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Ad99998 01 032aAd99998 01 032a.jpgGewürze sind Zuthaten in ganz kleinen (Q)uantitäten, wodurch man die Speissen wohl(sc)hmeckender und verdaulicher zu machen sucht. (D)ie Natur hat heissen Ländern auch hitzigere und (stä)rkere gegeben, als den gemässigten, und die (Af)rikaner, Asiaten und Amerikaner machen auch (ei))nen sehr starken Gebrauch davon. Wahrschein(lic)h erfordert aber ein heisses Clima auch hitzige (un)d scharfe Gewürze, um den trägen und in Schwei(se) zerfliessenden Körper zu stärken, und die Thä(tig)keit des Magens zu erwecken, der sonst so kraft(los) wäre, dass sich leicht Mangel des Appetits und (Fi)eber einfinden würden. Pfeffer und Ingwer sind (be)kanntlich zwey der wirksamsten Magenstärkungs-(M)ittel, und in allen Küchen von so allgemeinem (Ge)brauche, dass es wohl werth ist, sie näher ken(ne)n zu lernen.~~No. 1. Der Pfeffer.~~Der Pfeffer ist der Saame einer Staude in Ostin(di)en, die durch Stecklinge fortgepflanzt wird, und ein eyförmiges dunkelgrünes Blatt, mit 7 röthlichen Ribben hat. Er blüht grünlich-weiss, fast wie eine Mayenblume a), und seine Beeren b) sind hochroth; darinn sitzt der Saame c), welcher getrocknet d), schwärzlich wird, und unser sogenannter schwarzer Pfeffer ist, der zum Gewürze dient. Der weisse Pfeffer ist dieselbe Frucht, die nur, wenn sie ganz reif worden ist, im Meerwasser gebeitzt wird, damit sich die schwarze Haut e), davon ablöst, und das innere weisse Korn f) zum Vorscheine kommt. Die Holländer treiben einen sehr grossen Handel mit Pfeffer.~~No. 2. Der Ingwer.~~Der Ingwer ist eine schilfartige Pflanze, die in beyden Indien wächst. Was wir, davon als Gewürz brauchen, ist ihre knolliche Wurzel; daher man sie auch Ingwer-Zehen nennt. Er ist, so wie der Pfeffer, hitzig und magenstärkend, und für Holland ein nicht minder wichtiger Handels-Artikel.~~
Ad99998 01 033aAd99998 01 033a.jpgDer Pelzwaaren-Handel ist bekanntlich für (Ru)ssland, England, Nord-Amerika und Frank(rei)ch von grosser Wichtigkeit. Das kostbarste und (ed)elste Pelzwerk liefert das nördliche Asien, die (W)est-Küste und das Innere von Nord-Amerika. (Fo)lgende sind einige der bekanntesten Thiere, die (ed)les Pelzwerk liefern.~~No. 1. Die Canadische Fischotter.~~Der Canadische Fischotter lebt im innern (N)ord-Amerika an den Ufern der Flüsse, wo er (si)ch von Fischen nährt. Er ist fast 3 Fuss lang, (sc)hwimmt vortrefflich auf und unter dem Wasser, (u)nd gehört unter die vorzüglich schlauen Thiere. (S)ein Balg ist glänzend, licht- oder dunkelbraun, (u)nd ein vortreffliches Pelzwerk.~~No. 2. Der Meerotter.~~Die West-Küste von Amerika zwischen dem (5)0. und 60. Grade, so wie die Küsten von Kamt(s)chatka sind das Vaterland des Meer-Otters, der (o)hngefähr 3 Fuss lang und ganz schwarzbraun von (F)arbe ist. Er lebt am Meeres-Ufer, und nährt (s)ich von allerley Fischen, Seekrebsen, Muscheln und Schnecken, die er zur Zeit der Ebbe, wenn das Meer zurück tritt aufsucht. Sein Balg ist eins der kostbarsten Pelzwerke, und wird sonderlich in China, wo der Hof zu Peking und die Vornehmen Verbrämungen an Kleidern davon tragen, sehr hochgeschätzt, und ein Balg, nachdem er schön ist, mit 100 bis 140 Rubel bezahlt; deswegen auch die Engländer, ausser ihrer alten Hudsons-Bay-Compagnie, die den grössten Pelzhandel von Nord-Amerika treibt, erst vor wenigen Jahren noch eine neue Pelzhandels-Speculation von der West-Küste von America nach China gemacht haben, und erstaunlich dabey gewinnen.~~No. 3. Der Baum-Marder.~~Der Baum-Marder bewohnt das ganze nördiche Europa, Asien und Amerika, findet sich aber auch in Teutschland, England und Frankreich, obgleich sparsamer. Er wohnt vorzüglich in hohlen Bäumen, wovon er auch den Nahmen hat, und nährt sich von Eichhörnern, Mäusen, Vögeln, Beeren und Honig. Sein Koth riecht bisamartig. Sein Pelzwerk ist, sonderlich in den Nordländern, dem vom Stein-Marder weit vorzuziehen, und kommt dem Zobel am nächsten. Er ist ohngefähr 18 und sein Schwanz 10 Zoll lang.~~No. 4. Der Zobel.~~Der Zobel hat mit dem Baum-Marder die grösste Aehnlichkeit nur ist er etwas kleiner, und sein Haar ist dunkelbrauner. Er wohnt in Sibirien, Kamschatka, auf den Inseln zwischen Asien und Amerika, und in ganz Nord-Amerika, bis zum 50 Grade der Breite, in Höhlen unter der Erde, und in hohlen Bäumen. Er nährt sich von Wieseln, Eichhörnern, Haasen und Vögeln, auch Beeren. Sein Balg wird unter das edelste Pelzwerk gerechnet, und ist, je schwärzer, langhaariger und glänzender, desto kostbarer und theurer, so dass man Zobel-Bälge hat, die von 1/4 Rubel an bis zu 50 und mehr Rubel auf der Stelle kosten. Der Zobel-Fang wird in Sibirien von geschlossenen Gesellschaften getrieben, die sich in einzelnen Banden, auf den ganzen Winter hindurch, in die grossen Wüsteneyen begeben. Die besten Zobel-Bälge gehen aus Sibirien nach Russland und von da in die Türkey, die schlechtern nach China. Der Canadische Zobel kommt durch die Hudsons-Compagnie über England nach Frankreich und Teutschland.~~No. 5. Der Hermelin.~~Der Hermelin ist eine grosse Wiesel, ohngefähr 10 Zoll und sein Schwanz 4 Zoll lang, und hat das Besondere, dass er im Sommer gelbbraun und nur am Bauche weiss ist, im Winter aber ganz weiss wird, und nur die schwarze Spitze des Schwanzes behält. Er wohnet häufig in den nördlichen gemässigten Ländern von Europa, Asien und Amerika, fehlt aber auch in wärmeren nicht ganz. Er lebt in Felsenklüften und Steinhaufen und nährt sich von Vögeln, Eyern, Ratten, Mäusen, jungen Haasen und Kaninchen. Sein Balg wird unter das edle Pelzwerk gerechnet, und war sonst eine vorzügliche Tracht grosser Herren, daher auch Fürsten-Mäntel und Hüthe in ihren Wappen immer mit Hermelin gefüttert gemahlt werden; anjetzt ist es aber aus der Mode gekommen.~~No. 6. Das Veeh.~~Das Veeh ist nichts anders als das graue Eichhorn der Nordländer, und lebt sonderlich in Sibirien und Russland, von daher auch mit seinem Pelzwerk, welches Grauwerk heisst, ein grosser Handel getrieben wird. Es lebt übrigens wie die andern Eichhörner in Wäldern, auf Bäumen, und nährt sich von Wall- und Haselnüssen, Bucheckern, Eicheln und Saamen von Nadelholz. Aus seinen Schwanzhaaren werden die kleinen Mahler-Pinsel gemacht.~~
Ad99998 01 034aAd99998 01 034a.jpgDer Land-Bär. No. 1. Der braune. No. 2. Der schwarze.~~Der Land-Bär gehört unter die Raubthiere. Der schwarze welcher an 5 1/2 Fuss lang ist, findet sich nur in den nördlichen kalten Ländern von Europa und Asien, deren grosse waldigte Einöden er bewohnt; der braune hingegen, welcher kleiner, und höchstens 4 Fuss lang ist, findet sich allenthalben, sowohl in kalten als warmen Ländern, sonderlich in Russland, Pohlen, Ungarn, in den Alpen und Pyreneen. In Teutschland aber giebt es jetzt keine mehr. Der schwarze Bär nährt sich von allerley Wurzelwerk, Beeren, wilden Obste, Honig, reifen Getreide, und selten von Fleischwerke; der braune hingegen vornehmlich vom Fleische allerley grosser Thiere, und ist daher den Pferden, dem Rind- und Schaaf-Viehe, und Roth-Wildpret sehr gefährlich. Aas ist gleichfalls Nahrung für ihn. Er schlägt seinen Raub mit den Tatzen nieder, die vorzüglich seine Waffen sind, und mit welchen er sich, auf den Hinterbeinen stehend, wehret, und saugt alsdann zuerst das Blut aus. Er kann schlecht laufen, aber sehr gut auf die Bäume klettern. Im Winter macht er sich in Höhlen oder unter Baumwurzeln ein Lager, in welchem er 5 bis 6 Monate ruhig und ohne Nahrung lieget, und zum Zeitvertreibe an den Tatzen sauget. Die Bärin bringt 1 bis 2 Junge; allein dass sie dieselben als rohe Fleischklumpen gebähre, und ihnen erst durch ihr Lecken Form und Gestalt gebe, ist eine Fabel. Man fängt und erlegt den Bären seiner Haut wegen, die als ein grobes Pelzwerk zu vielerley gebraucht wird, und eine gute Handelswaare ist.~~No. 3. Der Eis-Bar.~~Der Eisbär wohnt nur um den nördlichen Polar-Zirkel in Grönland, Spitzbergen, Novaja-Semlja, und auf den Inseln des Eismeers. Er ist ganz weiss, 8 bis 12 Fuss lang und ein sehr gefrässiges, fürchterliches Raubthier. Er nährt sich von Fischen, Robben, Walrossen, Walfischen, wenn sie noch jung oder todt sind; gräbt Leichen aus, fällt Menschen an, und kehrt sich an ihre überlegene Anzahl nicht. Auf abgerissenen Eisschollen macht er Reisen über ganze Meere, und kann sehr gut schwimmen. Im Winter vergräbt er sich in den Schnee. Man schiesst ihn seines Fells wegen.~~No. 4. Der Schupp, oder Wasch-Bär.~~Der Schupp wohnt in Nordamerika, in Jamaika und in den Antillen, meist in hohlen Bäumen. Er ist beynahe 2 Fuss lang, nährt sich von Mais, Zuckerrohr, Kastanien, und ist kein Raubthier. Er wird leicht zahm, und in den Häusern gehalten. Weil er seine Speisen und glatte Sachen gern im Wasser wäscht, so heisst er davon der Wasch-Bär. Sein Fell ist ein mittelmässiges Pelzwerk, das häuffig nach Europa kommt, und woraus meistens Müffe gemacht werden.~~No. 5. Der Dachs.~~Der Dachs gehört gleichfalls zu den Bären-Arten. Er ist etwa 2 Fuss lang und in ganz Europa und Asien bis hinauf zum 60sten Grade zu Hause. Er lebt einsam in unterirrdischen Höhlen, die er sich in Wäldern gräbt; aus diesen geht er nur des Nachts heraus, und nährt sich dann von Wurzeln, Eicheln, Obste, Fröschen, Käfern, Vögel-Eyern und jungen Vögeln. Im Herbste wird er sehr fett, legt sich dann in seine Höhle, wo er den Winter über liegen bleibt, und sich sein eignes Fett aussauget, so dass er im Frühjahre ganz mager ist. Sein Fleisch ist nicht essbar; sein Fett wird in den Apotheken, und sein Fell zu Jagd-Taschen und Ranzen gebraucht.~~No. 6. Der Vielfras.~~Der Vielfras ist ohngefähr 2 Fuss lang, wohnt in Norwegen, Schweden, Lappland und Sibirien, und gehört auch zu den Bären. Er nährt sich von dem frischen Fleische und Aase der Elenne, Renn-Thiere, Haasen, Mäuse und Beeren. Er ist sehr gefrässig, und hat davon den Nahmen. Sein Balg ist sehr schön von Haaren und ein kostbares Pelzwerk.~~
Ad99998 01 035aAd99998 01 035a.jpgNo. 1. Der Lachs oder Salm.~~Der Lachs oder Salm macht den Uebergang von den See- zu den Fluss-Fischen, denn er überwintert in der See, sonderlich im nördlichen Ocean, und geht im Frühjahre sehr fett in die Flüsse zurück, wo er laichet und häufig gefangen wird. Er nährt sich von kleinen Fischen und Wasserinsecten, wächst sehr schnell, und erlangt eine beträchtliche Grösse bis zu 6 Fuss Länge und 80 Pfund an Gewicht. In Teutschland wird er fast in allen grossen Flüssen gefangen, der Rhein- Weser- und Elbe-Lachs ist der berühmteste davon. Er ist sowohl frisch gesotten als auch marinirt und geräuchert, ein sehr delikater Fisch, und macht daher einen beträchtlichen Handelszweig für mehrere Länder; besonders für England, als wo der Lachsfang sehr stark getrieben wird.~~No. 2. Der Thun.~~Unter allen essbaren Fischen ist der Thun-Fisch wohl der grösste, denn man findet ihn von 2 Fuss, seiner gewöhnlichen Grösse, bis zu 10 Fuss lang und von 7 bis zu 700 Pfund schwer. Er wohnet in allen Meeren, vorzüglich aber in dem mittelländischen, als wo an den Italienischen, Französischen und Spanischen Küsten grosse Thun-Fischereyen sind, und ein starker Handel mit dem eingepöckelten Thun-Fisch, sonderlich in die Türkey getrieben wird. Er wird auch frisch und marinirt, wie der Lachs, verspeisst. Der Thun ist ein starker Räuber, nährt sich vorzüglich von Heringen und Makreelen, und seine Gefrässigkeit geht so weit, dass er auch seiner eignen Brut nicht schont. Er zieht im May in grossen Schaaren von mehreren Tausenden in Form eines langen Vierecks mit grossem Geräusche aus dem hohen Meere gegen die Küsten, und da ists, wo er in den sogenannten Tonnaros, oder Thun-Fischereyen - welches eine Art von Wasser-Festung, zwischen den Felsen und Inseln, aus starken Netzen gebaut, und mit vielen Kammern versehen sind - häufig gefangen wird.~~No. 3. Der Hering.~~Der Hering ist ein so höchst wichtiger Fisch sowohl als Speise als auch als Handels-Artickel, für ganz Europa, dass ganze Länder, z.E. Holland, Engl., Schottland, Norwegen, Schweden, Dännemark, Preussen u.s.w. ihn als eine Haupt-Quelle ihres Reichthums betrachten. Der Hering ist ein Bewohner der Nord- und Ost-See so wie des Atlandischen Meeres, wo er sich in den Tiefen aufhält, im Frühjahre und Sommer aber an die flachen Stellen empor kommt, und sich in ungeheuern Schaaren an die Küsten drängt, um daselbst zu laichen, wobey er dann auch gefangen wird. Unsere Vorfahren kannten zwar schon den Hering, allein da sie ihn nicht recht einzusalzen verstunden, war ihnen dieser Handel von keiner grossen Wichtigkeit, bis ein Brabanter, Wilhelm Beuckel, gegen das Ende des XIII. Jahrhunderts, durch einen Zufall die rechte Methode ihn einzusalzen und haltbar zu machen erfand, und dadurch auf einmal die Herings-Fischerey zu einer Goldgrube, und zum wichtigsten Handelszweige für viele Nationen machte. Keine einzige Gattung Fische vermehrt sich jährlich so ungeheuer, und ist in grösserer Menge im Meere vorhanden, als der Hering, denn man kann nur mässig berechnet annehmen, dass jährlich gewiss über 1000 Millionen von den Menschen gefangen, und mehr als noch einmal so viel von andern Raub-Fischen gefressen werden. Man hat eine doppelte Art den Hering zur Dauer zu bereiten, nemlich 1) das weisse Einsalzen, wo er in Tonnen eingesalzt oder eingepöckelt, und wie bekannt, durch ganz Europa versandt wird; 2) das rothe Einsalzen, wo die Heringe 24 Stunden lang in Salz-Laake liegen, hernach herausgenommen, mit den Köpfen an hölzerne Spiesse angereihet, und in dazu angelegten Oefen , deren jeder 12000 Stuck fasset, 24 Stunden lang geräuchert und gedörrt werden, und sodann Bücklinge heissen. Der Hering der Ostsee heisst Strömling, und ist etwas kleiner.~~No. 4. Die Makrele.~~Wir treffen die Makrele in der Nord- und Ost-See und an mehreren Orten im Ocean an. Sie zieht in ganzen Heeren, und ist ein starker Raubfisch, der sonderlich den Heringen gefährlich wird, und sie oft von den Kusten verscheucht. Sie wird 1 höchstens 2 Fuss lang, und ist ein fetter sehr delikater Fisch. Sie wird theils frisch verspeisst, theils marinirt; in Norwegen und Schottland aber wie der Hering behandelt. Der Makrelenfang macht bey verschiedenen Völkern einen beträchtlichen Theil der Fischerey aus.~~
Ad99998 01 036aAd99998 01 036a.jpg(E)s giebt sehr viele Arten Raub-Vögel. Der erste (und b)erühmteste unter ihnen ist der Adler. Der (Adler) ist, als der edelste Vogel, der König der Vö(gel, s)o wie der Löwe der König der vierfüssigen (Thier)e. Man 10 Sorten Adler, deren jede (von d)er andern verschieden ist; nemlich 1) den (König)s- oder Gold Adler; 2) den gemeinen Adler; (3) de)n Adler mit weissen Kopfe; 4) den ge(...)en Adler; 5) den Adler mit weissen Schwan(ze; 6)) den weissen Adler; 7) den schwarzen Ad(ler; 8)) den kleinen Adler mit weissen Schwanze; (9) d)en grossen Meer-Adler; 10) den gemeinen (...)-Adler. Ich will hier nur 3 Haupt-Arten davon liefern.~~No. 1. Der Königs- oder Gold-Adler.~~(Er) ist der edelste und stolzeste seines Geschlechts, (misst) 8 1/2 Fuss mit ausgestreckten Flügeln, und (fliegt) unter allen Vögeln am höchsten, denn er steigt (hoch) über die Wolken; daher ihn auch die Alten (dem J)upiter zugesellten, und ihn nur den Götter-(Vogel) nannten. Er hat einen starken blaulichen (Schna)bel und goldgelbe Füsse, mit scharfen Kral(len.) Seine Farbe ist goldgelb und braun, und er hat ein blitzendes gelbes Auge. Er wohnt auf hohen (einsa)men Felsen, sowohl in den gemässigten Gegenden von Europa, als in heisseren Ländern. Er (raubt) Kraniche, Gänse, Hasen, Lämmer, und junge Ziegen, und ist sehr schwer zahm zu machen.~~No. 2. Der gemeine Adler.~~(Er) ist etwas kleiner als der Königs-Adler, braun (von) Farbe, mit weiss und schwarzen Schwanze, (l)ebt zahlreicher als jener, besonders in kalten (Länd)ern. Sein Raub sind vorzüglich Haasen, da(her) man ihn auch sonst zur Falknerey in Frank(reich) zur Hasen-Beitze abrichtete.~~No. 3. Der Pygargue oder Adler mit weissem Kopfe.~~Er ist so gross wie der gemeine Adler, schwarz(braun) von Farbe, mit weissem Kopfe und Schwan(ze, l)ebt auch nur in kalten Ländern, und raubt (vorz)üglich junge Rehe und Hirschkälber. Er horstet auf hohen Bäumen, und fliegt nur ein Paar Stunden um Mittag auf Raub aus. Dass die Adler überhaupt ihre Jungen auf ihrem Rücken der Sonne entgegen trügen, oder sie nöthigten in die Sonne zu sehen, und diejenigen tödteten, die den Sonnenglanz nicht mit offenen Augen ertragen könnten, ist eine Fabel der Alten.~~No. 4. Der Lämmer-Geyer.~~Ist der grösste und fürchterlichste unter allen Raubvögeln. Er wohnt vornehmlich in Afrika und auf den Alpen in der Schweiz, und seine ausgebreiteten Flügel sind an 16 Fuss lang. Er ist dunkelbraun von Farbe, hat einen fast nackten Hals, der nur mit dünnen Flaum-Federn besetzt, und vorn herein mit zwey weissen Strichen gezeichnet ist; einen oben platten Kopf, und starken erst an der Spitze gekrümmten Schnabel. In Peru heisst er der Condor. Er frisst Aas und Luder lieber als frisches Fleisch, welches die Adler nicht thun; in Mangel dessen aber raubt er Schaafe, Kälber, Ziegen, Rehe, Gemsen und sogar auch 3 bis 4jährige Kinder. Man nennt ihn Lämmer-Geyer, weil Schaafe sein liebster Raub sind.~~No. 5. Der Habicht.~~Der Habicht ist ein gemeiner Europäischer Raub-Vogel, der den Tauben- und Hühner-Höfen vielen Schaden thut. Er ist graubraun gesprenkelt und hat lange Beine und Fänge. Man richtet ihn auch zur Falknerey mit ab.~~No. 6. Der Falke.~~Nach dem Adler ist der Falke der edelste, schnellste und kühnste Raubvogel, und der nützlichste für den Menschen; denn er lässt sich vortrefflich zur Falken-Jagd oder Beize abrichten, welche nur ein theuer Vergnügen grosser Herren ist. Man beizet mit ihm Hasen, Reiger, Kraniche, Störche und Feldhühner. Der Falke bewohnt nur die kältesten Nord-Länder, Issland, Norwegen, Russland, von daher man sie nach Frankreich, Teutschland, Italien, Persien und in die Turkey transportirt. Man hält die Issländischen weissen Falken für die kostbarsten. Das scharfe Gesicht des Falken ist berühmt, und zum Sprüchworte geworden.~~
Ad99998 01 037aAd99998 01 037a.jpgDas eigentliche Vaterland der Tabackpflanze ist das südliche Amerika. Der Taback hat seinen Namen von der kleinen Insel Tabago, wo die Spanier ihn im Jahr 1520 zuerst fanden und von da nach Europa brachten. Seinen lateinischen Nahmen Herba Nicotiana hat er von einem französischen Gesandten am Portugies. Hofe, Jean Nicot, der ihn dort kennen lernte, und zuerst an die Königin Catharine de Medicis nach Frankreich schnickte. Sein Gebrauch hat sich seitdem in der ganzen Welt ausgebreitet, und ist einer der wichtigsten Producte und Handels-Artikel sowohl von Westindien als Europa worden. Obgleich sein Vaterland eigentlich die wärmeren Länder von Amerika und Asien sind, so verträgt er doch auch sehr gut das gemässigtere Clima, und wird dermalen häufig in Europa, sonderlich in Frankreich, Teutschland und Ungarn gebauet. Es giebt zwar einige wesentlich verschiedene Gattungen der Tabackpflanze, die bekanntesten und vorzüglichsten darunter sind aber folgende zwey.~~No. 1. Der Virginische Taback.~~Er macht in gutem Boden eine Staude von ohngefähr Mannshöhe, die grosse, breite und zugespitzte Blätter, und oben einen Büschel blassrothe trompetenförmige Blumen hat. Sein Vaterland ist Westindien und vorzüglich Virginien, woher er auch den Nahmen hat.~~No. 2. Der Asiatische oder Bauern-Taback.~~Dieser ist kaum halb so hoch, hat aber mehr grössere und breitere Blätter als jener, blüht grüngelb und trägt vielen ölreichen Saamen. Sein Vaterland ist Asien, und er wird vorzüglich in der Türkey und in Ungarn gebaut, daher er auch türkischer Taback heisst. Beyde Pflanzen geben einerley Product, nemlich Rauch- und Schnupf Taback, welche aus den getrockneten grünen Blättern der Pflanze fabricirt werden. Je heisser das Land ist, in dem die Pflanze wächst, desto besser von Qualität wird der Taback. -~~Folgendes sind ohngefähr die Haupt-Arbeiten der Tabacks-Cultur und Fabriation. Wenn die grünen Blätter der Taback-Pflanze eine gewisse Grösse und Reife erlangt haben, und anfangen braun zu werden, so werden sie abgeblattet, auf einander gepackt, dass sie sich erhitzen und schwitzen, dann an starke Faden gereihet, und im Schatten recht dürr getrocknet. So werden sie nun Centnerweise an die Tabacks-Fabriken verkauft; wo sie dann gehörig sortirt, in Brühen gebeitzt, und entweder zu Rauch-Taback in Rollen gesponnen oder fein geschnitten; oder zu Schnupf-Taback klar gemahlen werden. Die vielerley und verschiedenen Arten, die Tabacks-Blätter aus verschiedenen Ländern zu mischen, zu sortiren, zu beitzen, ihn gähren zu lassen, zu spinnen, zu schneiden, zu mahlen und zu appretiren, geben hernach die erstaunlich vielen Sorten von Rauch- und Schnupf-Taback, davon fast jedes Land seine Eigenheiten hat, und die für den Handel sowohl als für die Staats-Einkünfte vieler Reiche ein so wichtiger Gegenstand sind.~~
Ad99998 01 038aAd99998 01 038a.jpgUnter dem Namen Stockfische begreift man im gemeinen Leben gewöhnlich mehrere Arten getrockneter Schell-Fische, die ein höchst wichtiger Handels-Artikel vieler Nationen, so wie die Kost unzähliger Menschen sind. Die bekanntesten Fischarten darunter sind der Kabeljau, der eigentliche Stockfisch, die Scholle, und der Schellfisch, welche gegenwärtige Tafel auch zeigt.~~No. 1. Der Kabeljau.~~Der Kabeljau ist der grösste unter den Stockfisch-Arten, gewöhnlich 3 Fuss lang und 14 bis 20 Pfund schwer. Er ist ein Bewohner des Weltmeeres, und kömmt nie in die Flüsse; am häufigsten findet man ihn in den nördlichen Meeren unserer Hämisphäre, an den Küsten von Norwegen, Island, an den Orkadischen Inseln, und in Nordamerika bey der Bank von Terre Neuve, Capbreton und Neuschottland. Er ist für viele Nationen ein überaus wichtiger Handels- und Nahrungs-Artikel. Er ernährt ganz Island, bringt Norwegen jährlich einige Tonnen Goldes ein, und ist sonderlich für England und Frankreich eine ergiebige Quelle des Reichthums, indem er beyden Nationen nur in Nord-Amerika jährlich an 20000 tüchtige Seeleute beschäftigt. Man fängt den Kabeljau mit Angeln, an welche man frische Heringe, Schellfische, Makrellen, Krebse und Krabben als Köder steckt. So bald er gefangen ist, wird ihm der Kopf abgeschnitten, das Eingeweide herausgenommen, und das Rückrad ausgelösst, und sodann wird er entweder auf Stöcke oder Stangen gehängt, und an der Luft getrocknet, oder er wird eingesalzen und in Fässer gepackt, oder er wird eingesalzen und zugleich an der Luft gedörrt. Von diesen drey verschiedenen Arten der Zubereitung zur Dauer, bekömmt der Kabeljau hernach auch verschiedene Namen; denn ungesalzen an der Luft getrocknet, heisst er Stockfisch, eingesalzen, Lapperdan, gesalzen und getrocknet aber Klippfisch. Unter diesen 3 verschiedenen Namen führen ihn unsere Kaufleute; es ist aber immer ein und derselbe Fisch, der Kabljau. Aus den Lebern wird Trahn gebraten; und der Rogen wird in Fässchen an die Holländer und Franzosen verkauft, die ihn als Köder zum Sardellen-Fange brauchen.~~No. 2. Der eigentliche Stockfisch.~~Der eigentliche Stockfisch ist kleiner als der Kabeljau, nur 1 1/2 bis 2 Fuss lang, aber ein Raubfisch wie jener, und verfolgt sonderlich die Heringe und Makrelen. Er halt sich sowohl im Mittelländischen als Nord-Meere auf, und wird am häufigsten an den englischen und Irrländischen Küsten, und 3 bis 4 Meilen von der Küste von Bretagne mit Netzen oder Angeln gefangen. Da er in grosser Menge gefangen wird, so wird der gröste Theil davon an Stangen oder Stöcken getrocknet (wovon er auch den Namen Stockfisch bekommt) und nach Spanien oder Teutschland versendet.~~No. 5. Die Scholle.~~Man rechnet die Scholle gleichfalls unter die Stockfisch-Arten, weil man sie grösstentheils, in Teutschland wenigstens, nicht frisch, sondern an der Luft gedörrt und in Bündel gebunden versendet, und ebenso wie den Stockfisch kocht und verspeiset. Sie wohnen in der Ost- und Nord-See, halten sich beständig tief im Grunde der See auf, und nähren sich von kleinen Fischen, Muscheln und Schnecken-Brut. Das Charakteristische an ihnen ist, dass immer beyde Augen auf einer Seite des Körpers stehen, und dass ihr Körper vom Rücken nach dem Bauche zu ganz platt gedrückt und flach ist, daher sie auch Plattfische, Platteisen, und Halbfische heissen. Sie werden mit Grundschnuren gefangen oder mit langen Stangen gestochen, und machen für die Küsten der Ostsee einen guten Handels-Artikel.~~No. 4. Der Schellfisch.~~Der eigentliche Schellfisch ist unter allen Stockfischen der kleinste, denn er ist nur 1 Fuss lang. Er bewohnt die Nordsee und wird ohnweit Helgoland im Herbst in grosser Menge gefangen, und nach Hamburg verfahren. Er nährt sich von Krebsen und Wasser-Insecten; und hat ein weisses, derbes, wohlschmeckendes Fleisch. Er wird sowohl frisch, als auch gesalzen und getrocknet in den Nordländern verspeisset.~~
Ad99998 01 039aAd99998 01 039a.jpgNo. 1. Der Zimmetbaum.~~Das Vaterland des ächten Zimmet-Baums, welcher uns eins der kostharsten und angenehmsten Gewürze, die Zimmet-Rinde oder den Caneel liefert, und womit die Holländer lange Zeit den Alleinhandel trieben, ist die Insel Zeylan. Der wilde Zimmet wächset zwar auch auf der Küste Malabar, in Sumatra und Borneo, ist aber bey weitem nicht so gut als der ächte von Zeylan, und kostet auch nur den fünften Theil so viel als jener. Der Zimmetbaum wird ohngefähr so gross als bey uns ein Pflaumenbaum, hat breite dunkelgrüne Blätter, die jung purpurroth aussehen, und einen starken würzreichen Geruch haben. Auch seine Wurzel hat einen scharfen Campferartigeu Geruch. Er hat kleine weisse geruchlose Blüthen, die hernach, eine kleine olivenartige blaulich-schwarze Frucht (Fig. a.) geben, welche den Geruch von Gewürznelken hat. Der Baum hat eine doppelte oder vielmehr dreyfache Schaale. Die äussere ist grau, ohne Geruch und Geschmack, und taugt nichts. Die zweyte und dritte hängen fest zusammen, und machen das Gewürz, die Zimmet-Rrinde, aus. Um die Rinde von gehöriger Güte zu erhalten, darf kein Baum vor dem fünften Iahre geschälet werden; länger als bis 10 oder 12 Iahr aber taugt er nicht zum Schälen, weil die Rinde zu schlecht wird. Es giebt vorzüglich 3 Arten von Zimmet: 1) der feine, von jungen und mittelmässigen Bäumen; 2) der grobe, von dicken älteren Bäumen; und 3) der wilde, von den andern Inseln ausser Zeylan. Die Holländcr schickten bisher jährlich immer drey bis 400,000 Pfund, von daher nach Europa; aber die Engländer, welche den Zimmet bereits mit Glück in die westindischen Inseln verpflanzt haben, thun ihrem Handel grossen Schaden.~~No. 2. Der Campferbaum.~~Der Campfer, das bekannte, starkriechende und fast wie weisses Steinsalz aussehende Arzneymittel, ist das Harz des Campfer-Baums, der in China, und vorzüglich in Ostindien auf der Insel Borneo und Sumatra wächst. Der Baum wird hoch, breitet sich sehr aus, hat hellgrüne stark geribbte Blätter, die beym Reiben wie Campfer riechen, kleine weissgelbe Blüthen, die dunkelblaue Beeren (Fig. b.) als Saamen tragen; und gehört unter die Lorber-Arten. Wenn der Baum geritzt wird, so dringt zwischen Kern und Schaale das weisse flüchtige Harz, der Campfer, heraus, und dies ist der sogenannte natürliche oder Borneische Campfer, der kostbarste, theuerste und seltenste. In Europa braucht man nur den durch Kunst gemachten Campfer, welcher in China und Japan aus Wurzeln, Aesten und Blättern des Campferbaums durch Destilliren bereitet wird. Dieser aber, weil er noch roh und unrein, röthlich und aschgrau aussehend, nach Europa kommt, wird erst in Venedig, Holland und England gereinigt nnd raffinirt. Ausser seinem medizinischen Gebrauche wird er auch vorzüglich zu Feuerwerkerey gebraucht, weil er schnell und unauslöschlich brennt.~~
Ad99998 01 040aAd99998 01 040a.jpgNo. 1. Der Schwan.~~Der Schwan ist ein grosser Wasservogel, der wild an den Küsten der Nord- und Ostsee häufig, zuweilen auch auf grossen Landseen wohnt. Man hat ihn auch zahm auf Flüssen und Teichen. Seine Federn, zu Betten, sind ein wichtiger Handels-Artikel, so wie auch seine Federkielen zum Schreiben. Die ganz abgezogene Haut mit den feinen Pflaumen-Federn gaar gemacht, giebt ein zartes, sehr warmes und kostbares Pelzwerk. Dass der Schwan, der sonst eine rauhe widrige Stimme hat, lieblich zu singen anfange, wenn er sterben wolle, ist unwahr, und ein Mährchen der Alten.~~No. 2. Der Albatros oder Sturmvogel,~~ist einer der grössten Seevögel, die erst neuerlich entdeckt und bekannt worden sind, denn er lebt blos in Australien in den kälteren Gegenden der Südsee, auf dem hohen Meere und Klippen in demselben, und der Capitain Cook, der Weltumsegler, fand deren viele in jenen Gegenden. Er ist 3 Fuss lang und sein Leib so dick wie ein Hammel. Er fliegt nur bey kommenden Sturme auf dem Meere, und heisst daher der Sturmvogel. Er nährt sich von weichen Fischen, und dem Laich der grossen Fische.~~No. 3. Der Pelican.~~No. 4. Die Löffelgans.~~Der Pelican und die Löffelgans werden oft mit einander verwechselt, weil beydes Wasservögel sind, die an den Seeufern und auf grossen Ströhmen leben; aber sie sind, wie schon ihre Figur zeigt, sehr wesentlich verschieden. Der Pelican hat grosse Schwimmfüsse, die Löffelgans nicht, sondern Füsse wie ein Sumpfvogel. Die Löffelgans hat einen harten und vorn breiten löffelförmigen Schnabel, um damit die Wasserschnecken, Muscheln, Krebse und Wasserinsecten auf dem Grunde zusammenscharren und zerreiben zu können; der Pelican hingegen hat einen grossen, weichen pergamentartigen Schnabel, an welchem unten eine gelbe faltige Haut hängt, die sich zu einem grossen Sacke ausdehnt, in welchem der Pelican die Beute seiner Fischerey sammlet, und oft 6 bis achtpfündige Fische aufhebt. An Grösse und Gefieder sind beyde einander fast gleich; der Pelican lebt in allen Welttheilen und Zonen, die Löffelgans aber nur in der heissen, und beyden gemässigten Zonen. Dass der Pelican sich selbst die Brust aufhacke und seine Jungen mit seinem Blute nähre, wenn sie Noth litten, ist eine Fabel.~~No. 5. Der Rohrdommel.~~Der Rohrdommel ist ein Sumpvogel, der in allen Welttheilen, sehr einsam und scheu, in grossen und weiten Morästen, mitten im Rohr und Schilfe lebt, und sich von Fröschen, Schlangen und Wassermäusen nährt. Er ist so gross wie eine mässige Gans, und merkwürdig wegen eines sonderbaren Geschreys zur Zeit seiner Palze, welches wie das Brüllen des grössten Ochsen klingt, sehr weit gehört wird, und furchtsame Reisende bey Nacht oft ängstlich macht.~~No. 6. Der Wasserrabe, oder Cormoran.~~Der Cormoran ist ein Seevogel, der in allen Zonen an den Meeresufern lebt, die Grösse einer jungen Gans hat, und ein gewaltiger Fischräuber ist; denn er verfehlt nie seine Beute, und schwimmt so frey unterm als über dem Wasser. Die Chineser, Engländer und Franzosen haben abgerichtete zahme, denen sie einen Ring über dem Kropfe um den Hals legen, damit sie nicht die gefangnen Fische hinterschlingen können, und sie so zur Fischerey brauchen.~~
Ad99998 01 041aAd99998 01 041a.jpgDie ersten Menschen wohnten vermuthlich in Felsenhöhlen, wo das Land welche hatte, oder im wärmeren Himmelsstrichen unter dickbelaubten Bäumen und Sträuchen, um sich für Sonnenhitze und Ungewitter zu sichern. So bald sie aber in Gesellschaften zusammen traten, sich durch Kunst ihre Bedürfnisse zu schaffen suchten, und in Familien verbanden, fiengen sie auch an, sonderlich in kälteren Gegenden der Welttheile, sich Häuser zu bauen.~~No. 1. Ursprung der Baukunst.~~Die erste rohe Form der Häuser, woraus hernach die edle Baukunst der Griechen und Römer wurde, entstund vermuthlich so, dass man rohe Baumstämme gleich lang schnitt, sie gleich weit von einander in einem Viereck auf Steine als Säulen stellte, sie oben mit Baststricken umwand, dass sie nicht sprungen, und eine dünne Steinplatte drauf deckte (Fig. a.), alsdann mit vier Trägern diese Säulen verband, auf die Träger wieder Balken legte, und damit die Decke machte, auf den Balken aber schrägliegende Sparren aufrichtete, sie wieder mit Latten verband, diess Dach dann mit Schilf, Rohr und Baumrinden deckte, und die Zwischenräume der Säulen mit glatten Steinen ausmauerte, um der Hütte dichte Wände zu geben. So entstand wahrscheinlich die Form des ersten Hauses, und die erste rohe Säulen-Ordnung (Fig. a.) aus dem rohen Baumschafte. Aus dieser einfachen und wilden Form aber bildeten hernach die kunstreichen Griechen und Römer ihre schöne Baukunst; deren edle Formen die Baukünstler in fünf Haupt-Formen der Gebäude eingetheilt haben, die man Säulen-Ordnungen nennt, weil sie hauptsächlich an den Capitälern und Verhältnissen ihrer Säulen und Gesimse erkannt werden; und davon drey den Griechen und zwey den Römern gehören. Da man sie vornemlich an ihren Tempeln fand, so kann man sie auch an folgenden fünf Fronten von Tempeln am besten kennen lernen.~~No. 2. Toscanische Ordnung.~~Diese Ordnung, welche bey den Römern entstand, ist die niedrigste, einfachste und stärkste unter allen, und wird von den Architecten blos zu Untergeschossen an Prachtgebäuden gebraucht. Fig. b. zeigt das Capitäl ihrer Säulen.~~No. 3. Dorische Ordnung.~~Die älteste der drey griechischen Säulen-Ordnungen, welche Dorus, König von Peloponesus, zuerst an einem Tempel der Juno brauchte, und von ihm daher ihren Namen hat. Sie ist etwas höher und feiner in ihren Verhältnissen als die Toscanische; Fig. c. ist ihr Capitäl.~~No. 4. Ionische Ordnung.~~Die zweyte griechische empfing ihren Nahmen von dem berühmten Dianen-Tempel in Jonien (einer griechischen Provinz,) an welchem sie zuerst erschien. Sie ist höher und zierlicher in allen ihren Verhältnissen als die beyden vorigen. Fig. d. und e., zeigt ihr Capitäl von vorne und von der Seite, das durch seine doppelte Schnecke sich auszeichnet.~~No. 5. Corinthische Ordnung.~~Die dritte griechische, und zugleich die schönste, leichteste und zierlichste in ihren Verhältnissen unter allen. Fig. f. zeigt ihr mit Acanthus-Blättern und vier Schnecken schön dekorirtes Capitäl, so wie Fig. g. den Ursprung, desselben, welchen Vitruv, ein alter römischer Architect, folgendermaassen erzählt. Die Amme eines verstorbenen kleinen griechischen Mädchens habe ein Körbchen mit ihren Spielsachen gefüllt, und mit einer Ziegel bedeckt, auf ihr Grab gebracht, und es von ungefähr auf eine Acanthus-Staude gesetzt. Die Acanthus-Staude sey um das Körbchen in die Höhe gewachsen, und ihre Blätter hätten sich, da sie oben an die Ziegel angestossen, in sich zurückkrümmen müssen. Ein geschickter Bildhauer von Corinth, Nahmens Callimachus habe diese Figur gesehen, und so schön gefunden, dass er sie in Stein gehauen und zum Capitäl einer neuen, der Corinthischen Säulen-Ordnung, gemacht habe.~~No. 5. (sic) Römische oder zusammengesetzte Ordnung.~~Ist die zweyte Römische Säulenordnung, erschien zuerst an dem Triumphbogen des Kaisers Titus, und heisst Composita, die zusammengesetzte, weil sie aus den Gliedern und Verhältnissen der Corinthischen und Jonischen zusammengesetzt ist, wie auch ihr Capitäl (Fig. h.) zeigt. Sie ist die einzige, welche sich von einer Menge Zusammensetzungen, die man nachher in der Baukunst versuchte, allein erhalten hat, und noch jezt von Architecten bey Prachtgebäuden gebraucht wird.~~
Ad99998 01 042aAd99998 01 042a.jpgNo. 1. Der Laternenträger.~~Der Laternenträger ist ein geflügeltes ziemlich grosses Insect, das nur in heissen Ländern, vorzüglich aber in Surinam in Südamerika lebt, und schön gezeichnet und colorirt ist. Sein grosser hohler trompetenartiger Rüssel glänzt bey Nacht so hell wie ein Licht, und so stark dass die Amerikaner sich dieser Insecten im Zimmer statt eines Lichts, und des Nachts auf dem Wege, statt einer Laterne bedienen, indem sie sie an die Füsse oder an einen Stock anbinden. Sie leben von Blumen, und sind ganz unschädlich.~~No. 2. Die wandernde Heuschrecke.~~Es giebt mehrere Arten Heuschrecken, grosse und kleine, davon die Europäischen unschädlich sind; die weit grösseren afrikanischen und asiatischen aber, die oft einen Fingerslang und dick sind, verwüsten zuweilen ganze Länder, kommen mit Ostwinde in ungeheuern Schaaren, die wie schwarze Wolken die Sonne verfinstern, gezogen, und fressen wo sie niederfallen viele Meilen weit Laub, Getraide und Gras und alles Grüne weg. Diese Verheerungen richtet vorzüglich die asiatische wandernde Heuschrecke an, die sich gewöhnlich in den Steppen der Tatarey aufhält, wie die Zugvögel wandert, und nicht eher weiter zieht, als bis sie in einer Gegend alles verheeret hat. Sie sind in diesem Iahrhunderte nur dreymal, nemlich im Jahre 1730, 1747 und 1748 bis nach Teutschland mit Ostwinden gekommen.~~No. 3. Das wandelnde Blatt, oder die Fang-Heuschrecke.~~Diese Art lebt in den wärmern Ländern von Europa, ist unschädlich, und nährt sich blos von andern Insecten, die sie mit Springen fängt; davon sie die Fangheuschrecke heisst.~~No. 4. Die Cicade.~~Die Cicade lebt fast in allen Welttheilen, und es giebt eine grosse Menge verschiedener Arten, von der Grösse einer Linie an bis zu der hier gezeichneten davon. Sie hat einen breiten Kopf, unterwärts gebognen Rüssel, und vier glasartige durchsichtige Flügel, mit bunten Ribben. Gegenwärtige Fig. 4. ist die grosse Italienische, die sich auf Bäumen aufhält, und wovon die Männchen eine Art von Gesang haben. In China gehören sie unter die Lieblings-Thierchen der Damen, die sie in kleinen von Binsen zierlich geflochtenen Käfigen des Gesangs wegen in ihren Zimmern haben. Sie nähren sich vom Safte der Pflanzen, und sind unschädlich.~~No. 5. Der Hercules-Käfer.~~Unter allen Käfer-Arten, die bis zur Kleinheit einer Käsemilbe herabgehen, ist dieser Käfer der grösste. Er ist 5 1/2 Zoll lang, wohnt in Brasilien und andern Ländern der heissen Zone, und nährt sich vom Safte der Coccos-Palme und des Toddy-Baums, deren Rinde er mit seinem scharfen Horne durchsäget und den ausfliessenden Saft trinkt. Er ist übrigens den Menschen unschädlich. Man nennt ihn auch das fliegende Einhorn.~~No. 6. Der Maykäfer.~~Der Maykäfer, dessen Vaterland der mittlere Strich von Europa ist, ist für Gärten und Ackerbau eines der schädlichsten Insecten, weil er oft in ungeheuern Schaaren erscheint, und alles Laub in Gärten und Wäldern abfrisst; hauptsächlich aber seine Raupen (Fig. 6b), die man Engerlinge nennt, sich in der Erde aufhalten, und die Wurzeln von jungen Bäumen, Gras und Getraide abfressen, so dass diese oft in ganzen Strecken verdorren. Seine Fortpflanzung geschieht folgendermassen. Wenn das Weibchen sich begattet hat, bohrt es sich ein Loch in die Erde, legt seine gelben Eyerchen hinein, kommt wieder heraus, und stirbt, in etlichen Tagen. Aus diesen Eyern kommen erst kleine Maden, die hernach zu Engerlingen (Fig. 6b) werden, 4 Jahre lang fortwachsen, und sich endlich im Herbste des vierten Jahres ganz tief in die Erde graben, und sich in Maykäfer-Puppen (Fig.6.a)verwandeln, woraus endlich im May des fünften Jahres der Maykäfer hervorkömmt. Man sollte alle Maykäfer von den Bäumen abschütteln, sorgfältig auflesen, und tödten.~~
Ad99998 01 043aAd99998 01 043a.jpgUnter die schönsten Bewohner des Wassers gehören gewiss die Goldfische, deren hauptsächlich 4 Arten sind.~~No. 1. Der Gold-Schey.~~Der Goldschley ist vorzüglich in Schlesien zu Hause, und man hält ihn, wegen seiner prächtigen Goldfarbe, gemeiniglich in Gärten und auf Landgüthern zum Vergnügen in Teichen. Er nährt sich von Grundkräutern und Würmern; und ist unstreitig einer der schönsten Europäischen Fische. Er bekommt die Grösse eines Karpfen.~~No. 2. Die Orfe.~~Die Orfe ist gleichfalls ein Europäischer Fisch, der aber nur im südlichen Teutschland , Frankreich, und Ungarn zu Hause ist. Er lebt in Flüssen, Teichen und Seen, nährt sich von Würmern und dem Laich anderer Fische. Man hält ihn seiner schönen Orangen-Farbe wegen, mehr zum Vergnügen als zum Nutzen in den Fischteichen; denn sein Fleisch ist weich und unschmackhaft.~~No. 3. Der chinesische Gold-Karpfen,~~ist unstreitig das schönste und prächtigste Geschöpf unter allen Wasserbewohnern. China ist sein Vaterland. In den ersten drey Jahren ist er schwarz, dann bekommt er Silberpuncte, die sich nach und nach vergrössern, bis er über und über eine Silber-Farbe bekommt, und da heisst er der Silberfisch. Darauf wird er roth und bekommt endlich eine solche hohe und brennende Goldfarbe dass man glaubt, eine glühende Kohle im Finstern zu sehen. Die vornehmen Chineser und Japaner halten dergleichen Goldfische zur Pracht in grossen gläsernen Vasen in ihren Zimmern, oder in den Teichen ihrer schönen Gärten, wo die Damen zum Zeitvertreibe sie füttern. Ohngeachtet China ihr Vaterland ist, so hat man sie doch schon auch nach England, Holland, Dännemark und Teutschland verpflanzt, und es haben Liebhaber in Hamburg und Bremen welche in ihren Gärten, in kleinen Hältern, wo sie recht gut dauern. Will man sie zum Vergnügen in grossen Gläsern im Zimmer halten, so muss man ihnen die Woche zweymal und im Sommer noch mehrmal frisches Wasser geben, und sie mit kleingepflückten Oblaten, feinen Semmelkrumen und gedörrten und zu Pulver gestossenen Eyerdottern, auch Fliegen füttern. Im Winter fressen sie 3 bis 4 Monate lang nicht. Man wirft Ihnen gern grüne Kräuter hinein, darunter sie sich verstecken können. In Gefässen eingesperrt werden sie nicht leicht über 8 Zoll, in Teichen aber wohl 12 bis 14 Zoll lang. In China heisst dieser Fisch Kingo.~~No. 4. Der Hochrücken.~~Der Hochrücken ist ein seltener Fïsch, der in den Ostindischen Gewässern lebt, sich von Muscheln nährt, nicht über 10 Zoll gross wird, und wegen seiner glänzenden Gold- und Silber Farbe, und Blau an den Flossfedern, unter die schönsten Wassergeschöpfe gehört.~~
Ad99998 01 044aAd99998 01 044a.jpgNo. 1.a Der Paradiesvogel.~~Von diesem schönen Vogel fabelte man vorzeiten Wunderdinge; nemlich er komme aus dem Paradiese her, habe weder Flügel noch Füsse, schwebe immer in der Luft, lebe von der Luft, vermehre sich auch in der Luft, indem das Weibchen dem Männchen ihre Eyer auf den Rücken lege, und von der Sonne darauf ausbrüten lasse. In diesem Mährchen bestärkte die Einfältigen noch die Figur, in welcher gewöhnlich dieser Vogel todt und ausgetrocknet, für die Naturalien-Kabinette, aus Ostindien nach Europa kommt, wo ihm die Indianer schon Flügel und Krallen abgeschnitten haben, und wo er wie Fig. 1 b. aussieht. Seine wahre Gestalt zeigt Fig. 1 a. Sein Vaterland sind die Moluckischen Inseln. Er hat ohngefähr die Grösse eines Staars, und hat auf dem Kopfe und Nacken goldgelbe, an der Kehle aber grün-glänzende Haarfedern. Rücken, Flügel und Brust und Bauch sind rothbraun. Besonders merkwürdig sind aber die vielen langen und höchstfeinen, weissen, gelben und braunen Federn, welche ihm an beyden Seiten oder Weichen, von der Höhle des Flügels an, bis hinunter zum Schwanze, der ganz kurz, und davon unterschieden ist, stehen, und dem Vogel ein prächtiges Ansehen geben. Sie dienen ihm, um sich im Fluge lange in der Luft schwebend zu erhalten, woher dann das Mährchen entstanden ist, dass er immer nur in der Luft lebe. Eben dieser schönen Federn wegen, schneiden die Indianer den aufgetrockneten Paradiesvögeln die Flügel und Krallen ab, um sie beym Einpacken nicht zu beschädigen. Sie sind oft 1 1/2 Fuss lang. Mitten im Schwanze stehen ihm besonders zwey Federn oder vielmehr nackte schwarze Kiele, die 2 Fuss 9 Zoll lang sind, und an den Spitzen 4 Zoll lange grün und braun schillernde sammtartige Bärte haben. Der Vogel nährt sich von Insecten, besonders von den grossen Ostindischen Schmetterlingen die er in der Luft schwebend fängt.~~No. 2. Der Promerops, oder Bienenfresser.~~Dieser Vogel ist in den Ostindischen Inseln und vorzüglich in Neu Guinea zu Hause, und wegen seiner Schönheit und sonderbaren Form merkwürdig. Er ist etwas grösser als eine Drossel, und scheint 4 Flügel zu haben; nemlich seine Flügel haben obenauf eine Lage Federn, die sich in Form eines Sonnenfächers alle frisirt in die Höhe krümmen, und deren Spitzen, so wie der Kopf und die Brust glänzend blau-grün sind. Der Schwanz ist glänzend stahlblau, und hat Etagen Federn, die bis an 2 1/2 Fuss lang sind. Er lebt auf hohen Bergen, und nährt sich von Bienen, und andern Insecten.~~No. 3. Der Calao, oder Rhinoceros Vogel.~~Der Calao und der Tucan sind wegen ihrer ungeheuer grossen und höchst sonderbaren Schnäbel merkwürdig. Der Calao lebt in Africa und in den Molukkischen Inseln, ist noch einmal so gross als eine Krähe, nährt sich von Baumfrüchten, sonderlich Muskatennüssen, hat einen dünnen pergamentartigen Schnabel, und oben darauf den ungeheuern Auswuchs, der wie ein Rhinoceros Horn aussieht. Man speisst ihn in jenen Gegenden.~~No. 4. Der Tucan, oder Pfefferfresser.~~Er lebt in Südamerika und ist sowohl seines Schnabels als seiner Zunge wegen einer der sonderbaresten Vögel, die es giebt. Der Vogel selbst ist etwa so gross als eine Taube, dick und plump von Körperbau, aber sein ungeheurer Schnabel ist oft 6 Zoll lang, und mehr als halb so gross als der ganze Vogel, dabey aber so dünn und leicht wie Pergament, so dass er gar keine Gewalt damit brauchen kann. Statt der Zunge hat er eine ordentliche Feder mit Kiele und Barte in dem Schnabel. Er nährt sich von jungen Palmen-Früchten und Pfeffer, daher er auch den Namen Pfefferfresser erhalten hat.~~
Ad99998 01 045aAd99998 01 045a.jpgDie Viverre oder das Stinkthier ist nur in heissen Ländern einheimisch, und theils seines starken Wohlgeruchs, theils seines abscheulichen Gestanks wegen, den verschiedene Arten davon haben, sehr merkwürdig. Folgende Thiere gehören dazu.~~No. 1. Das Zibeth-Thier.~~Man nennte es sonst auch die Zibeth-Katze, es aber nichts Aehnliches mit der Katze. Es lebt in Arabien, Malabar, Siam und in den Philippinische Inseln, ist 2 1/2 Fuss lang, grau und schwarz von Farbe, und nährt sich von kleinen Thieren, Vögeln, Fischen, Wurzelwerk, und Früchten. Diess Thier liefert unsern Apotheken den Zibeth, eine weiche butterähnliche starkriechende Masse, die man zum Parfümiren braucht. Alle Viverren haben nemlich hinten unter dem Schwanze und After einen hautigen Beutel mit einer Oeffnung, in welchem sich diese schmierige, bald wohlriechende, bald äusserst stinkende Materie sammelt, und von dem Thiere herausgedrückt werden kann. Beym Zibeth-Thier ist diese Materie wohlriechend, und heisst Zibeth, sieht erst weiss, dann gelblich, und endlich braun und schwarz aus. Sein Geruch ist Anfangs überaus stark und unangenehm, so dass er Schwindel und Kopfweh macht, wird aber in der Folge milder und lieblicher. Der reinste und beste kommt aus Holland, besonders aus Amsterdam, wo viele Ziebeth-Thiere eigens dazu gehalten werden, um ihnen alle drey Tage den Zibeth abzunehmen. Man darf den Zibeth nicht mit dem Bisam oder Moschus verwechseln, als welcher ganz was anderes ist, und von einem kleinen Reh kommt.~~No. 2. Die Genette.~~Lebt in Westasien auch in Spanien, ist nur halb so gross als das Zibeth, nährt sich von Mäusefangen, und wird deshalb oft zahm in den Häusern gehalten. Ihr Zibethsack enthält eine Materie, die zwar keinen widrigen, aber doch so schwachen Geruch hat, dass sie nicht zu brauchen ist. Der Balg wird als ein gemeines wohlfeiles Pelzwerk von unsern Kürschnern verarbeitet.~~No. 3. Der Ichnevmon~~Der Ichnevmon, welcher wegen seines Stinkbeutels gleichfalls zu den Viveren gehört, lebt in Aegypten, und wurde schon von den alten Aegyptern als der Wohlthäter des Landes, göttlich verehrt. Er reinigt nemlich, weil er sich von Crocodil-Eyern, Mäusen, Schlangen, Eydechsen und Fröschen nährt, Aegypten von diesen Plagen, die sich durch die jährliche Ueberschwemmung des Nils unglaublich vermehren. Man erzählte sonst von ihm, er sey ein Todtfeind des Crocodils, verberge sich in den Sand am Ufer des Nils, und krieche dem Crocodil, wenn es mit offenem Rachen schlafe, in den Leib, und fresse ihm die Leber und Eingeweide. Alles dies ist Fabel; und er verhindert hauptsächlich die zu häufige Vermehrung des Crocodils, indem er seine in den Sand gelegte Eyer aufsucht und wegfrisst. Er hat mehr Borsten als Haare am Leibe; ist sehr zahm, und wird von den Aegyptern, der Mäuse wegen, häufig in den Häusern gehalten.~~No. 4. Die Manguste.~~Ist auch eine Art von Ichnevmon, der in Bengalen und Persien lebt, und sich sonderlich von Schlangen und ihren Eyern nährt. Sie stellt selbst der giftigsten von allen, der Brillenschlange, nach. Sie kämpft mit ihr, und wenn sie von ihr gebissen wird, kaut sie gewisse Kräuter und Wurzeln, dass ihr der (sic) Gift nichts schadet.~~No. 5. Die Coase.~~No. 6. Der Skunk.~~Die eigentlichen Stinkthiere oder Muffetten, wovon die Coase (oder der Yzquiepatl, wie er in Mexico heisst) und der Skunk in Nordamerika, zwey Hauptarten sind, wohnen nur in Amerika und sind merkwürdig, wegen ihrer sonderbaren Vertheidigung, die sie vor allen andern Thieren voraus haben. Werden sie nemlich von einem Hunde oder Menschen verfolgt, und sie wollen sich nicht durch die Flucht retten, so wehren sie sich augenblicklich dadurch, dass sie ihrem Feinde aus ihrem Stinkbeutel einen Saft auf 6 bis 10 Ellen weit entgegen spritzen, der so entsetzlich stinkt, dass er die Luft auf 100 Schritte umher vergiftet und den Menschen und Hunden den Odem dergestalt versetzt, dass sie von ihnen ablassen und die Nase in die Erde stecken müssen, wenn sie nicht ersticken wollen. Die Coase ist 16 Zoll lang, braun von Farbe, lebt in Mexico in den Felsenklüften, und nährt sich von Vögeln und Käfern. Der Skunk wohnt in Nordamerika in hohlen Bäumen, oder in Gruben unter der Erde, und nährt sich von Geflügel. Die Wilden essen sein Fleisch, und machen sich aus dem Balge Tabaksbeutel.~~
Ad99998 01 046aAd99998 01 046a.jpgNo. 1. Das Schuppenthier.~~Das Schuppenthier ist, so wie die Armadillen, oder Gürtelthiere, von aussen zu seiner Sicherheit gepanzert. Es ist nemlich durchaus, ausser an Kehle, Bauch und Beinen, mit harten, spitzigen und am Rande schneidenden Schuppen bedeckt. Ihre Härte ist so gross, dass keine Flintenkugel durchdringt. Das Thier, welches sich sonst weder mit Klauen noch Zähnen vertheidigen kann, rollt sich bey einem Angriffe gleich wie eine Kugel zusammen, welche der lange Schwanz umschliesst. Weil nun in dieser Lage alle seine schneidenden Schuppen in die Höhe stehen, so verwundet sich jedes Raubthier beym Angriffe daran, ohne dem Thiere etwas anzuhaben. Es ist mit dem Schwanze 4 bis 5 Fuss lang, und lebt in allen heissen Ländern von Afrika und Asien. Es nährt sich, wie der Arneisenfresser, von Ameisen. Sie graben sich in die Erde, und sind ganz unschuldige Thiere. Sie sehen hellbraun, und beynahe wie ein Tannzapfen aus.~~Die Armadillen oder Gürtelthiere.~~sind ein eignes Thiergeschlecht, das nur in Südamerika lebt. Sie haben über den ganzen Leib und Schwanz, Bauch und Beine ausgenommen, einen starcken Harnisch von lauter sechs- oder viereckten überaus schön figurirten, beinartigen Schildern. Damit sie sich aber in diesem harten Harnische auch bewegen können, haben sie mitten über den Leib 3, 4, 6, 8, 9, 12 bis 18 Gürtel oder Reife, die zwischen sich eine weiche Haut haben, und sich in einander schieben; und davon heissen sie Gürtel-Thiere. Sie leben in Bauen, die sie sich unter der Erde graben, und nähren sich von Erd- und Baumfrüchten. Die beweglichen Gürtel machen es ihnen leichte sich zusammen zu rollen, wenn sie ein Raubthier schnell überrascht; sie können sich aber auch mit ihren grossen Klauen höchst leicht in einem paar Minuten in die Erde graben. Sie sind 1 bis 1 1/2 Fuss lang. Ihr Fleisch ist, wenn sie jung sind, wohlschmeckend, im alter aber bekommt es einen Bisamgeruch. Sie sind furchtsam und nicht böse, thun aber den Gärten und Pflanzungen oft vielen Schaden. Es giebt verschiedene Arten davon. Die vornehmsten sind folgende.~~No. 2. Der Armadill mit 3 Gürteln~~ist dick und rundlich, und lebt vorzüglich in Brasilien.~~No. 3. Der Armadill mit 6 Gürteln~~lebt gleichfalls in Brasilien, frisst hauptsächlich Melonen und Pataten, und wird sehr fett.~~No. 4. Der Armadill mit 6 geflammten Gürteln~~ist klein, nur 8 Zoll lang, beynahe cylindrisch und lebt in Cayenne.~~No. 5. Der Armadill mit 9 Gürteln~~lebt in Guiana, und macht seine Baue in Sandhügeln in der Nähe des Meeres.~~No. 6. Der Armadill mit 12 Gürteln.~~Er lebt in Mexico, und ist unter allen der Hässlichste. Vorn hat er ungeheuer grosse Klauen zum Graben.~~
Ad99998 01 047aAd99998 01 047a.jpgNo. 1. Der Mahagony-Baum.~~Der Mahagony-Baum wächst im südlichen Amerika, vorzüglich in den Bahamischen Inseln, und ist berühmt wegen seines schönen roth-braunen Holzes dass sich vortrefflich schleifen und poliren lässt, und woraus anjezt in England, Frankreich und Teutschland, ja fast in allen Ländern von Europa die schönsten und kostbarsten Meublen gemacht werden. Er wächst auf Felsen, und ohngeachtet der wenigen Nahrung, sehr schnell und so stark, dass sein Schaft gewöhnlich 4 Fuss im Durchmesser hält, und seine Wurzeln so dick und stark werden, dass sie die Felsen zersprengen. Er trägt eine kleine weisse Blüthe, und eine eyförmige holzige Saamenkapsel, welche unten am Stiele aufspringt, und den darin liegenden blättrichten Saamen zerstreut. Das Mahagony-Holz, welches in Frankreich auch Acajou-Holz genannt wird, ist anjezt ein wichtiger Handels-Artickel für England, Holland und Hamburg worden. In Amerika bauet man sogar Schiffe davon, wozu es noch besser als Eichenholz ist.~~No. 2. Das Brasilienholz.~~Unter den sogenannten Färbehölzern sind zwey Arten die berühmtesten, und für den Handel am wichtigsten, nemlich das Brasilien- oder Ferambuc-Holz, womit man roth und das Campesche-Holz oder Blauholtz, womit man blau, grau, braun, u.s.w. färbt. Beyde Bäume wachsen in Süd-Amerika, und sind den Blättern und Wuchse nach, wenig von einander unterschieden; nur blüht das Brasilienholz weiss, und hat grüne Saamen-Schoten, das Campescheholz aber roth, und hat kleine braune Schoten.~~Das Brasilienholz, dessen Abbildung No. 2. zeigt, wächst am besten in Brasilien, und zwar bey Fernambuc einer brasilianischen Stadt, wovon es auch seinen Namen Fernambuc-Holz hat. Der Baum wird nicht über 20 bis 24 Fuss hoch, das Holz sieht roth aus, und wird über Lissabon nach England, Holland, Hamburg u.s.w. in grossen Stücken verführt, und dann zu Spänen geraspelt. Das Campescheholz oder Blauholz, ist ein dem vorigen sehr ähnlicher Baum, der zu Campeche, in der Hondurasbay, auch in Jamaica und andern Gegenden von Westindien wächst; ein kleiner krüpplicher Baum, ohngefähr so gross als unsere Pflaumen-Bäume. Sein Kern ist roth, und dieser wird eigentlich als Färbe-Holz verführt in Späne geraspelt, die man im gemeinen Leben Blauspäne nennt, und der Grund der meisten wollenen Tücher, gelb, grün und roth ausgenommen, damit gefärbt.~~
Ad99998 01 048aAd99998 01 048a.jpgNo. 1. Die Baumwollen-Pflanze.~~Die Baumwolle, von deren Anbau und Fabrication sich viele Millionen Menschen in allen Welttheilen nähren, ist das Product einer Staude die in den heissen Ländern aller Welttheile wächst. Die gewöhnliche Baumwollen-Staude, die hier abgebildet, ist eine jährige Pflanze, 2 bis 3 Fuss hoch, die im Frühlinge, wie unser Sommer-Geträide, auf die Felder gesäet, und im Herbste abgeschnitten wird. Sie blühet, fast wie eine Malve, gelb, (fig. a.) und wird blässer wenn sie verblühet ist (fig. b.). Dann sezt sich ihr Saame in eckigte Saamen-Kapseln, (fig. c. & d.) die mit dichter, zarter, weisser Wolle angefüllt sind, und, wenn sie reif worden, aufspringen, und ihre Saamen-Körner (fig. e.) verstreuen; welche eben mit Hülfe ihrer Wolle, fortfliegen. Es giebt ausser dieser einjährigen Baumwollen-Pflanze auch noch zwey Sorten; die Baumartige und die rauhe Baumwollen-Staude, jene in Ostindien und diese in Amerika, die 3 bis 4 Ellen hoch werden, und mehrere Jahre dauern. Der Baumwollenhandel ist für viele Nationen, wegen der mancherley aus Baumwolle gefertigten Zeuche, z.E. Cottun, Mousseline, Nankings u.s.w. von höchster Wichtigkeit. England hat es hierinnen allen andern Nationen, wegen seiner Handelsverbindungen in Ostindien, und der hohen Vervollkommnung seiner eignen Baumwollen-Manufacturen, zuvorgethan. Man spinnt in England z.E. mit den Spinnmaschienen anjezt die Ostindische Baumwolle so fein, dass ein Pfund, 205 Stränge, jeden zu 840 Engl. Ellen, und in ganzen also einen Faden giebt, der beynahe 100 Englische Meilen lang ist.~~No. 2. Die Thee-Staude.~~China und Japan sind das Vaterland der Thee-Staude, deren getrocknete und zusammengerollte Blätter unser bekannter Thee sind. Sie ist ein ohngefähr 5 Schuhe hoher Strauch, der ein hellgrünes Laub, beynahe wie die Sauerkirschen, eine rothe Blüthe, fast wie Rosen, und eine braune holzige Saamen-Kapsel hat, welche, wenn sie reif ist aufspringt (fig. a.a.). Die Europäer lernten den Thee zuerst im XV. Jahrhundert kennen. Er wird dreymal im Jahre gesammlet, nemlich, erstens sehr zeitig im Frühjahre, wenn die Blätter erst zu treiben anfangen, welches den kostbarsten und theuersten Thee giebt; zum zweytenmale einen Monat später, und dann zum letztenmale im Julio. Die grünen abgepflückten Blätter werden auf eisernen oder zinnernen Platten geröstet und allmählich getrocknet, dann auf Matten gelegt und zwischen den Händen gerollt oder frisirt, und so dann als Kaufmannswaare aufgehoben. Es giebt im Handel zwey Haupt-Gattungen von Thee, nemlich braunen Thee, oder Thée Bohe, und grünen Thee, oder Thée Haysang, davon jede wieder verschiedene Sorten hat. Der Thee-Handel ist für England, Holland, Frankreich, Dänemark, Schweden und Russland von grosser Wichtigkeit, dann es werden jährlich an 18 bis 20 Millionen Pfund Thee aus China nach Europa gebracht, davon England 2/3 einführt und verbraucht. Der Thee, den wir zu Lande aus China über Russland bekommen, heisst Caravanen-Thee, weil ihn die Handels-Caravanen mitbringen, und er wird für den besten gehalten.~~
Ad99998 01 049aAd99998 01 049a.jpgEdle Süd-Früchte nennt man gewöhnlich diejenigen feineren Sorten Obst aus warmen Ländern, womit, frisch oder getrocknet, ein grosser Handel in Europa getrieben wird, z.E. Zitronen, Pommeranzen, Sina-Aepfel, Feigen, Mandeln, Rosinen u.s.w.~~No. 1. Die Zitrone.~~Persien ist eigentlich das Vaterland des Zitronenbaums, von da er nach Italien, Spanien, Portugal und ins südliche Frankreich kam. Italien, Sicilien, Spanien, Portugal und Frankreich treiben einen grossen Handel mit Zitronen in die nördlichen Europäischen Länder. Der Zitronen-Baum ist, wo er im freyen Lande wächst, ohngefähr so gross als ein mittelmässiger Pflaumen-Baum, hat immer grünes Laub, eine weisse sehr wohlriechende Blüthe, und länglich runde hellgelbe Frucht. Die reife Zitrone hat, wie der Durchschnitt Fig. a. zeigt, ein sehr dünnes weisses Fleisch, und vielen Saft. Aus der gelben Schaale wird das wohlriechende Cedro-Oel gemacht.~~No. 2. Der Cedrat.~~Der Cedrat ist dem Citronenbaume in Blatt und Blüthe ähnlich, hat aber eine weit grössere knorrige Frucht, die wie der Durchschnitt Fig. b. zeigt, ein sehr dickes weisses Fleisch und wenig Saft hat. Daher wird auch vorzüglich nur das Fleisch der Frucht gebraucht, frisch in Zucker eingemacht, und dann trocken unter dem Namen Citronat verkauft. Er wächst vorzüglich um Florenz.~~No. 3. Die Pommeranze.~~Die Pommeranze hat dichteres dunkelgrünes Laub und eine kleinere weisse Blüthe als der Citronenbaum, eine kleine runde rothgelbe glatte Frucht, die eine bittere gewürzreiche Schaale, und einen sauern Saft giebt. Man braucht sie häufig zu Speisen, Konfitüren und in den Apotheken.~~No. 4. Der Sina-Apfel.~~Der Sina-Apfel ist nichts anders als die süsse Pommeranze, welche roh, als Frucht, essen hann (sic), sehr saftreich ist, und einen süssen lieblichen Geschmack hat. Sie ist fast noch einmal so gross als die bittere Pommeranze, eben so rothgelb an Farbe, und hat im Durchschnitte ein gelbes Fleisch und Saft, (Fig. c.) Blätter und Blüthen sind wie bey der Pommeranze, mit welcher sie auch noch die Eigenschaft gemein hat, dass sehr oft Blüthen, unreife und reife Früchte zusammen an einem Baume sind. Die besten kommen aus Portugal.~~No. 5. Die Feige.~~Die Feige ist die Frucht des gemeinen auch bey uns bekannten Feigenbaums, der in allen warmen Ländern häufig wächst, und ein schwammiges weiches Holz hat. Die Blüthe des Feigenbaums ist so versteckt, dass man sie nicht entdecken kann. Die junge Frucht bricht gleich aus einem Knoten oder Schaale heraus, und wird violetbraun wenn sie reifet; hat innerlich sehr viele fleischige Kerne, und einen sehr süssen Geschmack. Sie werden an der Sonne getrocknet, und so im Handel verführet; die meisten kommen von Smirna, aus Spanien und Portugal.~~No. 6. Die Mandel.~~Die Mandel ist eine Nuss, die auf einem kleinen Baume wächst, der an Wuchs, Blättern und Blüthe dem Pfirschenbaume sehr ähnlich ist. Er blühet roth, (Fig. e.) trägt eine hellgrüne Frucht, die aussen ein hartes grünes Fleisch, und innerlich eine längliche Nuss (Fig. f.) hat, in welcher dann die Mandel (Fig. g.) als der Kern sitzt. Es giebt süsse und bittere Mandeln. Die besten kommen aus Spanien, dem südlichen Frankreich und Sicilien, und sind ein beträchtlicher Handels-Artickel.~~
Ad99998 01 050aAd99998 01 050a.jpgIch habe schon bey Taf. 8. im zweyten Hefte erinnert, dass man die Affen gewöhnlich in drey Haupt-Geschlechter theile, nemlich: 1) in Affen, die ungeschwänzt sind, 2) in Paviane, die nur kurze Schwänze haben, 3) in Meerkatzen, die lange Schwänze haben. Dort lieferte ich einige Arten von Affen und Pavianen, hier sind verschiedene Meerkatzen, mit langen Schwänzen.~~No. 1. Der Malbruck.~~Der Malbruck lebt in Bengalen, ist etwa anderthalb Fuss lang, und geht, wie fast alle Meerkatzen, mehrentheils auf 4 Füssen. Er lässt sich leicht zahm machen.~~No. 2. Der Macaque.~~Diese Affen-Art lebt in grossen Gesellschaften an der Westküste von Afrika, ist so gross wie der Malbruck, und thut den Reis- und Hirsen-Feldern der Negern grossen Schaden. Sie sind sehr possirlich, und ihr gewöhnliches Geschrey ist Hah! Hah! Sie stellen unter ihrem Fourragiren, und wenn sie des Nachts in Wäldern ruhen, Wachen aus, die sie benachrichtigen, wenn sich ein Feind nahet; und strafen diese am Leben, wenn sie schlafen oder ihre Pflicht nicht thun. Die Negern fangen sie in Schlingen, oder schiessen sie, weil sie ihr Fleisch, mit Reis gekocht oder geräuchert essen.~~No. 3. Die Diane.~~Die Diane lebt in Congo, und ist etwa so gross als eine grosse Katze. Sie frisst gern Nüsse, und süsse Wurzeln, und ist sehr leicht zahm zu machen, spielt beständig mit sich, oder andern Thieren und Kindern, und ist des Tags über in steter Bewegung. Ihr gewöhnlicher Laut ist, Greck!~~No. 4. Die Mone.~~Die Mone lebt in der Barbarey, und in einigen Ländern von Süd-Asien; ist anderthalb Fuss hoch, und sehr sanft und gelehrig. Sie frisst ausser den gewöhnlichen Speisen der Affen, auch gekochtes Fleisch, Ameisen, Spinnen und Käfer; und kann die Kälte so gut als der gemeine Affe vertragen.~~No. 5. Der Patas.~~Dieser heisst auch sonst der rothe Affe, ist 1 1/2 Fuss lang und lebt vorzüglich in Senegal in grossen Schaaren.~~No. 6. Der Talopin.~~Ist nur 1 Fuss hoch, und sehr possirlich. Seine Heimath ist Ostindien.~~No. 7. Der Callitriche.~~Heisst auch sonst der grüne Affe, weil er fast über den ganzen Leib grüngelbe Haare hat. Sie leben in grossen Haufen in Afrika um das grüne Vorgebürge, auf den Bäumen, und halten sich da so stille, dass man sie, weil sie mit den Blättern fast einerley Farbe haben, nicht leicht entdeckt. Sie nähren sich von Obst, und sind etwa so gross als eine grosse Katze.~~No. 8. Der Mustac.~~Der Mustac ist im Gesichte sehr sonderbar gezeichnet. Er ist 1 Fuss hoch, und lebt hauptsächlich in Guinea.~~
Ad99998 01 051aAd99998 01 051a.jpgNo. 1. Der grosse Hay-Fisch, oder, der Menschenfresser.~~Der grosse Hay ist einer der fürchterlichsten Raubfische im Meere, denn er fällt Alles an, und verschlingt was er nur erreichen kann. Hauptsächlich aber lauert er auf Menschen, und folgt daher immer den Schiffen nach, so dass, wenn ein Matrose das Unglück hat über Bord zu fallen, oder sich in der See baden will, er gewiss der Raub eines Hay-Fisches wird. Darum heisst er auch in Teutschland der Menschenfresser. Er lebt in allen Meeren, und man findet ihn von 15 bis 25, ja 30 Fuss lang. Er sieht hellgrau aus, und hat eine sehr rauhe Haut, aus welcher man in Norwegen Leder zu Pferde-Geschirren, auch in Island Schuhe macht. Sein Rachen ist weit und fürchterlich, mit 6 Reihen sägeförmiger, spitziger Zähne bewaffnet. Man fängt ihn an starken Haaken die an einer eisernen Kette befestigt sind, mit faulem Fleische, welches er 1 bis 2 Meilen weit wittert. Sein Fleisch ist essbar.~~No. 2. Der Hammer-Fisch.~~Die sonderbare Bildung dieses Fisches, die einem Hammer gleicht, zeichnet ihn vor allen andern aus. Sein auf beyden Seiten verlängerter Kopf, an dessen Enden die grossen hochliegenden Augen stehen, hat vorn einen dunnen hohlen Rand, und unten einen halbmundförmigen ziemlich grossen Rachen, der, wie beym Hay, mit 4 Reihen scharfer sägeförmiger Zähne besetzt ist, wie man aus der Fig. a. sieht. Er ist daher auch ein nicht minderer Räuber als jener, und sonderlich den Menschen gefählich. Er lebt im Mittelländischen Meere und in den Amerikanischen Gewässern, und wird eben so gross als der Hay. Er sieht auf dem Rücken schwarzgrau, und unten weislich aus, und hat eine sehr rauhe Haut. Sein Fleisch ist zähe, übelriechend und ungeniessbar.~~No. 3. Der Säge-Fisch.~~Der Sägefisch ist gleichfalls ein Räuber, der in den Meeren sowohl der kalten als heissen Zonen lebt, und mit seiner Saege gemessen, bis 15 Fuss lang wird. Er sieht grünschwarz, die Säge aber braun aus. Die Säge ist, wie man aus Fig. b. sieht, die Fortsetzung des hohlen Kopf-Knochens, in welchem auf beyden Seiten 26 bis 30 starke und scharfe Zähne stehen, die ihm dienen, theils sich zu verteidigen, theils aber auch andere Fische zu verwunden und sich dann ihrer zu bemächtigen.~~No. 4. Der Schwerd-Fisch.~~Der Schwerd-Fisch welcher im Mittelländischen Meere auch in der Ost- und Sud-See lebt, wird oft 15 bis 20 Fuss lang, und häufig bey Sicilien oder Calabrien gefangen, weil sein Fleisch, sowohl frisch als eingesalzen, sehr wohlschmeckend ist. Er lebt zwar vom Fisch-Raube, aber auch von Seekräutern. Sein Schwerdt, das oft 4 bis 6 Fuss lang wird, ist oben und unten flach, auf beyden Seiten schneidend scharf, und hat vorn eine stumpfe Spitze. Es dient ihm eben so wie jenes dem Sägefische. Die Farbe des Kopfs, Schwerdtes und Rückens ist stahlblau, am Bauch aber ist er weiss und silberfarbig. Er zieht immer paarweise, ein Männchen und Weibchen zusammen. Seine Haut ist glatt und zart und hat bey Nacht einen phosphorescirenden Glanz.~~
Ad99998 01 052aAd99998 01 052a.jpgChina hat, unter andern Seltenheiten auch sehr schöne Vögel. Folgende zeichnen sich in dieser Rücksicht ganz besonders aus.~~No. 1. Der Chinesische Gold-Fasan. No. 2. Die Henne davon.~~Der Hahn des Gold-Fasans ist wegen seiner prächtigen Farben einer der schönsten Vögel; die Henne davon aber ist in den ersten 5 bis 6 Jahren nur graubraun; sie wird jedoch, wenn sie älter wird, eben so schön von Farben als der Hahn. Der Gold-Fasan ist etwas kleiner, als ein teutscher Fasan, und kann recht gut in Europa leben; daher er auch häufig in den Menagerien grosser Herren gehalten wird. Er dauert lange, und wird 15 bis 20 Jahr alt.~~No. 3. Der Chinesische Silber-Fasan. No. 4. Die Henne davon.~~Der Silber-Fasan ist weit grösser als der Gold-Fasan, und der Hahn, in Rücksicht der Farben von der Henne eben so sehr verschieden, als der Gold Fasan. Der Rücken und Schwanz des Hahns ist ganz mit weissen, wie Silber glänzenden Federn bedeckt, die Kuppe, Kehle und der Bauch ganz schwarz blau, die Haut um die Augen, der Schnabel und die Füsse aber purpurroth. Die Henne ist hingegen nur braun, Farbe in Farbe, fein gezeichnet. Der Silber-Fasan dauert eben so gut bey uns in Menagerien, als der Gold-Fasan. Er ist bey weitem nicht so scheu und furchtsam als jener, welcher sich vor den Menschen versteckt. Dieser ist hingegen böse, und greift Personen, die in die Menagerie kommen, muthig an.~~No. 5. Der Chinesische Sporn-Vogel. No. 6. Die Henne davon.~~Dieser prächtige Vogel, dessen Heimath gleichfalls China ist, steht zwischen dem Pfau und Fasan in der Mitte, doch gehört er eigentlich zu keinem von beyden Geschlechtern. Er ist grösser als ein Fasan, und hat den Namen Sporn-Vogel von den doppelten Spornen, welche der Hahn an jedem Fusse hat. Er siehet zobelbraun aus, und hat auf dem Rücken, Flügeln und Schwanze eine Menge der schönsten blauen und grünen Pfauen-Spiegel. Er schlägt mit dem Schwanze kein Rad, wie der Pfau, wird aber von den Chinesern, wegen seiner prächtigen Farben, häufig in ihren Gärten, und auf ihren Landhäusern erhalten.~~
Ad99998 01 053aAd99998 01 053a.jpgDer Brod-Baum ist ein höchst wichtiges Geshenk der Natur für jene Länder der heissen Zone, die kein Getraide bauen, woraus sie Brod bereiten könnten. Er wächst fast in allen Inseln von Ostindien und der Süd-See, z.E. auf Coromandel, Malabar, Ceylan und Neu-Guinea. Sonderlich ist er fast der ganze Reichthum der Bewohner der Insel Otaheiti, und anderer Inseln der Süd-See. Er giebt ihnen Obdach, Kleidung, Speise und allerley Hausgeräthe, kurz er ist eins der wohlthätigsten Natur-Producte für die Welt.~~Der Brod-Baum wird ziemlich gross, dauert an 60 bis 70 Jahre und hat sehr grosse, fast 2 Fuss lange und 1 1/2 Fuss breite tief ausgezackte Blätter, welche den Insulanern, bey ihren Mahlzeiten statt der Schüsseln, Teller und Servietten dienen. Er trägt 8 Monate lang im Jahre, vom Decbr. an bis zum Julio, immer Blüthen, halbreife und reife Früchte. Die männliche Blüthe ist eine spannenlange bräunliche Kolbe, die weibliche aber, woraus die Frucht entsteht, ist eine hellbraune Knospe oben an der Spitze des Zweigs. Die Brod-Frucht selbst ist rund und sehr gross, fast wie ein runder Kürbis, 1 Fuss im Durchmesser, die Schaale mit lauter sechseckigten spitzigen Warzen besetzt. Sie sieht, wenn sie reif ist, gelblich aus, und wird theils frisch, ehe sie ganz reif ist, in Scheiben geschnitten, geröstet gegessen, theils auch ihr Fleisch, in kleinen, mit Steinen ausgelegten Gruben zu einem Teige gemacht, der sich lange hält, und eine Art von Brod daraus gebacken. Frisch geröstet schmeckt die Brod-Frucht wie die Krume von Waizen-Brode mit Kartoffeln vermischt. Wenn die Brod-Frucht ganz reif wird, so ist sie weich und teig, und nicht mehr zu brauchen. Sie hat innerlich viele grosse Kerne, wie Mandeln, wie man aus den beyden hier abgebildeten Durchschnitten sehen kann. Es giebt aber auch eine Art ohne Kerne.~~Der Brodbanm ist erstaunlich fruchtbar, denn es kann sich ein Mensch von 3 Bäumen 8 Monate lang reichlich ernähren. Er giebt aber auch überdiess den Insulanern der Süd-See ihre Kleider, denn sie bereiten aus seinem Baste und Splinte, durch Schlagen, ihr Papier-Tuch, worein sie sich kleiden; aus dem Holze aber, welches sehr leicht ist, machen sie allerhand Hausgeräthe, Schemmel, Schüsseln, Tröge und Trommeln.~~Die Engländer haben sich neuerlich sehr viele Mühe gegeben, ihn in ihre Westindischen Inseln zu verpflanzen, und man sagt, dass es ihnen auch gelungen sey.~~
Ad99998 01 054aAd99998 01 054a.jpgUnter denen Gewürzen, welche uns Ostindien liefert, sind die Muscaten-Blumen, Muscaten-Nüsse und Gewürz-Nägelein oder Nelken auch in unsern Küchen sehr bekannt. Hier ist die Abbildung von beyden.~~No. 1. Der Muscatenbaum.~~Der Muscatenbaum wächst auf allen Moluckischen Inseln, vorzüglich aber auf Banda, und wird so gross als unsre grössten Birnbäume. Er hat hellgrüne glänzende Blätter, und blühet gelb. Das Gewürz, das wir Muscatenblüthen nennen, ist nicht seine Blume, sondera ein faseriges Gewebe, das auf der Schaale der Nuss liegt. Seine Frucht ist fast so gross und so gestaltet als eine Pfirsche (sic), nur unten etwas spitzig, hat eine harte und unbrauchbare Schaale, welche, wenn sie reifet, gelb wird, aufspringt, und die Muscaten-Nuss herausfallen lässt. Diese ausgefallene Muscatennuss (Fig. a.) ist nun mit zwey Schaalen umgeben, die äussere ist, wie obgedacht, ein rothes ästiges Gewebe, das die drunter liegende schwarze Schaale umgiebt, sorgfältig davon abgelöset und getrocknet wird, und ist eigentlich dasjenige was wir Muscaten-Blüten oder Muscaten-Blumen nennen, (Fig. b.). Diese Schaale wird gesammelt, getrocknet, mit Seewasser besprengt, und in Säcke gepackt, wo sie dann gelb wird. Die darunter liegende schwarze Schaale, ist holzig, wird zerschlagen, und die Muscatennuss herausgenommen. Diese Muscatennuss ist, wie Fig. c. zeigt, innerlich weiss und braun geadert, und muss in Kalkwasser eingetaucht werden, damit sie nicht faulet. Beydes, sowohl die Muscaten-Blumen als auch die Nüsse, sind ein wichtiger Handels-Artikel. Aus den schlechtesten Nüssen und Blüthen wird in Ostindien das sogenannte Muscatenöl gebrannt, welches in der Medicin sehr gebraucht wird.~~No. 2. Der Gewürznäglein- oder Nelken-Baum.~~Das Vaterland der Gewürz-Nelke sind gleichfalls die Moluckischen lnseln. Sie ist die Blüthenknospe eines hoben pyramidalischen Baums, der etwa so stark als ein Mannes-Arm ist, und spitzige Blätter wie der Lorbeerbaum hat. Er blühet röthlich, und trägt hernach in einer dicken Kapsel (fig. d.) die man Mutternelken nennt, einen blauschwarzen Kern (fig. e.) wodurch sich der Baum fortpflanzet. Die Blüthenknospen werden abgebrochen, und durch Rauch getrocknet, damit sie sich halten und die schwärzliche Farbe annehmen, die sie haben. Alles ist an dem Nelkenbaume gewürzhaft; Blätter, Frucht, Rinde, ja selbst die Wurzel. Es giebt auch einen wilden Nelken-Baum, der dem edlen sehr ähnlich ist, aber durchaus nichts Gewürzhaftes hat.~~Die Holländer sind bis jetzt noch die einzigen Besitzer des Handels mit diesem kostbaren Gewürze; denn sie haben alle Nelkenbäume, ausser in Amboina und noch drey kleinen Besitzungen, ausgerottet, um den Schleichhandel damit zu verhindern, und die Preise davon nicht herunter kommen zu lassen; allein die Franzosen und Engländer haben bereits glückliche Versuche gemacht, sie auch in ihre Besitzungen in Indien zu verpflanzen.~~
Ad99998 01 055aAd99998 01 055a.jpgEs giebt noch 2 Gattungen geschwänzter Affen, die jedoch von den Meerkatzen wesentlich verschieden sind; nemlich: 1) Die Sapajous, mit Wickelschwänzen. 2) Die Sagoins mit langen schlaffen Schwänzen.~~Zu den Sapajous oder Wickelschwänzen gehören folgende 4 Arten.~~No. 1. Der Coaita.~~Der Coaita lebt vorzüglich in Brasilien und Peru, ist hässlich von Ansehen, meist schwarzborstig, anderthalb Fuss hoch, und sein Wickelschwanz 2 Fuss lang. Sie haben nur 4 Finger an den Händen, aber der Schwanz leistet ihnen so viele Dienste als eine Hand. Sie wickeln ihn schnell mit der Spitze um einen Baumzweig, oder andern Körper, und halten sich damit an, wenn sie sich schwingen oder fallen wollen, so fest, dass man ihrer wohl fünfe auf den Bäumen tödtet, ehe einer davon herunter fällt. Auch heben sie damit Sachen von der Erde auf, und bringen sie zum Maule, fangen Fische damit u.s.w. Sie leben in grossen Schaaren fast immer auf den Bäumen, und schwingen sich mit grosser Schnelligkeit von einem zum andern. Ist die Entfernung zu gross, so hängen sich mehrere mit ihren Schwänzen an einander, machen eine Kette, und schwingen sich damit so lange in der Luft, bis der unterste den Baum, wohin sie wollen, erreicht, und die andern nach sich zieht. Sie nähren sich von Früchten, Fischen und Insecten.~~No. 2. Der Sajou.~~Der Sajou ist in Südamerika zu Hausse, etwa so gross als eine kleine Katze, und sehr artig, munter und lebhaft, denn er wird nicht müde zu spielen und sich zu kratzen. Er klettert mit Hülfe eines Schwanzes sehr leicht; und fängt sehr geschickt die Fliegen aus der Luft, die er gern frisst. Seine Stimme ist dem Geschrey oder Pfeifen junger Truthühner ähnlich.~~No. 3. Der Saï, oder Winsel-Affe.~~Dies Thierchen ist gleichfalls nicht grösser als der Sajou, träge und melancholisch, und sehr empfindlich gegen die Kälte. Es girret fast immer wie eine Heuschrecke, wenn es allein ist, und wimmert sobald man es ansieht. Wenn man es böse macht bellet es oft mit unter wie ein junger Hund. Sein Vaterland ist Süd-Amerika.~~No. 4. Der Saïmiri, oder das Todenköpfchen.~~Dieser kleine Sapajou ist sitzend etwa 7 Zol hoch und überaus zierlich. Er wohnt, wie alle Sapajous, in Süd-Amerika, und wird wegen seiner Artigkeit häufig nach Europa gebracht, wo er aber, wegen seiner Empfindlichkeit gegen die kältere Luft, gemeiniglich nicht lange lebt.~~Die Sagoins, welche zwar auch lange aber keine Wickelschwänze haben, sind nicht minder klein, zierlich und schön als die Sapajous. Ihr gemeinschaftliches Vaterland ist gleichfalls das heisse Süd-Amerika. Folgendes sind die 4 schönsten Arten davon.~~No. 5. Der Ouistiti.~~Er ist 7 Zoll lang, schwarz, grau und röthlich gestreift. Er ist wild und unruhig, und klettert so leicht als ein Eichhörnchen. Er riecht nach Bisam, und frisst Früchte, Brod, Spinnen, Fliegen und Schnecken. Sein Laut ist ein Pfeiffen.~~No. 6. Der Pinche.~~Er ist nur 6 Zoll hoch, der Schwanz aber noch einmal so lang. Im Gehen legt er ihn, wie der Löwe, aufwärts gekrümmt auf den Rücken. Diess Thierchen ist überaus munter, behend und belustigt den Zuschauer mit tausend possirlichen Sprüngen und Stellungen. Sein Laut ist ein sanftes Pfeiffen, wie eines Mäuschens, und bisweilen so angenehm, als wenn man ein Vögelchen singen hörte.~~No. 7. Der Marikina.~~Ist überaus schön von Farbe, weichen Seiden-Haaren, und hat fast die Gestalt eines kleinen Löwen. Er ist 9 Zoll lang, der Schwanz aber etwas länger. An Artigkeit und Lebhaftigkeit giebt er den andern nichts nach. Er dauert, bey gehöriger Pflege, am besten in dem mittlern Europa aus.~~No. 8. Der Miko.~~Der Miko ist unter allen Sagoins der schönste; 7 Zoll lang, hat überall langes feines, seidenartiges, wie Silber glänzendes Haar, einen fast noch einmal so langen castanienbraunen Schwanz, und ein hoch rosenrothes nacktes Gesicht und Ohren. Er wohnt am Amazonen-Flusse.~~
Ad99998 01 056aAd99998 01 056a.jpgDie Eulen sind bekanntlich Raub-Vögel, die nur des Nachts, bey Monden-Scheine, und in der Abend- oder Morgendämmerung (denn in einer ganz finstern Nacht sehen sie eben so wenig als alle andere Thiere,) auf ihren Raub ausfliegen, weil ihre grossen und sehr weit geöffneten Augen zu empfindlich für das Tages- und Sonnen-Licht sind, und gänzlich davon geblendet werden. Sie theilen sich in zwey grosse Haupt-Geschlechter ab; nemlich 1) in die Schuhu, oder Ohr-Eulen, die 2 Federbüsche auf dem Kopfe, in Form von Ohren, haben, und 2) in Eulen, die keine Federohren, und nur grosse runde Köpfe haben. Jedes dieser Geschlechter hat wieder mehrere Gattungen unter sich.~~No. 1. Der grosse Schuhu.~~Der grosse Schuhu ist der König aller Nachtvögel, und man könnte ihn mit Recht den Adler der Nacht nennen. Er ist 3 Fuss hoch, wenn er sitzt, und 6 Fuss wenn er fliegt; hat einen ungeheuren Kopf, 3 Zoll hohe Feder-Ohren, einen kurzen Schnabel, und starke Fänge. Er ist von Farbe braun, mit schwarzer Zeichnung. Er bewohnet hauptsächlich Felsen-Klüfte, alte Thürme und verfallene Schlösser, wo er auch nistet. Er kann unter allen Eulen das Tages-Licht noch am meisten vertragen, fliegt aber am liebsten in der Abend-Dämmerung auf seine Jagd aus. Sein Raub sind Haasen, Kaninchen, Feldratten, Fledermäuse, Schlangen, Eidechsen, Frösche und Kröten, davon er die kleineren ganz verschluckt, und wenn er ihr Fleisch im Magen abgezehrt hat, ihre Knochen, in runden Ballen wieder ausspeiet. Alle Tag-Vögel sind seine Feinde, und sonderlich die Raaben, Krähen und Hünerweyhen, die ihn mit grossem Geschrey verfolgen, sobald sie ihn entdecken. Daher setzen ihn auch die Jäger, angefesselt, auf ihre sogenannten Rabenhütten, um Krähen herbeyzulocken und zu schiessen.~~No. 2. Der kleinere Schuhu.~~Er wohnt vorzüglich im Feuerlande, ist nur 2 Fuss hoch, und hat unbedeckte Füsse.~~No. 3. Die schwarze Eule.~~Die schwarze Eule ist am grössten unter allen Eulen, denn sie ist anderthalb Fuss hoch. Sie wohnt in Wäldern in hohlen Bäumen, fliegt überaus leise und still, und nährt sich von Feldmäusen, Hamstern und kleinen Vögeln, die sie ganz verschluckt. Sie legt ihre Eyer gern in die Nester des Hühnerweyhen, der Krähen und Elstern, und lässt sie da ausbrüten.~~No. 4. Die Stock-Eule.~~So wie die Haupt-Farbe der vorigen Eule schwarz ist, so ist sie bey dieser gelb. Die Stock-Eule ist ohngefähr 15 Zoll hoch, sehr schön gezeichnet, hat grosse dunkelblaue Augen, und wohnt, wie jene, in hohlen Bäumen; hat auch mit ihr gleiche Nahrung und Eigenschaften.~~No. 5. Die Thurm-Eule.~~Sie heisst so, weil sie nicht in den Wäldern, sondern immer in den Städten, in Kirchen, auf Thürmen und Kirchhöfen wohnt. Diess, und ihr trauriges, widriges Geschrey bey Nacht, macht oft, dass sich Kinder und alte Weiber, die noch an Hexen, Kobolde und Gespenster glauben, davor fürchten, sie den Todtenvogel oder das Leichen-Huhn nennen, und den lächerlichen Aberglauben haben, es müsse jemand in dem Hause sterben, auf welches sie sich setze. Sie ist 13 Zoll hoch, goldgelb von Farbe, und sehr schön gezeichnet. Sie nährt sich von Mäusen, und säuft gern das Oehl aus den grossen Kirchen-Lampen.~~Das Käuzchen ist die kleinste von allen Eulen, denn es ist kaum 7 Zoll hoch. Es sieht graugefleckt aus, wohnt in altem Gemäuer zerstöhrter und einsam liegender Schlösser, Thürme oder Steinklüfte, und nährt sich von Feldmäusen und jungen Vögeln. Es kann am Tage sehr gut fliegen, und die Schwalben verfolgen es, wenn sie eins entdecken, mit grossem Geschrey.~~No. 6. Das Käuzchen.~~
Ad99998 01 057aAd99998 01 057a.jpgNo. 1. Der Zitter-Aal, oder Krampf-Fisch.~~No. 2. Der Zitter-Roche, oder der Torpedo.~~Diese beyden Fische sind wegen der besondern Eigenschaft, dass sie demjenigen, der sie anrührt, eine solche heftige electrische Erschütterung geben, dass die Hand und der Arm davon sogleich ganz betäubt wird, oder die Fischer, wenn sie z.E. unversehens im Wasser auf einen Zitterrochen treten, einen so starken Stoss durch den ganzen Leib bekommen, dass sie davon umgeworfen werden, äusserst merkwürdig. Auch wenn man sie sogar nur mit einem Stocke, eisernen Stabe oder Angelruthe berührt, empfindet man den electrischen Schlag davon so stark als von einer Electrisir-Maschine. Die Natur scheint beyden Fischen diese Eigenschaft theils zu ihrer Vertheidigung theils zu ihrer Ernährung gegeben zu haben. Der Zitter-Aal findet sich an den Seeküsten von Afrika, Cayenne, Peru, und allen heissen Ländern. Er ist ohngefähr 4 Fuss lang, sieht schwarz-röthlich aus, und hat eine glatte Haut, die sehr mit Schleime überzogen ist. Sein Fleisch ist fett und wohlschmeckend, und wird in jenen Ländern daher häufig genossen. Wenn die Fischer einen in ihren Netzen gefangen haben, so schlagen sie ihn erst todt, damit sie nicht den schmerzhaften electrischen Schlag bekommen, weil diese sonderbare Eigenschaft aufhört, sobald der Fisch tod ist. Er lässt sich nicht lebendig nach Europa transportiren. Der Torpedo oder Zitter-Roche sieht beynahe aus wie ein runder Teller mit einem Schwanze. Seine Farbe ist ziegelroth mit schwarzen Strahlen und Flecken. Er findet sich im Mittelländischen Meere in schlammigen Gegenden von Sardinien und an der Westküste von England und Irland. Er ist oft 3 Schuh lang und 15 bis 20 Pfund schwer. Er lebt von Fischen, und betäubt die kleinern, so über ihn wegschwimmen, wenn er im Sande liegt, dass sie auf ihn hinfallen, und er sie dann fressen kann. Er hat ein weiches schleimiges Fleisch und wird gegessen.~~No. 3. Die See-Fledermaus.~~Dieser Fisch heisst wegen seiner hässlichen Gestalt, wegen seines spitzigen Horns, und seiner Flossen, welche Händen und Füssen gleichen, auch gewöhnlich der Einhorn-Teufel. Er ist etwa 1 Fuss lang, lebt im südlichen Amerika, und nährt sich von andern Fischen und Wasser-Insecten. Er hat nur weniges und mageres Fleisch, und ist nicht geniessbar.~~No. 4. Der See-Stier.~~Dieser sonderbar gebildete Fisch ist 8 Zoll lang, viereckigt, und hat, weil er zu den Bein-Fischen gehört, rund um sich eine feste knöcherne Schaale, die aus lauter sechseckigten, höckrigen, gelbbraunen Schildern bestehet. Seine 4 scharfe Stacheln, davon 2 an seinem Kopfe, und 2 am After stehen, sind sein Schutz gegen die Raub-Fische. Er lebt in Ostindien, und nährt sich von Wassergewürmen.~~No. 5. Die See-Kröte.~~Die See-Kröte heisst so, wegen ihrer unförmlichen Gestalt. Dieser Fisch lebt in Brasilien und China, und nährt sich vom Raube kleinerer Fische, wozu ihm die elastischen Fasern, die er über dem Maule und an seinen beyden Hörnern hat, wie Angelruthen, dienen. Er ist ohngfeähr (sic) 9 bis 10 Zoll lang, und sehr schön gezeichnet.~~No. 5. Die See-Kröte. (Lophius histrio.)~~Die See-Kröte heisst so, wegen ihrer unförmlichen Gestalt. Dieser Fisch lebt in Brasilien und China, und nährt sich vom Raube kleinerer Fische, wozu ihm die elastischen Fasern, die er über dem Maule und an seinen beiden Hörnern hat, wie Angelruthen dienen. Er ist ohngefähr 9 bis 10 Zoll lang, und sehr schön gezeichnet.~~
Ad99998 01 058aAd99998 01 058a.jpgSo verschrieen auch die Gans wegen ihrer Dummheit ist, so ist sie doch in vieler Rücksicht ein merkwürdiges Geschöpf, und für den Menschen ein höchst nützlicher Vogel. Sie ist, zahm, eins der vortrefflichsten Hausgeflügel. Sie giebt uns eine gute Speise; ihr Fett, Schmalz; ihre Federn, Betten und Pelze; und ihre Federkiele liefern uns eins der nützlichsten und unentbehrlichsten Bedürfnisse, die Schreibefedern. Ueberdiess hat die Gans noch mancherley gute Eigenschaften: sie ist kühn und vertheidigt muthig ihre Brut gegen Raubvögel und andere Feinde: sie ist ausserordentlich munter und wachsam; sie ist dankbar, und einer Freundschaft und Liebe für den Menschen fähig, die bis zum Todte geht, wenn sie ihren Freund entbehren muss. Da die Gans in allen Welttheilen lebt, so giebt es sehr vielerley Arten davon. Die vornehmsten davon zeigt gegenwärtige Tafel.~~No. 1. Die wilde Gans.~~Die wilde Gans, von welcher unsere zahme Haus-Gans abstammt, ist grau, kleiner und leichter als die zahme; daher sie auch als ein Zugvogel, der im Winter in wärmere Gegenden zieht, vortrefflich fliegen kann, und sehr weite Reisen macht. Sie lebt auf grossen Land-Seen, nährt sich von Körnern Gras und Fischen.~~No. 2. Die Magellanische Gans.~~Sie lebt wild an den Küsten des Feuerlandes, wo sie die Weltumseegler Cook und Biron fanden. Sie ist sehr schön gezeichnet.~~No. 3. Die Guineische Gans.~~Ihr Vaterland ist Africa, und man nennt sie daher ganz unrecht die Türkische auch Sibirische Gans. Sie ist grösser als die gewöhnlichen Gänse, weissgrau, Rücken und Flügel aber schwarzgrau: und besonders wegen des Kropfs oder Beutels der ihr unter dem Kopfe hängt merkwürdig. Man findet sie auch häufig zahm in Teutschland in den Höfen der Liebhaber.~~No. 4. Die Cap-Gans.~~Diess ist unstreitig die schönste von allen Gänsen in Farbe und Zeichnung. Sie heisst auch die Egyptische oder Nil-Gans. Ohngeachtet ihres heissen Vaterlandes lebt und brütet sie doch auch zahm in Teutschland in den Menagerien grosser Herren.~~No. 5. Die Coromandelsche Gans.~~Sie lebt wild an der Küste Coromandel, und hat auf dem Schnabel einen grossen Höcker. Der Kopf und Hals sind schön schwarz gefleckt, Brust und Bauch silbergrau, der Rücken stahlblau, und die Flügel dunkelgrün.~~No. 6. Die Canadische Gans.~~Man nennt sie auch die Schwanen-Gans, weil sie in ihrer Figur Aehnlichkeit mit dem Schwane hat. Sie ist schwarzbraun und grau, und hat hinter dem Kopfe eine weisse Binde. Man findet sie häufig auch zahm in Teutschland, Frankreich und England.~~No. 7. Die Eider-Gans oder der Eider-Vogel.~~Die Eider-Gans lebt wild im höchsten Norden an den Küsten von Island, Grönland und Norwegen, und ist berühmt, wegen ihrer kostbaren leichten und warmen Federn, der sogenannten Eider-Dunen, davon sie ihr Nest bauet, und die man darinn sammlet. Sie machen einen wichtigen Handelsartickel aus. Die Eidergans nährt sich von Fischen und Muscheln, lebt immer in der Nordsee, und geht nur ans Ufer, wenn sie brütet.~~No. 8. Die Baumgans, oder Bernasche.~~Sie heisst deswegen die Baumgans, weil man lange von ihr das Mährchen erzählte und glaubte, sie wachse an den Schottländischen Küsten, in Form von kleinen Knoten, auf Weiden, die, wenn sie reiften, ab und ins Meer fielen, und nun zu lebendigen Gänsen würden. Andere glaubten sie wüchsen, wie Schwämme, im faulen Holze der Schiffe, oder in gewissen Muscheln, die man daher Enten-Muscheln nennte. Lauter Fabeln! Die Bernasche brütet, wie andere Vögel, sehr geheim in den Orcadischen Inseln; und ist übrigens ein vortreffliches Wildpret für die Schott- und Irländer.~~
Ad99998 01 059aAd99998 01 059a.jpgAlle die wunderbaren Thiere, die unsere neue Naturgeschichte nicht kennt, und die man in den Werken der Dichter und Geschichtschreiber der Alten, so wie in den Arabischen Mährchen, alten Ritter-Romanen und Volkssagen findet, sind blosse Wesen der Phantasie, und fabelhafte Thiere, die niemals existirten. Gegenwärtige Tafel liefert 6 dergleichen fabelhafte Thiere aus der Mythologie der Aegypter, Griechen und Römer, und zeigt, wie sie sich diese Wesen der Einbildungskraft dachten, und auf ihren Kunstwerken bildeten.~~No. 1. Der Centaur.~~Die Centauren waren, nach der Fabel, halb Mensch halb Pferd, und hatten lange Ziegen-Ohren. Man findet sie abgebildet mit einer Löwenhaut auf dem linken Arme, und einem Wurfknüppel zur Jagd, in der rechten Hand. Wahrscheinlich haben die ersten Reuter, die auch zugleich Jäger waren, Anlass zu dieser Dichtung gegeben.~~No. 2. Die Chimära.~~Soll ein Ungeheuer gewesen seyn, das Form und Kopf eines ungeheuren Löwen, an Statt des Schwanzes eine giftige Schlange, und auf dem Rücken noch einen Ziegenkopf hatte; zuweilen aus seinen Rachen Feuer spie, und das Königreich Lycien verwüstete; aber vom Prinzen Bellerophon, der sich auf das Flügel-Pferd Pegasus setzte, aus der Luft herab erlegt wurde. Der Sinn dieser wahrscheinlich allegorischen Fabel, ist dunkel und uns unbekannt.~~No. 3. Die griechische Sphynx.~~No. 4. Die ägyptische Sphynx.~~Die Sphynx war ein fabelhaftes Thier in der Mythologie der Aegypter und Griechen, wodurch sie, wie man glaubt, ein Symbol der bey ihnen geheimen Wissenschaften aufstellen wollten. Sie hatte bey beyden Völkern Kopf und Brust eines Weibes, und den Leib eines Löwen; bey den Griechen blosses Haar und Adlers Flügel; bey den Aegyptern keine Flügel, und einen Aegyptischen Kopfputz. Ihr berühmtes Räthsel, das sie in Theben jedermann, der sich ihr nahete, vorlegte, und dabey Alle die es nicht erriethen, zerriss, welches aber Oedipus allein auflöste, ist bekannt, und beynahe zum Sprüchworte worden.~~No. 5. Der Gryllus~~war bey den Alten ein aus Gliedern und Theilen mehrerer Thiere und Masken grotesk zusammengesetztes Thier; z. E. ein Adler mit einem Löwenkopf an der Brust und zwey Widderköpfen an Statt der Flügel; oder ein Hahn mit Pferde-Füssen und dergleichen. Alle diese sonderbaren unnatürlichen lächerlichen Compositionen und Spiele der Imagination des Künstlers, nennten die Alten Gryllus. Man findet viele dergleichen auf antiken Siegeln. Wahrscheinlich kommt das teutsche Sprichwort: besondere oder närrische Grillen haben, davon her.~~No. 6. Die Sirenen.~~Die Alten bildeten die Sirenen als Jungfrauen von oben herab bis auf die Hüften, die unten aber Adlerklauen, einen Vogelschwanz, und auf dem Rücken Flügel hatten. Sie dichteten ferner von ihnen, dass sie sich auf einer Insel bey Sicilien aufhielten, und durch ihren Zaubergesang und süsse Musik, welche sie auf elfenbeinernen Pfeifen machten, alle Reisende, die an der Insel vorbey schifften, unwiderstehlich an sich lockten, und dann zerrissen und frässen. Von ihnen ist das Sirenen-Lied zum Sprüchworte worden. Falsch ist also, wenn man die Sirenen mit einem Fisch-Schwanze im Meere schwimmend abbildet.~~
Ad99998 01 060aAd99998 01 060a.jpgNo. 1. Die Harpyen.~~Die Harpyen waren nach der alten Fabellehre, Ungeheuer die oberhalb einen Weiber-Leib, unten einen Drachenschwanz, Bären-Tatzen und bunte Fledermaus-Flügel hatten. Die Götter schickten sie den Menschen als Plagen zu.~~No. 2. Der Greif.~~Der Greif, der in der Wappenkunde häufig als Schildhalter vorkommt, war gleichfalls ein fabelhaftes Thier der Alten. Er hatte die Gestalt eines Löwen, einen Adlerkopf mit Pferde-Ohren, Flügel, und an Statt der Mähne einen Kamm von Fisch-Flossfedern. Man dichtete von ihnen, sie grüben das Gold aus der Erde, und bewachten es gegen die Räuber.~~No. 3. Der Satyr.~~Satyren waren, nach der Dichtung der Alten, Waldmenschen mit braun-rothen Leibern, Bocksfüssen, Ziegenhörnern und Ziegen-Ohren, die hauptsächlich sich von ihren Ziegen-Heerden nährten, und als lustige Geschöpfe zum Gefolge des Bachus gehörten. Man stellt sie daher gewöhnlich tanzend, mit einer Rohrpfeife und einem Hirtenstabe in der Hand, einem Ziegenfelle auf dem Arme, und einem Milch- oder Wein-Kruge vor. Von ihrer vermeinten Gabe Andere zu verspotten, haben die Satyren, oder Spottgedichte, ihren Nahmen.~~No. 4. Die Giganten oder Titanen.~~Die Giganten oder Titanen waren, nach der Fabel, ungeheure Riesen, welche an Statt der Füsse Schlangen hatten, in den Phlegräischen Gefilden aus der Erde hervor kamen, den Himmel stürmten, Berge auf Berge thürmten, und mit den Göttern einen grossen Kampf hatten. Man findet sie deshalb auf alten Denkmälern mit einem Steine und Baum-Aste in der Hand, und einer Ochsenhaut über dem Arme. Letzteres bezieht sich auf die Rinder Geryons, welche sie dem Hercules geraubt hatten.~~No. 5. Das Seepferd.~~Gleichfalls ein fabelhaftes Thier der Alten, das zur See-Equipage des Neptun gehörte. Es hatte vorn Schwimm-Füsse, und hinten einen Fischschwanz, zum Schwimmen.~~No. 6. Nereiden und Tritonen.~~Nereiden und Tritonen waren Menschen mit Fisch-Schwänzen, womit die Fabel der Alten das Meer bevölkerte. Die Männer hiessen Tritonen, die Weiber Nereiden. Sie waren Halbgötter, die das Gefolge Neptuns ausmachten. Die Fabel von den Nereiden oder Wasser-Nymphen hat sich wahrscheinlich auf die neuern Zeiten fortgepflanzt, und es sind in den Volks-Mährchen daraus die sogenannten Wasser-Nixen entstanden.~~
Ad99998 01 061aAd99998 01 061a.jpgNo. 1. Der Vogel Roc.~~Der Vogel Roc ist nach den bekannten Arabischen Märchen der Tausend und einen Nacht, und andern orientalischen Wunder-Geschichten, ein ungeheuer grosser Vogel; den immer die Zauberer oder Prinzen oder Prinzessinnen zu ihren Reisen durch die Lüfte brauchen. Wie ungeheuer gross man ihn machte, kann man z.B. aus dem Mährchen, Geschichte des Arabischen Ritters, (im VII. Bande der Blauen Bibliothek S. 340.) sehen, wo er das ganze prächtige Zelt der Prinzessin Dorathill Goase, mit ihr selbst, auf seinem Rücken trägt, und in wenigen Minuten damit über ganz Asien wegfliegt; welche Vorstellung ich hier gewählt habe.~~No. 2. Der Basilisk.~~Der Basilisk, von dem Plinius in seiner fabelhaften Naturgeschichte erzählt, war ein erdichtetes Wunderthier in Africa; das die Gestalt eines Hahns mit bunten Drachen-Flügeln, und einem Drachen-Schwanze haben, und dessen Blick so giftig seyn sollte, dass er alles was er ansähe, sogleich damit tödete. Man sagte daher, man könne den Basilisken nicht anders tödten, als dass man ihm einen Spiegel vorsetzte. So bald er sich in demselben sähe, tödte sein giftiger Blick ihn selbst. Giftige Basilisken Blicke sind daher zum Sprüchworte geworden.~~No. 3. Der Phönix.~~Der Phönix war gleichfalls ein fabelhafter Wunder-Vogel der Alten. Es lebte nur immer ein einziger auf der Welt, in Arabien, als wohin man alle Wunder setzte. Dieser wurde an 500 Jahre alt; und wenn er nun des Lebens müde war, so trug er kostbare Spezereyen in sein Nest zusammen, liess diese von der Sonne anzünden, und verbrannte sich selbst; worauf alsdann aus seiner Asche ein junger Phönix hervorkam, und er sich auf diese Art erneuerte. Er hatte die Grösse und Gestalt eines Adlers; seinen Kopf umstrahlte Sonnenglanz; sein Hals glänzte wie Gold, seine Flügel waren purpurroth, Schwanz, Klauen und Schnabel aber himmelblau. Kurz es war der seltenste Wunder-Vogel von der Welt.~~No. 4. Das Einhorn.~~Das Einhorn, als vierfüssiges Thier, ist nicht minder eine Fabel. Es kommt zwar oft in Wundermährchen, in der Heraldik als Schildhalter, und sogar in der Bibel, im Buche Hiob, (wo es aber vermuthlich das Zebra seyn soll) vor, allein die neuere Naturgeschichte kennt es nicht. Man giebt ihm die Gestalt eines grossen Pferdes mit einem zwey Ellen langen spitzigen gewundenen Horne vor der Stirn. Vermuthlich hat das eben so gestaltete Horn des Narbal-Fisches, den ich Heft II. No. 7. beschrieb, welches man, wie andere versteinerte Thierknochen, irgendwo aus der Erde grub, und Unwissenheit in der Naturgeschichte Anlass zu dieser Fabel, die Plinius zuerst erzählt, gegeben.~~No. 5. Das Boramez oder Scythische Lamm.~~Man glaubte noch zu Anfange dieses Jahrhunderts die Fabel, es wachse in der Tartarey und Scythien eine wunderbare Pflanze, in Gestalt eines braunen Lammes, auf einem Stengel, der ihm gleichsam zur Nabelschnur diene. Diess Lamm fresse um sich her, so weit es reichen könne, alle Kräuter ab, und sterbe und vertrockne alsdann, wenn es keine Nahrung mehr habe. Das Wahre davon ist, das Boramez oder Scythische Lamm ist ein rauches, wolligtes Moos, welches in grossen Klumpen, und zuweilen in der hier abgebildeten Gestalt, als eine Schmarotzerpflanze auf dem baumartigen Fahrenkraute, in der Tartarey wächst, und gelblich-braun aussieht. Das Uebrige davon ist ein Märchen.~~No. 6. Der Drache.~~Der Drache ist ein berühmtes fabelhaftes Wunder-Thier, das in der Fabel-Geschichte fast aller Völker, und sonderlich in den alten Teutschen Ritter- und Volks-Märchen, unter dem Namen Lindwurm vorkommt. Er hatte 4 Löwenfüsse, einen dicken Schlangen-Schwanz, Flügel mit Augen, einen schrecklichen Hals und Kopf, und spie gewöhnlich Feuer und Flammen aus dem Rachen. Die Drachen waren Ungeheuer die die Länder verheerten, und mit denen die Ritter immer kämpften. Kurz der Drache war von jeher ein Geschöpf der Einbildungskraft, welches die Phantasie der Dichter auf mancherley Art bildete; aber nie in der Natur existirte.~~
Ad99998 01 062aAd99998 01 062a.jpgDer Kuckuk, den wir alle kennen, ist in vieler Rücksicht ein merkwürdiger Vogel. Er ist ohngefähr so gross als eine Turteltaube, nur macht ihn sein Schwanz länger. Von seinem Rufe Kuckuk! Kuckuk! den er jedoch nur vom April an bis zum Julius hören lässt, hat er seinen Namen erhalten. Nur das Männchen schreiet Kuckuk, das Weibchen aber krächzet nur. Er ist ein Zugvogel, der im September, bey uns in Teutschland, in wärmere Länder fortzieht, und im April wiederkommt. Er nährt sich von Würmern und Insecten, und ist keinesweges ein Raubvogel, wie der gemeine Mann fälschlich geglaubt, und sogar verschiedene Fabeln von ihm erzählt hat: z.E. dass er sich in einen Sperber verwandle; dass ihn der Geyer auf seinem Rücken trage und zu uns bringe; dass er auf die Pflanzen speye, und daraus schädliche Insecten wachsen; dass er in die Nester anderer Vögel ein Ey, und zwar jedes von der Farbe der ihrigen lege, um sie zu betrügen; dass der junge Kuckuk die Mutter, die ihn ausgebrütet habe, fresse u.s.w. welches alles Volksmährchen sind. Merkwürdig ist allerdings deswegen der Kuckuk, dass er sich nie ein Nest bauet, und seine Eyer nie selbst brütet, sondern sie alle einzeln in das Nest anderer kleiner Vögel, z.E. der Grasmücken, Rothkehlchen, Zaunkönige, Bachstelzen legt, die es dann gern ausbrüten, und den jungen Kuckuk, wenn er ausgeflogen ist, mit Freuden füttern. Kurz, der Kuckuk bekümmert sich um seine Eyer und Brut gar nicht, sondern überlässt die Mühe davon Andern. Der Kuckuk bewohnt fast alle Welttheile, jedoch hat jedes Land seine besonderen Arten; wie folgende zeigen.~~No. 1. Der Europäische Kuckuk.~~Er ist dunckelgrau, schattirt, und die Schwingen grün-braun.~~No. 2. Der blaue Kuckuk.~~Er lebt in Madagascar und ist schön hellblau.~~No. 3. Der Kuckuk von Coromandel.~~Er ist kleiner als alle, kuppigt, buntgezeichnet und hat einen getheilten Schwanz.~~No. 4. Der Kuckuk vom Cap.~~Er ist rothbraun mit schwarzen Schwingen, und am Bauche schäckigt. In der Gegend des Vorgebirge der guten Hoffnung findet man auch den sogenannten Honig-Kuckuk, der durch sein Geschrey Chirs! Chirs! den Wilden die Honig-Vorräthe der Bienen im Walde anzeigt, und sie bis zu dem Baume hinführt, in welchem der Stock ist, und dann zur Dankbarkeit von ihnen einen Theil der Beute empfängt.~~No. 5. Der Ostindische Kuckuk.~~Er ist der grösste unter allen; braun schattirt, und am Bauche gelblich.~~No. 6. Der Kuckuk aus den Philippinischen Inseln.~~Ist klein, hat schwarzen Kopf, Brust und Schwanz, und dunkelbraune Flügel.~~No. 7. Der Kuckuk aus Cayenne.~~No. 8. Der Kuckuk aus Guyane.~~Sonderbar ist es, dass die Amerikanischen Kuckuke, nicht so wie die in der alten Welt, ihre Eyer in die Nester anderer Vögel legen, sondern sich selbst Nester machen, und ihre Eyer ausbrüten.~~
Ad99998 01 063aAd99998 01 063a.jpgNo. 1. Der Cardamom.~~Der Cardamom, den wir als Gewürz an die Speisen brauchen, ist der Saame einer schilfartigen Pflanze, welche eine dicke knolligte Wurzel hat, und in Ostindien, vornehmlich auf lava wächst. Neben ihrer grossblätterigen starken Schilf-Staude schiessen aus der Wurzel noch besonders die kleinen Blüthen-Stengel heraus. Diese haben zarte Blätterchen, und tragen eine überaus feine weisse vierblätterigte Blüthe. Wenn diese abgeblühet hat, so setzen die länglicht runden Saamenkapseln (Fig. a.) sehr reichlich an. Wenn diese eingesammelt und getrocknet sind, so werden sie rothbraun, springen an ihren drey Ecken voneinander (Fig. b.) und geben die kleinen, eckigten, braunrothen Saamenkörnchen, die das Gewürz ausmachen, und womit Holland einen sehr starken Handel treibt. Es giebt eigentlich drey Sorten Cardamom; näml. 1) die kleinste, hier abgebildete, welches die bekannteste und gewöhnlichste ist; 2) die mittlere Sorte, welche grössere Körner, und eine dreyeckigte längliche Saamenschote hat; und 3) die grosse Sorte Cardamom, die man auch Paradies-Körner nennt; davon aber die Pflanze noch nicht bekannt ist.~~No. 2. Kappern.~~Die Kappern-Staude wächst in Italien und in den südlichen Provinzen Frankreichs, ist niedrig und hat viele kriechende Zweige. Wild wachsend hat sie Stacheln; allein in den Gärten angebaut hat sie keine. Sie blüth schön roth, und trägt eine birnförmige Saamen-Kapsel. Die Kappern, welche wir, als ein Gewürz, an mehreren Fleisch-Speisen, Sardellen-Salat u.s.w. essen, sind die grünen Blumenknospen davon, die man, ehe sie aufbrechen, sammelt, einen Tag lang an der Lust trocknet, dann in Essig und Salze beizet, und mit dieser Brühe in Fässer schlägt und durch ganz Europa versendet.~~
Ad99998 01 064aAd99998 01 064a.jpgWürmer nennt man Thiere, die statt des Blutes einen weissen kalten Saft, und weder Knochen noch Füsse haben, und sich dadurch, dass sie theils Eyer legen, theils lebendige Junge gebähren, fortpflanzen. Viele davon sind, wegen des Schadens oder Nutzens, den sie dem Menschen bringen, sehr merkwürdig, wie z. E. folgende.~~No. 1. Der Regenwurm.~~Die Regenwürmer haben einen geringelten Körper, der sich sehr ausdehnen and zusammenziehen kann, mit einem erhabenen fleischigen Gürtel; sehen braunroth aus, leben im Miste der Gartenerde, und kommen meistens nach einem Regen aus der Erde hervor, wovon sie auch ihren Nahmen haben. Sie thun den jungen Gemüspflanzen grossen Schaden. Sie sind selten über eine Spanne lang.~~No. 2. Der Blutegel.~~Die Blutegel leben im Wasser, in Teichen und Sümpfen oder Bächen, und sind 3 bis 4 Zoll lange halbrunde Würmer. Sie sehen auf dem Rücken schwärzlich aus, und haben acht gelbe Streifen. Sie haben die besondere Eigenschaft, dass sie sich an Thiere und Menschen anhängen, wenn diese in das Wasser kommen, sich von ihnen voll Blut saugen, und dann wieder abfallen. Ebendeshalb bedient man sich ihrer in der Medizin zu Abzapfung des Blutes aus den äusseren Theilen des Kranken; und es ist wahrscheinlich, dass die Menschen von ihnen zuerst das Aderlassen und Schröpfen gelernt haben.~~No. 3. 4. 5. 6. Der Arm-Polyp.~~Die Arm-Polypen leben im Wasser, und haben einen gallertartigen durchsichtigen, gelbröthlichten (Fig. 6. a. b. c. d.) oder ganz grünen (Fig. 3.) Körper, der nur aus einem einfachen Canale besteht. An diesem ist vorn ein kolbenförmiges Theil, wo sich das Maul des Thieres befindet. Um dieses Maul herum ragen feine Arme heraus, die wie dünne Perlenschnüre aussehen, und die es nach Willkühr ausstrecken und einziehen kann. Mit diesen Armen fängt der Polyp seine Speise, kleine Wasserinsekten, und bringt sie zum Munde (Fig. 4.5.). Die Polypen setzen sich immer mit dem Schwanze an einer Wasserpflanze, sonderlich an den Wurzeln der Meerlinsen (Fig. 3. und 6.) fest; vermehren sich auch ordentlich wie die Pflanzen, indem ihnen an der Seite Knospen, wie Zweige an einer Pflanze, herauswachsen (Fig. 3.) die sich dann absondern, und junge Polypen werden. Sonderbar ist, dass, wenn man auch diese Thiere in Stücke schneidet, jedes Stück wieder ein neuer Polyp wird. Fig. 4. zeigt einen Armpolypen in seiner natürlichen Grösse, wie er seinen Raub fängt; und Fig. 5. zwey dergleichen Polypen sehr vergrössert, die einen gemeinschaftlichen Raub mit ihren Armen gefesselt haben, und aussaugen.~~Eingeweide-Würmer.~~No. 7. Der kürbiskernförmige Bandwurm.~~No. 8. Der Blasen-Bandwurm.~~In den Eingeweiden der Menschen und Thiere leben gar viele Arten von Würmern, die sehr verschiedene Grössen und Gestalten haben. Die schädlichsten darunter sind die sogenannten Bandwürmer, die, wenn auch nur ein einziges Glied von ihnen im Körper bleibt, gleich davon wieder fortwachsen und nicht zu vertilgen sind. Der kürbiskernförmige Bandwurm wohnet in den Därmen der Menschen. Die zarte dreyzackigte Spitze ist sein Kopf. Der Blasen-Bandwurm, der hier in natürlicher Grösse vorgestellt ist, sitzt vorzüglich an den Lebern der Thiere wie grosse Wasserblasen.~~
Ad99998 01 065aAd99998 01 065a.jpgDie Wölfe und Füchse gehören zu dem grossen Geschlechte der Hunde. Sie sind sämmtlich Raubthiere und den Menschen in mancher Rücksicht gefährlich oder schädlich. Man hat mehrere Arten davon die merkwürdig sind.~~No. 1. Die Hyäne.~~Die Hyäne, welche schon bey den Alten als ein fürchterliches Raubthier berühmt war, lebt einsam in Persien, Syrien, Aegypten, und der Barbarey, in Felsenhöhlen. Sie ist beynahe 4 Fuss lang, hochbeinigt, grau und mit braun gestreift, hat mehr Borsten als Haare, und über den ganzen Hals und Rücken eine Mähne, die sie emporsträuben und niederlassen kann. Sie geht des Nachts auf Raub aus, welcher in Eseln, Ziegen, Schaafen, Menschen, auch Aase und Leichen, die sie ausgräbt, besteht. Ihr Naturell ist so grausam, wild und unbändig, und dabey so herzhaft, dass sie oft allein zwey Löwen in die Flucht jagt.~~No. 2. Der Schakall.~~Der Schakall gleicht mehr dem Wolfe als dem Fuchse; ist auch vollkommen so gross als der Wolf. Er sieht graugelb aus, wohnt im südlichen Asien, Persien, Syrien, Aegypten, und Nordamerika, nicht, wie die Füchse, unter der Erde, sondern in Wäldern und Gebirgen, und kommt ohne Scheu vor dem Menschen, sehr oft des Raubes wegen, in die Städte und Dörfer, oft in Rotten bis zu 200. Er lässt sich leicht zahm machen.~~No. 3. Der Wolf.~~Man findet den Wolf in allen Welttheilen, und zwar von verschiedenen Farben. Der gewöhnliche ist viertehalb Fuss lang, graubraun von Farbe, und fast wie ein Fleischerhund gestaltet. Er raubt Schaafe, Ziegen, Rehe, Kälber, und Füllen; uns ist so gefrässig, dass er 2 Schaafe auf einmal auffressen kann, wenn er Zeit dazu hat. Menschen fällt er nur im Winter bey grössten Hunger an. In Teutschland sind sie als schädliche Raubthiere durchaus ausgerottet.~~No. 4. Der schwarze Fuchs.~~Er hat Aehnlichkeit mit dem Wolfe, und ist grösser als der gemeine Fuchs. Er lebt in den nördlichsten Ländern von Europa, Asien und Amerika. Sein Pelzwerck ist ausserordentlich fein, glänzend schwarz, und das kostbarste und theuerste dass wir jezt kennen; so dass selbst in Russland ein schöner schwarzer Fuchs-Balg oft mit 400 Rubeln bezahlt wird.~~No. 5. Der weisse Fuchs.~~Dieser ist kleiner als der gemeine Fuchs, und wohnt in allen Welt-Theilen innerhalb des nördlichen Polarkreises, ziemlich häufig. Er lebt wie der gemeine Fuchs in Bauen unter der Erde. Sein Pelzwerk ist schön weich, und auch in Teutschland bekannt; obgleich, wegen seiner Menge, nicht theuer.~~No. 6. Der gemeine Fuchs,~~lebt in ganz Europa und Asien; ist etwa 2 Fuss lang, und von Farbe braunroth. Er gräbt sich Baue unter der Erde, ist listig und furchtsam, nährt sich daher von Raube mehr durch List als Gewalt. Hauptsächlich sind Hüner, Gänse, Fasanen, junge Rehe, Haasen und Kaninchen sein Raub Eben so gern frisst er auch Honig der wilden Waldbienen. Man fängt ihn in Teller-Eisen, um seinen Balg zu schonen.~~
Ad99998 01 066aAd99998 01 066a.jpgDer kleinste Europäische Vogel, den wir kennen, ist unser Zaunkönig; allein in China und Ostindien giebt es noch weit kleinere. Die kleinsten Vögel, welche die Naturgeschichte noch entdeckte, sind~~No. 1. 2. 3. Die Chinesischen Zwergsperlinge, und~~No. 4. Der kleinste Fliegenvogel.~~Ich habe beyde Gattungen in ihrer natürlichen Grösse, hier, auf dem Zweige einer Theestaude sitzend, abbilden lassen.~~Die Chinesischen Zwergsperlinge, sind allerliebste kleine Geschöpfchen, und sehr verschieden von Farben; theils (No. 1.) mit blauen Flügeln, rothen Köpfen und weissen Bäuchen; theils (No. 2.) mit rothen Flügeln und Rücken, blauen Kehlen, und gelben Bäuchen; theils (No. 3.) mit grünen Kopf und Flügeln, und weissen Bäuchen. Hr. Dr. Spalowsky in Wien, hat sie uns in seinen Beyträgen zur Naturgeschichte der Vögel zuerst bekannt gemacht, und er sagt, dass er sie ausgestopft selbst in den Händen gehabt habe.~~Der kleinste Fliegen-Vogel (No. 4.), der gleichfalls hier in seiner natürlichen Grösse erscheint, und aus einer Thee-Blüthe den Honig, seine einzige Nahrung, saugt, gehört zu den Colibris und wohnt in Brasilien. Diese kleinen Thierchen gerathen oft, wie die Fliegen, in das Gewebe grosser Spinnen, die sie, weil sie zu zart und schwach sind, sich durchzureissen, darinn überfallen, erwürgen und aussaugen. Diese Spinnen aber stellen ihnen auch überdiess auf mancherley Art nach, und diese Vögelchen bauen daher aus natürlichen Instincte ihre kleinen Nestchen, in der Grösse einer Nuss, hart unter die Nester anderer grösserer Vögel, welche die Spinnen aufsuchen und sie fressen, den kleinen Vögelchen aber, als ihren Schutzgenossen, nichts an Leide thun. Sie nähren sich, wie gesagt, blos vom Honige der Blumen. Die Brasilianischen Damen tragen sie ausgetrocknet, wegen ihrer schönen Farben, oft als Ohren-Ringe in den Ohren.~~
Ad99998 01 067aAd99998 01 067a.jpgDas Faulthier~~ist eine sonderbare Erscheinung unter den vierfüssigen Thieren. Es gleicht beynahe dem Affen, sitzt aufrecht, nährt sich von Blättern und Früchten der Bäume, und lebt in Brasilien und andern heissen Ländern von Süd-Amerika. Das Merckwürdigste an diesem Thiere ist die erstaunliche Faulheit und Langsamkeit, mit der es sich bewegt; denn es braucht nicht nur eine Zeit von 8 bis 9 Minuten um enen Fuss nach dem andern fortzusetzen, sondern auch ebensoviel um dazwischen auszuruhen. Die Bäume, auf denen es seine Nahrung sucht, besteigt es eben so langsam, und verlässt keinen eher, als bis es ihn ganz abgefressen hat, worauf es sich zusammenzieht, herunterfällt, und die lange Reise nach einem andern wieder antritt. Selbst durch Schläge ist es zu keiner grössern Hurtigkeit zu zwingen. Bey jedem Schritte erhebt es ein unerträgliches Geschrey. Diess ist die einzige Vertheidigung des Thieres, dass seinen Feinden weder entfliehen, noch sich gegen sie wehren kann, denn die Klauen dienen ihm bloss zum klettern. Wenn es schlafen will, schlägt es alle vier Beine dicht um einen Baumast, und hängt sich umgekehrt an denselben, wie eine Hangmatte. Es giebt nur zwey Arten des Faulthiers, nemlich den Ai und den Unau.~~No. 1. und 2. Der Ai.~~Der Ai ist ohngefähr zwey Fuss lang, und bräunlich grau. Von vorn gesehen hat er beynahe ein Menschengesicht; er hat an allen vier Pfoten drey lange Krallen; dahingegen der Unau nur 2 an den Vorder-Füssen hat.~~No. 3. Der Unau.~~Der Unau lebt ausser Südamerika, auch in Ostindien, ist kleiner als der Ai, hat keinen Schwanz, sondern hinten auf dem Kreutze einen erhabenen Haar-Kranz; sieht auf dem Rücken rothbraun, und am Bauche weissgrau aus. Er hat, den Unterschied der Klauen ausgenommen, mit dem Ai gleiche Eigenschaften.~~Der Ameisen-Fresser.~~Das Vaterland dieser Thiere, davon es nur 3 Arten giebt, Süd-Amerika, und das heisse Afrika. Ihre Nahrung besteht bloss in Ameisen, indem sie ihre lange klebrichte Zunge in die Strasse der Ameisen-Heere legen, sie ganz vollkriechen lassen, welches in ein Paar Minuten geschieht, sie dann zurückziehen, und die Ameisen verschlingen. Sie klettern auch vermöge ihrer grossen Krallen sehr leicht auf die Bäume, suchen da die Nester der Ameisen auf, und hohlen sie mit ihrer langen feinen Zunge aus den verborgensten Schlupfwinkeln heraus. Mit ihren scharfen Klauen wehren sie sich, auf dem Rücken liegend, sogar gegen den Amerikanischen Tieger, so heftig, dass der Kampf dem Feinde meist das Leben kostet. Es giebt, wie gedacht, nur 3 Arten davon.~~No. 4. Der grosse Ameisen-Fresser,~~ist langhaaricht, gelb, weiss und schwarz, 4 Fuss lang, ohne den Schwanz, und hat 4 Krallen an jedem Fusse.~~No. 5. Der mittlere Ameisenfresser.~~lebt vorzüglich in Brasilien, ist kaum halb so gross als jener, glatt, hellgrau, hat einen Wickelschwanz, mit dem er sich anhängen kann, und vorn 4 hinten 5 Krallen.~~No. 6. Der kleine Ameisenfresser.~~Dieser ist, ohne Schwanz nur 8 bis 10 Zoll lang, gelb, grau und braun von Farbe, weich von Haaren, und hat gleichfalls einen Wickelschwanz.~~
Ad99998 01 068aAd99998 01 068a.jpgNo. 1. Der Korkbaum.~~Der Kork- oder Pantoffelholz-Baum ist eine Art von Eiche, welche nur immergrüne kleinere und weniger ausgezackte Blätter, und kleinere gelbe Eicheln trägt, als unsre gewöhnliche Eichen. Er wächst in Spanien, Italien und in den südlichen Provinzen Frankreichs, und ist besonders merkwürdig wegen seiner oft 2 bis 3 Zoll dicken, schwammigten und leichten Rinde, welche eigentlich unser Korck oder Pantoffelholz ist, woraus Korkstöpsel für Bouteillen und Fässer, Schuhsohlen und mehr andere Dinge gemacht werden. Diese Rinde lösset sich, wenn der Baum ein gewisses Alter erreicht hat, sehr leicht ab. Man macht nemlich vom Gipfel bis zur Wurzel einen langen Einschnitt durch dieselbe, und schält auf diese Art den ganzen Baum, bey trocknen Wetter, alle 10 Jahre, ab. Er setzt sogleich wieder eine frische Rinde an, und wird bey dieser Behandlung 150 bis 200 Jahre alt. Die abgeschälte Rinde legt man sodann im Wasser über einander, presst sie mit Steinen gerade, und versendet sie getrocknet, als Kaufmanns-Waare. Aus der in verschlossenen Gefässen zu Kohle gebrannten Rinde, machen die Spanier auch eine sehr schöne schwarze Farbe, welche unter dem Nahmen Noir d'Espagne bekannt ist.~~No. 2. Der Terpentinbaum.~~Der in den Apotheken allgemein bekannte Terpentin, ist ein hellgelbes flüssiges Harz, dicker als Oel, und flüssiger als Honig, welches aus verschiedenen Bäumen dringt, und eben darnach von verschiedener Art ist. Man hat nehmlich ächten Cyprischen- Venetianischen und gemeinen Teutschen Terpentin. Der eigentliche so genannten Terpentin-Baum, welcher hier abgebildet ist, und den ächten cyprischen Terpentin giebt, wächst in China, Ostindien, Afrika, und vorzüglich auf den Inseln Chio und Cypern, auch in Italien und Spanien. Er hat beynahe Blätter wie unsre Esche, blüht violett, und trägt braune, kleine Saamenkapseln mit weissen Körnern (Fig. a und b). Um den Terpentin von ihm zu gewinnen, haut man den Stamm des Baums an verschiedenen Orten an, und legt glatte Stein-Platten hart an denselben an. In der Nacht fliesst dann der Terpentin auf dieselben, verdickt sich, und wird alle Morgen weggenommen. Die zweyte Sorte, oder der sogenannte Venetianische Terpentin, wird in Tyrol, Oestreich und Schlesien von Lerchen, und Fichtenbäumen gesammelt, und ist weiter nichts, als ein feines flüssiges Fichtenharz, das järhlich (sic) durch Anbohren der Stämme aus den Bäumen gezogen und durch enge Haarsiebe gereinigt wird. Wenn das Terpentin-Oel davon destillirt und abgezogen ist, so giebt das zurückbleibende harte Harz oder Pech davon das bekannte Colophonium, oder Geigenharz.~~
Ad99998 01 069aAd99998 01 069a.jpgDie Alten rechneten die Fledermäuse zu den Vögeln, weil sie fliegt; allein sehr unrecht; denn sie hat alle Eigenschaften der vierfüssigen Thiere, und gehört auch wirklich zu denselben. Es giebt in allen Ländern der Welt Fledermäuse, und zwar sehr verschiedene Gattungen, an Grösse sowohl als Gestalt. In den heissen Ländern, wo sie sehr gross sind, ist ihr Aufenthalt auf den Bäumen; in kälteren aber halten sie sich in den Klüften der Felsen, Mauern, in Thürmen, Kirchen, Scheuern und alten Häusern auf. Hier ruhen sie, weil sie das Licht scheuen, am Tage über, und fliegen nur in der Abenddämmerung, bis zum Einbrüche der Nacht; denn die Ankunft der Eulen, welche auf sie Jagd machen, treibt sie in ihre Löcher zurück. Wenn sie ruhen, so hängen sie sich entweder mit ihren Hinterfüssen, oder mit dem Haken an ihren Flügeln auf. Ihre Nahrung besteht in Schmetterlingen, Käfern, Fliegen, Mücken, und andern Insecten, die sie im Fluge fangen; sie fressen aber auch gern Fleisch, sonderlich geräuchertes und Speck. In unseren kälteren Ländern ziehen die Fledermäuse im Winter haufenweise in dicke Gemäuer, Keller, Todtenkrüfte, Höhlen und hohle Bäume, hängen sich in der Höhe dicht neben und unter einander in Klumpen, hüllen sich in ihre Flügel ein, werden kalt und starr, und bleiben so ohne alle Nahrung bis zum folgenden Frühjahre hängen, wo sie wieder aufleben. In manchen Ländern, z.E. in China, und in den Philippinischen Inseln isst man sie. Die merkwürdigsten Gattungen davon sind folgende.~~No. 1. Der Vampyr oder Blutsauger.~~lebt in Afrika und Südasien, und ist die grösste Gattung die wir kennen, oft bis 10 Zoll lang. Sie fressen die Frucht der Palmen, und saugen auch den Saft gern; allein sie saugen auch Menschen und Thieren das Blut aus, indem sie sich im Schlafe an sie machen, mit ihrer scharfen Zunge sie wund lecken, und ihnen auf diese Art das Blut unmerklich aussaugen; welches oft Lebensgefahr bringt.~~No. 2. Die Hasenscharte.~~Sie ist so gross als eine Ratte, lebt in Peru hat einen runden Kopf mit einer Mopsschnautze, und in der Ober-Lippe eine grosse Hasen-Scharte.~~No. 3. Die gemeine Fledermaus.~~Diese ist in Teutschland die gemeinste; 2 1/2 Zoll lang; und hält sich häufig bey uns um die Städte und Dörfer auf.~~No. 4. Die Speckmaus.~~Sie ist so gross als die vorige, und lebt vorzüglich in Frankreich,~~No. 5. Die Hufeisennase.~~Diese Fledermaus zeichnet sich vor allen dadurch aus, dass ihre Nase wie ein Hufeisen aussieht. Sie ist auch nur 2 1/2 Zoll lang, und wohnt in Frankreich und Teutschland.~~No. 6. Die Bart-Fledermaus.~~Sie lebt in Senegal, ist 2 Soll (sic) lang, und hat beynahe ein Bocksgesicht, und einen Bart.~~No. 7. Das Langohr.~~Sie ist merckwürdig wegen ihrer ungeheuern Ohren, die beynahe wie doppelt aussehen. Sie ist 2 Zoll lang, und man findet sie zuweilen in Teutschland.~~No. 8. Der Grosskopf.~~Sie lebt in den Moluckischen Inseln, ist 2 1/2 Zoll lang, und hat vor andern einen grossen Kopf, dicke Schnautze und herunter hängende Lippen.~~
Ad99998 01 070aAd99998 01 070a.jpgUnter die merkwürdigsten Alterthümer der Völcker gehören die berühmten sieben Wunder der Welt, davon man so oft sprechen hört. Die alten Schriftsteller geben folgende grosse und erstaunliche Meister-Werke der Bau- und Bildhauerkunst als solche an: 1) Die Egyptischen Pyramiden; 2) Die schwebenden Gärten zu Babylon; 3) Die Mauern von Babylon; 4) Das Mausoleum; 5) Die Bildsäule des Olympischen Jupiters; 6) Den Coloss von Rhodus; und 7) den Dianen-Tempel zu Ephes. Alle sind untergegangen, die Pyramiden ausgenommen, davon sich einige durch ihre dauerhafte Bauart, noch ganz erhalten haben, und noch heut zu Tage von den Reisenden in Egypten besucht und bewundert werden.~~Die Pyramiden. No. 1. Aeussere Ansicht. No. 2. Durchschnitt und Inneres der grossen Pyramide.~~Die Pyramiden waren Grabmäler der ältesten Egyptischen Könige und ihrer Familien. Sie liegen ohnweit Cairo und des Nils, und hauptsächlich bey dem Städtchen Ghize und bey den Dörfern Saccara und Dashur, auf einer hügelichten Gegend, die wahrscheinlich die alten Egypter zu ihren Begräbniss-Feldern gewählt hatten, weil man ebendaselbst auch in unterirdischen Gebäuden oder Catacomben die Mumien findet. Bey Saccara und Dashur stehen noch 22. und bey Ghize 6 Pyramiden, theils erhalten, theils verfallen. Die 3 vorzüglichsten stehen bey Ghize; und die grösste und berühmteste darunter, oder sogenannte grosse Pyramide ist es, die ich hier zur Vorstellung gewählt habe, weil sie nicht allein vollkommen erhalten, sondern auch grösser und von innen untersucht ist. No. 1. ist ihre Ansicht von Aussen, und No. 2. ihr Durchschnitt und Inneres. Sie ist 440 Englische Fuss hoch, von sehr weichen Kalksteine, oder demselben Felsen worauf sie steht gebaut; und soll vorzeiten von aussen mit Marmor bekleidet gewesen seyn. Sie hat von unten bis zur Spitze 208 Stufen, deren die unteren 4 Fuss, die oberen aber nach der Spitze zu um 2 1/2 Fuss hoch sind. Die Spitze hat 13 Englische Fuss im Quadrat. Ihr Erbauer soll ein alter Egyptischer König Cheops gewesen seyn, den aber unsre Geschichte nicht kennt. Der Calife Mahomed, liess sie im Iahr Christi 827. in Hoffnung grosse Schätze darinn zu finden, aufbrechen: fand den in No. 2. angezeigten Gang, der zu 2 Grabzimmern führt, davon das obere einen 4 Ellen langen Sarg, von gelben Marmor enthält, und wahrscheinlich das Grab des Königs, so wie das untere Zimmer, das Grab der Königin gewesen ist. Die Röhre welche aus dem untern Gange hinab in den Grund geht, ist ein krummer, aber bis iezt noch unbekannter unterirdischer Gang.~~No. 3. Die schwebenden Gärten.~~Die sogenannten schwebenden Gärten in Babylon waren ein prächtiges Gebäude in Babylon, das der König Nebucadnezar seiner Gemahlin, Amytis, die aus Medien, einem gebirgigten Lande war, zur Lust erbauete; und auf seinen 4 Terrassen Garten Anlagen und Wasserwerke hatte. Blumen, Sträuche und Palmbäume, wuchsen darauf als in natürlicher Erde. Iede Seite des Gebäudes war 400 Fuss lang, und die oberste Terrasse, war so hoch als die Stadt-Mauern von Babylon.~~
Ad99998 01 071aAd99998 01 071a.jpgNo. 1. Die Mauern von Babylon.~~Das dritte Wunder der Welt, die Stadt-Mauern von Babylon, soll die berühmte Königin Semiramis haben erbauen lassen. Nach den dunkeln Nachrichten die man davon in den alten Schriftstellern findet, waren sie 50 Ellen hoch und so breit, dass 4 vierspännige Streitwagen ungehindert nebeneinander darauf fahren konnten. Sie waren von Ziegelsteinen, die an Statt des Mörtels mit Erdpech aufgemauert waren, und hatten so viel Thürme, dass eine ganze zahlreiche Armee darinn liegen konnte. Sie waren in einem regelmässigen Viereck gebaut und hatten rundherum einen grossen Wassergraben, in welchem der Euphrat floss, mit vielen Brücken. Ein Arm des Euphrat floss auch mitten durch die Stadt, und an diesem lagen die berühmten schwebenden Gärten. In der Mitte der einen Hälfte der Stadt stund der berühmte Tempel des Belus, oder der sogenannte Babylonische Thurm.~~No. 2. Das Mausoleum.~~Das vierte Wunder der Welt, das sogenannte Mausoleum, war ein überaus prächtiges Grabmal des Mausolus, Königs von Carien, der zu Zeiten des Königs Xerxes in Persien lebte. Artemisia, seine Gemahlin, die ihn so zärtlich liebte, dass sie sogar die Asche seiner verbrannten Leiche unter ihr Getränk mischte, errichtete ihm diess kostbare Denkmal nach seinem Todte, in der Stadt Halikarnass. Es war eine Art von Tempel zu welchem man auf 13 Stufen hinauf stieg, der rund umher 36 frey stehende korinthische Säulen mit vielen Statuen und anderer Bildhauer-Arbeit verziert, und über sich eine hohe Pyramide hatte, auf deren Gipfel ein vierspänniger Triumphwagen stund. Das ganze Gebäude war 105 Fuss hoch, und es arbeiteten fünf der berühmtesten alten Baumeister und Künstler, nemlich Scopas, Bryaxis, Timotheus, Leochares und Pythis daran. Diese 5 Künstler wollten der Nachwelt in diesem kostbaren Werke eine Probe ihrer hohen Kunst hinterlassen, und arbeiteten, obgleich die Königin Artemisia starb ehe es noch fertig war, auch nach ihrem Todte daran fort und vollendeten es. Von diesem grossen Grabmale hiessen hernach alle kostbare Grabmäler und Monumente sowohl bey den alten Römern als auch in den neueren Zeiten Mausoleen.~~
Ad99998 01 072aAd99998 01 072a.jpgNo. 1. Der Coloss zu Rhodus.~~Das fünfte Wunder der Welt, der Coloss zu Rhodus, war eine 70 Ellen hohe, aus Erz gegossene Bild-Säule der Sonne, oder des Apoll, welche die Einwohner dieser Stadt als einen Leucht-Thurm über den Eingang ihres Hafens hatten setzen lassen. Der berühmte Bildgiesser Chares war der Verfertiger davon. Er arbeitete 12 Jahre lang an diesem ungeheuren Werke. Innerlich war die Bildsäule mit starken eisernen Ankern verwahrt, und mit Quadersteinen ausgefüllt. Man konnte drinnen bis zum Feuerbecken in die Höhe steigen. Sie hatte eine vergoldete Strahlenkrone, Bogen und Pfeil. Ein Erdbeben stürzte diesen Coloss 56 Iahre nach seiner Erbauung um; allein der Römische Kaiser Vespasian liess ihn wieder aufrichten. Als aber die Saracenen im Iahr 667. Rhodus eroberten, liess ihr König Moavia, weil sie nach ihrer Religion keine Bilder dulden, die Bildsäule umwerfen, und verkaufte das Erz an einen Iuden, der 900 Kameele damit belud. Der Coloss war so gross dass ein Mann kaum einen Finger davon umklaftern, und ein Schiff mit vollen Seegeln zwischen seinen Beinen hindurch fahren konnte.~~No. 2. Der olympische Iupiter.~~Die Griechen und Römer liebten die Colossalischen Statuen für ihre Tempel gar sehr, um dadurch ein hohes Bild von der Majestät und Erhabenheit der Götter über die Menschen zu geben. Ein Beweiss davon ist unter andern die berühmte Bildsäule des Olympischen Iupiters zu Olympia. Sie war mit dem Throne worauf sie sass, 68 Fuss hoch, und von Phidias aus Elfenbein und Gold gearbeitet. Der Gott hatte um das Haupt einen Lorbeerkranz, in der rechten Hand eine kleine Victorie; und in der linken einen Zepterstab mit einem Adler. Er hatte einen goldnen Mantel, und auf der Rücklehne seines Throns tanzten die Horen und Grazien; auf seinen Armlehnen aber lagen 2 Sphinxe. Kurz man verehrte diess hohe Meisterstück der griechischen Kunst so sehr, dass man es für das 6te Wunder der Welt hielt.~~No. 3. Der Dianen-Tempel zu Ephes.~~Wir wissen von diesem 7ten Wunderwerke der Welt nur so viel, dass der Dianen-Tempel zu Ephes der prächtigste und berühmste unter allen war. Eine Königin der Amazonen soll ihn gebauet haben. Ein berufener Bösewicht Herostratus brannte ihn blos darum ab, um sich einen berühmten Namen zu machen; Die Epheser bauten ihn schöner als zuvor wieder auf, und verwandten alle ihre Reichthümer daran. Der Grund dieses Tempels und seine unterirdischen Gewölbe stehen zwar noch heut zu Tage in Klein-Asien; es ist uns aber von seiner äussern Gestalt kein Bild weiter übrig geblieben, als das uns einige alte Münzen sehr unvollkommen liefern, und welches ich hier zur Ansicht gebe.~~
Ad99998 01 073aAd99998 01 073a.jpgNo. 1. Der Indigo, oder der Anil.~~Die Jndigo-Pflanze hat einen Finger dicken 3 bis 4 Fuss hohen Stengel, mit vielen Zweigen und Blättern, blühet roth, trägt Saamen in kleinen Schoten (a), und wächst in Ost- und Westindien, wie auch im spanischen Amerika. Aus den Blättern und grünen Stengeln derselben, wird die bekannte dunkelbraune Farbe, der Färber-Jndig gemacht, womit Holland, England, Spanien, und Frankreich einen sehr wichtigen Handel treibt. Man schneidet nehmlich die grünen Blätter und Stengel vor der Blüthe ab, legt sie in grosse Kufen und giesst Wasser darauf. Nach einiger Zeit geräth diefe Masse in Gährung, erhitzet sich und schäumt stark. Daraus entsteht eine dicke grüne Flüssigkeit, welche in andere Fässer abgelassen, in diesen aber mit Krücken beständig so stark gerührt wird, dass sie schäumet, so lange bis die Farbentheilchen sich zusammen klumpen, und die Brühe blau wird. Man lässt sie nun stehen, dass die Farbe sich setzet; dann zapfet man das gelbe Wasser davon ab, und den blauen Bodensatz lässt man in Säcke laufen, giesst ihn dann in hölzerne Kasten, lässt ihn trocknen; und diess ist dann das wichtige Handels-Product, der Jndigo.~~No. 2. Die Farberröthe, oder der Grapp.~~Die Färberröthe ist für die Färbereyen eine nicht minder wichtige Pflanze als der Indigo; denn die rothe Farbe, die sie giebt, ist eben so ächt und dauerhaft, als die blaue des Indigo. Sie ist eine strauchartige Pflanze, etwa 3 Fuss hoch, blühet gelb, trägt kleine schwarze Beeren, und ihre Wurzel dauert viele Iahre lang in der Erde, und schlägt alle Iahre frisch aus. Sie wird hauptsächlich ihrer Wurzel wegen, welche roth aussieht , und zum Färben der Tücher, Zeuche und Cottune gebraucht wird, in Flandern, Seeland, Elsass, der Pfalz und Schlesien in Gärten und auf Feldern starck angebauet. Man gräbt nemlich die Wurzeln, wenn sie ohngefähr so dick als ein Federkiel sind, aus, schneidet die Stengel davon ab, reinigt sie von der Erde, trocknet sie, und stösst sie dann in besondern Grappmühlen zu Pulver, welches dann in Fässer geschlagen und als ein wichtiger Handels-Artikel ausgeführt wird. Mit Zusätzen von vielerley Salzen kann man über funfzig verschiedene Farben mit dem Grapp färben. Unter allen Sorten davon, hält man den Holländischen oder Seeländischen Grapp für den besten.~~
Ad99998 01 074aAd99998 01 074a.jpgNo. 1. Der Hippopotamus, oder das Nilpferd.~~Der Hippopotamus ist nach dem Elephanten vielleicht das grösste Landthier, denn es ist 2/3 so hoch und fast eben so lang, als derselbe. Afrika ist sein Vaterland, und weil er sich an den Ufern der Flüsse, vornehmlich aber am Nil aufhält, so heisst er auch daher das Nilpferd, obgleich er mit dem Pferde gar nichts Gleiches, als die wiehernde Stimme hat. Er sieht schwarzgrau aus, und seine dicke mit nur wenigen Haaren besetzte Haut hat schräge schwarze Striemen. Er hat beynahe einen Ochsenkopf, der Form nach, jedoch ohne Hörner, einen ungeheuren Rachen, in welchem fürchterliche Zähne, die über eine Elle lang sind, stehen; und sein Maul ist mit steifen Borsten besetzt. Der Hippopotamus nährt sich von Reis, Zuckerrohr, und von Fischen; denn er kann sowohl auf dem Lande aìs unterm Wasser leben. Am Tage liegt er gewöhnlich furchtsam im Schilfe und Sumpfe, und geht nur des Nachts auf seine Nahrung aus. Er ist sanft, und den Menschen nie gefährlich, wenn er nicht angegriffen wird; fürchtet sich auch sehr für Feuergewehr. Er wiegt beynahe viertausend Pfund, wird seines Specks wegen getödtet, davon einer gemeiniglich 1000 Pf. hat, und woraus Thran gemacht wird. Seine Zähne schätzt man höher als Elfenbein, und aus seiner dicken Haut macht man Spazierstöcke und Reitruthen.~~No. 2. Der Tapir, oder der Anta.~~Der Tapir oder Anta lebt still und einsam in Südamerika, und liegt am Tage, so wie das Nilpferd in Sümpfen, rettet sich wenn er verfolgt wird durch Schwimmen, und kann untertauchen, und eine lange Weile unter dem Wasser bleiben. Er ist ohngefähr so gross als ein junger Ochse oder Stier, sieht röthlich schwarz aus, gleicht an Gestalt fast einem Schweine, denn er hat einen Kopf mit einem Rüssel, der zwar kurz, aber doch einem Elephanten-Rüssel ähnlich ist, auf welche Art er ihn auch braucht. Er frisst Wurzeln, Kräuter, sonderlich gern Zuckerrohr, daher er auch oft den Zuckerplantagen schädlich wird. Er ist von Natur sanft und gar leicht zahm zu machen und lebt nie mit mehreren zusammen in Heerden, sondern immer einsam. Die Amerikaner essen sein Fleisch, und benutzen seine Haut zu Lederwerk.~~
Ad99998 01 075aAd99998 01 075a.jpgDie ächte Rhabarber, deren vorzügliche Arzneykräfte allgemein bekannt sind, ist eine Asiatische Pflanze welche in Mittel-Asien, in China, Tibet, der Mongoley und den südlichen Theilen von Sibirien einheimisch ist. Sie hat eine starke knollichte Wurzel, braun von Farbe (fig. 1.) mit vielen kleineren Wurzeln und Zasern. Inwendig ist sie schön gelb, mit einigen röthlichen Streifen versehen, wie die Durchschnitte fig. 5 und 6 davon zeigen. Sie macht eine beträchtliche Staude mit grossen ausgezackten Blättern, davon der Umriss fig. 3. eins darstellt; und treibt einen 2 bis 3 Fuss hohen Stengel, welcher etagenweise über einander eine Menge kleiner gelbweisser Blüthen hat (fig. 2).~~Es giebt vielerley Sorten der ächten Rhabarber, welche überhaupt einen wichtigen Artikel des Asiatischen Handels mit Europa, sowohl zu Lande über Russland, als auch zur See durch die Levante und über Ostindien, macht. Die beste ist die sogenannte russische, d. h. diejenige, welche von Bucharischen Kaufleuten nach Kiachta in Sibirien, an der Chinesischen Gränze, geführt, dort von den Russen aufgekauft, und durch ihre Karawanen nach St.Petersburg gebracht wird. Die andere geringere Sorte, welche von China aus zur See versandt wird, heisst ostindische Rhabarber. Die gute Rhabarber muss locker, schwammig, mehr leicht als schwer, und leicht zu zerbrechen seyn, äusserlich braungelb (fig. 4.) innerlich aber röthlich, safranfarbig und blassgelb geflammt, oder marmorirt aussehen (fig. 7.); scharf, bitter und zusammenziehend von Geschmacke, und von Gerüche gewürzhaft, jedoch unangenehm seyn. Die schlechte ist entweder zu schwammigt und wurmstichigt, oder zu hart und holzig, und innerlich braun oder schwärzlich.~~Man bauet auch jetzt in Teutschland z. E. in der Pfalz, Rhabarber mit gutem Erfolge im freyen Felde; doch soll diese weder in der Stärcke des Geschmacks, noch des Geruchs, noch auch an Farbe der asiatischen gleich seyn.~~
Ad99998 01 076aAd99998 01 076a.jpgNo. 1. Der See-Hummer.~~Der Hummer ist eigentlich der Seekrebs, und kommt mit unsern Flusskrebsen in Form und Gestalt am meisten überein; ist aber besonders wegen seiner ungeheuren Grösse merkwürdig; denn sie werden oft 2 bis 3 Fuss lang. Sein Fleisch ist essbar, aber ein wenig grob und hart. Sie haben in den Scheeren eine ausnehmende Stärke; so, dass sie einem Menschen den Arm damit entzwey kneipen, Stricke an den Schiffen zerschneiden, und ziemlich grosse Fische damit fangen und tödten können. Sie sehen lebendig, grau braun, gesotten aber schön roth aus; wie gegenwärtiger hier vorgestellt ist.~~No. 2. Die Krabbe, oder der Taschenkrebs.~~Die Krabbe, welche man auch die Meerspinne, oder den Taschenkrebs zu nennen pflegt, weil sie einige Aehnlichkeit mit einer Hirtentasche hat, ist ein ungeschwänzter Seekrebs, der in der Nord und Südsee, aber auch wohl auf dem Lande, am Strande, lebt. Sie ist ohngefähr 1 bis 2 Fäufte gross, sieht grau-grün aus, und wird als eine Delikatesse gespeisst. Sonst giebt es auch Krabben die 8 bis 10 Pfund schwer werden. Ihre Fruchtbarkeit ist ungeheuer, so, dass man schon bey Einer Mutter davon über 1 Million Eyer gefunden hat.~~No. 3. 4. Der Molukkische Krebs.~~Der Molukkische Krebs, gehört zu dem Geschlechte der Krabben, lebt in den Molukkischen Inseln, und ist wegen seiner sonderbaren Gestalt merkwürdig.~~No. 3. zeigt ihn auf dem Rücken, und No. 4. von unten. Er ist 2 bis 3 Fuss lang; sein Kopf ein ungeheures Schild, unter dem fast das ganze Thier verborgen liegt, und sein Schwanz eine lange dreyeckigte Röhre, die so spitzig wie eine Nadel ist, und sogleich, wie man den Krebs fängt, abgebrochen wird, weil er sich damit vertheidigt, und so gefährlich, als ein Scorpion sticht. Er hat sehr weniges, jedoch essbares Fleisch.~~
Ad99998 01 077aAd99998 01 077a.jpgNo. 1. Die Vanille.~~Die Vanille ist eine rankende Pflanze, welche im südlichen Amerika, in Mexico, Peru, Guiana, so wie auch in Westindien, auf Bergen wächst. Sie treibt einen Stengel von 20 Fuss lang, der entweder auf der Erde fortläuft; oder auch mit Hülfe seiner kleinen Gabeln, wie der Weinstock, an den Bäumen hinanklettert. Sie hat ein grosses gelbgrünes Blatt, und weisslichgelbe lilienartige Blumen. Ihr Saame ist eine 6 Zoll lange, schmale, braune Schote (a), welche eine Menge sehr kleiner schwarzbrauner Körnchen (b) enthält, die einen überaus angenehmen balsamischen Geschmack haben; und sowohl an verschiedene feine Speisen, als auch vorzüglich zur Bereitung der Chocolade gebraucht werden, um ihr den Wohlgeschmack zu geben. Spanien treibt mit diesem Waaren-Artikel einen beträchtlichen Handel in ganz Europa.~~No. 2. Die Coloquinte.~~Die Coloquinte ist eine Asiatische Pflanze, welche zum Gurkengeschlechte gehört, und lange auf der Erde fortlaufende Ranken hat. Die Frucht ist rund und gelb, in der Größe einer Pommeranze, hat innerlich platte weisse Kerne, und ist wegen ihrer ausserordentlichen Bitterkeit, welche nichts übertrifft, besonders merkwürdig. Sie wird in den Apotheken als ein bekanntes Arzneymittel gebraucht; wächst hauptsächlich in den Inseln des Archipelagus, und kommt als eine Handelswaare aus der Levante nach Europa.~~
Ad99998 01 078aAd99998 01 078a.jpgDer Mensch ist über die ganze Erde verbreitet; und seine Natur ist so eingerichtet, dass er sich an jeden Himmelsstrich gewöhnen kann. Die Verschiedenheit des Clima und der Nahrung hat unter dem Menschengeschlechte die grossen und merkwürdigen Verschiedenheiten in Ansehung der Grösse, Farbe der Haut, Beschaffenheit der Haare und Gesichtsbildung, oder das, was man die Menschen-Arten der fünf Welttheile nennt, hervorgebracht. Alle uns bekannte Völker aller Zeiten, Länder und Himmelsstriche, können von Einem gemeinschaftlichen Stamm-Vater herkommen. Die gewöhnlichste Grösse eines Mannes ist zwischen 5 Fuss 4 bis 8 Zoll; doch ist auch die Menschengrösse sehr nach den Nationen verschieden. Als Nation betrachtet sind die grössten uns bekannten Menschen die Patagonen in Südamerika, zwischen 6 und 7 Fuss hoch; und die kleinsten, die sogenannten Polar-Nationen, die Eskimos, Grönländer, Lappländer, Samojeden, Ostiaken, Pescherähs, die nicht über 4 Fuss hoch sind. Der Mensch wird nackt gebohren, hat von Natur keine Bedeckung, und machte sich darum von jeher Kleider, theils zum Schutz gegen die Witterung, theils zum Putz, theils aus Schamhaftigkeit, um einige Theile seines Leibes zu bedecken. Nur sehr wenige noch völlig wilde Nationen gehen ganz nackt. Fast alle haben sich gewisse Kleiderformen gewählt, die sie immer beybehalten, dadurch sie sich von andern Nationen unterscheiden, und die man daher National-Trachten nennt. Es giebt deren sehr viele, die ich alle nach und nach hier liefern werde. Jezt will ich nur Menschen aus allen 5 Welttheilen und einige ihrer Haupttrachten hier zusammen stellen, um ihre Verschiedenheit zu zeigen.~~Europäer.~~No. 1. et 2. Franzosen.~~Beyde Geschlechter in vollem Putze. Die französische Tracht ist schon seit lange her die herrschende bey den höheren Ständen fast aller Europäischen Nationen geworden; weil Frankreichs Kleider-Moden sonst allgemeine Gesetze waren.~~No. 3. et 4. Engländer.~~Beyde im Negligee. Die Englische Tracht ist gesünder und zu Geschäften bequemer als die Französische. Sie ist seit einiger Zeit in Europa so allgemein worden als sonst die Französische.~~No. 5. Ein Bergschotte. in seiner militärischen Nationaltracht.~~Die Bergschotten oder Hochländer in Schottland sind vielleicht die älteste und noch unvermischte Nation in Europa, denn sie sind die reinen Abkömmlinge der uralten Caledonier. Zu den Eigenheiten ihrer Kleidung gehört, dass sie nie Beinkleider, sondern einem blossen Schurz, den sie Kelts nennen, tragen. Vorn hängt ein grosser Beutel aus Seehundfell, und auf dem Kopfe haben sie eine Mütze mit einem Federbusche.~~No. 6. et 7. Türken.~~Beyde sind von vornehmen Stande, und reich gekleidet. Männer und Weiber tragen lange weite Hosen, die ihnen bis auf die Knöchel herabgehen. Ihre Tracht ist zu vielen Geschäften unbequem.~~No. 8. et 9. Samojeden.~~Die Samojeden sind die nördlichsten Europäer, denn sie wohnen im Europäischen Russlande am weissen Meere bis zum 75 Grad N. Breite. Sie sind braungelb von Haut, und selten über 4 Fuss hoch. Ihre Kleider bestehen von Kopf bis zu den Füssen aus Rennthierfellen, mit anderm Pelzwerk, und bunten Tuchstreifen besetzt.~~
Ad99998 01 079aAd99998 01 079a.jpgAsien ist in Ansehung seiner Einwohner der merkwürdigste Theil der Erde. Asien ist die Wiege des ganzen Menschen-Geschlechts, denn hier treffen wir zuerst die Menschen an. Von Asien aus wurde der ganze Erdboden bevölkert. Unsere Weltgeschichte nimmt in Asien ihren Anfang. Hier wurden die ersten Reiche gegründet. Künste, Wissenschaften und Religion giengen zuerst von Asien aus. Dieser Welttheil enthält, wegen seiner erstaunlichen Grösse und verschiedenen Climaten, auch eine grosse Menge Nationen von höchst verschiedener Art, Farbe, Bildung, Lebensart, Sitten und Trachten; cultivirte Völker, Nomaden und rohe Wilden, die wir alle in der Folge näher kennen lernen wollen. Hier sind nur 4 Asiatische Nationen aus 4 verschiedenen Himmelsstrichen, die sich also auch durch ihre Kleidungen sehr auszeichnen.~~No. 1. Ostindier.~~Ihre Hautfarbe ist gelbbraun, die Haare schwarz. Der Mann ist ein vornehmer Hindostaner. Seine Kleidung ist ein langer seidener Kaftan, mit einer Leibbinde, und ein kleiner Turban, der alle Haare fasst. Um den Hals und die Arme trägt er Juwelen und Perlen-Schnuren. Die Frau ist eine vornehme Benjaleserin. Sie trägt lange weite Hosen von Goldstoff, und darüber einen Rock von Musselin. Vom Gürtel herauf zur Brust ist der Leib, so wie die Arme, nackt. Sie trägt die Brüste in einem Futteral von leichtem Holze, und darüber ein kleines Leibchen von Goldstoff. Ueber dem Kopf einen sehr langen Schleyer von Flor; in den Haaren, Ohren und um den Hals, Arme und Knöchel, so wie an den Fingern und Zeehn (sic), eine Menge Perlen, Ringe und Juwelen. In der Hand hält sie ein silbernes Fläschchen mit Rosen-Essenz.~~No. 2. Sibirier.~~Die nördlichsten Nationen von Asien, die meistens Nomaden oder Wilde sind. Ihre Hautfarbe ist schutzig gelbweis und ihre Haare sind schwarzbraun. Der Mann ist ein Jakut; seine Kleidung ist von Rennthierfellen mit anderm Pelzwerk besetzt, und seine Waffen sind Bogen und Pfeile und ein Spiess. Die Frau ist eine Ischuktschin, von dem wildesten und rohesten Volke im Norden am Eismeere. Ihre ganze Kleidung ist eine Kutte und Strümpfe von Rennthierfellen, und eine Bärenhaut.~~No. 3. Kalmücken.~~Die Kalmücken, ein mongolisches Volck, sind Nomaden, und wohnen weiter herunter nach Süden an den Gränzen von Tibet. Sie haben weisse Haut, schwarze Haare, und ein etwas breites Gesicht. Die Männer tragen weite Hose, rothe Stiefeln, eine lange Veste, keine Hemden, einen Kaftan, und eine flache Pelzmütze. Die Weiber tragen gelbe Stiefeln, Hosen und Pelzmütze wie die Männer, eine sehr lange Veste ohne Aermel, die bis auf die Füsse geht, über welche sie einen Kaftan mit Pelz gefüttert umhängen. Ihre schwarze Haare sind gescheitelt, und in zwey lange Zöpfe geflochten.~~No. 4. Araber.~~Da diese im heisseren Clima von Asien wohnen, so ist auch die Hautfarbe bräunlich und ihr Haar schwarz. Der Mann ist ein vornehmer Araber. Diese tragen Pantoffeln an den nackten Füssen, lange Hosen, das Hemd über den Hosen, darüber eine lange Veste mit einer Leibbinde, einen weiten Rock und grossen weissen Turban. In der Leibbinde steckt ein krummes Messer, ihr Gewehr, über welchem gemeiniglich ein Rosenkranz hängt. Die Frau ist eine gemeine Araberin; und ihre Kleidung besteht in langen bunten Hosen, einem Hemd mit sehr weiten Aermeln, einem Schleyer über den Kopf, mit goldnen oder metallnen Ringen in den Ohren und um die Arme, und einigen Schnuren Glasperlen um den Hals. In das Gesicht beitzen sie sich schwarze Streifen.~~
Ad99998 01 080aAd99998 01 080a.jpgAfrika hat Einwohner von höchst verschiedener Bildung, Farbe und Lebensart; weisse, gelbe, braune und schwarze Menschen. Da wir das Innere von diesem Welttheile noch wenig kennen, so müssen wir blos die Einwohner der Küstenländer betrachten. Hier sind einige Nationen davon.~~No. 1. Egypter.~~Die Einwohner von Egypten sind weiss und schön gebildet, wie die Europäer. Die Vornehmen leben und kleiden sich ungemein prächtig, und fast ganz Türkisch sowohl Männer als Weiber, wie man hier sieht. Diess kommt daher, weil Egypten eine Türkische Provinz ist, und viele Türken und Griechen darinn leben.~~No. 2. Hottentotten.~~Die Hottentotten bewohnen die südliche Spitze von Afrika. Ihre Hautfarbe ist lichtbraun, und ihre Gesichtsbildung, die sie noch dazu durch Mahlerey verstellen, hässlich; denn sie sehen fast aus wie Affen. Sie gehen fast ganz nackt, und haben blos ein grosses Schaffell umhangen. Auf den Köpfen tragen sie Mützen von verschiedener Art; um den Hals und Bauch viele Schnuren roth und weisser Glasperlen und Muscheln; um die Arme und Beine aber wickeln sie frische Schafdärme und mit dem Miste. Die Weiber tragen um die Lenden ein Stück grobes Tuch geschlagen, und vorn ein kleines buntes Schürzchen. Wurfspiesse sind ihre Waffen.~~No. 3. Gonaken.~~Die Gonaken und Caffern wohnen an den südlichen und westlichen Küsten von Afrika; und gehören zu den eigentlichen Negern. Die Gonaken sind dunkelbraun von Farbe, wohlgebildet, haben ganz kurzes krauses, schwarzes Haar, wie Lämmerwolle. Sie gehen nackt, und haben blos vorn einen kleinen Schurz, und die Weiber ein Stück um die Hüften; übrigens aber tragen sie zum Putz um Hals, Arme, Hände, Beine und Bauch eine Menge Schnuren von weissen Muscheln, Knochen und Glas-Corallen. Bogen und Pfeile sind ihre Waffen.~~No. 4. Caffern.~~Die Caffern sind ganz schwarz von Farbe, haben eben so schwarzes krauses Haar als die Gonaken, aber länger gezogene Köpfe als diese. Ins Gesicht beizen sie sich allerhand Figuren. Die Männer gehen ganz nackt, und haben blos eine Schnur weisser Knochen um den Hals, und einen Schilfkranz um die Lenden. Die Weiber tragen, ausser dem gewöhnlichen Schürzchen, und ihren Corallen-Schnurren, auch häufig ein Schaffell, anstatt eines Mantels, in welches sie ihre Kinder hucken. Wurfspiesse sind ihre Waffen.~~
Ad99998 01 081aAd99998 01 081a.jpgAmerika, der längste unter allen Welttheilen, geht fast von einem Pole zum andern, durch alle Zonen, und hat eben deswegen äusserst verschiedene Menschen zu seinen Bewohnern. Man muss die eingebohrnen Amerikaner von den Europäern, die in Amerika leben, und die Küsten-Länder oder die Inseln bewohnen wohl unterscheiden. Jene leben grösstentheils noch als Wilde im Innern des Landes, als wohin sie die Grausamkeit der Europäer seit der Entdeckung von Amerika verdrängt hat. Hier sind 5 Nationen davon.~~No. 1. Grönländer~~Die Grönländer sind die nördlichen Polar-Menschen von Amerika, klein von Wuchs, schmutzig gelb von Farbe, und haben schwarzes schlichtes Haar. Ihre Kleidung, sowohl der Männer als Weiber, ist vom Kopfe bis zum Fusse von Seehundfellen, recht zierlich gemacht, und mit bunten Tuchstreifen besetzt. Im Winter tragen sie Perlzwerk über den Kopf. Ihre Waffen sind Bogen, Pfeile und Lanzen. Sie sind im Wallfischfange sehr berühmt.~~No. 2. Unalaschker.~~Dieser gehört zu den, auf des Capitain. Cooks dritten Reise um die Welt, neu entdeckten Nationen, auf der langen Westküste des nördlichen Amerika. Unalaschka ist eine von den Fuchs-Inseln. Die Einwohner sind alle Fischer, und rohe Wilde, sie haben schwarzes Haar, dunkele Hautfarbe, und tragen in der durchborten Ober- und Unterlippe Knochen zur Zierde. Männer und Weiber tragen einen weiten Rock von Vogelhäuten oder Seekalbfellen, der fast wie ein Hemd gemacht, und mit Tuchstreifen besetzt ist. Auf dem Kopfe einen Huth von Schilf; an den Füssen unförmliche Stiefeln, von Baumrinde und Seehundfellen.~~No. 3. Virginier.~~Virginien ist ein heisses Land, und also gehen seine eingebohrnen wilden Bewohner meist nackt, mit einem bunten Schurze von bunter Leinewand, Papogäyenfedern um die Lenden. Ihre Haut ist kupferbraun, ihr Haar schwarz und lang, ihre Figur gross und edel. Um den Hals tragen sie Knochen und Muschelschnuren. Sie beizen sich zum Putze Figuren in die Haut. Ihre Waffen sind Bogen und Pfeile; und um sich ein fürchterliches Ansehen zu geben, binden sie hinten an ihren Schurz einen Tieger- oder andern langen Thierschwanz, den sie nachschleppen.~~No. 4. Patagonier.~~Patagonien liegt in der südlichen Helfte von Amerika, und seine Einwohner sind die grösten Menschen die man bisher auf der Welt entdeckt hat, denn Männer und Weiber sind nicht unter 7 Fuss hoch. Ihre Haut ist dunkel kupferfarb, die sie, sonderlich im Gesichte um die Augen mit weissen Figuren bemahlen. Sie haben schwarzes Haar, die Männer kurz wie Borsten, die Weiber flechten es in ein paar Zöpfe, an die sie bunte Glasknöpfe hängen. Sie gehen nackt, und haben blos um den Leib ein Stück Guaniko-Fell, und an den Füssen eine Art von Halbstiefeln eben davon, jedoch ohne Schuhe, und mit hölzernen Sporen versehen; weil sie beständig zu Pferde leben. Ihre Waffen sind Steinschleudern, die sie auch zur Jagd brauchen.~~No. 5. Feuerländer.~~Die Pescherähs oder Feuerländer, d.h. die Bewohner des Feuerlandes jenseit der Magellan-Strasse, sind die südlichen Polar-Menschen unsrer Erde. Sie sind kaum 4 Fuss hoch, schmutzig braun, schlecht gebildet, und sehr elende Menschen. Sie gehen, ohngeachtet der Kälte ihres Landes, meist nackt, haben nur einen Mantel und Schuhe von Seehundfellen, und rothe Corallen oder Tuchlappen, die sie von Schiffern eintauschen, zum Putze an sich.~~