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 Sonderbare Insecten

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Beschreibungstext

Tafelüberschrift: Insecten. LXXXIII. Insectes. LXXXIII.


Auf dieser Tafel sehen wir Insecten abgebildet, welche im gemeinen Leben unter dem Namen Wasserjungfern bekannt sind, weil sie in der Nähe des Wassers herumfliegen und als Larven in demselben leben.
Fig. 1. Die riesenartige Petalure. (Petalura gigantea).
Diess ist eine Wasserjungfer aus Neuholland, eine der grössten Arten, die es giebt. Der Name Petalura bedeutet Blätterschwanz, wegen der langen Biätter am Ende des Hinterleibes. Die Farbe des Körpers ist braungelb, die Flügel durchsichtig mit schwarzer Aderzeichnung. Der Kopf ist kuglicht und nach oben zu blasig aufgetrieben; die Augen sind ebenfalls gross und so zur Seite gestellt, dass der Kopf beinahe wie drei Blasen aussieht.
Fig. 2. a und b. Die schlanke Wassernymphe. (Agrion puella).
Diese Wassernymphe findet sich an stehendem Wasser; die Eier dieser Insecten werden auf Wasserpflanzen gelegt, aus ihnen kommen kleine Larven, welche im Wasser selbst leben, sich nähren und wachsen, sich häuten (Fig. 2. b.) und nach und nach dem ausgebildeten Insect immer ähnlicher werden, bis sie nach ihrer letzten Häutung, die ausser dem Wasser geschieht, auch Flügel erhalten. So lange sie im Wasser leben, ziehen sie die Luft, die zum Athmen dient, durch den Hinterleib ein und geben die gebrauchten Luftblasen ebendaselbst von sich. Sie nähren sich von andern Insecten, haben im Larvenzustande eine sonderbare ausstreckbare Zange am Munde, als ausgebildetes Insect aber ein Paar Kinnladenzangen. Fig. 2. a. ist ein Männchen, was man an den beiden, am Ende des Hinterleibs befindlichen Haken erkennt. Die Augen sitzen ganz an den Seiten des Kopfes, von einander getrennt, und sind von hellblauer Farbe. Die Farbe des Körpers ist grün oder dunkelblau metallisch glänzend, der Hinterleib mit schwarzen Ringen. Die Flügel durchsichtig, zuweilen am Rande mit einem schwarzen Fleck.
Fig. 3. a u. b. Die plattgedrückte Wasserjungfer. (Libellula depressa).
Diess ist eine in Europa sehr häufig. vorkommende Art von Libellen. Sie lebt auch als Larve und Nymphe (b) im Wasser; als ausgebildetes Insect, wird sie etwa 1 1/2 Zoll lang. Der Kopf trägt grosse, dicht aneinander sitzende Augen, das Bruststück ist braun, oben mit grünlich gelben Flecken. Die Flügel sind durchsichtig, an der Basis mit einem grossen braunen und an der Spitze mit einem kleinen schwarzen Fleck gezeichnet. Der Hinterleib ist etwas platt und breit und unten vor schwarzer, oben von bläulicher Farbe.
Fig. 4. Die Tagfliege. (Ephemera vulgaris.)
Die Tagfliege oder Uferhaft, auch Haft genannt, ist wegen ihrer kurzen Lebensdauer gleichsam zum Sprichwort geworden. Aus den in's Wasser gelegten kleinen Eiern dieser Insecten, kommen kleine Larven, welche im Wasser leben und allmählich grösser werden. Diese Larven haben zuletzt sechs Füsse, der Hinterleib ist in 10 Ringe getheilt, an den Seiten kurze Fransen und am hintersten Ende drei lange gefiederte Borsten tragend. Figur 4. b. Die Nymphen unterscheiden sich von den Larven bloss durch Flügeldecken auf dem Bruststück. Die Lebensdauer der Ephemeren als Larve und als Nymphe dauert 2-3 Jahr, während welcher Zeit sie sich von schlammiger Erde zu nähren scheinen. Wenn sie endlich aus dem Nymphenzustande heraus treten, verlassen sie das Wasser, ihre Haut spaltet sich auf dem Rücken und sie fliegen davon, worauf die Männchen noch eine Häutung zu bestehen haben, um als ganz vollkommenes Insect Fig. 4. a zu erscheinen. Als solches ist der Körper braun und gelb und die Flügel glänzend weissbraun, die gelblichen Faden am Ende des Körpers sind länger als die Flügel. Das Insect nimmt nun keine Nahrung mehr zu sich, auch bemerkt man keinen Mund. Die Männchen sterben unmittelbar nach der Begattung, die Weibchen, nachdem sie die Eier gelegt haben. Die vollständigen Insecten erscheinen zuweilen in ganz ungeheurer Menge an einem Tage, so dass sie oft ganze Wolken bilden, überleben aber nicht 24 Stunden, und bedecken dann in ganzen Massen, wie Schnee, die Ufer der Flüsse, deren Fischen sie zum Theil zur Nahrung dienen.
Fig. 5. Die gelbe Köcherjungfer. (Friganea lutea).
Diese Insecten gleichen auf den ersten Anblick den Nachtschmetterlingen, bei genauer Betrachtung sieht man aber wie nahe sie den Wasserjungfern verwandt sind. Die Larven und Nymphen wohnen im Wasser, wo sie sich von kleinen Steinchen, Holzstückchen etc. mittelst einer klebrigen Substanz ihres Körpers Röhren bilden, die sie oft mit verschiedenen Substanzen bedecken und immer mit sich schleppen, und wenn sie ihnen zu eng wird, durch eine grössere ersetzen Fig. 5 b und 5 c. Die Larve hat sechs Füsse, die an dem ersten von den zwölf Ringen sitzen, aus welchen der Körper besteht. Der Kopf ist mit starken Kinnladen bewaffnet. Wenn die Larve sich in die Nymphe verwandelt, so verschliesst sie die beiden 0effnungen der Röhre, bleibt 14-20 Tage in dem Nymphenzustande, wenn sie dann aus der Röhre hervorbricht, sucht sie einen trocknen Aufenthalt, streift die Oberhaut ab und erscheint als vollständiges Insect Fig. 5 a, welches mit leichtem Fluge sich vorzüglich nach Sonnenuntergange. bewegt. Die Farbe ist gelblich braun.
Fig. 6 u. 7. Der Fadenflügel. (Nemopteryx Africana et Lusitanica)
Diess sind gar sonderbar gebildete Insecten, deren untere Flügel unverhältnissmässig lang und fadenförmig sind. Die eine, hier abgebildete Art Fig. 6. ist in Afrika zu Hause, hat einen gelben Körper, ganz durchsichtige Vorderflügel und die gelben Hinterflügel mit einer breiten Queerbinde und weisser Spitze. Die andere Art, Fig. 7. aus Portugal, unterscheidet sich durch die schwarzbraunen Flecken auf Körper und Vorderflügeln und durch die dunkeln Queerstreifen der Hinterflügel.
Fig. 8. 9 u. 10. Die Rüsseljungfern. (Panorpa).
diese Insecten haben ihren Namen davon, dass sich der Kopf in einen hornartigen Schnabel verlängert.
Fig. 8. Die gewöhnliche Rüsseljungfer (panorpa communis), ist gelblich-braun mit schwarzen Flecken, und an den Vorderflügeln mit schwarzen kleinen Queerstreifen.
Fig. 9. Die verwandte Rüsseljungfer (panorpa affinis), unterscheidet sich nur durch die mangelnden Queerstreifen.
Fig. 10. Die Scorpion-Rüsseljungfer(panorpa scorpio), in America zu Hause, ist schwarz mit weissen Flecken und hat einen Scorpion ähnlichen Hinterleib.


Metadaten

ID Tafel: b0054435berl
Tafelüberschrift: Insecten. LXXXIII. Insectes. LXXXIII.
Sprache: ger, fre
Heft: 172
http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0054435berl
TafelgehörtzuExemplar: Bertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1816 9/577826166
Klassifikation von Bertuch: Insecten. LXXXIV.
Abmessung: koloriert
weitere Abbildungsversionen: Ad99999 09 059a