Ad00341 01 061b

Aus Interlinking_Pictura
Version vom 30. November 2017, 09:03 Uhr von LiaVeja (Diskussion | Beiträge) (Created by Import K bot.)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche



Beschreibungstext


Vermischte Gegenstände. III. B.I. No. 59.

FABELHAFTE THIERE.

No. 1. Der Vogel Roc.
Der Vogel Roc ist nach den bekannten Arabischen Mährchen der Tausend und einen Nacht, und andern orientalischen Wunder-Geschichten, ein ungeheuer grosser Vogel, den immer die Zauberer oder Prinzen oder Prinzessinnen zu ihren Reisen durch die Lüfte brauchen. Wie ungeheuer gross man ihn machte, kann man z.B. aus dem Mährchen, Geschichte des Arabischen Ritters, (im VII. Bande der Blauen Bibliothek S. 340.) sehen, wo er das ganze prächtige Zelt der Prinzessin Dorathill Goase, mit ihr selbst, auf seinem Rücken trägt, und in wenigen Minuten damit über ganz Asien wegfliegt; welche Vorstellung ich hier gewählt habe.
No. 2. Der Basilisk.
Der Basilisk, von dem Plinius in seiner fabelhaften Naturgeschichte erzählt, war ein erdichtetes Wunderthier in Africa, das die Gestalt eines Hahns mit bunten Drachen-Flügeln und einem Drachen-Schwanze haben, und dessen Blick so giftig seyn sollte, dass er alles, was er ansahe, sogleich damit tödtete. Man sagte daher, man könne den Basilisken nicht anders tödten, als dadurch, dass man ihm einen Spiegel vorsetzte. Sobald er sich in demselben sähe, tödte sein giftiger Blick ihn selbst. Giftige Basilisken-Blicke sind daher zum Sprüchworte geworden.
No. 3. Der Phönix.
Der Phönix war gleichfalls ein fabelhafter Wunder-Vogel der Alten. Es lebte nur immer ein einziger auf der Welt, in Arabien, wohin man alle Wunder setzte. Dieser wurde an 500 Jahre alt; und wenn er nun des Lebens müde war, so trug er kostbare Spezereyen in sein Nest zusammen, liess diese von der Sonne anzünden und verbrannte sich selbst; worauf alsdann aus seiner Asche ein junger Phönix hervorkam, und er sich auf diese Art erneuerte. Er hatte die Grösse und Gestalt eines Adlers; seinen Kopf umstrahlte Sonnenglanz; sein Hals glänzte wie Gold, seine Flügel waren purpurroth, Schwanz, Klauen und Schnabel aber himmelblau. Kurz, es war der seltenste Wunder-Vogel von der Welt.
No. 4. Das Einhorn.
Das Einhorn, als vierfüssiges Thier, ist nicht minder eine Fabel. Es kommt zwar oft in Wundermährchen, in der Heraldik als Schildhalter, und sogar in der Bibel, im Buche Hiob, (wo es aber vermuthlich das Zebra seyn soll) vor, allein die neuere Naturgeschichte kennt es nicht. Man giebt ihm die Gestalt eines grossen Pferdes mit einem zwey Ellen langen spitzigen gewundenen Horne vor der Stirn. Vermuthlich hat das eben so gestaltete Horn des Narbal-Fisches, den ich Heft II. No.7. beschrieb, welches man, wie andere versteinerte Thierknochen, irgendwo aus der Erde grub, und Unwissenheit in der Naturgeschichte anlass zu dieser Fabel, die Plinius zuerst erzählt, gegeben.
No. 5. Das Boramez, oder Scythische Lamm.
Man glaubte noch zu Anfange dieses Jahrhunderts die Fabel, es wachse in der Tartarey und Scythien eine wunderbare Pflanze, in Gestalt eines braunen Lammes, auf einem Stengel, der ihm gleichsam zur Nabelschnur diene. Diess Lamm fresse um sich her, so weit es reichen könne, alle Kräuter ab, und sterbe und vertrockne alsdann, wenn es keine Nahrung mehr habe. Das Wahre davon ist, das Boramez oder Scythische Lamm ist ein rauches, wolligtes Moos, welches in grossen Klumpen, und zuweilen in der hier abgebildeten Gestalt, als eine Schmarotzerpflanze auf dem baumartigen Farrenkraute in der Tartarey wächst, und gelblich-braun aussieht. Das Uebrige davon ist ein Mährchen.
No. 6. Der Drache.
Der Drache ist ein berühmtes fabelhaftes Wunder-Thier, das in der Fabel-Geschichte fast aller Völker, und sonderlich in den alten Teutschen Ritter- und Volks-Mährchen, unter dem Namen Lindwurm vorkommt. Er hatte 4 Löwenfüsse, einen dicken Schlangen-Schwanz, Flügel mit Augen, einen schrecklichen Hals und Kopf, und spie gewöhnlich Feuer und Flammen aus dem Rachen. Die Drachen waren Ungeheuer, die die Länder verheerten, und mit denen die Ritter immer kämpften. Kurz, der Drache war von jeher ein Geschöpf der Einbildungskraft, welches die Phantasie der Dichter auf mancherley Art bildete, welches aber nie in der Natur existirte.


Metadaten

Abbildungstitel: Der Basilisk
Tafeltitel: Fabelhafte Thiere
Abbildung gehoertzu Tafel: Ad00341 01 061a
Bildinschrift: 2
Band: 1
Heft: 12
Bildeigenschaften: Kupferstich, schwarze Druckfarbe, koloriert, 75 x 65 mm
http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0020194berl
Schlagwörter: Tiere, Mythologie, Mischwesen, Fabeltiere, Hahn, Flügel (Zoologie), Basilisk (Fabeltier), Drache
BBF ID: b0020194berl
weitere Abbildungsversionen: Ad99998 01 061b, Ad99999 01 061b