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Circus der alten Römer
Beschreibungstext
Die Alten hielten ihre Wettrennen nicht im freyen Felde, wie jetzt die Engländer, sondern in dem Bezirke grosser öffentlicher Prachtgebäude, welche den weiten offenen Platz der Rennbahn einschlossen, ganz zu solchen öffentlichen Spielen eingerichtet waren, und Circus hiessen. Die erste Figur dieser Tafel zeigt einen solchen Circus, dergleichen sich mehrere in dem alten Rom befanden.
Fig. 1. Circus der alten Römer.
Der Circus war ein länglicht viereckigtes an der einen schmalen Seite halbrundes Gebäude, innerhalb mit steinernen Bänken oder Sitzen für die Zuschauer versehen, welches einen grossen freyen Platz einschloss, der zu den Wagen- und Pferderennen, Fechter- und Ringerspielen, Thierkämpfen und anderen dergleichen öffentlichen Spielen bestimmt war. Von aussen waren lauter Hallen, Eingänge und Gallerien, von innen aber an der geraden schmalen Seite bey a gleichfalls Hallen mit Thüren, worinnen die Rennwagen, Pferde und Kampfthiere verschlossen waren, bis die Spiele begannen. Mitten auf dem Platze der Länge nach war eine 12 Fuss breite und 6 Fuss hohe Mauer (Fig. c), auf welcher kleine Tempel, Altäre, Obelisken, Pyramiden, kegelförmige Thürmchen und Bildsäulen, besonders des Neptuns und der Cybele, standen, und welche die Spina hiess. Zu beyden Enden dieser Erhöhung oder Estrade standen drey hohe steinerne Kegel (Fig. d.), welche Metae hiessen, nebeneinander, um welche die Wettrenner siebenmal herumlenkten, und welche ihnen zum Ziele dienten. Bey b war eine weisse Linie (Fig. b.) in der Rennbahn, welche Creta (die Kreide) hiess, und von welcher das eigentliche Wettrennen begann. Bey e war das grosse Thor in den Circus, und oben drüber die Loge des Kaisers oder Consuls, aus welcher das Signal zum Wettrennen gegeben wurde.
Fig. 2. Eine Quadriga.
Die Wagen-Wettrenner theilten sich in verschiedene Rotten ein, und diese unterschieden sich durch die Farben ihrer Kleider. Der gegenwärtige ist von der grünen Rotte oder Faction. Sie hatten lederne Binden von Riemen um Leib und Arme. Die Wettrenner selbst waren meistens Ritter oder andere junge vornehme Römer, fuhren stehend in dem niedrigen, hinten offenen Rennwagen, der mit zwey, drey oder vier Pferden neben einander bespannt war, und dann Biga, Triga oder Quadriga hiess. Wer den siebenfachen Umlauf um die Spina am schnellsten beendigte, und zuerst bey der Meta, der Kaiserloge gegenüber, ankam, sprang auf die Meta, und erhielt als Sieger einen Palmzweig, einen Kranz, Krone u. dergl.
Fig. 3. Deichsel und Joch des Rennwagens.
So wie der Kasten und die Räder des Rennwagens reich verziert waren, so war es auch die Deichsel, welche vorne gewöhnlich einen Widderkopf von Bronze hatte. Auf derselben war auch das doppelte Joch von Eisen befestigt, welches auf dem Rücken der beyden Deichselrosse lag, unten zugeschnallt war, und die Deichsel des Rennwagens trug. Zugleich diente es auch, den leichten Wagen fortzuziehen.
Fig. 4. Ein gekrönter Sieger.
Nicht allein der Sieger im Wagenrennen empfieng einen Palmzweig, Kranz oder Krone, sondern auch seine Rosse wurden auf den Köpfen mit Palmenzweigen geschmückt, und ihm zu Ehren Denkmünzen geschlagen, wie diese antike Medaille von Erz zeigt.
Metadaten
Abbildungstitel: | Circus der alten Römer |
Tafeltitel: | Die Rennbahn der alten Römer |
Abbildung gehoertzu Tafel: | Ad99998 04 051a |
Bildinschrift: | Fig. 1. |
Band: | 4 |
Heft: | 70 |
Bildeigenschaften: | Kupferstich, schwarze Druckfarbe, koloriert |
Link PPO: | http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0053724berl |
Schlagwörter: | Architektur, Altertümer, Stadion |
geographische Verortung: | Römisches Reich |
BBF ID: | b0053724berl |
weitere Abbildungsversionen: | Ad99999 04 051b |