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Ad99998 06 011aAd99998 06 011a.jpgZu den seltenen Meteoren oder Lufterscheinungen gehören die feurigen Kugeln, die man bisweilen unerwartet in der Luft sieht. Ob wir gleich ihre Entstehungsart noch nicht enträthseln können, so sind sie doch keineswegs ein Zeichen bevorstehenden Unglücks, wie einfältige, abergläubische Leute glauben; vielmehr müssen wir annehmen, dass sie , wie das Nordlicht und andere Lufterscheinungen, ihr Daseyn wohl begründeten, aber für uns noch unerforschlichen Naturgesetzen verdanken. - Das hier abgebildete Meteor wurde am 13. November 1803 Abends gegen halb neun Uhr in London gesehen. Einem Beobachter erschien (Fig. 1.) die Feuermasse anfangs scharf begränzt, mit mehreren kleinen feurigen Kugeln begleitet. Als sie sich fortbewegte, erhielt sie einen feurigen Schweif. Ein anderer Beobachter bemerkte (Fig. 2.) aus dem elliptischen Körper Strahlen hervorbrechen, die sich in Sternchen endigten.~~
Ad99998 06 012aAd99998 06 012a.jpgSchon früher betrachteten und verglichen wir (Bilderbuch Bd. II. Nro. 98) die Werke der Natur mit denen der Kunst unter dem Vergrösserungsglase, und bemerkten, um wie viel vollkommener die ersteren wären. Dieses sehen wir auch hier, wo wir die zwei kunstvollsten Gewebe, das Spinnennetz und ein Stückchen Brabanterspitze, unter dem Mikroskop vergleichen wollen. Die grösste Regelmässigkeit herrscht in den einzelnen Abtheilungen des Spinnennetzes (Fig. 1.); sowohl die Längen als Querfäden haben einerlei Dicke und Entfernung. - Wie ganz anders verhält es sich dagegen mit den durch Menschenhänden verfertigten Brabanter Spizzen. Diese werden theils aus Seide, vorzüglich aber aus Flachs, entweder geklöppelt oder genähet. Ein einziges Pfund rohen Flachs wird in den Niederlanden bis zu 7000 Gulden an Spitzen verarbeitet, und man kann mit blossen Augen nichts Vollkommeneres und regelmässig Schöneres sehen. - Doch unter dem Vergrösserungsglase erscheint es ganz anders. Die schönste Spitze erscheint hier (Fig. 2.) als ein Gewirre einzelner Stricke (denn so zeigen sich hier die einzelnen Fäden), die ganz regellos durch einander geschlungen sind.~~
Ad99998 06 013aAd99998 06 013a.jpgFig. 1. Der Ostindianische Argus.~~Ein schöner Tagfalter, welcher sich in Ostindien findet; er ist hier, so wie die drei übrigen, in natürlicher Grösse abgebildet. Der Grund der Flügel ist braunschwarz, mit hellgelben Flecken und Zeichnungen. Die Unterflügel ziert ein grosser, schwarz und blauer Augenfleck.~~Fig. 2. Der grüngestreifte westindianische Seegelvogel.~~Dieser ausländische Seegelvogel aus Surinam in America gleicht in Gestalt dem unsrigen; nur in der Färbung ist er verschieden, grün und schwarz gestreift.~~Fig. 3. Der Americanische Feuerfleck. (Pap. Eq. H. Ricini.)~~Die hochrothen Unterflügel geben ihm ein munteres Ansehen; auf jedem der braunen Oberflügel bemerken wir zwei gelbe Flecken.~~Fig. 4. Der Surinamische Pomeranzenflügel.~~Er zeichnet sich wie der vorige durch seine langen, aber schmalen Flügel, so wie durch den langen dünnen Leib aus. Seine Färbung besteht aus einer angenehmen Abwechslung von orangegelb und braun.~~
Ad99998 06 014aAd99998 06 014a.jpgWir wissen aus dem III. Bd. No. 85. unseres Bilderbuchs, dass die Abgott-Schlange (Boa constrictor) ein fürchterliches Geschöpf ist, welches die Länge von 30 bis 40 Fuss erreicht. Diese Schlange findet sich auch in Amerika in Surinam, wo die Eingebornen sie Aboma nennen. Der Engländer Stedman, welcher in holländischen Kriegsdiensten in Surinam mehrere Jahre war, erlegte mit seinem Neger-Sclaven David eine solche Schlange durch mehrere Flintenschüsse. David befestigte die Schlinge eines Seiles um den Hals des Thieres, und liess sie so durch einige andere Negern in die Höhe ziehen. Dann kletterte er an der Schlange selbst hinauf, schnitt den Bauch auf und streifte die Haut ab. Das häufige Fett, welches für Quetschungen gut seyn soll, wurde sorgfältig gesammelt; das Fleisch bereiteten sich die Neger zu, und verzehrten es mit vielem Appetit. -~~
Ad99998 06 015aAd99998 06 015a.jpgDie Cochenille, welche auf der Nopalpflanze (Cactus opuntia) in Süd-America lebt, lernten wir bereits im II. B. No. 31. d. Bilderb. kennen. Ihrer schönen rothen Farbe wegen wird grosser Handel damit getrieben, und die Cochenille in Mexico in eigenen Nopalpflanzungen gepflegt und gezogen. Die Nopalpflanzen (a) sehen wir hier reihenweise gepflanzt, und das Erdreich durch Arbeiter (c) stets locker erhalten. An die Pflanzen werden die kleinen Thierchen sorgfältig gesetzt. Nach einigen Monaten, wenn sie ihre völlige Grösse erreicht haben, werden sie mit Pinseln von Rebhaaren abgebürstet (b) und gesammelt. Hierauf tödtet man die Cochenillen entweder auf heissen Platten (f) und schüttet sie in Gefässe (g, h); oder das Tödten geschieht in Körben in heissem Wasser, wo die Thierchen dann auf Matten (i) ausgebreitet und getrocknet werden. Die letztere Art ist die beste. - Man sammelt die Cochenille in den Plantagen dreimal im Jahre, vom December bis zum Mai.~~
Ad99998 06 016aAd99998 06 016a.jpgWir betrachten hier den Schnee. - Unser Luftkreis oder Atmosphäre ist nämlich stets mit wässerigen Dünsten angefüllt. Wenn diese bei der Winterkälte erstarren oder sich krystallisiren, so bildet sich daraus eine lockere weisse Masse, die schwerer als die Luft, auf die Erde herunterfällt, und dieselbe wie mit einem weissen Kleide überzieht. Dieses ist der Schnee, der die trüben Wintertage erhellet, und die Saaten bei grosser Kälte schützt. Oft wird aber auch in Gebirgsländern ein kleiner Schneeball, der sich von hohen Berggipfeln losreisst, und durch das Fortrollen endlich zu einer fürchterlichen Masse anwächst, als Schnee-Lawine der der Zerstörer ganzer Häuser, ja sogar kleiner Dörfer, die darunter begraben werden.~~Oft wenn der Schnee bei ruhigem Wetter in einzelnen feinen Flocken fällt, so haben wir Gelegenheit seine mannichfaltigen, jedoch regelmässigen Gestalten zu bemerken, die fast alle aus dem Sechseck entstehen. Unsere Tafel zeigt uns mehrere solcher Schnee-Krystallisationen, durch das Microscop beträchtlich vergrössert. Fig. 1. 2. 3. wurden in Steyermark bemerkt; unter Fig. 4. 5. 6. .8. 9. sehen wir Schnee-Krystallisationen, die von einem Naturforscher in der Schweiz, Fig. 7. so in Breslau beobachtet und aufgezeichnet wurden. - Die natürliche Grösse der Schnee-Krystallen finden wir unter sechs Nummern angegeben.~~
Ad99998 06 017aAd99998 06 017a.jpgWenn dem Wasser im Winter bei einem gewissen Grade der Kälte (dem Gefrierpuncte) ein Theil seines Wärmestoffs entzogen wird, so gefriert es, oder verwandelt sich in einen harten elastischen Körper, den wir Eis nennen. - Dieses Gefrieren geschieht, indem sich im Wasser erst einzelne Eis-Nadeln bilden, die unter verschiedenen Winkeln zusammenstossen, und nach und nach einen festen Körper machen, wie es bei der Bildung der Krystalle vor sich geht. Diese Masse ist so fest, dass man zum Spass selbst einmal einen Eispallast gebauet hat, wie wir in der Folge sehen werden.~~Im Winter setzen sich die Dünste der warmen Zimmer an den kalten Fensterscheiben ab, und gefrieren da zu mannichfaltigen Eisfiguren. Ihre Verschiedenheit hängt wahrscheinlich von der Beschaffenheit der Dünste ab. Wir sehen hier einige Beispiele solcher gefrornen Fensterscheiben.~~Fig. 1 und 2. Diese beobachtete Herr Professor Hacquet in Lemberg im harten Winter von 1788 bis 1789. Die gefrornen Fensterscheiben zeigten vollkommen die Gestalt von Zoophyten oder Pflanzenthieren.~~Fig. 3 und 4. Diese laubförmigen Figuren wurden im harten Winter 1740 an den Fensterscheiben des Lustschlosses Belvedere bei Weimar bemerkt und abgezeichnet.~~
Ad99998 06 018aAd99998 06 018a.jpgWir lernen auf dieser und den folgenden drei Tafeln mehreres von den Sitten und Gebräuchen der Indier oder Hinduer, welche Hindostan im mittleren Theile des südlichen Asiens bewohnen, kennen.~~Fig. 1. Ein Pandarum, oder hinduischer Bettelmönch.~~Die Hinduer sind ein harmloses, einfaches, gutmüthiges, aber dabei sehr abergläubiges Volk. Dieses benutzt eine zahllose Menge von Betrügern, die als Bettelmönche sowohl der bramanischen, als muhamedanischen Religion Hindostan durchziehen, und als Zauberer und Wahrsager das Volk täuschen, welches sie für Heilige hält.~~Hierzu gehören auch die Pandarums, welche auffallend gekleidet umherziehen, und sich mit Wahrsagen abgeben.~~Fig. 2. Ein Fakir.~~Die Fakirs sind muhamedanische Bettelmönche, welche den Dienst bei den Moscheen verrichten, nach Mekka wallfahrten, und im Lande herumziehen, ihre leichtgläubigen Glaubensgenossen zu betrügen.~~Fig. 3. Ein indischer Schreiber.~~Die Hinduer stehen auf der Stufe halb cultivirter Völker; und können selbst schreiben. Dieses geschieht auf Palmblättern, Ollas genannt, vermittelst eines scharfen Griffels, - so wie hier der einfach gekleidete Schreiber damit abgebildet ist.~~Fig. 4. Ein Götzenwagen.~~Die Hinduer von der Religion des Brama verehren in ihren Tempeln oder Pagoden Götzenbilder. Diese Götzen werden öfters in Procession durch die Strassen getragen oder gefahren. Letzteres geschieht auf solchen mit vielen Zierrathen und Fahnen versehenen Wagen.~~Fig. 5. Ein Häckery.~~Das einzige zum Reisen in Indien bestimmte Fuhrwerk ist der Häckery, ein offener Kasten, der auf einem zweirädrigen Karren von Ochsen gezogen ruht. Nur eine Person kann darin sitzen; die Ochsen werden vermittelst eines durch die Nasenlöcher gezogenen Strickes regiert.~~
Ad99998 06 019aAd99998 06 019a.jpgDie Hinduer sind in ihren abergläubigen Religionsbegriffen sehr zur Uebertreibung geneigt; so glauben sie sich durch Selbstpeinigungen des Körpers den Göttern angenehm zu machen, und ihre Sünden abzubüssen. Solche Büssende gelten bei dem Volkshaufen dann für Heilige. Wir sehen auf dieser Tafel einige abgebildet.~~Fig. 1. Der Büssende an der Wippe.~~Zu Ehren der Göttin Bagawadi hat sich hier ein Büssender an ihrem Feste einen eisernen Haken durch das Fleisch an den Schultern schlagen lassen. An einer Wippe in die Höhe gezogen, spricht er nun mehrere Gebete, ohne eine Miene zu verziehen, und zerpflückt zuletzt einen Blumenkranz, wovon das versammelte Volk jedes Blättchen eifrig aufrafft und als Heiligthum bewahrt.~~Fig. 2. Ein Dakambari.~~Die Dakambaris sind eine eigene Secte der Büssenden, die aus fanatischem Stolz fühllos gegen alle Schmerzen zu seyn scheinen. - So trägt hier einer ein Feuerbecken auf blosser Hand, und verbrennt sich, ohne Schmerz zu zeigen, die ganze Hand. Auf einer mit Dornen durchflochtenen Decke, die er unter dem linken Arme trägt, schläft er.~~Fig. 3. Ein sich fortrollender Büssender.~~Dieser Pilgrim rollte sich ohne aufzustehen eine Strecke von 30 teutschen Meilen fort, und sang dabei Lieder zum Lobe der Götter. Da er reich war, so giengen stets zwei seiner Sclaven vor ihm her, um alle Hindernisse aus dem Wege zu räumen, und ihm Speise und Trank zu reichen.~~
Ad99998 06 020aAd99998 06 020a.jpgDie Hinduer haben sehr viel Behendigkeit und Gewandtheit in allen Bewegungen des Körpers, und zeigen sich daher auch als Equilibristen und Seiltänzer, durch eine Menge vorzüglicher Kunststücke aus. Gegenwärtige Tafel giebt mehrere Beweise davon.~~Fig. 1. Indische Gauklerin im Fort George.~~Auf dem Paradeplatze des Forts George zu Madras machen hier mehrere indische Gaukler den Engländern ihre Kunststücke vor. Links ist eine Gauklerin auf eine unbeteiligte, 30 Fuss hohe Bambusstange geklettert, balancirt darauf herum, und bewegt sich selbst nach der Musik mit der Stange fort. Mannichfache Kunststücke führen die fünf andern Gaukler aus. Rechts tanzen zwei indische Frauen auf dem Seile mehrere Male an einander vorüber. Die eine spielt ein Saiteninstrument, die andere hält zwei ganz vollgefüllte Gefässe mit Wasser in den Händen.~~Fig. 2. Ein Schlangenbändiger.~~Hier lässt ein Hinduer eine gezähmte Brillenschlange, der er die Giftzähne ausgebrochen hat, nach seinem Instrumente, das aus einem hohlen Kürbiss mit einem Stück Bambusrohr besteht, sich auf- und niederbewegen. Ein Beweis, wie sehr die Musik auch auf Thiere wirke! -~~Fig. 3. Gaukelspiel mit dem Stier.~~Ein indischer Gaukler liegt hier auf dem Boden. Er setzt sich zuerst ein becherförmiges Holz auf den Leib, auf welches sein abgerichteter Stier nach und nach mit allen vier Füssen steigt. Der Gaukler hält ein zweites Holz vor, der Stier klettert auch auf dieses, während es der Hinduer auf das erste schiebt. So geschieht es auch mit dem dritten Holze. Zuletzt bleibt der Stier oben balancirend stehen. -~~
Ad99998 06 021aAd99998 06 021a.jpgDie Tempel der eigentlichen Hinduer, welche der Religion des Brama anhängen, heissen Pagoden; die der eingewanderten Muhamedaner aber Moscheen. Beide Arten sehen wir hier abgebildet. -~~Fig. 1. Grosse Moschee bei Arkot.~~Diese massiv gebauete Moschee liegt bei der Stadt Arkot; gegen Abend zu ist sie offen, und durch Schwibbogen verziert. Das Innere, wo der Priester Gebete hersagt, und Stellen aus dem Koran, ihrem heiligen Buche, liest, ist mit Teppichen belegt, da man die Schuhe und Pantoffeln am Eingang ablegen muss. Zu beiden Seiten erheben sich die grossen schmalen Thürme oder Minarets, von wo die Priester das Volk zum Gebet rufen. Links neben der Moschee sieht man das Grabmahl eines Nabob. -~~Fig. 2. Die Pagode von Wira-Mally.~~Auf einem steilen Felsen liegt die Pagode von Wira-Mally im Königreich Tanschaur. In diesen heidnischen Tempeln, welche aus pyramidialisch gebauten Thürmen, Hallen und Säulengängen bestehen, werden die Götzenbilder aufbewahrt. Die Braminen oder Priester, welche in den Vorhöfen wohnen, dürfen allein das Allerheiligste betreten, wo, wie sie meinen, die Geheimnisse der Gottheit offenbaret werden.~~
Ad99998 06 022aAd99998 06 022a.jpgDie Cometen gehören zu den seltenen Erscheinungen am gestirnten Himmel. Deswegen sahen abergläubige Menschen sie sonst als Zeichen böser Vorbedeutung an. und meinten thörichter Weise, aus ihrer Erscheinung folgten Krieg, Krankheiten und andere Uebel. Die Cometen empfangen ihr Licht von der Sonne; sie bewegen sich aber nicht in regelmässigen Kreisen um dieselbe, wie die Planeten, sondern in einer Ellipse, wodurch sie der Sonne bisweilen sehr nahe kommen, dann sich aber weit von ihr entfernen, wie wir bei Fig. 1. in dem Stücke einer Cometenbahn versinnlicht finden. Diese Himmelskörper bestehen aus einem runden leuchtenden Kopf oder Kern; von diesem fliest ein leuchtender, durchsichtiger Schein aus. Geht dieser Schein vor dem Kerne her, so heisst er der Bart; folgt er ihm nach, so nennen wir denselben den Schweif. Von letzterer Art sehen wir bei Fig. 2 und 3 zwei Cometen abgebildet. Der von Fig. 3 wurde im Februar und März 1661 vom Astronomen Hevel aus Danzig genau beobachtet. Am 3. Februar (A) erschien der Kern von gelblichem Lichte, inwendig etwas röthlich. Der lange Schweif war am Kerne schmal und dicht, und wurde allmählich breiter und dünner. Am 6. Februar (B) bemerkte Hevel in dem Kerne mehrere Flecken; der Schweif erschien jetzt kleiner, schwächer und mehr zugespitzt.~~Berichtigung. Auf der Kupfertafel muss es bei Fig. 1. anstatt 1796 - 1769 heissen.~~
Ad99998 06 023aAd99998 06 023a.jpgDas Pferd, dieses dem Menschen so nützliche Hausthier, verdient mit seinen verschiedenen Racen oder Arten von uns näher gekannt zu werden; so wie wir im II. Bande unsers Bilderbuchs bereits die Abbildung des wilden Pferdes und des Pferdes überhaupt gaben.~~Auf dieser und fünf andern Tafeln sehen wir nun folgende berühmte Pferde-Racen abgebildet: Friesische, Hollsteinische, Dänische, Englische, Französische, Neapolitanische, Spanische, Ungarische, Pohlnische, Russische, Türkische, Arabische und Barben.~~Fig. 1. Das Friesische und Hollsteinische Pferd.~~Das Friesische Pferd ist gross und stark von Körper, hat einen etwas schweren Kopf, starken Hals, breiten Rücken und ein breites gespaltenes Kreuz, mit niedrig angesetztem Schweife. Seine Schenkel sind stark, etwas gerundet und dick mit Haaren besetzt.~~Die Holsteinischen Pferde haben gewöhnliche Ramsköpfe, das Vordertheil ist gut gebaut, der hintere Theil aber meistentheils zu schwach; die Hufe sind zu gross und zu schwer. Beide Arten sind mehr Wagen - als Reitpferde. Das feuchte Clima und das viel wässerige Theile enthaltende Gras, worin ihre Nahrung besteht, sind die Ursachen, dass sie vielen Krankheiten unterworfen sind.~~Fig. 2. Das Dänische Pferd.~~Es hat einen schweren Kopf, starken Hals, breite Brust, lange, niedrige Lenden; sein Kreuz ist im Verhältniss mit der Brust zu schmal. Es ist eine feste dauerhafte Art von Pferden, die besonders in neuern Zeiten durch anhaltende Bemühungen einiger fachkundiger Männer sehr verbessert worden ist.~~Die mit Recht sehr geschätzten weissgebornen Pferde sind dänischen Ursprungs und werden auf den königl. Stutereien jetzt fast noch allein gezogen. Sie zeichnen sich sehr durch das schönste weissglänzende Haar aus. Um die Augen sowohl, als um den Mund und Nase, sind sie fleischfarbig und mit schwarzen Pünctchen besprengt. Sie haben einen starken Bart; die Hufe sind gelb; der Kopf ist ziemlich gross, hat eine breite Stirn und ist etwas ausgebogen. Ein grosses dunkelbraunes Augenpaar mit fleischfarbigem, schwarz betüpfelten Rande, characterisirt sie ebenfalls. Der vordere Körper ist sehr hoch, Stellung und Bau der Beine ist regelmässig und gut. Sie sind übrigens von gedrungenem Bau, und besitzen meistentheils eine schöne gewölbte Gruppe. Ein Zug weissgeborner ist wohl das Schönste, was man in dieser Art sehen kann.~~
Ad99998 06 024aAd99998 06 024a.jpgFig. 1. Das Englische Pferd.~~Das feine englische Rassepferd stammt vom Araber oder Barben ab, hat daher von diesen beiden viel Aehnlichkeit, nur dass es weit grösser ist. Es hat einen schönen trocknen Kopf, wohlgebauten Hals, ein hohes, mageres Widerist*), leichte Schultern, einen geraden Rücken, und der Schweif ist an eine schöne Kruppe gut angesetzt. Diese Gattung wird bloss zum Wettrennen, und wenn sie älter werden und sich berühmt gemacht haben, zur Zucht benutzt. Man findet unter ihnen Pferde von ausserordentlicher Schnelligkeit; gewöhnlich laufen sie zwei englische Meilen in 4 Minuten, 4 Meilen in 9 Minuten. Sie werden aber auch als zweijährige Fohlen schon täglich im Winter wie im Sommer, zweimal im Laufen geübt, und ihre Fütterung und ganze Lebensweise ist darauf berechnet.~~Das gemeine englische Landpferd ist ganz von dem vorigen verschieden; sein Kopf ist dick, fleischig; der Hals kurz, die Kruppe abgeschliffen, die starken Beine sehr mit Haaren besetzt. Die meisten werden in der Provinz Yorkshire gezogen, und zu Reitkleppern und Dienstpferden der Cavalerie benutzt.~~Fig. 2. Das französische Pferd.~~Frankreich hat ausser seinen feinen und edlen Rassen von Pferden, unter welchen sich die Limousiner und Normänner vorzüglich als Reitpferde auszeichnen, in einigen Gegenden einen ganz eignen Schlag von Arbeits- und Bauerpferden, die ihrer Hässlichkeit wegen bekannt sind. Ihr Kopf gleicht dem eines Schweins, die Ohren stehen weit aus einander und hängen herab; der Hals ist kurz und dick mit borstenartigen Mähnen besezt, die Kruppe ist sehr abgeschliffen, die sehr starken Füsse sind bis über das Knie mit Haaren besetzt. Es sind feste, dauerhafte Arbeitspferde, die mit Schilf und andern schlechten Grasarten zufrieden sind.~~*) Widerrist der erhabene Theil an dem Halse der Pferde, zwischen der Mähne und Schulter.~~
Ad99998 06 025aAd99998 06 025a.jpgFig. 1. Das Neapolitanische Pferd.~~Diese Pferde sind gross, haben einen fleischigen Hals und Widerrist und einen Ramskopf. Sie sind etwas hochbeinig und haben enge Hufe. Ihre Kruppe ist wie die der Maulthiere. Ihr Temperament ist meist falsch, boshaft und widerspänstig. Sie sind besser vor den Wagen, als zum Reiten zu gebrauchen. Die besten werden in der Terra di Lavora, di Otranto, di Barri, in Calabrien und in Apulien gezogen.~~Fig. 2. Das Spanische Pferd.~~Es hat ein edles, stolzes Ansehen, funkelnde Augen, ist voll Muth und Feuer, und doch zahm und gelehrig. Der Kopf pflegt etwas dick zu seyn, doch sind auch Ramsköpfe nicht selten; sie haben etwas lange, aber gut angesetzte Ohren, ein etwas zugespitztes Maul und schmale Kinnbacken. Der Hals ist zwar stark, aber gut geformt und dicht mit Haaren bewachsen. Es hat eine breite Brust, etwas starken Leib, niedrige Lenden, eine lange, runde Kruppe. Die Schenkel sind schön, mit starken losen Sennen versehen und nicht behangen. Das gewöhnliche Haar ist castanienbraun oder schwarz; äusserst selten findet man Blessen oder weisse Füsse. Es sind die ersten Pferde zur Reitbahn und zum Kriegsdienst. Die oberandalusischen werden am meisten gesucht; aber auch in den Gebirgen von Cordova zieht man Pferde, die zwar klein, aber stark, dauerhaft, vermögend, und nicht zu ermüden sind.~~
Ad99998 06 026aAd99998 06 026a.jpgDer Mangustaribaum (Garcinia Mangostana) wächst in Ostindien, ferner auf den benachbarten Inseln, vorzüglich auf Java, und trägt eine sehr schmackhafte heilsame Frucht. Der Baum erreicht die Grösse unserer Maulbeerbäume, hat lange Blätter, und trägt rothe Blüten, die an der Spitze der Zweige zum Vorschein kommen. Die kugelrunde Frucht ist so gross als ein kleiner Apfel, und von aussen rothbraun von Farbe. Hat man die äussere ungeniessbare Schale abgebrochen, so findet man ein weisses saftiges Fleisch, welches inwendig in sechs Fächer getheilt ist, und die Kerne enthält. Dieses Fleisch ist von angenehmem Geschmack, und wird in Indien häufig genossen, da es sehr erfrischend und gesund ist. Ja selbst bei Ruhren und andern epidemischen Krankheiten verordnen die Aerzte die Mangustane als ein gegenwirkendes Mittel.~~
Ad99998 06 027aAd99998 06 027a.jpgFig. 1. 2. 3. Die Hausgrille. (Gryllus domesticus.)~~Die Hausgrille oder das Heimchen hält sich bei den Wohnungen der Menschen, am liebsten in Brau- und Backhäusern auf, wo sie in Schlupfwinkeln lebt, und durch den schwirrenden Ton, den sie durch das Aneinanderreiben der starken Unterflügel hervorbringt, bekannt ist. Sie nährt sich von Mehl, Brod, Speck u. dergl. Das Weibchen legt kleine weissliche Eier in die Erde; daraus schlüpfen nach 10 bis 12 Tagen die jungen Grillen aus, die Anfangs flügellos sind. Nachdem sie sich einigemal gehäutet haben, erblickt man die Flügelscheiden (Fig. 2.) In ihrer natürlichen Grösse sehen wir sie bei Fig. 1 und 3; die häutigen Unterflügel ragen über die obern weit hervor, und haben eine hornartige Spitze.~~Fig. 4. 5. Die Feldgrille. (Gryllus campestris.)~~Die Feldgrille lebt in der Erde auf Feldern und in Waldungen. Sie unterscheidet sich von der vorigen durch ihre dunklere Farbe und plumpere Gestalt, und lebt von kleinen Insecten und Wurzeln. Sie macht wie die Hausgrille mit den Flügeln das zirpende Getön, welches man an Sommerabenden auf den Feldern häufig hört.~~Fig. 6. 7. Die Maulwurfsgrille. (Gryllus gryllotalpa.)~~Die Maulwurfsgrille, welche wir Fig. 6. als Nymphe und Fig. 7. ganz ausgewachsen sehen, ist die grösste Grillen - Art in Teutschland, und ein schädliches Insect. - Mit ihren starken maulwurfsähnlichen Vorderfüssen gräbt sie leichte Gänge durch die Oberfläche der Erde, und nagt alle zarten Wurzeln der Pflanzen ab. Sie hat kleine hornartige Oberflügel und grosse dünne Unterflügel, deren sie sich aber selten bedient.~~
Ad99998 06 028aAd99998 06 028a.jpgFig. 1. Das ungarische Pferd.~~Diese Pferde sind vom Mittelschlage, haben etwas schwere Köpfe, und enge Nasenlöcher. Sie sind lang von Leibe, haben aber gute Schenkel. Es sind gute, dauerhafte Reitpferde, die bei geringer Nahrung grosse Strapazen ertragen.~~Fig. 2. Das polnische Pferd.~~Die meisten Pferde werden in dem russischen und österreichischen Antheil des ehemaligen Königreichs Polen gezogen. Sie sind im Ganzen mehr klein als gross; ihr Kopf ist ausser den etwas starken Kinnbakken ziemlich gut geformt. Sie sind grösstentheils hirschhälsig, haben aber einen starken geraden, Rücken, starke, kurze Lenden, eine schöne etwas spitzige Kruppe mit gut angesetztem Schweife, den sie im Bogen tragen; ihre Schenkel sind fein, wenig behaart, aber kraftvoll. Es sind ausnehmend brauchbare Pferde, wenn sie durch anhaltend gute und zweckmässige Behandlung ihr scheues und furchtsames Wesen verloren haben.~~
Ad99998 06 029aAd99998 06 029a.jpgFig. 1. Das türkische Pferd.~~Es stammt von dem arabischen, persichen und tartarischen ab, und hat deshalb Vieles mit denselben gemein. Sie sind vermögend, leicht, lebhaft und von gutem Athem, ertragen alle Strapazen leicht, ohne Nachtheil für ihre Gesundheit und werden sehr alt. Man pflegt deswegen von diesen Pferden zu sagen : "Sie sterben ohne alt geworden zu seyn," indem selbst das Alter ihnen nichts von ihren Vorzügen raubt. Die Türken beschlagen ihre Pferde mit einer Art von Eisen, die aus einer eisernen Platte bestehen, welche vorn und an den Seiten die Rundung des Hufes hat, und hinten an dem Ballen sich in eine stumpfe Spitze endigt. In der Mitte hat diese Platte eine runde Oeffnung; die Nagellöcher sind mehr rund als viereckig.~~Fig. 2. Das russische Pferd.~~Das indigene russische Pferd muss vorzüglich in Grossrussland gesucht werden. Seine Statur ist nicht schön, vom Mittelschlage, der Kopf ist stark und fleischig, die Stirn platt, das Auge phlegmatisch, der Hals kurz und dick, die Brust breit, das Kreuz stark, die Beine sehr mit Haaren bewachsen, der Huf mehr flach als erhaben, der Schweif und die Mähne lang. Sein Character ist fromm, folgsam und gelehrig. Es sind besonders treffliche, dauerhafte Wagenpferde, welche Reisen von 100 und mehr Meilen in kurzer Zeit zurücklegen können, und gegen jede Abwechselung der Witterung abgehärtet sind.~~
Ad99998 06 030aAd99998 06 030a.jpgFig. 1. Das arabische Pferd.~~Dieses als das vollkommenste und edelste seiner Gattung, ist von mittlerer Grösse, und seine Länge beträgt gemeiniglich etwas mehr als seine Höhe. Sein Hauptunterscheidungszeichen ist der Kopf; es hat eine gerade, glatte Stirn; die Ohren sind zwar etwas gross, aber gut angesetzt; es hat schöne grosse Augen, aus denen ein frommes Feuer leuchtet, und eine gerade Nase mit weit geöffneten Nasenlöchern. Der schön geformte Hals hat einen kleinen Ausschnit dicht am Widerrist, und an dem geraden, schön gerundeten Kreuze ist der Schweif gut angesetzt. Die feinen Schenkel erhalten durch die kräftigen Muskeln und Sehnen eine vorzügliche Stärke, und die länglichen Hufe von schwarzgrauer Farbe haben eine lehr feste Consistenz. Es hat viel Leichtigkeit und Dauer, und erträgt ohne Nachtheil die Beschwerden langer und oft wiederholter Märsche. Als Fohlen schon werden sie von den Kindern der Araber geritten, bleiben Tag und Nacht gesattelt, und gewöhnen sich an eine Lebensart, die sie, verbunden mit ihren übrigen Vorzügen, zu den vorzüglichsten Jagd- und Kriegspferden macht; welchen Ruhm sie von den ältesten Zeiten her behauptet haben.~~Fig. 2. Das barbarische Pferd.~~Es wird durch Verkürzung des Worts auch Barbe genannt, ist von mittlerer Grösse, hat einen Schaafskopf, einen dünnen mit kurzen Mähnen besetzten Hals, magere aber steife Schultern, einen schönen Rücken, kurze starke Lenden, ein etwas langes Kreuz mit hochangesetztem Schweif; ihre Schenkel sind kraftvoll, aber lang gefesselt, und die Hufe, so wie bei dem Araber, etwas länglich. Diese Pferde sind sehr leicht und schnell, gehen zwar anfänglich etwas träge, wenn sie aber angefeuert werden, so zeigen sie sehr bald, wie stark und vermögend sie sind. Nächst denen aus Tunis werden die aus Marocco und Fetz am meisten geschätzt.~~
Ad99998 06 031aAd99998 06 031a.jpgWir lernten im CIII. Hefte No. 15 unseres Bilderbuches bereits die Natur des Eises kennen, und dass man aus Eis selbst einen Pallast gebauet habe, den wir hier abgebildet sehen. Dieses geschah im strengen Winter 1740 in Petersburg, unter der Regierung der Kaiserin Anna. Schon im November 1739 versuchte man den ersten Bau auf dem gefrornen Newastrom, dessen Eis aber die Last nicht tragen konnte, und sich zu biegen anfieng. Doch bald darauf wiederholte man auf dem festen Lande zwischen dem Fort der Admiralität und dem Winterpalais den Bau, und dieser gelang vollkommen. Die aus Eis gehauenen Quaderstücken wurden durch darauf gegossenes Wasser, welches sogleich gefror, fest verbunden, und so entstand das Fig. 1. abgebildete Eispalais, dessen Länge 52 1/2, die Breite etwa 16 und die Höhe 20 Fuss betrug. Alle daran befindlichen Verzierungen, die Bildsäulen sogar, waren von Eis. Am Eingange lagen zwei Delphine (Fig. 2.), die des Nachts Ströme von brennender Naphta aussprühten. Daneben waren Kanonen und Mörser (Fig. 3. 4.) ganz aus Eis gedreht, aus denen mit schwacher Pulverladung sogar geschossen wurde. Im Innern des Pallastes fand man mehrere Zimmer mit Tischen, Stühlen, Uhren und anderen Geräthschaften, sämmtlich aus Eis gearbeitet. - So blieb dieser merkwürdige Eispallast mehrere Monate lang bis gegen Ende des März 1740 stehen, wo ihn die gelindere Witterung nach und nach zertrümmerte.~~
Ad99998 06 032aAd99998 06 032a.jpgZu den merkwürdigen Ländern des östlichen Asiens gehört Cochinchina, welches die Portogiesen im 16ten Jahrhundert entdeckten, und welches Land in Hinsicht der Gebräuche und Trachten viel Aehnlichkeit mit dem benachbarten China hat.~~Die Cochinchinesen bekennen sich zur Religion des Gottes Buddha oder Fo, und sind Götzendiener. Ihren Götzenbildern opfern sie gewöhnlich die Erstlinge ihrer Heerden und ihrer Früchte. Fig. 1. sehen wir ein solches Opfer abgebildet, wie es dem Fo gebracht wird. Auf einem Banjan Baume (ficus indica) sitzt in einem Kasten mit Gitterthüren das dicke hölzerne Götzenbild. Cochinchinesische Bauern haben sich genähert, haben eine Leiter von Bambusrohr angelegt, und opfern dem Bilde Reiss. Ein Priester im langen gelben Kleide spricht Gebete dazu.~~Fig. 2. Gruppe von Cochinchinesen.~~Die Cochinchinesen sind ein harmloses gutmüthiges Volk, welches zwar den Chinesen ähnelt, aber einfacher in seiner Kleidung und Lebensart ist. Die Frauen tragen einen baumwollenen Kittel und darunter weite Hosen, an Festtagen mehrere über einander. Die Männer weite Jacken und Pumphosen, die Füsse sind unbedeckt; um den Kopf winden sie weisse Tücher als Turban, oder tragen Sonnenhüte von verschiedener Form. Die Soldaten zur rechten sind mit Schild und Säbel bewaffnet.~~
Ad99998 06 033aAd99998 06 033a.jpgFig. 1. Das gestreifte Känguruh. (Kangurus fasciatus. PERON.)~~Die Känguruhs sind bekanntlich eine merkwürdige Thiergattung, deren grösste Art (Bd. I. Taf. 93. unseres Bilderbuchs) Cook im Jahre 1770 auf Neuholland entdeckte. Die neueste französische Entdeckungsreise, welche Herr Péron beschrieben hat, hat uns mit einer neuen kleinen Art, dem zierlichen gestreiften Känguruh, bekannt gemacht. Dieses findet sich häufig auf der Berniers-Insel, auf der Westküste von Neuholland. Es hat ein rothbräunlich gestreiftes Fell, ist sehr furchtsam, verbirgt sich schnell in den Dornengebüschen, und hat ein schmackhaftes Fleisch. Gezähmt würde sich dieses Känguruh recht gut als Hausthier brauchen lassen.~~Fig. 2. Der Wombat. (Didelplis Wombat. SHAW.)~~Der Wombat, der so gross als ein Dachshund ist, gehört gleichfalls zu den Beutelthieren, wie wir hier sehen, wo die Jungen aus dem Beutel der Mutter herauskommen. Dieses Thier, welches der äussern Form nach einem kleinen Bären gleicht, nährt sich von Gras, scharrt sich mit den starken Klauen der Vorderfüsse in die Erde ein, wo es den Tag über lebt, und erst des Nachts nach seiner Nahrung ausgeht.~~Auch dieses Thier wurde erst in den neuern Zeiten auf Van Diemens Land, der an der Südspitze von Neuholland liegenden grossen Insel, entdeckt.~~
Ad99998 06 034aAd99998 06 034a.jpgUnter den Inseln von Australien oder des fünften Welttheils ist Neuholland die beträchtlichste, indem ihre Grösse der von Europa fast gleich kömmt. Die südlichste Spitze, welche nach neuern Beobachtungen eine besondere Insel bildet, wurde 1642 vom Holländer Abel Tasman entdeckt, und dem damaligen Gouverneur von Batavia zu Ehren, van Diemens Land genannt. Die Bewohner dieser Insel (Fig. 2) sind Wilde, die noch auf der untersten Stufe der Cultur stehen. Wir sehen hier einige um ein Feuer versammelt. Sie haben widrige Gesichtsbildung, ihre Farbe ist schwarzbraun, der Körperbau zwar lang, aber gegen den Kopf und die Schultern sind die untern Theile unverhältnissmässig mager. Ihre Nahrung besteht vorzüglich aus Wurzeln und Seemuscheln; sie gehen nackend, nur einige Felle des Känguruh, des einzigen vierfüssigen Thieres dieser Gegend, um die Schultern gehängt. Dass sie aber ihre Toten verehren, davon fand der neueste frazösische Reisende Péron Spuren auf der kleinen nahliegenden Insel Maria (Fig. 1). Zwischen Casuarbäumen waren kleine Hütten von Baumrinden errichtet. Als er eine untersuchte, fand er inwendig unter einer Erhöhung von Rasen Asche und Menschenknochen, woraus erhellet, dass diese übrigens rohen Völker doch ihre Todten verbrennen, und ihr Andenken durch Errichtung der Baumrinden-Hütten ehren.~~
Ad99998 06 035aAd99998 06 035a.jpgDie Ceder von Libanon (Pinus Cedrus L.) gehört zu den schönsten Bäumen, die man sehen kann. Fächerförmig breiten sich ihre grossen breiten Aeste über einander aus, und geben Kühlung und Schatten unter ihrer Wölbung. Die Nadeln sitzen büscheIförmig (a) zusammen. Die Frucht oder der Cedernapfel der bei (b) in seiner natürlicher Grösse und (e) im Durchschnitt abgebildet ist, steht senkrecht oben auf den Zweigen. Das Holz ist röthlich, wohlriechend, und lässt sich zu den schönsten Tischler-Arbeiten gebrauchen.~~Die Ceder wächst eigenthümlich auf dem Berg Libanon in Syrien, und zwar in den höhern schneeichten Regionen, wo sie ein Alter von mehreren hundert Jahren erreicht. Doch auch in England und in Frankreich findet man jetzt einzelne Cedern in den Gärten. - Die hier abgebildete schöne Ceder von Libanon steht im Pflanzen-Garten oder Jardin des plantes in Paris, und wurde 1734 gepflanzt. Sie bildet einen herrlichen grossen Baum, dessen Stamm 8 Pariser Fuss im Umfange hat, und dessen gewölbte Zweige sehr malerische Partieen bilden. Deswegen verdient die Ceder als Zierde in die Parks oder Lustgärten gepflanzt zu werden.~~
Ad99998 06 036aAd99998 06 036a.jpgFig. 1. Katakomben in Alexandrien.~~Die alten Aegyptier, deren Baukunst so viel Sonderbares und Merkwürdiges hat, baueten auch ihren Todten eigene unterirdische Gemächer, worin sie aufbewahrt wurden. Dieses nannte man Katakomben. Diese Katakomben bestehen aus mehreren in den Felsen gehauenen Zimmern, an welche die Grabhöhlen stossen. Die zu Alexandrien finden wir hier abgebildet. Der Eingang besteht in einem engen Loche, durch das man nur mit Mühe steigt, und wo man in mehrere sehr verschüttete Zimmer kömmt. Das eine runde Gemach mit einer gewölbten Decke ist durch Pilaster verziert, und einen Fronton erblickt man bei dem einen Ausgang. Alles ist in den Felsen gehauen, doch mit Kalk übertüncht. Die Leichen ruhten in länglichen Aushöhlungen, die man Reihenweise eingehauen findet.~~Fig 2. Unterirdische Kammer bei den Pyramiden von Ghizé.~~Oft waren die in den Felsen gehauenen unterirdischen Grabhöhlen mit allerhand hieroglyphischen Figuren verziert, wie wir hier abgebildet sehen. In den Katakomben wurden aber nicht bloss die einbalsamirten Leichname oder Mumien von Menschen, sondern auch von geheiligten Thieren, hauptsächlich von dem Ibis, welcher Vogel in Aegypten vorzüglich verehrt wurde, aufbewahrt. Die Körper dieser Vögel balsamirte man ein, und bewahrte sie in länglichen Gefässen auf.~~
Ad99998 06 037aAd99998 06 037a.jpgDurch den tropischen Regen schwillt bekanntlich der Nil, dieser grosse Fluss Aegyptens im Herbste so ausserordentlich an, dass er seine Ufer verlässt und das ganze Nilthal eine Zeitlang überschwemmt. Dies ist für diese sandige Gegend eine wahre Wohlthat; denn indem der Nil nach und nach wieder in seine Ufer zurücktritt, lässt er auf der ganzen überschwemmten Fläche eine fette Schlammerde zurück, wodurch das Nilthal allein so fruchtbar wird.~~Damit das Wasser bei der jährlichen Ueberschwemmung aber allenthalben hindringen könne, so haben die Aegyptier das Land mit Canälen durchzogen. Um nun den jedesmaligen Wasserstand der Ueberschwemmung genau zu sehen, hat man an verschiedenen Orten gemauerte Masstäbe oder Nilmesser errichtet. - Der vorzüglichste ist der hier abgebildete, auf der Insel Raudah bei Kahirah erbauete Nilmesser.~~In einem runden Thurme nämlich befindet sich eine Cisterne, deren Boden die Höhe des Nilbodens hat. Auf der Seite ist eine Oeffnung, wodurch das Nilwasser frei zuströmen kann. In der Mitte erhebt sich eine achteckige marmorne Säule, an der die Maasse angegeben sind, wie hoch nach den Beobachtungen nach und nach das Wasser bei der Ueberschwemmung steigt. Ein eigner Aufseher beobachtet vom ersten Julius an täglich das Steigen des Flusses und durch Ausrufer wird es der Stadt kund gethan.~~
Ad99998 06 038aAd99998 06 038a.jpgUnter den Naturseltenheiten, welche uns der berühmte Reisende, Alexander von Humbold, aus Süd-Amerika mitbrachte, befindet sich auch ein allerliebster kleiner Affe, der nur 7 bis 8 Zoll lang wird, und wegen mehrerer Aehnlichkeit mit dem Könige der Thiere mit Recht der Löwen-Affe genannt wurde. Ganz dem Löwen en Miniatur ähnlich ist seine Mähne und sein langgezogener Körper; doch das Gesicht und die Füsse verrathen sogleich das friedliche Aeffchen. Das Gesicht ist halb schwarz, halb weiss gefärbt; die Farbe des übrigen Körpers ist gelblich und olivenbraun.~~Der Löwen-Affe bewohnt die Ebenen am östlichen Abhange der Cordilleren in Süd-Amerika, vorzüglich die fruchtbaren Ufer des Putumayo und Coqueta. Doch auch da gehört er zu den seltenen Thieren, und Hr. v. Humbold sah während seines Aufenthaltes in jenem Lande nur zwei Exemplare davon. Sie wurden in einem Käfig gehalten, und waren sehr munter und fröhlich; doch gereizt sah man sie voller Zorn ihre Mähne sträuben. - Nach Europa ist noch keines dieser niedlichen Thiere gebracht worden.~~
Ad99998 06 039aAd99998 06 039a.jpgDiese niedlich geformten teutschen Waldbewohner haben zwar mit den viel häufigern und bekannteren Bovisten im reifen Zustande die häutige kuglige hohle Saamenbüchse, und in derselben die farbigen staubähnlichen Saamenkörnchen, die an seinen Härchen ansitzen, gemein; unterscheiden sich aber durch eine regelmässigere, meistens zierlicher gebildete Oeffnung (Maul) zur Entlassung der ausstäubenden reifen Saamenkörnchen; und durch eine äussere dicke Hülle, welche in Strahlen aufspringt, und eine sternförmige Unterlage bildet. Diese Pilze wachsen unter der Erde, und heben sich zuletzt, wenn sie sich entfalten wollen, aus derselben empor.~~Fig. 1. u. 2. Der gekrönte Erdsternpilz. (Geastrum coronatum.)~~Die sternförmige Hülle hat stets mehr als fünf Strahlen, die sich zwar weit aus einander breiten, aber nicht rückwärts umbiegen. Die untere oder äussere Fläche derselben ist dunkeler braun und chagrinähnlich gekörnt; die Erhabenheiten sind weiss (Fig. 2.) Die obere oder innere Fläche ist weiss, wird aber bald rissig, und die Risse erscheinen braun (Fig. 1) Diese Art wächst theils in leimigem und lettigen, theils auch in sandigem Boden.~~Fig. 3. u. 4. Der braunrothe Erdsternpilz. (Geastrum rufescens.)~~Bei dieser Art ist die sternförmige Hülle braunroth, glatt, und breitet sich nicht nur weit aus, sondern biegt sich auch noch rückwärts um, und hebt die kuglige Saamenbüchse empor. Ihre obere Fläche wird ebenfalls rissig (Fig. 4.) Diese Pilze wachsen vorzüglich gern in Nadelhölzern.~~Fig. 5. Der hygrometrische Erdsternpilz. (Geastrum hygrometricum.)~~Die Farbe dieses Pilzes ist mehr gelb braun. Die vielstrahlige Sternhülle breitet sich bloss aus, ohne sich rückwärts umzuschlagen; hat aber die merkwürdige Eigenschaft, dass sie bei jedesmaligem Austrocknen sich mit grosser Kraft wieder oberwärts zusammenschlägt, und bei abermaligem Feuchtwerden sich wieder ausbreitet. Von diesem verschiedenen Verhalten im feuchten und im trockenen Zustande hat diese Art ihren Beinamen erhalten. Es liebt solche vorzüglich einen sandigen Boden.~~
Ad99998 06 040aAd99998 06 040a.jpgFig. 1. Der Glanzweissling. (Phalaena bombyx falicis.)~~Die Raupe und Puppe dieses weissen Nachtfalters (a. bua) findet sich auf Weiden und Pappeln manche Jahre so häufig, dass ganze Pflanzungen davon verheert werden. Der silberglänzende Nachtfalter (d) fliegt alsdann in ganzen Schwärmen umher. - Die Raupe spinnt sich zwischen Weidenblätter (c) ein, und verwandelt sich in eine braune Puppe (b).~~Fig. 2. Der grosse Hermelin-Vogel. (Phalaena bombyx vinula.)~~wird wegen des weichen Pelzes, womit sein plumper Körper bedeckt ist, so genannt. Die Oberflügel sind mit grau und röthlichen wellenförmigen Zeichnungen geziert. Die grüne Raupe (A) hat eine sonderbare Gestalt; sie scheint mit Panzerschuppen bedeckt zu seyn, und das hintere Ende endigt sich in einen Gabelschwanz. Die Raupe spinnt sich in Holzspäne (C) ein und verwandelt sich in eine braune Puppe. (B.)~~Fig. 3. Das Täubchen. (Sphinx stellatarum.)~~Das Täubchen ist ein bekannter Dämmerungsfalter, der gegen Abend in Gärten mit grosser Schnelligkeit von Blume zu Blume fliegt. Er ist hier, wie die übrigen Nachtfalter, in natürlicher Grösse abgebildet. Die grüngelbe Raupe (a) findet sich auf mehreren Pflanzen. -~~
Ad99998 06 041aAd99998 06 041a.jpgEine halbe Stunde von den Mauern der heutigen Stadt Alexandrien in Aegypten findet man die hier abgebildete merkwürdige Säule von röthlichem Granit, die höchste, die man bis jetzt kennt. Deswegen nannten die Araber sie auch die Säule der Säulen. Sie ist in ältern Zeiten wahrscheinlich von andern Säulen umgeben gewesen, und hat mit diesen zu einem grossen Prachtgebäude gehört.~~Diese merkwürdige Granit-Säule besteht aus 3 Stücken, dem Säulenkopf, der Säule selbst und dem Säulenstuhl, deren Höhe, nach den neuesten franzöfischen Messungen, zusammen 88 Pariser Fuss 6 Zoll beträgt. Da von misst die Säule etwas über 63 Fuss an Höhe, und 8 Fuss 4 Zoll im Durchmesser. Der korinthische Säulenkopf ist mit glattem Laubwerke verziert. Auf die oberste Platte sind mehrere Reisende gestiegen, um die Säule zu messen; und im Jahre 1733 haben 8 Engländer eine Bowle Punsch darauf getrunken. Warum die Säule den Namen des Pompejus trägt, weiss man nicht, denn zu seinem Andenken ist sie nicht errichtet worden.~~
Ad99998 06 042aAd99998 06 042a.jpgDie Kalmücken sind ein Hirtenvolk von mongolischem Stamme, bewohnen das mittlere Asien und stehen theils unter russischer, theils unter chinesischer Oberherrschaft. Ihre platten Gesichtszüge machen ihren Anblick nicht angenehm; doch sind sie gutmüthig, gelehrig und sehr gastfreundschaftlich. Als Hirtenvolk ziehen sie in den Steppen von Asien mit ihren Heerden von einer Weide zur andern; deswegen leben Männer und Weiber von Jugend auf auf Pferden und ihre ganze Kleidung ist dazu eingerichtet. Ihre Wohnung sind trichterförmige Zelte von Filz, die beim Weiterziehen auf Lasttiere gepackt werden. Fig. 1. sehen wir das Lager einer solchen Kalmückenhorde, wo im Vordergrunde die Wanderung anhebet; links erhebt sich das Grabmal einer ihrer Lama's oder Priester. Der Reichthum der Kalmücken besteht in ihren Heerden von Pferden, Ochsen, Kühen und Schaafen. Fig. 2. zeigt uns eine Kalmückenwirthschaft. Zu beiden Seiten des grossen Filzzeltes sind Mädchen beschäftigt, Stuten und Kühe zu melken. In der Mitte bereitet ein kalmückisches Weib ein Fell zu; dabei steht ein Junge mit dem Pferde und hält einen langen Stock mit der Schlinge, wodurch die wilden Pferde eingefangen werden. Im Vordergrunde spielen mehrere Kalmücken Schach, das Lieblingsspiel dieses Volksstammes.~~
Ad99998 06 043aAd99998 06 043a.jpgDer Casuar von Neuholland wurde erst in neuern Zeiten auf diesem grossen Insellande der Südsee entdeckt, und die neueste französische Entdeckungsreise giebt uns davon beifolgende treffliche Abbildung. Dieser Casuar unterscheidet sich beträchtlich von dem Asiatischen, den wir Bd. 1. No. 3. unsers Bilderbuchs kennen lernten.~~Der Casuar von Neuholland (Casuarius novae Hollandiae Lath.) hat eine Länge von 7 Fuss, und ist über und über mit graubraunen borstenähnlichen Federn bedeckt, welche bei dem Männchen (Fig. 1.) vorn am Halse einen grossen weisslichen Wulst bilden. Ob er gleich nicht fliegen kann, so läuft er doch ausserordentlich schnell, und ist wegen seiner Wildheit schwer zu zähmen. Da das Fleisch wohlschmeckend ist, so macht man Jagd auf ihn: auch die Eier werden genossen. Die Jungen sind in dem ersten Monat ihres Alters braun und weiss gestreift, wie wir sie hier vor ihrer Mutter (Fig. 2.) abgebildet sehen; den nächsten Monat werden sie ganz grau. - Der Casuar von Neuholland nährt sich, so wie der asiatische, von Vegetabilien.~~
Ad99998 06 044aAd99998 06 044a.jpgDie Rambustan- oder haarige Frucht (Nephelium echinatum) wächst auf Java, Sumatra und den Moluckischen Inseln auf einem hochstämmigen Baume, der unserm Kastanienbaume sehr ähnlich ist. Aus den Blüthen, die nur wie grüne Knöspchen erscheinen, entwickelt sich die Frucht, welche von der Grösse einer welschen Nuss, und über und über mit Haaren bedeckt ist. Anfangs ist diese äussere Bedeckung grün, dann wird sie hoch orangengelb. Bricht man sie auf, so findet man (a) fünf vertikal neben einander in einem Mittelpunkt zuammen gehende Kerne, welche mit einer süsslichen breiartigen Substanz umgeben, in einer weisslichen Haut eingeschlossen sind. - Die Rambustan-Frucht reift gleichzeitig mit der Mangustane, die wir Taf. 24. abgebildet sahen, und wird wegen ihrer kühlenden Eigenschaft in Indien gern gespeisst.~~
Ad99998 06 045aAd99998 06 045a.jpgDie Robben sind bekanntlich ein Geschlecht von Säugethieren, die sich gewöhnlich in der See aufhalten, und sich durch ihren garstigen ungestalteten Körper nicht vortheilhaft auszeichnen. Sie sind fertige Schwimmer, doch kommen sie auch öfters heraus auf das Meerufer; ihre Nahrung besteht aus Fischen, Seethieren und Seegewächsen. - An den Küsten von Neuholland, vorzüglich bei der Kings-Insel, haben die neuesten französischen Reisenden eine ungewöhnlich grosse Art, die Rüssel-Robbe (Phoca proboscidea) gefunden, welche 25 bis 30 Fuss lang wird, und deren wir mehrere hier abgebildet sehen. Der obere Theil der Schnauze dieses unförmlichen Thieres verlängert sich in eine Art von Rüssel, wonach man diese Robbenart auch benannt hat. In der Entfernung sehen wir einige in aufgerichteter Stellung, auf die man eben Jagd macht -~~
Ad99998 06 046aAd99998 06 046a.jpgFig. 1. Die Dame. (Phalanea bombyx matronula.)~~Dieser schöne Nachtfalter entsteht aus einer rauhbehaarten Raupe, die sich auf mehreren Pflanzen findet. Der Nachtfalter selbst hat umbrabraune Oberflügel mit gelben Zeichnungen. Die gelben Unterflügel sind schwarzgefleckt. Der dicke Leib ist scharlachroth, mit schwarzen Querbinden.~~Fig. 2. Die Elsenmotte. (Phalaena bombyx versicolor.)~~Diese Elsenmotte gehört in Teutschland zu den seltnern Nachtfaltern, und zeichnet sich durch die angenehm weiss, gelb und braun schattirten Oberflügel aus.~~Fig. 3. Der Hummelschwärmer. (Sphinx fuciformis.)~~Dieser Dämmerungsfalter (b. c.) gleicht auf den ersten Anblick unserer gemeinen Hummel, woher auch sein Name kömmt. Er entsteht aus einer grossen grünen Raupe, und fliegt summend am hellen Tage an mehreren Blumen herum.~~Fig. 4. Die Diane.~~Ein schöner Nachtfalter, der gleichfalls ziemlich selten ist, und dessen Oberflügel grün, weiss und schwarz marmorirt sind.~~Fig. 5. Die Wittwe. (Phalaena bombyx Hebe.)~~Die weissen Oberflügel sind durch schwarze Querbänder mit orangegelber Einfassung geziert. Die scharlachrothen Unterflügel geben diesem Nachtfalter ein prächtiges Ansehen.~~
Ad99998 06 047aAd99998 06 047a.jpgDem Menschen, dessen Geist schon so vieles erfand, musste wohl schon oft der Gedanke kommen, den Flug der Vögel durch künstliche Flügel nachzuahmen, um sich so mit Leichtigkeit in die unermesslichen Räume der Luft zu erheben. Vor kurzem hat ein geschickter Uhrmacher in Wien, Herr Jacob Degen, glückliche Versuche gemacht, mit künstlichen Flügeln sich in die Luft zu schwingen. Diesen Künstler und seine Flugmaschine sehen wir hier (Fig. 1.) abgebildet. - Hr. Degen verfertigte sich nämlich zwei herzförmig gestaltete Flügel (wovon Fig. 2. die Ansicht von oben giebt) von seinem mit Firniss getränktem Papiere, welche 116 Quadratfuss an Oberfläche enthalten, und eine Länge von 10 Fuss haben. Der Elasticität wegen durchzog der Künstler das Ganze mit Streifen von Schilfrohr, welche durch seidne Schnüren verbunden sind. Der Körper des Fliegenden steht, wie wir hier sehen, zwischen den Flügeln aufrecht, und ist durch mehrere Bambusrohre (aa) mit der Maschine verbunden. Die Hände (bb) bewegen die gekrümmte Stange, wodurch der Flügelschlag in wagerechter Richtung auf und abwärts bewirkt wird. Den ersten Versuch machte Hr. Degen im Frühjahr 1808 in dem Reithause zu Wien, wo er vermittelst eines Gegengewichts, das durch eine Schnur (d) befestigt war, bis zur Höhe von 54 Fuss sich erhob. Um nun in freier Luft seine Versuche zu wiederholen, verband Herr Degen einen kleinen Luftballon mit seiner Maschine, und so flog er am 12. und 15. Novbr. 1808. im Prater bei Wien zum Erstaunen aller Zuschauer mehrere Male nach verschiedenen Richtungen in die Luft und kam unbeschädigt zurück. Diese Versuche brachten dem Künstler eine Einnahme 10,000 Kaisergulden ein.~~
Ad99998 06 048aAd99998 06 048a.jpgDer Pik von Teneriffa.~~Unter den Kanarischen Inseln, welche westwärts von Nord-Afrika im Atlantischen Ocean liegen, zeichnet sich die Insel Teneriffa durch den auf ihr liegenden hohen Spitzberg oder Pico de Teyde aus. Er ist I2,420 Fuss über die Meeresfläche erhaben, und wir sehen ihn hier von der See-Seite oder der Bai von Santa-Cruz aus, abgebildet. Die Stadt Santa-Cruz liegt vor uns am Meeres-Ufer.~~Der Pik liegt gegen den südlichen Theil der Insel zu. Sein Gipfel ist unbewachsen, und zeigt einen grossen vulkanischen Krater, den mehr als 70 kleinere auf den verschiedenen Lavaschichten umgeben. Die Lava bedeckt die Spitze des Piks, die tiefer liegenden Theile sind mit Bimssteinen bedeckt. - Dieser Vulkan auf Teneriffa ist noch nicht erloschen, sondern fast immer steigen schwefelichte Dampfwolken aus ihm hervor. - Der letzte grössere Ausbruch von ungewöhnlicher Heftigkeit war im Jahr 1707.~~Da fast alle Schiffe, welche nach Ostindien gehen, auf Teneriffa landen, so ist der eben beschriebene Pik auch sehr bekannt, und von vielen Europäischen Reisenden bestiegen worden.~~
Ad99998 06 049aAd99998 06 049a.jpgDie Cochinchinesen auf der Ostküste von Asien lieben Schauspiele, Musik und Tanz. Ihre Schauspieler-Gesellschaften, welche man zur Belustigung in die Häuser kommen lässt, führen historische Vorstellungen, Opern und Tänze auf, welche durch eine lärmende Musik von Trompeten, Pauken und Castagnetten begleitet werden.~~Der Englische Gesandte, Lord Macartney, als er im Jahr 1792 auf seiner Gesandtschaftsreise auch in Cochinchina war, sah folgende Vorstellung. Im Innern eines Gebäudes wurde von einer Schauspieler-Gesellschaft eine feierliche Oper mit Chören gegeben. Die lärmenden, oben erwähnten Instrumente machten ein grässliches Getöse, während der ersten theatralischen Vorstellung. Hierauf folgte ein Zwischenspiel, welches sehr angenehm von drei jungen Mädchen ausgeführt wurde. Dieses geschah zu Ehren der ersten Schauspielerin, welche links in dem Anzuge einer alten Königin als Zuschauerin da sass. Die drei Mädchen sprachen in einem leichten Dialog, welcher durch lustige Arien unterbrochen wurde. Ihr Gesang war kreischend, doch hielten sie ziemlich guten Takt. Das Ganze war mit Musik und Tanz begleitet, also Oper und Ballet zugleich. Ein alter, als Possenreisser gekleideter Mann näherte sich von Zeit zu Zeit den Mädchen, und machte allerhand Hanswurst-Spässe vor. So dauerte dieses geraume Zeit fort. Während dieses Zwischenspiels hörte man sanftere Musik; zuletzt ertönten wieder die lärmenden Instrumente. - Als Zeichen des Beifalls warfen die zahlreich versammelten Zuschauer den Schauspielern von Zeit zu Zeit Kupfermünzen zu.~~
Ad99998 06 050aAd99998 06 050a.jpgUm die Thaten ihrer Helden zu verewigen, erbaueten die alten Römer den Siegern zu Ehren Triumph-Bögen von ungemeiner Pracht, und durch die schönsten Werke der Bildhauerkunst geziert. In dem heutigen Rom sind noch mehrere solcher Triumph-Bögen vorhanden. Einer der vollständigsten ist der hier (I und II) abgebildete, welcher in dem ersten Quartier von Rom, zwischen dem Monte Celio und Monte Palatino, steht. Er wurde zu Ehren des Kaisers Constantin des Großen errichtet, als dieser im Jahre 312 n. Chr. Geb. den Maxentius überwunden hatte. - Dieser marmorne Triumph-Bogen hat einen grossen und zwei kleinere Durchgänge, und ist mit zwanzig grossen Basreliefs von Bildhauer-Arbeit geziert. Auf jeder der langen Seiten stehen auf vier corinthischen Säulen von gelbem Marmor (giallo antico) Bildsäulen, Dacier vorstellend. Diese, so wie die meisten Bildwerke dieses Triumph-Bogens, wurden von frühern Denkmälern des Kaisers Trajan genommen, und beziehen sich auf Sieg über die Dacier. Ueber dem mittleren Bogen steht eine lateinische Inschrift, wodurch dieser Triumph-Bogen Kaiser Constantin gewidmet wird. - Da der untere Theil nach und nach verschüttet worden war, so liess der jetzige Pabst Pius VII. im Jahr 1805 die ganze Basis ausgraben, und für die Zukunft durch Umgebung (1) sichern.~~Im Hintergrunde erblickt man einen Theil des Coliseums. (2)~~
Ad99998 06 051aAd99998 06 051a.jpgSechs italienische Meilen von Florenz, auf dem Abhange des Berges Senario, liegt das merkwürdige Schloss Pratolino mit seinem bewunderungswürdigen Garten. Es gehörte den Grossherzögen von Toskana, ist aber jetzt beinahe ganz verfallen. Der Pratolino wurde 1569 unter Franz, einem Sohne des Cosmus von Medicis, von dem geschickten Baumeister Buontalenti angelegt. Natur und Kunst vereinigten sich, daraus einen bezaubernden Aufeenthalt zu bilden. Unter andern kömmt man auf einen mit dichten Bäumen rund umschlossenen Platz. Hier erhebt sich über einem klaren Wasserbecken die colossale Bildsäule des Gottes Apennin, die aufgerichtet gegen 100 Fuss hoch seyn würde. Mit der einen Hand ruht der Gott auf dem Felsen, mit der andern scheint er den Kopf eines See-Ungeheuers zu drücken, aus dessen Rachen ein Wasserstrahl hervorquillt. Die ganze Bildsäule ist von Steinen und Backsteinen ausgeführt, und mit Mörtel überzogen. Inwendig ist sie hohl, und man findet in dem Kopf ein artiges Zimmerchen, wo die Fenster in den Augäpfeln sich befinden. - Dieses Riesenbild wurde von dem Bildhauer Johann von Bologna und seinen Schülern auf das erhabenste ausgeführt.~~
Ad99998 06 052aAd99998 06 052a.jpgDie Beetschuaner sind ein gegen das Innere von Africa zu befindlicher Volksstamm der Hottentotten, welcher aber von letztern in vielerlei Hinsicht abweicht, und erst seit 10 Jahren durch die Holländer vom Vorgebirge der guten Hoffnung uns näher bekannt wurde. Sie sind ein halbgesittetes Volk, welches Viehzucht, Jagd und Ackerbau treibt. Ihre Dörfer bestehen aus Wohnungen, wie wir sie hier abgebildet sehen. Diese Häuser sind folgendermassen eingerichtet. Den innern Raum umschliesst eine runde Mauer von Thon mit Zweigen durchflochten, in der sich ein schmaler enger Eingang befindet. Hier lebt die eigentliche Familie. Um diese innere Wohnung läuft ein freier, auf Stämmen der Mimosa ruhender Gang, wo des Nachts die Knechte und Sclaven schlafen. Das spitz zulaufende Dach ist von Schilfrohr, und beschattet zugleich den äussern Gang, wodurch das Ganze ein angenehmes Aeusseres gewinnt. -- Das Getraide wird in kegelförmigen, neun Fuss hohen Vorrathsbehältern, dergleichen wir eins zur Seite abgebildet sehen, aufbewahrt. Den Ackerbau besorgen die Weiber; die Männer beschäftigen sich mit der Jagd und Viehzucht.~~
Ad99998 06 053aAd99998 06 053a.jpgDas Schulerloch in Baiern.~~In den grossen weiten Höhlen der Kalkgebirge bildet bekanntlich das mit aufgelösten Kalktheilen bereicherte Wasser den Sinter oder Tropfstein, welcher die innern Wände dieser Höhle unter mannichfalltigen Formen bekleidet, und sie zu sehenswürdigen Gegenständen der Natur macht.- Solch' eine merkwürdige Höhle, das Schulerloch genannt, sehen wir auch hier abgebildet. Sie befindet sich in dem Kalkgebirge an dem Flusse Altmühl in Baiern, unterhalb des Dorfes Alt-Essing. Der Eingang zu dieser Höhle ist hoch oben am Felsenberg, und Anfangs sehr beschwerlich. Doch wird der unverdrossene Wanderer durch die herrliche, hier dargestellte Felsenhalle belohnt. Wie zu einem gothischen Dom wölben sich die spitzigen Bögen, welche zum Theil auf die bis zum Boden reichenden Tropfstein-Zapfen, wie auf Säulen gestützt sind, und so mehrere Gänge bilden, wo das Auge des Besuchers durch den Fackelschein getäuscht, Altäre und andere Verzierungen einer Kirche zu erblicken glaubt.~~
Ad99998 06 054aAd99998 06 054a.jpgDie beiliegende Tafel stellt uns wieder eines von jenen merkwürdigen Denkmälern vor, welche die Dankbarkeit, wohl aber auch nicht selten die Schmeichelei der alten Römer, ihren siegreichen Helden setzte, nämlich einen Triumphbogen, und zwar den dem Kaiser Septimius Severus, wegen seiner Siege über die Parther, Araber und andere Völkerschaften geweihten, welcher ziemlich wohl erhalten, jetzt noch zu Rom hinter dem Kapitolium, von dem Schutte gereinigt, und mit einer Schutzmauer (1) umgeben, zu sehen ist.~~Fig. 1. stellt die Hauptseite mit ihren vier schönen Säulen und drei gewölbten Durchgängen dar, welche in der Mitte durch zwei Bogen mit einander in Verbindung gesetzt sind. Ueber dem Hauptbogen sieht man zwei schöne Figuren der Göttin des Rufes. Ueber den kleineren Seitenbogen sind die Thaten des triumphirenden Kaisers in Basreliefs dargestellt. Oben in der Attika liest man auf der Vorder-, so wie auf der Hinterseite die Zueignungs-Inschrift, in welcher auch des Nachfolgers des genannten Kaisers gedacht ist. - Die eingehauenen Buchstaben waren vor Zeiten mit vergoldetem Bronze eingelegt, das aber entwendet worden ist. - Das Ganze endigt sich mit einer Plateforme, zu welcher man im Innern auf einer Treppe hinauf steigt, und auf welcher vormals der Triumphwagen des Siegers mit Soldaten zur Seite in Stein ausgehauen stand.~~Fig. II. stellt eine der Nebenseiten dieses Triumphbogens vor, die beide ausser den Säulen und dem Simswerke ohne weitere Verzierung sind. Das ganze Prachtgebäude ist aus weissem Marmor aufgeführt.~~
Ad99998 06 055aAd99998 06 055a.jpgFig. 1. Der Specht. (Phalaena Bombyx Dominula.)~~Wegen der schwarzgrünen Grundfarbe der Vorderflügel, und den darauf zierlich abstehenden weissen und orangefarbigen Flecken von mancherlei Gestalt, so wie zugleich wegen der hochzinnoberrothen Hinterflügel, die mit schwarzen, ins Blaue spielenden Binden und Tupfen geziert sind, führt dieser Nachtfalter (A) mit Recht den Namen des Spechtes. Obgleich die schwarze gelbstreifige behaarte Raupe (B) sich von den Blättern mancherlei Bäume, Sträucher, und Kräuter nährt, so liebt sie doch vorzüglich die Blätter des Hundzungenkrautes; weshalb der Nachtfalter auch der Hundszungen-Spinner genannt wird. Mehrere rothbraune glänzende Puppen (C) liegen meistens beisammen, innerhalb eines weissen dünnen Faden-Gewebes, welches mehrere Raupen, ehe sie sich verpuppen, gemeinschaftlich spinnen.~~Fig. 2. Der Purpurbär. (Phalaena Bombyx purpurea.)~~Den Namen Purpurbär führt dieser von Schmetterlingsfreunden sehr geschätzte, nicht in allen Gegenden anzutreffende Nachtfalter (a) wegen seiner brennend rothen Hinterflügel, die mit stark abstechenden grossen schwarzen, ins Blaue spielenden Flecken zieret sind. Die sanft gelben Vorderflügel führen mancherlei kleine bräunliche Flecken, unter welchen einer die Gestalt eines lateinischen S zeigt, weshalb das Insekt auch den Namen gelber S Bär erhalten hat. Die Raupe (b) gehört wegen ihrer oft fuchsrothen Haarbüschel zu den Bären Raupen, und man nennt deshalb auch die daraus entstehenden Schmetterlinge Bären. Die dunkelbraune Puppe (c) ist in der Natur von einem zarten Fadengewebe umgeben.~~Fig. 3. Der Linden-Spinner. (Phalaena Bombyx Bucephala.)~~Die buntscheckige, völlig erwachsene Raupe (B) dieses, in Teutschland gemeinen Spinner-Nachtfalters, nährt sich zwar von den Blättern mancherlei Bäume; liebt aber doch vorzüglich die Lindenblätter. Sie ist wenig behaart; in frühester Jugend ganz schwarz; und gewinnt erst nach und nach, nachdem sie mehrmals ihre Haut ablegt, immer mehr Gelb. Das geflügelte Insekt (A) führt wegen seines dicken, halb unter dem langhaarigen Halskragen versteckten Kopfes auch den Namen des Ochsenkopfes und Groskopfes; und wegen der grossen gelblichen Flecken an den Vorderflügel-Spitzen die Benennung: der halbe Mond. Die Raupe verpuppt sich unter der Erde, wo sie sich bloss eine Höhle baut, ohne solche mit einem Fadengewebe auszutapeziren.~~Fig. 4. Der Erlen-Spinner. (Phalaena Geometra alniaria.)~~Die Raupen (b) der Familie, zu welcher dieser Spanner gehört, haben vollkommen die Gestalt dürrer Baumästchen, besonders wenn die Raupe im Ruhestande aufgerichtet auf ihrem Hintertheile sitzt. Da sie nur ganz vorn und ganz hinten einige Paar Füsse, in der Mitte des Leibes aber keine hat; so kriecht sie nicht mit allen Theilen des Leibes fortschieben vorwärts, sondern spannweise, indem sie Bogen bildet, daher der Name Spanner, (Geometra). Sie frisst am liebsten Erlen-Blätter, verachtet aber auch die Blätter noch anderer Bäume nicht. Der Schmetterling (a) gefällt mehr wegen der hinterhalb zierlich ausgeschnittenen Flügel, als wegen simpeln Farbe derselben. Die Verpuppung der Raupe erfolgt an Bäumen, wo sie zwischen Blättern ein Gehäuse aus langen Fäden spinnt, innerhalb welchen sie ihre letzte Raupenhaut ablegt, und als grünlich weisse Puppe (c) erscheint.~~
Ad99998 06 056aAd99998 06 056a.jpgI. Der Gross-Glockner.~~Der Gross-Glockner, den wir hier abgebildet sehen, und der von seiner glockenähnlichen Figur den Namen hat, ragt 12,000 Fuss über die Meeresfläche empor, und ist der höchste unter den Bergen von Salzburg, wo er an der Glänze von Kärnthen und Tyrol liegt. - Erst in den neuern Zeiten wurde seine höchste Spitze bestiegen; dieses unternahm zum Besten der Naturkunde der Bischof von Gurk, ein Prinz von Salm-Reiferscheid, mit mehreren ausgezeichneten Gelehrten. Zur Bequemlichkeit späterer Reisenden liess der würdige Bischof mehrere Häuser als Obdach bauen. - Das erste und grösste hier abgebildete, heisst die Salmshöhe. Von hier muss die Reise zu Fuss über Felsenklüfte und Schneefelder fortgesetzt werden, und ist oft sehr gefährlich. Bis zum Gipfel des Glockners, der wieder in zwei Spitzen getheilt ist, rechnet man 6 Stunden. Auf dem höchsten Gipfel, wo nur 6 bis 8 Menschen Platz haben, steht jetzt ein 12 Fuss hohes eisernes Kreuz. Hier hat man bei heiterm Wetter die entzückendste Aussicht über die Alpen von Kärnthen und Steyermark; weiter hin überblickt man Tyrol, mit den Flüssen Inn und Drau. - Eine treffliche Beschreibung der Reise auf den Glockner hat uns Hr. Professor Schultes in Inspruck gegeben.~~II. Der Schneeberg.~~Der Schneeberg, dessen Gipfel und nördliche Seite, wie sein Name sagt, das ganze Jahr mit Schnee bedeckt ist, liegt 9 Meilen von Wien in Unter-Oesterreich an der Gränze von Steyermark. Obgleich nicht so hoch als der vorige, beträgt seine Höhe doch 6600 Fuss über der Meeresfläche; also ist er 1/3 höher als die berühmte Schneekoppe in Schlesien. Der Weg dahin führt durch mannichfaltig interessante Gegenden, und der Gipfel ist ohne Gefahr zu besteigen. Von hier überblickt man eine reizende Landschaft bis nach Wien hin. Bei heiterm Wetter erscheint selbst in weiter Ferne als ein feines Silberband der Haven von Triest.~~
Ad99998 06 057aAd99998 06 057a.jpgDie in Europäischen Treibhäusern anzutreffenden Fackeldisteln sind einzig in den wärmern Ländern des südlichen Amerikanischen Erdtheils und der zwischen den Wendekreisen Amerika zunächst liegenden Inseln als ursprünglich einheimisch anzutreffen. Es sind sämmtlich saftreiche fleischige Gewächse, die mehr aus der Luft, als aus dem Boden Fruchtbarkeit und Nahrung an sich ziehen, und deshalb in den heissesten Erdstrichen auf dem trockensten Sand- oder Steinboden gedeihen. Die meisten dieser Pflanzen haben keine eigentlichen Blätter, sondern bestehen blos aus Stämmen und Aesten, die bei den verschiedenen Arten eine verschiedene, doch jedes Mal durchaus gleichförmige Gestalt haben, und theils aus lauter blattförmigen, bald aus mancherlei kuglichen, bald aus walzenförmigen, bald aus viel oder wenig kantigen länglichen, mit Stachelbüscheln besetzten, Gliedern bestehen. Desto mehr stechen bei einer solchen Einförmigkeit der Stämme und Aeste die schöngebauten und schönfarbigen Blumen ab, welche meistens erst nach Sonnenuntergang nur ein Mal aufblühen, um nach wenig Stunden schon wieder für immer sich schliessen. Die Früchte dieser Pflanzen gleichen den Feigen, sind geniessbar, und haben einen angenehmen säuerlichen Geschmack. Wir sehen auf gegenwärtiger Tafel abgebildet:~~die Melonenförmige Fackeldistel. (Cactus Melocactus.)~~Die Glieder des Stammes sind von der Grösse eines Menschenkopfes, und haben eine melonenähnliche Gestalt, welche ringsum von oben nieder ausgefurcht ist, so dass viele, meistens 14 hohe Ribben oder Kanten hervortreten, welche auf ihren Rücken mit Stachelbüscheln bewaffnet sind. Wenn die Pflanze Anstalt macht, Blüten oder Früchte hervorzubringen, so treibt sie oberhalb einen walzenförmigen hohen, und dicken behaarten und bestachelten Schaft hervor; und aus diesem treten ringsum, am häufigsten aber am Scheitel, mehrere Anfangs rosenrothe, zuletzt cochenillroth werdende Blumen hervor, davon jede auf einem Fruchtknoten oberhalb ringsum aufsitzt, welcher sich nachher zu einer feigenförmigen dunkelcochenillrothen fleischigen Frucht entwickelt, auf welcher die verwelkte Blume oberhalb aufsitzend sich erhält.~~
Ad99998 06 058aAd99998 06 058a.jpgDas südafrikanische Kaffervolk, die Beetschuanaerr (auch Buschwanaer) genannt, dessen Wohnungen und Lebensweise wir bereits (im CX Hefte dieses Bandes) kennen gelernt haben, ist auf beiliegender Tafel nun noch characteristischer nach seiner Leibesfarbe und Gestalt abgebildet.- Wir sehen auf derselben einen jungen Mann und ein junges Weib. Der Mann hat seinen Kopf mit Federn geschmückt, trägt dreieckigte Ohrengehänge, und seine Blösse mit einem kurzen Mantel von Thierfellen und mit einem Schürzchen bedeckt; am Arme hängt ihm eine Art Körbchen oder vielmehr Säckchen, und in den Händen hält er Hassagajen, oder Wurfspiesse, die gewöhnlichsten Waffen dieser kriegerischen Halbwilden, die nicht selten in blutige Streitigkeiten mit ihren Nachbarn verwickelt sind.~~Das junge Weib, das hier sitzt, und mit welchem der junge Mann sich unterhält, hat ihren Unterleib anständig mit Schürzen von Leder bedeckt, die eine Art von Unterröckchen bilden. Mehrere Weiber tragen auch kurze Mäntel. Die hier abgebildete Frau raucht Tabak, dessen Rauch sie aus einem hohlen, mit Wasser gefülltem Horne, in das oben eine hölzerne Pfeifenröhre mit dem Kopfe eingefügt ist, ganz behaglich einschlürft. Neben ihr liegt ihre Holzaxt; denn das Holzfällen ist hier eine Hauptbeschäftigung der Weiber. Dabei sehen wir ein Paar Kochgeschirre auf der Erde stehen.~~
Ad99998 06 059aAd99998 06 059a.jpgUnter die merkwürdigsten und prachtvollsten Ueberbleibsel Alt-Römischer Baukunst gehören auch die zum Theile noch vorhandenen Amphitheater, und von denen, welche jetzt in Rom noch mehr oder weniger verstümmelt, zu sehen sind, ist das auf beiliegender Tafel abgebildete, von dem Römischen Kaiser Flavius Vespasiaunus, zwei Jahre nach der Zerstörung von Jerusalem erbaute, das schönste und grösste, von welchem sich auch noch ein beträchtlicher Theil bis auf unsere Zeiten erhalten hat. Denn was jetzt daran mangelhaft ist, wurde nicht durch die Zeit, sondern durch Menschen verstümmelt, und davon geraubt.~~Es ist ein ungeheures Gebäude, von welchem wir unter Fig. I. auf unserer Tafel noch eine der am besten erhaltenen Seiten sehen, vier Stockwerke hoch, jedes mit einer Säulenreihe geziert.~~Es ist, wie der Grundriss Fig. I zeigt, ein Oval. In dessen Mitte befindet sich der freie Kampfplatz, die Arena (a), wo Menschen mit Menschen oder auch mit wilden Thieren zur Belustigung der vielen Tausend Zuschauer, die in dem massiv steinernen Gebäude umher Raum fanden, kämpfen mussten. Um diesen Kampfplatz läuft unten eine Galerie mit Stufen (b) umher, unter welchen sich die Gewölbe befinden, worin man die wilden Thiere aufbewahrte. Vier Haupteingänge (e) führten in das Gebäude, und auf den Kampfplatz; durch vier andere (c) gelangte man in die oberen, und durch eben so viele (d) in die untern Stockwerke.~~
Ad99998 06 060aAd99998 06 060a.jpgDie weit umher kriechenden Glieder des Stammes und der Aeste dieser, wegen ihrer prächtigen Blume merkwürdigen Pflanze, erreichen eine Länge von drei bis zu sechs Fuss, bei höchstens zwei Zoll Dicke. Sie sind walzenförmig, laufen jedoch an jedem Ende etwas dünne zu, und zeigen gewöhnlich sechs erhabene und mit gelblichen Stachelbüscheln bewaffnete Ribben. Die innere Masse ist fleischig und saftig. Aus mehreren dieser Stachelbüschel kommen jährlich im Frühjahre an den Seiten der Aeste einzelne, mit Schuppen und weissen Haarbüscheln besetzte Fruchtknoten hervor. Diese bilden sich zu oberst in einen wohl sechs Zoll langen, äusserlich ebenfalls beschuppten und behaarten Kelch aus; und aus diesem hervor bildet sich endlich eine prächtige Blume, welche zu Ende Juni oder Anfangs Juli Abends nach Sonnen-Untergang nur ein einziges Mal völlig aufblüht, und vor Sonnen-Aufgang schon wieder geschlossen und verwelkt ist. - Die Abbildung zeigt die Gestalt und Farbe dieser herrlichen, süssen aromatischen Wohlgeruch ausduftenden, Blume; die aber in der Natur bei kräftigen Pflanzen mitunter noch grösser ausfällt. Der Fruchtknoten reift binnen Jahresfrist, zu einer ansehnlichen birnförmigen, saftigen, angenehm säuerlich schmeckenden Frucht: welche ringsum mit beschuppten kleinen rothen, ins Orange spielenden Höckern besetzt ist. Man trifft diese Pflanze in grossen Treibhäusern an; ursprünglich stammt solche aber aus Süd-Amerika, Jamaika und St. Domingo.~~