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Beschreibungstext
Tafelüberschrift: Vögel. XI. Oiseaux. (XI.)
Der Kuckuk, den wir alle kennen, ist in vieler Rücksicht ein merkwürdiger Vogel. Er ist ohngefähr so gross als eine Turteltaube, nur macht ihn sein Schwanz länger. Von seinem Rufe Kuckuk! Kuckuk! den er jedoch nur vom April an bis zum Julius hören lässt, hat er seinen Namen erhalten. Nur das Männchen schreiet Kuckuk, das Weibchen aber krächzet nur. Er ist ein Zugvogel, der im September, bey uns in Teutschland, in wärmere Länder fortzieht, und im April wiederkommt. Er nährt sich von Würmern und Insecten, und ist keinesweges ein Raubvogel, wie der gemeine Mann fälschlich geglaubt, und sogar verschiedene Fabeln von ihm erzählt hat: z.E. dass er sich in einen Sperber verwandle; dass ihn der Geyer auf seinem Rücken trage und zu uns bringe; dass er auf die Pflanzen speye, und daraus schädliche Insecten wachsen; dass er in die Nester anderer Vögel ein Ey, und zwar jedes von der Farbe der ihrigen lege, um sie zu betrügen; dass der junge Kuckuk die Mutter, die ihn ausgebrütet habe, fresse u.s.w. welches alles Volksmährchen sind. Merkwürdig ist allerdings deswegen der Kuckuk, dass er sich nie ein Nest bauet, und seine Eyer nie selbst brütet, sondern sie alle einzeln in das Nest anderer kleiner Vögel, z.E. der Grasmücken, Rothkehlchen, Zaunkönige, Bachstelzen legt, die es dann gern ausbrüten, und den jungen Kuckuk, wenn er ausgeflogen ist, mit Freuden füttern. Kurz, der Kuckuk bekümmert sich um seine Eyer und Brut gar nicht, sondern überlässt die Mühe davon Andern. Der Kuckuk bewohnt fast alle Welttheile, jedoch hat jedes Land seine besonderen Arten; wie folgende zeigen.
No. 1. Der Europäische Kuckuk.
Er ist dunckelgrau, schattirt, und die Schwingen grün-braun.
No. 2. Der blaue Kuckuk.
Er lebt in Madagascar und ist schön hellblau.
No. 3. Der Kuckuk von Coromandel.
Er ist kleiner als alle, kuppigt, buntgezeichnet und hat einen getheilten Schwanz.
No. 4. Der Kuckuk vom Cap.
Er ist rothbraun mit schwarzen Schwingen, und am Bauche schäckigt. In der Gegend des Vorgebirge der guten Hoffnung findet man auch den sogenannten Honig-Kuckuk, der durch sein Geschrey Chirs! Chirs! den Wilden die Honig-Vorräthe der Bienen im Walde anzeigt, und sie bis zu dem Baume hinführt, in welchem der Stock ist, und dann zur Dankbarkeit von ihnen einen Theil der Beute empfängt.
No. 5. Der Ostindische Kuckuk.
Er ist der grösste unter allen; braun schattirt, und am Bauche gelblich.
No. 6. Der Kuckuk aus den Philippinischen Inseln.
Ist klein, hat schwarzen Kopf, Brust und Schwanz, und dunkelbraune Flügel.
No. 7. Der Kuckuk aus Cayenne.
No. 8. Der Kuckuk aus Guyane.
Sonderbar ist es, dass die Amerikanischen Kuckuke, nicht so wie die in der alten Welt, ihre Eyer in die Nester anderer Vögel legen, sondern sich selbst Nester machen, und ihre Eyer ausbrüten.
Metadaten
ID Tafel: | b0051603berl |
Tafelüberschrift: | Vögel. XI. Oiseaux. (XI.) |
Sprache: | ger, fre |
Heft: | 12 |
Link PPO: | http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t direct=x&f IDN=b0051603berl |
TafelgehörtzuExemplar: | Bertuch-Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Blumen, Früchten, Mineralien, Trachten 1790 1/319858022 |
Klassifikation von Bertuch: | Vögel XI. |
Abmessung: | koloriert |
weitere Abbildungsversionen: | Ad00341 01 062a, Ad99999 01 062a |