Ad99998 04 004a

Aus Interlinking_Pictura
Version vom 7. Dezember 2017, 11:53 Uhr von LiaVeja (Diskussion | Beiträge) (Created by Import K bot.)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche



 Sonderbare Pflanzen

Ad99998 04 004a.jpg

Beschreibungstext

Tafelüberschrift: Pflanzen. LXXV. Plants. LXXV. Piante. LXXV. Plantes. LXXV.


Fig. 1. Die Aaspflanze. (Stapelia hirsuta.)
Wir sehen an diesem Gewächse eine sonderbare Erscheinung; die Natur hat nemlich einer Pflanze einen vollkommenen thierischen, dem faulenden Fleische ähnlichen Geruch gegeben, weswegen man ihr auch den Namen Aaspflanze beygelegt hat. Ihr Vaterland ist das Vorgebirge der guten Hoffnung, doch kann man sie auch bey uns in Zimmern und Treibhäusern durch abgebrochene Zweige fortpflanzen. Ihr Stengel besteht aus mehreren im Winkel angesetzten pyramidenförmigen Zweigen, die ohngefehr einen kleinen Finger stark und sehr vollsaftig sind. Aus den Spitzen bricht der Blüthenstiel hervor, der eine grosse radförmige Blume trägt. Sie ist in fünf haarige spitzzulaufende Lappen getheilt, deren Grundfarbe gelb mit hochrother Schattirung ist. Diese Blumen nun hauchen einen so aasähnlichen Geruch aus, dass die gemeine Schmeiss-oder Fleischfliege dadurch betrogen wird, herzufliegt, und ihre Eyer auf die Blätter dieser Pflanze legt. Die ausgeschlüpften Maden können aber von dem Safte der Blumen nicht leben, und sterben bald vor Hunger. Aus der Blume entsteht die schootenförmige Frucht, in welcher die haarigen Saamen liegen.
Fig. 2. Die verschämte Sinnpflanze. (Mimosa pudica.)
Nicht minder merkwürdig als die Aaspflanze ist die hier abgebildete verschämte Sinnpflanze, die zu dem zahlreichen, aus 75 Arten bestehenden Geschlechte der Mimosen gehört. Sie wächst wild in Brasilien, wird aber jetzt auch häufig in Europa von den Treibhaus-Gärtnern aus Saamen gezogen. Es ist eine 2 Fuss hohe Staude mit holzigen Stengeln. An den langen Blattstielen, die, wie die haarigen Hauptstengel, dunkelroth sind, sitzen die vierfach-getheilten gefiederten Blätter. Die röthlichen Blüthen sitzen knopfförmig auf einzelnen Stielen. Das merkwürdigste dieser Pflanze aber ist ihre erstaunliche Reizbarkeit. So wie man die Pflanze, vorzüglich an den kleinen Punkten am Grunde jedes einzelnen Blattes, nur leise berührt, so zieht sich dieses, gleichsam dadurch beleidigt, einzeln zusammen. Setzt man die Berührung noch weiter und stärker fort, so sinkt der ganze Blattstiel nieder, und bleibt in dieser Erschlaffung einige Stunden, bis er sich endlich wieder erholt und von neuem aufrichtet.


Metadaten

ID Tafel: b0053515berl
Tafelüberschrift: Pflanzen. LXXV. Plants. LXXV. Piante. LXXV. Plantes. LXXV.
Sprache: ger, eng, ita, fre
Heft: 61
http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0053515berl
TafelgehörtzuExemplar: Bertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1802 4/577775995
Klassifikation von Bertuch: Pflanzen LXXV.
Abmessung: koloriert
weitere Abbildungsversionen: Ad99999 04 004a