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Beschreibungstext
Tafelüberschrift: Pflanzen LXIX. Plantes. LXIX.
Fig. 1. Die Fliegenfalle der Venus. (Dionaea muscipula.)
Die Fliegenfalle der Venus ist wegen der grossen Reizbarkeit ihrer Blätter eine höchst wunderbare Pflanze. Das Ende der rund um den Stengel herumsitzenden Blätter, theilt sich in zwey ovale Flügel oder Lappen mit langen spitzigen Borsten versehen. Ihre drüsigte röthliche Oberfläche schwizt ein süsses klebriges Wesen aus, welches die Insekten zu ihrem Verderben anlockt; denn so wie ein Insekt nur die Oberfläche dieser Lappen berührt, so schliessen sie sich vermöge ihrer natürlichen Reizbarkeit augenblicklich so fest zu, dass man das Inseckt, ohne die Klappen zu zerreissen, durchaus nicht lebendig wieder daraus befreyen kann. Sucht es sich selbst durch Bewegungen aus seiner Gefangenschaft zu befreyen, so zieht sich die dadurch, noch mehr gereizte Pflanze nur noch fester zu. Hat der Reiz durch den Tod des Insects aufgehört, so thun sich die Klappen von selbst wieder auf, und das Insekt fällt heraus.
Das Vaterland dieser merkwürdigen Pflanze sind die beyden Carolinen im Nördlichen Amerika. Aus der Mitte der Blätter treibt sie einen 6 Zoll hohen Stengel, an dem die milchweissen Blüthen, jede. an einem besonderen Stengel, sitzen. Ohngefähr vor 30 Jahren wurde sie zuerst nach England gebracht, wo man sie Anfangs mit mehrern hundert Thalern bezahlte; jetzt kann man sie dort für 8 bis 10 Thaler haben.
Fig. 2. Der bewegliche Süssklee. (Hedysarum gyrans.)
Eben so merkwürdig, als die vorige Pflanze ist der hier abgebildete bewegliche Süssklee, der durch Cooks Erste Reise aus dem innern Bengalen zu uns kam. Diese Pflanze wird 2 bis 2 1/2 Fuss hoch, und hat scharlachrothe himmelblau gesäumte Blüthen. Auch hier ist es die Bewegung der Blätter, was diess Pflanze so sehr auszeichnet.
Die an dem Haupt-Blattstiele sitzenden grossen Blätter nemlich zeigen vom Aufgange bis zum Untergange der Sonne eine unwillkührliche durch das Sonnenlicht hervorgebrachte Bewegung. Sie richten sich bey Sonnenaufgang aus ihrem nächtlichen Pflanzenschlafe, in welchem sie schlaff herabhängen, auf, und bleiben in zitternder Bewegung bis zu Sonnen Untergang. Noch merkwürdiger aber ist die zweyte willkührliche Bewegung der beyden am grossen Blattstiele sitzenden Seitenblättchen. Diese Seitenblättchen sind nemlich Tag und Nacht, ohne durch Veränderung des Lichts oder der Witterung zu leiden, in steter Bewegung; wenn das eine in die Höhe steigt, so sinkt das andere bis an den Blattstiel herab, und so dauert dieser Kreislauf ununterbrochen fort. - Nach Entdeckung dieser Pflanze kömmt also die willkührliche Bewegung, ausser dem Thierreiche auch noch dem Pflanzenreiche zu, woran bisher die Naturforscher zweifelten.
Metadaten
ID Tafel: | b0055744berl |
Tafelüberschrift: | Pflanzen LXIX. Plantes. LXIX. |
Sprache: | ger, fre |
Heft: | 57 |
Link PPO: | http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0055744berl |
TafelgehörtzuExemplar: | Bertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1798 3/q0000352berl |
Klassifikation von Bertuch: | Pflanzen. LXlX. |
Abmessung: | koloriert |
weitere Abbildungsversionen: | Ad00341 03 084a, Ad99998 03 084a |