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Beschreibungstext
Das Schiff ist eine der sinnreichsten und nützlichsten Maschienen, welche der menschliche Kunstfleiss erfand. Vermuthlich gab ein hohler Baum, so wie ihn noch die Wilden zu ihren Canots brauchen, die erste Veranlassung dazu. Allein, wie viel Verstand und Kenntnisse gehörten nicht dazu, einen so ungeheuren Bau, als ein Kriegsschiff ist, so aus Balken, Brettern, Eisen und Tauwerk zusammenzusetzen, dass es die grössten Lasten tragen, sicher von einem Welttheile zum andern seegeln, und dem Winde und den Wellen trotzen, und dennoch von einem einzigen Menschen geleitet und regieret werden kann! Für alle Nationen, welche Handel treiben, ist die Schiffahrt von äusserster Wichtigkeit.
Es giebt Schiffe von sehr verschiedenen Grössen und Formen, nach Verschiedenheit der Gewässer und dem Gebrauche, wozu sie bestimmt sind. Auf Strömen und Canälen sind sie gewöhnlich nicht gross, haben einen platten Boden, und werden weniger durch Seegel als durch Ziehen oder Rudern fortgebracht; die Schilfe aber, so über See fahren, sind gross, haben einen Kiel zur Grundlage ihres gewölbten Bodens oder Bauches, Seegel, um sie durch den Wind forttreiben, und Anker, um sie auf dem Meere irgendwo fest legen zu können.
Man theilt die Schiffe gewöhnlich in zwei Hauptklassen, nemlich in Kriegs- und Kauffahrtey-Schiffe ein; von beyden giebt es aber bey den verschiedenen seefahrendan Nationen auch sehr verschiedene Fahrzeuge an Grösse, Bauart und Namen. Die gewöhnlichsten und oft in den Zeitungen vorkommenden sind folgende: das Linien-Schiff, die Galeere, die Fregatte, der Cutter, die Jacht, das ordinäre Kauffahrtey-Schiff, die Schaluppe, die Gondel. Von diesen will ich hier getreue Abbildungen geben.
Das Linienschiff.
Linienschiffe sind Kriegsschiffe von der ersten Grösse, welche die Stärke der Kriegsflotten ausmachen, und in Seeschlachten den Ausschlag geben müssen. Sie führen gewöhnlich von 50 bis zu 110 Kanonen, und oft bis 1000 Mann Soldaten, 3 Masten und 10 Seegel. Die grössten Linienschiffe nennt man Dreydecker, oder Schiffe mit drey Verdecken über einander, auf welchen die Kanonen stehen. Die Masten und Seegel sind mit einer Menge von Seilen und Tauwerk befestiget und verbunden, durch welche das Schiff nach dem Winde gedreht und in seinem Laufe gerichtet werden kann. Am Hintertheile des Schiffs ist das Steuer-Ruder, und am Vordertheile sind die Anker. Da ein so grosses Schiff oft etliche 30 Fuss tief im Wasser geht, und also an flachen Ufern nicht anlanden kann, so muss es immer einige Boote bey sich haben, um darin ans Land gehen zu können.
Der untenstehende Durchschnitt des Schiffes zeigt seinen innern Bau, und die horizontale Linie, wie tief es gewöhnlich im Wasser gehet.
Metadaten
Abbildungstitel: | |
Abbildung gehoertzu Tafel: | Ad99999 01 083a |
Band: | 1 |
Heft: | 17 |
Bildeigenschaften: | Kupferstich, schwarze Druckfarbe, koloriert |
Link PPO: | http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0051942berl |
Schlagwörter: | Segelschiff, Kriegsschiff, Schiff, Linienschiff |
Stecher/in: | Westermayr, Henriette |
Signatur Illustrator/in: | C. Westermayr f. |
BBF ID: | b0051942berl |
weitere Abbildungsversionen: | Ad00341 01 083b, Ad99998 01 083b |