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 Physiognomischer Ausdruck der Sinnesorgane und der damit verbundenen Theile

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Beschreibungstext

Tafelüberschrift: Verm. Gegenstände. CCCLXXIII. Melanges. CCCLXXIII.


Der Gefühlssinn wird im Gesichte insbesondere durch die Lippen repräsentirt, und es lässt sich nach deren Gestalt auf Feinheit, oder Mangel an Feinheit des Gefühls im Allgemeinen schliessen.
Den Geschmack betreffend, deuten breite Lippen (Fig. 1.) auf starke, schmale oder linienförmige Lippen (Fig. 2.) auf geringe, Lippen mit groben Umrissen (Fig. 3.) auf unregelmässige Entwickelungsfähigkeit des Geschmacks hin. Solche mit feinen Umrissen (Fig. 4.) lassen auf entsprechende Feinheit der Funktionen schliessen. Ausserdem deutet eine hervortretende Unterlippe (Fig. 5.) auf bedeutend, eine zurücktretende (Fig. 6.) auf unbedeutend thätige Genusssucht hin; wogegen dieselben Verhältnisse bei der Oberlippe (Fig. 7 und 8.) auf Vorhandenseyn oder Mangel der passiven Empfänglichkeit für die hier in Betracht kommenden Genüsse schliessen lassen. Wenn die Unterlippe sich über den rothen Theil der Oberlippe erhebt, so tritt an die Stelle des passiven Eindrucks eine mehr entschiedene Begierde (Fig. 9. u. 10). Sind beide Lippen beträchtlich entwickelt, so deutet diess auf ein sowohl activ als passiv wollüstiges Temperament hin (Fig. 11.), wie umgekehrt zurückgebliebene Lippen auf Abwesenheit von solchem Temperament hindeuten (Fig. 12.). Vorwärts hängende Lippen (13) drücken einen sinnlichen Charakter aus, während sanft zurückgezogene (Fig. 14.) den Character der Selbstbeherrschung abspiegeln. Gehörig entwickelte und fein begränzte Lippen (Fig. 15.) lassen uns auf feinen ästhetischen Geschmack, solche, die das Gegentheil sind (Fig. 16.), auf Kargheit der Gefühle schliessen.
Die Nase betreffend, deutet eine aufwärts gekehrte (Fig. 17.) auf ein hastiges Verlangen nach Eindrücken, eine überhängende (Fig. 18.) auf Langsamkeit im Aufnehmen von Eindrücken hin. Der untere Theil der Nase, als der thätige, beweist durch starke Entwickelung (Fig. 19.) eine bedeutende, durch schwache (Fig. 20.) eine geringe leidenschaftliche Erregbarkeit. Eine stark aufwärts gekehrte Nase (Fig. 21.) beweis't Vorwitz und Hang zur Unanständigkeit; eine tief herabhängende und niedergebogene Nase dagegen (Fig. 22.) Zurückhaltung. Eine hohe und feine Gestalt der Nase (Fig. 23.) zeigt gemüthliche Erregbarkeit und Empfindsamkeit, eine niedrige grobgeformte Nase (Fig. 24) das Gegentheil an. Die Erhebung der Nasenflügel in Verbindung mit dem seitlichen Theile der Oberlippe deutet auf angenehme Gemüthsbewegungen und passiven Genuss hin (Fig. 25. und 26.)
Hervortretende Augen (Fig. 27.) lassen auf Gier nach sinnlichen Genüssen schliessen; mit tiefliegenden (Fig. 28.) verhält es sich umgekehrt. Weit geöffnete Augen (Fig. 29.) deuten auf kräftiges Sehen, aber geringe Erregbarkeit; wenig geöffnete (Fig. 30.) auf Dauerhaftigkeit und geringere Schärfe des Organs. Tiefgesenkte Augenbrauen (Fig. 31.) zeigen Forschungs- und Unterscheidungsgabe; hochgewölbte (Fig. 32.) Abwesenheit strengen Nachdenkens an.
Figur 33. und 34. sind Beispiele von fein und ungeschlacht gebauten menschlichen Ohren. In dem einen Falle hat man auf Zartheit, im anderen auf Grobheit des Sinnes zu schliessen.
Der Unterkiefer und das Kinn können sowohl für die Stimme, als für den ganzen Körper, interessante Aufschlüsse geben, indem z.B. Breite der Kiefer, wenn sie zugleich nicht zusammengedrückt und nicht niedrig sind, nicht allein eine volle Stimme andeutet, sondern bei dem Zusammenhange aller Bewegungsorgane auch auf die Bewegungskräftigkeit des Körpers schliessen lässt. Vergl. Fig. 35. und 36.


Metadaten

ID Tafel: b0050335berl
Tafelüberschrift: Verm. Gegenstände. CCCLXXIII. Melanges. CCCLXXIII.
Sprache: ger, fre
Heft: 236
http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0050335berl
TafelgehörtzuExemplar: Bertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1830 12/583342450
Klassifikation von Bertuch: Verm. Gegenstände. CCCLXXIII.
Abmessung: koloriert