 Toisen hoch seyn. Welche erstaunliche Wunder der Natur!~~41Ad99998 03 003a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 004aNo. 1. Die gemeine Aloe. (Alve vulgaris. L.)~~Das ursprüngliche Vaterland der Aloe ist eigentlich Afrika und Ost-Indien, allein sie wächst jetzo auch häufig wild im südlichen Europa. Aus einer Staude sehr dicker fleischichter und stachlichter Blätter treibt ein 3 Fuss hoher Stengel hervor, welcher gelbe röhrenfömigte Blumen trägt. Es giebt mehrere Sorten der Aloe, aus deren abgeschnittenen Blättern ein harzigter Schleimsaft träufelt, welcher in Afrika häufig gesammelt, getrocknet und nach Europa, als das bekannte Aloe-Harz, in die Apotheken verkauft wird. Eine andere und ganz von dieser verschiedene Gattung der Aloe ist die Amerikanische grosse oder sogenannte Agave (Agave améric.), welche aber auch in Italien und Spanien wächst, und auch oft in Teutschland in Gewächshäusern gefunden wird. Diese ist sehr gross, hat fast handdicke, sehr dornichte Blatter, blüht zwischen dem 20 und 30sten Jahre, und treibt alsdann einen beinahe 4 Zoll dicken bis 15 Fuss hohen Stengel, der oben traubenförmige Büschel gelber Blumen oft bis 4000 Stück trägt. Aus den Fasern der Blüthen, welche man wie Flachs verarbeitet, werden in Italien, Spanien und Amerika sehr schöne Zeuche, der sogenannte Baumbast, gemacht, die wie Seide glänzen, nur etwas rascher sind.~~No. 2. Der stinkende Asant. (Ferula Assa foetida. L.)~~Das bekannte Schleimharz, welches wegen seines durchdringenden hässlichen Gestanks gewöhnlich Teufelsdreck genannt wird, kommt von einer Pflanze, die in Persien wild wächst und der stinkende Asant heisst. Die Wurzel, deren verdickter Milchsaft eben das obgedachte stinkende Harz ist, sieht schwarz aus, und treibt aus einer Staude von Wurzelblättern einen drey Fuss hohen Stengel mit weissen Blüthen. Der Saame davon (fig. a.) besteht in braunen breiten Körnern. Die Perser brauchen diess Harz als Gewürz zu ihren Speisen, welches wohl auch hier und da in Europa in den Küchen der Grossen gewöhnlich ist. Es ist aber vorzüglich ein sehr wirksames Arzneimittel, und daher ein beträchtlicher Handelsartikel nach Europa. Wegen seines unleidlichen Gestankes pflegt man auf den Schiffen, die dergleichen laden, die damit angefüllten Säcke an die Masten zu hängen, weil die Schiffsleute es sonst nicht aushalten könnten.~~41Ad99998 03 004a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 005aDie Waldschnepfe. (Scolopax rusticola. L.) No. 1. Das Männchen. No. 2. Das Weibchen.~~Die Waldschnepfe (Becasse oder Holzschnepfe) ist ohngefähr so gross als ein Rebhuhn, rostfarbig braun, schwarz, weiss und gelblich gezeichnet, hat einen langen Schnabel, liebt sumpfige Wälder und Brüche, und nährt sich von Gewürmen, welche sie mit ihrem langen Schnabel aus der Erde zieht. Sie wandert im Winter schaarenweise aus Teutschland nach Frankreich, Italien bis nach Afrika, und kommt im Frühlinge mit feuchtem Westwinde wieder. Ihr Fleisch und Eingeweide mit dem darin befindlichen Unrathe, werden für eine hohe Delicatesse gehalten, und eben desswegen macht man im Frühjahre und Herbste starke Jagd auf sie.~~No. 3. Die Heerschnepfe. (Scolopax gallinago. L.)~~Die Heerschnepfe (Becassine oder Sumpfschnepfe) ist kleiner als die vorige, etwa 10 Zoll lang, braun und lichtgrau von Farbe, und lebt fast in ganz Europa und Asien, in den gemilderten Strichen, an Sümpfen, Schilf und Torfmooren, wo sie sich gleichfalls von Sumpfgewürmen nährt. Sie wandert im Herbste gleichfalls in wärmere Gegenden. Ihr Fleisch ist eben so delikat als das von der Waldschnepfe.~~Die Streitschnepfe. (Tringa pugnax. L.) No. 4. Das Männchen No. 5. Das Weibchen.~~Die Streitschnepfe (der Kampfhahn, Renomist) gehört eigentlich zu den sogenannten Strandläufern, ist ohngefähr 12 Zoll lang, und bewohnt gleichfalls die sumpfigten Ufer der Flüsse, wo er sich von Insecten nährt. Er ist außerordentlich hitzig und kampfsüchtig, sonderlich zur Brutzeit. Beym Kämpfen sträubt sich sein langer Federkragen wie ein umgekehrter Teller vorwärts empor, welches ihm ein furchtbar wildes Ansehn giebt. In der Farbe und Zeichnung variirt die Streitschnepfe so sehr als unsere Haushühner und Tauben.~~No. 6. Der Kiebitz. (Tringa Vanellus. L.)~~Der Kiebitz ist gleichfalls ein Strandläufer, und lebt fast in ganz Europa auf sumpfigen Wiesen. Er ist von der Grösse einer Taube, 14 Zoll lang, Rücken, Flügel und Brust braun-grünlich schillernd, Kehle und Bauch weiss, und hat auf dem Kopfe einen niederhängenden Federbusch. Er brütet in Binsen-Stauden, und verräth sein Nest immer selbst, indem er in weiten Zügen darum herum fliegt, und Kibitz Kibitz schreyt. Sein Fleisch ist essbar, aber noch mehr werden seine Eyer als eine Delikatesse geschätzt.~~No. 7. Der Sandläufer. (Tringa arenaria. L.)~~Der Sandläufer (Sandschnepfe, Sandhuhn) ist ohngefähr 12 Zoll hoch, dunkelgrau mit etwas Weiss gedeckt, von Farbe, und wohnt in Europa auf sandigen Ufern, wo er mit seinen langen dünnen Beinen schaarenweise herumläuft.~~No. 8. Der Goldregenpfeifer. (Charadarius pluvialis. L.)~~Der Goldregenpfeifer, oder sogenannte Brachvogel, ist 11 Zoll lang, grau und braungrünlich von Farbe, und lebt bey uns auf sumpfigen Wiesen und im Ackerfelde. Sein Fleisch ist eine Delicatesse.~~41Ad99998 03 005a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 006aNo. 1. Die Labradorische Maus. (Mus hudsonius. Pall.)~~Die Labradorische Maus wohnt im Lande Labrador an der Hudsonsbay, im nördlichsten Amerika, gräbt nach Wurzeln in der Erde, und ist 5 Zoll lang. Kopf und Rücken sind dunkelbraun, das übrige Fell grau schillernd. Das Haar ist fein, dicht und ziemlich lang, und ihr Fell giebt daher ein gutes Pelzwerk.~~No. 2. Die Sand-Maus. (Mus arenarius. Pall.)~~Die Sand-Maus ist beynahe 4 Zoll lang, der Rücken graubraun, Bauch und Füsse weiss von Farbe. Sie lebt in den Sibirischen Sandsteppen, in kleinen Hügeln, und nährt sich von allerhand Wurzelwerk.~~No. 3. Die Reis-Maus. (Mus phaeus. Pall.)~~Sie ist kaum so gross als die vorhergehende, und mit ihr fast von gleicher Farbe. Sie wohnt im südlichen Russland auf Gebirgen, und nährt sich vorzüglich vom Reise, daher sie auch ihren Nahmen hat.~~No. 4. Die Fleck-Maus. (Mus songarus. Pall.)~~Diese kleine niedliche Maus lebt auch in Sibirien im Sande, und nährt sich von allerhand Grassaamen. Sie ist 3 Zoll lang, Kopf und Rücken grau und braun gestriemt, Hals und Seiten haben graulich gelbe mit Braun eingefasste Flecken.~~No. 5. Die Ob-Maus. (Mus furunculus. Pall.)~~Die Ob-Maus lebt an den Ufern des Ob-Flusses, ist 3 Zoll lang, und sehr schön gezeichnet. Kopf und Rücken sind lichtbraun, mit einem schwarzen Streifen, der von den Ohren bis zum Schwanze geht, Kehle und Bauch sind weiss. Sie nährt sich gleichfalls von Kräutersaamen.~~No. 6. Die Maulwurfs-Maus. (Mus talpinus. Pall.)~~Die Maulwurfs-Maus gehört zu den Erdmäusen, die keine Ohren und Schwanz, und einen dicken Kopf haben. Sie ist beynahe 4 Zoll lang, von Farbe auf dem Rücken braun, an der Seite gelblich. Sie lebt im südlichen Russland, wühlt unter dem Rasen wie der Maulwurf, und nährt sich von allerhand Wurzeln.~~No. 7. Der Blesmoll. (Mus Capensis. Pall.)~~Diess Thier wohnt vorzüglich auf dem Vorgebürge der guten Hoffnung, wo es in der Erde Röhren gräbt, und den Gärten Schaden thut. Es ist beynahe 6 Zoll lang, lichtbraun und gelblich von Farbe, und ist an den Ohren und der Schnautze hellgelb gefleckt. Es nährt sich von süssen Wurzeln und Gartenfrüchten, und ist schwer zu vertilgen.~~41Ad99998 03 006a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 007aDie schönen Farben, welche wir auf den Flügeln der bunten Schmetterlinge glänzen sehen, und die uns wie ein farbiger Staub vorkommen, den man leicht mit den Fingern abwischen kann, sind lauter kleine Federn von verschiedenen Formen, welche mit ihren kurzen Kielen in der Haut des Flügels sitzen, und wie Dachziegeln übereinander liegen. So erscheint ein Schmetterlings-Flügel, wenn wir ihn durch ein Microscop betrachten; wie folgende Figuren zeigen.~~No. 1a. Ein Schmetterlings-Flügel in natürlicher Grösse.~~No. 1b. Derselbe vergrössert.~~Hier erscheinen schon die farbigen kleinen Federn in ihrer schuppenartigen Lage über den ganzen Flügel, und die Haare am Rande desselben.~~No. 2. Ein anderer Schmetterlings-Flügel, natürlicher Grösse.~~No 3. Das kleine farbige Auge auf demselben Flügel vergrössert.~~Diess ist das kleine runde rothe Fleck c, dessen Farbenfedern hier als spitzige Schuppen erscheinen.~~N. 4a. Der Flügel einer Stubenfliege, in natürlicher Grösse.~~No. 4b. Derselbe vergrössert.~~Die Flügel der Stubenfliege haben keinen farbigen Feder-Staub, sondern bestehen blos aus einer blaulich grün und roth schillernden Haut, die zwischen starken Sehnen ausgespannt, und mit unendlich kleinen feinen Haaren besetzt ist.~~No. 5. Ein kleines Mikroscop-GIas, worauf bunter Schmetterlings-Staub liegt.~~Diese bunten Schmetterlings-Staubfedern erscheinen durch das Mikroscop betrachtet, in folgenden ganz verschiedenen Formen:~~Fig. d. Oben mit 3 stumpfen Spitzen und 2 Bogen.~~Fig. e. Mit 4 stumpfen Spitzen.~~Fig. f. Mit 2 stumpfen Spitzen und 3 Bogen.~~Fig. g. Mit einem einzigen Bogen zugewölbt.~~Fig. b. Wellenförmig.~~Fig. i. Schlangenlinigt.~~Fig. k. Ausgezackt.~~Fig. l. u. m. Lang und schmal gestreckt.~~Fig. n. Oben ausgezahnt, die Fläche aber fächerartig gefältelt, so dass die linke Seite der Falten alle blau, und die andere Seite braun colorirt ist. Diess ist der Bau des Federstaubes des sogenannten blauen Schiller-Vogels unter den Papillonen, dessen Ober-Flügel daher von der linken Seite betrachtet glänzend blau, und von der rechten braun aussehen.~~41Ad99998 03 007a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 008aDes englischen Astronomen Herrn Herschels ungeheures Telescop, welches zu Slough, 20 engl. Meilen von London, steht, ist das erstaunliche Instrument, wodurch dieser grosse Mann den neuen Planeten Uranus und noch viele andere neue Sterne am Himmel entdeckte. Es ist ein sogenanntes Spiegel-Telescop, dem Herschel eine ganz neue Einrichtung gab; und da es wegen seiner erstaunlichen Grösse und des Mechanismus seiner Behandlung in kein Gebäude gebracht werden konnte, so steht es mit seinem ungeheuren und eben so künstlichen Gerüste unter freyem Himmel, wie wir hier sehen.~~Dies Gerüste selbst ist 50 Fuss hoch, und sein runder Fussboden hat 40 Fuss im Durchmesser. Sein Grundgestell C bewegt sich auf starken Rollen, auf einer sehr ebenen steinernen Grundlage A die der Erde fast gleich ist. Auf diesem Grundgestelle und Fussboden stehen nun 2 Paar Doppelleitern CC, BH und DC. welche oben durch den Queerbalken CB, und durch die übrigen Streben, Bänder und künstliche Verzimmerung fest zusammen verbunden sind, und eine Art von Pyramide bilden. Zwischen diesen beyden Paar Leitern hängt die ungeheure grosse Röhre des Telescops, von geschmiedetem Eisenblech J 39 Fuss 4 Zoll lang, und 4 Fuss 10 Zoll weit, an Ketten und Seilen, welche durch mehrere Kloben laufen, und unten mit den mechanischen Winden G. u. H in Verbindung stehen; so dass man dadurch diese enorme Röhre, welche über 4000 Pfund wägt, und in welcher man inwendig durch Stufen hinabsteigt, mit nur einer Hand sehr leicht hoch und niedrig, nach dem Stande der Sterne, richten kann.~~Unten im Grunde dieser Röhre steht der metallene Spiegel, welcher 49 Zoll im Durchmesser hält, 2118 Pfund wägt, und bey jedem Observiren frisch hinein gesetzt wird. In dem Korbe K, welcher durch die krumme Zahnstange L bey jeder Neigung der Röhre, immer horizontal gestellt wird, sitzt der Astronom, und sieht durch sein am Rande der Röhre stehendes Ocular hinab in den grossen Spiegel. M u. N sind noch zwey andere Sitze für den Astronomen, welche er bey gewissen Gelegenheiten braucht, und von denen er durch die Kurbel Q das Telescop sehr leicht selbst richten kann. C ist eine kleine Gallerie für den König, oder einige andere Liebhaber der Astronomie, die eine Erscheinung am Himmel mit beobachten wollen; in welchem Falle man diese Gallerie hinauf an die Mündung des Telescops winden kann.~~Unten auf dem Fussboden des Gerüstes sind zu beyden Seiten des Telescops die zwey Kabinets O u. G angebracht in welche oben von dem Sitze K und dem Munde des Astronomsn herab zwey Sprachröhren gehen, durch die derselbe seine Beobachtungen oder Directionen seinen Gehülfen herabsagen kann. In dem Kabinette 0 sitzt der eine Gehülfe, vor zwey Astronomischen Pendel-Uhren, und schreibt sogleich, mit Bemerkung der Zeit, die fortgehenden Beobachtungen des Astronomen nieder. Im Kabinette G aber sitzt der andere Gehülfe, und giebt dem Telescop durch einen Mechanismus die feinsten Richtungen nach der Direction des Astronomen. Die Wirkungen dieses ungeheuren Telescops sind erstaunlich und haben der neuen Sternkunde unendlich genutzet.~~42Ad99998 03 008a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 009aNo. 1. Der Pisang. (Musa paradisiaca L.)~~Der Pisang, diess prächtige Gewächs, ist mehr ein Schilf als ein Baum; denn sein Saft ist nicht holzig, sondern weich, und besteht aus lauter grünen Blättern wie ein Schilf. Er ist in dem heissen Afrika, in Ost- und West-Indien zu Hause, treibt einen bis 20 Fuss hohen Stamm, und hat ungeheuer grosse, oft 10 Fuss lange und 4 Fuss breite papierartige hellgrüne Blätter. Aus seinem Gipfel treibt ein langer schwanker Stengel hervor, dessen Spitze fahlröthlich und gelb immerfort blüht, und an welchem sich hernach hinter der Blüthe traubenförmige Klumpen von langen gelbgrünen Früchten ansetzen, die wie Gurken aussehen (Fig. a.), inwendig ein grüngelbes Fleisch und schwarze aber taube Kerne haben und vor treflich schmecken. Die Pflanze selbst dauert nur ein Jahr, und stirbt ab, sobald die Früchte reif sind. Aus dem Safte der Früchte, die den Bewohnern der heissen Länder zur gewöhnlichen Nahrung dienen, wird auch durch Gährung ein geistiges Getränk bereitet; der Stamm aber, der viele Fasern hat, wird wie Flachs verarbeitet. Man findet die Pisangs auch in Teutschland häufig in den Treibhäusern der Gärten.~~No. 2. Der Papay- oder Melonen-Baum. (Carica Papaya. L.)~~Der Papay- oder Melonen-Baum wächst in Ost- und Westindien, und trägt ziemlich grosse gelbgrüne Früchte, die wie Melonen aussehen, und eben auch roh oder gesotten gegessen werden. Sie haben innerlich gelbes Fleisch und schwarze Kerne (Fig. b). Der Baum selbst wird 18 bis 20 Fuss hoch, hat einen grünen, innerlich hohlen Stamm, und keine Aeste, sondern treibt, wie die Palmen, seine grossen Fächerförmigen Blätter unmittelbar aus seinem Gipfel hervor. Zwischen den Blättern kommen aus dem Stamme kleine weissliche Blüthen hervor, und von diesen setzen sich hernach die Früchte rund um den Stamm herum an. Der Bast des vertrockneten Baumes dient zu Stricken, und der hohle Stamm zu Dachrinnen. Die Negern brauchen die Blätter statt der Seife zum Waschen, die Stiele der Blätter aber, welche auch hohl sind, zu Tabaks-Pfeifen-Röhren.~~42Ad99998 03 009a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 010aDer Hase lebt fast in allen Welttheilen in den gemässigten Zonen. Sein Fleisch, ist ein wohlschmeckendes Wildpret, und sein Balg giebt zwar kein vorzügliches Pelzwerk, aber die Haare davon sind für die Hutmacher zu feinen Filzen eine sehr schätzbare Handelsware. Es giebt mehrere Arten von Hasen.~~No. 1. Der gemeine Hase. (Lepus timidus. L.)~~Der gemeine Hase ist ohngefähr 2 Fuss lang, graugelb von Farbe, und lebt vorzüglich in Europa. Er nährt sich in den Feldern vorzüglich von junger Saat und Gemüse. Er ist scheu und furchtsam, und kann nie ganz zum Hausthiere gemacht werden. Eine seltene und wunderbare Spielart von dem gemeinen Hasen ist~~No. 2. Der gehörnte Hase.~~Man findet zuweilen, obgleich selten, allerdings dergleichen Hasen, jedoch nur einzeln, und nicht als eine eigene Gattung. Ihr Gehörn, das wahrscheinlich ein blosses Naturspiel ist, ist ohngefähr so gross als das Gehörn von einem Rehbocke. Man zeigt dergleichen Hasen-Gehörne in Naturalien-Kabinetten als eine Seltenheit.~~No. 3. Der nördliche weisse Hase. (Lepus variabilis. L.)~~Der weisse Hase ist um den vierten Theil grösser als der gemeine, nur im Winter weiss, im Sommer aber grau. Er bewohnt Schottland, Schweden, Liefland und überhaupt die kältern Gegenden von Europa, Asien und Amerika. Sein weisser Winter-Balg ist ein mittelmässiges Pelzwerk; sein Fleisch aber schlechter als vom gemeinen Hasen.~~No. 4. Der Wabasch. (Lepus Americanus. L.)~~Der Wabasch oder Amerikanische Hase ist nur von der Grösse eines Kaninchens, und lebt vorzüglich in Nord-Amerika an der Hudsonsbay. Er ist im Sommer graubraun, wird aber auch im Winter weiss, und wohnt meistens in hohlen Bäumen.~~No. 5. u. 6. Das Kaninchen. (Lepus Caniculus. L.)~~Das Kaninchen ist eigentlich in wärmeren Gegenden, und sonderlich in Spanien und Italien zu Hause, hat sich aber über ganz Europa verbreitet, weil es sich erstaunlich schnell vermehrt. Es ist nur 13 Zoll lang und man findet es sowohl wild (Fig. 5.), wo es braungrau aussieht, und in Steinklüften und Erdröhren, die es sich gräbt, lebt; als auch zahm (Fig. 6.) schwarz, weiss und schäckigt, wo es in den Häusern gehalten und genährt wird. Die nutzbarste Gattung davon ist~~No. 7. Das Angorische Kaninchen, oder der Seidenhase.~~Diese Kaninchen-Art stammt aus Angora in Syrien ab, hat langes seidenartiges Haar, welches dasselbe fast alle Monate abwirft, und woraus die schönsten und weichsten Tücher, Strümpfe, Handschuhe, Hüthe und andere dergl. Waaren gemacht werden. Man hat sie gelb, grau, schwarz, weiss und bunt, und zieht sie dermalen schon allenthalben in Teutschland mit Sorgfalt; weil ihr vortreffliches Seidenhaar als einheimisches Product vollkommen die theure Amerikanische Vigogne Wolle ersetzt.~~42Ad99998 03 010a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 011aDie Schwalben zeichnen sich unter allen Vögeln durch ihren sehr schnellen Flug, durch ihre Bildung und Lebensart besonders aus. Sie gehen fast gar nicht, als wozu ihre kleinen Füsse, gleichsam nur Haken, um sich anzuklammern, gar nicht gemacht sind. Sie halten sich gern am Wasser auf, nähren sich von Insecten, die sie im Fluge fangen, und leben fast im beständigen Fluge. Ihre Nester bauen sie aus nassen Lehm, Mist und Stroh, und kleben sie zum Theil an die Häuser unter die Dächer. Im Winter ziehen sie theils in grossen Schaaren fort in warme Länder, theils bleiben sie auch bey uns, und erstarren klumpenweise in hohlen Bäumen, alten Mauerwerk, oder im Wasser. Im Frühlinge wird ihre Wiederkunft für ein Kennzeichen des angehenden guten Wetters gehalten. Man kennt bis jetzt 37 Gattungen in- und ausländischer Schwalben. Die bekanntesten bey uns sind folgende.~~No. 1. Die Rauchschwalbe. (Hirundo rustica. L.)~~Die Rauchschwalbe ist 6 Zoll lang, Kopf, Rücken und Brust sind schwarz, der Bauch weiss, Flügel und Schwanz dunkel stahlblau schillernd, Kehle und Stirn rothbraun. Sie baut ihr offenes Nest an die Dachgiebel und auf den Dörfern in die Vorhäuser und Ställe, weil sie gerne bey Menschen lebt. Sie brütet jährlich zweymal, und die Stimme der Männchen ist ein schwaches angenehmes Zwitschern.~~No. 2. Die Mauerschwalbe. (Hirundo apus. L.)~~Die Mauerschwalbe (Steinschwalbe, Thurmschwalbe) ist 8 Zoll lang, schwärzlich von Farbe, mit weisslichter Kehle und Stirn, lebt einsam in Thürmen, und hohen alten Gemäuern und Ruinen, wo sie nistet und meistens nur Abends und Morgens ausfliegt. Sie fliegt pfeilschnell, und brütet jährlich nur einmal.~~No. 3. Die Hausschwalbe. (Hirundo urbica. L.)~~Die Hausschwalbe (Mehlschwalbe) lebt gern in den Städten, wo sie ihr rund zugewölbtes Nest an den Häusern, unter die Dächer meist über die obersten Fenster macht. Sie ist nur 5 1/2 Zoll lang, und kleiner als die Rauchschwalbe. Kopf, Nacken, Flügel und Schwanz sind bräunlich schwarz, Kehle, Brust, Rücken und Füsse aber weiss. Sie brütet des Jahres 3 mal, und kommt im Frühlinge zuerst bey uns an.~~No. 4. Die Uferschwalbe. (Hirundo riparia. L.)~~Die Uferschwalbe (Erdschwalbe) ist 4 3/4 Zoll lang, grau, Kehle und Bauch weiss, hält sich an den Ufern der Flüsse auf, und nistet in ihren hohen Ufern in Löchern in der Erde. Sie brütet jährlich nur einmal, und zieht im Herbste in wärmere Gegenden, oder überwintert bey uns im Schlamme. Das Fleisch der Jungen ist sehr wohlschmeckend.~~No. 5. Die Nachtschwalbe. (Caprimulgus Europaeus. L.)~~Die Nachtschwalbe oder der Ziegenmelker, ist weit grösser als alle andere Schwalben, 10 Zoll lang, bewohnt finstere Wälder bey uns, versteckt sich am Tage, weil sie wie die Eulen, wegen ihrer weiten Augen, das Tageslicht scheuet, fliegt daher bloss des Abends herum, und nährt sich von Nachtschmetterlingen, die sie mit ihrem weit geschlitzten Schnabel fängt. Sie ist grau, gelb und schwarz gesprenkeIt von Farbe. Die Sage, dass sie den Ziegen die Milch aussauge (woher sie auch den Nahmen der Ziegenmelker bekommen hat) ist ein lächerliches Mährchen.~~42Ad99998 03 011a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 012aDer Kopf einer Stuben-Fliege ist ein so bewundernswürdiger Gegenstand, als alle Werke des Schöpfers in der unermesslichen Natur. Wir wollen ihn hier zergliedert, und mit Hülfe des Mikroscops vergrössert genauer betrachten, und seinen wunderbaren Bau kennen lernen.~~No. 1. Die Stuben-Fliege, natürliche Grösse. (Musca domestica. L.)~~No. 2. Der Kopf einer Fliege, vergrössert dargestellt.~~Diese Figur zeigt die beyden hemisphärischen Augen der Fliege, welche unbeweglich stehen, und eigentlich, wie alle Insecten-Augen, aus einer ungeheuren Menge, in einem rautenförmigen Netze, nebeneinander stehender einzelner Augen, bestehen, so dass vermittelst derselben die Fliege vor sich, über sich, neben sich und hinter sich zugleich sehen kann.~~No. 3. Der Kopf einer Fliege, noch mehr vergrössert.~~Diese Figur zeigt den Kopf der Fliege, wie er durchaus mit stachlichten Haaren besetzt ist; ihre Fühlhörner, und ihren Saugrüssel oder Zunge.~~No. 4. u. 5. Die Zunge der Fliege in doppelter Gestalt.~~Der Rüssel oder die Zunge hat in der Mitte ein Gelenk, und ihre Spitze besteht aus einem fleischigten Lappen mit einem beweglichen Haken, mit welchem sie allerhand Dinge fassen und halten kann, wie Fig. 4. zeigt. Dieser fleischigte Lappen thut sich durch ein neues Gelenk auf, und wird noch einmal so lang, wenn sie etwas auffangen will. In diesem Falle legt sie diese Zunge breit an die Flüssigkeit, wie man Fig. 5. sieht.~~No. 6. Die Hornhaut eines Fliegen-Auges, natürl. Grösse.~~No. 7. Dieselbe beträchtl. vergrössert.~~Die vergrösserte Figur zeigt deutlich welch eine Menge einzelner Augen, oder Seh-Organe, in einer netzförmigen Verbindung auf dem halbkugelförmigen Auge einer Fliege stehen. Diese Augen putzt die Fliege sehr oft mit ihren beyden borstigen Vorderfüssen ab, um sie immer klar und hellsehend zu erhalten. Diese Hellsichtigkeit von allen Seiten sichert wiederum die Fliege und andere Insecten dafür, dass sie nicht so leicht von ihren Feinden überrascht werden können.~~42Ad99998 03 012a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 013aDas Bisamthier. (Moschus moschiferus L.)~~No. 1. Das Männchen. No. 2. Das Weibchen.~~Das Bisamthier hat die Gestalt und Grösse eines halbwüchsigen Rehes; doch hat es einen etwas dickern und runderen Kopf, kein Gehörn, und das Männchen zwey lange abwärts stehende, hervorragende krumme Zähne. Es ist braun, gelblich, weiss und schwarz gezeichnet und sehr zierlich gebauet. Es lebt einsam in den Nadelwäldern und hohen bergigten Gegenden von Tibet und dem südlichen Sibirien, ist sehr schüchtern, wild und schnell, verkriecht sich in den höchsten Felsenklippen, und nährt sich von Laube und Moose. Von diesem Thiere kommt die bekannte kostbare Spezerey, der Moschus, welcher sowohl als Arzney als auch zum Parfümiren gebraucht wird. Diesen führt allein das Männchen in einem Beutel von der Grösse eines Hühner-Eyes hinter dem Nabel. Es sind lauter schwarze Körnchen, die wie geronnenes Blut aussehen, einen scharfen bitteren Geschmack, und einen erstaunlich starken und unendlich theilbaren Geruch haben; so dass man es viele Jahre lang noch nachher riechen kann, wo nur ein unendlich kleines Stückchen gelegen hat. Der Tibetanische Moschus ist der beste; er wird aber häufig verfälscht.~~No. 3. Das Indianische Moschus. (Moschus Indicus.)~~Diess Moschus-Thier ist weit kleiner als das vorige, kaum 1 1/2 Fuss lang, sehr schön braun, weiss und gelb gefleckt, und hat keine krummen Stosszähne, wie das grössere Bisamthier Es lebt in der wärmeren Gegend von Ostindien, und nährt sich übrigens wie das vorige.~~No. 4. Das Zwerg-Moschus. (Moschus Pygmaeus. L.)~~Diess kleine überaus zierliche Thierchen lebt sowohl in Guinea in Afrika als auch in Ostindien. Es hat die Gestalt eines Rehes, ist aber kaum 9 1/2 Zoll lang, und dabey so zart, dass seine Beine kaum einen kleinen Finger lang sind, und ohngefähr die Dicke einer schwachen Federspule haben. Man fasst daher auch diese kleinen Rehfüsschen in Silber oder Gold, und braucht sie als Tabacksstopfer.~~43Ad99998 03 013a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 014aNo. 1.-6. Menschenhaut.~~Unsere Haut ist, wenn wir sie genau untersuchen, ein wunderbares Gewebe von einer unzählichen Menge der feinsten Fibern, und zeigt uns, wenn wir sie durch ein Vergrösserungsglas betrachten, lauter Linien, Risse, Falten, Schweisslöcher und Schuppen. Schon mit blossen Augen können wir die gröbere Bildung der Haut sehen, wie z.E. Fig. 1. das obere Glied eines Zeigefingers hier darstellt; welches vergrössert in Fig. 2. schon ganz anders erscheint. Bringt man aber ein kleines Stückchen der feinsten Oberhaut (Epidermis) Fig. 3. unter ein Mikroscop, so zeigt es sie wie Fig 4., mit einer unzählichen Menge kleiner Schuppen besetzt, die, noch mehr vergrössert, länglicht und alle doppelt Fig. 5. erscheinen. Auf dem noch mehr vergrösserten Stückchen Haut Fig. 6. aber, das aus der innern Hand genommen, und in der Natur auch nicht grösser als Fig. 3. war, zeigen sich die Schweisslöcher nach ihrer Ordnung und Stellung überaus schön; und man muss den allmächtigen Schöpfer bewundern und anbeten, der auch an unserm Körper Alles so schön und weise ordnete.~~No. 7. 8. 9. Menschenblut.~~Unser Blut, der edelste Theil der Säfte unseres Leibes, besteht aus einer Mischung von zwey ganz verschiedenen Substanzen, nemlich aus dem rothen eigentlichen. Blute (Cruor) und dem Blutwasser (Serum), welche sich, sobald das Blut ausser den Adern ist, leicht von einander trennen. Der rothe Theil des Blutes besteht aus lauter unendlich kleinen Kügelchen, wie wir in der Vergrösserung eines Tröpfchen Bluts, Fig. 7. sehen, und gerinnt leicht, in welchem Falle sich das Blutwasser von ihm trennt, wie eben diese Figur zeigt, wo das Blutwasser sich in gelbe Aeste zusammen gezogen hat. - Das Blutwasser hingegen, davon Fig. 8. ein Tröpfchen in natürlicher Grösse, und Fig. 9. vergrössert zeigt, sieht flüssig blassröthlich aus, und enthält Salze, besonders Salmiak und Kochsalz-Theilchen, welche sich sogleich in angeschossenen Krystallen zeigen, wenn man ein Tröpfchen Blutwasser auf einer Glasscheibe auftrocknen lässt, und hernach durch ein Mikroscop betrachtet, wo es sich dann wie Fig. 9. zeigt.~~43Ad99998 03 014a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 015aDie Meilen sind kleine, muntere und sehr nützliche Vogel, weil sie sich vorzüglich von Insecten und ihren Eyern nähren, und daher Sommer und Winter hindurch eine unglaubliche Anzahl Raupen und ihre an den Baumrinden klebenden Eyer vertilgen. Sie scheinen eben vom Schöpfer dadurch, dass sie sehr fruchtbar sind, 18 bis 20 Eyer legen, und sich also sehr vermehren, dazu bestimmt zu seyn, die allzu grosse Vermehrung der schädlichen Insecten zu verhindern, und hierinn das Gleichgewicht im Gange der Natur erhalten zu helfen. Die vorzüglichsten bey uns bekannten Arten sind folgende.~~No. 1. Die Kohlmeise. (Parus major. L.)~~Ist nicht allein bey uns, sondern fast in der ganzen alten Welt zu finden. Sie ist 5 1/2 Zoll lang. Kopf und Bauch sind schwarz, die Schläfe weiss, Nacken und Seiten gelb, Rücken und Schwanz blaugrau. Sie bleibt über Winter bey uns, und brütet jährlich dreymal.~~No. 2. Die Blaumeise. (Parus coeruleus. L.)~~Sie bewohnt ganz Europa, und ist sehr schön gezeichnet. Stirn und Backen weiss, Scheitel und Flügel hochblau, der Bauch gelbgrau. Sie brütet jährlich nur einmal, legt aber bis 22 Eyer und vertilgt sonderlich die an den Aesten der Fruchtbäume klebenden Eyer der schädlichen Ringel-Raupe.~~No. 3. Die Sumpfmeise. (Parus palustris. L.)~~Ist so gross als die vorige; der Kopf schwarz, Rücken und Schwanz braun-grau, Hals und Brust gelblich-weiss. Sie lebt einsam, mehr in Wäldern als Gärten, und liebt sumpfigte Orte.~~No. 4. Die Schwanzmeise. (Parus caudatus. L.)~~Sie ist 5 1/2 Zoll lang, der Schwanz länger als der Körper; Scheitel weiss, und der übrige Körper gelb, schwarz und grau gezeichnet. Sie bewohnt Europa und Westindien, ist sehr unruhig und lebhaft, klettert an den Bäumen wie ein Specht, und baut ein sehr kunstreiches freyhangendes Nest.~~No. 5. Die Tannenmeise. (Parus ater. L.)~~Sie bewohnt in Europa und Nordamerika Wälder und Gärten, ist 4 Zoll lang; der Kopf schwarz, Nacken und beyde Seiten der Brust weiss, Rücken, Flügel und Schwanz grau.~~No. 6. Die Haubenmeise. (Parus cristatus. L.)~~Bewohnt ganz Europa, ist 4 Zoll lang, ihre Farbe röthlich-grau; um den Hals hat sie einen schwarzen Ring, und auf dem Kopfe einen schwarz und weissen Federbusch. Sie hält sich nur in grossen Fichtenwäldern auf, lebt einsam, und lässt sich nie zahm machen.~~No. 7. Die Bartmeise. (Parus biarmicus. L.)~~Lebt in Europa und im mittlern Asien, an den Ufern der Flüsse im Schilfe, von dessen Saamen sie sich nährt. Sie ist 6 Zoll lang, der Kopf grau, die Brust weiss, Rücken und Schwanz gelbbraun. Unter beyden Augen hat sie herabhängende schwarze dreyeckigte Federbüsche, welche wie ein Knebelbart aussehen.~~43Ad99998 03 015a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 016aNo. 1. Der Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera. L.)~~Der Tulpenbaum ist ein Nordamerikanischer Baum, von ziemlicher Grösse und Dicke. Er ist besonders durch die Englische Garten-Anlagen und Pflanzungen in Deutschland berühmt worden, weil seine Tulpen-ähnlichen, grün-gelb und rothen Blüthen diesem Baume ein prächtiges Ansehn geben. Seine grünen Blätter gleichen zwar einigermassen den Ahorn-Blätter, sind aber vorn breit abgestutzt, und sehen aus als wenn man die Spitze mit einer Scheere gerade abgeschnitten hätte. Die Blüthen sind ohne Geruch. Der Saame bildet kleine, schuppigte Zapfen Fig. a. und liegt wie Dachziegeln übereinander. Der Baum selbst hat ein leichtes, weisses Holz, welches aber nicht sonderlich zu brauchen ist. Seine Rinde hingegen hat eine Arzneykraft, und wird wie Chinarinde gebraucht.~~No. 2. Der Sternanis. (Illicium anisatum. L.)~~Der Sternanis ist mehr Strauch als Baum, wächst in Japan und China, und trägt in braunen sternförmigen Kapseln (Fig. b.) einen braunen eyförmigen und mehligten Saamen, der ein angenehmes, süsses, und wie Anis schmeckendes Gewürz ist, und davon der Aufguss theils als ein angenehmer Thee getrunken, der Saame selbst aber besonders in Brandweinbrennereyen gebraucht wird. Der Baum blüht roth, und hat weidenähnliche Blätter. Der Sternanis ist eine Handelswaare, die theils über England, theils über Russland zu uns kommt, und besonders in den Apotheken als ein Arzneymittel für Brustkrankheiten geführt wird.~~43Ad99998 03 016a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 017aEine der merkwürdigsten Erscheinungen am Himmel zeigt uns der Planet Saturn, welcher ausser dem Uranus einer der entferntesten Planeten von der Sonne ist. Er ist 1030 mal grösser als die Erde, steht fast zehnmal weiter von uns ab als die Sonne, und vollendet seinen Kreislauf um die Sonne erst in ohngefähr 30 Jahren. Um in der grossen Entfernung von der Sonne noch das nöthige Licht zu seiner Beleuchtung zu erhalten, hat ihn der Schöpfer nicht allein 7 Monde, sondern auch zwey breite flache Ringe, welche seine Kugel frey umschweben, und sich um dieselbe bewegen, gegeben. Man kann diesen doppelten Ring des Saturns zwar nicht mit blossen Augen, wohl aber durch gute astronomische Fernröhre sehr deutlich sehen.~~No. 1. Saturn mit seinem Doppelringe.~~Wenn man den Saturn von unsrer Erde aus betrachtet, so erscheint er zuweilen ganz rund, hernach zeigt sich der Ring, als eine gerade Linie zu beyden Seiten des Planeten. Diese Linie wird immer breiter, bis sie sich endlich öfnet, und wie zwey Handhaben bildet, so dass man in ihrer grössten Breite sowohl zwischen dem innern Ringe und dem Körper des Planeten als auch zwischen den beyden Ringen selbst hindurch, und das dunkle Firmament sehen kann. Der grosse Englische Astronom Herschel entdeckte erst vor kurzem, dass es nicht ein einfacher sondern doppelter Ring, nemlich ein breiter und schmaler sey, welche neben einander liegen; so, dass wenn wir den Saturn von obenherab betrachten könnten, er mit seinen beiden flachen Ringen eigentlich wie Fig. 2. aussehen würde.~~Dass dieser Doppelring ein fester dunkler und blos von der Sonne erleuchteter Körper sey, beweist sein doppelter Schatten, den er auf den Körper des Saturns wirft, wie Fig. 1. zeigt. Seine Grösse ist sehr beträchtlich, denn sein ganzer Durchmesser ist fast 26 mal grösser als der Erddurchmesser. Seine Dicke hingegen ist sehr gering, und wegen der grössten Entfernung von der Erde nicht zu messen. Beyde Ringe sind auch von ungleicher Breite, denn der äussere ist kaum halb so breit als der innere.~~43Ad99998 03 017a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 018aDie Fettthiere, welche man auch Klippschliefer nennt, haben viel Aehnliches mit den Murmelthieren, leben wie diese in Felsenklüften und unterirdischen Höhlen, und nähren sich von Pflanzen, Obst und Wurzeln, und Baum-Moose. Es giebt folgende Gattungen davon.~~No. 1. Der Klipdas (Hyrax Capensis.)~~Der Klipdas oder Capsche Klippschliefer ist 17 Zoll lang, liebt auf dem Cap und in Abyssinien, und hat fast die äussere Form eines kleinen Bären. Seine Farbe ist gelbrau und am Bauche weiss. Er nährt sich von allerhand Pflanzen, Obst und Wurzeln, auch Baum-Moose, und wird ausserordentlich fett. Sein Fleisch ist essbar und wohlschmeckend. Er hat eine durchdringende pfeifende Stimme, und ist nicht wild oder bösartig; wehrt sich aber und ist bissig, wenn er gereizt wird.~~No. 2. Der Ashkoko oder Syrische Klippschliefer. (Hyrax Syriacus)~~Der Ashkoko ist 18 Zoll lang, niedriger als der Klipdas, auf dem Rücken dunkelbraun und an dem Bauche gelbweiss von Farbe. Er lebt in Ethiopien und Syrien in Felsenhöhlen, hat dieselbe Nahrung wie der Klipdas, und ein sehr sanftes furchtsames Naturell. Er ist sehr gesellig, und es leben daher oft mehrere Dutzende in kleinen Heerden beysammen.~~No. 3. Der Amerikanische Klippschliefer. (Hyrax Hudsonius.)~~Diese Art von Klippschliefer lebt im nördlichen Amerika, ist grösser als beyde vorige Gattungen, nemlich 2 Fuss lang, hat übrigens mit ihnen gleiche Lebensart und Nahrung. Seine Naturgeschichte ist aber noch nicht recht bekannt.~~44Ad99998 03 018a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 019aDie Natur gab Menschen und Thieren zur Bedeckung entweder ihres ganzen Leibes, oder nur einzelner Theile desselben, die Haare, und pflanzte sie mit Wurzeln in die Haut, so dass sie sehr schnell wachsen, und wenn sie abgeschnitten werden sich leicht wieder herstellen. Sie sind von Bau und Farbe bey Thieren, Menschen und Insecten äusserst verschieden, welches man bey einer nähern Untersuchung durch das Mikroscop leicht entdeckt, .wie wir an folgenden Figuren sehen.~~No. 2. (sic.) Menschenhaar.~~Das Menschenhaar hat eine etwas verdickte Wurzel (Fig. a. und c.) mit welcher es, wie Fig. e. zeigt, in kleinen Gruben der Fetthaut fest sitzt, und sich durch seine feinen Zäserchen nährt. Der Länge lang geht durch das Haar eine feine Röhre, von der Wurzel an bis in die Spitze, in welcher ein bräunlicher Nahrungssaft des Haares circulirt (Fig. a. und c.). Das Haar selbst theilt sich zwar nie in Aeste ab, hat aber doch an seinen Seiten oft kleine Knoten, als wenn Aeste hervorbrechen wollten, wie Fig. b. zeigt. Die Spitze des Haares (Fig. d.) muss geschlossen und nicht borstig sein, wenn es fortwachsen soll; denn im letzteren Falle ist es krank, wächst nicht fort, und muss verschnitten werden.~~No. 2. Thier- und Insecten-Haare.~~Der kleine Mikroscopschieber Fig. f. enthält folgende verschiedene Haare von merkwürdiger Form.~~Fig. g. Haar aus der Mähne eines Löwen, hat eine ausserordentlich starke Saftröhre.~~Fig. i. Dergleichen von einem braunen Landbären. Beyde gleichen dem Menschenhaare vollkommen.~~Fig. h. und l. Haare von zweyerley Raupen. Diese haben keine Saftröhren, sondern äusserlich viele Dornen; und eben desshalb ist es schmerzhaft, wenn man Raupen in die Hand nimmt, und ihre feinen Haare in die Schweislöcher eindringen.~~Fig. k. Haar eines Maulwurfs. Diess besteht aus lauter Ringen, fast wie ein gewundener Drath.~~No. 3. Reh-Haar.~~Das Rehhaar, davon Fig. m. einige Stückchen in natürlicher Grösse zeigt, hat eine ganz besondere Bildung. Es besteht nemlich aus lauter kleinen Sechsecken, von der Wurzel an bis zur Spitze. Fig. n. zeigt seine Wurzel, Fig. o .sein Mittelstück, und Fig. p. seine feine Spitze.~~44Ad99998 03 019a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 020aNo. 1. Die China- oder Fieberrinde. (Cinchona ossicinalis. L.)~~Das Vaterland des Fieberrindenbaums ist Peru. Er hat kleine ovale, wolligte Blätter, blüht blassroth, und trägt braunen Saamen. Die spezifische Arzneykraft seiner hochberühmten Rinde gegen die Wechselfieber wurde erst vor anderthalb hundert Jahren durch Zufall entdeckt, und seitdem werden junge und alte Bäume geschält, und es gehen ungeheure Quantitäten von dieser Rinde nach Europa. Die Rinde selbst sieht, wie Fig. a. zeigt, äusserlich graubraun aus, ist von jungen Bäumen und Zweigen am besten, und zusammengerollt nicht über 2 bis 3 Linien dick. Man hat dreyerley Sorten von dieser Rinde, weisse, gelbe und rothe, welche aber nicht von einerley Baume kommen. Die beste Chinarinde erhalten wir über England, und sie macht einen beträchtlichen Handelsartikel aus.~~No. 2. Die Jalappe. (Convolvulus Jalappa.)~~Die Jalappe, deren Wurzel wir als eine stark purgirende Arzney kennen, gehört zu dem Geschlechte der Winden, und ihr Vaterland ist Mexico und ganz Westindien. Die Pflanze selbst, welche sich um andere Pflanzen und Bäume herum schlingt, und 8 bis 10 Fuss in die Höhe klettert, hat sehr ungleiche Blätter, so dass fast keines dem andern ähnlich sieht. Die Wurzel ist knollicht (Fig. b.), sieht von aussen schwarzbraun und von innen aschgrau aus, und wird in den Apotheken als ein stark purgirendes Arzneymittel gebraucht.~~44Ad99998 03 020a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 021aUnsre Haushühner stammen aus Ostindien ab, wo es noch wilde, von rothbrauner Farbe, in den Wäldern giebt. Sie haben sich aber als Hausthiere fast über die ganze Welt verbreitet, sind auf mancherley Art ausgeartet, und daraus die verschiedenen Arten von Hühnern entstanden, die wir jetzt kennen.~~No. 1. u. 2. Der Teutsche Haushahn und die Henne. (Phasianus gallus L.)~~Der Teutsche Hahn ist gewöhnlich 16 Zoll und die Henne 14 Zoll hoch. Der Hahn ist meistens sehr schon gezeichnet, und hat eine stolze, prächtige Figur. Seine Kühnheit und Streitsucht zeichnen ihn vor allem andern zahmen Geflügel aus.~~No. 4. Der Englische Hahn. No. 3. Die Englische Henne.~~Die Englischen Hühner sind gewöhnlich grösser und von ganz anderer Figur, als die Teutschen; der Hahn meist 17 und die Henne 16 Zoll hoch. Der Hahn gelb und weiss, von kurzem Gefieder; die Henne gelb, weiss und schwarz gezeichnet, mit starkem Federbusche und Barte, und einem hängenden Schwanze. Die Engländer brauchen diese Hähne, wegen ihrer Stärke und Streitbarkeit, zu ihren Hahnenkämpfen, welche eine Volkslustbarkeit sind, und hohe Wetten veranlassen.~~No. 5. u. 6. Das Kluthuhn. Hahn und Henne.~~Das Kluthuhn ist etwas kleiner als das ordinäre Huhn, und sowohl Hahn als Henne völlig ohne Schwanz. Eine Abart des gemeinen Huhns, die sich nun seit lange her schon regelmässig fortpflanzt.~~No. 7. Das Strupphuhn.~~Das Strupphuhn, welches aus Friessland herstammen soll, ist gleichfalls eine solche durch Zufall entstandene Abart, die sich nun fortpflanzt. Die Federn stehen ihm alle aufwärts und emporgesträubt, welches ihm kein schönes Ansehn giebt.~~No. 8. u. 9. Das Zwerghuhn. Hahn und Henne.~~Das kleine Zwerghuhn stammt aus China her, ist kaum 9 bis 10 Zoll hoch, weiss von Farbe, und hat rauche, befiederte Beine. Die Hühner legen und brüten sehr fleissig, werden sehr fett, und haben ein sehr wohlschmeckendes Fleisch.~~44Ad99998 03 021a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 022aDie Schuppen, mit welchen die Haut der meisten Fische bedeckt ist, sind hornartig, bey jeder Art von Fischen von eigner Bildung, haben gewöhnlich einen schleimigten Ueberzug, und zum Theil auch einen überaus schönen Gold- und Silberglanz. Betrachtet man sie durch ein Vergrößerungsglas, so erscheint ihre ganz verschiedene Bildung in den schönsten Formen; wie wir aus folgenden etlichen Arten sehen.~~No 1. Schuppen vom Stockfische.~~Die Fig. a. zeigt die Schuppe in ihrer natürlichen Grösse, und Fig. b. vergrössert, wo sie als ein ausgebognetes Schild, das eine Spirallinie von lauter kleinen Schildern hat, darstellt.~~No. 2. Schuppen der Gresse.~~Die Schuppen der Gresse, davon Fig. a. die natürliche Grösse, und Fig. b. sie vergrössert zeigt, sind fast muschelförmig gebildet, und überaus schön graugrün mit Golde gestreift.~~No. 3. Schuppen der Schleye.~~Die Fig. c zeigt eine Schuppe der Schleye in natürlicher Grösse, und Fig. d vergrössert. Sie sind länglicht oval, haben fast die Form einer Fusssohle, und sind grüngrau mit Golde schillernd, von Farbe.~~No. 4. Schuppen vom Aale.~~Man sollte nicht glauben dass der schlüpfrige Aal auch Schuppen habe; und doch hat er welche. Sie sind aber sehr fein, liegen sehr dicht auf der Haut auf, und sind von unregelmässiger Form, schwärzlichgrau, und sehr schön gezeichnet. Die Fig. a. zeigt sie in ihrer natürlichen Grösse, und Fig. b. vergrössert.~~No. 5. Schuppen vom Barsch.~~Die Schuppen vom Barsch sehen fast aus wie eine ausgespreitzte Hand mit 7 Fingern, sind sehr schön gestreift, und am Grunde mit lauter kleinen Stacheln besetzt. Die Fig. a. zeigt sie in natürlicher Grösse und Fig. b. vergrössert.~~44Ad99998 03 022a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 023aKrystalle nennt man regelmässig gebildete feste Massen, meistens aus dem Mineralreiche, die fast immer eine mathematische Figur, z.E. ein Drey- Vier- Fünf- oder Sechseck, eine Pyramide,ein Prisma, oder einen Würfel zu ihrer Form haben, und oft durchsichtig sind, wie z.E. der Bergkrystall, und die meisten Edelsteine. Vorzüglich nehmen alle Salze, wenn sie aus ihrer flüssigen Auflösung in feste Massen übergehen, diese Form an, und man sagt dann: sie krystallisiren sich, oder schießen in Krystallen an. Jedes Salz, mineralisches oder vegetabilisches, hat seine unwandelbare bestimmte Form, in welcher es immer anschiesst, wenn es nicht in dieser Operation der Natur gewaltsam, z.E. durchs Feuer, gestöhrt wird. Diese Salzkrystalle haben oft die schönsten Formen und Farben, wie wir gleich an einigen sehen werden.~~No. 1. Grünspan-Krystalle.~~Wenn man Grünspan in Essig auflöset, und einen Tropfen davon auf einem Glase eintrocknen läßt, und diesen hernach durch ein Mikroscop betrachtet, so sieht man rund herum am Rande schöne blaugrüne rhomboidalische Krystalle angeschossen, aus welchen einzelne feinere Krystallisationen, in Form dürrer Bäumchen aufsteigen. Einzeln liegen dazwischen wieder kleine Krystalle, die vollkommene Rhomboiden bilden, und wie die schönsten Schmaragden aussehen.~~No. 2. Sedativ-Salz.~~Sedativ-Salz, welches als Arzney sehr bekannt ist, schiesst in unregelmäßigen Krystallen oft in Form dürrer dicker Baumäste, oft wie Blätter und Blumen an, und ist weissgrau von Farbe.~~No. 3. Koch-Salz.~~Das Koch-Salz, eins der ersten und notwendigsten Bedürfnisse des Menschen, hat wenn man seine Auflössung an der Luft oder Sonne trocknen und anschiessen läßt, Krystalle die entweder ganz regelmässige oder auch länglichte Würfel bilden. Die hohlen viereckigten Trichter oder Pyramiden, welche man von Kochsalze beym Abdampfen über dem Feuer erhält, entstehen blos dadurch dass die Krystallisation durch die Gewalt des Feuers beschleunigt wurde, und bestehen blos aus einer Menge zusammengedrängter kleiner Würfel. Es ist übrigens grau-weiß.~~No. 4. Salmiak~~Der Salmiak, ein bekanntes sehr flüchtiges und stark riechendes Mittel-Salz, hat eine sehr schöne Krystallisation. Seine Krystalle gleichen nemlich meistens Federn, von verschiedener Form, welche aber alle aus sechsseitigen pyramidalischen Nadeln bestehen, und einen gelblichen metallischen Glanz oder Schimmer haben.~~45Ad99998 03 023a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 024aDer Granat-Apfel. (Punica granatum.)~~Der Granat- Äpfel gehört unter die edlen Süd-Früchte, und ist wegen seines erquickenden Saftes, als eine labende Frucht in den heissen Ländern, wo er wächst, bey uns aber als ein gutes Arzneymittel, sein Baum aber, wegen der prächtigen Blüthe, als eine Zierde unserer Gärten bekannt. Er wächst vorzüglich in der Barbarey, Egypten, Syrien, Spanien, im südlichen Frankreich und in Italien, im Freyen, verlangt aber sorgfältige Cultur, wenn er gute Früchte tragen soll. In sehr heissen Ländern, z.E. im südlichen Afrika und unter der Linie, gedeihet er nicht.~~Es giebt zweyerley Sorten Granat-Bäume, nemlich mit einfacher Blüthe (Fig. 1.) und mit gefüllter Blüthe (Fig. 2.). Nur die mit einfacher Blüthe tragen Frucht; die andere Sorte hingegen wird eben wegen der Schönheit ihrer hochrothen Blüthen bey uns in den Gärten unter der übrigen Orangerie gezogen, und eben so gewartet.~~Der Granatapfel selbst (Fig. 3.) welcher oft so gross wie unsre grösten Aepfel wird, sieht wenn er reif ist, von aussen braungelb aus, hat eine zähe, lederartige Schaale, innerlich aber ein sehr saftreiches gelbliches Fleisch, fast wie die Citrone oder Apfelsine, in welchem, in 8 bis 9 Abtheilungen, eine Menge rother wohlschmeckender Kerne liegen, wie der Durchschnitt der Frucht Fig. 4. zeigt.~~45Ad99998 03 024a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 025aNo.1. Die Mandelkrähe. (Curacias garrula. L.)~~Die Mandelkrähe oder der Birkbeber bewohnt fast ganz Europa, vorzüglich gern aber Teutschland, von da sie im Herbste in wärmere Länder zieht, und dort überwintert. Sie ist wegen ihres prächtigen hellgrün, dunkelblau und braun colorirten Gefieders einer der schönsten Europäischen Vögel, Ihre Nahrung besteht in vielerley, Insekten, Gewürmen, Fröschen, Früchten und Getraide. Sie ist sehr scheu und lässt sich durchaus nicht zahm machen. Ihr Fleisch ist essbar.~~No. 2. Der Wiedehopf. (Upupa epops. L.)~~Der Wiedehopf ist ein nicht minder schöner einheimischer Vogel. Auf dem Kopfe hat er eine schöne Federkrone, die er niederlegen und aufrichten kann. Kopf, Rücken und Bauch sind gelbbräunlich, Flügel und Schwanz schwarz, weiss, grau und gelb gezeichnet. Er ist mit dem Schwanze 16 Zoll lang. Er nährt sich von Insecten und Würmern, die er vorzüglich gern aus dem Miste hohlt. Jung ist er leicht zahm, und zu einem sehr artigen Hausvogel zu machen.~~No. 3. Der rothe Kreuzvogel.~~No. 4. Der gelbe Kreuzvogel.~~(Loxin curvirostra.)~~Der Kreuzvogel gehört zum Geschlecht der Kernbeisser, und ist wegen seines gekreuzten Schnabels, und besonders desswegen merkwürdig, dass er, gegen die Gewohnheit aller andern Vögel, mitten im Winter brütet, und sein Nest in Nadelwäldern bauet. Er nährt sich am liebsten vom Saamen der Fichten und Tannen. Er ist ohngefähr 7 Zoll lang. Er ändert seine Farbe gewöhnlich zweymal, nemlich die jungen Männchen sind schön gelbroth und haben schwarzbraune Flügel, wie Fig. 3. zeigt; bey der zweyten Mauserung aber werden sie grüngelb, wie Fig. 4. Sie lassen sich leicht zahm machen und in Käfigen halten; ihr Gesang ist aber schlecht.~~No. 5. Die Nachtigall. (Motacilla Luscinia. L.)~~Die Nachtigall ist unter allen Vögeln der vortrefflichste und allgemein beliebte Sangvogel, so unansehnlich, grau und braun auch ihr Gefieder aussieht. Sie ist 6 1/2 Zoll lang, und bewohnt das ganze mittlere Europa, Asien und die Küsten der Barbarey. Im Herbste zieht sie aus Teutschland fort, und kommt im Frühlinge wieder. Ihre Nahrung sind Würmer und Insecten. Ihres lieblichen Gesanges wegen wird sie häufig in Käfigen in Zimmern gehalten.~~45Ad99998 03 025a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 026aDer Weinstock, der uns das edle Getränk, den Wein giebt, liefert uns zugleich die so angenehmen, und zu so mancherley Speisen und Getränken brauchbaren Rosinen, mit welchen aus der Levante, aus Spanien, Portugal und Italien ein starker Handel getrieben wird; denn bekanntlich sind die Rosinen nichts Anderes als getrocknete süsse Weintrauben. Nicht alle Sorten schicken sich dazu Rosinen daraus zu machen, sondern nur einige süsse Trauben-Arten die in wärmeren Ländern, als Teutschland, wachsen und gedeihen. Daher können wir auch in Teutschland von unsern Weintrauben keine Rosinen machen.~~Man theilt gewöhnlich die Rosinen in große und kleine Rosinen ab, und dieser wesentliche Unterschied kommt von den Trauben her, von welchen sie gemacht werden.~~No. 1. u. 3. Grosse Rosinen oder Cibeben.~~Die beste Art unter den süssen Trauben, welche die vortrefflichsten grossen Rosinen giebt, ist die sogenannte Cibebe, davon Fig. 1. ihre Blüthe, und Fig. 3. ihre beynahe Dattelförmige, länglichte rothbraune Beeren zeigt. Sie wächst vorzüglich gern in Griechenland, Klein-Asien, Italien und Spanien; und ebendaher heisst die beste Sorte der grossen Rosinen im Handel gewöhnlich Cibeben.~~No. 2. Kleine Rosinen oder Corinthen.~~Die Corinthen-Traube, welche die kleinen Rosinen, oder sogenannten Corinthen giebt, ist zwar auch eine Gattung süsser Weintrauben, welche aber nur kleine Trauben, mit kleinen blaurothen Beeren, kaum einer kleinen Erbse gross, trägt. Sie haben ihren Nahmen von der Stadt Corinth in Griechenland, wo sonst diese Trauben Sorte in Menge wuchs. Jetzt werden sie vorzüglich auf den Inseln Cefalonia, Zante und Corfu gebaut, und als ein beträchtlicher Handelsartikel vorzüglich nach Teutschland verführt.~~45Ad99998 03 026a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 027aDie Pirols sind eine sehr schöne Vögel-Gattung. Wir kennen in Teutschland nur eine Art davon; die andern wohnen meistens in Amerika. Wir wollen die bekanntesten Arten davon hier aufstellen.~~Der Europäische Pirol. No. 1. Das Männchen. No. 2. Das Weibchen. (Oriolus Galbula L.)~~Der Europäische Pirol (Pfingstvogel, Weybrauch) ist ohngefähr 10 Zoll lang, und ein sehr schöner Vogel. Das Männchen ist auf Kopf, Rücken und Brust citronengelb, und hat schwarze Flügel und Schwanz, mit gelbem Saume. Das Weibchen hingegen ist auf Kopfe und Rücken gelbgrün, Brust und Kehle grau, Flügel und Schwanz schwarz mit gelbem Saume. Er kommt im Frühjahre, nistet und brütet in Teutschland, in den Wäldern, zieht aber im Herbste wieder in wärmere Länder. Er ist sehr scheu, und lässt sich daher nie zahm machen. Er nährt sich von Insecten und allerhand Beeren.~~No. 3. Der Trupial. (Oriolus icterus.)~~Der Trupial lebt vorzüglich in Westindien, gehört zu den Pirols, hat aber viel Aehnliches von der Aelster. Sein schönes orangefarbnes und schwarzes Gefieder zeichnet ihn sehr aus.~~No. 4. Der gelbe Trupial. (Oriolus Mexicanus.)~~Dieser Pyrol lebt vorzüglich in Mexiko und Cayenne. Kopf, Hals und Bauch sind citronengelb, der Rücken braun, Flügel und Schwanz schwarz. Auf dem Kopfe hat er eine schwarze Platte.~~No. 5. Der schwarze Trupial. (Oriolus niger.)~~Dieser schwarze Pirol der viel Aehnliches mit unsrer schwarzen Amsel hat, lebt besonders auf der Insel St. Domingo und Jamaika, in Westindien.~~No. 6. Der rothe Trupial. (Oriolus Guianensis.)~~Dieser schöne Vogel lebt vorzüglich in Guyana. Kehle und Brust sind kaminroth, Kopf, Rücken und Schwanz hingegen schwarzgrau und jede Feder ist mit einem weissen Saume eingefasst. Schnabel, Augen und Bauch sind schwarz, welches ihm ein überaus schönes Ansehen giebt.~~45Ad99998 03 027a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 028aNo. 2. (sic) Silber-Solution und der Dianenbaum.~~Die Silber Auflösung, wenn man einen Tropfen davon auf dem Schieber eines Microscops eintrocknen lässt, und ihn dann vergrössert betrachtet, giebt die mannigfaltigsten und sonderbarsten Gestalten von Krystallen; Spiesse, Kreutze, Dreyzacken, ordentliche Zweige und Bäumchen wie Fichten, mit ihren Stämmen und Zweigen. Eine der artigsten und schönsten Erscheinungen ist der sogenannte Dianenbaum, eine Kristallisation welche man in der Silber-Auflösung hervorbringen kann, und welche die schönsten Silberbäumchen und Gesträuche in dem Glase bildet.~~No. 2. Kampfer-Krystallen.~~Wenn man Kampfer in Weingeist aufgelöst unter das Mikroscop bringt, so giebt er beym Trocknen und Anschiessen die schönsten sechs und vierspitzigen Sterne als Formen seiner Krystallisation; und zugleich ein überaus schönes chemisches Schauspiel.~~No. 3. Salpeter-Krystallen.~~Wenn man Salpeter in warmem Wasser auflöset, und hernach im Kühlen wieder anschiessen lässt, so bilden sich eine Menge sechseckigte säulenförmige, meistens stumpfzugespitzte Krystallen, die schön weiss und halbdurchsichtig sind. Der Salpeter ist übrigens ein Mittelsalz, das zu vielen Bedürfnissen, vorzüglich aber zur Bereitung des Schiesspulvers gebraucht wird, und dessen vorzüglichsten, nemlich treibenden Theil ausmacht.~~46Ad99998 03 028a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 029aNo. 1. Die Blüthe der Ananas.~~No. 2. Die Frucht der Ananas. (Bromelia Ananas L.)~~Das Vaterland der Ananas ist Süd-Amerika, von da sie durch die Europäer nicht allein nach Afrika und Asien, sondern auch nach Europa in die Gärten und Treibhäuser der Grossen verpflanzt worden ist. Die Pflanze selbst ist eine Art von Aloe, mit gezähnten Blättern, welche einen nur 2 bis höchstens 3 Fufs hohen Stengel treibt, der beynahe wie ein Distelkopf, büschelförmig blau blühet, wie Fig. 2. zeigt, und an welchem sich hernach die Frucht rundum ansetzt, so dass der Stengel mitten durch sie hindurch geht, und oben auf der Frucht noch eine grüne Blätterkrone bildet, welche man von der reifen Frucht abbricht, und aufs neue pflanzet. Jede Pflanze trägt nur einmal Frucht, und stirbt hernach ab; so dass man bey einer Ananas-Plantage also immer junge Pflanzen haben muss.~~Man hält die Ananas, wegen ihrer vortrefflichen Mischung von Süssem, Säuerlichen, Geistigen und Gewürzhaften für die delikateste und wohlschmeckendste Frucht auf der Erde. Man hat sie in heissen Ländern, wo sie im Freyen wächst, von der Grösse eines Apfels an bis zu der einer kleinen Melone. Man kennt und bauet mehrere Sorten davon. Die bey uns bekanteste Sorte, welche auch am meisten gezogen wird, ist die sogenannte weiße Ananas, welche eine blassgelbe Frucht trägt, und hier auch abgebildet ist.~~46Ad99998 03 029a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786
Ad99998 03 030aNo.1. Der Schwarzspecht. (Picus martius. L.)~~Der Schwarzspecht bewohnt ganz Europa, das mittlere Asien und Nordamerika. Er ist von Farbe ganz schwarz und hat auf dem Kopfe eine hochrothe Platte. Seine Grösse beträgt 17 bis 18 Zoll. Er nährt sich, wie alle Spechte, von Würmern und Insecten; vorzüglich gern von Holzwürmern die in alten morschen Bäumen stecken; und läuft desshalb, vermöge seiner Kletterfüsse, an den Stämmen auf und ab, pickt und zerhackt mit seinem spitzigen harten keilförmigen Schnabel die losen Baumrinden und wurmstichigten Stellen, und höhlt mit seiner dünnen und klebrigten Zunge die Würmer heraus.~~No. 2. Der Grünspecht. (Picus viridis. L.)~~Der Grünspecht ist 14 Zoll lang, gelbgrün und unten schmutzig weiss von Farbe, und das Männchen hat eine rothe Platte, das Weibchen aber ist ganz grün. Er bewohnt Europa und hat übrigens in seiner Lebensart Alles mit dem Schwarzspechte gemein.~~No. 3. Der grosse Buntspecht. (Picus major. L.)~~Der grosse Buntspecht oder Rothspecht ist weiss und schwarz; am Hinterkopfe und unter dem Schwanze roth, an der Brust und dem Bauche aber schmutzig gelb. Er lebt in ganz Europa und ist sehr gemein. Seine Nahrung ist die der andern Spechtarten. Er ist 10 Zoll lang.~~No. 4. Der kleine Buntspecht. (Picus minor. L.)~~Dieser ist nur 6 Zoll lang, und bewohnt Europa und Asien. Er ist schwarz und weissbunt, und hat eine rothe Scheitel. Er nährt sich wie der vorige, ist aber seltener als jener.~~No. 5. Der Blauspecht. (Sitta Europaea. L.)~~Der Blauspecht oder Grauspecht ist nur 6 Zoll lang, bewohnt Europa und Nordamerika, und gehört nur uneigentlich zu dem Geschlechte der Spechte, mit denen er doch in Nahrung und Lebensart Vieles gemein hat. Er sieht auf dem Rücken graublau und an der Brust und dem Bauche gelbweiss aus. Im Frühlinge und Herbste singt er des Nachts, aber nicht angenehm.~~No. 6. Die Baumklette. (Certhia familiaris. L.)~~Auch dieser Vogel gehört nur uneigentlich zu den Spechten und richtiger zu den Baumläufern. Er ist 5 bis 6 Zoll lang, grau auf dem Rücken und am Bauche weiss, hat einen langen, dünnen, etwas krummen Schnabel, und läuft sehr schnell an den Bäumen auf und ab, um Insecten daran zu suchen. Er lebt in Europa, Nordasien und Amerika.~~46Ad99998 03 030a.jpgBertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/319122786