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Ad99998 05 003aAd99998 05 003a.jpgFig. 1. Das Afrikanische Nashorn (Rhinoceros Africanus.)~~Von dem Asiatischen Nashorn, welches wir im 1sten Bd. No. 2. des Bilderbuchs kennen lernten, unterscheidet sich das Africanische hier abgebildete zweihörnige Nashorn in mehreren Stücken. Seine Haut ist nicht so panzerähnlich wie bei dem Asiatischen Nashorn, sondern liegt glatt an dem Körper an, fast wie bei dem Elephanten; auch fehlen ihm die Vorder- oder Schneidezähne. Auf der Nase hat es zwei nach hinten zu gebogene Hörner, die sich bewegen lassen. Ist das Thier aber zornig, so stehen die Hörner wie angewurzelt, und sind eine gefährliche Waffe gegen seine Feinde. Unser Nashorn bewohnt das südliche Africa, und nährt sich von Vegetabilien. Am Tage bleibt es ruhig liegen, doch des Nachts geht es seiner Nahrung nach. Es sucht auch die in der Nähe liegenden Sümpfe und Moräste auf, worinnen es sich wälzt. Wird es verfolgt und verwundet, so stösst es ein fürchterliches Geschrei aus. Seine Länge beträgt 12 Fuss, und die Höhe 7 Fuss. - Das zweihörnige Africanische Nashorn war es wahrscheinlich auch, welches die Römer bei ihren Thiergefechten und öffentlichen Aufzügen vorbrachten.~~Fig. 2. Das Nashorn von Sumatra. (Rhinoceros bicornis Sumatricus.)~~Das Nashorn von Sumatra, die dritte bis jetzt bekannte Art dieser Thiergattung kennen wir erst seit kurzer Zeit. Er unterscheidet sich von den beiden übrigen durch die Lage seiner Hörner; das eine grössere steht auf der Nase, das zweite kleinere nur 4 Zoll lange über den Augen.~~Die rauhe aber dünne Haut ist bräunlich aschfarben, und das ganze Thier gleicht an Gestalt einem Schweine. Bis jetzt hat man es nur auf der Ostindischen Insel Sumatra gefunden; es wird lange nicht so gross als die vorher beschriebene Africanische Art. -~~
Ad99998 05 004aAd99998 05 004a.jpgFig. 1. Der gemeine Seidenschwanz. (Ampelis garrulus.)~~Dieser schöne Vogel, der von seinem zarten weichen Gefieder den Namen erhalten hat, bewohnt den Norden von Europa, und kömmt nur in dem Winter auf seinen Zügen zu uns nach Teutschland. Er ist 9 Zoll lang, und sein Gefieder ist von sanfter röthlicher graulicher und braunlicher Farbe. An den hintern Schwungfedern sitzen zinnoberrothe hornartige Puncte. Der Seidenschwanz ist ein träger dummer Vogel, der von den Vogelstellern leicht gefangen wird. Er nährt sich von wilden Beeren und Gewürmen, und sein Fleisch ist sehr wohlschmeckend.~~Fig. 2. Der gemeine Staar. (Sturnus vulgaris.)~~Unser Staar, der sich äufig durch ganz Teutschland findet, ist ein munterer gelehriger Vogel, der kleine Melodien nachpfeifen, und selbst Worte nachsprechen lernt. Er hält sich meistens auf Wiesen und Triften auf, wo er von Gewürmen lebt, und zieht am Abend in Schaaren von mehreren Tausenden in die nahliegenden Gebüsche, wo er übernachtet. Im September und October werden die Staare häufig in Netzen gefangen; doch ist ihr Fleisch nicht sehr wohlschmeckend.~~Der Gimpel. (Loxia pyrrhula.) Fig. 3. Das Männchen. Fig. 4. Das Weibchen.~~Der Gimpel heisst auch häufig der Dompfaffe wegen seiner schwarzen Sammtmütze und wohlbeleibten Gestalt. Er bewohnt die Wälder, wo er sich von mehreren Sämereien und Beeren nährt. Als träger dummer Vogel, lässt er sich leicht fangen. Das Männchen unterscheidet sich durch seine hochrothe Rust, die bei dem Weibchen graulich ist. Die jungen Gimpel kann man durch das Vorspielen auf einer kleinen Orgel mehrere Melodien lehren, die sie mit flötenartigem Ton sehr gut nachpfeifen. Ein guter gelernter Gimpel wird oft mit zwei bis drei Louis-d'or bezahlt.~~Fig. 5. Der gemeine Kernbeisser. (Loxia coccothraustes.)~~Der Kernbeisser gehört mit dem Gimpel zu einem Geschlechte, das sich durch den kurzen dicken Schnabel auszeichnet. Er ist ein plumper aber dabei scheuer listiger Vogel, der sich in allen Waldungen Teutschlands findet. Den Kirschgärten ist er sehr gefährtlich; er liebt diese Frucht vorzüglich, und weiss durch mannichfache List die Aufmerksamkeit der Wächter zu hintergehen. - Wie die drei vorher beschriebenen Gattungen Teutscher Völgel lässt er sich leicht zahm machen, und dauert mehrere Jahre im Käfig in den Zimmer aus, wo man ihn mit Hanf, Mohn und andern Sämereien füttert.~~Fig. 6. Der Rothschwanz. (Motacilla phoenicurus.)~~Dieser lustige muntere Vogel hält sich in den Dörfern meistens nahe bei den Wohnungen der Menschen auf, und hat einen kurzen angenehmen Gesang. Er nährt sich von kleinen Würmern und Insecten, und ist deswegen den Gärten sehr nützlich. In den Zimmern hält er sich nicht lange. Im Herbste zieht er aus Teutschland in südlichere Gegenden, und kömmt erst im April wieder zu uns zurück.~~
Ad99998 05 005aAd99998 05 005a.jpgFig. 1. Die Seeleier. (Callionymus Lyra.)~~Die Seeleyer ist ein Bewohner der mittelländischen See, wo sie sich von Seesternen und Seeigeln nährt, die langen Strahlen der Rückenflosse, die man mit den Saiten einer Leier verglich, haben diesem Fische seinen Namen gegeben. Er wird gegen drei Fuss lang, und erhebt sich mit seinen grossen Flossen oft über das Wasser, und fliegt eine kurze Strecke fort. Blau, gelb und weiss sind die herrschenden Farben seines Körpers, sein zartes Fleisch hat einen angenehmen Geschmack.~~Fig. 2. Der Seedrache. (Callionymus Dracunculus.)~~Der Seedrache gleicht in der Lebensart und Aufenthalt dem vorigen Fische, die flügelähnliche Bildung seiner Flossen gaben ihm den Namen. Der dicke Kopf hat einen weit geöffneten Rachen.~~Fig. 3. Der Elephantenrüssel. (Ophidium aculeatum.)~~Der Elephantenrüssel ist ein Bewohner der Indischen Gewässer, wo er sich von Würmern und Seeinsecten nährt, und seines wohlschmeckenden Fleisches wegen, häufig gegessen wird. Er gehört zu den Kahlbäuchen, weil ihm die Brustflossen fehlen. Merkwürdig ist die Bildung seines Oberkiefers. Dieser ragt nämlich weit über den Unterkiefer hinaus, und bildet eine Art von Rüssel, der im zur Aufsuchung seiner Nahrung dient. Der Oberkörper ist röthlich braun, der Unterkörper aber silberweiss von Farbe.~~Fig. 4. Der gestachelte Odontognath. (Odontognathus mucronatus.)~~Dieser sonderbar gestaltete Fisch, unterscheidet sich von allen übrigen durch seine Kiefern. Der Unterkiefer nämlich ragt über dem Oberkiefer hervor; letzterer aber hat zwei schwerdtförmige Fortsätze, die sich nach vorn zu krümmen, und dem Fische ein drohendes Ansehen geben. Will dieser Fisch das Maul schliessen, so muss er den Unterkiefer in die Höhe ziehen. Unser Odondognath wird einen Fuss lang; er lebt an der Küste von Südamerica bei Cayenne, wo man ihn Sardelle nennt.~~Sein Fleisch ist vortrefflich von Geschmack.~~
Ad99998 05 006aAd99998 05 006a.jpgAegypten, das unter allen Ländern der Erde am frühsten mit cultivirt wurde, zeichnete sich in den Zeiten seines Flors vorzüglich auch durch seine riesenhaften Monumente der Baukunst aus, deren Ueberreste noch jetzt der zerstörenden Zeit trotzen, und Denkmäler des vormaligen Glanzes jenes Landes sind. Unsere Tafel zeigt uns zwei der berühmtesten, die wir jetzt kennen lernen wollen.~~Fig. 1. Die Momnons Bildsäulen.~~Unter den Trümmern von Theben, der alten Hauptstadt Oberägyptens, findet man in der Gegend des heutigen Medinet Abu, d.i. Stadt des Vaters die colossalen Memnon's Bildsäulen, von denen das Alterthum erzählte, dass sie bei Aufgang der Sonne, so bald die ersten Strahlen auf sie fielen, lieblich Töne von sich gäben. Die Grösse dieser ungeheuern Bildsäulen, lässt sich aus den daran stehenden menschlichen Figuren beurtheilen. Sie sind von Granit gearbeitet, un stellen sitzende Figuren vor, wie man gewöhnlich angiebt, zu Ehren des Königs Memnon errichtet. Dieser Memnon soll ein König von Aethopien gewesen seyn. Er kam dem Könige Priamus bei der Belagerung von Troja z Hülfe, wurde aber durch den Griechischen Heiden Achilles übewunden und getödtet. - Von den beiden Statuen, die seinen Namen führen, ist die eine etwas verstümmelt und besteht aus 5 Lagen. Die andere ist unversehrt, und besteht aus einem einzigen Steine. Mehrere Griechische und Lateinische Inschriften von Personen, die die Bildsäule besucht haben, findet man an dem Fussgestelle.~~Fig. 2. Der Aegyptische Sphinx.~~Das Aegyptische Thierbild, der Sphinx - aus einem Weiberkopfe und Löwenkörper zusammengesetzt, war bei den Aegyptiern eine Sinnbild der Fruchtbarkeit, die der Nil dem Lande bringt. Man führte die Bildsäulen des Sphinx oft in ungeheurer Grösse aus. Eine Abbildung davon, die uns Denon geliefert hat, sehen wir hier Fig. 2. Der ganze Körper des Sphinx ist vom Sande verschüttet; nur der Kopf steht noch frei da. Welch ungeheure Masse mag das Ganze dem Kopfe nach zu urtheilen, gewesen seyn! Bloss um auf den Scheitel des Kopfes zu kommen, muss man eine lange Leiter haben. Merkwürdig ist es, dass man die Augen hohl fand; eine weite bequeme Oeffnung vom Scheitel des Kopfes führte dahin. Wahrscheinlich benutzten die Aegyptischen Priester diese Oeffnungen zu Orakelsprüchen und Weisagungen, die sie dem abergläubischen Volke mit Schallröhren von oben herabriefen, und es so täuschten.~~
Ad99998 05 007aAd99998 05 007a.jpgDie Zwillingsrose. (Rosa gemella.)~~Dies ist eine unsrer schönsten und lieblichsten Rosenarten, theils wegen ihres äusserst delikaten Colorits, theils wegen ihres schönen Baues und sonderbaren Wuchses. Der Strauch hat nämlich die besondere Eigenschaft, dass er zweierlei Rosen, rothe und weisse zugleich, und zwar auf einerlei Zweigen trägt. Oft sehen sie sogar beinahe auf einem Stängel, als welcher sich bloss ein wenig unten in eine Gabel theilt. So stehen nun diese zwei Rosen wie ein Paar Zwillingschwestern, in zarter Vereinigung neben einander, als wollten sie sich umarmen. Sie hat von dieser sonderbaren Eigenschaft auch ihren Namen, die Zwillingsrose, erhalten.~~In England, als woher diese Rosenart stammt, nennt man sie auch die York- und Lancasterrose, weil diese beiden, aus Englands politischer Geschichte bekannten Häuser, sich durch eine rothe und eine weisse Rose in ihren Wappen unterscheiden.~~Der Strauch dieser schönen Rose wird vier bis fünf Fuss hoch, hat zartes Holz, wenig Dornen, und ziemlich grosse, dunkelgrüne fünflappige Blätter. Sie blühet im Junius. Das rothe und weisse Colorit ihrer Blume ist äusserst delicat und angenehm; ihr Geruch aber schwach. Sie ist sehr empfindlich gegen unser kaltes Clima, daher auch der Strauch bei sehr kalten Wintern bis auf die Erde erfriert.~~
Ad99998 05 008aAd99998 05 008a.jpgFig. 1. Das kurzgeschwänzte Schuppenthier. (Manis pentadactyla.)~~Wir kennen die Schuppenthiere bereits schon aus unserm Bilderbuche. Die hier abgebildete merkwürdige Art bewohnt mehrere Ostindische Inseln, und wird 5 bis 6 Fuss lang. Der ganze Oberkörper ist mit grossen harten gelblichen Schuppen besetzt. Der Unterleib und Schwanz sind behaart. Die Füsse sind mit grossen scharfen Klauen besetzt, womit das Thier die Erde aufwühlt. Seine Nahrung besteht aus Insecten und Eidechsen, welche erstere es mit seiner klebrichten Zunge fängt. Rollt sich das Thier zusammen, so ist es beinahe unverwundbar, und kann nur mit Keulen todtgeschlagen werden. Da es sehr fett wird, und sein Fleisch wohlschmeckend ist, so wird es häufig gegessen.~~Fig. 2. Das Gürtelthier mit acht Gürteln. (Dasypus octocinctus L.)~~Auch von den Gürtelthieren lernten wir früher schon mehrere Arten kennen. Dieses hier lebt in Brasilien, und wird, den Schwanz mitgerechnet nur zwei Fuss lang. Der ganze Körper ist mit einem knöchernen Panzer umgeben, und nur die in der Mitte des Körpers sich befindlichen acht Gürtel sind beweglich, damit sich das Thier umwenden kann. Sein Fleisch ist essbar.~~Fig. 3. Das Gürtelthier mit achtzehn Gürteln. (Dasypus octodecim cinctus.)~~Dieses Gürtelthier bewohnt gleichfalls Südamerica, und wird etwas grösser als das vorige. Achtzehn Gürtel umgeben die Mitte des Leibes.~~Fig. 4. Der Igel von Malacca. (Erinaceus Malaccensis.)~~Dieser Igel bewohnt die Halbinsel Malacca in Ostindien, und ist über und über mit langen scharfen Stacheln besetzt. In der Lebensweise gleicht er den übrigen Arten seines Geschlechts.~~Fig. 5. Das büschelförmige Stachelschwein. (Hystrix fasciculata.)~~Das büschelförmige Stachelschwein ist gelbraun von Farbe, findet sich in Ostindien und wird anderthalb Fuss lang. Der Schwanz endigt sich in einen Haarbüschel, wovon das Thier den Namen hat, den ganzen Körper bedecken Stacheln, die mit Borstenhaaren untermengt sind.~~
Ad99998 05 009aAd99998 05 009a.jpgFig. 1. Der königliche Kuckuk. (Cuculus regius.)~~Dieser schöne Vogel ist ein Bewohner des inneren Africa, und bis jetzt noch sehr selten. An Grösse gleicht er unserm gemeinen Kukuk. Der grosse gelbrothe Schnabel giebt ihm eine Aehnlichkeit von einem Geier. Der Hinterkopf und die Schwungfedern der Flügel sind carmoisinroth, das Gefieder übrigens gänzlich stahlblau.~~Fig. 2. Der Pompadur-Seidenschwanz. (Ampelis Pompadora.)~~Der Pombadur-Seidenschwanz hat ein prächtiges purpurfarbenes Gefieder mit seidenartigem Glanze. Seine Länge beträgt achthalb Zoll; er lebt von allerhand Früchten, und gleicht in der Lebensart übrigens dem gemeinen Seidenschwanze.~~Fig. 3. Der rothbrüstige Seidenschwanz. (Ampelis Cotinga.)~~Der Cotinga bewohnt wie der vorige mehrere Gegenden von Südamerica. Er wird 8 3/4 Zoll lang, und zeichnet sich durch sein schönes Gefieder aus. Der Kopf und Rücken ist glänzend himmelblau. Die Brust und der Bauch sind purpurfarben mit einer blauen Querbinde.~~Fig. 4. Der Papagei-Schnabel. (Loxia Carlsonii rubra.)~~Der Papagei-Schnabel gehört zum Geschlechte der Kernbeisser, und verdankt seinem Namen der Aehnlichkeit seines Schnabels mit dem eines Papageien. Sein ganzes Gefieder ist prächtig scharlachroth; bloss um den Schnabel herum sind die Federn sammtschwarz gefärbt.~~Fig. 5. Der Isländische Kernbeisser. (Loxia Islandica.)~~Dieser Kernbeisser ist im hohen Norden zu Hause, denn er findet sich nur auf der grossen Insel Island. Die Hauptfarbe seines prächtigen Gefieders ist carmoisinroth. Die Deckfedern der Flügel sind schwarz mit weissen Rändern; die Beine aber fleischfarben.~~Fig. 6. Der Dominikaner-Kernbeisser mit dem Federbusche. (Loxia Dominicana.)~~Der Dominikaner-Kernbeisser lebt wie seine übrigen Geschlechtsverwandten von allerhand Sämereien und bewohnt Brasilien. Der Kopf und die Brust sind scharlachroth; die auf dem Obertheile des Kopfes aufrechtstehenden Federn bilden einen kammförmigen Busch. Ein Engländer Tunstell ernährte 14 Jahre lang einen solchen Kernbeisser im Bauer.~~
Ad99998 05 010aAd99998 05 010a.jpgFig. 1. Der Mutterzimmt. (Laurus Cassia.)~~Der Mutterzimmt, oder unächte Zimmtbaum wächst in Ostindien auf der Malabarischen Küste, und auf den Inseln Sumatra und Java. Er wird einige 20 Fuss hoch, und gehört zum Geschlechte der Lorbeerbäume, weswegen er auch Cassien-Lorbeerbaum genannt wird. Wie der ächte Zimmt hat er eine kleine weisse Blüte A, nur sind die Blätter des Baums länger zugespitzter. Die länglichen, schwärzlichen Beeren B gleichen denen des gemeinen Lorbeerbaums und enthalten einen rothen Kern C. Die kastanienbraune Rinde D der jungen Zweige wird abgeschält, und häufig unter die ächte Zimmtrinde gemischt, und für solche verkauft. Doch hat der Mutterzimmt lange nicht die Güte des ächten Zimmts. Der Geschmack des erstern ist viel schwächer, und nicht so lieblich wie der des ächten Zimmts. Die Rinde des Mutterzimmts ist härter und dunkler, und bricht in kleinere Stücke. Sie enthalten überdies einen schleimichen Stoff, den man beim Kauen bemerkt. - Alle dieser Eigenschaften wegen, ist der Mutterzimmt viel wohlfeiler als der ächte, und wird daher aus Gewinn von betrügerischen Gewürzhändlern häufig unter den ächten Zimmt gemischt. -~~Fig. 2. Der Galgant. (Alpinia Galanga.)~~Der Galgant oder die Galgant-Alpinie ist eine mehrjährige Pflanze, die in Ostindien und China wild wächst; doch wird sie auch angebaut und liebt einen sumpfigen Boden. Die weissen Blüten der Pflanze a sitzen traubenförmig am Ende der Zweige. Die länglich runde scharlachrothe Frucht enthält einen eirunden länglichen Saamen. Die fingerdicke dunkelbraune Wurzel (b) dieser Pflanze wird getrocknet, und in China und Ostindien als Gewürz an die Speisen gethan. Auch wird sie in der Medicin als ein starkes magenstärkendes Mittel gebraucht. Die getrocknete Wurzel behält ihre Kraft sehr lange bei, die man durch einen blossen Aufguss von Wasser auszieht.~~
Ad99998 05 011aAd99998 05 011a.jpgFig. 1. Die schwarze Blindschleiche. (Anguis ater.)~~Die schwarze Blindschleiche wird gegen 2 Fuss lang, und bewohnt die Insel Ceylon. Die Grundfarbe des Körpers ist schwarz mit weissen ringförmigen Querbinden. Die kleinen rundlichen Schuppen sitzen fest über einander. Sie gleich in der Lebensweise unserer gewöhnlichen Blindschleiche.~~Fig. 2. Die blaugeringelte Blindschleiche. (Anguis caerulea.)~~Diese Blindschleiche hat mit der vorigen viele Aehnlichkeit, nur ist die Hauptfarbe des Körpers weiss, über die sich himmelblaue Bänder ziehen, die der Schlange ein sehr schönes Ansehen geben. Sie hat einen schlanken Bau als die vorige Art, und wird über zwei Fuss lang. - Von der Lebensart dieses Theires wissen wir sehr wenig.~~Fig. 3. Der rustfarbige Ringler. (Amphisbaena fuliginosa.)~~Die Ringler sind ein eigenes merkwürdiges Schlangengeschlecht, deren ganzer Körper mit schuppigen Ringen umgeben ist, wodurch sie fähig werden, fast eben so gut rückwärts als vorwärts zu kriechen. Deswegen heissen sie auch Amphisbänen oder Doppelwandler.~~Die hier Fig. 3. abgebildete Art war die erste die man fand. Dieser Ringler bewohnt die Insel Ceylon. Er wird gegen zwei Fuss lang; die Grundfarbe des Körpers ist russbraun mit weissen Querbinden und Flecken.~~Regenwürmer und Insecten sind seine Nahrung. Er ist nicht giftig.~~Fig. 4. Der weisse Ringler. (Amphisbaena alba.)~~Der weisse Ringler ist ein harmloses Thier, das in den Wäldern von Südamerica lebt, und sich vorzüglich von Ameisen nährt. Am ganzen Körper hat er 139 Ringel, die ihm viele Gelenkigkeit geben. Die Hauptfarbe des ganzen Ringlers ist röthlich weiss, er wird gegen 2 Fuss lang. -~~
Ad99998 05 012aAd99998 05 012a.jpgDas Stiergefecht, gehört leider noch immer zu den Volkslustbarkeiten der Spanier, und Tausende von Zuschauern weiden sich an dem Schauspiele, einen armen Stier auf das erbärmlichste zu Tode martern zu sehen. - Man hört so oft von dieser Feierlichkeit sprechen, so dass es nicht ohne einiges Interesse seyn wird, hier eine Abbildung und Beschreibung davon zu geben.~~Die Stiergefechte werden in Madrid und in andern Städten Spaniens auf eigends dazu bestimmten länglichrunden Schauplatzen gehalten. Rings herum läuft eine Wand als Einfassung, und dahinter sind die erhöhten Sietze für die Zuschauer. Die Kampfstiere, die meistens von dunkelbrauner Andalusischer Raçe sind, werden in eigenen festen Behältnissen unter den Sitzen der Zuschauer aufbewahrt, und kurz vor dem Kampfe durch Pikenstiche wüthend gemacht. Nun wird der gereizte Stier auf den Kampfplatz gelassen; die Picadores oder Pikenire zu Pferde (Fig. 1.) erwarten ihn. Voller Wuth rennt der Stier auf sie an, doch mit grosser Behendigkeit weichen sie ihm mit ihren leichten Pferden aus, und verwunden ihn mit ihren langen Piken. Oftmals aber rennt der Stier das Pferd zu Boden; alsdann springen andere Kämpfer herzu, werfen dem Stiere ein rothes Tuch über den Kopf, wodurch der Picador Zeit gewinnt, sich zu retten und ein anderes Pferd zu besteigen. - Jetzt verlassen nun die Pikenire den Kampfplatz, und die Bandilleros (Fig. 2.) treten auf. Diese leichten Fusskämpfer werden dem wüthenden Stiere kleine eiserne Wurfspiesse mit Wiederhaken, woran bunte Streifen und Fähnchen befestigt sind, auf den Körper, und entgehen durch geschickte Seitensprünge seinen Angriffen; ist der von Blut triefende Stier nun beinahe matt, so tritt der Matador, d. i. der Todtstecher, auf. Mit geübter Hand hält er dem Stiere, der ganz geblendet vor Wuth ist, ein rothes Tuch vor. Verzweifelnd stürzt das unglückliche Thier darauf zu, und in demselben Augenblicke giebt ihm der Matador einen tödtlichen Stoss mit einem kurzen Schwerdte in den Nacken. So bald der Stier todt ist, so kommen Zugpferde in den Kampfplatz; man spannt sie vor den Stier, und so schleift man ihn unter grossem Jubel der Zuschauer aus der Bahn.~~Die Stiergefechte werden von eignen Unternehmen besorgt, und die Kämpfer zu Pferd und zu Fuss dazu gemiethet.~~
Ad99998 05 013aAd99998 05 013a.jpgDie Beutelthiere, deren wir schon mehrere in den früheren Heften unseres Bilderbuchs kennen lernten, und die wegen der Art, wie sie ihre Jungen in dem, zwischen den Hinterfüssen sich befindlichen Beute, erziehen, unsere Aufmerksamkeit verdienen, sind durch die neuesten Entdeckungsreisen in die Südsee ein zahlreiches Thier-Geschlecht geworden. Wir kennen bereits 30 Arten davon, von denen wir auf gegenwärtiger Tafel mehrere abgebildet finden.~~Fig. 1. Das Virginische Beutelthier. (Didelphis virginiana.)~~Der Manicou oder das Virginische Beutelthier bewohnt mehrere Theile des nördlichen Amerika, und hat die Grösse einer gewöhnlichen Hauskatze. Der ganze Körper ist mit gelblichen und bräunlichen struppigen Haaren bedeckt, und der glatte Wickelschwanz dient dem Thiere, um sich mit Leichtigkeit von einem Aste zum andern zu schwingen. Der zugespitzte Kopf gleicht dem eines Hundes, und der Rachen ist mit scharfen spitzigen Zähnen besetzt. Wir sehen hier deutlich, wie die Jungen in dem Beutel am Unterleibe sich befinden, und wenn sie reif sind, nach Belieben aus und ein hüpfen. Unserer Beutelthier ist wie alle seine Geschlechtsverwandten fleischfressend, und nährt sich von allerhand kleinen Vögeln; doch nimmt es auch mit Früchten und Wurzeln vorlieb und lässt sich leicht zähmen.~~Fig. 2. Das graue Beutelthier. (Didelphis Lemurina.)~~Neuholland ist das Vaterland des grauen Beutelthiers, welches in der Grösse und Gestalt beinahe einer Katze gleicht. Der ganze Körper und Schwanz ist mit dichten feinen Haaren von eisengrauer Farbe besetzt, die am Bauche und an den Seiten des Kopfes gelblich sind. An den Zehen sizzen starke Klauen, und die Augen sind voller Feuer. Man hat dieses artige Thier schon einigemal lebendig nach England gebracht.~~Fig. 3. Das gefleckte Beutelthier. (Didelphis viverrina.)~~Es gleicht seinem ganzen Körper nach den Viverren oder Stinkthieren. Die Hinterfüsse sind von auffallender Länge, und scheinen das Thier zum Springen sehr geschickt zu machen; das harte Haar ist schwarz und weiss gefleckt. Auch dieses Beutelthier ist wie das vorige von Neuholland.~~Fig. 4. Das langschwänzige Beutelthier. (Didelphis macroura.)~~Dieses kleine Beutelthier ist nicht grösser, als eine gemeine Hauskatze. Mit dem Schwanze, der viel länger als der Körper ist, schlingt es sich an die Aeste, und besteigt so mit Leichtigkeit die Bäume. Neuholland ist sein Vaterland.~~Fig. 5. Das rattenähnliche Känguruh. (Kangurus minor.)~~Das grosse Känguruh ist uns bereits bekannt - das hier abgebildete ist erst vor wenigen Jahren in Neuholland entdeckt worden und wird so gross als ein Kaninchen, gleicht aber seinem Kopfe, seiner Farbe und seinem schwanze nach mehr einer Ratte. Die kurzen Vorderfüsse und die langen Hinterfüsse, womit es so grosse Sprünge macht, hat es wie das grosse Känguruh.~~
Ad99998 05 014aAd99998 05 014a.jpgDa wir uns oft mit den Merkwürdigkeiten des alten Aegyptens beschäftigt haben; so wird es jetzt interessant seyn, uns mit den heutigen Bewohnern dieses merkwürdigen Landes, ihren Gebräuchen und Trachten, bekannt zu machen. Ausser den Kopten, oder den Abkömmlingen der alten Einwohner, bewohnen jetzt Aegypten vorzüglich Türken, Araber und Mamelucken - Von allen dreien finden wir hier mehrere abgebildet. -~~Fig. 1. Ein Aegyptischer Bey mit seinen Sklaven.~~Die Bey's sind als die Vornehmsten und Reichsten die Beherrscher des ganzen Landes, mehr noch als der Pascha, der im Namen des Gross-Sultans Aegypten gouvernirt. Sie sind keine eingebohrnen Aegyptier, sondern weisse Sclaven, die Mamelucken wurden, und nun durch Glück bis zur Würde eines Bey's stiegen. Ihr grösster Reichthum besteht in einer Menge weisser Sclaven, die so zu sagen ihre Leibwache bilden, und wovon sie stets einer begleitet, wie wir hier sehen. Die Kleidung der Bey's ist sehr prächtig. Sie tragen einen grossen orangefarbenen Turban, ein Kleid von Mousselin oder Seide mit Silber und Gold gestickt, und darüber einen Kaftan mit goldnen Schnuren besetzt und mit kostbarem Pelzwerk verbrämt. Die weiten Beinkleider sind meistentheils vom feinsten Scharlach.~~Fig. 2. Eine Dame von Cahira mit ihrer Sklavin.~~Die Weiber der vornehmen Aegytier sind meistens gekaufte Sclavinnen aus Gorgien oder Gircassien, die wegen ihrer Schönheit so berühmt sind. Die Eifersucht der Männer verbirgt sie vor den Augen jedes Fremden in dem Harem, wo sie, auf ihre Poster gelagert, sich bloss mit der Sorgfalt für ihren Körper und ihren Putz beschäftigen, und ihr Leben übrigens unthätig hinbringen. Ihre Kleidung ist äusserst kostbar. Sie tragen einen platten Turban von Indianischem Zeug mit Diamanten und Perlen bedeckt; über das seine gestickte Hemde ziehen sie einen seidnen Rock mit weiten Aermeln. Zu ihrer Bedienung haben sie stets mehrere Sclavinnen.~~Fig. 3. Ein Mameluck.~~Die Mamelucken sind weisse Sclaven, die aus Europa und Asien zum Verkauf an die Bey's gebracht, und von diesen im Mahomedanischen Glauben und zu Kriegern erzogen werden. Sie beherrschen mit den Bey's, welche aus ihnen ihre Leibwache bilden, das ganze Land, und viele von Ihnen schwingen sich selbst zum Bey empor. - Sie üben sich beständig in kriegerischen Spielen, vorzüglich im Lanzenwerden, wie unsere Abbildung zeigt.~~Fig. 4. Eine Aegyptische Fellahs oder Bauernfamilie.~~Die Fellahs oder die Aegyptischen Bauern, sind ursprünglich Araber, ein armes rohes Volk, das unter der Despotie der Mamelucken seufzt, für die sie das Land bauen müssen. Die Kleidung des Mannes besteht aus Beinkleidern von Leinwand, und einem Mantelähnlichen Rock von Baumwolle. Die Frau trägt ein blaues baumwollenes Hemd ohne Aermel, und hat das Gesicht nach Aegyptischer Sitte halb verhüllt.~~Fig. 5. Eine Beduinenfamilie.~~Die Beduinen-Araber sind ein nomadisches Volk, welche ohne feste Wohnplätze mit ihren Viehherden Hordenweis in den Wüsten Aegyptens herumziehen, sich als die Herrn des Landes betrachten, und alle Reisende, die sich ihnen nähern, plündern. Die Kleidung der braunrothen Beduinen besteht aus einem Hemde und Mantel von schlechtem grauen Tuche. - Sie sind äusserst mässig und nähren sich gewöhnlich nur von einigen Datteln, und in Wasser gerührtem Gerstenmehl.~~
Ad99998 05 015aAd99998 05 015a.jpgFig. 1. Ansicht des Gipfels der grossen Pyramide von Ghizé und der umliegenden Gegend.~~Unvergleichlich ist der Blick, den man von der Spitze der grossen Pyramide, deren Ansicht wir schon im Bd. I. No. 68. unseres Bilderbuchs kennen lernten, hat. Die Stadt Cahira, die Pyramiden von Sakkara und viele andere merkwürdige Gegenstände überschaut man von da mit einem einzigen Blicke. - Man kann sich aus unserer Abbildung hier einen deutlichen Begriff machen, wie die Pyramiden aus grossen einzelnen Quadersteinen zusammengesetzt sind, die die Zeit zum Theil beschädigte, so dass man nur mit Mühe bis auf den Gipfel klettern kann. Dennoch haben ihn viele Europäische Reisende erstiegen, deren Namen man oben angeschrieben findet. Der Gipfel besteht jetzt aus sieben ungleich neben einander liegenden Werkstücken, die durch Menschenhände scheinen verschoben zu seyn. Da der Reisende Pokocke, als er den Gipfel erstieg, noch 9 Steine nebeneinander fand, so scheinen seitdem zwei aus Muthwillen durch Menschen in die Tiefe hinabgestürzt worden zu seyn.~~Fig. 2. Durchgang aus der zweiten in die dritte Etage der grossen Pyramide.~~Merkwürdig ist die Art, wie man im Innern der grossen Pyramide durch die düstern Gänge beim Fackelschein aus einem Stockwerk in das andere steigt. Durch Araber geleitet, muss man ohne Leitern bloss in den in die Mauern weitläufig gehauenen Löchern sich festhalten, und aufwärts steigen. Der Dampf der Fackeln, die in den engen Gängen verdorbene Luft, die drükkende Hitze des Landes, machen diese sonderbare Reise höchst beschwerlich; und da man nirgends im Innern der Pyramide interessante Alterthümer findet, so wird sie von Reisenden auch sehr selten unternommen.~~
Ad99998 05 016aAd99998 05 016a.jpgFig. 1. Der Feuerschwamm. (Boletus igniarius.)~~Der Feuerschwamm oder Zunderschwamm, macht in Teutschland einen eignen kleinen Handels-Artickel aus, und verdient daher wohl näher von uns gekannt zu werden. Er gehört zu den Löcherschwamm, und wächst in Form eines Pferdefusses an Buchen, Birken und andern Bäumen, gar nicht selten. Die Farbe ist weisslich und halb bräunlich. Um aus ihm nun den eigentlichen Zündschwamm zu bereiten, so beizt man diese Schwämme in einer scharfen Aschenlauge. Hierauf werden sie getrocknet und weich geklopft. Nun taucht man sie von neuem in eine Lauge von Asche, Salz und Salpeter, und trocknet sie von neuem. So zubereitet ist der Schwamm ganz braun und locker, und lederartig geworden, und fängt am Stahle leicht Feuer. - Um diese Schwamm-Art in Menge zu gewinnen, so beugt man die jungen Buchen zur Erde nieder, und bedeckt sie mit Rasen. Auf diese Weise erzeugt sich der Feuerschwamm in Menge.~~Fig. 2. Der Lerchenschwamm. (Boletus Laricis.)~~Der Lerchenschwamm wächst in den Lerchenwäldern von Kärnthen, dem ehemaligen Piemont und dem südlichen Frankreich. Da er sich hauptsächlich nur an dem Stamme der Lerchenbäume findet, so hat er daher den Namen erhalten. Seine weissgraue Oberfläche hat viele Erhabenheiten und Risse, die innere Masse aber ist Korkartig. Die Landleute sammeln diese Schwämme, schälen die obere Rinde ab, bleichen ihn an der Sonne, schlagen ihn breit, und treiben einen kleinen Handel damit, da er als Arzneymittel in einigen Krankheiten gebraucht wird. Von Geschmack ist er bitter und scharf.~~
Ad99998 05 017aAd99998 05 017a.jpgFig. 1. Die rothe Millefolie. (Rosa millefolia rubra.)~~Diese schöne Rose ist unter allen Rosenarten die blätterreichste, und heist eben deshalb Millefolie, die Tausendblättrige. Der Stock ist nicht über 2 bis 3 Fuss hoch, die Blume aber von ansehnlicher Grösse, karmesinroth von Farbe, und ist gebaut wie eine Ranunkel. Sie blüht sehr reichlich und hält unsere Winter recht gut im freien Lande aus. Wegen ihrer übermässigen Fülle trägt sie keine Früchte.~~Fig. 2. Die Hangerose. (Rosa pendulina inermis.)~~Die Hange- oder hängende Rose hat ihren Namen von der besonderen Eigenschaft erhalten, dass ihre Blumen, Blätter und Früchte, wegen ihrer langen und dünnen Stiele alle gekrümmt abwärts hängen. Sie ist in mehreren Rücksichten merkwürdig, und zeichnet sich von allen Rosenarten besonders dadurch aus, dass sie durchaus Dornenlos ist, weswegen das Sprüchwort keine Rosen ohne Dornen - auf sie nicht anwendbar ist. Ihr Vaterland ist Dalmatien und Ungarn. Der Strauch wird 4 bis 6 Fuss hoch, und hat sehr feines, zartes zimmtbraunes Holz. Die Blume ist nicht gross, höchstens anderthalb Zoll im Durchschnitte, dunkelroth von Farbe, und die Blätter sind Herzförmig gestaltet. Sie blüht im Junius, und trägt lange hochrothe fleischige Früchte, welche sehr wohlschmeckend sind.~~
Ad99998 05 018aAd99998 05 018a.jpgFig. 1. Der schwarze Tieger. (Felis discolor.)~~Der schwarze Tieger findet sich in Brasilien und Guiana im südlichen America. Er erreicht die Grösse eines einjährigen Kalbes, und ist wie sein Geschlechts-Verwandter, der Bengalische gestreifte Tieger, ein grausames gefährliches Raubtier, das die Viehheerden, und selbst Menschen anfällt, und würgt. Die Hauptfarbe des Körpers ist schwarzbraun. Der Unterleib aber weisslich. Die Ohren sind sehr gespitzt.~~Fig. 2. Die gefleckte Hyäne. (Canis crocuta.)~~Diese Hyäne ist noch grösser und stärker als die gestreifte, die wir im Bd. I. No. 63. bereits kennen lernten, und die beide zum Hunde-Geschlechte gehören. Sie bewohnt mehrere Theile Süd-Africa's, und bricht oft des Nachts als Raubthier in die Wohnungen der Cap-Colonisten ein. Der röthlich-gelbe Körper ist mit dunkeln Flecken besetzt, der kurze Schwanz so wie die struppige Mähne sind schwarz. Die gefleckte Hyäne hält sich den Tag über in Höhlen auf und geht bloss des Nachts nach Raub aus, wo sie als ein raubgieriges Thier oft 2 bis 3 Schaafe in einer einzigen Nacht würgt.~~Fig. 3. Der Capsche Schakal. (Canis mesomelas.)~~Der Capsche Schakal gleicht dem Fuchse und dem Hunde, und wird gegen 4 Fuss lang. Er ist ein schön gezeichnetes Thier. Von dem Kopfe bis zum Schwanze läuft ein schwarzer Schildförmiger Fleck mit weissen Zeichnungen. Der übrige Oberkörper ist röthlichbraun gefärbt, der Unterleib aber weisslich. Er nährt sich von der Jagd anderer Thiere.~~Fig. 4. Die Capkatze. (Felis capensis.)~~Die sogenannte Cap-Katze ist ein reissendes Thier, welches die südlichen Theile von Africa, vorzüglich die Gegend des Caps, so wie der eben beschriebene Schakal bewohnt. Sie wird ohne den Schwanz 3 Fuss lang, ist rostbraun mit schwarzen Flecken gezeichnet, und hat lange aufrechtstehende Ohren. Ihre vorzüglichste Nahrung sind Antilopen und Gazellen.~~Fig. 5. Der Aragua. (Felis tigrina.)~~Der Maragua oder die Cayennische Katze ist ein artiges behendes Thier, von der Grösse unserer Hauskatze. Mit Schnelligkeit springt sie von Ast zu Ast und fängt kleine Thiere und Vögel. Sie ist gelblichbraun von Farbe mit schwarzen Streifen. In Süd-America, wo sie sich findet, zähmt man sie wie unsere Teutsche Haus-Katze.~~
Ad99998 05 019aAd99998 05 019a.jpgFig. 1. Der gemeine Gecko. (Lacerta Gekko.)~~Die Geckonen (von ihrem Geschrei so genennt) unterscheiden sich vorzüglich dadurch von den übrigen Eidechsen, dass ihre Zehen unten mit grossen übereinander liegenden Schuppen bedeckt sind. Der gemeine Gecko lebt in Aegypten, und Ostindien. Er wird 6 bis 8 Zoll lang, und ist grün von Farbe mit rothen Puncten besetzt. Sein Mund ist mit scharfen spitzigen Zähnen besetzt, die selbst im Eisen Spuren des Bisses zurücklassen. Der gemeine Gecko ist äusserst giftig, und sein Biss tödtet in kurzer Zeit. Sogar die Speisen über die er läuft, vergiftet er schon durch seine Berührung, weswegen er ein äusserst gefährliches Thier ist. Mit dem Schaume, der ihm, wenn er gereizt wird, aus dem Munde fliest, vergiften die Indianer ihre Pfeile.~~Fig. 2. Der plattschwänzige Gecko. (Lacerta platurus.)~~Dieser Gecko bewohnt Neuholland, und hat ein seltsames hässliches Ansehn. Der Kopf und der Schwanz sind breit gedrückt, und der ganze graubraune Körper ist mit warzenförmigen Knötchen bedeckt. Von seiner Lebensweise ist noch nichts bekannt.~~Fig. 3. Die Schlangeneidechse oder der Seps. (Lacerta Seps.)~~Ein sonderbares Thier, das den Uebergang der Eidechsen zu den Schlangen macht. Der ganze Körper gleich dem einer Schlange, nur die Ohröffnungen und die kleinen Füsse setzen es unter die Eidechsen. Der Seps wird 12 bis 14 Zoll lang, findet sich in dem mittäglichen Frankreich und in Sardinien, und ist nicht giftig.~~Fig. 4. Der Chalcide. (Lacerta Chalcides.)~~Der wurmförmige Chalcide ist ein Bewohner warmer Länder. Sein bronzefarbner Körper ist ganz mit kleinen rigelförmigen Schuppen bedeckt. Er macht gleichfalls den Uebergang zu den Schlagen.~~Fig. 5-8. Der Wassersalamander. Männchen und Weibchen. (Lacerta Salamandra.)~~Der Wasser-Salamander ist ein völlig unschädliches artiges Thierchen, das sich in Teutschland in waldigen Gegenden in Quellen und Brunnen häufig findet. Der Körper des Männchens Fig. 5. ist von oben bläulich und bräunlich mit kleinen Wärzchen bedeckt; der untere Körper Fig. 6. ist orangefarben und glatt. Das Weibchen Fig. 7. und 8. ist grösser als das Männchen, und wird 4 Zoll lang. Der ganze Körper ist plumper, dicker und dunkler von Farbe.~~
Ad99998 05 020aAd99998 05 020a.jpgFig. 1. Der gefleckte Aron. (Arum maculatum.)~~Der gefleckte Aron oder der Teutsche Ingwer wächst in mehrern Gegenden Teutschlands wild. Aus der knolligen Wurzel B, die mehrere Jahre dauert, schiesst im Frühjahr die Blüte, die einem zusammengerollten Blatte gleicht, zuerst hervor. An dem braunen Kolben setzen sich die rothen Beeren C. an, welches der Saame ist. - Nach der Blüte schiessen aus der Wurzel vier bis fünf spondonförmige Blätter A. hervor. Diese Blätter sowohl als die Wurzel des gefleckten Arons, enthalten einen scharfen ätzenden Saft, der auf der Haut Blasen macht, und frisch eingenommen, gefährliche Zufälle erregt. - Doch wie viele giftige Plfanzen, ist sie in kleinen Gaben gebraucht, in manchen Krankheiten heilsam. Man trocknet nämlich die Wurzel, und braucht sie in Brustverschleimungen. - Auch bereitet man aus der Wurzel in Frankreich eine Art Seife.~~Fig. 2. Die Zeitlose. (Colchicum autumnale.)~~Die Zeitlose, die auch Wiesensafran genannt wird, treibt aus der Zwiebelartigen Wurzel im Herbste eine blass lila Blüte, die sich als die letzte Zierde der Wiesen recht gut ausnimmt; doch duldet man sie ihrer giftigen Eigenschaften wegen nicht gern, denn der Genuss der Wurzel, des Saamens und auch der Blätter ist gefährlich, und verursacht in manchen Fällen sogar den Tod. Die Zeitlose findet sich vorzüglich auf niedrigen feuchten Wiesen in etwas gebirgigten Gegenden in mehrern Theilen Teutschlands.~~Als Medicin bereitet man aus der Wurzel den Zeitlosen-Essig, der bei Podagra und in einigen andern Krankheiten sonst gebraucht wurde.~~
Ad99998 05 021aAd99998 05 021a.jpgDie Erklärung der Entstehung und Bildung unsers Erdkörpers gehört noch immer zu den Aufgaben, die der menschliche Geist nicht löst, und vielleicht nie lösen wird. Der Kern unserer Erde besteht aus festen granitischen Felsenmassen, die man Ur- oder Grundgebirge nennt. In ihnen, so wie in den drauf folgenden Ganggebirgen, deren Risse oder Spalten (Gänge genannt) zum Teil die Erze füllen, findet man durchaus keine Ueberreste von Thieren oder Pflanzen. Die ganze organische Welt existirte damals also auf unserm Erdkörper noch nicht. Nun kommen die später gebildeten Flöz- und aufgeschwemmten Gebirge. Sie bilden die jetzige Oberfläche unseres Erdkörpers, und beweisen, dass bei ihrer Entstehung aus dem Wasser der Erde mit Pflanzen und Thieren schon bestzt war, denn allenthalben in allen Welttheilen, auf den höchsten so wie in den tiefsten Puncten dieser Gebirge finden sich Abdrücke und Versteinerungen von Pflanzen, von See- und Landthieren. Dieses sind die Petrefacten, die als älteste Urkunden der Bildungsgeschichte unserer Erdoberfläche den grössten Werth haben. Die Versteinerungen aus dem Thierreiche nennt man Zoolithen, die aus dem Planzenreiche Phytolithen. Unter den Zoolithen trifft man Ueberreste von Säugethieren (selbst von Elephanten an Orten wo sie jetzt nicht mehr leben), Vögeln und Amphibien an. Die Fischversteinerungen sind sehr häufig. Wir sehen auf unserer Tafel Fig. 4. einen solchen Fischabdruck in Solenhofer Schiefer. Aus der Klasse der Würmer finden wir Abdrücke von Polypen Fig. 2. und eine ungeheuere Menge von See-Schneckenhäuser, selbst auf den höchsten Gebirgen. Merkwürdig ist es, dass sich die mehrsten dieser versteinerten Conchylien in der lebenden Natur nicht mehr finden. So z.B. die so häufigen Ammonshörner Fig. 3. welches die Gehäuse einer besondern Art von Seeschnecken sind, die nicht mehr existieren. Man findet welche, die 1 bis 2 Fuss im Durchmesser haben.~~Unter den Phytolithen findet man vorzüglich eine Menge versteinten Holzes, woran man zum Theil noch deutlich die Holzstructur bemerken kann. Seltener sind die eigentlichen Pflanzenabdrücke. Unter ihnen finden sich noch am häufigsten mehrere Arten von Schilf und Farrenkraut; letzteres vorzüglich im Schieferthon der Steinkohlengebirge. So sehen wir bei Fig. 1. einen schwarzen Schiefer von Kammerberg im Thüringer Walde mit einem deutlichen Abdruck von Farrenkraut.~~
Ad99998 05 022aAd99998 05 022a.jpgFig. 1. Der Baumweissling. (Papilio Heliconius crataegi.)~~Dieser Schmetterling ist für die Obstbäume sehr schädlich, und seine Raupe frisst sie im Frühjahr oft ganz kahl ab. Der weisse schwarzgeäderte Schmetterling C, der im Junius und Julius oft in ganzen Schaaren herumfliegt, legt seine kleinen kegelförmigen Eier oben auf die Blätter des Schwarz- und Weissdorns, der Aepfel- und Birnbäume. Nach einigen Wochen brütet die Sonnenhitze die Eier aus, und die kleinen Räupchen nähren sich bis zum späten Herbst von den weichen Theilen der Blätter. Im Anfange des Winters spinnen sie sich in die jungen Triebe der Zweige ein, bringen denselben in erstarrtem Zustande zu, und wenn sie die Kälte nicht tödtet, oder kluge Hauswirthe vertilgen, so kommen sie im Mai wieder zum Vorschein, und fressen die jungen Blätter ganz weg. Die ausgewachsene orangefarbene Raupe A verpuppt sich an den Zweigen der Bäume. Die weiss und gelbliche Puppe B ist mit einem Faden an den Ast geheftet, und nach 16 bis 20 Tagen erscheint der Schmetterling.~~Fig. 2. Der grosse Kohlweissling. (Papilio Danaus brassicae.)~~Der grosse Kohlweissling, den wir hier in natürlicher Grösse abgebildet sehen, ist für die Kohlgärten ein verderblicher Vogel. Er fliegt im Julius häufig in den Gärten und auf den Feldern herum, und legt seine Eier (a) auf die Blätter der Kohlpflanzen. Im August schlüpft die olivengrüne Raupe (b) aus, und verheert oft ganze Kohlfelder, weswegen man sie fleissig ablesen und tödten muss. Im Herbste kriecht diese Raupe allenthalben hin, selbst bis in die Häuser. Sie verwandelt sich endlich in die weissliche Puppe (c) die sich mit einem Faden in vertikaler Richtung fest hängt. So bleibt sie den ganzen Winter über, und erst im Julius schlüpft der weiss und schwarze Schmetterling aus.~~Fig. 3. Der kleine Kohlweissling (Papilio Danaus rapae.)~~Dieser Schmetterling D ähnelt dem vorigen, nur ist er kleiner, das Weibchen hat auch auf den Oberflügeln schwarze Flecke, und die untere Seite bei Männchen und Weibchen ist gelb gefärbt. Er fliegt gleichfalls im Julius herum, und legt seine Eier A auf die Blätter der weissen Rüben und der Spanischen Kresse. Nach einer Zeit kömmt die apfelgrüne Raupe zum Vorschein, die wegen der Farbe von den Gewächsen schwer zu unterscheiden ist. Sie thut gleichfalls viel Schaden, und muss vertilgt werden. Im Herbst verwandelt sie sich in eine braungrüne Puppe C.~~
Ad99998 05 023aAd99998 05 023a.jpgFig. 1. Der Capsche Ameisenfresser. (Myrmecophaga capensis.)~~Die Ameisenfresser leben nicht bloss in Amerika, wie man bisher glaubte, sondern es finden sich auch welche in Afrika, wie wir aus dem Capschen Ameisenfresser sehen. Dieses Thier wird 3 Fuss 5 Zoll lang, und lebt meistens in Höhlen unter der Erde, die es sich mit seiner Schnauze gräbt. Der Körper ist mit kurzen röthlichgrauen Haaren dicht besetzt. Seine Nahrung besteht in Ameisen, die er mit seiner langen klebrigen Zunge fängt. Er bewohnt die Südspitze von Afrika, wird sehr fett, und von den Eingebornen gegessen.~~Fig. 2. Der stachlichte Ameisenfresser. (Myrmecophaga aculeata.)~~Dieses sonderbare Thier, welches man für ein Stachelschwein halten sollte, ist ein wirklicher Ameisenfresser, der erst vor 10 Jahren in Neuholland entdeckt wurde. Er wird 1 Fuss lang, und der ganze Körper ist mit bräunlichen, nicht sehr starken Stacheln bedeckt. Aus der rüsselartigen Schnauze geht die vier Zoll lange wurmförmige Zunge heraus, womit er die Ameisen fängt. Die Hinterfüsse haben 5 Zehen, und sind ganz nach aussen zugedreht.~~Fig. 3. Das Bärenartige Faulthier. (Bradypus ursinus.)~~Dieses Faulthier, welches vollkommen einem Bären gleicht, wurde im Jahre 1799 zuerst nach England gebracht, und unter dem Namen Löwen-Ungeheuer (Lion monstre) gezeigt. Es hat die Grösse eines kleinen Bären, und ist am Oberkörper mit struppigen 12 Zoll langen schwarzen Haaren bedeckt. Die starken Füsse haben 5 Klauen, woran die an den Vorderfüssen sehr lang sind, und dem Thiere zum Graben dienen. Das Gebiss hat es wie die Faulthiere, und wird daher zu ihnen gerechnet. - Es ist ein gutmüthiges träges Thier, welches nicht beisst, und durchaus nicht wild ist. Bengalen ist sein Vaterland.~~Fig. 4. Das Amerikanische Grossthier im Skelett. (Megatherium Americanum.)~~Das Amerikanische Grossthier, welches 12 Fuss lang, und 6 Fuss hoch war, kennen wir bis jetzt nur aus einigen Skeletten, die sich hundert Fuss tief im Sandboden am Plata-Strom in Südamerika gefunden haben, und jetzt im Königlichen Naturalienkabinette in Madrid aufbewahrt werden. Dieses ausserordentlich grosse Thier hat vor gar keine Zähne, sondern nur Backenzähne. Hiernach und nach der Bildung seiner Klauen zu schliessen, hat das Megatherium wahrscheinlich zu den Gürtelthieren (Armadillen) oder Faulthieren gehört, und nährte sich ohne Zweifel von Blättern und Baumzweigen. Diese Thierart scheint auf dem Erdboden gänzlich ausgestorben zu seyn, denn bis jetzt hat man sie noch nicht lebend gefunden.~~
Ad99998 05 024aAd99998 05 024a.jpgFig. 1. Die schwarze Wegschnecke. (Limax ater.)~~Die Schnecken gehören zur Klasse der Würmer, und zeichnen sich durch ihren länglichen oben runden, unten aber platten Körper aus. Die Natur gab ihnen mehrere Fühlfäden, oft mit zwei Fühlpuncten an den beiden grössern, die ihnen statt der Augen dienen. - Die schwarze Wegschnecke, die hier, so wie die übrigen Arten in natürlicher Grösse abgebildet ist, findet sich häufig in feuchten Laubhzölzern, und nährt sich von kleinen Pflanzen. Aus der gekörnten Haut des Körpers dringt aus vielen Drüschen ein weisslicher Schleim heraus, mit dem sie die Gegenstände, über die sie kriecht, überzieht, und so ihre zarte Haut nicht verletzt.~~Fig. 2. Die Weinbergschnecke. (Helix pomatia.)~~Diese und einige der folgenden Arten sind eigentliche Schnecken, denn ihr Körper steckt in einer kalkigen Schale oder Schneckengehäuse, das sich aus dem Schleim des Körpers absetzt. Die Weinbergschnecke findet sich allenthalben in Teutschland in Weinbergen und Gärten. Sie wird sehr fett, wird an vielen Orten als Leckerbissen gespeist, und deswegen in eigenen Schneckengärten oder Schneckenbergen gezogen und gemästet. Nach der Begattung legen sie Eier, die von der Sonne ausgebrütet werden.~~Fig. 3. Die Baumschnecke. (Helix arbustorum.)~~Die Baumschnecke ist viel kleiner, als die vorhergehende Art, ist hellbraun mit einem gesprenkelten Bande gefärbt und findet sich in Gebüschen und Hecken. Sie thut wie die Weinbergschnecke den Pflanzen vielen Schaden, und dient den Vögeln zur Nahrung.~~Fig. 4. Die graue Ackerschnecke. (Limax agrestis.)~~Diese Schnecke ist nackt und ohne Gehäuse wie Fig. 1., graulich von Farbe, und hat dunkle Fühlfäden. Sie geht am Abend erst ihrer Nahrung nach, und thut in Menge den Pflanzen vielen Schaden.~~Fig. 5. Die Entenmiesmuschel. (Mytilus anatinus.)~~Findet sich in den süssen Gewässern Teutschland, und dient den Enten zur Nahrung. Die Schale ist durch dunkle concentrische Streifen ausgezeichnet.~~Fig. 6. Das grosse Spitzhorn. (Buccinum stagnale.)~~Diese Schnecke gehört zu den Trompetenschnecken, ist spindelförmig gewunden, und findet sich in stehenden Gewässern. Das Thier hat zwei kolbenförmige Fühlhörner, und Augen.~~Fig. 7. Das bauchige Spitzhorn. (Buccinum auriculatum.)~~Das bauchige Spitzhorn hat ein marmorartig gezeichnetes Gehäuse, wovon die erste Windung gross und bauchig ist, und die übrigen sich in eine scharfe Spitze endigen. Diese Schneckenart lebt gleichfalls in süssen Gewässern.~~
Ad99998 05 025aAd99998 05 025a.jpgFig. 1. Die blaue Seerose. (Nymphaea caerulea.)~~Die schöne blaue Seerose, die viel Aehnlichkeit mit der berühmten Lotusblume hat, wächst in Aegypten am Nil, und an der Südspitze von Afrika, und ist seit kurzem erst bekannt. Sie treibt aus der Wurzel lange Blattstiele, an denen auf der Oberfläche des Wassers die grossen breiten herzförmigen pergamentartigen Blätter schwimmen, die glänzend dunkelgrün von Farbe sind. An eigenen Blütenstielen sitzt die schöne himmelblaue Blume, die drei bis vier Tage blüht, und aus langen lanzetförmigen Blättchen besteht. Den Tag über ist die Blume geöffnet, des Nachts verschliesst sie sich aber.~~Fig. 2. Die Aya-Pana. (Eupatorium Aya-Pana.)~~Die Aya-Pana ist eine merkwürdige wohlthätige Pflanze, die sich an den Ufern des Amazonenflusses in Südamerika findet. Nach den neuesten Erfahrungen ist sie nämlich das beste schnell wirkendste Mittel gegen den Biss giftiger Insekten und vielleicht auch Schlangen, und verdient deswegen in alle südliche Gegenden verpflanzt zu werden. Bei dem Gebrauche zerquetscht man die Pflanze, und legt sie mit dem Safte auf die verwundete Stelle, wo man bald Linderung verspürt. - Die Aya-Pana ist eine Art von Alpkraut, wird gegen 2 Fuss hoch, und dauert mehrere Jahre lang. Die langzetförmigen Blätter stehen an den röthlichen Stängeln einander gegenüber. Die purpurrothen Blüten sitzen straussförmig bei einander. Nach Frankreich ist die Aya-Pana für die Gewächshäuser bereits gebracht worden. -~~
Ad99998 05 026aAd99998 05 026a.jpgWir hören so oft von der berühmten Bergfestung Gibraltar sprechen, dass es nicht ohne Interesse seyn wird, auf gegenwärtiger Tafel eine getreue Abbildung davon, nebst Beschreibung kennen zu lernen. - Die Stadt und Festung Gibraltar (Fig. 2.2.) liegt am Mittelländischen Meere auf der Südspitze der Spanischen Provinz Sevilla auf einem grossen Felsenberge, der 5200 Klaftern lang und 1500 Klaftern breit ist. Die kleine Stadt Gibraltar hat ohngefähr 3000 Einwohner, die aus Engländern, Irländern und Spaniern bestehen. Das Clima ist sehr heiss, und fast alle Zufuhr, da auf dem steilen Felsen nichts wächst, erhalten die Einwohner von der Seeseite. Vor Gibraltar macht das Mittelländische Meer eine grosse Bucht, wo dem Felsen gegenüber die Spanische Stadt Algeciras liegt. Das Mittelländische Meer ist bei Gibraltar am schmälsten, denn seine Breite bis zur gegenüberliegenden Afrikanischen Küste beträgt nur 4 bis 5 Stunden. Deswegen beherrscht dieser Felsen so zu sagen den Eingang des Meeres, und wird für den Seehandel von der grössten Wichtigkeit. Bis zum Jahre 1704 besassen die Spanier diese wichtige Festung. Da wurde sie aber von der Englischen Flotte des Admirals Rooc erobert, und seitdem sind die Engländer, trotz allen Versuchen der Wiedereroberung von Seiten der Spanier im Besitz geblieben. Die Engländer haben die Festungswerke von der Südspitze (4) bis zur Seiten nach Spanien zu (3) vergrössert und vermehrt. Dagegen haben die Spanier quer über die Erdzunge, die Gibraltar mit dem übrigen Spanien verbindet, starke Befestigungswerke (5) gezogen, worinne sie beständig Besatzung halten, damit die Engländer in Kriegszeiten von dieser Seite nicht so leicht in Spanien eindringen können. - Da wurde die Stadt Gibraltar durch die von dem Französischen Ingenieur Arçon erfundenen schwimmenden Batterien bombardirt, und ganz eingeäschert.~~Die schwimmenden Batterien (Fig. 1.) bestanden I. aus Flossschiffen von 210 Kanonen in doppelter Reihe übereinander, wo die Mannschaft durch das Dach geschützt wurde, II. aus ähnlichen Flossschiffen mit einer Reihe Kanonen. Beide Arten wurden durch vier grosse Ruder dirigirt. - Ausserdem brauchte man zur Beschiessung Kanonenbarquen mit einer Kanone (3) und Bomardirbarquen mit ein und zwei Mörsern (4 und 5).~~
Ad99998 05 027aAd99998 05 027a.jpgFig. 1. Die Mai-Rose (Rosa Majalis.)~~Die Mai-Rose heisst auch sonst noch die Zimmt-Rose, wegen ihres schönen zimmtbraunen Holzes, welches am ein- und zweijährigen Triebe wie die lichte Zimmtrinde aussieht. Sie blüht vor allen andern Rosen zuerst im Mai, davon sie auch die Mai-Rose heisst. Ihre Blume ist gefüllt, nicht über 2 Zoll im Durchmesser gross, dunkel carmesinroth getuscht, so dass es sich oft auf den Blättern bis ins Weisse verläuft. Ihr Strauch ist 5 bis 6 Fuss hoch, steigt gern in die Höhe, und bildet kleine Bäumchen von 7 bis 8 Fuss hoch. Sie ist einheimisch in Teutschland, wächst häufig wild in den Zäunen und auf Ackerrainen, und dauert unsere Winter sehr gut aus.~~Fig. 2. Die fleischfarbene Büschelrose. (Rosa umbellata, flore carneo.)~~Dies ist eine der schönsten Rosen, die man nur sehen kann. Ihre Blume ist gewöhnlich 4 Zoll im Durchmesser, oft noch weit grösser, stark gefüllt, aber unregelmässig gebaut, und von der höchst delicaten reizenden Fleischfarbe. Sie wächst büschelweise zu drei bis vier Blumen auf einem Stängel, daher sie auch die Büschelrose heist. Ihre Schönheit zeigt sich nur einen Tag, gleich nach dem Aufblühen, und sie verbleicht und zerflattert sehr bald. Ihr Strauch wird nicht über 4 Fuss hoch, hat zartes grünes Holz, und ist nicht sehr zärtlich in unsern Wintern.~~
Ad99998 05 028aAd99998 05 028a.jpgDer Glaube an höhere Wesen, als Schöpfer und Erhalter des Weltalls wurde wohl bei den frühesten Völkern in Asien und Afrika zuerst durch die Betrachtung der himmlischen Körper, und vorzüglich durch den Einfluss der Sonne und des Mondes auf die Erde veranlasst. So war es auch bei den alten Aegyptiern, und hieraus entstand die Isis, Osiris, und sofort mehrere davon abgeleitete Gottheiten.~~Fig. 1. Isis~~Die Isis war eine weibliche Gottheit der Aegyptier, unter der sie sich den Mond oder die seegensreiche fruchtbringende Natur überhaupt dachten. - Die alte Fabel veradelte sie auch in ein wirkliches Weib, gab ihr zum Gemahl den Osiris, welche beide Aegypten glücklich beherrschten und aufklärten. Man bildete sie gewöhnlich als eine weibliche Figur ab, mit einer Binde auf dem Kopfe, deren Zipfel bis auf die Brust herabhängen. Dazu trägt sie einen kurzen Schurz. - Der Isisdienst verbreitete sich aus Aegypten nach Griechenland und Rom. Die ihr geheiligten Thiere waren die Kuh und die Pasan Antilope (Antilope Oryx.).~~Fig. 2. Isis und Horus.~~Orus oder Horus war der Sohn der Isis und des Osiris, und stellte das Symbol der Sonne zur Zeit der Sommerwende vor. Er wurde immer als Knabe vorgestellt, und erscheint hier auf dem Schoose seiner Mutter Isis. Fig. 3. Sehen wir ihn mit einem Discus oder einer Wurfscheibe auf dem Kopfe als Terme.~~Fig. 4. und 5. Osiris.~~Osiris, der Gemahl der Isis und Vater des Horus. In ihm verehrten die Aegyptier die Sonne, und nachher den Befruchter, den Vater der Natur. Dieses alles wurde auch auf das Steigen und Fallen des Nils, wovon Aegypten seine Furchtbarkeit erhält, angewenet. - Nach andern war er ein König, der mit der Isis Aegpten glücklich beherrschte. Osiris (als Princip des Guten) war im ewigen Kampf mit dem Typhon (Princip des Bösen). - Die gewöhnlichste Abbildung von Osiris ist Fig. 4. Hier scheint er mit einem Adler- oder Habichtskopfe, Ochenhörnern, und dazwischen auf einer Scheibe das Bild der Sonne. Bei Fig. 5 hat er einen Sperberkopf mit der Kappe bedeckt.~~Fig. 6. Serapis.~~Serapis, einer der ersten Aegyptischen Götter, war zuerst der Nilmesser, und dann das Symbol des fruchtbringenden Nils. Andere nehmen ihn für das Zeichen der Sonne unter einer gewissen Stellung. Der Serapisdienst war in Aegypten nur auf gewisse Gegenden eingeschränkt. Gewöhnlich wird er als eine bekleidete Juptiers-Statue mit dem Modius oder Scheffel auf dem Kopfe dargestellt.~~Fig. 7.und 8. Harpokrates.~~Harpokrates war gleichfalls eine Symbol der Sonne in dem Winter-Solstitium. Weil im Winter alle Kräfte der Natur zu ruhen oder zu schweigen scheinen, so bildete man ihn als Jüngling ab, mit dem Finger am Mund; hieraus entstand der Gott des Stillschweigens. Als fruchtbringendes Bild der Sonne hatte er oft das Füllhorn Fig. 7. Auch sah man ihn mit Lotusblumen umgeben (Fig. 8.), der ersten Blume, die nach dem Winter im Frühjahr sich zeigt.~~
Ad99998 05 029aAd99998 05 029a.jpgDer Götzendienst der Aegyptier gieng so weit, dass man verschiedene Thierarten als Götter verehrte, und ihnen Tempel erbauete. Beispiele davon sehen wir auf gegenwärtiger Tafel.~~Fig. 1. Apis.~~Apis, der geheiligte Stier, war das Bild des fruchtbringenden Nils. Man verehrte ihn unter einem lebendigen Stiere, der zu Memphis einen prächtigen Tempel hatte. Dieser Stier musste ganz schwarz mit einigen weissen Flecken seyn. In seinem Tempel hatter er zwei Kapellen, wo er auf köstlichen Decken ruhte, und das beste Futter bekam. Er hatte seine eigenen Priester, und diente dem Volke als Orakel. Starb der Apis, so legte das ganze Land Trauer an, bis ein anderer gleichgezeichneter Stier sich fand. Dieser wurde zuerst nach Heliopolis, und von da in einem vergoldeten Käfich nach Memphis gebracht.~~Fig. 2. und 3. Bubastis.~~Bubastis oder die heilige Katze hatte zu Bubastus ihren Tempel. Sie war wie die Isis ein Symbol des Mondes, und man gab sie dahr für eine Tochter der Isis an. Das ganze Katzengeschlecht war daher den Aegyptiern heilig. Man verehrte die Bubastis als Göttin unter der Gestalt einer Katze (Fig. 2.) oder sie war als eine weibliche Figur mit einem Katzenkopfe angebildet.~~Fig. 4. Anubis.~~Anubis soll ein Sohn des Osiris und der Mephthys gewesen seyn, und galt für ein Sinnbild der Sonne. Im war das Hundegeschlecht geheiligt, weswegen er gewöhnlich als ein staatlicher Mann mit einem Hundskopfe abgebildet wurde. Durch den Anubis bezeichneten die Aegyptier auch den Planeten Merkur, und er erhielt bei den Römern, die seinen Dienst auch annahmen, oft den Merkurstab.~~Fig. 5. Canopus.~~Zu Canopus oder Canobus, einer Aegyptischen Stadt am Ausflusse des Nils, verehrte man eine Gottheit, die als ein bauchiger Krug zum Filtriren des Nilwassers mit einem menschlichen Kopf und Händen abgebildet wurde. Wahrscheinlich war das Ganze ein Sympbol des fruchtbringenden Nils.~~Fig. 6. Der Ibis.~~Der Ibis, aus dem Geschlechte der Sumpfvögel, genoss bei den Aegyptiern auch göttliche Ehre, und erscheint mit ausgebreiteten Flügeln auf Denkmälern abgebildet. Nach dem Tode balsamirte man diese heiligen Vögel ein, und setzte sie in den Grabgewölben bei. In neuern Zeiten hat man viele solcher Ibis-Mumien in Aegypten gefunden.~~
Ad99998 05 030aAd99998 05 030a.jpgDie sogenannten Naturspiele dürfen nicht mit den Versteinerungen verwechselt werden. Letztere sind ursprünglich im Mineralreiche fremdartige Körper, die durch frühere Erdrevolutionen in die damals noch weiche Steinmasse kamen, und in ihr jetzt von dem Steinkörper umschlossen oder auch durchdrungen gefunden werden. - Die Naturspiele hingegen sind wahre Mineralien, die nur durch mancherlei Zufälle Formen aus den zwei organisirten Naturreichen nachahmen, oder wohl gar menschlichen Kunstwerken gleichen. Dahin gehören die Dendriten, die Tropfsteinhöhlen, der Florentiner Ruinen-Marmor u.a.m.~~Von den Tropfsteinbildungen sehen wir auf folgender Tafel No. 29. ein merkwürdiges Beispiel, auf gegenwärtiger wollen wir einige andere Naturspiele kennen lernen.~~Fig. 1. und 2. Dendriten.~~Die Dendriten sind Zeichnungen, die sich in Form von kleinen zierlichen Bäumchen und Pflanzen auf mehreren Mineralien finden. Am häufigsten sieht man sie aber auf dem sogenannten Mergelschiefer, einer Mischung von Kalk, Thon und Sand, der Flöze in der Erde bildet, und sich in schieferige Platten spaltet. Auf diesen bemerkt man häufig die bei Fig. 1. und 2. angegebenen dendritischen Zeichnungen, die bald röthlich, braun oder schwarz aussehen. - Die Entstehung dieser Zeichnungen ist noch sehr räthselhaft; die wahrscheinlichste Erklärung ist folgende: Es sind metallische (meistens Eisen-) Auflösungen, die sich in der Erde bilden, und in die Klüfte des schieferartigen Steins dringen, wo sie aus eigenthümlicher Kraft und Eigenschaft jene zierlichen Zeichnungen bilden, wie wir dieses auch am Silber- oder Dianenbaum sehen.~~Fig. 3. Florentiner Ruinen Marmor.~~Der Ruinen-Marmor, der in der Gegend der Stadt Florenz in Italien gebrochen wird, gehört zu den interessantesten Naturspielen, denn er ahmt in seinen Zeichnungen die Ruinen alter Burgen, Schlösser und Städte so nach, dass man ihn für ein Kunstproduct halten sollte, was er nicht ist. Wir sehen hier ein schönes angeschliffenes Stück davon. Der Ruinen-Marmor ist mergelartig, denn er besteht aus Thon und Kalk, und dieses gab zu seiner Bildung Anlass. Da sich nämlich diese Steinmasse aus dem Wasser absetzte, und verhärtete, so zerspaltete sie sich in viele Blätter und Risse. Durch diese zog nachher eine bräunliche Eisenauflösung, verband sie mit einander, und bildete so diese ruinenähnlichen Zeichnungen. - Der Ruinen-Marmor bildet keine Felsenmassen, sondern findet sich bloss in dünnen Schichten zwischen grauem dichtem Kalkstein.~~
Ad99998 05 031aAd99998 05 031a.jpgFig. 1. Eine Parthie der Rosenmüllers-Höhle bei Muggendorf.~~In der Nähe des Ortes Muggendorf im Bambergischen in Franken finden sich mehrere merkwürdige Höhlen, in welchen der Tropfstein, ein durch das Wasser abgesetzter Kalksinter, viele sonderbare Naturspiele bildet, wie wir in der vorhergehenden Nummer sagten. Die grösste und schönste dieser Höhlen wurde erst vor 12 Jahren von einem Einwohner von Muggendorf entdeckt, und nach dem ersten Reisenden, der sie besuchte, dem Hrn. Professor Rosenmüller dem jüngern aus Leipzig, benannt. Durch eine enge Oeffnung an einer Felsenwand steigt man auf einer Leiter in die Höhle hinab. Man wandert nun bergan 150 Schritt bis an das Ende der Höhle. Allenthalben bildet der Tropfstein Säulen, Pyramiden und Zapfen, die von oben herab hängen, und durch das Licht des Führers schauerlich beleuchtet, einen sonderbaren grauenvollen Anblick gewähren. - Allein der Führer führt den Reisenden noch weiter durch eine Schlucht, die so eng ist, dass man auf dem Bauche hindurch schlüpfen muss, in die Wachskammer (fig. 2.) In diesem 18 Fuss langen und 8 Fuss breiten Gewölbe hat nun die Natur in gelblichen Tropfstein (daher der Name Wachskammer) die schönsten Stalaktiten-Figuren gebildet. Dem erstaunten Blicke zeigen sich ganze Massen übereinander gethürmter Säulen. Von der Decke hängen zahllose Tropfstein-Zapfen herab, die verbunden wie drohende Wolken auf den Zuschauer herabzustürzen scheinen. Rechts hat sich eine Tropfsteinsäule der Decke mit dem Boden vereinigt, und in der Mitte glänzt eine grosse runde Masse, vom heruntertropfenden Wasser benetzt, bei dem Fackelscheine wie Crystall. Hierzu kömmt noch das musikalische Getön, welches die auf den klingenden Tropfstein herabfallenden Wassertropfen hervorbringen. Alles dieses macht auf den Fremden einen überraschenden bleibenden Eindruck.~~
Ad99998 05 032aAd99998 05 032a.jpgFig. 1. Die gemeine Montsrose. (Rosa Damascena communis.)~~Die Damascener-Rose, davon wir mehrere Sorten haben, heisst auch gewöhnlich die Monatsrose, nicht etwa weil sie alle Monate blüht, sondern weil sie oft in verschiedenen Monaten blüht, und sich auch im Winter sehr gut treiben lässt. Sie hat einen kleinen zarten Strauch, grünes Holz, und ziemlich grosse dunkelgründe gefiederte Blätter. Ihre Blume hält ohngefähr 3 Zoll im Durchmesser, ist flatterig gebaut, und blassroth von Farbe. Sie ist die wohlriechendste unter allen Rosenarten, und deswegen sehr beliebt. Wir werden noch mehrere Sorten von dieser schönen Rose kennen lernen.~~Fig. 2. Die gestreifte Bandrose. (Rosa versicolor.)~~Die gestreifte Bandrose gehört zu den halbgefüllten Rosen, und ist eine schöne sehr ansehnliche Blume, 4 bis 5 Zoll im Durchmesser gross, und ist karmesinroth und weiss gestreift; daher sie auch ihren Namen, die Brandrose, erhalten hat. Ihr Strauch ist nicht über 3 Fuss hoch, hat grünes Holz, und ziemlich grosse dunkelgrüne gefiederte Blätter. Sie ist etwas zärtlich für unsere Winter, und erfriert leicht bei starkem Froste.~~
Ad99998 05 033aAd99998 05 033a.jpgDie alten Griechen und Römer verehrten in ihren Tempeln zweierlei Wesen; erstens, eigentliche Götter, welches bloss idealische Wesen, und Halbgötter oder Heroen, welche vergötterte Menschen waren. Von beiden hatten sie eine beträchtliche Anzahl, und jede ihrer Gottheiten hatte ihre bestimmte Gestalt und Attribute, die sie characterisirten, und von allen andern auszeichneten, wie wir aus folgenden Abbildungen sehen werden.~~Fig. 1. Kronos und Rhea.~~Kronos und Rhea sind, nach der Fabellehre, die Urältern der Griechischen und Römischen höheren Götter. Kronos heisst und ist ein Sinnbild der Zeit, und Rhea der Natur. Kronos, (der bei den Römern auch Saturnus hiess) vermählte sich mit seiner eignen Schwester, der Rhea, und erzeugte mir ihr die Hauptgottheiten, Vesta, Ceres, Juno, Pluto, Neptun und Jupiter. Kronos beherrschte die ganze Welt; weil er aber befürchtete, von seinen Kindern entthronet zu werden, so verschlung er selbst jedes seiner neugebornen Kinder. Rhea betrübte sich über diese Grausamkeit ihres Gemahls, und als sie den Jupiter geboren hatte, versteckte sie ihn in eine ferne Höhle, und reichte dem Kronos einen in Wendeln gewickelten Stein, den er statt des Jupiters verschlung. Eine symbolische Andeutung, dass die Zeit (Kronos,) Jahre, Monate und Tage etc. verschlingt und wieder erzeugt und gebiert.~~Fig. 2. Rhea.~~Rhea, die Götter-Mutter, sitzt hier als Göttin der Erde auf dem Throne, hat in der rechten Hand den Götterstab, und in der linken eine runde Scheibe, wie sich die Alten die Form der Erde dachten. Neben ihr sitzen zwei Löwen, als ihr geheiligte Thiere, und auf dem Kopfe hat sie eine Krone, in Form einer runden Mauer mit Thürmen, weil sie die Menschen zuerst lehrte Häuser zu bauen, und Städte anzulegen.~~Fig. 3. 4. 5. Jupiter.~~Die Alten dachten sich, und verehrten den Jupiter - oder Zeus der Griechen - als den höchsten Gott, und obersten Herrscher der ganzen Welt. Er war nach der Mythologie ein Sohn des Kronos und der Rhea. Als Herrscher der Welt hat er auch mancherlei Attribute. Hier sitzt er auf dem Throne, zu seinen Füssen der ihm geheiligte Adler, der auch sonst Jupiters Blitze in seinen Klauen trägt; in der linken hält er den Herrscherstab, und auf der rechten das kleine Bild einer krönenden Victoria.~~In fig. 4. ist Jupiter im Kampfe mit den Giganten oder Riesen, welche den Himmel stürmen wollten, abgebildet; wie er sie auf seinem Donnerwagen fahrend, mit seinen Blitzen zerschmettert. - Als Jupiter-Ammon wurde er in Lybien und Egypten als Beschützer des Getraidebaues und der Schaafszucht verehrt, und ihm die Attribute davon gegeben; nämlich auf dem Kopfe ein Getraide-Maass, (Modius) und an beiden Schläfen Widderhörner, und eine Strahlenkrone, wie fig. 5. zeigt.~~Fig. 6. 7. Juno.~~Juno, die Gemahlin Jupiters, wurde als die Götter-Königin betrachtet und verehrt, und mit mancherlei Attributen abgebildet. Hier erscheint sie stehend, reich bekleidet, mit dem Diademe auf dem Haupte, in der rechten Hand den Herrscherstab, und in der linken eine Nectarschaale. Unter den Vögeln war ihr vorzüglich der Pfau geheiligt.~~So wie man der Juno verschiedene Geschäfte und Bestimmungen zuschrieb, unter so vielerlei Gestalten erschienen auch ihre Bildsäulen in ihren Tempeln. So hatte sie als Göttin Erhalterin (Juno-Sospita) eine ganz andere Gestalt, wie fig. 7. zeigt. Ihre Kleidung ist kriegerisch, in der rechten Hand eine Lanze, am linken Arme einen Schild, und über den Kopf und Rücken ist ein Ziegenfell geschlagen, welches auf der Brust und im die Hüften fest gebunden ist. Lauter Attribute ihrer Bestimmung als Juno Sospita.~~
Ad99998 05 034aAd99998 05 034a.jpgFig. 1. Neptunus.~~Neptun, welchen die Griechen Poseidon nannten, war der Gott des Meeres, ein Sohn des Kronos und der Rhea, und Bruder des Jupiter. Er führt als Herrscherstab einen langen Dreizack, und wird oft abgebildet, wie er nackend in einem Muschelwagen stehend, von Pferden mit Fischschwänzen gezogen, auf dem Meere hinfährt. Er schuf das Ross, welches ihm auch als Thier geheiligt ist.~~Fig. 2. Ceres.~~Ceres - bei den Griechen Demeter - war die Göttin des Acker- und Getraidebaues, und gleichfalls eine Tochter des Kronos und der Rhea. Sie wurde als Beschützerin der Saat und Aerndte allenthalben verehrt, und gewöhnlich als eine reichgekleidete Matrone, in der rechten Hand einen Büschel Kornähren, in der linken aber einen Herrscherstab haltend, abgebildet.~~Fig. 3. 4. 5. Apollo.~~Apollo war ein Sohn des Jupiter und der Latona, und hatte nach der Mythologie mancherlei Verrichtungen, von welchen er auch verschiedene Namen, Abbildungen und Attribute erhielt. Er war der Erfinder der Leier und Musik, der Gott der Dichtkunst und der Musen, der Führer des Sonnenwagens, und der Erfinder des Bogens und der Pfeile. Die Mythologie hat von ihm eine Menge schöner allegorischer Fabeln und Dichtungen.~~Fig. 3. zeigt ihn als Apollo Pythius nackt, wie er, einen Bogen in der linken Hand haltend, mit dem ungeheurn Drachen Python kämpft, und ihn mit seinen Pfeilen erlegt.~~In fig. 4. ist er reich bekleidet, als Gott der Künste und Wissenschaften, auf einer Griechischen Leier spielend, mit einem Lorbeerkranze auf dem Haupte, abgebildet. Als solcher war ihm unter den Bäumen der Lorbeerbaum, und unter den Thieren der Rabe besonders geheiligt.~~In fig. 5. erscheint er als Sonne (Sol, Phöbus Apollo, Titan, Helios) oder Führer des Sonnenwagens, halbbekleidet, mit einer Strahlenkrone um das Haupt, in der linken Hand eine Kugel, und in der rechten ein Füllhorn haltend, neben ihm aber zwei Köpfe der Pferde, welche den Sonnenwagen zogen, abgebildet.~~
Ad99998 05 035aAd99998 05 035a.jpgFig. 1. 2. 3. Diana.~~Diana, bei den Griechen Artemis, war die Tochter Jupiters und Latonens, und Zwillingsschwester des Apollo. Sie hatte nach der Mythologie verschiedene Bestimmungen und Namen; denn 1) verehrte man sie als Göttin der Jagd. Als solche heisst sie immer Diana, und erscheint als im Laufe fortschreitend, mit einem aufgeschürzten kurzen Kleide, auf dem Rücken einen Köcher voll Pfeile, oft eine Lanze oder Bogen in der Hand, und neben ihr ein springender Hirsch, wie fig. 1. hier zeigt. 2) Als Führerin des Mondwagens, oder als Mond selbst, heisst sie Luna, und wird bekleidet, mit einem halben Monde auf dem Kopfe, auf einem Wagen stehend, dessen Pferde sich ins Meer stürzen, abgebildet (fig. 2.). 3) Als Diana von Ephesus scheint sie mit der Rhea einerlei, ein Sinnbild der fruchtbringenden Natur, und Aegyptischen Ursprungs zu sein. Dies zeigt auch fig. 3. ihre Abbildung; denn sie erscheint hier mit einer Menge Brüsten, als Ernährerin, unten als ein Bildstock, mit Hieroglyphen verziert, auf dem Kopfe das Getraide-Maass, den Modius, in beiden Händen Stäbe, und an jeder Seite steht ein Hirsch.~~Fig. 4. Vulcanus.~~Vulkan, der bei den Griechen Hephaestos hiess, war der Gott des Feuers, und aller Schmiede- und Metallarbeiten, welche durch das Feuer gemacht werden. Er war der Sohn Jupiters und der Juno, und der hässlichste unter den Göttern. Er wird gewöhnlich abgebildet als ein gemeiner Grobschmied, baarfuss, mit einem kurzen aufgeschürzten Gewande, einer Mütze auf dem Kopfe, und mit einem Schmiedehammer und Zange in den Händen. Obgleich er so hässlich und hinkend war, so war er doch der Gemahl der Venus, der schönsten unter den Göttinnen.~~Fig. 5. Minerva.~~Minerva bei den Griechen Pallas oder Athene, war das Kind Jupiters, und hatte eine wundervolle Geburt. Jupiter fühlte einen heftigen Schmerz im Gehirne, liess sich daher vom Vulkan den Kopf öffnen, und das sprang ein völlig mit Helm, Panzer und Lanze gerüstetes Mädchen heraus. Sie war die Göttin der Wissenschaften und eigentlichen Gelehrsamkeit, und der höheren Kriegskunst; und blieb ewig eine reine Jungfrau. Sie wird stets reich bekleidet, und mit Helm, Brustharnisch, Schild und Lanze abgebildet. Unter den Thieren war ihr besonders die Eule, als ein Bild der gelehrten Nachtwachen, geheiligt.~~
Ad99998 05 036aAd99998 05 036a.jpgFig. 1. Mars~~Mars, welcher sonst auch bei den Römern Mavors, und bei den Griechen Ares hiess, ist der Gott des Krieges, des wilden kriegerischen Muthes und der Schlachten; und wurde vorzüglich in Rom verehrt, weil die Römer von ihm abzustammen glaubten. Er wird meistens nackend, oder doch nur im kurzen Kriegsrocke, mit dem Helme auf dem Kopfe, und einer Lanze in der einen Hand, in der andern aber eine Trophee auf der Schulter tragend, vorgestellt. Er war Jupiters und der Juno Sohn, und hatte wegen seines heftigen, wilden Jähzornes immer eine Menge Händel und Kämpfe. Von den Thieren war ihm besonders der Hahn geheiligt.~~Fig. 2. u. 3. Venus.~~Venus, die Göttin der weiblichen Schönheit und der Liebe, hiess bei den Griechen Aphrodite, wurde vorzüglich in Griechenland hoch verehrt, und hatte besonders auf den Griechischen Inseln Knidos, Cythere und Cypern berühmte Tempel. Nach der Mythologie hatte sie keine Aeltern, sondern ward aus dem Schaume des Meeres geboren. Tritonen und andere Meergötter empfiengen sie, entzückt von ihrer Schönheit, sogleich, als sie den Fluten entstieg, und trugen sie auf einer grossen Muschel sitzend, und ihre schönen langen Haare trocknend, an das Ufer von Knidos, wie dies die Abbildung fig. 3. zeigt. Als Göttin und Ideal der weiblichen Schönheit und Reize wird Venus fast immer nackend, und in verschiedenen Stellungen abgebildet, und darnach benennt. Fig. 2. zeigt sie als die Schamhafte, oder sogenannte Mediceische Venus, weil die Familie Medicis in Florenz diese schöne und berühmte Statue von ihr besass. Gewöhnlich sieht man neben ihr ein Paar Turteltauben, oder eine Delphin, als die ihr gewiedmeten Thiere. Von allen ihren Kindern ist Amor, als Knabe der Gott der unschuldigen Liebe, am berühmtesten.~~Fig. 4. Amor.~~Amor, bei den Griechen Eros, der Sohn und Begleiter der Venus, war der Gott der Liebe, und wurde stets als ein geflügelter Knabe mit Bogen und einem Köcher voll Pfeile abgebildet. Nach der Mythologie beherrschte er alle Götter und Menschen, um die Allgewalt der Liebe dadurch anzuzeigen. Die gegenwärtige Abbildung ist von einer antiken Statue Amors genommen, wo er als ein grösserer Knabe seinen Bogen spannt.~~Fig. 5. Mercurius.~~Mercur, den die Griechen Hermes nannten, war Jupiters und der Maja Sohn, und wurde wegen seiner ausserordentlichen Schlauheit als der Gott des Handels und der Kaufleute, auch als der Götterbote verehrt. Seine Bildsäulen zeigen ihn gewöhnlich halbnackt, mit einem Flügelhute auf dem Kopfe und Flügelschuhen an den Füssen, einem geflügelten Heroldsstabe, mit 2 Schlangen umschlungen, in der einen, und einem Geldbeutel in der anderen Hand. Der Hahn und Widder sind die ihm geheiligten Thiere.~~
Ad99998 05 037aAd99998 05 037a.jpgFig. 1. u. 2. Pluto.~~Pluto war bei den Griechen und Räumern der Gott der Unterwelt, der abgeschiedenen Seelen, und des Geldes und Reichthums. Er war Saturns und der Rhea Sohn, und Jupiters Bruder. Sein ungeheurer Palast stund im Erebus oder Im Schattenreiche, vor welchem der dreiköpfige Höllenhund Cerberus Wache hielt. Vor demselben flossen die schwarzen Höllenflüsse, der Styx und Acheron vorbei, über welche der Höllenschiffer Charon die Verstorbenen übersetzte. Seine Gemahlin war die Proserpina, eine Tochter der Ceres, welche er raubte, und sie zur Königin der Unterwelt machte. Merkur führte ihm die Seelen der Abgeschiedenen aus der Oberwelt zu, wie das antike Basrelief fig. 2. zeigt, wo er mit Proserpinen auf dem Throne sitzt, und die Seelen empfängt. Man bildet ihn fast wie den Jupiter mit ernster Miene auf dem Throne sitzend, mit dem Herrscherstabe in der Linken, und neben ihm Cerberus mit einer Schlange umgürtet, ab.~~Fig. 3. Vesta.~~Vesta, welche bei den Griechen Hestia hiess, war Saturns und der Rhea Tochter, hatte eine ewige Jungfrauenschaft und Keuschheit gelobt, und war die Göttin des ewigen heiligen Feuers, welches daher auch stets von reinen Jungfrauen, ihren Priesterinnen, (welche daher Vestalinnen hiessen) auf dem Altare in ihren Tempeln erhalten wurde. Sie wird daher stehend, reich bekleidet, in der linken Hand den Herrscherstab, und in der rechten eine Lampe, als Sinnbild des heiligen Feuers, haltend, abgebildet.~~Fig. 4. u. 5. Bacchus.~~Bacchus war bei den Alten der Gott des Weins und Weinbauens, und nach der Fabellehre ein Sohn Jupiters. Man hatte aber einen doppelten Bacchus, nämlich den Griechischen und den Indischen. Der Griechische Bacchus war eigentlich der Gott des Weins, und der Indische mehr ein weiser Gesetzgeber und Regent. Jener wurde als ein schöner nackter Jüngling, das Haupt mit Weinlaube bekränzt, um die Schultern ein Ziegenfell hängend, und neben ihm ein Weinstock stehend, abgebildet; letzterer aber als ein älterer Mann, von hoher Würde, mit langem Barte, einem Diademe in den Haaren, und einer Rolle in der Hand, weil er den Indiern zuerst Gesetze und Cultur gegeben haben soll. Die Faunen und Bacchantinnen, so wie auch der alte Silenus waren seine Begleiter, so wie auch die Panther und Tiger die ihm geheiligten Thiere.~~
Ad99998 05 038aAd99998 05 038a.jpgFig. 1. Hercules.~~Der Erste und berühmteste der Römischen und Griechischen Halbgötter, oder Heroen, ist Hercules, der bei den Griechen Herakles hiess. Er war der Sohn Jupiters und der Alkmene, einer Sterblichen, und bei den Alten, die ihm eine Menge grosser Thaten zuschreiben, eigentlich das Symbol der grössten männlichen Kraft, körperlichen Stärke, und höchsten Muthes. Er wird daher in seinen Bildsäulen als ein grosser starker Mann, fast nackend, um die Schultern eine Löwenhaut hängend, und in der einen Hand eine starke knotige Keule, sein beständiges Zeichen, führend, vorgestellt. Oft trägt er auch ein Kind auf dem linken Arme.~~Fig. 2. Aesculapius.~~Aesculap, Apolls und der Sterblichen, Coronis, Sohn, gehörte gleichfalls zu den Halbgöttern, und war bei den Alten der Gott der Heilkunde und Aerzte. Die Schlange, als das Symbol der Genesung oder Gesundheit, war ihm geheiligt; daher man auch den Aesculap nie anders als mit einem Stabe, oder einer Keule, von einer Schlage umschlungen, abgebildet findet. Uebrigens stellte man ihn als einen alten starken bärtigen Mann, mit einem schönen weiten Gewande bekleidet, aber immer mit dem Schlangenstabe in der Hand, vor.~~Fig. 3. Hygiea.~~Hygiea, die Göttin der Gesundheit, war Aesculaps Tochter, und fast immer seine Gefährtin. Sie wird als eine schöne reichbekleidete Jungfrau, mit einem Diademe in den Haaren, und einer Schlange um den linken Arm gewunden, welche sie aus einer Schaale füttert (denn auch ihr Symbol war die Schlange) abgebildet. Oft wurden auch ihre Altäre bloss mit einer Schlange bezeichnet, und sie selbst unter diesem Sinnbilde verehrt.~~Fig. 4. Vertumnus.~~Vertumnus war bei den Römern der Gott der wechselnden Jahreszeiten, besonders aber des Herbstes. Man stellte ihn daher auch als einen bärtigen Mann, fast ganz nackend, mit einem Schilfkranze um den Kopf, einem Thierfelle um die Schultern, in welchem er reife Obstfrüchte trug, in der rechten Hand ein Winzermesser, und in der linken einen Hirtenstock haltend, vor. Pomona, die Göttin des Obstes, war seine Gemahlin.~~Fig. 5. Flora.~~Flora, die Göttin der Blumen, und des Frühlings, bei den Römern, wurde als eine schöne, reichbekleidete Nymphe, mit einem Blumenkranze in der einen Hand, vorgestellt. Sie hatte in Rom einen eigenen Tempel, und im Frühjahre besondere ihr geweihte Feste, welche die Floralien hiessen.~~
Ad99998 05 039aAd99998 05 039a.jpgDie neun Musen.~~Die Musen waren Töchter des Jupiter und der Mnemosyne, die Göttinen der Wissenschaften und schönen Künste, und beständige Begleiterinnen des Apollo, als ihres Führers. Sie wurden als schöne reichbekleidete Jungfrauen vorgestellt, deren jede die Vorsteherin einer eignen Kunst war, davon sie ihr Kennzeichen trug.~~Fig. 1. Clio.~~Die Muse der Geschichte sitzt hier auf einem Felsenstücke, und hat eine halbgeöffnete Bücherrolle, als ihr Attribut, in den Händen.~~Fig. 2. Euterpe.~~Die Muse der Musik, gleichfalls sitzend, mit einem reichen weiten Gewande bekleidet, trägt eine Flöte in der einen Hand.~~Fig. 3. Thalia.~~Die Muse des Lustspiels, sitzt, reichbekleidet, auf einem Felsen, auf welchem neben ihr eine komische Theater-Maske liegt. In der Rechten hat sie einen Hirtenstock und in der Linken eine kleine Schellentrommel, als Zeichen des ländlichen Ursprungs des Lustspiels.~~Fig. 4. Melpomene.~~Die Muse des Trauerspiels, steht, mit einer langen Tunika, und einem Mantel bekleidet, in einer edlen Stellung, und trägt eine tragische Maske in der einen Hand.~~Fig. 5. Terpsichore.~~Die Muse des Tanzes, sitzt hier, und ist wie die übrigen Musen bekleidet; macht aber auf einer antiken Lyra die Musik zum Tanze.~~Fig. 6. Erato.~~Die Muse der Poesie überhaupt, besonders aber der Liebeslieder. Sie steht, und spielt zu ihrem Gesange auf einer Cithara.~~Fig. 7. Polyhymnia.~~Die Muse der dramatisch-lyrischen Poesie, wird von den Alten, ohne äusseres Kennzeichen und Attribut, bloss, in ein langes reiches Gewand gekleidet, welches die rechte aufgehobenen Hand trägt, und mit einem Lorbeerkranze um den Kopf, abgebildet.~~Fig. 8. Urania.~~Die Muse der Sternkunde, ist sitzend, oberhalb sehr leicht bekleidet, hat auf dem Kopfe ein Paar Federn in die Haare gesteckt, und trägt in der linken Hand eine Himmelskugel, in der Rechten aber ein Stäbchen, mit welchem sie auf die Kugel zeigt.~~Fig. 9. Calliope.~~Die Muse des Heldengedichts oder der Epopee. Die Alten hielten sie für die Vornehmste der Musen, und bildeten sie sitzend ab, mit aufgestütztem Arme, und in der andern Hand eine Tuba, oder ein Buch so haltend, als läse sie darinne. Dies sind ihre gewöhnlichen Attribute.~~
Ad99998 05 040aAd99998 05 040a.jpgFig. 1. Die violette Anemone. (Anemone pulsatilla. L.)~~Die violette Anemone ist allerdings eine Giftpflanze, die, obgleich sie auch den Aerzten als eine Arznei dient, bei unvorsichtigem Gebrauche sehr gefährlich werden kann. Sie wächst in ganz Teutschland, so wie im nördlichen Europa wild, auf dürren sonnigen Plätzen in Wäldern, und dauert mehrere Jahre hindurch. Im Frühjahre kommen zuerst die Blumen, und hernach die Blätter hervor. Die Blume ist schön dunkelviolett, und hat fast die Gestalt einer kleinen Tulpe, innerhalb aber hat sie einen grossen Büschel goldgelber Staubgefässe, welches ihr ein schönes Ansehen giebt. Stengel und Blumenkelche sind mit einem feinen silbergrauen Filze überzogen. Im Herbste verschwindet die ganze Pflanze über der Erde, und bloss die Wurzel bleibt gut, und schlägt im Frühjahre wieder aus.~~Fig. 2. Der Gift-Lattich. (Lactuca virosa. L.)~~Der Giftlattich gehört zum Geschlechte der Sallate, und wächst wild in Teutschland an de Zäunen und Gräben. Er blühet im Julius und August gelb, wie der Garten-Salat, und hat einen weissen scharfen Milchsaft, welcher hervordingt, wenn man ein Blatt zerreisst, bitter schmeckt, und einen starken betäubenden Geruch hat. Man muss sich daher vor dieser Pflanze sehr hüten.~~
Ad99998 05 041aAd99998 05 041a.jpgFig. 1. Die schnakenfüssige Rüsselmilbe (Trombidium phalangioides.)~~Diese Rüsselmilbe, welche hier in ihrer natürlichen Grösse, und sehr vergrössert abgebildet ist, lebt im Walde unter dem Moose und trocknen Laube; hat 8 Beine und einen roth und schwarzen haarigen Leib.~~Fig. 2. Die Gauckler-Wasserspinne (Hydrachne histrionica.)~~Ist in der Natur so klein, dass man sie kaum mit blossen Augen erkenne kann. Sie sieht roth und schwarz aus, und lebt im Sommer in schlammigen Wassergraben.~~Fig. 3. Die scheerenfüssige Milbe. (Acarus chelopus.)~~Dies Insect ist ebenfalls unendlich klein, aschgrau und schwarz von Farbe, und hat an seinen beiden Hinterfüssen Scheeren, mit welchen es sich festhält. Es lebt auf der Haut kleiner Vögel.~~Fig. 4. Die Tauben-Sägemilbe. (Rhynchoprion columbae.)~~Die Tauben-Sägemilbe ist ziemlich gross, violetbraun und schön gezeichnet. Sie findet sich auf den Haustauben, und besonders auf den Jungen derselben, oft in so grosser Menge, dass diese davon sterben.~~Fig. 5. Der rothgelbe Schnakenfuss. (Phalangium rufum.)~~Dies kleine Insect lebt in Wäldern an den Stämmen alter Bäume, hat einen rothgelben Leib, und 8 sehr lange dünne Beine, und sieht fast aus wie eine langbeinige Spinne.~~Fig. 6. Der Schmarotzer-Scheerenträger. (Chelifer parasita.)~~Dies Insect, welches viele Aehnlichkeit mit dem Scorpione hat, heisst auch sonst der Bücher-Scorpion, weil man es häufig in alten Büchern findet. Es sieht rothbraun aus, hat 8 Beine, einen länglich runden Leib, und vorn ein Paar lange Scheeren, wie der Scorpion.~~Fig. 7. Die zweigliedrige Flohmilbe. (Phthiridium biarticulatum.)~~Diese Milbe lebt als ein Schmarotzerthier vorzüglich auf den Fledermäusen, hat 6 Beine, und an diesen doppelte scharfe Haaken, und ist sehr sonderbar gestaltet.~~Fig. 8. Das Stöhr-Scheermaul. (Dichelesthium Sturionis.)~~Dies Schmarotzerinsect lebt vorzüglich auf der Haut des Stöhrs, sieht gelb röthlich aus, und hat fast gar keine sichtbaren Beine und Kopf. Demungeachtet bewegt es sich sehr lebhaft und leicht.~~Fig. 9. Der Delphin-Schiffer. (Argulus Delphinus.)~~Auch dies Insect lebt im Wasser und auf der Haut, besonders der Flussfische. Es hat 8 Doppelbeine, einen runden scheibenförmigen Körper, welcher grünlich aussieht, und schwarz punctirt ist. Es schwimmt gut, und setzt sich daher sehr leicht an alle Fische an.~~
Ad99998 05 042aAd99998 05 042a.jpgFig. 1. Der blaue Schillervogel. (Papilio Nymphalis gemmata, Iris.)~~Dieser Schmetterling lebt in Teutschland, und ist einer unsrer schönsten Tagfalter. Er ist mit ausgebreiteten Flügeln 4 Zoll breit. Fig. A zeigt ihn auf der Ober- und B auf der Unterseite. Auf der Oberseite ist die Grundfarbe der Flügel braun, und der eine Flügel schillert, wenn man den Schmetterling etwas schief betrachtet, immer sehr schön himmelblau. Dies kommt von dem sonderbaren Bau seiner kleinen Farbenfedern oder Schüpchen her, welche beinahe wie Tulpenblätter aussehen (fig. D) wie ein Fächer gefältelt, und so gestaltet sind, dass die eine Seite der Fältchen braun, und die andere blau aussieht, wie fig. E zeigt. Die Unterseite der Flügel schillert nicht, sondern ist braun, gelb und weiss sehr schön gezeichnet. Die Raupe (fig. C.) sieht grün aus, hat am Kopfe ein Paar Spizzen, und lebt auf den Sahlweiden. Dieser Schmetterling heisst auch die Iris.~~Fig. 2. Der Apollo. (Papilio eques Heliconius, Apollo.)~~Dieser Tagfalter heisst der Teutsche Apollo, und ist beinahe eben so gross, als die Iris. Er ist sehr schön gezeichnet, die Grundfarbe der Flügel blassgelb, mit schwarzen und rothen Flecken. Man findet ihn gewöhnlich auf hohen Bergen, und daher vorzüglich in der Schweiz auf den Alpen. Seine Raupe ist schwarz, stark behaart, mit orangefarbnen Puncten (fig. e) und nährt sich von den feste Blättern der Steinbrechs-Arten.~~
Ad99998 05 043aAd99998 05 043a.jpgFig. 1. Der Greifadler.~~Dieser grosse Adler, der mit ausgebreiteten Flügeln 8 bis 9 Fuss misst, lebt in mehreren Theilen von Süd-Africa, und nährt sich von Antilopen, Hasen und anderen Thieren, die er mit seinen starken Klauen fängt. Er hat ein weiss und braun gesprengtes Gefieder, und am Hinterkopfe einen lang herabhängenden Federbüschel.~~Fig. 2. Der Haubenadler.~~Der Hauben-Adler bewohnt Paarweise das Kafferland, gleicht an Grösse unserm teutschen Bussard, übertrifft ihn aber sehr an Kühnheit und Muth. Von dem langen haubenähnlichen Federbüschel am Kopfe erhielt er den Namen Hauben-Adler. Seine Nahrung besteht in Enten, Rebhünern und anderem Flügelwerke. Die Hauptfarbe seines Körpers ist dunkelbraun.~~Fig. 3. Der Weissling.~~Dieser zierliche Falke gefällt uns sogleich durch sein sanftes weisses Gefieder, welches mit Gelb und Braun geflammt ist. Er findet sich in den Wäldern des Hutniqua-Landes, wo er auf hohen Bäumen nistet. Mit grösster Behendigkeit und Schnelligkeit verfolgt er die wilden Tauben und andere Waldvögel, die selten seinen Klauen entkommen.~~Fig. 4. Der Singadler.~~Dieser Adler, den uns le Vaillant, so wie die vorigen von seiner Reise durch Africa mitbrachte, ist eine seltene Erscheinung unter den Raubvögeln, da er mehrere gesangvolle Töne von sich giebt. Er hat die Grösse von unserem See-Adler, und nährt sich gewöhnlich von Fischen, die er, aus der Luft herabschiessend, fängt. Da er sehr scheu ist, so wird er selten von denen, die ihm nachstellen, erlegt.~~Fig. 5. Der Wasseraar.~~Der Wasser-Aar, der gleichfalls von Fischen lebt, hält sich am Ufer fischreicher Flüsse nahe am Meere auf, und lauert da auf seinen Fang. Sein Gefieder ist dicht und stark, und braun und weiss gefärbt.~~Fig. 6. Der Kaffervogel.~~Dieser im Kaffer-Lande sich findende Adler wird so gross als unser Gold-Adler, nährt sich vom Aase, und gleicht hierin, und durch den Schnabel und die platteren Füsse mehr dem Geier. Der ganze Körper ist mit schwarzen Federn überdeckt, und die langen Flügel ragen noch über den Schwanz hinaus.~~
Ad99998 05 044aAd99998 05 044a.jpgDer Riesen-Apfel.~~Dieser Apfel ist vielleicht die grösste Baumfrucht, welche in unseren Gärten wächst, und verdient daher seinen Namen, der Riesenapfel mit Recht, weil wir Alles, was verhältnismässig in der Natur ausserordentlich gross ist, riesenhaft nennen. Was also der Riese unter den Menschen ist, das ist dieser Apfel unter den Aepfeln; denn Alles ist an ihm gross und dick; Baum, Holz, Blätter, Blüten und Frucht, welche 5 1/2 Zoll breit und 4 Zoll hoch ist.~~Dieser Baum ist in seiner Blüte eine der schönsten Zierden unserer Obstgärten und im Herbste, wenn seine ungeheuern Früchte reifen, ist er kaum fähig seine Last zu tragen; so dass man auch seine Aeste unterstützen muss, damit sie nicht brechen.~~Der Apfel selbst, wenn er reif ist, sieht hell grüngelb aus, und hat an der Sonnenseite einen rothen Backen, welches ihm ein sehr schönes Ansehen giebt. Er ist wohlschmeckend, obgleich er nicht zum Tafelobste, welches man roh isst, sondern vielmehr zum Wirthschaftsobste, welches zu Backwerke und anderen Küchenspeisen gebraucht wird, zu rechnen ist.~~
Ad99998 05 045aAd99998 05 045a.jpgDas empörendste Unrecht, welches der Mensch begehen kann, ist, seinen Mitmenschen zu seinem niedrigen Sclaven zu machen, und gleich einem Thiere Handel damit zu treiben. Und doch geschieht dieses heutigen Tages noch immer mit den unglücklichen Negern in Africa. Den Europäern, die sich zum Theil zu Herren des festen Landes von America und von den westindischen Inseln gemacht haben, fehlt es in den dortigen Gegenden an Arbeitern zu ihren Plantagen und Bergwerken; denn die Eingebornen sind zu schwächlich und auch in zu geringer Anzahl, und Europäer lassen sich zu solchen niedrigen Sclavendiensten nicht brauchen. Sie schicken daher jährlich eine Menge von Schiffen nach der Westküste von Africa, vorzüglich nach der Küste von Guinea ab, die von den dortigen Sclavenhändlern auf Menschenmärkten, die armen Neger wie Schlachtvieh kaufen. Diese unglücklichen Geschöpfe werden durch List oder mit Gewalt in dem Inneren von Africa weggefangen, oder von ihren Familien weggerissen, Paarweise zusammengekuppelt, und so Scharrenweise nach den Sclavenmärkten getrieben. Wir sehen auf Fig. 1. solch' ein schreckliches Schauspiel, wo die schwarzen Sclavenhändler einen Vater von seinen Kindern losreissen, und nach den Transportschiffen, die man in der Ferne sieht, schleppen. Ein solches Schiff (Fig. 2.) ist ein wahrer Kerker für die armen Gefangenen, da der Capitain aus Gewinnsucht den Raum möglichst zu benutzen sucht. Die Sclaven liegen deswegen in engen drittehab Fuss hohen Behältnissen Paarweise zusammen gefesselt, so enge nebeneinander, (Fig. 2. A. B. C.) dass sie sich nicht rühren können. Nur selten werden sie auf das Verdeck an die Luft geführt, und ihre Nahrung besteht in einem dickgekochten Brei. Viele sterben daher aus Verzweiflung lieber Hungers, um sich nur von ihrem gränzenlosen Elende zu befreien. Die meisten werden aber durch ansteckende Krankheiten, die bei dem heissen Klima aus der verdorbenen Luft in den engen Behältnissen entstehen, dahin gerafft. Kömmt das Sclavenschiff an Ort und Stelle, so macht der Capitain öffentlich seine Ankunft bekannt, und verkauft nun den herzuströmenden Pflanzern oder ihren Mäklern seine Sclaven. Der Preis eines gesunden männlichen Sclavens in Westindien ist gewöhnlich 300 Thaler; die Weiber kosten etwas weniger. Die gekauften Sclaven werden von dem Pflanzer nun auf seine Plantagen getrieben, und da hängt ihr gutes oder schlechtes Loos von der Willkühr ihres neuen Herrn ab.~~
Ad99998 05 046aAd99998 05 046a.jpgFig. 1. Die Felsenbrücke in Virginien.~~In der nordamericanischen Provinz Virginien findet sich, nicht weit von den blauen Bergen, eine seltene Erscheinung; nämlich eine ungeheure Felsenbrücke, die die Natur selbst bildete. Der englische Reisende Weld beschreibt sie uns folgendermaassen. Durch eine gewaltsame Erschütterung riss die Natur diesen Felsen auseinander, so dass ein Spalt vom Gipfel bis zum Fusse des Berges entstand, der sich eine teutsche Meile weit erstreckt. Bei der Erschütterung trennte sich wahrscheinlich der obere Theil des Felsens, und viel so queer über den Spalt, dass er eine natürliche Bogenbrücke bildete. Dieser Bogen ist 80 Fuss breit, 40 Fuss dick, und oben an der einen Seite mit Nadelholz bewachsen. Unbemerkt kommt man aus dem dicken Walde dahin; man ahndet nicht auf einer Brücke zu seyn, bis man an den Rand gelangt, und in eine schauerliche Tiefe von einigen hundert Fuss hinabsieht. Ist man über die Brücke gelangt, so führt ein steiler Fusssteig zwischen Felsen und Bäumen hinab in den Abgrund.~~Fig. 2. Hänge- und Zugbrücken in Süd-Amerika.~~Als Gegenstück zu der vorigen riesenhaften Naturbrücke, sehen wir hier einige leichte Brücken, durch deren Hülfe die Spanier in Südamerica leicht über die Flüsse setzen. Die erste besteht aus einem queer über den Fluss gezogenen starken Seile, an das ein leichter Nachen befestigt ist, in den sich der Ueberzuschiffende legt, und so wird der schwimmende Kahn von einem einzigen Menschen leicht herübergezogen. Auf gleiche Art transportirt man auch Pferde, indem man sie durch ein Tragband an das Hauptseil befestigt, und durch das zweite Seil dann schwimmend herüberzieht. Die dritte Art ist die hängende Brücke. Sie besteht aus an einander gefügten Bretern, die von unten durch zwei Stricke oder Ketten verbunden sind, und an den Ufern an starke Pfähle befestigt werden. Die Brücke biegt sich bis zum Wasserspiegel, und so geht der Reisende, indem er sich an den Seitenstricken anhält, leicht darüber weg.~~
Ad99998 05 047aAd99998 05 047a.jpgDie grosse dunkle Damascener-Rose. (Rosa Damascena grandiflora.)~~Unter allen Rosen-Arten ist diese Sorte die grösste und prächtigste. Wir haben oben einen Riesenapfel kennen gelernt, der wegen seiner ausserordentlichen Grösse diesen Namen führte; und wir könnten eben so diese Blume die Riesen-Rose nennen, denn ihr Durchmesser ist 5 Zoll; und sie macht ebenwegen ihrer ausserordentlichen Grösse, eine vorzügliche Zierde unserer Gärten. Ihre Farbe ist karmoisinroth, oft sehr dunkel, und in der Mitte hat sie ein goldgelbes Auge; ihr Strauch wird 3 Fuss hoch, und ist sehr bedornt. Unsere strenge Winterkälte kann sie nicht wohl vertragen.~~
Ad99998 05 048aAd99998 05 048a.jpgDie Venetianische Traube oder der bunte Wein. (Vitis vinifera bicolor.)~~Dieser sonderbare Weinstock gehört unter die, zur Zeit noch seltnen schönen Zierpflanzen unserer Gärten, denn seine karmesinroth und grün geschäckten Blätter, geben an dem Espalier einer Wand den fröhlichsten Anblick. Noch sonderbarer aber sind im Herbste seine bunten Trauben, welche theils ganz blaue, theils ganz grüne, theils halb grüne und halb blaue, theils blau und grün gestreifte Beeren haben. Man solle glauben, die grünen Beeren wären noch nicht reif; allein dies ist nicht der Fall, und die grünen Beeren sind eben so reif und wohlschmecken, als die blauen.~~Man hat diese schöne Spielart des Weinstocks die venetianische Traube deshalb betitelt, weil ein teutscher Gartenliebhaber die erste Pflanze davon aus einem Garten im venetianischen Gebiete mitbrachte.~~
Ad99998 05 049aAd99998 05 049a.jpgFig. 1. Der Ohren-Geier.~~Dieser Geier bewohnt Süd-Africa, und ist so gross, dass er mit ausgespannten Flügeln zehn Fuss misst. Seinen Namen hat er von den rothen Fleischlappen, womit die Ohren umgeben sind. Der Kopf ist, wie bei den übrigen Geierarten, kahl. Um den kahlen Hals steht eine Krause von steifen Federn: das übrige Gefieder ist dunkelbraun. Seine Nahrung besteht in Aas, und er wittert durch seinen feinen Geruch die todten Körper in weiter Entfernung aus.~~Fig. 2. Der Struntgeier.~~Der Struntgeier findet sich am Vorgebirge der guten Hoffnung allenthalben. Er bewohnt felsige Gebirge, und lebt vom Aase, das er auch an der Meeresküste aufsucht. Er ist etwas kleiner als der Ohren-Geier, und isabellgelb gefärbt. Sein Nest macht er in den Felsenklüften.~~Fig. 3. Der Schogun.~~Der Schogun ist eine Geierart aus Ostindien, die uns le Vaillant beschreibt. Dieser Vogel erreicht die Grösse eines Truthahns. Die Hauptfarbe seines Gefieders ist schmutzigbraun, der nackte Hals ist weislich, und eine Federkrause von ähnlicher Farbe umgiebt ihn da, wo der Leib anfängt. Von der Lebensweise dieses Vogels wissen wir noch gar nichts.~~Fig. 4. Der Gaukler.~~Der Gaukler findet sich im Hutniqua-Lande, und an der ganzen Ostküste von Süd-Africa, sehr häufig. Er zeichnet sich durch seinen sehr kurzen Schwanz aus, über den die Flügel noch hinausragen. Im Fluge wendet er sich sehr schnell, schiesst eine Strecke herab, und steigt dann wieder in die Höhe. Dieses Spiels wegen nannte ihn le Vaillant den Gaukler. Er nährt sich vom Aase, doch stösst er auch auf Antilopen.~~Fig. 5. Der Urigurap.~~Dieser weissgelbe Geier, der die Grösse einer Truthenne hat, bewohnt das ganze südliche Africa, und lebt ganz friedlich neben den herumziehenden Heerden der Hottentotten, die ihn Urigurap nennen. Da nährt er sich vom Fleische gefallener Thiere und anderen Abgängen. Der Schnabel ist lang und schmal, und der Hintertheil das Halses mit langen Federn besetzt.~~
Ad99998 05 050aAd99998 05 050a.jpgAls der Spanier Pizarro im Anfange des sechszehnten Jahrhunderts (1525) das goldreiche Peru entdeckte, und bald unterjochte, war dies südamericanische Land von einer ziemlich gebildeten Nation bewohnt, deren Abkömmlinge mit einigen dortigen Spaniern auf dieser Tafel abgebildet sind. Ausser diesen findet man hier Mulatten, welche aus der Verbindung der Europäer mit Negern entstehen, und die sich zahlreich in Peru befinden.~~Fig. 1. Einwohner von Lima.~~Ein Spanier und ein Spanierin aus den mittleren Ständen in Peru. Sie sind nicht in Spanien geboren, wie ihre dunkle Gesichtsfarbe zeigt, sondern eingeborne Peruaner, von spanischen Vorfahren, oder sogenannte Creolen. Sie sind im Sonntagsstaate, wie mehrere der hier vorgestellten Personen, die bei Gelegenheit eines feirlichen Festes abgebildet sind. Der mit einem scharlachnen Mantel bekleidete Bürger, trägt sein langes Haar in einem Netze oder einer Redesilla, welche an der Stirne zusammengeschnürt wird. Sein weiter Mantel zeichnet ihn vor dem Mulatten No. 5. aus.~~Fig. 2. Vornehme Frau aus Lima.~~Eine Dame aus den höheren Ständen in Peru - auch eine Spanierin im vollen Putze, mit einem in viele Falten gelegten Reifrocke, Spitzenärmeln, einer Mautille von Scharlachrother Vigogne mit Selber gestickt, Perlenschmuck um den Hals, und einer Spitzenhaube.~~Fig. 3. Indianer aus Peru.~~oder eingeborne Peruaner in häuslicher Tracht. Sie gehören zu der zimmetfarbenen Abart der Menschen, welche die ursprünglichen Bewohner America's grösstentheils bilden. Die Kleidung der Frau ist der unserer Bäuerinnen, wie sie nicht völlig angezogen sind, ähnlich. Der hinter ihr stehende Mann hat den Pongo an, ein Ueberhängekleid, fast nach der Art der Hemden, welche unsere Fuhrleute in Teutschland über ihre Kleider ziehen, nur dass es an beiden Seiten offen ist.~~Fig. 4. Landleute aus Peru~~oder eingeborne Peruaner im Sonntagsputze. Der Mann trägt über den Pongo noch ein schwarzes Skapulier, welche aber mit einem überhängenden, mit Tressen eingefassten Kragen versehen ist. Von der spitzigen Mütze der Frau, dem einzigen Ueberbleibsel ihrer alten peruanischen Tracht, hängen breite gestreifte Bänder herab.~~Fig. 5. Einwohner von Quito.~~Ein Paar Mulatten, deren Anzug sich dem der peruanischen Creolen näert. Ihre Hauptfarbe fäll in das kaffeebraune. Quito ist eine andere grosse Stadt im Königreiche Quito, welche beinahe unter der Linie liegt.~~
Ad99998 05 051aAd99998 05 051a.jpgFig. 1. Die Teufelsbrücke auf dem St. Gotthard.~~Um aus der Schweiz nach Italien zu kommen, wählt man gewöhnlich den Gebirgsweg über den St. Gotthard, ein hohes Gebirge, in dem kleinen Schweizer Canton Uri. Diese Reise muss man wegen der steilen Gebirge entweder zu Fuss oder auf Maulthieren machen. Man steigt von dem Schweizer Städtchen Altorf immer aufwärts längs der Reuss, die eine Menge von Wasserfällen bildet. Schon hat man acht Brücken passirt; jetzt kommt man auf einmal zu einer fürchterlichen Felsenschlucht, in die sich die Reuss tosend und schäumend hinabstürzt. Ein einziger kühn gesprengter Bogen führt darüber, und dieses ist - die so bekannte Teufelsbrücke. Rings umher sieht man nichts als grosse, öde Felsenmassen, die das schauerliche des ganzen Bildes noch vermehren. Ist man über die Brücke hinüber, so zeigt sich der Teufelsberg, eine aus grossen Granitblöcken, von der Natur kühn aufgethürmte Felsenmasse. Hier muss man einen langen dunkeln Gang durch das Gebirge passiren, welches das Urner oder Ursener Loch genannt wird. Dieses führt zu einem angenehmen freundlichen Thale mit den schönsten Alpenwiesen - ganz das Gegentheil der unwirthbaren Gegend der Teufelsbrücke. Man braucht zur Reise über den Gotthardt von Altorf bis Bellinzone auf der italienischen Seite drei Tage. Da dieses zugleich eine Handelstrasse ist, die in vorigen Zeiten stark besucht wurde, so war auf der Höhe sonst ein Capuciner-Kloster errichtet. Hier erquickten sich die Reisenden, fanden frische Maulthiere für ihre Waaren, und die gutmüthigen Klosterbrüder suchten mit Hülfe grosser abgerichteter Hunde, selbst die im Schnee verunglückten Passagiere zu retten.~~Fig. 2. Die Rhone-Brücke zu St. Moritz.~~Bei dem Flecken St. Moritz im Walliser Lande, treten die Gebirge so nahe zusammen, dass sich hier der Rhonefluss durch ein enges Felsenthor wüthend und brausend durchdrängt. In einiger Entfernung von dem eben erwähnten Felsenthore steht dann die hier abgebildete berühmte Brücke. Sie besteht aus einem einzigen Bogen, dessen Enden sich auf die beiden Berge, den Dent de Mocle und Dent zu Midi stützen.~~
Ad99998 05 052aAd99998 05 052a.jpgSo wie wir oben auf Taf. XIII. die grösste aller Rosen, die Riesenrose bewunderten, lernen wir hier die beiden kleinsten und niedlichsten Rosensorten, die man eben so im Gegensatze die Zwergröschen nennen könnte, kennen. Dies sind folgende zwei Sorten.~~Fig. 1. Die kleine Provencer-Rose. (Rosa provincialis minima.)~~Die kleine Provencer Rose - welche auch die Ranunkel-Rose heist, weil sie an Grösse und dem Baue ihrer Blume völlig der Ranunkel gleicht - führt den Namen von ihrem Vaterlande, der Provence, im südlichen Frankreich, und ist ein überaus liebliches Röschen. Ihr Strauch wird selten über 1 Fuss hoch, hat überaus zartes grünes Holz, kleine niedliche Blätter, und nur wenige zarte Dornen. Ihre Blume hat selten über 1 Zoll im Durchmesser, ist dunkel, oft auch hellkarmoisinroth, und sieht völlig aus wie eine Ranunkel, so dass man sie auch in der Ferne für eine dunkelrothe Ranunkel halten könnte.~~Fig. 2. Das Dijon-Röschen. (Rosa Damascena Dijonensis.)~~Dies kleine allerliebste Miniaturröschen ist die lieblichste und zierlichste Blume, die man nur sehen kann. Sie führt ihren Namen von der Stadt Dijon in Frankreich, woher wir sie zuerst erhielten. Ihr kleiner noch keinen Fuss hoher Strauch, ihr zartes hellgründes, fast dornenloses Holz, ihre kleinen drei- und fünflappigen Blätter, ihre noch keinen Zoll grosse blassrothe Blume, die im Aufblühen der Centfolie gleicht, alles ist äußerst zierlich und elegant an ihr. Sie gehört, nach der Characteristik ihres länglichen Fruchtknoten, zu den Damascener Rosen.~~
Ad99998 05 053aAd99998 05 053a.jpgFig. 1. Der Schukuhuh.~~Diese Eulenart lebt im südlichsten Afrika, jagt zwar nur bei Nacht, kann aber, wenn sie am Tage aufgejagt wird, doch auch bei Sonnenscheine fliegen. - Sie ist fast von der Grösse der gemeinen Ohreule, hat aber einen längeren Leib und auch längere Füsse. Die gefalteten Flügel reichen bis auf drei Viertheil der Länge des Schwanzes hinab. Füsse und Zehen sind mit grauweissen, seidenartigen Federn bedeckt. Schnabel und Klauen sind schwarzbraun, und die Augen dunkel topasengelb. Die Grundfarbe des Gefieders ist braun von allen Tiefen und Höhen der Farbe mit weissen Flecken. Der Unterleib ist lichter und regelmässiger geschuppt. Der Schwanz ist dunkelbraun und röthlichweiss in die Queere gestreift.~~Fig. 2. Der Huhul.~~Der Huhul ist eine noch wenig bekannte, schöne Eule, welche sich im westlichen Südamerika findet. Er geht gegen die Gewohnheit der Eulen auch am Tage auf seinen Raub aus, wie er sich denn durch seinen ganzen Bau sehr den Tag-Raubvögeln nähert. Sein fast ganz unbedeckter Schnabel ist, so wie Zehen und Krallen, schön gelb. Der Schwanz hat zwei Drittheil der Länge des Körpers, und wenn die Flügel gefaltet sind, reichen sie bis auf die Hälfte desselben. Das ganze Gefieder des Körpers ist schwärzlich und weiss geschuppt. Die Füsse sind kamaschenartig mit schwarzen Federchen bedeckt. Die Flügel sind kaffeebraun, mit einzelnen, weiss eingefasten Federn. Der Schwanz ist noch dunkler braun und weiss geadert, fast wie manche Marmorarten. - Der Huhul hat die Grösse der gemeinen Steineule.~~Fig. 3. Die Steineule mit dem Ringkragen.~~Diese seltene Eulenart ist grösser wie die gemeine Eule, und kleiner, als der Uhu. Das ganze Ober- und Hintertehil derselben ist dunkel chokoladebraun, eben so das Gesicht. Brust, Bauch und Seiten sind weiss. Ueber den Augen zeichnen sich zwei weisse Augenbraunen, und eben so auf der weissen Brust ein brauner Ringkragen aus. Der oben dunkelbraune Schwanz ist mit weissen Queerstreifen und solcher Einfassung versehen. Der Schnabel ist an der Spitze gelb, und an der Wurzel bläulicht. Füsse und Zehen sind mit seinen hochweissen Federn eingefasst. Die Krallen sind schwarz.~~Fig. 4. Die Steineule mit dem Federbusche.~~Der blendend weisse Federbusch, welcher diese in Guyana einheimische Eule auszeichnet, erhebt sich nicht wie bei den Uhus ohrenförmig auf dem Kopfe, sondern entspringt an der Wurzel des Schnabels, läuft um die Augen her und schwankt, indem sich die anfangs kurzen und sehr biegsamen Federn immer verlängern, dann auf beiden Seiten des Halses hinab. Diese Eulenart ist von der Grösse der gemeinen Ohreule, hat einen gelben Schnabel und braune Krallen. Vorder- und Untertheil des Leibes sind weisslich mit seinen dunkeln Streifen durchzogen, das Obertheil des Körpers, Rücken, Flügel und Schwanz düster rothbraun, hier und da weiss gefleckt. Die Füsse sind bis zu den Zehen mit bräunlichen Feder bedeckt.~~Fig. 5. Die Steineule mit schwarzer Maske.~~Eine seltene Eulenart, die aus dem südlichen Amerika stammen soll, und wenig bekannt ist. Die beiden grossen schwarzen Flecken des Gesichts stechen lebhaft gegen das zarte Weiss, mit dem der ganze Vordertheil des Körpers, so wie auch der übrige Kopf, das Hintertheil des Halses und der Achseln bedeckt ist, ab. Flügel und Schwanz sind bräunlich, erstere mit zerstreuten weissen oder schwarzen Flecken hier und da bedeckt. Schnabel und Krallen sind schwärzlich, und die Füsse, so wie die Zehen mit Federn bedeckt.~~Fig. 6. Die weisse Steineule.~~Wahrscheinlich ist diese ganz schneeweisse Eulenart (mit Ausnahme einiger schwarzen Flecken auf den Flügeln) unter dem kalten Himmelsstriche einheimisch. Wenn die Fügel ruhen, reichen sie einige Zolle über den Schwanz hinweg. Die Füsse und Zehen sind durchaus mit seidenartigen, sehr dichten Federn bedeckt, so dass man kaum die Spitzen der schwarzen Krallen sehen kann. Der Schnabel ist gleichfalls schwarz.~~
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Insekten XXXV. Bd. V. No. 52.

AUSLÄNDISCHE SCHMETTERLINGE.

Die hier abgebildeten schönen Schmetterlinge sind sämmlich Bewohner fremder heisser Länder. Dort scheint die ganze Natur schöner zu seyn; Fische, Vögel, Insecten glänzen von tausend herrlichen Farben, und setzen das Auge der Reisenden, die aus nördlichen Gegenden dahin kommen, in Erstaunen.

Fig. 1. Der Grün-Marmor.

Dieser seltene Tagvogel hat die Farbe von grün und schwarzem Marmor, wovon er auch den Namen hat. Nach seiner äussern Gestalt und den Ausschnitten an den Flügeln hat er viel Aehnlichkeit mit unserm Schwalbenschwanze oder Seegelvogel, ist aber grösser als letzterer.

Fig. 2. Der Harlekin.

Der Harlekin ist ein schöner Nachtvogel, der von seiner buntfleckigen Zeichnung, die man mit der Harlekins-Kleidung verglich, genannt wurde. Der goldgelbe Körper hat eben zur Hälfte blaue Vorderflügel mit weissen Flecken. Die goldfarbigen Hinterflügel sind schwarz gefleckt.

Fig. 3. Die Indianische Goldborde.

Dieser prächtige Schmetterling ist gleichfalls über und über goldgelb gefärbt, mit einem hochgoldgelben Flecke auf den Vorderflügeln.

Fig. 4. Der Feuerfleck.

Die langgezogenen Flügel sind rauchbraun von Farbe, und auf den Vorderflügeln in der Mitte sitzt ein grosser, hochrother Fleck.

Ad99998 05 055aAd99998 05 055a.jpgUnser so wohlschmeckender, allgemein bekannter Flusskrebs ist ein Insect, das sich nicht bloss in allen Theilen von Europa findet, sondern auch in mehreren Theilen von Afrika, Asien und Amerika abgetroffen wird. Seine gewöhnliche Länge beträgt 4 bis 6 Zoll, doch giebt es bisweilen auch Flusskrebse, die einen Fuss lang sind. Seine Farbe ist sehr verschieden, denn bisweilen giebt es auch blaue und rothe Krebse; doch gewöhnlich erscheint er wie hier bei Fig. 1. schwarzgrün gefärbt. Die Männchen unterscheiden sich von den Weibchen durch breitere Scheeren und einen schmälern Schwanz. Erstere werfen ihre Schale ab, oder mausern sich im Frühjahr, letztere im Herbste, und heissen alsdann Butterkrebse. Sie paaren sich im Herbste, und das Weibchen trägt ihre Eier bis zum Frühjahr unter dem Schwanze, bis dann im Junius oder Julius die kleinen Krebschen zum Vorschein kommen. Sie wachsen viele Jahre fort, und werden im Ganzen gegen 20 Jahr alt. Merkwürdig ist es, dass wenn die Krebse ihre Scheeren verlieren, diese von neuem wachsen; manchmal erhalten sie dann wie bei Fig. 2 und 3. eine monströse Gestalt.~~Der Krebs lebt in Flüssen, Bächen und Teichen der süssen Gewässer, und seine liebste Nahrung sind todte Körper, denen er im Wasser weit nachgeht. Wir wollen jetzt auch etwas von seinem innern Bau kennen lernen. Fig. 4. stellt das vergrösserte aus einer schwarzen Halbkugel bestehende Auge vor. - Wenn man die äusseren Schalen wegbricht, so sehen wir die innere Structur des Krebses. Der Magen aa liegt im Kopfe, von ihm geht der Mastdarm f durch den ganzen Schwanz fort. Das Herz c ist weiss, mit vier grossen Gefässen. Fig. 6. dd sind Muskeln, die den starken Zahn im Maule in Bewegung setzen, womit der Krebs seine Nahrung zermalmt. Bei ee sind Oeffnungen, wodurch der Krebs Wasser und Luft aus- und einathmet.~~
Ad99998 05 056aAd99998 05 056a.jpgUnter die Naturschauspiele, welche selbst das roheste Herz mit unwillkührlicher Ehrfurcht und Bewunderung ergreifen, gehören Wasserfälle, wenn in ihnen eine etwas bedeutende Wassermasse eine beträchtliche Höhe herabstürzt. Sie entstehen, wenn das Bette eines Flusses plötzlich viel tiefer wird, als es vorher war. Seltener geschieht der Wassersturz ganz senkrecht, wie bei dem Falle des Teverone im Kirchenstaate, dem Staubbach in der Schweiz und einigen andern. Gewöhnlicher ist die Fläche des Sturzes nur sehr stark gegen die Horizontallinie geneigt.~~Unter die merkwürdigsten Wasserfälle der alten und neuen Welt gehören die auf Taf. 54. abgebildeten Fälle des Niagara und des Rheins bei Lauffen.~~Fig. 1. Fall des Niagara.~~Das innere Nordamerika ist voll beträchtlich grosser Landseen, deren Wassermenge der St. Lorenz-Strom, einer der grössten der Welt, abführt. Zwei jener Seen, der Erie und der Ontario, sind durch einen an 8 teutsche Meilen langen natürlichen Canal, den Niagara-Strom verbunden, der anfänglich bei seinem Austritte aus dem See Erie mit unbeträchtlicher Schnelligkeit fortströmt, bald aber durch Aufnahme beträchtlicher Flüsse verstärkt und zwischen felsigten Ufern eingeengt, dem merkwürdigen Falle zueilt, wo ein Strom von fast 4000 Fuss Breite in eine Tiefe 150 Fuss lothrecht hinabstürzt. Zwei Inseln auf dem Bette des Catarakts theilen ihn in drei Abttheilungen. Der östliche, auf dem Kupfer recht liegende Theil des Falls hat ein um 18 Fuss niedrigeres Bette, als die beiden andern. Aber eben aus diesem Grunde strömt ihm die grösste Wassermasse zu, und sein Anblick ist der erhabenste unter den drei Fällen. Der dichte, weisse Wasserdampf, der unausgesetzt von ihm emporsteigt, wird auf 12 teutsche Meilen weit gesehen, und bei stillem Wetter hört man sein Toben auf 3 bis 4 Meilen weit. Den Totaleindruck des Ganzen fasst keine Auge und erreicht keine Beschreibung.~~Fig. 2. Rheinfall bei Lauffen.~~Dieser nicht so grosse, als der vorhergehende, aber gleichfalls sehr sehenswürdige Fall eines der prächtigsten Ströme Europa's findet bei dem Schlosse Lauffen, eine kleine Stunde unterhalb Schaffhausen, auf der Gränze zwischen Teutschland und der Schweiz statt. Auf dem Kupfer liegt dieses Schloss rechts, und unterhalb demselben bemerkt man fast mitten im Falle ein kleines Gerüst, die Fischez, von dem man zwar den ganzen Fall nicht übersieht, allein gerade die drei Fälle desselben, welche den grössten Eindruck machen. Mehrere Felsen, die sich theils im Falle, theils im Rande desselben erheben, theilen ihn nämlich in fünf Fälle. Der höchste und mächtigste ist unter dem Schlosse Lauffen. Seine Höhe beträgt bei niedrigem Wasser 50-60, bei hohem Wasser aber 80 Fuss. Dann ist das Donnern des Falls so fürchterlich, dass die Stimme des Menschen verhallt. Bei sehr stillem Wetter hört man den Fall auf 2 Stunden weit. - Von dem auf dem Kupfer links liegenden Schlösschen im Wörth, wo die über dem Falle ausgeladenen Waaren wieder eingeschifft werden, kann man den ganzen Fall übersehen. Bei sehr niedrigem Wasser ist man schon von Neuhausen, was links über Wörth am Falle liegt, bis zu dem zweiten Felstrümmer, der den Fall, von Lauffen aus gerechnet, abtheilt, gelangt.~~
Ad99998 05 057aAd99998 05 057a.jpgDie zum Theil sehr rauhe, aber durchaus von hohen Naturschönheiten erfüllte Schweiz, wird von einem friedlichen und arbeitsamen Volke bewohnt, bei dem sich ähnliche Volksfeste erhielten, wie wir solche in der Geschichte bei den Griechen, und gegenwärtig noch hier und da in Europa und auf einigen der glücklichen Inseln finden, die in dem grossen Oceane (dem stillen Meere, der Südsee) liegen. Der Stifter dieses Fests, von dem einzelne Scenen auf dieser Tafel abgebildet sind, war der Schultheis von Müllinen in Bern, und es war am 17then August 1805 zum erstenmale vor einer beträchtlichen Anzahl fröhlicher und friedlicher Zuschauer gefeiert. Kunstfertigkeiten und Körperstärke und Gewandtheit waren der Gegenstand des Fests. Wer den andern in einer oder der andern dieser Kraftäusserungen übertraf, dem ward ausser dem Beifalle der versammelten Menge ein Preis zu Teil. Der Platz dieses Festes war äusserst glücklich in einem anmuthigen Thale zwischen dem Thuner und Brienzer See gewählt, und die Witterung begünstigte das Fest sehr.~~Fig. 1. Schwinger.~~Beide Kämpfer haben einen ledernen Gürtel um die Hüften geschlungen. Jeder sucht seinen Gegner vermittelst desselben empor zu heben, und dann rücklings auf das Gras zu werden. Die Stellungen dieser Kämpfer sind oft sehr drollig. Zuweilen scheinen sie einen Walzer zu tanzen, zuweilen bewegungslos einander gegenüber den Moment der Schwäche des Gegner zu erlauern. Wer hingeworfen wird, ist besiegt.~~Fig. 2. Alphornbläser.~~Das Alphorn ist kein meldodisches Instrument, allein in der Höhe der Alpen, wenn der Hirte seine zerstreute Heerde damit zusammenruft von herzergreifendem Tone. Ihm passt kein Concertsaal, wenn nicht das freie hohe Gewölbe des Himmels seine Decke und schroffe Klippen und tiefe Agründe sein Boden sind. Jeder Schweizer fühlt auch in der Ferne von seinem Lande sein Herz durch den Ton des Alpenhorns unwiderstehlich zur Heimath gezogen, und ehemals musste deshalb das Blasen des Alphorns den Schweizern untersagt werden, die im französischen Solde standen. Sie wären sonst alle in ihre friedliche Heimath zurückgekehrt. Bei diesem Feste konnten also auch die Alphörner nicht fehlen.~~Fig. 3. Steinstosser.~~Wenn das Schwingen oder Ringen besondere Gewandtheit voraussetzt, so erfordert das Steinstossen (Steinwerfen) ausgezeichnete Muskelkraft. Beides, Gewandtheit und Muskelkraft, sind dem Alpenbewohne, der oft halbe Jahre lang in Wildnissen nur bei seiner Heerde lebt, in hohem Grade nötig. Bei dem Steinstossen hebt der Mann den Stein mit der rechten Hand auf seine rechte Schulter, und giebt ihm dann, ohne sich von der Stelle zu bewegen, durch einen plötzlichen Schwung des Körpers einen Stoss, so dass er mehrere Schritte weit fort fliegt. Bei diesem Feste war ein Appenzeller einen 184 Pfund schweren Stein auf diese Art 10 Schritte weit. Gewiss! ein seltenes Beispiel von Muskelkraft.~~Fig. 4. Preiss-Vertheilung.~~Das Fest hatte den Morgen durch gedauert, und nach dem fröhlichen Mahle theilten die Stifter desselben nach Gutachten der Kampfrichter die Preise aus. Sie bestanden in spanischen Widdern zu Veredlung der schweizerischen Schaafzucht, Medaillen, Kühertaschen (Ränzeln der Kuhhirten auf den Alpen), Schwingergürteln, Stutzen (gezogenen Büchsen), Waidmesser, Kappen von englischem Leder fein gestickt usw. Die meisten dieser Belohnungen sieht man auf dem Kupfer theils auf dem Tische, theils an dem glücklichen Siegen, dem eben die junge Dame noch eine Medaille umhängt.~~
Ad99998 05 058aAd99998 05 058a.jpgDie prächtige Nelumbo. (Nelumbium speciosum.)~~Die prächtige Nelumbo, welche auch die geheiligte Indische und Aegyptische Bohnenblume genannt wird, ist eine merkwürdige Wasserpflanze, die von den alten Aegytiern und den Bewohnern von Indien als heiliges Gewächs betrachtet wurde, welches sie auf ihren Hieroglyphen und heiligen Denkmälern abbildeten. Die Ursache war folgende: In Aegypten hieng bekanntlich die Fruchtbarkeit des Landes von den Ueberschwemmungen des Nils ab. Wenn diese Gewässer stiegen, so zeigten sich auch die Lotosblumen, die blaue Seerose (siehe No. 23 dieses Bandes), und die rosenrothe prächtige Nelumbo als Wasserpflanzen auf der Oberfläche des Wassers, und wurden als heilige Boten der befruchtenden Fluthen betrachtet. - Die prächtige Nelumbo findet sich jetzt nicht mehr in Aegypten, sondern vorzüglich in Persien, Indien und China in Sümpfen und stehenden Wassern. Die hier in natürlicher Grösse abgebildete Blume ist schön rosenroth gefärbt, und sitzt auf 8 Fuss langen Blumenstielen. Die schildförmigen, oft 2 Fuss im Durchmesser haltenden Blätter haben eben so lange Stiele, die sie auf der Oberfläche des Wasser halten. Der gelbe Stempel sitzt wie eine halbe Citrone in der Mitte der Blume, und enthält 20 bis 30 Saamenkörner.~~Die starken Wurzeln, so wie die Saamenkörner werden von den dortigen Völkerschaften gegessen. - die prächtige Nelumbo nannten die Aegyptier auch oft die rosenrothe Lotusblume.~~
Ad99998 05 059aAd99998 05 059a.jpgDie Mollusken oder Weichwürmer machen eine besondere Classe der Würmer aus, die sich durch ihren gallertartigen, weichen, unbedeckten Körper auszeichnen, auch haben sie Fühlfäden oder Arme, die ihnen zum Fang ihrer Nahrung und zum Fortbewegen dienen. Ihre Gestalt ist sehr verschieden. - Zu den merkwürdigsten Mollusken gehört das Geschlecht der Sepien oder der Tintenwürmer, die sich im Meere aufhalten, und von kleinen Thieren leben. - Wir lernen auf dieser Tafel einige der Merkwürdigsten Arten kennen.~~Fig. 1. und 2. Der gemeine Tintenwurm. (Sepia officinalis.)~~Die gemeine Sepie oder der Kuttelwurm ist ein höchst sonderbares Thier. Wir sehen ihn bei fig. 1. Von der obern, bei fig. 2. von der untern Seite. Der längliche runde Leib steckt in einem häutigen Sacke, in den sich der Tintenwurm ganz zurückziehen kann. Am Kopfe sitzen acht Arme, womit er seinen Fang, der in Seekrebsen und kleinen Seegeschöpfen besteht zum Maule bringt. Dieses liegt (fig. 2.) zwischen den Armen, und hat einen hornartigen Schnabel, womit er den Fang klein macht. Ausser den 8 Armen sehen wir am Kopf noch zwei starke keulenförmige Fühlfäden, mit zahllosen Saugwärzchen bedeckt. Hiermit saugt er sich an Felsen fest, liegt gleichsam vor Anker, und lauert auf seinen Fang. In der Mitte des Leibes hat er, wie alle Tintenwürmer, einen Beutel mit einer tintenähnlichen Flüssigkeit, womit er das Wasser trübt, theils um seinen Feinden zu entgehen, theils um seinen Fang besser zu bekommen. Diese Flüssigkeit brauchen die Maler unter den Namen Sepia zum Tuschen. Auch findet sich im Rücken ein weisser poröser Knochen, der zum Poliren der Metalle, auch zu Zahnpulvern gebraucht wird, und weisses Fischbein oft genennt wird.~~Der gemeine Tintenwurm wird bis zu 2 Fuss lang, und findet sich fast in allen Meeren.~~Fig. 3. Der warzigte Tintenwurm. (Sepia tuberculata.)~~Diese Sepie lebt am Vorgebirge der guten Hoffnung, wird 1 Fuss lang, und der ganze gelbgrauliche Körper ist mit Wärzchen bedeckt.~~Fig. 4. Der gefleckte Tintenwurm. (Sepia maculata.)~~Der rosenroth gefleckte Tintenwurm bewohnt die ostindischen Gewässer, hat die Grösse des vorigen, und ebenfalls 8 Arme.~~Fig. 5. Der kleine Tintenwurm. (Sepia sepiola.)~~Der kleine Tintenwurm wird nicht über einen Zoll lang, und findet sich in zahlloser Menge an der Küste des mittelländischen Meeres. An den Seiten breitet sich der Sack zu flossenähnlichen Flügeln aus. -~~
Ad99998 05 060aAd99998 05 060a.jpgFig. 1. Der Pappelfalter (Papilio Nymph. Populi.)~~Der Pappelfalter oder grosse Eisvogel gehört unter die seltenen Schmetterlinge Teutschlands, und findet sich bloss in Waldungen, wo es Espen oder Zitterpappeln giebt. Da fliegt er im Junius und Julius herum. Die schwarzbraunen Flügel sind weiss, blau und roth gar schön gezeichnet. Die grüngelbe Raupe (A) lebt auf hohen Espen und Rothbuchen; sie verwandelt sich in die Puppe (B) aus der nach 2 bis 3 Wochen der Schmetterling ausfliegt.~~Fig. 2. Der Kressweissling. (Papilio Dan. Cardamines.)~~Der Kressweissling oder Aurora-Falter (c) findet sich im April und Mai auf waldigen Wiesen, und zeichnet sich durch seine schönen aurorafarbenen Oberflügel aus, welche aber dem Weibchen gänzlich fehlen. Die kleine grüne Raupe (a) lebt auf dem glatten Thurmkraut und der Wiesenkresse im Junius und Julius. Sie verwandelt sich in die nachenförmige Puppe (b), aus der im folgenden Frühjahr der Schmetterling kömmt.~~Fig. 3. Der Citronfalter. (Papilio D. Rhamni.)~~Ein schöner Schmetterling, der uns an den ersten warmen Frühlingstagen erfreut. Das Männchen (C) ist citronengelb, das Weibchen aber milchweiss gefärbt. Die Raupe (A) nährt sich von den Blättern des Faulbaums. Ehe sie sich verpuppt, zieht sie einen Faden um den Leib, und befestigt sich auf diese Art an ein Aestchen. Nach einigen Wochen erscheint der Schmetterling, der allenthalben in Gärten und auf Wiesen herumfliegt.~~Fig. 4. Der C Falter. (Papilio N. C. album.)~~Der braungelbe C Falter oder C Vogel ist, so wie alle Schmetterling dieser Tafel, in natürlicher Grösse abgebildet. Auf der Rückseite der Flügel (d) sieht man die Zeichnung eines c, wovon er den Namen hat. Er findet sich den ganzen Sommer hindurch an Mauern, Zäunen und an Wegen, denn selten setzt er sich auf Blumen. Die dornige Raupe (a) findet sich auf den Johannisbeersträuchern, Heckenkirschen und Ulmen.~~Fig. 5. Der Nesselfalter. (Papilio N. urticae.)~~Dieser bekannte Schmetterling, den man auch den kleinen Fuchs, die kleine Blaukante oder den kleinen Schildkrötenvogel nennt, ist einer der ersten Boten des Frühlings, und schön feuergelb, blau und schwarz gezeichnet. Er überwintert häufig in Schlupfwinkeln, deswegen zeigt er sich im Frühjahre so bald.~~Die gelbliche Dornenraupe (A) lebt auf der Nessel, die Puppe (B) hängt nur an der Spitze fest, und im Julius schlüpft der Schmetterling aus, denn die zeitigen Frühlings Blaukanten sind vom vorigen Jahre, die überwintert haben.~~
Ad99998 05 061aAd99998 05 061a.jpgNicht nur unsere Flüsse und Teiche und Seen auf dem festen Lande, sondern auch das grosse Weltmeer ist in den kältern Himmelsstrichen mit Eise bedeckt, welches merkwürdig genug, bei dem Aufthauen, süsses, trinkbares Wasser giebt, ohnerachtet es wirklich in dem salzigen und bittern Meere gefror. Man findet das Eis im Oceane entweder in grossen Massen, die Eisbänke, Eisinseln, Eisberge heissen, oder in kleinen Stücken, die man Eisschollen, Treibeis nennt. Eisfelder heissen ganze Strecken bald mehr, bald weniger verbundenen Eises in einer sehr grossen Ausdehnung. Unter den einzelnen schwimmenden Eismassen gegen die Pole zu giebt es welche von ungeheurer Grösse. Sie ragen oft weit aus der Fläche des Meeres hervor, bilden weite Ebenen, auf denen wieder Eisberge ruhen, und der getäuschte Schiffer glaubt hier oft Inseln mit Hügeln und Thälern, Thürmen und Häusern zu erblicken. Manche Seefahrer geben den höchsten solcher Eisberge eine Höhe von 1500 bis 1800 Fuss. Oft sind die Gestalten dieser Eisinseln sehr sonderbar, und zuweilen sehr malerisch. Dass sie eine so beträchtliche Höhe erreichen können, rührt theils dahr, dass sie, wie auch oft der Augenschein lehrt, aus auf- und untereinander geschobenen Schollen entstehen, theils aber durch den Schnee von Jahr zu Jahr Zuwachs erhalten, bis sie durch Strömungen und Winde in wärmere Gegenden geführt werden. Grosse Eisinseln und Eisfelder geben schon von fern ihr Daseyn durch einen hellen Widerschein am Horizont zu erkennen, den man den Eisblick nennt. Die Farbe dieser Eismassen ist mehrentheils weiss, zuweilen auch meergrün, und hier und das in das Blaue spielend.~~Fig. 1. Eisinseln.~~Diese schwimmenden Eisinseln traf des Admirals Murray Geschwader im Junius 1794 auf der Fahrt von England nach Amerika im nördlichen atlantischen Meere an. Wahrscheinlich waren sie aus der Baffinsbay oder dem Hudsonsbusen herunter getrieben. Einige davon waren so hoch, als der Mastbaum einer Fregatte, und hatten da, wo sie aus dem Meere hervorragten, an 800 Fuss im Umfange.~~Fig. 2. Eisfelder.~~Diese Figur giebt eine Abbildung des Eisfeldes, in welchem Capitain Phipps im August 1773 auf seiner Reise nach dem Nordpol mit seinen beiden Schiffen unsern der Küste von Spitzbergen festfror. Da es unmöglich gefinden war, sich mit den Schiffen auch bei allen aufgespannten Seegeln durch das Eis zu drängen, und das Durchsägen des Eises viel zu langsam von Statten gieng, so wurden die Boote der Schiffe ausgesetzt, und sollten von der Mannschaft bis zur offenen See über das Eis gezogen werden, wie dies hier auf der Figur vorgestellt ist, um im Nothfalle die Schiffe ganz verlassen zu können. Glücklicher Weise brach aber das Eis noch zu rechter Zeit, und die Schiffe wurden frei.~~
Ad99998 05 062aAd99998 05 062a.jpgDie weisse Monats-Rose. (Rosa Damascena flor, alba.)~~Die weisse Monats-Rose gehört gleichfalls zu dem grossen Geschlechte der Damascener-Rosen, welche sich durch ihren vortrefflichen und äusserst balsamischen Geruch vor allen andern Rosenarten auszeichnen.~~Die gegenwärtige Sorte ist eine der schönsten unter ihnen. Sie ist von Farbe mehr silbergrau als weiss, und ihr schönes grossblätteriges Laub oberhalb dunkel- und unterhalb weissgrün von Farbe. Sie blühet ausserordentlich reich, so dass oft 8 bis 10 Rosen an einem einzigen Zweige sitzen. Die Blume wird gross, und hat oft 4 Zoll im Durchmesser. Ihr Fruchtknoten ist, wie an allen Damascener-Rosen, lang und flaschenförmig gezogen, und verläuft sich sanft in den Stiel herab.~~Ihr Strauch ist klein, nicht über 2 Fuss hoch, und ziemlich dornenreich. Sie ist gegen unsern harten Winter etwas zärtlich, und liebt sehr einen etwas warmen bedeckten Stand, und guten fetten Boden. Sie blüht gewöhnlich im Junius und Julius in Teutschland, und gehört unter die seltneren Rosenarten.~~
Ad99998 05 063aAd99998 05 063a.jpgEhemals wurden die durch Tapferkeit im Kriege vorzüglich verdienten Offiziere, grösstentheils nur die Adlichen, höchstens die Freien zum Lohn durch den Ritterschlag ausgezeichnet, wodurch sie geehrter wurden und manche Vorrechte genossen, die aber auf ihre Nachkommen nicht forterbten. Zu häufige Ertheilung dieser Ehrenbezeugung schwächte in der Folge ihren Werth. Wie im Mittelalter die katholische Christenheit lange blutige Kriege mit den Muhamedanern wegen des Besitzes des heiligen Landes führte, bildeten sich mehrere Ritterorden, die ursprünglich unter dem Papste standen und die gewöhnlichen Gelübde: der Armuth, des Gehorsams und der Ehelosigkeit, wie die Mönche ablegten, zugleich aber auch die damals nach Jerusalem häufig wallfahrenden Pilger zu schützen, versprachen. - Diese Orden nannte man geistliche Ritterorden und sie haben sich grösstentheils in der Geschichte sehr berühmt gemacht. - Gegenwärtige Tafel stellt Abbildungen von zweien derselben vor.~~Fig. 1. und 2. Tempelherrn.~~Der Orden der Tempelherren ward im J. 1118 zu Jerusalem gestiftet und sehr bald mit ansehnlichen Gütern in und ausser Europa beschenkt. Ihr Unterscheidungszeichen war ein rothes Kreuz auf dem weissen Gewande. Fig. 1. stellt einen Ritter in seiner Hauskleidung und Fig. 2. einen in seiner Rüstung dar, mit einem Panzerhemde unter der Ordenskleidung. Wie die Saracenen Jerusalem wieder erobert hatten, erhielt sich der Orden zwar noch einige Zeit in Palästina, musste aber sich endlich völlig nach Europa zurückziehen. Er hatte heftige Feinde, und endlich ward seine Ausrottung beschlossen und auch im J. 1312 vollführt. Man hatte die Ritter sehr hässlicher Verbrechen beschuldigt. Viele hatten sie eingestanden, und ein beträchtlicher Theil ward öffentlich hingerichtet. Ihre Güter erhielten theils andere Orden, theils kam sie an die Landesfürsten.~~Fig. 3. und 4. Johanniter-Ritter.~~Dieser Orden, dessen Zeichen ein achteckigtes Kreuz auf der schwarzen Ordenskleidung ist, war zu gleichen Zwecken, wie der Tempelherren im J. 1113 gestiftet. Auch er ward bald mächtig und gross, eroberte, nachdem er aus dem gelobten Lande endlich durch die Übermacht der Saracenen 1298 verdrängt war, die Insel Rhodus im J. 1309, und blieb einige Jahrhunderte in dem Besitze derselben. Daher heissen diese auch Rhodiser Ritter. Im J. 1522 vertrieb sie der türkische Sultan Soliman II. aber gänzlich von dieser Insel, und der Orden hatte eine Zeitlang keinen souverainen Besitz. Endlich ertheilte ihm Carl V. Malta, wo die Ritter mehrere heftige Belagerungen von den Türken aushielten. In den neuesten Zeiten wurde aber diese Insel erst von den Franzosen und dann von den Engländern besetzt, die dieselbe noch jetzt behaupten. Auch verlor der Orden durch die Revolution, und die Auflösung des römisch-teutschen Reichs einen grossen Theil seiner auswärtigen, mittelbaren Besitzungen, die unter Gross Prioren standen. Der Grossmeister ist der Oberherr des Ordens. Nach ihm folgen die acht Conventual-Balleien, gleichsam die Grossbeamten des Ordens. - Fig. 3. stellt den eigentlichen Stifter des Ordens den ersten Grossmeister Raimund du Puy vor, der im J. 1160 starb. Fig. 4. zeigt einen zu dem protestantischen Herrmeisterthum Sonnenburg (welches sich durch die Reformation in manchen Stücken von den anderen Ordensrittern trennt, z.B. dass die Mitglieder sich verheurathen können) gehörenden Ritter in seiner Ordenskleidung.~~
Ad99998 05 064aAd99998 05 064a.jpgAuf Taf. LXI. sahen wir die Abbildung zweier geistlichen Ritterorden. Auf der gegewärtigen findet sich noch einer derselben (fig. 1.); die anderen drei Figuren stellen weltliche Ordens-Ritter dar. Mehrere Souverains haben nämlich zu besonderer Auszeichnung und Belohnung des Verdienstes Orden gestiftet, deren Glieder gewisse bestimmte Insignien (Kreuze, Sterne, Bänder u.s.w.), auch wohl bei feierlichen Gelegenheiten einen eigenen Anzug, die Ordenskleidung, tragen. Diese Orden erben nicht fort und unterscheiden sich darin von dem hohen und niederen Adel. Die Ritter sind auch zu keinen mönchischen Gelübden verpflichtet, wie die geistlichen Ordensritter.~~Fig. 1. Ritter des teutschen Ordens.~~Dieser Orden war zu der Zeit der Kreuzzüge aus gleicher Absicht im J. 1199 begründet, wie die Orden der Tempelherren und der Johanniter. Er eroberte in der Folge Preussen, was er durch die Folgen der Reformation wieder verlor, und behielt bis auf unsere Zeit ansehnliche Besitzungen in Teutschland, die zusammen das teutsche Hochmeisterthum machen. Der Sitz des Hochmeisters ist Mergentheim in Franken. Das Ordenszeichen ist ein stehende schwarzes Kreuz mit silberner Einfassung auf der linken Seite des weissen Mantels. Ein ähnliches emaillirtes Kreuz können auch die Ritter an einem schwarzen Bande am Halse tragen.~~Fig. 2. Ritter des goldenen Vliesses.~~Philipp der Gute, Herzog von Burgund, stiftete diesen weltlichen sehr angesehenen Orden im J. 1429, daher ihn jetzt Östreich und Spanien verleihen, weil sie die burgundischen Länder ehemals errerbten. Das Ordenszeichen ist ein goldenes hängendes Widerfell und über demselben ein runder Feuerstein mit goldenen Flammen. Gewöhnlich tragen es die Ritter an einem ponceau Farbenen Bande um den Hals, bei Feierlichkeiten aber an einer goldenen Kette auf der Brust.~~Fig. 3. Ritter des heil. Stephans.~~Im J. 1759 hatte Kaiserin Maria Theresia den nach ihr benannten Orden zur Belohnung verdienter Offiziere gestiftet, und stiftete den Sanct-Stephansorden im J. 1764, um verdiente adliche Civilbeamte auszuzeichnen. Den Namen führt der Orden dem ersten christlichen Könige von Ungarn zu Ehren. Im Ganzen dürfen nur 100 Ritter seyn, davon die ersten 20 Grosskreuze, die nächsten 30 Commandeurs und die übrigen Kleinkreuze sind. Hier ist ein Grosskreuz in seinem vollen Anzuge abgebildet. Das Ordenszeichen ist ein achteckiges grünemaillirtes Kreuz mit einem rothemaillirten Schilde in der Mitte, und wird an einem rothen Bande mit grünem Rande getragen.~~Fig. 4. Ritter des heil. Huberts.~~Dieser zum Andenken eines am St. Huberstage erhaltenen Siegs vom Herzog Gerhard V. von Jülich und Berg im J. 1444 gestiftete Orden, ward 1709 vom Kurfürsten J. Wilhelm von der Pfalz wieder erneuert. Bloss Personen aus fürstlichem, gräflichem freiherrlichem Geblüte (letztere müssen 16 Ahnen aufweisen) können aufgenommen werden. Das Ordenszeichen ist ein goldenes achtspiziges weiss emaillirtes Kreuz mit goldenen Knöpfen auf den Spitzen; in dem goldenen Mittelfelde befinden sich auf beiden Seiten Devisen und Embleme, die auf die Stiftung und Erneuerung des Ordens Bezug haben. Dies Kreuz wird an einem ponceaufarbenen grün eingefassten Bande von der linken Achsel gegen die rechte Hüfte zu, getragen, bei Solennitäten aber an einer goldenen Ordenskette um den Hals. Überdies tragen die Ritter noch einen mit mattem Silber auf die Kleidung gestickten Stern auf der linken Brust.~~
Ad99998 05 065aAd99998 05 065a.jpgFig. 1. Die Europäische Linde. (Tilia Europaea.)~~Die gemeine Linde findet sich ausser Teutschland, fast durch ganz Europa verbreitet. Häufig ist sie aber im Norden, vorzüglich in Russland. Sie bildet einen schönen majestätischen Baum, den man seiner breiten Aeste und schönen Krone wegen, gern zu Alleen braucht, und in Lustgärten häufig pflanzt. Im April kommen die herzförmigen, ausgezahnten, vorn zugespitzen Blätter zum Vorschein, und um Johannis die süssduftenden Blüthenbüschel, welche eine Hauptnahrung der Bienen sind. Das Holz dieses Baums ist weiss, sehr leicht und weich, und wird vorzüglich zu Drechsler- und Schnitzarbeiten gebraucht; zum Brennen und zum Bauen taugt es nicht. Die daraus gebrannte Kohle dient zum Zeichnen, und aus dem zähen Bast zwischen dem Splint und der äussern Rinde, werden die bekannten braunen Bastmatten gefertigt, die zum Einpacken der Kaufmannsgüter so häufig verraucht werden.~~Fig. 2. Die Stieleiche. (Querucus pedunculata.)~~Unter den 30 Arten von Eichen, die man jetzt kennt, ist die Stiel oder Sommereiche eine der bekanntesten und nutzbarsten und findet sich wildwachsend in allen Wäldern von Europa sehr häufig. Die Eiche wächst zweihundert Jahre lang, dauert aber dann wohl bis zu 1000 Jahren, das Holtz ist bekanntlich von ausserordentlicher Festigkeit und Dauer, und lässt sich zum Bauen und zu Geräthschaften aller Art vortrefflich anwenden. - Die Sommereiche hat tief eingeschnittene, an einem längern Stiele sitzende Blätter. Aus der Blüthe (a) entsteht die Frucht oder Eichel. Der Fruchtkern (d) sitzt in einer napfförmigen Hülfe (e). Durch den Stich der Gallwespe setzen sich die Eichäpfel (b und c) an, die aber nicht so gut als die ausländischen sind.~~
Ad99998 05 066aAd99998 05 066a.jpgFig. 1. Der Windenschwärmer. (Sphinx convolvali.)~~Der Windig oder Windenschwärmer ist einer der grösten teutschen Dämmerungsfalter der manche Jahre sich ziemlich häufig findet. Da er stark nach Bisam riecht, so hat man ihm auch den Namen Bisamvogel gegeben. Er misst 4 Zoll in der Breite, und wir sehen ihn hier in natürlicher Grösse abgebildet. Der Windig findet sich an Sommerabenden in Gärten an den Blüten des Seifenkrauts, der Windenblumen und des Geisblatts, wo er mit erstaunlicher Schnelligkeit von Blüte zu Blüte fliegt, und ein schnurrendes Geräusch macht. Die Hauptfarbe des Körpers ist grau und bräunlich, und der Leib ist durch roth und schwarze Querstreifen schön gezeichnet. Die Raupe, die anfangs grün gefärbt ist, (B) wird zuletzt braun (C). Sie lebt auf verschiedenen Arten von Winden. Im Herbste spinnt sie sich in lockere Erde ein, wird zur braunen Puppe (D), in welchem Zustande sie den Winter über bleibt.~~Fig. 2. Der Ligusterschwärmer. (Sphinx Ligustri.)~~Dieser schöne Dämmerungsfalter findet sich im Frühjahre in der Dämmerung am blühenden Geisblatt. Die Oberflügel sind gelblich und bräunlich geflammt; die rosenrothen Unterflügel haben, so wie der Leib schwarze Querstreifen.~~Die gelbgrüne Raupe (b) hat weiss und violette Querstreifen, die ihr ein schönes Ansehen geben. Sie lebt im Julius und August auf den Blättern des gemeinen Hartriegels und des spanischen Hollunders Nachdem sie sich mehreremal gehäutet hat, verwandelt sie sich in die Puppe (c), liegt den Winter über unbeweglich, und erst im folgenden Jahre im Mai oder Junius kömmt der schöne Dämmerungsfalter zum Vorscheine.~~
Ad99998 05 067aAd99998 05 067a.jpgDie ägyptische Seerose oder ächte Lotuspflanze. (Nymphaea Lotus.)~~Wir lernten in unserem Bilderbuche in diesem Bande bereits die blaue und die rosenrothe Seerose kennen; hier sehen wir nun die ägyptische Seerose oder ächte Lotuspflanze, die die alten Ägyptier als heilige Blume verehrten, und auf ihren heiligen Denkmälern abbildeten. Diese schöne Wasserpflanze findet sich in Ägypten vorzüglich in den stehenden Gewässern, durch die Überschwemmung des Nils gebildet. Da von diesen Überschwemmungen die Furchtbarkeit jenes Landes abhängt und die Lotuspflanze sie verkündigte, so entstand daraus eines Theils ihre Verehrung; ferner bemerkte man, dass die Lotuspflanze am Morgen, (wo die Blume ganz geöffnet ist), sich über das Wasser erhebe, am Abend aber (wo die Blätter sich schlissen) sich in das Wasser zurückzöge. Hieraus schloss man, dass diese Pflanze im Bezug mit der Sonne stehen müsse, und weihte sie diesem Gestirn. Daher findet man auf den ägyptischen Hieroglyphen, den Horus, Osiris u.s.w. mit dieser heiligen Blume so wohl aufgeblüht, als auch als Knospe, abgebildet.~~Die ächte Lotuspflanze hat eine grosse weiss und in das Rosenrothe spielende Blume. Die breiten schildförmigen Blätter sind ausgezahnt, oben dunkelgrün, unten leberbraun gefärbt. Sie sitzen an langen Stielen, und schwimmen auf der Oberfläche des Wassers. Die knolligen Wurzeln sind wie die Saamenkörner mehlig und wurden von den alten Ägyptiern ämsig gesammelt und gegessen. Doch da der Geschmack nicht vorzüglich ist, so achtet man jetzt wenig mehr darauf.~~
Ad99998 05 068aAd99998 05 068a.jpgDiese Tafel stellt die vornehmsten Ritterorden der vier nördlichen europäischen Reiche dar.~~Fig. 1. Ritter des schwarzen Adler-Ordens.~~Wie Kurfürst Friedrich III., Markgraf zu Brandenbrug sich im J. 1701 zum Könige von Preussen erhob, stiftete er diesen berühmten Orden am Tage vor seiner Krönung. Das Ordenszeichen ist ein goldenes, blauemaillirtes, dem maltesischen ähnliches Kreuz, in dessen Mitte der Name des Königs F.R. verschlungen, und in jeder der vier Mittel-Ecken ein schwarzer Adler mit ausgebreiteten Flügeln gebildet ist. Es wird gewöhnlich an einem orangefarbenen Bande von der rechten Schulter gegen die linke Hüfte zu getragen; bei Anlegung der völligen Ordenskleidung aber an der grossen goldenen Ordenskette. An der linken Seite tragen die Ritter einen auf den Rock gestickten silbernen Stern mit einem fliegenden Adler in der Mitte, der in einer Klaue einen Lorbeerkranz und in der andern einen Donnerkeil hält, und der Unterschrift: Suum cuique! (Jedem das Seine!) Der König ist allemal Grossmeister und ausser den Personen der königlichen Familie sollen nicht mehr als 30 Ritter seyn. Ihre Zahl ist gewöhnlich grösser.~~Fig. 2. Ritter des Andreas Ordens.~~Zaar Peter der Grosse stiftete diesen Orden im J. 1689, vorzüglich um die Tapferkeit gegen die Türken zu belohnen. Kaiserin Anna erneuerte ihn. Das Ordenszeichen ist ein goldener, schwarz emaillirter Adler mit zwei Köpfen. Auf dessen Brust ist ein blau emaillirtes Andreas- oder Burgundisches Kreuz (wie ein X) und auf diesem der Schutzpatron Russlands, St. Andreas in erhabener Arbeit, angenagelt vorgestellt. Bei feierlichen Gelegenheiten trägt man dieses Kreutz an der Ordenskette, sonst aber an einem blauen Bande von der rechten Schulter nach der linken Hüfte. In der Mitte des achteckigen, silbernen, auf der linken Seite des Mantels und Rocks gestickten Sterns, steht gleichfalls der heil. Andreas gekreuzigt.~~Fig. 3. Ritter des Seraphinen-Ordens.~~Man kennt weder Stifter noch Stiftungsjahr dieses vornehmsten schwedischen Ordens genau. Wahrscheinlich aber stiftete ihn Magnus III. (Erickson oder Smek) zwischen den Jahren 1433-36. Sein ursprünglicher Zweck war vornämlich Vertheidung der Religion und ihrer Diener. König Friedrich I. stellte ihn nach langer Vergessenheit im J. 1748 in seiner jetzigen Gestalt wieder her. Das Ordenszeichen ist ein goldenes, emaillirtes achtspitziges Kreutz, in dessen Mitte der Name: Jesus steht. In den Winkeln des Kreutzes sind vier Engel- oder Seraphinenköpfe angebracht. Gewöhnlich wird es an einem blauen Bande, bei Feierlichkeiten an der goldenen Ordenskette getragen. Der Stern auf der linken Brust und dem Mantel ist achtspitzig, dessen Mitte und vier Ecken eben so wie das Kreutz verziert sind.~~Fig. 4. Ritter vom weissen Eleplanten.~~König Kanut IV. von Dänemark soll diesen Orden um 1190 nach seiner Rückkehr von einem Kreutzzuge in das gelobte Land gestiftet haben. Christian I. erneuerte ihn im J. 1458. Sein Hauptzweck war Vertheidung der Kirche. Nach der Reformation erhielt er eine andere Einrichtung. Das Ordenszeichen ist ein weiss emallirter Elephant mit einem goldenen Thurme auf dem Rücken. Es wird an einem blauen Bande von der linken gegen die rechte Seite getragen. Bei öffentlichen Festen hängt es aber an der grossen Ordenskette um den Hals. Auf der linken Brust haben die Ritter einen silbernes Kreuz auf einer rothen Sammetfläche befindet.~~
Ad99998 05 069aAd99998 05 069a.jpgFig. 1. Die Escheneule oder das blaue Ordensband. (Phalaena noctua fraxini.)~~Dieser schöne Nachtfalter ist sehr selten. Er findet sich im August und September in dunkeln Hainen. Die Oberflügel sind grau marmorirt, die Unterflügel aber schwarz und mitten durch läuft ein blaues Band, weswegen er auch das blaue Ordensband genannt wird. Die graue Raupe wird im Mai, Junius auf Eichen und Eschen gefunden. -~~Fig. 2. Die Ampfer-Eule. (Phalaena noctua paranympha.)~~Die Ampfer-Eule oder die Brautjungfer gehört zu den seltenen Nachtvögeln. Die grauen Oberflügel sind marmorirt, die oraniengelben Unterflügel aber mit schwarzen Streifen durchzogen. Dieser Nachtvogel, so wie die übrigen dieser Tafel, sind in natürlicher Grösse abgebildet. Die Raupe findet sich auf Pflaumen-, Schlehen- und Zwetschenbäumen.~~Fig. 3. Der russische Bär. (Phalaena noctua Hera.)~~Gleichfalls selten. Ein schöner Nachtvogel, mit dunkel-olivengrünen Oberflügeln, und hochrothen Unterflügeln. Die gelbe Raupe A ist ganz mit Haaren besetzt.~~Fig. 4. Die Rotheichen-Eule. (Phalaena noctua Sponsa.)~~Dieser Nachtfalter führt auch die Namen das rothe Ordensband, die Motte aller Motten, und findet sich im Julius und August in Wäldern, und an Strassen die mit Bäumen besetzt sind, wo er selbst am Tage herumfliegt. Die Unterflügel sind schön roth gefärbt mit schwartzen Queerbändern. Die höckerige Raupe (a) findet sich im Mai, Junius und Julius auf den Eichen. Sie verwandelt sich in die graue Puppe (b). -~~
Ad99998 05 070aAd99998 05 070a.jpgFig. 1. Der Bascha.~~Der Bascha ist eine Art von Falken, welche in den ödesten Felsengegenden des südlichen Afrika vorzüglich von den dort häufigen Klippdachsen und anderen kleinen Thieren einsam lebt. Mit grösster Geduld und völlig unbeweglich lauert er oft mehrere Stunden lang von dem Gipfel eines Felsens herab auf eine Beute. Auf dem Kopfe trägt er einen Busch von weissen Federn mit schwarzen Spitzen horizontal gegen den Rücken ausgebreitet. Die Hauptfarbe des Gefieders ist erdbraun, hier und da weiss gefleckt. Ueber den Schwanz geht ein breiter, weissgelber Streif. Der Schnabel ist bleifarben, das Auge rothbraun, Flüsse, Zehen und Klauen sind schwärzlich.~~Fig. 2. Der Singfalke.~~Der Singfalke ist so gross, als unser gewöhnlicher Falke und zeichnet sich vor allen Raubvögeln durch seinen Gesang aus, den das Männchen in der Paarungszeit hören lässt. Er hat ein sehr schönes perlenfarbenes, graublau gestreifes Gefinder, schwarze Flügel, Schnabel und Klauen. Er ist sehr gefrässig und jagt Hasen, Repphüner, Wachteln und dergl. Bis jetzt hat man ihn nur im südlichen Afrika gefunden.~~Fig. 3. Der Corbivau.~~Dieser Vogel, der zwischen dem Geier und dem Raben mitten innen steht, ist gleichfalls in Süd-Afrika zu Hause. Seine Flügel reichen weit über den Schwanz, was sonst bei den Raben nicht der Fall ist. Er ist ganz schwarz mit Ausnahme eines grossen weissen Flecks im Nacken, von dem sich ein weisser Streifen um die Brust herum zieht. Seine Hauptnahrung besteht zwar in todten Thieren, doch fällt er auch junge Lämmer, junge Gazellen u.s.w. an.~~Fig. 4. Der Geismelker mit dem Gabelschwanze.~~Durch den gabelförmigen Schwanz zeichnet sich dieser Geismelker vor den anderen Arten dieser Gattung aus. Man hat ihn bis jetzt nur in Süd-Afrika und selten gefunden. Er ist etwa so gross, als unsere Steinaule und von braunem Gefieder; das mit Schwarz, Rothbraun und Weiss artig gefleckt ist. Wenn der Schnabel dieses Vogels geschlossen ist, so bemerkt man nur den kleinen Haken, der dessen Spitze bildet, und er scheint dann sehr klein. So wie er ihn aber öffnet, erstaunt man über die Grösse desselben. Bei Tage kann dieser Geismelker wenig sehen, ist aber in der Nacht um so lebhafter.~~Fig. 5. Der Hauben-Falke.~~Dieser kleine Raubvogel ist von der Grösse einer gewöhnlichen Taube und lebt in Afrika an den Gewässern vorzüglich von Fischen. Auf dem Kopfe trägt er eine stattliche Haube, die er im Zorn oder in der Freude emporzuheben und auszubreiten pflegt. Der Rücken ist schieferblau, der Bauch schmutzigweiss und schwarz gestreift. Die Spitze des Unterschnabels ist bei dieser, wie bei folgender Art, wie senkrecht abgeschnitten.~~Fig. 6. Der Chicquera.~~Eine kleine in Hindostan lebende, noch nicht sehr bekannte Falkenart, die dem Haubenfalken sehr ähnlich ist, nur dass sie keine Haube hat. Kopf und Hals sind oberhalb rostbraun, Rücken, Flügel und Schwanz graublau und letztere beide gestreift. Ueber das Ende des Schwanzes geht ein breiter schwarzer Streifen. Quer über den weissen Unterleib gehen gleichfalls leichte schwarzgraue Linien. Füsse und Augen sind schön hochgelb.~~
Ad99998 05 071aAd99998 05 071a.jpgFig. 1. Der Kalmar-Dintenwurm. (Sepia Loligo.)~~Der Kalmar gehört zu den Dintenwürmern, die wir schon auf Taf. 57 kennen lernten. Er wird 3 Fuss lang, und findet sich fast in allen Meeren. Den Körper umgiebt eine hornartige Haut, die gelbweiss und röthlich ist, und unten zwei Flügel oder Flossen hat. Am Kopfe sitzen zehn Arme, und zwischen ihnen der Mund. Die Dintenblase befindet sich im obern Theile des Körpers. Der Kalmar wird in Italien gegessen.~~Fig. 2. Der pfeilförmige Dintenwurm. (Sepia sagittata.)~~Dieser findet sich im atlantischen Ocean, und hat von seinen pfeilförmigen Flossen den Namen. Der Körper ist weissgelblich, und mit kleinen Punkten bedeckt. Er wird übrigens 5 Fuss lang.~~Fig. 3. und 4. Der Riesen-Dintenwurm. (Sepia octopodia.)~~Dieses ist der berüchtigte Meerpolyp der Alten, von dem sie so viele Fabeln verbreiteten. Er ist aber allerdings auch ein gefährliches Thier, das mit den Armen sieben bis acht Fuss lang wird. Wir sehen ihn hier bei Fig. 3. Auf dem Rücken und bis Fig. 4. Auf der Bauchseite abgebildet. Seine acht Arme sind auf der untern Seite mit zahllosen kleinen Saugwärtzchen besetzt, womit er sich an alle Gegenstände, die er ergreift, festsaugt. Er ist sehr gefrässig, und fällt mit Wuth über seine Beute, die in allen Thieren, die er bezwingen kann, besteht, her. Man trifft ihn fast in allen Meeren an, wo er sich durch Eier fortpflanzt.~~Fig. 5. Der gekörnelte Dintenwurm. (Sepia granulata.)~~Er gleicht dem vorigen an Grösse, Farbe und Lebensart, und unterscheidet sich bloss dadurch, dass der ganze Körper mit kleinen Wärtzchen besetzt ist.~~
Ad99998 05 072aAd99998 05 072a.jpgFig. 1. Das Nordlicht.~~Die wohlthätigste Naturerscheinung für die nach dem Nordpole zu liegenden Länder ist das Nordlicht. Hiedurch werden die ungewöhnlich langen Winternächte erhellet, und minder traurig für die Bewohner jener Gegenden. Das Nordlicht ist nichts anders als eine elektrische Lufterscheinung. In den Polarländern des Nordens, wo Schnee und Eis die Erde fast immer bedeckt, kann sich die Electricität weder durch Gewitter noch durch unmerkliche Strömungen in die Erde entladen. Sie häuft sich daher in der Luft ungewöhnlich an, bricht endlich nach oben zu aus, und bildet am Himmel grosse feurige Lichtstrahlen, wie wir sie bei Fig. 1. Abgebildet sehen. Hierdurch wird die Nacht so hell, dass man jeden Gegenstand genau unterscheiden kann. Wenn sich das Nordlicht bis zur Höhe von 150 bis 200 Meilen über die Oberfläche der Erde erhebt, so sehen wir es dann auch in unsern Gegenden. Am Südpol heisst diese Erscheinung das Südlicht.~~Fig. 2. Die Sonne um Mitternacht.~~Aus der Umdrehung der Erde um ihre Axe, und ihrer Stellung gegen die Sonne entsteht die Verschiedenheit des Tags und der Nacht, und ihrer Dauer. Gegen die Pole zu kommt man endlich zu einem Punkt, wo die Sonne am längsten Tage gar nicht untergeht, sondern wenn sie sich um Mitternacht dem Horizont so weit genähert, dass sie untergehen will, so fängt sie an wieder zu steigen, so dass sie also 48 Stunden über dem Horizonte bleibt. An dem äussersten Punkte an den Polen, wo sich die Erde um ihre Axe dreht, läuft die Sonne sechs Monate im Kreise herum, ohne zu verschwinden, und sechs Monate dagegen ist es fortdauernd Nacht. - Wir sehen auf gegenwärtiger Tafel diese merkwürdige Erscheinung, wie die Sonne um Mitternacht, dem Reisenden Skjöldebrand am Nordcap, dem nördlichen Vorgebirge von Europa, erschien.~~
Ad99998 05 073aAd99998 05 073a.jpgFig. 1. Die Canadische Ratte. (Mus bursarius.)~~Diese sonderbar gebildete Ratte kennen wir erst seit dem Jahr 1798, wo sie von den Einwohnern von Canada gefunden wurde. An den Seiten des Kopfes sitzen zwei hautige Beutel von grauer Farbe, die ihr ein gar sonderbares Ansehen geben. Wozu diese Beutel dienen, wissen wir nicht. Der Körper ist mit graubraunen Haaren bedeckt, der Kopf sitzt ganz dicht am Rumpf und ist mit einem starken scharfen Gebiss versehen. Die Vorderpfoten haben starke Klauen, und scheinen sehr geschickt zu seyn in der Erde zu wühlen. Von der Lebensweise dieser merkwürdigen Ratte ist uns noch gar nichts bekannt.~~Fig. 2. Die weisse Hausmaus. (Mus musculus. Var. alba.)~~Es ist eine bekannte Sache, dass die Thiere, die man zähmt, oder zu Hausthieren macht, öfters auch die weisse Farbe annehemen; vorzüglich ist dieses bei den Kaninchen der Fall. Hierzu kann man nun gewissermassen auch unsere Hausmaus rechnen, die sich stets in den Wohnungen der Menschen aufhält. Oefters findet man unter ihnen auch weisse Mäuse, die zur Seltenheit in kleinen Käfichen gehalten werden. Sie sind aber, wie alle ausgearteten weissen Thiere, sehr zärtlich. Als Merkwürdigkeit wollen wir noch das Haar der Mäuse unter dem Microscope vergrössert betrachten. - Es zeigen sich nämlich inwendig spiralförmige Abtheilungen, die durch ihre Regelmässigkeit in Erstaunen setzen, und wahrscheinlich zur Circulation der Säfte, wodurch die Haare ihre Nahrung erhalten, dienen.~~
Ad99998 05 074aAd99998 05 074a.jpgDie grösste Heuschrecke. (Gryllus cristatus.)~~Im Morgenlande, in Syrien, Palästina und Klein-Asien findet sich diese grösste aller Heuschrecken, die wir hier in natürlicher Grösse abgebildet sehen. Sie ist schön bunt gefleckt, denn der Leib ist roth, die Flügel aber gelb und olivengrün gezeichnet, und mit den Flügeln macht sie ein starkes schnarrendes Geräusch. - Wegen ihrer starken Vermehrung sammeln sich oft zahllose Schwärme dieser Heuschrecken, die wie eine Wolke die Luft fast verdunkeln, und ganze Landstriche, wo sie sich niederlassen, verheeren. Sie fressen alle Pflanzen bis auf das Gras rein auf. - In den Morgenländern werden sie ihrer Grösse wegen gegessen, und dieses ist der einzige Nutzen, den man von ihnen ziehen kann.~~
Ad99998 05 075aAd99998 05 075a.jpgFig. 1. Der Pappelschwärmer. (Sphinx populi.)~~Dieser Abendvogel ist hier in natürlicher Grösse abgebildet. Die Ober- und Unterflügel sind von grauer und brauner Farbe, was in sanften marmorartigen Schattirungen in einander übergeht. Die hellgrüne Raupe (A) findet sich auf Pappeln und Weisen, und ist mit schrägliegenden gelben Querlinien gezeichnet. Sie verwandelt sich in die dunkelbraune Puppe (B).~~Fig. 2. Der Lindenschwärmer. (Sphinx tiliae.)~~Schöner als der vorige ist der grüne Lindenschwärmer. Die eckigen blassröthlichen Ober-Flügel sind mit verschiedenen dunkelgrünen Flecken bedeckt. Die Unter-Flügel sind Ockergelb. Die Meergrüne Raupe (a) trifft man auf Aepfel- und Birnbäumen, am meisten aber auf den Linden an. Ihre chagrinartige Haut ist nach der Quere mit gelb und rothen Binden bedeckt. Die schwarzbraune Puppe (b), in die sich die Raupe gegen den Herbst verwandelt, bleibt bis zum nächsten Frühling liegen, wo dann unser Dämmerungs-Falter auschlüpft. -~~3. Der mittlere Weinschwärmer (Sphinx Elpenor.)~~Der Weinschwärmer ist vortrefflich gezeichnet. Seine grünen Oberflügel haben drei rosenfarbene Streifen. Die Unterflügel sind halb schwarz, halb rosenroth. Die grosse braune Raupe (A), deren Kopf sich ganz spitzig endet, lebt vorzüglich auf dem Weinstock, dem Weiderich und dem Spring-Saamenkraut. Sie verwandelt sich in die Puppe (B), aus welcher im Rühling unser Weinschwärmer zum Vorschein kommt, und auf den Blüten der Linden, des Jelänger-Jelieber, und andern blühenden Gesträuchen angetroffen sind. -~~
Ad99998 05 076aAd99998 05 076a.jpgFig. 1. Die gemeine Zwetsche. (Prunus domestica.)~~Die gemeine Zwetsche oder Pflaume (A) ist eine länglich runde blaue Frucht, die man in ganz Teutschland, und auch nach Norden zu findet. Ursprünglich mag aber der Zwetschenbaum aus dem Orient herstammen. Er wird 20, selten 30 Fuss hoch, trägt im April fünfblättrige weisse Blüten (B), und die wohlschmeckenden Früchte, die man auch gedörrt mehrere Jahre lang aufbewahren kann, reifen im September. Dieser Baum pflanzt sich durch Kerne und Wurzelschösslinge ohne grosse Mühe fort, doch liebt er etwas feuchten Boden. Das rothbraune Holz nimmt eine schöne Politur an, und wird zu feinen Tischler-Arbeiten gebraucht.~~Fig. 2. Die gemeine Stammkirsche. (Prunus avium.)~~Es giebt viele Arten von Kirschen, dieser so wohlschmeckenden runden Steinfrucht. Doch alle sind durch Veredlung aus der gemeinen Stammkirsche entstanden, von der es hellrothe (a) und dunkelrothe (c) giebt. Der gemeine Kirschenbaum findet sich wild in Teutschland, wächst sehr schnell, und wird 50 bis 60 Fuss hoch. Die schneeweissen Blüten sitzen Straussförmig zusammen. Die Frucht ist sehr klein, süss von Geschmack, und wird häufig genossen. Von der dunkelrothen Art (c) stammt die vortreffliche Herzkirsche, und von der hellrothen Stammkirsche (a) die Frühherzkirsche ab. Das Holz ist gelbröthlich von Farbe, lässt sich poliren, und wird von den Tischlern verarbeitet.~~
Ad99998 05 077aAd99998 05 077a.jpgFig. 1. Die gemeine Zucker-Rose (Rosa gallica. L.)~~Diese Rose hat ihre Namen, die Zucker-Rose davon erhalten, dass man in den Apotheken den sogenannten Rosen-Zucker, auch Rosen-Syrup davon macht, weil sie von allen Rosenarten am besten Geruch und Geschmack mittheilt. Sie wächst ziemlich hoch und findet sich häufig in unsern Gärten, weil sie den Winter sehr gut ausdauert. Ihre Blume ist nicht ansehnlich, etwas flatterig, und hat ein ins Carmesin fallendes dunkles Rosenroth.~~Fig. 2. Die grosse fleischfarbne Rose. (Rosa truncata carnea major.)~~Diese schöne Rose ist eine der reizendsten Blumen, welche man nur sehen kann. Ihre ansehnliche Grösse, ihre Fülle der Blätter, und ihre delicateste blasse Fleischfarbe, verbunden mit einem sehr angenehmen Geruche, machen sie zum Lieblinge aller Damen, so wie der Blumenliebhaber. Ihr Strauch ist niedrig und wird nicht über 3 Fuss hoch, hat ein lebhaftes Dunkelgrün, und viele starke gelbe Dornen. Er dauert sehr gut unsre Winter aus. Griechenland soll das Vaterland dieser schönen Rose seyn.~~
Ad99998 05 078aAd99998 05 078a.jpgFig. 1. Die Nachtigall mit ihrem Neste.~~Wir lernten die Nachtigall, den lieblichsten Sänger des Waldes, schon früher kennen. Hier sehen wir das Männchen und Weibchen, die fast nicht zu unterscheiden sind, bei ihrem Nest abgebildet. Dieses baut die Nachtigall aus dürren Blättern, Grashalmen und Würzelchen locker zusammen, gewöhnlich nahe an der Erde in Hecken und Gebüschen. Sie legt hierein vier bis fünf Eier von schmutzig grüner Farbe, daraus nach 18 bis 20 Tagen die Jungen ausschlüpfen. Jetzt höret die Nachtigall auf zu singen, und scheint ihre ganze Sorgfalt auf die Ernährung der Jungen zu wenden. Die Nachtigall pflanzt sich wohl auch in der Gefangenschaft fort, allein nur selten.~~Fig. 2. Die Bastard-Nachtigall. (Motacilla Hippolais.)~~Die Bastard-Nachtigall macht eine eigne Art aus, sieht aber der gewöhnlichen Nachtigall sehr ähnlich, nur dass das Gefieder mehr in das Graue fällt. Das Weibchen unterscheidet sich vom Männchen durch die gelbliche Brust. Diese Nachtigall hat gleichfalls einen sehr angenehmen Gesang; sie findet sich in vielen Gegenden Teutschlands, zieht aber im Winter in wärmere Himmelsstriche. Ihr künstliches Nest, das aus Wolle und Grashalmen zusammengeflochten ist, macht sie zwischen den Zweigen niedriger Bäume, und legt 4 bis 5 dunkelfleischfarbene roth punctirte Eier darein.~~
Ad99998 05 079aAd99998 05 079a.jpgFig. 1. Die gemeine Buche. (Fagus sylvatica.)~~Die gemeine oder Roth-Buche (zum Unterschied der Weissbuche) ist ein sehr nützlicher Baum, der in Teutschland allenthalben wild wächst, und 3 bis 400 Jahre alt wird. Er wird 70 bis 80 Fuss hoch, hat einen glatten, völlig cylinderischen Stamm, und ein röthliches Holz, welches zum Brennen, so wie zur Verfertigung vieler Geräthschaften vortrefflich taugt. Die Blätter sind eirund; im Mai erscheinen die Blüten, aus welchen die viertheilige Saamenkapsel entsteht, welche einen zimmtbraunen Kern, die Buchnuss enthält, woraus ein sehr wohlschmeckendes Oel geschlagen wird. Auch kann man die Buchnüsse essen.~~Fig. 2. Die gemeine Ulme. (Ulmus campestris.)~~Die gemeine Ulme oder Rüster findet sich durch ganz Europa, und ist ihres weissen harten Holzes wegen ein sehr nützlicher Baum, der in gutem Boden sehr hoch, und über hundert Jahre alt wird. Die eirunden vorn zugespitzten Blätter kommen nach der Blüte hervor. Der Saamen sitzt in seiner Kapsel Büschelweise zusammen, und wird schon im Junius reif. Hierdurch pflanzt sich die gemeine Ulme von selbst fort.~~
Ad99998 05 080aAd99998 05 080a.jpgFig. 1. Der Johannisbeerstrauch. (Ribes rubrum.)~~Die Johannisbeere ist eine bekannte teutsche Frucht, die in unsern Gärten häufig gezogen wird, und auf niedrigen Sträuchern wächst, die auch hie und da wild angetroffen werden. Die gelbgrünen Blütentrauben (A) kommen im Frühjahre noch vor den Blättern zum Vorschein; die Frucht, die gegen Johannis reif ist, besteht aus einer vielsaamigen Beere, die im wilden Zustande klein und hochroth von Farbe ist. Durch die Veredlung wird sie weit grösser, und man zieht weisse und fleischrothe Arten. Die Johannisbeere hat einen weinsäuerlichen guten Geschmack, man speist sie häufig roh; mit Zucker eingemacht, wird sie noch wohlschmeckender, auch bereitet man daraus einen guten Wein, der sich mehrere Jahre hält.~~Fig. 2. Der Stachelbeerstrauch. (Ribes grossularia.)~~Die Stachelbeere, auch Klosterbeere, wächst wild auf einem niedrigen mit Stacheln besetzten Strauche in ganz Teutschland, wird aber ihrer Nutzbarkeit wegen, da sie wohlschmeckend ist, auch allenthalben wie der Johannisbeerstrauch in Gärten gezogen. Die röthlichen Blüten (a) sitzen zu zweien und dreien zusammen an den Zweigen, und die eigentliche wilde Beere ist rund, klein und grün von Farbe. Durch die Cultur erhält man aber auch hell- und dunkelrothe Früchte, bis zu der Länge eines Zolls.~~
Ad99998 05 081aAd99998 05 081a.jpgFig. 1. Der Brustbeer-Spinner. (Phalaena Bombyx Paphia.)~~Dieser schöne Nachtfalter ist hier in seiner ganzen Grösse abgebildet, und findet sich in Bengalen. Die hochgelben Flügel sind mit 4 grossen Augenflecken geziert, und ausserhalb läuft ein weiss und bräunlichrother Streifen über sämmtliche Flügel. Die grosse gelbgrüne Raupe (a), die so unförmlich gestaltet ist, findet man in Bengalen auf den Jujuben oder Brustbeeren-Kreuzdorn. Sie spinnt sich bei ihrer Verpuppung in einem Coccon von dicken, festen Seidenfaden ein. Hieraus verfertigt man in Indien, wie aus dem Gespinnste des ächten Seidenspinners, dauerhafte seidene Zeuche, worein sich vorzüglich die Braminen kleiden.~~Fig. 2. Der Claretwein-Schwärmer. (Sphinx Labruscae.)~~Der Claretwein-Schwärmer ist gleichfalls ein vorzüglich schöner Schmetterling, dessen Raupe in Südamerika auf den Blättern des Claret- oder wilden Weinstocks wächst.~~Die Oberflügel unseres Dämmerungsfalters sind glänzend Olivengrün, mit schwärzlichgrüner marmorirter Zeichnung. Die bläulichweissen Hinterflügel haben einen gelben Rand und dunkelblaue Flecken.~~
Ad99998 05 082aAd99998 05 082a.jpgDie Erdmannshöhle bei Hasel.~~Hasel ist ein grossherzogl. Badensches Dorf, am Fusse des Schwarzwaldes, und steht, so wie die Gegend umher, auf Schichten von sehr zerrissenen Kalklagern. Unter dem Dorfe weg fliesst ein unterirdischer Bach, dessen Auswaschungen in diesen Kalklagern von Zeit zu Zeit gefährliche Einstürze der Oberfläche veranlassten, die in den neuesten Zeiten (1799 und 1800) so stark wurden, dass sie dem Dorfe den Untergang drohten. Man bemühte sich daher die Ursachen davon zu erfroschen, und bei dieser Gelegenheit ward die nicht weit von dem Dorfe entfernte, sehr merkwürdige Höhle genau untersucht. Sie wird von den dortigen Einwohnern das Erdmännleinsloch genannt, weil sie solche für den Wohnsitz von Erdgeistern oder Erdmännlein (chimärischen Wesen, die einem rohen Aberglauben ihren Ursprung danken,) hielten.~~Dieses Erdmännleinsloch, oder wie man diese merkwürdige Höhe jetzt passender nennt, die Erdmannshöhle besteht, wie die meisten ähnlichen in Kalkflözgebirgen vorkommenden Höhlen, aus mehrern unter einander in bald engerer, bald weiterer Verbindung stehenden Gewölben, deren Decke hier fast durchaus flach ist. Auf unserer Kupfertafel ist eine derselben, nämlich die sogenannte Todtengruft, eine höchst interessante Tropfsteinhöhle abgebildet. Fig. 1. zeigt sie von der Seite, wo man in sie von aussen hineinkommt und Fig. 2. umgekehrt, wenn man ihr Ende erreicht hat und wieder zurückkehren will. Vorzüglich merkwürdig sind die beiden Tropfstein-Colossen, welche als Säulen von dem Boden bis zur Decke reichen, und so wie die übrigen, oft seltsam genug geformten Tropfsteinformationen durch das Herabträufeln kalkhaltigen Wassers von der Decke erzeugt sind. Die in letzterer Figur angegebene schiefliegende Brücke mit einem Geländer führt über eine Tiefe, in der Eingänge zu weitern Höhlen sind. Die Todtengruft ist gegen 9 Ellen hoch und 14 Ellen weit.~~In den Tiefen der Erdmannshöhle strömt ein starker Bach, welchem man mit vielem Grund, die häufigen Versinkungen der Erdoberfläche, Erdfälle, Erdbrüche) in dortiger Gegend zuschreibt.~~
Ad99998 05 083aAd99998 05 083a.jpgFig. 1. Die Gold-Merle. (Tanagra violacea.)~~Die Gold-Merle findet sich häufig in Cayenne, Surinam und Brasilien, wo sie in Käfichen gehalten wird, und sich vorzüglich von Reis nährt. Das Männchen ist von oben schwarz mit bläulichem Stahlglanz; der untere Theil des Körpers ist goldgelb.~~Fig. 2. Die Bischoffs-Merle. (Tanagra Episcopus.)~~Dieser Vogel bewohnt die Gegenden von Cayenne, wo er von Früchten lebt, und etwas über 6 Zoll lang wird. Er sieht über und über schön grün und bläulich aus.~~Fig. 3. Die Paradies-Merle. (Tanagra Tatac.)~~Ein herrlicher Vogel, dessen buntes Gefieder sieben verschiedene Farben zählt. Er ist so gross als unserer Stieglitz, und ist sehr häufig in Guiana, wo er in Käfichen gehalten wird. Schade, dass er nicht singt.~~Fig. 4. Der Pomeranzengelbe Kernbeisser. (Loxia aurantia.)~~Findet sich auf der Insel Bourbon und am Vorgebirge der guten Hoffnung. Der Kopf, der Schwanz, die Flügel sind schwarz; der übrige Theil des Körpers ist orangegelb.~~Fig. 5. Der Reiskernbeisser. (Loxia oryzivora.)~~Den Reisfeldern thut dieser Kernbeisser grossen Schaden. Er hat die Grösse unsers Sperlings, lebt häufig auf der Insel Java, auch am Vorgebirge der guten Hoffnung, und wird von den Verkäufern fremder Thiere und Vögel von dort auch nicht selten zu uns gebracht.~~
Ad99998 05 084aAd99998 05 084a.jpgWir sehen auf gegenwärtiger Tafel die einheimische teutsche Birn und den Apfel abgebildet, aus welchen Stammfrüchten durch Veredlung gewiss mehrere unserer schönen Aepfel- und Birnsorten entstanden sind, obgleich es auch wahrscheinlich ist, dass mehrere derselben aus dem schönen Himmelsstrich des mittlern Asiens zu gekommen sind.~~Fig. 1. Die wilde Birn. (Pyrus communis.)~~Den wilden Birnbaum finden wir auch ausser Teutschland in allen gemässigten Theilen von Europa, wo er in gutem Boden einen schönen grossen Baum bildet. Die weissen straussförmigen Blüten (A) kommen im Mai zum Vorschein. Die kleine unschmackhafte Birn (B) wird im September reif; sie dient dem Wilde zur Nahrung, auch wird guter Essig daraus gemacht. Das Holz giebt vortreffliche Tischler-Arbeiten.~~Fig. 2. Der wilde Apfel. (Pyrus malus.)~~Dieser Stamm-Apfel wächst, wie die Birn, wild in unsern Waldungen, hat röthliche Blüten (a) und trägt einen grünlichen Apfel, der sauer von Gechmack ist, dem Wilde bloss zur Nahrung dient, aber einen guten Essig giebt. Das Holz ist hart, lässt sich gut poliren, und zu schönen Tischler-Arbeiten verbrauchen.~~
Ad99998 05 085aAd99998 05 085a.jpgWir kennen de kunstreichen Ameisen-Löwen schon aus einer frühern Abbildung unseres Bilderbuchs. Hier sehen wir die Art, wie er durch seinen Trichterbau im Sande seinen Fang erhält, in dem kleine Insecten, wenn sie an die steilen Wände desselben kommen, sich nicht halten können, herunter rutschen, und dem Ameisen-Löwen zur Beute werden. Ist der Ameisen-Löwe noch ganz jung, so fertigt er wie bei Fig. 1. einen kleinen Trichter; nur ganz kleine Insecten werden seine Beute. So wie er grösser wird, so vergrössert sich auch sein Fangkreis (Fig. 2.) Im Mittepunct lauert er auf seine Beute, der ganze Körper ist im Sande verborgen, und bloss die ausgebreiteten Fresszangen sieht man hervorragen. So wie der Ameisen-Löwe ausgewachsen ist; so vergrössert sich der Trichter, wie wir bei Fig. 3. und 4. sehen. Bei Fig. 4.b. sehen wir eine grosse Ameise, die ihrem Feinde entgangen ist, und bereits den Rand des Trichters erreicht hat. Die kleinere Ameise (Fig. 5.d.) hingegen ist zu schwach; sie gleitet im lockeren Sande rückwärts, und wird dem Ameisen-Löwen nicht entgehen. Das Räupchen (Fig. 6f.) hat er schon gefangen. Er saugt es aus, wirft den leeren Balg aus dem Trichter hinaus, und stellt den durch den Fang beschädigten Trichter wieder her. Bei Fig. 7. Sehen wir, wie der Ameisen-Löwe seinen ganzen Trichter bauet. Er bildet nämlich mit seinem Körper, der wie ein Pflugschaar geformt ist, rückwärts durch den Sand eine Schneckenlinie. Dann setzt er sich in die Mitte, und wirft, um die Seitenwände des Trichters zu ebenen, allen überflüssigen Sand hinaus (Fig. 8.).~~
Ad99998 05 086aAd99998 05 086a.jpgWir betrachteten bereits im III. Bd. Taf. 10 unseres Bilderbuchs den künstlichen Bau eines Fliegenkopfs, und wollen jetzt die Fliege überhaupt im vergrösserten Zustande kennen lernen, die wir in natürlicher Grösse bei Fig. 1. sehen. Fig. 2. zeigt vergrössert den unteren Theil. Ausser dem Kopfe besteht der Fliegenkörper aus der Brust und dem Hinterleibe. An der Brust sitzen oben die Flügel, unten die 6 Füsse. In den Winkeln zwischen der Brust und dem Hinterleibe sitzen die Schallhäutchen, und darunter die keulenförmigen Springkölbchen, welche während des Flugs an die Schallhäutchen anschlagen, und so das Sumsen hervorbringen.~~Auf der oberen Seite Fig. 3. ist der Hinterleib stahlgrün, und in acht Felder mit schwarzen runden Flecken getheilt. Der Fuss (Fig. 4. ) besteht aus 7 künstlich eingelenkten Gliedern. Das letzte Glied hat ein Paar runde Ballen, die eine Feuchtigkeit ausschwitzen, wodurch die Fliege auf Glas und anderen glatten Körpern fusst. Auf rauhen Gegenständen hält sich die Fliege mit den zwei Seitenklauen fest. - Das unbewegliche Auge hat nach allen Seiten sechsseitige Facetten (Fig. 5.), damit die Fliege von allen Seiten jeden Gegenstand bemerken könne. -~~
Ad99998 05 087aAd99998 05 087a.jpgDie blassgelbe Schottische Rose. (Rosa spinosissima flore flavo.)~~Diese Rose zeichnet sich vor allen durch ihr schönes kleinblätteriges und dicht wachsendes Laub, und durch den Reichthum ihrer Blüten aus. Ihre Blumen sind zwar nur einfach, aber von einer ausserordentlich zarten blassgelben Farbe, und ihre Früchte plattrund, beynahe wie eine Zwiebel gestaltet, und schwarzroth.~~Ihr Strauch ist niedrig, wird nicht über 3 Fuss hoch, und ihr Holz ist mit ausserordentlich vielen Dornen besetzt; deshalb sie auch die dornenreiche Rose heisst. Ihr Vaterland ist Schottland; sie dauert daher auch bey uns im härtesten Winter aus, und vermehrt sich durch Wurzel-Ausläufer sehr häufig.~~
Ad99998 05 088aAd99998 05 088a.jpgFig. 1. Der Azurblaue Fliegenfänger. (Muscicapa caerulea.)~~Dieser schöne Fliegenfänger ist auf den Philippinen zu Hause. Ein Azurblaues Gefieder bedeckt den Oberkörper. Bloss am Hinterkopfe und an der Brust sitzt ein schwarzer Fleck.~~Fig. 2. Die schwarzköpfige Merle. (Tanagra atricapilla.)~~Man findet diesen Vogel in Guiana, doch ist er auch da selten. Er wird 7 Zoll lang; Kopf, Flügel und Schwanz sind glänzend schwarz; der übrige Körper dunkelgelb roth (Mordoré Farbe.)~~Fig. 3. Die schöne Merle. (Tanagra capitalis.)~~Ein schöner Vogel, dessen Vaterland noch unbekannt ist. Der Kopf und die Brust sind schwarz; der Nacken und Bauch gelb, in das Röthliche spielend, und der Rücken Olivengrün.~~Fig. 4. Der Paradies-Fliegenfänger. (Muscicapa paradisi.)~~Er lebt auf Madagaskar, am Vorgebirge der guten Hoffnung und am Senegal, wo er sich in letzterer Gegend einsam am Gambia aufhält. Die Länge beträgt 8 Zoll; die dunkeln Federn des Hinterkopfs bilden einen Federbusch.~~Fig. 5. Der Fächerschwänzige Fliegenfänger. (Muscicapa flabellifera.)~~Dieser niedliche Vogel findet sich auf Neu-Seeland. Er nährt sich von Insecten, und fliegt ihnen beständig nach, wobei sein Schwanz fächerartig ausgebreitet ist. Es ist ein sehr geselliger Vogel, der sich leicht zähmen lässt.~~
Ad99998 05 089aAd99998 05 089a.jpgFig. 1. Der Cornelkirschbaum. (Cornus mascula.)~~Der Cornelkirschbaum, welcher auch häufig Horlitzenbaum genannt wird, bildet im freien Zustande, sich selbst überlassen, gewöhnlich nur einen Strauch von 8 bis 10 Fuss; in Gärten mit Sorgfalt gezogen, wächst er aber zu einem Baume von 20 und mehreren Fuss. Im Frühjahre bei der ersten Sonnenwärme kommen die gelben Blüten (A) noch vor den Blättern heraus. Die länglich runde Frucht oder Corneliuskirsche wird im September reif, sieht erst grün, und dann schön roth aus. Sie hat einen angenehmen weinsäuerlichen Geschmack; man kann sie frisch essen, ober auch mit Zucker und Essig einmachen.~~Fig. 2. Der Mispelbaum. (Mespilus germanica.)~~Der Mispelbaum findet sich in Frankreich, Teutschland und Italien wild, wächst nicht sehr hoch, und wird seiner Frucht (B) wegen häufig in Gärten angepflanzt. Die bräunliche Frucht muss erst liegen und teigig werden; dann bekömmt sie einen angenehmen weinsäuerlichen Geschmack, weswegen sie gern gegessen wird.~~
Ad99998 05 090aAd99998 05 090a.jpgFig. 1. Der Grosskopf-Spinner. (Phalaena Bombyx dispar.)~~Dieser teutsche Nachtvogel zeichnet sich durch die Verschiedenheit des Männchens vom Weibchen aus. Ersteres (C) ist viel kleiner, grau und braun gezeichnet, letzteres (D) einigemal grösser, gelblich weiss von Farbe mit braunen Adern, und hat einen dicken plumpen Körper. Die Raupe (A) findet sich an Obstbäumen und Weisen, und thut in manchen Jahren durch ihre Menge grossen Schaden. Sie verwandelt sich in die roth-schwarze Puppe (B) aus der im August unserer Nachvogel ausschlüpft.~~Fig. 2. Der Kupfervogel. (Phalaena Bombyx quercifolia.)~~Der Kupfervogel, von seiner Farbe so genannt, entsteht aus der grossen grau und braunen Raupe (A), welche einzeln an Pflaumen-Birn- und Apfelbäumen lebt, und sich in der Erde zur Puppe (B) verwandelt.~~Fig. 3. Der Fischschwanz. (Phalaena Bombyx Pruni.)~~Die Raume (a) von deren unterem Theile, welcher einem Fischschwanze gleicht, dieser Nachtvogel genannt wird, lebt einzeln auf Birken, Schlehen und Linden, verwandelt sich Ende des Juni in die Puppe, (b) woraus nach drei Wochen der oraniengelbe Nachtvogel ausschlüpft, der auf den Oberflügeln herzförmige weisse Flecken hat.~~
Ad99998 05 091aAd99998 05 091a.jpgDa, wo die Gebirge so dicht beisammen stehen, dass sie eine ununterbrochene Kette bilden, wie dies der Fall ist bei der helvetischen Alpenkette, welche die Schweiz von Italien scheidet, da müssen, um die nöthige Verbindung zwischen beiden Ländern zu erhalten, Wege in den Gebirgen angebracht werden, um sie an den zugänglichsten Orten zu übersteigen.~~Die beiliegende Tafel stellt uns zwei helvetische Alpenpässe von der italienischen Seite dar.~~Fig. 1. Der Weg über den grossen St. Bernhardsberg~~Wir sehen hier den sogenannten grosse St. Bernhardsberg auf der Seite von Italien und den Weg, der dahin führt, im Momente, wo die französische Armee unter den Befehlen des ersten Consuls (am 14. Mai 1800) denselben herabzieht, um nach Italien zu marschiren. Das an diesem Wege erbaute und von Augustiner-Mönchen bediente Hospiz ist für die Aufnahme der Reisenden bestimmt, welche diesen schrecklichen und gefährlichen Weg ziehen und hier allen nöthigen Beistand finden. Das Kloster liegt am Ende eines kleinen Sees.~~Fig. 2. Der Weg über den St. Gotthardsberg.~~Der Weg über den St. Gotthardsberg ist nicht minder merkwürdig, als der über den St. Bernhard, ja noch interessanter, aber weniger gefährlich. Nachdem man über die berühmte Teufels-Brücke und durch das Urner-Loch von der Schweizer Seite hergekommen ist, ersteigt man den Berg bis zu der Stelle, wo vormals ein Kapuziner-Hospiz demjenigen auf dem St. Bernhard gleich stand. Von da steigt man in den Canton Tessino, auf einem schmalen und steilen Wege hinab, der eine Strecke lang sich längs dem Flusse Tessino hinzieht, welcher sich von diesem Gebirge herabstürzt.~~
Ad99998 05 092aAd99998 05 092a.jpgFig. 1. Die Glanz-Rose. (Rosa lucida.)~~Diese Rose hat zwar nur eine einfache Blume von heller Karmesin-Farbe, sie ist aber auf mehrerley Art eine Zierde der Gärten. Ihr Laub ist glänzend grün, als wenn es lackirt wäre, und eben deshalb heist sie die Glanz-Rose; im Herbste aber wird es dunkel purpurroth, so dass dadurch der ganze Strauch, der oft 4 bis 5 Fuss hoch wird, ein ganz fremdes und überaus schönes Ansehen bekommt. Sie blüht sehr reich, und gewöhnlich erst im Julius und August, wenn die andern Rosen-Sorten zu blühen aufgehört haben.~~Fig. 2. Die grosse Zwerg-Rose. (Rosa truncata major.)~~Es giebt mehrere Arten der Zwerg-Rose, darunter diese die grösste ist. Ihr Strauch wird nicht über 2 Fuss hoch, ihre schöne und sehr gefüllte Blume aber ist oft 2 bis 3 Zoll im Durchmesser gross, und flach gebaut. Sie hat eine sehr zarte blasse Fleischfarbe, welches ihr mit ihrem dunkelgrünen Laube, ein überaus schönes Ansehn giebt.~~
Ad99998 05 093aAd99998 05 093a.jpgFig. 1. Der Nashornvogel. (Buceros Rhinoceros.)~~Der eigentliche Nashorn- oder Rhinoceros-Vogel findet sich in den heissen Ländern von Africa, und hat seinen Namen von dem hornähnlichen Aufsatze auf dem Oberschnabel. Der ganze Schnabel ist leicht, und besteht aus einer pergamentartigen Haut, so dass er dem Vogel nicht beschwerlich wird. Unser Nashorn-Vogel hat die Grösse eine Truthhahns, und ist ganz mit einem schwarzblauen Gefieder bedeckt.~~Fig. 2. Der Abyssinische Hornvogel. (Buceros Abyssinicus.)~~Ein schwerfälliger Vogel, der an Gestalt unserem Raben gleicht, aber die Grösse des vorigen erreicht. Auf dem Schnabel sitzt eine dritthalb Zoll hohe Erhöhung oder Horn. Eine violette kahle Haut umgiebt die Augen und die Kehle; der übrige Körper bis auf die weissen grossen Schwungfedern ist dunkel russschwarz. Er nährt sich von Insecten.~~Fig. 3. Der sechsfädige Paradiesvogel. (Paradisea aurea.)~~Dieser Paradiesvogel findet sich in Neu-Guinea, und zeichnet sich durch die sechs langen kahlen Federn aus, die zu beiden Seiten des Kopfs sitzen. Die Brust schillert goldgrün.~~Fig. 4. Der stahlblaue Paradiesvogel. (Paradisea viridis.)~~Bewohnt wie der vorige Neu-Guinea, und ist ein schöner Vogel, dessen Gefieder eine glänzend stahlblaue Farbe hat. -~~
Ad99998 05 094aAd99998 05 094a.jpgWir wollen auf dieser und der folgenden Tafel die merkwürdige Kreuzspinne (Aranea diadema) kennen lernen, die keineswegs giftig und den Menschen schädlich ist, wie Viele fälschlich glauben. Es giebt zweierlei Arten der Kreuzspinne, die schwarzbraune (Fig. 1.) und die röthlichbraune, die wir von oben und von unten (Fig. 2. und 3.) an den Faden hängend, abgebildet sehen. Beide Arten haben auf ihrem dicken, herzförmigen Körper Zeichnungen von weissen, regelmässigen Strichen und Punkten, die bald ein einfaches, bald ein doppeltes Kreuz bilden. - Bei Fig. 4. erscheint der Vordertheil des Kopfes vielmals vergrössert; unten sitzen die acht Augen, oben bemerken wir die merkwürdigen Fangklauen, welche hornartig, auf der äussern Seite eingelenkt sind, und sich wie ein Taschenmesser zwischen den Zähnen einschlagen. Mit ihnen hält die Spinne die gefangenen Insecten fest, durchbohrt sie mit den Spitzen, und flösst ihnen einen ätzenden Saft ein, von dem sie sogleich sterben, der aber den Menschen nicht gefährlich werden kann. Am hintern Theile des Körpers (Fig. 3.) sitzen die Spinnwarzen, die wir bei Fig. 5. vergrössert sehen. Diese sind mit lauter kleinen Spinnröhrchen (Fig. 6.) bedeckt. Die Spinne hat nun in den Warzen eine zähe, klebrige Feuchtigkeit, voraus der Faden entsteht. Will sie daher einen Faden spinnen, so drückt sie die Warzen an einen festen Körper an. Etwas Feuchtigkeit klebt an, und so wie die Spinne fortgeht, so ziehen sich aus allen Röhrchen unendlich feine Fäden heraus, die vereinigt nun den Faden bilden, den wir mit blossen Augen sehen (Fig. 2. und 3.), und woraus die Kreuzspinne ihr kunstvolles Gewebe bildet, welches wir auf der folgenden Tafel näher betrachten wollen.~~
Ad99998 05 095aAd99998 05 095a.jpgWir wollen die Kreuzspinne und ihr kunstvolles Gewebe weiter kennen lernen. Im Sommer legt das Weibchen einige hundert Eier in einem Klumpen, den sie an Fäden aufhängt. (Fig. 1.) Hier sieht man viele kleine ausgeschlüpfte Spinnen, die, ohne Ordnung, noch verworrene Fäden durch einander spinnen. Doch bald trennen sich die feindselig gesinnten Spinnen, und jede kleine Künstlerin fängt an ihr eigenes Netz sich zu bereiten. Dieses richtet sich nach ihrer noch unbeträchtlichen Grösse und wenigen Säften. Das Netz ist klein und die Maschen enge, um kleine Insecten zu fangen, die das Spinnchen überwältigen kann. So wie sie wächst, so vergrössert und erweitert sich auch das Netz. Gewöhnlich sitzt die Kreuzspinne in der Mitte, um sich schnell nach jeder Seite, wo sich etwas gefangen hat, bewegen zu können. Doch bisweilen lauert sie in einem nahen Schlupfwinkel, und kömmt ungesäumt hervor (Fig. 3.), das gefangene Insect auszusaugen. Fig. 4. sehen wir die halb ausgewachsene Spinne mit der Verfertigung ihres Netzes beschäftigt. Zuerst befestiget sie einige Seile an einen Balken oder Zweig. Dann spinnt sie geradlaufende Fäden, die sich all in einem Mittelpunkte vereinigen. Diese Strahlen verbindet die Spinne dann durch Querfäden, die die Kreise bilden, indem sie von einem Strahle zum andern kriecht, und mit den Klauen den gesponnenen Faden anklebt. - So bildet die Kreuzspinne ihr kunstvolles, scheibenförmiges Netz, was bei der ausgewachsenen Spinne oft 1 bis 1 1/2 Fuss im Durchmesser hält.~~
Ad99998 05 096aAd99998 05 096a.jpgDie metallischen Auflösungen sind geeignet, unter gewissen Umständen die zierlichsten Crystalle zu bilden, die man häufig auch Metallbäume nennt. So lernten wir im XLVI. Heft bereits den Silberbaum kennen. Hier finden noch vier andere schöne crystallinische Bildungen von Metallen, unter dem Mikroskop betrachtet.~~Fig. 1. Der Kupferbaum.~~Wenn man Kupfer in Scheidewasser auflöst, einen Tropfen Kochsalz-Säure zusetzt, und einen Eisenstab in diese Flüssigkeit lebt, so wetzen sich die Kupfertheile als schöne rothe Dendriten oder Bäumchen an, wie wir sie hier vergrössert sehen.~~Fig. 2. Der Bleybaum.~~Legt man in eine Auflösung von Bleizucker etwas Zink, so schiessen die Crystalle in mannichfaltigen Formen als Stängel und Laubwerk an. Dieses nennt man den Bleibaum.~~Fig. 3. Der Zinnbaum.~~Diesen erhält man, indem man etwas Zinnsalz in siedendem Wasser auflöst und darein ein Stückchen Zinn legt. Sogleich bilden sich eine Menge silberweisser Crystallen, die zacken- und hakenförmig durch einander laufen.~~Fig. 4. Der Zinkbaum.~~Der Zinkbaum bildet sich, wenn man Zinkkalk in Kochsalzsäure auflöst, woraus sich dann die zierlichen Crystallen ansetzen.~~
Ad99998 05 097aAd99998 05 097a.jpgUnter den alten, der Aufmerksamkeit der Reisenden würdigen Gebäuden, darf auch der Pallast der Czare von Moskau, den wir auf der beiliegenden Tafel abgebildet sehen, nicht vergessen werden. Dieser alte Pallast, oder vielmehr diese sonderbaren Haufen von Gebäuden und vergoldeten Thürmen, im gothisch-maurischen Styl, würde schon darum merkwürdig seyn, weil er der Ort ist, an welchem Peter der Grosse, der erste russische Kaiser, geboren wurde; doch er enthält auch noch einige andere Merkwürdigkeiten, wie z.B. den grossen Audienz-Saal, die kaiserliche Schatzkammer, in welcher die Krone und andere Kleinodien, die nur bei Kaiser-Krönungen gebraucht werden, aufbewahrt sind, u.s.w. Dieser grosse Pallast ist aber weder schön noch bequem, und alle Zimmer sind klein. Die Façaden der einzelnen Gebäude sind auf mancherlei Weise, aber mit wenig Geschmack, gemalt und geschmückt.~~Dieser Pallast liegt in dem Umfange des Kremls, oder der alten Festung von Moskau, der Hauptstadt des Russischen Reichs, und vormaligen Residenzstadt der Czare oder der Beherrscher von Moskau und von Russland.~~
Ad99998 05 098aAd99998 05 098a.jpgVon dem Condor, oder dem bisher noch so wenig bekannten grossen americanischen Geier sahen wir im LXXVIII. Hefte unseres Bilderbuchs die bis dahin beste Abbildung. Der berühmte Reisende, Hr. v. Humbold, hat aber richtigere von dem Männchen bekannt gemacht, die wir hier liefern. - Der Condor bewohnt die hohe Gebirgskette der Anden in Süd-America, wo er gewöhnlich auf den Felsenspitzen sitzt, und nur der Hunger treibt ihn die Ebenen herab. Er ist ein kühner wilder Vogel, der in den Klauen, so wie in den Flügeln, ungewöhnliche Stärke besitzt. Das Guanaco, das Vicognethier, den Hirsch der Anden verfolgt er, und hackt diese Thiere so lange, bis die athemlos niederstürzen, und ihm zur Beute werden. Man fängt die Condors, indem man todte Thiere hinwirft, deren Geruch sie schnell herbeilockt. Sie fressen dann so unmässig, dass, wenn sie gesättigt sind, sie nicht fliegen können, und dann von den Einwohnern verfolgt, und durch übergeworfene Schlingen gefangen werden. - Oft ist die Federbekleidung der Condors so dick, dass mehrere Flintenkugeln abprallen, ohne einzudringen.~~
Ad99998 05 099aAd99998 05 099a.jpgFig. 1. Das Galban-Bubon. (Bubon galbanum.)~~Das Galban-Bubon ist ein heilbringendes Gewächs, welches sich in der Türkei, Persien und in mehreren Ländern von Africa findet. Es wird 6 bis 10 Fuss hoch, trägt im Julius oderAugust gelbe Blüthen, und wenn man die Stängel einige Fuss über der Erde aufritzt, so quillt ein milchigter Saft heraus, der an der Luft trocknet. Dieses ist das Galban-Gummi, ein hitziges Arzneimittel, welche mit Erfolg in mehreren Krankheiten gebraucht wird.~~Fig. 2. Der östreichische Enzian. (Gentiana pannonica.)~~Diese Art von Gentian wächst auf den Alplen, in Östreich, Kärnthen und Steyermark. - An dem Fuss hohen, geraden Stängel sitzen die eirund-lanzetförmigen Blätter, und die purpurrothen, glockenförmigen Blumen. Die gelbe lange Wurzel ist sehr bitter, und von grosser Wirksamkeit bei fauligten und nervigten Krankheiten.~~
Ad99998 05 100aAd99998 05 100a.jpgFig. 1. Der grosse Perlenmuttervogel. (Papilio Paphia.)~~Dieser schöne Tagfalter findet sich in Teutschland, vorzüglich in den südlichen Gegenden, wo wir ihn im Julius und August auf Disteln antreffen. Das Männchen (A), welches hier von beiden Seiten zugleich vorgestellt erscheint, ist blässer von Farbe als das Weibchen (B). Die Unterflügel haben glänzende perlenmutterfarbige Streifen. Die dornige Raupe lebt von den Blättern des Veilchens. Aus der Puppe schlüpft nach 14 Tagen der Schmetterling aus.~~Fig. 2. Das grosse Vielauge. (Papilio Arion.)~~Wird wegen der vielen dunkeln Puncte auf den grauen Unterflügeln so genannt: die Oberflügel hingegen sind dunkelblau. Im Junius und Julius findet er sich in lichten Gehölzen.~~Fig. 3. Das Nierenfleck. (Papilio betulae.)~~Ein artiger braun und gelber Schmetterling mit geschwänzten Hinterflügeln, der sich den ganzen Sommer hindurch in Gärten und auf Wiesen findet. Die grüne, träge Raupe (b) lebt auf den Birken.~~Fig. 4. Der kleine Feuervogel. (Papilio Phlaeas.)~~Diesen goldglänzenden niedlichen Schmetterling sieht man im Mai und Junius oft zahlreich auf feuchten Wiesen umherfliegen.~~
Ad99998 05 101aAd99998 05 101a.jpgDie Quallen gehören zu dem Geschlechte der Mollusken oder Weichthiere, die alle das Meer bewohnen. Der Körper der sonderbaren Quallen besteht ganz aus einer gallertartigen Substanz; sie haben einen plattgedrückten, unten ausgehöhlten Körper, und lange Fühlfäden.~~Die hier in natürlicher Grösse abgebildete geöhrte Qualle (Medusa aurita) findet sich vorzüglich häufig in der Ostsee. Der ganze Körper besteht aus einer durchsichtigen Gallerte; in der Mitte sitzen vier rothe Höhlungen, und von unten laufen vier faserige Arme hervor, mit denen die Qualle ruhig auf der Oberfläche des Meeres herumschwimmt, welches, da oft mehrere Hunderte beisammen sind, einen angenehmen Anblick gewährt. - Die Nahrung der Quallen besteht aus kleinen Würmern; sie selbst dienen den grossen Raubfischen zur Nahrung.~~
Ad99998 05 102aAd99998 05 102a.jpgDer Münster in Strassburg ist eins der sonderbarsen und merkwürdigsten Gebäude der Erde, sowohl wegen seiner schönen gothischen Bauart, als auch wegen der beträchlichen Höhe seines Thurs, dessen Spitze 574 Fuss vom Boden an beträgt. Das Schiff der Kirche ist ein ungemein hohes Gewölbe; das Dach ist mit Kupfer gedeckt. Der Thurm, der auf der Vorderseite des Gebäudes sich befindet, besteht aus zwei Theilen. Der untere ist eine länglich viereckige Masse, von grossen Quadersteinen erbaut, und mit den mannichfaltigsten Verziehungen bekleidet; er macht gerade die Hälfte der Höhe des Ganzen aus, und endigt sich in eine grosse Platteforme oder Altane, die rings umher mit einem Brustgeländer versehen ist. Auf der einen Seite dieser Altane erhebt sich der obere Theil des Thurms in Pyramidenform ganz durchbrochen, auf das künstlichste gearbeitet. - Von der Altane herab geniest man die herrlichste Aussicht über die Stadt Strassburg, über den Rhein, und einen grossen Theil des ehemaligen Elsasses. Je höher man hinaufsteigt, desto weiter verbreitet sich dieselbe, bis sie sich endlich in den Wolken und in den Gebirgen, welche das Becken des Rheins begränzen, verliert.~~Der Erbauer des kunstvollen Thurms war Erwin von Steinbach im 13ten Jahrhundert, und man brachte 160 Jahre bis zur Vollendung damit zu. -~~
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Ad99998 06 003aAd99998 06 003a.jpgFig. 1. Ein Unterwaldner.~~Die Bewohner des Cantons Unterwalden in der Schweiz sind gutartige, aber wenig gebildete Leute; sie haben einen Hang zur Schwermuth; sie sind meist arm, und leben hauptsächlich von der Viehzucht, welche sie sehr sorgfältig betreiben. Wir sehen hier einen Küher dieses Landes in seiner Staatskleidung abgebildet.~~Fig. 2. Ein Berner Bauernmädchen.~~Hier sehen wir ein hübsches junges Bauernmädchen aus dem Canton Bern, das vom Felde kömmt und Kartoffeln nach Hause bringt, die es ausgemacht hat; es ist leicht gekleidet, um desto zwangloser arbeiten zu können.~~Fig. 3. Ein Emmenthaler Küher.~~Das Emmenthal in dem Canton Bern ist sehr fruchtbar, und wegen seiner vortrefflichen Käse berühmt; die Rindviehzucht ist die Hauptbeschäftigung der Einwohner dieses Thals. Die beiliegende Kupfertafel stellt einen Küher in seiner gewöhnlichen Kleidung vor, der sehr vergnügt aus seinem Stalle kömmt, aus welchem er die gewonnene Milch fortträgt.~~Fig. 4 u. 5. Ein Mädchen und ein junger Bauer aus dem Entlibuch.~~Das Thal Entlibuch liegt im Canton Luzern, und ist berühmt wegen des männlichen, stolzen, biedern und freien Characters seiner Bewohner, die sich auch durch ihre Neigung zur Poesie, Satyre, Musik und zu gymnastischen Uebungen auszeichnen; in diesen letzteren thun sie sich besonders hervor. Die beifolgenden Abbildungen stellen uns dieselben in ihrer gewöhnlichen Kleidung vor.~~Fig. 6. Ein Gemsenjäger.~~Wir sehen hier einen Gemsenjäger aus den Schweizer-Alpen in seiner gewöhnlichen Kleidung, wie er mit Hülfe seines spitzigen Stocks und seiner mit Stacheln besetzten Schuhe Eisberge ersteigt. So setzt er sich den augenscheinlichsten Gefahren aus, um das Vergnügen zu haben, eine Gemse zu erlegen.~~
Ad99998 06 004aAd99998 06 004a.jpgFig. 1. Ein Schweizer Bauernhaus.~~In einem grossen Theile der Schweiz sind die Bauernhäuser grösser, geräumiger und deshalb auch bequemer, als in vielen anderen Ländern; dies sehen wir schon an dem hier abgebildeten Hause eines Landmanns im Canton Unterwalden, welcher Canton doch verhältnissmässig viel ärmer ist, und rohere, unwissendere und minder arbeitsame Einwohner hat, als mehrere andere Schweizer-Cantone. Das Haus ist schon ein ziemlich grosses Gebäude; der Untersatz oder das Erdgeschoss ist von Steinen aufgemauert, weil es den Keller enthält; das Uebrige ist ganz von Holz, und das Dach ist mit grossen Schindeln gedeckt, die mit Steinen belegt sind, um sie fest zu halten.~~Fig. 2. Eine Sennhütte.~~Sennhütten nennt man in der Schweiz hölzerne Hütten, die in dem Gebirge bei den Alptriften erbaut find, auf welchen die Kühe den ganzen Sommer hindurch weiden; in diesen Hütten, die bloss von längs auf einander gelegten Baumstämmen (wie die russischen Bauernhäuser) erbaut sind, wird die Milch aufbewahrt und der Käse bereitet, auch dient sie den Hirten, welche die Kühe hüten, zum Obdach und zur Schlafstätte, wo ihr Bette unter dem Dache gemeiniglich nur aus langem Grase besteht. - Wir sehen hier eine solche Hütte von innen mit allen Gerätschaften zur Käsebereitung, womit der Aelpler (so nennt man diese Alpenhirten) wirklich auch beschäftigt ist; seine Frau ist mit seinem Jungen auf Besuch bei ihm, und der Knecht bratet für diese lieben Gäste Käse am Feuer; denn gebratener oder gerösteter Käse gilt hier für einen grossen Leckerbissen. - Erst wann der Winter beginnt, kehrt der Aelpler mit seinem Viehe in das Thal zurück, wo seine feste Wohnung ist.~~
Ad99998 06 005aAd99998 06 005a.jpgDie Gletscher in der Schweiz sind ungeheuere Eismassen in den Alpen, welche unversiegbare Behälter zur Unterhaltung der fliessenden Wasser sind, die aus ihnen entspringen. Zwei derselben, die hier abgebildet sind, sind besonders darum merkwürdig, weil sie zweien der grössten Hauptflüsse Europa's das Daseyn geben.~~Fig. 1. Der Rheinwaldgletscher oder die erste Quelle des Rheinstroms.~~Im Hintergrunde des von allen Seiten mit hohen Bergen umgebenen Rheinwaldthales im helvetischen Canton Graubünden liegt der grosse Rheinwaldgletscher, eine ungeheuere Eismasse in einer schauerlichen, unbewohnten Gegend. Aus einem Eisgewölbe, das zuweilen sehr gross und prächtig ist, (wir sehen es hier nach der Natur abgebildet), stürzt der Hinter-Rhein (denn der ganze Rhein, der prächtigste Fluss in Europa, entsteht aus den drei Hauptarmen Vorder-, Mittel- und Hinter-Rhein) als ein Gletscherbach hervor, mit welchem sich die 13 kleinen Bäche vereinigen, die sich von dem Muschelhorn, einem zwei Stunden langen Felsenkamme, herabstürzen.~~Fig. 2. Der Rhonegletscher.~~Einen gleichen, wohl noch majestätischeren Ursprung hat die Rhone, die aus dem Rhone- oder Furkagletscher entspringt, welcher einer der schönsten in der ganzen Alpenkette ist; er liegt an den Seiten der Furka, eines hohen Berges, der das südwestlichste Horn des Gotthardsgebirges ist, auf den Gränzen von Wallis, Bern und Uri, und des noch höheren Galenstocks bis in das Gerenthal herab, und ist der Ausfluss eines 6 Stunden langen Eisthales. Drei kleine Bäche fliessen aus diesem Gletscher hervor, und bilden die Quellen der Rhone.~~
Ad99998 06 006aAd99998 06 006a.jpgEiner der merkwürdigsten, berühmtesten und besuchtesten Wasserfälle der Schweiz ist der sogenannte Staubbach, in dem nicht minder merkwürdigen Lauterbrunnen-Thale, im Canton Bern. - Dieser Staubbach stürzt sich nahe bei dem Dorfe Lauterbrunn über die steile Felsenwand des Pletsch- oder Fletschbergs, ungefähr 900 Fuss hoch, herab. Er bildet eigentlich zwei Fälle über einander; der obere (Fig. 1.) fällt in ein Felsenbecken herab, aus welchem dann das Wasser wieder fortsprudelt und den untern Fall (Fig. 2.) bildet. Dies Wasser löst sich bei diesem Falle in der Luft in den feinsten Staub auf (daher der Name Staubbach) und schwebt als eine ätherische, blendenweise, immer wechselnde Gestalt in den Lüften. Gegen Mittag, wenn die Sonnenstrahlen auf dieses stürzende Wasser fallen, hat die Schönheit dieses herrlichen Naturspiels den höchsten Grad erreicht, und wenn man sich ihm nähert, erblickt man in demselben zwei cirkelrunde Regenbogen. Man kann sich ohne Gefahr zwischen die Felsenwand und den obern Fall stellen, nur wird man dann von dem absprützenden Wasser durchnässt. Im Winter sieht man in diesem Staubbache ganz eigene Eisgestalten. Weiter hinauf bildet derselbe noch andere, sehr prächtige, aber nicht so hohe Wasserfälle.~~
Ad99998 06 007aAd99998 06 007a.jpgFig. 1. Der Badeschwamm.~~Der Badeschwamm, dieser gelblich-braune lockere Körper, dessen wir uns zum Reinigen und Waschen bedienen, wächst vorzüglich auf dem felsigen Grunde mehrerer Inseln des mittelländischen Meeres, wo er durch Taucher losgerissen und gesammelt wird. Dass er sich sehr leicht voll Wasser saugt, wissen wir alle. Wie dieses aber zugeht , sehen wir hier, wenn wir das kleine Stückchen Schwamm (A) unter dem Mikroskop vergrössert (B) betrachten. Der ganze Schlamm besteht nämlich aus einem Geflechte vieler zarter, biegsamer Haarröhrchen, in die sich das Wasser schnell hineinsaugt und den Schwamm aufbläht. Vermöge der Weichheit und Biegsamkeit der Röhrchen lässt sich der Schwamm dann eben so gut wieder ausdrücken, indem durch den Druck der Hand das Wasser wie aus Schläuchen wieder ausgepumpt wird.~~Fig. 2. Der Schillertaft.~~Das wechselnde Farbenspiel, welches wir bei dem Schillertaft (wie im Bd. V, Nro. 40. bei dem Schillervogel) bemerken, rührt hier bloss von der Farbenverschiedenheit der Fäden her, wie es uns die Vergrösserung (b) deutlich beweist. Der Aufzug oder die Kette besteht nämlich in diesem Falle aus gelben, der Einschuss oder der Einschlag aber aus purpurrothen Fäden. Je nachdem man nun den Taft dreht, so gewinnt die gelbe oder purpurrothe Farbe die Oberhand, oder es entsteht ein schönes Gemische von beiden Farben.~~
Ad99998 06 008aAd99998 06 008a.jpgDie Akanthusstaude oder die Bärenklau ist uns merkwürdig, weil schon die älteste griechische und römische Baukunst ihre schön geformten Blätter als Verzierung in die Capitale der Säulen, vorzüglich der corinthischen Ordnung, aufnahm, und dieselben durch Regelmässigkeit noch verschönerte. Sowohl die gothische als neuere Baukunst hat diese Zierpflanze beibehalten. Wir kennen bis jetzt 14 Arten der Bärenklau: die zwei nachfolgenden Arten werden aber vorzüglich in der Architectur nachgeahmt.~~Fig. 1. Die ächte Bärenklau. (Acanthus mollis.)~~Die ächte oder weiche Bärenklau ist eine ausdauernde Pflanze, und wächst wild in Sicilien und in den untern Theilen von Italien. Die Blätter (A) bilden eine Blätterrose, aus welcher der 2 bis 3 Fuss hohe Stängel mit den violet und weissen Blüten (B) hervorschiesst.~~Fig. 2. Die stachlige Bärenklau. (Acanthus spinosus.)~~Diese Art wächst gleichfalls auf feuchten Plätzen in Italien. Das Blatt ist gross und schön geformt; an den Enden der Blättchen sitzen Stacheln, wie an den Distelblättern.~~
Ad99998 06 009aAd99998 06 009a.jpgFig. 1. Die stachlige Herzmuschel. (Cardium echinatum.)~~Da wir die schönen buntfarbigen Schnecken und Muscheln gewöhnlich nur leer in den Naturalien-Sammlungen sehen, so könnten wir leicht auf den Gedanken kommen, kein lebendiges Geschöpf bewohne diese Schaalen. Von dem Gegentheile überzeugt uns aber diese Abbildung A, B und C der stachligen Herzmuschel, einer Bewohnerin der Nordsee. Bei A sehen wir das Thier in der etwas geöffneten Muschel auf der scharfen Kante, und bei B von der Seite, wo man den sensenförmigen, orangegelben Fuss des Thiers erblickt, der zum Fortbewegen und Aufrichten dient. Bei C sind die beiden Schaalen auseinander gerissen, wodurch man das ganze Thier deutlich sieht.~~Fig. 2. Die wunderbare Seefeder. (Pennatula mirabilis.)~~Diese Seefeder ist ein zart geformtes, korallenartiges Gehäuse, welches von einem polypenartigen Wurme bewohnt wird, und zart gefiederte Seitenäste, wie die Fahnen einer Feder, hat. Diese Geschöpfe werden 6 bis 8 Zoll lang, und finden sich in europäischen und amerikanischen Meeren, wo sie frei herum schwimmen.~~
Ad99998 06 010aAd99998 06 010a.jpgFig. 1. Das saitenschwänzige Stiel-Auge. (Stylephorus chordatus.)~~Dieser sonderbare gebildete Fisch ist erst seit 20 Jahren bekannt, wo man ihn aus den westindischen Gewässern nach England brachte. Seine Augen stehen auf den beiden cylindrischen Erhöhungen, und der Kopf, mit aufwärts gerichtetem Rüssel, besteht aus einer braunen, faltigen Haut. Der Leib endigt sich in eine saitenähnliche Verlängerung, die 1 Fuss 10 Zoll lang ist, während die Länge des eigentlichen Körpers nur 10 Zoll beträgt.~~Fig. 2. Der gemalte Froschfisch. (Lophius pictus.)~~Der gemalte Froschfisch bewohnt den stillen Ocean um Neuholland und Otaheite. Ueber dem weitgeöffneten Munde sitzt eine lange Bartfaser, wodurch er kleine Fischchen anlockt, die er verzehrt. Ausserdem sieht man auf dem Rücken noch zwei Erhöhungen; die Grundfarbe des Körpers ist braun, mit gelb und rothen Flecken.~~Fig. 3. Der marmorirte Froschfisch. (Lophius marmoratus.)~~Dieser Fisch findet sich gleichfalls im stillen Ocean. Der Körper ist schwarz, weiss und roth marmorirt; auf der Nase sitzt eine gabelförmige Bartfaser, und die Brustflossen sind beinahe wie kleine Füsse gestaltet, die es aber keineswegs sind.~~
Ad99998 06 011aAd99998 06 011a.jpgZu den seltenen Meteoren oder Lufterscheinungen gehören die feurigen Kugeln, die man bisweilen unerwartet in der Luft sieht. Ob wir gleich ihre Entstehungsart noch nicht enträthseln können, so sind sie doch keineswegs ein Zeichen bevorstehenden Unglücks, wie einfältige, abergläubische Leute glauben; vielmehr müssen wir annehmen, dass sie , wie das Nordlicht und andere Lufterscheinungen, ihr Daseyn wohl begründeten, aber für uns noch unerforschlichen Naturgesetzen verdanken. - Das hier abgebildete Meteor wurde am 13. November 1803 Abends gegen halb neun Uhr in London gesehen. Einem Beobachter erschien (Fig. 1.) die Feuermasse anfangs scharf begränzt, mit mehreren kleinen feurigen Kugeln begleitet. Als sie sich fortbewegte, erhielt sie einen feurigen Schweif. Ein anderer Beobachter bemerkte (Fig. 2.) aus dem elliptischen Körper Strahlen hervorbrechen, die sich in Sternchen endigten.~~
Ad99998 06 012aAd99998 06 012a.jpgSchon früher betrachteten und verglichen wir (Bilderbuch Bd. II. Nro. 98) die Werke der Natur mit denen der Kunst unter dem Vergrösserungsglase, und bemerkten, um wie viel vollkommener die ersteren wären. Dieses sehen wir auch hier, wo wir die zwei kunstvollsten Gewebe, das Spinnennetz und ein Stückchen Brabanterspitze, unter dem Mikroskop vergleichen wollen. Die grösste Regelmässigkeit herrscht in den einzelnen Abtheilungen des Spinnennetzes (Fig. 1.); sowohl die Längen als Querfäden haben einerlei Dicke und Entfernung. - Wie ganz anders verhält es sich dagegen mit den durch Menschenhänden verfertigten Brabanter Spizzen. Diese werden theils aus Seide, vorzüglich aber aus Flachs, entweder geklöppelt oder genähet. Ein einziges Pfund rohen Flachs wird in den Niederlanden bis zu 7000 Gulden an Spitzen verarbeitet, und man kann mit blossen Augen nichts Vollkommeneres und regelmässig Schöneres sehen. - Doch unter dem Vergrösserungsglase erscheint es ganz anders. Die schönste Spitze erscheint hier (Fig. 2.) als ein Gewirre einzelner Stricke (denn so zeigen sich hier die einzelnen Fäden), die ganz regellos durch einander geschlungen sind.~~
Ad99998 06 013aAd99998 06 013a.jpgFig. 1. Der Ostindianische Argus.~~Ein schöner Tagfalter, welcher sich in Ostindien findet; er ist hier, so wie die drei übrigen, in natürlicher Grösse abgebildet. Der Grund der Flügel ist braunschwarz, mit hellgelben Flecken und Zeichnungen. Die Unterflügel ziert ein grosser, schwarz und blauer Augenfleck.~~Fig. 2. Der grüngestreifte westindianische Seegelvogel.~~Dieser ausländische Seegelvogel aus Surinam in America gleicht in Gestalt dem unsrigen; nur in der Färbung ist er verschieden, grün und schwarz gestreift.~~Fig. 3. Der Americanische Feuerfleck. (Pap. Eq. H. Ricini.)~~Die hochrothen Unterflügel geben ihm ein munteres Ansehen; auf jedem der braunen Oberflügel bemerken wir zwei gelbe Flecken.~~Fig. 4. Der Surinamische Pomeranzenflügel.~~Er zeichnet sich wie der vorige durch seine langen, aber schmalen Flügel, so wie durch den langen dünnen Leib aus. Seine Färbung besteht aus einer angenehmen Abwechslung von orangegelb und braun.~~
Ad99998 06 014aAd99998 06 014a.jpgWir wissen aus dem III. Bd. No. 85. unseres Bilderbuchs, dass die Abgott-Schlange (Boa constrictor) ein fürchterliches Geschöpf ist, welches die Länge von 30 bis 40 Fuss erreicht. Diese Schlange findet sich auch in Amerika in Surinam, wo die Eingebornen sie Aboma nennen. Der Engländer Stedman, welcher in holländischen Kriegsdiensten in Surinam mehrere Jahre war, erlegte mit seinem Neger-Sclaven David eine solche Schlange durch mehrere Flintenschüsse. David befestigte die Schlinge eines Seiles um den Hals des Thieres, und liess sie so durch einige andere Negern in die Höhe ziehen. Dann kletterte er an der Schlange selbst hinauf, schnitt den Bauch auf und streifte die Haut ab. Das häufige Fett, welches für Quetschungen gut seyn soll, wurde sorgfältig gesammelt; das Fleisch bereiteten sich die Neger zu, und verzehrten es mit vielem Appetit. -~~
Ad99998 06 015aAd99998 06 015a.jpgDie Cochenille, welche auf der Nopalpflanze (Cactus opuntia) in Süd-America lebt, lernten wir bereits im II. B. No. 31. d. Bilderb. kennen. Ihrer schönen rothen Farbe wegen wird grosser Handel damit getrieben, und die Cochenille in Mexico in eigenen Nopalpflanzungen gepflegt und gezogen. Die Nopalpflanzen (a) sehen wir hier reihenweise gepflanzt, und das Erdreich durch Arbeiter (c) stets locker erhalten. An die Pflanzen werden die kleinen Thierchen sorgfältig gesetzt. Nach einigen Monaten, wenn sie ihre völlige Grösse erreicht haben, werden sie mit Pinseln von Rebhaaren abgebürstet (b) und gesammelt. Hierauf tödtet man die Cochenillen entweder auf heissen Platten (f) und schüttet sie in Gefässe (g, h); oder das Tödten geschieht in Körben in heissem Wasser, wo die Thierchen dann auf Matten (i) ausgebreitet und getrocknet werden. Die letztere Art ist die beste. - Man sammelt die Cochenille in den Plantagen dreimal im Jahre, vom December bis zum Mai.~~
Ad99998 06 016aAd99998 06 016a.jpgWir betrachten hier den Schnee. - Unser Luftkreis oder Atmosphäre ist nämlich stets mit wässerigen Dünsten angefüllt. Wenn diese bei der Winterkälte erstarren oder sich krystallisiren, so bildet sich daraus eine lockere weisse Masse, die schwerer als die Luft, auf die Erde herunterfällt, und dieselbe wie mit einem weissen Kleide überzieht. Dieses ist der Schnee, der die trüben Wintertage erhellet, und die Saaten bei grosser Kälte schützt. Oft wird aber auch in Gebirgsländern ein kleiner Schneeball, der sich von hohen Berggipfeln losreisst, und durch das Fortrollen endlich zu einer fürchterlichen Masse anwächst, als Schnee-Lawine der der Zerstörer ganzer Häuser, ja sogar kleiner Dörfer, die darunter begraben werden.~~Oft wenn der Schnee bei ruhigem Wetter in einzelnen feinen Flocken fällt, so haben wir Gelegenheit seine mannichfaltigen, jedoch regelmässigen Gestalten zu bemerken, die fast alle aus dem Sechseck entstehen. Unsere Tafel zeigt uns mehrere solcher Schnee-Krystallisationen, durch das Microscop beträchtlich vergrössert. Fig. 1. 2. 3. wurden in Steyermark bemerkt; unter Fig. 4. 5. 6. .8. 9. sehen wir Schnee-Krystallisationen, die von einem Naturforscher in der Schweiz, Fig. 7. so in Breslau beobachtet und aufgezeichnet wurden. - Die natürliche Grösse der Schnee-Krystallen finden wir unter sechs Nummern angegeben.~~
Ad99998 06 017aAd99998 06 017a.jpgWenn dem Wasser im Winter bei einem gewissen Grade der Kälte (dem Gefrierpuncte) ein Theil seines Wärmestoffs entzogen wird, so gefriert es, oder verwandelt sich in einen harten elastischen Körper, den wir Eis nennen. - Dieses Gefrieren geschieht, indem sich im Wasser erst einzelne Eis-Nadeln bilden, die unter verschiedenen Winkeln zusammenstossen, und nach und nach einen festen Körper machen, wie es bei der Bildung der Krystalle vor sich geht. Diese Masse ist so fest, dass man zum Spass selbst einmal einen Eispallast gebauet hat, wie wir in der Folge sehen werden.~~Im Winter setzen sich die Dünste der warmen Zimmer an den kalten Fensterscheiben ab, und gefrieren da zu mannichfaltigen Eisfiguren. Ihre Verschiedenheit hängt wahrscheinlich von der Beschaffenheit der Dünste ab. Wir sehen hier einige Beispiele solcher gefrornen Fensterscheiben.~~Fig. 1 und 2. Diese beobachtete Herr Professor Hacquet in Lemberg im harten Winter von 1788 bis 1789. Die gefrornen Fensterscheiben zeigten vollkommen die Gestalt von Zoophyten oder Pflanzenthieren.~~Fig. 3 und 4. Diese laubförmigen Figuren wurden im harten Winter 1740 an den Fensterscheiben des Lustschlosses Belvedere bei Weimar bemerkt und abgezeichnet.~~
Ad99998 06 018aAd99998 06 018a.jpgWir lernen auf dieser und den folgenden drei Tafeln mehreres von den Sitten und Gebräuchen der Indier oder Hinduer, welche Hindostan im mittleren Theile des südlichen Asiens bewohnen, kennen.~~Fig. 1. Ein Pandarum, oder hinduischer Bettelmönch.~~Die Hinduer sind ein harmloses, einfaches, gutmüthiges, aber dabei sehr abergläubiges Volk. Dieses benutzt eine zahllose Menge von Betrügern, die als Bettelmönche sowohl der bramanischen, als muhamedanischen Religion Hindostan durchziehen, und als Zauberer und Wahrsager das Volk täuschen, welches sie für Heilige hält.~~Hierzu gehören auch die Pandarums, welche auffallend gekleidet umherziehen, und sich mit Wahrsagen abgeben.~~Fig. 2. Ein Fakir.~~Die Fakirs sind muhamedanische Bettelmönche, welche den Dienst bei den Moscheen verrichten, nach Mekka wallfahrten, und im Lande herumziehen, ihre leichtgläubigen Glaubensgenossen zu betrügen.~~Fig. 3. Ein indischer Schreiber.~~Die Hinduer stehen auf der Stufe halb cultivirter Völker; und können selbst schreiben. Dieses geschieht auf Palmblättern, Ollas genannt, vermittelst eines scharfen Griffels, - so wie hier der einfach gekleidete Schreiber damit abgebildet ist.~~Fig. 4. Ein Götzenwagen.~~Die Hinduer von der Religion des Brama verehren in ihren Tempeln oder Pagoden Götzenbilder. Diese Götzen werden öfters in Procession durch die Strassen getragen oder gefahren. Letzteres geschieht auf solchen mit vielen Zierrathen und Fahnen versehenen Wagen.~~Fig. 5. Ein Häckery.~~Das einzige zum Reisen in Indien bestimmte Fuhrwerk ist der Häckery, ein offener Kasten, der auf einem zweirädrigen Karren von Ochsen gezogen ruht. Nur eine Person kann darin sitzen; die Ochsen werden vermittelst eines durch die Nasenlöcher gezogenen Strickes regiert.~~
Ad99998 06 019aAd99998 06 019a.jpgDie Hinduer sind in ihren abergläubigen Religionsbegriffen sehr zur Uebertreibung geneigt; so glauben sie sich durch Selbstpeinigungen des Körpers den Göttern angenehm zu machen, und ihre Sünden abzubüssen. Solche Büssende gelten bei dem Volkshaufen dann für Heilige. Wir sehen auf dieser Tafel einige abgebildet.~~Fig. 1. Der Büssende an der Wippe.~~Zu Ehren der Göttin Bagawadi hat sich hier ein Büssender an ihrem Feste einen eisernen Haken durch das Fleisch an den Schultern schlagen lassen. An einer Wippe in die Höhe gezogen, spricht er nun mehrere Gebete, ohne eine Miene zu verziehen, und zerpflückt zuletzt einen Blumenkranz, wovon das versammelte Volk jedes Blättchen eifrig aufrafft und als Heiligthum bewahrt.~~Fig. 2. Ein Dakambari.~~Die Dakambaris sind eine eigene Secte der Büssenden, die aus fanatischem Stolz fühllos gegen alle Schmerzen zu seyn scheinen. - So trägt hier einer ein Feuerbecken auf blosser Hand, und verbrennt sich, ohne Schmerz zu zeigen, die ganze Hand. Auf einer mit Dornen durchflochtenen Decke, die er unter dem linken Arme trägt, schläft er.~~Fig. 3. Ein sich fortrollender Büssender.~~Dieser Pilgrim rollte sich ohne aufzustehen eine Strecke von 30 teutschen Meilen fort, und sang dabei Lieder zum Lobe der Götter. Da er reich war, so giengen stets zwei seiner Sclaven vor ihm her, um alle Hindernisse aus dem Wege zu räumen, und ihm Speise und Trank zu reichen.~~
Ad99998 06 020aAd99998 06 020a.jpgDie Hinduer haben sehr viel Behendigkeit und Gewandtheit in allen Bewegungen des Körpers, und zeigen sich daher auch als Equilibristen und Seiltänzer, durch eine Menge vorzüglicher Kunststücke aus. Gegenwärtige Tafel giebt mehrere Beweise davon.~~Fig. 1. Indische Gauklerin im Fort George.~~Auf dem Paradeplatze des Forts George zu Madras machen hier mehrere indische Gaukler den Engländern ihre Kunststücke vor. Links ist eine Gauklerin auf eine unbeteiligte, 30 Fuss hohe Bambusstange geklettert, balancirt darauf herum, und bewegt sich selbst nach der Musik mit der Stange fort. Mannichfache Kunststücke führen die fünf andern Gaukler aus. Rechts tanzen zwei indische Frauen auf dem Seile mehrere Male an einander vorüber. Die eine spielt ein Saiteninstrument, die andere hält zwei ganz vollgefüllte Gefässe mit Wasser in den Händen.~~Fig. 2. Ein Schlangenbändiger.~~Hier lässt ein Hinduer eine gezähmte Brillenschlange, der er die Giftzähne ausgebrochen hat, nach seinem Instrumente, das aus einem hohlen Kürbiss mit einem Stück Bambusrohr besteht, sich auf- und niederbewegen. Ein Beweis, wie sehr die Musik auch auf Thiere wirke! -~~Fig. 3. Gaukelspiel mit dem Stier.~~Ein indischer Gaukler liegt hier auf dem Boden. Er setzt sich zuerst ein becherförmiges Holz auf den Leib, auf welches sein abgerichteter Stier nach und nach mit allen vier Füssen steigt. Der Gaukler hält ein zweites Holz vor, der Stier klettert auch auf dieses, während es der Hinduer auf das erste schiebt. So geschieht es auch mit dem dritten Holze. Zuletzt bleibt der Stier oben balancirend stehen. -~~
Ad99998 06 021aAd99998 06 021a.jpgDie Tempel der eigentlichen Hinduer, welche der Religion des Brama anhängen, heissen Pagoden; die der eingewanderten Muhamedaner aber Moscheen. Beide Arten sehen wir hier abgebildet. -~~Fig. 1. Grosse Moschee bei Arkot.~~Diese massiv gebauete Moschee liegt bei der Stadt Arkot; gegen Abend zu ist sie offen, und durch Schwibbogen verziert. Das Innere, wo der Priester Gebete hersagt, und Stellen aus dem Koran, ihrem heiligen Buche, liest, ist mit Teppichen belegt, da man die Schuhe und Pantoffeln am Eingang ablegen muss. Zu beiden Seiten erheben sich die grossen schmalen Thürme oder Minarets, von wo die Priester das Volk zum Gebet rufen. Links neben der Moschee sieht man das Grabmahl eines Nabob. -~~Fig. 2. Die Pagode von Wira-Mally.~~Auf einem steilen Felsen liegt die Pagode von Wira-Mally im Königreich Tanschaur. In diesen heidnischen Tempeln, welche aus pyramidialisch gebauten Thürmen, Hallen und Säulengängen bestehen, werden die Götzenbilder aufbewahrt. Die Braminen oder Priester, welche in den Vorhöfen wohnen, dürfen allein das Allerheiligste betreten, wo, wie sie meinen, die Geheimnisse der Gottheit offenbaret werden.~~
Ad99998 06 022aAd99998 06 022a.jpgDie Cometen gehören zu den seltenen Erscheinungen am gestirnten Himmel. Deswegen sahen abergläubige Menschen sie sonst als Zeichen böser Vorbedeutung an. und meinten thörichter Weise, aus ihrer Erscheinung folgten Krieg, Krankheiten und andere Uebel. Die Cometen empfangen ihr Licht von der Sonne; sie bewegen sich aber nicht in regelmässigen Kreisen um dieselbe, wie die Planeten, sondern in einer Ellipse, wodurch sie der Sonne bisweilen sehr nahe kommen, dann sich aber weit von ihr entfernen, wie wir bei Fig. 1. in dem Stücke einer Cometenbahn versinnlicht finden. Diese Himmelskörper bestehen aus einem runden leuchtenden Kopf oder Kern; von diesem fliest ein leuchtender, durchsichtiger Schein aus. Geht dieser Schein vor dem Kerne her, so heisst er der Bart; folgt er ihm nach, so nennen wir denselben den Schweif. Von letzterer Art sehen wir bei Fig. 2 und 3 zwei Cometen abgebildet. Der von Fig. 3 wurde im Februar und März 1661 vom Astronomen Hevel aus Danzig genau beobachtet. Am 3. Februar (A) erschien der Kern von gelblichem Lichte, inwendig etwas röthlich. Der lange Schweif war am Kerne schmal und dicht, und wurde allmählich breiter und dünner. Am 6. Februar (B) bemerkte Hevel in dem Kerne mehrere Flecken; der Schweif erschien jetzt kleiner, schwächer und mehr zugespitzt.~~Berichtigung. Auf der Kupfertafel muss es bei Fig. 1. anstatt 1796 - 1769 heissen.~~
Ad99998 06 023aAd99998 06 023a.jpgDas Pferd, dieses dem Menschen so nützliche Hausthier, verdient mit seinen verschiedenen Racen oder Arten von uns näher gekannt zu werden; so wie wir im II. Bande unsers Bilderbuchs bereits die Abbildung des wilden Pferdes und des Pferdes überhaupt gaben.~~Auf dieser und fünf andern Tafeln sehen wir nun folgende berühmte Pferde-Racen abgebildet: Friesische, Hollsteinische, Dänische, Englische, Französische, Neapolitanische, Spanische, Ungarische, Pohlnische, Russische, Türkische, Arabische und Barben.~~Fig. 1. Das Friesische und Hollsteinische Pferd.~~Das Friesische Pferd ist gross und stark von Körper, hat einen etwas schweren Kopf, starken Hals, breiten Rücken und ein breites gespaltenes Kreuz, mit niedrig angesetztem Schweife. Seine Schenkel sind stark, etwas gerundet und dick mit Haaren besetzt.~~Die Holsteinischen Pferde haben gewöhnliche Ramsköpfe, das Vordertheil ist gut gebaut, der hintere Theil aber meistentheils zu schwach; die Hufe sind zu gross und zu schwer. Beide Arten sind mehr Wagen - als Reitpferde. Das feuchte Clima und das viel wässerige Theile enthaltende Gras, worin ihre Nahrung besteht, sind die Ursachen, dass sie vielen Krankheiten unterworfen sind.~~Fig. 2. Das Dänische Pferd.~~Es hat einen schweren Kopf, starken Hals, breite Brust, lange, niedrige Lenden; sein Kreuz ist im Verhältniss mit der Brust zu schmal. Es ist eine feste dauerhafte Art von Pferden, die besonders in neuern Zeiten durch anhaltende Bemühungen einiger fachkundiger Männer sehr verbessert worden ist.~~Die mit Recht sehr geschätzten weissgebornen Pferde sind dänischen Ursprungs und werden auf den königl. Stutereien jetzt fast noch allein gezogen. Sie zeichnen sich sehr durch das schönste weissglänzende Haar aus. Um die Augen sowohl, als um den Mund und Nase, sind sie fleischfarbig und mit schwarzen Pünctchen besprengt. Sie haben einen starken Bart; die Hufe sind gelb; der Kopf ist ziemlich gross, hat eine breite Stirn und ist etwas ausgebogen. Ein grosses dunkelbraunes Augenpaar mit fleischfarbigem, schwarz betüpfelten Rande, characterisirt sie ebenfalls. Der vordere Körper ist sehr hoch, Stellung und Bau der Beine ist regelmässig und gut. Sie sind übrigens von gedrungenem Bau, und besitzen meistentheils eine schöne gewölbte Gruppe. Ein Zug weissgeborner ist wohl das Schönste, was man in dieser Art sehen kann.~~
Ad99998 06 024aAd99998 06 024a.jpgFig. 1. Das Englische Pferd.~~Das feine englische Rassepferd stammt vom Araber oder Barben ab, hat daher von diesen beiden viel Aehnlichkeit, nur dass es weit grösser ist. Es hat einen schönen trocknen Kopf, wohlgebauten Hals, ein hohes, mageres Widerist*), leichte Schultern, einen geraden Rücken, und der Schweif ist an eine schöne Kruppe gut angesetzt. Diese Gattung wird bloss zum Wettrennen, und wenn sie älter werden und sich berühmt gemacht haben, zur Zucht benutzt. Man findet unter ihnen Pferde von ausserordentlicher Schnelligkeit; gewöhnlich laufen sie zwei englische Meilen in 4 Minuten, 4 Meilen in 9 Minuten. Sie werden aber auch als zweijährige Fohlen schon täglich im Winter wie im Sommer, zweimal im Laufen geübt, und ihre Fütterung und ganze Lebensweise ist darauf berechnet.~~Das gemeine englische Landpferd ist ganz von dem vorigen verschieden; sein Kopf ist dick, fleischig; der Hals kurz, die Kruppe abgeschliffen, die starken Beine sehr mit Haaren besetzt. Die meisten werden in der Provinz Yorkshire gezogen, und zu Reitkleppern und Dienstpferden der Cavalerie benutzt.~~Fig. 2. Das französische Pferd.~~Frankreich hat ausser seinen feinen und edlen Rassen von Pferden, unter welchen sich die Limousiner und Normänner vorzüglich als Reitpferde auszeichnen, in einigen Gegenden einen ganz eignen Schlag von Arbeits- und Bauerpferden, die ihrer Hässlichkeit wegen bekannt sind. Ihr Kopf gleicht dem eines Schweins, die Ohren stehen weit aus einander und hängen herab; der Hals ist kurz und dick mit borstenartigen Mähnen besezt, die Kruppe ist sehr abgeschliffen, die sehr starken Füsse sind bis über das Knie mit Haaren besetzt. Es sind feste, dauerhafte Arbeitspferde, die mit Schilf und andern schlechten Grasarten zufrieden sind.~~*) Widerrist der erhabene Theil an dem Halse der Pferde, zwischen der Mähne und Schulter.~~
Ad99998 06 025aAd99998 06 025a.jpgFig. 1. Das Neapolitanische Pferd.~~Diese Pferde sind gross, haben einen fleischigen Hals und Widerrist und einen Ramskopf. Sie sind etwas hochbeinig und haben enge Hufe. Ihre Kruppe ist wie die der Maulthiere. Ihr Temperament ist meist falsch, boshaft und widerspänstig. Sie sind besser vor den Wagen, als zum Reiten zu gebrauchen. Die besten werden in der Terra di Lavora, di Otranto, di Barri, in Calabrien und in Apulien gezogen.~~Fig. 2. Das Spanische Pferd.~~Es hat ein edles, stolzes Ansehen, funkelnde Augen, ist voll Muth und Feuer, und doch zahm und gelehrig. Der Kopf pflegt etwas dick zu seyn, doch sind auch Ramsköpfe nicht selten; sie haben etwas lange, aber gut angesetzte Ohren, ein etwas zugespitztes Maul und schmale Kinnbacken. Der Hals ist zwar stark, aber gut geformt und dicht mit Haaren bewachsen. Es hat eine breite Brust, etwas starken Leib, niedrige Lenden, eine lange, runde Kruppe. Die Schenkel sind schön, mit starken losen Sennen versehen und nicht behangen. Das gewöhnliche Haar ist castanienbraun oder schwarz; äusserst selten findet man Blessen oder weisse Füsse. Es sind die ersten Pferde zur Reitbahn und zum Kriegsdienst. Die oberandalusischen werden am meisten gesucht; aber auch in den Gebirgen von Cordova zieht man Pferde, die zwar klein, aber stark, dauerhaft, vermögend, und nicht zu ermüden sind.~~
Ad99998 06 026aAd99998 06 026a.jpgDer Mangustaribaum (Garcinia Mangostana) wächst in Ostindien, ferner auf den benachbarten Inseln, vorzüglich auf Java, und trägt eine sehr schmackhafte heilsame Frucht. Der Baum erreicht die Grösse unserer Maulbeerbäume, hat lange Blätter, und trägt rothe Blüten, die an der Spitze der Zweige zum Vorschein kommen. Die kugelrunde Frucht ist so gross als ein kleiner Apfel, und von aussen rothbraun von Farbe. Hat man die äussere ungeniessbare Schale abgebrochen, so findet man ein weisses saftiges Fleisch, welches inwendig in sechs Fächer getheilt ist, und die Kerne enthält. Dieses Fleisch ist von angenehmem Geschmack, und wird in Indien häufig genossen, da es sehr erfrischend und gesund ist. Ja selbst bei Ruhren und andern epidemischen Krankheiten verordnen die Aerzte die Mangustane als ein gegenwirkendes Mittel.~~
Ad99998 06 027aAd99998 06 027a.jpgFig. 1. 2. 3. Die Hausgrille. (Gryllus domesticus.)~~Die Hausgrille oder das Heimchen hält sich bei den Wohnungen der Menschen, am liebsten in Brau- und Backhäusern auf, wo sie in Schlupfwinkeln lebt, und durch den schwirrenden Ton, den sie durch das Aneinanderreiben der starken Unterflügel hervorbringt, bekannt ist. Sie nährt sich von Mehl, Brod, Speck u. dergl. Das Weibchen legt kleine weissliche Eier in die Erde; daraus schlüpfen nach 10 bis 12 Tagen die jungen Grillen aus, die Anfangs flügellos sind. Nachdem sie sich einigemal gehäutet haben, erblickt man die Flügelscheiden (Fig. 2.) In ihrer natürlichen Grösse sehen wir sie bei Fig. 1 und 3; die häutigen Unterflügel ragen über die obern weit hervor, und haben eine hornartige Spitze.~~Fig. 4. 5. Die Feldgrille. (Gryllus campestris.)~~Die Feldgrille lebt in der Erde auf Feldern und in Waldungen. Sie unterscheidet sich von der vorigen durch ihre dunklere Farbe und plumpere Gestalt, und lebt von kleinen Insecten und Wurzeln. Sie macht wie die Hausgrille mit den Flügeln das zirpende Getön, welches man an Sommerabenden auf den Feldern häufig hört.~~Fig. 6. 7. Die Maulwurfsgrille. (Gryllus gryllotalpa.)~~Die Maulwurfsgrille, welche wir Fig. 6. als Nymphe und Fig. 7. ganz ausgewachsen sehen, ist die grösste Grillen - Art in Teutschland, und ein schädliches Insect. - Mit ihren starken maulwurfsähnlichen Vorderfüssen gräbt sie leichte Gänge durch die Oberfläche der Erde, und nagt alle zarten Wurzeln der Pflanzen ab. Sie hat kleine hornartige Oberflügel und grosse dünne Unterflügel, deren sie sich aber selten bedient.~~
Ad99998 06 028aAd99998 06 028a.jpgFig. 1. Das ungarische Pferd.~~Diese Pferde sind vom Mittelschlage, haben etwas schwere Köpfe, und enge Nasenlöcher. Sie sind lang von Leibe, haben aber gute Schenkel. Es sind gute, dauerhafte Reitpferde, die bei geringer Nahrung grosse Strapazen ertragen.~~Fig. 2. Das polnische Pferd.~~Die meisten Pferde werden in dem russischen und österreichischen Antheil des ehemaligen Königreichs Polen gezogen. Sie sind im Ganzen mehr klein als gross; ihr Kopf ist ausser den etwas starken Kinnbakken ziemlich gut geformt. Sie sind grösstentheils hirschhälsig, haben aber einen starken geraden, Rücken, starke, kurze Lenden, eine schöne etwas spitzige Kruppe mit gut angesetztem Schweife, den sie im Bogen tragen; ihre Schenkel sind fein, wenig behaart, aber kraftvoll. Es sind ausnehmend brauchbare Pferde, wenn sie durch anhaltend gute und zweckmässige Behandlung ihr scheues und furchtsames Wesen verloren haben.~~
Ad99998 06 029aAd99998 06 029a.jpgFig. 1. Das türkische Pferd.~~Es stammt von dem arabischen, persichen und tartarischen ab, und hat deshalb Vieles mit denselben gemein. Sie sind vermögend, leicht, lebhaft und von gutem Athem, ertragen alle Strapazen leicht, ohne Nachtheil für ihre Gesundheit und werden sehr alt. Man pflegt deswegen von diesen Pferden zu sagen : "Sie sterben ohne alt geworden zu seyn," indem selbst das Alter ihnen nichts von ihren Vorzügen raubt. Die Türken beschlagen ihre Pferde mit einer Art von Eisen, die aus einer eisernen Platte bestehen, welche vorn und an den Seiten die Rundung des Hufes hat, und hinten an dem Ballen sich in eine stumpfe Spitze endigt. In der Mitte hat diese Platte eine runde Oeffnung; die Nagellöcher sind mehr rund als viereckig.~~Fig. 2. Das russische Pferd.~~Das indigene russische Pferd muss vorzüglich in Grossrussland gesucht werden. Seine Statur ist nicht schön, vom Mittelschlage, der Kopf ist stark und fleischig, die Stirn platt, das Auge phlegmatisch, der Hals kurz und dick, die Brust breit, das Kreuz stark, die Beine sehr mit Haaren bewachsen, der Huf mehr flach als erhaben, der Schweif und die Mähne lang. Sein Character ist fromm, folgsam und gelehrig. Es sind besonders treffliche, dauerhafte Wagenpferde, welche Reisen von 100 und mehr Meilen in kurzer Zeit zurücklegen können, und gegen jede Abwechselung der Witterung abgehärtet sind.~~
Ad99998 06 030aAd99998 06 030a.jpgFig. 1. Das arabische Pferd.~~Dieses als das vollkommenste und edelste seiner Gattung, ist von mittlerer Grösse, und seine Länge beträgt gemeiniglich etwas mehr als seine Höhe. Sein Hauptunterscheidungszeichen ist der Kopf; es hat eine gerade, glatte Stirn; die Ohren sind zwar etwas gross, aber gut angesetzt; es hat schöne grosse Augen, aus denen ein frommes Feuer leuchtet, und eine gerade Nase mit weit geöffneten Nasenlöchern. Der schön geformte Hals hat einen kleinen Ausschnit dicht am Widerrist, und an dem geraden, schön gerundeten Kreuze ist der Schweif gut angesetzt. Die feinen Schenkel erhalten durch die kräftigen Muskeln und Sehnen eine vorzügliche Stärke, und die länglichen Hufe von schwarzgrauer Farbe haben eine lehr feste Consistenz. Es hat viel Leichtigkeit und Dauer, und erträgt ohne Nachtheil die Beschwerden langer und oft wiederholter Märsche. Als Fohlen schon werden sie von den Kindern der Araber geritten, bleiben Tag und Nacht gesattelt, und gewöhnen sich an eine Lebensart, die sie, verbunden mit ihren übrigen Vorzügen, zu den vorzüglichsten Jagd- und Kriegspferden macht; welchen Ruhm sie von den ältesten Zeiten her behauptet haben.~~Fig. 2. Das barbarische Pferd.~~Es wird durch Verkürzung des Worts auch Barbe genannt, ist von mittlerer Grösse, hat einen Schaafskopf, einen dünnen mit kurzen Mähnen besetzten Hals, magere aber steife Schultern, einen schönen Rücken, kurze starke Lenden, ein etwas langes Kreuz mit hochangesetztem Schweif; ihre Schenkel sind kraftvoll, aber lang gefesselt, und die Hufe, so wie bei dem Araber, etwas länglich. Diese Pferde sind sehr leicht und schnell, gehen zwar anfänglich etwas träge, wenn sie aber angefeuert werden, so zeigen sie sehr bald, wie stark und vermögend sie sind. Nächst denen aus Tunis werden die aus Marocco und Fetz am meisten geschätzt.~~
Ad99998 06 031aAd99998 06 031a.jpgWir lernten im CIII. Hefte No. 15 unseres Bilderbuches bereits die Natur des Eises kennen, und dass man aus Eis selbst einen Pallast gebauet habe, den wir hier abgebildet sehen. Dieses geschah im strengen Winter 1740 in Petersburg, unter der Regierung der Kaiserin Anna. Schon im November 1739 versuchte man den ersten Bau auf dem gefrornen Newastrom, dessen Eis aber die Last nicht tragen konnte, und sich zu biegen anfieng. Doch bald darauf wiederholte man auf dem festen Lande zwischen dem Fort der Admiralität und dem Winterpalais den Bau, und dieser gelang vollkommen. Die aus Eis gehauenen Quaderstücken wurden durch darauf gegossenes Wasser, welches sogleich gefror, fest verbunden, und so entstand das Fig. 1. abgebildete Eispalais, dessen Länge 52 1/2, die Breite etwa 16 und die Höhe 20 Fuss betrug. Alle daran befindlichen Verzierungen, die Bildsäulen sogar, waren von Eis. Am Eingange lagen zwei Delphine (Fig. 2.), die des Nachts Ströme von brennender Naphta aussprühten. Daneben waren Kanonen und Mörser (Fig. 3. 4.) ganz aus Eis gedreht, aus denen mit schwacher Pulverladung sogar geschossen wurde. Im Innern des Pallastes fand man mehrere Zimmer mit Tischen, Stühlen, Uhren und anderen Geräthschaften, sämmtlich aus Eis gearbeitet. - So blieb dieser merkwürdige Eispallast mehrere Monate lang bis gegen Ende des März 1740 stehen, wo ihn die gelindere Witterung nach und nach zertrümmerte.~~
Ad99998 06 032aAd99998 06 032a.jpgZu den merkwürdigen Ländern des östlichen Asiens gehört Cochinchina, welches die Portogiesen im 16ten Jahrhundert entdeckten, und welches Land in Hinsicht der Gebräuche und Trachten viel Aehnlichkeit mit dem benachbarten China hat.~~Die Cochinchinesen bekennen sich zur Religion des Gottes Buddha oder Fo, und sind Götzendiener. Ihren Götzenbildern opfern sie gewöhnlich die Erstlinge ihrer Heerden und ihrer Früchte. Fig. 1. sehen wir ein solches Opfer abgebildet, wie es dem Fo gebracht wird. Auf einem Banjan Baume (ficus indica) sitzt in einem Kasten mit Gitterthüren das dicke hölzerne Götzenbild. Cochinchinesische Bauern haben sich genähert, haben eine Leiter von Bambusrohr angelegt, und opfern dem Bilde Reiss. Ein Priester im langen gelben Kleide spricht Gebete dazu.~~Fig. 2. Gruppe von Cochinchinesen.~~Die Cochinchinesen sind ein harmloses gutmüthiges Volk, welches zwar den Chinesen ähnelt, aber einfacher in seiner Kleidung und Lebensart ist. Die Frauen tragen einen baumwollenen Kittel und darunter weite Hosen, an Festtagen mehrere über einander. Die Männer weite Jacken und Pumphosen, die Füsse sind unbedeckt; um den Kopf winden sie weisse Tücher als Turban, oder tragen Sonnenhüte von verschiedener Form. Die Soldaten zur rechten sind mit Schild und Säbel bewaffnet.~~
Ad99998 06 033aAd99998 06 033a.jpgFig. 1. Das gestreifte Känguruh. (Kangurus fasciatus. PERON.)~~Die Känguruhs sind bekanntlich eine merkwürdige Thiergattung, deren grösste Art (Bd. I. Taf. 93. unseres Bilderbuchs) Cook im Jahre 1770 auf Neuholland entdeckte. Die neueste französische Entdeckungsreise, welche Herr Péron beschrieben hat, hat uns mit einer neuen kleinen Art, dem zierlichen gestreiften Känguruh, bekannt gemacht. Dieses findet sich häufig auf der Berniers-Insel, auf der Westküste von Neuholland. Es hat ein rothbräunlich gestreiftes Fell, ist sehr furchtsam, verbirgt sich schnell in den Dornengebüschen, und hat ein schmackhaftes Fleisch. Gezähmt würde sich dieses Känguruh recht gut als Hausthier brauchen lassen.~~Fig. 2. Der Wombat. (Didelplis Wombat. SHAW.)~~Der Wombat, der so gross als ein Dachshund ist, gehört gleichfalls zu den Beutelthieren, wie wir hier sehen, wo die Jungen aus dem Beutel der Mutter herauskommen. Dieses Thier, welches der äussern Form nach einem kleinen Bären gleicht, nährt sich von Gras, scharrt sich mit den starken Klauen der Vorderfüsse in die Erde ein, wo es den Tag über lebt, und erst des Nachts nach seiner Nahrung ausgeht.~~Auch dieses Thier wurde erst in den neuern Zeiten auf Van Diemens Land, der an der Südspitze von Neuholland liegenden grossen Insel, entdeckt.~~
Ad99998 06 034aAd99998 06 034a.jpgUnter den Inseln von Australien oder des fünften Welttheils ist Neuholland die beträchtlichste, indem ihre Grösse der von Europa fast gleich kömmt. Die südlichste Spitze, welche nach neuern Beobachtungen eine besondere Insel bildet, wurde 1642 vom Holländer Abel Tasman entdeckt, und dem damaligen Gouverneur von Batavia zu Ehren, van Diemens Land genannt. Die Bewohner dieser Insel (Fig. 2) sind Wilde, die noch auf der untersten Stufe der Cultur stehen. Wir sehen hier einige um ein Feuer versammelt. Sie haben widrige Gesichtsbildung, ihre Farbe ist schwarzbraun, der Körperbau zwar lang, aber gegen den Kopf und die Schultern sind die untern Theile unverhältnissmässig mager. Ihre Nahrung besteht vorzüglich aus Wurzeln und Seemuscheln; sie gehen nackend, nur einige Felle des Känguruh, des einzigen vierfüssigen Thieres dieser Gegend, um die Schultern gehängt. Dass sie aber ihre Toten verehren, davon fand der neueste frazösische Reisende Péron Spuren auf der kleinen nahliegenden Insel Maria (Fig. 1). Zwischen Casuarbäumen waren kleine Hütten von Baumrinden errichtet. Als er eine untersuchte, fand er inwendig unter einer Erhöhung von Rasen Asche und Menschenknochen, woraus erhellet, dass diese übrigens rohen Völker doch ihre Todten verbrennen, und ihr Andenken durch Errichtung der Baumrinden-Hütten ehren.~~
Ad99998 06 035aAd99998 06 035a.jpgDie Ceder von Libanon (Pinus Cedrus L.) gehört zu den schönsten Bäumen, die man sehen kann. Fächerförmig breiten sich ihre grossen breiten Aeste über einander aus, und geben Kühlung und Schatten unter ihrer Wölbung. Die Nadeln sitzen büscheIförmig (a) zusammen. Die Frucht oder der Cedernapfel der bei (b) in seiner natürlicher Grösse und (e) im Durchschnitt abgebildet ist, steht senkrecht oben auf den Zweigen. Das Holz ist röthlich, wohlriechend, und lässt sich zu den schönsten Tischler-Arbeiten gebrauchen.~~Die Ceder wächst eigenthümlich auf dem Berg Libanon in Syrien, und zwar in den höhern schneeichten Regionen, wo sie ein Alter von mehreren hundert Jahren erreicht. Doch auch in England und in Frankreich findet man jetzt einzelne Cedern in den Gärten. - Die hier abgebildete schöne Ceder von Libanon steht im Pflanzen-Garten oder Jardin des plantes in Paris, und wurde 1734 gepflanzt. Sie bildet einen herrlichen grossen Baum, dessen Stamm 8 Pariser Fuss im Umfange hat, und dessen gewölbte Zweige sehr malerische Partieen bilden. Deswegen verdient die Ceder als Zierde in die Parks oder Lustgärten gepflanzt zu werden.~~
Ad99998 06 036aAd99998 06 036a.jpgFig. 1. Katakomben in Alexandrien.~~Die alten Aegyptier, deren Baukunst so viel Sonderbares und Merkwürdiges hat, baueten auch ihren Todten eigene unterirdische Gemächer, worin sie aufbewahrt wurden. Dieses nannte man Katakomben. Diese Katakomben bestehen aus mehreren in den Felsen gehauenen Zimmern, an welche die Grabhöhlen stossen. Die zu Alexandrien finden wir hier abgebildet. Der Eingang besteht in einem engen Loche, durch das man nur mit Mühe steigt, und wo man in mehrere sehr verschüttete Zimmer kömmt. Das eine runde Gemach mit einer gewölbten Decke ist durch Pilaster verziert, und einen Fronton erblickt man bei dem einen Ausgang. Alles ist in den Felsen gehauen, doch mit Kalk übertüncht. Die Leichen ruhten in länglichen Aushöhlungen, die man Reihenweise eingehauen findet.~~Fig 2. Unterirdische Kammer bei den Pyramiden von Ghizé.~~Oft waren die in den Felsen gehauenen unterirdischen Grabhöhlen mit allerhand hieroglyphischen Figuren verziert, wie wir hier abgebildet sehen. In den Katakomben wurden aber nicht bloss die einbalsamirten Leichname oder Mumien von Menschen, sondern auch von geheiligten Thieren, hauptsächlich von dem Ibis, welcher Vogel in Aegypten vorzüglich verehrt wurde, aufbewahrt. Die Körper dieser Vögel balsamirte man ein, und bewahrte sie in länglichen Gefässen auf.~~
Ad99998 06 037aAd99998 06 037a.jpgDurch den tropischen Regen schwillt bekanntlich der Nil, dieser grosse Fluss Aegyptens im Herbste so ausserordentlich an, dass er seine Ufer verlässt und das ganze Nilthal eine Zeitlang überschwemmt. Dies ist für diese sandige Gegend eine wahre Wohlthat; denn indem der Nil nach und nach wieder in seine Ufer zurücktritt, lässt er auf der ganzen überschwemmten Fläche eine fette Schlammerde zurück, wodurch das Nilthal allein so fruchtbar wird.~~Damit das Wasser bei der jährlichen Ueberschwemmung aber allenthalben hindringen könne, so haben die Aegyptier das Land mit Canälen durchzogen. Um nun den jedesmaligen Wasserstand der Ueberschwemmung genau zu sehen, hat man an verschiedenen Orten gemauerte Masstäbe oder Nilmesser errichtet. - Der vorzüglichste ist der hier abgebildete, auf der Insel Raudah bei Kahirah erbauete Nilmesser.~~In einem runden Thurme nämlich befindet sich eine Cisterne, deren Boden die Höhe des Nilbodens hat. Auf der Seite ist eine Oeffnung, wodurch das Nilwasser frei zuströmen kann. In der Mitte erhebt sich eine achteckige marmorne Säule, an der die Maasse angegeben sind, wie hoch nach den Beobachtungen nach und nach das Wasser bei der Ueberschwemmung steigt. Ein eigner Aufseher beobachtet vom ersten Julius an täglich das Steigen des Flusses und durch Ausrufer wird es der Stadt kund gethan.~~
Ad99998 06 038aAd99998 06 038a.jpgUnter den Naturseltenheiten, welche uns der berühmte Reisende, Alexander von Humbold, aus Süd-Amerika mitbrachte, befindet sich auch ein allerliebster kleiner Affe, der nur 7 bis 8 Zoll lang wird, und wegen mehrerer Aehnlichkeit mit dem Könige der Thiere mit Recht der Löwen-Affe genannt wurde. Ganz dem Löwen en Miniatur ähnlich ist seine Mähne und sein langgezogener Körper; doch das Gesicht und die Füsse verrathen sogleich das friedliche Aeffchen. Das Gesicht ist halb schwarz, halb weiss gefärbt; die Farbe des übrigen Körpers ist gelblich und olivenbraun.~~Der Löwen-Affe bewohnt die Ebenen am östlichen Abhange der Cordilleren in Süd-Amerika, vorzüglich die fruchtbaren Ufer des Putumayo und Coqueta. Doch auch da gehört er zu den seltenen Thieren, und Hr. v. Humbold sah während seines Aufenthaltes in jenem Lande nur zwei Exemplare davon. Sie wurden in einem Käfig gehalten, und waren sehr munter und fröhlich; doch gereizt sah man sie voller Zorn ihre Mähne sträuben. - Nach Europa ist noch keines dieser niedlichen Thiere gebracht worden.~~
Ad99998 06 039aAd99998 06 039a.jpgDiese niedlich geformten teutschen Waldbewohner haben zwar mit den viel häufigern und bekannteren Bovisten im reifen Zustande die häutige kuglige hohle Saamenbüchse, und in derselben die farbigen staubähnlichen Saamenkörnchen, die an seinen Härchen ansitzen, gemein; unterscheiden sich aber durch eine regelmässigere, meistens zierlicher gebildete Oeffnung (Maul) zur Entlassung der ausstäubenden reifen Saamenkörnchen; und durch eine äussere dicke Hülle, welche in Strahlen aufspringt, und eine sternförmige Unterlage bildet. Diese Pilze wachsen unter der Erde, und heben sich zuletzt, wenn sie sich entfalten wollen, aus derselben empor.~~Fig. 1. u. 2. Der gekrönte Erdsternpilz. (Geastrum coronatum.)~~Die sternförmige Hülle hat stets mehr als fünf Strahlen, die sich zwar weit aus einander breiten, aber nicht rückwärts umbiegen. Die untere oder äussere Fläche derselben ist dunkeler braun und chagrinähnlich gekörnt; die Erhabenheiten sind weiss (Fig. 2.) Die obere oder innere Fläche ist weiss, wird aber bald rissig, und die Risse erscheinen braun (Fig. 1) Diese Art wächst theils in leimigem und lettigen, theils auch in sandigem Boden.~~Fig. 3. u. 4. Der braunrothe Erdsternpilz. (Geastrum rufescens.)~~Bei dieser Art ist die sternförmige Hülle braunroth, glatt, und breitet sich nicht nur weit aus, sondern biegt sich auch noch rückwärts um, und hebt die kuglige Saamenbüchse empor. Ihre obere Fläche wird ebenfalls rissig (Fig. 4.) Diese Pilze wachsen vorzüglich gern in Nadelhölzern.~~Fig. 5. Der hygrometrische Erdsternpilz. (Geastrum hygrometricum.)~~Die Farbe dieses Pilzes ist mehr gelb braun. Die vielstrahlige Sternhülle breitet sich bloss aus, ohne sich rückwärts umzuschlagen; hat aber die merkwürdige Eigenschaft, dass sie bei jedesmaligem Austrocknen sich mit grosser Kraft wieder oberwärts zusammenschlägt, und bei abermaligem Feuchtwerden sich wieder ausbreitet. Von diesem verschiedenen Verhalten im feuchten und im trockenen Zustande hat diese Art ihren Beinamen erhalten. Es liebt solche vorzüglich einen sandigen Boden.~~
Ad99998 06 040aAd99998 06 040a.jpgFig. 1. Der Glanzweissling. (Phalaena bombyx falicis.)~~Die Raupe und Puppe dieses weissen Nachtfalters (a. bua) findet sich auf Weiden und Pappeln manche Jahre so häufig, dass ganze Pflanzungen davon verheert werden. Der silberglänzende Nachtfalter (d) fliegt alsdann in ganzen Schwärmen umher. - Die Raupe spinnt sich zwischen Weidenblätter (c) ein, und verwandelt sich in eine braune Puppe (b).~~Fig. 2. Der grosse Hermelin-Vogel. (Phalaena bombyx vinula.)~~wird wegen des weichen Pelzes, womit sein plumper Körper bedeckt ist, so genannt. Die Oberflügel sind mit grau und röthlichen wellenförmigen Zeichnungen geziert. Die grüne Raupe (A) hat eine sonderbare Gestalt; sie scheint mit Panzerschuppen bedeckt zu seyn, und das hintere Ende endigt sich in einen Gabelschwanz. Die Raupe spinnt sich in Holzspäne (C) ein und verwandelt sich in eine braune Puppe. (B.)~~Fig. 3. Das Täubchen. (Sphinx stellatarum.)~~Das Täubchen ist ein bekannter Dämmerungsfalter, der gegen Abend in Gärten mit grosser Schnelligkeit von Blume zu Blume fliegt. Er ist hier, wie die übrigen Nachtfalter, in natürlicher Grösse abgebildet. Die grüngelbe Raupe (a) findet sich auf mehreren Pflanzen. -~~
Ad99998 06 041aAd99998 06 041a.jpgEine halbe Stunde von den Mauern der heutigen Stadt Alexandrien in Aegypten findet man die hier abgebildete merkwürdige Säule von röthlichem Granit, die höchste, die man bis jetzt kennt. Deswegen nannten die Araber sie auch die Säule der Säulen. Sie ist in ältern Zeiten wahrscheinlich von andern Säulen umgeben gewesen, und hat mit diesen zu einem grossen Prachtgebäude gehört.~~Diese merkwürdige Granit-Säule besteht aus 3 Stücken, dem Säulenkopf, der Säule selbst und dem Säulenstuhl, deren Höhe, nach den neuesten franzöfischen Messungen, zusammen 88 Pariser Fuss 6 Zoll beträgt. Da von misst die Säule etwas über 63 Fuss an Höhe, und 8 Fuss 4 Zoll im Durchmesser. Der korinthische Säulenkopf ist mit glattem Laubwerke verziert. Auf die oberste Platte sind mehrere Reisende gestiegen, um die Säule zu messen; und im Jahre 1733 haben 8 Engländer eine Bowle Punsch darauf getrunken. Warum die Säule den Namen des Pompejus trägt, weiss man nicht, denn zu seinem Andenken ist sie nicht errichtet worden.~~
Ad99998 06 042aAd99998 06 042a.jpgDie Kalmücken sind ein Hirtenvolk von mongolischem Stamme, bewohnen das mittlere Asien und stehen theils unter russischer, theils unter chinesischer Oberherrschaft. Ihre platten Gesichtszüge machen ihren Anblick nicht angenehm; doch sind sie gutmüthig, gelehrig und sehr gastfreundschaftlich. Als Hirtenvolk ziehen sie in den Steppen von Asien mit ihren Heerden von einer Weide zur andern; deswegen leben Männer und Weiber von Jugend auf auf Pferden und ihre ganze Kleidung ist dazu eingerichtet. Ihre Wohnung sind trichterförmige Zelte von Filz, die beim Weiterziehen auf Lasttiere gepackt werden. Fig. 1. sehen wir das Lager einer solchen Kalmückenhorde, wo im Vordergrunde die Wanderung anhebet; links erhebt sich das Grabmal einer ihrer Lama's oder Priester. Der Reichthum der Kalmücken besteht in ihren Heerden von Pferden, Ochsen, Kühen und Schaafen. Fig. 2. zeigt uns eine Kalmückenwirthschaft. Zu beiden Seiten des grossen Filzzeltes sind Mädchen beschäftigt, Stuten und Kühe zu melken. In der Mitte bereitet ein kalmückisches Weib ein Fell zu; dabei steht ein Junge mit dem Pferde und hält einen langen Stock mit der Schlinge, wodurch die wilden Pferde eingefangen werden. Im Vordergrunde spielen mehrere Kalmücken Schach, das Lieblingsspiel dieses Volksstammes.~~
Ad99998 06 043aAd99998 06 043a.jpgDer Casuar von Neuholland wurde erst in neuern Zeiten auf diesem grossen Insellande der Südsee entdeckt, und die neueste französische Entdeckungsreise giebt uns davon beifolgende treffliche Abbildung. Dieser Casuar unterscheidet sich beträchtlich von dem Asiatischen, den wir Bd. 1. No. 3. unsers Bilderbuchs kennen lernten.~~Der Casuar von Neuholland (Casuarius novae Hollandiae Lath.) hat eine Länge von 7 Fuss, und ist über und über mit graubraunen borstenähnlichen Federn bedeckt, welche bei dem Männchen (Fig. 1.) vorn am Halse einen grossen weisslichen Wulst bilden. Ob er gleich nicht fliegen kann, so läuft er doch ausserordentlich schnell, und ist wegen seiner Wildheit schwer zu zähmen. Da das Fleisch wohlschmeckend ist, so macht man Jagd auf ihn: auch die Eier werden genossen. Die Jungen sind in dem ersten Monat ihres Alters braun und weiss gestreift, wie wir sie hier vor ihrer Mutter (Fig. 2.) abgebildet sehen; den nächsten Monat werden sie ganz grau. - Der Casuar von Neuholland nährt sich, so wie der asiatische, von Vegetabilien.~~
Ad99998 06 044aAd99998 06 044a.jpgDie Rambustan- oder haarige Frucht (Nephelium echinatum) wächst auf Java, Sumatra und den Moluckischen Inseln auf einem hochstämmigen Baume, der unserm Kastanienbaume sehr ähnlich ist. Aus den Blüthen, die nur wie grüne Knöspchen erscheinen, entwickelt sich die Frucht, welche von der Grösse einer welschen Nuss, und über und über mit Haaren bedeckt ist. Anfangs ist diese äussere Bedeckung grün, dann wird sie hoch orangengelb. Bricht man sie auf, so findet man (a) fünf vertikal neben einander in einem Mittelpunkt zuammen gehende Kerne, welche mit einer süsslichen breiartigen Substanz umgeben, in einer weisslichen Haut eingeschlossen sind. - Die Rambustan-Frucht reift gleichzeitig mit der Mangustane, die wir Taf. 24. abgebildet sahen, und wird wegen ihrer kühlenden Eigenschaft in Indien gern gespeisst.~~
Ad99998 06 045aAd99998 06 045a.jpgDie Robben sind bekanntlich ein Geschlecht von Säugethieren, die sich gewöhnlich in der See aufhalten, und sich durch ihren garstigen ungestalteten Körper nicht vortheilhaft auszeichnen. Sie sind fertige Schwimmer, doch kommen sie auch öfters heraus auf das Meerufer; ihre Nahrung besteht aus Fischen, Seethieren und Seegewächsen. - An den Küsten von Neuholland, vorzüglich bei der Kings-Insel, haben die neuesten französischen Reisenden eine ungewöhnlich grosse Art, die Rüssel-Robbe (Phoca proboscidea) gefunden, welche 25 bis 30 Fuss lang wird, und deren wir mehrere hier abgebildet sehen. Der obere Theil der Schnauze dieses unförmlichen Thieres verlängert sich in eine Art von Rüssel, wonach man diese Robbenart auch benannt hat. In der Entfernung sehen wir einige in aufgerichteter Stellung, auf die man eben Jagd macht -~~
Ad99998 06 046aAd99998 06 046a.jpgFig. 1. Die Dame. (Phalanea bombyx matronula.)~~Dieser schöne Nachtfalter entsteht aus einer rauhbehaarten Raupe, die sich auf mehreren Pflanzen findet. Der Nachtfalter selbst hat umbrabraune Oberflügel mit gelben Zeichnungen. Die gelben Unterflügel sind schwarzgefleckt. Der dicke Leib ist scharlachroth, mit schwarzen Querbinden.~~Fig. 2. Die Elsenmotte. (Phalaena bombyx versicolor.)~~Diese Elsenmotte gehört in Teutschland zu den seltnern Nachtfaltern, und zeichnet sich durch die angenehm weiss, gelb und braun schattirten Oberflügel aus.~~Fig. 3. Der Hummelschwärmer. (Sphinx fuciformis.)~~Dieser Dämmerungsfalter (b. c.) gleicht auf den ersten Anblick unserer gemeinen Hummel, woher auch sein Name kömmt. Er entsteht aus einer grossen grünen Raupe, und fliegt summend am hellen Tage an mehreren Blumen herum.~~Fig. 4. Die Diane.~~Ein schöner Nachtfalter, der gleichfalls ziemlich selten ist, und dessen Oberflügel grün, weiss und schwarz marmorirt sind.~~Fig. 5. Die Wittwe. (Phalaena bombyx Hebe.)~~Die weissen Oberflügel sind durch schwarze Querbänder mit orangegelber Einfassung geziert. Die scharlachrothen Unterflügel geben diesem Nachtfalter ein prächtiges Ansehen.~~
Ad99998 06 047aAd99998 06 047a.jpgDem Menschen, dessen Geist schon so vieles erfand, musste wohl schon oft der Gedanke kommen, den Flug der Vögel durch künstliche Flügel nachzuahmen, um sich so mit Leichtigkeit in die unermesslichen Räume der Luft zu erheben. Vor kurzem hat ein geschickter Uhrmacher in Wien, Herr Jacob Degen, glückliche Versuche gemacht, mit künstlichen Flügeln sich in die Luft zu schwingen. Diesen Künstler und seine Flugmaschine sehen wir hier (Fig. 1.) abgebildet. - Hr. Degen verfertigte sich nämlich zwei herzförmig gestaltete Flügel (wovon Fig. 2. die Ansicht von oben giebt) von seinem mit Firniss getränktem Papiere, welche 116 Quadratfuss an Oberfläche enthalten, und eine Länge von 10 Fuss haben. Der Elasticität wegen durchzog der Künstler das Ganze mit Streifen von Schilfrohr, welche durch seidne Schnüren verbunden sind. Der Körper des Fliegenden steht, wie wir hier sehen, zwischen den Flügeln aufrecht, und ist durch mehrere Bambusrohre (aa) mit der Maschine verbunden. Die Hände (bb) bewegen die gekrümmte Stange, wodurch der Flügelschlag in wagerechter Richtung auf und abwärts bewirkt wird. Den ersten Versuch machte Hr. Degen im Frühjahr 1808 in dem Reithause zu Wien, wo er vermittelst eines Gegengewichts, das durch eine Schnur (d) befestigt war, bis zur Höhe von 54 Fuss sich erhob. Um nun in freier Luft seine Versuche zu wiederholen, verband Herr Degen einen kleinen Luftballon mit seiner Maschine, und so flog er am 12. und 15. Novbr. 1808. im Prater bei Wien zum Erstaunen aller Zuschauer mehrere Male nach verschiedenen Richtungen in die Luft und kam unbeschädigt zurück. Diese Versuche brachten dem Künstler eine Einnahme 10,000 Kaisergulden ein.~~
Ad99998 06 048aAd99998 06 048a.jpgDer Pik von Teneriffa.~~Unter den Kanarischen Inseln, welche westwärts von Nord-Afrika im Atlantischen Ocean liegen, zeichnet sich die Insel Teneriffa durch den auf ihr liegenden hohen Spitzberg oder Pico de Teyde aus. Er ist I2,420 Fuss über die Meeresfläche erhaben, und wir sehen ihn hier von der See-Seite oder der Bai von Santa-Cruz aus, abgebildet. Die Stadt Santa-Cruz liegt vor uns am Meeres-Ufer.~~Der Pik liegt gegen den südlichen Theil der Insel zu. Sein Gipfel ist unbewachsen, und zeigt einen grossen vulkanischen Krater, den mehr als 70 kleinere auf den verschiedenen Lavaschichten umgeben. Die Lava bedeckt die Spitze des Piks, die tiefer liegenden Theile sind mit Bimssteinen bedeckt. - Dieser Vulkan auf Teneriffa ist noch nicht erloschen, sondern fast immer steigen schwefelichte Dampfwolken aus ihm hervor. - Der letzte grössere Ausbruch von ungewöhnlicher Heftigkeit war im Jahr 1707.~~Da fast alle Schiffe, welche nach Ostindien gehen, auf Teneriffa landen, so ist der eben beschriebene Pik auch sehr bekannt, und von vielen Europäischen Reisenden bestiegen worden.~~
Ad99998 06 049aAd99998 06 049a.jpgDie Cochinchinesen auf der Ostküste von Asien lieben Schauspiele, Musik und Tanz. Ihre Schauspieler-Gesellschaften, welche man zur Belustigung in die Häuser kommen lässt, führen historische Vorstellungen, Opern und Tänze auf, welche durch eine lärmende Musik von Trompeten, Pauken und Castagnetten begleitet werden.~~Der Englische Gesandte, Lord Macartney, als er im Jahr 1792 auf seiner Gesandtschaftsreise auch in Cochinchina war, sah folgende Vorstellung. Im Innern eines Gebäudes wurde von einer Schauspieler-Gesellschaft eine feierliche Oper mit Chören gegeben. Die lärmenden, oben erwähnten Instrumente machten ein grässliches Getöse, während der ersten theatralischen Vorstellung. Hierauf folgte ein Zwischenspiel, welches sehr angenehm von drei jungen Mädchen ausgeführt wurde. Dieses geschah zu Ehren der ersten Schauspielerin, welche links in dem Anzuge einer alten Königin als Zuschauerin da sass. Die drei Mädchen sprachen in einem leichten Dialog, welcher durch lustige Arien unterbrochen wurde. Ihr Gesang war kreischend, doch hielten sie ziemlich guten Takt. Das Ganze war mit Musik und Tanz begleitet, also Oper und Ballet zugleich. Ein alter, als Possenreisser gekleideter Mann näherte sich von Zeit zu Zeit den Mädchen, und machte allerhand Hanswurst-Spässe vor. So dauerte dieses geraume Zeit fort. Während dieses Zwischenspiels hörte man sanftere Musik; zuletzt ertönten wieder die lärmenden Instrumente. - Als Zeichen des Beifalls warfen die zahlreich versammelten Zuschauer den Schauspielern von Zeit zu Zeit Kupfermünzen zu.~~
Ad99998 06 050aAd99998 06 050a.jpgUm die Thaten ihrer Helden zu verewigen, erbaueten die alten Römer den Siegern zu Ehren Triumph-Bögen von ungemeiner Pracht, und durch die schönsten Werke der Bildhauerkunst geziert. In dem heutigen Rom sind noch mehrere solcher Triumph-Bögen vorhanden. Einer der vollständigsten ist der hier (I und II) abgebildete, welcher in dem ersten Quartier von Rom, zwischen dem Monte Celio und Monte Palatino, steht. Er wurde zu Ehren des Kaisers Constantin des Großen errichtet, als dieser im Jahre 312 n. Chr. Geb. den Maxentius überwunden hatte. - Dieser marmorne Triumph-Bogen hat einen grossen und zwei kleinere Durchgänge, und ist mit zwanzig grossen Basreliefs von Bildhauer-Arbeit geziert. Auf jeder der langen Seiten stehen auf vier corinthischen Säulen von gelbem Marmor (giallo antico) Bildsäulen, Dacier vorstellend. Diese, so wie die meisten Bildwerke dieses Triumph-Bogens, wurden von frühern Denkmälern des Kaisers Trajan genommen, und beziehen sich auf Sieg über die Dacier. Ueber dem mittleren Bogen steht eine lateinische Inschrift, wodurch dieser Triumph-Bogen Kaiser Constantin gewidmet wird. - Da der untere Theil nach und nach verschüttet worden war, so liess der jetzige Pabst Pius VII. im Jahr 1805 die ganze Basis ausgraben, und für die Zukunft durch Umgebung (1) sichern.~~Im Hintergrunde erblickt man einen Theil des Coliseums. (2)~~
Ad99998 06 051aAd99998 06 051a.jpgSechs italienische Meilen von Florenz, auf dem Abhange des Berges Senario, liegt das merkwürdige Schloss Pratolino mit seinem bewunderungswürdigen Garten. Es gehörte den Grossherzögen von Toskana, ist aber jetzt beinahe ganz verfallen. Der Pratolino wurde 1569 unter Franz, einem Sohne des Cosmus von Medicis, von dem geschickten Baumeister Buontalenti angelegt. Natur und Kunst vereinigten sich, daraus einen bezaubernden Aufeenthalt zu bilden. Unter andern kömmt man auf einen mit dichten Bäumen rund umschlossenen Platz. Hier erhebt sich über einem klaren Wasserbecken die colossale Bildsäule des Gottes Apennin, die aufgerichtet gegen 100 Fuss hoch seyn würde. Mit der einen Hand ruht der Gott auf dem Felsen, mit der andern scheint er den Kopf eines See-Ungeheuers zu drücken, aus dessen Rachen ein Wasserstrahl hervorquillt. Die ganze Bildsäule ist von Steinen und Backsteinen ausgeführt, und mit Mörtel überzogen. Inwendig ist sie hohl, und man findet in dem Kopf ein artiges Zimmerchen, wo die Fenster in den Augäpfeln sich befinden. - Dieses Riesenbild wurde von dem Bildhauer Johann von Bologna und seinen Schülern auf das erhabenste ausgeführt.~~
Ad99998 06 052aAd99998 06 052a.jpgDie Beetschuaner sind ein gegen das Innere von Africa zu befindlicher Volksstamm der Hottentotten, welcher aber von letztern in vielerlei Hinsicht abweicht, und erst seit 10 Jahren durch die Holländer vom Vorgebirge der guten Hoffnung uns näher bekannt wurde. Sie sind ein halbgesittetes Volk, welches Viehzucht, Jagd und Ackerbau treibt. Ihre Dörfer bestehen aus Wohnungen, wie wir sie hier abgebildet sehen. Diese Häuser sind folgendermassen eingerichtet. Den innern Raum umschliesst eine runde Mauer von Thon mit Zweigen durchflochten, in der sich ein schmaler enger Eingang befindet. Hier lebt die eigentliche Familie. Um diese innere Wohnung läuft ein freier, auf Stämmen der Mimosa ruhender Gang, wo des Nachts die Knechte und Sclaven schlafen. Das spitz zulaufende Dach ist von Schilfrohr, und beschattet zugleich den äussern Gang, wodurch das Ganze ein angenehmes Aeusseres gewinnt. -- Das Getraide wird in kegelförmigen, neun Fuss hohen Vorrathsbehältern, dergleichen wir eins zur Seite abgebildet sehen, aufbewahrt. Den Ackerbau besorgen die Weiber; die Männer beschäftigen sich mit der Jagd und Viehzucht.~~
Ad99998 06 053aAd99998 06 053a.jpgDas Schulerloch in Baiern.~~In den grossen weiten Höhlen der Kalkgebirge bildet bekanntlich das mit aufgelösten Kalktheilen bereicherte Wasser den Sinter oder Tropfstein, welcher die innern Wände dieser Höhle unter mannichfalltigen Formen bekleidet, und sie zu sehenswürdigen Gegenständen der Natur macht.- Solch' eine merkwürdige Höhle, das Schulerloch genannt, sehen wir auch hier abgebildet. Sie befindet sich in dem Kalkgebirge an dem Flusse Altmühl in Baiern, unterhalb des Dorfes Alt-Essing. Der Eingang zu dieser Höhle ist hoch oben am Felsenberg, und Anfangs sehr beschwerlich. Doch wird der unverdrossene Wanderer durch die herrliche, hier dargestellte Felsenhalle belohnt. Wie zu einem gothischen Dom wölben sich die spitzigen Bögen, welche zum Theil auf die bis zum Boden reichenden Tropfstein-Zapfen, wie auf Säulen gestützt sind, und so mehrere Gänge bilden, wo das Auge des Besuchers durch den Fackelschein getäuscht, Altäre und andere Verzierungen einer Kirche zu erblicken glaubt.~~
Ad99998 06 054aAd99998 06 054a.jpgDie beiliegende Tafel stellt uns wieder eines von jenen merkwürdigen Denkmälern vor, welche die Dankbarkeit, wohl aber auch nicht selten die Schmeichelei der alten Römer, ihren siegreichen Helden setzte, nämlich einen Triumphbogen, und zwar den dem Kaiser Septimius Severus, wegen seiner Siege über die Parther, Araber und andere Völkerschaften geweihten, welcher ziemlich wohl erhalten, jetzt noch zu Rom hinter dem Kapitolium, von dem Schutte gereinigt, und mit einer Schutzmauer (1) umgeben, zu sehen ist.~~Fig. 1. stellt die Hauptseite mit ihren vier schönen Säulen und drei gewölbten Durchgängen dar, welche in der Mitte durch zwei Bogen mit einander in Verbindung gesetzt sind. Ueber dem Hauptbogen sieht man zwei schöne Figuren der Göttin des Rufes. Ueber den kleineren Seitenbogen sind die Thaten des triumphirenden Kaisers in Basreliefs dargestellt. Oben in der Attika liest man auf der Vorder-, so wie auf der Hinterseite die Zueignungs-Inschrift, in welcher auch des Nachfolgers des genannten Kaisers gedacht ist. - Die eingehauenen Buchstaben waren vor Zeiten mit vergoldetem Bronze eingelegt, das aber entwendet worden ist. - Das Ganze endigt sich mit einer Plateforme, zu welcher man im Innern auf einer Treppe hinauf steigt, und auf welcher vormals der Triumphwagen des Siegers mit Soldaten zur Seite in Stein ausgehauen stand.~~Fig. II. stellt eine der Nebenseiten dieses Triumphbogens vor, die beide ausser den Säulen und dem Simswerke ohne weitere Verzierung sind. Das ganze Prachtgebäude ist aus weissem Marmor aufgeführt.~~
Ad99998 06 055aAd99998 06 055a.jpgFig. 1. Der Specht. (Phalaena Bombyx Dominula.)~~Wegen der schwarzgrünen Grundfarbe der Vorderflügel, und den darauf zierlich abstehenden weissen und orangefarbigen Flecken von mancherlei Gestalt, so wie zugleich wegen der hochzinnoberrothen Hinterflügel, die mit schwarzen, ins Blaue spielenden Binden und Tupfen geziert sind, führt dieser Nachtfalter (A) mit Recht den Namen des Spechtes. Obgleich die schwarze gelbstreifige behaarte Raupe (B) sich von den Blättern mancherlei Bäume, Sträucher, und Kräuter nährt, so liebt sie doch vorzüglich die Blätter des Hundzungenkrautes; weshalb der Nachtfalter auch der Hundszungen-Spinner genannt wird. Mehrere rothbraune glänzende Puppen (C) liegen meistens beisammen, innerhalb eines weissen dünnen Faden-Gewebes, welches mehrere Raupen, ehe sie sich verpuppen, gemeinschaftlich spinnen.~~Fig. 2. Der Purpurbär. (Phalaena Bombyx purpurea.)~~Den Namen Purpurbär führt dieser von Schmetterlingsfreunden sehr geschätzte, nicht in allen Gegenden anzutreffende Nachtfalter (a) wegen seiner brennend rothen Hinterflügel, die mit stark abstechenden grossen schwarzen, ins Blaue spielenden Flecken zieret sind. Die sanft gelben Vorderflügel führen mancherlei kleine bräunliche Flecken, unter welchen einer die Gestalt eines lateinischen S zeigt, weshalb das Insekt auch den Namen gelber S Bär erhalten hat. Die Raupe (b) gehört wegen ihrer oft fuchsrothen Haarbüschel zu den Bären Raupen, und man nennt deshalb auch die daraus entstehenden Schmetterlinge Bären. Die dunkelbraune Puppe (c) ist in der Natur von einem zarten Fadengewebe umgeben.~~Fig. 3. Der Linden-Spinner. (Phalaena Bombyx Bucephala.)~~Die buntscheckige, völlig erwachsene Raupe (B) dieses, in Teutschland gemeinen Spinner-Nachtfalters, nährt sich zwar von den Blättern mancherlei Bäume; liebt aber doch vorzüglich die Lindenblätter. Sie ist wenig behaart; in frühester Jugend ganz schwarz; und gewinnt erst nach und nach, nachdem sie mehrmals ihre Haut ablegt, immer mehr Gelb. Das geflügelte Insekt (A) führt wegen seines dicken, halb unter dem langhaarigen Halskragen versteckten Kopfes auch den Namen des Ochsenkopfes und Groskopfes; und wegen der grossen gelblichen Flecken an den Vorderflügel-Spitzen die Benennung: der halbe Mond. Die Raupe verpuppt sich unter der Erde, wo sie sich bloss eine Höhle baut, ohne solche mit einem Fadengewebe auszutapeziren.~~Fig. 4. Der Erlen-Spinner. (Phalaena Geometra alniaria.)~~Die Raupen (b) der Familie, zu welcher dieser Spanner gehört, haben vollkommen die Gestalt dürrer Baumästchen, besonders wenn die Raupe im Ruhestande aufgerichtet auf ihrem Hintertheile sitzt. Da sie nur ganz vorn und ganz hinten einige Paar Füsse, in der Mitte des Leibes aber keine hat; so kriecht sie nicht mit allen Theilen des Leibes fortschieben vorwärts, sondern spannweise, indem sie Bogen bildet, daher der Name Spanner, (Geometra). Sie frisst am liebsten Erlen-Blätter, verachtet aber auch die Blätter noch anderer Bäume nicht. Der Schmetterling (a) gefällt mehr wegen der hinterhalb zierlich ausgeschnittenen Flügel, als wegen simpeln Farbe derselben. Die Verpuppung der Raupe erfolgt an Bäumen, wo sie zwischen Blättern ein Gehäuse aus langen Fäden spinnt, innerhalb welchen sie ihre letzte Raupenhaut ablegt, und als grünlich weisse Puppe (c) erscheint.~~
Ad99998 06 056aAd99998 06 056a.jpgI. Der Gross-Glockner.~~Der Gross-Glockner, den wir hier abgebildet sehen, und der von seiner glockenähnlichen Figur den Namen hat, ragt 12,000 Fuss über die Meeresfläche empor, und ist der höchste unter den Bergen von Salzburg, wo er an der Glänze von Kärnthen und Tyrol liegt. - Erst in den neuern Zeiten wurde seine höchste Spitze bestiegen; dieses unternahm zum Besten der Naturkunde der Bischof von Gurk, ein Prinz von Salm-Reiferscheid, mit mehreren ausgezeichneten Gelehrten. Zur Bequemlichkeit späterer Reisenden liess der würdige Bischof mehrere Häuser als Obdach bauen. - Das erste und grösste hier abgebildete, heisst die Salmshöhe. Von hier muss die Reise zu Fuss über Felsenklüfte und Schneefelder fortgesetzt werden, und ist oft sehr gefährlich. Bis zum Gipfel des Glockners, der wieder in zwei Spitzen getheilt ist, rechnet man 6 Stunden. Auf dem höchsten Gipfel, wo nur 6 bis 8 Menschen Platz haben, steht jetzt ein 12 Fuss hohes eisernes Kreuz. Hier hat man bei heiterm Wetter die entzückendste Aussicht über die Alpen von Kärnthen und Steyermark; weiter hin überblickt man Tyrol, mit den Flüssen Inn und Drau. - Eine treffliche Beschreibung der Reise auf den Glockner hat uns Hr. Professor Schultes in Inspruck gegeben.~~II. Der Schneeberg.~~Der Schneeberg, dessen Gipfel und nördliche Seite, wie sein Name sagt, das ganze Jahr mit Schnee bedeckt ist, liegt 9 Meilen von Wien in Unter-Oesterreich an der Gränze von Steyermark. Obgleich nicht so hoch als der vorige, beträgt seine Höhe doch 6600 Fuss über der Meeresfläche; also ist er 1/3 höher als die berühmte Schneekoppe in Schlesien. Der Weg dahin führt durch mannichfaltig interessante Gegenden, und der Gipfel ist ohne Gefahr zu besteigen. Von hier überblickt man eine reizende Landschaft bis nach Wien hin. Bei heiterm Wetter erscheint selbst in weiter Ferne als ein feines Silberband der Haven von Triest.~~
Ad99998 06 057aAd99998 06 057a.jpgDie in Europäischen Treibhäusern anzutreffenden Fackeldisteln sind einzig in den wärmern Ländern des südlichen Amerikanischen Erdtheils und der zwischen den Wendekreisen Amerika zunächst liegenden Inseln als ursprünglich einheimisch anzutreffen. Es sind sämmtlich saftreiche fleischige Gewächse, die mehr aus der Luft, als aus dem Boden Fruchtbarkeit und Nahrung an sich ziehen, und deshalb in den heissesten Erdstrichen auf dem trockensten Sand- oder Steinboden gedeihen. Die meisten dieser Pflanzen haben keine eigentlichen Blätter, sondern bestehen blos aus Stämmen und Aesten, die bei den verschiedenen Arten eine verschiedene, doch jedes Mal durchaus gleichförmige Gestalt haben, und theils aus lauter blattförmigen, bald aus mancherlei kuglichen, bald aus walzenförmigen, bald aus viel oder wenig kantigen länglichen, mit Stachelbüscheln besetzten, Gliedern bestehen. Desto mehr stechen bei einer solchen Einförmigkeit der Stämme und Aeste die schöngebauten und schönfarbigen Blumen ab, welche meistens erst nach Sonnenuntergang nur ein Mal aufblühen, um nach wenig Stunden schon wieder für immer sich schliessen. Die Früchte dieser Pflanzen gleichen den Feigen, sind geniessbar, und haben einen angenehmen säuerlichen Geschmack. Wir sehen auf gegenwärtiger Tafel abgebildet:~~die Melonenförmige Fackeldistel. (Cactus Melocactus.)~~Die Glieder des Stammes sind von der Grösse eines Menschenkopfes, und haben eine melonenähnliche Gestalt, welche ringsum von oben nieder ausgefurcht ist, so dass viele, meistens 14 hohe Ribben oder Kanten hervortreten, welche auf ihren Rücken mit Stachelbüscheln bewaffnet sind. Wenn die Pflanze Anstalt macht, Blüten oder Früchte hervorzubringen, so treibt sie oberhalb einen walzenförmigen hohen, und dicken behaarten und bestachelten Schaft hervor; und aus diesem treten ringsum, am häufigsten aber am Scheitel, mehrere Anfangs rosenrothe, zuletzt cochenillroth werdende Blumen hervor, davon jede auf einem Fruchtknoten oberhalb ringsum aufsitzt, welcher sich nachher zu einer feigenförmigen dunkelcochenillrothen fleischigen Frucht entwickelt, auf welcher die verwelkte Blume oberhalb aufsitzend sich erhält.~~
Ad99998 06 058aAd99998 06 058a.jpgDas südafrikanische Kaffervolk, die Beetschuanaerr (auch Buschwanaer) genannt, dessen Wohnungen und Lebensweise wir bereits (im CX Hefte dieses Bandes) kennen gelernt haben, ist auf beiliegender Tafel nun noch characteristischer nach seiner Leibesfarbe und Gestalt abgebildet.- Wir sehen auf derselben einen jungen Mann und ein junges Weib. Der Mann hat seinen Kopf mit Federn geschmückt, trägt dreieckigte Ohrengehänge, und seine Blösse mit einem kurzen Mantel von Thierfellen und mit einem Schürzchen bedeckt; am Arme hängt ihm eine Art Körbchen oder vielmehr Säckchen, und in den Händen hält er Hassagajen, oder Wurfspiesse, die gewöhnlichsten Waffen dieser kriegerischen Halbwilden, die nicht selten in blutige Streitigkeiten mit ihren Nachbarn verwickelt sind.~~Das junge Weib, das hier sitzt, und mit welchem der junge Mann sich unterhält, hat ihren Unterleib anständig mit Schürzen von Leder bedeckt, die eine Art von Unterröckchen bilden. Mehrere Weiber tragen auch kurze Mäntel. Die hier abgebildete Frau raucht Tabak, dessen Rauch sie aus einem hohlen, mit Wasser gefülltem Horne, in das oben eine hölzerne Pfeifenröhre mit dem Kopfe eingefügt ist, ganz behaglich einschlürft. Neben ihr liegt ihre Holzaxt; denn das Holzfällen ist hier eine Hauptbeschäftigung der Weiber. Dabei sehen wir ein Paar Kochgeschirre auf der Erde stehen.~~
Ad99998 06 059aAd99998 06 059a.jpgUnter die merkwürdigsten und prachtvollsten Ueberbleibsel Alt-Römischer Baukunst gehören auch die zum Theile noch vorhandenen Amphitheater, und von denen, welche jetzt in Rom noch mehr oder weniger verstümmelt, zu sehen sind, ist das auf beiliegender Tafel abgebildete, von dem Römischen Kaiser Flavius Vespasiaunus, zwei Jahre nach der Zerstörung von Jerusalem erbaute, das schönste und grösste, von welchem sich auch noch ein beträchtlicher Theil bis auf unsere Zeiten erhalten hat. Denn was jetzt daran mangelhaft ist, wurde nicht durch die Zeit, sondern durch Menschen verstümmelt, und davon geraubt.~~Es ist ein ungeheures Gebäude, von welchem wir unter Fig. I. auf unserer Tafel noch eine der am besten erhaltenen Seiten sehen, vier Stockwerke hoch, jedes mit einer Säulenreihe geziert.~~Es ist, wie der Grundriss Fig. I zeigt, ein Oval. In dessen Mitte befindet sich der freie Kampfplatz, die Arena (a), wo Menschen mit Menschen oder auch mit wilden Thieren zur Belustigung der vielen Tausend Zuschauer, die in dem massiv steinernen Gebäude umher Raum fanden, kämpfen mussten. Um diesen Kampfplatz läuft unten eine Galerie mit Stufen (b) umher, unter welchen sich die Gewölbe befinden, worin man die wilden Thiere aufbewahrte. Vier Haupteingänge (e) führten in das Gebäude, und auf den Kampfplatz; durch vier andere (c) gelangte man in die oberen, und durch eben so viele (d) in die untern Stockwerke.~~
Ad99998 06 060aAd99998 06 060a.jpgDie weit umher kriechenden Glieder des Stammes und der Aeste dieser, wegen ihrer prächtigen Blume merkwürdigen Pflanze, erreichen eine Länge von drei bis zu sechs Fuss, bei höchstens zwei Zoll Dicke. Sie sind walzenförmig, laufen jedoch an jedem Ende etwas dünne zu, und zeigen gewöhnlich sechs erhabene und mit gelblichen Stachelbüscheln bewaffnete Ribben. Die innere Masse ist fleischig und saftig. Aus mehreren dieser Stachelbüschel kommen jährlich im Frühjahre an den Seiten der Aeste einzelne, mit Schuppen und weissen Haarbüscheln besetzte Fruchtknoten hervor. Diese bilden sich zu oberst in einen wohl sechs Zoll langen, äusserlich ebenfalls beschuppten und behaarten Kelch aus; und aus diesem hervor bildet sich endlich eine prächtige Blume, welche zu Ende Juni oder Anfangs Juli Abends nach Sonnen-Untergang nur ein einziges Mal völlig aufblüht, und vor Sonnen-Aufgang schon wieder geschlossen und verwelkt ist. - Die Abbildung zeigt die Gestalt und Farbe dieser herrlichen, süssen aromatischen Wohlgeruch ausduftenden, Blume; die aber in der Natur bei kräftigen Pflanzen mitunter noch grösser ausfällt. Der Fruchtknoten reift binnen Jahresfrist, zu einer ansehnlichen birnförmigen, saftigen, angenehm säuerlich schmeckenden Frucht: welche ringsum mit beschuppten kleinen rothen, ins Orange spielenden Höckern besetzt ist. Man trifft diese Pflanze in grossen Treibhäusern an; ursprünglich stammt solche aber aus Süd-Amerika, Jamaika und St. Domingo.~~
Ad99998 06 061aAd99998 06 061a.jpgDie Hinduer, Bewohner des mittlern Asiens, sind durch ihre Sitten und Gebräuche, durch das hohe Alterthum ihrer Religion, aus welcher nach und nach alle übrigen Religions-Meinungen der verschiedenen Länder sich gebildet haben, ein höchst merkwürdiges Volk. Das höchste Wesen stellen sie gestaltlos und symbolisch bloss durch eine Kugel dar. - Dieses höchste Wesen hat nach ihrer Meinung drei Ober-Götter geschaffen, den Brama, Wischnu und Schiwen.- Wischnu ist der Erhalter, Schiwen der Zerstörer des Erhaltenen, und ihnen bauen die Hinduer Tempel oder Pagoden, wie wir bereits in diesem VI. Bande No. 19 und auf gegenwärtiger Tafel abgebildet sehen. Ueber dem Hauptthore dieser Pagode erhebt sich ein pyramidenförmiger Thurm von mehreren Stockwerken. Jedes Stockwerk hat ein grosses Fenster, an festlichen Tagen des Nachts durch Lampen erleuchtet. Vor der Pagode sieht man einen grossen Teich zum Baden, denn die Hinduer baden sich jeden Tag, und betrachten dieses selbst als religiöse Handlung. Am jenseitigen Ufer des Teiches sehen wir ein offnes, auf Säulen ruhendes Gebäude, Schultri genannt, welches eine Herberge, ein Obdach für Fremde ist, wo man unentgeldlich übernachten kann. Solche Schultris findet man in Ostindien sehr häufig.. - Die bequemste Art in diesem Lande zu reisen, ist im Palanquin, oder in einem Tragsessel, der mit einem Tuch überspannt von vier gemietheten Hinduern getragen wird.~~
Ad99998 06 062aAd99998 06 062a.jpgDie hierher gehörige Kupfertafel stellt uns zweierlei Arten der beliebtesten Russischen Volksbelustigungen dar, nämlich:~~Fig. 1. Die Eisberge,~~welches etwa 18 Ellen hohe hölzerne Gerüste sind (1), deren eine Seite eine hölzerne Abdachung hat, die mit Eisstücken bedeckt, mit Wasser begossen wird, und worauf dann die Liebhaber, deren Zahl immer gross ist, entweder auf kleinen Schlittchen sitzend, oder auf Schrittschuhen stehend, mit solcher Gewalt hinabrutschen, dass sie noch auf der unten angebrachten Eisbahn fortglitschen. Solche künstliche Eisberge werden zu St. Petersburg alle Jahr in der Fastnachtswoche, auf, oder an der Newa, (wir sehen hier gegenüber die Akademie der Wissenschaften (3) nebst einem andern Pallast (4)) errichtet, und stark besucht, wobei es nicht an Zuschauern fehlt. Auch sind hier Leute vorhanden, die Erfrischungen verkaufen, wie z. B. eine Art Meth, ein warmes Getränke aus Zucker oder Honig und Pfeffer bereitet, das man mit oder ohne Milch trinkt, (2) und russische Pfefferkuchen.~~Fig. 2. Russische Schaukeln,~~von zwei verschiedenen Arten. Die eine (1) ist einem Karoussel- oder Ringelrennen ähnlich, nur dass sie statt horizontal, perpendiculär ist. Die Schaukelliebhaber sitzen in Sesseln, die an einer Achse befestigt sind, welche vermittelst eines Rades, oder bloss mit den Händen umgetrieben werden. - Die andere Art (2) ist eine Schwing-Schaukel für 8 sitzende Personen, die von 2 Stehenden in Schwung gebracht werden. Solche Schaukeln werden in der Osterwoche auf öffentlichen Plätzen errichtet; die, welche wir hier sehen, stehen auf dem Platze vor dem steinernen Theater zu St. Petersburg, wo auch Branntweinzelte (3) aufgeschlagen, und Polizeisoldaten postirt sind, um Unordnung zu verhüten, oder sie vermittelst der hier sichtbaren Feuerspritze zu stillen.~~
Ad99998 06 063aAd99998 06 063a.jpgZu den in neuerer Zeit entdeckten Thieren gehört auch das Crocodil von St. Domingo, welches zuerst durch den französischen General Leclerc näher bekannt wurde, welcher zwei Exemplare davon nach Frankreich an dortige Naturforscher sendete. Bisher glaubte man, Amerika besässe nur eine Art des Crocodils, den Caiman, welchen wir im IV. Bd. No. 14. d. Bildb. abgebildet sahen. Doch das in St. Domingo entdeckte und hier abgebildete stellt eine neue zweite, ganz verschiedene Art auf, so dass wir jetzt zwei amerikanische Crocodile kennen, nämlich den Caiman und das Crocodil von St. Domingo. - Letzterer ist vom Caiman in Hinsicht der Grösse und durch andere Eigenschaften ganz verschieden, und kömmt mehr mit dem grossen Nil-Crocodil überein, so dass man es zuerst mit diesem für eine und dieselbe Art hielt. Doch nähere Untersuchungen haben den Unterschied hinlänglich dargethan.~~Bei Fig. II. sehen wir den Schädel eine (sic) Nil-Crocodils mit aufgerissenem Rachen, um die grossen mörderischen Zähne dieses fürchterlichen Thieres noch deutlicher zu sehen.~~
Ad99998 06 064aAd99998 06 064a.jpgWir haben schon mehrere schöne Arten der Fackeldistel kennen lernen, welche im südlichen Amerika einheimisch sind. Auf gegenwärtiger Tafel sehen wir die brustförmige Fackeldistel (Cactus mammillaris), eine sehr artige Pflanze, in ihrer natürlichen Grösse abgebildet. Sie zeigt auf ihrer Oberfläche eine Menge längliche Halbkugeln, mit gelblichen Blüten. Die rothe birnförmige Frucht hat inwendig ein gelbliches Fleisch. Sie ist von angenehm süssichem Geschmack, und wird von den Indianern gegessen.~~Diese Fackeldistel blüht im Sommer und trägt den folgenden Frühling reife Saamenkörner. Ihr Vaterland sind die Inseln von Süd-Amerika, wo sie in den Spalten der Felsen wächst. Doch seit langer Zeit findet sie sich auch in den botanischen Gärten von Europa, wo man sie aber das ganze Jahr im Treibhause halten muss. Man vermehrt sie entweder durch Saamenkörner, oder durch den oberen abgeschnittenen Theil der Pflanze.~~
Ad99998 06 065aAd99998 06 065a.jpgVor wenig Jahren entdeckte ein wissenschaftlich gebildeter Gutsbesitzer in Frankreich, Namens Lavalette, bei dem Aufräumen einer Quelle in seinem Garten, nur fünf Fuss tief unter der Erdoberfläche, ein zwei Fuss grosses, oberes Ende eines Elephanten-Waffen-Zahns, ringsum von Tuffstein umgeben. Einen Theil davon sehen wir hier abgebildet. Das Elfenbein war bis auf die äussere Kruste noch vollkommen brauchbar.~~Es gehört zu den grössten Merkwürdigkeiten der frühern Geschichte unsers Erdkörpers, dass nicht bloss in Teutschland, sondern fast in allen Theilen von Europa und Asien bis nach Sibirien hinauf, Elephanten-Gerippe und Zähne, nie sehr tief unter der Erdoberfläche ausgegraben werden, die, noch ehe Menschen existirten, unsern Erdkörper schon bevölkerten. Es ist jetzt durch die Kunde der vergleichenden Anatomie erwiesen, dass diese ausgegrabenen Gerippe weder zum afrikanischen noch asiatischen Elephanten, den beiden einzigen noch lebenden Arten dieses Thiers gehören; sondern diese Knochen-Ueberreste rühren von dem Elephanten der Vorwelt her, wovon man bis jetzt keine lebende Spur mehr gefunden hat.~~Die weitere Ausführung dieser interessanten Materie findet man in dem Commentar zu vorliegender Nummer.~~
Ad99998 06 066aAd99998 06 066a.jpgDiese merkwürdige Höhle befindet sich auf Anti-Paros, einer kleinen, meistens unbedeutenden Insel im griechischen Archipelagus. - In ältern Zeiten war diese Grotte nicht bekannt, und in spätern Zeiten wurde sie zuerst vom Herrn von Nointel, französischem Gesandten in Constantinopel, im Jahre 1673 besucht, welcher mit einem ansehnlichen Gefolge die Weihnachtsfeiertage in dieser Höhle zubrachte.~~Fig. 1. Der Eingang der Höhle.~~Der obere Eingang der Höhle bildet ein Felsengewölbe, wo links eine Oeffnung hinabführt, zu der man gelangt, indem sich die Besuchenden mittelst eines, um natürlichen Felsenpfeiler gewundenen, Strickes herablassen. Brennende Fackeln sind wegen der Dunkelheit höchst nöthig.~~Fig. 2. Innere Ansicht der Höhle.~~Die Besuchenden gelangen nun, nachdem sie von oben den ersten Abgrund hinunter sind, auf mehrere Abhänge, die zum Theil wegen der rechts liegenden tiefen Klüfte nicht ohne Gefahr sind. Noch mehrmals müssen die Reisenden an Stricken beträchtliche Felsenwände herabgelassen werden; - doch nach überstandenen Gefahren belohnt die Muthigen auch ein desto prächtigerer Anblick. Man gelangt nämlich zuletzt in den Fig. II. abgebildeten Felsensaal. Hier sieht man deutlich, dass die ganze Grotte durch Tropfstein gebildet wurde. - Die prächtigsten Stalaktiten-Zapfen hängen vom Gewölbe der Höhle herab, und steigen vom Boden empor. Eine mächtige Tropfsteinmasse bildet in der Mitte eine Erhöhung. Hier war es, wo Hr. v. Nointel am Christfeste 1673 eine Messe lesen liess; weswegen diese Stelle seitdem der Altar heisst.~~
Ad99998 06 067aAd99998 06 067a.jpgWie gross und bewunderungswürdig erscheint nicht die Weisheit des Schöpfers auch bei der geringsten Pflanze, wenn wir sie durch Hülfe des Mikroskops vergrössert erblicken! - Der einfache Querdurchschnitt (A.) unserer gemeinen Ackerdistel (Carduus acanthoides) zeigt vergrössert bei B. die künstlichste Zusammensetzung seiner Bildung. Das innere Mark besteht aus einem Gewebe zarter sechseckiger Zellen, durch welche die Nahrungssäfte in die Höhe steigen, und sich verteilen. In der Mitte geht eine große Oeffnung durch den ganzen Stängel, welche mit dem Alter zunimmt, wo das Mark durch Austrocknung sich immer mehr zurückzieht. Das zellige Mark umgiebt wie ein Ring der eigentliche Pflanzenstängel, der auf seinem Durchschnitte viele runde, größere und kleinere Oeffnungen zur Circulation der Säfte zeigt. Ausserhalb sehen wir wie Trotteln die vergrösserten Haare des äußern Distelstiels herabhängen, welche gleichfalls die Feuchtigkeiten von aussen an sich ziehen, und so die Pflanze nähren helfen.~~
Ad99998 06 068aAd99998 06 068a.jpgZu den schönsten Ueberresten alter römischer Baukunst gehört die noch jetzt zu Rom stehende herrliche Denk-Säule, welche Kaiser Hadrian im Namen des römischen Volks zu Ehren seines grossen Vorgängers, des Kaisers Trajan, auf dem von letzterem erbaueten prächtigen Marktplatze oder Forum, errichten liess. Diese, von dem berühmten Baumeister Apollodorus errichtete Säule ist ohne das Piedestal (zu 17 Fuss) 118 Fuss hoch, und aus 34 grossen Marmorblöcken zusammengesetzt. Sie ist inwendig hohl, und auf 185 marmornen Stufen gelangt man auf die oberste Platte des Säulenkopfs, von wo man über einen Theil von Rom eine entzückende Aussicht hat. Die Aussenseite der Säule zieren die vortrefflichsten halberhobenen Bildhauerarbeiten, welche spiralförmig um das Ganze laufen. Diese beziehen sich auf die Thaten Trajans, vorzüglich auf die Besiegung der Dacier, welches alles in mehr als 1500 ganzen und halben Figuren ausgedrückt ist. - Ursprünglich stand auf dieser Säule die bronzene Statue Trajans, welche in der folgenden Zeit zerstört wurde. Deswegen liess der Papst Sixtus V. im Jahre 1589 die colossale Statue Apostels Petrus darauf errichten, welche noch steht, so wie wir das Ganze hier abgebildet sehen.~~
Ad99998 06 069aAd99998 06 069a.jpgZwischen einer dünnschiefrigen Steinart bei dem Schlosse Rauche-sauve unweit dem Marktflecken Chaumerac im Departement de l'Ardéche in Frankreich, findet man beim Nachgraben und Auseinanderbrechen der dünnen Steinschichten eine Menge halbverkohlter, halbversteinerter Blattformen. Noch vorhandene grünende Originale dieser Blätter finden sich in der dortigen Gegend gar nicht, und einige wenige ausgenommen, überhaupt nicht mehr auf der Erde. Diese gegenwärtig versteinerten Blätter stammen mithin von Pflanzen her, welche ehemals vor Jahrtausenden während der Entstehung jener Steinschichten in jener Gegend wuchsen, nunmehr aber weder in jener Gegend, noch kaum anderwärts auf dem Erdboden unter den belebten Pflanzen noch angetroffen werden.~~
Ad99998 06 070aAd99998 06 070a.jpgUnsere jungen Leser haben schon oft von den unglücklichen Negern in Afrika gehört, welche das Vorurtheil der Europäer auf die unterste Stufe der Cultur fast den Thieren gleich stellt, und sie als Sclaven auf das unmenschlichste behandelt. Doch diese verachteten schwarzen Menschen von Afrika haben auch höhere Geistes-Anlagen, wie wir aus der vorliegenden Kupfertafel sehen. Im Vordergrunde sitzt unter einem Pisang-baume eine junge Negerin, welche über das bei ihnen sehr beliebte Spiel Uri nachdenkt. Dieses Spiel besteht aus einem in viele Fächer getheilten Kasten, wo zwei Spielerinnen jede mit 21 Kugeln wechselsweise und nach gewissen Regeln die Fächer besetzen. Welche zuerst alle 21 Steine anbringt, hat gewonnen. - Dieses Spiel soll schwieriger als unser bekanntes Damen-Spiel seyn, und von früher Jugend an sieht man in Afrika junge Negerinnen einsam sitzen, und durch Nachdenken sich in diesem Spiele üben.~~Im Hintergrunde sehen wir einen Beweis der körperlichen Geschicklichkeit der Negern, nämlich die Art, wie die Negersclaven den durch Einschnitte in die Palmen in Flaschen geronnenen Saft oder Palmen-Wein herabholen. Der Negersclave schlingt einen Kreis von Baumrinde um sich und die Palme, und indem er diesen reif über die Schösslinge des Baums fortschiebt, so klettert er durch das Anstemmen der Füsse hinauf und herab.~~
Ad99998 06 071aAd99998 06 071a.jpgZu den merkwürdigsten Besitzungen der Holländer in Indien gehört die Insel Java, und die auf derselben liegende Stadt Batavia, der Hauptort jener weitläufigen und reichen Besitzungen. Diese Stadt wurde in den Jahren 1618 bis 1631 von den Holländern, nachdem sie die Portugiesen vertrieben hatten, erbauet, zwar auf einem morastigen ungesunden Grunde, aber wegen des daran liegenden Havens und Bai zum Handel vortrefflich gelegen. Sie ist auf europäische Art gebaut, hat 20 regelmässige Strassen und zählt jetzt 5270 Häuser und 115,960 Bewohner, die aus Europäern, eingebornen Japanern, Malayen, Sinesen und Sclaven bestehen. Zur Bequemlichkeit des Handels laufen durch die breiten schönen Strassen Canäle, an welchen hin Baumreihen den Fussgängern Schatten gewähren. In der hier abgebildeten Strasse steht die holländisch-reformirte Hauptkirche, ein schönes achteckiges Gebäude mit einer Kuppel. - Batavia ist der Sitz des holländischen General-Gouverneurs und Rathes über die den Holländern gehörigen Besitzungen in Indien.~~
Ad99998 06 072aAd99998 06 072a.jpgDie Riesenmässige Fourcroya. (Fourcroya gigantea.)~~Dieses wegen ihres herrlichen Blütenstängels merkwürdige Pflanze ist eigentlich auf den Inseln Curassao und St. Domingo einheimisch, aber von da seit beinahe hundert Jahren in die europäischen Gewächshäuser verpflanzt worden, wo sie aber erst zwei Mal geblüht hat, ein Mal zu Schönbrunn bei Wien, das zweite Mal 1793 zu Paris. - Da man in neuern Zeiten in Frankreich gefunden hat, dass sie ein eigenes Pflanzen-Geschlecht bildet, so hat man ihr den Namen des berühmten Chemikers, des Staatsrats Fourcroy, gegeben.~~Dieses Gewächs sehen wir hier unterhalb der Blätterkrone abgeschnitten. Der Stamm wird 2 Fuss hoch, und ist 2 Fuss dick; die dicken steifen Blätter sind 5 Fuss lang. Aus der Mitte des Stammes schiesst der 20 bis 30 Fuss hohe prächtige Blütenstängel empor, welcher glatt und hellgrün ist. An ihm sitzen die glockenförmig gebauten und herabwärts hängenden Blüten, wie wir einige bei (A) in ihrer natürlichen Grösse abgebildet sehen. So herrlich dieser riesenhafte Blütenstängel auch für das Auge ist, so ist doch der Geruch nichts weniger als angenehm.~~
Ad99998 06 073aAd99998 06 073a.jpgDie Aloe von Soccotora. (Aloe Soccotrina.)~~Auf der, an der Ostküste von Afrika, östlich von der Meerenge Babelmandeb liegenden Insel Soccotora findet sich die hier abgebildete Aloe, welche, so wie die gemeine Aloe (Bilderbuch Bd. III. No. 24.), wegen ihrer Arzneikräfte bekannt ist. Von der Wurzel erhebt sich der anderthalb Fuss hohe Stamm, auf dessen oberstem Ende die dicken Blätter sitzen, welche gezahnt sind und sich in eine Dornspitze endigen. Der ein bis anderthalb Fuss lange Blumenschaft treibt aus der Mitte dieser Blätter hervor, und trägt eine Blumenkrone von rothen Blüten, welche theils horizontal stehen, theils abwärts hängen. Die aus den Blüten entstehenden Saamenkapseln enthalten Saamen, der aber ausser dem Vaterlande dieser Aloe nicht reift; deswegen wird sie in den europäischen Gewächshäusern durch Sprossen vermehrt.~~Durch Einschnitte in die Blätter dieser Pflanze erhält man einen Saft von dunkelgelbrother Farbe, welcher sich zu einem Harz verdichtet, und als Arzneimittel, sonst aber häufiger, als jetzt, gebraucht wurde.~~
Ad99998 06 074aAd99998 06 074a.jpgWir haben im Ersten Bande Taf. 62. unseres Bilderbuchs bereits die Polypen kennen gelernt. Es sind Geschöpfe, die auf der untersten Stufe des Thierreichs stehen, und ihrer pflanzenähnlichen Gestalt wegen, zu den Zoophyten oder Pflanzenthieren gerechnet werden. - Auf dieser Tafel lernen wir vergrössert die becherförrmigen oder Blumen-Polypen kennen. - Der becherförmige Hauptkörper (Fig. 8 vielmals vergrössert,) hat oben eine Erhöhung (n.), welche der Schlund ist, zu dem der Polyp, mittelst der Fressspitzen (o.o.), seine Nahrung, welche in Würmern und kleinen Thierchen besteht, bringt. Der Körper sitzt an einem langen Stiele (Fig. 8. p. 9.), den der Polyp entweder ausstreckt, um sich an andere Gegenstände anzusetzen, oder schlangenförmig zusammenzieht (Fig. 9.), wenn er damit schwimmen will. - Diese hier beschriebene Polypen-Art ist, mit blossen Augen angesehen, so klein, dass sie um den fremden Körper, woran sie haufenweise sitzen, nur wie Punkte erscheinen (Fig. I. 4. 6.); durch das Mikroskop bemerken wir aber, dass es gestaltete Körper sind, die fast wie Mohnköpfe aussehend, mannichfaltige Gruppen bilden. Bei Fig. 2. und 3. sitzen sie an einer Wasserlinse (a. b. Lemna) fest, und zwar dient bei Fig. 3. der lange Stiel eines ältern Polypen als Vereinigungspunkt. In Fig. 5. schliessen sich unsere Körperchen an den todten Körper eines gelben Arm-Polypen (d.d.d.) an. - Auf die zierlichste Weise umgeben sie bei Fig. 7. eine kleine Schnecke, wo wir bei i.i. die gewundenen, und bei h.h. die geradausstehenden Stiele gleichfalls genau bemerken können.~~
Ad99998 06 075aAd99998 06 075a.jpgDie gehörnte Kröte. (Rana cornuta.)~~Bisher hatten wir von diesem sonderbaren Thiere nur höchst unvollkommene Abbildungen, die nach verbleichten, in Weingeist aufbewahrten Exemplaren gefertigt worden waren, (S. Bilderbuch Th. III. No. 39.) Doch durch die neueste Russische Entdeckungsreise, erhielt man von dem berühmten teutschen Naturforscher, Herrn Hofrath Tilesius die erste genaue, nach dem Leben entworfene Abbildung der gehörnten Kröte, wie wir sie hier sehen. Sie finden sich in mehreren Theilen von Südamerika, unter andern auch in Brasilien und auf der Insel S. Catharina, jedoch nicht sehr häufig. Obgleich der plumpe Körper und das breite grosse Maul, womit sie Insekten fängt, ihr ein hässliches Ansehen geben, so ist dennoch das Farbenspiel der Haut sehr schön. Auf dem gelblich braunen, mit spitzigen Warzen bedeckten Körper sitzen violblaue, weiss geränderte Zeichnungen; am Vorder- und Hinterkopfe, so wie an den Hinterfüssen bemerkt man glatte Stellen vom schönsten Grün. Ueber den Augen erheben sich die rothgelben kegelförmigen Augenlieder, welche flüchtig angesehen mit kleinen Hörnern verglichen wurden, und wovon diese Kröte ihren Namen erhielt. Merkwürdig ist auch ihre Grösse, denn bei A ist sie um die Hälfte verkleinert abgebildet. B zeigt uns den Kopf in natürlicher Grösse. Herr Tilesius fand, dass das Gewicht der gehörnten Kröte 4 Pfund beträgt; von den Brasilianern wird sie Aran-Tango, oder die offene Tonne genannt.~~
Ad99998 06 076aAd99998 06 076a.jpgFig. 1. Ein Moraitischer Schäfer.~~Wir sehen hier einen von den nomadischen Schäfern auf der griechischen Halbinsel Morea, der bei seiner Heerde auf einer Hirtenpfeife blässt. Es ist ein Gebirgshirte in seinem einfachen Gewande von Schaffellen, mit der rothen Mütze auf dem Kopfe und den Sandalen an den Füssen. In der Tiefe erblicken wir die Schafherde im Pferche mit den hohen Gerüsten, die den Hirten im Sommer zur Wohnung dienen. Im Winter, oder auch sonst in kühlen Nächten ziehen sich diese Hirten mit ihren. Heerden in Berghöhlen zurück, wo auch die gewöhnliche Wohnung ihrer Familie ist. Die Lebensart dieser Hirten ist sehr einfach, ja wirklich armselig; doch sind sie dabei unabhängig.~~Fig. 2. Der Neugriechische Bänkelsänger.~~Hier stellt uns die Kupfertafel einen neugriechischen Bänkelsänger dar, der in seinem gewöhnlichen Kostüm, bei einem Springbrunnen von türkischer Bauart in einem Lustwäldchen, einigen Moraiten von verschiedenen Ständen, und folglich auch von verschiedener Kleidungsart - wir erblicken auch einen Hirten darunter - unter Begleitung seines Instruments, das einer langhalsigen Mandoline ähnlich ist, mancherlei Arien vorsingt. Diese Bänkelsänger ziehen im Lande umher, und sind zugleich Dichter, Sänger, Musiker und Mährchenerzähler zur Belustigung des Publikums.~~
Ad99998 06 077aAd99998 06 077a.jpgEs ist Sitte in Russland, dass bei feierlichen Gelegenheiten, z.B. bei Friedensschlüssen, Krönungen, Vermählungen, der kaiserliche Hof dem Volke von Petersburg ein Fest giebt. Ein solches hatte auch bei dem Friedensschlusse mit Schweden im Jahre 1790 Statt, welches wir hier abgebildet sehen. Vor dem kaiserlichen Winter-Palais waren, in Form von Pyramiden, zwei 20 Ellen hohe Gerüste (Fig. 1) erbauet, deren ringsherumlaufende Stufen mit Speisen und Backwerk aller Art besetzt waren. Oben auf jeder stand ein ganzer gebratener Ochse, wovon der eine vergoldete, der andere versilberte Hörner hatte. Die ganzen Pyramiden waren mit rosafarbigem Taft überzogen, und nur die Hörner, auf deren Erlangung Preise gesetzt waren, schaueten hervor. Auf ein, durch einen Kanonenschuss gegebenes Zeichen strömte das Volk herzu; stückweise eroberte man den Taft, die Speisen flogen nach allen Seiten zu, und eine Schaar muthiger Ruderknechte erbeutete die goldenen Hörner, und dadurch einen Preis von 100 Rubeln. - Als die Pyramiden geleert waren, fiengen nicht weit davon Fontainen von rothem und weissem Wein an zu springen. (Fig. 2.) In grossen Haufen strömte nun das Volk dahin und in Hüten wurde das köstliche Getränke aufgefangen, und den Nachbarn weiter gereicht. Einige gemeine Russen kletterten sogar auf den Springbrunnen selbst, um den ganzen Weinstrahl aufzufangen; doch eine wohl angebrachte Spritze kühlte den zu kühnen Trinker ab, und wies ihn in seine Schranken zurück.~~
Ad99998 06 078aAd99998 06 078a.jpgNeun Stunden nordwestlich von Barcellona liegt in der spanischen Provinz Catalonien der merkwürdige Montserrat (d.h. der Zackenberg, oder gesägte Berg) deswegen so genannt, weil er aus lauter neben einander stehenden Felsenspitzen und Klüften besteht, zwischen denen sich kleine Ebenen befinden. Berühmt ist dieser Berg auch als Wallfahrtsort; denn auf ihm vertheilt liegt ein Benedictiner-Kloster und zwölf einzelne Einsiedeleien, die zum Theil sehr romantisch zwischen einzelnen Felsenklüften gebauet sind. In allem leben auf dem Montserrat vertheilt gegen drittehalb hundert Menschen, theils Mönche, theils Laienbrüder und Aufwärter. Das grosse reiche Benedictiner-Kloster, in dessen Kirche sich auch ein wunderthätiges Bild der Mutter Gottes befindet, liegt, wie wir hier sehen, auf der der mittlern grossen Ebene des Bergs, in einer Vertiefung, hinter der sich schroffe Felsen erheben. Zwischen diesen gelangt man auf Fusspfaden zu den, auf höhern Felsenspitzen zerstreut liegenden, dreizehn Einsiedeleien. Jede besteht aus einigen Zimmern, einer kleinen Kapelle und Garten.- Die hier wohnenden Einsiedler sind keine Geistlichen, sondern Laienbrüder, welche der Welt entsagt haben, und hier entfernt von dem Geräusche der Welt, einen strengen einsamen Lebenswandel führen. Nur an gewissen festlichen Tagen des Jahres kommen sie in das Benedictiner-Kloster herab.~~
Ad99998 06 079aAd99998 06 079a.jpgIn verschiedenen Gegenden von Italien und Griechenland findet man noch heutigen Tages Ueberbleibsel von altem Mauerwerke, dessen sonderbare Bauart anzeigt, dass es aus dem höchsten Alterthume herstamme. Denn seit undenklichen Zeiten baut man nicht mehr auf diese Art. Es sind nämlich Mauerwerke von ungeheueren Felsenstücken, die nicht nach heutiger Art viereckig behauen, sondern so vieleckig als sie aus dem Bruche kamen, künstlich, doch ohne Kitt oder Mörtel zusammengefügt und auf einander geschichtet sind. Da diese Arbeiten schon in den urältesten Zeiten, wo die Menschen noch sehr wenig mit den mechanischen Künsten bekannt waren, zu Stande gebracht worden sind, und doch einen ungeheuern Aufwand von Kraft erfordert haben müssen, so gerieth man auf den Gedanken, sie gewaltigen Riesen der Urzeit zuzuschreiben, und schon die Alten nannten sie daher Cyclopen-Mauern. - Die Cyclopen sind nämlich die Riesen der fabelhaften Vorwelt.~~Ein solches Gemäuer stellt die beiliegende Kupfertafel vor. Es sind die stolzen Ueberreste einer uralten Festung, vermuthlich der von der alten Stadt Epidaurus-Limera, die man noch jetzt im Hintergrunde der Rhede von Malvasia auf der Halbinsel Morea findet. - Ein schönes Denkmal menschlicher Kunst!~~
Ad99998 06 080aAd99998 06 080a.jpgFig.1. Der Tanz der Derwische.~~Derwische sind mahomedanische Bettelmönche, die theils in Klöstern wohnen, theils im Oriente, vorzüglich in der Türkei und Persien, im Lande umher ziehen, ihren Glauben predigen und allerlei abergläubische Possen und Gaukeleien treiben, womit sie das Volk bethören. Zu ihren besondern Gebräuchen gehört auch der, das sie sich jeden Dienstag und Freitag Abends in einer Moschee (mahomedanischem Tempel) versammeln, wo sie, in Gegenwart anderer Andächtigen ihren Gottesdienst feiern, und dann eine Art von Tanz halten, der jedoch blos in einem schnellen Umdrehen besteht, wobei Einer nach dem Andern in eine Art von Ohnmacht fällt, aus welcher er durch ein Paar Worte, die ihm der Iman oder Oberpriester ins Ohr sagt, sogleich wieder erweckt wird.~~Eine solche Scene ist auf unserer Kupfertafel dargestellt, so wie sie in der Haupt-Moschee zu Baktschi-Saraj in Taurien aufgeführt wird.~~Fig. 2. Possenreisser in der Krimm.~~Wir sehen hier einen Possenreisser, einen Juden aus Constantinopel abgebildet, der hier zur Belustigung einiger vornehmen Herren in der Krimm, die seine Zuschauer sind, seine Possenspiele unter dem Schalle einer schnarrenden Zigeunermusik treibt. Er hat nach vollbrachtem Tanze, aus seinen Kleidern eine Docke gebildet, die er am linken Arme an einem Stocke sich befestigt hat, und mit welcher er tolles Zeug spricht, das die stumme Docke zum grössten Vergnügen der Zuschauer immer nur mit Schlägen beantwortet.~~
Ad99998 06 081aAd99998 06 081a.jpgAusserordentlich grosse Menschen nennt man Riesen, so wie ungewöhnlich kleine mit dem Namen Zwerge belegt werden. - Beides sind eigentlich Ausnahmen von der gewöhnlichen Menschen-Grösse, denn ob gleich gegen Norden kleinere Menschen Geschlechter, so wie in Süd-Amerika den grossen Stamm der Patagonier giebt, so kann man doch nicht eigentlich sagen, dass man ganze Nationen von Riesen oder Zwerge auf dem Erdball finde.~~Ungewöhnlich grosse Menschen oder Riesen lassen sich der Seltenheit wegen öfters für Geld sehen, wie wir wissen. Auch aus in Amerika ist dieses der Gebrauch, und wir sehen hier einen Peruanischen Riesen, der im Jahre 1792 aus der Stadt lka nach Lima, der Hauptstadt von Peru gebracht wurde, um sich zu zeigen. Sein Name war Basilio Huaylas; in einem Alter von 24 Jahren mass er über sieben Fuss. Die Glieder des Körpers waren unverhältnissmässig dick und plump, vorzüglich die des obern Theiles. - Gewöhnlich erschien Huaylas in der sonderbaren Kleidung, wie wir ihn hier abgebildet sehen. Zur Vergleichung steht ein Mann von gewöhnlicher Statur neben ihm, wodurch seine riesenmässige Figur noch auffallender sich heraushebt.~~
Ad99998 06 082aAd99998 06 082a.jpgDer jetzt regierende Kaiser von Oesterreich, Se. Maj. Franz I. beschloss dem Andenken seines grossen Oheims, Joseph II., der sich durch Aufklärung und Verbreitung nützlicher Kenntnisse um seine Nation so hoch verdient machte, ein prächtiges Denkmal setzen zu lassen. Dieses sollte nach dem kaiserlichen Willen aus einer colossalen Statue Joseph II. zu Pferde von Bronze bestehen, und auf einem Piedestal von Granit ruhend, den Josephs-Platz vor der kaiserlichen Burg in Wien zieren. Der berühmte Bildhauer Herr Zauner in Wien erhielt den Auftrag dazu, und nach einer Arbeit von 11 Jahren wurde das Ganze auf das vollkommenste beendigt, wie wir es hier abgebildet sehen, und am 24ten November 1807 auf dem Josephs-Platze in Gegenwart der kaiserlichen Familie feierlich eingeweihet. - Kaiser Joseph sitzt im Römischen Costüme zu Pferde, und verkündet durch die ausgestreckte Rechte seinen Völkern Schutz. Auf dem Piedestal befinden sich ausser den Schrifttafeln zwei grosse Basreliefs von Bronze mit Hindeutung auf Josephs Verdienste. Das uns zugewendete bezieht sich auf Josephs Befreiung und Erweiterung des Handels von Oesterreich.~~Die Höhe des ganzen Monuments beträgt 33 Schuh 8 Zoll; das Pferd ist 13 Schuh hoch, die Figur des Kaisers 11 Schuh. - Die Gruppe des Pferdes mit der Figur von Bronze wiegt 400 Centner. - Diese Bildsäule ist ein schönes Denkmal teutscher Kunst, und verdient auf die späteste Nachwelt zu kommen.~~
Ad99998 06 083aAd99998 06 083a.jpgDie Wachs-Palme aus Süd-America. (Ceroxylon andicola.)~~Auf seinen Reisen durch das südliche America entdeckte der berühmte Naturforscher Herr Alexander von Humboldt auf dem Gebirge Quindiu, dem höchsten Theile der Anden, diese merkwürdige Palmen-Art, welche zu der ausserordentlichen Höhe von 160 bis 180 Pariser Fuss sich erhebt. Der Stamm, welcher mit vielen faserigen Wurzeln an die Erde befestigt ist, hebt sich gerade in die Höhe; zwischen den Ringen, welche die abgefallenen Blätter bildeten, sitzt eine gelbe Rinde von 3 Linien Dicke, welche glatt wie Schilf ist, und aus einer Mischung von Harz und Wachs besteht; linker Hand sehen wir ein Stück des Stammes in natürlicher Grösse. Diese Rinde betrachten die Eingebornen als reines Wachs, vermischen sie mit einem Drittheil Talg, und machen Wachskerzen und Lichter daraus. Die kugeligen violetten Früchte, welche einen schwach süssen Geschmack haben, sitzen Traubenförmig beisammen; inwendig findet man eine sehr feste Mandel. Die gefiederten Blätter, deren diese Palmen-Art nie über zehn hat, erreichen eine Länge von 18 bis 21 Fuss, so dass das Ganze einen überraschenden grossen Anblick gewährt.~~
Ad99998 06 084aAd99998 06 084a.jpgDie alten Peruaner in Südamerika waren ein schon ziemlich gebildetes Volk. Sie hatten Erbkönige, welche, so wie alle königliche Prinzen, Incas genannt, und von den Peruanern für Göttersöhne, für Abkömmlinge der Sonne gehalten wurden, unter deren Bild sie die höchste Gottheiten verehrten.~~Diese Incas, deren Familie jetzt beinahe ganz von den Spaniern, welche Peru eroberten, ausgerottet worden ist, standen, wie schon aus dem Vorgesagten zu ersehen ist, in ausserordentlichem Ansehen.~~Auch noch heut zu Tage, wird ihr Andenken in hohen Ehren gehalten, und sie werden noch immer von den jetzigen Peruanern bei allen Feierlichkeiten und festlichen Aufzügen allegorisch, doch in einem kostbareren, auch mehr modernisirten Costüme, als zu den Zeiten des Glanzes dieser Fürsten Sitte war, dargestellt.~~Eine solche allegorische Darstellung neuerer Zeiten ist auf unserer Kupfertafel abgebildet. Wir sehen hier einen Inca mit seiner Gemahlin in moderner Staatskleidung, von der alten in einigen Stücken verschieden, wie sie jetzt noch zur Rückerinnerung an die alten Zeiten, von Peruanern, die nicht zu ihren Abkömmlingen gehören, bei grossen Feierlichkeiten nachgebildet werden.~~
Ad99998 06 085aAd99998 06 085a.jpgDen Neu-Griechen und Türken erscheint der Tod, wie es auch im Alterthum war, unter keinen Bildern der Furcht und des Schreckens; er ist für sie ein Zustand sanfter Ruhe, an den sie ohne Abscheu denken, deswegen beerdigen sie auch ihre Todten in offenen Särgen mit kostbaren Stoffen umgeben; den Leichnam bekleiden sie mit den besten Kleidern des Verstorbenen, und bestreuen ihn mit Blumen. So tragen sie die letzten Ueberreste zu den Grabstätten, welche wie bei den Alten, ausser den Städten an Landstrassen, oder auf Anhöhen, von Cypressen umgeben, liegen, und öfters zu öffentlichen Spatziergängen dienen. Die Grabmähler sind von den anmuthigsten Formen; oft bestehen sie aus offenen Kästen von weissem Marmor (Fig. II.) an denen sich Säulen erheben, welche mit Emblemen, die sich auf das Geschlecht und den Stand des Verstorbenen beziehen, geziert sind. Der Turban bedeutet einen Mann, eine Art von Urne die Frau, eine Rose das Mädchen. - In diese mit lockerer Erde gefüllten Kästen werden Blumen gepflanzt, welche von den zurück gelassenen Verwandten mit religiöser Sorgfalt gepflegt werden.~~Reichere Türken lassen auch ganze Begräbniss-Hallen bauen (Fig. I.) diese bestehen entweder aus offenen Bogen, welche eine Kuppel tragen; oder sie sind verschlossen, und erhalten ihre Beleuchtung von oben. - Noch grössere Gebäude haben, wie wir hier sehen, eigene offene Vorhallen, worinne die Muhammedaner ihr Gebet verrichten.~~
Ad99998 06 086aAd99998 06 086a.jpgIm III. Bande No. 94 unseres Bilderbuchs lernten wir von der Classe der Meersterne oder Asterien bereits den wunderbaren Medusenstern kennen. Die gegenwärtige Tafel stellt uns eine andere, äusserst seltene Art dieser Geschöpfe, den Seeigelförmigen Meerstern (Asterias Echinoides) dar. Dieser findet sich in den Indischen Seen, und wird bisweilen so gross, dass er mehr als 12 Zoll im Diameter misst. - Von dem plattgedrückten, mit einer lederartigen Haut bedeckten Körper, laufen zwanzig Strahlen aus, welche, so wie der Körper, mit Stacheln besetzt sind. Der Mund dieses Thieres ist die Oeffnung, welche wir in der Mitte des Körpers erblicken.~~Sehr schöne Exemplare dieses seltenen Geschöpfes wurden in dem vormaligen Leverschen Museo in London aufbewahrt.~~
Ad99998 06 087aAd99998 06 087a.jpgDie Paulskirche in London, welche wir hier von der Seite der Themse abgebildet sehen, ist eins der schönsten und erhabensten Gebäude der neuern Baukunst. - Sie liegt in der Mitte jener grossen Hauptstadt des britischen Reichs, und wurde an die Stelle der vorher dastehenden, aber durch den fürchterlichen Brand von 1666 fast ganz zerstörten gothischen Hauptkirche erbauet. Der berühmte Baumeister Ritter Christoph Wren machte den Plan dazu, nach dem Vorbilde der Peterskirche in Rom. Der Bau wurde den 21. Junius 1675 begonnen, und im Jahr 1710, also in 35 Jahren, war das grosse Werk durch denselben Baumeister Wren geendigt. Die Kosten betrugen 4,420,512 Thaler.~~Die Paulskirche hat die Form eines Kreuzes. Von aussen ist sie durch drei prächtige Eingänge, und zwei Reihen Pilaster verziert. Ueber dem Haupteingang stehen zwei Glockenthürme, die Hauptzierde aber ist der prächtige Dom, oder gewölbte Thurm, welcher sich in der Mitte erhebt. Zwei und dreissig Säulen stützen den Dom, und tragen eine, mit einer Balustrade versehene, Gallerie, bis zu welcher man vom Boden 534 Stufen zu steigen hat. Ueber der Gallerie erhebt sich die prächtige Kuppel oben mit einer zweiten Gallerie. Darüber steht ein kleines Schluss-Gebäude oder Laterne, welche sich in eine vergoldete Weltkugel und Kreuz endigt. - So prächtig das Aeussere der Paulskirche ist, so leer ist das Innere, welches blos durch zwei Bildsäulen von Johnson und Howard, und zwei Monumente, so wie durch eroberte See-Flaggen verziert ist.~~Bemerkeswerth auf unserer Kupfertafel ist auch die feierliche Wasserfahrt des Lord Mayors oder Oberbürgermeisters von London, die bei der Amtsantretung, den 9 November jedes Jahres statt hat, wo er mit grossem Pomp in prächtig verzierten Gondeln nach Westminsterhall fährt.~~
Ad99998 06 088aAd99998 06 088a.jpgDer pontische Alpbalsam. (Rhododendron ponticum.)~~Der pontische Alpbalsam, ist ein schönes Gewächs, welches sich im Orient, so wie in mehreren Theilen Süd-Spaniens, vorzüglich in der Gegend von Gibraltar findet, und auch in Teutschland häufig in unsern Orangeriehäusern gezogen wird. Bei gehöriger Pflege bildet er einen Baumartigen Strauch von 5 bis 6 Fuss Höhe. Die länglichen vorn zugespitzten Blätter sind immer grün, auf der obern Fläche glänzend, auf der untern Seite heller grün, mit starken Adern durchzogen, und gegen den Rand etwas umgebogen. Sie sitzen Parthieenweise gegen die Spitzen der Zweige zu, ihr Blattstiel ist ganz kurz. Im Juny und July kommen an den Spitzen der Zweige die schönen rothen fünfblättrigen Blüthen zum Vorschein, welche Büschelförmig zusammensitzen, und diesen Strauch als Gartenzierde empfehlungswerth machen. Auf den ersten Anblick hat er Aehnlichkeit mit dem Oleander (Nerium Oleander); doch bei näherer Betrachtung findet sich der Unterschied leicht.~~Die Gattung des Alpbalsams zählt eilf Arten, welche meistens auf hohen Bergen oder Alpen sich finden, und daher den Namen haben. In dem Vaterlande dieses Strauchs werden einige Arten wegen ihrer zusammenziehenden Eigenschaften als Arzneimittel gebraucht.~~
Ad99998 06 089aAd99998 06 089a.jpgNicht minder merkwürdig als die Insel Staffa und die Fingals-Höle in Schottland ist der an der nordwestlichen Küste von Ulster in der Grafschaft Antrim in Irland gelegene prächtige Riesendamm, den die Natur aus unzähligen, senkrecht stehenden Basalt-Pfeilern gebildet hat, und den der Aberglaube früherer Zeiten für ein Werk von Geistern und Riesen ausgegeben hat. - Diese Massen von Basalt-Säulen, (man hat ihrer gegen 30,000 gezählt) bilden eine Art von Vorgebirge, welches sich allmählich gegen die See zu herabzieht, und in einem Damm endigt, der durch die gleichförmig-abgebrochenen Basaltpfeiler einen ebenen Weg bildet, auf dem man gehen kann. Dieser Damm ist gegen 600 Fuss lang und 120 bis 140 Fuss breit. Die einzelnen Pfeiler haben im mittlern Durchmesser 12 bis 15 Zoll, und sind vier- sechs- auch achteckig, doch die meisten sechseckig, wie wir hier sehen; auf der einen Seite erhaben, auf der andern ausgehölt, wodurch die einzelnen Theile der Säulen wie die Wirbel des Rückgrates in einander greifen, und sich aufrecht erhalten.~~
Ad99998 06 090aAd99998 06 090a.jpgDer Brand der Getraide-Arten, welcher oft gar sehr den Ertrag der Ernten vermindert, ist eine Krankheit der Getraidepflanzen, welche erst dann erkennbar wird, wenn die Aehren anfangen hervorzutreiben. Am häufigsten wird der Waizen mit dieser Brandkrankheit befallen, welche darinn besteht, dass die Körner nicht gehörig befruchtet werden, und daher statt eine weisse mehlige Masse zu enthalten, mit schwärzlichen, im frischen Zustande stinkenden Staubkörnchen erfüllt sind, welche endlich die ganze Aehre beschmutzen, wenn die brandigen Waizenkörner endlich bersten und der Brandstaub ausfliegt. Fig. I. ist ein brandiges Waizenkorn in natürlicher Grösse; Fig. 2. und 3. stark vergrössert; b b b sind bei beiden Abbildungen die aus Krankheit unfruchtbaren Staubbeutel a a Fig. 2. die durch Krankheit verunstalteten weiblichen Befruchtungtheile. Fig. 3. zeigt das Innere eines brandigen Waizenkornes. Fig. 4. eine Anzahl stark vergrösserter Körnchen des Brandstaubes. Jedes Körnchen besteht wieder aus mehreren andern zusammengeballten Klümpchen, welche, wenn man den Brandstaub anfeuchtet, unter dem Mikroskop erkennbar werden. Fig. 6. zeigt die Gestalt einzelner Staubkörnchen des gesunden, noch nicht ganz gereiften Waizenmehles, wenn es etwas feucht ist. Der Brandstaub des Waizens ist nun in der Tat eine besondere Art von Staubpilzen, welche zu der an Arten zahlreichen Gattung der Brandpilze gehört, zu welcher Gattung auch der sogenannte Rost oder Roststaub der Getraidearten gerechnet wird; Fig. 5. zeigt die Gestalt der stark vergrösserten Körner des Roststaubes der Gerste.~~
Ad99998 06 091aAd99998 06 091a.jpgIm südlichen Spanien, zwischen Valencia und Barcellona liegt die Stadt Murviedro, wo sich die Ruinen des alten Sagunt befinden, wovon wir Ueberreste auf unserer Tafel bei Figur I. und II. erblicken.~~Die Stadt Sagunt ist im Alterthum wegen der beispiellosen Hartnäckigkeit berühmt, mit welcher die Einwohner als Bundesgenossen der Römer, nach dem ersten punischen Kriege sich gegen die Carthaginenser unter Hannibal vertheidigten. Die Belagerung dauerte acht Monate; als endlich die Carthaginenser unter Sturm in die Stadt drangen, und Hannibal den raubgierigen Soldaten die allgemeine Plünderung versprochen hatte, so fand er mit Entsetzen nichts als Zerstörung und Trümmern. Kein Saguntiner wollte den Sturz seiner Freiheit überleben; wer nicht mit den Waffen in der Hand kämpfend gefallen war, verschloss sich mit seinen Angehörigen in die Häuser, welche angezündet wurden, und so übergaben sie sich mit ihren Kostbarkeiten den Flammen als freie Bürger.~~Die Römer rächten im zweiten punischen Kriege die Saguntiner, vertrieben die Carthaginenser aus dieser noch in Trümmern liegenden Stadt, und baueten sie prächtiger als vorher auf. Doch wurde auch dieses zweite prächtige Sagunt von den im fünften Jahrhundert einfallenden Barbaren zerstört, und nur die Ueberreste, wie die des Theaters, wovon wir Figur I. einen Theil im Vordergrunde sehen, sind Zeugen der vormaligen Grösse. - Unter der nachfolgenden Herrschaft der Gothen wurde Sagunt von neuem, aber weniger schön aufgebauet. Ueberreste dieser Zeit sind wahrscheinlich die der Citadelle (Fig. II.)~~
Ad99998 06 092aAd99998 06 092a.jpgIm westlichen Frankreich, nahe der Burg Carnac im Departement de Morbihan, trift man längs dem Ufer des Meeres, in einer traurigen verlassenen Dünen-Gegend folgende merkwürdige Monumente der Vorzeit an, welche noch von den alten Bewohnern dieses Theils von Gallien, den Celten, herrühren. - In dieser flachen, sandigen, allen Felsenmassen entblössten Gegend trift der Wanderer nämlich auf rohe Felsblöcke, welche ohne Grund-Basis bloss durch ihr eigenes Gewicht ruhend, auf eine kühne Weise durch Menschenhände müssen errichtet worden seyn. - Noch bis jetzt zählt man gegen 4000 solcher perpendiculär stehenden Felsblöcke, deren Bedeutung uns nicht mehr ganz klar ist, die sich aber höchst wahrscheinlich auf die religiösen Gebräuche jenes alten Volksstammes beziehen. Noch mehrere Beziehungen auf gewisse Kentnisse scheinen die Stein-Gruppen (Fig. II.) zu haben; vielleicht dass sie Beobachtungen des gestirnten Himmels enthielten.~~
Ad99998 06 093aAd99998 06 093a.jpgAn der Stelle der heutigen Stadt Mexiko, welche nach Eroberung jenes Landstriches der neuen Welt von den Spaniern gebaut wurde, lag in früheren Zeiten die Stadt Tenochtitlan, die Residenz eigener Könige der alten Einwohner. Nach einer hartnäckigen Belagerung wurde im J. 1521 diese Stadt von den Spaniern eingenommen, gänzlich zerstört, und Cortez, der Spanische Heerführer, liess auf europäische Art eine neue Stadt Mexiko anlegen, welche jetzt an 140,000 Einwohner zählt, und an Schönheit den berühmtesten Städten in Europa nicht nachsteht.~~Wir sehen hier den grossen Platz (la plaza major) abgebildet, auf dem sonst der grosse Tempel des Mexitili, oder des Kriegsgottes der Ureinwohner des nachher so benannten Amerika's stand.~~Jetzt ziert diesen Platz die prächtige Statue zu Pferde des Spanischen Königs Carl IV., welche von einem geschickten Spanischen Künstler, Don Manuel Dolsa in Mexiko von Metall ausgeführt, und im Jahre 1803 errichtet wurde. Der Platz um die Statue ist mit Porphyr- Quadern gepflastert, mit einem Geländer eingefasst, und durch vier Thore verschlossen. Hinter dem Hauptplatze im Mittelpunkte unserer Abbildung sehen wir die prächtige Hauptkirche (2), von der ein Theil (3) noch ganz im moreskischen oder maurischen Style erbaut ist. Links von der Hauptkirche sieht man den einfach gebauten Pallast (1), den Wohnsitz des Vicekönigs von Neu-Spanien.~~
Ad99998 06 094aAd99998 06 094a.jpgDieser merkwürdige und prächtige Brunnen liegt in Top-Hané, einer der Vorstädte von Constantinopel, wovon er auch den Namen hat, und wurde in neuerer Zeit zum ersten Male von dem teutschen Künstler Melling, welcher Baumeister der Sultanin Hadidge war, abgebildet, da die misstrauischen Türken selten gestatten, dass man etwas von ihren öffentlichen Gebäuden abbilden darf. Dieses Monument ist merkwürdig, weil es einen deutlichen Begriff von der Bauart und Verzierungskunst der Muhamedaner giebt. Sultan Mahmoud liess diesen Brunnen im J. 1733 als Werk der Wohlthätigkeit bauen, um diesen Theil von Constantinopel mit gutem Trinkwasser, so wie mit einem Orte, um die bei den Türken üblichen religiösen Abwaschungen verrichten zu können, zu versehen. Der untere Theil des Gebäudes ist mit weissem Marmor bekleidet, dessen Oberfläche auf das zierlichste mit bunten und vergoldeten Schnörkeln, Zierrathen und Sprüchen aus dem Koran, dem heiligen Buche der Türken, bemalt sind. Doch sind keine Abbildungen von Menschen und Thieren darunter, welches nach dem türkischen Glauben verboten ist. Ueber dem unteren Theile des Gebäudes, welcher 25 Fuss in das Gevierte, und an jeder der vier Seiten einen Brunnen hat, ragt ein 16 Fuss breiter Schirm hervor, welcher den angenehmsten Schatten giebt. Ein gewölbtes Dach, mit 16 Thürmchen verziert, endigt das Ganze auf eine zierliche Weise. An dem Brunnen sehen wir Türken mit ihren heiligen Abwaschungen beschäftigt; daneben eine Gruppe türkischer Weiber. Im Vordergrunde fährt eine türkische, allenthalben mit Gitterfenstern versehene Kutsche, worin die Frauen der Türken ihre Spazierfahrten halten.~~
Ad99998 06 095aAd99998 06 095a.jpgVersteinerte Medusenpalme, oder Pentacrinit. (Pentacrinites Helmintholithus portentosus. L.)~~Pentakriniten sind versteinerte Thierformen aus der Klasse der Zoophyten, oder der sogenannten pflanzenähnlichen Seethiere; sie bestehen aus einem grossen vielarmigen, quastenförmigen Hauptkörper, welcher auf einem gegliederten, astlosen, mehrere Fuss langen, Stängel aufsitzt. Man kennt zur Zeit kaum erst zwei bis drei Arten von Zoophyten, welche mit den Fentakriniten der Vorwelt nahe verwandt sind, und systematisch zu einerlei Gattung mit demselben gehören, die man Encrinus nennt. Die Thiere dieser Gattung halten das Mittel zwischen den korallenartigen Thieren und den Seesternen, und leben stets in den grössten Tiefen der Meere, theils in dem heissen, theils auch in dem kälteren Erdgürtel, wo sie mit ihrem äusserst biegsamen Stängel an den Boden angeheftet festsitzen. Die versteinerten Medusenpalmen werden aber auch in sehr vielen europäischen Ländern im Kalksteine eingeschlossen und verwachsen angetroffen.~~
Ad99998 06 096aAd99998 06 096a.jpgVersteinerte Seelilien, oder Enkriniten der Vorwelt. (Encrinites Helmintholithus. Encrinus. L.)~~Enkriniten oder Seelilien sind versteinerte Arten von pflanzenähnlichen Seethieren der Vorwelt, welche der noch jetzt in den Tiefen des Antillischen Meeres lebenden Seepalme ähneln, aber nicht völlig gleichen; jedoch wahrscheinlich zu derselben Gattung Encrinus gehört haben. Unsere Tafel zeigt bei Fig. 1. eine vielarmige geschlossene Seelilie mit dem vielgliederigen Stängel, mit welchem der Zoophyt auf dem Boden des Meeresbettes im Leben fest sass. Fig. 2. ist eine vielarmige Seelilie ohne Stängel, beide mit runden Stängelgliedern. Fig. 3. stellt den geschlossenen feigenförmigen Hauptkörper einer anderen Art von Seelilien dar, deren Stängelglieder fünfeckig sind, wie die Basis zeigt, die auf dem Stängel aufgesessen hat. Die übrigen Figuren sind theils einzelne Stängelglieder von Seelilien, die man im gemeinen Leben verschiedentlich benennt, z. B. Rädersteinchen, Trochiten, Sternsteinchen, Bonifacius-Pfennige etc., theils sind es, wie 6. und 7., säulenförmige Stücke, von solchen Stängeln, die aus mehreren über einander gesetzten Gliedern bestehen, und gemeiniglich Säulensteinchen, Sternsäulensteine, Entrochiten genannt werden. Die versteinerten Seelilien, besonders aber deren Theile liegen in vielen teutschen und fremden Ländern in verschiedenen Kalksteinarten.~~
Ad99998 06 097aAd99998 06 097a.jpgFig. 1. Der gemeine Alant. (Inula Helenium. L.)~~Der gemeine oder wahre Alant ist ein nützliches Gewächs, welches in mehreren Theilen von Europa, auch hie und da in Teutschland wild wächst, seines Nutzens wegen aber auch auf Aeckern, so wie zur Zierde in den Gärten gebauet wird. Die langen dicken Wurzeln haben einen starken bitterlichen Geschmack, und werden theils getrocknet, theils in mancherlei Auflösungen als gutes Arzneimittel gebraucht; auch bereitet man daraus einen gesunden Alant-Wein und Alant-Bier. Vermischt mit Pottasche und Heidelbeeren giebt die Wurzel eine blaue Farbe. Aus der Wurzel treibt ein 3 bis 4 Fuss hoher Stängel mit langen ausgezackten Blättern, an dessen Spitze im Julius und August die gelben sternförmigen und geruchlosen Blüten zum Vorschein kommen.~~Fig. 2. Das gemeine Seifenkraut. (Saponaria officinalis. L.)~~Diese 2 bis 3 Fuss hohe Pflanze, welche in Teutschland an Wegen und Hecken wild wächst, und in den Sommermonaten röthlichweiss blühet, ist gleichfalls heilsam. Die Blätter, so wie die Wurzeln, haben seifenhafte auflösende Bestandteile, deren Nutzen in mancherlei Krankheiten erprobt gefunden wurde. - Zur Zierde verpflanzte man sie in die Gärten, wo durch die Cultur eine Abänderung mit grossen gefüllten Blumenbüscheln gezogen wurde.~~
Ad99998 06 098aAd99998 06 098a.jpgIn dem grossen Süd-Meere findet man unter andern eine Inselgruppe, welche im J. 1595 zuerst entdeckt wurde, und unter dem Namen der Marquesas- oder Mendoza-Inseln bekannt sind. Unter den nördlichen derselben liegt auch die Insel Nukahiwah, die wir durch die neueste Russische Entdeckungsreise um die Welt, welche der Capitain v. Krusenstern leitete, näher haben kennen lernen. Die Einwohner dieses Eilandes sind von schönem, gesunden, starken Körperbau, fleischfarben, fast wie die Europäer. Den ganzen Körper tättouiren oder zieren sie mit eingestochenen Figuren und Schnörkeln; diese in das Fleisch eingestochenen Zeichnungen reiben sie dann mit einer schnwarzblauen Erde ein, wodurch sie nie wieder verschwinden. Die Gemüthsart dieser Südsee Insulaner ist nichts weniger als sanft; im Gegentheile, sie sind tückisch und rachsüchtig, und verzehren selbst ihre gefangenen Feinde. - Ausser einer schmalen Leibbinde gehen sie ganz nackend; ihre Wohnungen sind blosse Hütten von Bambusrohr. Die Todten begraben sie nach vielen und langen Ceremonien auf ihren Morais oder Begräbnissplätzen, deren jede Familie einen besonderen hat. Die Russischen Weltumsegler erhielten die Erlaubniss, einen solchen Morai zu besuchen; die Abbildung davon sehen wir hier. Dieser Morai lag in einer romantischen Gegend auf einem Berge; in einem Sarge war eine Leiche aufgestellt. Ausserhalb standen einige in Holz geschnitzte unförmliche Götzenbilder; daneben Säulen von Kokosblättern, mit weissem Baumwollenzeuche umgeben, welches alles sich auf religiöse Gebräuche bezog.~~
Ad99998 06 099aAd99998 06 099a.jpgDiese hier abgebildete prächtige Bildsäule zu Pferde wurde auf Befehl der Kaiserin Catharina II. zum Andenken ihres grossen Vorfahren in Petersburg auf dem Petersplatze errichtet. Der Kaiser ist dargestellt, wie er in Russischer Kleidung, einen Lorbeerzweig um die Haare gewunden, auf einem muthigen Pferde sitzend, einen Felsen hinansprengt; eine schöne Andeutung, dass er mit Kraft und Muth in seinem grossen Regenten-Leben jede Schwierigkeit zu überwinden wusste. Die Figur des Monarchen ist 11 Fuss, das Pferd 17 Fuss, das Fussgestelle von Giant, gleichfalls 17 Fuss hoch. Die Höhe des ganzen Standbildes 30 1/2 Fuss. Auf beiden Seiten des Felsens steht in russischer und lateinischer Sprache die einfache Inschrift: Peter dem Erten, Catharina II. MDCCLXXXII. Im J. 1782, den 7. August, war unter Paradirung des Militärs die feierliche erste Aufdeckung der ganzen Bildsäule (Fig. 1.), welcher Ceremonie die Kaiserin Catharina von dem Balkon des Senats-Pallastes zusah.~~Der Granitfelsen, woraus das Fussgestell aus dem Ganzen gearbeitet worden, lag in einem morastigen Walde bei dem Dorfe Lachta, 12 Werste (beinahe 1 3/4 teutsche Meilen) von Petersburg.~~Auf eine sinnreiche Weise transportirte man den Felsen auf Rinnen mit metallenen Kugeln ruhend, vermittelst Erdwinden bis nach Petersburg. Ein Tambour auf der Höhe des Felsens gab die Signale; auch war da eine Feldschmiede errichtet, um den Schaden an den Transportirungs-Maschinen gleich wieder zu ersetzen.~~
Ad99998 06 100aAd99998 06 100a.jpg(Papilio Bernardus. Fabricii.)~~Auf einem abgebildeten Zweige von einer japanischen und chinesischen Pflanze, der japanischen Camellie, zeigt die Tafel einen grossen, schön gezeichneten, in China und Japan einheimischen, Tagfalter, dessen Vorderflügel von feuerrother Grundfarbe mit gelber Querbinde und schwarzen breiten Randsäumen ausgeschweift, die ebenfalls feuerrothen Hinterflügel aber geschwänzt und mit schwarzen Augenflecken und weissen Mittelpunkt zierlich geschmückt sind.~~Die zweite obere Abbildung des Schmetterlings zeigt bei dem Sitzen in der Ruhe die aufwärts geschlagene Flügelhaltung, und zugleich die Verzierung der Unterseite seiner Flügel. Dieser ausländische Tagfalter gehört zu der Horde der Augenflügler, unter welchen in Teutschland jedoch diesen Chinesen keiner an Grösse und Schönheit des Colorits gleich kommt.~~
Ad99998 06 101aAd99998 06 101a.jpgDiese im J. 1750 von einem gebornen Böhmen, Namens Maresch, in Russland erfundene, Musik, hat eine Würde, Pracht, Sanftheit und Fülle des Tons, welche man bei allen bekannten Musikarten, selbst bei der Orgel, vermisst, mit welcher sie jedoch die meiste Aehnlichkeit hat, ja sie ist so einzig in ihrer Art, indem jedes Horn nur einen einzigen Ton hat, dass eine kurze Beschreibung derselben für Kenner und Nichtkenner der Musik interessant seyn muss. Vorliegende Kupfertafel giebt schon eine anschauliche Vorstellung davon. Die Gegend stellt einen Wald vor, wo man das kaiserl. russische Jägerkorps, in vier Reihen getheilt, mit ihren Jagdhörnern auf eine Anhöhe hingestellt sieht. In der ersten Reihe steht der Discant, in der zweiten der Alt, in der dritten der Tenor, und in der hintersten der Bass.~~Ein jeder hält in der Hand ein kleines Notenbuch, wovon er kein Auge verwenden darf, um zu gehöriger Zeit seinen Ton anzugeben; er muss daher genau alle die anderen Stösse zählen, bis der Einstoss an ihn kommt; denn im richtigen Pausiren besteht seine ganze Kunst, die freilich bei geschwinden Läufern und Trillern nicht leicht ist. In der anderen Hand hält er das messingne oder kupferne Horn.~~Vorn vor dem Discante oder der vordersten Reihe steht der Kapellmeister, der die Partitur auf einem Pulte vor sich liegen hat. Er hält einen kleinen Stab in der Hand, womit er nicht den bloßen Takt, sondern jedes Viertel schlägt.~~Die Hornmusik ist aus etwa vierzig Personen zusammen gesetzt, von welchen jeder ein oder zwei Hörner hat. Diejenigen Hörner, welche die tiefsten Basstöne angeben, haben eine Länge von fünf bis sieben Fuss. Dieses Mass nimmt verhältnissmässig ab, so dass die kleinsten nur die Länge eines Fusses erreichen.~~Man kann nichts rührenderes hören, als einen Choral oder ein Adagio auf diesen Hörnern vorgetragen, und nichts ist lustiger, als ein Allegro darauf blasen zu sehen, wenn ein Musiker mit zwei Hörnern in schnellem Zeitmasse dieselben öfters wechselt.~~Zur ersten Abrichtung eines solchen Horn-Virtuosen gehört ungemeine Geduld; jedoch werden die Russen, welche meistentheils viel musikalisches Talent haben sehr bald taktfest.~~
Ad99998 06 102aAd99998 06 102a.jpgDie purpurrotlie Rudbeckie. (Rudbeckia purpurea. L. )~~Die purpurrothe Rudbeckie ist eine schöne Zierpflanze, welche in Nordamerika, wild auf den Bergen von Virginien, Carolina und Florida wächst; bei uns aber auch wegen ihres vorzüglichen Aussehens in Gärten zur Verzierung gepflanzt wird. Den Namen hat sie zu Ehren eines verdienten schwedischen Botanikers, Olaus Rudbeck erhalten.~~Diese Pflanze treibt einen 3 bis 4 Fuss hohen Stängel, an welchem wechselsweise die lang gespitzten und gezähnten Blätter sitzen. Die grossen schönen purpurrothen Blumen, welche am Ende des Stängels sitzen, sind strahlenförmig gebildet, und hängen mit den an der Spitze gespaltenen Blättern abwärts.~~
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Ad99998 07 002aAd99998 07 002a.jpg
Ad99998 07 003aAd99998 07 003a.jpgPersien, schon im Alterthume unter den Ländern Asiens berühmt, gehört auch jetzt noch in vielerlei Hinsicht zu den merkwürdigen Reichen jenes Welttheils. Unsere Kupfertafel zeigt uns~~Fig. 1. Die Ansicht der Stadt Schiras.~~Schiras, die Hauptstadt der Landschaft Farsistan oder des eigentlichen Persiens, liegt in einem grossen schönen Thale, hat aber jetzt von ihrem alten Glanze viel verloren. Sie ist mit Mauern umgeben, und hat sechs Stadtthore; die Häuser, von Backsteinen gebauet, sind ziemlich unansehnlich, doch hat Schiras einen schönen Basar oder Kaufhof, so wie andere öffentliche Gebäude. - Berühmt ist diese Stadt noch wegen des vortrefflichen Weins, der unter dem Namen Schiras-Wein durch ganz Asien berühmt ist.~~Fig. 2. Das Grab des persischen Dichters Hafiz.~~Künste und Wissenschaften blühten in frühern Iahrhunderten im Oriente, und so auch in Persien. Unter den berühmten Männern dieses Landes nennt man auch den Dichter Hafiz, welcher in Mosselly, nahe bei Schiras geboren wurde, und 1340 auch daselbst starb. Sein mehrfach ausgezeichnetes Grabmahl sehen wir hier abgebildet. Es liegt in der Mitte eines grossen viereckigen Todtenhofes, der einem Garten gleicht. Am Eingang stehen zwei grosse Löwen; gegenüber in einer gegitterten Umgebung sieht man die Gräber von Hafiz, zweier seiner Schüler, und eines Prinzen von Geblüte. Alle vier haben die Form steinerner Särge, zu beiden Seiten mit 6 Fuss hohen Steinen, worauf Stellen des Korans eingehauen sind. - Der Persische Herrscher Kerim Khan liess dieses Grab noch mehr verzieren, indem dahinter ein Gebäude mit mehreren Zimmern ausgeführt wurde.~~In der Nähe ist auch das Grab des Saadi, eines andern berühmten persischen Dichters.~~
Ad99998 07 004aAd99998 07 004a.jpgDie Gattung der Yukka findet sich ausschliessend in Amerika, und besteht aus mehreren Arten, welche in Hinsicht des Baues darin überein kommen, dass aus dem Stamm, welcher oft zehn bis zwölf Fuss hoch wird, bloss oben ein Büschel von langen, festen, meist sägeartig gezähnten Blättern hervortreiben, aus dessen Mitte ein ästiger langer Blütenstängel hervorschiesst, welcher die schönste Blumenkrone bildet. Deswegen findet man dieses schöne Amerikanische Gewächs auch in vielen Gewächshäusern.~~Die hier abgebildete Art, oder die fädentragende Yukka findet sich ursprünglich in Virginien und Carolina an den sandigen Ufern der Flüsse. Sie hat einen nur kurzen Stamm; aus den Blättern treibt der oft fünf bis sechs Fuss hohe Blütenstängel hervor, welcher dicht mit weissen, ins Gelbliche fallende, tulpenähnlichen Blumen besetzt ist. Die Blätter dieser Art haben die Eigenheit, dass sie mehr zugerundet sind, und auf ihrer Oberfläche einzelne lange Fäden tragen, welche, ehe die Europäer ihre Leinwand einführten, von den Amerikanern zur Verfertigung eines ähnlichen Stoffes verbraucht wurden.~~
Ad99998 07 005aAd99998 07 005a.jpgUm den Stamm und die Zweige der Aeste eines rothen Stachel Coralls zeigt diese Tafel Fig. 1. in natürlicher Grösse und Fig. 2. in vergrösserter Darstellung, wie sich eine andere Zoophyten-Art aus der Gattung der Sertularien oder Blasen-Corallinen herum in die Höhe windet. Diese windende Sertularie hat, wie alle Thierpflanzen, welche sämmtlich Bewohner des Oceans sind, ein äusseres pflanzenförmiges Ansehen; besteht aber der Substanz nach aus einer weissen hornartigen, elastisch biegsamen, halbdurchsichtigen Substanz, welche aus vielen vereinten zarten Fasern einen, in Glieder abgetheilten, fadenförmigen gedrehten Stamm bildet, welcher besonderen, mit ihm zusammenhängenden Polypenthierchen zum Schutze dient; indem solche in vereinzelten kleinen (hier noch nicht einmal bemerkbaren) Zellchen dieser Glieder sich aufhalten, und von da aus ihre Fangarme zur Ergreifung ihrer Nahrung herausstrecken. Die kleinen Glocken mit gezähntem Rande auf den langen gegliederten Stielen des Sertularien-Stammes sind in der Natur durchsichtige, offene, blasenförmige Behälter, welche zur heisesten Sommerszeit an den Sertularien hervorsprossen, und in welchen eiförmige Keime von selbst sich ausbilden, die entweder auf dem Mutterstamme sitzen bleiben, oder auch sich von demselben trennen. Aus solchen Keimen entwickeln sich dann neue Sertularien, die sodann immer grösser werden. Die Polypenthierchen der Sertularien nähren sich von kleinsten, im Seewasser lebenden, zarten mikroskopischen Würmchen.~~
Ad99998 07 006aAd99998 07 006a.jpgBerühmt durch ihr Alterthum, so wie durch ihre grosse Anzahl, sind die Katakomben oder unterirdischen Gräber in und bei Rom. Sie bestehen aus zahllosen Gängen und Kammern, welche sich labyrinthisch in der festen Puzzolane, einer verhärteten vulkanischen Erde, fortziehen. In den frühesten Zeiten Roms enstanden diese Gänge dadurch, dass man die Puzzolan-Erde zum mauern der Gebäude heraus grub; nachher zur Zeit der römischen Republik, so wie der Kaiser, wurden diese zahllosen Sandgruben zu Begräbnissen ärmerer Leute und Sclaven, an deren Leichname man die Kosten des Verbrennens nicht wenden wollte, gebraucht. Zur Zeit des Christentums nahm das Begraben in den Katakomben zu; bei der Verfolgung wurden die als Märtyrer gefallenen Christen hier beigesetzt.~~Von den bei Rom weithin sich verbreitenden Katakomben, sehen wir hier bei Fig. 1. einen Theil abgebildet, mit den theils geöffneten, theils noch verschlossenen Grab-Behältern. Von aussen haben die, in die Wände der Katakomben eigehauenen und noch nicht geöffneten, Gräber die Gestalt von Fig. 4. - Fig. 2. 3. und 5. zeigen deren mehrere, welche man untersuchte und öffnete. Man fand die Ueberreste menschlicher Gebeine weniger oder mehr erhalten darin. Aus den Anfangsbuchstaben des Wortes Christus sieht man, dass sie Christen angehörten. In dem Grabe Fig. 3. ruhte ein Märtyrer, wie man aus dem Palmenzweige und dem aufbewahrten Beile schliessen kann.~~
Ad99998 07 007aAd99998 07 007a.jpgIm heutigen Grossherzogthum Toscana, bei der kleinen Stadt Corneto, da, wo sonst Tarquinia, eine der zwölf hetrurischen Hauptstädte stand, findet man, wie unter Rom, viele Katakomben oder unterirdische Grab-Gemächer. Sie sind in einem weisslichen Kalk gehauen, und durch ihre Bauart, so wie durch die bunten Verzierungen, merkwürdig. Man steigt zu ihnen durch viereckige Oeffnungen hinab. In einer dieser hetrurischen Katakomben (Fig. 1.) ist die Decke durch vier an einander stossende Felder, welche mit Vertiefungen aus dem Felsen heraus gehauen worden sind, gebildet. Die Ueberreste der Todten ruhten entweder in Urnen, oder wahrscheinlich auch auf den an den Seitenwänden herum laufenden Bänken. Die Wände und Friese dieser Gemächer sind mit bunten Gemälden bedeckt, welche nach den Vorstellungen der Hetrurier, sinnbildlich, vorzüglich auf den Zustand der Seele nach dem Tode gehen. So sehen wir auf dem Friese Menschen von wilden Thieren gefressen, als Andeutung der die Verbrecher erwartenden Strafen.~~Andere Abtheilungen dieser hetrurischen Katakomben (Fig. 2.) ruhen auf Pfeilern, welche, wie die architectonischen Vertiefungen der Decke, aus dem Gebirge selbst gehauen sind, und dem Ganzen daher ewige Dauer geben. An der Seitenwand bemerken wir hier gleichfalls gemalte Friese von mancherlei Figuren, welche für den Alterthumsforscher reichlichen Stoff zu Untersuchungen geben.~~
Ad99998 07 008aAd99998 07 008a.jpgZu den seltenen, bisher noch wenig bekannten Thieren gehört der Riesen-Büffel oder Arni, welcher nach den Nachrichten der Engländer, in den gebirgigen Gegenden von Nord-Hinbostan, so wie in den Wäldern des nördlichen Bengalen's lebt. Da berichtet ein englischer Offizier, dass er dort einen solchen Riesen-Büffel getroffen, welcher vom Hufe bis an die Spitzen der Hörner 14 Fuss Höhe hatte. Er ist schwarz von Farbe, bloss zwischen den Hörnern, (welche sehr gross sind, und 4 Fuss auseinander stehen) sitzt ein Büschel röthlicher Haare. In der Figur soll der Arni etwas vom Ochsen, Pferd und Hirsch zugleich haben. Dabei ist er muthig und stark, wird aber doch gezähmt, und in Nord-Indien zum Reiten gebraucht.~~Lange Zeit kannte man den Riesen-Büffel bloss aus den an verschiedenen Orten ausgegrabenen Schädeln, an denen die ungeheuern Hörner sitzen. Solche Arni-Schädel trifft man hier und da in Naturalien-Cabinetten an.~~
Ad99998 07 009aAd99998 07 009a.jpgDie Bewohner von Persien sehen wir hier in ihren verschiedenen Kleidungen abgebildet. Die Perser sind ein lebhaftes, dem Vergnügen ergebenes Volk, etwas leichtsinnig, doch dafür auch gefälliger und gegen Fremde theilnehmender, als ihre Nachbarn, die rohen misstrauischen Türken. Vom Körperbau sind sie mittlerer Grösse, mehr mager als fett, doch dabei stark und gesund. Die herrschende Religion ist die muhamedanische, doch werden auch die Gebern oder Feueranbeter, so wie mehrere andere Sekten geduldet.~~Den Uebergang zu den Trachten der Perser machen wir mit der einfachen Kleidung der Curden (Fig. 1.), einem halbwilden räuberischen Gebirgsvolke in Westpersien.~~Fig. 2. Ein Perser vom Mittelstand in der Sommerkleidung.~~Die Kleidung der Perser ist orientalisch, d.h. lang und weit, sehr buntfarbig, und besteht bei den Reichern aus seidnen und kostbaren Kaschemir-Zeuchen, mit Gold, Silber und Edelsteinen häufig und reich besetzt.- Unser Perser trägt ein Hemd von rother Seide; darüber ein Camisol, und ferner einen weiten Oberrock, der bis auf die Knöchel reicht, und durch einen Kaschemir-Shawl gegürtet ist. Der Kopf ist mit einer turbanartigen Mütze bedeckt.~~Fig. 3. u. 4. Perserinnen.~~Die Kleidung der persischen Frauen ist gefälliger und leichter, als die der Männer. Die Haare schneiden sie nicht ab, sondern bedecken den Kopf entweder mit einem Kaschemir-Shawl in Form eines Schleiers, oder umwinden denselben in Form eines Turbans. Ueber das Hemd, welches bis in die Mitte des Körpers offen ist, tragen sie ein bis zum Knie reichendes Oberkleid, welches durch goldne und silberne Schlingen geziert, ist. Die weiten Beinkleider werden von oben bis unten dick durchnäht oder gefüttert.~~
Ad99998 07 010aAd99998 07 010a.jpg(Alcyonium Manus Diaboli, Linn.)~~Der handförmige Seekork, welchen die Seeleute und Strandbewohner des Meeres in der gemeinen Sprache des Lebens auch Teufelshand, Diebshand, Judashand und Seehand nennen, ist eine besondere Art der Thierpflanzen oder Zoophyten aus der Gattung der Seekorke. Die Masse dieses Gebildes besteht aus steifen, fast hornartigen Fasern, welche in frischem Zustande mit einer saftigen Masse umgeben sind; in welcher nach Aussen zu in den Fingern oder Zacken kleine Höhlen oder Zellen sich befinden, die besonderen (hier nicht abgebildeten) Polypenthierchen von cylindrischer Gestalt, und oberhalb ringsum die Oeffnung des Mundes mit mehreren befranzten Fangarmen versehen, zum beständigen eigentümlichen Aufenthalte dienen. Die äussere Gestalt dieser Thierpflanze ist in Hinsicht der Form, der Länge und Dicke der Zacken etwas veränderlich, wie Fig. 1. und 2. verglichen ausweist. Beide Abbildungen geben übrigens die natürliche Grösse an; und zeigen auch die röhrenförmigen Vertiefungen an den Enden der Zacken, welche der Wohnsitz der Polypenthierchen sind. Diese Seekorke finden sich an den Küsten von Holland, Frankreich und England; wo sie im Meere theils an Steinen, theils an Muscheln, und Schnecken mit ihrem unteren Theile angewachsen sind.~~
Ad99998 07 011aAd99998 07 011a.jpgWir sehen hier mehrere verschiedene Völkerschaften abgebildet, die unter Russischer Oberherrschaft in militärischer Verfassung leben, und leichte irreguläre Reiterei für den Kriegsdienst bilden. Es sind hier lauter christliche Völkerschaften dargestellt, nämlich:~~Fig. 1 und 2. Donische Cosaken.~~Fig. 1. Ein Officier von den Donischen Cosaken, welche ein Zweig der Russischen Hauptnation, ein rohes kriegerisches Hirtenvolk sind, das am Flusse Don wohnt, und daher seinen Namen hat.~~Fig. 2. Ein gemeiner donischer Cosak.~~Fig. 3. Ein Kalmuk.~~Hier ist, wie schon gleich seine Physiognomie zeigt, ein Kalmuk abgebildet, der zu den Cosaken übergegangen ist und, zum Scheine wenigstens, die christliche Religion angenommen hat.~~Fig. 4. Ein Uralscher Cosak.~~Die Uralschen oder Jaikschen Cosaken wohnen am untern Uralflusse, wo sie beträchtliche Viehzucht und Fischerei treiben. Im Uebrigen sind sie ihren andern Brüdern ziemlich gleich.~~Fig. 5. Ein Cosak vom schwarzen Meere.~~Die Saporogischen Cosaken, die vormals am Dnepr, und so viel von denselben noch übrig war, in die Kuban an das schwarze Meer seit dem Jahre 1775 versetzt worden. Sie dienen nicht nur als leichte Reiter, sondern auch zur See.~~Fig. 6. Ein Albaneser.~~Dieser Albaneser oder Arnaut gehört zu dem griechischen Bataillon, das im Russischen Solde in der Krimm ansässig gemacht worden ist, und sowohl zu Pferde, als zu Fuss, sowohl zu Lande, als zur See im Kriege dient.~~
Ad99998 07 012aAd99998 07 012a.jpgHier folgen nun heidnische und muhammedanische asiatische Völker abgebildet, die man mehr oder weniger häufig unter der irregulären, leichten Russischen Cavalerie findet.~~Fig. 1. Ein Tscherkessischer Fürst.~~Die Tscherkessen, die in der Landschaft Kuban wohnen, sind ein von Tataren abstammender, gemischter, sehr wohlgebildeter und kriegerischer Volkshaufe, der unter seinen eigenen kleinen Fürsten steht, die jedoch die Russische Oberherrschaft anerkennen. Ein solcher Fürst ist hier in seiner vollen Rüstung mit Helm und Panzer, und mit Säbel, Bogen, Pfeilen und Pistolen abgebildet.~~Fig. 2. Ein gemeiner Tscherkess.~~Die Bauern oder gemeinen Tscherkessen sind alle Leibeigene der Edelleute. Das ganze Land kann 1500 Edelleute und etwa 10,000 streitbare Leibeigene ins Feld stellen.~~Fig. 3. Ein Tatarischer Mursa oder Edelmann.~~Er ist hier ohne Waffen als Begleiter eines Tscherkessischen Fürsten abgebildet.~~Fig. 4. Ein Nogajischer Tatar.~~Dieser Tatarische Nomaden- und Räuberstamm zeichnet sich durch seine Gesichtsbildung aus, die von seiner Vermischung mit Mongolen herrührt. Ihre Lanzen zieren die Nogajer mit Fuchsfellen.~~Fig. 5. Ein Truchmenischer Tatar.~~Die Truchmenen bewohnen nebst anderen Ländern auch die schönsten Gegenden von Kaukasien. Ein solcher Kaukasischar Truchmene ist hier abgebildet.~~Fig. 6. Baschkiren.~~Die Baschkiren sind Abkömmlinge von Nogajern und Bolgaren, daher auch nicht von Bildung. Sie sind ziemlich kriegerisch.~~Fig. 7. Ein Kirgise.~~Die Kirgisen sind freie, räuberische Tataren, die sich auch mit Mongolen vermischt haben, und die Kirgisische Steppe an der Gränze von Russland bewohnen. Sie treiben starke Viehzucht, besonders Pferdezucht, und sind sehr roh.~~
Ad99998 07 013aAd99998 07 013a.jpgJapan ist ein erst seit zweihundert Jahren näher bekannt gewordenes Land, das aus mehreren grossen und kleinen Inseln an der Nordostküste von Asien im östlichen grossen Ocean besteht, und ist wegen seines grossen Reichthums, besonders an Gold, und anderen Producten, schon frühe ein Gegenstand der Europäischen Habsucht geworden. Die Portugiesen siedelten sich in der Mitte des 16ten Jahrhunderts hier an, missbrauchten aber die Güte der Japaner, und wurden von ihnen vertrieben. Seit der Zeit war es nur noch den Holländern, aber unter grossen Einschränkungen erlaubt, Handel nach Japan zu treiben; den Britten aber misslangen zwei Versuche, die sie deswegen machten.~~Auch die neueste Russische Unternehmung dieser Art schlug fehl. Der Russische Hof schickte nämlich im Jahr 1803 mit den zwei Schiffen, die unter dem Oberbefehle des Capitan v. Krusenstern abgesandt waren, eine Reise um die Welt zu machen, auch einen Gesandten nach Japan. Dieser Gesandte aber wurde nicht zur Audienz gelassen, und die mitgebrachten Geschenke nicht angenommen.~~Aus der, vom Capitän v. Krusenstern herausgegebenen meisterhaften Beschreibung seiner Reise um die Welt, sind folgende beide Ansichten von Japan entlehnt:~~Fig. 1.~~Ansicht von Megasaki bei der Stadt Nangasaki in Japan, wo dem Russischen Gesandten seine Wohnung angewiesen wurde, und erster Besuch der Japanischen Dolmetscher, die hier in einer offenen Schaluppe auf das Russische Schiff zufahren, von welchem wir hier nur das Hintertheil sehen.~~Fig. 2.~~Fährt der Russische Gesandte mit zwei Kähnen oder Schaluppen, deren eine prächtig verziert ist, nach der ihm angewiesenen Wohnung in Megasaki.~~Hier können wir nicht nur die Bauart der Japanischen Fahrzeuge, sondern auch die Kleidung der Japaner kennen lernen.~~
Ad99998 07 014aAd99998 07 014a.jpg(Sertularia abietina.)~~Diese artige Sertularie findet sich in dem mittelländischen und Nord-Meer auf Austern oder auch auf Mies-Muscheln (Mytilus) sitzend, wie wir deren eine hier abgebildet sehen. Sie hat in ihrer Bildung viel Aehnlichkeit mit Tannenzweigen, weswegen sie auch die tannenartige Sertularie oder auch Meertanne genennt wird. Die feinen dünnen Zweige sind auf beiden Seiten mit kleinen Zäckchen versehen, wie dies ein vergrössertes Stück (Fig. II.) noch deutlicher zeigt. Die Farbe dieser Sertularie ist horngrau, und ihre Höhe gewöhnlich fünf Zoll.~~
Ad99998 07 015aAd99998 07 015a.jpgDer gefranzte Kakatu. (Psittacus fimbriatus.)~~Schon mehrere Male haben wir in unserem Bilderbuche Gelegenheit gehabt, das grosse und zahlreiche Vögelgeschlecht der Papageyen zu betrachten, und so viele derselben, die sich vorzüglich durch die Pracht der Farben ihres Gefieders auszeichnen, zu bewundern. Die nähere Kenntniss entfernter Himmelsstriche macht uns noch jährlich mit neuen Arten bekannt. Zu diesen gehört auch der seltene hier abgebildete gefranzte Kakatu, welchen der Engländer Grant in seiner Entdeckungsreise nach Neu-Süd-Wallis abgebildet hat. Vortrefflich zeichnet sich gegen das sanfte graue Gefieder des Körpers der hochrothe Kopf aus, dessen unterer Theil wie mit Franzen besetzt ist, und zu der Benennung dieses Kakatu Anlass gegeben hat.~~
Ad99998 07 016aAd99998 07 016a.jpgPegu, sonst die Hauptstadt des alten Königreiches gleiches Namens, liegt in Hinter-Indien, in dem so mächtigen Birmahnischen Reiche. Die Bewohner dieser Stadt bekennen sich, wie die übrigen Birmahnen, zur Religion des Buddha, sind sehr religiös, und haben eine Menge Tempel. Der vorzüglichste darunter ist der sogenannte Schomadu oder goldene Tempel, welchen wir hier abgebildet sehen. Es ist ein ungeheuer grosses pyramidenförmiges Gebäude, welches aus Backsteinen und Mörtel aufgemauert, von aussen mit verschiedenen Zierrathen geschmückt ist, und auf einer doppelten Terrasse ruht. Unten ist der Tempel achteckig, oben läuft er schneckenförmig zu. Die Spitze ziert ein grosses vergoldetes Gitterwerk. Den Fuss umgeben zwei Reihen kleiner Pyramiden, deren die erste Reihe 57, die zweite 53 zählt.~~Zu beiden Seiten des Tempels sind hölzerne Gebäude für die Mönche oder Rahaans, auch findet sich da ein Aufenthalt für die Pilger. Nördlich hängen drei Glocken, an die man mit einem Hirschgeweihe schlägt, wenn ein Andächtiger ankömmt.~~Ueber die innere Einrichtung des Tempels sagen uns diejenigen Europäischen Reisenden, welche dort waren, nichts.~~
Ad99998 07 017aAd99998 07 017a.jpgDer grosse Wasser-Scorpion oder Wasser-Wanze aus Surinam. (Nepa grandis. L.)~~Das Geschlecht der Wasser-Scorpione, welches seinen Namen bloss von den beiden scheerenförmigen, am Kopfe sitzenden Vorderbeinen hat, und keineswegs giftig ist, zählt mehrere in- und ausländische Arten. Sie haben vier, in der Ruhe über einander geschlagene Flügel. Ihre Nahrung besteht aus kleinen Insecten, welche sie mit den Vorderfüssen, die sich wie Taschenmesser zusammenschlagen, geschickt fangen, und dann mit dem schnabelförmigen Gebiss, welches unter dem Kopfe liegt, aussaugen. Mit den übrigen Füssen, welche zum Rudern eingerichtet sind, schwimmen sie geschickt auf Teichen und sumpfigen Gewässern, wo sie sich aufhalten, umher, an warmen schönen Abenden fliegen sie auch von einem Ort zum andern.~~Wir sehen hier die grösste Art der Wasser-Scorpione abgebildet, welche sich in Surinam findet. (Fig. 1.) im Fluge; (Fig. 2.) im ruhenden Zustande. Der Körper ist dritthalb Zoll lang, ziemlich breit, oben und unten etwas erhaben. Die vorn mit einem Haken versehenen Fangarme, so wie das unter dem Kopfe sitzende schnabelförmige Gebiss erscheinen hier auf das deutlichste.~~
Ad99998 07 018aAd99998 07 018a.jpgDiese Kupfertafel stellt uns den ganzen Bau des menschlichen Auges dar, von welchem wir an uns nur den äusseren Theil, gleichsam das Fenster sehen. Hier erblicken wir sehr vergrössert und im Durchschnitte sowohl die äusseren, als inneren Theile dieses bewunderungswürdigen Baues, dessen nähere Entwicklung in dem Commentare enthalten ist; gegenwärtig geben wir nur die Haupttheile an.~~Fig. 1. Die Augenhöhlen, in welchen die Augen liegen, über welchen sich (Fig. 11.) die Augenbraunen befinden, nebst den Augenliedern (Fig. 5.), zur Beschützung des Auges bestimmt. Das Auge selbst ist eine etwas längliche Kugel, die aus verschiedenen Häuten gebildet wird, und mehrere Feuchtigkeiten einschliesst. Hinten sitzt der Sehnerve (Fig. 13.), wie ein Stiel an. Den äusseren Umfang des Auges bildet die harte Haut (Fig. 18.) In ihre vordere Oeffnung passt die durchsichtige Hornhaut (Fig. 20.). In der Mitte der inneren Haut befindet sich ein Loch (Fig. 25.), welches der Augenstern heisst. Die innerste und wichtigste Haut des Auges ist die Netzhaut (Fig. 27.), die das eigentliche Werkzeug des Sehens ist.~~Die Feuchtigkeiten, die in den Augenkammern (Fig. 32. 33.) enthalten sind, dienen zur ersten Brechung der einfallenden Lichtstrahlen. Nachdem diese durch die Crystall-Linse (Fig. 30.) und durch den Glaskörper (Fig. 29.) ferner gebrochen worden, gelangen sie zur Netzhaut (Fig. 27.), auf welcher sie durch eine Erschütterung die Empfindung des Gegenstandes bewirken. Der Sehnerve pflanzt diese Empfindung bis zum Gehirne fort, und so erlangt die Seele Vorstellung des Empfundenen.~~
Ad99998 07 019aAd99998 07 019a.jpgDer Bau des menschlichen Ohrs ist ungefähr eben so künstlich, als der des Auges, wie uns schon der erste Ueberblick der hierher gehörigen Kupfertafel zeigt, wo wir Fig. 1. das Ohr in natürlicher Grösse, bei Fig. 2. aber um Vieles vergrössert erblicken.~~Das Ohr besteht zuerst aus dem äusseren Ohre, das den Eingang zu den Gehörorganen bildet. Es ist ein Knorpel, an welchem man die äussere und innere Ohrenleiste (Fig. I. II. 1. 2.) bemerkt. Dabei sieht man die vordere Ohrenecke und die hintere Ohrenecke (Fig. I. II. 4. und 5.); der tiefe Raum zwischen beiden heisst die Ohrenmuschel (Fig. I. II. 6.); das Ohrläppchen (Fig. I. II. 7) ist das Ende derselben. Im Innern liegt der Gehörgang (Fig. I. II. 8.). Unter der allgemeinen Kopfhaut sind hier die Drüsen verborgen, welche das Ohrenschmalz absondern. Am Ende des Gehörganges zeigt sich das Trommelfell (Fig. I. II. 9), das die Trommelhöhle bedeckt. Auf dieser elastischen Haut liegen die Gehörknöchelchen, nämlich der Hammer (I. II. 11.), der Ambos (I. II. 14), der Steigbügel. Im Innern liegt das sogenannte Labyrinth. Hier ist auch die sogenannte Schnecke (Fig. I. II. III. 22.). Die drei Bogengänge (Fig. I. II. III. IV. 19.) öffnen sich mit fünf Mündungen. In das Ohr gehen zwei Nerven, nämlich der harte oder Verbindungs-Nerve des Gesichts und der weiche oder eigentliche Gehörnerve, mit seinen Aesten (Fig. IV. 29. 30.)~~Dieses sind die Hauptorgane des Gehörs. Eine nähere Entwicklung giebt der Commentar des Bilderbuchs.~~Durch den angegebenen künstlichen Bau des Ohres können wir nun Töne vernehmen, welches auf folgende Art zuzugehen scheint. Der Schall wird von dem äusseren Ohre und dessen Erhöhungen und Vertiefungen aufgefangen, und in den Gehörgang geleitet, von wo er auf das Trommelfell gelangt, und dieses in eine Erschütterung versetzt. Dadurch werden nun auch die Gehörknöchelchen bewegt, welche, diese Erschütterung bis zum Gehör-Nerven bringen, wodurch die Seele auf eine uns unbekannte und unerklärbare Art Vorstellung des Empfundenen erhält.~~
Ad99998 07 020aAd99998 07 020a.jpgDie kaiserliche Napoleona. (Napoleonaea imperialis.)~~Dieser schöne und seltene Strauch bildet die erste Species einer neuen Pflanzengattung, welche der französische Naturforscher, Palisot Beauvois, im December 1807 in Afrika im Königreich Oware nicht weit von der Stadt zuerst entdeckte, und nachher wegen der Aehnlichkeit der inneren Blüte mit dem Stern der Ehrenlegion nach dem Namen des Kaisers von Frankreich Napoleona benennte. Diese hier abgebildete kaiserliche Napoleona bildet einen 7 bis 8 Fuss hohen Strauch mit länglich zugespitzten Blättern, welche mit kurzen Blattstielen an den Zweigen sitzen. -~~Die schönen blauen Blumen stehen hart an den Zweigen, und sind durch eine doppelte in einander sitzende Blumenkrone gebildet. In der inneren befinden sich die fünf breiten bandförmigen Staubfäden, eine seltene Bildung, welche man mit dem oben erwähnten Ordenskreuze verglich, und darnach diese neue Pflanzengattung benennte.~~
Ad99998 07 021aAd99998 07 021a.jpgFig. 1. Die borstige Seefeder. (Pennatula setacea.)~~Die Seefedern, welche sich in allen Meeren finden, und im Sommer auf der Oberfläche des Wassers herumschwimmen, bestehen aus einem knorplichen Stiel, welcher mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und sich nach oben in Fiedern, wie eine Schreibfeder ausbreitet. Sie sind die Wohnung kleiner Polypen. Im Winter leben die Seefedern auf dem Boden des Meeres. - Die hier abgebildete Art, welche zu den seltenern gehört, giebt die deutlichste Vorstellung dieses Zoophyten-Geschlechts.~~Fig. 2. Die häutige Coralline. (Corallina membranacea.)~~Die hier abgebildete häutige Coralline besteht, wie die anderen Arten dieses Geschlechts, aus einem ästigen Stiele, mit hornartigen Gliedern überzogen, und mit einer Kalkrinde bedeckt. Die Oberfläche ist mit Oeffnungen oder Poren bedeckt, die wir bei b. c. d. im vergrösserten Zustande erblicken, und welche kleinen Polypen-Thierchen zur Wohnung dienen.~~
Ad99998 07 022aAd99998 07 022a.jpgFig. 1. Die Näscherin. (Phalaena Noctua Libatrix. L.)~~Die gelbgrüne Raupe (A.) dieses artigen Nachtschmetterlings findet man im August auf Weiden. Sie verwandelt sich in die schwarze Puppe (B.), aus welcher unser Nachtschmetterling ausschlüpft. Bei (C.) sehen wir das Männchen, bei (D.) das Weibchen. Die Oberflügel sind orangefarben, röthlich und braun und auf jedem Flügel durch zwei querlaufende weisse Linien, so wie durch doppelte weisse Punkte geziert, und am hintern Ende ausgezahnt. Die Unterflügel sind blassbraunröthlich, mit einem breiten Saum eingefasst.~~Fig. 2. Die Brautjungfer. (Phalaena Noctua pronuba. L.)~~Im April findet man am Mäuseohrleinkraut (Myosotis Scorpioides) die gelbe dicke Raupe (a.) dieses Nachtfalters. Aus der dunkelrothen Puppe (b.) kömmt nach 4 Wochen der Schmetterling (c. d.) zum Vorschein. Die Oberflügel sind, hellgrau-bräunlich, in der Mitte mit einem nierenförmigen Fleck. Die orangefarbenen Unterflügel mit schwarzen Querstreifen, geben diesem Nachtschmetterling ein angenehmes Ansehen.~~
Ad99998 07 023aAd99998 07 023a.jpgDie Bewohner des nördlichen Theils von Schottland, ein mit hohen rauhen Bergen und vielen Seen bedecktes Land, heissen daher auch Hochländer oder Bergschotten.~~Sie sind, wie die meisten Gebirgsvölker, ein starker, wohlgebildeter, genügsamer Volksstamm von treuherziger Biederkeit, und leben vorzüglich von Viehzucht, Fischerei und Jagd. Der Ackerbau blüht unter ihnen nicht sehr, da sie, nach der Verfassung des Landes, von den grösseren Eigenthümern erst Land pachten müssen, und da auch in ihrem nördlichen Himmelsstriche bloss Gerste, Hafer und Kartoffeln reif werden. Die Sprache der Hochländer ist die gaelische, in der sie auch die Heldenthaten ihrer Vorfahren (wer denkt hier nicht an Ossian!) besingen. Die sie umgebenden mächtigen Naturscenen, die National-Gesänge zum Ruhme ihrer Helden stimmen ihre Seele zu männlichen Thaten. Deswegen sind die Bergschotten auch so vorzügliche Soldaten und Schiffer.~~Ihre Kleidung fertigen sie aus einem wollenen Zeuch, Tartan genannt, welcher gewürfelt, und von grellen bunten Farben ist. Die Männer tragen keine Beinkleider, sondern eine Art von Schurz (Kilt), Jacken (Philabeg genannt) und einen kleinen Mantel (Plaird) von Tartan, den sie gewöhnlich zusammenwickeln, und über einer Schulter tragen. Im Gürtel steckt ein Dolch (Dirk). - Ihre Wohnungen sind unansehnliche Hütten, in denen zur Beleuchtung, in einer Art von eisernem Löffel, Stückchen Holz von der Weihrauchkiefer brennen.~~Den Besuch des französischen Naturforschers Faujas St. Fond bei einer Bergschotten-Familie, sehen wir hier abgebildet, und lernen daraus ihre Kleidung und innere Einrichtung kennen.~~
Ad99998 07 024aAd99998 07 024a.jpgFig. 1. Der langarmige Bockkäfer. (Cerambyx longimanus. L.)~~Die heissen Länder haben bekanntlich bei den Thieren, so wie bei den Pflanzen, den grössten Einfluss auf ihre Bildung, daher dort auch die Naturgegenstände zum Theil grösser, oder prächtiger gefärbt, erscheinen. - Beispiele der Grösse liefern uns auch die hier abgebildeten Käfer. Sie gehören beide zum Geschlechte der Bockkäfer, welche wegen der bockähnlichen Bildung des Kopfes, so wie der oft langen Fühlhörner wegen, so benannt wurden.~~Der langarmige Bockkäfer bewohnt Surinam, und ist wegen der regelmässigen gelben und schwarzen Zeichnungen seines Körpers ein schönes Insect. Das Bruststück, so wie die Flügeldecken, sind mit Stacheln besetzt; die Vorderfüsse, so wie die Fühlhörner, sind ungewöhnlich lang. - Unsere Abbildung zeigt diesen Käfer in natürlicher Grösse. Er nährt sich von Holz, welches er mit seinem scharfen und starken Gebisse zernagt. -~~Fig. 2. Der hirschhörnige Bockkäfer. (Prionus cervicornis. L.)~~Dieser Käfer findet sich, ausser Surinam, in mehreren Theilen von Südamerica, wo seine Larve, die in dem Holze des Käsebaumes (Bombax Ceiba L.) lebt, als grosser Leckerbissen gegessen wird. Der Körper ist schwarz und braun gestreift, das Brustschild ist mit mehreren Stacheln versehen. Am Kopfe sitzt das starke hervorragende Gebiss, welches wegen der Aehnlichkeit mit einem Hirschgeweihe diesem Käfer seinen Namen gab. In der Lebensart gleicht er dem vorigen.~~
Ad99998 07 025aAd99998 07 025a.jpgFig. 1. Der Kreuzfuchs. (Canis cruciger. L.)~~Zu den seltenen und schönen Abarten des Fuchsgeschlechtes gehört der hier abgebildete Kreuzfuchs, welcher sich im Norden von Europa, Asien und America findet. Ueber den Rücken hat er einen schwarzen Streifen, so wie ein zweiter blässerer in entgegen gesetzter Richtung, von einem Vorderfusse zum andern läuft, und auf diese Weise die Figur eines Kreuzes bildet. Die übrige Färbung des schönen Pelzes besteht aus abwechselnden Schattirungen von Rothgelb, Grau und Schwarz. -~~Fig. 2. Die gefleckte Hyäne. (Hyaena Crocuta.)~~Die gefleckte Hyäne, ein eben so gefährliches Raubthier, als die früher bekannte gestreifte Hyäne, ist erst in den neuern Zeiten uns bekannter geworden. Wir gaben schon im V. Bande No. 16 unseres Bilderbuches, in Ermangelung einer bessern, eine unvollkommene Abbildung dieses Thieres. Da uns seitdem die hier gelieferte vollkommnere zugekommen ist, so ermangeln wir nicht, dieselbe nachzuliefern, da es unsere stete Sorge ist, in unserem Bilderbuche die treuesten und besten Abbildungen zu liefern.~~Wir hatten Gelegenheit, im Sommer 1804 in der Menagerie des Jardin des plantes zu Paris diese seltene gefleckte Hyäne lebendig zu sehen, und überzeugten uns von der Richtigkeit unserer Abbildung. Sie war durch die, von der Entdeckungsreise des Capitain Baudin zurückkehrenden, Schiffe vom Vorgebirge der guten Hoffnung als grosse Seltenheit mitgebracht worden, und zeigte sich als ein eben so gefrässiges, als wildes Thier.~~
Ad99998 07 026aAd99998 07 026a.jpgFig. 1. Die Brechwurzel oder Ipecacuanha. (Psychotria emetica. L.)~~Seit dem Jahre 1649 ist aus America nach Europa unter dem Namen der Brechwurzel oder Ipecacuanha eine Wurzel gebracht worden, welche durch ihre Erbrechen-erregenden Eigenschaften ein sehr wirksames Heilmittel in vielen Krankheiten abgiebt. Sie ist drei bis vier Zoll lang, dunkelgrau, wie aus einzelnen Knoten zusammengesetzt, und von salzigem bitterlichen Geschmacke. Wahrscheinlich kömmt diese Wurzel von der hier abgebildeten Pflanze, welche in Brasilien und Peru zu Hause ist. Es ist eine niederliegende Pflanze mit lanzetförmigen glatten Blättern, welche an den Stielen einander gegegenüber stehen. Sie hat kleine, weisse Blüten, auf welche eine beerenartige Frucht folgt. Die Erbrechen-erregende Psychotrie ist zeither von den Spaniern aus America zu uns gebracht worden.~~Fig. 2. Die Giftwurzel oder Contrayerva. (Dorstenia Contrayerva. L.)~~Die Contrayerva ist eine in Peru und Mexico wachsende Pflanze, deren Wurzel in ihrem Vaterlande als Gegengift der, mit der Pflanze Yerva vergifteten, Pfeile gebraucht wird. Die Contrayerva treibt aus der Wurzel die auf langen Stielen stehenden Blätter, welche denen der gemeinen Bärenklau ähnlich sind. Zwischen den Blättern entspringen die Blumenstiele, welche sich oben in eine viereckige Platte ausbreiten, auf der die kleinen Blüten stehen. Die rothbraune, aromatische und perennirende Wurzel besitzt ausser der Eigenschaft als Gegengift, schweisstreibende und reizende Arzneikräfte, doch ist ihr Gebrauch jetzt von keinem Belang.~~
Ad99998 07 027aAd99998 07 027a.jpgFig. 1. Der rauhschnäbliche Pelikan.(Pelecanus trachyrhynchos. L.)~~Dieser Pelikan hat fast die Grösse des gemeinen Pelikans, ist bis auf die schwarzen Flügelspitzen ganz weiss, und lebt in Nord-Amerika, wo er sich von Fischen nährt. Sein Unterscheidungsmerkmal ist die rauhe kammartige Erhöhung auf dem Oberschnabel. -~~Fig. 2. Der gefleckte Wasserrabe. (Carbo naevia. L.)~~Der gefleckte Wasserrabe ist ein Bewohner von Neuseeland, wo er unter Felsen nistet. Seine Grösse beträgt etwas über zwei Fuss. Auf dem Kopfe sitzen zwei Federbüsche, welche, wie die Hauptfarbe des Gefieders, schwarz sind. Hinter den Augen läuft zu beiden Seiten des Halses ein breiter Streifen herab. -~~Fig. 3. Der rothschwänzige Tropikvogel. (Phaëton phoenicurus. L.)~~Ein schöner Vogel, den die Weltumsegler in mehreren Gegenden des grossen Oceans fanden, wo ihm im Fliegen die zwei rothen langen Schwanzfedern ein prächtiges Ansehen geben. Das übrige Gefieder ist weiss, und spielt in das Rosenfarbene.~~Fig. 4. Der surinamische Schlangenvogel. (Plotus surinamensis. L.)~~Diese kleinere Art des Schlangenvogels ist nur 13 Zoll lang, hat ein braun und weisses Gefieder; die Brust und Bauch sind weiss, die Füsse kurz und stark. - In Surinam, wo sich dieser Vogel in Klippen an Flüssen aufhält, lebt er von kleinen Fischen und Insecten, die er sehr geschickt zu fangen weiss. - Er lässt sich zähmen, und wird dann von den Bewohnern jener Länder mit dem übrigen Geflügel gehalten.~~
Ad99998 07 028aAd99998 07 028a.jpgDie gegenwärtige Tafel zeigt uns mehrere Arten von Turteltauben fremder Länder, die sich zum Theil durch die Schönheit ihres Gefieders vorteilhaft auszeichnen.~~Fig. 1. Die grüne Turteltaube. (Columba Turtur viridis.)~~Diese schöne Turteltaube bewohnt die Insel Amboina. Sie wird 7 3/4 Zoll lang, und goldgrün ist die Farbe ihres Gefieders. Der Vorderhals, der Schnabel und die Füsse sind roth, die Spitzen der grössern obern Deckfedern der Flügel schwefelgelb.~~Fig. 2. Die Erd-Turteltaube. (Columba T. passerina.)~~In den wärmern Ländern von Amerika, so wie auf einigen der nahliegenden Inseln findet man in gebirgigen Gegenden diese kleine Turteltaube, welche als schmackhafte Speise auch häufig gegessen wird. Eine Abwechselung von Aschgrau, Braun und Gelbroth machen die Hauptfarben derselben aus.~~Fig. 3. Die Javanische Turteltaube. (Columba T. Javanica.)~~Die Javanische Turteltaube ist, wie ihr Name lehrt, in Java zu zu Hause, wird etwas über 9 Zoll lang, und hat ein ziemlich buntfarbiges Gefieder.~~Fig. 4. Die Senegal'sche Turteltaube. (Columba T. Senegalensis.)~~Sie wird 9 3/4 Zoll lang, und gleicht an Grösse einer Schwarzdrossel. Der Rücken und die Flügel sind bräunlich, der Kopf, Brust und Hals weingelb, der Schnabel und die Füsse roth.~~Fig. 5. Die Carolinische Turteltaube. (Columba T. Carolinensis.)~~Diese Turteltaube gehört, wie die folgende Art, zu den langgeschwänzten, ist 14. Zoll lang, und in Carolina, St. Domingo, Brasilien und andern Orten von Amerika zu Hause. Ihr Gefieder hat eine angenehme Mischung von mehreren Farben, welche zum Theil einen goldgrünen Glanz haben. -~~Fig. 6. Die Canadische Turteltaube. (Columba T. Canadensis.)~~Die Canadische Turteltaube wird etwas grösser als die gemeine Turteltaube, und findet sich in Canada. Den Kopf, Brust und Hals zieren aschfarbne und gelbliche Streifen. Der Bauch ist weiss, der Rücken und die Flügel braun. Die Federn des Schwanzes sind aschfarben und weisslich, und keilförmig gespitzt.~~
Ad99998 07 029aAd99998 07 029a.jpgFig. 1. Der Steinklee. (Trifolium Melilotus officinalis. L.)~~Der Steinklee wächst in den meisten Ländern von Europa an steinigen Orten, wovon er auch den Namen hat, und unterscheidet sich von anderen Klee-Arten durch einen süsslichen honigähnlichen Geruch. Er ist eine zweijährige Pflanze, und treibt einen Stängel drei bis fünf Fuss Höhe, welcher gestreift und mit vielen Aesten umgeben ist. Die länglichen Blätter sitzen zu dreien zusammen auf einem gemeinschaftlichen Stiele. Die gelben Blüten, welche traubenförmig vereint sind, erscheinen im Junius, und zeigen sich dann den ganzen Sommer hindurch. Durch den starken Geruch wurde man auf die heilbringenden Kräfte dieser Pflanze geleitet, und äusserlich in Umschlägen, oder als Melilotenpflaster leistet es als zertheilendes Mittel auch gute Dienste. Auch in ökonomischer Hinsicht ist der Steinklee eine nützliche Pflanze, so wie man z. B. in einigen Theilen der Schweiz damit den Schabzieger oder grünen Schweizerkäse bereitet, welcher weit und breit hin verführet wird.~~Fig. 2. Der Bitterklee. (Menyanthes trifoliata. L.)~~Der Bitterklee oder auch Fieberklee findet sich in Teutschland an feuchten Orten auf sumpfigen Wiesen, und treibt aus der langen Wurzel einen, 1 bis 2 Fuss langen, Stängel mit ziemlich grossen Blättern. Im April oder Mai kommt der lange Blumenschaft zum Vorschein, der an seiner Spitze weisse, etwas röthliche Blumen trägt. Die Blätter dieser Kleeart enthalten eine ausserordentlich starke Bitterkeit, welche als heilsames inneres Mittel in vielen Krankheiten gebraucht wird. - Auch brauet man an einigen Orten daraus ein starkes bitteres Kräuterbier und braucht es zum Färben.~~
Ad99998 07 030aAd99998 07 030a.jpgSchon früher im V. Bd. No. 57 u. 69 unseres Bilderbuches hatten wir Gelegenheit, mehrere Arten der Mollusken oder Weichthiere, (eine Unterabtheilung der Classe der Würmer) kennen zu lernen, von denen wir hier ferner noch andere beschreiben wollen.~~Fig. 1. 2. Die nordische Clio. (Clio borealis.)~~Diese Clio schwimmt oft in ungeheurer Menge in dem Nord-Meere herum, wo sie den Wallfischen, andern Fischen und Seevögeln zur Nahrung dient. Der Körper sitzt in einem kräuselförmigen Sack, welcher oben zwei flügelähnliche Fortsätze hat, womit das Thier Athem schöpft, und sich im Schwimmen fortbewegt. Zwischen drinnen befindet sich der Kopf, aus zwei Kugeln bestehend, zwischen denen wir Fig. 2 (auf der Bauchseite) den Mund wahrnehmen.~~Fig. 3. 4. Die südliche Clio. (Clio australis.)~~Lebt in den indischen Meeren, sieht rostfarben aus, die Kiemenblätter sind spitziger, und die Spitze des Körpers in zwei Theile getheilt.~~Fig. 5. Der Seehase oder Giftkuttel. (Aplysia depilans.)~~Diese Molluske findet sich im mittelländischen Meere, wo sie von kleinen Seegeschöpfen lebt. Der breite Kopf hat vier Fühlhörner, und der Körper gleicht dem unserer nackten Schnecken. Sie geben einen übelriechenden Saft von sich, den man für giftig hält.~~Fig. 6. Die grüne Seelunge. (Aplysia viridis.)~~Sie lebt an den Küsten von America, und hat einen grünen, rothpunktirten Körper.~~Fig. 7. Die Kameel-Seelunge. (Aplysia Camelus.)~~Die Kameel Seelunge, nach ihrem langen Halse so benannt, hat einen glatten und weissen Körper. Das Vaterland ist unbekannt.~~Fig. 8. Das Lappenmaul. (Tethys fimbria.)~~Der weisse Körper ist 6 Zoll lang, und mit einem Mantel eingefasst, der sich über dem Kopfe wie ein Segel ausbreitet. Der Mund, der sich in einen Rüssel verlängert, liegt unter diesem Segel. Das Lappemaul findet sich im mittelländischen Meere, wo es auf dem Grunde fortkriecht, und nur bei heiterem stillen Wetter emporkömmt.~~
Ad99998 07 031aAd99998 07 031a.jpgDer äthiopische Schillerfalter. (Papilio Aethiops.)~~Dieser schöne und seltene Schmetterling wurde von dem französischen Naturforscher, Herrn Palisot de Beauvois mit unsäglicher Mühe bei der Stadt Agathon im Königreiche Benin in Afrika gefangen, und nach Frankreich gebracht. Seine Flügel sind ausgezahnt, oben und unten mit längeren Spitzen und mit mehreren augenförmigen Flecken versehen. Das Merkwürdige dabei ist aber, dass sie, nach verschiedenen Richtungen betrachtet, auf das schönste schillern, oder ein veränderliches Farbenspiel zeigen. Gewöhnlich sind sie perlenmutterweiss; stellt man sich aber zwischen den Schmetterling und das Licht, und hält ihn senkrecht, so schillern die Flügel auf das prächtigste röthlich und violet (Fig. 1). Von der Seite betrachtet, bekommen die Flügel einen matten kupfergrünen Anstrich mit violettem Schimmer (a); horizontal angesehen erscheinen sie goldgelb (b).~~Die eigentliche Farbe der Unterflügel (F. 2) ist ebenfalls perlenmutterweiss, doch schillern sie auch in das Grünliche und Bräunliche; durch beide Flügelpaare läuft eine Querbinde, und mehrere Augenflecken zieren sie.~~
Ad99998 07 032aAd99998 07 032a.jpgAusser dem eigentlichen Ibis, den man gewöhnlich für den, von den alten Aegyptiern heilig verehrten, Vogel hält, und den wir im I. Bd. No. 100 unseres Bilderbuches kennen lernten, giebt es von diesem Geschlechte noch mehrere schöne Arten, wie wir hier sehen.~~Fig. 1. 2. Der scharlachrothe Ibis.(Tantalus ruber.)~~Dieser schöne Vogel findet sich in mehreren Theilen von Amerika, wo er sich an Gewässern aufhält, und von kleinen Fischen und Insecten lebt. Er wird 21 Zoll lang, und ist über und über schön scharlachroth von Farbe, bis auf die Spitzen der äussersten Schwungfedern, welche schwarzblau sind. Doch ist die rothe Farbe nach dem dritten Jahre erst in ihrer Vollkommenheit, vorher ist das Gefieder noch mit Grau vermischt. (Fig. 2).~~Fig. 3. Der Ibis mit schwarzem Gesicht. (Tantalus melanopis.)~~Wird grösser als der vorige, und wurde von Forster auf den Neujahrs-Inseln bei Staatenland entdeckt, wo er auf unzugänglichen Felsen nistet. Die Augen umgiebt ein kahler schwarzer Fleck, und ein häutiger Sack sitzt unter dem Schnabel. Der Hals und die Brust sind gelb; von den Flügeln läuft ein graues Querband über letztere.~~Fig. 4. Der Cayennische Ibis. (Tantalus Cayennensis.)~~Der Cayennische Ibis wird 22 Zoll lang, und findet sich paarweise, jedoch nicht häufig, in Cayenne, wo er gewöhnlich an den Flüssen sitzt und auf Fische lauert. Sein dunkles Gefieder hat, gegen das Licht betrachtet, einen grünlichen Glanz.~~Fig. 5. Der sichelschnäbliche Ibis. (Tantalus falcinellus.)~~Dieser Ibis bewohnt die Gegenden des caspischen und schwarzen Meers, auch mehrere Theile von Italien, und wird bisweilen auch in Teutschland gefunden. Von seinem langen gebognen Schnabel hat er den Namen erhalten.~~
Ad99998 07 033aAd99998 07 033a.jpgAbyssinien ist ein grosses Königreich an der Ostküste des mittleren Afrika, sehr gebirgig, doch dabei fruchtbar, und bringt treffliche Producte jeder Art hervor. Die Bewohner, ursprünglich von Arabern abstammend, bekennen sich meistens zur griechischen Kirche, also zur christlichen Religion, und werden durch einen König, welcher Negus heisst, unumschränkt beherrscht. Bisher kannten wir keine Abbildungen von den Abyssiniern und ihren Trachten und Gebräuchen; wir verdanken diese erst der neuesten Reise des englischen Lords Valentia, und des Herrn Salt, seines Begleiters. - So sehen wir auf gegenwärtiger Tafel, in einer gebirgigen Gegend Abyssinier, die auf einem Marsche Halt gemacht haben, und ausruhen.~~Ihre Kleidung besteht in einem weissen Tuche, das um den Leib gewickelt wird. Um beide Schultern hängt ein schwarzes Schaffell, ohne welches kein Abyssinier ausgeht. Die Köpfe werden bloss getragen; die höheren. Stände verhüllen sich mit dem Tuche den unteren Theil des Gesichtes. Ihre Waffen bestehen in Spiesen und Schildern, nur wenige bedienen sich einer Art von Luntenflinten. Die Wohnungen bestehen aus oben zugespitzten Hütten, wie der Hintergrund unserer Abbildung zeigt.~~Wenn ein vornehmer Abyssinier eine Reise macht, so wird er von mehreren bewaffneten Leuten als Gefolge begleitet. Wahrscheinlich ist es ein solcher Zug, den wir hier abgebildet sehen. Der Maulesel ist für den Herrn bestimmt.~~
Ad99998 07 034aAd99998 07 034a.jpgDiese und die folgende Nummer stellen Gegenstände aus Indien vor, diesem Lande der Wunder, das noch lange nicht genug erforscht ist, und das eine Menge von Denkmälern darbietet, deren Bestimmung ein völliges Räthsel ist, die aber aus einer Zeit stammen, die weit über unsere Geschichte und Zeitrechnung hinaus liegt, und die unwidersprechlichsten Beweise von einer hohen Cultur und einer grossen Bevölkerung geben. -~~Fig. I. stellt die Pagoden von Talicut vor; ein Ort in Mysore, in einer ungesunden Gegend, der von Sandhügeln eingeschlossen ist, die besonders um Mittag eine stickende Hitze verbreiten. Diese Pagode ist sehr alt; sie besteht aus mehreren Gebäuden und ist mit einer Mauer eingeschlossen. In der Mitte steht ein kleiner Tempel, auf dem Dache desselben liegt ein Ochse, der mit Blumen und anderem Schmucke verziert ist.~~Fig. II. giebt die Darstellung eines Festes der Hinduer zu Ossur, das ebenfalls in Mysore liegt. Eine Menge von frohen und festlich gekleideten Menschen hat sich versammelt. Die Bilder der Gottheiten werden feierlich auf einem dazu bestimmten Gerüste mit Bädern umhergeführt, das zu dieser Feierlichkeit prächtig mit Fahnen und auf andere Weise ausgeschmückt ist. Man findet fast in allen Tempeln der Indier solche Gestelle, worauf die Gottheiten umhergetragen werden, und Processionen dieser Art machen ein wesentliches Stück in ihrem Cultus aus. Es werden bei dieser Gelegenheit natürlich auch reiche Opfer gespendet, die den Braminen oder Priestern zu Gute kommen.~~
Ad99998 07 035aAd99998 07 035a.jpgAusserordentlich merkwürdig sind die Höhlen von Carli. Sie liegen zwischen Bombai und Punah; es läuft hier eine Hügelkette von Osten nach Westen, aus welcher der Hügel, der diese merkwürdigen Denkmäler enthält, hervorspringt. Die Haupthöhle liegt nach Westen. Ein jäher Pfad führt hinauf, aber eingehauene Stufen erleichtern die Schritte. Der ganze Hügel ist mit Gebüsch bedeckt, das die Höhlen versteckt; endlich kommt man zu einem offnen Platze, wo der Hügel abgetragen und geebnet ist, bis man eine perpendiculäre Oberfläche von etwa 50 Fuss auf dem nackten Felsen fand. In demselben ist eine Reihe von Höhlen ausgegraben; zuerst kommt man in einen Vorhof von länglich viereckiger Gestalt, der zu dem Tempel selbst, der gewölbt ist, und von Säulen getragen wird, führt. Die beifolgende Abbildung giebt einen deutlichen Begriff von dieser wunderbaren Anlage. Einen sonderbaren Anblick geben die auf den Säulen ruhenden Elephanten. In dem Tempel selbst finden sich keine Figuren von Gottheiten, aber die Wände des Vorhofs sind mit Figuren von Elephanten, männlichen und weiblichen Figuren, und der Gestalt des Buddha bedeckt. Wahrscheinlich ist dieser Tempel dem Götte Buddha geweiht gewesen, dessen Verehrung aber die Braminen vernichteten. Daher ist auch die Sage des Volks, dass böse Geister in diesen Höhlen ihre Wohnung hätten.~~
Ad99998 07 036aAd99998 07 036a.jpgDiese Tafel giebt uns die Vorstellung eines grossen Gastmahls bei den Abyssiniern, welches Volk wir bereits bei No. 31. kennen lernten. Dieses Gastmahl gab der Ras von Tigré (der Statthalter einer beträchtlichen Provinz) bei Gelegenheit einer grossen Musterung am 26. Septbr. 1805. Der Ort des Festes ist der grosse Audienzsaal des Ras, wo derselbe oben an der Tafel auf einem verzierten Polster seinen Sitz hat. Die übrigen Gäste sitzen mit untergeschlagenen Beinen umher; doch waren deren so viel, dass sie nicht alle sitzen konnten, und umherstehend assen. Die Speisen bestanden aus Teftkuchen von drittehalb Fuss im Durchmesser, welche über einander geschichtet waren. Sie werden aus dem Teft (Boa abyssiniensis), einer abyssinischen Kornart, bereitet. Die Schüsseln in der Mitte des Tisches enthalten ein Ragout von Hühnern, Hammelfleisch, Ghi (eine Art Oel) und geronnener Milch. Sclavinnen tauchen die Teft-Brode in die Schüsseln mit den Speisen, und reichen sie dann den Gästen hin. Doch ein Hauptleckerbissen bei den abyssinischen Gastmählern ist rohes Fleisch, welches so frisch als möglich genossen wird. Zu diesem Behufe sehen wir auch hier in dem Platze vor dem Saal ein Thier schlachten. Die Gäste erhalten das rohe Fleisch am Ende des Gastmahls, und schneiden die grossen Stücke mit ihren krummen Messern sehr geschickt in dünne Scheiben. Zu dieser Lieblingsspeise trinkt man Maisi, eine Art Meth, aus Honig, Wasser, etwas gerösteter Gerste und der Wurzel Taddo bereitet.~~Der Abyssinier mit dem Kreuze muss wegen eines religiösen Gelübdes fasten. Der Mann mit dem langen Stabe ist der Ceremonienmeister. Unter dem Tische sitzt ein Knabe, dem man erlaubt hat, die Brodsamen aufzusammeln.~~
Ad99998 07 037aAd99998 07 037a.jpgWir lernen hier nach den Abbildungen, welche die wichtige Reise des Lords Valentia begleiten, mehrere Küsten-Bewohner des rothen Meeres kennen, von denen wir bisher keine Darstellungen besassen.~~Fig. 1. Ein Samalie.~~Die Samalies sind ein afrikanischer Volksstamm, welcher den südlichen Theil der Westküste des rothen Meeres vom Cap Guardafui an bewohnt, und vorzüglich Handel mit den Producten des Landes nach arabischen Handelsplätzen treibt. Ob sie gleich schwarzes wolliges Haar und dunkle Haut haben, so gleichen sie doch übrigens in der Gesichtsbildung nicht den Negern, sondern haben einen gefälligeren Aurdruck. - Sie sind Muhammedaner.~~Fig. 2. Ein junger vornehmer Araber.~~Dieses ist das Portrait des Sohnes vom Dola oder Statthalter von Musa, einer kleinen Stadt im glücklichen Arabien. Die Araber haben in der Jugend eine ausdrucksvolle, aber sanfte Miene, welche sich jedoch im späteren Alter unvorteilhaft ändert. Die Araber sind theils Nomaden (d. h. einem herumziehenden Hirten-Leben ergeben), theils wohnen sie in Städten. Die Kleidung besteht aus einem Turban und weiten flatternden Kleidern, welche bei den Vornehmen aus seidnen indischen Zeuchen gefertigt wird.~~Fig. 3. Ein Suakin.~~Die Suakins (nach einer kleinen Insel so genannt) sind Beduinen-Araber, welche sich auf der afrikanischen Küste des rothen Meeres ausgebreitet haben, und einen mächtigen Stamm ausmachen. Sie sind schön vom Körperbau, und von guter Gesichtsbildung. Ihre Haut ist dunkel kupferfarbig; das gekräuselte Haar schmieren sie mit Fett ein, pudern es roth, und stecken oben durch den Busch, um den sie einen Theil der Haare wegscheeren, einen hölzernen Stock. - Der Mann, dessen getreue Gesichtsbildung wir hier geben, war 6 Fuss hoch.~~
Ad99998 07 038aAd99998 07 038a.jpgDie Gewohnheit des Tatowirens, oder das Einstechen beliebiger Figuren in die Oberhaut des Körpers, um solchen, gleich wie mit einem modischen Putze dadurch zu zieren, findet sich schon unter mehreren Völkern des Alterthums. Am vollkommensten treiben aber diese Kunst die Bewohner der Marquesas- oder Washingtons-Inseln in der Südsee, namentlich die Nukahiwah-Insulaner, wie es uns die neueste russische Weltumseglung unter dem Capitän v. Krusenstern berichtet. Dort in Nukahiwah giebt es eigentliche Künstler, welche sich mit dem Tatowiren beschäftigen, und jeden Theil des Körpers mit regelmässigen und malerisch schönen Verzierungen zu bedecken wissen. Die Operation geschieht mit einem kammartigen Instrumente, aus den Knochen der Tropik-Vögel gebildet, womit die Figuren durch feine Stiche in die Haut gegraben werden. Hierauf wird das Ganze mit einer schwarzen Farbe aus Kokoskernen eingerieben, und vergeht nun nie wieder. Bei den Männern wird der ganze Körper, wie wir an dem Brustbilde eines Kriegers (Fig. 1.) sehen, - bei den Frauen werden aber bloss die Hände tatowirt. So sehen wir bei Fig. 2. als vollkommenes Muster dieser Art die Abbildung der Hand der Königin Katanuäh von Nukahiwah, die wie mit einem kunstvollen Handschuh bedeckt zu seyn scheint.~~Je vornehmer der Mann, desto mehr ist er punctirt. So sind der König und die Prinzen über den ganzen Körper tatowirt, sogar die Augenlieder nicht ausgenommen.~~Im zwölften oder dreizehnten Jahre wird bei den Knaben mit dem Tatowiren der Hauptverzierungen angefangen. Von Jahr zu Jahr werden dann einige der Nebenverzierungen hinzugefügt, so dass erst im 30. oder 35. Jahre der ganze Hautschmuck vollendet ist. -~~
Ad99998 07 039aAd99998 07 039a.jpg(Psophia crepitans. s. ventriloqua. L.)~~Dieser merkwürdige Vogel, welcher in den warmen und wasserreichen Ländern von Süd-Amerika, so wie auf den Caraibischen Inseln lebt, verdient in dreifacher Hinsicht unsere Aufmerksamkeit. - Einmal, weil er ein Mittelglied bildet zwischen den Sumpfvögeln und den hühnerartigen Vögeln, da er sowohl am Wasser, als fern von demselben lebt, sowohl Körner, als kleine Fische frisst; sodann weil er leicht zahm wird, und fast unter allen Vögeln am meisten die Menschen und ihre Gesellschaft zu lieben scheint, und seinem Herrn überall nachfolgt wie ein Hund. Endlich ist er unter den Vögeln der stärkste Bauchredner. Ausser seiner gewöhnlichen Stimme, welche den grellen Tönen des Truthahns gleicht, pflegt er oft, ohne den Schnabel zu öffnen, bloss durch Brust- und Bauchbewegungen dumpfe innere Töne hören zu lassen, die wie ein vielmal wiederholtes Tou, Tou, Tou, lauten. Davon hat er auch den Namen Trompetenvogel erhalten.~~Der Körper dieses Vogels ist zwar nicht grösser, als der eines Haushuhns, allein die sehr langen Beine und der lange Hals geben ihm ein gestreckteres Ansehen. Der grösste Theil der Federn des Körpers ist schwarz; aber die Hals- und Brustfedern sind glänzend grün, blau und violet, wie man es öfters an den Tauben bemerkt. Die Rückenfedern sind sehr lang und fein und hängen über die Flügel her; an den Schultern rostfarbig, und weiter nach hinten licht aschgrau. Der Schwanz ist kurz und schwarz. Der Trompetenvogel läuft sehr schnell, doch fliegt er selten, und nicht weit. Seine Eier, deren das Weibchen jährlich dreimal 10 bis 16 Stück legt, sind grösser als Hühnereier, und von Farbe blaugrün.~~
Ad99998 07 040aAd99998 07 040a.jpgFig. 1. Der Caciken-Metallkäfer. (Cetonia Cacicus. Fabric.)~~Dieser schöne Metallkäfer ist in Süd-Amerika einheimisch; das Kopfschild ist in zwei seitwärts und rückwärts gekrümmte breite, schaufelförmige Hörner getheilt. -Kopf und Schulterschild haben eine rothgelbe Grundfarbe, auf welcher sich die schwarzen Längsstreifen stark auszeichnen. Die Flügeldecken haben eine weisse, in das Bläuliche spielende Grundfarbe; die Ränder derselben sind schwarz.~~Fig. 2. Der Herkules-Scharrkäfer. (Scarabacus Hercules. L.)~~Diese Abbildung des Herkuleskäfers zeichnet sich von der frühern (Bilderb. Bd. I. No. 40) sehr merkwürdig durch oliven- oder gelbgrüne Flügeldecken aus; eine Spiel-Art der Farbe, die sehr wahrscheinlich durch Verschiedenheit des Futters entspringt, mit welchem die Larve des Käfers sich nährte. Es giebt daher Käfer mit olivengrünen und meergrünen Flügeldecken.~~Fig. 3. Der Goliath-Metallkäfer. (Cetonia Goliath. Fabric.)~~Dieser grosse Metallkäfer hier in natürlicher Grösse vorgestellt, ist in Sierra Leona in Afrika einheimisch; das Kopfschild zeichnet sich, wie bei Fig. 1, durch vier hornartige Auswüchse aus, von welchen zwei vorn am Kopfe, und zwei kürzere weiter zurück, nach den Augen hin sich befinden. Das grosse, dunkel pechbraune Schulterschild hat stark abstechende, schmutzig röthiich- weisse Ränder, und eben dergleichen zackige Längsstreifen. Die Flügeldecken sind, wie wir sehen, braun, an der Grundfläche aber schmuzig weiss, stark in das Gelbe fallend gefärbt. Der hier nicht wahrzunehmende Unterleib ist dunkelgrün.~~
Ad99998 07 041aAd99998 07 041a.jpgAllgemein bekannt ist diese wohlschmeckende und saftige Frucht, deren Genuss in den heissen Sommer-Monaten eine so angenehme Erfrischung gewährt. Die Melone (Cucumis Melo L.) ist aus südlichern Gegenden zu uns nach Teutschland gebracht worden, und muss wegen ihrer zärtlichen Natur auch unter den Glasfenstern der Mistbeete gezogen werden. Ihr eigentliches Vaterland soll die Kalmuckey seyn; auf alle Fälle stammt sie aus Asien ab, von wo sie sich nach Italien, und in fast alle übrigen Theile von Europa verbreitete. Die schmackhaftesten findet man auf den griechischen Inseln und auf Malta. Die Melone ist eine einjährige Pflanze, welche zum Gurkengeschlechte gehört. Sie hat rauhhaarige, auf der Erde fortrankende Stängel, an denen die Blätter sitzen, welche kleiner und weniger zugespitzt, als die der gemeinen Gurke sind. An den Blattwinkeln kommen die gelben Blüten zum Vorschein, welche fünfmal getheilte Blumenkronen haben. Die Früchte sind nach den Arten, welche die Kunst der Gärtnerei nach und nach hervorgebracht hat, verschieden. Sie sind länglich oder auch beinahe rund von Form, und entweder von glatter, rauher oder gerippter Oberfläche. Unter der ziemlich dicken Rinde liegt ein weissliches, grünes oder gelbes Fleisch, meistens von angenehmem Geruche und Geschmack. In der Mitte der Frucht liegen in dem wässerigen, aber gut schmeckenden Mark die Kerne vertheilt, welche als Saamen zur Hervorbringung neuer Pflanzen dienen, und auch in den Apotheken als ein kühlendes und linderndes Arzneimittel gebraucht werden.~~
Ad99998 07 042aAd99998 07 042a.jpgFig. 1. Der Zuckertang. (Fucus saccharinus. L.)~~Dieses Seegewächs findet sich fast an allen Küsten des Atlantischen Oceans, und ist hier sehr verjüngt, und zwar nur seiner untern Hälfte nach abgebildet. Oberhalb des kurzen runden Stängels ist dieser Tang einen halben Fuss breit, läuft aber nach oben immer schmäler zu, und erreicht so eine Höhe von 8 Fuss. Der obere, hier fehlende, Theil ist gleichfalls ausgeschweift. In den vielen Runzeln und Vertiefungen, welche der Wedel bildet, befindet sich ein Schleim, welcher bei'm Austrocknen ein Anfangs süsslich schmeckendes Salz absetzt, woher die Benennung Zuckertang entnommen ist. Mehrere Küstenbewohner benutzen diese Tangart frisch zum Verspeisen, theils als Gemüse, theils als Salat, theils mit Milch gekocht als Brei.~~Fig. 2. Der Blasentang. (Fucus vesiculosus. L.)~~Diese Tangart ist an den Küsten des Atlantischen Oceans noch häufiger, als die vorige. Hier ist nur ein Theil eines Wedels in natürlicher Grösse abgebildet. Die Benennung ist hergenommen von den blasenförmigen ansehnlichen Höhlungen, welche dieses Seegewächs in seinen Blattwinkeln enthält. Diese Blasen sind mit einem fadigen Gewebe, in welchem die Befruchtungstheile versteckt liegen, angefüllt. Dieser Tang wird theils zum Dachdecken (gleich Rohr und Stroh) benutzt; theils zum Düngen der Felder, da das Gewächs sowohl Kochsalz, als auch Kalkerde enthält; oder auch mit beigemengtem Mehl als Viehfutter. Sowohl der salzige Saft dieses Tanges, als auch die in verschlossenen Gefässen daraus bereitete und gepulverte, sehr salzige Kohle wird als Heilmittel gegen Drüsen-Verhärtungen und Kröpfe häufig in den nordischen Küstenländern angewendet.~~
Ad99998 07 043aAd99998 07 043a.jpgDen Löwen, diesem König der Thiere, lernten wir schon früher in unserem Bilderbuche (Bd. I. No. 19.) kennen. Hier betrachten wir die Löwin mit ihren Jungen, einen nicht minder merkwürdigen Gegenstand. Die Löwin hat nicht den Ausdruck des Stolzes und der Würde, wie der Löwe, dafür hat sie aber mehr Leichtigkeit und Geschmeidigkeit, und einen schlankeren Körperbau. Sie ist kleiner als der Löwe, ihr fehlen die Mähnen, auch besitzt sie weniger Stärke, doch grössere Schnelligkeit. Wie der Löwe thut sie Sprünge von 12 bis 16 Fuss, um ihre Beute zu erreichen, und ist eben so muthvoll, als der Löwe. Ihr Körper ist einförmig mit braunrothen Haaren ohne alle Flecken bedeckt.~~Unsere Löwin mit den Jungen, wie sie hier getreu nach der Natur abgebildet worden sind, befand sich im Jahr 1801 in der Menagerie des Jardin des plantes zu Paris. Sie war damals 6 Jahre alt. Ihr Wärter, Felix Cassal kaufte sie früher auf der Nordküste von Afrika, wo sie in einem Walde nahe bei Constantine gefangen wurde, und brachte sie nach Paris. Im November 1801, als sie sechs Jahr alt war, brachte sie drei junge Löwen zur Welt, die wir hier um die Mutter herum spielen sehen. Fünf Tage nach der Geburt waren diese jungen Löwen, jeder von der Stirne bis zur Wurzel des Schwanzes, ungefähr 1 Fuss lang; der Schwanz mass 6 Zoll. Sie waren mit wollenartigen Haaren bedeckt, den Rücken hinunter lief ein dunkler Streif. Im achten Monate waren diese jungen Löwen schon sehr böse und wild. Mähnen zeigten sich bei ihnen nicht, und hierdurch wurde die Beobachtung bestätigt, dass die Mähnen bei dem Löwen erst später (im dritten Jahre) zum Vorschein kommen. -~~
Ad99998 07 044aAd99998 07 044a.jpgWir lernen auf dieser und der folgenden Tafel, wie früher (Bd. VI. No. 78.), die Krimmischen Tataren, Bewohner der Taurischen Halbinsel oder der Krimm, in ihren Sitten und Gebräuchen näher kennen.~~Der nördliche grössere Theil der Krimm besteht grösstentheils aus trocknen und salzhaltigen Ebenen oder Steppen, nur durch einige Bäche durchschnitten, und durch einige Salzseen merkwürdig. Die Bewohner dieser Steppen wohnen in weit aus einander liegenden Dörfern. Die Wohnungen dieser Tataren sind entweder von leichtem Fachwerk oder ganz von Lehm aufgeführt, die Dächer mit Stroh gedeckt; nur in wenigen Dörfern findet man Minarets (Thürme) an den Moscheen. Diese Gegenden sind nur der Viehzucht und dem Ackerbaue einigermassen günstig. Ausser dem Rindvieh, den Schafen, so wie den Pferden, werden auch Kameele, und zwar zum Ziehen, gehalten. Das Getraide wird auf einem erhabenen Platze oder Tenne durch Pferde, welche an einander gekuppelt sind, ausgetreten, dann gesäubert, und in Gruben unter der Erde verwahrt. Der Ackerbau ist wegen des lehmigen Bodens, und da das Feld lange Brache liegt, sehr mühsam, und oft müssen 4 bis 6 Paar Ochsen vor den Pflug gespannt werden. Da die Kühe die Unart haben, ohne das Kalb keine Milch zu geben, so brauchen, wenn das Kalb gestorben ist, die Tatarischen Frauen die List, der Kuh ein ausgestopftes Kalb vorzuhalten.~~
Ad99998 07 045aAd99998 07 045a.jpgDie Bewohner der schönen Thäler der Krimm, welche auch jetzt noch grösstentheils aus Tataren bestehen, unterscheiden sich sehr vortheilhaft von denen der Steppen. Ihnen fehlt es weder an Holz, noch an Steinen, um ihre Wohnungen besser einzurichten; ihre Häuser sind daher, nach der Landesart, entweder von Stein oder Holz, oder beides zugleich. Ausser der Bienenzucht und dem Ackerbaue legen sie sich vorzüglich auf die Obstcultur, und ziehen aus den Baumfrüchten den meisten Gewinn. Aus den Pflaumen und Corneliuskirschen wird ein starker Branntwein bereitet, die abgefallenen Aepfel und Birnen werden unter einer Presse ausgedrückt, der gewonnene Saft zur Stärke eines dicken Syrups eingekocht und unter dem Namen Beckmess in kleinen Fässerchen verkauft.~~Wir sehen hier die Wirthschaft eines solchen Tataren. Es ist eben Obstärndte; man brennt Branntwein aus Früchten. Die Aepfel unter freiem Himmel werden der Witterung Preis gegeben, um als Leckerei dem Winter zu trotzen; in der Nähe derselben steht eine Presse für den Beckmess, daher ein Fass voll Pflaumen oder Corneliuskirschen, welche für den Fruchtbranntwein gähren sollen. Ein Tatar besorgt im Vordergrunde das Brenngeschäft, ein anderer, welcher Obst abnehmen will, steht daneben. - Zu ihnen gesellt sich ein vorbeireisender Küsten-Tatar, welcher Weintrauben nach der Stadt bringt. Diese ganze Scene wurde von dem Begleiter des berühmten Pallas, dem geschickten Künstler Hrn. Geissler, gezeichnet und in Kupfer gestochen.~~
Ad99998 07 046aAd99998 07 046a.jpgFig. 1. Der gemeine Eibisch. (Althaea officinalis. L.)~~Der gemeine Eibisch gehört zu den teutschen einheimischen Arzenei-Pflanzen, welche wild an feuchten Orten wachsen, doch auch häufig in Gärten gebaut werden. Aus der weissen dicken und perennirenden Wurzel schossen die, bis sechs Fuss hohen Stängel empor, welche mit weisslichem Filze umgeben sind, und an denen die herzförmigen ausgezackten Blätter sitzen. Im Julius und August zeigen sich in den Blattwinkeln die bleichrothen Blumen, welche sich in runde, abgeplattete Saamenköpfe verwandeln. Als Arzeneimittel ist dieser Eibisch von vielfachem Nutzen. Er enthält, vorzüglich in der Wurzel, süsslich-schleimige Bestandtheile, welche in inneren und äusseren Krankheiten mit Nutzen gebraucht werden. - In ökonomischer Hinsicht kann man die Stängel dieser Pflanze, welche faserig sind, wie den Hanf benutzen. -- Als Zierde pflanzt man sie auch häufig in die Gärten.~~Fig. 2. Der jüdische Beifuss oder Wurmsaamen. (Artemisia judaica. L.)~~Der jüdische Beifuss, dessen Saame ein so kräftiges Mittel gsgen die Würmer ist, ist ursprünglich in Palästina, Numidien und Arabien zu Hause, und bildet einen anderthalb Fuss hohen Strauch. Bei uns dauert er nicht im Freien aus, sondern muss im Winter in das Gewächshaus gebracht werden. Die Stängel der Pflanze sind mit zugespitzten, drei- und fünfläppigen Blättern besetzt. An der Spitze der Stängel sitzen die gelben rundlichen Blüten traubenförmig an einander.~~Der Saame dieses Gewächses, welcher bitter und scharf und ekelhaft gewürzhaft schmeckt, ist sehr hitzig und treibend, und deswegen ein Haupt-Mittel gegen Würmer. Doch werden in den Apotheken diesem abgebildeten Wurmsaamen oft mehrere andere, gleichfalls wirksame Saamen von Beifuss-Arten beigemischt.~~
Ad99998 07 047aAd99998 07 047a.jpgFig. 1. Der grosse Kirschen-Tagfalter. (Papilio Polychloros. L.)~~Dieser in Teutschland fast allenthalben vorkommende Schmetterling, wird insgemein der grosse Fuchs oder auch die grosse Schildkröte genannt. Von der kleinen Schildkröte zeichnet er sich nicht nur durch die Grösse aus, sondern auch durch längere Zacken und Verschiedenheit der Gestalt und Farbe mancher Flecken seiner Flügel; von welchen man bei C die obere, bei D die untere Seite sieht. Er legt seine Eier vorzüglich gern an die zartesten Aeste der Kirschbäume, daher auch die, mit gelben dreispitzigen Dornen bewaffneten, Raupen diesen Bäumen zuweilen beträchtlichen Schaden zufügen. Die Puppe B endigt sich in vielfache Spitzen, ist von Farbe schwach röthlichbraun, und hat meistentheils unten an der Brust vier goldfarbige Flecken.~~Fig. 2. Der Geissklee-Tagfalter. (Papilio Hyale. L.)~~In den südlicheren teutschen Ländern ist dieser Tagfalter nicht so selten, als in den nördlicheren. Die Farben der Oberseite seiner Flügel a, stechen sehr gegen die der Unterseite b, ab, und machen diesen Schmetterling unterhaltend für's Auge. Man nennt ihn insgemein den pommeranzengelben Heuvogel. Seine Raupe soll sich vom Geissklee (Cytisus) nähren.~~Fig. 3. Der Waldnessel-Tagfalter. (Papilio Prorsa. L.)~~Man nennt ihn insgemein den braunen Gittervogel, so wie das schwarze Landchärtchen. Er gehört zu den schön gezeichneten teutschen Schmetterlingen und ist nicht gemein. Die mit schwarzen, vielspitzigen Dornen besetzte Raupe a desselben, lebt auf gelben Waldnesseln (Galeopsis Galeobdolon). Die Puppe b ist hellbraun-röthlich mit dunkeln Flecken.~~Fig. 4. Der Hafernessel-Falter. (Papilio Levana. L.)~~Dieser Schmetterling wird insgemein der gelbe Gittervogel, der Wetterstrahl oder auch das Netz genannt, und ist noch seltener, als der vorige, bildet auch mancherlei Spiel-Arten der Grösse und Farbe nach. Am öftersten trifft man ihn zur Herbstzeit auf mehreren Blumen-Arten an. Die Raupe A lebt gesellschaftlich, besonders auf Hafernesseln (Galeopsis cannabina), doch auch auf der gelben Waldnessel; sie ist ganz schwarz mit vielen Dornen. Die Puppe B hat denselben Bau, wie die der vorigen Art, und unterscheidet sich nur durch besondere, ihr eigentümliche Punctflecken.~~
Ad99998 07 048aAd99998 07 048a.jpgFig. 1. Der Wolfs-Bär oder die Wolverene. (Ursus luscus. L.)~~Dieses listige und verwegene Raubthier, dessen Pelz aus sehr langen und dichten, verschiedentlich braunen, Haaren besteht, misst von der Schnauze bis zum Schwanze 28 Zoll, und mit letzterem 1 Fuss mehr. Es bewohnt die Wälder des kälteren Nordamerica's, z. B. von Canada und an der Hudsonsbai, und ist selbst in neueren Zeiten von Pallas, so wie früher von Büffon, mit dem Vielfrase (siehe Bilderb. Bd. I. No. 32) irrig für einerlei gehalten worden, weil es letzterem in der äusseren Gestalt und Lebensweise sehr nahe kommt; durch den abweichenden Bau seines Gebisses unterscheidet es sich aber wesentlich von demselben, wie schon Linné richtig bemerkte. Da der Wolfs-Bär nicht schnell laufen, aber wegen seiner scharfen Klauen gut klettern und bei seiner Stärke sehr fest damit eingreifen kann, so lauert er vielerlei Thieren, besonders dem Rothwildpret und auch den Bibern auf Bäumen hinterlistig auf, stürzt sich plötzlich auf solche herab, klammert sich auf deren Rücken fest, und beisst sich mit seinem scharfen Gebisse so lange in den Nacken der mit ihm fortlaufenden Thiere ein, bis sie verblutet und ermattet todt hinfallen, wonach er solche dann vollends auffrisst.~~Fig. 2. Das weissrückige Stinkthier oder der Chinche. (Viverra mephitis. L.)~~Diese Art der Stinkthiere lebt von Peru und Chili an durch ganz Südamerica bis in Canada in Nordamerica, und darf nicht mit dem im Bilderbuche (Band I. No. 43.) abgebildeten gestreiften Stinkthiere, dem Skunk oder Conepatl verwechselt werden, mit welchem es übrigens gleiche Eigenschaften und Lebensweise hat. Es giebt Spielarten der Farbe, die statt braun-schwarz völlig schwarz sind, so wie auch der langhaarige Schweif zwar gewöhnlich braun oder schwarz, zuweilen aber auch ganz weiss getüpft befunden wird. Die Benennungen Skunk oder Chinche werden als trivial und nicht streng wissenschaftlich bald diesem, bald noch andern Stinkthieren ebenfalls beigelegt. -~~
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Verm. Gegenst. CLIV. Bd. VII. No. 47.

DIE GROSSE GLOCKE IN MOSKAU.

Die Einführung der Glocken, deren man sich, zuerst bei den Gebräuchen der christlichen Kirche in Freude und Leid bediente, geht wahrscheinlich nicht über das sechste Jahrhundert nach Christi Geburt hinauf. Die grösseren Kirchenglocken wurden zuerst in Italien zu Nola in der Provinz Campanien, heut zu Tage terra di Lavoro, gegossen, welche Stadt selbst einen ansehnlichen Handel damit trieb. Zuerst bedienten sich die Klöster der Glocken, von wo sie auf die übrigen Kirchen kamen. Es gehörte zu den vorzüglichsten Zierden von Haupt- oder Domkirchen, ausserordentlich grosse Glocken zu haben. In Teutschland ist die grösste. Glocke zu Wien, welche 1711 gegossen wurde, über 10 Schuh hoch ist, und mit den anhängenden Theilen 514 Centner wiegt. Nach ihr kommen die Glocken von Berlin und Erfurt. - Zu den grössten und merkwürdigsten Glocken, die wir kennen, gehört aber die hier abgebildete, welche sich im Kreml, der vormaligen Residenz der Czare, zu Moskau befindet, und in einer grossen tiefen Grube, zu der man hinabsteigt, gezeigt wird. Nach der Messung des englischen Reisenden Clarke beträgt ihre senkrechte Höhe 21 Fuss 4 1/2 Zoll; der Umkreis, 2 Fuss von dem äussersten Rande (da sie um so viel verschüttet liegt), 67 Fuss 5 Zoll; ihr ungeheueres Gewicht wird auf 4437 Centner geschätzt. Der Sage nach soll sie bei einer Feuersbrunst herabgestürzt, und davon gesprungen seyn. Wahrscheinlicher ist es, dass sie bei ihrer so ungeheueren Schwere nie aufgehängt, sondern nur so aufbewahrt wurde; und vielleicht bei einem entstandenen Feuer, durch Einwirkung des Feuers und Wassers nachher zerborsten ist.

Ad99998 07 050aAd99998 07 050a.jpgIn Sevilla, der Hauptstadt der spanischen Provinz Andalusien, prangt, nebst andern Gebäuden, auch die berühmte Cathedrale oder Hauptkirche, welche eine Mischung des gothischen mit dem maurischen Style oder Bauart enthält. Diese Kirche wurde auf Kosten des Dom-Capitels im Jahre 1482 zu bauen angefangen, und im J. 1519 geendigt. Der Thurm wurde schon im J. 1000 von den Arabern errichtet, hatte damals aber nur 172 Fuss Höhe und endigte sich in einen Pavillon, auf dem auf einem eisernen Pfeiler vier vergoldete Kugeln ruhten. Im Jahr 1568 wurde dieser Pavillon abgerissen, und der Thurm um 86 Fuss erhöht. Seine Spitze ziert die berühmte Giralda oder Wetterfahne; es ist eine Statue von Bronze, den Glauben vorstellend, welche mit den Verzierungen 34 Centner wiegt, von Bartholomäus Morel gefertigt wurde, und sich als Wetterfahne dreht. Deswegen heisst er auch der Thurm der Giralda. Die auf gothische Art reich verzierte Kirche ist 262 Fuss lang; das Innere ist in fünf Schiffe getheilt; die kostbaren gemalten Glasfenster haben allein 90,000 Ducaten gekostet. Diese Kirche gehört zu den reichsten in Spanien; merkwürdige Grabmäler zieren das Innere. Neben den Monumenten der Könige steht auch das Grabmal von Christoph Columbus, des Entdeckers von America; doch seine sterblichen Ueberreste wurden von Sevilla nach der Primatialkirche von Santo Domingo gebracht.~~
Ad99998 07 051aAd99998 07 051a.jpgDer Lauch ist eine ansehnliche Pflanzen-Gattung, welche bis jetzt sechzig Arten zählt. Zu seinen Eigenschaften gehört, dass die Blätter und Zwiebeln, weniger die Blüten und Saamen, einen beissenden flüchtigen Geruch und Geschmack haben. Deswegen dienen auch viele Laucharten als Würze an den Speisen, und werden als Küchengewächse häufig gebauet,~~Fig. 1. Der Porre oder gemeine Lauch. (Allium Porrum. L.)~~Das Vaterland ist unbekannt, doch stammt der Porre wahrscheinlich aus dem Oriente her. Jetzt wird er als Speisegewächs in Gärten allenthalben gebauet, und diente auch sonst als Arzneimittel. Er ist ein zweijähriges Zwiebelgewächs. Die walzenförmige weisse Zwiebel besteht aus glatten, etwas fleischigen Häuten, und endigt sich in lange zugespitzte Blätter. Aus der Mitte schiesst der 3 bis 4-Fuss lange, feste und dichte Stängel in die Höhe. Im Junius und Julius kömmt an der Spitze die kugelförmige Blüte hervor, welche langgestielte, weisse oder röthliche Blumen trägt. Der Porre wird gewöhnlich aus Saamen gezogen. -~~Fig. 2. Der Allermannsharnisch. (Allium Victorialis. L.)~~Diese Lauchart findet sich ursprünglich in feuchten grasreichen Gegenden der italienischen, schweizerischen, österreichischen und schlesischen Alpen oder höheren Gebirge. Die Wurzel besteht aus mehreren, an einander liegenden Zwiebeln, welche inwendig weiss, von aussen aber mit braunen Häuten bedeckt sind. Die äussersten bilden Fasern, und bedecken die Oberfläche netzartig, oder wie ein Panzerhemde. Diese sonderbare Bildung benutzte der Aberglaube, machte diese Wurzel zu einem Beschützungsmittel gegen Hieb und Stich und Krankheiten, und nennte sie deswegen Allermannsharnisch. Quacksalber verkauften sie auch unter dem Namen Alrunwurzel als Bewahrungsmittel gegen böse Geister, und betrogen damit die leichtgläubige Menge. Jetzt wissen wir recht gut, dass Alles dieses nur Täuschung oder Betrug ist.- Dieser netzwurzeliche Lauch treibt einen anderthalb Fuss hohen Blumenschaft, dessen unterste Blätter breit und eiförmig sind. Die Blumenkrone besteht aus vielen, auf halb Zoll langen Stielchen sitzenden, grünlich weissen Blüten.~~
Ad99998 07 052aAd99998 07 052a.jpgFig. l. 2. 3. Die roth u. schwarze Heuschrecke. (Gryllus stridulus. L.)~~Es ist dies die in Teutschland gemeinste Art der Heuschrecken, welche man gewöhnlich Klapperheuschrecke nennt. Sie wird jedoch sowohl bei uns, als auch im übrigen Europa weit häufiger in und nahe bei Wäldern, so wie auf Haiden und auf Bergen, weit seltener in tiefer liegenden fruchtbaren Getreidefeldern im August und September angetroffen. Fig. 1. zeigt das Männchen in fliegender, Fig. 2. in ruhig sitzender Stellung. Beide Abbildungen zeigen, dass beim männlichen Geschlechte die Flügel länger sind, als der Hinterleib; bei dem Fig. 3. abgebildeten Weibchen verhält sich's umgekehrt; auch sind die Weibchen grösser, und ihr Leib dicker. Alle Figuren geben die natürliche Grösse an. Bei a und b sieht man die Eier dieser Heuschrecke.~~Fig. 4. u. 5. Die bläulichgrüne Heuschrecke. (Gryllus caerulescens. L.)~~Diese Fig. 4. in natürlicher Grösse fliegend abgebildete Art wird im südlichen Teutschlande, so wie in noch südlicheren Ländern, auf mageren Feldern und Haiden ziemlich häufig angetroffen. Die Unterflügel sind bis über die Hälfte schön bläulichgrün, nach vorn durch eine schwärzliche Querbinde begränzt. Die äussere Spitze aber ist hell und durchsichtig. Zuweilen findet man auch Spielarten in der Farbe des Leibes und der Oberflügel; so zeigt Fig. 5. eine solche Spielart dieser Heuschrecke mit gelbbraunen, statt gelbgrauen Oberflügeln, Kopfe und Leibe. Die Farbe der Unterflügel bleibt aber standhaft bei jeder Art immer dieselbe.~~Fig. 6. Die rosenfarbige Heuschrecke. (Gryllus Italicus. L.)~~Diese findet sich ausser den südlich teutschen, auch noch in allen warmen europäischen Ländern, und selbst auch auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung. Sie hält sich lieber, als die vorigen Arten, in gut angebauten fruchtbaren Gegenden auf. Die Unterflügel sind nach hintenzu schön rosenfarbig, nach vorn zu aber sehr blassbräunlich und zugleich durchscheinend. Auch der dünne Theil der Spring- oder Hinterfüsse ist rosenfarbig; die dicken Oberschenkel derselben haben aber eine braune gesprenkelte Farbe. Die schmalen Oberflügel zeigen braune Flecken auf einem gelblichen Grunde.~~
Ad99998 07 053aAd99998 07 053a.jpg(Nais serpentina. Müller.)~~In stillstehenden und in schwach abfliessenden süssen Gewässern von Europa, besonders in solchen, wo Wasser- oder Meerlinsen wachsen, findet man in den wärmeren Monaten des Jahres die hier bei Fig. 1. und 2. in natürlicher Grösse abgebildete geschlängelte Naide, welche, wie die ganze Gattung, zu den Würmern gehört. Diese Naiden bilden schlangenförmig gestaltete, dünne, durchsichtige Würmer, ungefähr 21 Zoll lang. Theils findet man sie einzeln wie Fig. 1., theils auch mehrere um einen Stamm der Meerlinse herumgewunden, wo sie einem Merkurstabe gleichen. (Fig. 2.) Bei Fig. 3. 4. und 5. sehen wir die geschlängelte Naide mit sammt einer Meerlinsenwurzel stark vergrössert abgebildet; bei der Durchsichtigkeit des Körpers erscheinen die Eingeweide wie ein gewundenes Band. Unterhalb des Kopfes sitzt eine zungenähnliche Saugwarze (Fig. 4.), mit der sie die Pflanze benagen, um sich davon, so wie von kleinen Infusionsthierchen, zu nähren. Diese Naide vermehrt sich gewöhnlich durch Theilung ihres Körpers, wie Fig. 5. zeigt, wo in der Mitte der Leib wie unterbunden, und nur noch wenig zusammen hängend erscheint. Nach völliger Trennung des hinteren Stücks, wächst an diesem ein neuer Kopf hervor, wie Fig. 7. und 8. weniger vergrössert zeigen. Eben so sieht man bei Fig. 4. eine dünnere hintere, erst frisch nachgewachsene Körperhälfte, wo die lebende Naide quer durchgeschnitten worden war, wornach jedes Stück der Naide nach und nach in wenig Tagen sich durch Reproductionsvermögen wieder völlig ergänzte.~~
Ad99998 07 054aAd99998 07 054a.jpgFig. 1. Der gemeine Epheu. (Hedera Helix. L.)~~Der gemeine Epheu oder Eppich, welcher in den meisten Theilen von Europa wild wächst, bildet in den südlichen Ländern bisweilen einen baumartigen Strauch. Gewöhnlich ranken aber die oft zwanzig bis dreissig Fuss langen Zweige an andern Gegenständen, an Mauern oder Bäumen fort, und bedecken sie auf malerische Weise. Die Stängel treiben allenthalben kleine Wurzeln hervor, mit denen sie sich an die Erde, in die Baumrinde, oder in die Ritzen der Mauern befestigen, und so fortklimmen. Die dicken, glänzenden, immergrünen Blätter sind nach dem verschiedenen Alter erst lanzetförmig, dann fünf-, nachher dreilappig, und zuletzt oval ohne Ecken oder Lappen. Ihre Farbe ist dann dunkelgrün. An den Enden der Zweige kommen im September oder October die grünen, fünf- oder sechsblättrigen Blüthen hervor, welche kugelrunde, aufrechtstehende Dolden bilden. Die Frucht besteht aus grünlichen Beeren, welche erst bei der Reifung im folgenden Jahre schwärzlich werden, - Das leichte schwammige Holz des Epheu kann zu einigen Drechslerarbeiten gebraucht werden. Das Harz, so wie die Blätter und Beeren wurden sonst als Arzneimittel gebraucht.~~Fig. 2. Das kleine Sinngrün. (Vinca minor. L.)~~Das kleine Sinngrün oder gemeine Wintergrün wächst wie der Epheu wild in den meisten Theilen Europa's, und ist ein niedriges Strauchgewächs, mit fortrankenden holzigen Zweigen, welches sich an schattigen Orten in Laubhölzern findet, aber auch gern in die Gärten verpflanzt wird. Die Blätter sind lanzetförmig eirund, glänzend dunkelgrün, und sitzen an kurzen Stielen. Sie fallen im Herbste nicht ab, und dauern mehrere Jahre hindurch. Die schönen blauen, aber geruchlosen Blumen sitzen an längeren Stielen. Auch das Sinngrün besitzt Arzneikräfte, welche noch hier und da angewendet werden. Am leichtesten pflanzt man das Sinngrün durch Einlegung von Zweigen fort, welche sogleich Wurzel schlagen.~~
Ad99998 07 055aAd99998 07 055a.jpgFig. 1. Das Pantheon oder die Rotonda.~~Das Pantheon, gemeiniglich die Rotonda genannt, in den späteren Zeiten unter dem Papste Bonifacius IV. in die christliche Kirche S. Maria ad Martyres verwandelt, ist einer der schönsten Ueberreste des Alterthums, welchen man in dem heutigen Rom erblickt. Das Pantheon wurde nach der Meinung Vieler von M Agrippa zur Zeit August's erbaut, und dem rächenden Jupiter, so wie allen Göttern, (daher der Name Pantheon) geweihet. Es enthielt damals im Inneren eine grosse Anzahl von Statuen und kostbaren Bronze-Arbeiten, welche aber zu verschiedenen Zeiten daraus entführt wurden. Unter Papst Bonifacius IV. wurde, wie oben gesagt, das Pantheon in die christliche Kirche S. Maria ad Martyres verwandelt, und so glücklicherweise gegen jede weitere Zerstörung gesichert.~~Von aussen erblickt man zuerst eine prächtige Vorhalle, von sechszehn corinthischen Säulen von polirtem Granit. Von da tritt man durch die grosse Hauptthüre von Bronze in das Innere des Tempels, welches durch corinthische Säulen und Pilaster von gelbem Marmor (giallo antico) verziert ist, und durch eine einzige grosse Oeffnung von oben herrlich erleuchtet wird. Ringsum erblickt man acht Altäre und dazwischen die Gräber und Denkmäler grosser Künstler und Gelehrten, unter denen wir vorzüglich nennen wollen, Raphael von Urbino, Hannibal Caracci, Poussin, Metastasio, Mengs und Winkelmann.~~Fig. 2. Das Theater des Marcellus.~~Dieses zu seiner Zeit grosse und prächtige Gebäude liess der Kaiser August zu Ehren seines Vetters Marcellus errichten; es war nach dem des Pompejus das zweite stehende Theater in Rom. Bei der Einweihung liess man 600 wilde Thiere darin kämpfen, und zuerst erschienen auch Tieger dabei. - Das Gebäude hat 378 Fuss im Durchmesser; und war in das Theater und die Bühne getheilt. Vom ersteren erblickt man bloss noch Ueberreste, vorzüglich von aussen zwei Reihen Arkaden, die untere von dorischer, die obere von ionischer Ordnung.~~Auf und in die Ueberreste dieses Theaters ist in neuerer Zeit der Pallast Savelli Orsini gebaut worden, wie wir hier abgebildet sehen. In der Entfernung zeigt sich die Kuppel der Kirche S. Maria in Campitelli.~~
Ad99998 07 056aAd99998 07 056a.jpgFig. 1. Die Kirche zu Axum.~~Zu Axum, der ehemaligen Hauptstadt von Tigre und vielleicht von ganz Abyssinien, sieht man eine der schönsten Kirchen in diesem christlichen Lande. Sie liegt an dem Nord-Ende der jetzigen Stadt und scheint die Stelle eines alten hinduischen Tempels einzunehmen; wenigstens deuten die Ruinen von Obelisken und ägyptischen Säulen auf eine ursprünglich von der christlichen Andacht verschiedene Bestimmung. Schon im 7ten Jahrhundert n. C. G. soll hier eine Kirche erbaut worden seyn; sie wurde aber in einem Kriege mit den Mohamedanern im Jahre 1526 zerstört. Die jetzige Kirche, die wir hier abgebildet sehen, ist im Jahre 1657 erbaut worden. Ihr gothisches Ansehen macht es wahrscheinlich, dass arabische oder portugiesische Baumeister, die sich damals im Lande aufhielten, den Riss dazu entworfen haben. Die Kirche ist 40 Fuss hoch, 111 Fuss lang und 51 Fuss breit. An der Vorderseite bemerkt man 5 Fuss dicke, massive viereckige Pfeiler, zwischen welchen drei Eingänge in das Innere der Kirche führen. Das Dach ist, wie bei italienischen Gebäuden, flach und mit einfachen gothischen Zierrathen versehen; in der Mitte erhebt sich eine kleine Kuppel. Der Thurm an der Seite ist unansehnlich.~~Fig. 2. Der Königssitz zu Axum.~~Dicht bei der vorigen Kirche, innerhalb ihrer Mauern, bemerkt man ein altes Monument, das sich nur durch seine Einfachheit auszeichnet. Es besteht aus vier ägyptischen achteckigen Säulen, zwischen denen ein viereckiger Stein liegt. Auf diesem sassen bei der Krönung ehemals die Könige von Abyssinien, daher auch der Name: Königssitz. Bruce fand hier eine griechische Inschrift zu den Füssen des Sitzes, welche anzuzeigen schien, als hätte der König Ptolemäus Evergetes dieses Denkmal errichtet. Herr Salt, der Secretär des Lord Valentia, dem wir die neueste, so wichtige, Reise durch Abyssinien verdanken, sah nichts mehr davon. Die Form der Säulen lässt allerdings auf ägyptische Kunst schliessen; aber ob man deswegen bis zum Ptolemäus Evergetes zurück gehen müsse, dürfte schwer zu entscheiden seyn.~~
Ad99998 07 057aAd99998 07 057a.jpgUnter den ausgebreiteten merkwürdigen Ruinen von Axum in Abyssinien bemerkt man auf einem grossen Platze mehrere umgestürzte und einige noch stehende Obelisken, an denen die ägyptischen Formen unverkennbar sind. Unter den stehenden Obelisken ist der höchste der hier auch abgebildet ist, 80 Fuss hoch, und aus einem einzigen Granitblocke gebildet; übrigens sorgfältig mit ausgehauenen Linien, Quadraten und Zirkeln, die wohl keine Hieroglyphen sind, geschmückt von den schönsten Verhältnissen. Eine solche Masse in die Höhe zu richten, hat Maschinen erfordert, von denen man bei den heutigen Abyssiniern keinen Begriff mehr hat; wie denn überhaupt das ganze Denkmal von einem besseren Zustande der Künste und der Cultur zeugt, als man gegenwärtig in diesem Lande antrifft. Neben diesem colossalen Kunstwerke steht ein Daru-Baum, dessen Riesenhaftigkeit das tropische Vaterland anzeigt. Wenn dieser Obelisk errichtet worden, ist unbekannt. Er steht jetzt da, als ein Denkmal der Grösse und Pracht der alten Stadt Axum, welche ehemals die Hauptstadt von hat Abyssinien gewesen zu seyn scheint.~~
Ad99998 07 058aAd99998 07 058a.jpgFig. 1. Der Hollunder-Spanner. (Phalaena Geometra Sambucaria. L.)~~Der hier abgebildete schöne schwefelgelbe Nachtfalter ist unter den teutschen, und fast auch unter den übrigen europäischen Spannern der grösste; es ist ein Weibchen; die Männchen dieser Art sind etwas kleiner gestaltet. Den Namen Spanner hat er wegen dem auffallend sonderbaren Gange, den er als Raupe befolgt; man sehe solchen bei b linker Hand auf der Tafel. Wegen Gestalt und gerader Haltung werden diese Raupen auch Ast-Raupen genannt. Sie nähren sich zwar von mehrerlei Pflanzen, am meisten aber von den Hollunder-Blättern, daher der Beiname dieses Spanners. Die verschiedenen Figuren der Raupe zeigen solche theils im ganz jugendlichen Alter, wie bei b rechts, wo sie an Fäden sich aufgehängt halten, theils im mittleren Wachsthume, und theils ganz erwachsen. Die geschmeidige rothbraune Puppe (c) hält sich in einem Gewebe auf, welches die Raupe vor der Verpuppung an einem Aste aufhängt.~~Fig. 2. Der kurzrüssliche Spanner. (Phal. Geom. Elinguaria. L.)~~Dieser bald mehr ledergelbe, bald mehr strohgelbe ansehnliche Spanner mit breiter röthlichbrauner Querbinde hat einen so äusserst kurzen Rüssel, dass man solchen nicht bemerken kann; daher sein Beiname. Die Raupen desselben bei A zeichnen sich hinlänglich als Spanner- und Astraupen aus; sie werden zwar sehr oft auf Birnbäumen angetroffen, leben und nähren sich aber auch ebenfalls von den Blättern der Eichen, Schlehen und der Geissblattarten. Im August schlüpfen sie aus den Eiern hervor, und verkriechen sich im Herbst zum Winterschlafe, kommen im Frühjahre wieder hervor, und erreichen erst zu Ende des Mai ihre volle Grösse von 2 Zoll. Sie verwandeln sich sodann, wie die untere Abbildung bei B zeigt, in einem Blatte zu einer glänzenden rothbraunen Puppe, aus welcher nach 14 Tagen der Nachtfalter hervorgeht.~~
Ad99998 07 059aAd99998 07 059a.jpgDer Schneeball bildet eine Pflanzengattung von 27 Arten, welche aus lauter Sträuchen besteht. Von diesen sind aber nur zwei in Teutschland einheimisch, welche wir auf gegenwärtiger Tafel kennen lernen wollen.~~Fig. 1. Der wollige Schneeball. (Viburnum Lantana. L.)~~Der wollige Schneeball oder Schlingstrauch wächst ausser Teutschland in Frankreich, Italien und mehreren Theilen von Europa wild. Er bildet einen schönen 10-12 Fuss hohen Strauch. Die eirund länglichen Blätter, am Grunde etwas herzförmig, sind leicht gezähnt, und auf der oberen Fläche wollig oder haarig. Die weissen Blumen, welche im Mai und Junius erscheinen, sitzen an den Enden der Zweige, und bilden ästige Afterdolden. Die eirunden, plattgedrückten Beeren sind Anfangs grün, dann werden sie roth und zuletzt schwarz. In der Schweiz macht man Dinte daraus. Die jungen Zweige werden zu Pfeifenrohren, und wegen ihrer Biegsamkeit zu Schlingen und Bändern gebraucht; auch besitzen die Blätter Arzeneikräfte. - Wegen seines guten Ansehens, wegen seiner häufigen Blüten und bunten Früchte, pflanzt man diesen Strauch auch häufig in Gartenanlagen an.~~Fig. 2. Der gemeine Schneeball. (Viburnum Opulus. L.)~~Der gemeine Schneeball oder Wasserholder wächst durch ganz Europa auf nassem festem Boden, und bildet einen Strauch von der Höhe des vorigen. Die Blätter sind in drei spitzige, gezähnte Lappen getheilt. Im Mai kommen an den Enden der Zweige in grossen flachen Afterdolden die weissen Blumen zum Vorschein; die äussersten Blüten sind um sechsmal grösser, als die inneren, und gleichen in der Form denen der Hortensie, die inneren kleineren bloss bringen im September die rothen Beeren hervor.~~Durch Verpflanzung in die Gärten und fortgesetzte Cultur hat man aus dem gemeinen einfachen Schneeballe eine schöne Varietät gezogen, welche aus grossen, weissen, unfruchtbaren Blüten besteht, die einen kugelrunden Ball bilden, und eigentlich den Namen Schneeball verdienen.~~
Ad99998 07 060aAd99998 07 060a.jpgFig. 1. Ansicht der Stadt Macao.~~Macao liegt auf einer kleinen Insel gegenüber der Stadt Canton, und ist die einzige Besitzung, welche irgend einer europäischen Macht im Gebiete des chinesischen Reichs gehört. Die Portugiesen erhielten das kleine Stück Land, auf welchem sie 1585 die Stadt Macao erbauten, vom Kaiser Chy-Tsong, zur Belohnung ihrer Dienste gegen die Rebellen und Seeräuber.~~Der Anblick der Stadt ist lachend und schön; sie ist amphitheatralisch auf einer Anhöhe erbaut und macht sich schon von weitem durch die weiss angestrichenen, im europäischen Geschmack erbauten, Häuser bemerklich. Man sieht eine Menge schöner Gebäude, welche auf grossen Plätzen stehen, und mit ansehnlichen Höfen und Gärten umgeben sind; die meisten von ihnen aber sind unbewohnt, denn Macao ist von seiner ehemaligen Bedeutsamkeit herabgesunken, seitdem die Portugiesen von Japan verbannt wurden, und den Handel mit diesem Reiche, dessen Haupt-Niederlage Macao war, verloren haben. -~~Die Stadt hat bedeutende Festungswerke, die aber jetzt zum Theil verfallen, und nur von einer schwachen Besatzung von 150 Mann Sepoy's oder indischen Soldaten vertheidigt werden. -~~Fig. 2. Die Höhle des Camoens.~~Der berühmte Dichter Camoens, der Homer der Portugiesen, lebte, während seiner Verbannung aus dem Vaterlande, in Macao. In der Grotte eines Gartens, (hier abgebildet) der gegenwärtig dem Director der englischen Factorei gehört, soll er seine berühmte Lusiade (ein Heldengedicht, welches die Entdeckungen der Portugiesen in Ostindien besingt) gedichtet haben. Die Aussicht aus diesem Garten auf das Meer und die Stadt Macao ist reizend genug, um, besonders unter jenem schönen Himmel, einen Dichter zu begeistern.~~
Ad99998 07 061aAd99998 07 061a.jpgFig. 1. Der schwimmende Courier.~~In den gebirgigen Gegenden von Quito, wo reissehde Ströme die Schiffahrt und den Brückenbau erschweren, ist man zur Unterhaltung der Correspondenz auf den Ausweg gerathen, schwimmende Couriers abzufertigen, welche die Briefe von Quito nach Jaen bringen. Man bedient sich dazu gewöhnlich der Indianer. Dieser Wasser -Courier schwimmt zwei Tage lang über drei grosse Ströme, wo er häufig sich vom Strome abwärtstragen lässt, bisweilen aber bei gefährlichen Wasserfällen ans Land steigt und seinen Weg durch die Wälder fortsetzt. Er wickelt seine Briefe in ein Schnupftuch oder in ein Paar Beinkleider, und befestigt das Paket gleich einem Turbane um den Kopf; daneben steckt er noch sein großes Messer, womit jeder Indianer versehen ist, um sich in den dichten Wäldern Bahn zu machen. Da die Ströme sehr reissend sind, so muss der arme Courier sich mit grosser Anstrengung flott zu erhalten suchen. Um weniger zu ermüden, nimmt er einen Ast von leichtem Holze unter die Arme. Zur Unterhaltung begleitet ihn bisweilen ein Gefährte. Beide reisen ohne Lebensmittel, und finden ihre Wohnung in den gastfreien Hütten an den Ufern der Ströme.~~Fig. 2. Das Haus der Incas.~~Auf den grossen Landstrassen hatten die Incas oder einheimischen Könige, Gebäude für sich und ihr Gefolge errichten lassen. Der festen Bauart wegen haben sich mehrere noch bis auf unsere Zeiten erhalten. Die Figur a zeigt den Plan oder Grundriss eines solchen Gebäudes, c einen Theil der inneren Mauer eines Zimmers, und b den nämlichen Theil von aussen. Bei d und e ist die Zusammenfügung der Theile sichtbar gemacht.~~
Ad99998 07 062aAd99998 07 062a.jpgDer Chimborasso (sprich Tschimborasso) ist der höchste Gipfel der Cordilleren, jener riesenhaften Gebirgskette im spanischen Süd-America, welche sich von der Südspitze der neuen Welt bis an die Landenge von Panama erstreckt, welche Nord- und Süd-America scheidet.~~Die Abbildung dieses höchsten Berges der Erde ist aus Herrn von Humboldts Reisen genommen. Die untere Region ist hier nicht sichtbar, weil die Ansicht des Chimborasso auf der, 9000 Fuss über der Meeresfläche erhaben liegenden, Ebene von Tapiau genommen ist. Die ganze Höhe dieses Riesenberges beträgt 19,632 Fuss über der Spiegelfläche der Südsee. - Auf den hohen Ebenen von Tapiau sieht man hier nur solche Pflanzen, welche in der kühlen Region noch ausdauern können, als den peruanischen Mastix-Baum (Schinus molle), Cactus u.s.w. Einige Lama's weiden auf der vorderen Fläche, und Indianer ziehen hinüber auf den Markt nach dem hohen Dorfe Lican. Auch die Luftschichten lassen sich deutlich auf den verschiedenen Höhen des Berges unterscheiden; während sich der Fuss in dünne durchsichtige Nebel hüllt, wird höher hinauf die Bläue des Himmels tiefer und der schneebedeckte Gipfel macht scharfe Umrisse in der reinen Luft auf dem völlig indigofarbigen Himmel, wodurch der Anblick an Majestät und Schönheit erhöht wird.~~Die abgestumpfte Kegelform des Gipfels macht es nicht unwahrscheinlich, dass dieser Berg durch ein Erdbeben aufgeworfen worden, oder unterirdischen Feuern seinen Ursprung verdanke.~~
Ad99998 07 063aAd99998 07 063a.jpgDie auf gegenwärtiger Tafel abgebildeten prachtvollen Gebäude sind unter der Regierung des jetzigen Kaisers Alexander I. ausgeführt worden, und sind hauptsächliche Zierden jener grossen Residenzstadt.~~Fig. 1. Die neue Kathedral-Kirche zur Mutter Gottes von Kasan.~~Die erste Idee zu dieser prächtigen Hauptkirche fasste schon der Kaiser Paul I. im Jahr 1800, und liess den Plan dazu vom Architekten, dem Hofrath Woronichin machen. Am 27. August 1801 legte der jetzt regierende Monarch Alexander I. an der Newskischen Perspective den Grundstein, und unter Leitung des Grafen Strogonow wurde nach dem ersten Plane vom Hofrath Woronichin der Bau binnen 10 Jahren geendigt. Durch eine im Halbzirkel vorspringende Colonnade (nach der der Peterskirche in Rom gebildet), an deren äusserem Ende die kolossalen bronzenen Statuen der Erzengel Gabriel und Michael stehen, gelangt man zum Hauptgebäude, welches die Form eines Kreuzes hat, und sich oben in eine Kuppel endigt. Die ganze Höhe beträgt 217 Fuss Rheinl. Das Innere hat 3 grosse reiche Altäre, und wird durch 56 Säulen getragen, welche jede bei 35 Fuss Höhe aus einem einzigen Stück des schönsten Granits aus Finnland besteht. Ausserdem ist das Innere der Kirche mit Marmor, Jaspis und Bronze noch auf das reichste verziert. -~~Fig. 2. Das neue Börsengebäude auf Wassili-Ostrov.~~Eben sowohl zur Zierde, als zum Nutzen dient das neue Börsengebäude auf Wassili-Ostrov, welches nach dem vom Minister Grafen Romanzov im Jahr 1804 vorgelegten und genehmigten Plane gebaut wurde, und bereits geendigt ist. Nach den Angaben des französischen Architekten Thomon bildet dieses neue Börsengebäude auf einer erhabenen Basis ein prachtvolles längliches Viereck mit einem Säulengang umgeben, und ist im Inneren von oben her beleuchtet.~~Die vordere Façade, welche wir hier erblicken, liegt dem kaiserl. Winterpallaste gegenüber, und davor bildet das schöne Granitufer einen grossen geräumigen Halbzirkel, von wo man zur Newa gelangen kann. Zu beiden Seiten stehen 120 Fuss hohe kolossale Rostral-Säulen, inwendig hohl, so dass man hinauf steigen kann. Nach ihnen können die von Kronstadt heraufkommenden Schiffe ihren Lauf richten.~~Dieses neue Börsengebäude bildet mit den vorstehenden Rostral-Säulen auf dem freien Platz einen ungemein grossen und schönen Anblick.~~
Ad99998 07 064aAd99998 07 064a.jpg(Ptychosperma gracilis. Labill.)~~Diese merkwürdige Palmen-Art entdeckte der französische Naturforscher Labillardière, welcher die, zu Auffindung des unglücklichen La Perouse bestimmte, See-Expedition begleitete, in der Südsee auf der Insel Neu-Ireland.~~Erstaunungswürdig wird dieser Baum dadurch, dass der Schaft bei einer Höhe von 60 bis zu 65 Fuss Höhe (man muss sich das, wegen Mangel des Raums herausgeschnittene und mit * und ** bezeichnete Stück zu dem ganzen Schaft hinzudenken) nur 2 bis 3 Zoll im Durchschnitt hat. Das äussere Holz des Schaftes besteht aus schwärzlichen Längsfasern, und ist von solcher Härte, dass sie nur schwer mit der Axt durchhauen werden können. Dadurch bilden diese festen Längsfasern, die sonst mehr nach der Mitte zu liegen, eine solche starke Hülse um den Baum, dass sie ihn nicht bloss in der beträchtlichen Höhe aufrecht erhalten, sondern dass der Schaft auch noch eine blätterreiche Krone tragen kann.~~Die acht bis zehn Blätter, welche, wie bei den wahren Palmen, bloss auf der Spitze des Schaftes sitzen, sind gefiedert, und haben eine Länge von 4 bis 5 Schuhen. Die Fiederblättchen sind unregelmässig gezahnt, der Länge nach gestreift, und die Spitze mehr oder weniger schief abgestutzt. Die Blüten haben einen sechsblättrigen Kelch, sitzen auf einem ästigen Blütenkolben, welcher in den Ansatzwinkeln der Stiele entspringt, und drei Fuss lang wird. Die Frucht besteht aus einer länglich-rothen fleischigen Beere. Inwendig sitzt eine eirunde, von aussen kastanienbraune, von innen weisse harte Nuss, welche Aehnlichkeit mit der der Areka-Palme hat, und auch wohl zur Bereitung des Betels gebraucht werden könnte. Der Schaft ist seiner Festigkeit wegen zu mehreren Arbeiten gut zu gebrauchen.~~
Ad99998 07 065aAd99998 07 065a.jpgFig. 1 u. 2. Der Priamus-Tagfalter. (Pap. E. T. Priamus. L.)~~Es ist dieses einer der grössten und prachtvollsten Tagschmetterlinge, welcher jedoch nur selten in europäischen Insekten-Sammlungen anzutreffen ist, und theuer bezahlt wird. Er .ist auf der ostindischen Insel Amboina zu Hause, und auch da nicht häufig zu finden.~~Die Fig. 1. zeigt solchen in fliegender Stellung auf der Oberseite, so wie Fig. 2. in sitzender Stellung von der unteren Seite. Im Natursysteme steht dieser Tagfalter an der Spitze der trojanischen Ritter, und führt den Namen des unglücklichen trojanischen Königs Priamus; ferner nennt man ihn auch den amboinischen grünen Sammet-Vogel.~~Der Pinsel vermag nicht, die Lebhaftigkeit und den Seidenglanz der grünen, so wie der Sammetartige der schwarzen Farbe seiner Flügel nachzuahmen. Doch dient die Richtigkeit der Grösse, so wie der Umrisse und Flecken der Flügel dazu, sich eine genaue Vorstellung des prächtigen Priamus zu machen.~~
Ad99998 07 066aAd99998 07 066a.jpgWir staunen, wenn wir den Bau unserer gemeinen Bohne durch das Mikroscop vergrössert betrachten, über die kunstvolle Einrichtung, welche der Schöpfer den inneren Theilen gegeben hat. Unsere Kupfertafel zeigt bei Fig. 1. das unterste Stück mit den zwei untersten, zuerst entstandenen Blättern eines Stängels von der gemeinen Bohne. Fig. 2. ist derjenige Theil des Bohnenstängels, welcher zwischen den zwei ersten Blättern und bis zur Linie a b der Fig. 1. sich befindet, sehr stark vergrössert und sowohl von oben herab, als quer durchgeschnitten vorgestellt, um den Bau der inneren Theile desselben vor Augen zulegen. Die gleichen Buchstaben zeigen sowohl auf dem Vertikal, als auf dem Horizontal-Durchschnitte die gleichen organischen Theile an. Bei a sieht man einen Durchschnitt des untersten Blattstiels, bei b den Durchschnitt eines Zweiges, der aus dieser Blattachsel herausgetrieben worden ist. In der Mitte dieser beiden Durchschnitte sieht man die sechseckigen Zellen des Markes, desgleichen auch bei dem Buchstaben c der Durchschnitte des Hauptstängels. Zwischen c und d befindet sich ein engmaschigeres Zellgewebe aus Splint: zwischen diesen und den Markzellen stehen ringsum bei f Bündel von Schraubengefässen, deren Schraubenfäden sich aufrollen lassen, wie man bei g sieht. Mit der Zeit füllen sich die Höhlungen der Schraubengefässe aus; dergleichen verstopfte Gefässe sieht man bei dem Buchstaben i. Zwischen dem engen Zellgewebe des Splintes befinden sich ringsum bei k Bündel von Treppengefässen und bei l Bündel von halsbandförmigen (angeblich porösen) Gefässen. Bei m sieht man die zuletzt entstandene Splintlage, die an das Zellgewebe d der Rinde gränzt. Auf der grünen Oberhaut des Stängels sieht man einzelne Härchen und in den kleinen Rundungen die Saugöffnungen der Oberhaut. Das Ausführlichere über Alles dieses findet man im Commentar zu dieser Tafel.~~
Ad99998 07 067aAd99998 07 067a.jpgAuf dieser Tafel sehen wir zwei getreue Nachbildungen von dem Ansehen des grossen Kometen vom Jahr 1811, welcher sich mehrere Monate lang unsern blossen Augen so schön darstellte, und um so besser beobachtet werden konnte, da wir in dem vorigen Jahre so anhaltend vortreffliche und heitere Witterung genossen. Wir erblicken diesen letztern Kometen bei Fig. 1. so, wie sich derselbe einige Tage vor seiner grössten Sonnen-Nähe den 10. September Abends im Sternenbilde des grossen Bären darstellte; und bei Fig. 2., wie derselbe zur Zeit seiner grössten Erdnähe am 15. October oberhalb der nördlichen Krone zu sehen war.~~Dieser Komet war nicht bloss wegen seiner Grösse und langen Sichtbarkeit für's blosse Auge, sondern noch vielmehr wegen des Umstandes merkwürdig, dass der Schweif desselben, dessen Arme sich auf der Sonnenseite des Kometen um diesen herum zu einem Bogen vereinigten, nicht unmittelbar - wie bei dem Kometen von 1807- mit der leuchtenden Scheibe des Kometen in Eins zusammenfloss, sondern beträchtlich weit, von dieser Scheibe abstand, so dass zwischen der leuchtenden Kometen-Scheibe und dem leuchtenden Kometen-Schweife ein dunkelerer Raum zu sehen war, welcher zu verschiedenen Zeiten ab- und zunahm; welches Verhältniss der ausführliche Text unseres Bilderbuchs besonders erläutert. - Auch zeigt die Tafel, dass sowohl durch den leuchtenden Kometenschweif, als durch den dunkeleren Zwischenraum zwischen dem Schweife grössere und kleinere Sterne noch sehr deutlich zu sehen waren; so wie, dass zu verschiedenen Zeiten der Schweif ein verschiedenes Ansehen hatte.~~
Ad99998 07 068aAd99998 07 068a.jpgDer Meissner im Königreiche Westphalen ist ein sehr ausgebreitetes Flötzgebirgs-Hochland, welches sich bis in die Nähe der Residenz Cassel hinzieht, so dass die dortige Napoleonshöhe als eine Fortsetzung des Meissners zu betrachten ist. Dieses Hochland ist durch viele, auf seinem Rücken eingefurchte, Thäler in eine Menge Berghöhen zerschnitten, die von unten auf alle vorzüglich aus Flötzkalkstein und Sandstein bestehen, und in so weit sie daraus bestehen, auch alle ziemlich einerlei Höhe haben. - Auf diese gemeinschaftliche Unterlage sind aber noch mancherlei andere weichere und härtere Steinschichten aufgesetzt, unter welchen sich auch mächtige Lager von Braunkohlen, und grosse Massen von Basalt befinden, welche besondere Berge bilden. Der auf unserer Tafel, nach einer Original-Zeichnung abgebildete sogenannte Kitzkammer-Berg, ist ein solcher Basaltberg, welcher aus unzähligen, dicht neben und über einander liegenden, Basaltsäulen besteht, deren dunkele Farbe mit der grünen Pflanzen-Bekleidung, die sich hier und da zwischen ihrer Oberfläche angesiedelt hat, eine sehr angenehme Wirkung auf das Auge macht. Die Benennung Kitzhammer oder Kautzkammer rührt von einer, linker Hand am Abhange befindlichen, auf der Tafel angedeuteten Höhle her, welche der Aufenthalt vieler Eulen oder Käutze ist.~~
Ad99998 07 069aAd99998 07 069a.jpgFig. 1. Die Speisefrucht-Eiche. (Quercus Esculus. L.)~~Die Speisefrucht-Eiche ist in wärmeren europäischen Ländern, vorzüglich in Griechenland, Dalmatien, Italien, Spanien etc. einheimisch. Sie ist von niedrigem Wuchse; die jungen Zweige derselben sind schön purpurroth; die halbgefiederten, zum Theil gezahnten Blätter sind im Alter oberhalb glatt, und nur unterhalb behaart. Die Eichelfrüchte (bei a und b) sind wie die gemeinen Eicheln gestaltet, haben aber keinen herben, sondern süssen Geschmack, und werden in den genannten Ländern theils gebraten oder geröstet, theils gekocht verspeist, theils zu Mehl gemahlen, um Brod daraus zu backen. Die Kelche (a), welche die Eicheln unterhalb umfassen, sind mit Schuppen besetzt, und werden im Alter braun.~~Fig. 2. Die Knopper-Eiche. (Quercus Aegilops. L.)~~Die Knopper-Eiche ist, ausser Spanien, ebenfalls auf den griechischen Inseln, auch in der asiatischen Türkei einheimisch, hat weniger tief ausgeschnittene, breitere, oberhalb glatte hellgrüne, unterhalb aber filzige Blätter. Die Eicheln B sind 2 Zoll lang, dunkelbraun, und. der Länge nach zart gestreift. Sie werden fast gänzlich von einem sehr grossen, mit bräunlichen Schuppen besetzten, fast runden Kelche (A) umschlossen und versteckt. Diese Kelche heissen im Morgenlande Velanede, und sind ein sehr geschätzter Handelsartikel zur Färberei, statt der Galläpfel. Im Teutschen nennt man sie jedoch auch Knoppern.~~
Ad99998 07 070aAd99998 07 070a.jpgFig. 1. a. Der Remus-Tagfalter. (Pap. E. T. Remus. L.)~~Der auf der Tafel Fig. a abgebildete, sehr grosse ausländische Tagfalter ist auf der ostindischen Insel Amboina zu Hause, und gehört zu den trojanischen Rittern, ob ihm gleich zuweilen die rothen Flecken an der Brust fehlen, welche sonst das charakteristische Kennzeichen dieser Abtheilung ausmachen. Die hier nicht abgebildete Unterseite der Flügel ist fast durchaus eben so beschaffen, wie die Oberseite. Graulich weisse, mit schwarzen Adern durchzogene Stellen auf schwarzem Grunde sind bei den Vorderflügeln, und eine schöne gelbe, durch schwarze Adern in Felder abgetheilte Mittelscheibe, in welcher schwarze Flecken stehen, sind bei den Hinterflügeln dieses Schmetterlings der Hauptcharakter. Manche Weibchen dieser Art haben, statt der schwarzen Grundfarbe der Flügel ein tiefes Braun. Das hier bei a abgebildete Exemplar ist jedoch ebenfalls ein Weibchen.~~Bei Fig. b ist hier bloss vorläufig die Unterseite des Panthous-Tagfalters abgebildet; das nächste Blatt wird auch die Oberseite abgebildet liefern, und da soll die Beschreibung dieses sehr grossen Amboinischen Tagfalters nachfolgen.~~
Ad99998 07 071aAd99998 07 071a.jpgDer Panthous-Tagfalter. (Papilio Panthous. L.)~~Wir sehen auf gegenwärtiger Tafel das Weibchen des Panthous von der oberen Seite, von dem wir die untere bereits auf voriger Tafel No. 68. kennen lernten. Dieser überaus grosse prächtige Tagfalter findet sich, wie wir bereits erwähnten, auch auf der Insel Amboina. Die Grundfarbe aller Flügel ist kastanienbraun; alle Flügel sind oberhalb mit einem breiten schwarzen Rande versehen, und mit einer Menge weiss und röthlicher Flecken geziert. - Der Kopf, so wie der Rumpf, sind schwarz; der Hinterleib aber gelb.~~Das Männchen, welches wir nicht abgebildet haben, ist in der Farbe mit dem Weibchen ganz übereinstimmend, nur ist es kleiner, als letzteres. - Die Raupe und die Puppe des Panthoust sind bis jetzt noch nicht bekannt geworden.~~Die Raupe und die Puppe des Panthous sind bis jetzt noch nicht bekannt geworden.~~
Ad99998 07 072aAd99998 07 072a.jpgFig. 1. Der knollige Tang. (Fucus bulbosus. Esper. F. palmatus. L.)~~Es ist dies eine der grössten Tangarten, indem die Wedel derselben bis zu 30 Fuss Länge wachsen; die Abbildung giebt daher nur eine Vorstellung nach einem sehr verjüngten Massstabe. Die Wurzel besteht aus einem Knollen, der in der Jugend von Haselnuss Grösse, im Alter von Kopf Grösse und inwendig hohl ist. Der Stamm ist in der Mitte der Länge nach aufgeschwollen, an den beiden Seitenkanten läuft aber derselbe schmal zu, und ist daher zweischneidig. Oberhalb breitet er sich aus, und treibt viele Wedel hervor, welche von ungleicher Länge und Breite gekrümmt sind, und an ihren Spitzen oft in Zacken und Lappen sich weiter zertheilen. Die Farbe ist im Alter dunkelröthlich-braun. Die Substanz Anfangs hautartig, zuletzt zähe und lederartig. Dieser Tang wächst sehr häufig an den westlichen Küsten von England.~~Fig. 2. Der gefranzte Tang. (Fucus ciliatus. L.)~~Dieser findet sich in vielen Gegenden des nördlichen Oceans, besonders häufig an den Klippen der Küsten von Gross- Britannien. Es giebt eine grosse Menge von Abänderungen desselben, indem die Gestalt der Wedel, nach Verschiedenheit der Standorte der Pflanzen, sich bald mehr, bald weniger abändert. Die auf der Tafel dargestellte Form dieses Tanges kann man als die Grundform desselben betrachten. Die Wurzel besteht aus einem sehr kleinen Knollen, der mit Fasern umkleidet ist. Aus ihr geht ein kurzer Stamm hervor, welcher sich in viele unregelmässige Wedel ausbreitet, die sich wieder in Seitenzweige zertheilen, nach oben spitz zulaufen, und ringsum an den Seiten mit kurzen Franzen besetzt sind. Die Farbe derselben geht aus Rosenroth in dunkel Cochenilleroth über. - Die Schottländer und Isländer kochen und essen die jungen Wedel dieses Tanges. -~~
Ad99998 07 073aAd99998 07 073a.jpgWir liefern in gegenwärtigem und folgendem Hefte eine Reihe interessanter Darstellungen aus der Türkei, um daraus die Sitten, Gebräuche und Lebensart der Bewohner kennen zu lernen.~~Auf vorliegender Tafel sind verschiedene türkische National-Trachten und Scenen aus dem Serail oder der Wohnung des Sultans abgebildet. Die Kleidung ist asiatisch, wie die Türken selbst Asiaten sind, welche sich in Europa nur eingedrängt haben. Die weiten, meistens mit Pelz verbrämten Gewänder der Männer, die Turbans von verschiedener Form und Farbe findet man bei keiner andern europäischen Nation.~~Fig. 1. Der Sultan und Grossvezier.~~Wir sehen hier den Sultan oder türkischen Kaiser nach morgenländischer Sitte mit kreuzweis unterschlagenen Beinen sitzen. Er ist in weite Beinkleider und in einen reich mit Brillanten besetzten Pelz gekleidet. Den grünen, ebenfalls mit grossen Brillanten geschmückten Turban umgiebt eine weisse Binde und ziert eine prächtige Reiherfeder. Vor dem Sultan steht der Grossvezier oder erste Minister, dem er seine Befehle ertheilt. Der Turban des Veziers hat eine andere Form, denn in der Türkei wird der Rang vorzüglich an den Turbans erkannt.~~Fig. 2. Die erste Gemahlin des Sultans und der Thronerbe.~~Die erste Gemahlin des Sultans ertheilt ihrem Sohne, dem Thronerben, mütterliche Lehren. Unter den sechs oder sieben wirklichen Frauen des Kaisers erhält diejenige den Vorrang, welche ihm den ersten Sohn giebt, und behält diesen Rang so lange, als letzterer lebt. Kommt dieser zur Regierung, so erhält sie als Sultanin Mutter, wenn sie will, nicht selten bedeutenden Einfluss auf die Staatsgeschäfte.~~Fig. 3. Der Schwerdt- und Turbanträger des Sultans.~~Sie sind beide kaiserliche Hofbeamte, gehören zu den Grosswürdeträgern des Serails, und werden aus den kaiserl. Pagen erwählt. Der Schwerdträger hat zugleich das Amt eines Oberhofmeisters und Obermundschenks, und ist, des nahen Umgangs mit dem Sultan wegen, eine bedeutende Person.~~Der Turbanträger hat einen weniger hohen Rang, und ist eine Art von Garderobemeister.~~Fig. 4. Oberaufseherin der Sclavinnen.~~Die Dame mit dem Stock und der Peitsche in den Händen ist die Usta-Kadin oder Oberaufseherin der Sclavinnen des Harems; sie bekleidet eine hohe Würde, zu welcher gewöhnlich abgedankte Favoritinnen gelangen. Die Instrumente in ihren Händen zeigen die Art der Zucht, welche sie ausübt.~~Die andern beiden Frauen sind Sclavinnen, welche zur Belustigung der Damen bestellt sind; die eine spielt ein türkisches Saiteninstrument, und die andere tanzt zu dieser Musik.~~
Ad99998 07 074aAd99998 07 074a.jpgFig. 1. Der Kislar-Aga und eine Odahlic.~~Der Kislar-Aga ist der Befehlshaber der schwarzen Verschnittnen, welche die innere Wache in dem Harem des Sultans ausmachen. Ihr Chef, der Kislar-Aga, obgleich selbst ein Sclave, ist eine bedeutende Person, und gewöhnlich leitet er, im Einverständniss mit der Sultanin Mutter, die Hofintriguen. Wir sehen ihn hier in seiner gewöhnlichen Staatskleidung, die sich durch einen weiten Pelz mit langen Aermeln und einen grossen Turban auszeichnet.~~Die Dame, die neben dem Kislar-Aga abgebildet ist, gehört zu den Odahlic's oder dienstthuenden Frauen des Serails, deren es eine grosse Menge giebt.~~Fig. 2. Conditor und Musiker des Serails.~~Wir sehen hier zuerst einen Musiker und neben ihm einen Conditor des Serails; beide gehören zu dem Pagencorps des Sultans, das aus mehreren Hundert jungen Leuten besteht, die zum Dienst des Herrschers im Serail erzogen werden. Sie sind in verschiedene Kammern oder Departements getheilt, deren jedes seine eigenen, ihm angewiesenen Geschäfte hat; einige sind für die Musik; andere für die Garderobe; andere für die Zuckerbäckerei, andere für die Schreiberei bestimmt.~~Fig. 3. Der Staats-Secretair der Pforte.~~Der Tschauch-Baschy oder Staats-Secretair der Pforte ist einer der höchsten Staats-Beamten, welcher der Justizverwaltung vorsteht, die fremden Gesandten dem Grossherrn präsentirt, und Sitz im Staatsrath oder Divan hat. Der silberne Stab in seiner Hand ist eine Art von Heroldstab, den er bei feierlichen Audienzen führt. Der gewöhnliche Tshauch an seiner Seite ist ein Staatsbothe, und Unterceremonienmeister, der die Befehle des Sultans überbringt, und die Gesandten bei der Audienz begleitet.~~Fig. 4. Capydschi-Baschy's.~~Diese Figur stellt zwei Capydschi-Baschy's vor, welche man kaiserliche Kammerherrn nennen könnte. Das Corps der Capydschi's, deren Vorsteher sie sind, besteht nur aus etwa 400 Mann, welche die Thürhüter des Pallastes, und gewöhnlich die Ueberbringer der fatalen Schnur sind, wodurch der Sultan seine Diener erwürgt zu werden verurtheilt.~~Fig. 5. Der Reis-Effendi und ein Dragoman.~~Der Reis-Effendi oder Minister der auswärtigen Angelegenheiten erscheint hier in gewöhnlicher Tracht, mit einem Papier in der Hand, um sein Amt als Chef der Schreiber anzudeuten. Neben ihm steht ein Dragoman oder Dolmetscher, der jederzeit ein Christ ist, aber das Vorrecht geniesst, wie die Türken gelbe Pantoffeln tragen zu dürfen.~~Fig. 6. Ein Kaiserlicher Page, nebst seinem Lehrer.~~Bei Fig. 6 sehen wir einen Pagen, der mit dem Calam oder einer Rohrfeder nach den Dictaten seines neben ihm sitzenden Lehrers schreibt. So wie die Musik-Pagen in der Tonkunst, so werden die Pagen einer andern Kammer, auf Kosten des Kaisers, im Lesen und Schreiben unterrichtet.~~
Ad99998 07 075aAd99998 07 075a.jpgFig. 1 u. 2. Das Oberhaupt der Ulema's, und der Cadi.~~Fig. 1. giebt uns die Abbildung des Oberhauptes der Ulema's, welches die Schriftgelehrten der Türken sind. Die Ulema's bilden einen einzigen gelehrten Körper oder Stand, der aber aus 3 Classen von Mitgliedern besteht. 1) Aus denjenigen, welche den Gottesdienst verrichten. 2) Aus den Gesetzauslegern, welche Mufty's heissen, und 3) Aus den Richtern, welche in bürgerlichen Rechtshändeln entscheiden, und Cadhy's genannt werden. Ehedem wurde der Cadhy der Hauptstadt für das Haupt der Ulema's angesehen; der Sultan Solyman I. aber erklärte den Mufty von Constantinopel für das Oberhaupt aller Schriftgelehrten. Da der Koran oder die heilige Schrift der Mahomedaner das einzige bürgerliche Gesetzbuch der Türken ist, so sind bei ihnen alle Rechtsgelehrte zugleich Gottesgelehrte. Fig. 2 zeigt den Cadhy oder Oberrichter von Constantinopel.~~Fig. 3. Der Grossvezier, wie er vor der Armee herreitet.~~Fig. 4. Der Sekban-Baschy~~oder dritte Offizier der Janitscharen. Die Janitscharen sind der Kern der türkischen Infanterie; sie sind in Ortas oder Cohorten getheilt, und ihr oberster Anführer heisst Aga. Ein Theil bildet gewissermassen die Garde des türkischen Kaisers; die übrigen sind im Reiche vertheilt.~~Fig. 5. Ein Janitschar in Galla-Uniform.~~Fig. 6. Einer der untern Offiziere der Janitscharen.~~Er hat den türkischen Rosenkranz in der Hand, welcher aus 90 Kügelchen besteht, welche die 90 Eigenschaften Gottes, wie sie der Koran angiebt, vorsteilen.~~Fig. 7. Der Sergeant-Major der Janitscharen,~~der ihre Namen in das Register einträgt.~~Fig. 8, 9 u. 10. Türkische Reiterei.~~Fig. 8 zeigt einen Spahi in Galla. Die Spahi's sind kühne Reiter, und bilden die Garde zu Pferde des Sultans. Ihr oberster Offizier ist der Seliktar.~~Fig. 9 ein Dehly, oder leichter Cavalerist von der Garde des Grossveziers.~~Bei Fig. 10 sehen wir einen Mamelucken. Das Corps ist aus den kühnsten Reitern der Gebirgsvölker des türkischen Reichs zusammengesetzt.~~
Ad99998 07 076aAd99998 07 076a.jpgDer grösste Staat der Türken besteht in einem zahlreichen Gefolge, das sie bei feierlichen Aufzügen hinter sich herziehen lassen. Fig. 1 zeigt daher zwei Hausoffiziere oder Bediente des Grossveziers, die zu seinem Staate gehören. Solche schön gekleidete Leute folgen ihm oft in grosser Anzahl, denn es hat Grossveziere gegeben, die gegen 2000 Bediente unterhielten.~~Fig. 2. u. 3. Der Oberkoch der Janitscharen und seine Begleiter.~~Fig. 2 stellt den Oberkoch der Janitscharen vor, der einen höhern Rang behauptet, als sein Titel anzuzeigen scheint. Er ist eine Art von Richter der Armee, und auf seinen Befehl erhalten die Janitscharen ihre Strafen. Sein Kleid ist von braunem Leder und so sehr mit seltsamen metallnen Zierathen versehen, dass er sich selbst kaum forttragen kann, und bei feierlichen Aufzügen von zwei Personen unterstützt werden muss.~~Bei Fig. 3 sehen wir zwei gemeine Janitscharen, welche den Kochkessel tragen, worinnen die Speisen in den Casernen gekocht werden. Der Offizier, der den grossen Kochlöffel trägt, hat den Rang eines Kapitäns. Eine Janitscharen-Compagnie, welche im Kriege ihre Kessel verliert, wird so für entehrt angesehen, als bei uns ein Regiment, welches seine Fahne verliert.~~Fig. 4. Seeleute.~~Der erste mit dem Mantel ist ein griechischer Matrose, der andere ein Seesoldat.~~Fig. 5. Soldaten, nach dem Nizam-Dschedid gekleidet.~~Sie sind von dem neuen, auf europäische Art exercirten Corps, das unter dem unglücklichen Sultan Selim III. errichtet wurde, und. so grosse Unruhen unter dem übrigen türkischen Militär verursachte. Diese neue Einrichtung wurde Nizam-Dschedid .genannt. Wir sehen hier einen Kanonier mit der Lunte und einen gemeinen Soldaten darnach gekleidet.~~
Ad99998 07 077aAd99998 07 077a.jpgDiese Tafel versinnlichet uns einige religiöse Gebräuche der Türken.~~Fig. 1. Eine Moschee.~~Wir sehen hier eine Moschee oder ein mahomedanisches Bethaus, von aussen dargestellt. Man sieht zuerst einen viereckigen, mit Steinen gepflasterten Hof, wo sich die Andächtigen, in dem in der Mitte befindlichen Brunnen waschen und die Schuhe ausziehen, ehe sie in den Tempel gehen. Diesen umgiebt eine Säulengallerie, wo man die Gebete verrichten kann. Hier beten vorzüglich die Frauenzimmer, denen der Zugang in das Innere des Tempels nicht gestattet ist. Das Dach hat eine Hauptkuppel und kleine warzenförmige Nebenkuppeln, nach dem wunderlichen Geschmack der Muselmänner. Sie dienen nur zur Verzierung. Ein wesentlicher Bestandteil jeder Moschee aber ist der Thurm oder Minaret, der ungefähr in 2/3 seiner Höhe mit einer Gallerie umgeben, und auf seiner Spitze mit dem halben Monde geziert ist. Von Innen des Thurmes führt eine Treppe zur Gallerie, durch eine Thür, die allemal nach Mecca hin, der heiligen Stadt des Mahomed gerichtet ist. Aus dieser Thüre tritt zu gewissen Stunden des Tages ein Geistlicher, und ruft die Zeit aus, wenn die vorgeschriebenen Gebete von allen Muselmännern verrichet werden müssen.~~Fig. 2. Der Mufty.~~Fig. 2 zeigt den Mufty, oder das Haupt der geistlichen Gesetzausleger, der neben dem Grabe eines Sultans aus dem Koran das Todtengebet liesst. Nur bei dem Tode eines Sultans verwaltet der Mufty dieses Amt.~~Fig. 3. Betende Türken.~~Die fünf betenden Türken erscheinen in verschiedener Stellung; jede derselben ist durch den Koran vorgeschrieben, und das gewöhnliche Gebet Namaz, das die Muselmänner täglich fünfmal hersagen müssen, kann nicht vollendet werden, ohne dass diese Stellungen der Reihe nach angenommen werden.~~Fig. 4 u. 5. Derwische oder mahomedanische Mönche.~~Die Derwische theilen sich in sehr verschiedene, fast unzählbare Classen oder Orden. Sie sollen sich durch strenges Fasten und ein eingezogenes Leben zu frommen Menschen bilden, wissen aber wenig mehr als den Aberglauben des Volks durch alle Arten Betrügereien zu unterhalten. Durch den Genuss des Opiums setzen sie sich oft in eine Art von Entzückung, drehen sich taumelnd im Kreise herum und behaupten, dadurch zu ausserordentlichen Visionen zu gelangen.~~
Ad99998 07 078aAd99998 07 078a.jpgUnter den Turbans oder der Kopfbekleidung der Türken herrscht eine grosse Verschiedenheit, und man kann daraus, sowohl die Stände, als die Völker und Religionsverwandten erkennen.~~Fig. 1 zeigt den Turban oder Caouc eines Christen aus Natolien in. Klein-Asien.~~Fig. 2 ist eine Drusin vom Libanon; ihre wunderliche Mütze besteht aus Pappendeckel, Messing oder Silberblech.~~Fig. 3 zeigt den Kopfputz einer Griechin aus Natolien. Wenn der Schleier darüber geworfen wird, so hindert der grosse Rand des Hutes, dass er nicht unmittelbar das Gesicht berührt.~~Bei Fig. 4 bemerkt man eine Mütze von rothem Tuche mit schwarzem Sammt eingefasst, wodurch sich die persischen Armenier kenntlich machen, die sich in Natolien niedergelassen haben.~~Fig. 5 ist der messingene Kopfputz der christlichen oder jüdischen Frauen von Diarbekir im alten Mesopotamien, zwischen dem Euphrat und Tigris.~~Fig. 6 zeigt den Kopfputz einer vornehmen Frau aus dem Thale Faran in der Nähe des Berges Sinai. Die ägyptischen Frauen tragen sich auf ähnliche Weise.~~Bei Fig. 7 sehen wir den Turban oder Caouc eines vornehmen Geistlichen aus Cairo, der Hauptstadt in Aegypten.~~Fig. 8 stellt den Turban einiger griechischen Kaufleute aus dem Archipel vor.~~Fig. 9 zeigt die Mütze der griechischen Popen; sie ist gewöhnlich von schwarzem Filz.~~Fig. 10 der Turban der Gesetzausleger in Cairo.~~Fig. 11 die Mütze, oder der Kuloh eininger Derwische oder türkischen Mönche.~~Fig. 12 ein Turban, den die Bewohner von Cutahyeh tragen.~~Fig. 13 zeigt zwei gewöhnliche Kleidungen der türkischen Männer. Der eine ist in einen schönen Pelz gekleidet; bei dem andern bemerkt man den Shawl, den die Türken oft sehr malerisch um Kopf und Hals wickeln.~~Bei Fig. 14 ist eine türkische Mahlzeit vorgestellt.~~Fig. 13 zeigt zwei gewöhnliche Kleidungen der türkischen Männer. Der eine in einen schönen Pelz gekleidet; bei dem andern bemerkt man den Shawl, den die Türken oft sehr malerisch um Kopf und Hals wickeln.~~Bei Fig. 14 ist eine türkische Mahlzeit vorgestellt.~~
Ad99998 07 079aAd99998 07 079a.jpgFig 1 zeigt uns eine Türkin von Constantinopel, und Fig. 2 eine andere Frau dieser Nation aus der Provinz, beide, wie man sie auf öffentlicher Strasse sieht. Da die strengste Eingezogenheit den mahomedanischen Frauen zum Gesetz gemacht ist, so dürfen sie öffentlich nur so dicht verschleiert erscheinen, wie wir sie hier abgebildet sehen. Ueber ihrer Hauskleidung trägt die erstere einen weiten Tuchrock, Feredjeh genannt, in welchen sie sich völlig einwickeln kann, und über dem Kopf einen Schleier Hedjaz, von weissem Musselin, der die Stirn bedeckt. Die Frauen aus der Provinz verhüllen sich statt dessen in einen weiten Shawl oder Mantel.~~Fig. 3 u. 4 sind reiche und angesehene Griechinnen aus der Insel Andros, einem der schönsten und fruchtbarsten Eilande des Archipelagus. Als Christinnen gehen sie unverschleiert.~~Fig. 5 ist eine Griechin von der Insel Simia.~~Fig. 6 eine Bürgersfrau aus Pera, einer Vorstadt von Constantinopel, in welcher die fremden Gesandten wohnen. In dieser Tracht zeigen sich die Frauen nur in ihren Häusern, weil sie öffentlich verschleiert einhergehen.~~Fig. 7 ist eine Frau von der Insel Naxos, der grössten und schönsten der Cycladen. Die Frauen der Hauptstadt von Naxos sollen sehr eitel seyn. Ihre Tracht ist gefällig und artig.~~Fig. 8 zeigt uns eine Frau von der Insel Marmora mit ihrem Kinde.~~Fig. 9 stellt eine Frau von der Insel Argentiera vor. Die Frauen sollen schön seyn, entstellen sich aber durch ihre schwer beladene Kleidung.~~Bei Fig. 10 fallen besonders die Armschienen in der Tracht einer Frau von der Insel Scio auf; die Weiber dieser herrlichen Insel sind ihrer Schönheit und Leutseligkeit wegen berühmt, schaden aber, wie die vorigen, ihren natürlichen Reizen durch ihre seltsame Kleidung. Ihre Halsbänder, die aus an einander gereihten Ducaten bestehen, sind eine allgemeine Mode bei den Griechinnen.~~Fig. 11 zeigt eine Frau aus Spra, und Fig. 12 eine von der Insel Cypern. Die Kleidung beider Frauen hat viel Aehnlichkeit, doch zeigt der Schleier der ersten die Mahomedanerin und das unbedeckte Gesicht der andern die Christin an.~~
Ad99998 07 080aAd99998 07 080a.jpgFig. 1. Drei Frauen von den griechischen Inseln.~~Wir sehen drei Frauen von den benachbarten Inseln Scio, Samos und Mitylene (ehemals Lesbos), deren Tracht gleichwohl auffallend von einander abweicht. Die mittlere Frau ist von Samos und hat eine fast türkische Kleidung, wie man aus den weiten Beinkleidern sieht; dagegen glaubt man in der Mitylenerin, ihr zur Rechten, ein artig gekleidetes europäisches Landmädchen zu sehen. Die Sciotin in dieser Gruppe ist in gewöhnlicher Haustracht, während ihre Landsmännin auf voriger Tafel Fig. 10. sich in vollem Staate zeigt. Auf diesen Inseln massen sich die griechischen Frauen das Recht an, gelbe Pantoffeln zu tragen, was sich eigentlich die Türken allein vorbehalten haben.~~Fig. 2. Türkische Frauen.~~Diese Figur zeigt uns eine andere Gruppe, welche den Unterschied zwischen den türkischen und griechischen Frauen deutlich macht. Beide sind hier neben einander in der Kleidung dargestellt, wie sie sich in den Städten öffentlich auf der Strasse sehen lassen. Die Türkinnen sind ganz um Stirn und Kinn verschleiert; die Griechin dagegen erhält ihr Gesicht frei.~~Fig. 3. Drusische Frauen.~~Diese zwei drusischen Frauen sind aus der Gegend des Libanon. Die Drusen sind eine, von den ächten Muselmännern verschiedene Sekte, deren Stifter Hakem, ein grausamer Reformator war. Die Drusen sind Ackerbebauer. Die Frauen sind in der abgebildeten Gruppe beschäftiget, Korn in einer Handmühle zwischen zwei Steinen zu mahlen.~~Fig. 4. Asiatische Türkinnen mit Brodbacken beschäftiget.~~Ihr Brod ist ungesäuert, und besteht aus flachem Fladen, der auf die erhitzten Steine gelegt wird, und wenn er gebacken ist, sich von selbst ablös't. Die fleissige Bäckerin raucht Tabak, wie fast alle Türkinnen.~~
Ad99998 07 081aAd99998 07 081a.jpgFig. 1 u. 2. Tänzer und Tänzerin.~~Wir sehen hier einen Tänzer und eine Tänzerin, wie solche im Serail des Gross-SuItans, zur Belustigung der Damen des Harems ihre Künste zeigen. Diese Tänzer sind gewöhnlich Griechen, bisweilen auch Franzosen oder Italiener, welche in einem wohlbewahrten Hofe eingeführt werden. Die Damen sitzen dabei in verschlossenen Logen hinter Gittern, und sehen den Sprüngen der Possenreisser zu. Die Kleidung, besonders der Frauen, ist dem kunstvollen Tanz gewiss nicht vortheilhaft. In den Händen haben beide Tänzer Castagnetten, womit sie den Tact schlagen. Ausserdem werden ihre Sprünge gewöhnlich auch noch von Musik begleitet.~~Fig. 2. Frauen aus Syrien.~~Die eine Frau ist aus Aleppo, der Hauptstadt eines Paschaliks in Syrien, und die andere aus Antiochien, eine andere alte und berühmte Stadt, ebenfalls in Syrien, welche einen anschaulichen Begriff von der Kleidung asiatischer Türkinnen geben. Aleppo ist der Mittelpunkt des türkischen Handels mit Persien und Indien, daher die schönsten Stoffe hier zu haben sind.~~Fig. 3. Albanier oder Arnauten.~~Diese Gruppe macht uns mit der Tracht der Albanier bekannt, welche Nation das alte Epirus und Illyrien bewohnt. Sie werden von den Türken Arnauten genannt, sind ein tapferes kriegerisches Volk und scheinen, ihrer Sprache nach, ein Gemisch sehr verschiedener Völkerschaften zu seyn. In Cattaro, welches gegenwärtig an Frankreich gehört, wohnen gleichfalls Albanier; auch in Sicilien findet man eine Colonie derselben.~~Fig. 4. Zwei Verkäufer aus Constantinopel.~~Diese Figur stellt zwei Krämer aus den Gassen von Constantinopel vor. Der eine verkauft Caimac, welches eine eingedickte Milch ist, die sich schneiden lässt, und mit Honig, Zucker und Salz gegessen wird. Der andere trägt Gemüse zu Markt.~~
Ad99998 07 082aAd99998 07 082a.jpgFig. 1. u. 2. Ein Wasser- und Lastträger.~~Fig. 1. ist ein Saccas oder militärischer Wasserträger, wie es deren bei der Armee eine grosse Anzahl giebt; sie haben den niedrigsten Rang beim Militär, stehen nicht unter besonderen Offizieren, sondern sind den Compagnien zugetheilt. Das Wasser, das sie den Soldaten nachführen, dient nicht bloss zum Trinken, sondern auch, um sich bei den vorgeschriebenen, selbst im Felde unerlässlichen Gebeten jederzeit waschen zu können.~~Die zweite Figur zeigt einen gemeinen Lastträger aus Pera, der Vorstadt von Constantinopel. Diese Leute, welche gewöhnlich Armenier sind, können unglaubliche Lasten fortbringen.~~Fig. 3. Ein griechischer Hochzeitwagen.~~Diese Wagen oder Karren, welche Arabal heissen, sind bestimmt, die weiblichen Gäste zur Feier der Festlichkeit abzuholen. Man schmückt sie zu diesem Behufe, so wie das Zugvieh, wozu man gewöhnlich Ochsen nimmt, mit Blumen und Blättern. Ueber dem Geschirre hängt man wohl auch Schellen, wodurch der Staat noch erhöhet wird.~~Fig. 4. Ein türkisches Grab.~~Wir sehen hier die Abbildung eines türkischen Grabes. Der Turban auf dem Leichensteine zeigt den Rang des Verstorbenen an. Die Türken suchen ihre Gräber so zierlich als möglich auszuschmücken, und mit Bäumen und Blumen zu bepflanzen, daher auch, nach dem Berichte aller Reisenden, die türkischen Kirchhöfe ein ungemein freundliches Ansehen haben. Auf unserer Abbildung steht eine Wittwe vor dem Denkmale ihres Gatten und ein Knabe reicht ihr eine, vom Grabe abgepflückte Rose.~~
Ad99998 07 083aAd99998 07 083a.jpgFig. 1. Die Riesenschildkröte. (Testudo Mydas. L.)~~Die merkwürdige sehr grosse Riesenschildkröte lebt und findet sich an den Küsten der Inseln, zwischen den Wendekreisen. Sie erreicht eine Länge von 7 Fuss, 4 Fuss Breite, und wiegt, ausgewachsen, oft 7 bis 800 Pfund. Ihre Schale, in der sie gleich einem Panzer steckt, ist in mehrere Schilder getheilt, und so fest, dass ein Wagen darüber gehen kann, ohne ihr zu schaden. Kopf, Füsse und Schwanz sind mit Schuppen, wie bei den Eidechsen, bedeckt. Die Zehen der Beine sind mit Schwimmhaut versehen, so dass das Thier fertig schwimmt. - Der Mund ist nicht mit Zähnen, wohl aber mit harten ausgezackten Kinnladen versehen. Ihre Nahrung besteht aus Meergewächsen, denen sie in friedlicher Ruhe scharrenweise an den Meeresküsten nachgehen. Das Weibchen setzt seine Eier, deren es des Jahrs zu drei verschiedenen Malen, zusammen bis gegen 300 Stück legt, in den reinen Ufersand der Meeresküsten, und lässt dieselben von der Sonne ausbrüten. Die Eier sind rund, 2 Zoll im Durchmesser, und sehr schmackhaft. - Das Fleisch der Riesenschildkröte ist wohlschmeckend, sehr gesund und wird als grosser Leckerbissen nach Europa, vorzüglich nach England gebracht. Der Nutzbarkeit wegen wird diesen Thieren sehr nachgestellt. Man fängt sie gewöhnlich, wenn die Weibchen zur Legezeit an das Land kommen. Da lauert man ihnen auf, schlägt sie todt, oder dreht sie um, wo sie, auf dem Rücken liegend, sich nicht fortbewegen können.~~Des grünlichen Fettes wegen heisst sie häufig, vorzüglich in England, die grüne Schildkröte (green turtle).~~Fig. 2. Die Cauane. (Testudo Caretta. L.)~~Die Cauane giebt der vorigen Schildkröte an Grösse nichts nach, und findet sich vorzüglich unter der heissen Zone in den Küsten-Ländern von America; doch auch im mittelländischen Meere an den Küsten von Sardinien kömmt sie vor. Sie nährt sich nicht von Pflanzen, sondern von Muscheln und kleinen Thieren, und greift mit grossem Muth in den Flüssen America's selbst die Jungen des dortigen Crocodils an. Der Nahrung wegen ist das Fleisch der Cauane ölig, ranzig, grobfaserig, von unangenehmem Geschmack, und man stellt daher diesen Thieren nicht so nach, als der Riesenschildkröte.~~Ob sie gleich auch bisweilen den Namen Carettschildkröte führt, so ist ihre Schale doch zu feinen Schildkrötarbeiten wenig tauglich, sondern diese liefert die eigentliche Carettschildkröte (Testudo imbricata. L.), welche wir im Bilderb. Bd. I. Taf. 23 kennen lernten, die aber mit gegenwärtiger oft verwechselt wird.~~
Ad99998 07 084aAd99998 07 084a.jpgFig. 1. Die aloëblättrige Yukka. (Yucca aloëfolia. L.)~~Die aloëblättrige Yukka findet sich in den warmen Ländern von America, von wo man sie nach Europa in unsere Orangerie-Häuser gebracht hat. Aus der dicken ästigen Wurzel erhebt sich in ihrem Vaterlande der starke Stamm in gleicher Dicke bis zu einer Höhe von 15 bis 20 Schuhen. An seinem obern Ende sitzt eine Krone von langen steifen Blättern, welche sich in eine Spitze endigen. Aus der Mitte bricht der Blütenstängel hervor, an welchem die schönen tulpenähnlichen Blüten traubenförmig sitzen. Diese sind von innen weiss, von aussen purpurroth, also schön für das Auge, aber unangenehm von Geruch. Nach dem Verblühen kommen Beeren zum Vorschein, welche aber bei uns nie zur Reife gedeihen; auch kommt diese Yukka hei uns nur sehr selten zur Blüte, und erreicht weder die Höhe noch Stärke, als wie in ihrem Vaterlande. Dort benutzt man die Fasern der Blätter zu Stricken, deren sich die Indianer bedienen.~~Fig. 2. Die schäckige Aloë. (Aloë variegata. L.)~~Diese kleine artige Aloë wurde zuerst durch Samen im Jahr 1700 nach Europa gebracht, und findet sich ursprünglich am Vorgebirge der guten Hoffnung. Die dicken, wenig fleischigen Blätter sind 3 bis 6 Zoll lang, haben eine dreieckig zugespitzte Form, und sind dunkelgrün mit Flecken von weisser Farbe. Aus ihnen kömmt der 12 Zoll lange Blumenschaft zum Vorschein, welcher rothe schöne Blüten trägt, die wie bei den andern Aloë-Arten einen süsslichen Saft enthalten. In unsern Gewächshäusern blüht diese Aloë, wie die meisten Cap-Pflanzen, um die Winterzeit. Wegen der buntgefleckten Blätter erhält sie bisweilen auch den Namen der Papagey-Aloë.~~
Ad99998 07 085aAd99998 07 085a.jpgWir sehen hier mehrere seltene ausländische Baumläufer nach den Abbildungen und Beschreibungen des französischen Naturforschers Vieillot. -~~Fig. 1. Der schwarzkappige Baumläufer. (Certhia cucullata. Shaw.)~~Dieser Baumläufer findet sich auf Neuholland, und misst mit dem Schnabel 6 Zoll an Länge. Von dem Kopfe ziehen sich die schwarzen Federn zu beiden Seiten des Halses in Form einer Kappe herunter: die Brust ist weiss, der Bauch orangeroth, und die Flügel graublau. Aus dem langen gekrümmten Schnabel tritt die Zunge hervor, welche sich in eine pinselförmige Spitze endigt, womit er seine Nahrung bequemer fasst.~~Fig. 2. Der getropfte Baumläufer. (Certhia guttata. Bechst.)~~Diese etwas kleinere Art misst nur vier Zoll, und bewohnt gleichfalls Neuholland. Mehrere Theile des Oberkörpers sind mit schwarzen Flecken, gleich Tropfen bedeckt. Ueber den hell kastanienbraunen Oberhals liegen auf dem Scheitel längere Federn, wodurch nach Willkür ein Federbusch gebildet wird.~~Fig. 3. Der gelböhrige Baumläufer. (Certhia chrysootos. Bechst.)~~Der grössere gelböhrige Baumläufer findet sich gleichfalls auf Neuholland, vorzüglich in der Gegend von Botany-Bay. Sein Gefieder ist grösstentheils olivengrün, die Kehle gelb, und hinter den Ohren sitzt ein Busch beweglicher, nach hinten zu liegender Federn.~~Fig. 4. Der Baumläufer Goruck. (Certhia Goruck.)~~Der Name dieses Vogels ist in seinem Vaterlande Neusüdwallis eigentlich Gu-gwarruck. Mit grosser Lebhaftigkeit verfolgt er lnsecten, und ist dabei beständig in Bewegung. Die Hauptfarbe des Körpers ist grün; die Augen umgiebt ein kahler rother Fleck.~~Fig. 5. Der mondfleckige Baumläufer. (Certhia lunata. Shaw.)~~Ist 5 1/2 Zoll lang, und wie die vorigen Arten in Neuholland zu Hause. Der Rücken hellbraun, der Bauch weiss und den schwarzen Hinterkopf ziert ein weisses, halbmondförmiges Fleck.~~Fig. 6. Der fünffarbige Baumläufer. (Certhia quinquicolor. Bechst.)~~Dieser kleine, 3 3/4 Zoll lange Baumläufer findet sich an der Küste der Sierra Leona in Afrika. An seinem Gefieder finden sich fünf Farben, violet, blau, grün, braun und gelbroth, woher er seinen Namen hat.~~
Ad99998 07 086aAd99998 07 086a.jpgDie mitten in der, östlich von Syrien sich nach Persien erstreckenden, Sandwüste befindlichen prachtvollen Trümmern, von denen zwei Gruppen auf dieser Tafel abgebildet sind, rühren von der, ehemals durch ausgebreiteten Handel sehr blühenden und reichen Stadt Palmyra her, die der jüdische König Salomo gründete, und die der römische Kaiser Aurelian im Jahr 272 nach Chr. G. zerstörte. Zur Zeit ihres Wohlstandes gieng der Handel aus dem östlichen Asien durch sie nach dem mittelländischen Meer und Europa umgekehrt, wodurch ihre Bewohner sehr reich wurden; daher sie ihre Stadt zu einer der prächtigsten in Asien erheben konnten, wie dies ihre Ruinen noch jetzt beweisen.~~Fig. 1. Der Sonnentempel.~~Diese Figur stellt den prachtvollen Sonnentempel vor, da die Palmyrener die Sonne, als ihre Gottheit verehrten. Man erblickt ihn im Hintergrunde rechts. Er ist 92 Fuss lang und 40 breit. Ihn umgeben korinthische Säulen, die an 50 Fuss hoch sind. In einiger Entfernung von ihm war er von einer hohen Mauer im Viereck umgeben, die gegen den Tempel sowohl, als gegen die Aussenseite mit Pilastern verziert war, und in der gewölbte Gänge angebracht waren. Von diesen stehen nur noch 16. Jetzt dient dieser Tempel den dort lebenden Beduinen zur Moskee, und ist von ihnen mit einigen Sprüchen aus dem Koran verziert worden. Den Raum zwischen dem Tempel und der Ringmauer nehmen schlechte Steinhütten ein, in denen sich die Ueberreste der Palmyrener aufhalten.~~Fig. 2. Die grosse Galerie~~ist ein prachtvoller Porticus von korinthischen Säulen, der von fern das Ansehn hat, als wenn er wie ein Circus gebogen wäre. Man nennt ihn die grosse Galerie von Palmyra. Von hier aus kann man den Euphrat erblicken, da Palmyra höher liegt, als die Wüste, die es von diesem Flusse trennt.~~
Ad99998 07 087aAd99998 07 087a.jpgNächst Rom und Neapel verdient Florenz den ersten Platz unter den Städten von Italien. Die darin noch jetzt vorhandenen Werke der Kunst, die vorzüglichen Gebäude, das Andenken an seine grossen Regenten, welche Wissenschaften und Künste schützten und beförderten, machen sie jedem Reisenden werth. Wir wollen daher auf gegenwärtiger Tafel einige der merkwürdigsten Gebäude dieser Stadt kennen lernen.~~Fig. 1. Der Dom von Florenz, Santa Maria del Fiore genannt.~~Der Bau des prächtigen Doms von Florenz, dessen hintere Seite wir hier abgebildet sehen, wurde im September 1298 begonnen. Den ersten Plan dazu machte der berühmte Baumeister Arnolfo di Lapo (ein Schüler des gleichfalls berühmten Malers Cimabue), und während 150 Jahre bis zu der Vollendung baueten viele Architekten daran. Die Kuppel fertigte im Jahr 1448 Filippo Brunellesco Lapi; diese, so wie die ganze Aussenseite des Doms ist mit schwarzem und weissem Marmor überkleidet. Das Innere zieren Malereien, Bronze- und Marmor-Arbeiten der älteren Florentinischen Künstler; die Höhe des Doms beträgt 380 Fuss. Der links stehende Glockenthurm (il campanile) mit schwarzem, weissem und rothem Marmor bekleidet, ist 280 Fuss hoch, und vortrefflich ausgeführt.~~Fig. 2. Der alte Pallast mit seinen Umgebungen.~~Der alte Pallast (1) Palazzo Vecchio genannt, gehört zu den ältesten Gebäuden in Florenz, und ist in den unruhigen Zeiten dieser Stadt mannigfach berühmt worden. Der davor liegende Platz enthält die schönsten Statuen in Marmor und Bronze der grössten Meister. So sieht man in den drei Hallen der Loggia (2) Meisterwerke von Donatello, Benvenuto Cellini und Giovanni di Bologna. Nicht minder merkwürdig ist das in der Ferne stehende Gebäude (3); es enthält die weltberühmte Gemälde- und Statuen-Galerie. -~~
Ad99998 07 088aAd99998 07 088a.jpgFig. 1. Die fürchterliche Natter. (Coluber atrox. L.)~~Diese Natter findet sich in Ostindien, vorzüglich auf der Insel Ceylan. Sie wird etwas über einen Fuss lang, und ihre obere Kinnlade ist mit grossen beweglichen Giftzähnen versehen. Der Kopf ist gegen den Körper sehr breit; die Farbe ist aschgrau mit dunkelbraunen Querbanden bezeichnet.~~Fig. 3. (sic) Die Schleppen-Natter. (Coluber stolatus. L.)~~Die Schleppen-Natter zeichnet sich durch zwei gelbliche Streifen aus, welche über den graubraunen Körper der Länge nach laufen. Das Männchen hat längs dem Halse schwarze Flecken, welche dem Weibchen fehlen. Diese Natter, welche in Asien lebt, hat in der obern Kinnlade drei Reihen kleiner scharfer Zähne, welche aber keineswegs giftig sind.~~Fig. 2. (sic) Die Japanische Natter. (Coluber severus. L.)~~Auf dem rothbraunen Oberkörper sieht man 11 bis 13 gelbe Sparren, mit dunkler Einfassung. Man verglich diese mit hebräischen Buchstaben, und gab ihr daher im Französischen den Namen der hebräischen Natter. Der untere Körper ist gelblich weiss, ohne Flecken. Nach Seba findet sich diese Natter in Asien, und zwar in Japan.~~Fig. 4. Die Corallen-Natter. (Coluber corallinus. L.)~~Den Namen erhielt diese Natter von der Stellung ihrer Rücken-Schuppen, welche nach vorn abgerundet und hinten spitz wie Glieder der weissen Coralle über einander stehen, und in 16 etwas getrennten Reihen über den ganzen Körper laufen. Die Corallen-Natter bewohnt Ostindien, und wird über 3 Fuss lang. Wir sehen hier, wie sie eine Eidechse verschlingt, und bemerken daraus, auf welche ausserordentliche Weise sich die Mundöffnung bei den Schlangen erweitert, um den Fang ganz zu sich zu nehmen.~~
Ad99998 07 089aAd99998 07 089a.jpgFig. 1. Der gemeine Wunderbaum. (Ricinus communis. L.)~~Der gemeine Wunderbaum ist in Afrika, so wie in mehreren Theilen von Asien, vorzüglich in Ostindien zu Hause, wo er zu der Höhe eines beträchtlichen Baums emporwächst. Doch findet er sich auch in den südlichen Theilen Europa's, so wie einzeln in unsern Gärten, wo er aber nur 4 bis 5 Fuss hoch wird, und nicht über zwei Jahre dauert. Der Stängel ist grün und hohl; die schildförmigen, und in ihren Lappen gezähnten Blätter sitzen auf langen Blattstielen. Ihnen gegenüber erscheint der lange Blüten-Stängel, (a) welcher weissliche Blüten trägt von runder Form. Die darauf folgenden Saamenkapseln (b) sind stachlich, und enthalten in ihren drei Abtheilungen einen länglichen glänzenden Saamen, welcher ein treffliches Arzneimittel ist, vorzüglich bei Verstopfungen. Aus den Saamen-Kernen wird nämlich häufig ein dickes, sehr fettes Gel gewonnen, welches die obigen heilsamen Eigenschaften hat, und häufig den Namen Castoröl führt. In Indien braucht man dieses Oel zum Brennen.~~Fig. 2. Der gemeine Sinau. (Alchemilla vulgaris. L.)~~Der gemeine Sinau, auch Frauenmantel, oder Löwenfuss, wegen der Form der Blätter, genannt, wächst in Teutschland wild auf feuchten Viehtriften und auf fetten Waldwiesen. Er ist ein perennirendes, Fuss hohes Gewächs. Die rundlichen Blätter sind in mehrere Lappen getheilt und gezähnt. An den Spitzen der zottigen Stängel sitzen die Blumensträusse, deren gelbliche Blüten im April erscheinen, und den Sommer hindurch den Bienen Nahrung gewähren. Die Blätter haben einen gelind zusammenziehenden Geschmack, und wurden sonst in den Apotheken als adstringirendes Mittel gebraucht, doch sind sie jetzt ausser Wirksamkeit. Wegen der erwähnten Eigenschaften kann diese Pflanze auch als Gärbemittel gebraucht werden. Die Alchimisten schrieben sonst dieser Pflanze geheime Kräfte zu, und brauchten sie häufig. Deswegen erhielt sie den Namen Alchemille.~~
Ad99998 07 090aAd99998 07 090a.jpgFig. 1. Der afrikanische Wiedehopf. (Upupa africana.)~~Dieser Wiedehopf, welcher dem in Europa und Nord-Afrika lebenden sehr ähnlich ist, unterscheidet sich von demselben dadurch, dass sein rostfarbener Federbusch kleiner ist, als bei jenem und dass die Federn desselben nicht den weissen Fleck unter ihrer schwarzen Spitze haben, welche der gemeine Wiedehopf hat. Die Hauptfarbe dieses Thiers ist die Rostfarbe. Auf dem Rücken sind zwei schwarze Bänder, und auf den schwarzen Deckfedern der Flügel ein weisses.~~Fig. 2. Der graue Wiedehopf. (Upupa capensis. Gmelin Lin.)~~Dieser im südlichen Afrika und auf Madagaskar lebende Wiedehopf ist 10 Zoll lang und trägt einen schönen weissen, nach vorn übergebeugten Federbusch auf dem Kopfe. Die Hauptfarbe ist graubraun; Unterleib und Hals sind weiss und die Schwungfedern sind gleichfalls mit einem weissen Fleck gezeichnet. Die Füsse sind gelb, die Krallen braun.~~Fig. 3. Der langschwänzige Wiedehopf. (Upupa Promerops. Lin.)~~Er wohnt gleichfalls auf der Südspitze Afrika's, und obgleich sein Körper nicht grösser ist, als der einer Feldlerche, so misst er doch mit seinen mittelsten sehr langen Schwanzfedern 18 Zoll. Rücken und Flügel sind schwarzbraun; der Bauch ist oberhalb braunroth, unterhalb, so wie Schenkel, Schwanz, Füsse und Zehen blass schwarz-röthlich. Die Federn am After sind gelb.~~Fig. 4. Der blaue Wiedehopf. (Upupa indica. Latham.)~~Er lebt in Ostindien. Sein ganzes Gefieder ist schön blau, das aber an dem untern Theile weniger lebhaft ist. Der Schwanz ist 4 1/3 Zoll lang und die Flügelspitzen bedecken den 4ten Theil desselben. Die Füsse sind blass bleifarben.~~Fig. 5. Der rothschnablige Wiedehopf. (Upupa erythrorhynchos. Latham.)~~Diese Art lebt in Süd-Afrika und ist 12 Zoll lang. Sein rother Schnabel hat 20 Linien Länge. Kopf, Rücken und Kehle haben eine glänzende Stahlfarbe, die an letzterer ins Violette spielt. Flügel, Brust und Bauch sind goldgrün. Die Schwungfedern sind blaustahlfarben.~~Fig. 6. Der olivenfarbige Wiedehopf. (Upupa olivacea, Bechst)~~Er ist auf den Südseeinseln zu Hause und 7 1/2 Zoll lang. Kopf und Oberleib sind dunkel, die Brust und der vordere Unterleib hell olivengrün, in das Gelbliche spielend.~~
Ad99998 07 091aAd99998 07 091a.jpgAlle drei Arten Schmetterlinge, welche auf dieser Tafel abgebildet sind, halten sich in den mittlern Gegenden America's, in Surinam, auf.~~Fig. 1. Der Amphinomus. (Papilio Amphinomus. L.)~~Die Grundfarbe der oberen Fläche der Ober-und Unterflügel (A) ist schwarz. Beide sind mit vielen grünen Zeichnungen geziert. Die Mitte der Oberfläche der oberen Flügel, wird von einer breiten, weissen Binde gedeckt. Die Grundfarbe der unteren Fläche (B) der Oberflügel ist braun, und bei den Unterflügeln tiefbraun. Die Erstern haben auf ihrer unteren Fläche eben die weisse Binde, wie auf der oberen, die Unterflügel haben schöne scharlachrothe strahliche Flecken. Der Schmetterling findet sich in Surinam, wo die Raupe auf indischem Jasmin lebt.~~Fig. 2. Der Polycaon. (Papilio Polycaon. L.)~~Die Oberflügel (A) haben auf dem dunkeln Grunde eine breite gelbe Binde, die aber nicht bis zu dem Vorderrande geht. Diese gelbe Binde erstreckt sich auch über die obere Fläche der Unterflügel, wo sie noch etwas breiter ist. Die Unterflügel (B) haben 6 starke Ausschnitte, über denen von beiden Seiten halbmondförmige Flecken stehen, die auf den Unterflügeln drei Reihen bilden, die erste grünlichgelb, die zweite hellblau, die dritte ziegelroth. Die blassbraune Raupe lebt in Surinam auf der Althea.~~Fig. 3. Der hellbraune surinamische Schmetterling. (Pap. Lena. L.)~~Die Oberflügel (a) sind oberhalb hellbraun, nach dem Rande zu dunkelbrauner gefärbt; der untere Theil gegen den Leib schmutzig violet, dann blau, dann dunkel violet mit himmelblauen Tropfen, die zum Theil ein weisses Auge haben. Die Unterflügel (b) sind braun mit mehreren Flecken und Augen geziert.~~
Ad99998 07 092aAd99998 07 092a.jpgMan trifft in dem, im südlichen Nord-America liegenden Vicekönigreich Neu-Spanien oder Mexico häufig noch so ziemlich erhaltene Trümmer von grossen Gebäuden, die ehemalige Völker errichteten, an. Von dieser Art sind die auf dieser Tafel abgebildeten Pyramiden.~~Fig. 1. Die Pyramide bei Cholula.~~Diese Pyramide, welche östlich vor der kleinen Stadt Cholula liegt, besteht aus vier gleich hohen Absätzen, hat 172 Fuss senkrechter Höhe und an ihrer Grundlage ist die Seite von 1355 Fuss horizontaler Länge. Sie ist aus getrockneten Lehmziegeln erbauet, deren Lagen durch Thon mit einander verbunden sind. Wie die Spanier in diese Gegend kamen, führten 120 Stufen auf die obere Fläche derselben, welche jetzt auf jeder Seite 230 Fuss misst. Gegenwärtig steht statt des alten Tempels, der dem Gotte der Luft, Quetzalcoatl, geweiht war, eine mit Cypressen umpflanzte katholische Kirche darauf.~~Fig. 2. Die Pyramide bei Papantla.~~Die Grundfläche dieses alten Gebäudes ist ein ganz genaues Quadrat, dessen Seite 77 Fuss lang ist. Die senkrechte Höhe beträgt 54 Fuss. Sie ist nach 6 Absätzen, wie die vorige abgestüzt, und von ungeheuern Porphyr-Quadern aufgeführt, welche sich durch die sorgfältigste Bearbeitung und die grösste Regelmässigkeit ihres Schnittes auszeichnen. Eine breite Treppe von 57 Stufen mitten auf der östlichen Seite führt auf die Fläche der stumpfen Spitze. Die Bekleidung der Absätze ist mit einer Menge kleiner viereckigter Nischen versehen, deren Zahl wahrscheinlich Beziehung auf den Kalender eines, einst dort wohnenden Volks, der Tulteken hatte.~~Die oberen Flächen dieser abgestuzten Pyramiden dienten zur Verehrung der Gottheiten der in Neuspanien damals lebenden Völker; das Innere zu Begräbnissen für Könige und Grosse. Sie waren mit einer hohen Ringmauer umgeben, in der, ausser der Wohnung für die Priester, Magazine für Lebensmittel und Waffen waren, daher eine solche Pyramide bei der damaligen Art Krieg zu führen, zugleich die Stelle einer Festung vertrat.~~Dieses merkwürdige Pyramiden-Gebäude wurde erst vor 30 Jahren von Spaniern, welche auf Jagd-Streifereien dahin kamen, entdeckt. Es liegt nicht weit von dem grossen indianischen Dorfe Papantla, in dem nördlichen Theile der Intendantschaft Veracruz.~~
Ad99998 07 093aAd99998 07 093a.jpgFig. 1. Der Domplatz in Pisa.~~Die alte ansehnliche Stadt Pisa am Arno, im ehemaligen Grossherzogthume Florenz, hat ausser ihren, in der Nähe liegenden berühmten Bädern auch noch viele merkwürdige Gebäude, die den Reisenden interessiren. Mehrere davon zeigt uns der hier abgebildete Dom-Platz.~~Links erblicken wir zuerst mit spitzig zulaufender Kuppel den Dom Johannes des Täufers, die Taufkirche oder das Battisterio di San Giovanni genannt, welche in den Jahren 1152 bis 1264 durch Geschenke des Königs Ruggieri von Sicilien, so wie durch freiwillige Beiträge von 34,000 Pisaner Familien gebauet wurde. Er ist ganz mit Marmor überdeckt. In der Mitte des Platzes erhebt sich, in Form eines lateinischen Kreuzes, der Haupt Dom, der Mutter Gottes gewidmet, im 11. und 12. Jahrhundert ganz von Marmor gebaut, mit den kostbarsten Thüren von Bronze. Die grössten Künstler Italiens haben sich beeifert, ihn durch Mosaiken, Gemälde, Basreliefs und Statuen zu schmücken. Rechts schliesst sich unsere Ansicht mit dem weltberühmten hängenden Thurm, il Campanile genannt, dessen obere Peripherie 14 bis 15 Fuss nach der Stadt zu über die Basis hinaus fällt. Er ist 142 Fuss hoch; auf lockern Boden gebauet senkte sich der Thurm schon während des Baues, und so steht er noch. An ihm bemerkt man die schönsten Marmorsäulen von zerstörten griechischen alten Tempeln und Gebäuden.~~Fig. 2. Der grossherzogliche Pallast, Pitti genannt, in Florenz.~~Er wurde von einem Florentiner Edelmann, Lucca Pitti erbauet, nach dessen Tode er an das Haus Medicis kam, die ihn bewohnten, und seit dieser Zeit ist er das Residenzschloss der Herrscher von Florenz geblieben. In den Sälen dieses merkwürdigen Pallastes befinden sich die schönsten Kunstwerke älterer italienischer Meister, wodurch der Pallast Pitti gleichfalls weltberühmt geworden ist.~~
Ad99998 07 094aAd99998 07 094a.jpgFig. 1. (A. B.) Die Hekuba. (Papilio Hecuba. L.)~~Dieser hier in natürlicher Grösse abgebildete prachtvolle Schmetterling ist in der Gegend von Cayenne in Süd-Amerika einheimisch. Wenige Schmetterlinge nur übertreffen ihn an Grösse und Schönheit. Der grössere Theil der Oberseite der Vorderflügel ist dunkel orangenfarbig. Vom Flügelgelenk läuft ein fahler, sich schwarz endender Streifen längs dem obern Rande gegen die Flügelspitzen hin. Der untere Theil der Vorderflügel ist grösstentheils schwarz und an dem äussern Rande ausgebognet. Die Rückseite der Flügel (Fig. 1. B.) ist noch prachtvoller und kann leichter aus der Abbildung ersehen, als mit Worten beschrieben werden. Nur bemerken wir, dass alle Flecken den schönsten Silberglanz haben. Der Leib ist oberhalb fleischfarben und unterhalb braun.~~Fig. 2. Die Astarte. (Papilio Astarte.)~~Die Grundfarbe der Flügel ist schwarz. Auf den Vorderflügeln befinden sich zwei carminrothe Flecken; auf der der Hinterflügel nur einer derselben. Der Leib ist violet, die Augen roth. Man trifft diesen Schmetterling zu Surinam in Süd-America an.~~Fig. 3. Die Junia. (Papilio Junia.)~~Dieser artige Schmetterling ist durchaus von einer lasurblauen, seidenartigen Farbe, mit Ausnahme der Mitte der Unterfläche der Flügel, wo das Blaue in das Violette spielt, und der Augen, die roth sind. Die Fühlhörner sind aber gleichfalls blau. - Das Vaterland ist, wie bei dem vorigen, Surinam.~~
Ad99998 07 095aAd99998 07 095a.jpgDie auf dieser Tafel abgebildeten beiden Schildkröten-Arten leben grösstentheils im süssen Wasser, legen aber ihre Eier an das Land, an dem sie sich auch oft lange aufhalten.~~Fig. 1. Die gelbe Schildkröte. (Testudo flava.)~~Sie ist in den südlichen Theilen von Europa, in Italien, Sardinien, Ungarn, ja selbst in mehreren Theilen von Teutschland einheimisch. Die Grundfarbe ihres 8 Zoll langen Rückenschildes ist dunkel grasgrün, mit gelben Puncten, die sich strahlenförmig ausbreiten, angenehm gezeichnet. Wie die Schlamm-Schildkröte lebt sie in morastigen Gewässern, und nährt sich von kleinen Fischen, Insekten, und auch Wasserpflanzen. Die Oberschale besteht aus 13 grossen Mittelschildern, 25 Randschilder umgeben sie. Die Füsse sind auch mit Schuppen bedeckt.~~Fig. 2. Die beissige Schildkröte. (Testudo ferox. L.)~~Diese Schildkröten-Art ist in den Flüssen des südlichen Nord-America's zu Hause und die grösste aller Flussschildkröten, da sie oft ein Gewicht von 70 Pfunden erreicht. Ihr Fleisch ist sehr fett und wohlschmeckend. Die Oberschale ist grünlich; die Mitte derselben hart und knochig, die Ränder aber sind mehr knorpelig, weich und lassen sich nach allen Richtungen biegen. Vorn und hinten ist das Schild mit glatten, länglichen Buckeln besetzt.~~Der kleine Kopf ist nach vorn zugespitzt, und die Nase bildet, wie bei dem Maulwurf, eine Art von Rüssel. Der Schwanz ist kurz, dick und breit. Die Eier sind kugelrund und halten fast 1 Zoll im Durchmesser; an Zahl legt sie deren gewöhnlich 30.~~Die beissige Schildkröte ist stark und muthig. Greift man sie an, so erhebt sie sich auf ihre Hinterfüsse, schwingt sich wüthend gegen ihren Feind und beisst heftig.~~
Ad99998 07 096aAd99998 07 096a.jpgFig. 1. Die prächtige Schotie. (Schotia speciosa. Juss.)~~Die prächtige Schotie findet sich in mehreren Theilen von Afrika, und wurde gegen das Jahr 1760 zuerst nach England, und von da weiter nach den übrigen Theilen von Europa gebracht, wo man sie in den Glashäusern wegen ihrer prächtigen Blumen, als Zierpflanze zieht. Die gefiederten Blättchen stehen einander gegenüber, und sind glatt, steif, und glänzend. Die Blüten sind einen Zoll lang, dunkelrosenroth, der Kelch mehr scharlachroth, und sitzen an einem holzigen Stiele. Die gekochten Saamen werden von den Hottentotten gegessen.~~F. 2. Der gemeine Catappenbaum. (Terminalia Catappa. Linn.)~~Er bildet einen schönen Baum, welcher in Indien regelmässig in den Gärten angepflanzt wird, und in der Pyramidenform unserer Fichte ähnlich ist. Die 10 Zoll langen, vorn breiter werdenden Blätter haben keinen Geruch, aber einen bittern Geschmack. Die Blütchen (welche a vergrössert zeigt) sitzen traubenförmig an einem längeren Stiel. Die längliche, 3 Zoll lange Frucht enthält eine wohlschmeckende Mandel, welche auf den ersten Tafeln Indiens roh gespeist wird. Auch presst man aus diesen Mandeln ein gutes Oel, welches nie ranzig wird. Den Saft der Blätter, mit Reiss-Wasser gemischt, brauchen die Indianer als heilsames Mittel in mehreren Krankheiten.~~
Ad99998 07 097aAd99998 07 097a.jpgDie neueste Reise des Hrn. v. Langsdorf, der den russischen Capitän v. Krusenstern, in den Jahren 1803-1807 auf seiner Weltumsegelung begleitete, hat uns auch mit den Bewohnern der nordwestlichen Küste von America näher bekannt gemacht, wie wir auf gegenwärtiger Tafel sehen werden.~~Fig. 1. Die Einwohner von San José.~~Die Eingebornen der spanischen Mission von S. José (Joseph) in Neu-Californien sind wohlgebauet, von starker Muskelkraft, dunkel von Farbe und schwarz von Haar. Spanische Mönche haben ihrer viele zum Christenthume bekehrt, getauft, und mehr an einen geselligen Zustand gewöhnt. Diese bekehrten Bewohner von S. José, so wie die Wilden, lieben Alle leidenschaftlich den Tanz, der in ausdrucksvollen Bewegungen besteht. Sie bemalen sich dazu mit schwarzer, rother und weisser Farbe; andere bekleben sich den ganzen Körper und die Haare mit weissen Pflaumfedern; noch andere malen sich auf den blossen Körper die Kleidung spanischer Soldaten.~~Fig. 2. Die Kaluschen in Sitcha bei einem Tanz.~~Die Kaluschen sind die Ureinwohner von Norfolksund, von gedrungenem Körperbau, schwarzem Haare, und schmuziger Farbe, welche durch das Einreiben mit bunten Erden noch vermehrt wird. Sie gehen gewöhnlich nackt, und bekleiden sich nur bei grosser Kälte, zum Staat und beim Tanz, mit Decken oder Kitteln nach europäischem Schnitt, die sie im Handel eintauschen. Auch bei ihnen ist der Tanz eine Lieblingsbeschäftigung, und sie bereiten sich Stundenlang darauf vor. Sie malen dazu die Gesichter mit bunten Erden an, besetzen die Kleider mit Hermelinfellchen, und bestreuen und bestecken die Köfpe (sic) mit den Federn des weissköpfigen Adlers (Falco leucocephalus). In eine Reihe gestellt, besteht der Tanz bloss in heftigen Sprüngen, ohne sich von der Stelle zu bewegen; einer mit einem dicken Stabe, womit er auf den Boden stampft, giebt den Tact an. Die Weiber sitzen umher und singen dazu. Ihre Unterlippen werden von Jugend auf durchbohrt, und durch eingesteckte Stückchen Holz unförmlich verlängert.~~
Ad99998 07 098aAd99998 07 098a.jpgDie merkwürdigen Pagoden von Mavalipuram liegen unfern der Küste von Koromandel zwischen Madras und Govelong auf einem Felsen, von dem sie selbst einen Bestandtheil bilden. Sie sind nämlich, wie mehrere Gebäude der frühern Hindus, mit unglaublicher Geduld und Arbeit aus dem Felsen selbst gehauen. Man gab ihnen erst ihre äussere Gestalt und höhlte sie dann von innen nach den Regeln der Baukunst aus. Zuerst kommt man zu dem behauenen Felsen, der unter dem Namen der sieben Pagoden bekannt ist; weiter hin nach der Südseite des Hügels, findet man die beiden hier abgebildeten Pagoden, die gegen 30 Fuss lang, 20 Fuss breit und eben so hoch aus dem harten Felsen gehauen sind. - In ihrer Structur haben sie wegen der zugespitzten Bogen Aehnlichkeit mit der gothischen Bauart. Bei der kleineren Pagode sieht man einen ausgehauenen Elephanten in natürlicher, und vorn einen Löwen in colossaler Grösse.~~Beide Pagoden sind innerhalb nicht vollendet. Sehr wahrscheinlich war ein Erdbeben die Ursache davon, wie man aus einer 4 Zoll breiten Spalte, die das aus einem Stück bestehende Gebäude der niedlichen Pagode vom Gipfel bis zum Boden, und wahrscheinlich auch den untern Felsen bis auf eine beträchtliche Tiefe trennt, urtheilen kann. Hierzu kommen noch andere Beweise, als z. B. dicht an dieser Küste in das Meer versunkene Gebäude, welche wahrscheinlich dasselbe Erdbeben, was die Beendigung der Pagoden hinderte, auch zerstörte.~~
Ad99998 07 099aAd99998 07 099a.jpgFig. 1. Achates. (Papilio Achates.)~~Hier ist das Weibchen dieses schönen Schmetterlinges abgebildet, da seine Farben ausgezeichneter, als die des Männchens sind. Die Oberseite der Vorderflügel hat eine grünlich braune Farbe. Die dreieckigen hochrothen Flecken an den Flügelgelenken, und die unter ihnen liegende schwarzen keilförmigen Flecken sind bei dem männlichen Falter gelb und weiss. Die Unterseite der Vorderflügel hat eine schwarze Grundfarbe und 7 weisse, 2 gelbrichrothe Schilder, und 6 rothe Randmonde. Dieser Schmetterling ist in Ost-Asien, wie in China, der Insel Java und auf Coromandel einheimisch.~~Fig. 2. Berecynthia. (Papilio Berecynthia.)~~Dieser in Surinam einheimische, Schmetterling hat eine dunkelbraune Grundfarbe, die nicht weit vom Aussenrande der Flügel von einer schmalen, rothgelben Binde durchschnitten wird.~~Fig. 3. Philocles. (Papilio Philocles.)~~Er ist gleichfalls aus Surinam. Die Grundfarbe der obern Vorderflügel ist schwarz. Gegen den Rand hin steht ein gebogener lichtblauer Flecken mit weisser Einfassung und zwischen diesem und dem Flügelgelenke ein ovaler, himmelblauer Ring, der einige weisse Puncte umschliesst.~~Fig. 4. Pretus. (Papilio Pretus.)~~Er ist auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung einheimisch. Die obere Seite der Flügel ist schwarz und mit vielen grünen, seidenartig glänzenden Flecken geziert. Die Hinterflügel sind braunröthlich mit mattweissen Flecken.~~
Ad99998 07 100aAd99998 07 100a.jpgFig. 1. Der Syrische Eibisch. (Hibiscus Syriacus. L.)~~Dieser schöne Blütenstrauch ist ursprünglich in Syrien zu Hause, wird aber jetzt auch in unsern Gärten gezogen, die er durch seine angenehmen und häufigen Blumen ziert. Er blüht vom August bis zum Herbst, und hält sich bei einer warmen Lage, und im Winter eingebunden, auch im Freien. Die Blätter sind zugespitzt und dreilappig; in den Winkeln derselben sitzen die grossen schönen Blüten. Die hochrothe Knospe entfaltet sich in 6 bis 7 Blätter, welche röthlich weiss mit rothen Adern gezeichnet sind, und einen dunkeln Kern haben. Der späten Blüte wegen werden die Saamen selten reif, und man pflanzt diesen schönen Strauch am leichtesten durch Absenker oder Schnittlinge fort.~~Fig. 2. Der chinesische Apfelbaum. (Pyrus spectabilis.)~~Der chinesische Apfelbaum, welcher erst seit 1780 in Europa bekannt ist, zeichnet sich durch seine röthlichen halbgefüllten Blüten aus, welche wie kleine Rosen aussehen, und ihm ein prächtiges Ansehen geben. Der Stamm wird 20 bis 30 Fuss hoch; er kommt zwar bei uns im Freien fort, doch will er Schutz gegen die Winde, auch werden seine Früchte selten reif. Seine Schönheit besteht, wie gesagt, in den Blüten. Man kann ihn daher, wie die andern Obstsorten, im Winter im Zimmer in Töpfen ziehen, wo er blühend einen ungemein schönen Anblick gewährt.~~
Ad99998 07 101aAd99998 07 101a.jpgGegenwärtige Tafel zeigt uns auf eine geschmackvolle Weise geordnet Waffen und Hausgeräthe der Bewohner von Nukahiwa, einer Insel der Südsee, deren wir schon im CXXVIII. Hefte erwähnten.~~Fig. 1. zeigt einen Streitkolben, der am Ende mit Flechten aus den Haaren eines erschlagenen Feindes verziert ist. Fig. 2. einen Ringkragen aus mehreren an einander gelegten kleinen Stäbchen aus leichtem Brodbaumholze von der Form eines Hufeisens und mit aufgeklebten schwarzen und rothen Erbsen verziert. Fig. 3. zwei mit Schnitzwerk versehene Stelzen; Fig. 4. einen Angelhaken aus Perlmutter gefertigt; Fig. 5. eine mit geflochtenen Streifen umgebene Kalebasse; Fig. 6. ein steinernes Beil mit hölzernem Griff; Fig. 7. einen künstlich geflochtenen Sonnen- oder Windfächer; Fig. 8. zwei verschiedene Arten von Rudern; Fig. 9. eine aus Cocosnussfasern verfertigte Schleuder; Fig. 10. einen aus Federn bestehenden Schmuck der Hand- und Fussgelenke; Fig. 11. zwei Ohrverzierungen, aus einer Muschel und einem Schweinszahne bestehend; Fig. 12. zwei Wurfspiese, unterhalb mit Verzierungen versehen, und endlich Fig. 13. zeigt einen Todtenkopf mit Schweinszähnen besteckt, als Andenken an einen von dem Besitzer errungenen Sieg über seinen Feind.~~
Ad99998 07 102aAd99998 07 102a.jpgFig. 1. Die Semiramis. (Papilio Semiramis.)~~Diese sehr seltne Schmetterlingsart ward auf dem Zuckerrohre zu Surinam auf der Plantage Zoelen gefangen. Sie gehört unter die Atlas-Phalänen, hat fedrige Fühlhörner und einen kaum wahrzunehmenden Saugrüssel. Der seidenartige Pflaum des Hintern zeigt, dass hier das Männchen abgebildet ist. Die drei eckigen und halbmondförmigen Flecken der vordern Flügel sind, wie die runden der hintern, durchsichtig, gleich den Flecken auf den Flügeln der Spiegelschmetterlinge. Die ungemein grossen Verlängerungen der hintern Spitze der Hinterflügel sind so zart und schmal, dass schwer zu begreifen ist, wie dies Thier sie durch den Flug nicht beschädigt.~~Fig. 2. Die Lima. (Papilio Luna.)~~Dieser Schmetterling hat auf der untern Seite dieselbe Zeichnung, wie auf der obern. Die ovalen Augenspiegel, von denen sich auf jedem Flügel einer befindet, sind durchsichtig wie Glas. Er ist in Jamaika, Neu-York, Carolina, in Maryland einheimisch und seine Raupe nährt sich von dem Laube des Sassafrasbaumes. Auf Koromandel und in Ceylan findet sich eine Abart desselben von blässerer, fast weisser Farbe und mit breitern, braunen Rändern der Vorderflügel.~~Fig. 3. 4. Der Imperialis. (Papilio Imperialis.)~~Dieser, in Surinam einheimische, mit FIügelschwänzen versehene Schmetterling zeichnet sich ganz vorzüglich durch die Pracht seiner Farben aus. Die Oberseite der Vorderflügel ist azurblau, so wie die der Hinterflügel. Erstere sind mit einer schwarzen Randbinde umgeben und haben jeder zwei schwarze Flecke. Die Unterseite ist grösstentheils grün. Bei den Vorderflügeln findet sich ein hellblauer runder Fleck bei dem Flügelgelenke. Die Flügel sind bis auf den vordern Bug der Vorderflügel mit schwarzen Härchen eingefasst und die Unterseite der Hinterflügel spielt in das Goldgrüne.~~Fig. 5. Die Progne. (Papilio Progne.)~~Dieser prachtvolle, in Jamaika und Neu-York einheimische, Schmetterling ist unterhalb fast eben so gezeichnet, wie oberhalb und gleicht dem bandirten Eckflügler Europa's, den die Franzosen: Robert le Diable und die Holländer: de gehakkelde Aurelia nennen, sehr. Nur sind die Flügel nicht so tief eingeschnitten. Auch fehlt am untern Theile der untern Flügel das silberne C, welches den europäischen Schmetterling auszeichnet.~~
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Ad99998 08 002aAd99998 08 002a.jpg
Ad99998 08 003aAd99998 08 003a.jpgBei Gelegenheit der 36 Tafel des VII. Bandes unseres Bilderbuchs sprachen wir bereits von der Gewohnheit der Bewohner vieler Südsee-Inseln, ihren Körper zu tatowiren, oder durch das Einstechen beliebiger Figuren in die Oberhaut des Körpers, zu zieren. Diese, und die zwei folgenden Tafeln, werden uns diesen sonderbaren Gebrauch in allen seinen Abstufungen genau kennen lernen.~~Die Geschicklichkeit des Tatowirens wird auf jenen Inseln als eine ordentliche Kunst getrieben, deswegen erblicken wir auf~~Fig. 1. Einen Tatowir-Meister.~~Er kniet auf dem linken Knie vor einer jungen Frau und tatowirt ihr linkes Vorderarm-Gelenk, das auf seinem rechten Knie ruht, mittelst des kammförmig ausgezackten Flügelknochens des Tropikvogels (Phaeton aethereus,) welches in einem Bambusstäbchen unter einem spitzen Winkel befestigt ist, auf dessen Endspitze leise Schläge mittelst eines ähnlichen Stäbchens geschehen, so dass nur das oberste Häutchen des Körpers mittelst dieser Schläge auf das kammartige Werkzeug durchstochen wird. Da auf der Haut die Figuren vorgezeichnet sind, so geht gewöhnlich die Operation sehr schnell von statten, wenn nämlich der Tatowirer hinreichend geschickt ist. In die leichte Verwundung wird die mit Wasser angemachte Kohle eines Kokosnusskerns eingerieben, worauf eine leichte Entzündung und Borke folgt, nach deren Abfall die Figur unvertilglich der Haut eingeätzt ist. Der in die Hütte tretende Nukahiwer bringt für den Tatowir-Meister einen Schweinskopf zum Lohne.~~Fig. 2. Einige der gewöhnlichsten Tatowirungs-Figuren.~~Jede derselben hat ihren eigenen Namen und manche eine eigene Bedeutung. Mehrere der vorzüglichsten wollen wir jetzt nach von Langsdorf's Reise kennen lernen.~~1. 2. Kake. Wird auf der innern Armseite und auf den Rippen eingeätzt.- 3. 4. 5. Enata, Männer. Wahrscheinlich werden diese Figuren nach Erschlagung eines Feindes bei Verzehrung seiner Leiche der Haut eingeprägt. - 6. 7. Kake-opogo, Querband über dem Auge, die Arme, die Brust, die Schenkel u.s.f. wird vorzüglich bei Schmausereien gemacht. - 8) Matta-Comor. Die Figur stellt einen Menschenkopf vor und ist mit Enata (3. 4 5) umgeben und wahrscheinlich das Emblem eines ausgezeichneten Kriegers, dessen Brust, Schenkel oder Rücken es ziert. - 9 10. Niho Piata, Hayfischzähne. Diese Figur wird als ausfüllende Verzierung, so wie die folgende (11) angebracht. - 12. Ehowa, Schildkröte. Dient zu gleicher Absicht, so wie auch die Figuren von Eidechsen und anderen Thieren. - 13. Tumaima findet nur auf der oberen Handseite Platz, und 14., deren Namen den Reisenden unbekannt blieb, nur am innern Arme und den Schenkeln.~~
Ad99998 08 004aAd99998 08 004a.jpgDie Bewohner von Nukahiwa tatowiren ihren Körper Stellenweise viele Jahre hindurch, so dass er erst im reiferen Alter seine ganze punktirte Zierde erhält. Im zwölften oder dreizehnten Lebensjahre wird bei den Knaben der Anfang gemacht, einige Hauptfiguren zu tatowiren; jedes Jahr kommen neue Zierrathen dazu, und erst im 30 bis 35sten Jahre ist der ganze Putz vollendet. Je älter der Nukahiwer wird, desto mehr Veranlassung geben ihm friedliche und kriegerische Vorfälle, die ihn betrafen, das Andenken derselben auf seiner Haut durch bestimmte Figuren zu erhalten. Der hier von der Rückseite dargestellte Nukahiwer ist noch jung, wie man aus den vielen, noch nicht tatowirten Stellen seines Leibes, vorzüglich an den Füssen sehen kann. Er führt einen Speer in der rechten, und den Schädel eines erschlagenen Feindes, der mit Schweinshauern geziert ist, an einem Strick in der linken Hand. Merkwürdig ist sein, so wie seines Nachbars Kopfputz. Schweinshauer, an Muscheln gekittet, dienen zum Ohrenschmuck, und den ganz nackt geschornen Scheitel zieren zwei, sich über den Ohren erhebende, schneckenförmig zusammengedrehte Haarzöpfe, welche den Anschein von ein Paar Hörnern geben.~~Die mit der Streitkeule, an deren hinterem Ende ein Büschel Haare eines erschlagenen Feindes befestigt ist, ausgestattete Figur stellt einen etwa 30jährigen Nukahiwer dar, der in der linken Hand einen Windfächer von Federn hält. Die ganze, durch Tatowiren vollendete, Körperzeichnung könnte wohl die Rüstung der alten Ritter Teutschlands zurückrufen, da sich Achsel-, Brustblätter und Ringkragen auch hier finden.~~
Ad99998 08 005aAd99998 08 005a.jpgNachdem wir auf den beiden vorhergehenden Tafeln die Verfahrungsart des Tatowirens, so wie die verschiedenen Grade desselben haben kennen lernen, wollen wir auf gegenwärtiger Tafel diesen Gegenstand damit beschliessen, einen durch seine schöne Gestalt sich auszeichnenden Begleiter des Königs von Nukahiwa, wie ihn der russische Weltumsegler, Capitän von Krusenstern hat abbilden lassen, zu betrachten. Diese Figur ist durch die, in die Haut eingeätzten, höchst symmetrischen Formen merkwürdig. Mancher europäische Künstler würde Mühe haben, sie aus einer gutgeformten Bildsäule nachzubilden. Fast alle eingeätzten Figuren unterscheiden sich von den aus der vorigen Tafel abgebildeten. Die linke Hand trägt eine, mit Schnuren regelmässig umgebene Kalebasse, eine Kürbisart; die Rechte hält eine Streitkeule. Den Hals umgiebt ein Ringkragen, aus Holzstäbchen des Brodbaums gefertigt, und mit rothen Bohnen geschmückt. Den Ohrenschmuck bilden an Muscheln gekittete Schweinshauer, und die Kopfdecke ist unterhalb mit eben solchen Schweinshauern eingefasst, und oberhalb aus zusammengeleimten Brodbaumholzstäbchen gebildet. Auf der Spitze befindet sich der Haarbusch eines erschlagenen Feindes.~~
Ad99998 08 006aAd99998 08 006a.jpgFig. 1. Die gehaubte Taube. (Columba cristata. Temminck.)~~Sie ist eine der wenigen Taubenarten, deren Kopf durch eine Haube geziert wird. Ihre Länge beträgt etwas über 13 Zoll. Kopf, Hals, Brust und Bauch sind grau und etwas ins Purpurfarbne schillernd. Auf Kehle und Brust sieht man Flecken von metallischem Glanz, und unter den Augen und der Kehle ockergelbe Flecke. Die Flügeldecken sind violet-purpurfarben, und die Flügelspitzen dunkelblau; der Rücken und die Schwanzfedern schwarz-grün; der Unterleib und die untere Schwanzseite rostfarben und die Schwungfedern der Flügel mennigroth. Dieses schöne Thier lebt auf den freundschaftlichen Inseln des grossen Oceans.~~Fig. 2. Die gegürtelte Taube. (Columba cincta. Temminck.)~~Sie ist 13 Zoll lang. Ihr Kopf und ihr Hals sind ganz weiss und die Brust oberhalb weissgelblicht, unterhalb aber mit einem breiten, schwarzen, sammtartigen Gürtel überdeckt. Der Rücken, die grossen Fügelfedern und der Schwanz sind schwarzgrün, letztrer an seiner Unterseite aschgrau. Ober- und Unterbauch, so wie die Schenkel sind schön gelb. Ihr Wohnsitz ist Südasien.~~Fig. 3. Die struppige Taube. (Columba Franciae. Latham.)~~Sie ist 12 bis 13 Zoll lang. Vom Schnabelgelenke bis hinter die Ohrenöffnung geht eine zinnoberrothe, von Federn entblösste Haut. Kopf, Hals und Brust sind schon weissgrau; der übrige Theil des Leibes, die Flügel und die untere Seite des Schwanzes dunkelvioletblau. Die obere Seite des letztern ist hochroth. Man hat sie zuerst aus der, unfern Afrika liegenden, Insel Frankreich gefunden.~~Fig. 4. Die Taube mit dem Ringkragen. (Columba armillaris. Tem.)~~Sie ist 15 1/2 Zoll lang. Ihr Rücken und Vorderhals sind schieferblau, sowie der über beide Seiten der Brust gehende, aber unterhalb nicht zusammenhängende, Gürtel. Ein ganz weisser Ringkragen geht von oberhalb der Ohröffnungen oval um die Brust her. Stirne und Kehle sind weissgrau; alle untere Theile weiss, die grossen Flügelfedern dunkelbraun. Die untern Deckfedern des Schwanzes und die Seitenfedern des Bauchs haben einen schwarzen, speerförmigen Fleck in der Mitte, sind aber sonst weiss. - Diese Taube lebt in Südasien.~~Fig. 5. Die Ufertaube. (Columba littoralis. Tem.)~~Sie bewohnt die Küsten der Inseln des indischen Archipelagus von Java bis Neuguinea, ist 13 Zoll lang und, mit Ausnahme der grossen Flügelfedern, die ganz schwarz sind und der äussersten Spitzen der Schwanzfedern, die halbmondförmige schwarze Flecken haben, ganz weiss. Schnabel und Füsse sind graublau.~~Fig. 6. Die Oriku-Taube. (Columba auricularis. Tem.)~~Sie ist wahrscheinlich auf den Inseln des grossen Oceans zu Hause, 11 1/3 Zoll lang und fast ganz weiss. Der Schwanz ist nur bei seinem Ursprunge grau und bei seinem Ende schwarz, eben so die äusserste Feder jedes Flügels. Die grossen und mittlern Federn der Flügel sind an ihrem Ursprunge grau, und an ihrem Ende schwarz. Die Wangen sind bis hinter die Ohrenöffnungen ohne Federn, und ihre nackende Haut dehnt sich gegen den Vorderhals, und bildet drei Anhänge oder bewegliche fleischerne Bärtchen, fast wie bei den Truthähnen. Ihre Farbe ist schön roth. Die Nasenlöcher sind gleichfalls mit einem kirschrothen Fleischklumpen bedeckt.~~
Ad99998 08 007aAd99998 08 007a.jpgDer zweifarbige Laubfrosch. (Rana bicolor. L.) Fig. 1. Von Oben. Fig. 2. Von Unten.~~Dieses schöne, in Surinam und wahrscheinlich auch in Guinea einheimische Thier, ist 4 Zoll lang und hat einen Kopf, der eben so breit ist, als der Körper, und 1 Zoll 9 Linien misst, dreieckig und vorn etwas abgestumpft, oberhalb und an den Seiten aber platt ist. Die Nasenlöcher sind klein; das Maul ist aber sehr gross. Die Farbe des oberen Körpers ist himmelblau, unterhalb des Kopfs blassviolet, und die des übrigen Körpers weissgelblich. Eine weisse, von einem dunkelvioletten Strich begleitete, Linie scheidet die blaue Farbe des oberen Körpers von der weissgelblichen des Unteren. Auf Armen, Klauen, Brust, den unteren Gegenden der Seiten und am After stehen weisse, rundliche Flecken verschiedener Grösse. Die Füsse haben gespaltene Zehen, die sich sämmtlich in klebrichte Ballen endigen, mittelst deren das Thier seine Nahrung auf den Bäumen suchen kann.~~Der Laubfrosch mit der Kopfbinde. (Rana leucophyllata. L.) Fig. 3. Von Oben. Fig. 4. Von Unten.~~Dieser niedliche Laubfrosch ist gleichfalls in Surinam einheimisch und höchstens 1 1/2 Zoll lang. Die Augenhaut ist goldfarben, der Kopf klein und wenig abgestumpft und die Stirne ist mit einem weissen breiten, hellen Bande versehen. Am unteren Rücken findet sich ein breiter, beinahe eiförmiger weisser Flecken. Aehnliche runde Flecken sind auf jedem Arme in der Zahl zwei und eben so viel ovale auf jedem Beine. Die Grundfarbe des oberen Körpers (Fig. 3) ist braunröthlich, des unteren (Fig. 4) glatt und weisslich. Die Zehen der Füsse sind mit klebrichten Ballen versehen. Die den oberen Theil des Körpers zierenden weissen Flecken spielen in die Silberfarbe und stehen sehr symmetrisch.~~
Ad99998 08 008aAd99998 08 008a.jpgFig. 1. Der Kreml oder die Festung in Moskwa.~~In der Mitte von Moskwa, der alten Hauptstadt des russischen Reichs, deren Einäscherung im September 1812 eine traurige Folge des Krieges war, liegt der Kreml, (ein tatarisches Wort, welches so viel als Festung bedeutet) welcher vom Brand verschont blieb. Der Kreml hat eine Stunde im Umfange, er bildet ein unregelmässiges Vieleck, das auf jedem Winkel einen Thurm hat, von einer hohen Mauer und Festungswerken umgeben, und von drei Seiten von den Flüssen Moskwa und Neplimaja umspült wird. Das Innere ist bloss mit steinernen Gebäuden besetzt, unter denen sich 32 Kirchen, durch ihre meistens vergoldete Kuppeln schon von weitem malerisch auszeichnen. Unter ihnen ragt der Thurm Iwan Weliki (der grosse Johann) der 22 Glocken trägt, vorzüglich hervor. Die grösste Merkwürdigkeit ist der alte Pallast der Czare, den wir bereits in unserm Bilderb. Bd. V. Taf. 95 kennen lernten. Zahllos waren die Kostbarkeiten, die sonst in diesem Pallaste aufbewahrt wurden.~~Der erste Ursprung des Kremls fällt in das 12te oder in den Anfang des 13ten Jahrhunderts, doch erst unter Iwan Wassljewitch I. im Jahr 1488 wurden durch den italienischen Baumeister Ridolfo Fioravanti die meisten Gebäude, wie sie jetzt stehen, errichtet.~~Fig. 2. Das Kaiserl. Sommerschloss Petrowsky, unweit Moskwa.~~Dieser Sommerpallast ist, wie er jetzt steht, unter der Kaiserin Catharine II. erbaut worden und liegt etwas über eine Stunde von Moskwa entfernt an der Petersburgischen Strasse. Im gothischen Geschmack angelegt, ist er mit vielen Thürmchen und ausgezackten Mauern, bunt angemalt, umgeben, welche dem Auge einen auffallenden Anblick darbieten. Die innern Gebäude sind weitläufig, ohne eben prächtig zu seyn.~~Nach einer alten Sitte müssen die russischen Herrscher, wenn sie von Petersburg zur Krönung kommen, hier abtreten, und in diesem Pallaste verweilen, bis zum feierlichen Einzuge in Moskwa alle nöthige Vorbereitungen getroffen worden sind.~~
Ad99998 08 009aAd99998 08 009a.jpgFig. 1 u. 2. Die St. Thomas-Taube. (Columba militaris. Temminck.)~~Fig. 1 stellt das Männchen, Fig. 2 das Weibchen dar. Ihre Länge von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze beträgt 12 1/2 Zoll, und der Schnabel ist 11 Linien lang. Der Kopf ist licht graublau; die Brust deckt ein breiter, gelber Schild; der Oberkörper ist schmutzig apfelgrün, das Achselband des Flügelgelenks purpurbraun, die mittlern und grössern Flügelfedern schwarz, erstere weissgelb, letztere olivenfarb eingefasst. Der Bauch und die hintere Flügel-Seite sind blaugrau, die Schenkel strohgelb, die untern Deckfedern des Schwanzes kupferfarben, die Oberseite desselben halb grün und halb grau, der federlose Fuss, so wie die Zehen roth und die Klauen, so wie der gewölbte Theil des Schnabels, grau.~~Das Brustschild des Weibchens ist schmuzzig gelbgrün, der Nacken dunkel olivenfarbig und der Streif des Vorderrückens hellgrau. Der Bauch ist grünlicht und die Seitenfedern des Schwanzes ihrer ganzen Länge nach grau, die beiden mittelsten aber grün. - Der Aufenthalt dieser Taube ist Indien.~~Fig. 3. Die aromatische Taube. (Columba aromatica. Latham.)~~Ihre grösste Länge beträgt 9 1/2 Zoll. Hals, Brust, Vorderbauch und Schenkel sind schmutzig grün; die Flügeldecken, Achselbänder und der obere Rücken purpurbraun mit breiten gelben Banden. Der Steiss und die mittelsten Schwanzfedern sind olivengrün, die übrigen grau. Unterhalb ist der Schwanz von seiner Wurzel bis auf drei Viertheile seiner Länge schwarz. - Ihr Aufenthalt ist die Insel Java.~~Fig. 4. Die Muskatnuss-fressende Taube. (Columba aenea. Latham.)~~Kopf, Hals. Brust und Bauch sind blaugrau, der Rücken und die grossen und kleinen Deckfedern der Flügel schön dunkelgrün mit metallischen Blicken; die grossen Flügelfedern grünblau, der Schwanz oberhalb schön Königsblau, in das Goldgrüne spielend, unterhalb rostfarbig. Die Füsse sind roth, der Schnabel und die Klauen schwarz und die Augen orangefarben. Sie bewohnt den Indischen Archipelag von den Molucken bis Neu-Guinea. Von den Muskat-Nüssen nährt sie sich nicht, wohl aber von der diese umgebenden Haut, die man fälschlich Muskatenblüte nennt.~~Fig. 5. Die Ramron-Taube. (Columba arquatrix. Temminck.)~~Diesen Namen hat sie von dem Laute, den das Männchen während der Brutzeit des Weibchens auszustossen pflegt, erhalten. Diese Taube lebt am Vorgebirge der guten Hoffnung, ist 15 Zoll lang und auf der Stirne, dem oberen Rücken und allen untern Theilen weinröthlich, mit eben dieser Farbe, aber heller, an Halse und Brust, übrigens aber bleiblau gefärbt. Die Federn auf erst genannten Theilen haben in der Mitte schwarze Flecken und scheinen Panzer-Schuppen zu bilden. Die Deckfedern der Flügel sind mit weissen, runden Flecken und der Bauch mit eben solchen, aber dreieckigen, zerstreut gezeichnet. Der Schnabel ist dunkelgelb; die, die Nasenlöcher bedeckende, Haut orangefarben und die Augen sind orangebraun.~~Fig. 6. Die Riesen-Taube. (Columba spadicea. Latham.)~~Sie misst von der Schnabelspitze bis zu dem Ende des Schwanzes 19 Zoll. Letzterer 7 1/2 Zoll lang, besteht aus 12, oberhalb russbraunen, mit grünen und dunkelpurpurnen Schiller-Flecken besetzten, unten weissgrauen, etwas in Grün mit Metallglanz spielenden, Federn. Die grossen Flügelfedern sind dunkel flachsblütenfarbig, mit Spiegeln von leuchtendem Grün auf den äusseren Bärten; die mittleren Deckfedern goldgrün; der Oberrücken braunroth mit Metallblicken; der Hinter-Kopf und Hals grünbraun; Kopf, Vorderhals und Brust dunkelgrün mit leuchtenden Blicken; der Bauch und ganze Unterleib weiss und der Schnabel und die Füsse roth. Sie ist bis jetzt nur auf der Gruppe der freundschaftlichen Inseln im grossen Ocean gefunden worden.~~
Ad99998 08 010aAd99998 08 010a.jpgFig. 1. Die Nachteule. (Phal. N. Stryx.)~~Dieser grosse Nacht-Schmetterling misst 6 Zoll mit ausgespannten Flügeln. Die Grundfarbe der vorderen Oberflügel ist weiss, welche Farbe sowohl an den Rändern, als im Innern durch unregelmässige, seltsam geformte schwarze Flecken unterbrochen ist. Auch ist der weisse Hauptgrund mit einer Menge kleiner schwarzer Charaktere durchschnitten, und hat hier und dort eine hellbräunliche Farbe. Diese bildet auch die Grundfarbe der hinteren Flügel, in deren Mitte sich ein grosser, unregelmässiger, braunrother Flecken befindet. - Man findet diesen Nachtfalter auf Amboina und Java.~~Fig. 2. Der Medor. (Sphinx Medor.)~~Dieser in Surinam einheimische grosse Abend-Schmetterling zeichnet sich durch seinen langen Saugrüssel aus, und hat die Grösse des vorigen. Die Grundfarbe der Flügel besteht in einer abwechselnden Mischung von Braun und Rothgrau, mit Querbändern und Streifen marmorartig gezeichnet. Kopf und Brust sind schwarz mit gelben Punkten, und der rothgraue Körper, so wie die inneren Winkel der Unterflügel mit feuergelben Flecken geziert.~~
Ad99998 08 011aAd99998 08 011a.jpgDie Josephinen-Amaryllis. (Amaryllis Josephinae. Ventenat.)~~Die hier abgebildete riesenartige Amaryllis ist die grösste unter den lilienartigen Gewächsen, und gehört bis jetzt noch zu den sehr seltenen Pflanzen, die uns in Europa zuerst von Holland aus bekannt wurde. Ein französischer Officier la Brousse, welcher sich sieben Jahre am Vorgebirge der guten Hoffnung aufgehalten hatte, kehrte 1789 von da nach Holland zurück, und brachte die erste, zehn bis zwölf Zoll lange Zwiebel mit, welche zwar in einem holländischen Treibhause gedieh, aber erst nach 16 Jahren blühte. Die Zwiebel treibt nämlich aus ihrem oberen Ende einen Büschel von zwölf bis dreizehn lanzetförmigen, graulichgrünen und ungezähnten Blättern hervor, die gegen 3 Schuh lang und acht bis zwölf Zoll breit sind. Zu Ausgang des Frühjahrs vertrocknen die Blätter, und ein zwei und zwanzig Zoll hoher Schaft schiesst empor. Die Blüthen, deren Anzahl bis auf sechzig steigt, stehen wie die Arme eines Kronleuchters um den Schaft herum. Die sechstheilige Blume ist neun bis zehn Zoll lang, und violetröthlich.~~Die oben erwähnte Zwiebel wurde aus Holland für den kaiserlich-französischen Garten zu Malmaison bei Paris gekauft, wo diese Pflanze seitdem mehrere Male geblüht hat.~~
Ad99998 08 012aAd99998 08 012a.jpgFig. 1.~~Der Mann mit den beiden Körben im Vordergrunde (1) ist ein Wallfischfleischhändler. Ausser diesem Artikel trägt er darin eine Wage, ein Messer, eine Hacke und einen Regenschirm. An dem, allen Japanern gemeinen Gürtel ist seine Tabakspfeife und sein Tabaksbeutel befestigt. - Die ihm nächste Figur (2) zeigt einen Civil-Officier von hinten. Von seinen zwei Säbeln ist nur der längere zu sehen. Auf dem Rücken hat er ein Blechschild zur Auszeichnung. - Die von der vorderen und hinteren Seite dargestellte Frau (3, 4) zeigt die Art, wie die Kinder der ärmern Stände in Japan getragen werden. Ihre Haare sind mit Metallnadeln geschmückt. - Der Mann (5.) ist mit Enthülsung der Reisskörner mittelst eines mörserartig ausgehöhlten Blocks, eines kegelförmigen, schweren, hölzernen Hammers und eines Siebes beschäftigt.~~Fig. 2.~~Die erste Figur links (1) stellt einen japanischen Bedienten vor, der mehrere Sachen und auch ein Paar Strohschuhe an einer, auf der Schulter ruhenden, Stange trägt. - Neben ihm steht (2) ein japanischer Matrose in seiner Montur, und rechts von diesem eine noch unverheirathete japanische Dame (3), welches man daran erkennt, dass die Schleife ihres Gürtels hinten und nicht vorn ist, welches letztere bei den Verheiratheten Statt findet. - Hinter dieser Dame steht ein Bedienter (4) der das Kind eines Reichen auf der Schulter trägt. Der lange, reichverzierte Mantel des Kindes ist merkwürdig; die rothe Farbe hält man für sehr gesund. - Auf ihn folgt rechts ein armer Tagelöhner (5), der statt des Regenschirms einen Regenhut von Stroh, und statt des Regenkleides einen Strohmantel um sich hat, um sich gegen üble Witterung zu decken; dessen ungeachtet aber doch auch Tabakspfeife und Beutel am Gürtel hängen hat. - Die letzte Figur (6) rechts stellt einen gewöhnlichen Bürger in seiner Winterkleidung vor. Das um den Kopf gebundne Tuch soll ihn vor der Kälte schützen. Ausser dem Tabaksbeutel und der Pfeife hat er im Gürtel sein Taschenbuch, einen Fächer und ein Dintenfass.~~Der Mann (5.) ist mit Enthülsung der Reiskörner mittelst eines mörserartig ausgehöhlten Blocks, eines kegelförmigen, schweren, hölzernen Hammers und eines Siebes beschäftigt.~~
Ad99998 08 013aAd99998 08 013a.jpgKeine andere christliche, ja! selbst keine Kirche anderer Glaubensgenossen kommt an Pracht, geschmackvoller Bauart, Reichthum der Verzierungen und Erhabenheit des Styls der St. Peterskirche in Rom bei.~~Die gegenwärtige Tafel zeigt im Hintergrunde das majestätische Gebäude der, dem heiligen Petrus (angeblich dem ersten Papste) geweiheten, Kathedrale mit den links und rechts erst in gerader, dann bogenförmiger Richtung von derselben fortlaufenden Säulengängen; auf der Mitte des Platzes erblickt man den, unter Kaiser Caligula aus Heliopolis in Aegypten hierher geführten, und vom Papst Sixtus V. 1586 von neuem errichteten Obelisk. Rechts von der Peterskirche steht der ungeheuere Pallast des Vaticans mit 11000 Zimmern und andern Behältnissen, in der Geschichte durch Versammlung der Cardinäle bei Erledigung des päpstlichen Stuhles zur Erwählung eines neuen Papstes berühmt. Er zeichnete sich ehemals auch durch eine der grössten Bücher- und Kunstsammlungen aus. Zwei Springbrunnen zieren und erfrischen den prächtigen Platz auf beiden Seiten des Obelisks.~~Papst Julius II. begann den Bau der Peterskirche 1506, unter Leitung des grossen Architekten Lazaro Bramante. Schon früher hatte Papst Nicolaus V. hier im Jahr 1447 eine neue Kirche erbauen wollen; aber kaum die Grundmauern waren bei seinem Tode vollendet. Man zählt 28 der berühmtesten Architekten aus Europa, unter denen die unsterblichen Maler Raphaël und Michel Angelo Buonarotti mit glänzen, welche in dem Zeitraume von 155 Jahren diesen Bau mit manchen Abweichungen von dem ursprünglichen Plane vollendeten. Die Kosten des Baues betrugen über 80 Millionen Thaler.~~
Ad99998 08 014aAd99998 08 014a.jpgFig. 1. Ansicht der Engelsburg, und der Engelsbrücke.~~Wir sehen hier die berühmte Engelsburg oder das Castello di S. Angelo, welche man wegen ihrer Befestigung die Citadelle von Rom nennen kann. Es ist ein rundes, thurmähnliches Gebäude, welches auf einer viereckigen Basis steht. Kaiser Hadrian liess es als sein Grabmal aufführen, und äusserlich auf das kostbarste mit Säulen und Statuen verzieren. Bei dem Verfalle des römischen Reichs wurde auch dieses Monument seiner äusseren Zierden beraubt, und mehrere Päpste, besonders Urban VIII. machten daraus eine kleine Festung, vorzüglich um die päpstliche Macht gegen die oft rebellirenden Römer zu schützen. Auf der Spitze steht ein grosser Engel von Bronze, woher der Name Engelsburg kommt. Im Vordergrunde erblicken wir den weltberühmten Tiberstrom, und die über ihn führende Engelsbrücke. In der Ferne erhebt sich der erhabene Dom der Peterskirche.~~Fig. 2. Die Girandola auf der Engelsburg und die Erleuchtung der S. Peters Kirche.~~Während der päpstlichen Regierung, beinahe zwei Jahrhunderte lang hatten die Römer zweimal des Jahres das Schauspiel der herrlichsten Erleuchtung, nämlich am Feste des Apostels Petrus, so wie am Krönungstage des Papstes. Alle äussern Umrisse der Peterskirche, (die wir im Hintergrunde erblicken), wurden an diesem Abende durch Tausende von Lampen erleuchtet. Gegen 10 Uhr wurde dann auf der Engelsburg ein prachtvolles Feuerwerk abgebrannt. Dieses endigte mit der hier abgebildeten Girandola oder dem Pfauenschwanz, wo 5000 Raketen zusammen in einem Augenblick in die Luft flogen, und gleich einem Vulkan ein Feuer-Meer auszuwerfen schienen.~~
Ad99998 08 015aAd99998 08 015a.jpgFig. 1. Der Wolverlei. (Arnica montana. L.)~~Der Wolverlei, welcher auch Fallkraut, Stichkraut und mehrere andere Namen führt, ist eine heilsame Arzneipflanze von grosser Wirksamkeit. Man findet diese Pflanze vorzüglich auf den Wiesen hoher gebirgiger Gegenden fast durch ganz Europa. Sie treibt einen einzigen, 1 1/2 Fuss hohen Stängel, an dessen Ende die gelbe strahlenförmige Blume sitzt. Die Wurzelblätter, vier bis sechs an der zahl, sind eirund, aus beiden Seiten haarig wie der Stängel, und liegen auf der Erde auf. Der Wolverlei hat einen scharfen, etwas gewürzhaften Geschmack, und einen starken, nicht angenehmen Geruch. Wurzeln, Blätter und Blumen, vorzüglich die letztern, werden mit Nutzen gebraucht. Die reizenden Eigenschaften dienen in vielen Krankheiten, die aus Schwäche der Lebenskräfte entstehen. Aeusserlich wendet man die zerstossene Pflanze bei Quetschungen an.~~Fig. 2. Der weisswurzelige Diptam. (Dictamnus albus. L)~~Der weisse Diptam wächst wild in bergigen und waldigen Gegenden von Teutschland, der Schweiz, Italien und Frankreich, wird aber auch seiner schönen rothen Blüthen wegen, welche im Junius und Julius erscheinen, als Ziergewächs in Gärten gezogen. Die Blüthen, welche am Ende des zwei bis drei Fuss hohen Stängels sitzen, dünsten im Sommer sehr aus, und dieser Dunst bildet eine eigne Atmosphäre um die Pflanze, welche sich durch ein trennendes Licht an Sommer-Abenden entzünden lässt, und eine grosse Flamme bildet, ohne jedoch der Pflanze zu schaden. Die Fingers lange, inwendig weisse Wurzel, ist perennirend. Die äussere Binde ist ein gutes Stärkendes Arzneimittel, welches getrocknet und pulverisirt, in vielen Krankheiten mit Erfolg angewendet wild.~~
Ad99998 08 016aAd99998 08 016a.jpgFig. 1. Der färbende Laubfrosch. (Hyla tinctoria. Daudin.) A. von oben. B von unten.C. ein Junger dieser Art.~~Dieser in Süd-America lebende Laubfrosch ist 1 Zoll lang, hat eine dunkelbraunrothe Hauptfarbe, und zwei von der Stirne aus längs beiden Seiten des Rückens bis zum After laufende, gelblich-weisse Streifen. Der Unterleib ist rothbraun und hat eine Menge schwarzbrauner runder Flecken. Die Amerikaner bedienen sich des Blutes dieses Frosches, um den dortigen blauen Papageyen rothe oder gelbe Federn zu geben. Sie raufen nämlich denselben, wenn sie noch jung sind, die Federn aus, und reiben dann die blosse Haut mit dem Blute dieses Frosches ein. Daher der Name desselben.~~Fig. 2. Der buntschenkliche Laubfrosch. (Hyla femoralis. Daud.)~~Er lebt in den Waldungen des südlichen Nord-America, ist 8 bis 14 Linien lang, auf dem grünen Rücken fein mit Braun punktirt, und hat auf den dunkelgrünen Schenkeln 6 bis 7 gelbe Flecken. Der untere Leib ist weissgelblich.~~Fig. 3. Der gelbschenkliche Laubfrosch. (Hyla squirella. Daud.)~~Er ist in Carolina einheimisch, und verbirgt sich im Winter hinter lose Rinden von Bäumen. Seine Länge beträgt 1 1/4 Zoll. Die Grundfarbe des Leibes ist dunkelgrün, unregelmässig mit Braun getüpfelt. Vier Reihen brauner Flecke erstrecken sich der Länge nach über den Leib. Der äussere Theil der Schenkel ist gelb, und sie sind kürzer als die unteren Füsse, welches eine Seltenheit ist.~~
Ad99998 08 017aAd99998 08 017a.jpgFig. A. zeigt dieses, den Getraideböden so nachtheilige Thier in natürlicher Grösse; Fig. B. dasselbe in 188maliger Vergrösserung von der oberen, und Fig. C. in eben so vielmaliger Vergrösserung von der unteren Seite. Man sieht, dass die Natur nicht vergessen hat, auch dieses kleine Insect vorzüglich auf der unteren Seite prachtvoll zu schmücken.~~Der Käfer selbst thut dem Getraide keinen Schaden, wohl aber dessen Raupe oder Made, welche aus dem, von dem Weibchen mittelst ihres Legestachels in ein Getraidekorn gelegtes Eie entsteht, und der das Korn bis zu ihrer Verwandlung in eine weisse, fast ganz durchsichtige, Puppe zur Nahrung dient. Je nachdem die Witterung kälter oder wärmer ist, bildet sich später oder früher aus ihr der Käfer. Im Durchschnitt legt ein Weibchen vom April bis in den August 188 Eier, und jedes in ein besonderes Getraidekorn. Man kann hieraus leicht ermessen, welchen Schaden diese Insecten, wenn sie sich auf einem Kornboden einmal eingenistet haben, bringen müssen.~~Das einzige Mittel gegen sie ist öfteres Umschaufeln des Getraides, Zutritt von Luftzügen auf den Getraideböden, da dieses Insekt die Kälte sehr scheuet und Versagung jedes Zufluchtsorts für dasselbe durch enggefugte Dielen, mit dicht aneinander passenden Bretern beschlagene Dachsparren und Vermeidung alles Kalks oder Mörtels auf den Getraideböden.~~
Ad99998 08 018aAd99998 08 018a.jpgFig. 1. Der Gipfel der Jungfrau.~~Dieses, eines der höchsten Alpengebirge des Berner Oberlandes, ist hier so dargestellt, wie man es ungefähr eine Viertelstunde davon aus dem Pfarrhause zu Lauterbrunnen erblickt. Da dieser 12,872 französische Fuss über der Meeresfläche erhobene, mit ewigem Eise und Schnee bedeckte Bergkoloss überall mit furchtaren Abgründen umgeben ist; Eisthäler, weite Einöden, und schreckliche Schluchten seine weitgedehnte Oberfläche furchen, und die Falten seines unvergänglichen Schneemantels bilden, so wagte selbst der entschlossenste Gemsenjäger sich nicht in diese einsamen und todten Gegenden. Es war aber den Hrn. Gebrüdern Meyer von Arau, den rühmlich bekannten Beförderern der Erdkunde Helvetiens, vorbehalten, den Gipfel dieses Gebirges im August 1811 zum ersten Male zu ersteigen. Die Gefährlichkeiten auf dieser Reise und die Erfahrungen, welche die Reisenden machten, können hier keine Stelle finden. Man lese darüber den ausführlichen Text oder Commentar zu dieser Tafel.~~Fig. 2. Gletscher im Grindelwald.~~Diese Figur stellt zwei der unvergänglichen Bergkolosse, nämlich das Wetterhorn links, und den Mettenberg in der Mitte, so wie einen Theil des äusseren Eigers, rechts vor. Zwischen diesem und dem Mettenberge erblickt man mit glänzend weissen Schnee bedeckte Höhen, welche die Viescherhörner heissen, und die Gränze des Cantons Bern bilden. Sowohl zwischen dem Wetterhorne und dem Mettenberge, als zwischen diesem und dem äusseren Eiger erblickt man Gletscher von der seltsamsten Bildung, theils in Spizsäulen, theils in gewellten Eisfeldern, welche mit dem frischen Grün des Grindelwald-Thales ungemein contrastiren. Das Wetterhorn, so genannt, weil die Anwohner die bevorstehende Witterung aus der Gestalt seines Gipfels abnehmen, ist 11,453, der Eiger 12,268, und das Dorf Grindelwald 3150 Pariser Fuss über das Meer erhaben. Da die Grindelwaldgletscher an dem angenehmen malerischen und keineswegs gefährlichen Wege, der aus dem Oberhaslithal über den Scheideck nach dem Lauterbrunnerthal führen, liegen, so werden sie am häufigsten von Reisenden besucht.~~
Ad99998 08 019aAd99998 08 019a.jpgDie gemeine Meer-Zwiebel. (Scilla maritima. L.)~~Die Meerzwiebel, welche schon im Altertum bei den Griechen als Arzneimittel bekannt war, bildet ein Pflanzengeschlecht, welches einige zwanzig Arten zählt. Die hier abgebildete gemeine Meerzwiebel ist wohl die Merkwürdigste davon. Sie wächst an dem sandigen Meeresufer warmer Gegenden, und ist in Spanien, Portugal, Süd-Frankreich, in mehreren Theilen von Italien zu Hause. Der runde glatte Blumenschaft wird zwei bis drei Fuss hoch, die sechsblättrigen Blüthen sind sehr geöffnet, weiss oder röthlich, und kommen im Sommer zum Vorschein. Die Zwiebel besteht aus dicken rothen oder röthlichen Schuppen, und erreicht oft die Grösse eines Kinderkopfes. Diese Zwiebel enthält einen schleimigen, scharfen und bittern Saft, welcher eben diese Pflanze als Arzneimittel so wirksam und schätzbar macht. Dieser scharfe bittere Saft bewirkt häufige Absonderung der Feuchtigkeiten, weswegen die Meerzwiebel in mehreren Krankheiten, vorzüglich in der Wassersucht, ein Hauptmittel ist. Frisch gebraucht würde der Saft wegen seiner brennenden Stärke als Gift wirken, weswegen die Zwiebeln mit Vorsicht durch Wärme getrocknet, und so die nachtheilige ätzende Kraft in eine heilbringende umgewandelt wird. Auf verschiedene Art, in Substanz, als Absud, als Meerzwiebelessig, Meerzwiebelhonig, oder auch als Tinktur wird sie also in mehreren Krankheiten angewendet.~~
Ad99998 08 020aAd99998 08 020a.jpgDer marmorirte Laubfrosch. (Hyla marmorata. Daudin.) Fig. 1. von oben. Fig. 2. von unten.~~Dieser schöne Laubfrosch lebt in Süd-America, z. B. in Surinam. Er ist 1 1/2 Zoll lang. Der Obertheil seines Leibes ist gelblich aschgraufarb und mit langen, hin und her gebogenen, röthlichen Streifen durchzogen. Der untere Theil des Leibes und der Schenkel ist weisslich, aber mit schwarzen, runden Punkten bestreuet.~~Fig. 3. Der Seitengestreifte Laubfrosch. (Hyla lateralis. Daud.)~~Er lebt im südlichen Nord-America und hält sich an den unteren Blattseiten der Bäume auf. Seine Länge beträgt höchstens 1 1/2 Zoll. Sein Leib ist langgestreckt. Die obere Seite ist hell-, die untere sehr blassgrün. Ein schmaler, hochgelber Streif umfasst die obere Lippe und geht von da an den Seiten herunter bis zum After.~~Fig. 4. Der doppeltgestreifte Laubfrosch. (Hyla bilineata. Daud.)~~Er lebt, aber nicht häufig, auf der Insel Java. Der Kopf und Rücken sind bis zum After braungrün, und zwei sich nach der Länge erstreckende Reihen brauner Flecke gehen über sie hin. Zwei schmale, parallellaufende, glänzend weisse Streifen gehen von den Augen aus und verlängern sich an den Seiten des Rückens bis zum Schenkel. Die Seiten sind hellgrün, und der Unterleib ist, so wie der untere Theil der Schenkel blassgrün. Seine Unterfüsse sind lägner (sic), als seine Schenkel.~~
Ad99998 08 021aAd99998 08 021a.jpgFig. 1. Der Vulkan von Jorullo~~liegt westlich von Mexico und 22 geographische Meilen vom Meere in der Intendanz von Valladolid, und ist 263 Toisen höher, als die ihn umgebende Ebene. Er entstand in der Nacht des 29. Septembers 1759, und ist mit mehreren Tausenden kleiner Basaltkegel umgeben, welche eben so viel Feueressen sind, die einen dicken Dampf ausstossen, und der sie umgebenden Luft eine unerträgliche Hitze mittheilen. Dieser, 4 Quadratmeilen, grosse und am Fusse des Vulkans 517 Fuss hohe, Strich heisst: Malpays. Der Abhang des immerbrennenden grossen Vulkans ist mit Asche bedeckt. Hr. v. Humboldt und seine Reisegefährten stiegen, nachdem sie eine beträchliche Höhe schlackigter und zackigter Lawen erklimmt hatten, in den Krater desselben hinab.~~Fig. 2. Die Luftvulkane von Turbako.~~Während der Sommerhitze und der durch sie veranlassten Krankheiten nehmen viele, die das Klima von Neu-Spanien an den Küsten noch nicht gewohnt sind, ihre Zuflucht in das Dorf Turbako, welches 970 Fuss über der Meeresfläche liegt, und wo man besonders in den Nächten eine erquickende Kühle geniesst. Von diesem Dorfe liegen in einer Entfernung von 3300 Toisen die Volcancitos (Luftvulkane) in einem dichten Walde aus Tolubalsambäumen, Gustavien mit Nymphäablüten, und Cavanillesia mocundo mit Laternenartigen, durchscheinenden Früchten bestehend. Der Boden erhebt sich allmählich 21 bis 27 Klafter über das Dorf Turbako.~~Beigefügte Abbildung stellt den südlichsten Theil der Ebene, in welcher die Volcancitos liegen, dar. In der Mitte dieser weiten, mit der Bromelia caratas umgebenen Ebene, erheben sich 18 bis 20, aus schwarzgrauem Thone bestehende, 25 bis 30 Fuss hohe Kegel, deren Spitzen eine mit Wasser gefüllte Oeffnung haben. Bei der Annäherung an diese kleinen Krater hört man wiederholt ein dumpfes, starkes Getöse, welches 15 bis 18 Secunden vor der Entwickelung einer grossen Menge Luft, welche das im Krater befindliche Wasser springbrunnenartig emporwirft, eintritt. Oft erscheint zu gleicher Zeit ein Schlammauswurf.~~
Ad99998 08 022aAd99998 08 022a.jpgSämmtliche hier abgebildete seltene Arten sind in Ostindien zu Hause, und mehr oder minder giftig.~~Fig. 1. Die blaugeringelte Blindschleiche. (Anguis coeruleazonata. Bechstein.)~~Die Länge dieses Thiers ist 5 Fuss, seines Schwanzes 5 Zoll, des Kopfs 1 1/2 und die stärkste Dicke des Leibes 4 1/2 englische Zolle. Die Farbe ist blau mit gelblich-weissen Binden. Die Zahl der Bauchschuppen beträgt 308, und die der Schwanzschuppen 48. Die Ostindier nennen dieses Thier Schittul. Ein von demselben in die Keule gebissener Vogel, stirbt nach 8 Minuten.~~Fig. 2. Die blaue Blindschleiche. (Anguis coerulea. Bechst.)~~Die Länge derselben beträgt 3 englische Fuss, die des Schwanzes 5 Zoll. Der Umfang des leztern ist 1 2/3 Zoll. Die Farbe des Kopfs, des Halses und des Rückens ist blau; die der Seiten und des Bauchs blassgelb. Die Zahl der Bauchschuppen beträgt 306, und die des unteren Schwanzes 52. Die Ostindier nennen sie: Hugli-pättih. Wird ein Vogel von ihr in die Keule gebissen, so stirbt er in 5 Minuten.~~Fig. 3. Die stumpfgeschwänzte Blindschleiche. (Anguis obtusccaudata. Bechst.)~~Die Länge dieses Thiers ist nahe 4 englische Fuss. Der Hals ist blau-schwarz mit gelben Querbändern. Auch der Rücken hat diese, aber etwas lichtere Farbe. Seiten und Bauch sind gelb, und von schwärzlichen Gürteln bis zur Schwanz-Spitze umgeben. Die Zahl der Bauchschuppen beträgt 338, und die des untern Schwanzes 48. In Ostindien führt sie den Namen: Kalla-Schuhtur-Sun.~~Fig. 4. Die grünblaue Blindschleiche. (Anguis prasina. Bechst.)~~Die Länge dieses Thiers beträgt nahe 4 englische Fuss; die des Schwanzes 4 1/2 , die des Kopfs 3/4, dessen Umkreis 1, und der des Leibes, wo er am dicksten, aber in einem magern Zustande ist, 4 1/4 engl. Zolle. Dunkelblau mit Grün vermischt ist seine Hauptfarbe. Den Hals umgeben grüngelbe Bänder. Breitere Bänder von eben dieser Farbe durchziehen die Oberfläche der Seiten und des Schwanzes. Ihr Ostindischer Name ist Schuhtursun.~~Fig. 5. Die bandirte Blindschleiche. (Anguis fasciata. Bechst.)~~Dies Thier ist 3 englische Fuss, 4 Zoll lang. Die Farbe ist oberhalb olivengrün, unterhalb gelb. Acht und fünfzig schwarzblaue Gürtel umkreisen den Leib, und neun den Schwanz. Die Zahl der Bauchschuppen beträgt 135, und der Schuppen unter dem Schwanze 73. Dieses Thier ist in den Salzwasserbächen, welche den Namen Sunderbunds führen, und in Bengalen liegen, zu Hause. Ein von demselben in die Keule gebissener Vogel, starb nach mehreren Verzuckungen nach 7 Minuten.~~
Ad99998 08 023aAd99998 08 023a.jpgDas Harzgebirge im nördlichen Teutschland ist theils wegen seiner Naturschönheiten, so wie durch die Industrie und Betriebsamkeit seiner Bewohner höchst merkwürdig. Es erstreckt sich von Westen nach Osten gegen neun, so wie von Norden nach Süden fünf geographische Meilen. Mehrere seiner merkwürdigsten Puncte wollen wir nach und nach kennen lernen.~~Fig. 1. Das neue Brockenhaus.~~Der Brocken ist der grösste und höchste Berg des Harzes. Er ist 3480 Pariser Fuss hoch, hat eine, geographische Meile von Norden gegen Süden lange und von Westen nach Osten eine halbe dergleichen breite Grundlage. Von seinem Gipfel überblickt man fast den zweihundertsten Theil von Europa, und geniesst eine der schönsten Aussichten, weswegen der Brocken jeden Sommer von Fremden zahlreich besucht wird.~~Auf seiner Spitze hat der regierende Graf von Stolberg-Wernigerode zur Bequemlichkeit für Reisende im Jahr 1800 das hier abgebildete neue Brockenhaus bauen lassen. Dieses 130 Fuss lange und 30 Fuss breite, geschmackvoll erbaute Wirthshaus gewährt alle Bequemlichkeiten, die man oft nur in den Gasthäusern grosser Städte findet. Es ist mit drei Blitzableitern und einem Thurme versehen, von dem man die weiteste Aussicht über einen grossen Theil des nördlichen Teutschlands geniessen kann.~~Fig. 2. Der Ilsenstein.~~Dieser 230 Fuss hohe, eine halbe Stunde von Ilsenburg im Ilsenthale liegende, nackte Granitfels zeichnet sich vorzüglich durch die prachtvolle Aussicht, die man von seinem Gipfel in das Ilsethal geniesst, aus.~~Fig. 3. Die Schnarcher-Klippen.~~Diese beiden merkwürdigen Granitfelsen liegen auf einer Anhöhe des Bahrenbergs und gleichen den Trümmern eines eingestürzten Bogens. Sie sind 80 Fuss hoch und 26 Fuss von einander entfernt. Der nördliche hat, wie der Ilsenstein, die besondere Eigenschaft, die Magnetnadel vom Nordpuncte auf den Südpunct zu-richten.~~
Ad99998 08 024aAd99998 08 024a.jpgDer gemeine Kastanienbaum (Aesculus Hyppocastanum L.), den wir Alle kennen, ist nicht in Europa zu Hause, sondern stammt ursprünglich aus den mitternächtlichen Theilen von Asien; er wurde nach Oesterreich im Jahr 1550, nach Frankreich im J. 1615, und nach England im J. 1633 gebracht. Seitdem ist er in allen Theilen von Europa, und auch in Teutschland allgemein verbreitert. Sein hoher pyramidenförmiger Bau, seine breiten blätterreichen Aeste eignen ihn sehr zu Anpflanzungen von Alleen, wozu er hauptsächlich angewendet wird. Zur Zeit der Blüthe gewährt dieser Baum einen vorzüglich schönen Anblick; die Blüthen kommen gewöhnlich im Mai zum Vorschein, und bilden an den Enden, der Zweige aufrechtstehende Büschel wie Kronleuchter. Die stachelichen Saamenkapseln enthalten gewöhnlich eine, selten zwei Früchte oder Kastanien, die nicht, wie bei den guten Kastanien, zugespitzt sind; auch keinen süssen, sondern bittern Geschmack haben, und daher von Menschen nicht genossen werden können. - Für das Vieh sind sie aber von mancherlei Nutzen, und werden gepülvert auch mit Erfolg in mehreren Krankheiten der Pferde in der Türkei angewendet, woher der Name Rosskastanie kommt.~~Der Rosskastanienbaum hat den Vorzug, dass er in jedem, auch dem schlechtesten Boden gedeiht. Das Holz ist keinem Wurmfrass unterworfen. Die Rinde hat fiebervertreibende Eigenschaften, und wird im Nothfall einigermaassen die China ersetzen können.~~Der Baum wird über 100 Jahr alt.~~
Ad99998 08 025aAd99998 08 025a.jpgFig. 1. Ansicht des Mäusethurmes bei Bingen.~~Die Gegend bei der Stadt Bingen ist berühmt durch die enge Schlucht, das Bingerloch genannt, durch welche sich der Rhein, der hier gegen eine steile Felsenwand andringt, mit wildem Geräusch Bahn macht. Da wo der Strom eine Wendung um den Rüdesheimer Berg nimmt, auf dessen Terrasse der köstliche Wein wächst, da liegt oberhalb dem Bingerloch ein alter Warththurm, von dem eine Volkssage erzählt, dass Hatto II., Erzbischof von Mainz im 10ten Jahrhundert in diesem Thurme, seines Geitzes und seiner Hartherzigkeit wegen, aus einem Strafgericht Gottes, von Mäusen gefressen worden sey. Diesen Mäusethurm erblickt man in der Mitte der Landschaft. Ihm gegenüber liegen auf dem rechten Rheinufer die Ruinen von Ehrenfels, eines alten Ritterschlosses. Auf der Höhe ragen die öden Mauern der Clemens-Kirche hervor.~~Fig. 2. Ansicht der Pfalz und der Stadt Caub.~~Eine halbe Stunde unterhalb Bacharach, erhebt sich, auf einer kleinen Felseninsel des Rheins, ein gothischer Thurm, die Pfalz genannt, in welchem, einer alten Sage nach, die Pfalzgräfinnen am Rhein ihre Niederkunft halten mussten. Zur Linken erblickt man die Ruinen von Schönberg, der Wiege eines edlen Geschlechts. Weiter unten liegt das freudliche Städtchen Oberwesel, das im Mittelalter eine Reichs-Stadt war. Rechts liegt das Städtchen Caub am Fusse eines Berges, aus welchem, an einer hervorspringenden Felsenspitze, ein Wachthaus steht, wo Gustav Adolph im 30jährigen Kriege gegen die, am andern Ufer gelagerten, Spanier Befehle ertheilte.~~
Ad99998 08 026aAd99998 08 026a.jpgFig. 1. Ankunft eines Rheinflosses, eine Stunde oberhalb Bonn.~~Auf dem Rheine, gewöhnlich bei Andernach, werden grosse Holzflösse aus den Masten und andern Baumstämmen, die vom Schwarzwalde, dem Odenwalde und den Mosel- und Saarthälern herabgeschwemmt werden, zusammengesetzt. Diese Flösse sind bisweilen 1000 Fuss lang und werden wohl mit 900 Arbeitern bemannt.~~Eine solche schwimmende Colonie ist hier abgebildet.~~Auf dem grossen Flosse sieht man mehrere Wohnungen und eine unzählige Menge Ruderer an beiden Enden desselben. Diese ungeheure Maschine wird zugleich von mehreren Kähnen und Nebenflössen begleitet. Die Leitung derselben erfordert eine eigene Kunst, wegen der vielen Strudel und Wasserfälle im Rhein.~~Man schätzt die Kosten eines solchen Flosses und der Fahrt nach Holland, ihrer Bestimmung, auf 400,000 Fl. In Dortrecht werden die Masten verkauft, und gehen zum Theil nach England und Spanien.~~Fig. 2. Zweite Ansicht eines Rheinflosses.~~Diese Platte stellt denselben Gegenstand in einer andern Landschaft dar. Man erblickt hier die Ruinen von Godesberg, welches ehedem ein Römer-Castel war, das im 13ten Jahrhundert in ein neues festes Schloss umgeschaffen wurde, jetzt aber auch verfallen ist.~~Die Aussicht von hier ist reich und entzückend. Im Hintergrunde zeigt sich die schöne Stadt Bonn, die ehemalige Residenz der Kurfürsten von Cöln.~~
Ad99998 08 027aAd99998 08 027a.jpgFig. 1. Der milchweisse Laubfrosch. (Hyla lactea. Daudin.)~~Dieses, in America lebende, Thier ist 1 Zoll 4 Linien lang, hat eine Milchrahmfarbe und eine hellbraune Linie von den Nasenlöchern bis-zu den Augen. Die Vorderfüsse haben vier halbverbundene Zehen, und die hintern fünf derselben, an deren Spitzen sich klebrige Knöllchen befinden.~~Fig. 2. Der Seitengestreifte Laubfrosch. (Hyla hypochondrialis. Daud.)~~Der Leib dieses, in Surinam lebenden Laubfrosches ist oben graublau und unten weisslich. Die Weichen und äussern Seiten der Füsse haben auf blassgelbem Grunde braune Querstreifen. Die Zehen sind an Vorder- und Hinterfüssen gespalten. Seine Länge beträgt 1 1/2 Zoll.~~Fig. 3. Der geaderte Laubfrosch. (Hyla venulosa. Daud.)~~Dieser im südlichen Nordamerica lebende, Laubfrosch ist gegen 4 Zoll lang, und zeichnet sich durch die beiden, hinter seinen Ohren hervorstehenden, gelben Schallblasen aus, welche jedoch nur das Männchen hat. Der Oberleib ist hellroth und der untere weissgelb. Die Vorderfüsse haben 4 gespaltene und die hintern 5 halbverbundene Zehen.~~Fig. 4. Der schreiende Laubsrosch. (Hyla boans. Daud.)~~Er ist gegen 2 Zoll lang. Die obere aschfarbige Seite ist mit blassbraunrothen Querstrichen durchschnitten. Die untere Seite ist weisslich. Die vier Zehen der Vorderfüsse sind gespalten, die fünf der hintern aber halb verbunden. Man trifft ihn in Surinam.~~Fig. 5. Der rothe Laubfrosch. (Hyla rubra. Daud.)~~Dieser 14 Linien lange, auch in Surinam einheimische Laubfrosch hat einen rothbraunen Oberleib mit zwei aschfarbenen Längenstreifen, und einen weisslichen, hier und dort blassröthlichen Unterleib. Mit den Zehen verhält es sich, wie bei der vorigen Art.~~
Ad99998 08 028aAd99998 08 028a.jpgFig. 1. Die Kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg.~~Zu den schönsten und nützlichsten Pallästen, welche sich zu Petersburg längs der Newa erheben, gehören nebst andern auch die hier abgebildeten Gebäude, welche der Sitz der Akademie der Wissenschaften sind, und ausser den Wohnungen für mehrere Professoren, auch die Hörsäle, die Bibliothek, die Sternwarte, die physikalischen, naturhistorischen und andern Sammlungen in sich enthalten. Diese Akademie-Gebäude liegen im Wasili-Ostrowschen Stadttheile, einer durch die große und kleine Newa gebildeten, Insel. Das Hauptgebäude ist von aussen durch kolossale Säulen geziert; in dem zweiten Gebäude, durch den Thurm des Observatoriums kenntlich, werden die wissenschaftlichen Sammlungen aufbewahrt. - Die Kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Petersburg bildet eine Vereinigung der vorzüglichsten Gelehrten, und ist der Sitz, von wo aus wissenschaftliche Kenntnisse jeder Art durch das grosse Russische Reich verbreitet werden.~~Fig. 2. Spiele der Russen auf öffentlichen Strassen.~~Der gemeine Russe ist seiner Natur nach sorgenlos, froh und lustig, und liebt leidenschaftlich Spiel, Gesang und Tanz. Wo er kann, sucht er sich von seinen mühseligen Lebensbeschäftigungen dadurch zu erholen. Er hat viele Arten von Volksspielen, die an öffentlichen Orten, wo sich Platz findet, von Alt und Jung gespielt werden.~~Auf gegenwärtiger Figur sehen wir eine der Strassen der vormals so prächtigen Stadt Moskau, welche sich jetzt wieder aus ihren Trümmern erhebt. Im Vordergrunde sind gemeine Russen mit verschiedenen ihrer beliebten Spiele beschäftigt. Die Jugend rechts spielt das Knochen-Spiel (Babki). Wirbelbeine von Kälbern oder Babki, welche, sorgfältig gereinigt und geglättet sind, werden in eine Reihe aufgestellt, und der Spielende sucht mit andern Knochen sie umzuwerfen. Wer nicht trifft, hat verloren.~~Erwachsene spielen linker Hand das Swaika-Spiel. In einen, auf der Erde liegenden, eisernen Ring muss ein grosser, schwerer, eiserner Nagel, der bei der Spitze angefasst wird, so geworfen werden, dass er in die Mitte des Rings in die Erde trifft.~~Der Gegensatz von Pallästen und Hütten, wie wir sie aus unserer Tafel gleich neben einander erblicken, gehörte zu den Eigenheiten jener alten Czaren-Stadt.~~
Ad99998 08 029aAd99998 08 029a.jpg(Juglans regia Lin.)~~Der Nussbaum ist ursprünglich in Persien zu Hause, aber seit undenklichen Zeiten nach Europa verpflanzt, und in den verschiedenen Theilen jetzt als einheimisch zu betrachten. Durch die Cultur hat man mehrere Spielarten gezogen, doch die gewöhnlichste Art ist der hier abgebildete gemeine Wallnussbaum. Er bildet einen prächtigen Baum mit einer breiten blätterreichen Krone. Die weit ausgebreiteten Zweige sind mit schönen, grossen dunkelgrünen Blättern besetzt. Diese bestehen aus sieben bis neun, länglich zugespitzten Blättchen. Im April erscheinen die braungrünen Blüthen, welche ungefähr drei Zoll lange Cylinder bilden, und an dem älteren Holze festsitzen. Die Frucht, welche im September reift, ist die uns allen bekannte Nuss. Sie besteht aus drei, von einander abgesonderten Theilen; zuerst die äussere grüne glatte Hülse; dann kömmt die holzige harte Schaale, welche gefurcht und unten zugespitzt ist; bricht man diese auf, so liegt in ihr die fleischige wohlschmeckende Frucht, welche sich in vier Flügel theilt. Man bereitet aus der Frucht ein gutes Oel, welches wie das Olivenöl verspeiset wird. Das von geringerer Güte wird zum Brennen gebraucht, auch braucht man es zur Oelmalerei, da es schnell trocknet. Die jungen, grünen Früchte werden mit, oder ohne äussere Schaale in Zucker eingemacht, auch bereitet man daraus einen Magen-stärkenden Liqueur. Die grünen Schaalen werden auch zum Braunfärben der Stoffe, so wie von Leder und Holz, gebraucht. Das Holz wird zu den verschiedensten Arbeiten angewendet; das von der Wurzel hat dunkle Adern, weswegen es die Kunsttischer zu mehreren Verzierungen ihrer Arbeiten nehmen.~~
Ad99998 08 030aAd99998 08 030a.jpgFig. 1. Die Westmünster-Abtei.~~Dieses Gebäude ist seines Alterthums, seiner Bauart und Grabmäler wegen, unstreitig eines der merkwürdigsten von London. Den Namen hat die Westmünster-Abtei von ihrer Lage an dem westlichen Theile von London, so wie von ihrer ersten Bestimmung, wo sie Klosterkirche war. Schon im Jahr 616 wurde sie vom König Sebert gegründet. Von den Dänen zerstört, wurde sie im Jahr 1065 von Eduard dem Bekenner von neuem aufgebaut. Heinrich III. vergrösserte den Bau, und Heinrich VII. liess im Jahr 1502 die prächtige Begräbniss-Capelle hinzufügen, die noch jetzt seinen Namen trägt. Die zwei prächtigen gothischen Thürme wurden zu Anfang des verflossenen Jahrhunderts von dem berühmten Baumeister Christoph Wren aufgeführt.~~Bis auf Heinrich VIII. war dieses Gebäude eine berühmte Benedictiner-Abtei, in der England's Könige gesalbt, gekrönt und auch beerdigt wurden. Ausserdem enthält das Innere der Kirche viele Grabmonumente der berühmtesten Männer Englands, von denen wir künftig sprechen wollen.~~Fig. 2. Die Westmünster-Halle.~~Sie ist ein Ueberrest des alten Pallastes der Könige England's, der unter König Heinrich VIII. durch die Flammen fast gänzlich zerstört wurde. Diese Halle oder Saal, von der wir hier die Aussenseite sehen, ist 270 Fuss lang, 74 Fuss breit, und 90 Fuss hoch; kein Pfeiler unterstützt sie, welches bei ihrer Grösse die Kühnheit des Baues vermehrt. Ehemals diente sie zur Feier von Festlichkeiten, Gastmalen u.s.f. So speisete König Richard II. in derselben 10,000 Menschen. Jetzt dient sie als Gerichtshof für das Verhör von Verbrechern aus dem ersten Englischen Adel oder den Pairs, welches mit grossen Feierlichkeiten geschieht.~~
Ad99998 08 031aAd99998 08 031a.jpgSämmtliche, auf dieser Tafel dargestellte, Natterarten sind in Ostindien einheimisch.~~Fig. 1. Die gelbgesprenkelte Natter. (Coluber flavo-punctatus.)~~Dieses Thier misst 13 engl. Zoll in die Länge. Die Farbe seines Kopfs ist hellbraun. Der Leib ist mit dunkelgelblichten Flecken besprenkelt. Die Schuppen sind gelblichweiss, und die meisten derselben haben schwarze Ränder. Die Eingebornen nennen diese Natter: Duhblih.~~Fig. 2. Die thonblaue Natter. (Coluber argillaceo-caeruleus.)~~Die obere Seite des Kopfs und des Leibes dieses, 19 engl. Zoll langen Thieres, hat durchaus eine bläuliche Thonfarbe. Der Bauch hat eine schwarzgelbe Haut. Die Hindu's nennen es: Schittih.~~Fig. 3. Die Dora-Natter. (Coluber Dora.)~~Diese, 2 engl. Fuss, 2 Zoll lange Natter, deren Hals 1 1/2, und deren Leib an der dicksten Stelle 2 1/2 Zoll im Umfange hat, ist am Kopf und Körper Lehmfarben, die an letzterem dunkler und mit dunkel gelben Flecken hin und wieder besetzt ist. Schilde und Schuppen sind weissgelblich~~Fig. 4. Die Brillen-Natter. (Coluber Naja. Linn.)~~Wir haben, zwar schon im IIten Bande No. 52. unseres Bilderbuchs die Brillen-Natter kennen lernen, liefern hier aber noch eine zweite bessere Abbildung, indem wir in dem Commentar zu diesem Hefte viel Merkwürdiges über dieses Thier noch hinzusügen.~~Fig. 5. Die bunte Natter. (Coluber variegatus.)~~Dieses, 2 engl. Fuss, 10 Zoll lange, und im Umkreise des Leibes 1 1/2 Zoll messende, Thier ist besonders schön gezeichnet. Der glänzend schwarze Kopf wird mit orangegelben Flecken ausgehellet. Gleichfarbige Flecken erstrecken sich auf der schwarzen Grundfarbe vom Nacken bis zur Schwanzspitze. - Die Hindu's nennen sie: Kalla-Dschin.~~
Ad99998 08 032aAd99998 08 032a.jpgFig. 1. Die grosse Seeblase. (Physalia Megalista. Péron.)~~Dieses wunderbare Geschöpf führt bei den Seefahrern den Namen Fregatte, Goelette, Galeere u. s. f., weil es mit Hülfe einer häutigen Blase bei ruhigem Wetter auf der Oberfläche des Meeres umherschwimmt. Ein häutiger und gefalteter Kamm, der sich längs der Luftblase erhebt, bildet ein wahres Segel, dessen Grösse das Thier nach Beschaffenheit der Luft, oder der Richtung, die es sich geben will, ändern kann. Die langen paternosterförmigen Fangarme, welche schön Ultramarinblau von Farbe sind, streckt es aus, um kleine Fische damit zu fangen. Die Berührung verursacht ein brennendes Jucken, als wenn man Nesseln angreift, ja noch heftiger, denn die ganze Hand ist einige Augenblicke wie gelähmt. Wahrscheinlich besitzt die Seeblase diese Eigenschaft, um sich ihres Fanges desto sicherer zu bemächtigen. Im Wasser leuchtet dieses Thier stark. Es findet sich an den Küsten Neuholland's.~~Fig. 2. Der geisselförmige Glaucus. (Glaucus flagellum. Blumenb.)~~Dieses artige Thier von schöner Ultramarin-Farbe, welches einen Silberstreif über den Rücken hat, findet sich im atlantischen und im grossen Ocean. Seine ästigen Kiemen dienen ihm zugleich als Flossfedern und als Lungen.~~Fig. 3. Das Pyrosoma des atlantischen Meeres. (Pyrosoma atlanticum. Péron.)~~Diese, einem Handschuhfinger ähnliche Molluske findet sich im grossen Ocean 3 bis 6 Zoll lang. Die äussere Oberfläche (A) ist ganz mit grossen länglichen Knoten übersäet, welche fester und durchscheinender, als die übrige Substanz sind. Sie vorzüglich geben den hellen Schein von sich, den man in der Nacht bemerkt, und-wo das Thier wie ein glühendes Eisen aussieht. - Die obere grosse Oeffnung lässt die innere Seite des Thieres (B) vollkommen betrachten; unten bemerkt man keine Oeffnung. Ueber die Art, wie sich das Thier bewegt und nährt, hat man noch keine Erfahrungen gemacht.~~
Ad99998 08 033aAd99998 08 033a.jpgFig. 1. u. 2. Das Thal von Meyringen und der Rosenlawin-Gletscher.~~Zu den angenehmsten Wanderungen in der Schweiz, die von jedem Reisenden mit Bequemlichkeit und ohne Gefahr gemacht werden können, gehört die kleine Reise von Bern über den Thuner und Brienzer See, von da durch das Hasli-Thal über die Scheideck nach den Grindelwald-Gletschern und dem Staubbach, welche beide letzteren Gegenstände wir in den früheren Heften unseres Bilderbuches bereits kennen lernten. Hier geben wir zwei andere Ansichten jener Gegenden.~~Wenn man nämlich von Brienz aus das schöne, in dem üppigsten Wachsthum prangende Hasliland, das Hauptthal des Berner Oberlandes durchwandert hat, so kömmt man zuletzt in das grosse schöne Dorf Meyringen (Fig. 1.). Hier sieht man sich von einer entzückenden Gegend umgeben, die ringsumher durch mehrere Wasserfälle, von denen wir hier nur den Alpbach erblicken, belebt wird. Etwas weiter entfernt von Meyringen liegt der Reichenbach, welchen malerischen Wasserfall kein Reisender unbesucht lässt.~~Nachdem man in Meyringen übernachtet hat, so setzt man seinen Weg nach Grindelwald fort. Ungefähr gegen die Mittagszeit langt man bei einer schönen Wiesenmatte an, auf der mehrere Sennhütten (Fig. 2.) liegen, von deren treuherzigen Bewohnern man Milch, Käse und Brod erhalten kann. Gelagert bei diesen friedlichen Hütten, erblickt man im Hintergrunde von dieser Seite den ersten oder Rosenlawin-Gletscher. Er hat seinen Namen von der Alpe oder Trift, die er verschlang. Dieser Gletscher, welcher ein Zweig des Gauli-Gletschers ist, erstreckt sich zwischen dem Wellhorn und Nellihorn südlich, und dem Engelhorn und Kamlihorn östlich.~~
Ad99998 08 034aAd99998 08 034a.jpg(Juniper communis.)~~Der allgemein bekannte Wachholder, welcher unsere dürren Berge bekleidet, bildet nach Verschiedenheit des Bodens und des Klima's bald nur einen Fusshohen Strauch, bald einen sehr ansehnlichen Baum, dessen Stamm dann auch verhältnissmässig stark wird. Er ist mit immergrünen, spitzigen Nadeln besetzt, und trägt auf einem Stamme Beeren, während der andere nur Blumen bringt. Diese Beeren reifen nicht, wie andere Früchte, in einem Jahre, sondern erreichen erst im dritten ihre Vollkommenheit; daher findet man denn immer ganz kleine, grosse, aber noch grüne, sowie, zugleich völlig reife, bekanntlich schwarze Beeren auf Einem Strauche beisammen. Sie haben, so wie alle Theile des Strauches einen harzig-balsamischen Geruch, und einen bitterlich-süssen, eben nicht unangenehmen Geschmack, und werden sowohl von Birkhühnern und Krammetsvögeln begierig aufgesuchet, als auch von den Menschen zu vielerlei Bereitungen, bald als Gewürz, bald als Arzenei gebraucht. Bekannt ist der Wachholdersaft als Schweisstreibendes Hausmittel, und das Wachholderöl, welche beide aus den Beeren verfertigt werden, und wem wäre wohl die vermeintliche schützende Eigenschaft der Beeren, und deren Zubereitungen als Getränk oder Räucherungsmittel für ansteckende Seuchen unbekannt? Das feine und harte, wohlriechende Wachholderholz (b) kann zu verschiedenen Arbeiten gebraucht werden, und war, so wie die Sprossen, ehedem auch ein Arzeneimittel. Jetzt dient es aber, nebst den Beeren mehr zu Räucherungen.~~
Ad99998 08 035aAd99998 08 035a.jpgFig. 1. Das Rothauge. (Cyprinus rutilus. Linn.)~~Die charakteristischen Kennzeichen dieser, im mittleren Europa verbreiteten, Karpfenart sind ihre rothen Flossen, Augenringe und die 12 Strahlen der Afterflosse. Der runde Rücken ist grünlich-schwarz, die Seiten und der Bauch sind silberfarben. Die, gegen den Bauch zu gebogene, Seitenlinie hat 36 Puncte. Brust-, Rücken- und Schwanzflossen haben eine braunrothe, die übrigen aber eine blutrothe Farbe.~~Fig. 2. Der Aland oder die Göse. (Cyprinus Jeses. Linn.)~~Diese Karpfenart zeichnet sich durch den starken Körper, den dicken, abgestumpften Kopf und die 14 Strahlen der Afterflosse aus. Der Augenstern ist bläulich-schwarz und ihn umgiebt ein gelber Ring. Der Kiemendeckel und der Rücken sind blau, die Seiten bläulich, und oberhalb der mit 58 gelbbraunen Puncten besetzten, Linie fallen sie in das Gelbe, und unterhalb derselben in das Silberfarbige. Die Schuppen sind am Rande blau eingefasst. Die Rückenflosse ist bläulich, die Schwanzflosse grau und blau eingefasst, und die After-, Bauch- und Brustflossen sind von hell-violetter Farbe.~~Fig. 3. Der Raapfen. (Cyprinus Aspius. Linn.)~~Der bogenförmige, bei offenem Munde hervorstehende Unterkiefer und die sechszehnstrahlige Afterflosse unterscheidet diesen Fisch, der oft ein Gewicht von 10 bis 12 Pfunden hat, von den übrigen Karpfenarten. Sein Augenstern ist schwarz, und sein, oberhalb mit einem grünlichen Streifen durchzogener, Augenring, gelb. Der breite Nacken ist dunkelblau; der Kiemendeckel bald gelb-, bald blaugrün und der Rücken schwärzlich. Die Seiten sind bläulich-weiss, die Rücken- und Schwanzflossen blau, und die Brust-, Bauch- und Afterflossen bläulich und etwas in das Rothe fallend. Er lebt von Wasserpflanzen, Würmern und kleinen Fischen, und ist wie der vorige in Flüssen des mittleren und nördlichen Europa verbreitet.~~Fig. 4. Die Zope. (Cyprinus Ballerus. Linn.)~~Diese Karpfenart unterscheidet sich von den übrigen Arten desselben Geschlechts durch 41 Strahlen in der Afterflosse. Die Stirn dieses Fisches ist braun, der Augenstern schwarz, der Augenring gelb mit zwei schwarzen Flecken. Oberhalb sind die Seiten bläulich, weiter unten gelblich und dann silberfarbig. Der Bauch ist röthlich und der Rücken schwarz. Eine blaue Einfassung umschliesst die Flossen. Dieser Fisch wird oft 3 Pfund schwer, und lebt in den Gewässern, die der Ost- und Nordsee zufliessen, und in diesen Meeren zuweilen selbst.~~
Ad99998 08 036aAd99998 08 036a.jpgFig. 1. A und B. Die rothe Rosskastanie. (Aesculus Pavia.)~~Fig. 2. a und b. Die gelbe Rosskastanie. (Aesculus flava.)~~Die rothe, so wie die gelbe Rosskastanie sind weniger bekannt, als die gemeine, aber auch weniger schätzbar, obgleich die erstere wegen der prächtiger gefärbten rothen Blüthen schöner ist. Aber ihr niedriger, fast strauchartiger Wuchs, und die geringere Menge von Blüthentrauben, bei beiden, so wie die unansehnliche Färbung der Blumen von letzterer, womit sich grössere Empfindlichkeit gegen unser rauhes Klima verbindet, mindern ihren Werth. Man pflanzt sie deshalb in grossen Anlagen nur der Mannichfaltigkeit wegen an, und vermehrt sie, da die Saamen bei uns nicht zur Reife kommen, durch Oculiren aus Stämmchen der gemeinen Art. Die rothe Rosskastanie (Fig. 1.) ist in Carolina, Florida, Pensylvanien und Brasilien zu Hause. Die gelbe Rosskastanie soll sich in Nordcarolina finden, scheint aber eine, erst neuerlich entstandene Art zu seyn. Beide unterscheiden sich noch von der gemeinen Rosskastanie durch glatte, keineswegs stachliche Früchte (Fig. 1. B. Fig. 2. b.) welche auch kleiner, als bei jener sind.~~
Ad99998 08 037aAd99998 08 037a.jpgDiese Tafel stellt lauter Hornfische dar, die sich von andern Fischen durch ihre rauhe Haut und den scharfzulaufenden Bauch unterscheiden. Sie sind Raubfische.~~Fig. 1. Der Stachelschwanz. (Balistes aculeatus. Linn.)~~Dieser Bewohner des rothen Meeres und der ostindischen Gewässer hat einen grossen, stumpfgeendigten Kopf, eine kleine Mundöffnung, oben zwölf, unten zehn spitze Zähne, ein schwarzes Auge mit einem rothen Augenringe, um die rothen Lippen einen blauen Streifen, über dem Auge vier, und unter demselben drei dergleichen, oberhalb braune, unterhalb lichtbraune Seiten und rothe Brust-, After-, Schwanz- und hintere Rückenflossen. Die Bauch- und vordere Rückenflosse ist braun.~~Fig. 2. Das alte Weib. (Batistes vetula. Linn.)~~Dieser Hornfisch lebt an den Ostküsten America's und China's. Sein Kopf ist mittlerer Grösse, die blaueingefasste Mundöffnung klein, der Stern des Auges schwarz, und der Augenring hellroth. Zwei blaue Streifen gehen über die Backen, zwei dergleichen finden sich unter den Augen und sieben über denselben. Der braungelbe Rücken ist mit blaugrünen Streifen durchzogen; die Seiten sind gelb, Kinn und Bauch röthlich-grau. Die Brust- und Schwanzflosse sind gelb und blau, die vordere Rückenflosse ist blau, die hintere blau mit brauner Spitze, die Bauch- und Afterflosse sind röthlich und mit blauen Streifen durchzogen.~~Fig. 3. Der gefleckte Hornfisch. (Balistes maculatus. Linn.)~~Dieser, in den americanischen und ostindischen Gewässern, lebende Fisch ist oberhalb violet, unterhalb blassgelb, und auf der ganzen Oberfläche des Körpers, auf der After- und hinteren Rückenflosse, die, so wie die vordere, eine röthlichbraune Grundfarbe haben, mit schön blauen, runden Flecken regelmässig bestreuet. Die Grundfarbe der Brust- und Schwanzflosse ist gelbbraun, bei erster aber heller, als bei letzterer.~~Fig. 4. Der chinesische Hornfisch. (Balistes chinensis. Linn.)~~Er unterscheidet sich von allen übrigen Hornfischen durch den einzigen Strahl seiner vorderen Rückenflosse. Sein Körper ist breit, rauh, von beiden Seiten stark zusammengedrückt, oberhalb orangenfarben, unterhalb blau und zwischen beiden Farben in das Grünliche spielend. Die vordere Rückenflosse ist orangefarben; die Bauch- und Schwanzflosse sind braun, und die hintere Rücken- und Afterflosse blau. Er ist an Brasiliens und Chinas Küsten einheimisch.~~
Ad99998 08 038aAd99998 08 038a.jpgZu den ausgezeichneten Monarchen, denen die Geschichte mit Recht den Beinamen der Grossen giebt, gehört auch Peter I, Kaiser von Russland. Er bildete seine Nation, und legte den Grund zu der Macht, welche das grosse Russische Reich, jetzt behauptet. Um seine grossen und kühnen Pläne desto sicherer durchzuführen, sah er Alles selbst mit eigenen Augen, gieng mit seinem Beispiele vorraus, und führte so nützliche Kenntnisse jeder Art ein. So suchte er auch eine Seemacht in Russland zu gründen, auf deren Vorbereitungen sich die gegenwärtige Tafel bezieht.~~Fig. 1. Peter des Grossen Hütte zu Saardam.~~Peter I. unternahm im Jahr 1697 die erste Reise ins Ausland, und kam auch mit seinem Gefolge nach Holland. Hier begab er sich allein, und früher als seine Gesandtschaft, nach dem schönen Dorfe Zaardam oder Saardam, durch seine Schifsswerfte berrühmt, und nordwestlich von Amsterdam liegend. Unbekannt liess sich hier der Kaiser unter dem angenommenen Namen Peter Michailoivitz als Arbeiter bei den Schiffsbauern einschreiben, und übte sich im Zimmern, in Tau- und Schmiedearbeiten. Mit den übrigen Arbeitern hatte er Kost und Kleidung gemein. Nahe bei den Schiffswerften bewohnte er ein kleines Häuschen, welches wir. bei Figur 1, wie es gegenwärtig noch steht, und zum Andenken Peter des Grossen sorgfältig erhalten wird, abgebildet sehen.~~Als S. M. der Kaiser Alexander I. am 4. Julius 1814 nach Zaardam kam, besuchte er auch das von Peter I. bewohnte Häuschen.~~Fig. 2. Peter des Grossen Boot in St. Petersburg.~~Merkwürdig für die Schaffung der Russischen Seemacht ist ein kleines vierrudriges Boot, welches zum Andenken in einem eigenen kleinen steinernen Hause in Petersburg aufbewahrt wird. Dieses Boot wurde von einem Holländer Brant gebauet. Peter machte damit auf dem Flusse Jausa bei Moskau mehrere Versuche in Bewegung der Schiffe, und schöpfte daraus, die ersten Ideen zur Gründung einer Seemacht. Zum Andenken befahl Peter der Grosse späterhin, dieses Boot auszubessern, woran er selbst mit arbeitete, liess es 1723 nach der neuerbaueten Hauptstadt Petersburg bringen, öffentlich aufstellen, und ein Fest zur Einweihung geben.~~
Ad99998 08 039aAd99998 08 039a.jpgFig. 1. Ansicht von Maynz.~~Die Stadt Maynz liegt in einer der schönsten Gegenden von Teutschland, am Zusammenflusse des Rheins und des Mains, und hat von den allerältesten Zeiten her einen wesentlichen Einfluss auf die Geschichte unseres Vaterlandes gehabt. Von den Römern sieht man daselbst noch mancherlei Ruinen, und in der neueren Zeit ist sie der Sitz des ersten Kurfürsten gewesen. Sie enthält eine grosse Menge alter, höchst schätzbarer Denkmäler der Baukunst, und der herrliche Dom mit seinen mancherlei Grabmälern, verdient Bewunderung. Als Festung gehört sie unter die vorzüglichsten, die gefunden werden, und es gereicht zum Ruhm unserer Tage, dass diese starke Vormauer von Teutschland den fremden Eroberern wieder entrissen worden ist. Auch die Handlung ist daselbst sehr lebhaft, und der Haven ist beständig mit einer Menge von Schiffen angefüllt. Die umliegende Gegend ist im höchsten Grade fruchtbar, und die mit Weinbergen, Schlössern und zahlreichen Dörfern bedeckten Ufer des Rheins bieten dem Auge die schönsten Ansichten dar. Diesseits des Rheins liegt Cassel, ein höchst wichtiges Fort, das durch eine 600 Fuss lange Schiffbrücke mit der Stadt verbunden ist.~~Fig. 2. Ansicht von Cölln.~~Diese Stadt ist eine der allerältesten in Teutschland, denn sie war schon die Hauptstadt der Ubier, eines germanischen Völkerstammes. In der Folge wurde sie eine römische Colonie, und die römischen Kaiser hatten daselbst einen prächtigen Pallast. In späteren Zeiten war sie der Sitz eines teutschen Erzbischofs und Kurfürsten, und im Mittelalter hatte sie eine so starke Bevölkerung, dass sie 30,000 wehrhafte Männer auf die Beine stellen konnte. Heute zu Tage ist sie jedoch sehr in Verfall gerathen, und ihre ganze Volksmenge beläuft sich jetzt auf 40,000 Seelen. Sie hat einen ungeheuern Umfang, der 6182 Schritte, jeden zu 5 Fuss gerechnet, beträgt, und ihre 11 Stifter, 58 Klöster, 19 Pfarrkirchen und 49 Capellen zeugen von ihrem ehemaligen Reichthum und der Frömmigkeit ihrer Einwohner. Die dasige Domkirche ist eines der merkwürdigsten Werke der alten Baukunst, und auch mehrere andere Kirchen enthalten unschätzbare Reste des Alterthums. Cölln ist die Vaterstadt des berühmten Malers Rubens, und man sieht daselbst noch das Haus, wo er geboren wurde. In mehreren öffentlichen und Privathäusern findet man auch eine Menge vortrefflicher Gemälde und anderer Kunstwerke.~~
Ad99998 08 040aAd99998 08 040a.jpgFig. 1. Ansicht von Ehrenbreitstein vor der Zerstörung.~~Die Festung Ehrenbreitstein liegt am Ufer des Rheins auf einem hohen, von drei Seiten fast senkrecht abgeschnittenen Felsen. Zunächst zu ihren Füssen liegt das sogenannte Thal, das einen Theil der auf dem jenseitigen Ufer befindlichen, Stadt Coblenz ausmacht, und mit derselben durch eine fliegende Brücke verbunden ist. Während der unaufhörlichen Fehden im Mittelalter diente die Festung lange Zeit hindurch den Erzbischöfen von Trier zur Residenz, bis sie sich endlich eine eigene Burg an dem Ufer der, sich hier in den Rhein ergiessenden, Mosel erbauten. Es befindet sich in der Festung, ein Brunnen, der 280 Fuss tief in den Felsen eingehauen ist. Alle Werke bestunden aus Ungeheuern Felsenstücken, und die sämmtlichen Magazine befanden sich in unterirrdischen, gegen Bomben vollkommen gesicherten Gewölben. Auf der vierten und, schwächsten Seite führten mehrere schmale Wege in die Festung, die aber ihrer ganzen Länge nach von den Kanonen bestrichen wurde. Eine Reihe von Jahrhunderten hindurch hielt man es für unmöglich, Ehrenbreitstein zu erobern. Die Aussicht von dieser Felsenhöhe ist über allen Ausdruck vortrefflich, und man übersieht mit Einem Blicke eine weite, vom Rhein und der Mose durchschnittene, mit einer Menge blühender Städte, Schlösser und Dörfer bedeckte, höchst fruchtbare Ebene.~~Fig. 2. Ansicht von Ehrenbreitstein nach der Zerstörung.~~Höchst traurig ist es, dass auch diese Vormauer von Teutschland endlich fallen musste. Gegen Ende des Jahres 1798 wurde sie von einem französischen Armee-Corps unvermuthet eingeschlossen, und weil sie weder mit Munition noch Lebensmitteln versehen war, so wurde sie durch den drückendsten Mangel gezwungen, sich am 27. Januar 1799 zu ergeben. Nach dem Frieden von Lüneville wurde sie von den Franzosen gänzlich demolirt. Die Thürme, die Felsenwände, die Mauern und Gewölbe, Alles wurde durch die furchtbare Gewalt des Pulvers zerstört, und jetzt sind nur noch formlose Schutthaufen davon übrig.~~
Ad99998 08 041aAd99998 08 041a.jpgFig. 1. Der Fichtenfresser. (Phalaena Bombyx Pini.)~~Dieses ist ein den Fichten sehr nachtheiliger Nachtfalter. Fig. 1. C. stellt die Raupe, D. die Puppe, E. den Cocon, A. das Männchen, und B. das Weibchen dar. Die ausgewachsene Raupe wird 4 Zoll lang, hat 16 Füsse, und grau und braun punctirte Ringe. Ihr unterscheidendes Kennzeichen sind die zwei blauen Flecken zwischen den, dem Kopfe nächsten zwei Ringen, wenn sie diesen niederbeugt. Ihre Nahrung besteht aus den Nadeln des Kienbaums, und sie sind ausserordentlich gefrässig. Nach 3 Wochen verwandeln sie sich in die Puppe (D.), verlieren bei dieser Verrichtung ihre Haare, welche; sie in den gelblichen Cocon (E,) einspinnen.~~Nach drei Wochen entwickelt sich der Nachtfalter selbst, welcher vom Junius bis in den August herumfliegt, und von dem das Weibchen oft bis über 200 Eier legt.~~Fig. 2. Die Forelphalena oder Föreneule. (Phalaena noctua Piniperda.)~~Die schädliche grüne Raupe nährt sich von Fichtennadeln, und verpuppt sich im August am Fusse der Bäume oder in der Erde. Die Puppe (b.) ist dunkelbraun.~~Im Frühjahr entschlüpft die kleine bunte Phalaene (a.), deren vordere Seite der Flügel oberhalb gelb und roth geflammt, die untere braun gefärbt ist.~~Fig. 3. Der Fichtenschwärmer. (Sphinx Pinastri.)~~Die grüne Raupe (B.), welche mit rothen Streifen und Puncten geziert ist, findet sich nicht allein auf Nadel-, sondern auch auf andern Holzarten, und ist sehr gefrässig. Sie begiebt sich im September in die Erde, und verwandelt sich darin in eine rothbraune Puppe (C.), aus der im folgenden Mai oder Junius der Dämmerungsvogel, wie wir ihn hier bei A. genau abgebildet sehen, ausschlüpft.~~
Ad99998 08 042aAd99998 08 042a.jpgFig. 1. Der langschwänzige Dasyurus. (Dasyurus longecaudatus.)~~Hier ist die Abbildung des Weibchens des, im Vten Bande dieses Bilderbuchs No. 11. abgebildeten, gefleckten Beutelthieres (Didelphis Viverrina), welches das Männchen von jenem ist.~~Es ist von der Grösse eines Iltis und sehr lang gestreckt; seine Schnauze sehr lang und zugespitzt, die Farbe des Felles braun, mit weissen Flecken. Seine Nahrung besteht aus Insecten und Obst. Es ersteigt leicht Bäume und sorgt für seine Jungen sehr zärtlich. Sein Schwanz kommt seinem Körper in Länge gleich. Neu-Holland ist die Heimath dieses Thieres.~~Fig. 2. Das braune (a) und rothe (b) Schnabelthier. (Ornithorhynchus fuscus et ruber.)~~Das erste dieser beiden Thiere ist zwar schon im IIIten Bande dieses Bilderbuchs No. 80 dargestellt, allein da sich durch die, in den J. 1800 - 4 aus Frankreich abgesendete, Expedition eine Spielart desselben ergeben hat, so liefern wir auf beifolgender Fig. 2. beide Arten in verschiedenen Stellungen, wie sie sich zu Lande und im Wasser bewegen. Das Männchen ist über 17 Engl. Zoll lang und das Weibchen 1 Zoll kürzer; der Schnabel 2, und der Schwanz 3 1/2 Zoll lang. Der Umfang des Leibes ist 11 Zoll. Die Haare sind auf dem Rücken tiefdunkelbraun, an den Seiten lichtbraun, und am Bauche silberweiss. Seine sehr kurzen Beine sind mit fünfzehigen Schwimmfüssen versehen. Wahrscheinlich lebt es von Seegewürmen und Insecten. Die Süsswasserseen Neu-Hollands sind seine Wohnung. Fig. 2. stellt eine Familie von rothen und eine von braunen Schnabelthieren vor. Zwei derselben (a, b) erblickt man am Ufer eines Sees, während ein Drittes mit dem Kopfe vorwärts untertaucht, um Nahrung zu suchen, und ein Viertes mit dem oberen Theile des Körpers aus dem Wasser hervorragt.~~
Ad99998 08 043aAd99998 08 043a.jpgDie von Westnordwest nach Ostsüdost streichende, über sechs Tagereisen lange, Karreebergkette in der westlichen Hälfte des südlichen Afrika zeichnet sich eben so durch die fast gleiche Höhe ihrer einzeln stehenden, bald Kegel-, bald Thurm-, bald Tafelförmig gebildeten Berge, als durch ihren gänzlichen Mangel an Vegetabilien und Bächen aus. Nur dem Riesen unter den Vögeln, dem Strauße und seinem treuen Gefährten, dem Quagga (wildem Pferde) dienen sie zum Zufluchtsorte. Der Koth des letztern lockt grosse Käfer, die Lieblings-Nahrung des Strausses an, und das scharfe Auge des Strausses schützet das Quagga vor irgendeinem Ueberfalle. Blindlings folgt eine Heerde der Quaggas einer fliehenden Heerde von Straussen. So knüpft der Naturtrieb sehr verschiedene Thiere an einander.~~Ein Straussen-Ei wiegt gewöhnlich drei Pfund und wird 24 Hünereiern gleich geschätzt. Ein Straussennest enthält in der Regel 30 Eier und ein Ei reicht zur Sättigung vier sehr hungriger Personen vollkommen hin. In der Capstadt gilt eins einen halben Thaler. Ein Straussenei wird 36 bis 40 Tage theils durch die Weibchen, theils durch die Männchen, theils durch die Sonne bebrütet, ehe der junge, einem Huhne gleiche, Strauss herauskommt.~~Die zum Putze beliebten weissen Straussfedern kommen von dem Männchen. Am Cap zahlt man dem Jäger für das Stück der besten 3 bis 4 Schilling (8 bis 12 gute Groschen.)~~
Ad99998 08 044aAd99998 08 044a.jpgEngland hat seinen, im Dienste des Vaterlandes verwundeten und invalid gewordenen Kriegern, nicht minder als Frankreich durch sein Hotel des Invalides zu Paris, grosse und bequeme Versorgungs-Anstalten gewiedmet; nämlich das grosse Hospital zu Greenwich für Seeleute, die für England so wichtig sind; und zu Chelsea für invalide Landsoldaten. Die Ansicht beider Paläste zeigt gegenwärtige Kupfertafel.~~Fig. 1. Das Hospital von Greenwich.~~Die Stadt, von der es den Namen führt, liegt am Ufer der Themse, etwas über eine geographische Meile von London. Sie war lange der Lieblingssitz des Hauses Tudor und in dem dortigen Schlosse wurden die Königinnen Maria und Elisabeth geboren. Nach der letztern Tode zerfiel dasselbe in Trümmer. König Karl II. liess es ganz niederreissen und begann einen neuen Bau, der für die Residenz der königlichen Familie bestimmt war. König Wilhelm III., der Handel und Schifffahrt beleben wollte, bildete daraus einen Ruheplatz für invalide Matrosen. Erst unter gegenwärtigem Könige ward dieses Gebäude, das vielleicht das regelmässigste und majestätischste des Königreichs ist, vollendet. Es kann 2000 invalide Seeleute und 200 Söhne derselben beherbergen. Erstere haben allen Genuss des Lebens. Letztere werden in der Schifffahrtskunde unterrichtet, um einst in der königlichen Marine zu dienen. Nähere Nachrichten über die innere Einrichtung und die Schönheiten dieser gemeinnützlichen Anstalt s. m. im Ausführlichen Texte zu unserm Bilderbuche für Kinder.~~Fig. 2. Das Hospital zu Chelsea.~~Dieses, unfern London an der Themse gelegene, Hospital ist für Invaliden der Landtruppen, die entweder 20 Jahre dienten oder während derselben durch Wunden zum Dienste untauglich wurden, bestimmt. Hier werden ohne die Officiere 400 Invaliden ernährt, gekleidet und logirt. Das Nähere sehe man in obenerwähntem Texte.~~
Ad99998 08 045aAd99998 08 045a.jpgParis, die ungeheure Hauptstadt Frankreichs, ist in sehr vielen Rücksichten so merkwürdig, dass ein Paar Ansichten davon gewiss Jeden interessiren werden. In Paris begann vor 24 Jahren die Revolution von Europa, und in Paris endigte auch dieselbe, durch dessen Einnahme und Napoleon's Entthronung. Wir wollen also Paris von zwei entgegengesetzten Seiten ansehen, um einige seiner interessanten Punkte kennen zu lernen.~~Fig. 1. Ansicht von der Höhe bei St. Cloud.~~Von da hat Paris eine sehr freundliche lachende Ansicht, und man bemerkt von hier aus folgende sehr bekannte, interessante Punkte und Gegenstände.~~1) Notre Dame, die Hauptkirche von Paris, bekannt durch viele Gegenstände der Geschichte.~~2) Das Pantheon; Begräbniss-Tempel berühmter und um die Französische Nation verdienter Männer.~~3) Die Kirche von St. Paul.~~4) Die Höhe von Montmartre, wo die letzte Schlacht von Paris vorfiel, bei welcher Paris von der Armee der Alliirten erobert und eingenommen wurde.~~Wir gehen nun auf die gegenüberliegende Seite, und haben da die~~Fig. 2. Ansicht von der Höhe von Montmartre.~~Von hier aus gewährt diese ungeheuere Stadt einen grossen und imposanten Anblick. Im Vordergrunde sieht man hier die berühmten Gipssteinbrüche von Montmartre, welche ganz Paris mit Kalk und Gips versorgen. Nun erblickt man ferner von hier aus folgende merkwürdige Gebäude in Paris:~~1) Die Tuilerien, oder das Königl. Residenz-Schloss.~~2) Das Louvre; oder den National-Palast.~~3) Den Dom des Invalidenhauses.~~4) Das Pantheon.~~5) Die Kirche Notre-Dame.~~und noch viele andere merkwürdige Punkte.~~Diese Höhe vom Montmartre hat sich auch ewig denkwürdig in der Geschichte durch die letzte entscheidende Schlacht zwischen den Alliirten und Napoleons Armee gemacht, welche hier den 31. März 1814 vorfiel, für die Franzosen verloren gieng, und worauf dann Paris eingenommen wurde.~~
Ad99998 08 046aAd99998 08 046a.jpgFig. 1. Die Felsen-Birn. (Pyrus Amelanchier.)~~Die Felsenbirn oder Alpenmispel bildet einen 6 bis 7 Fuss hohen Strauch, der wild auf Waldbergen und schroffen Felsen von Oesterreich, Baiern, Schwaben, der Schweiz und Frankreich wächst. Die Blätter sind höchstens einen Zoll lang, sägeartig gezähnt, auf der Oberfläche schön grün. Die weissen Blumen kommen im April und Mai zum Vorschein. Zu Ende Augusts reifen die kleinen runden Früchte von schwarzblauer Farbe. (Fig. B.) welche essbar sind, und aus deren Kernen ein gutes Oel bereitet werden kann. Wegen der Menge seiner Blüthen (Fig. A.) wird dieser Baum auch zu Englischen Gartenanlagen benutzt.~~Fig. 2. Die Schnee-Birn. (Pyrus nivalis.)~~Die Schneebirn findet sich gleichfalls auf niedrigen Alpen, den bergigen Gegenden von Oesterreich und in andern Gebirgen von Teutschland, wo sie ein zehn bis fünfzehn Fuss hohes Bäumchen mit ziemlich dicken Aesten bildet. Die weissen Blüthen (Fig. a.) kommen im Mai zum Vorschein. Die Kugelrunden gelbrothen Früchte, welche die Grösse eines Holzapfels haben, (Fig. b.) sind von durchdringend sauerem Geschmacke; bloss wenn man sie sehr lange liegen lässt, und sie teig worden sind, werden sie süsser und geniessbar. Die Schneebirn wird, wie die gemeine Holzbirn, für die Mutter aller unserer guten Birnsorten angesehen, und deswegen auch in die Pflanzungen der Gärten aufgenommen. -~~
Ad99998 08 047aAd99998 08 047a.jpgFig. 1. Die Mond-Phaläne. (Phaläna Attaci. Linn.)~~Sie hat auf der unteren Seite der Flügel dieselbe Zeichnung und Farbe, wie auf der oberen. Die vier ovalen, mondförmigen, Spiegel auf den Flügeln sind durchsichtig, wie Glas. Ihre Gestalt, Farbe und Grösse zeigt die Abbildung, so wie dieses auch bei folgenden Schmetterlings-Arten der Fall ist. Man findet sie in Neu-York, Carolina, Maryland und auf Jamaica. Ihre Raupe nährt sich von Sassafras-Blättern.~~Fig. 2. Die Brillen-Phaläne. (Phalaena Conspicillator. Linn.)~~Dieser seltene, in Amboina einheimische Nachtfalter, zeichnet sich durch die zwei in der Mitte der Vorderflügel, einer Brille ähnlichen, befindlichen Flecken vor allen andern Arten seines Geschlechts aus.~~Fig. 3. Das goldene C. (Papilio C aureum. Linn.)~~Man trifft diesen Tagfalter auf Jamaica. Er unterscheidet sich durch die, auf der unteren Fläche der hinteren Flügel befindliche, wie Silber glänzende, einem C nahe kommende Figur von andern seiner Art. Der berühmte v. Linné hatte einen ähnlichen Tagfalter aus China erhalten, der sich von diesem nur dadurch unterschied, dass erwähntes C goldglänzend war. Daher denn obige Benennung!~~Fig. 4. Die Orithya. (Papilio Orithya. Linn.)~~Dieser reich geschmückte Tagfalter lebt in Ostindien und China. Sein tiefes Schwarz sticht gegen die Seladongrünen, mit hellrother Farbe umgränzten Augenspiegel, trefflich ab.~~
Ad99998 08 048aAd99998 08 048a.jpgMan hat diesen Namen einer 202 Englische Fuss hohen, gerieften und inwendig hohlen Säule von Dorischer Ordnung gegeben, die mitten auf einem kleinen Platze, der sich nach der Fischstrasse, unfern des Hauses der Englisch-Ostindischen Compagnie eröffnet, steht, zum Andenken des schrecklichen Brandes, welcher im Jahr 1666 an diesem Orte entstand, und vom 2ten bis zum 6ten September wüthete. Er zerstörte 13,200 Häuser und that einen Schaden an Waaren, Mobilien u.s.f. von 7,335,000 Pfund Sterling (etwas über 44 Millionen Thaler C. M.). Doch verbrannten nur sechs Menschen dabei.~~Dieses, von dem berühmten Engl. Baumeister Christoph Wren im Jahr 1671 begonnene und 1677 vollendete Monument kostete: 14,500 Pfund Sterling (an 98,250 Thaler C.M.). Es hat 15 Englische Fuss im Durchmesser. Sein Piedestal ist 40 Fuss hoch und mit sich auf diesen Brand beziehenden Sculpturen und Inschriften verzieret. Eine Treppe von schwarzem Marmor von 345 Stufen führt im Innern der Säule auf das Capital, das an seinen vier Seiten mit einem eisernen Geländer umgeben ist, in dessen Mitte sich ein Cylinder, und dann ein Kegel erhebt, den eine Urne von Bronze endigt, aus der Flammen emporsteigen.~~
Ad99998 08 049aAd99998 08 049a.jpgDie grösste Insel des grossen Oceans, Neu-Holland, wird, ausser von den dort angesiedelten Europäern, noch von zwei verschiedenen Menschen-Rassen, wiewohl nur sparsam, bewohnt. Diese sind die in~~Fig. 1. und 2.~~abgebildeten von der Malaiischen Rasse und die in~~Fig. 3. und 4.~~dargestellten von der negerartigen Papuas-Rasse.~~Beide Rassen unterscheiden sich sehr durch ihre äussere Bildung. Die erstere, oder Malaiische, welche vorzüglich Neu-Holland bewohnt, hat eine olivenfarbne Haut, die sie mit weissen und rothen Figuren bemalen, garstige, hervorstehende Mäuler mit dicken Lippen, und langes dickes Haar. Die letztere oder Papuas-Rasse, welche sich in Van-Diemens-Land findet, gehört mehr zu den Negern; denn sie hat fast ganz schwarze Haut, und kurzes schwarzes krauses Haar, wie Lämmer-Wolle, welches sie häufig mit rother Erde bestreuen.~~Beides sind ganz rohe, und keiner Cultur fähige Wilde, welche auch Menschenfleisch fressen, und sich elend von Fischen, Muscheln und andern rohen Seeproducten nähren.~~Nähere Nachrichten findet man in dem: Ausführlichen Texte zu unserm Bilderbuche.~~
Ad99998 08 050aAd99998 08 050a.jpgvon der Südseite und der Mündung des Paramatta Flusses.~~Es ist allerdings interessant die erste, auf Europäische Art gebaute Stadt, auf einem neuen Continente zu sehen; und diess ist die Stadt Sidney in Neu-Holland. Sie ist zugleich der Verbannungsort, wohin alle aus England verwiesene Verbrecher transportirt, und als Gefangene zu öffentlichen Arbeiten gebraucht werden, bis sie ihre Strafe abgebüsset haben. Zum Theil bessern sie sich auch von ihren Lastern, und werden gute Einwohner und Bürger.~~Diese Hauptstadt der Grafschaft Cumberland und aller Brittischen Besitzungen in Australien liegt unter 33° 53' 14" s. Breite und unter 169° 5' 10" östl. Länge an der Südseite des prächtigen Havens Port-Jackson. Sie zählt 250 Häuser, die zum Theil sehr schön gebauet sind, hat eine Sternwarte und 2600 Einwohner. Merkwürdig ist dort der Garten des Vicegouverneurs, Herrn Paterson, eines trefflichen Naturforschers und berühmten Reisenden, der die Pflanzen aller Zonen enthält. Diese Stadt ward im Jahre 1788 von Capitän Arthur Phillips begründet.~~Mehreres über dieselbe findet man in dem Ausführlichen Texte des Bilderbuchs.~~
Ad99998 08 051aAd99998 08 051a.jpgFig. 1. Der Mehlbeer-Baum. (Pyrus aria. od. Crataegus aria. Linn.)~~Der Mehlbeer-Baum, wächst in den Wäldern des nördlichen Europa, so wie in mehreren Gegenden Teutschland's wild, und bildet einen schönen Baum, der im Frühlinge viele weisse Blüthen, und im Herbste rothe Beeren trägt, die jedoch nicht essbar, sondern nur als Schweinsfutter, und zum Branntweinbrennen brauchbar sind. Seine Blätter sind auf der unteren Seite, so wie auch seine jungen Triebe und Blüthen-Knospen, weiss und wie mit Mehle bestreut, woher er auch seinen Namen hat. Seines schönen Ansehens wegen, wird er mit in Englische Garten-Anlagen gepflanzt. Sein Holz ist weiss, hart und schwer, und wird daher zu vielen Drechsler- und Schreiner-Arbeiten gebraucht.~~Fig. 2. Der Elsebeer-Baum. (Pyrus torminalis oder Crataegus torminalis. Linn.)~~Der Elsebeer- oder Arlesbeer-Baum ist gleichfalls ein schönblühender Baum, der in den Wäldern Teutschland's häufig wächst. Er hat ein ausgezacktes, dem Ahorn ähnliches Blatt. Seine büschelförmigen Blüthen sind weiss, und im Herbste trägt er auch büschelweise, hellbraune und weiss punktirte Beeren, welche, wenn sie erst teig werden, essbar sind, und einen angenehmen säuerlichen Geschmack haben. Sein Holz ist hart, zäh, und schön weiss und braun geflammt, und wird daher häufig zu feinen Schreiner-Arbeiten gebraucht.~~
Ad99998 08 052aAd99998 08 052a.jpgFig. 1. Der Arcesilaus. (Papilio Arcesilaus Linn.)~~Hier ist die Abbildung des Weibchens dieses schönen Tagefalters, der in Surinam einheimisch ist, dargestellt. Wegen seiner Gestalt, Farbe und Grösse sehe man diese Abbildung, wie bei den folgenden beiden Schmetterlings-Arten, so wie den ausführlichen Text zu: unserm Bilderbuche für Kinder.~~Fig. 2. Die Capsche Phaläne. (Phalaena Capensis. Linn.)~~Von diesem, am Vorgebirge der guten Hoffnung einheimischen Nachtfalter, ist hier das Weibchen abgebildet.~~Fig. 3. und 4. Die Ancäa. (Papilio Ancaea. Linn.)~~Dieser, in Surinam einheimische Tagfalter, ist in Fig. 3. von seiner oberen, und in Fig. 4. von seiner unteren Seite abgebildet.~~
Ad99998 08 053aAd99998 08 053a.jpgDie Insel Island, im Atlantischen Ocean, in nordwestlicher Richtung vom festen Lande Europa's, ist unstreitig eines der merkwürdigsten, wundervollsten Länder in der ganzen bekannten Welt. Man denke sich ein Land mit einem Flächen-Inhalte von mehr als 2100 geograph. Quadratmeilen, und zwar nahe am nördlichen Polarkreise, das vielleicht bloss durch die Gewalt unterirdischen Feuers sein Daseyn erhalten hat, um zu erstaunen. Wir wollen daher auch diese höchst merkwürdige vulkanische Insel und ihre Eigenheiten zum Gegenstande eines ganzen Hefts unsers Bilderbuchs machen; und um dieselbe gehörig übersehen, und ihre Beschreibung verstehen zu können, die Charte davon hier vorlegen.~~Wie viele Jahrhunderte vor der Kunde unserer Geschichte diese Insel durch Gewalt des unterirdischen Feuers aus dem Abgrunde des Meeres emporgestiegen, ist nicht zu bestimmen. Die ersten Entdecker dieser Wunder-Insel. (im IX. Jahrh. n. C. Geb.), von denen uns die Geschichte Kunde giebt, erzählen schon von den ungeheueren Lavastrecken, von ihren Vulkanen, heissen Springquellen und Schwefelbergen; und seitdem sind in keinem Lande der bekannten Welt vulkanische Ausbrüche so zahlreich, und über eine so grosse Oberfläche verbreitet gewesen, als in Island. Denn rechnen wir die vulkanischen Ausbrücke in der See hinzu, so bekommen wir eine Fläche von nicht weniger als 2860 geogr. Quadratmeilen, wo sich das unterirdische Feuer thätig gezeigt hat, und noch fortwährend seine zerstörenden Wirkungen äussert. -~~Das Innere Island's, eine Strecke von vielleicht 1850 geograph. Quadratmeilen, ist eine scheussliche, wilde Wüste, ohne eine einzige menschliche Wohnung, und den Eingebornen selbst beinahe völlig unbekannt. Die Bevölkerung (i. J. 1808 war sie 48,063 Seelen,) beschränkt sich auf die Küsten, und, auf die Thäler der Flüsse. Die merkwürdigsten Vulkane sind: der Hekla, Kattlagiau, Eyafialla., Eyresa, Skaptaa, Krabla, Glaama. Die merkwürdigsten heissen Springquellen sind: die Geyser, die Uxahver (Ochsenquelle), die vielen Quellen (mehr als 100) in dem Thale von Reikum, und im Reikiadal. Im Guldbringé-Syssel, einer vollkommenen Wüste von Lava, Schlacken und Sand, sind die Schwefelberge.~~
Ad99998 08 054aAd99998 08 054a.jpgDie allgemeine Art sich zu kleiden, ist in Island seit lange die nämliche geblieben. Die weibliche Kleidung ist mehr reich, als dazu geeignet, die Person vortheilhaft zu zeigen. Die männliche Kleidung ist für das Klima, die Lebensart und die Beschäftigungen in diesem Lande sehr zweckmässig.~~Fig. 1. stellt eine Frau von Stande in vollem Anzuge vor.- Die gewöhnlichsten Farben der verschiedenen Kleidungsstücke sind blau oder schwarz. Nur das Leibchen ist von scharlachenem Wollenzeuche.~~Fig. 2. Der gewöhnliche Anzug der Frauenzimmer jeder Classe.~~Fig. 3. Eine Frau von Stande in Reitkleidern.~~Fig. 4. Ein Isländer in seinem besten Anzuge. Die Schuhe sind von Seehundsfell. Die Jacken der Männer sind häufig von schwarzem Tuche (Wadmal genannt).~~Fig. 5. Der Pilot von Reikiavik in einem Schaafspelze.~~Ansicht der Stadt Reikiavik.~~Beim Anblicke dieser zwei Reihen niedriger, meist aus Holz erbauten Häuser, und der elenden, in der Nähe zerstreuten Kothen sollte wohl nicht leicht Jemand auf den Gedanken gerathen, dass er die Hauptstadt Island's vor sich sehe. Und dennoch ist sie es. - Hier wohnen der Statthalter, mehrere obrigkeitliche Personen, Kaufleute, einige angesehene, gebildete Familien, und überhaupt gegen 500 frohe, mit ihrem Schicksale, ihrer geringen Habe, bei ihren eingeschränkten Bedürfnissen, zufriedene Menschen. - Von einigen, südöstlich von der Stadt liegenden, Felsen gewährt Reikiavik die vortheilhafteste Ansicht, indem man zugleich die Aussicht des Meers, mit seinen Inseln, und der, in den Snäfell-Jokul endigenden, Bergkette im Snäfell-Syssel hat; links sieht man noch einen kleinen See.- Die nackten Berge, der schwarze Lava-Boden, das verkümmerte Gras machen die Landschaft, der es noch dazu gänzlich an Bäumen fehlt, (das höchste Birkenholz und Weidengebüsch, was auf der Insel gefunden wird, ist kaum über sechs Fuss,) traurig und öde. - Von diesem Standpuncte aus ist die Ansicht zu dem nebenstehenden Kupfer genommen.~~
Ad99998 08 055aAd99998 08 055a.jpgSähen wir auch die überall aufsteigenden Dampfwolken, und den Kessel kochenden Schlammes im Vordergrunde nicht, so könnte schon die sonderbare Bildung und die ungewöhnliche Farbe dieser Gebirge unwillkührlich den Gedanken in uns erregen, dass diese Berge von ganz eigenthümlicher Art seyn müssten. Diese Berge sind fast allenthalben mit Schwefel und Thon, vorzüglich von weisser und gelblicher, hin und wieder aber auch von rother und blauer Farbe, bedeckt. An manchen Stellen liegt lockerer, körniger, krystallisirter Schwefel zerstreut. Wo man nur den Schwefel wegräumt, bricht augenblicklich äusserst schädlicher Brodem hervor, und an manchen Stellen ist der Schwefel ungemein heiss. Der beständig kochende Schlamm in dem Kessel, den man im Vordergrunde sieht, wird oft 6 bis 8 Fuss hoch emporgeworfen. Auf dem Gipfel des Berges ist ebenfalls ein Kessel kochenden Schlammes. Eine Quelle kalten Wassers an der Seite des Berges ist gewiss eine der überraschendsten Erscheinungen in dieser Umgebung.~~Spitze des Hekla auf Island.~~Der Berg Hekla hat von jeher unter den Vulkanen mit Recht einen hohen Grad von Auszeichnung erhalten. Vom Jahre 1004 bis 1766 haben 22 Ausbrüche desselben Statt gefunden. Im Jahre 1810 fanden sich auf diesem Berge warme, ja sogar heisse Schlacken. Er hat drei unterschiedene Gipfel. Der ganze Gipfel des Berges ist ein Streifen Schlacken, und die Höhlungen an jeder Seite sind wohl eben so viele verschiedene Oeffnungen von den Ausbrüchen, die sich von Zeit zu Zeit ereignet haben. Vom oberen Theile des Berges hat sich keine Lava ergossen. - Wasserdämpfe steigen an verschiedenen Stellen der Bergspitze heraus. An beiden Seiten sind Abgründe, mehrere Hundert Fuss tief.- Der Krater, wovon die höchste Bergspitze einen Theil ausmacht, ist am Boden mit grossen Schneemassen angefüllt, in denen sich verschiedene Höhlen gebildet haben. In diesen ist der Schnee fest und durchsichtig geworden, und wirft einen bläulichten Schein zurück.~~Von der, 4300 Fuss hohen Spitze des Hekla übersieht man mehr, als zwei Drittel der ganzen Insel.~~
Ad99998 08 056aAd99998 08 056a.jpgAn der Gränze der ungeheuren Wüste, welche das Innere Island's ausmacht, an der Ostseite eines etwa 300 Fuss hohen Hügels finden sich eine Menge heisser Springquellen. Die merkwürdigsten sind die sogenannten Geyser; der grosse, (den wir schon im LXXVI. Hefte unsers Bilderbuchs dargestellt haben,) der brüllende, der kleine, der neue Geyser. Der neue Geyser unterscheidet sich von den übrigen besonders dadurch, dass er springt, ohne dass ein unterirdisches Knallen den Ausbruch desselben ankündigt. Gewöhnlich wirft er zuerst in 3 oder 4 kurzen, und dann einigen langen Strahlen das Wasser aus der Röhre empor, wo es etwa 20 Fuss unter der Mündung in beständigem heftigen Kochen ist. Sobald die Haupt-Wassermasse herausgeworfen ist, bricht mit erstaunlicher Gewalt und einem lautdonnernden Getöse der Brodem hervor, und wirft das Wasser oft bis zu einer Höhe von 60 bis 132 Fuss. Das prachtvolle Spiel dauert oft länger als eine halbe Stunde. Vom Dampfe fällt ein leichter Regenschauer nieder, der einen äusserst schönen Effect macht. Wenn man Steine in die Röhre wirft, während der Brodem herausbricht, so werden sie sofort wieder herausgeworfen, gewöhnlich in Stücke zerbrochen, und bis zu einer erstaunlichen Höhe geschleudert.~~Theorie des neuen Geysers.~~Diese wunderbare Erscheinung ist sehr schwer, und nur durch die Annahme einer plötzlich entstehenden Hitze zu erklären.~~Eingeschlossener Brodem in einer unterirdischen Höhle (c), hält die niedrige Wassersäule in der Röhre schwebend. Die Hitze unter der Höhlung (c) vermehrt sich plötzlich. Ein Theil des dadurch ausserordentlich vermehrten Dampfes steigt durch das Wasser (und zwar, weil der Widerstand nicht gross ist, ohne Explosion) und führt etwas davon mit sich. Durch wiederhohlte Dampfentwickelungen wird immer mehr Wasser herausgeworfen; zuletzt erfolgt keine Unterbrechung mehr, der Brodem steigt rauschend und heftig heraus, bis die Hitze nachlässt, der Ausbruch dadurch schwächer, endlich erschöpft wird, und die Erscheinung aufhört.~~
Ad99998 08 057aAd99998 08 057a.jpgDer Bogen bei Stappen.~~Etwa anderthalb (Englische) Meilen westlich von Stappen (an der Südküste des Snäfell-Syssel) ist dieser seltsam durchbohrte Felsen, welcher einen abgesonderten Bogen von beträchtlicher Grösse bildet, durch welchen die Aussicht in hohem Grade pittoresk wird; - im Vordergründe isolirte felsige Säulenmassen und in der Entfernung die schöne Bergkette, welche sich längs der Halbinsel nach Osten hin erstreckt. Im Ganzen mag man vielleicht nirgends *) eine seltsamere Reihe vulkanischer Felsen finden, als an der Küste in der Nachbarschaft von Stappen. Sie bietet auf einer Strecke von etwa 2 (Englischen) Meilen, sowohl in den Klippen, welche das Ufer bilden (diese hängen über die See, und über ihnen zerstieben zahlreiche Ströme), als in den zahlreichen isolirten Felsen, welche sich in verschiedenen Entfernungen vom Lande zeigen, auffallende und schöne Säulen-Erscheinungen. Die Reihen Säulen, insgemein an die 50 Fuss hoch, und von völlig regulärer Gestalt, sind durch die Gewalt der See verschiedentlich durchbrochen. An verschiedenen Stellen haben sich grosse, wunderbare Höhlen gebildet.~~Die Höhle bei Stappen~~ist hier abgebildet, wie sie von der See aus erscheint, so wie die daneben stehenden säulenförmigen Klippen. Ein grosses Thor mit vulkanischen Säulen eröffnet sie, und man kann nur zu Wasser in das Innere derselben kommen. Das Licht fällt durch Spalten in der oberen Decke und macht eine sehr sonderbare frappante Wirkung. -~~Im Durchschnitt haben diese Säulen eine verticale Richtung; aber an verschiedenen Stellen sind sie auch gekrümmt, oder gruppenweise eine über die andere gereiht. Anderwärts gehen sie vom nämlichen Mittelpuncte, wie Strahlen aus; kurz, sie nehmen jede Gestalt an, welche die Einbildungskraft solchen Felsen nur geben kann.~~*) Die Insel Staffa etwa ausgenommen: s. Bilderbuch B. III. No. 73.~~
Ad99998 08 058aAd99998 08 058a.jpgZwei Loniceren-Arten.~~Die Lonicere gehört zu den angenehmen, schönblühenden Sträuchen, und wird daher häufig, als Zierpflanze, zur Pflanzung in Englische Gärten gebraucht. Sie theilt sich vorzüglich in 2 Hauptgattungen ab: nämlich~~1) in das Geissblatt, oder Je länger je lieber, wo sie eine Schlingpflanze ist, welche an Bäumen und Stangen in die Höhe läuft, und~~2) in die Hecken-Kirsche, wo sie nur als ein mittelmässiger Strauch erscheint.~~Von beiden Gattungen liefern wir hier Abbildungen.~~Fig. 1. Das gemeine Geissblatt. (Lonicera Periclymenum. Linn.)~~Das gemeine Geissblatt, oder die Teutsche Lonicere, welche auch Je länger je lieber, und die Specklilie heisst, ist eine Schlingpflanze, welche an Bäumen und andern Sträuchen bis zu 15 Fuss in die Höhe läuft, und wegen ihrer angenehmen und wohlriechenden Blüten an Häuser und Lauben gepflanzt wird, grosse Blumenbüschel, und im Herbste rothe Beeren trägt, welche nicht essbar sind.~~Fig. 2. Die gemeine Lonicere. (Lonicera Xylosteum. Linn.)~~Die gemeine Hecken-Kirsche ist ein 5 bis 6 Fuss hoher Strauch, der weiss blüht, rothe Beeren trägt, und in unsern Wäldern wild wächst. Es giebt auch ausländische, sehr schönblühende Sorten davon. Sein Holz ist weiss, sehr hart, und wird zu mancherlei Arbeiten gebraucht.~~
Ad99998 08 059aAd99998 08 059a.jpgFig. 1 und 2. Die Agrippina. (Phalaena Agrippina. Linn.)~~Fig. 1. stellt diesen prachtvollen Nachtfalter von oben, und Fig. 2. von unten in natürlicher Grösse dar. Er entspringt aus einer grossen, dicken, ganz haarlosen Raupe von schwarzer Farbe mit grünen Querbändern, die auf ihrem Hintertheile ein rückwärts gekrümmtes Hörn trägt. Man findet sie auf den Bäumen, die das Gummi Guttae (eine giftige Malerfarbe) liefern, um Surinam. Er misst von einer Flügelspitze bis zur andern gegen 9, zuweilen 10 Pariser Zolle. Die Länge seines Leibes von den Fresszangen an beträgt nahe 2 Zoll dergleichen. In Hinsicht seiner Zeichnung und Farben sehe man die Abbildung.~~
Ad99998 08 060aAd99998 08 060a.jpgDer Sanga- oder Galla-Ochse. (Bos Sanga Saltii.)~~Diese sehr edel geformte, weder durch Farbe, noch durch Grösse, sich übrigens von dem Europäischen Ochsen auszeichnende Art, unterscheidet sich jedoch von demselben durch seinen, in Gestalt einer Lyra der Alten sich senkrecht über ihre Wurzel gegen 4 Englische Fuss erhebende Hörner, die an ihrer Wurzel 21 Englische Zoll im Umkreise haben, und einen bedeutenden Handelsartikel nach Abyssinien bilden. Der Sanga ist im Lande der Galla, südlich von Abyssinien in Afrika einheimisch.~~
Ad99998 08 061aAd99998 08 061a.jpgDieser Baum wächst in beiden Indien und auf vielen Inseln innerhalb der Wendekreise wild, und wird zu mancherlei nützlichen Dingen gebraucht. Der gerade, einfache Stamm, der nach 5 oder 6 Monaten schon Mannshöhe, und nach 5 Jahren sein volles Wachsthum, - 15 bis 16 Fuss - erreicht, ist mit einer mehr oder weniger schuppigen Rinde bedeckt, und trägt an seinem Gipfel grosse lappige, ausgezackte Blätter, welche auf glatten, hohlen Stielen stehen. In der Nähe der Blätter sprossen, unmittelbar aus dem Stamme selbst, die Blüthen, die weisslich sind, und angenehm, aber schwach riechen. Die Früchte, bisweilen 18 Zoll lang, und 6 Zoll dick, haben die Gestalt einer Melone und werden zum Theil mit Zucker auch auf dieselbe Art benutzt; doch sollen sie nach dem Kochen zuträglicher seyn, als wenn sie roh genossen werden. Sie haben anfänglich eine graue, und zur Zeit ihrer Reife eine gelbe Farbe. Vor der Reife enthalten sie einen starken Milchsaft und werden in dieser Periode an manchen Orten eingemacht, und wie Gurken behandelt. Im Inneren der Frucht finden sich eine Menge schwarzer Saamenkerne. So wie der Baum sein volles Wachsthum erreicht hat, stirbt er ab. Der Stamm dient den Inwohnern zu Dachrinnen, und das Bast des vertrockneten Baums zu Seilen und verschiedenen Geweben. - In unsern Treibhäusern wird der Stamm dieses Baums bei weitem nicht so stark, als in seinem Vaterlande.~~
Ad99998 08 062aAd99998 08 062a.jpgFig. 1. und 2. Der gekörnte Meerstern. (Asterias granularis.)~~Die erste Figur stellt dieses Thier von der oberen, und die zweite von der unteren Seite dar. Es hält sich in den Gewässern der Nordsee, des Kattegat's. und des Baltischen Meeres, so wie die hier folgenden seines Geschlechts, auf.~~Die Farbe des Rückens ist dunkel Zinnoberroth mit einer gleichfarbigen, helleren Einsassung und einem schmalen bräunlichen Rande. Die Maulmündung zeigt sich durch fünf weisse Punkte. Die untere Seite ist graulicht grün und von ihrer Mitte laufen bis zu den Spitzen derselben fünf schmale dunkelbraune, durch weisse, kleine Augen erhellete Streifen. Man findet diesen Meerstern in den nördlichen Meeren nur selten.~~Fig. 3. Der orangefarbige Meerstern. (Asterias aurantiaca.)~~Die obere Fläche des Leibes und der Strahlen ist mit pyramidalen, dicht und aufrecht stehenden, oberhalb abgestumpften Spitzen bedeckt. Die untere ist sehr stachlicht. Der einfache, in der Mitte stehende, Mund ist mit fünf Kämmen bedeckt und sein Rand mit höchst stachlichen Schildchen besetzt. Die Grundsarbe ist orange mit vielen kleinen, weissen, regelmässigen Flecken überstreuet.~~Fig. 4. Der schwarze Meerstern. (Asterias nigra.)~~Ihn zeichnen sein fast runder Leib, seine schwarze oder dunkelbraune Farbe und seine biegsamen fünf Arme, deren Seiten mit fünf bis sechs gezähnten Kämmen besetzt sind, so wie das, an der untern Seite des Leibes befindliche, mit fünf stumpfen, sehr kurzen Stacheln besetzte Maul, von andern Arten seines Geschlechts aus.~~Fig. 5. Der stachliche Meerstern. (Asterias aculeata.)~~Seine zwischen Purpur und Gelb, und Rothbraun und Gelb wechselnde Farbe, sein an der unteren Fläche des Leibes liegendes sternförmiges, fünfeckigtes Maul und seine fünf biegsamen, vierseitigen, gegliederten, nicht röhrigen Arme, die mit fünf gezähnten Kämmen versehen sind, unterscheiden ihn von andern Arten seines Geschlechts.~~
Ad99998 08 063aAd99998 08 063a.jpgFig. 1. Der Diomedes. (Papilio Diomedes. Linn.)~~Dieser ungemein prächtige Tagfalter, welcher hier, so wie die übrigen in natürlicher Grösse abgebildet worden, ist in Ostindien einheimisch. Aus der schwarzen Grundfarbe hebt sich die lazurblaue, über die Ober- und Unterflügel regelmässig verbreitete Zeichnung, schön hervor. Die Unterflügel endigen sich, wie bei dem Schwalbenschwanz, und andern Tagfaltern, in eine verlängerte Spitze.~~Fig. 2 und 3. Der Cassia-Schmetterling. (Papilio Cassiae Linn.)~~Fig. 2. stellt diesen, in Surate einheimischen Tagfalter von der vorderen, und Fig. 3. von der hinteren Seite dar. Die Grundfarbe der oberen Seite ist zimmtbraun, mit einem orangefarbigen Querband; die Unterslügel sind verschiedenfarbig marmorirt, und durch 4 Augenspiegel geziert. Er hat seinen Namen daher, weil seine Raupe ihre Nahrung aus den dort wachsenden Cassia Bäumen sucht.~~Fig. 4. Die Leucippe. (Papilio Leucippe. Linn.)~~Dieser Tagfalter, dessen Ober- und Unterflügel schön roth und gelb glänzen, ist auf Amboina einheimisch und selbst dort sehr selten.~~
Ad99998 08 064aAd99998 08 064a.jpg(Solanum mammosum.)~~Der Sodomsapfel ist eine 3 bis 4 Fuss hohe Pflanze, welche in Virginien und auf Barbados (eine von den Caraibischen Inseln) wächst. Sie trägt gelbe Früchte, welche die Gestalt einer umgekehrten Birne haben, und für Menschen und Thiere wie Gift wirken. Diese gelben Früchte sind mit Saamenkernen von dunkelbrauner Farbe angefüllt. Der Stängel ist krautartig und stachlich. Die Blätter sind auf beiden Seiten mit weichen Haaren, und auf den Ribben mit Stacheln besetzt.~~Am todten Meere wächst eine ähnliche Pflanze, von der schon die heilige Schrift unter der Benennung Sodomsapsel spricht, und von der es sich bei genauerer Vergleichung zeigen würde, dass sie mit der unsrigen eine und dieselbe ist.~~
Ad99998 08 065aAd99998 08 065a.jpgDer Berg Parnassus, der dem Apollo, dem Bacchus und den Musen bei den Alten geheiligt war, liegt im ehemaligen Phocis des alten Griechenlands, oder der heutigen Landschaft Livadien, welche, mit dem sonst so glücklichen, Griechenland, einen Theil der Europäischen Türkei ausmacht, und leider noch unter dem unerträglichen Joche der Osmanen schmachtet. An seinem Fusse fand man sonst die berühmte Orakelstadt Delphi, die jetzt nur ein elendes Dorf von etwa 200 Häusern bildet. Er hat drei verschiedene Spitzen, Hyamphea gegen Süden, Tithorea gegen Nordwesten und südlich von ihr die berühmte Corycische Höhle, und gegen Norden die höchste: Lycoreus benannt.~~Die berühmte Castalische Quelle entspringt zwischen den letzteren Gipfeln und sollte, nach der Meinung der alten Griechen, die Eigenschaft haben, den, der daraus trinkt, sogleich zum Dichter zu machen.~~Uebrigens ist der Parnassus der Berg, auf den, nebenbei gesagt, bei der allgemeinen Sündflut Deukalion und Pyrrha ihre Zuflucht genommen haben sollen. Er ist von dem, fünfzehn geographische Meilen von ihm entlegenen, Schlosse in Korinth sichtbar, welches eine sehr bedeutende Höhe andeutet. Sein Fuss hat einen Umfang von einer starken Tagereise und trägt allein Wein, Obst und Getraide. Seine Mitte ist stark beholzt, seine Gipfel bedeckt ewiger Schnee, und sie sind ganz rauh und unfruchtbar.~~Die hier gegebene Ansicht ist vom Wege nach Livadia gezeichnet.~~
Ad99998 08 066aAd99998 08 066a.jpgFig. 1. Der Taschenkrebs. (Cancer Pagurus.)~~Von diesem uns schon aus dem 1sten Band No. 74. des Bilderbuchs bekannten Taschenkrebse liefern wir hier eine grössere und bessere Abbildung, und hohlen, im ausführlichen Texte eine weitere Ausführung seiner Eigenheiten, nach. Die gegenwärtige Tafel zeigt uns noch mehrere andere Arten von Krabben, die wir jetzt kennen lernen wollen~~Fig. 2. Die Strandkrabbe. (Cancer Moenas.)~~Man findet sie in der Nordsee, im Mittelländischen und Adriatischen Meere und an Indiens Küsten. Sie ist essbar, und lebt vom Raube kleiner Seethiere, auch vom Tange. Sie läuft sehr geschwinde, aber nicht gerade aus, sondern seitwärts.~~Fig. 3. Die rauhe Krabbe. (Cancer hirtellus.)~~Man findet diese Krabbe sowohl am Englischen Ufer, als auch sehr häufig am Ufer der Insel Brazza im Adriatischen Meere. Ihre schwarzen Fingerspitzen werden von den Dalmatiern für dienlich gegen das Fieber gehalten, gepülvert und eingenommen.~~Fig. 4. Die kleine Krabbe. (Cancer parvulus.)~~Dieses Thier lebt an den mittägigen Americanischen Inseln.~~Fig. 5. Die Zipperlein-Krabbe. (Cancer Gonagra.)~~Diese Krabbe hält sich um die Westindischen Inseln und in dem Meerbusen von Mexico auf.~~Fig. 6. Die Kupfer-Krabbe. (Cancer aeneus.)~~Sie ist in Ostindien einheimisch, selten, und zum Essen untauglich. Ueber den ganzen Leib ist sie glatt, und glänzt wie Porcellan.~~Fig. 7. Die Fluss-Krabbe. (Cancer fluviatilis.)~~Sie ist die einzige Krabbe, die im süssen Wasser lebt, und giebt eine sehr gute Speise. Die Araber nennen sie Saratan.~~
Ad99998 08 067aAd99998 08 067a.jpg(Proteus anguinus.)~~Dieses seltene und sonderbare Thier, dessen genaue Abbildung, Beobachtung und Beschreibung wir dem Herrn von Schreibers, Director der kaiserlichen Naturalien-Cabinette zu Wien verdanken, findet sich bis jetzt bloss im Oesterreichischen zu Krain, und zwar daselbst nur an einem Paar Plätzen, bei den kleinen Quellen bei Wier, in der Gegend von Sittich, so wie in den unterirdischen Wässern in den Tropfsteinhöhlen bei Adelsberg. Die grössten Exemplare sind 13 bis 15 Zoll lang, die mittleren, von der hier (Fig. 1 u. 2.) angegebenen Grösse. Die Farbe frischer gesunder Exemplare ist ein sehr lichtes Rosenroth, das sich auf dem Rücken mehr oder weniger ins Bräunliche: oder Gräulichblaue, an den Seiten ins Gelbliehe zieht.~~Das höchst Merkwürdige dieses, einer Eidechse ähnelnden Thierchens ist, dass es, ausser den Lungen zum Athemholen, auch noch Kiemen wie die Fische hat, und also einen Uebergang von den Amphibien zu den Fischen macht. Doch diese Kiemen liegen nicht, wie bei den Fischen, in der Kiemenhöhle, sondern stehen sehr zerästelt und blutroth ganz frei nach Aussen an beiden Seiten des Hinterkopfs.~~Die Augen liegen kaum sichtbar als Punkte unter der Oberhaut (Fig. 1. a.). Die Vorderfüsse sind vollkommner, als die Hinterfüsse gebildet.~~Der Proteus lebt immer im Wasser, und da er sehr lichtscheu ist, am liebsten zwischen Steinen. Er schwimmt sehr schnell und aalartig.~~Unsere Kupfertafel zeigt dieses merkwürdige Thier bei Fig. 1. von der oberen, bei Fig. 2. von der unteren Seite, wo man Fig. 2. a das durch die Oberhaut schimmernde Herz sieht.~~Die inneren Theile des Körpers sehen wir bei Fig. 3. Wegen der Beschreibung müssen wir uns auf den ausführlichen Text beziehen.~~
Ad99998 08 068aAd99998 08 068a.jpgDer Athos, von den anwohnenden Griechen: Hagios Oros, von den Italienern Monte Santo, d. i. Heiliger Berg benannt, bildet eine sehr gebirgige Halbinsel an der Küste Macedoniens in Griechenland. Durch die Erdenge, welche diese Halbinsel, die gegen 19 geographische Meilen von dieser Erdenge bis zu ihrer äussersten Spitze im Meere lang ist, und 37 1/2 geographische Meilen im Umkreise hat, führte einst ein, vom Perserkönige Xerxes gefertigter Canal, um die freien Griechen leichter, mittelst seiner Flotte, die hier einen näheren Weg fand, unterjochen zu lassen.~~Die Bewohner dieses Berges zeichneten sich von jeher durch ihre lange Lebensdauer aus. Er hat das köstlichste Wasser, und auf ihm athmet man die gesundeste Luft.~~Er trägt Wein, Oel- und Lorbeerbäume, aus deren Beeren ein Oel gepresst wird, das einen bedeutenden Handelszweig ausmacht; ferner Aepfel-, Birn-, Kirsch-, Wallnuss- und Pommeranzen-Bäume.~~Jetzt ist er der Sitz von zwei und zwanzig reich ausgestatteten Mönchsklöstern, deren Bewohner aber in der strengsten Enthaltsamkeit leben. Oft machen sie weite Reisen nach Serbien, Bulgarien, die Moldau, die Walachey, Polen und Russland zu besuchen, um Allmosen zu sammeln, die sie, nach Abzug ihres wenigen Reiseaufwandes, treulich dem Kloster, dessen Abgeordnete sie waren, entrichten. Diese Allmosen betragen oft sehr bedeutende Summen, die aber nur zur Verschönerung ihrer prachtvollen Klosterkirchen dienen.~~Es steht diesen Geistlichen frei, sich zu verheirathen. Die Meisten ziehen aber den unverehlichten Stand vor, um sich ohne Störung dem Dienste.der Religion zu überlassen.~~Zu bemerken ist es, dass diese Klöster allein im Osmanischen Reiche das Recht haben, sich der Glocken zu bedienen.~~
Ad99998 08 069aAd99998 08 069a.jpgFig. 1. 2. Die Gewölbschild- oder Kokoskrabbe. (Cancer calappa. Lin. Gmel.)~~Fig. 1. stellt dieses Thier von oben, und Fig. 2. von unten dar. Die obige Benennung hat sie daher, weil ihre Schale der einer halben Cocosnuss, die in Indien Kalappus heisst, gleicht. Ihre schöne Bildung und Farben sieht man besser auf dem beigelegten Kupfer, als sich dieses durch Worte andeuten liesse. Dieses Thier lebt übrigens in den Ost- und Westindischen Meeren, hat wenig Fleisch, ist desshalb zum Essen untauglich, und man fängt sie bloss ihres Schildes und ihrer Scheeren wegen, die man als Seltenheiten aufbewahrt.~~Fig. 3. Das Körnerschild. (Cancer granulatus.)~~Diese Krabbenart heisst in Brasilien Guaja Apara, und lebt in den Ostindischen und Ostamericanischen Meeren in den mittleren Breiten. Sie zeichnet sich durch ihr körniges, fast chagrinartiges Schild aus, dessen Warzen mit runden, rothen Flecken bezeichnet sind.~~Fig. 4. Der Hahnenkamm. (Cancer lophos)~~Diese Krabbe ist in-Ostindien einheimisch, und zeichnet sich durch ihre Fleischfarbe mit violetten Armen und ziegelrothe, zum Theil weisspunktirte Warzen aus.~~Fig. 5. Der Laufer. (Cancer cursor.)~~Diese Krabbe hat ihren Namen wegen der ungemeinen Geschwindigkeit erhalten, mit der sie, wenn sie an ihrem Wohnsitze, dem Meere, an den sandigen Strand kommt, sich auf demselben bewegt. Sie bewohnt nicht nur Aegypten's und Syrien's Ufer, sondern auch die Küsten von Malabar und Amboina.~~Fig. 6. Das Würfelschild. (Cancer rhomboïdes.)~~Die Scheeren dieses, im Mittelländischen Meere einheimischen, Thieres zeichnen es vorzüglich aus, da sie gegen vier und einen halben Zoll Länge haben.~~Fig. 7. Die weissliche Krabbe. (Cancer albicans.)~~Die braune, kelchförmige Wurzel der Scheeren zeichnet sie vorzüglich, so wie auch, letztere aus. Sie sind bläulich grau, und gegen den Kopf zu braun punktirt. An den äusseren und inneren Schärfen sind sie mit zwölf sägeförmigen Einschnitten, die 1 1/2 Pariser Zolle Länge einnehmen, eingefasst. Sie lebt im Archipelagus, im Schwarzen und Asowschen Meere.~~
Ad99998 08 070aAd99998 08 070a.jpgFig. 1. u. 2. Die Kaisersonne. (Trochus imperialis. Linn.)~~Die hier abgebildete Reichs- oder Kaisersonne ist eine der grössten und prächtigsten Arten aus der Gattung der Kräuselschnecken, welche in neueren Zeiten auf den Cookschen Reisen mit so vielen andern Pracht-Conchilien in der Südsee entdeckt, und namentlich am Eingange von Cloudy-Bay und bei der Meerenge von Neuseeland in tiefer See aufgefunden wurde. Ihrer Schönheit und Seltenheit wegen gehört die Kaisersonne zu den kostbarsten Conchilien, und wird in England mit 5 bis 10 Guineen bezahlt. Unsere Abbildung zeigt sie bei Fig. 1. von der oberen, bei Fig. 2. von der unteren Seite. Die aus den Windungen hervorstehenden Spitzen gaben Veranlassung, sie mit einer Sonne zu vergleichen und so zu benennen.~~
Ad99998 08 071aAd99998 08 071a.jpgNapoleon Buonaparte, der merkwürdigste Mann, Tyrann und Eroberer unserer neuesten Zeit, ein geborner Corse, der sich vom gemeinen Lieutenant bis zum Kaiser der Franzosen, aufgeschwungen und ganz Europa mit seiner Alleinherrschaft bedroht hatte, wurde durch die Armeen der vereinten Europäischen Mächte zweimal nacheinander, i. J. 1814 und 1815, überwunden, und ausserhalb Frankreich verbannt. Das erste Mal, i. J. 1814, nach der kleinen Insel Elba, und zwar in die Stadt Porto-Ferrajo, das zweite Mai im August 1815, nach der kleinen Englischen Insel St. Helena, in die einzige, darauf befindliche, kleine Stadt James-Town. Die Ansicht dieser beiden merkwürdigen Plätze, und Exile des grossen überwundenen Welteroberes, zeigt diese Tafel nebeneinander gestellt, unsern jungen Lesern zu einem sinnlichen Andenken dieser grossen Weltbegebenheit.~~Fig. 1. Ansicht von Porto-Ferrajo auf der Insel Elba.~~Die kleine Insel Elba liegt im Tyrrhenischen Meere, der Küste von Toscana gegenüber, hat nur 2 kleine Städte und Häven, Porto-Ferrajo und Porto Longone, viele und vortreffliche Eisen-Gruben, Wein- und Oelbau. Die Ansicht von Porto-Ferrajo und seiner Citadelle ist von der Abendseite, vom Meere aus genommen; a.) ist das Fort Dalla Stella; b) das Gouvernements-Haus, wo Buonaparte bis zum 1. März 1815 wohnte; c) das Fort Falcone. Das Weitere giebt unser ausführlicher Text.~~Fig. 2. Ansicht von James-Town auf St. Helena.~~Die Insel St. Helena, auf welche der zum zweiten Male überwundene Buonaparte, als Gefangener der Engländer den 12. Aug. d. J. transportirt wurde, um dort, unter strenger Bewachung für immer zu leben, liegt zwischen Afrika und Süd-America, hat etwa 6 Teutsche Meilen im Umkreise, und besteht fast ganz aus lauter vulkanischen Klippen und Felsen. Desshalb hat sie auch kaum 2000 Einwohner, worunter im Jahre 1803, 500 Soldaten und 600 Neger waren. Sie gehörte bisher der Engl. Ostindischen Compagnie, welche dieselbe jetzt an die Engl. Nation abgetreten hat. James-Town, die einzige kleine Stadt der Insel, liegt in einem engen Thale zwischen zwei hohen steilen Felsen, auf deren einem die feste Citadelle liegt, in welcher Buonaparte fortan lebenwird. Sie hat einen guten Haven, den einzigen Landungsplatz auf der ganzen Insel. Eine ungeheure Menge Ratten, von denen die Insel geplagt ist, hindert den Getraidebau; hingegen wachsen bei ihrem milden Klima, in ihren engen Gründen, gute Kartoffeln, Orangen, Citronen, Feigen, Wein, und andere edle Süd-Früchte.~~
Ad99998 08 072aAd99998 08 072a.jpgDie Riesentanne der Südsee wurde zuerst durch den berühmten Weltumsegler Cook auf seiner zweiten Reise entdeckt. Sie findet sich vorzüglich auf den Norfolk-Inseln, weswegen die Engländer sie auch die Norfolk-Tanne nennen. Dieser Baum erreicht die ausserordentliche Höhe von 100, 150 bis 200 Fuss, und ragt in seinem schlanken geraden Bau wie ein Riese über die übrigen Bäume hinaus.~~Die Zweige fangen erst in einer Höhe von 40 bis 60 Fuss an, und bilden dann einen pyramidalen Bau, so dass man diesen Baum bei flüchtiger Ansicht für eine Cypresse halten könnte, der auch die Zweige ähneln, wie wir aus unserer Abbildung sehen, wo wir zugleich noch eine junge Frucht, so wie auch einen reifen Tannenapfel oder Zapfen finden. Mehrere Exemplare dieser Riestentanne befinden sich bereits in den botanischen Gärten in der Nähe von London, wo sie schnell wachsen.~~Eine zweite Art der Riesentanne findet sich in Südamerica auf den Chiloe-Inseln, welche gleichfalls eine ungewöhnliche Höhe erreichet.~~
Ad99998 08 073aAd99998 08 073a.jpgFig. 1. Der äussere Umfang der, etwas vergrössert dargestellten, Knorpel-Kirsche, in deren Schaale man die Gefässe wahrnimmt, die zur Ernährung der Frucht sowohl, als des Kernes bestimmt sind.~~Fig. 2. Dieselbe Kirsche, durchschnitten gezeichnet, um die Richtung der, von der Schaale gegen den Kern hinlaufenden, ernährenden Gefässe sichtbar zu machen.~~Fig. 3. Der durchschnittene Kern, in dessen Mittelpuncte der Anfang des Keimes zu sehen ist.~~Fig. 4. Der reife Kern in der gespaltenen äusseren Schaale, mit seiner eigentümlichen Hülle umgeben.~~Fig. 5. Innerer Bau der Augen zur Blüte und zu den Blättern der Rosskastanie. An dieser durchschnittenen Knospe sieht man fünf bis sechs, wie Schuppen übereinander liegende, Hüllen, die mit einem klebrigen, harzigen Safte überzogen sind. Die äusseren Hüllen sind braun, die folgenden grün, und die innersten weiss. In diesen Hüllen befindet sich die Anlage der Blätter, welche gleichsam den Kern der Knospe oder ihren Mittelpunct umgeben, welcher aus der, mit dichter weisser Wolle umgebenen, Blütentraube besteht.~~Fig. 6. Der durchschnittene Fruchtknoten eines Kürbisses. Bei a. sieht man Queerstreifen, welche die angehende Organisation der Eierchen, oder Saamenkerne bezeichnen. Bei b. nimmt man schon einzelne Körnchen wahr, welches einzelne Kerne sind, deren Entwickelung bereits begonnen hat.~~Fig. 7. Ein Bohnenkern mit seiner äusseren Hülle umgeben.~~Fig. 8. Derselbe Bohnenkern, im Durchschnitt und während des Keimens dargestellt. a. a. Die Saamenlappen (Cotyledones); b. das zwischen den Saamenlappen befindliche Keimchen.~~Fig. 9. Blasenförmige, mit Saft gefüllte Körperchen (a a), welche in der Bohne liegen und das Zellgewebe begründen, welches zur Ausbildung der Pflanze nothwendig ist.~~Verschiedener Zustand der Blätter der Sinnpflanze (Mimosa pudica) zu verschiedenen Tageszeiten.~~Fig. 10. Stand der Blätter im Aufwachen, wo die Blätter am meisten ausgedehnt sind, und der Blattstiel aufwärts gerichtet ist.~~Fig. 11. Stand der Blätter während des Mittagsschlafes, wo sie sich an dem, immer noch aufwärts sehenden Stiele zusammenlegen.~~Fig. 12. Stand der Blätter während des Mitternachtsschlafes, wo sie an dem gesenkten Stiele sich dicht aneinander schliessen.~~Fig. 13. Letztes Erwachen, oder Aufschliessen der Blätter, an dem herabgesunkenen Stiele, welches das völlige Absterben der Blätter zur Folge hat.~~
Ad99998 08 074aAd99998 08 074a.jpgDas Hühner-Ei.~~Fig. 1. Ein bis zum Legen ausgebildetes Hühnerei, in Verbindung mit dem Eiergange. a. Der Eiergang. b. c. Aus Gefässspitzen bestehende Zotten des Eierganges, welche in die poröse Schaale des Eies (d) hereingehen, und sich während des Legens herausziehen.~~Fig. 2. Dotter, aus einem, einige Stunden lang bebrüteten Hühnereie. a) Keim der Frucht, welcher jetzt nur noch aus einem dunkler gelben, mit weisslichen Linien umgebenen, Puncte besteht.~~Fig. 3. Dotter von einem vier und zwanzig Stunden lang bebrüteten Ei. a. b. c. Gefässkreis, welcher sich hier in der Lederhaut zeigt. d. Mittelpunct, gegen welchen sich die Gefässe des Kreises umschlagen, um das Herz der Frucht zu bilden.~~Fig. 4. Das Hühnerei nach zwölf- bis vierzehntägiger Bebrütung.~~Fig. 5. Aus dem, in der vorigen Figur abgebildeten Ei, ist hier die Frucht oder das Hühnchen, mit Zurücklassung der Lederhaut abgebildet; a. bezeichnet das junge Hühnchen; b. das Eiweiss; c. den Dottersack. d. sind gelblichweisse Gefässe des Dottersackes, welche zur Bauchhöhle der Frucht gehen, und ihr Nahrung zuführen. e. e. Blutgefässe, welche von der Lederhaut zur Frucht giengen: f. g. der Darmcanal der Frucht, der, durch ein besonderes Band mit dem Dottersack vereinigt, ausser der Bauchhöhle liegt.~~Fig. 6. Das Hühnchen, acht Tage vor seiner vollendeten Ausbrütung. Der Kopf ist, so wie die Augen, unverhältnissmässig gross. Das Herz (a) Iiegt, so wie die Gedärme, ausserhalb der Bauchhöhle: die Flügel (b.b) sind weniger vollkommen ausgebildet, als die Füsse (c. c)~~Das Tauben-Ei.~~Fig. 7. Die Frucht einer Taube, vierzehn Tage vor der vollendeten Ausbrütung; auch hier ist der Kopf (a) und das Auge (b.) verhältnissmässig zu den übrigen Theilen sehr gross: die Flügel (c. c) sind ebenfalls noch unvollendeter, als die Füsse (d. d) und der Darmcanal (e) hat sich noch nicht ganz in die Bauchhöhle zurückgezogen. Doch zeigen sich schon erhabene Puncte (f), welche die Stellen bezeichnen, wo die Federn hervorsprossen werden.~~Das Schlangen-Ei.~~Fig. 8. Das Ei der Ringelnatter. a) Die Ringelnatter, wie sie nach ihrer völligen Ausbrütung das Ei durchbricht und im Begriff ist, herauszuschlüpfen.~~Fig. 9. Die, wie ein Knaul zusammengerollte Ringelnatter, wie sie im Eie liegt.~~Fig. 10. Die aufgerollte Ringelnatter; (a) ihre gespaltene Zunge; b) die Stelle, wo sie durch die Nabelgefässe mit dem Dotter in Verbindung war.~~Die Ringelnattern sind giftlos, und ihre Eier werden nur durch die Wärme der Sonnenstrahlen ausgebrütet.~~
Ad99998 08 075aAd99998 08 075a.jpgFig. 1. Die gemalte Krabbe. (Cancer pictus.)~~Eine sehr schöne von der Natur gezeichnete, Krabbenart mit 2 grösstentheils carminrothen Scheeren, übrigens von weisser Grundfarbe, die mit rosenrothen Puncten und geschlängelten Linien von derselben Farbe verziert ist. - Sie ist in Amboina und den Molucken einheimisch.~~Fig. 2. Die platte Wanderkrabbe. (Cancer depressus.)~~Diese, an den Küsten im Mittelländischen Meere einheimische, Krabbe hat oberhalb eine schön rothe, mit gelben Tropfen und Flecken unterschiedene Farbe. Ihre nähere Beschreibung sehe man in dem Ausführlichen Texte.~~Fig. 3. Die aschfarbige Krabbe. (Cancer cinereus.)~~Ihr Leib ist, so wie ihre Hände und Füsse, auf beiden Seiten des Körpers gelblich aschfarben, und sie lebt auch an den Küsten des Mittelländischen Meeres.~~Fig. 4. Die knotige List-Krabbe. (Cancer nodulosus.)~~Sie lebt an den Küsten von Jamaica und anderen Westindischen Inseln. Ihre Grösse ist sehr verschieden. Ihr Schild ist fast viereckig und hat eine gelbe Grundfarbe, welche mit rothen Puncten getüpfelt ist.~~Fig. 5. Der Maulaffe. (Cancer Facchino.)~~Das Schild dieser Krabbe, die man an den Küsten Ostindiens und des Mittelländischen Meeres trifft, ist mit solchen Furchen gezeichnet, welche nicht undeutlich ein Frazzengesicht vorstellen, zumal, wenn man die zwei hintersten paar Füsse als einen Zwickelbart ansehen will.~~Fig. 6. 7. Der Mascarell. (Cancer Mascarone.)~~Fig. 6 stellt die blassgelbe, und Fig. 7. die schön braunrothe Art dieser Krabbe dar, welche beide in den Meeren um Neapel leben. Beider Schilder haben solche Furchen, dass sie ein Fratzengesicht bilden. Daher ihr Name.~~
Ad99998 08 076aAd99998 08 076a.jpg(Mytiltus pictorum.)~~Fig. 1. Der Karpfen, auf dem Rücken liegend und am Bauche so geöffnet, dass der Roogen oder das Ovarium zu sehen ist.~~a. b. Die beiden geöffneten Rauchwände. c. Der zurückgeschlagene Darm. d. Zurückgeschlagener Mastdarm. e. After, oder Ausgang des Mastdarms. f. Oeffnung für den Ausgang der Roogen-Eier des Fisches.~~g. h. Die beiden Eierstöcke, die ganz mit Eiern angefüllt sind und deren Haut sehr dünn und nachgiebig ist. i. Die Schwimmblase.~~Fig. 2. Eier aus dem Roogen oder Karpfenovarium vergrössert gezeichnet, um die Gefässvertheilung über dieselbe darzustellen.~~Fig. 3. Eier aus den Hechtovarien auf dieselbe Weise in unter derselben Absicht gezeichnet.~~Fig. 4. Ein unreifes Karpfen-Ei, das noch viele Gefässe besitzt, vergrössert dargestellt. Man siehet, wie die Gefässe die feinen Stiele bilden, mit denen es mit den andern Eiern zusammenhänget.~~Fig. 5. Ein reifes durchsichtiges Karpfen-Ei in natürlicher Grösse.~~Fig. 6. Dasselbe vergrössert dargestellt. Man siehet hier die vielen, den Stiel bildenden Gefässe verschwunden, und den jungen Fisch mit allen Theilen deutlich, nur dass er nach dem Kopfe zu noch keilförmig gebildet ist. Es ist darum an einem Blatte hangend dargestellt, weil die Fische, wenn sie laichen, gern in seichtes Wasser gehen, und ihre Eier an den Stängeln und Blättern der Wasserpflanzen abstreichen, und das Ausbrüten der äusseren Sonnen-Wärme überlassen.~~Fig. 7. Dieser junge Fisch, der in Fig. 5. in der natürlichen Grösse nur wie ein Körnchen aussiehet, ist hier ganz vergrössert dargestellt. Man entdecket schon alle Theile.~~Fig. 8. Die Malermuschel, (Mytilus pictorum), aus ihren äussern Schaalen herausgenommen, und auf den Bauch gelegt, so dass der obere Theil zu sehen ist. Die Cloake ist aufgeschnitten, um dadurch den Weg der Eier aus dem Roogen oder Ovarium sichtbar zu machen.~~a. a. Zwei Hautlappen, durch die Durchschneidung der Cloake entstanden. b. Der getrennte und zurückgeschlagene Mastdarm. c. c. Der Mantel. d. Das Innere der Cloake, welche sowohl die Darmausleerungen, als auch die Eier aufnimmt. e. e. Die beiden Ovarien oder Roogenbehälter auseinandergelegt, um ihre Mündung in die gemeinschaftlicher Cloake deutlicher zu machen. f. f. Der Ort, bis wohin die Cloake reicht, und wo der Mastdarm sich in selbigen einsenkt. g. Die Stelle, bis wohin der Schnitt geführt ist.~~Fig. 9. Die gefächerte Structur dieser Ovarien, von Innen vergrössert gezeichnet.~~Fig. 10. Die Ovarien oder Roogen-Eier der Malermuschel, auseinander gelegt, dass man ihre untere Fläche sehen kann. a. Die Kopfenden, welche mit dem Körper des Thieres verwachsen sind. b. Die Afterenden. c. d. Die äusseren, sehr fein gefranzten Ränder. e. Die neben einander liegenden Muschel-Eier nach weggenommener Haut zu sehen.~~Fig. 11. Die gefächerte Structur dieser Ovarien oder Roogen-Eier vergrössert gezeichnet.~~Fig. 12. Eier aus den Ovarien oder Roggen der Malermuschel, die schon mit blossen Augen als wirkliche Muscheln zu sehen sind; hier aber vergrössert gezeichnet.~~
Ad99998 08 077aAd99998 08 077a.jpg(Lilium tigrinum. Kämpf.)~~Die Japanische Tiger-Lille ist eine pachtvolle Zierpflanze, welche est (sic) vor Kurzem aus Japan nach Europa, und zwar in die Englischen Gärten gekommen ist. Japan ist überhaupt das Vaterland so vieler schönen Blumen, welche die Seefahrer von daher nach Europa gebracht haben, die aber, weil sie aus einem warmen Lande herstammen, meistentheils bei uns nur in Gewächs- und Treibhäusern erhalten werden, und unser kälteres Klima nicht vertragen können.~~Diess ist aber nicht der Fall bei der prächtigen Tiger-Lilie; denn diese dauert schon in England den Winter im Freien aus, wenn sie mit dürrem Laube oder Miste bedeckt wird.~~Sie ist ein perennierendes Staudengewächs, wird 2 bis 5 Fuss hoch, und durch ihre zwiebelartige Wurzel fortgepflanzt. Im Julius und August bringt sie ihre prächtigen feuerfarbenen und schwarz gefleckten Blumen, welche einen Garten vortrefflich zieren.~~
Ad99998 08 078aAd99998 08 078a.jpgDer Sinn des Geschmacks hat seinen Sitz allein in dem Munde, und besonders in der Zunge; doch haben wir auch am weichen Gaumen, an den Lippen und im Schlunde einige, obgleich nicht deutliche Empfindung des Geschmacks. Wenn wir Etwas schmecken wollen, so muss entweder die Zunge selbst, oder der Körper, den wir schmecken wollen, feucht seyn. Darum ist es eine sehr weise Einrichtung der Natur, dass sie den Mund mit Speicheldrüsen versehen hat. Die Figuren dieser Tafel stellen uns die Hauptorgane des Geschmacks bildlich dar.~~Fig. 1. Die Mundhöhle mit allen ihren Theilen, so wie sie sich zeigt, wenn beide Mundwinkel zerschnitten, und die Lippen zurückgelegt sind. Man sieht da deutlich~~1. Die Oberlippe zurückgelegt, und 2. Das Bändchen derselben. 3. Die zurückgelegte Unterlippe; und 4. Das Bändchen derselben. 5. Die innere Fläche der Backen. 6. Mündung des Speichelganges. 7. Den weichen Gaumen. 8. Den vorderen Bogen des weichen Gaumens. 9. Den hinteren Bogen. 10. Das Zäpfchen. 11. Die Mandeln. 12. Die Zunge.~~Fig. 2. Die Zunge eines Mannes. Man bemerkt daran~~1. Die obere Mündung der Luftröhre, oder die sogenannte Stimmritze. 2 und 3. Das Stimmritzen-Band. 4. Den Kehldeckel mit seiner Haut. Es sind noch viele kleine einzelne Theilchen an der Zunge zu bemerken, welche im ausführlichen Texte zu dieser Tafel erklärt werden.~~Fig. 3. Die Zunge von der rechten Seite, wo man ihre Dicke und ihre gebogene Form bemerkt; ebenso auch folgende einzelne Theile.~~1. 2. 3. Der Kehldeckel. 4. 5. Die Wurzel der Zunge. 6. Die Spitze der Zunge.~~Ausserdem erscheinen hier noch eine Menge Schmeckwärzchen und Schleimdrüschen, über die ganze Zunge verstreut. In den Schmeckwärzchen liegt hauptsächlich der Sinn des Geschmacks.~~Fig. 4. Zeigt ein solches Schmeckwärzchen, und zwar~~a. in seiner natürlichen Grösse. b. dasselbe 25mal im Durchmesser vergrössert. worüber der ausführliche Text mehr und vollständige Erläuterung giebt.~~
Ad99998 08 079aAd99998 08 079a.jpgDas Gefühl pflegt man in einem doppelten Verstande zu nehmen, einestheils so, dass man darunter das Gemeingefühl verstehet, welches in jedem empfindlichen Theile des Körpers durch irgend einen Eindruck erregt wird; theils so, dass man darunter die Veränderung begreift, welche von äusseren Gegenständen in der Haut und besonders in den Fingerspitzen hervorgebracht wird. In diesem eingeschränkterem Verstande wird das Wort Gefühl, als Sinn, auch hier genommen.~~Obgleich die ganze Haut überall als Sinneswerkzeug des Gefühls angesehen werden könnte; so sind doch die Spitzen der Fusszehen, und noch mehr die Spitzen der Finger dazu besonders eingerichtet, weil an diesen vorzüglich die Nervenwärzchen vorkommen.~~Das was man im gemeinen Leben die Haut nennt, bestehet in 3 übereinander liegenden Membranen, und diese heissen~~Die Lederhaut; diese bedeckt das Fett und die Muskeln; das Malpighische Netz, ist darüber fast wie ein Schleim gezogen und dann das Oberhäutchen~~Die Lederhaut besitzet einen sehr beträchtlichen Grad von Ausdehnbarkeit, ziehet sich auch wieder zusammen, und ist mit unzählichen kleinen Löchern (Poren) No. 1 und 2. versehen. Ihre Dicke ist sehr verschieden, auch bekommt sie eine grosse Menge Arterien, Venen und zarte einsaugende Lymphgefässe No. 3. Wegen der vielen Nerven, die sie enthält, hat sie einen hohen Grad von Empfindlichkeit, hauptsächlich, wo man Nervenwärzchen wahrnimmt No. 4. 5. 6. 7. Auch hat diese Haut eigene Schmalzdrüschen No. 8. wie Körner, z. E. an der Nase No. 8. sich zeigen. Den Aussersten Ueberzug des ganzen Körpers macht das Oberhäutchen No. 10. 10. 10. Es gehet und formt sich nach der ganzen Oberfläche des Körpers, so wie in alle Falten der Hand und Finger. No. 11. 11. 11. 11. 11. 11.~~Die Haare des Menschen, sind vergrössert im Bilderbuch schon Band. III. Taf. No. 17. Fig. 1. dargestellt worden. Sie nehmen den Ursprung aus den Fettzellen unter der Lederhaut No. 12. Die natürliche Grösse der Zellen der Haare a. Die vergrösserte Figur b. und gehen durch kleine Löcher, No. 13 a. 13. b. aus der Lederhaut hervor. Säckchen des Oberhäutchens, No. 14. 14., woraus das Haar hervorgehet. Die Nägel, No. 15. 16. 17. sind nicht minder merkwürdig. An ihrer inneren Fläche haben sie ebenfalls Furchen und Streifen, No. 18, welche sich bis an die Wurzel erstrecken. Unter dem Nagel liegt das Malphigische Netz, No. 19. Die Haut des oberen Gliedes des Daumens ist sehr vergrössert, No. 20. Ebenso ein Stückchen der inneren Hand, No. 21, No. 22. ist der innere; das Fett bedeckende Theil der Lederhaut. No. 23. Das darunter liegende Fett. Und endlich No. 24. die Fleischmuskeln und Sehnen der Hand, die darunter liegen.~~Die inneren Falten der Haut in der hohlen Hand machten vor vielen Jahren eine besondere Wissenschaft, Chiromantie genannt, aus, indem man ihnen eigene Namen gab, um daraus, so wie noch die Zigeuner thun, zu wahrsagen. So hiess A. linea vitalis, die Lebenslinie. B. linea naturalis, die Naturlinie C. linea mensalis, die Tischlinie, D. linea hepatica, die Leberlinie und Magenlinie. E. linea saturnalis, die Glückslinie. F. Die Rascetta. G. Lineae discriminales, die Entscheidungslinien.~~Ein Mehreres darüber besagt der ausführliche Text.~~
Ad99998 08 080aAd99998 08 080a.jpg

Pflanzen CL. Bd. VIII. No. 78.

DER NEUSEELÄNDISCHE FLACHS. (Phormium tenax.)

Der Neuseeländische Flachs ist eine, durch die berühmten Weltumsegler Cook, Forster und La Biliardière erst vor ungefähr 30 Jahren in Neuseeland und andern Inseln der Südsee neuentdeckte Pflanze, welche den dortigen Einwohnern von grossem Nutzen ist, und in der Folge selbst für das südliche Europa wichtig werden kann. Die Südsee-lnsulaner brauchen und bearbeiten ihre Blätter, wie wir den Flachs oder Hanf, und verfertigen sich daraus Stricke, Angelschnuren, Bindfaden, und feinere oder gröbere Zeuche zu ihren Kleidern und dergl.

Die Pflanze selbst ist gross und stark, und perennirend. Die Blätter stehen an der ästigen Wurzel, gleichen den Irisarten, sind 6, 8 und mehrere Fuss lang, ziemlich breit, stark geädert, sanft anzufühlen, und haben eine schöne dunkelgrüne Farbe, und einen braunröthlichen Saum. Sie sind bis zur Hälfte der Staude zusammengewachsen, von da sie sich dann flach überhängend ausbreiten. Aus der Mitte treibt die Pflanze, wenn sie erst mehrere Jahre gestanden hat, und gehörig stark geworden ist, einen 5 bis 6 Fuss hohen Blumenstengel, dessen oberste Blume sich zuerst entwickelt, und welcher sodann die Blumen der kleinen Seitenäste folgen.

Die Blumen sind bis 3 Zoll lang, gelb und röthlich von Farbe, und so blühet die Pflanze ziemlich lange fort, und setzt dreieckige Saamenkapseln an. In Europa hat sie zuerst in Haarlem i. J. 1814 geblüht, und Saamen getragen; und es ist kein Zweifel, dass man sie auch im südlichen Europa, z. E. in Ober-Italien, an den Ufern der Flüsse, im Freien anbauen, und grossen Nutzen daraus ziehen könne.

Ad99998 08 081aAd99998 08 081a.jpgFig. 1. Das Haarschild. (Cancer puber.)~~Diese prachtvolle, glänzend orangenfarbige Krabbe lebt im Adriatischen Meere. Ihr Schild ist runzlich, grauhaarig und an beiden Zeiten fünfmal gezahnt.~~Fig. 2. Der Breitfuss. (Cancer depurator.)~~Diese blassviolettfarbige Krabbe war schon den Alten bekannt. In Hamburg nennt man sie den Fliegenkrebs. Wegen ihrer schönen, reinen und glänzenden Farbe nennt man sie auch oft die Porcellankrabbe. Sie frisst todte Fische und andere am Ufer zurückgebliebene Unreinigkeiten, so dass sie das Ufer von allem Aase und Kothe reinigt, wesshalb v. Linné wohl dieser Krabbe den Namen: Depurator (Reiniger) ertheilte.~~Fig. 3. Die Sammetkrabbe. (Cancer velutinus.)~~Diese Krabbenart findet man an England's Westküste. Der an den Seiten fünfmal sägenförmig gezahnte Schild ist mit kurzen sammetartigen, braunen Haaren besetzt. Daher der Name dieser Krabbe.~~Fig. 4. Die Stachelkrabbe. (Cancer aculeatus.)~~Diese, in America einheimische, Krabbe ist sehr selten. Ihre Farbe ist überall braungelblich und schmutzig. Nähere Nachricht über sie ertheilt der Ausführliche Text.~~Fig. 5. Der Held. (Cancer victor.)~~Dieser blassgelben, oberhalb mit rostfarbigen Puncten und Strichen bedeckten, Krabbe Vaterland ist unbekannt. Ihre Arme, Hände und Füsse sind weiss.~~Fig. 6. Die Rumphius-Krabbe. (Cancer Rumphii.)~~Die Farbe dieser, in Ostindien einheimischen Krabbe ist ein röthliches Gelb mit verloschenen, rothen, netzartigen Zügen. Nähere Nachrichten sehe man im Aussührlichen Texte.~~Fig. 7. 8. Der Todtenkopf. (Cancer Caput mortui.)~~Fig. 7 stellt diese, gleichfalls in Ostindien einheimische, seltsame Krabbe von oben, und Fig. 8 von unten vor. Ihre Hauptfarbe ist dunkelbraun, das aber auf beiden Seiten viele lichtbraune Stellen hat. Die Ansicht der unteren Seite dieser Krabbe (Fig. 8) bietet eine auffallende Aehnlichkeit mit einem Todtenkopfe dar. Daher auch der Name rührt.~~
Ad99998 08 082aAd99998 08 082a.jpgDen Zimmerplatz, auf welchem Schiffe gebauet werden, nennt man einen Werft. Sie sind immer bei den Häven angelegt, und es gehören dazu viele Gebäude zu den Schiffbaumaterialien, Maschinen und andere grosse Vorrichtungen. Wir sehen hier ein Paar Theile eines solchen Werfts, auf welchen der angefangene Bau oder das innere Gerippe eines grossen Kriegs-Schiffs, und eine fertig gebaute Fregatte, welche eben vom Stapel laufen soll, liegt.~~Fig. 1. A. Das Gerippe eines Kriegsschiffs von 120 Kanonen.~~Der Anfang und die unterste Grundlage eines jeden Schiffs ist der Kiel (a), ein grosser dicker Grundbalken, von der Länge des ganzen Schiffs, welcher auf seinen Stapelhölzern (b. b. b. b.) als Grundlagen ruht, an welchen sich die Bauchstücken und Ribben des Schiffs anschliessen, und auf welchem die starke Säule (e) steht, an welche das bewegliche Steuer-Ruder, wodurch man das Schiff lenkt, gehängt wird. Das Innere des Schiffs hat viele künstlich zusammengefügte Theile, welche den hohlen Körper des Schiffs zusammenhalten, und die man von aussen nicht sehen kann.~~Von aussen sieht man den Spiegel, oder das Hintertheil des Schiffs, (Fig. A. c. et B. Fig. 2. C. h.) welches glatt ist, woran das Bild, wovon das Schiff den Namen führt, steht, und über welchen die grosse Schiffs-Flagge (Fig. A. k. Fig. C. i.) aufgesteckt wird. Der Vordertheil des Schiffs, oder der Schiffsschnabel, heisst das Gallion (d.). Dieses Linienschiff vom ersten Range ist ein Dreidecker, oder hat 3 Verdecke übereinander, (f. f. f.) auf welchen 3 Batterien von 120 Kanonen stehen, wie die Schiesslöcher zeigen. In dem Bauche des Schiffs befindet sich noch eine grosse Oeffnung mit einer Brücke, um die Baumaterialien hineinzuschaffem~~Fig. 2. Ein fertiges Schiff, das vom Stapel laufen soll.~~Diess fertige Schiff, welches, wie das fertige Zimmergerüste eines Hauses, mit grünen Kränzen und Sträussern geschmückt wird, ist eine Französische Fregatte nur mit einer Reihe Kanonen. Sie ruhet noch auf ihren Stapelhölzern, welche auf der Vorderseite beträchtlich erhöhet sind, weil das Schiff mit der Hinterseite vom Stapel und in's Wasser läuft. Rundherum stehen noch seine starken Stützen, damit es nicht umfallen kann. Unten ruht das Schiff mit seinem Kiel auf einem Gerüste, oder einer Art von Schlitten, welcher auf dicken eichenen Balken oder Strassbäumen liegt, die mit Seife geschmiert, sehr glatt sind und bis in's Wasser reichen. Da nun das Schiff auf diesem Gestelle hinten hoch und vorn nach dem Wasser zu tief liegt, so gleitet es, wenn die Taue, welche es fest halten, hinten abgehauen werden, schnell herab in's Meer; und läuft vom Stapel.~~
Ad99998 08 083aAd99998 08 083a.jpgDer wesentliche Theil des Geruchs-Organs ist die Schleimhaut der Nase, in welcher sich die Geruchs-Nerven ausbreitet, so dass das Geruchs-Organ zwischen den übrigen Sinneswerkzeugen in der Mitte liegt. Der ganze Raum, welcher das Geruchs-Organ aufnimmt, ist durch eine Scheidewand in zwei Höhlen, eine rechte und eine linke, getheilt.~~Wenn wir riechen wollen, so ziehen wir die mit den flüchtigen öligen und salzigen Theilchen der riechbaren Körper angefüllte Luft in die Nase; diese Theilchen berühren die Schleimhaut und die feinen Zweige der Geruchs-Nerven, und bewirken in diesen Nerven eine Veränderung, die sich bis in das Gehirn fortpflanzt. Viele Thiere haben einen schärferen Geruch als der Mensch, welchem ein gar zu scharfer Geruch nur lästig wäre. Doch lässt der Geruch sich auch durch Hebung schärfen, daher kommt es, dass manche wilde Nationen die Spur von Menschen und Thieren durch den Geruch entdecken können. Und wie gut ist es, dass die Nase sich gerade über dem Munde befindet, indem wir bei dem Essen auch durch den Geruch die geniessbaren Speisen entdecken können.~~Der höchst weise und künstliche Bau unseres Geruchs-Organes im Innern des menschlichen Kopfs, ist nun auf beiliegender Abbildung entwickelt, und alle einzelne Theile desselben in dem ausführlichen Texte angezeigt, auf deren Erklärung, welche hier zu weitläuftig seyn würde, wir unsere jungen Leser verweisen müssen.~~
Ad99998 08 084aAd99998 08 084a.jpgDiese Bewohner der südlichen Spitze von Afrika sind von bräunlich-gelber Farbe, und haben in der Bildung des Schädels, des Gesichts, der Haare, der Hände und der Füsse, manche Besonderheiten, welche in den Figuren dieser Tafel vorgestellt sind.~~Fig. 1. Der Kopf eines Buschmanns, von etwa 20 Jahren, von vorne gesehen. In dieser Ansicht sieht man am deutlichsten die Augen, die verhältnissmässig klein und hinter wulstigen Augenliedern erscheinen; der innere Augenwinkel ist mehr herabgezogen als der äussere. Die Backenknochen sind stark hervorragend, die Nase ist kurz, aber dick und stumpf, die Lippen aufgeworfen. Die Lippen und die Haut der Backenknochen sind hochroth.~~Fig. 2. Der Kopf des Buschmanns von der Seite gezeichnet. Hier sieht man, wie niedrig, im Verhältnisse zu dem ganzen Kopfe, die Stirne erscheint, und wie unbedeutend der ganze Umfang des Schädels gegen das Gesicht ist. Die Lippen und das Kinn ragen weit mehr als die zurückgezogene Nase hervor. Die Ohren sind stark ausgebildet. Die Haare erscheinen als einzelne kurze Löckchen, von denen jedes aus sehr genau verbundenen zarten Wollhaaren besteht.~~Fig. 3. Der Fuss, und zwar der Rücken desselben. Die kleine Zehe erscheint weit kürzer, als bei den Europäern.~~Fig. 4. Die Hand, von der Rückseite gezeichnet. Der kleine Finger ist nicht nur weit kürzer, als man ihn bei den Europäern findet, sondern scheint auch nur zwei Glieder zu haben.~~Fig. 5. Der kleine Finger, von der inneren Fläche gezeichnet, wo nur ein Einschnitt das einzige Gelenk an der Beugeseite bezeichnet, da bei den Europäern die beiden Gelenke des kleinen Fingers an seiner Beugeseite durch zwei Einschnitte bezeichnet sind.~~Fig. 6. Ein Haarlöckchen vom Kopfe, besonders gezeichnet, um die Verwickelung der Wollhaare in demselben darzustellen.~~Fig. 7. Zwei grössere Haarlöckchen, welche da, wo sie an der Haut sassen, unter einander gewirrt waren.~~
Ad99998 08 085aAd99998 08 085a.jpgDie folgenden drei Vögel-Arten sind alle in Süd-America einheimisch, und bis jetzt noch sehr wenig bekannt.~~Fig. 1. Der schwarz- und rothe Grossschnabel. (Loxia torrida. Linn.)~~Dieser Vogel lebt vorzüglich in Paraguay. Er ist 5 Zoll lang, und also ungefähr so gross als unsere Europäischen Kernbeisser. Sein Gefieder ist am Kopfe, Halse, Rücken und Schwanze grösstentheils schwarz; an der Brust und dem Bauche blassroth. Auf den Flügeln hat er einige weisse Deckfedern, und über dem After einige dergleichen braune. Er nährt sich von den Kernen mehrerer Früchte und harten Sämereien.~~Fig. 2. Der Surucuo. (Trogon Curicui. Linn.)~~Der Surucuo oder Kuruku ist besonders in Brasilien einheimisch, aber auch da selten, denn er lebt nur in den dicksten Wäldern. Er ist von der Grösse einer grossen Taube und ausserordentlich schön von Farben. Kopf, Hals, Rücken, grösstentheils blau und grün; die Kehle schwarz; Brust und Bauch hochroth, und die Flügel grau mit weissen Schwungfedern. Er lebt sehr einsam in dicken Wäldern und nistet in hohlen Bäumen, wo er sich ein Nest aushöhlet. Er nähret sich von Gewürmen und grossen Insecten; sein Fleisch ist aber nicht essbar.~~Fig. 3. Der Gallita.~~Der Gallita oder kleine Hahn ist ein seltener Vogel, der vorzüglich in Brasilien lebt. Er scheint fast zu dem Hühnergeschlechte zu gehören, denn er nährt sich auch von Körnern und Sämerei. Sein Gefieder ist weiss, grau und schwarz. Er fliegt gut und sehr hoch in die Luft. Da er sich von Körnern nährt, so ist sein Fleisch auch essbar und gut.~~
Ad99998 08 086aAd99998 08 086a.jpgFig. 1. Der Yaguarundi. (Felis Yaguarundi. Lacep.)~~Der Yaguarundi ist eine grosse wilde Katzen-Art, die vorzüglich in Brasilien einheimisch ist, und in dicken Wäldern lebt. Er ist fast 1 Elle lang, und hat einen 13 Zoll langen starken Schwanz. Er ist von Farbe ganz grau; Nacken, Rücken und Schwanz beinahe schwarzgrau; Seiten, Bauch und Beine etwas heller. Er ist sehr wild und reissend, und lebt vorzüglich von der Jagd kleinerer Thiere, als Hasen, Rehe, Schaafe und Hunde. Er klettert sehr gut auf Bäume, wo er liegt und auf seinen Raub lauert.~~Fig. 2. Der Jaguar. (Felis onza. Linn.)~~America hat zwar keine Löwen, aber doch ein Paar Tigerarten, die nicht minder wild und reissend sind. Der wildeste davon ist der Jaguar, den die Americaner Yaguarete nennen. Er unterscheidet sich in Grösse und Farbe fast gar nicht vom Afrikanischen oder Ostindischen Panther, und hat eben solche runde schwarzbegränzte Flecken. Er ist vielleicht noch wilder und blutgieriger als der Löwe und Tiger; und so stark, dass er ein Pferd oder ganzen Ochsen, den er erjagt und erwürgt hat, in einen Wald, oder schwimmend durch einen breiten Fluss schleppen, und an einen sichern Ort bringen kann, um seine Beute ruhig zu verzehren. Er lebt vorzüglich in Brasilien auf Paraguay, und ist den Viehheerden ausserordentlich schädlich.~~
Ad99998 08 087aAd99998 08 087a.jpgDer edle Weinstock (Vitis vinifera. Linn.) stammt ursprünglich aus Klein- und Mittel-Asien her, von da er sich schon in den frühesten Zeiten durch Griechenland und Italien über das ganze südliche Europa und die andern Welttheile verbreitete, so wie die Menschen lernten den Saft seiner Trauben auszupressen, und daraus das kostbare und so allgemein geliebte Getränk, den Wein, zu bereiten.~~Der Weinstock ist eine rankende Schlingpflanze, welche mit Hülfe ihrer kleinen Haken oder Gäbelchen, an den Bäumen, Felsenwänden und Häusern in die Höhe klettert, sich selbst aber nicht, so wie ein anderer Baum, in der Höhe halten kann.~~Der edle Weinstock ist eine zärtliche Pflanze, welche warme Länder liebt, und daher bei uns nur durch Kunst und Sorgfalt überwintert werden kann, damit ihn der Frost nicht tödte. Durch Kunst und Cultur sind auch sehr viele Arten des Weins (so wie bei unsern anderen Obstarten, Aepfeln und Birnen) entstanden, davon einige früher, einige später reifen, und einige, welche in warmen Ländern sehr gut gedeihen, bei uns in Teutschland aber entweder gar nicht oder doch nur selten im Freien reif werden. Es ist daher für uns wichtig, die guten, früheren Wein-Sorten durch Abbildungen kennen zu lernen, damit wir nicht spätreifende Sorten in unsere Gärten pflanzen, und so in unseren Erwartungen getäuscht werden.~~Die Wein-Arten theilen sich in zwei Hauptclassen, nämlich in weisse oder grüne, und in rothe. Jede derselben hat ihre früh- und ihre spätreifende Sorten. Wir wollen mit den weissen, und zwar einer der besten Sorten anfangen.~~Der weisse Gutedel.~~Der weisse Gutedel (der auch Schönedel, und in Franken Junker heisst), ist eine der besten und frühesten Wein-Sorten. Die Traube ist ziemlich gross, baut sich locker, welches die frühere Reife ihrer runden grüngelben Beere sehr befördert, und wird an einem guten Standorte im Garten oder Weinbergen schon zu Anfange Septembers reif. Die Beeren haben nur einen bis zwei Kerne, eine dünne Schaale, und einen leicht fliessenden dünnen, überaus süssen, angenehmen Saft: daher man diese Traube auch als Tafelwein zum Verspeisen vor allen anderen sucht, und besonders in Gärten an Weingeländern häufig erzieht.~~Man hat noch einen rothen Gutedel, den wir in der Folge liefern werden.~~
Ad99998 08 088aAd99998 08 088a.jpgFig. 1. Das grosse Wiesel. (Mustela barbara. Linn.)~~Diese Wieselart ist unter allen bekannten die grösste; denn sie ist vom Kopfe bis zum Schwanze 22 Zoll, und ihr Schwanz 13 Zoll lang, und gehört gleichfalls zu den Raubthieren. Sie ist von Farbe beinahe ganz schwarz; bloss der Kopf, Hals und Kehle sind schmutzig weiss, und die Pfoten braun. Sie ist übrigens von Körper wie ein anderes Wiesel gestaltet. Sie lebt vorzüglich in Brasilien und Chili, in Wäldern, Felsenklüften und Höhlen, und macht besonders auf wildes Geflügel, junge Hasen und andere kleine Thiere Jagd. Ihr Fell giebt ein gutes Pelzwerk.~~Fig. 2. Der dreifarbige Fuchs. (Canis cinereo-argenteus. Linn.)~~Der dreifarbige Fuchs ist in ganz Süd-America, besonders aber an der Magellanischen Strasse und in Paraguay einheimisch. Er wird vorzüglich wegen seines schönen Pelzwerks sehr geschätzt. Er ist hellgrau mit Schwarzgrau geflammt, der Bauch silberweiss, die Schnauze schwarz, die Ohren, so wie die Pfoten, braun. Seine Augen sind wie die der Katzen gebildet, so dass er auch des Nachts sehen kann. Er wohnt ebenso, wie der Europäische Fuchs, in Höhlen unter der Erde, und nährt sich vom Raube des wilden Geflügels und kleiner Thiere.~~
Ad99998 08 089aAd99998 08 089a.jpgDer grüne Gutedel oder Diamant-Wein.~~Der sogenannte Diamant, ist eigentlich der grüne Gutedel, und eine der frühesten und herrlichsten Wein-Sorten, die man pflanzen kann. Er stammt aus Frankreich. Seine ziemlich grosse Traube ist locker gebaut, und hat grosse, runde, grüne Beere, welche an der Sonnenseite etwas bräunlich beim Reifwerden anlaufen.~~Die Traube reift schon zu Anfange Septembers, und an einem warmen Spaliere noch früher. Die Beeren haben nur einen; höchstens zwei Kerne, eine etwas starke Schaale, einen sehr süssen gewürzten Saft, und sind daher köstlich zum Verspeisen. Der Stock trägt sehr reichlich alle Jahre, und man kann desshalb diese treffliche Wein-Sorte zum Anbau, besonders in Gärten, nicht genug empfehlen.~~
Ad99998 08 090aAd99998 08 090a.jpgDie kissenförmige Stapelie. (Stapelia pulvinata. Linn.)~~Die Stapelien sind in dem heissen Afrika einheimisch, und gehören zu den Dick- oder Saftpflanzen, deren die heissen Länder so mancherlei Arten hervorbringen. Sie haben keinen eigentlichen Stamm, Stängel oder Blätter, sondern blosse dicke, viereckige grüne Zweige, welche unregelmässig auseinander sprossen, und aus welchen dann die Blumen auf kurzen Stielen hervorbrechen. Sie blühen meistens sehr schön, und mit seltsamen Formen und Farben.~~Unter allen Stapelien-Arten, deren es über fünfzig giebt, ist die Stapelia pulvinata, oder kissenförmige Stapelie, eine der schönsten. Ihre Blume ist sehr gross, fünfblätterig und sehr schön gezeichnet; weswegen sie auch von den Liebhabern exotischer Gewächse sehr hochgeschätzt wird. Sie ist widrig vom Geruche, und trägt keinen Saamen; sie kann aber leicht durch abgerissene Zweige fortgepflanzt werden. Die Pflanze selbst muss bei uns beständig im warmen Treibhause gehalten werden.~~
Ad99998 08 091aAd99998 08 091a.jpgDer Chinesische Enkianthus. (Enkianthus quinqueflora.)~~Der Enkianthus ist eine neue, erst vor kurzem aus China nach Europa gekommene Pflanze. Sie ist sowohl von Bau, als von Farben ausserordentlich schön, und daher auch in England, wo sie bis jetzt bei den reichen Pflanzenhändlern noch allein zu finden ist, ausserordentlich theuer.~~Sie ist selbst in China eine Lieblingsblume der Grossen, und wird von ihnen gewissermassen heilig gehalten; so dass sie dieselben ihren Götzen als ein angenehmes Opfer darbringen, und ihre Tempel an den Festen damit ausschmücken. Auch in den Häusern der reichen Mandarinen findet man häufig blühende Zweige davon; in grossen Vasen von Porzellan, als Verzierung aufgestellt.~~Ihre Zweige haben, ehe die Blüten sich daraus entwickeln, eine hochrothe Farbe; die Blätter sind grün, mit gelben oder rothen Rippen, und die Blumen, welche sich alle aus der Spitze entwickeln, hängen als ein Büschel von 6 bis 8 Stück herab, sind glockenförmig gebaut, und hochroth und weiss.~~
Ad99998 08 092aAd99998 08 092a.jpgDie Erfindung des Schiesspulvers brachte uns zugleich die Erfindung der Schiessgewehre, so wie des grösseren Geschützes, der Kanonen, Haubitzen, Mörser und Bomben u. s.w. Die Schiessgewehre, welche man noch tragen konnte, nannte man Doppelhaken, Musketen, Flinten, Büchsen, Karabiner, Pistolen u. s. w.~~Die alten Schiessgewehre hatten eine sonderbare, schwere, unbehülfliche Form, und wurden gewöhnlich mit Lunten, oder einem Steine von Schwefelkies-Erz losgebrannt, und waren für den Soldaten im Felde wenig brauchbar, bis sie endlich ihre bessere und vollkommenere Einrichtung durch das ordinäre Flintenschloss, mit dem Feuersteine, Hahne, Batterie und Pulverpfanne erhielten, wozu noch der vorn darauf gesteckte kleine Spiess, oder das Bajonnet, kam.~~In alten Rüstkammern der Fürsten findet man noch viele dergleichen alte und sonderbar, geformte Schiessgewehre, theils Europäischer, theils fremder Völker, davon wir einige hier zur Ansicht liefern.~~Fig. 1. Ein grosses schweres Luntengewehr vom Jahre 1615. Die brennende Lunte wurde in den Hahn gespannt, welche durch den Druck sich auf das Pulver legte, und das Gewehr so losbrannte.~~Fig. 2. Ein altes Spanisches Luntengewehr. Der Kolben ist mit Elfenbein eingelegt und sehr gekrümmt, damit er beim Abfeuern auf die Brust gestämmt werden konnte.~~Fig. 3. Ein sonderbares und schönes altes Spanisches Jagdgewehr, mit Erzsteine, wovon der ganze Schaft sehr schön mit Elfenbein und Perlenmutter eingelegt und verziert ist.~~Fig. 4. Eine sehr sonderbare Doppel-Schloss-Flinte, mit Erzsteinen, aus der Kunstgalerie des Grossherzogs von Florenz.~~Fig. 5. Ein Magazingewehr vom Jahr 1666, welches, wenn es mit dem Schlosse geladen ist, durch den Druck einer Feder in einer halben Minute 10mal abgeschossen wird.~~Fig. 6. Eins prächtiges altes Türkisches Gewehr, der Lauf damascirt und mit Golde eingelegt.~~Fig. 7. Ein sehr schönes Persisches Gewehr, ganz mit Silber überdeckt, und der Lauf reich damascirt und auch mit Golde eingelegt.~~
Ad99998 08 093aAd99998 08 093a.jpgDieses und das folgende Heft liefert Darstellungen, aus welchen man die Lebensweise, Sitten, Gebräuche, Kunst und Gewerbe der Chinesen sich versinnlichen kann; einer Nation, welche von den Europäern zu sehr verschieden ist, um letzteren nicht höchst interessant zu seyn.~~Die gegenwärtige Taf. CCXIII. zeigt zuvörderst ihre Wohnungen.~~Die Bauart der Chinesen ist ganz eigenthümlicher Art, und bringt oft eine nicht unangenehme Wirkung hervor. Aus allen Gebäuden blickt gewissermassen das Zelt des ehemals nomadischen Volks noch durch, was man in dem gekrümmten Dache, den stangenartigen, hölzernen, Säulen immer wieder ernennt. Die Verzierungen und Figuren von Drachen, Schlangen u.s.w. sind zwar sonderbar, aber nicht schön zu nennen.~~Fig. 1. Haus eines Mandarin.~~Das Haus eines Staatsbeamten unterscheidet sich nicht gerade sehr von dem Hause eines Handwerksmannes; nur besteht es eigentlich aus mehreren, durch Säulen-Galerien mit einander verbundenen Häusern, die auf steinernen Terrassen stehen, und von einer hohen Mauer umgeben sind. Die Zimmer sind oben meist bis an die Querbalken des Dachs offen; einige sind aber auch mit einer Decke versehen. Die Fussböden sind mit Backsteinen gepflastert. In den Fenstern befindet sich statt Glases, geöltes Papier, seidne Gaze, Horn oder Perlmutter. In den Winkeln einiger Zimmer ist ein Loch im Fussboden, mit Stein oder Holz bedeckt, in welchem Feuer gemacht, und aus welchem die Hitze durch Röhren in den Wänden herumgeführt wird. Auswendig sind die Häuser mit bunten Farben und Gold schimmernd angemalt. Vor den Häusern stehen grosse, oft mit farbigen Wimpeln verzierte, hölzerne Säulen, an welchen mit goldnen Inschriften angezeigt ist, was man bei uns durch Tafeln an den Häusern bekannt macht.~~Am auffallendsten sind ihre Tempel, welche von Gold glänzen und zwei bis drei Dächer über einander haben, und ihre Pagoden, wo oft fünf, sieben, ja neun Dächer übereinander angebracht sind.~~Fig. 2. Chinesisches Dorf und Bauern.~~Wiewohl der Ackerbau in China im höchsten Ansehen steht, und der Kaiser selbst im Frühling einige Furchen mit dem Pfluge zieht, das Land auch in kleine Besitzungen getheilt ist, so ist doch der Bauer arm; wahrscheinlich weil die Reissärnte so häufig verunglückt.~~Die Kleidung des Landvolks besteht aus einer blauen baumwollenen Jacke, langen Hosen, Stroh-Schuhen und einem Strohhute. Die Bauernhäuser bestehen aus vier Lehmmauern mit Stroh gedeckt, und sind mit einer Lehmmauer oder einem Rohrzaun umgeben. Eine Abtheilung von Matten bewirkt im Innern zwei Zimmer, von welchen jedes ein Loch in der Mauer als Fenster hat. Die Thüre besteht aus einer Matte. Zum Bette dient eine Matte, ein cylindrisches, mit Leder überzogenes hölzernes Kissen, eine Filzdecke und zuweilen eine mit Wolle oder Haaren gestopfte Matrazze. Etliche Krüge, etliche Becken aus der gröbsten Töpferwaare, ein eiserner grosser Topf, ein Casserol und ein beweglicher Ofen sind die Geräthschaften. Tische und Stühle halten die Bauern für überflüssig, da sie auf den Fersen sitzen und beim Essen um den eisernen Topf zusammenrücken und jeder ein Becken in die Hand nimmt.~~
Ad99998 08 094aAd99998 08 094a.jpgFig. 1. Der Kaiser von China.~~Der grösste und mächtigste Fürst in der Welt, da er über 300 Millionen Menschen herrschen soll, von denen er auch einziger Regierer der Welt und Sohn des Himmels genannt wird. Vermöge seiner kaiserlichen Würde trägt er gewisse Kleidungsstücke von eigner hellgelber (Kaiserlichgelb) Farbe, ein Brustschild mit dem Bilde eines fünffüssigen Drachen, und eine grosse Perle oben auf der Mütze; er führt ein acht Finger breites viereckiges kaiserliches Siegel. Die Nägel, welche die vornehmen Personen in China lang wachsen lassen und zuspitzen, haben hier eine sehr ansehnliche Länge.~~Fig. 2. 3. 4. Mandarinen (obere Staatsbeamten) zu Fuss und zu Pferde.~~Es giebt Kriegs- und Civil-Mandarinen und ihre Zahl steigt über 400,000. Sie haben das Recht Kleider, mit Gold durchwirkt, zu tragen. Es giebt neun Classen derselben, die sich durch verschiedenfarbige Knöpfe und Kugeln auf den Mützen unterscheiden. Ausserdem haben sie auch auf dem Obergewande eine verschiedene Stickerei. Die beiden Chinesischen Orden "des gelben Unterkleides" und der "Pfauenfeder" werden von dem Kaiser als ein Zeichen seiner Gunst vertheilt.~~Fig. 5. 6. 7. 8. Lamas und Priester.~~Es giebt ihrer zwei Classen. Tao-tsu, Priester des Laokung, und Ho-schang oder Priester des Fo. Die Tataren, durch welche die Religion des Fo nach China gekommen ist, nennen die Priester Lama; diese stehen unter dem Dalai-Lama in Thibet, welchen sie für eine wirkliche unsterbliche, aber an eine menschliche Form gebundene Gottheit halten.~~Die Gross-Lama (5. 8.) haben ein Gewand von gelber Seide mit dunkelrother Schärpe, gelben Mantel von der Länge des Kleides, gelbseidene, oben spitzige Mütze mit langen Zipfeln. Die gewöhnlichen Lama (7.) tragen ein gelbes Kleid mit rothem Gürtel, gelbe Stiefeln und rothseidene Kopfbedeckung. Die Priester des Taotsu (6.) tragen eine braune Kutte, über welche hinten ein rother Mantel hängt, eine eigne Mütze und eine Art Rosenkranz.~~Fig. 9. 10. Chinesische Soldaten.~~Die Armee beträgt etwa 600,000 Mann Fussvolk und 250,000 Mann Reiterei, die aber zugleich als Gerichtsdiener, Untereinnehmer, Wächter u. s. w. gebraucht werden. Ein sehr militärisches Ansehen haben sie freilich nicht. Sie sind mit Säbeln, Bogen, Pfeilen und Schildern, einige Corps auch mit Luntenbüchsen bewaffnet.~~Fig. 11. 12. Nachtwachen.~~Nicht allein die Thore der Städte, sondern auch die Enden der Strassen werden mit Sonnen-Untergang geschlossen, und Nacht-Wachen durchziehen die Strassen, welche (Fig. 12) mit Laternen versehen, durch Schläge an einen hohlen Bambus-Cylinder theils ihre Wachsamkeit, theils die Zeit und Stunde anzeigen. Der Officier reitet auf einem Esel mit, und ihm leuchtet ein Soldat (Fig. 11) mit einer Laterne vor.~~
Ad99998 08 095aAd99998 08 095a.jpgDie Musik scheint in früheren Zeiten bei den Chinesen in grösserem Ansehn gestanden zu haben, als jetzt. Sie wird gegenwärtig nur von Frauenzimmern, die verkauft werden sollen, oder von solchen erlernt, die sich zur Unterhaltung Anderer vermiethen. Meistens machen die Chinesischen Musiker mit ihren Instrumenten einen recht grossen Lärm, welcher den Europäern nicht gefällt; dagegen haben die Chinesen auch von der Capelle des Lord Macartney, alas dieser als Englischer Gesandter in China war, gesagt, sie mache keine Musik, sondern ein verwirrtes Geräusch. Noten kennen sie nicht, sondern gebrauchen dafür Schreibe- oder Druckzeichen, welche den Namen jedes Tons anzeigen.~~Die Instrumente spielen gewöhnlich alle einen Ton; jedes bleibt bei der Melodie; nur zuweilen nimmt ein Instrument den Ton eine Octave höher oder niedriger. Von einer harmonischen Zusammenstimmung, Accorden u.s.w. der Töne, die bei uns gewöhnlich sind, wissen sie nichts.~~Die Instrumente selbst sind sehr mannichfaltig, sowohl in Hinsicht der Form, als des Stoffes, woraus und womit sie verfertigt sind.~~Fig. 1. Ist eine tönende Metall-Platte.~~Fig. 2. Eine metallene Urne auf einem hölzernen Gestelle; beide werden mit einem Stäbchen geschlagen.~~Fig. 3. Der Pan-Cou, eine grosse Trommel, unter einem Thronhimmel, die bei feierlichen Gelegenheiten gebraucht wird.~~Fig. 4. Der Boug-gui, ein hohles Holz, wie ein Seethier gestaltet, was mit einem Stocke geschlagen wird.~~Fig. 5. Eine gedämpfte Trommel.~~Fig. 6. Ein metallenes Instrument, ebenfalls mit einem Stocke zu schlagen.~~Fig. 7. Der Hien-Pan, ein eisernes Instrument, wird mit einem überzogenen Stocke geschlagen und tönt dumpf.~~Fig. 8. Der Tam-Tam, Kiag oder Goug-lu; ein grosses metallenes Lärmbecken mit einem Deckel, auf welchen man mit einem mit Leder überzogenen, hölzernen Hammer schlägt.~~Fig. 9. Eine kleine Trommel.~~Fig. 10. Ein Metallbecken.~~Fig. 11. Eine Art Castagnette.~~Fig. 12. Eine Cymbel.~~Fig. 13. Eine goldene Glocke, welche (wie alle Glocken in China) nicht durch einen darin hängenden Glockenschlägel, sondern mit einem Stück Holz geschlagen wird.~~Fig. 14. Ein kleines Lärmbecken.~~Fig. 15. Metallglöckchen.~~
Ad99998 08 096aAd99998 08 096a.jpgFig. 1. Ein Chinesischer Beckenspieler, der drei, an einem hölzernen Gestelle hängende, kupferne Becken mit einem Stabe schlägt.~~Fig. 2. Zwei violinartige Instrumente, mit zwei seidnen Saiten; Darmsaiten haben die Chinesen nicht.~~Fig. 3. Flöten, von verschiedener Form, aus Bambus verfertigt, mit fünf, zehn oder zwölf Löchern; werden meist von Frauenzimmern gespielt.~~Fig. 4. Guitarren, Guichin genannt, mit drei Saiten und Pipa mit vier Saiten, die meist von Männern gespielt werden.~~Fig. 5. Die Tsen, ein siebensaitiges Guitarr-ähnliches Instrument.~~Fig. 6. Die Hien-lo, ein Gestell mit zehn daran aufgehangenen Metallplättchen oder klingenden Steinen, an welche man schlägt.~~Fig. 7. Eine Pauke.~~Fig. 8. Eine kleine Kriegs-Trommel.~~Fig. 9. Ein hohler hölzerner Fisch, oben mit einer Oeffnung; wird mit einem Stabe geschlagen.~~Fig. 10. Trompeten von dreierlei Form.~~Fig. 11. Der Sing oder Cheng, ein Instrument aus sieben verschiedenen Bambusröhrchen, einem sogenannten Papagenopfeifchen ähnlich.~~Ausserdem haben die Chinesen noch ein grosses Saiten-Instrument Chè, mit etwa 25 Saiten. Man spielt darauf, entweder, dass man die Saiten mit den Fingern schnellt, oder dass man sie mit einem kleinen Stäbchen schlägt.~~Endlich haben die Chinesen noch Instrumente mit klingenden, Agath ähnlichen und Yu genannten, Steinen. Tseking, heisst es, wenn es aus 16 Steinen besteht; die Steine werden geschliffen, bis sie den Ton erhalten, den man verlangt. Es ist aber schwer, nur eine Octave vollständig zu erhalten, und die Instrumente wurden daher sonst sehr hoch geachtet.~~
Ad99998 08 097aAd99998 08 097a.jpgFig. 1. Palankin eines hohen Staatsbeamten. Nur die Mandarinen haben das Vorrecht, grünes Tuch zum Ausschlagen des Tragesessels zu gebrauchen. Sie bedienen sich auch kleiner Wagen, die vorn zu sind, und wo die Räder, um das Stossen etwas zu vermindern, ganz hinten angebracht sind.~~Fig. 2. eine Art Schiebekarren mit einem Rad, aber von zwei Menschen geführt, wird vorzüglich von den Tatarischen Frauen gebraucht; die Chinesinnen ziehen die verbergenden Palahkins vor.~~Fig. 3. ein Karren, wie man sie auf dem Lande gebraucht, die aber etwas schwerfällig sind, und besonders leicht umwerfen. In einigen Provinzen hat man Karren von Bambus mit einem Rade, ungefähr wie Fig. 2., wo vorn einer zieht, und hinten einer das Gleichgewicht hält, und aus welchen man, wenn ein günstiger Wind geht, ein Segel von Matte anbringt, welches die Arbeit des Vordermannes erleichtert oder ersetzt.~~Fig. 4. Ein Wagen; wie sie die vornehmen Chineser gewöhnlich gebrauchen; immer nur mit einem Pferde bespannt; obgleich diess Fuhrwerk natürlicher Weise sehr unbequem, stossend und an heissen Tagen die Hitze darin unerträglich ist, so zogen es doch die Chinesen, welche abgesagte Feinde aller und jeder Neuerung sind, den bequemsten Englischen Wagen vor, die Lord Macartney als Geschenke für den Kaiser von China mitgebracht hatte. An den Europäischen Wagen tadelten sie vorzüglich, dass der Kutschersitz aussen höher angebracht war, als der Herrensitz im Innern; welches ihnen höchst unehrerbietig vorkam. -~~Noch sehen wir Fig. 4., wie ein junger Chinese aus dem Wagen gestiegen ist, um einen Freund seines Vaters, der ihm begegnet, zu begrüssen. Da sie die Achtung gegen die Aeltern nicht genug an den Tag legen zu können glauben, so übertragen sie selbige auch auf die, welche mit den Aeltern nur durch die Bande der Freundschaft verbunden sind.~~
Ad99998 08 098aAd99998 08 098a.jpgFig. 1. Ein Chinese, welcher schreibt. Es gilt für ein grosses Talent schön zu schreiben; auch ist es in der That schwierig, die richtigen Charaktere auszuwählen, zumal in Bittschriften, wo dasselbe Zeichen nicht in demselben Satze wiederholt werden darf und wo man an den Kaiser Worte gebraucht, die nur für ihn allein bestimmt sind. Man zieht die Linien senkrecht und fängt die Schrift am rechten Rand der Seite an. Man schreibt, statt mit Federn, mit Pinseln von Caninchenhaaren und doch mit unbegreiflicher Schnelligkeit. Nur die Tataren bedienen sich einer Art Feder von Bambus.~~Fig. 2. Ein Buchdrucker. Man rechnet, dass die Buchdruckerei in China schon 50 Jahr vor der christlichen Zeitrechnung bekannt ist. Man hat aber keine beweglichen Lettern, sondern man schneidet das auf Holzplatten, was man durch den Druck vervielfältigen will. Die Form wird dann eingeschwärzt, ein Blatt Papier darüber gelegt mit einer weichen Bürste darüber hingefahren, so entsteht der Abdruck ohne Presse. Der grosse weisse Rand jeder Seite ist bei den Chinesen oben und nicht, wie bei uns, unten.~~Fig. 3. Geldwechsler und Geldschneider. Es giebt in China nur Silber und Kupfergeld. Das Silber ist nicht gemünzt sondern in-Stücke und Stangen gegossen, die man schneidet und. Beschneidet u. mit kleinen Wagen wägt. Auch die Spanischen Piaster werden so beschnitten und dass der Silbergehalt gut ist, bezeichnet. Die Kupfermünzen, welche ein Gepräge haben, sind ebenfalls gegossen. Sonst hat man in China auch Münzen von Zinn, Blei, Eisen, gebrannter Erde, Muscheln u. selbst von Papier. Jetzt sind nur noch die kupfernen in Umlauf, ganz rund mit viereckigem Loch, mittels dessen sie zu 10 oder 100 an einander gereiht werden.~~Fig. 4. Ein Buchhändler. Es giebt deren, die feststehende Läden haben, u. andere, welche mit einem Kasten und Tisch herumziehen, einer der letzten ist Fig. 4 vorgestellt. Die Zahl der Bücher ist ausserordentlich gross. Unter der Dynastie des Loang zählte man 37,000 Bände in der kaiserlichen Bibliothek. Die Art die Bücher einzubinden, erläutert Taf. CCXXI Fig. 6.~~Fig. 5. Ein Sticker. Der Stickrahmen ist von Bambus. Die Stickerinnen sitzen auf grossen Porcellan- oder Töpfergefässen. Man stickt erhaben auf Atlas und nähet nachher die Stickerei auf die Zeuche.~~Fig. 6. Eine Strumpfnäherin. Die Strümpfe der Chinesen werden nicht gestrickt, sondern aus gewirkten Zeuchen zusammen genähet, gefüttert und halten sehr warm. Zierlich sind sie nicht, haben aber oben einen Goldfaden oder schwarzen Rand. Die Strümpfe der Frauenzimmer sind sehr klein, da die Füsse derselben dadurch, dass man die Zehen, mit Ausnahme der grossen, unter den Fuss legt und bindet, ganz verkrüppelt werden.~~
Ad99998 08 099aAd99998 08 099a.jpgFig. 1. Verfertigung der Tusche. Die Tusche wird aus Russ von verbranntem Fichtenholz, aus Schweinfett und Oel gemacht und der Geruch durch etwas Moschus verbessert. Diesem Teige mischt man etwas thierischen Leim bei und macht ihn in hölzernen Formen zu Stangen und Tafeln, auf welche Schriftzeichen und Figuren angebracht werden. - Wenn die Chinesen schreiben wollen (Taf. CCXVIII. Fig. 1.), so gebrauchen sie dazu eine polirte Marmortafel mit einer Vertiefung an dem einen Ende, in welcher sie ihre Tusche anreiben. Daher bezeichnet bei ihnen Pau-tso, das heisst, die vier kostbaren Dinge, die Marmorplatte, die Tusche, den Pinsel und das Papier.~~Fig. 2. Seiler. Die Chinesischen Seiler ziehen das Bambusrohr als Material ihrer Arbeit dem Hanfe vor. Die Abbildung zeigt, wie sie die Stricke horizontal flechten. Wollen sie aber sehr grosses Tauwerk machen, so verfertigen sie sie senkrecht, steigen auf ein 12-15 Fuss hohes Gerüst und flechten von da herab die langen und feinen Bambusfaden. Der Strick wird hernach noch in ein mit Urin gefülltes Loch geworfen und so vollends geröstet.~~Fig. 3. Ein Blumenhändler. Bei der sitzenden Lebensart der höheren Stände, welche wenig ausgehen, sehen die Händler und Handwerker sich genöthigt, ihre Waaren in der Stadt herumzutragen und auszurufen. So tragen die Blumenhändler ihre Blumen auf zwei, an einer Bambusstange hängenden, Brettern auf der Schulter. Besonders ziehen und verkaufen sie viele Zwergbäumchen.~~Fig. 4. Ein Barbier. Der Chinesische Barbier zieht auf der Strasse herum, seinen ganzen Apparat an einer Bambusstange auf der Schulter tragend und kündigt seine Anwesenheit durch das Tönen eines eisernen Instruments an. Will sich Jemand seine Kunst zu Nutze machen, so übt er sie am ersten besten Orte auf der Strasse. Das Haupthaar wird abgeschoren, die Ohren ausgeputzt, die Augenbraunen in Ordnung gebracht und die Glieder werden geknetet, gezogen und gerieben, Alles für 18 Tsien oder Kupferpfennige.~~Fig. 5. Ein Tausendkünstler. Menschen dieser Art heissen in China Tria-Con-Culk-Tziang, treiben alle mögliche Gewerbe, kitten und bessern zerbrochene porzellanene und andere Sachen aus, wozu sie alle Art Handwerkszeug, eine tragbare Schmiede, Kohlen etc. mit sich herum tragen.~~Fig. 6. Ein Papierfabrikant. Das Chinesische Papier ist sehr dünn und fein und wird aus der zweiten Rinde des Bambus verfertigt. Die erste Bearbeitung dieser Rinde ist auf Taf. CCXX. Fig. 3. Vorgestellt. Wenn die Bambusrinde erweicht und zu Brei gerieben und gekocht ist, so wird sie in Zuber gefüllt, aus welchen man nun, in mit von Bambusfaden verfertigten Formen, die Papierbogen heraushebt und dann durch Ofenwärme trocknet. - Man verfertigt mehr als 200 Sorten Papier.~~Fig. 7. Ein Chinesischer Schuster. Die Schuhe haben in China sehr dicke weisse Sohlen, die vorn in die Höhe gehen, das Obertheil ist von Zeuch und geht weit hinauf. Männer der höheren Stände und Soldaten tragen Stiefeln; die Bauern Sandalen; die Frauenzimmer kleine Halbstiefelchen. - Neben dem Schuster steht ein zur Kette verurtheilter Verbrecher, der eine Kette um den Hals hat, welche an einem Ende einer Bambusstange befestigt ist, deren anderes Ende durch eine Kette mit einem Block verbunden ist. Der Sträfling muss die Bambusstange immer mit den Händen hüten, damit die Kette ihm den Hals nicht beschädige.~~
Ad99998 08 100aAd99998 08 100a.jpgFig. 1. Ein Mann, welcher papierne Drachen für Kinder verkauft.~~Die papiernen Drachen werden in China nicht bloss von Kindern, sondern von Erwachsenen, Vornehmen, ja vom Kaiser selbst als Belustigung gebraucht. Man hat sie von sehr verschiedener Form, als Schildkröte, Seekrebs, geflügelter Mensen, oder Glocke, doch meistens von der Gestalt eines Kranichs, nach welchem sie auch in China genannt werden.~~Fig. 2. Federbälle und Kinderspielzeug.~~Der Federball, der dem unsrigen nicht unähnlich ist, wird in China nicht, wie bei uns, mit Raketen und den Händen, sondern mit den Füssen geschlagen, wie die beiden Bauern auf der Figur zeigen. Der Mann zwischen ihnen handelt mit Kinderspielzeug, besonders mit Gauckelmännchen, welches Alles von Pappe oder Holz verfertigt wird.~~Fig. 3. zeigt die Vorbereitung des Bambusrohrs zum Papiermachen, worüber Taf. XCVII weitere Auskunft giebt.~~Fig. 4. Ein Metzger.~~Man geniesst in China alle Arten von Fleisch, Hammel-, Pferde- und Hundefleisch, mit Ausnahme des Rindfleisches, welches wegen Seltenheit des Rindviehs nicht öffentlich verkauft wird. Schweinefleisch aber wird am meisten gegessen. Es ist zarter als in Europa, und die Chinesischen Schinken werden selbst von Ausländern geschätzt. Man zieht die Schweine nicht bloss auf dem Lande, sondern auch auf den Schiffen, wo man sie mit Eingeweiden von Fischen mästet. Der Fleischer steht hier hinter einem Bocke, woran seine Waare nebst dem Handwerkszeuge hängt. Er wiegt mit der Schnellwaage ab, und trägt alles diess mit sich herum.~~Fig. 5. Einsammlung von Firniss.~~Der Firniss der Chinesen ist ein röthliches Gummi, das aus einem Baume quillt, welcher einer Esche ähnlich, aber noch nicht genau bekannt ist. In 7 - 8 jährige Stämme werden mit einem Messer halbmondförmige Einschnitte gemacht, in welche Muscheln eingedrückt weden, worin das ausfliesende Gummi sich anhäuft. Oft bedient man sich zum Herableiten des Gummis auch langer Bambusrohre. Da das frische Gummi leicht nachtheilige Wirkungen, besonders Geschwüre, bei den Arbeitern hervorbringen kann, so müssen bei dem Einsammeln gewisse Vorsichtsmaassregeln beobachtet werden.~~Fig. 6. Einsammlung des Thees durch Affen.~~Von der Theestaude selbst ist bereits im I. Bande dieses Bilderbuchs die Rede gewesen. Da trockne und hochgelegene Orte sich zum Theebau besser eignen, als niedrige und feuchte, so ist das Einsammeln oft sehr schwierig. Desswegen hat man, wo das Hinaufsteigen für die Menschen sehr gefährlich ist, die Affen abgerichtet, steile Abhänge hinauf zu klettern, und die Theesträuche abzublättern. Da die Frucht des Thees bitter, und keineswegs anlockend für die Affen ist, so ist das Abrichten derselben zu diesem Geschäft nicht leicht. Doch gelingt es dadurch, dass man ihnen das Geschäft oft vormacht, und ihnen, wenn sie wieder von der Höhe herabkommen, einen ihnen behagenden Leckerbissen darreicht.~~
Ad99998 08 101aAd99998 08 101a.jpgFig. 1. 2. 3. Verfertigung des Chinesischen Porzellans.~~Die Verfertigung des Porzellans ist in China seit undenklichen Zeiten bekannt, und in dem Lande ausserordentlich gemein. Die Porzellan-Masse wird in China auf einer Drehscheibe geformt, welche nicht, wie bei uns, durch die Füsse des modellirenden Arbeiters bewegt wird, sondern (Fig. 2) durch die Füsse eines eignen Gehülfen, welcher aufrecht steht, sich an einem an der Decke befestigten Strick hält, und die Scheibe durch die abwechselnde Bewegung seiner Füsse dreht. Figuren, die nicht rund sind, werden nicht auf der Drehscheibe, sondern in Formen verfertigt. Ist das Gefäss fertig, so wird es im Schatten getrocknet, kommt dann in einen Ofen mit heftigem Feuer, Fig. 1; wenn es in diesem hart gebrannt ist, so wird es in eine Flüssigkeit getaucht, durch welche es mittelst eines zweiten Brennens eine Glasur erhält. Hierauf wird es gemalt (Fig. 3.) und dann zum dritten Mal einem etwas weniger heftigen Feuer (Fig. 1.) ausgesetzt, wodurch die Farben eingebrannt werden.~~Fig. 4. Spinnerei und Näherei.~~Die Chinesischen Spinnerinnen spinnen Flachs, Hanf und Baumwolle auf einer Spule, welche mittelst der Weise in Bewegung gesetzt wird. Ihr Faden ist fein und gleichförmig. Die Näherinnen ziehen mit einem Korbe, worin ihre Arbeits-Sachen befindlich sind, so lange in der Strasse herum, bis sie Jemand in's Haus rufen lässt, der ihrer, nicht sehr schwierigen Kunst bedarf.~~Fig. 5. Eine grosse Chinesische Waage.~~Wir sehen hier die Bude eines Menschen, dessen Geschäft es ist, die Gegenstände zu wägen, die man ihm bringt; wozu wir öffentliche Waagehäuser haben. Man hat in China zweierlei Waagen, eine hat zwei Schaalen, die andere, die hier vorgestellt und die gewöhnlichste ist, ist eine Schnellwaage, wo der Unterstützungspunkt nicht in der Mitte, sondern in der Nähe des Endes angebracht ist, wo man den zu wägenden Gegenstand aufhängt, während das Gewicht an dem andern langen Ende vor- und rückwärts gerückt wird.~~Fig. 6. Ein herumwandelnder Bucherhändler.~~Auf der XCVI. Tafel haben wir einen Buchhändler in stehenden Boutiquen gesehen. Hier ist ein herumziehender dargestellt. Die Bücher sind in graue oder gelbe Pappe oder in Atlas oder auch in Brocat gebunden. Der Titel ist nicht auf dem Rücken des Buchs, sondern auf dem rechten Seitendeckel angebracht. Da das Papiere sehr dünn ist, so kann es nur auf einer Seite bedruckt werden und jedes Blatt eines Buchs besteht oft aus zwei am Bande zusammengeschlagenen Papierblättern, die vorn nicht beschnitten werden dürfen.~~
Ad99998 08 102aAd99998 08 102a.jpgWaffen und Schiessgewehre der Chinesen.~~Schon bei Gelegenheit der Taf. 92. Fig. 9 und 10, ist Einiges über die Bewaffnung der Chinesen gesagt worden.~~Das Schiesspulver ist dort sehr lange bekannt, aber da sie keine Pulvermühlen haben, sondern jeder Soldat sich sein Pulver aus Salpeter, Schwefel und Holz-Kohlen bereitet, es nun gar nicht ordentlich gekörnt und der dazu genommene Salpeter nicht gereinigt ist, so ist es schlecht und wird durch Anziehen der Feuchtigkeit bald unbrauchbar. Daher die Chinesen auch die Flinten nicht sehr lieben und ihnen häufig andere Waffen vorziehen. Die Artillerie der Chinesen ist schwerfällig und unbehülflich.~~Fig. 1. Ein Stück schweres Geschütz, so wie sie jetzt bei den Chinesen gebräuchlich sind.~~Fig. 2. eine alte Kanone, aus mehreren Stücken Eisen geschmiedet.~~Fig. 3. eine Feldschlange, aus einem langen eisernen Rohre bestehend.~~Fig. 4. ist eine Hellebarte, die aber mehr zur Parade dient, als dass sie viel im Kriege gebraucht würde.~~Fig. 5. Ein Säbel für die Cavalerie.~~Fig. 6. und 7. Bogen, No. 6. Hat in der Mitte der Senne eine Elfenbein-Platte, auf welche der Pfeil gesetzt wird. Die Bogen erfordern eine Kraft von 80 - 100 Pfund, um gespannt zu werden. In und bei Festungen gebraucht man auch ganz grosse Bogen, die nicht durch einen Menschen, sondern nur durch Maschinen gespannt werden können.~~Fig. 8. Ein Köcher mit Pfeilen, von denen einige im Eisen ein Loch haben, in welche man einen Brief stecken und so aus einer belagerten Stadt werfen kann.~~Fig. 9. eine Armbrust, womit die Chinesen entweder Bolzen (Fig. 10), oder Bleikugeln Fig. 11 schiessen.~~Fig. 12. eine Chinesische Muskete. Am Kolben hängt ein lederner Beutel mit Lunten, mittelst welcher sie, statt des Flintenschlosses, noch losgebrannt werden, und zwei Hörner, in deren einem das Pulver, im andern die Kugeln befindlich sind. Beim Abfeuern wird die Luntenbüchse auf eine in die Erde gesteckte eiserne Gabel Fig. 13. aufgelegt.~~Fig. 14 ist eine Hand mit einer Schlange, ein Sinnbild der Klugheit, welches in dem Gefolge des Kaisers und der Vicekönige getragen wird.~~Fig. 15. verschiedene Arten von Lanzen, vorzüglich für die Cavalerie.~~
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Ad99998 09 003aAd99998 09 003a.jpgDie eigentlichen, langgestreckten, geringelten Würmer, welche der hohen See, oder im Sande der Ufer leben, und theils nackt, theils bilden sie röhrenartige Gehäuse um sich, in denen sie leben, und welche sie nicht, ohne zu sterben, verlassen können. Sie nähren sich von flüssigen Substanzen, und dienen den Seevögeln, so wie vielen Fischen, wiederum zur Speise.~~Fig. 1. Die bunte Nereide. (Nereis versicolor.)~~Die Nereiden sind Seewürmer, welche einen langen geringelten Körper, auf beiden Seiten mit zwei Reihen Haarbüschen versehen, haben. Die bunte Nereide hat ihren Namen von ihrer Schönheit. Sie heisst auch. Sandskolopender, Sandtausendbein, weil sie wirklich viel Aehnliches mit den Landskolopender hat. Man trifft sie im Winter bis zum April in Meergras und unter Steinen an. Bisweilen gräbt sie sich tief in den Sand. Der dunkelrothe Strich längs des Rückens macht ihr Kennzeichen vor andern Arten aus.~~Fig. 2. Die Röhrennereide. (Nereis tubicola.)~~Sie ist die einzige, welche sich eine Röhre baut. Diese letztere ist, frisch aus dem Wasser gezogen, ganz glashell, im Alter vergilbt sie aber. Das Thier, welches, Fig. 2. b allein abgebildet ist, und das man bei Fig. 2. a. in seiner Röhre stecken sieht, kann letztere nicht verlassen, ohne sein Leben einzubüssen. Es lebt am Norwegischen Meerbusen.~~Fig. 3. Die gehörnte Nereide. (Nereis corniculata.)~~Sie ist nur 3 bis 4 Linien lang, und bei a. vergrössert. Ihren Namen hat sie von der sonderbaren Form ihrer Fühlfäden. Sie lebt in der Nordsee.~~Fig. 4. Die Norwegische Nereide. (Nereis Norvegica.)~~Sie ist gelb, mit einer rothen Rückenlinie, und ziemlich gross. Man trifft sie in lehmigem Boden des Meerbusens von Christiania an.~~Fig. 5. Die proliferirende Nereide. (Nereis prolifica.)~~Dieses sonderbare Geschöpf ist nur vier Linien lang. Unter dem Mikroskop betrachtet, sieht man, dass an ihrem hintern Ende oft ein Junges hervorsprosst, welches wenn es ausgewachsen, abfällt. Sie ist rothgelb, und findet sich mit der Vorhergehenden an einem und demselben Orte.~~Fig. 6. Die Bändernereide. (Nereis fasciata.)~~Die Bändernereide ist perlfarb, mit blutrothen Queerstrichen, und wird an den Americanischen Küsten gefunden.~~Fig. 7. Die punctirte Nereide. (Nereis punctata.)~~Sie ist etwa, einen Zoll lang, mit sehr langen Seitenborsten. Sie bewohnt den Norwegischen Meerbusen, und ist bei a. vergrössert zu sehen,~~Fig. 8. Die Sternnereide. (Nereis stellifera.)~~Ein schöne grosse Nereide mit einem lang hervorstehenden Saugrüssel. Sie ist in der Mitte blaulich, und zur Seite wie mit gelben Schuppen besetzt. Sie findet sich gleichfalls im Norwegischen Meer~~Fig. 9. Die Americanische Polydore. (Polidora americana.)~~Die Polydore ist in der Rhede von Charlestown entdeckt worden. Sie hat zahlreiche Ringe, hinten einen Saugnapf, und vorn zwei dicke Fühlhörner.~~Fig. 10. 11. Die stachlichte Seeraupe. (Aphrodita aculeata.)~~Die grosse Seeraupe ist ein prachtvolles Thier, welches wie eine Raupe auf dem Boden der See wegkriecht. Sie ist mit Haarbüscheln besetzt, welche in den herrlichsten Farben spielen, bald wie Gold oder Kupfer, bald wie blaue Schwefelflammen u. dgl. Sie heisst daher auch der Glanzwurm, Goldwurm, Seemaus u.s.w. Fig. 11. stellt sie von unten, Fig. 10 von der Seite dar.~~Fig. 12. Die schuppige Aphrodite. (Aphrodita squamata.)~~Diese Aphrodite kommt im ganzen Weltmeere vor, ist platt, einen Zoll lang und gelb.~~Fig. 13. 14. Die getüpfelte Aphrodite. (Aphrodite punctata.)~~Vom Rücken angesehen (Fig. 13.) gleicht die getüpfelte Aphrodite einem Kellerwurm. Sie ist, wie die vorige, zu beiden Seiten mit Schuppen besetzt,. und wird, sehr selten, unter Steinen im Nordmeer gefunden.~~Fig. 15. 16. Die flache Aphrodite. (Aphrodita plana.)~~Sie trägt auf dem Rücken 36 glatte Schuppen, und zeigt bei Fig. 16., wo-sie unten abgebildet erscheint, bei a. den Rüssel, den sie, nachdem sie in Weingeist ertränkt worden, herausgestreckt. Sie lebt auch in der Nordsee.~~Fig. 17. Die Armadille- Aphrodite. (Aphrodita Armadillo.)~~Diese ist mit der Polydore bei Charlestown in der See gefunden worden. Sie ist schwarz, und mit zusammenstossenden Schuppen versehen.~~
Ad99998 09 004aAd99998 09 004a.jpgFig. 1. 2. Die haarige Amphinome. (Amphinome capillata.)~~Die haarige oder gelbe Amphinome ist einen Pariser Zoll lang, und lebt in Ostindien, vermuthlich an den Küsten von Amboina. Sie hat längs des Rückens (Fig. 1.) zwei Reihen sehr schöne Kiemen, die sich wie Kämme erheben, und wie Büsche aussehen. Die Haarbüsche zur Seite sind gelb, in's Grüne spielend. Hinten hat das Thier einen Gabelschwanz.~~Fig. 3. 4. Die vierseitige Amphinome. (Amphinome tetraëdra.)~~Die vierseitige Amphinome ist gleichfalls in dem Indischen Meere zu Hause. Sie erreicht die Dicke eines Daumes und die Länge von einem Pariser Fuss. Ihr Körper ist viereckig, etwas eingedrückt, an den Seiten flach und nach hinten verschmälert. Von oben betrachtet (3), stellt auf jeder Seite des Rückens eine Reihe büschlicher rother Flecken, welches die Kiemen sind, von unten (Fig. 4.) sieht man die warzigen Füsse.~~Fig. 5. Der Fischer-Sandwurm. (Arenicola piscatorum.)~~Der Fischer-Sandwurm lebt auf dem sandigen Grunde der See, zumal zwischen England und Holland. Die Fischer brauchen ihn zum Köder für Schollen und Schellfische, und graben ihn desshalb aus dem Ufersande, in welchen er sich tief gebohrt hat. Er ist acht bis zehn Zoll lang, und hat die Dicke eines kleinen Fingers.~~Fig. 6. a und b. Die muschelsammelnde Amphitrite. (Amphitrite conchilega.)~~Die Amphitriten, oder Köcherwürmer, bauen sich, mittelst eines Leims, den sie aus dem Maule oder aus der Oberfläche ihres Körpers ausschwitzen, aus den sie umgebenden Körpern, als z.B. Sand, feinen Muschelstückchen u. dgl., Röhren, in welchen sie leben. Vor Zeiten wurden diese Röhren, welche die See ausgeworfen hatte, allein beschrieben, ohne das Thier zu kennen, jetzt weiss man ihre Entstehung. Die muschelsammelnde Amphitrite bildet sich eine Röhre aus den Fragmenten anderer Muschelschaalen, und wird bei Stürmen häufig an den Holländischen Küsten ausgeworfen, selten jedoch erblickt man das Thier darin. Diese Röhren sind von der Dicke eines Gänsekiels, und bestehn aus einer dünnen Haut, die auf das allerkünstlichste aus kleinen Muschelstückchen oder ganzen kleinen Muscheln und einzelnen Sandkörnchen zusammengemauert ist. (Fig. 2.) Die Stückehen liegen meist dachziegelförmig über einander. Selten findet man welche, von Sandkörnchen erbaut. (Fig. 3.) Das Thier selbst ist weisslich. (Fig. 1.), mit vielen Fühlfäden und einem rothen Kiemenbüschel versehen.~~Fig. 7. a. b. Die Goldhaar-Amphitrite. (Amphitrite auricoma.)~~Dieses Thier ist auch unter dem Namen der Sandköcher bekannt, da die Röhren von den Holländischen Fischern Zandkooker genannt werden. Es ist einer der schönsten Würmer, indem er oben am Kopfe (Fig. 7. b. ist er nackt zu sehen) eine doppelte Reihe platter und zugespitzter Kämme oder Messerklingen von der schönsten metallenen Goldfarbe hat. Uebrigens ist er grau, mit Seitenstacheln. Die Röhre ist äusserst bewundernswürdig aus den feinsten Sandkörnchen, eines an das andere, mittelst des eigentümlichen Leimes zusammengekettet, und mit dem Thiere abgebildet. Es steht mit dieser Röhre aufrecht, im Boden der See im Sande, und sieht nur oben etwas daraus hervor.~~Fig. 8. a. b. Die Busch-Amphitrite. (Amphitrite cristata.)~~Die Busch-Amphitrite kommt in der Nordsee vor, und hat eine ungleich gebogene, aus bunten Muschelstückchen zusammengesetzte Röhre. Das Thier ist etwas über drei Zoll lang und goldgelb.~~Fig. 9. a. b. Die nierenförmige Amphitrite. (Amphitrite reniformis.)~~Die nierenförmige Amphitrite (Fig. 9. nackt) hat einen hellrothen Körper, und am Kopfe zwei Halbzirkel, die wie Federschafte gestaltet sind, und sehr zarte Fahnbüschel tragen. Die Farbe von diesen ist abwechselnd weiss und roth, und giebt dem Thier ein schönes Ansehn. Die Röhre ist länger als, der Bewohner, einfach, roth und lederartig. Diese Amphitrite wird zu Holmsford bei Island angetroffen.~~
Ad99998 09 005aAd99998 09 005a.jpgFig. 1. Der Rhinobates-Roche. (Raja Rhinobates.)~~Dieser Rochen verbindet gewissermaassen die Rochen und Haifische mit einander, da der Körper länger und weniger platt ist als bei den Rochen, und breiter als bei den Haien. Die Schnautze ist vorragend, aber nicht spitz. Die Farbe ist oben dunkelbraun, unten blässer. Der Körperbau und die Lebensart scheint mit den übrigen Rochen (vergleiche des Bilderbuchs II. Bd. Taf. XV und XVI., übereinzukommen. Es wird dieser Rochen an der Neapolitanische Küste, häufiger als sonst wo, angetroffen.~~Fig. 2. Der Thouin Roche. (Raja Thouiniana.)~~Ist dem vorigen in der Form etwas ähnlich, nur vorn nach Proportion breiter, und mit spitzerer Schnauze. Die Farbe schwarzbraun, die Seitentheile der Schnauze milchweiss, zwischen welchen sich ein schwarzes Band gegen die Spitze der Schnauze zieht. Man weiß nicht, wo dieser Fisch sich aufhält.~~Fig. 3. Dombey's Bauchkiemer. (Gasterobranchus Dombeyi.)~~Er ist etwas grösser als der vorige, hat einen Kopf, der dicker ist als der Körper, im Munde 36 Zähne, in zwei kreisförmigen Reihen, und einen gekrümmten Zahn in der Mitte. Augen sind ebenfalls nicht zu sehen. Eine mit der Schwanzflosse zusammenfliessende niedrige Afterflosse. Aufenthalt: Americanische Gewässer.~~Fig. 4. Der blinde Bauchkiemer. (Gastrobranchus coecus.)~~Ein Fisch, der sonst zu. den Würmern gezählt wurde; er hat die Gestalt der Lampreten, der Mund hat fast eben solche Zähne, 34 in zwei oberen und zwei unteren Reihen, einen grösseren Zahn in der Mitte, ist aber mit Bartfäden umgeben. Ueber dem Munde ist ein Spritzloch. Der Körper hat keine Schuppen, und nur eine Flosse, welche zusammen Rücken- Schwanz- und Afterflosse ist. Unter dem Bauche finden sich zwei ovale Oeffnungen, welche zu den Kiemen, den Athmungswerkzeugen führen, woher der Fisch seinen Namen hat; blind heisst er auch mit Recht, weil man keine Spur eines Auges an ihm bemerkt. Die Farbe ist weisslicht mit bläulichtem Schimmer, vorn und hinten in's Rothe übergehend. Die Lebensweise soll so sonderbar seyn, als sein Bau, indem man von ihm erzählt, dass er sich an andere Fische ansetze, sich in sie hineinfresse, und ihr Inneres bis auf Haut und Gräthen verzehre. Er findet sich im nördlichen und südlichen Meere.~~Fig. 5. Die kleine Lamprete. (Petromyzon branchialis.)~~Diese Lamprete ist etwa 6 Zoll lang, hat einen cylindrischen, gegen den Schwanz dünne werdenden Körper, der durch viele Queerfurchen ein wurmähnliches Ansehen bekommt. Die Flossen sind sehr niedrig. Der Mund hat keine merklichen Zähne, aber unten auf jeder Seite einen kleinen Lappen. Die Farbe ist unten bräunlich, oben grün. Findet sich in Europäischen Flüssen.~~Fig. 6. Die Silberlamprete. (Petromyzon argenteus.)~~Diese Lamprete findet sich im Indischen Meere, zeichnet sich durch ihre Silberfarbe, die deutliche Seitenlinie und durch den lanzenförmigen Schwanz aus.~~
Ad99998 09 006aAd99998 09 006a.jpgFig. 1. Der Spatelfisch. (Spatularia reticulata.)~~Dieser sonderbare Fisch kommt am meisten mit dem Sägehai überein, nur dass er keine Seitenzähne in dem Blatte trägt, in welches die Schnauze sich verlängert. Der Fisch hat nur eine Kiemen-Oeffnung auf jeder Seite des Halses. Der Mund ist unter dem Kopfe, und hat scharf gekrümmte gezackte Zähne. Man findet eine deutliche Seitenlinie. Der Schwanz ist halbmondförmig, die Rückenflosse einfach und mässig gross; Brust- und Bauchflosse sind klein, Afterflosse grösser. Er scheint im Indischen Meere zu Hause zu seyn.~~Fig. 2. Die südliche Chimäre. (Chimaera callorhynchus.)~~Diese gleicht in mancher Hinsicht der (Taf. 12. Bd. IV.) abgebildeten monströsen Chimäre, unterscheidet sich aber durch die sonderbare hakenartige Verlängerung der Schnauze. Der Mund ist unten. Es sind drei Rückenflossen da, von denen die vordere einen starken Stachel hat, die zweite ohne Stachel, die dritte sehr niedrig ist und mit der kleinen Afterflosse zusammenstösst. Die Brustflossen sind gross, die Bauchflossen klein. Die Färbe ist silberartig, der Rücken gelblich braun, Flossen braun. Er lebt in südlichen Meeren.~~Fig. 3. und 4. Der Schwimmer. (Pegasus natans.)~~Der Körper dieses kleinen Fisches ist lang und viereckig. Statt der Bauchflosse ist nur ein Flossstrahl auf jeder Seite vorhanden. Der Kopf ist platt, kurz und endigt sich in einen vorstehenden rüsselförmrgen Schnauze, unter dessen Anfang der Mund befindlich ist. Der After ist in der Mitte des Körpers. Ist im Ostindischen Meere einheimisch.~~Fig. 5. Der schlangenförmige Nadelfisch. (Syngnathus Ophidion.)~~Hat einen rundlichen Körper von grünlicher Farbe. Er hat nur eine einzige Flosse auf der Mitte des Rückens. Der rüsselförmige Fortsatz, an welchem vorn der Mund befindlich ist, ist hier kürzer als bei andern Nadelfischen. Der Fisch wird etwa 1 1/2 - 2 Fuss, und nicht dicker als eine Schwanenfeder. Er lebt im Baltischen Meere.~~Fig. 6. Die Meernadel. (Syngnathus Typhle.)~~Der Körper dieses Fisches ist sechseckig, und mit einer Rück-, Schwanz- und kleinen Afterflosse versehen. Der Mundrüssel ist schmal und an den Seiten zusammengedrückt. Die Farbe des Körpers ist gelbbraun, die der Flossen grau. Er wird etwa Fuss lang und Finger dick, und lebt im Baltischen Meere.~~
Ad99998 09 007aAd99998 09 007a.jpgNorthwich ist sehr reich an Stein-Salz und Salzquellen, auch ist die Salzfabrication dort so beträchtlich, dass ausser dem einheimischen Verbrauch, der sich auf 16, O0O Tonnen beläuft, noch 140, 000 Tonnen jährlich zur Ausfuhr nach Liverpool geliefert werden soll. Man hat die Steinsalz Lager vor etwa 140 Jahren entdeckt, als man auf Kohlen grub. Es kömmt das Steinsalz in zwei horizontalen Flötzen vor, von dem das obere, 110 Fuss unter der der Erdoberfläche liegende, 60-90 Fuss dick ist, das untere aber noch 60-80 Fuss tiefer liegt, und in seiner vollen Dicke noch nicht erforscht ist. Ein Steinsalzblock erscheint als eine röthliche Masse, die hie und da durch Salzkrystalle und durch scharf abgegränzte, wie eingelegte, in einander zurück laufende Streifen von weisserer Salzmasse, verschiedene Figuren darstellt.~~Wenn man die Salzgrube befahren will, so steigt man an der 12 Fuss langen und 8 Fuss breiten Einfahrt in einen der beiden grossen Kübel, welche abwechselnd in die Grube hinab und hinauf gewunden werden, um die Salzblöcke zu Tage zu fördern, und wird auf diese Weise langsam und nicht unbequem hinabgelassen. Man kommt so durch die obere Schicht, welche man die alte Grube nennt, und gelangt etwa 336 Fuss unter der Erdoberfläche in die untere Grube. "Wir glaubten", sagten die Reisenden, denen man diese Nachricht verdankt, "uns in einem ungeheuren ehrwürdigen Tempel zu befinden. Durch den Schacht fiel noch etwas weniges Tageslicht ein. Rund herum an den Wänden, in einem Raum von vollen 120 Ruthen, waren brennende Lichter so angebracht, dass man den Umfang übersehen konnte, auch rund um jeden, das Gewölbe stützenden Pfeiler, waren Lichter gestellt, die bei den überall flimmernden Salztheilchen einen sonderbaren Schein gaben, in welchem sich die nah und fern ab- und zugehenden Arbeiter wie Schatten bewegten, und einen schauerlichen Anblick gewährten. Anfangs herrschte eine schauerliche Stille, die dann durch die Hammerschläge unterbrochen wurde, mit denen man die Minen zum Sprengen der Salzfelsen vorbereitete."~~Die Decke ist 22 Fuss vom Boden; die, Höhe aber wird immer beträchtlicher, da man beständig Schichten von 3 Fuss Dicke von dem Boden abarbeitet. Doch arbeitet man auch nach der Seite. Vorzüglich benutzt man das. Lossprengen durch Schiesspulver. Mit einem langen Meissel arbeitet man ein Loch von etwa 4 Fuss Tiefe, thut etliche Loth Pulver hinein, setzt ein langes mit Pulver gefülltes Zündröhrchen ein, und versetzt und verstopft das übrige Loch nun wieder auf's sorgfältigste. Wenn man dann das, Röhrchen anzündet so erfolgt die Explosion, wodurch allemal 3-4 Tonnen Salzstein losgesprengt werden können, und zwar an einer Stelle oder Gegend, wie es der Arbeiter durch Richtung und Füllung des Minenganges bestimmt. Das Sprengen ist mit einem Knall, wie mit einem nahen Donner, der allmählich verhallt, verbunden. Die Arbeiter fahren gewöhnlich um halb 6 Uhr in die Grube ein, fangen um 7 Uhr ihre anstrengende Arbeit an, die sie mit geringer Unterbrechung bis drei Uhr Nachmittags fortsetzen.~~Aus der Grube gelangt das Steinsalz nun in die Salzwerke, wo es aufgelöset, gereinigt, und dann abgedampft und krystallisirt wird.~~
Ad99998 09 008aAd99998 09 008a.jpgFig. 1. Der Turako. (Turaco Persa.)~~Einer der schönsten Südafrikanischen Vögel, von der Grösse einer Elster, mit grünem seidenartigen Gefieder, einer Büschelkrone auf Kopfe, und mit rothgelbem Schnabel. Er nährt sich von Früchten und hat ein sehr lebhaftes Temperament, vermöge dessen er sich fast immer bewegt.~~Fig. 2. Der Tamatia. (Bucco Tamatia.)~~Der Tamatia gehört zu den Bartvögeln (Bucco), bei denen die Basis des Schnabels mit langen steifen seidenartigen, vorwärtsgerichteten Federn umgeben ist. Die Farbe des Tamatia ist röthlich braun; die Stirn ist roth, hinter den Augen ein schwarzer Fleck; der Unterleib gelblich mit schwarzer Zeichnung, Kehle orange, Schnabel und Füsse schwärzlich. Er ist in Südamerica zu Hause, lebt einsam, nährt sich von Insecten und hat, wie alle Bartvögel, ein plumpes Ansehen und einen schweren Flug.~~Fig. 3. Der Grossschnabelbartvogel. (Bucco macrorhynchos.)~~Ein kleiner, kaum sieben Zoll langer Vogel mit dickem Kopfe, dessen Schnabel dick und stark ist, und wo der Oberschnabel eine hakenförmig Spitze hat. Die Farbe des Gefieders ist auf dem Rücken und den Flügeln schwarzbraun, Kopf, Stirn und Schwanz stahlblau, Kehle, Brust und Unterleib sind weiss, mit schwarzen kleinen Flecken, über der Brust läuft eine stahlblaue Binde. Er lebt in Cayenne.~~Fig. 4. Der Barbikan. (Bucco barbarus.)~~Der Barbikan verbindet gewissermaassen die Pfefferfrass- und Bartvögel. Er ist 9 Zoll lang. An dem rothen Schnabel ist der Oberschnabel etwas gezähnelt. Das Gefieder ist oben schwarz, der untere Theil des Körpers roth, und über die Brust läuft eine schwarze Binde. Der Schnabel ist schwarz; die Füsse rothbraun. Er lebt in der Berberei.~~Fig. 5. Der Mayna-Bartvogel. (Bucco maynanensis.)~~Dieser schöne Bartvogel aus Südamerica ist nicht viel grösser als ein Sperling. Körper und Schwanz sind oben grün; Kopf und Kehle roth, mit Hellblau eingefasst; die gelbe Brust durch einen rothen Fleck in eine vordere und hintere Hälfte getheilt; der Unterleib weisslicht mit grünen Flecken; Füsse und Klauen aschgrau.~~Fig. 6. Der Paradies-Jacamar. (Galbula paradisea.)~~Die Jacamars sind Südamericanische Vögel, die mit den Eisvögeln nahe verwandt sind, aber sich durch die Kletterfüsse, wo zwei Zehen nach vorn, zwei nach hinten stehen, von ihnen unterscheiden. Der Paradies-Jacamar unterscheidet sich von der folgenden Art durch den sonderbaren Schwanz, dessen zwei mittelste Federn weit über die übrigen hinausragen. Das Gefieder ist dunkelgrün mit violettem Schimmer, die Kehle weiss. Sie leben nicht ganz einzeln, und nähren sich von Insecten.~~Fig. 7. Der goldgrüne Jacamar. (Galbula viridis.)~~Er ist von der Grösse einer Lerche, hat einen langen schwarzen Schnabel, und einen langen stufenartigen Schwanz. Das Gefieder ist goldglänzend grün, Kehle und Bauch aber sind röthlich oder gelblich. Er lebt einsam in Wäldern, wo er sich von Insecten nährt.~~
Ad99998 09 009aAd99998 09 009a.jpgFig. 1. Der Guisso-balito. (Phytotama tridactyla.)~~Dieser Abyssinische Pflanzenbeisser ist von der Grösse eines Kernbeissers. Der Schnabel ist conisch, gezähnelt und braun. Kopf und Oberhals roth, das übrige Gefieder schwarz, der Rücken braungrün, der Flügelgrund mit schwarzen, weisslich geränderten Schuppenfedern belegt. Die braunen Füsse haben zwei Zehen nach vorn, und eine nach hinten. Er lebt einsam in Gehölzen.~~Fig. 2. Die Elster mit dem Gehänge. (Pica paradoxa.)~~Dieser sonderbare, in Neuseeland einheimische Vogel hat ein graubräunliches Gefieder, die Federn auf Kopf und Halse weiss gerändert, weisse Kehle und den Unterleib mit schmutzig weissen, in der Mitte braunen Federn bedeckt, am Unterleibe einen breiten gelben Fleck; die Schwungfedern haben weisse Spitzen und die Steuerfedern des langen, stufenförmigen Schwanzes, am Ende einen weissen Fleck; was diesem Vogel aber vorzüglich eigen ist, sind zwei, von den Wangen herunterhängende, 3/4 Zoll lange Fleischwarzen, woher der Name genommen ist.~~Fig. 3. Die Mainate. (Gracula religiosa.)~~Dieser Vogel ist auf mehreren Inseln des Indischen Oceans zu Hause. Die Farbe ist glänzend schwarz, mit violettem Wiederscheine, nur am Ende der Flügel ist ein weisser Fleck, und hinter dem Auge ist eine dicke, orangefarbene Knorpelhaut, welche sich über die Wange gegen das Hinterhaupt zieht. Schnabel und Füsse sind gelb. Der Vogel ist sehr lebhaft und lernt in der Gefangenschaft leicht schwatzen und singen.~~Fig. 4. Der Yaku. (Cacicus persicus.) Dieser Yaku ist in Cayenne zu Hause, hat ein schwarzglänzendes Gefieder, elfenbeinfarbenen Schnabel, auf den Flügeln einen gelben Fleck, und das Untertheil des Rückens, so wie die Basis des Schwanzes, hochgelb. Füsse und Klauen sind schwarz. - an Grösse kommt er unserm Pfingstvogel nah, richtet auf Saatfeldern und Fruchtbäumen grossen Schaden an, verschmäht aber auch Insecten nicht. Sein Nest, aus trocknen Kräutern und Haaren verfertigt, hängt er an die Enden von Baumzweigen.~~Fig. 5. Der Baltmore Trupial. (Oriolus Baltimore.)~~Ist etwa 7 Zoll lang, hat einen bleifarbenen Schnabel, Kopf, Hals und Schulter dunkelschwarz, gelbgrünlichten Rücken, Brust, Unterleib und Obertheil der Flügel schön orangefarben. Flügeldecke schwarz, mit orange Einfassung; Schwungfedern schwarzbraun; der Schwanz unten lebhaft gelb, oben die Steuerfedern schwarz. - Der Vogel ist in verschiedenen Gegenden Nordamericas, gesellig lebend, einheimisch, und hängt sein Nest auf hohen Bäumen an die Enden der Zweige.~~Fig. 6. Der Afrikanische Ochsenhacker. (Buphaga africana.)~~Dieser Vogel, bis jetzt der einzige seiner Gattung, ist 8 Zoll lang, hat einen gelblichen, dicken, am Ende etwas aufgetriebenen, Schnabel, Kopf, Hals, Rücken und Flügel sind rothbraun, Brust und Unterleib blassgelb. Steuerfedern dunkelbraun, Füsse braun. Er lebt am Senegal, folgt den Heerden der Ochsen und Gazellen, setzt sich diesen Thieren auf den Rücken und hackt ihnen die Beulen auf, in welchen sich Oestrus-Larven befinden, welche er, wie auch andere Insecten frisst..~~
Ad99998 09 010aAd99998 09 010a.jpgFig. 1. Die Trompete. (Syngnathus Acus.)~~Der grosse Nadelfisch, oder die Trompete wird gegen anderthalb Fuss lang, und ist siebeneckig, und dünn. Der ganze Körper ist mit Schildern oder Blättern bedeckt, von gelblich brauner Farbe, die mit olivenbraunen Gürteln abwechseln. Der Kopf geht in einen langen, dünnen, zusammengedrückten Schnabel aus. Er lebt in der Nord- und Ostsee.~~Fig. 2. Die Stachel-Nadel. (Syngnathus biaculeatus.)~~Der Körper dieses Fisches ist lang, und dabei vorn dreieckig, grösstentheils viereckig: der Kopf hat einen langen, von den Seiten gedrückten Rüssel, und über den Augen zwei Stacheln. Die Farbe ist braun, an den Seiten mit hellen Flecken, die eine Streifen bilden: der Bauch ist gelb und braun gefleckt. Er-lebt im Baltischen Meere.~~Fig. 3. Der Korailensauger. (Syngnathus pelagicus.)~~Dieser Fisch hat ebenfalls einen sehr langen Körper, der siebenkantig, und von braungelber Farbe ist. Der Kopf ist klein, der Rüssel cylindrisch, der Oberkiefer über den untern hervorragend. Er findet sich am Vorgebirge der guten Hoffnung.~~Fig. 4. Der Blätterträger. (Syngnathus foliatus.)~~Wohl der sonderbarste unter den Nadelfischen, mit denen er in der Körperform übereinkommt, von denen er sich aber durch die Blätter ähnlichen Anhängsel unterscheidet, welche Rücken, Leib und Schwanz auf rauhen, viereckigen Dornfortsätzen tragen. Die Farbe ist dunkelolivenartig, unten aber metallisch glänzend. Die Abbildung zeigt den Fisch in natürlicher Grösse, wie er an den Küsten von Neuholland gefangen ist.~~Fig. 5. Das geperlte Dreieck. (Ostracion trigonum.)~~Das geperlte Dreieck wird Fuss lang, und zeichnet sich durch einen sehr gewölbten Rücken aus; der Panzer ist in grosse sechseckige höckrige Felder abgetheilt. Am Ende des Leibes sind zwei starke, scharfe von der Afterflosse getrennte Stacheln. Die Farbe braungelb, die Flosse gelb mit bläulichtem Rande. Der Fisch wird an der Küste von Brasilien gefunden, und soll wie ein Schwein grunzen.~~Fig. 6. Der geöhrte Beinfisch. (Ostracion auritus.)~~Dieser dunkelbraune, 4 1/2 Zoll lange Fisch wird in indischen Meeren gefunden. Der Körper ist dick, kurz und breit, der Form nach fast dreieckig und oberhalb jedes Auges sitzt ein starker dicker Dorn, gleich einem Paar Ohren; auf jeder Seite der Rückenecke sitzen zwei ähnliche Dornen hinter einander, so auch auf jeder Seite des Unterleibes; und auf jeder Seite der Mitte des Körpers sitzt noch ein kleiner Dorn.~~Fig. 7. Das Biegeleisen. (Ostracion triqueter.)~~Dieser Fisch hat einen dreieckigen stachellosen Körper. Wenn man ihn von oben nach unten durchschneidet, so zeigt die Schnittfläche ein fast gleichschenklichtes Dreieck. Der Fisch wird 1 Fuss lang, ist von rothbrauner Farbe mit weissen Flecken, und hat gelbe Flossen. Er ist in den Indischen Meeren einheimisch und sehr wohlschmeckend; aber auch sehr theuer.~~Fig. 8. Der Nasenbeinfisch. (Ostracion Nasus.)~~Die nasenartige Erhabenheit über dem Maule charakterisirt diesen Fisch hinlänglich. Die Gestalt gleicht einem länglichten Viereck. Die Hauptfarbe des Fisches, der-in der Mündung des Nils angetroffen wird, ist graugrün; die Schilder, die den Körper decken, sind mit sternartigen Zeichnungen versehen.~~
Ad99998 09 011aAd99998 09 011a.jpgFig. 1. Der schwarze Hornfisch. (Balistes ringens.)~~Dieser Fisch unterscheidet sich durch seine zwei Stacheln in der ersten Rückenflosse, und durch seine schwarze Farbe, so dass nur an der Schwanz- und Afterflosse, und der zweiten Rückenflosse ein blauer Streifen sichtbar ist. Vor den Augen sind 4 Oeffnungen. Statt der Bauchflosse findet sich ein starker, harter, mit Haut überzogener Stachel; der erste Strahl der ersten Rückenflosse ist gezähnelt. Der Fisch kommt in den Gewässern von China vor, und soll sich mit Brod herbei locken lassen.~~Fig. 2. Der kleine Einhornfisch. (Balistes tomentosus.)~~Der kleine Einhornfisch ist in den Westindischen einheimisch; er zeichnet sich durch den einzigen Strahl der ersten Rückenflosse, und durch kleine rückwärts gekrümmte Stachelspitzen am Schwanze aus. Der Körper ist ganz von den Seiten zusammengedrückt. Oben ist er von brauner, an den Seiten von gelber Farbe, unten ist er gelb und schwarz gefleckt; die Flossen sind gelb. Er wird 6 - 7 Zoll lang.~~Fig. 3. Der zweistachlichte Hornfisch. (Solistes biaculeatus.)~~Der Körper dieses Fisches ist länglicht und rauh. An der Stelle der Bauchflossen sind zwei lange gezähnelte Stacheln, welche sich in zwei, am Bauch befindliche Furchen legen. Der Rücken ist grau; Seiten und Bauch weiss, vor den Furchen für die Stacheln ein schwarzer Fleck. Die erste Rückenflosse ist schwarz, die anderen sind gelblich. - Es findet sich dieser Fisch in Ostindischen Meeren.~~Fig. 4. Die Meerschnepfe. (Centriscus Scolopax.)~~Die Meerschnepfe hat einen von der Seite zusammengedrückten, mit Schuppen bedeckten Körper von ungefähr neun Zoll Länge. Der Kopf läuft zylindrisch zu, und hat an seiner Spitze die, durch den vorragenden Unterkiefer deckelartig geschlossene, Mundöffnung. Der Körper ist von rothbrauner Farbe, die Flossen mehr grau. Der Fisch lebt im Mittelländischen Meere.~~Fig. 5. Der Seehase. (Cyclopterus Lumpus.)~~Die Gattung Cyclopterus hat statt der Bauchflossen einen kreissförmigen Auswuchs, mittelst dessen sie sich an fremde Körper mit einer gewissen Gewalt anschließen können. Der Seehaase wird 1 bis 2 Fuß gross, hat keine Schuppen, und unterscheidet sich von anderen Arten durch die sieben Reihen von harten Höckern, wovon eine auf dem Rücken, die andern auf den Seiten angebracht sind. Der Mund ist wie mit starken Lippen, und die Kinnladen, wie der Gaumen, mit vielen spitzen Zähnen versehen. Die Farbe ist oben blau, unten orangefarben. Der Fisch findet sich in den nördlichsten Meeren.~~Fig. 6. Der Bartfisch. (Cyclopterus liparis.)~~Diese Art zeichnet sich durch die Brustflosse aus, welche bartähnlich an die Kehle laufen. Der Fisch wird 18 Zoll lang, ist schuppenlos, an Rücken und Flossen braun, Kopf und Seiten gelb, Bauch weiss; Alles mit dunkelbraunen Puncten und Strichen geziert. Der von den Bauchflossen gebildete Ring ist bläulicht mit braunen Flecken. Er lebt in der Nordsee, ist ganz unschmackhaft und wird, mit Unrecht, für giftig gehalten,~~Fig. 7. Der Schaalbauch. (Lepadogaster Gouani.)~~Kommt mit dem Seehaasen überein, unterscheidet sich aber durch vier Brustflossen, von denen die unteren eine Schaale bilden. Der Kopf ist breiter als der Rumpf. Die Farbe ist gelblich braun, auf dem Kopfe drei halbmondförmige braune Flecken, und auf dem Rücken ein ovaler, mit weißen Puncten versehener Fleck. Der Fisch ist im Mittelländische Meere von Gouan gefunden.~~Fig. 8. Die Spheroide. (Spheroides tuberculatus.)~~Dieser Fisch kommt etwas den Tetraodons nahe, hat aber keine anderen Flossen, als zwei ziemlich grosse Brustflossen. Er ist fast kugelrund; nur die Augen ragen etwas vor. Der Fisch ist wahrscheinlich an den Südamericanischen Küsten beobachtet, aber nur durch Plumier's hinterlassene Zeichnungen bekannt.~~Fig. 9. Der gestreifte Eifisch. (Ovoides fasciatus.)~~Ein kleiner Fisch, kaum wie ein Hühnerei gross, hat durchaus keine anderen Flossen, als zwei ganz kleine Brustflossen. Er bildet eine ziemliche Eiform, wo nur die Schnauze etwas vorragt. Ein Schwanz ist nicht wahrzunehmen und die Afteröffnung, sonderbar genug, fast am Ende des Rückens; die Farbe ist bräunlich mit weissen Streifen, die ganze Haut mit sehr feinen Stacheln besetzt. Er ist in Indischen Meeren gefunden worden.~~
Ad99998 09 012aAd99998 09 012a.jpgDiess ist eine der wichtigsten Erfindungen aller Zeiten, deren Folgen sich noch gar nicht berechnen lassen.~~Maschienen, wo durch die Wirkung der Dämpfe, auf einfache Weise, Pumpenwerke in Bewegung gesetzt werden, hat man seit geraumer Zeit schon. Erst im Jahr 1781 erdachte ein Hr. Watt Dampfmaschienen, die eine complicirtere Bewegung hervorbringen konnten. Die ersten Versuche Dampfmaschienen auf die Schiffahrt anzuwenden, stellte im Jahre1802 zu Paris der Americaner Fulton an, der nachher in seinem Vaterlande seine Erfindung vervollkommnete, mehrere Dampfböte bauete, und auf dem Hudsonflusse in Gang brachte, von wo sie nach England, und jetzt sogar auch nach Teutschland gelangt sind.~~Wir sehen hier ein Dampfschiff abgebildet, welches durch zwei Räder mit Schaufeln, den unterschlächtigen Mühlrädern ähnlich, welche an den Seiten des Schiffes angebracht sind und durch die Dampfmaschiene herumgetrieben werden, in Bewegung gesetzt wird.~~Fig. I. Zeigt das Dampfboot im Profil, wo man den Kiel des Schiffs, das Steuerruder, das eine Schaufelrad, und den eisernen Schornstein für den Feuerheerd sieht, der zugleich als Mastbaum dient.~~Fig. II. zeigt das Innere des Dampfschiffes, von oben angesehen, und zwar ist 1. Die vordere oder zweite Cajüte. 2.2. Der von dem Heerde und der Dampfmaschiene eingenommene Raum. 3. Die Cajüte für die Frauen. 4. Das Zimmer für den Oberbootsmann. 5. Die hintere oder grosse Cajüte. 6. Treppen, die von dem Verdeck zu den Cajüten führen. 7. Abtritte. 8. 8. 8. Galerien, zum Gehen. 9. 9. Sitze auf dem Verdecke. 10. Steuerruder. 11. 11. Bedeckungen der Schaufelräder. 12. Der eiserne Schornstein. 13. Der Dampfkessel. 14. 14. Die Dampfmaschiene, durch welche, vermöge eines vom Dampfe in einem eisernen Cylinder auf und abgetriebenen Stämpels, ein Mechanismus in Bewegung gesetzt wird, welcher mittelst Kurbel, Sternräder und Getriebe die Schaufelräder herumtreibt, so dass diese nun ruderartig auf das Wasser wirken, und das Schiff forttreiben. 15. Die Kurbel. 16. Ein Schwungrad zur Hervorbringung des gleichförmigen Ganges des Räderwerks. 17. 17. Die Ruderräder.~~Das ganze Schiff ist an 90 Fuss lang und 14 Fuss breit; das Schiff trägt 75 Tonnen Last (150,000 Pfund). Die Kraft der hier zur Fortbewegung nöthigen Dampfmaschiene ist der Kraft von 14 Pferden gleich oder beträgt 14 Pferde-Stärken. Das Feuer, welches unter dem Dampfkessel erhalten werden muss, um diese Kraft hervorzubringen, verzehrt in 24 Stunden 2 1/4 Tonnen der bessten Steinkohlen. Die Baukosten des Dampfschiffes betragen etwa 700 Pfd. Sterling.~~Diese Kostbarkeit des Dampfbootes, noch mehr aber der so beträchtliche Aufwand an Feuerung stehen noch dem allgemeinen Gebrauch der Dampfböte im Wege.~~
Ad99998 09 013aAd99998 09 013a.jpgFig. 1. Der rothe Rüsselträger. (Viverra Nasua.)~~Die Rüsselträger haben ihren Namen von ihrer langen, vorstehenden und sehr beweglichen Schnauze. Der rothe Koati ist etwa 1 1/2 Fuss lang, mit eben so langem Schwanze und kurzen Beinen. Die Farbe ist oben rothbraun, unten gelblich; Nase und Ohren schwarz, der Schwanz schwarzbraun und gelb geringelt. Die Haare sind hart und glänzend. Vaterland ist das südliche America, wo das Thier sich von dem Fleische kleiner Thiere nährt, auch gern Früchte frisst. Es läuft schlecht, klettert aber gut.~~Fig. 2. Der braune Rüsselträger. (Viverra Narica.)~~Dieser braune Koati ist etwas grösser als der vorige, unterscheidet sich durch seine braune Farbe, die nach unten zu in's Gelbliche und Weisse übergeht, die weisse Schnauze vorn mit einer Furche versehen, und die schwarze Stirn und Backen, auf welchen letzteren, über und unter dem Auge, weisse Flecken sind. Vaterland, Nahrung, wie bei dem vorigen.~~Fig. 3. Der Wickelschwanz. (Viverra caudivolvulus.)~~Der Wickelschwanz oder das Kinkaju ist was grösser als unsere Frettchen. Es kommt das Thier in der Bildung des Kopfes, mit den Zibethkatzen überein, hat einen dichten weichen Pelz von ockergelber Farbe, oben dunkel bräunlich, unten heller. Der sehr lange Schwanz ist ein Wickelschwanz, mit dem das Thier sich festhalten kann. Es findet sich in Surinam. In seiner Lebensart kommt es mit den Eichhörnchen überein; bei Tage schläft es, Nachts ist es sehr lebendig.~~Fig. 4. Der langnasige Beuteldachs. (Perameles nasuta.)~~In dem an Beutelthieren reichen Australien haben sich auch einige gefunden, welche durch Gebiss und Körperform mit dem Dachse Aehnlichkeit haben. Man kennt zwei Arten Die hier abgebildete hat den Namen Iangnasiger Beuteldachs erhalten. Das Thier hat einen Pelz von weichen seidenartigen Haaren, von aschgrauer Farbe mit braunen Spizzen, so dass die Farbe des ganzen Thiers sich zum Kastanienbraun hinneigt; der Schwanz ist etwas lang; die Hinterfüsse beträchtlich länger als die Vorderfüsse und wahrscheinlich dem Springen sehr günstig. - Vaterland ist Neuholland. Lebensart eigentlich unbekannt; doch muss man aus der Beschaffenheit der Zehen vermuthen, dass es in die Erde grabe. Wahrscheinlich nährt es sich von Insecten.~~
Ad99998 09 014aAd99998 09 014a.jpgFig. 1. Der wahre Vampyr. (Vespertilio Spectrum.)~~Dieser Vampyr, der einzige, welcher wirklich aus schlafenden Säugethieren Blut sauget, ist in Südamerica zu Hause und von der Grösse eines Eichhörnchens. Auf der Nase findet sich ein häutiges, in einen Trichter zusammengebogenes Blatt, die gewöhnliche Flughaut der Fledermäuse, aber kein Schwanz. Die Farbe ist fahlgrau.~~Fig. 2. Die Kleeblattnase. (Vespertilio hastatus.)~~Ueber den Nasenlöchern findet sich hier eine Einfassung und blattähnlicher Aufsatz, einem Kleeblatte nicht unähnlich. Die Ohren sind spitzig und gross. Die Farbe ist dunkelbraun und schwärzlich auf dem Rücken. Der Körper nur viertehalb Zoll lang. Man hat sie ebenfalls in Südamerica gefunden.~~Fig. 3. Die Schaufelnase. (Vespertilio perspicillatus.)~~Diese Fledermaus, ebenfalls aus Südamerica, hat die nackte Schnauze vorn einem Schweinsrüssel nicht unähnlich abgestutzt; über den vorn befindlichen Nasenlöchern ein ovales, gerade in die Höhe stehendes, stumpf-spitziges Blatt, grosse oben abgestumpfte Ohren. Die Farbe des Thiers ist röthlich, seine Grösse drittehalb Zoll.~~Fig. 4. Die Speernase. (Vespertilio soricinus.)~~Die Speernase hat eine längere, mit einzelnen Haaren besetzte, Schnauze, und die geränderten Nasenlöcher oben mit einem ovalen spitzigen Blatte besetzt. Kleine Ohren, eine lange, cylindrische spitzige, mit scharfen Warzen besetzte Zunge. Der Körper ist etwas über zwei Zoll lang, und mit aschgrauen, auf dem Rücken bräunlichen Haaren bedeckt. Vaterland Südamerica.~~Fig. 5. Die Herznase. (Vespertilio Spasma.)~~Diess ist von den, auf dieser Tafel abgebildeten Fledermäusen die einzige, welche nicht in Südamerica, sondern in Ceylan und auf den Molukkischen Inseln zu Hause ist. Auf der Nase sind zwei herzähnliche häutige Aufsätze übereinander. Die grossen Ohren sind auf der Stirne zusammengewachsen, und inwendig auch mit einem faltigen Deckel versehen. Das Thier ist etwa 4 Zoll lang, die Flughaut aber an 12 Zoll breit. Der Schwanz fehlt ganz. Die Farbe ist schwärzlich, in's Röthliche spielend.~~
Ad99998 09 015aAd99998 09 015a.jpgFig. 1. Der Toko. (Rhamphastos Toco.)~~Dieser Pfefferfrass ist etwa 9 - 10 Zoll lang ohne den 7 1/2 Zoll langen Schnabel. Kopf, Obertheil vom Halse, Rücken und Flügel, auch Brust und Bauch sind nebst dem Schwanze schwarz von Farbe; Kehle und der untere Theil des Halses aber gelblich weiss, die Augen von einem rothen Kreise umgeben. Oberhalb des Schwanzes ist das Gefieder weiss mit einer rothen Lage zu beiden Seiten. Füsse und Nägel schwarz. Das Vaterland ist das südliche America.~~Fig. 2. Der Piniencoin. (Rhamphastos erythrorynchos.)~~Der grösste Theil des Körpers dieses Pfefferfrasses ist mit schwarzem Gefieder bedeckt, Kehle ist weiss mit einem grossen gelben Fleck, und unter der Kehle auf der Brust findet sich ein mehr oder minder bereiter rother Streif. Der Schnabel ist an der Spitze und Basis schwarz, übrigens gelblichroth und oben mit einem blauen langen Streifen bezeichnet. Die Füsse sind bläulich. Den Namen Piniencoin hat er von den Creolen in Cayenne nach dem Laute erhalten, den er stets von sich giebt.~~Fig. 3. Der Kulik. (Rhamphastos piperivorus.)~~Dieser Pfefferfrass, der ebenfalls nach seinem Geschrei benannt ist, hat auch ein zum Theil schwarzes Gefieder, bei dem (hier abgebildeten) Weibchen ist der Hals oben braun. Am Halse ist er mit einem halben gelben Halsbande gezeichnet. Rücken und Flügel sind grünlich. Die untern Schwanzfedern sind roth. Vaterland Brasilien.~~Fig. 4. Der grüne Kuruku. (Trogon viridis.)~~Die Kurukus sind in heissen Gegenden zu Hause und haben ihren Namen von ihrem Geschrei. Der grüne Kuruku ist 11 Zoll lang. Die Hauptfarbe des Gefieders ist ein glänzendes, verschieden nüancirtes Grün. Brust und Bauch gelb, Kopf und Hals schwärzlichbraun, die Flügel und der Schwanz schwärzlich mit weisser Einfassung. Der Schnabel ist gelb und einigermaassen dem Papageischnabel ähnlich, aber an der Basis mit Borsten besetzt, Vaterland Südamerica und besonders Guiana.~~Fig. 5. Der Kuruku mit dem Streif. (Trogon fasciatus.)~~Dieser Kuruku findet sich auf Ceylan; er ist etwa 10 Zoll lang mit schwarzem, dicht mit Borsten besetztem Schnabel. Kopf und Hals sind dunkelblau. Ueber die Brust geht eine weisse Binde. Unterleib schmutzig orangefarben, Rücken erdbraun, Schwanz und Flügel dunkelbraun mit schmalen. weissen Streifen und Wellenlinien gezeichnet.~~Fig. 6. Der violette Musafresser. (Musphaga violacea.)~~Dieser Musafresser findet sich an der Küste von Guiana und nährt sich von Pisang. Das Unterscheidende des Geschlechts ist der starke dreieckige Schnabel, der an der Basis höher ist, als die Stirn. Die abgebildete Gattung ist mit dem 6 Zoll langen Schwanze 18 Zoll lang. Das Gefieder ist violet, mit purpurfarbenem Schimmer, auf den Flügeln grünlich. Kopf purpurfarben, von den Augen bis über die Ohren mit einem weissen Federstreif versehen.~~
Ad99998 09 016aAd99998 09 016a.jpgFig. 1. Der Wasserschneider. (Rhynchops nigra.)~~Dieses Geschlecht unterscheidet sich auffallend durch seinen Schnabel, woran der Unterschnabel viel länger ist als der Oberschnabel und der letztere, rinnenartig ausgehöhlt, den messerartigen Unterschnabel, wie das Heft eines Messers die Klinge, aufnimmt. Sie fliegen so an der Oberfläche des Wassers weg, dass der Unterschnabel beständig im Wasser streift, um so Fische und Seewürmer zu fangen. Die hier abgebildete Gattung wird 18 Zoll lang, ist oben schwarzbraun, unten weiss gefiedert, hat rothe Schwimmfüsse, und einen rothen, an der Spitze schwarzen Schnabel. Sie finden sich an den Küsten von Südamerica.~~Fig. 2. Der Arktische Papageitaucher. (Alca arctica.)~~Die Papageitaucher haben einen sehr sonderbaren, von der Seite stark zusammengedrückten Schnabel. Bei der hier abgehildeten, 12 Zoll langen Art, ist der Schnabel 5/4 Zoll lang. und fast 1 1/2 Zoll hoch, in die Queere oben mit vier, unten mit fünf Furchen versehen. An der Spitze rothgelb, an der Basis blau und grau. Der Rücken, Obertheil des Kopfes, und Schwanz ist schwarz. Der Untertheil, so wie die Seitentheile des Kopfs weiss, die Füsse pommeranzenfarben. Sie bewohnen die nördlichsten Länder, Grönland etc., finden sich aber auch an den Küsten von England; brüten in Höhlen, die sie sich scharren, nähren sich von kleinen Fischen und Krebsen.~~Fig. 3. Der Ungewitter Vogel. (Procellaria pelagica.)~~Der hier abgebildete Ungewittervogel, vom Schiffsvolk Mutter Cary's Hühnchen genannt, ist so gross wie eine Schwalbe, der Schnabei ist schwarz. Das Gefieder schwarz mit röthlichem Schimmer. Der After ist weiss. Füsse lang und schwarzgrau. Sie finden sich auf dem ganzen Atlantischen Meere und sind vortrefliche (sic) Taucher. Da sie sich bei herannahendem Sturm gern gegen die Schiffe ziehen, gleich als wollten sie einen Schutz gegen die Gewalt der Wellen suchen, so haben sie den Namen erhalten, den sie führen. - Ihr Körper ist so fettreich, dass die Einwohner der Ferroe-Inseln ein Docht durchziehen und anzünden, um das ölige Fett als Lampe zu nützen.~~Fig. 4. Der Chinesische Taucher. (Colymbus sinensis.)~~Dieser Taucher hat ein dunkeles, grünlich braunes Gefieder, so dass die Mitte der Federn dunkler, der Rand heller, und dadurch wellenförmige Zeichnung entsteht. Der Untertheil des Körpers ist gelblich röthlich mit dunkeln Flecken. Der Schnabel kommt im Bau mit dem der Taucher überein und ist schwarz. Die Chinesen richten ihn zum Fischfang ab, legen ihm einen Ring um den Hals, welcher verhindert, dass die Fische in den Magen gelangen. Wenn er die Fische für seinen Herrn wieder herausgegeben hat, so entschädigt man ihn, indem man den Ring abnimmt, durch einen kleinen Antheil an der Beute.~~Fig. 5. Der Riesen-Sturmvogel. (Procellaria gigantea.)~~Es ist dieser Sturmvogel grösser als eine Gans. Der Schnabel ist gerade, der Oberschnabel an der Spitze abwärts gekrümmt von gelber Farbe. Das Gefieder oben braun, unten grünlich weiss. Sie finden sich auf dem Meere der südlichen Halbkugel. Ihre Annäherung an Schiffe, wird auch als Vorbote von Ungewitter, und also sehr ungern gesehen. Sie sind Fisch- und Aasfressende Vögel.~~
Ad99998 09 017aAd99998 09 017a.jpgWir sehen hier die Hauptstadt des berüchtigten Seeräuberstaates Algier, welche nachdem sie lange den Europäischen Mächten getrotzt, erst vor Kurzem eine gerechte Demüthigung durch die Engländer erfahren, dabei die allgemeine Aufmerksamkeit von Neuem auf sich gezogen hat. Die Abbildung stellt die Stadt so dar, wie sie von den auf der Rheede liegenden Schiffen gesehen wird.~~Sie liegt amphitheatralisch an dem Abhange eines Berges, dicht am Ufer der Nordküste von Afrika. Der Umfang beträgt Stunden und sie soll 80-100,000 Einwohner haben. Die Häuser (15,000) haben platte Dächer und scheinen stufenweise übereinander zu stehen.~~Die Stadt hat eine 30 Fuss hohe Mauer mit fünf Thoren, vor welchen nun noch die Festungswerke liegen. A. ist die ziemlich-feste Arab Achmed's Bastion, welche im 16. Jahrhundert gebaut ist. B. das sogenannte Kaiserschloss, ein Werk, was an der Stelle erbaut wurde, wo Kaiser Karl V. bei seiner Expedition gegen Algier sein Zelt aufgeschlagen hatte. C. Das Mahomed Bassa's Fort. Bei D. ist das ehemalige Residenzschloss der vorigen Bassen. E. das sogenannte Beb-al-Weids-Castell. F. die neue Batterie. Bei G. sehen wir das runde Castell, in welchem der Leuchtthurm befindlich ist. Bei H. das neue oder Magazin Castell. - Die Festungswerke sind von geringer Bedeutung, können, zumal die nach der Landseite zu angelegten, von den benachbarten Anhöhen her, leicht angegriffen werden. Die gegen die See liegenden Festungswerke sind reichlich mit Geschütz, 36 und 12 Pfündern, versehen. I. ist das Havendammthor, von wo ein Molo zu den letztgenannten Festungswerken führt. K. bezeichnet die Lage einer Art von Citadelle, L. die Residenz des gegenwärtigen Dey's. M. bezeichnet das Fischerthor, durch welches die Fischerbarken aus- und einlaufen. Der Raum zwischen M. und I. ist der Haven, der aber weder tief noch beträchtlich genug ist, um viele und grosse Schiffe fassen zu können.~~Die Gegend um Algier ist sehr fruchtbar und angenehm, mit Gärten und Landsitzen bedeckt.~~
Ad99998 09 018aAd99998 09 018a.jpgFig. 1. Der Austernfischer. (Haematopus ostralegus.)~~Dieser Austernfischer hat einen langen, von den Seiten gedrückten rothen Schnabel und lange, nackte, orangefarbene Füsse mit drei vorwärts gerichteten Zehen. Er ist so gross wie eine Dohle. Kopf, Hals, Obertheil des Rückens und der Flügel und Schwanzspitze ist schwarz. Der Untertheil des Rückens, der Steiss, Brust und Bauch sind weiss; auch findet sich dicht unter jedem Auge und unter der Kehle ein weisser Fleck, wie auch über dem Flügel ein schräglaufender weisser Streif. Die Austernfischer kommen an den westlichen Küsten Englands häufig vor, nähren sich von Schaalthieren, besonders Klippklebe-Muscheln, die sie mit dem Schnabel von den Felsen leicht losmachen.~~Fig. 2. Der Koromandelsche Klaffschnabel. (Hians albus.) Er hat seinen Namen von dem an den Rändern gezähnelten klaffenden Schnabel. Das Gefieder auf der Mitte des Rückens, der hinteren Hälfte der langen Flügel, ist schwarz; alles Uebrige weiss. Auf dem Kopfe finden sich am Gefieder schwarze Tupfen und die Kehle, wie der Zwischenraum zwischen Auge und Schnabel sind nackt und schwarz gefärbt. Er lebt an der Küste von Koromandel und frißt Fische und Reptilien.~~Fig. 3. Das violette Meerhuhn. (Fulica porphyrio.)~~Diess Meerhuhn hat etwa die Grösse eines Haushuhns, einen 1 1/2 Zoll langen, starken rothen Schnabel und starke rothe Füsse. Die Stirne ist mit einer nackteu (sic), röthlichen Hautplatte versehen. Das ganze Gefieder violet, welches oben mehr in's Grüne und Blaue, unten, mehr in's Rothe übergeht. Dieses violette Meerhuhn findet sich an allen Küsten, vorzüglich aber an denen des Mittelländischen Meers; es lässt sich zähmen und frisst Früchte und Wurzeln, vorzüglich gern aber Fische und Würmer.~~Fig. 4. Das Oesterreichische Sandhuhn. (Glareola austriaca.)~~Das Sandhuhn ist so gross wie eine Drossel, hat einen schwarzen, an der Basis etwas rothen, Schnabel, der kurz, stark und am Ende etwas gekrümmt ist. Das Gefieder ist braun, Kinn und Kehle weiss, ebenso ist auf dem Steiss ein grosser weisser Fleck. Der ganz gabelförmige Schwanz dunkelbraun, in Schwarzgrau übergehend, mit weisser Zeichnung. Die Füsse und Augensterne blutroth. Er findet sich im südlichen Teutschland an den Ufern der Grössen Flüsse und nährt sich von Würmern und Wasserinsecten.~~Fig. 5. Der gehaubte Schattenvogel. (Scopus Umbretta.)~~Dieser Vogel hat die Grösse einer Krähe, einen langen, starken, von der Seite zusammengedrückten Schnabel von brauner Farbe. Das Gefieder ist einfarbig braun; auf dem Hinterkopfe ein langer dichter Federbusch. Die Füsse graubraun und, wie bei andern Sumpfvögeln, nackt. Er findet sich am Senegal.~~
Ad99998 09 019aAd99998 09 019a.jpgFig. 1. Die Griechische Schildkröte. (Testudo graeca.)~~Diese Schildkröte ist im südlichen Europa zu Hause. Ihr ovales Rückenschild ist stark gewölbt. Die Hauptfarbe der das Rückenschild bedeckenden Schildchen ist gelb, vorn und an den Seiten aber sind sie schwarz, wie sie denn auch mit schwarzen unregelmäßigen Flecken gezeichnet sind. Die Schildkröte wird zehn Zoll lang, wiegt etwa drei Pfund, findet sich in südlichen Ländern Europa's in waldigen bergigen Gegenden. Sie nährt sich von Früchten, Insecten, Würmern, wächst langsam, wird aber 40 Jahre und drüber alt.~~Fig. 2. Die Sumpfschildkröte. (Testudo lutaria.)~~Diese hat einen flachgewölbten Schild, von schmutzig schwarzer Farbe, schwach gelb getupft. Man findet sie in ganz Europa, besonders im südlichen Theile. Sie lebt in Flüssen, Sümpfen, Teichen, nährt sich von Wasserinsecten und von Fischen, die sie, ohne Unterschied der Grösse, angreift, durch ihren Biss verwundet, und wenn sie sich verblutet haben, fast ganz auffrisst. Das Fleisch giebt kräftige Suppen.~~Fig. 3. Die getäfelte Schildkröte. (Testudo tabulata.)~~Diess ist eine Landschildkröte, die aber einen Fuss lang wird, und in heissen Ländern lebt. Das Rückenschild ist stark gewölbt. Die Farbe der bedeckenden Schildchen ist braun, mit einem schönen, gelben, in Orange und Roth übergehenden, Hofe. Der Kopf hat eine kurze abgestumpfte Schnauze.~~Fig. 4. Die Schnabelschildkröte. (Testudo rostrata.)~~Eine in heissen Himmelsstrichen gefundene Schildkröte, hat ein mehr rundes als ovales Rückenschild, ohne Schuppenschildchen, bloss mit einer lederartigen, mit runden vorragenden Körnern besetzten, Haut bedeckt, von welcher in der Mitte ein, der Länge nach laufender, Kiel gebildet wird. Die Farbe scheint zwischen Braun und Gelb zu wechseln. Der, in die Haut des Halses ganz zurückziehbare Kopf hat die Nasenlöcher an der Spitze einer kleinen, knorpelartigen, cylindrischen Hervorragung; woher die Schildkröte auch ihren Namen erhalten hat.~~Fig. 5. Die Matamata Schildkröte. (Testudo Matamata.)~~Die Matamata Schildkröte unterscheidet sich von andern dadurch, dass ein grosser Theil ihres Körpers von dem Schilde unbedeckt ist, und auch nicht darunter zurückgezogen werden kann. Der Hals ist sehr dick. Der Kopf ist breit und platt, und mit einer spitzen Schnauze und franzenartigen Ansätzen an der Seite versehen. Die Farbe des Körpers und Schildes ist braun. Das ganze Thier wird an zwei Fuss lang, findet sich in den Seen und Flüssen von Cayenne und nährt sich von den am Ufer wachsenden Kräutern.~~Fig. 6. Die Schrift-Schildkröte. (Testudo scripta.)~~Diese hier in natürlicher Grösse abgebildete, der Schwimmhaut nach zu urtheilen in Flüssen lebende, Schildkröte, deren Vaterland man nicht kennt, zeichnet sich durch die braunen Schriftzüge auf dem gelblichen Rückenschilde aus. Die Farbe der Haut des Körpers ist graulich.~~Fig. 7. Die gekörnte Schildkröte. (Testudo granulata)~~Eine 3-4 Zoll lange, von Sonnerat aus Ostindien mitgebrachte Schildkröte, scheint im süssen Wasser zu leben. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie gleichsam zwei Rückenschilder übereinander hat; auf dem grössern knorplichten sitzt ein kleineres etwas vorstehendes, knochenartiges, was wie mit Körnern besäet und rauh anzufühlen ist.~~
Ad99998 09 020aAd99998 09 020a.jpgFig. 1. Der Paradies Kuckuk. (Cuculus paradiseus.)~~Das Gefieder dieses Kuckuks ist grün; die Füsse grau, Augenringe blau, auf dem Kopfe hat er einen Federbusch und die beiden äussersten Schwanzfedern sind viel länger als die übrigen und wie bei den Paradiesvögeln geformt. Der Vogel ist 17 Zoll lang und in Siam zu Hause.~~Fig. 2. Der gehaubte Kuckuk. (Cuculus cristatus.)~~Hat seinen Namen von einer nach hinten gerichteten Federhaube, deren Farbe, wie die des ganzen Obertheils des Körpers, grünlich grau ist. Kehle aschgrau, Hals und Brust gelblich, Untertheil des Körpers weisslich. Der Schwanz spielt in's Blaugrüne, hat aber die Seitenfedern weiss. Schnabel und Füsse schwarz. Er findet sich in der Umgegend des Forts Dauphin.~~Fig. 3. Der Afrikanische Kuckuk. (Cuculus ofer.)~~Dieser Kuckuk ist oben auf dem Kopfe ganz dunkelgrün gefärbt, zwischen Schnabel und Augen ein schwarzer Streif. Sonst ist Kopf und Hals aschfarben. Brust und Unterleib weissgrau. Obertheil des Rückens und Schwanzes ist Kupfergrün. Die Länge ist 15 bis 17 Zoll. Man hat ihn auf Madagaskar häufig gefunden.~~Fig. 4. Der glänzende Kuckuk. (Cuculus lucidus.)~~Dieser Kuckuk ist am Obertheil des Körpers grün mit Goldglanze, am Untertheil weiss mit Gold und gelben Flecken. Schnabel und Füsse sind bläulich. Das Vaterland ist Neuseeland.~~Fig. 5. Der Honig-Kuckuk. (Cuculus indicator.)~~Der Kopf und Hals sind von grauer Farbe; Kehle, Brust und Bauch weiss; Rücken und Steiss braunröthlich; Schwanz und Flügel braun mit weiss und gelben Flecken. Dieser nur 6 Zoll lange Vogel ist in Afrika zu Hause, kundschaftet die Nester wilder Bienen aus und giebt, bis er an den Baum kommt, wo der Schatz verborgen ist, ein Geschrei: Tscherr, Tscherr von sich, welchem die Menschen folgen, sich der Beute bemächtigen und dem Finder zur Belohnung etwas davon geben, um ihn so gleichsam zu neuem Nachsuchen reizen.~~Fig. 6. Der Wendehals. (Yunx torquilla.)~~Der Vogel hat seinen Namen von einer sonderbaren drehenden Bewegung seines Kopfes, die er, wenn ihm etwas Unerwartetes vorkommt oder er gehalten wird, mit halbgeschlossenen Augen vornimmt. Er hat die Grösse einer Lerche. Die Farbe ist oben braun mit Grau, mit dunkelbraunen und schwarzen Streifen und Wellenlinien verziert. Seine Iange klebrige Zunge senkt er in Ameisenhaufen, um so die daran hangenden Ameisen zu erhalten. Er findet sich überall in Europa, aber immer nur einzeln lebend.~~Fig. 7. Der kleinste Wendehals. (Yunx minutissima.)~~Dieser nur 4 1/2 Zoll lange Wendehals ist in Cayenne zu Hause. Das Gefieder grün und bräunlichroth. Der Scheitel roth. Unterleib weiss mit braunen Wellen. Schnabel schwarz. Füsse und Schwanz braun.~~Fig. 8. Der Fratzenvogel oder Windfächerschwanz. (Scytrops novae Hollandiae.)~~Der Vogel ist von der Grösse eines Raben. Er hat einen langen, starken, gekrümmten Schnabel. Die Farbe des Gefieders ist grau, auf dem Rücken und den Flügeln blau mit schwarzen Flecken. Der Schwanz ist aschgrau und am Rande mit abwechselnd weissen und schwarzen Queerstreifen versehen. Bei'm Fluge breitet er den Schwanz fächerartig aus. Er ist in Neuholland einheimisch und nährt sich von Früchten und Käfern.~~Fig. 9. Der grosse Madenfresser. (Crotophaga major.)~~Dieser Grösse Madenfresser hat die Grösse eines Hähers. Die Farbe ist schwärzlich mit violettem Glänze. Rücken, Flügel, Schwung- und Steuerfedern grün. Um die Augen ein rother Fleck. Vaterland: Südamerica, wo er sich von Insecten nährt.~~
Ad99998 09 021aAd99998 09 021a.jpgFig. 1. Die Afrikanische Kahlbrust. (Gymnothorax afer.)~~Diese Kahlbrust findet sich an den Küsten von Guinea: sie hat einen schuppenlosen, klebrigen, braun und gelb marmorirten Körper, mit kleinen, geraden, länglichten, nackten Kiemenöffnungen; der Mund ist mit spitzigen starken Zähnen bewaffnet, und darüber sitzen einfache und röhrenförmige Nasenlöcher. Rücken-, Schwanz- und Afterflosse sind vereinigt.~~Fig. 2. Die Surinamsche Halskieme. (Synbranchus marmoratus.)~~Bei diesem Fischgeschlechte sind die Kiemenöffnungen in eine einzige unter der Kehle vereinigt. Der Körper ist schlangenförmig schuppenlos, mit einer kurzen Rücken- und einer langen Afterflosse versehen. Der Kopf ist etwas dicker als der Rumpf, an welchem die Brust- und Bauchflossen fehlen. Die Rückenseite ist olivenfarben, die Bauchseite gelblichgrün; beide mit violetten Flecken marmorirt. Sein Aufenthalt sind die süssen und sumpfigten Wasser von Surinam.~~Fig. 3. Die ungefleckte Halskieme. (Synbranchus immaculatus.)~~Unterscheidet sich von dem vorigen bloss durch seine fleckenlose Haut, die auf dem. Rücken grün, an der unteren Seite gelb ist. Er findet sich bei Tranquebar.~~Fig. 4. Die doppelte Halskieme. (Sphagebranchus rostratus.)~~Dieser Fisch hat zwei Kiemenöffnungen unter der Kehle nebeneinander. Der Körper ist wurmartig, ohne Flossen und Schuppen, von gelblicher Farbe. Der Kopf geht in eine vorstehende Schnauze aus, unterhalb welcher die mit kleinen spitzigen Zähnen versehene Mundöffnung ist.~~
Ad99998 09 022aAd99998 09 022a.jpgNachdem schon früher in dem Bilderbuche Abbildungen von dem Rhinoceros geliefert worden, sehen unsere Leser jetzt den Kampf dieses Thiers mit dem Elephanten dargestellt. Das Rhinoceros ist ein sehr wildes, wüthendes Thier, der beständige Feind der Elephanten, greift aber nur die jüngeren Elephanten oder die schwächeren Elephantenweibchen an, und schlitzt ihnen mit seinem starken Horne den Bauch auf, während es selbst durch seinen ausnehmend dicken Panzer vor den Beschädigungen der Elephantenzähne gesichert ist. Auch zeigen die Elephanten eine so grosse Furcht vor dem Rhinoceros, dass sie vor einem Lebenden so schnell wie möglich fliehen, und selbst einem Todten, was auf der Jagd mit Kugelbüchsen, welche 6 löthige Eisenkugeln schiessen, erlegt ist, nur mit grosser Mühe von ihren Führern nahe gebracht werden können. Nur wenn Elephantenheerden, bei denen Weibchen mit ihren Jungen sind, auf ein Rhinoceros stossen, so vertheidigen sich die Elephantenweibchen, um ihre Jungen zu retten, furchtlos gegen ihren wüthenden Feind. Der Englische Major Lally hat bei einer Elephantenjagd einmal Gelegenheit gehabt, von der Spitze eines Hügels, einem solchen Kampfe zwischen einem Elephanten und einem Rhinoceros zuzusehen. Der Elephant wurde aber zur Flucht in einen tiefen Wald gezwungen, und von dem Rhinoceros verfolgt, ohne dass Major Lally den Ausgang des Kampfes hätte erfahren können, weil seine Elephantenführer, als er den Kämpfenden folgen wollte, sich geradezu weigerten, seinen Befehlen hierin zu gehorchen.~~
Ad99998 09 023aAd99998 09 023a.jpgFig. 1.Das grosse fliegende Beutelthier von Neuholland. (Didelphis Petaurus.)~~Ein schönes Thier! Der Körper hat überhaupt die Grösse eines Kaninchens. Zwischen den Vorder- und Hinterfüssen ist eine mit Haaren bedeckte Hautausbreitung, welche das weite Springen erleichtert, indem sie wie ein Fallschirm wirkt. Die Farbe ist oben dunkelgrau, in's Braune übergehend, auf dem Rücken, über dem Rückgrath mit einem dunkelbraunen Streif versehen. Der Untertheil des Körpers ist fast weiss; Der Rand der Flatterhaut schwarz eingefasst. Der Schwanz ist mit dickem weichem Pelze bedeckt und dunkel gefärbt.~~Fig. 2. Das Eichhornähnliche Beutelthier. (Didelphis sciureus.)~~Es hat wirklich viele Aehnlichkeit mit einem Eichhörnchen, ist aber ein wahres Beutelthier. Es. ist von grauer Farbe, hat sehr grosse schwarze Augen und darüber einen, längs dem Scheitel laufenden schwarzen Strich. Der Untertheil des Körpers ist milchweiss. Zwischen den Füssen hat es eine Flatterhaut, welche mit einem schwärzlichen Rande eingefasst ist Der Beutel am Unterleibe ist sehr gross. Es lebt auf Neuholland und zwar als ein Nachtthier, was bei Tage schläft, des Nachts aber recht lebhaft ist.~~Fig. 3. Das Pinselschwanz-Beutelthier. (Didelphis penicillatus.)~~Diess Beutelthier ist von der Grösse einer Ratze, aschgrau von Farbe, oben dunkler, unten heller. Es hat eine spitzige Nase, grosse Ohren, an den Seiten eine Flatterhaut und einen dünnen, pinselartigen, gegen das Ende hin schwärzlichen Schwanz.~~Fig. 4. Das Zwerg-Beutelthier. (Didelphis pygmaeus.)~~Dieses Beutelthier ist etwa so gross wie eine Maus, es ist oben braun, unten weiss. An den Seiten hat es eine weiss gerandete Flatterhaut. Nase, Füsse und das Inwendige des Ohrs sind fleischfarben. Der Schwanz flach mit federbartähnlich sitzenden Haaren. Es findet sich in Neuholland und nährt sich von Insecten etc.~~
Ad99998 09 024aAd99998 09 024a.jpgFig. 1. Der geschwätzige Papagey. (Psittacus garrulus.)~~Das Gefieder dieses auf den Molucken einheimischen Papagey's ist roth, auf dem Rücken ein gelber Fleck, die Flügel grossentheils oben grün, unten roth; Schwanzende und Schenkel grün. Der Schnabel gelblich und die Füsse dunkelbraun oder schwarz. -~~Fig. 2. Der Lori von Borneo. (Psittacus Borneus.)~~Die Französischen Naturforscher nennen diejenigen Papageyen, deren Hauptfarbe roth ist, Lori's. Dieser Lori von Borneo wird ungefähr einen Fuss lang. Die Röthe des Gefieders geht vorn am Halse und auf der Brust in's Gelbliche über. Auf den Flügeldecken sind die oberen Federn an ihrer Wurzel grün, die mittleren und die Schwungfedern sind roth mit grünen Spitzen. Der Schwanz ist carminroth, mit grüner Einfassung. Die Füsse und Klauen sind schwärzlich, der Schnabel gelb.~~Fig. 3. Der Tui. (Psittacus Tui) Ein sehr kleiner, oben grasgrüner, unten gelbgrüner Papagey, der auf dem Kopfe eine gelbe Haube hat. Er ist in Cayenne zu Hause.~~Fig. 4. Der Riesen-Papagey. (Psittacus gigas.)~~Dieser Papagey ist so gross, wie die grössten Ara's, mit denen er durch die rothen nackten Backen übereinkömmt. Die Farbe ist schieferfarben, blauschwarz, auf dem Kopfe hat er einen langen Federbusch, wodurch er ein schönes Ansehen erhält. Man findet ihn auf Java.~~Fig. 5. Der Vaza. (Psittacus niger.)~~Dieser Papagey ist in Madagascar zu Hause und lernt besonders gut Töne aller Art nachahmen. Die Farbe ist dunkel, bei Erwachsenen eine Mischung von Schwarz und Blau mit violettem Schimmer, bei jungen bräunlich mit rothem Schimmer. Die Augen sind braunroth, der Umfang derselben aber weiss.~~Fig. 6. Der Maipuri. (Psittacus melanocephalus.)~~Dieser Papagey findet sich in Cayenne und Südamerica. Der Kopf ist wie mit einer schwarzen Mütze bedeckt. Zwischen Auge und Schnabel ist ein kleiner apfelgrüner Fleck. Wangen und Hals sind goldgelb, eben so auch der hinterste Theil des Unterleibes. Der Rücken und die Flügeldecken sind schön grün, Brust und Bauch hell kaffeebraun. Schnabel gelb. Füsse schwarz.~~Fig. 7. Der Scharlach-Papagey. (Psittacus coccineus.)~~Diess ist ein äusserst schöner Vogel der Molukkischen Inseln. Kehle, Brust, Rücken und Flügel sind mit rothen, blaugrün geränderten Federn bedeckt, die Schwungfedern sind gelblichbraun. - Der Hals, Unterleib und Schwanz sind schön dunkelblau, auch der Kopf ist dunkelblau, nur hat er vorn über dem Schnabel eine rothe Stirnbinde und ebenfalls eine rothe Binde am Hinterkopfe. Die Schenkel sind roth; die Füsse aber braun.~~
Ad99998 09 025aAd99998 09 025a.jpgDie auf gegenwärtiger Tafel abgebildeten Reptilien sind, wie der Proteus anguineus, wahre Amphibien, weil sie, zwar gewöhnlich im Wasser sich aufhalten, doch auch, vermöge ihrer Organisation, ausser demselben leben können, wenigstens durch Kiemen und Lungen die Organisation der im Wasser athmenden Fische und in der Luft athmenden Eidechsen in sich vereinigen.~~Fig. 1. Der Axolotl. (Gyxinus mexicanus.)~~Dieses Amphibium, welches sehr häufig in den Mexicanischen Landseen angetroffen wird, ist hier in natürlicher Grösse abgebildet. Es ist von brauner Farbe mit schwärzlichen Flecken gesprenkelt. Es ist der Axolotl unseren Molchen in vieler Hinsicht ähnlich; nun hat er auf jeder Seite drei Kiemenbüschel, wie bei den Larven der Molche und vier Kiemenöffnungen, welche mit der Mundhöhle in Verbindung stehen, so dass man veranlasst wird, den Axolotl für eine grosse Molchlarve zu halten; wie wohl bis jetzt das Thier, in welches sich diese Larve verwandeln müsste, nicht bekannt ist. Im Innern der Kiemenöffnungen sind vier Kiemenbogen wie bei den Fischen, aber die daran befestigten häutigen Kämme, welche man auf den ersten Anblick für eine Fischkieme halten könnte, zeigen nicht das Gefässnetz der Kiemen. Der Kopf ist breit, mit kleinen Augen. Auf dem Rücken findet sich ein häutiger Kamm, der sich über den oberen und unteren Rand des Schwanzes, als häutige Flosse, fortsetzt. Die Zehen an den vier Füssen sind spitz und ohne Nagel. - Es nährt sich von kleinen Krebsen und andern Wasserinsecten.~~Fig. 2. Der Eidechsenartige Siren. (Siren lacertinus.)~~Dieser Siren findet sich in den Flüssen und Sümpfen von Südcarolina sehr häufig. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er nur zwei Füsse, gleich Vorderfüssen, hat. - Es wird das Thier an 1 1/2 Fuss lang, der Körper hat einige Aehnlichkeit mit dem eines Aals. Der Kopf ist rundlich und endigt mit einer stumpfen Schnauze. Dicht über der etwas vorragenden Oberlippe sitzen seitwärts nach den Mundwinkeln zu die Nasenlöcher als zwei kleine Oeffnungen. Die 1/4 Zoll über dem Mundwinkel sitzenden Augen sind klein und rund und von der Haut des ganzen Körpers, die vor ihnen nur durchsichtig ist, bedeckt. Aeussere Ohren sieht man nicht. Hinter dem Kopfe finden sich auf jeder Seite drei Queereinschnitte, wie die Kiemenöffnungen bei den Fischen, durch welche das, durch den Mund eingenommene Wasser wieder abfliessen kann. Die Kiemen selbst sind drei gefässreiche Frangenbüschel, die an dem oberen Winkel der Oeffnungen sitzen und nach allen Richtungen beweglich sind. Etwa drei viertel Zoll hinter den Kiemen sitzen die Vorderfüsse, mit vier Zehen ohne Schwimmhäute oder Nägel. Die Seiten des Körpers sind mit einigen Queerfurchen bezeichnet. Die Haut ist schuppenlos, braun mit weissen Punkten gesprenkelt. Von Hinterfüssen ist keine Spur. Der Schwanz ist oben und unten mit einer häutigen Flosse besetzt. Die Lebensweise des Sirens ist weiter nicht bekannt. Man behauptet, dass er sich von Schlangen nähre.~~
Ad99998 09 026aAd99998 09 026a.jpgFig. 1. Der Eidechsfisch. (Elops Sauras.)~~Dieser den Hechten nah verwandte Fisch, welcher an den Küsten von Guinea vorkommt, hat im Allgemeinen eine blaue Silberfarbe, den zusammengedrückten Kopf aber mit einem Goldschimmer glänzend. Der Unterkiefer ragt etwas über den Oberkiefer vor. Die Kiefer und die Gaumen sind mit vielen kleinen Zähnen besetzt.~~Fig. 2. Der Hornhecht. (Esox Belone.)~~Der Kopf dieses Fisches geht in zwei lange, spitzige, zahnreiche Kiefer aus, von dem der untere noch etwas weniges über die oberen vorragt. Die Augen sind silberfarben und sehr gross. Die Farbe, ist oben grün, in's Blaue schillernd, unten silberweiss. Die Flossen sind im Verhältniss zu der Länge des Fisches kurz. Es ist ein Raubfisch, der gewöhnlich ein bis 1 1/2 Fuss lang wird, und sich in allen Meeren findet. Sein Fleisch wird wenig geschätzt. Merkwürdig ist, dass die Gräthen eine grüne Farbe haben, die besonders bei'm Kochen sehr schön wird, wie die Abbildung zeigt.~~Fig. 3. Der Pfeilhecht. (Esox Sphyraena.)~~Dieser Hecht findet sich im Mittelländischen Meere und im Atlantischen Ocean, er wird über zwei Fuss lang, u. ist von bläulicher Silberfarbe mit röthlichen Flossen. Der Körper ist mit kleinen Schuppen bedeckt. Der Unterkiefer ragt etwas vor; beide Kiefer sind mit zahlreichen hakenförmigen Zähnen besetzt. - Der Fisch ist sehr schnell in seinen Bewegungen und höchst gefrässig. Sein Fleisch hat einen vorzüglichen Geschmack.~~Fig. 4. Der Bichir. (Polypterus Bichir.)~~Dieser Fisch hat eine in mehrerer Rücksicht sehr sonderbare Gestalt. Einen langen Bauch, einen ganz unverhältnissmässig kurzen Schwanz, einen wie bei den Schlangen mit breiten Schuppenstücken bepanzerten Kopf. Brust- und Bauchflossen sind so organisirt, dass sie dem Fische zwar vorzüglich zum Schwimmen dienen, aber auch am Ufer eine kriechende oder gehende Bewegung begünstigen. Am sonderbarsten aber erscheint die Rückenflosse, welche aus 16 - 18 voneinander getrennten knochenartigen, oben scharfen, Platten besteht, so dass sie im Nothfall als Waffe dienen. Die Farbe ist im Allgemeinen meergrün mit unregelmäßigen schwarzen Flecken, der Bauch aber weisslich. Die Bedeckung besteht aus grossen, dicken, rhomboidalischem Schuppen. Der Fisch wird etwa 1 1/4 Fuss gross. Er scheint zu den Fleischfressenden Fischen zu gehören, kommt aber nur in den tiefsten Stellen des Nils vor, und ist selten.~~
Ad99998 09 027aAd99998 09 027a.jpgAuf der oberen Abtheilung dieser Tafel sehen wir die Insel Volcano, eine von den Liparischen Inseln im Mittelländischen Meere, von der Insel Lipari her angesehen, von welcher sie nur eine halbe Meile entfernt liegt. Volcano ist vulcanischen Ursprungs, und aus einem, noch feuerspeienden Krater steigt ununterbrochen eine Menge Rauch empor. Die Insel ist unbewohnt. Auch kommen nur an der südlichen Seite Gesträuche zum Vorschein. Der auf der Insel häufig vorkommende Schwefel, wird für die Eigenthümer gesammelt und ein dort sich aufhaltender Hüther hat dafür zu sorgen, dass nicht unberufene Sammler sich einstellen.~~Die zweite Abbildung zeigt den das Innere des Kraters auf der Insel Volcano, wie er in der Nähe erscheint. Die Höhe des Vulcans bildet oben eine kleine Ebene, aus welcher fast überall ein schweflichter Dunst hervordringt und in dessen Mitte sich der Krater, von 200 Fuss Umfang findet, von Asche, Schlacken und Lava umgeben. Aus der Tiefe wälzt sich der Rauch mit grossem Getösse herauf. - In einiger Entfernung sieht man den Hügel Volcanello, die Inseln Lipari Salino u.s.w. und ganz im Hintergrunde Alicudi und ihr zur Rechten Felicudi.~~
Ad99998 09 028aAd99998 09 028a.jpgDie auf dieser Tafel abgebildeten Papageien, gehören sämmtlich zu den merkwürdigsten Arten des, in so vielfacher Hinsicht Bewunderung erregenden Geschlechts.~~Fig. 1. Der Saphir-Kopf. (Psittacus Galgulus.)~~Je nach der Verschiedenheit des Alters zeigt diese Art einen so grossen Farbenwechsel, dass man in den Sammlungen selten zwei vollkommen gleiche Exemplare antrifft. Nur der Kopf ist bei Allen ohne Ausnahme blau. Bei dem Männchen ist er schön himmelblau, das bis tief am Halse hinab geht, so dass es gleichsam eine Kappe von dieser Farbe angezogen zu haben scheint, die sich nur etwas weiter nach vorn verbreitet und dort in ein Hellroth übergeht. Am hintern Theile des Kopfs endigt sich das Blaue in ein blassgelbes Halsband, und zwischen den Schenkeln zeigt sich ein schöner violetter Flecken, der sich bis an den Unterleib fortsetzt. Alles Uebrige, mit Ausnahme der Unterschenkel, die vorn rothe Bänder haben, und gelbe, wie mit einem Pinsel aufgetragene, Streifen zeigen, ist grün. In der Gefangenschaft verändern sich jedoch diese Farben, wie bei vielen andern Papageien: oft wird die ganze Brust gelb, und das Roth verbreitet sich über den Mantel. Bei'm Weibchen ist das Halsband mehr grünlich. Die Brust ist mit karminrothen Federn bedeckt, die eine grüne Einfassung haben. Bornéo und Banda ist die Heimath dieses Vogels, von wo ihn die Holländer sehr häufig nach Europa gebracht haben.~~Fig. 2. Der Papagei mit dem Halsbande. (Psittacus torquatus.)~~Von dieser ausgezeichnet schönen Art hat das Männchen ein rosenfarbnes Halsband, das den hintern Theil des Halses umgiebt, an die Seiten reicht und dort mit einem andern schwarzen Halsband zusammenstösst. Ein kleiner schwarzer Streifen, der zieht sich nach dem Winkel des Auges vom Nasenloch zieht, giebt diesem Vogel eine besondere Physiognomie. Man trifft ihn in einigen Gegenden von Afrika und in einem grossen Theile Indiens an, in America nirgends. Die Grösse wechselt nach den verschiedenen Ländern, die er bewohnet.~~Fig. 3. Der purpurne Papagei. (Psittacus purpurcus.)~~Dieser Papagei ist mehr unter dem Namen des violetten bekannt. Er ist in Guiana sehr häufig aber nicht sehr gesucht, weil er nicht sprechen lernt. Flügel und Schwanz zeigen ein schönes Violetblau, Kopf und Gesicht eine Untermischung von Weiss und Lilas. Ein kleiner rother Streif begränzt die Stirn. Der Obertheil des Körpers ist dunkelbraun mit einigem violetten Schimmer, der Untertheil reich violet und purpurn. Die untern Schwanzdeckfedern sind rosenfarben.~~Fig. 4. Der hartnäckige Papagei. (Psittacus perttinax.)~~Er zeigt eine Menge Varietäten, je nach dem Alter und der Gefangenschaft. Das Männchen ist an der Stirn, an den Seitentheilen des Kopfs und an der Kehle schön gelb, an der Brust röthlichgelb mit grünlichem Schimmer. Der Scheitel ist bläulich, fast alles Uebrige, mit Ausnahme der grossen Schwungfedern, welche blau sind, schön glänzend grün. Man findet diese Art in Cayenne, Surinam; überhaupt im ganzen Guiana, auch in Brasilien.~~Fig. 5. Der gelbgeflügelte Papagei. (Psittacus ochropterus.)~~Einer der schönsten Americanischen Papageien. Er hält sich an den Ufern des Amazonenflusses auf und ist besonders durch weisse Federn an der Stirn und in dem Kaum zwischen den Augen und dem Schnabel. Wange und Kehle, Schenkel und Wurzel der Flügel, zeigen das lebhafteste Jonquille-Gelb. Fast alles Uebrige des Körpers, mit Ausnahme der Brust und der Seiten des Unterleibs und des Schwanzes, die gelbgrün mit bläulichem Schimmer sind, ist von einem glänzenden Hellgrün, mit einem Anflug von Gelb. Die grossen Schwungfedern sind an ihrem Ursprung grün und an ihren Spitzen blau. In der Gefangenschaft wird dieser Papagei öfters ganz gelb.~~Fig. 6. Der bestäubte Papagei. (Psittacus pulverulentus.)~~Einer der grössten Papageien, den die Einwohner von Cayenne, wo er vorzüglich gefunden wird, wegen des mehlartigen weissen Auflugs (sic) auf seinem Gefieder den Müller nennen. Bei allen grünen Papageiartigen zeigt sich ein solcher Anflug in der frühsten Jugend, bei dieser Art jedoch ist er bleibend. Die Spitze der mittleren Schwungfedern ist schön blau. Diese Art lernt vorzüglich leicht sprechen.~~
Ad99998 09 029aAd99998 09 029a.jpgVorstehende Tafel giebt eine Auswahl merkwürdiger Geschöpfe aus dem Lacertengeschlechte.~~Fig. 1. Der Gecko mit dem Saume. (Gecko fimbriatus.)~~Diess Thier erreicht eine Länge Ton 8 Zoll 6 Linien. Die Farbe des Kopfs ist unbestimmt und wechselt, wie bei dem Chamäleon, durch alle Uebergänge von Roth, Grün, Gelb und Blau. Indessen erstreckt sich der Farbenwechsel nicht auf die Haut des Bauches, wie bei dem. Chamäleon, sondern der ganze Untertheil des Körpers ist immer hellgelb. Es lebt auf der Insel Madagaskar, wo; der Naturforscher Bruguiere es entdeckte, und zwar gewöhnlich auf Bäumen. Man sieht es von Zweig zu Zweig hüpfen, wobei ihm sein Schwanz zur Unterstützung dient. Neuere Nachrichten bestätigen, dass es sich mehrere Monate hindurch im süssem Wasser aufhält.~~Fig. 2. Der fleckige Tupinambis. (Tupinambis exanthematicus.)~~Diese Art einer der interessantesten Lacertengattungen zeichnet sich aus durch die weissen, ziemlich kreisförmigen Flecken, die unregelmässig über dem Rücken verbreitet sind, ferner durch braune Querbinden über den Unterleib, durch zwei schwarze Linien neben dem Auge, durch einen oben mit Schildern versehenen Kopf, und durch die doppelte Reihe kleiner sägförmig feingezähnter Schuppen, welche eine kleine Hervorragung auf seinem Schwanze bilden. Die Länge des Thieres ist fünf Zoll 9 Linien, und seine Farbe ein helleres oder dunkleres Braun, in Flecken und Streifen vertheilt. Man hat es am Senegal gefunden und es scheint vorzüglich feuchte Orte zu lieben. Das Weibchen legt seine Eier in Sand.~~Fig. 3. Die Agama Eidechse. (Agama Galeotes.)~~Dieses schöne Geschöpf, das die Fähigkeit, seine Kehle sackförmig aufzublähen, wenn es von Leidenschaften bewegt wird, in einem hohen Grade besitzt, ist von himmelblauer Farbe, und der Hinterkopf und Rücken sind mit einem Kamm versehen. Die Schuppen sind rauten- und kielförmig. Der Körper hat die Länge von ungefähr vier und dec Schwanz von 14 Zoll. Man findet es in den heissesten Gegenden Asiens, vorzüglich in Arabien und der Insel Ceylan. Es hält sich gern in den Häusern auf, läuft über die Dächer, und nährt sich dort von kleinen Insecten, vorzüglich Spinnen. Man behauptet, dass es öfters auch kleine Ratten fange, und sich selbst gegen die Schlangen vertheidige.~~Fig. 4. Chamäleon mit der Doppelschnauze. (Chamaeleo bifidus.)~~Diese Art zeichnet sich unter den Chamäleonen durch eine sonderbare Form des Kopfs und durch die Figur der Schuppen an den Seiten aus. Der obere Theil der Stirn ist platt, dreieckig. Von jedem Auge treten Ränder hervor, die sich oberhalb des Nackens vereinigen und mit runden, gewölbten Schuppen besetzt sind. Der Schwanz ist cylindrisch, ziemlich lang und kann sich spiralförmig zusammenrollen. Die Farbe ist oberhalb dunkelschwärzlich, etwas blässer unter dem Kopf und unter dem Körper und mit safrangelben Fusssohlen. Auf jeder Seite nahe am Bauche sieht man viele gelbe kleine runde Flecken angereiht. Dieses Thier wurde auf einer Insel im Indischen Ocean gefunden.~~Fig. 5. Die Dragone. (Dracaena guianensis Daud.)~~Diese Eidechse hat die Grösse eines Tupinambis und scheint von den Tupinambis den Uebergang zu den Krokodilen zu machen. Ihr Kopf ist in Verhältniss zum Körper klein. Er rundet sich und endigt in eine Spitze. Das Maul hat gelbe Lippen und ist sehr gespalten. Die Ohren haben eine schmale Einfassung, die Augen sind gross und funkelnd, die Zunge gegabelt. Die Schuppen seines dicken und cylindrischen Körpers sind sehr klein, glatt und von einem dunkeln Rothbraun. Der Schwanz hat drei Fuss Länge, ist verhältnissmässig dick, cylindrisch, und in seiner ganzen Länge oben sägeförmig gezähnelt und kann mit Leichtigkeit zusammengerollt werden. Die Beine, jedes mit fünf Zehen mit Klauen, haben safrangelbe Flecken. Dieses Thier ist selten und bis jetzt nur in. America gefunden worden.~~
Ad99998 09 030aAd99998 09 030a.jpgWir sehen auf dieser Tafel mehrere Würmer abgebildet, welche von den neueren Naturforschern zu der Abtheilung Mollusken gezählt werden und zwar zu solchen Mollusken, welche mittelst einer, unter dem Körper befindlichen fleischigten Scheibe fortkriechen.~~Fig. 1. Die Dolabelle. (Dolabella.)~~Der Körper der Dolabelle ist vorn etwas schmäler wie hinten, wo er durch eine rundliche, schief abgestutzte Fläche endigt. Aus dieser Zirkelscheibe geht eine Spalte oder ein Riss, der sich bis zur Mitte des Rückens erstreckt, und wenn man die dicke und fleischigte Haut der Scheibe spaltet, so findet man darunter einen Kiemendeckel. Auch ist hier die Schaale, und der übrige Raum ist mit einer drüssigen Substanz ausgefüllt, die ohne Zweifel eine gefärbte Flüssigkeit absondert, wie bei andern Arten dieser Gattung. Das Maul bildet eine längliche Spalte. Der Mantel ist immer, mehr oder minder über den Rücken gespannt. Die Schaale ist vollkommen kalkartig und zerbrechlich. Der Aufenthalt der Dolabelle ist in ruhigen Buchten. Sie wird jedoch nicht leicht bemerkt, auch an seichten Stellen nicht, weil sie fast immer mit einer Schichte Schlamm bedeckt ist.~~Fig. 2. Die Testacelle. (Testacella.)~~Die Testacelle scheint auf den ersten Anblick mit der Erdschnecke sehr verwandt zu seyn; man findet aber bald, dass der bei letzterer nur vorn befindliche lederartige Schild sich hier über den ganzen Körper erstreckt, zu der Schaale gehört, und dazu bestimmt ist, die Respirationsorgane oder die Lunge zu bedecken. Sie erreicht eine Länge von 2 Zoll. Der ganze Rücken erscheint runzlich, und unter dem hintern Rande der Schaale, die ganz am hintern Ende liegt, bemerkt man die Lungen- und After-Oeffnung beisammen. Das Maul besteht aus zwei vertikalen Lippen, zwischen welchen ein kleiner cylindrischer Rüssel hervortritt.~~Fig. 3. Die rothe Erdschnecke. (Limax rufus.)~~Die rothe Erdschnecke ist oben rothbraun, unten weisslich, und wird noch etwas grösser als die schwarze. Wo die letztere angetroffen wird, sieht man die röthliche selten oder gar nicht. Diese grossen Erdschnecken nähren sich meist von Pilzen und thierischen Excrementen. Die Eier derselben haben eine bläuliche Farbe. Man findet sie in ganz Europa an schattigten Plätzen.~~Fig. 4. Die aschfarbne Erdschnecke. (Limax cinereus.)~~Diese zeichnet sich durch ihren länglichen, grauen, mit schwarzen Flecken besetzten Körper aus. Auch giebt es Varietäten, die keine Flecken zeigen. Sie findet sich ebenfalls in feuchten Wäldern in ganz Europa.~~Fig. 5. Die kleine graue Ackerschnecke. (Limax agrestis.)~~Ihre Farbe ist oben röthlichgrau, unten weissgrau, die der Fühlfäden dunkel. Sie frisst das junge Getraide und allerlei Gartengewächse, aber die Gerste hat Nichts von ihr zu fürchten. Ihr Körper hat einen so klebrigen Schleim, dass sie sich damit an Zweige anhängen und wie die Spinnen daran herunterlassen kann, in welchem Acte die vorliegende Tafel sie darstellt.~~Fig. 6. Die Parmacelle. (Parmacella.) (br /) a) von oben. b) von unten.~~Sie ist 2 Zoll lang, und von länglicher Form, die sich nach hinten in einen, auf den Seiten zusammengedrückten, und nach oben schneidenden Schwanz endigt. Die Mitte des Rückens ist mit einem Mantel oder einem fleischigen und eiförmigen Schild bedeckt, der etwas länger als ein Dritttheil des Körpers ist. Dieser Mantel hängt bloss mit seiner hintern Hälfte an dem Körper, die vordere ist frei und kann sich zurückschlagen. Die Schaale ist innerhalb der Substanz des Mantels, wo derselbe mit dem Körper zusammenhängt, verborgen. Unter derselben liegen die Lunge und der Herzbeutel. Die Parmacelle ist eine Erdmolluske. Hr. Olivier hat sie in Mesopotamien gefunden.~~Fig. 7. Die offne Bullae. (Sullaea aperta.)~~Diese Bulläe hat eine so deutliche Muschel, dass man sie von jeher als solche in die Sammlungen eingeordnet hat, obgleich bei dem lebenden Thiere die Muschel von aussen wegen ihrer Verhüllung nicht gesehen werden kann. Sie liefert daher daher mit der Dolabelle einen neuen Beweis von den leichten Uebergängen der nackten Weichthiere zu den mit Schaalen versehenen. Sie findet sich in der Meerenge zwischen Frankreich und England sehr häufig und scheint auch im Mittelländischen Meere vorzukommen. Da sie sehr dünn und zerbrechlich ist, so wird sie an den Küsten fast immer verletzt gefunden, und gut erhaltene Stücke sind Seltenheiten in den Kabinetten. Die Abbildungen der vorliegenden Tafel, welche diess Thier zum Gegenstand haben, stellen vor:~~Fig. 7.a. die ganze Bullaea von der Rückenseite. Fig. 7.b. dieselbe von der rechten Seite. Fig. 7. c. dieselbe von unten. -- d. die Schaale, die in den Conchyliensammlungen unter dem Namen Bulla aperta bekannt ist, in ihrer natürlichen Lage. - - e. dieselbe von der concaven Seite.~~
Ad99998 09 031aAd99998 09 031a.jpgFig. 1. Der Langschwanz oder Carapo Kahlrück. (Gymnotus Carapo.)~~Diese Art, welche die Gewässer von America, vorzüglich von Brasilien und Surinam bewohnt, zeichnet sich durch ihren hervorragenden Oberkiefer und durch ihren langen Schwanz aus. Der Rücken ist rundlich und schwarz, die Seiten und der Bauch aber haben eine röthlich braune Farbe, und man bemerkt überall braune Flecken von unregelmässiger Form. Der Schwanz endigt sich in eine gerade Spitze. Dieser Aal ist gewöhnlich nur einen Fuss lang, erreicht aber auch zuweilen eine Länge von 2 - 3 Fuss, und ein Gewicht von 10 Pfund. Er ist ein Raubfisch, wegen der Kleinheit seines Mundes aber kann er auch nur ganz kleine Fische und junge Krabben angreifen.~~Fig. 2. Der Passan-Aal. (Apteronotus Passan.)~~Dieser, in den Gewässern von Surinam wohnende Fisch, der zuweilen 15 Zoll lang wird, ist den Kahlrücken nah verwandt, da er neben anderen grossen Verschiedenheiten auch eine Schwanzflosse hat, die den eigentlichen Aalen durchaus fehlt. Seine Schnauze ist sehr stumpf, der Kopf von deutlichen Schuppen entblösst und mit kleinen Löchern übersäet, welche eine klebrige Flüssigkeit ergiessen. Die Kiefern sind auf eine. solche Art mit einem hervorstehenden Rande versehen, dass der obere als Deckel den unteren in sich aufnimmt. Die Afterflosse, die ganz nahe bei dem After beginnt, verbreitet sich fast von der Kehle bis zum Ursprung der Schwanzflosse. Das Thier hat zweierlei Farben, mehr oder weniger dunkelschwarz und glänzendweiss.~~Fig. 3. Der Spitzschwanz. (Trichiurus Lepturus.)~~Ebenfalls eine den Aalen nah verwandte Gattung von Fischen. Die hier abgebildete Art, die keine Schwanzflosse hat, wurde wegen ihrer- Silberfarbe und. Bandform auch Silbergürtel genannt, und dieses lebendige Silberband kann sich auf alle Art falten, auf und abrollen, die verwickeltsten Krümmungen mit Schnelligkeit beschreiben, auf- und absteigen, und mit Blitzschnelle entfliehen. Neben der Beweglichkeit eines grossen Theils seiner Zähne ist dieses Thier, das im süssen Wasser im südlichen und nördlichen America lebt und auch in China. gefunden wird, zum Raub auch noch besonders durch die grössere Länge mehrerer Kieferzähne geeignet, die zugleich an der Spitze gekrümmt sind. Der Schwanz endigt sich gewöhnlich in eine fadenartige Verlängerung,~~Fig. 4. Der Morrisische Kleinkopf. (Leptocephalus Morrisii.)~~Diese. Art ist die einzige, die man von einer Gattung kennt, die weder Brustflossen noch Bauchflossen hat. Sie hat bloss eine Rückenflosse und eine Afterflosse, die beide sehr lang sind, und-wovon die eine fast den ganzen Obertheil des Thieres besetzt, während die andere sich vom After bis zum Ende des Schwanzes erstreckt. Man findet es an den Küsten von. England, und es hat seinen Namen von dem Englischen Gelehrten Morris, der es zuerst sorgfältig beobachtet hat.~~Fig. 5. Die Schlangenmuräne. (Muraena Ophis.)~~Diese Muräne unterscheidet sich durch die dunklen Flecken auf Silbergrund, und durch den mit einer Flosse versehenen Schwanz. Ihr Körper ist lang, rund und mit Schleim überzogen. Ohne ihre Flossen würde sie einer Schlange vollkommen gleichen. Sie ist im Stande ihren Raub ausnehmend fest zu halten, da jeder ihrer Kiefer mit zwei Reihen von Zähnen besetzt ist, die sich in Spitzen endigen, welche sich in einander fügen. Diess sonderbare Thier scheint die Gewässer Ostindiens zu bewohnen; und der Bau seines Mauls lässt wohl keinen Zweifel, dass es-zu den Raubfischen gehöre. Es ist noch nicht entschieden, ob es eierlegend oder lebendig gebährend ist. Man führt Fische dieser Art an, die ein Gewicht von 60 Pfunden erreichten. Ihr Fleisch soll von sehr widrigem Geschmack seyn, und sogar Uebelkeiten verursachen.~~Fig. 6. Der Sandaal. (Ammodytes Tobianus.)~~Man kennt bis jetzt in der genannten Gattung bloss diese einzige Art, die eine Afterflosse hat. Die Schwanzflosse ist von dieser und von der Rückenflosse getrennt, der Kopf zusammengedrückt und gerader gestreckt als der Körper. Dieser Fisch hat wegen der Gewohnheit, sich in den Sand zu verkriechen, in England, Norwegen, Teutschland und Frankreich den Namen Sandaal erhalten. Er gräbt sich mit seinem spitzen Kopf öfters bis 7 Zoll tief im Sand der Flüsse ein, um dort Würmer zu suchen und sich der Verfolgung von Raubfischen zu entziehen, die er besonders von den Makrelen erfährt. Kleine Delphine verfolgen ihn mit ihrer Schnauze sogar bis in den Sand, und wegen der grossen Vorliebe mancher Fischarten zu seinem Genuss wird er bei mehreren Fischereien als Köder benutzt. Seine allgemeine Farbe ist Silberblau, heller am Bauche, als auf dem Rücken. Sein Fleisch ist unschmackhaft.~~
Ad99998 09 032aAd99998 09 032a.jpgEs giebt gar vielerlei Arten die Elephanten zu fangen. Eine der sonderbarsten ist aber die durch Lock-Elephanten oder Koomkies.~~Man wählt die Koomkies gewöhnlich nach Maassgabe ihrer Grösse, Gelehrigkeit und Anhänglichkeit an ihre Mohouts oder Führer. Doch taugt das anhänglichste und willfährigste Elephantenweibchen nicht zum Koomkie, wenn es nicht von schöner grosser Gestalt ist, weil es sonst seinen Führer weder vor dem Blicke des Männchens verbergen noch ihn schützen könnte, im Fall er entdeckt werden sollte. Man hat die Beobachtung gemacht, dass unter den männlichen Elephanten einer Heerde oft fürchterliche Kämpfe Statt haben, die nur mit der Vertreibung der schwächern endigen, welche dann im heftigsten Ungestüm die Gegend durchschweifen. In ihrer Wuth vertilgen sie Alles, was lebend in ihre Gewalt geräth, zertreten Zuckerrohrpflanzungen, reissen Baumstämme aus, und erfüllen die Luft mit ihrem traurigen Gebrülle. Einige sind trübsinniger und suchen die dicksten Wälder auf, bis die Zeit ihre Leidenschaft allmählich bändigt. Diese einzelnen Männchen, welche man Saun nennt, ziehen die Aufmerksamkeit der unternehmenden Elephantenhändler auf sich, die dann nicht säumen, einige Koomkies auszuschicken, um die kostbare Beute zu erhalten. Die Sauns sind gewöhnlich viel werth, da sie zu den grössten Elephanten gehören. Die Koomkies, die man aussendet, müssen ihrer Gestalt nach, wo möglich, dem Saun gleichkommen.~~Jeder Mohout versieht sich mit einer schwarzen Decke und einem kleinen Bündel Stricke: auch wäscht er die rothe und braune Malerei, die man an den Köpfen der gezähmten Elephanten gewöhnlich anbringt, ab, und beseitigt sorgsam Alles, was bei dem Männchen den geringsten Verdacht der Zahmheit des Weibchens erregen könnte. Selten begleiten die Mohouts die Koomkies bis zum Saun: leichter und minder gefährlich ist es, in einiger Entfernung mit der Decke und den Stricken abzusteigen, und dem Koomkie den Weg zum Saun zu zeigen, dem sie sich dann auf die listigste Weise zu nähern weiss. Dann fängt die Koomkie an dem Saun zu schmeicheln, und während dieser Spiele, sucht sie dem Mohout, die Annäherung auf alle mögliche Weise leicht zu machen. Dieser schlingt unvermerkt dem Saun die Stricke um die Vorderfüsse, während letzterer alle seine Aufmerksamkeit auf die Koomkie gerichtet hat und für alles Andere blind und taub ist. Ist ein starker Baum in der Nähe, so weiss die Koomkie selbst den Saun listig dahin zu leiten. Dadurch wird dem Mohout die Annäherung nicht nur sehr erleichtert, sondern ihm auch noch der Vortheil gewährt, dass er ihm an die Hinterfüsse zwei, mit Nägeln versehene hölzerne Klammern legt, sie mit einem starken Stricke zusammen knebelt, diesen rundum den Baum schlingt, und dem Saun nur etwas Raum lässt sich herum zu drehen. Während dieses ganzen Vorganges ist das Betragen der Koomkies besonders listig. Sie suchen nicht nur die Aufmerksamkeit des Sauns durch Schmeicheleien abzulenken, und mit dem Rüssel ihm jeden Blick niederwärts zu verwehren, sondern sie helfen auch die Schlingen knüpfen, wenn der Mohout etwa zu grosser Gefahr ausgesetzt seyn sollte. Ist das Geschäft vollendet und der Mohout in Sicherheit, so entfernen sich die Koomkies und der getäuschte Elephant bemerkt, dass er gefesselt ist, wenn er ihnen folgen will. In Wuth gerathend, sucht er sich mit Gewalt los zu reissen, dann aber wird der Knebel an den Fuss gedrückt, und die Nägel stechen so in das Fleisch, dass das Thier gern vom wilden Wüthen und heftigen Ziehen ablässt und sich ergiebt.~~Das vorliegende Blatt giebt die Vorstellung:~~1) der Art und Weise, wie dem durch die Schmeicheleien der Koomkies verblendeten wilden Elephanten von den Mohouts die Stricke angelegt werden, wozu das eine Koomkie mit dem Rüssel hilft;~~2) des Gefangenen, der nun tobt und wüthet, nachdem ihn die Koomkies und ihr Führer an den Baum gefesselt, verlassen haben.~~
Ad99998 09 033aAd99998 09 033a.jpgDie sonst unter dem Namen Maki begriffenen, den Affen nah verwandten Thiere, werden jetzt in mehrere Familien: Maki, Indri, Lori, Galago und Tarser abgetheilt und es sind von ihnen auch bereits mehrere in unserem Bilderbuche abgebildet.~~Fig. 1. Der rothe Maki. (Lemur rufus.) Ist etwa so gross wie ein Eichhörnchen, mit fuchsrothem weichem Haar, wo nur auf der Mitte des Rückens ein schwärzlicher Streif läuft, die Schnauze ist schwarz und Scheitel, Schläfe, Wangen und Kehle weiss. Er findet sich wie fast alle Makis auf Madagaskar, wo er von Früchten sich nährt.~~Fig. 2. Der. weissstreifige Maki. (Lemur albifrons.) Hat den Körper braun, Kopf schmutzig weiss, die Schnauze schwarz und zugespitzt.~~Fig. 3. Der graue kleine Maki. (Lemur griseus.) Die Farbe ist grau, am Untertheil des Körpers weiss. Das Thier ist 10-12 Zoll lang, der Schwanz eben so lang und eben so behaart als der übrige Körper. Dieser Maki ist von Sonnerat mit aus Madagaskar gebracht.~~Fig. 4. Der faule Lori. (Lori tardigradus.) Ist etwa so gross wie eine kleine Katze, von hellbrauner Farbe mit einem dunklen Rückenstreif, sehr grossen, gelbbraunen Augen, die mit einem dunkelbraunen Kreise umgeben sind. Dieser faule Lori ist ein Nachtthier, das etwas sonderbar langsames in seinen Bewegungen zeigt, übrigens aber höchst gewandt ist. Sein Vaterland ist Ostindien, er hat eine verhältnissmässig sehr dicke Haarbedeckung, und nährt sich von Früchten und Insecten.~~Fig. 5. Der schlanke Lori. (Lori gracilis.) Ist, wie der Name ausdrückt, sehr schlank und hat wohl unter allen Säugthieren die längste Taille, aber keinen Schwanz. Der Pelz ist fein wollig und von graugelber Farbe. Augen und besonders Schnauze sind an dem übrigens runden Kopfe sehr vorstehend und geben ihm ein besonderes Aussehen. Er findet sich auf Ceylan und scheint sich von Insecten zu nähren.~~Fig. 6. Der dickschwänzige Galago. (Galago crassicaudatus.) Ist von der Grösse eines Kaninchens, gelblich grau von Farbe, und lebt, in Afrika, von Früchten und Insecten.~~Fig. 7. Der Dimidoff Galago. (Galago Dimidoff.) Ist nur so gross wie eine Maus, oben von röthlicher, unten von grauer, am Halse von schwärzlichter Farbe. Stammt vom Senegal, nährt sich von Insecten.~~
Ad99998 09 034aAd99998 09 034a.jpgFig. 1. Der Schlammpitzger. (Colitis Jossilis.)~~Dieser Fisch wird etwa einen Fuss lang, und ist schwärzlich mit der Länge nach laufenden braunen und gelben Streifen gezeichnet. Der Mund ist wie mit Lippen umgeben und diese tragen 10 Bartfäden. Der Schlammpitzger hält sich im Schlamme der Teiche auf, und dauert daselbst lange aus, selbst wenn diese zugefroren oder vertrocknet sind. Wenn das Wetter stürmisch wird, so kömmt er an die Oberfläche des Wassers, bewegt sich viel und trübt das Wasser; daher man ihn auch Wetterfisch nennt und als Wetterprophet betrachtet. Das Fleisch ist weich und schmeckt nach Schlamm.~~Fig. 2. Die Grundel. (Colitis barbatula.)~~Ein kleiner Fisch von vier bis fünf Zoll, gelb mit bräunlichen Puncten und Wolken. Das Maul ist mit sechs Bartfäden versehen. Er findet sich häufig in allen Bächen, schmeckt gut, und ist leicht zu verdauen. Er nährt sich von Würmern und Wasserinsecten.~~Fig. 3. Die Steingrundel. (Colitis taenia.)~~Der Körper ist zusammengedrückt, orangefarben mit Reihen von schwarzen Flecken gezeichnet und unterscheidet sich. von den andern beiten Arten durch eine gabelförmige bewegliche Stachel, welche das Knochenstück unter dem Auge bildet. Sie hält sich in Flüssen und Bächen auf und wird wenig geschätzt.~~Fig. 4. Das Vierauge. (Anableps tetrophihalmus)~~Dieser Fisch unterscheidet sich von allen übrigen auf eine sehr auffallende Weise. Die Augen sind sehr hervorragend unter einer von der Stirn gebildeten Wölbung; Hornhaut und Pupille jedes Auges sind durch Queerbinden getheilt, so dass auf jeder Seite zwei Augen zu liegen scheinen, da doch das Innere des Auges auf jeder Seite einfach ist. - Der Körper des Fisches ist cylindrisch aber vorn gegen den Kopf zu etwas plattgedrückt. Vorn findet sich eine breite gestuzte Schnauze, an welcher das Maul eine Queerspalte bildet. Die grossen Brustflossen sind wie die Afterflosse zum Theil mit Schuppen belegt und die Rückenflosse sitzt-weiter hinten als die Afterflosse. Die Weibchen sind lebendiggebährend und die Jungen kommen schon ziemlich gross zur Welt. Der Fisch findet sich in den Flüssen Südamericas und wird gern gespeisst.~~
Ad99998 09 035aAd99998 09 035a.jpgFig. 1. Der Erpeton mit den Bartfäden. (Erpeton tentaculatus.)~~Diese Schlange unterscheidet sich dadurch, dass der Körper, bis zum After, oben mit kleinen Schuppen, unten aber mit einer einzigen Reihe Schuppenschilder belegt ist, der Schwanz aber, wie bei den Blindschleichen, auch unterhalb mit den kleinen, den Rückenschuppen ähnlichen, Schuppen bedeckt ist. Der Kopf hat das hinten breite Ansehen einer Giftschlange, aber in dem Munde finden sich keine Giftzähne. An der Schnauze finden sich zwei Anhängsel, woher der Name genommen ist. - Vaterland und Lebensweise sind unbekannt.~~Fig. 2. Die weissbäuchige Cäcilie. (Caecilia leucogaster.)~~Der Körper der Cäcilien ist 1 1/2 Fuss lang, ganz wurmartig, auf jeder Seite mit einer, von vorn nach hinten sich erstreckenden Reihe von Querfalten versehen; die Haut schuppenlos, aber mit ganz kleinen Körnern besetzt. Die Farbe dieser Cäcilie ist dunkelschwarz, nach unten mit gelblich weissen Flecken versehen, der Bauch weiss oder weissgelb gefleckt. Der After liegt am Ende des Körpers. Hat sich in Südamerica gefunden.~~Fig. 3. Die Ibiare. (Caecilia tentaculata.)~~Ganz cylindrischer, Fuss langer Körper, vom bläulich-brauner Farbe, ganz nackt und nur auf dem Rücken kleine vorragende Spitzen; an der Seite ebenfalls wieder die Reihe von Queerfalten. An jedem Nasenloch, was ganz klein und wie ein Nadelstich ist, findet sich, wie der Name angiebt, ein kleiner Anhängsel, wie Bartfäden, nur etwas dicker. Vaterland ist Surinam.~~Fig. 4 Der zweifelhafte Acrochordon. (Acrochordius dubius.)~~Diese Warzenschlange ist etwa drei Fuss lang, dunkelbraun, mit unregelmässigen, noch dunkleren Flecken. Der Körper dick bis an den After, hinter diesem aber plötzlich dünn werdend, so dass der Schwanz wie an den Körper angesetzt erscheint; der Hinterleib hat gegen den Schwanz hin eine niedrige Leiste. Der Kopf ist plattgedrückt und in dem Maule sind keine Giftzähne.~~Vaterland und Lebensweise sind unbekannt.~~
Ad99998 09 036aAd99998 09 036a.jpgWir sehen hier mehrere sonderbar gebildete Würmer, welche von den neueren Naturforschern zu den Mollusken gezählt werden.~~Fig. 1. Der pelagische Calmar. (Loligo pelagica.)~~Dieser kleine Calmar ist nur 3 Zoll lang, kommt aber in Beziehung auf die Zahl der, das Schnabelmaul umgebenden Arme und die unten befindlichen Flossenhäute mit den Sepien und besonders ganz mit andern Calamars (BB. V. Band No. 09.) überein. Die Augen sitzen hier, an dem etwas in den Mantel zurückgezogenen Kopfe, mehr oben. Die Farbe ist röthlich weiss mit einem bläulichen Schimmer. Auf der Rückenseite Fig. 1 a. finden sich kleine Purpurpunkte, auf der Bauchseite Fig. 1. b. sieht man 19 regelmässig vertheilte weisse Puncte. Er muss. in der hohen See leben, denn man hat ihn bis jetzt nur in dem Magen von Fischen gefunden, die man dort tödtete, wo er also die Nahrung von Doraden, Seewölfen etc. ist.~~Fig. 2. Der Nautilarius. (Nautilarius.)~~Der Bewohner, der in den Naturaliensammlungen bekannten, und auch in dem BB. (I. Band No. 18.) abgebildeten Conchylie Nautilus Pompilius, ist mit den Sepien sehr nahe verwandt. Er hat ein ahnliches Schnabelmaul und um dieses herum sind vier Arme gestellt, die nur in grösserer Anzahl vorhanden sind und sich fingerförmig endigen, einer Blume nicht unähnlich sehen, und dem Thiere seinen Raub ergreifen helfen. Umgeben sind diese Arme von einer Haut, welche ihm als Seegel dient, wenn er sich an der Oberfläche des Wassers befindet, wählend er auf dem Boden des Meers mit dem Kopfe zu unterst, kriecht und seine Schaale trägt. An den Molluckischen Inseln werden sie gegessen, wiewohl ihr Fleisch hart ist. Aus der Schaale wurden sonst die schönsten-Trinkgeschirre geschnitzt.~~Fig. 3. Der Spirularius. (Spirularius.)~~Das zu den, unter dem Namen Posthorn bekannten Conchylien gehörige Thier, ist erst neuerdings durch Peron bekannt geworden und ein Sepien ähnliches Thier, was an seinem Körper jene Conchylie trägt (Fig. 3 c u. d), welche es mit den an seinem unteren Theile befindlichen zwei rundlichen Kappen fast ganz verdecken kann. (Fig. 3. a u. b.) Das Thier fand Peron todt auf einer Welle schwimmend, mitten in dem grossen Ocean in grosser Entfernung von den Küsten.~~Fig. 4. und 5. Die Hyaleen. (Hyaleae.)~~Es sind diess die Thiere, welche in den sonderbaren Conchylien wohnen, die man in den Sammlungen als anoma tridentata aufbewahrt. Es sind diess schwimmende Mollusken, welche mit ihrem Hintertheile in einer Schaale stecken, durch flossenartige Anhängsel des vorden Theils aber in der See herumschwimmen. Fig. 4 a zeigt eine solche Hyalee (Hyalea cornea) von der Seite, wo die Conchylie convex ist, (Fig. 4 b.) dieselbe, von der Seite, wo die Conchylie flach ist, (Fig. 4 c) dasThier aus der Schaale herausgenommen, und die Flossen auseinander gezogen. In der Mitte der grossen Flosse findet sich die Mundöffnung, welche in eine lange Speiseröhre, einen kurzen cylindrischen Magen, und einen in die Leber laufenden Darm, übergeht, der sich auf der rechten Seite des Halses als After endigt. Fig. 5 zeigt eine, von Peron aus dem Südmeer mitgebrachte, Hyalea australis, die aber von der vorigen wenig verschieden zu seyn scheint.~~Fig. 6. Die Firole. (Pterotrachea.)~~Diess höchst unvollkommene, durch Forskaohl beschriebene und abgebildete Thier ist halb durchsichtig, hat den. Kopf mit zwei Augen und einem langen Rüssel versehen; der Körper und Schwanz tragen Flossen. Man hat es im Mittelländischen Meere gefunden.~~Fig. 7. Die Atlantische Pneumoderme. (Pneumadermis atlantica.)~~Gehört zu den nackten schwimmenden Mollusken. Der Körper ist eiförmig, etwa einen Zoll gross. Die Respirationsorgane, bestehen aus zwei gefässreichen kleinen. Flossen in der Nähe des Kopfes und aus einigen Blätterschnüren, welche an dem, demn Kopfe entgegengesetzten, Ende angebracht sind. Der Mund ist mit zwei kleinen Lippen, und mit zwei zurückziehbaren Büscheln von Fühlfäden versehen.~~Die Pneumoderme ist von Peron im Atlantischen Meere gefunden und von Cuvier zergliedert worden. Fig. 7. a zeigt sie von vorn, 7. b von hinten und Fig. 7. c zeigt sie (den Kopf unten) von der rechten Seite, um die Blätterschnüre sichtbar zu machen.~~
Ad99998 09 037aAd99998 09 037a.jpgDas Vorgebirge der guten Hoffnung ist im fünfzehnten Jahrhundert von den Portugiesen entdeckt, von diesen aber nicht genug gewürdigt worden. Hundert Jahre später kamen die Holländer dahin, legten aber erst im Jahre 1630 daselbst eine Niederlassung an. Seit dem Jahre 1813 ist es durch einen Friedensschluss an die Engländer gekommen.~~Das wichtigste ist die Tafelbai, die ihren Namen von dem Tafelberge hat, welchen wir auf beiliegender, von einem Schiffe aus genommenen, Abbildung an seiner oben platten Fläche erkennen; der spitzige Berg, welcher ihm zunächst ist, heisst der Teufelsberg, der platte auf der andern Seite, wo der Flaggenbaum steht, der Löwenberg.~~Zwischen diesen Bergen und der Tafelbai liegt die Capstadt, welche ganz offen, aber regelmässig gebaut ist, mit schönen breiten, jedoch ungepflasterten Strassen. Die Häuser sind von Backsteinen erbaut.~~Die Stadt ist durch Aussenwerke gegen die See hin befestiget und an der einen Seite mit einer festen, hohen, ein regelmässiges Fünfeck bildenden Citadelle versehen. Die ansehnlichsten Gebäude sind das öffentliche Krankenhaus, das Sclavenhaus, der Kornspeicher, die reformirte Pfarrkirche, das Rathhaus, und das Schiffswerft.~~Die Einwohner der Capstadt, welche Freibürger genannt werden, sind fleissig, gesellig und gastfrei.~~
Ad99998 09 038aAd99998 09 038a.jpgFig. 1. Das Canadische Stachelschwein. (Hystrix dorsata canadensis.)~~Ein kurzes untersetztes Thier, von etwa 1 1/2 Fuss Länge, einigermassen in der Form des Rumpfes dem Bieber ähnlich. Es hat einen dicken Pelz von langen braunen Haaren, unter welchen, sparsamer, weissspitzige gemischt sind; unter diesen sind die Stacheln verborgen und werden nur beim Sträuben sichtbar. Der Kopf ist kurz, die Nase wie gestutzt, Ohren klein und rund, die Füsse sind kurz und mit starken Klauen ausgestattet.~~Es findet sich im nördlichen America und vorzüglich in Canada.~~Es nährt sich von der Rinde junger Bäume, klettert auf Bäume aber wohnt in Höhlen.~~Fig. 2. Die goldschwänzige Stachelmaus. (Echimys chrysourus.)~~Ist etwa fünf Zoll lang und der Schwanz etwas länger, kastanienbraun, mit wèissem Bauche und einem goldgelben Strich auf der Stirn und goldgelbem Schwanzende. Hinter dem Kopfe findet sich ein Büschel breiter Stacheln. Sie ist in Südamerica zu Hause und nährt sich von Früchten.~~Fig. 3. Die rothe Stachelratte. (Echimys spinosus.)~~Ist etwa 8 Zoll lang. Der Pelz ist röthlich grau und unter dem Bauche weisslich; besteht aus feinen weissen Haaren und aus schwerdförmigen weissen Stacheln mit röthlicher Spitze.~~Sie finden sich in Paraguay, graben sich Gänge in die Erde und leben von Früchten.~~
Ad99998 09 039aAd99998 09 039a.jpgFig. 1. Der Kaulkopf. (Cottus Gobio.)~~Diess ist ein kleiner Fisch, der sich in fast allen Flüssen mit reinem Wasser befindet. Er hat einen runden, oben gedrückten Kopf und die Augen nah an einander. Die Farbe, des schleimigten Körpers, ist bräunlich mit schwarzen Flecken, der Bauch aber ist grauweiss und nur bei dem Männchen schwarz gefleckt, die zweite Rückenflosse hat eine röthliche Einfassung. Er ist ausserordentlich schnell und nährt sich von Wasserinsecten.~~Fig. 2. Der Steinpicker. (Cottus cataphractus.)~~Dieser Fisch wird etwa 6 Zoll lang, hat einen. vorn achtkantigen Leib, der von knöchernen Schildern umgeben ist. Vorn am Kopfe finden sich zwei halbmondförmige Stacheln. Der Mund ist an den Kiefern mit einer Reihe von Bartfäden besetzt. Die Farbe ist braun mit schwarzen Flecken; der Bauch aber weiss. Die grosse Brustflosse und die Rückenflosse sind grauweiss mit schwarzen Flecken. Er findet sich an den nördlichen Küsten Europa's.~~Fig. 3. Der Brummer. (Cottus grunniens.)~~Zeichnet sich durch seinen glatten Körper und die vielen Bartfäden unterhalb des Unterkiefers aus. Der Kopf ist platt gedrückt und das Maul breit und gross; die Augen sind roth. Die Farbe des Kopfes und Rückens ist braun, die Seiten weiss und braun marmorirt, Bauch weisslich. Die Brust- und Bauchflossen sind röthlich; die übrigen grau. - Er findet sich in Ost- und Westindischen Meeren.~~Fig. 4. Der Ostindische Gropp. (Conus monopterygius.)~~Dieser hat einen schmalen langen achtkantigen Körper, von Schildern umgeben, der nur eine einzige kleine Rükkenflosse trägt. Die Grundfarbe ist auf dem Rücken braun, an den Seiten grau mit braunen Streifen und Punkten, am Bauche weiss gefleckt. Alle Flossen sind grau und nur die Brustflossen braungefleckt. Er bewohnt die Ostindischen Meere, wo er sich von kleinen Seethieren nährt und selbst als Köder von den Fischern gebraucht wird.~~Fig. 5. Der Seebulle. (Cottus quadricornis.)~~Dieser Fisch unterscheidet sich durch die vier grossen Knochen-Warzen auf dem Kopfe hinlänglich. Der Kopf ist gross, das Maul weit. Der obere Theil des Fisches ist braun, an den Seiten ist er gelblich, und der dicke hervorragende Bauch grau. Statt der Schuppen ist der Körper mit hornartigen Wärzchen besetzt. Die Schwanzflosse hat eine graue Haut und schwarze Einfassung; die Brustflossen sind am Ende mit weissen halbmondförmigen Flecken versehen; die Bauchflossen und die ersten Strahlen der Brustflosse sind roth. - Er findet sich am Ufer des Baltischen Meeres, wird 10 - 12 Zoll lang und zum Köder, wie auch als Speise benutzt. Er selbst nährt sich von Mollusken und Krebsen.~~Fig. 6 Der Testar. (Gobiesox Cephalut.)~~Dieser in Südamerica einheimische Fisch hat einen dicken, oben platten Kopf, nur eine Rückenflosse; er ist bloss aus Plumiers Zeichnungen bekannt. Die Farbe ist fuchsroth, auf dem Rücken dunkler und in Goldfarbe übergehend, wobei sich die blauen Augen schön ausnehmen.~~
Ad99998 09 040aAd99998 09 040a.jpgDie auf der gegenwärtigen Tafel abgebildeten Seewürmer, werden von den meisten neueren Naturforschern zu den Zoophyten gerechnet.~~Fig. 1. Der Spritzwurm. (Sipunculus nudus.)~~Ist ein glatter, mit vertieften Runzeln gezeichneter, wurmähnlicher Körper von etwa 8 - 12 Zoll Länge und weisslicher Farbe. Aus dem einen Ende stülpt sich ein rauher Rüssel hervor und nicht weit davon ist auch die Oeffnung für den After. Das Thier -findet sich in allen Meeren, lebt in Löchern im Sande und wird als Köder für die Fische benutzt.~~Fig. 2. Die Phantapus Holothurie. (Holothuria Phantapus.)~~Diese Holothurie ist schwärzlich von Farbe; das vordere Ende und das hintere, wo sich die Mund- und Afteröffnung findet, sind carminroth. An dem Körper findet sich eine Art von Bauchfeld, auf welches die Holothurie sich gewöhnlich legt und dann Kopf und Schwanz in die Höhe streckt. - Sie findet sich an den Europäischen Küsten.~~Fig. 3. Die elegante Holothurie. (Holothuria elegans.)~~Ein cylindrischer Körper, der mit einer Menge spitziger Wärzchen bedeckt und auf der einen Seite zinnoberroth, auf der entgegengesetzten weiss ist. Die Mundöffnung ist ganz roth und mit spitzigen Wärzchen franzenartig umgeben. Aus der am entgegengesetzten Ende befindlichen Oeffnung kommen zuweilen Luftblasen hervor. Sie findet sich an den nördlichen Küsten.~~Fig. 4. Die Pentaktes-Holothurie. (Holothuria pentactes.)~~Diese Holothurie ist von rothbrauner Farbe, von länglicht runder oder ovaler Form. Sie ist mit fünf Doppelreihen von Warzen versehen, die der Länge nach laufen; die Warzen selbst sind zurückziehbar und röhrenartig. Der Rüssel ist eine dicke fleischige Röhre, die am Rande mit ästigen, befranzten, zurückziehbaren Tentakeln versehen ist.~~Fig. 5. Die Spindel-Holothurie. (Holothuria fusus.)~~Diese Holothurie hat wirklich einen spindelförmigen Körper, der vorn und hinten spitzig und von röthlichbrauner Farbe ist. Der Rüssel ist, wenn er sichtbar ist, mit zehn gefiederten Tentakeln umgeben, von denen bei der hier abgebildeten zwei abgerissen waren. Die an der Mitte des Körpers hervorgedrungenen gelblichen Fäden, scheinen zu den Generationsorganen zu gehören. In der Nordsee.~~Fig. 6. Die Pinsel-Holothurie. (Holothuria penicillus.)~~Diess Thier hat einen weisslichen eckigen Körper. Die Mundöffnung ist mit acht traubenartigen büschelförmigen gelblichen Tentakeln umstellt, welche, da unter der Stelle, wo sie aufsitzen, der Körper wie mit einem Halsband umgeben ist, dem am entgegengesetzten Ende ganz dünnen Körper ganz das Ansehen eines Pinsels geben.~~
Ad99998 09 041aAd99998 09 041a.jpgDie Bremsen sind Insecten mit zwei Flügeln, deren Körper mit gefärbten Haaren bedeckt ist. Sie bringen ihre Eier entweder unter die Haut des Rindviehs, wo die Larven sich von der eitrigen Feuchtigkeit nähren, die daselbst abgesondert wird, oder sie legen sie in die Nähe der natürlichen Höhlen, von wo die Larven entweder in den Magen oder in die Nasen- und Stirnhöhlen der Thiere gelangen, sich daselbst fest hängen und so lange nähren, bis sie ausgewachsen, den Körper des Rindviehs verlassen und sich in der Erde in eine Puppe verwandeln können, aus welcher seiner Zeit die Bremse hervorkommt.~~Fig. 1 - 6. Die Ochsenbremse. (Oestrus bovis.)~~In Fig. 4. sehen wir eine Ochsenbremse in natürlicher Grösse, das Bruststück ist gelb mit einem schwarzen Streif, der Hinterleib an der Basis weiss, an der Spitze gelb, die Flügel bräunlich. Fig. 5 zeigt das Weibchen vergrössert mit ausgestreckter Legeröhre. Fig. 5b. diese Legeröhre, die aus vier Stücken besteht, (welche sich wie eine Perspectivröhre in- und auseinander schieben) vergrössert. Das Weibchen bringt die Eier unter die Haut des Rindviehs, wo die Larve aus dem Ei sich in der sogenannten Dasselbeule entwickelt. Fig. 6. zeigt eine solche Dasselbeule mit der Larve und Fig. 1 2 und 3 von der Larve selbst eine Seitenfläche, die Rückenfläche und die Bauchfläche. Wenn die Larve ausgewachsen ist, so fällt sie auf die Erde, und kriecht unter Moos und Steine, wo sie sich verpuppt.~~Fig. 7. 8. 9. Die Pferdebremse. (Oestrus equi.)~~Ist weniger behaart, das Bruststück gelblich braun und der Hinterleib noch heller, auf den Flügeln hat sie zwei Punkte und einen Streif von braunschwarzer Farbe. Die Weibchen legen ihre Eier an die Lippen der Pferde und an solche Stellen des-Körpers, wo das Pferd sich zu lecken pflegt. Die Eier und eben ausgekrochenen Larven werden von dem Pferde aufgeleckt, gelangen in den Magen, hängen sich um den hinteren Magenmund herum, mit ihren Häkchen fest, nähren sich und wachsen daselbst aus, dann gehen sie mit dem Kothe fort, gelangen auf die Erde und verpuppen sich.~~Fig. 10 - 14. Die Schaafbremse. (Oestrus ovis.)~~Der Kopf dieser Bremse ist grau, das Bruststück aschgrau mit schwarzen Punkten, der Hinterleib gelb mit schwarzbraunen Flecken; die Flügel sind durchsichtig. Die Eier werden von den Weibchen an die Nasenlöcher der Schaafe gelegt; die aus ihnen kommenden Larven gelangen in die Nasen- und Stirnhöhlen, wo sie sich an die Schleimmembran festsetzen und nähren. (Fig. 10 und 11 zeigt die Larve mit ihren Haken in natürlicher Grösse. Fig. 12 u. 13 vergrössert. Fig. 14 die Bremse selbst.)~~
Ad99998 09 042aAd99998 09 042a.jpgWir sehen hier auf der oberen Abtheilung unserer Tafel die königliche Börse (the Royal Exchange) zu London, von Cornhill aus angesehen. Die erste Errichtung einer Börse verdankt England einem reichen Londoner Kaufmann Sir Thomas Gresham, der 1567 auf seine Kosten ein Börsengebäude herstellte, was bei der grossen Feuersbrunst 1666 abbrannte, worauf denn zu dem gegenwärtigen Gebäude 1667 der Grundstein von Karl II. gelegt wurde. Es ist 203 Fuss lang und 171 Fuss breit. Die Fassade hat einen Portikus, in dessen Mitte ein gewölbtes Thor in den Hof geht. Die zur Seite des Eingangs befindlichen Säulen tragen ein Giebelfeld, unter welchem in Nischen die Statuen Karls I. und II. stehen. Ueber die Flügel läuft oben eine Balustrade. Nicht sehr vortheilhaft für das Aussehen des Gebäudes ist der Thurm, der etwas zu hoch ist.~~Die untere Abtheilung der Tafel zeigt den, von dem Gebäude eingeschlossenen Hof, der von einer, gegen den Hof offenen Säulenhalle umgeben ist, und wo die Kaufleute ihre Geschäfte unter einander abmachen. In der Mitte des Hofes steht eine Marmor-Statue Karls II. Die Stunde, wo die Börse am gefülltesten ist und die meisten Geschäfte statt finden, ist die von 3 bis 4. Uhr. In dem oberen Stock des Börsengebäudes ist das berühmte Lloyd's Kaffeehaus, und die königl. Börsenversicherungsanstalt, befindlich.~~
Ad99998 09 043aAd99998 09 043a.jpgWir sehen hier einige erst seit etlichen Jahren neuentdeckte Thiere abgebildet, welche zusammen ein neues Geschlecht bilden, wozu bis jetzt bloss drei Gattungen gehören. Man nennt es Hydromis (Wassermaus), es gehört zur Ordnung der Nagethiere mit meissselförmigen Nagezähnen an jedem Kiefer. Die Füsse haben 5 Zehen; der Daumen der Vorderfüsse ist sehr kurz und fast ganz in die allgemeine Bedeckung eingeschlossen, die übrigen Zehen sind frei; die der Hinterfüsse dagegen durch eine Art Schwimmhaut verbunden. Der Kopf ist wie bei den Biebern und Wasserratten platt gedrückt, die Schnauze weniger stumpf, der Hals ist kurz, die Ohren klein und rund, der Backenbart stark und lang. Unter den langen, seidenartigen Haaren befindet sich ein kurzer, dichter, äusserst feiner Filz. Im Allgemeinen scheinen diese Thiere die Stelle zwischen den Biebern und Wasserratten einnehmen zu müssen.~~Fig. 1. Der Coypus-Hydromis. (Hydromis Coypus).~~Ist grösser als die beiden anderen Gattungen. Seine Köperlänge beträgt 1'9; die des Schwanzes 1' 2; die des Kopfes 4; die der Füsse 4 1/2". Die Grundfarbe seines Fells ist auf dem Rücken kastanienbraun, auf den Seiten licht rostfarben, am Bauche dunkelrostfarben. Der Schwanz ist mit dünnen, kurzen, steifen, röthlichen Haaren und an den nackten Stellen mit Schuppen besetzt. An der Schnauze ist die Farbe weiss. Das Thier ist sehr sanft und wird leicht zahm. Das Weibchen bringt 6 bis 7 Junge, die es immer mit sich führt. In den Provinzen Chile, Buenos Ayres und Tucuman wird es am meisten gefunden. Sein Pelzwerk ist ein wichtiger Handelsartikel.~~Fig. 2. Der weissbäuchige Hydromis. (Hydromis leuco-gaster).~~Ist dem vorigen sehr ähnlich, nur sein Kopf etwas länger, sein Pelz weniger fein und sanft anzufühlen. Die Hinterfüsse sind nur mit einer halben Haut versehen; das Fell ist oben braun und unten schmutzig weiss; der Schwanz hat ein weisses Ende. Man hat dieses Thier auf der Insel Maria gefunden.~~Fig. 3. Der goldbauchige Hydromis. (Hydromis chryso-gaster).~~Ist kaum halb so gross als die vorige Gattung. Die Länge seines Körpers beträgt 1', die seines Schwanzes 2 1/2"; sein Pelzwerk ist kostbarer als das des vorigen und überhaupt wird es nicht leicht ein dichteres und feineres Pelzwerk geben. Oben ist es kastanienbraun und unten schön pommeranzenfarben. Es wurde zuerst auf einer Insel des Canals Entrecasteaux entdeckt.~~
Ad99998 09 044aAd99998 09 044a.jpgFig. 1. Der Sternseher. (Uranoscopus scaber).~~Das Geschlecht dieser Fische enthält bis jetzt nur eine Gattung und zeichnet sich durch die Bartfasser aus, die in dem Maule an dem Unterkiefer befestigt ist. Der Kopf ist dick und mit einer panzerartigen Decke versehen, die sich oben in zwei Stacheln und unten in fünf kleinere endet. Das Maul öffnet sich nach oben, die Zunge ist dick, kurz und mit kleinen Zähnen versehen. An der inneren Seile des Unterkiefers befindet sich eine Haut, die sich in einen langen Faden endigt, dessen sich der Fisch zum Fangen kleinerer Fische bedient, indem er sich gewöhnlich bis an den Kopf in Seepflanzen verbirgt. Die Augen befinden sich ganz nahe an einander am oberen Theile des Kopfes, wesswegen die Griechen ihn Uranoscopus und die Genueser, die in dieser Stellung den Ausdruck der Andacht zu finden glaubten, Priester nannten. Der Rücken ist braun, die Seiten grau, der Bauch weiss und der After fast an der Mitte des Körpers. - Er bewohnt das Mittelländische Meer, wird selten über einen Fuss lang und nährt sich von kleinen Fischen und Wasserinsecten. Sein Fleisch ist zwar weiss, aber hart und mager.~~Fig. 2. Der Indianische Teufel. (Platycephalus Spatula).~~Das Eigenthümliche dieses Fisches liegt in dem sehr platten Körper und in den von einander sehr entfernt stehenden Bauchflossen, die überdiess weit hinter den Brustflossen stehen. Der Rumpf und der Kopf sind bis über die Augen hin mit kleinen harten Schuppen bedeckt. - Die Farbe ist einförmig; die Kiemenöffnung sehr weit, auf jeder Seite des Gaumens steht eine Reihe kleiner Zähne; die Nasenlöcher sind einfach; die Augen eiförmig und vertical.~~Fig. 3 Das Petermännchen. (Trachinus Draco).~~Der ganz nahe an der Brust stehende After zeichnet dieses Fischgeschlecht vor andern aus. Der Kopf ist von mittlerer Grösse, das Maul weit und der Unterkiefer hat eine Richtung von unten nach oben. Beide Kiefer sind mit spitzigen Zähnen besetzt. Die erste Rückenflosse ist schwarz und mit fünf Stacheln versehen, die man irrig für giftig gehalten hat. Dieser Fisch wird nicht länger als einen Fuss und befindet sich in grosser Menge an den Küsten von Holland, Ostfriesland und im Mittelländischen Meere. Er lebt von Wasserinsecten, anderen kleinen Fischen und Krebsen. Sein Fleisch ist leicht verdaulich, von gutem Geschmacke und desswegen bei den Holländern sehr geschätzt.~~Fig. 4. Der Butterfisch. (Blennius Gunellus).~~Zu den Geschlechts-Eigenthümlichkeiten dieser Fische rechnet man ausser der Einfachheit der zwei Strahlen der Bauchflossen auch noch den Umstand, dass die Rückenflosse mit mehreren schwarzen runden Flecken durchsäet ist, die mit einem weissen Ringe umgeben sind. Die Kopf-, Brust- und Bauchflossen sind ausnehmend klein, der Körper an beiden Seiten sehr zusammengerückt. Die Augen sind klein, mit einer schwarzen Pupille versehen, die mit einer silberfarbenen Regenbogenhaut umgeben ist. Der After steht näher am Kopfe als am Schwanze. Der Rücken ist schwarz, der Bauch weiss, die schmalen, langen Strahlen seiner Flosse sind stechend und geben wegen ihrer Hervorragung dem Fische ein sägeförmiges Ansehen. Dieser Fisch hält sich im Baltischen Meere und in der Nordsee auf; er erreicht eine Länge von 9-10, lebt von Wasserinsecten und Fischeiern und hat ein sehr hartes Fleisch.~~Fig. 5. Die Meerlerche. (Blennius Pholis).~~Die zurückgezogenen cylindrischen und gezähnten Nasenlöcher unterscheiden diesen Fisch; der Kopf ist dick, nach vorne abgestutzt, die Augen gross mit schwarzer Pupille und einer blassrothen Regenbogenhaut umgeben, der After steht näher am Kopfe, als am Schwanze. Er hält sich im Mittelländischen Meere und in der Nordsee auf, nährt sich von Laich, kleinen Fischen und Krebsen, und erreicht eine Länge von 6-7 Er hat ein sehr zähes Leben; sein hartes, trockenes Fleisch wird nicht geschätzt.~~
Ad99998 09 045aAd99998 09 045a.jpgFig. 1 und 2. Der Kuh-Pillenkäfer. (Copris Vacca). Die Pillenkäfer leben im Mist und Unrath der Thiere und haben ihren Namen daher erhalten, dass sie von diesem Miste Kugeln zu machen pflegen, in welche sie ihre Eier legen. Gewöhnlich gegen das Ende des Frühlings und gegen die Mitte des Sommers sieht man sie hiermit beschäftigt, wo man die Thätigkeit dieser sonst so trägen Thiere in der That bewundern muss. Die Kugel ist zum Mundvorrath für die künftige Larve bestimmt. Der Kuh-Pillenkäfer erreicht eine Länge von 4 1/2 und eine Breite von 3'~~Fig. 3. Der Lemur-Pillenkäfer. (Copris Lemur). Diese Gattung ist schwärzlich-bronzefarbig, während die obengenannte schwarzgrün ist. Man findet sie in Oesterreich, Böhmen, Sachsen, Franken. Das Halsschild ist mit einer bräunlichen Wolle bekleidet. Die Länge dieser Gattung ist 3 1/2 und die Breite 2 1/3.~~Fig. 4. und 5. Der Stier-Pillenkäfer. (Copris Taurus). Dieser ist schwarz und glänzend; das Männchen hat zwei gegeneinander gekrümmte lange Hörner auf dem Hinterkopfe, die dem Weibchen abgehen. Seine Länge ist 4 und seine Breite 2 1/2 .~~Fig. 6. Der grabende Dungkäfer. (Aphodius fossor). Das Geschlecht Aphodius hat neun gliederige Fühler und hält sich im feuchten Unrathe der Thiere in verfaulenden Pflanzen u. s. w. auf. Von einigen Gattungen weiss man, dass sie ihre Eier einzeln legen und nicht in Mistpillen einschliessen. Die eben genannte ist schwarz, glänzend, kurz, gewölbt, seine Länge 6, seine Breite 3; zuweilen ist er aber auch nur halb so gross. Im April kommt er schon zum Vorschein und ist den ganzen Sommer über zu treffen.~~Fig. 7. Auswurfs-Dungkäfer. (Aphodius Scybalarius). Ist schwarz, glänzend, kurz, gewölbt, wie der vorige; seine Flügeldecken sind braungelb, gekerbt, gefurcht. Die Länge beträgt 3, die Breite 2 1/2 . Er erscheint gleich mit Anfang des Frühlings, wo man ihn nicht selten auf Wegen und an Mauern kriechen sieht.~~Fig. 8. Irrender Dungkäfer. (Aphodius erraticus). Schwarz, kurz, plattgedrückt, ein Höckerchen auf dem Kopfschilde, braungelbe Flügeldecken, pechbraune Beine. Seine Länge 4, die Breite 3. Er echeint bergige Gegenden zu lieben.~~Fig. 9. Gemeiner Dungkäfer. (Aphodius fimetarius). Schwarz, glänzend, kurz, gewölbt; die Vorderwinkel des Halsschildes und die Flügeldecken sind roth; de Länge 3 1/2 , die Breite 1 1/2. Die Larve gleicht der des Maikäfers.~~Fig. 10 a u. b. Mondförmiger Pillenkäfer. (Copris lunaris). Schwarz, glänzend; das Männchen hat ein langes, etwas rückwärts gebogenes Horn auf dem Kopfschilde; die Länge ist 10, die Breite 5 . Er liebt vorzüglich Berge und Anhöhen; sobald man ihn herührt, zieht. er Fühler und Beine an sich und stellt sich todt.~~Fig. 11. Der zweipunctige Dungkäfer. (Scarabaeus bipunctatus). In südlichen Russland, am Wolgastrom, aber auch in Teutschland einheimisch; zeichnet sich durch sein schwarzes, mit Roth gesäumtes, Brustschild aus. Die Flügeldecken sind roth und jede derselben mit 1 schwar- zen Functe versehen.~~Fig. 12. Der heilige Pillenkäfer. (Copris sacer). Diese Gattung findet man oft unter der grossen Reihe der Aegyptischen Hieroglyphen auf den Obelisken und in der Galerie derjenigen Vorstellungen, welche sich auf den Aegyptischen mythischen Cultus beziehen. Sogenannte Käfersteine findet man auch bei den Mumien. Ausser Aegypten ist dieser Käfer auch zu treffen in Ungarn, Oesterreich, Tyrol, Italien, Frankreich, Spanien. Seine Länge ist 15 3/4 und seine Breite 9.~~Fig. 13. Der eigentliche Pillenkäfer. (Copris pilularius). Dieser Pillenkäfer wechselt sehr in der Grösse; sein Vaterland ist das südliche Teutschland, Italien, Frankreich und ein Theil der Schweiz; sein Aufenthalt im Schaafdünger.~~Fig. 14 und 15. Der Julius-Käfer. (Melolontha Fullo). Das Eigenthümliche der Melolonthen ist ein länglicher, höckericher, bald filziger, bald glatter Körper. Die Fühlhörner sind blätterig. Der obengenannte thut. den Eichen vielen Schaden. Er ist noch einmal so gross, als der gemeine Maikäfer und hält sich in sandigen Wäldern Europens auf.~~Fig. 16. Der Känguruh-Käfer. (Melolontha Macropus). Von diesem höchst sonderbar gebildeten Käfer existirt, so viel wie bekannt, nur ein Exemplar in Europa, das, in der Sammlung des verstorbenen Mr. Francillon in London sich befindet und aus Potosi gekommen ist. Die Farbe ist oben glänzend grasgrün, unten glänzend kupferfarbig.~~Fig. 17. Der Sonnen-Maikäfer. (Melolontha solstitialis) Diese Gattung kommt hauptsächlich in den Südeuropäischen Baumpflanzungen vor und zeichnet sich durch ihre blassgelben Flügeldecken mit drei blasseren Streifen aus.~~Fig. 18. Der haarige Maikäfer. (Melolontha villosa). Der Halsschild ist berandet, der untere Theil des Körpers wollig, das Rückenschildchen weiss. Man findet diesen Käfer überhaupt im südlichen Europa.~~Fig. 19. Der Fuchs-Maikäfer. (Melolontha Vulpes). Der Halsschild ist kurz, goldfarben und am Rande schwärzlich; der Brustschild goldfarben, die Flügeldecken mit schwefelgelben Haaren dicht bedeckt; der Unterleib roth und an der Basis schwarz; die Füsse goldfarben; man findet ihn in Sibirien.~~Fig. 20. Der rauhe Maikäfer. (Melolontha hirta). Kopf und Brust sind glänzendgrün, eben so der Brustschild und die Füsse; der Unterleib ist dicht weiss behaart. - Kommt in Sibirien vor.~~Fig. 21. Der einfarbige Laubkäfer. (Melolontha unicolor). Nicht halb so gross als der gewöhnliche Maikäfer, von glänzend rothbrauner Farbe. Sein Vaterland ist Italien.~~Fig. 22. Der punctirte Laubkäfer. (Melolontha punctata). Ist an Grösse dem Maikäfer gleich; seine Flügeldecken sind hellrostfarben, mit 4 schwarzen Puncten auf jeder. Er wird in America gefunden und ist zuerst von Olivier abgebildet worden.~~
Ad99998 09 046aAd99998 09 046a.jpg

Vermischte Gegenstände. CCXXXI. Bd. IX. No. 44.

MERKWÜRDIGE ÖFFENTLICHE GEBÄUDE IN LONDON.

Fig. 1. Guildhall,

ist das Stadthaus der eigentlichen City von London, von gothischer Bauart, am nördlichen Ende von Kingstreet, Cheapside. Hier werden die verschiedenen Gerichtshöfe der City gehalten, hier versammeln sich die Bürger, um Parlamentsglieder u.s.w. zu wählen, und hier haben meistens die grossen, von der City gegebenen Festivitäten Statt. Guildhall wurde ursprünglich 1411 erbaut. Der Bau dauerte 30 Jahre. Im Jahre 1666 wurde es durch das Feuer sehr beschädigt und nun das gegenwärtige Gebäude, mit Ausnahme der gothischen Fronte, errichtet. Die Thür, welche wir auf der Abbildung vor uns sehen, führt in eine sehr geräumige Halle, welche 153 Fuss lang, 48 Fuss breit und 55 Fuss hoch ist. Die Wände sind an der Nord- und Südseite mit 4 gothischen Pilastern verziert, welche weiss und blau geadert sind, mit vergoldeten Knäufen. Der Hauptthür gegenüber ist ein von eisernen Palmbäumen getragener Balcon, woran ein künstliches Uhrwerk. Zur Seite finden sich zwei riesenmässige Figuren mit schwarzem struppigem Bart, Gog und Magog genannt.

Fig. 2 Mansionhouse,

ist die Residenz des Lordmajors von London und liegt in der City in der Nähe der Börse, der Bank u.s.w. - Die vordere Seite zeigt einen Porticus von sechs korinthischen Säulen. Eine doppelte Treppe, mit steinernem Geländer, führt zu der, unter dem Porticus befindlichen, Hauptthüre. Das Innere ist elegant, aber nicht bequem; das ganze Gebäude bildet ein grosses länglichtes Viereck. - An dem Giebelfelde des Porticus befindet sich ein Bildhauerwerk, welches den Reichthum und die Grösse von der Stadt London vorstellt. Eine weibliche Figur in der Mitte, mit einer Mauerkrone auf dem Haupte, als die City of London, setzt ihren linken Fuss auf eine Figur, welche den Neid vorstellt. In der rechten Hand hält sie eine Ruthe und ihre linke ruht auf dem Stadtwappen. Ihr zur rechten Seite ist ein Liebesgott, welcher die Mütze der Freiheit auf einem kleinen Stabe in die Höhe hält. Neben ihm ist ein Flussgott, die Themse, in liegender Stellung, mit einer Wasser-Urne, Anker, Muscheln u.s.w. Zur Linken der Hauptfigur ist eine Göttin, welche der Stadt Früchte aus ihrem Füllhorn darbietet, hinter ihr zwei nackte Knaben, und, als Zeichen des Handels, Ballen von Gütern. Uebrigens zeichnet sich weder diess Bildwerk in der Composition, noch in der Ausführung aus.

Ad99998 09 047aAd99998 09 047a.jpgDer wörtliche Ausdruck Fakire bezeichnet eigentlich arme Leute und sonst auch Schwärmer, Heuchler und Schurken. Im Allgemeinen aber ertheilt man diesen Namen gewissen, einer philosophisch-religiösen Sekte zugethanen Menschen, die vom Betteln lebt und sich bald als Eremiten, bald in Gesellschaft, besonderen Bussübungen unterwirft. Das Alter dieser Sekte soll sich auf mehrere Jahrhunderte vor der christlichen Zeitrechnung erstrecken. Ihre hauptsächlichsten Eigenheiten bestehen gewöhnlich darin, dass sie grösstentheils nackt gehen, alle Strenge und Abwechselung der Jahreszeiten, so wie Hunger und Durst mit einer Geduld, die an Gefühllosigkeit gränzt, ertragen lernen. Dazu kommen selbst aufgelegte Bussmartern aller Art. Sie bekämpfen den Schlaf und überlassen sich ihm nur in äusserst beschwerlichen Stellungen. Sie rauben sich den Gebrauch ihrer Glieder dadurch, dass sie dieselben äusserst lange in einer gleichen Stellung erhalten, wodurch sie gezwungen sind, das öffentliche Mitleiden zu den nöthigsten Hülfsleistungen anzusprechen. Andere glauben dadurch bei Gott sich ein besonderes Verdienst und Wohlgefallen zu erwerben, wenn sie mit Gewalt ihre Hände faustartig ballen und ihre Nägel solange wachsen lassen, bis sie die Hand durchbohren und an der entgegengesetzten Seite zum Vorschein kommen. So sehr nun auch der grössere Theil von ihnen auf diese und vielfach andere Weise bloss das gemeine Volk zu blenden sucht und sich unter dieser Maske allen Ausschweifungen im Geheim überlässt, so giebt es doch auch manche ehrliche Schwärmer unter ihnen, denen ein missverstandener religiöser Zweck zugestanden werden muss. Die Fakire nehmen jeden Mann von Talent in ihren Orden auf, um letzterem dadurch Glanz und Ansehen bei'm Volke zu verschaffen. Zu dem Ende erwerben sie sich wissenschaftliche Kenntnisse mannichfacher Art, ganz besonders aber in der Medicin, der Mathematik und in der Kenntniss einiger fremden Sprachen. Sie haben hierzu eigene Universitäten. Vorzüglich aber befleissigen sie sich der Verstellungskunst. - Man kann sie in religiöser Hinsicht in zwei Classen theilen; die eine begreift wahre Heiden oder Götzenverehrer in sich und macht die grössere Anzahl aus; die andere enthält Muselmänner, die aber mit den Vorschriften des Korans dennoch einige abergläubische Götzenverehrungen verbinden. So lange noch Mangel vernünftigen Unterrichts die Menschen in jenen schönen Gegenden ihren abergläubischen Gefühlen überlässt und nicht zweckmässige Arbeit ihre natürliche Trägheit ableitet, wird das Gaukelspiel dieser betrügerischen Sekte einen immer grösseren Spielraum erhalten.~~
Ad99998 09 048aAd99998 09 048a.jpgFig. 1. Der Troile. (Uria Troile).~~Dieser Vogel hat viel Aehnliches mit den Penguinen, sowohl in Hinsicht der kurzen Flügel und der Nahrung, als auch der Gewohnheit, trotz seines unbehülflichen Fluges, sein Nest auf Felsen zu hauen. Er lebt an der nördlichsten Küste von Schottland, an der Küste von Norwegen, Island und den Feroern- Inseln und verlässt diese Gegenden nur, wenn die Oberfläche des Meers gänzlich zufriert; dann wendet er sich südlicher nach den Englischen Küsten, wo er gewöhnlich zu nisten pflegt. Die Eier sind bläulich und schwarz gefleckt, an einem Ende sehr spitzig und, mit der Körpermasse des Vogels verglichen, sehr gross. Der Körper dieser Vögel ist kurz und untersetzt; der Schnabel gerade, spitzig, drei Zoll lang und ganz schwarz, grösstentheils mit einem wolligen Eider überzogen. Der Kopf, Hals, Rücken und Flügel sind braun oder rauchschwarz; der ganze Vordertheil des Körpers ist schneeweiss; die mit drei Zehen versehenen Füsse stehen ganz am Hintertheile des Körpers, wodurch das Schwimmen und Tauchen eben so sehr erleichtert, als Gang und Flug erschwert wird. Er zeigt wenig Misstrauen und kann sehr leicht erhascht werden.~~Fig. 2. Der ungefiederte Papageitaucher. (Alca impennis).~~Dieser Vogel trägt auf eine ähnliche Weise seinen Kopf wie die Gans, hat aber einen kleineren Körper als diese. Der Kopf, Hals und der ganze Mantel zeigen ein schönes Schwarz mit kurzen, weichen, seidenartigen, glänzenden Federn besetzt. Zwischen dem Schnabel und dem Auge steht ein eiförmiger weisser Fleck. Der Schnabel ist an den Seiten platt und mit Querfurchen besetzt. Die grössten Schwungfedern sind kaum drei Zoll lang. Fast immer hält er sich im Wasser auf und besucht, nur zur Brutzeit sein auf Klippen angelegtes Nest. Man findet diese Gattung, obgleich nicht häufig, an den Küsten von Norwegen und an den Feroer-Inseln.~~Fig. 3. Der graue Sturmvogel. (Procellaria glacialis.)~~Der Rücken dieses Vogels ist graulich weiss, der Schnabel und die Füsse gelblich. Er hält sich fast immer auf der hohen See im Eismeere auf. Nur bei den in diesen Weltgegenden gewöhnlichen grossen Nebeln pflegt er die Küsten von Grönland zu besuchen. Wenn man seine Jungen in ihrem Neste greifen will, so spritzen sie durch den Schnabel ihren Feinden eine ölartige Flüssigkeit in's Gesicht. Sie sind sehr gefrässig. Ihr Fleisch hat einen unangenehmen Geruch, wird aber doch in Grönland gespeiset und das Fett zur Zubereitung anderer Speisen und zu Lichtern benutzt. Man findet diesen Vogel auch in den südlichen Meeren bis zu den beiden Polarzirkeln.~~Fig. 4. Der Puffin. (Procellaria Puffinus).~~Diese Gattung hat, was Bildung der Füsse und Haltung des Körpers betrifft, mit der vorigen viele Aehnlichkeit. Die ganze Länge des Vogels beträgt 15 Zoll; die Brust und der Bauch sind weiss; der ganze Obertheil des Körpers ist graulich gefleckt und geht auf dem Rücken in's Blaue über. Man findet sie vorzüglich auf den Sorlingischen Inseln und auf der Insel Man, wo sie in den Löchern der Kaninchen nisten. Sie legen nur ein Ei. Man findet sie auch im Atlantischen und Mittelmeer. Ihr Geschrei hat Aehnlichkeit mit dem eines neugebornen Kindes.~~Fig. 5. Der grosse Eistaucher. (Colymbus glacialis).~~Ist etwas grösser als eine Gans und von dem Schnabel bis zu den Zehen fast drei Fuss lang. Das Gefieder am Kopfe und Halse ist schwärzlich mit grünem Glanz, und weissem Halsbande. Rücken und Flügel sind bräunlich schwarz, überall mit weissen Flecken bedeckt. Der Unterleib des Körpers ist durchaus weiss. Man findet ihn an den Küsten von Island, Grönland, an den Orcaden, und den Feröer-Inseln. Seine Haut dient zur Bekleidung der Nordischen Halbwilden. Das Weibchen legt im Julius zwei grosse, hellbraune Eier.~~
Ad99998 09 049aAd99998 09 049a.jpgFig. 1. Der Plümiersche Klippfisch. (Choetodon Plumieri).~~Der Kopf dieses Fisches ist klein und hat keine Schuppen; den Schwanz abgerechnet, hat der Rumpf eine rundliche Form. Der Rücken ist bräunlich, die Seiten gelblich und der Bauch weiss. Man findet diesen Fisch in den Ostindischen Gewässern an steinigen Meeresgegenden.~~Fig. 2. Der rautenförmige Klippfisch. (Chaetodon rhomboides).~~Der Gattungscharakter dieses Fisches besteht in drei Afterstacheln und fünf Rückenstacheln. Der mit Schuppen bedeckte Körper ist von mittlerer Grösse und Rautenform, oben ist der Kopf grün und auf den Seiten silberfarben. Der Rücken ist dunkelgrün, der Bauch gelb, der After mitten am Körper. Die Brust- und Bauchflossen sind in der Mitte gelb und am Rande violet. Dieser schöne Fisch lebt in den Americanischen Gewässern.~~Fig. 3. Der Wundarzt. (Chaetodon Chirurgus).~~Der einzige Stachel am Schwanze und 4 auf dem Rücken sind unterscheidende Kennzeichen für diesen Fisch. Seine Flossen haben keine Schuppen, der Kopf ist dick, die Farbe desselben eine Mischung von Violet und Schwarz; der Rücken und die Seiten sind gelb, der Bauch bläulich, die Brust- und Bauchflossen violet, die Rückenflosse gelb und. violet marmorirt. Dieser Fisch hat ohne Zweifel seinen Namen von dem lanzetförmigen Stachel am Schwanze. Der After steht weit vorne nach dem Maule zu. Dieser Fisch lebt in dem Antillischen Meere und hat ein wohlschmeckendes Fleisch.~~Fig. 4. Der Gabelschwanz. (Chaetodon saxatilis).~~Die Schuppen dieses Fisches sind im Verhaltniss seines Körpers sehr gross. Alle Flossen sind schwarz und die Schwanzflosse gabelförmig. Dieser Fisch bewohnt die Brasilianischen, Ostindischen und Arabischen Gewässer. Er hält sich auf dem Grunde des Meeres zwischen Corallen auf frisst Polypen, und erreicht selten über 6-8 Zoll. Sein Fleisch ist weiss und lederartig.~~Fig. 5. Der pfauenartige Klippfisch. (Chaetodon Pavo).~~Dieser Fisch zeichnet sich besonders durch eine Verlängerung seiner Figur aus. Der Kopf ist gross, das Maul klein, beide Kiefern sind mit Zähnen bewaffnet. Die Grundfarbe des Kopfes und der Brust ist gelblichbraun, mit schönen hellblauen Flecken besetzt. Der ganze Körper zeigt eine solche schöne Mischung von verschiedenen Farben, dass er einem Pfauenschwanze ähnlich ist. Der After ist in der Mitte des Körpers. Das Vaterland dieses Fisches ist. Ostindien.~~Fig. 6. Der Pflugschaar. (Zeus Vomer).~~Der Körper ist breit, dünn und schuppenlos, der Kopf sehr abhängig, dünn und lang, die beiden Kiefer sind mit kleinen spitzen Zähnen besetzt. Die silberfarbene Regenbogenhaut ist mit einem violetten Kreise umgeben. Bei der in Brasilien vorkommenden Art, ist Kopf und Rumpf bläulich silberfarben; bei der Norwegischen geht die Farbe dieser Theile in's Purpurne über.~~Fig. 7. Der listige Spiegelfisch. (Zeus insidiator).~~Dieser Fisch zeichnet sich durch sein kleines Maul aus. Er ist nicht so breit als die Andern, der Kopf ist klein und nach vorne etwas concav. Das Maul hat eine besondere Structur, die ihm bei'm Fang seines Raubes sehr zu statten kommt. Die beiden Kiefer sind mit spitzen kleinen Zähnen besetzt. Der Rücken ist braun und schwarz gefleckt und an seinem Rande mit 2 Reihen rückwärts gekrümmter Stacheln versehen, die Seiten sind silberfarben und schwarz punctirt. Man findet ihn in den süssen Wassern von Surate; sein Fleisch ist fett und schmackhaft. Er hat keine Schuppen.~~
Ad99998 09 050aAd99998 09 050a.jpgFig. 1. Die Stielaugkrabbe. (Podophthalmus Vigil).~~Dieser Krebs findet sich in den Meeren Westindiens, wie auch bei Isle de France; er hat an der Schaale einen Seitendorn, der sich vorstreckt und sehr scharf zugespitzt ist. Der Arm hat vorn drei Dornen, hinten zwei; das Armgelenke hat zwei Dornen, einen vorn, den anderen hinten. Die Scheere ist mit einem Dorn oben und mit einem unten versehen. Das auf der Tafel vorgestellte, Exemplar ist ein Weibchen aus Isle de France. Die Arme des Männchens sind länger.~~Fig. 2. Die chiragrische Lissa. (Lissa (Cancer) chiragra).~~Der Schnabel oder Rüssel ist stumpf. Die Füsse bekommen ein sonderbares Aussehen durch die Menge von Knoten, die sie haben. Die Schaale ist höckerig und endigt sich vorn in den gespaltenen Schnabel. Die Vorderfüsse sind dicker, als die übrigen. Sie bewohnt das Mittelländische Meer.~~Fig. 3. Die Pisa mit knotigen Füssen. (Pisa (Cancer) Nodipes).~~Der Schild ist höckerig, mit Haaren bedeckt und geht in einen gespaltenen Schnabel mit divergirenden Spitzen ans. Die Vorderfüsse sind ebenfalls merklich dicker, als die übrigen. Knotige Füsse und horizontal stehender Schnabel zeichnen diese Art aus.~~Fig. 4. Der Pactolus des du Bosc. (Pactolus Boscii).~~Man hat erst ein einziges Exemplar dieses Krebses, welches man im Britischen Museum findet. Sein langer Schnabel ist dornenfrei. Man weiss bis jetzt nichts Genaues über seinen Aufenthalt.~~Fig. 5. Die Pfeil-Krabbe. (Cancer (Inachus) sagittarius).~~Diese Krabben zeichnen sich durch einen fast dreieckigen, nicht dornigen Schild aus, der vorn in einen sehr langen Schnabel ausgeht und durch kuglichte Augen auf dünnen Stielen. Das vorderste Paar Füsse ist sehr lang und dünn, in kleinen Scheeren endigend. Seine Farbe ist hellbraun. Das Weibchen ist noch unbekannt. Er hält sich in den Westindischen Meeren auf.~~
Ad99998 09 051aAd99998 09 051a.jpgDiese Inseln liegen in dem, in der Lombardei befindlichen schönen Lago maggiore und zwar im südlichen Theile derselben, Palanza gegenüber. Ihren Namen haben sie von der gräfl. Familie Borromei, der sie zugehörten, erhalten. Es sind ihrer eigentlich drei: die unbedeutendere Isola dei Pescatori und die hier abgebildeten Isola bella und Isola madre.~~Fig. 1. Isola bella.~~Diese Insel bietet den ganz einzigen Anblick einer, aus 10 Terrassen bestehenden Pyramide dar, deren Spitze 120 Fuss über dem Wasser eine, 45 Schritte lange Platteforme bildet, von welcher man die herrlichste Aussicht geniesst. Auf der einen Seite erblickt man die Alpen, auf der anderen die grosse Fläche des schönen, mit Schiffen bedeckten See's, östlich das mit Weinbergen, Flecken und kleinen Städten bedeckte Ufer. Jede der neun unteren Terrassen hat einen breiten, mit Limonien-, Myrrhen-, Lorbeer-, Pommeranzen-, Citronen- und Pfirsichbäumen besetzten Spaziergang. Auf dieser Insel befindet sich ausser dem Palaste der gräfl. Familie noch ein bequemer Gasthof und einige Bauernhäuser. Merkwürdig ist es, dass diese Insel bis in die Mitte des 17ten Jahrhunderts ein kahler Felsen war, wohin die Erde und die Steine zu Gärten und Gebäuden erst zu Schiffe gebracht worden sind.~~Fig. 2. Isola madre~~liegt etwa eine halbe Stunde von Isola bella entfernt, kömmt ihr aber an Schönheit nicht bei. Sie ist eben so hoch, hat aber nur sieben Terrassen. Man landet bei einer verschlossenen Pforte. Auch hier ist ein Ueberfluss von Orangerie, noch reichere und schönere Gärten, als auf ersterer Insel. Die Wohngebäude sind einfacher. Die ganze Insel gewährt gleichfalls einen äusserst reizenden Aufenthalt.~~
Ad99998 09 052aAd99998 09 052a.jpgDer Seaou-Kuschan, oder der kleine Waisenberg in China, welcher erst durch die neueste Gesandtschaftsreise der Engländer bekannt geworden, ist in mehrerer Hinsicht ein sehr merkwürdiger Gegenstand. Erstens wegen seiner insularischen Lage; zweitens wegen seiner jähen Erhebung, da er auf einmal 250 Fuss hoch emporsteigt; drittens auch wegen der Gebäude und zahllosen Schwärme von Seeraben oder sogenannten Fischervögeln, die an seinen Wänden nisten.- Ganz oben auf dem Gipfel dieses Felsens ist ein Tempel von zwei Stockwerk erbaut und ungefähr in der Mitte erheben sich mehrere Andere auf Terrassen, einer über dem anderen. Eine Urkunde, welche die Priester den Engländern zeigten, belehrte sie, dass diese Tempel von des Kaisers Mutter dotirt seyen. Dem Felsen gegenüber liegt die Stadt Pang-the-hien.~~
Ad99998 09 053aAd99998 09 053a.jpgFig. 1. Der Rhesusaffe. (Simia rhesus.)~~Dieser Affe ist auf der Küste von Guinea zu Hause, und hat ein sehr sanftes Naturell. Er ist etwa 2 Fuss hoch und hat einen kurzen dicken Schwanz. Das Haar ist am Kopfe, Halse und Rücken grünlich, an den Schenkeln pommeranzenfarbig, (hinten mit hochrothen Afterschwielen), an der Brust, so wie an Vorder- und Hinterfüssen, grau. Das Gesicht ist nackt.~~Fig. 2. Der Cacajao. (Simia melanocephala.)~~Der Cacajao oder schwarzköpfige Affe, zeichnet sich unter den Südamericanischen Affen, welche sämmtlich lange Schwänze haben, durch seinen kurzen Schwanz aus. Es ist ein kleines, nicht viel über einen Fuss langes Thier. Der Kopf und das haarlose Gesicht ist schwarz, die Hände schwärzlich grau, der ganze übrige Körper braungelb von Farbe. Das Thier ist phlegmatisch und sehr sanfter Natur, und nährt sich von allen Arten von Früchten.~~Fig. 3. Der Durikuli. (Simia trivirgata.)~~Dieser Affe, in den Wäldern von Guyana zu Hause, ist auf der Rückenseite grau, hat auf dem Rücken einen langen schwarzen Strich, und den Kopf mit drei schwärzlichen Streifen bezeichnet. In dem schwarz-grauen Gesichte nehmen sich die gelben Augen gar sonderbar aus. Brust und Bauch aber braungelb von Farbe. Der Körper ist etwa 10, der Schwanz 15 Zoll lang. Das Thier ist ein Nachtthier, schläft bei Tage, wacht gegen 7 Uhr Abends auf und geht seiner Nahrung nach, die aus Früchten, Insecten, und kleinen Thieren besteht.~~Fig. 4. Der Araguato. (Simia ursina.)~~Diese Affen werden zu den Brüllaffen gerechnet, weil sie in der Nacht bei bevorstehendem Regen ein klägliches Gebeul hören lassen. Der Körper ist mit rothen Haaren bedeckt und auch das Gesicht von rother Farbe; unter dem Kinn findet sich eine Art von Bart; sie sind in der Provinz Neu - Andalusien im Spanischen America so häufig, dass Hr. v. Humboldt ihrer 40 auf einem Baume gezählt hat. Sie nähren sich von Blättern und Früchten.~~Fig. 5. Der Cuxio. (Simia satanas.)~~Dieser ganz schwarze Affe hat eine fast nackte Brust, und lange Rückenhaare, die Haare auf dem Kopfe gescheitelt und einen buschigen Schwanz. Er ist in Brasilien zu Hause, wird mit dem Schwanze an drei Fuss lang, und nährt sich von den Früchten des Bananasbaums.~~
Ad99998 09 054aAd99998 09 054a.jpgDiese Tafel zeigt uns sehr seltene und sonderbar gebildete Eidechsenartige Thiere.~~Fig. 1 Der Scheltopusik. (Ophisaurus Scheltopusic.)~~Diess Thier, welches die äussere Gestalt der Schlangen mit dem innern Bau der Eidechsen vereinigt, ist an der Wolga in schattigen, grasreichen Orten zu Hause, wo es an 3 Fuss lang wird. Der Kopf zeichnet sich durch die Augenlieder und äussere Ohröffnung, welche den Schlangen fehlen, ferner durch seine verhältnissmässig grossen und stumpfen Zähne aus. Füsse sind äusserlich nicht zu bemerken, wiewohl man zwei, zur Seite des Afters bemerkliche Schuppenanhängsel dafür gehalten hat. Die Farbe der schildartigen Schuppen ist blasses Braungelb.~~Fig. 2. Der gefurchte Zweifuss. (Bipes canaliculatus.)~~DiessThier ist in Mexico gefunden worden, von 8 - 9 Zoll Länge und 4 Lin. Dicke. Der ganze Körper ist mit fast viereckigen Schuppen so regelmässig belegt, dass durch ihre Aneinanderreihung Furchen gebildet werden, zum Theil der Länge, zum Theil der Queere nach laufend, woher der Name genommen. Es sind nur zwei, 4 Linien lange, mit ganz kleinen Schuppen bedeckte, vierzehige Vorderfüsse vorhanden. Hinterfüsse fehlen ganz. Die Farbe ist grünlich; auf dem Rücken dunkler, am Bauche heller.~~Fig. 3. Die einzehige Eidechse. (Lacerta monodactyla.)~~Man kennt das Vaterland dieser sonderbaren Eidechse nicht, indem sich nur ein Exemplar davon in der Sammlung des Erbstatthalters von Holland gefunden hat. Die Länge des Thiers beträgt über zwei Fuss, die Füsse sind sehr kurz, und gehen in eine Zehe aus. Der Kopf ist mit Schildern, der Körper und Schwanz aber mit Schuppen bedeckt, welche in Gräthen ausgehen, welche dem Thiere ein ganz rauhes, stachlichtes Ansehen geben.~~Fig. 4. Die vierzehige Eidechse. (Lacerta tetradactyla.)~~Auch von diesem Thiere weiss man nicht, wo es lebt, man kennt es nur auf dieselbe Weise, wie die einzehige Eidechse. -- Die Länge der vierzehigen Eidechse beträgt 14 Zoll; die Füsse haben vier Zehen und sind so klein, dass sie die Last des Körpers nicht tragen können, der sich nur durch wellenförmige Windungen fortbewegt. Der Obertheil des Körpers ist mit viereckigen, kleine Leisten tragenden, der Untertheil mit sechseckigen glatten, der Schwanz mit glatten viereckigen Schuppen bedeckt.~~Fig. 5. Der schuppige Zweifuss. (Bipes Lepidopus.)~~Diess ist wieder ein sehr sonderbar gebautes Thier aus Neuholland. Es ist beinah zwei Fuss lang, die Farbe grünlich, mit schwarzen Flecken. Es hat nur zwei Füsse, welche ohne Zehen, und oben und unten mit kleinen Schuppen bedeckt sind. - Der Kopf ist oben mit sieben grossern Schildern, der übrige Körper aber mit kleinen rautenförmigen Schuppen versehen. Die Lebensweise kennt man nicht.~~
Ad99998 09 055aAd99998 09 055a.jpgAuf dieser Tafel sehen wir Insecten abgebildet, welche im gemeinen Leben unter dem Namen Wasserjungfern bekannt sind, weil sie in der Nähe des Wassers herumfliegen und als Larven in demselben leben.~~Fig. 1. Die riesenartige Petalure. (Petalura gigantea).~~Diess ist eine Wasserjungfer aus Neuholland, eine der grössten Arten, die es giebt. Der Name Petalura bedeutet Blätterschwanz, wegen der langen Biätter am Ende des Hinterleibes. Die Farbe des Körpers ist braungelb, die Flügel durchsichtig mit schwarzer Aderzeichnung. Der Kopf ist kuglicht und nach oben zu blasig aufgetrieben; die Augen sind ebenfalls gross und so zur Seite gestellt, dass der Kopf beinahe wie drei Blasen aussieht.~~Fig. 2. a und b. Die schlanke Wassernymphe. (Agrion puella).~~Diese Wassernymphe findet sich an stehendem Wasser; die Eier dieser Insecten werden auf Wasserpflanzen gelegt, aus ihnen kommen kleine Larven, welche im Wasser selbst leben, sich nähren und wachsen, sich häuten (Fig. 2. b.) und nach und nach dem ausgebildeten Insect immer ähnlicher werden, bis sie nach ihrer letzten Häutung, die ausser dem Wasser geschieht, auch Flügel erhalten. So lange sie im Wasser leben, ziehen sie die Luft, die zum Athmen dient, durch den Hinterleib ein und geben die gebrauchten Luftblasen ebendaselbst von sich. Sie nähren sich von andern Insecten, haben im Larvenzustande eine sonderbare ausstreckbare Zange am Munde, als ausgebildetes Insect aber ein Paar Kinnladenzangen. Fig. 2. a. ist ein Männchen, was man an den beiden, am Ende des Hinterleibs befindlichen Haken erkennt. Die Augen sitzen ganz an den Seiten des Kopfes, von einander getrennt, und sind von hellblauer Farbe. Die Farbe des Körpers ist grün oder dunkelblau metallisch glänzend, der Hinterleib mit schwarzen Ringen. Die Flügel durchsichtig, zuweilen am Rande mit einem schwarzen Fleck.~~Fig. 3. a u. b. Die plattgedrückte Wasserjungfer. (Libellula depressa).~~Diess ist eine in Europa sehr häufig. vorkommende Art von Libellen. Sie lebt auch als Larve und Nymphe (b) im Wasser; als ausgebildetes Insect, wird sie etwa 1 1/2 Zoll lang. Der Kopf trägt grosse, dicht aneinander sitzende Augen, das Bruststück ist braun, oben mit grünlich gelben Flecken. Die Flügel sind durchsichtig, an der Basis mit einem grossen braunen und an der Spitze mit einem kleinen schwarzen Fleck gezeichnet. Der Hinterleib ist etwas platt und breit und unten vor schwarzer, oben von bläulicher Farbe.~~Fig. 4. Die Tagfliege. (Ephemera vulgaris.)~~Die Tagfliege oder Uferhaft, auch Haft genannt, ist wegen ihrer kurzen Lebensdauer gleichsam zum Sprichwort geworden. Aus den in's Wasser gelegten kleinen Eiern dieser Insecten, kommen kleine Larven, welche im Wasser leben und allmählich grösser werden. Diese Larven haben zuletzt sechs Füsse, der Hinterleib ist in 10 Ringe getheilt, an den Seiten kurze Fransen und am hintersten Ende drei lange gefiederte Borsten tragend. Figur 4. b. Die Nymphen unterscheiden sich von den Larven bloss durch Flügeldecken auf dem Bruststück. Die Lebensdauer der Ephemeren als Larve und als Nymphe dauert 2-3 Jahr, während welcher Zeit sie sich von schlammiger Erde zu nähren scheinen. Wenn sie endlich aus dem Nymphenzustande heraus treten, verlassen sie das Wasser, ihre Haut spaltet sich auf dem Rücken und sie fliegen davon, worauf die Männchen noch eine Häutung zu bestehen haben, um als ganz vollkommenes Insect Fig. 4. a zu erscheinen. Als solches ist der Körper braun und gelb und die Flügel glänzend weissbraun, die gelblichen Faden am Ende des Körpers sind länger als die Flügel. Das Insect nimmt nun keine Nahrung mehr zu sich, auch bemerkt man keinen Mund. Die Männchen sterben unmittelbar nach der Begattung, die Weibchen, nachdem sie die Eier gelegt haben. Die vollständigen Insecten erscheinen zuweilen in ganz ungeheurer Menge an einem Tage, so dass sie oft ganze Wolken bilden, überleben aber nicht 24 Stunden, und bedecken dann in ganzen Massen, wie Schnee, die Ufer der Flüsse, deren Fischen sie zum Theil zur Nahrung dienen.~~Fig. 5. Die gelbe Köcherjungfer. (Friganea lutea).~~Diese Insecten gleichen auf den ersten Anblick den Nachtschmetterlingen, bei genauer Betrachtung sieht man aber wie nahe sie den Wasserjungfern verwandt sind. Die Larven und Nymphen wohnen im Wasser, wo sie sich von kleinen Steinchen, Holzstückchen etc. mittelst einer klebrigen Substanz ihres Körpers Röhren bilden, die sie oft mit verschiedenen Substanzen bedecken und immer mit sich schleppen, und wenn sie ihnen zu eng wird, durch eine grössere ersetzen Fig. 5 b und 5 c. Die Larve hat sechs Füsse, die an dem ersten von den zwölf Ringen sitzen, aus welchen der Körper besteht. Der Kopf ist mit starken Kinnladen bewaffnet. Wenn die Larve sich in die Nymphe verwandelt, so verschliesst sie die beiden 0effnungen der Röhre, bleibt 14-20 Tage in dem Nymphenzustande, wenn sie dann aus der Röhre hervorbricht, sucht sie einen trocknen Aufenthalt, streift die Oberhaut ab und erscheint als vollständiges Insect Fig. 5 a, welches mit leichtem Fluge sich vorzüglich nach Sonnenuntergange. bewegt. Die Farbe ist gelblich braun.~~Fig. 6 u. 7. Der Fadenflügel. (Nemopteryx Africana et Lusitanica)~~Diess sind gar sonderbar gebildete Insecten, deren untere Flügel unverhältnissmässig lang und fadenförmig sind. Die eine, hier abgebildete Art Fig. 6. ist in Afrika zu Hause, hat einen gelben Körper, ganz durchsichtige Vorderflügel und die gelben Hinterflügel mit einer breiten Queerbinde und weisser Spitze. Die andere Art, Fig. 7. aus Portugal, unterscheidet sich durch die schwarzbraunen Flecken auf Körper und Vorderflügeln und durch die dunkeln Queerstreifen der Hinterflügel.~~Fig. 8. 9 u. 10. Die Rüsseljungfern. (Panorpa).~~diese Insecten haben ihren Namen davon, dass sich der Kopf in einen hornartigen Schnabel verlängert.~~Fig. 8. Die gewöhnliche Rüsseljungfer (panorpa communis), ist gelblich-braun mit schwarzen Flecken, und an den Vorderflügeln mit schwarzen kleinen Queerstreifen.~~Fig. 9. Die verwandte Rüsseljungfer (panorpa affinis), unterscheidet sich nur durch die mangelnden Queerstreifen.~~Fig. 10. Die Scorpion-Rüsseljungfer(panorpa scorpio), in America zu Hause, ist schwarz mit weissen Flecken und hat einen Scorpion ähnlichen Hinterleib.~~
Ad99998 09 056aAd99998 09 056a.jpgDie Bewohner der Insel Java zeichnen sich durch Reinlichkeit und Geschmack in ihrer Kleidung aus.~~Figur 1 und 2 zeigt die Kleidung der Javaner aus der unteren Volksclasse. Der Mann trägt Beinkleider, die bis über's Knie hinab reichen und eine Art von Weiberrock, Járit genannt. Der Obertheil des Körpers ist mit dem Kalambi, einer Jacke mit kurzen Aermeln, bekleidet. Um den Kopf ist das lkat turbanartig gewunden. In dem Gurt befindet sich ein Beutel, der Kris (Dolch) und ein grosses Messer oder Beil.~~Die Javanerin trägt einen längeren Járit, der bis an die Knöchel geht. Den Oberleib bekleidet eine Jacke mit langen Aermeln und ein, um die rechte Schulter und den linken Arm gewundenes Tuch.~~Auf Figur 3. sieht man einen Javanischen Krieger; er trägt lange, bis an die Knöchel gehende Beinkleider, und einen, von einer mehrfach um die Hüfte geschlungenen Schärpe gebildeten, kurzen Rock. Dazu eine Weste ohne Knöpfe, darüber eine Weste mit Knöpfen; und ein Jäckchen mit langen Aermeln vollendet den Anzug, wozu eine hutartige Kopfbedeckung und häufig auch Schuhe oder Sandalen gehören. Die Bewaffnung besteht aus einem Speer, einem, an der linken Seite hängenden, Schwerdte und drei Dolchen, von denen auf jeder Seite einer und der dritte hinten hängt.~~Figur 4. zeigt einen Javanischen Vornehmen in seiner Alltagskleidung. Der Járit ist sehr lang, dazu eine weisse Tuchweste und über diese ein Jäckchen von Tuch oder Sammet, nebst einer Kopfbedeckung von Sammet. Der Dolch darf nicht fehlen.~~Fig. 5. zeigt einen Javanischen Vornehmen in der Hofkleidung, wo der Oberleib unbekleidet, aber mit gelbem oder weissem Pulver bestreut ist. Die Kleidung selbst besteht aus eleganten Pantalons, darüber statt des gemeinen Járits eine sehr weite und lange rockähnliche Draperie, die aber das rechte Bein, vom Knie an, frei lassen muss. In dem goldnen Gurt steckt ein Kris und eine andere Waffe. Der Kopf ist von einer besonderen steifen Tuchkappe bedeckt.~~
Ad99998 09 057aAd99998 09 057a.jpgEine Viertelmeile von der Stadt Grein, wo die Donau in ein enges Bett zusammengedrängt ist, befindet sich in ihr eine Insel, die 400 Toisen lang und 200 breit, den Strom in zwei Arme theilt, von denen der linke, der Horsgang genannt, wenige Tiefe hat und nur sehr selten, selbst bei hohem Wasser nicht leicht, befahren werden kann; der rechte aber der Strudel heisst, weil der Strom daselbst über viel theils sichtbare theils unter dem Wasser verborgene Felsen, schäumend und geräuschvoll, und mit reissender Schnelle sich fortwälzt. Dieser Beschaffenheit des Strudels wegen erscheint die Fahrt durch den Strudel sehr gefährlich, und ist auch wirklich nur mit sehr geübten Schiffern, welche die Lage der Felsen und den Lauf des Flusses kennen, ganz ohne alle Gefahr.~~Etwa 200 Schritte weiter unterhalb der engen Stelle des Strudels ist fast in der Mitte der Donau, doch etwas mehr dem linken Ufer nahe, ein 18 Fuss aus dem Wasser hervorragender Felsen, der Hausstein genannt, auf welchem noch ein Thurm, das Ueberbleibsel einer alten Burg steht. Indem die Gewalt des Stroms durch den Hausstein gebrochen wird, geräth das Wasser zu beiden Seiten des Felsens in gewaltsame Bewegung. Der Flussarm, welcher am rechten Ufer läuft, heisst das Loch, wirft hohe Wellen und kann nur bei sehr grossem Wasser befahren werden. Durch den linken Flussarm aber, den man den Wirbel nennt und wo das Wasser mit sehr grossem Tosen schäumend vorwärts stürzt, fährt das Schiff in etwa 2 Minuten hindurch, worauf alle Gefahr verschwunden ist.~~Die Ufer der Donau, welche hier sehr rauh aussehen, gewähren einen sehr merkwürdigen Anblick.~~
Ad99998 09 058aAd99998 09 058a.jpgFig. 1. Der Soldat. (Callichthys cataphractus.)~~Dieser Fisch, welcher in Flüssen und Bächen America's und Ostindiens angetroffen wird, variirt in der Grösse von einem halben bis zu einem Fuss. Der Körper ist von brauner Farbe, der Kopf kurz, flach und abgerundet, Ober und Unterkiefer mit sehr kleinen Zähnen besetzt und an jedem Mundwinkel zwei Bartfäden tragend. Die Strahlen der Flossen sind an beiden Seiten und die Strahlen der Brustflossen an der oberen Seite stachlicht rauh.~~Fig. 2. Mutis's Einsiedler. (Eremophilus Mutisii.)~~Ein 10-11 Zoll langer Fisch von blaugrauer Farbe mit olivengrünen sonderbaren Flecken. Seinen Namen hat er erhalten, dem Naturforscher Mutis zu Ehren, und weil er sich nur in dem Flüsschen Bogola in Neugranada findet. Der Kopf ist klein und platt, hat einen vorragenden Oberkiefer, an welchem sechs fleischige Bartfaden befindlich. Der Fisch ist essbar.~~Fig. 3 Grixalvi's Sternschauer. (Astroblepus Grixalvii.)~~Diess ist ein etwa 14 Zoll langer Fisch, mit plattem Körper, dessen Augen oben auf dem Scheitel sitzend ganz aufwärts gerichtet sind. Der Kopf ist sonderbar vorgezogen und abgestutzt und der Mund an den Seiten mit zwei Bartfaden besetzt. Die Farbe ist dunkel-olivengrün. Er findet sich in Neugranada und wird häufig. verspeiset.~~Fig. 4. Der gehörnte Wels. (Silurus militaris.)~~Dieser Wels ist leicht von allen andern Welsarten zu unterscheiden, durch die zwei aufrecht stehenden, mit stachlichten Ecken versehenen Hörner über dem Oberkiefer des grossen, flachen und dünnen Kopfes. Die Farbe des Körpers ist dunkelgrün, an den Seiten etwas heller. Auffallend sind die ganz rothen Augen. Unter den Flossen zeichnet sich besonders die Rückenflosse durch einen, statt des ersten Strahls darin befindlichen, Knochen aus, der, eben so wie die Hörner, zur Vertheidigung zu dienen scheint. Von Surinam gekommen.~~Fig. 5. Der aalförmige Plattleib. (Platystaius anguillaris.)~~Dieser Fisch stammt aus Tranquebar. Er hat einen platt gedrückten Leib, und einen von der Seite zusammengedrückten Schwanz, an welchem, wie beim Aale After- Schwanz- und Rückenflosse zusammenfliessen. Der Kopf ist platt, die Unterkinnlade steht etwas vor, und um den Mund herum gegen den Winkel finden sich acht grosse Bartfaden.~~
Ad99998 09 059aAd99998 09 059a.jpgFig. 1. Der Americanische Todtengräber. (Necrophorus americanus.)~~Diese Käfer haben den Namen Todtengräber daher, dass sie, wenn sie ein kleines todtes Thier finden, sie die Erde unter demselben wegwühlen, damit das Aas unter die Erde gelange, wo sie es zu ihren Frass und um ihre Eier hineinzulegen, verwenden. Dieser Americanische Todtengräber ist von schwarzer Farbe und hat das Brustschild mit einem, und die Flügeldecken jede mit zwei grossen rostfarbigen Flecken gezeichnet.~~Fig. 2. Der Median Todtengräber. (Necrophorus medianus.)~~Unterscheidet sich von dem vorigen dadurch, dass er auf jeder Flügeldecke drei Flecken, den Kopf und Brustschild aber schwarz hat.~~Fig. 3. Die metallisch grüne Rutele. (Rutela viridi-aenea.)~~Fig. 4. Die grünfüssige Rutele. (Rutela viridi-tarsis.)~~Sind schöne grünlich metallisch glänzende Käffer, welche in Neuholland zu Hause sind, und daselbst auf Blumen leben. Der letzte unterscheidet sich durch die grünen Fusswurzeln, die bei ersterem schwarz sind.~~Fig. 5 a und b. Der grüne Cerambyx. (Cerambyx virens.)~~Ein gemeiner, aber sehr schöner Holzkäfer America's mit grünem Körper, röthlichem Hinterleib und Schenkel, und schwarzen Füssen.~~Fig. 6. Der Sykophant-Schönkäfer. (Calosoma sycophanta.)~~Diess ist ein sehr schöner, sonst zu den Laufkäfern gezählter Europäischer Käfer, welcher ein violettes Kopf- und Brustschild, und goldgrüne Flügeldecken hat. Er gehört zu den fleischfressenden Käfern.~~Fig. 7 a und b. Der ausforschende Schönkäfer. (Calosoma scrutator.)~~Ein schöner, in Arnerica einheimischer Käfer; der Brustschild ist violet mit goldnemRande, die Flügeldecken goldgrün und kupferfarbig gerandet. Dieser Käfer gehört zu den Laufkäfern, die zugleich fliegen können.~~Fig. 8. Der vierlinigte Sandkäfer. (Cicindela quadrilineata.)~~In Indien einheimisch, von der Lebensart der Sandläufer. Die Farbe ist metallgrün, die Flügeldecken braungrün; mit 4 weissgelben Längen-Streifen.~~
Ad99998 09 060aAd99998 09 060a.jpgFig. 1. Die bienentragende Ophrys. (Ophrys apifera.)~~Diese, in den Wäldern von England, Frankreich und Teutschland vorkommende, zu den Orchisarten gehörige Pflanze, gewährt einen sonderbaren Anblick. Es sieht nämlich bei'm ersten Anblick der Pflanze aus, als ob gelb, braun gezeichnete Fliegen oder Bienen auf violetten Blumen sässen. Es wird diess durch die sonderbare Form des sechsten unteren Blumenblattes bewirkt, welches in seiner unteren Lippe rundlich und convex ist, an der Seite zwei Lappen hat, in seiner Substanz sammetartig und an seinem breiten mittleren Lappen mit einem umgekrümmten Zahn versehen ist.~~Fig. 2. Der Wasserwegebreit. (Alisma Plantago.)~~Diese Pflanze findet sich in fast allen Wassergräben. Sie hat eiförmige zugespitzte Blätter an langen Blattstielen. Die Blumenstiele mit ihren weisslichten Blumen sind quirlartig gestellt. Seit dem Jahre 1817. ist diese Pflanze durch Nachrichten aus Russland in den Ruf gekommen, dass sie ein Mittel zur Heilung der, auf den Biss toller Hunde folgenden, Wasserscheu abgebe. Doch unterliegt die Wirkung noch solchem Zweifel, dass andere Mittel, vorzüglich die Localbehandlung zur Zerstörung des, in die Wunde gelangten Giftes, darüber nicht vernachlässigt werden dürfen.~~
Ad99998 09 061aAd99998 09 061a.jpgFig. 1. Die Hottentottische Venus.~~Die unter dem Namen der Hottentottischen Venus in Paris berühmt gewordene und daselbst 1816 gestorbene Südafrikanerin, gehört zu der Boschismansrasse, wo die Weiber sich durch einen sonderbaren Vorsprung der Hinterbacken auszeichnen. Dieser Vorsprung besteht aus blossem Fett und ist so stark, dass, nach der Erzählung der Reisenden, die Mütter ihre kleinen Kinder darauf setzen und tragen.~~Fig. 2. Der Ostindische Negerknabe.~~Auch auf mehreren grossen Inseln Ostindiens giebt es eine eingeborne Rasse von Negern, welche von den übrigen Einwohnern Ostindiens ganz verschieden sind. Der hier abgebildete, welcher zu Papua geboren war, befand sich im Herbste 1817 in London, wo er unter dem Namen the black boy (der schwarze Junge) grosse Verwunderung erregte. Er ist von braunschwarzer Farbe und hat ganz gekräuseltes Haar. Die Stirn liegt nicht so sehr zurück, Nase und Mund aber stehen ganz ausserordentlich und mehr vor, wie bei dem Afrikanischen Neger, dagegen sind die Hinterbacken weniger vorstehend, als man es bei Afrikanischen Negern bemerkt.~~
Ad99998 09 062aAd99998 09 062a.jpgEtwa 12 1/2 Engl. Meilen von der Mitte des Plymouth-Sounds befinden sich die Eddystoner Felsen, wo ein Merkzeichen für die Schifffahrt sehr nothwendig war, weil vormals bei Nacht und neblichtem Wetter sehr viele Schiffe an diesen Felsen scheiterten. Der erste Leuchtthurm wurde daselbst im Jahre 1696 errichtet; als dieser im Jahre 1703 von den Wellen zertrümmert worden war, wurde 1706 der Bau eines zweiten angefangen und 1709 beendigt, der aber, weil er zum Theil von Holz war, zufällig im Jahre 1755 abbrannte. Der noch jetzt daselbst befindliche Leuchtthurm, den wir auf der Tafel abgebildet sehen, ist von einem Herrn Smeaton in den Jahren 1757-1759 vollendet, und als ein Meisterstück der Wasserbaukunst zu betrachten, da er seitdem durch Wind und Wellen fast unverändert geblieben, wenigstens nicht merklich beschädigt ist.~~Der Thurm ist oben Fig. 1. abgebildet, wie man ihn in einiger Entfernung von einem Schiffe aus sieht. Wenn die See sehr hoch geht, so dringen die, an dem Thurm sich brechenden, Wellen bis an die Laterne, also 70 Fuss hoch in die Höhe. Fig. 2. zeigt die äussere Beschaffenheit des Thurms etwas genauer. Auf Fig. 3. sieht man den Durchschnitt, also die innere Einrichtung, woraus. sich ergiebt, dass man zu der, auf der rechten Seite befindlichen, Thüre nur mittelst einer herabzulassenden Leiter gelangt. Von der Thüre führt ein kleiner Gang, und dann eine, in der Mitte befindliche Wendeltreppe zu dem ersten gewölbten Zimmer, aus welchem man durch die, in dem Schlussstein der Gewölbe befindliche, Oeffnung in das zweite, dritte und vierte Zimmer, und von da auf eben die Weise in die, darüber befindliche Laterne gelangt.~~Fig. 4. zeigt die, von aussen ganz wasserdicht gearbeitete, Laterne ebenfalls im Durchschnitt etwas grösser, so dass man die beiden, mit einander im Gleichgewicht hängenden, Leuchter sehen kann, wovon Fig. 5. den Grundriss zeigt.~~Zwei Wächter leben beständig in diesem Thurm, um für die Beleuchtung zu sorgen; sie werden von Plymouth aus mit Lebensmitteln versorgt, und sind zuweilen Monate lang von aller Gemeinschaft mit der übrigen Welt abgeschnitten, so dass sie nichts sehen und nichts hören, als das Meer und das Getöse der Wellen.~~
Ad99998 09 063aAd99998 09 063a.jpgFig. 1. Der gemeine Brachvogel. (Scolopax arquata.)~~Diese Vögel laufen sehr schnell und fliegen in Schaaren. Sie halten sich am liebsten an Seeküsten auf. In Teutschland erscheinen sie nur zur Regenzeit und bei gewissen Winden, daher ihr Name Wind-, Regen-, Wettervogel. Der Vogel hat in seiner ganzen Länge etwa 2 Fuss, sein sichelförmiger Schnabel ist 5-6 Zoll, und die ganze Ausbreitung der Flügel 3 Fuss lang. Sein Gefieder ist weisslichgrau, mit braunen Strichen; die grossen Schwungfedern sind schwärzlich braun. Männchen und Weibchen unterscheiden sich nur wenig, ausser dass letzteres etwas kleiner ist. Er nährt sich von Erdwürmern, Insecten, kleinen Muscheln, und in seinem Magen findet man auch zuweilen kleine Sandkörner und Steinchen.~~Fig. 2. Der Regen-Brachvogel. (Scolopax Phaeopus.)~~Diese Gattung ist nur halb so gross, als die vorige, hat aber in Gestalt, Farbe und Lebensart grosse Aehnlichkeit mit ihr. Sie ist vorzüglich häufig in England.~~Fig. 3. Der Cariama. (Microdactylus cristatus.)~~Dieser schöne Vogel vereinigt gewissermaassen die Charaktere der Raubvögel, Hühner und Strandläufer. Er verbindet mit seinen langen, an den Unterschenkeln, wie bei den Strandläufern nakten, Füssen einen kurzen, wie bei den Raubvögeln gebogenen Schnabel; Bein und Fuss sind orangefarben. Sein Gefieder ist grau mit braunen Wellen. Die Schwungfedern sind schwarz mit weissen Querstreifen. An der Wurzel des gelben Schnabels steht ein reiherfederartiger Busch. Die Stimme dieses Vogels ist sehr stark und gleicht der der Indischen Hühner; sein Fleisch ist zart und schmackhaft, und man hat ihn zahm gemacht und für die Küche benutzt. Sein Vaterland ist America.~~Fig. 4. Der Schnelllaufer. (Charadrius Gallicus.)~~Er weicht von den übrigen Gattungen dieses Geschlechts darin ab, dass er nur 3 Zehen hat, und dass der, bei den anderen gerade Schnabel, hier gekrümmt ist. Man schoss einen in Frankreich (daher der Name Gallicus), fand aber seitdem keinen mehr. Er zeigt ein rothbräunliches Gefieder, am Auge befindet sich ein weisser Streifen. Der Scheitel ist roth, die Schwungfedern sind schwarz und die Schwanzfedern sind am Ende mit einem schwarzen Flecken versehen; Brust und Bauch sind weiss. Vaterland unbekannt.~~Fig. 5. Der Waldpelikan. (Tantalus Loculator.)~~Er hält sich in Guiana, Brasilien und in einigen Gegenden von Nord-America auf und erreicht die Grösse eines Storchs. Der Schnabel ist an der Spitze gekrümmt, sehr stark, dick, ist an den Rändern-schneidend, und hat am Kopf einen Umfang von 6-7 Zollen. Sein Gefieder ist weiss, der Schwanz schwarz, und der Oberhals mit braunen, schmalen Federn bedeckt. Die Stirne und die Gegend des Auges ist mit einer bläulichen Haut versehen, auch die Kehle ist mit einer Haut bedeckt, die sich aufblähen und ausdehnen kann. - Er kömmt jährlich in beträchtlichen Zügen mit Ende des Sommers nach Carolina, wo sie dann die, von den grossen Regengüssen überschwemmten Felder besuchen und sich in grossen Schaaren auf die höchsten Americanischen Cypressen setzen. Ihr Fleisch soll sehr schmackhaft seyn.~~
Ad99998 09 064aAd99998 09 064a.jpgFig. 1. Die zweilinigte Plagusie. (Plagusia bilineata.)~~Dieser, zu den Schollen gehörige Fisch, unterscheidet sich von allen übrigen Arten hinlänglich durch die zwei Seitenlinien, von denen die eine auf der Mitte des Körpers, die andere näher am Rücken ist, und welche beide am Ende des Kopfs beginnen. Am Kiemendeckel hat sie vier Strahlen, eben so viele an der Bauchflosse, und 174 an den After-, Schwanz- und Rückenflossen. Die beiden Kinnladen sind mit kleinen stumpfen Zähnen besetzt. Ganz nahe an der Oberlippe erscheinen an beiden Seiten die zwei Nasenlöcher, wovon das untere trichterförmig ist. Sowohl der Kopf, als der Rumpf, sind mit kleinen gezähnten, fast runden Schuppen bedeckt. Der After steht nahe bei der Kiemenöffnung. Eine Brustflosse ist gar nicht vorhanden. Die obere Seite ist am Rande braun und in der Mitte gelb, die untere ist weiss und in's Röthliche übergehend.~~Dieser Fisch bewohnt die Chinesischen und Ostindischen Meere, und nährt sich, wie die anderen Gattungen dieses Geschlechts, von Muscheln und kleinen Krebsen.~~Fig. 2. Der marmorirte Achir. (Achirus marmoratus.)~~Das Achiren- Geschlecht ist mit den Schollen sehr nahe verwandt, und unterscheidet sich hauptsächlich durch die Abwesenheit der Brustflossen. Kopf, Körper und Schwanz sind sehr zusammengedrückt, die Augen stehen auf derselben Seite des Kopfs. Der marmorirte Achir gehört zu derjenigen Abtheilung, welche die Augen auf der rechten Seite hat. Die Seitenlinie läuft an diesem Fische sehr gerade, die obere Kinnlade ragt etwas über die untere hervor. Die rechte Seite ist braun mit milchweißen Flecken und gewundenen Streifen. Dieser Fisch lebt im Meere um Isle de France.~~Fig. 3. Die rauhe Scholle. (Pleuronectes limandoides.)~~Die rauhe Scholle hat die Augen auf der rechten Seite. Die beiden Kinnladen sind mit mehreren Reihen spitziger Zähne besetzt. Die obere Lippe besteht aus zwei Knochen, die der Fisch nach Willkühr hervorstrecken und zurückziehen kann. Die Schuppen am Rumpfe sind gross und gezähnt, wesswegen der Fisch bei'm Rückwärtsstreifen der Hand über seinen Körper sehr rauh anzufühlen ist. Die obere Seite ist braungelb, in's Weisse übergehend, die untere Seite ist weiss. Die Schwanz-, After- und Bauchflosse hat einfache Strahlen, die Brust- und Rückenflossen aber gabelförmig gespaltene.~~Dieser Fisch wird in der Nähe von Helgoland gefangen.~~Fig. 4. Die Rothbutte. (Pleuronectes punctatus.)~~Der Körper ist eiförmig. Die Mundöffnung ist gross, und die Kinnladen sind mit mehreren Reihen fest aneinander gereiheter, einwärts gekrümmter Zähne besetzt. Die Oberlippe besteht aus zwei Knochen, die ausgestreckt und zurückgezogen werden können. Die Schuppen sind klein, gezähnt und fest aneinander schliessend. Die am oberen Auge anfangende Seitenlinie bildet an der Brustflosse eine Krümmung nach unten. Wahrscheinlich hat dieser Fisch wegen der überall über seinen. Körper zerstreueten rothen Flecke den Namen Rothbutte erhalten.~~Er findet sich in der Nordsee und erreicht eine beträchtliche Grösse.~~Fig. 5. Die grossschuppige Scholle. (Pleuronectes macrolepidotus.)~~Diese Gattung zeichnet sich vor den anderen vorzüglich durch die grossen Schuppen aus. Die untere Kinnlade ist länger als die obere. Die Grundfarbe des Fisches ist gelblichbraun auf der oberen Seite und weiss auf der unteren. Alle Flossen sind braun.~~Dieser Fisch findet sich in den Brasilianischen Meeren, wo er auf dem Sande verweilt. Er hat unter allen Schollenarten die längsten Zähne, und er erreicht eine Länge von zwei Fuss. Sein Fleisch ist wohlschmeckend.~~
Ad99998 09 065aAd99998 09 065a.jpgDiese Cicade ist am Vorderleibe schwarz und gelb gefleckt, der Hinterleib hat gelbe Ringel mit rothem Rande. Die Flügeldecken sind mit zwei Reihen schwärzlicher Puncte besetzt. Sie hat einen rauhen Ton, den sie in gleichen Zwischenräumen von sich giebt. Man findet sie vorzüglich im südlichen Frankreich und Italien.~~Fig. 2. Der weissliche Flat. (Flatus albus.)~~Dieser Flat zeichnet sich vor andern seines Geschlechts durch einen breiteren Kopf aus. Die Flügeldecken sind gewöhnlich sehr breit, und dehnen sich bald-horizontal aus, bald neigen sie sich auf jede Seite des. Körpers, und legen sich mit ihrem Hinterrande an einander. Die Weibchen überziehen die Eier mit einer weissen wollartigen Substanz, welche sie gewöhnlich in Form eines Säckchens am Hinterleibe tragen.~~Fig. 3. Die blatttragende Waffen-Cicade. (Membracis foliatus.)~~Diess Insect, das unter das Geschlecht der Cicadarien gehört, trägt seine nur dreigliedrigen Fühlhörner auf der Stirn oder zwischen den Augen; es hat zusammengedrückte Unterschenkel mit gezähnten Kanten. Die hier abgebildete Gattung ist braun, das Bruststück ist mit. einer weissen Binde und einem Bogen gezeichnet, ragt über den Kopf hervor und endigt sich in eine Spitze. Es hat eiförmige Flügeldecken, die länger als die Flügel sind. Sein Vaterland ist Cayenne, Surinam und andere heisse Länder. Es ist hier vergrössert abgebildet. Die natürliche Grösse ist durch den Strich zur Seite angedeutet.~~Fig. 4. Die blutfleckige Schaum-Cicade. (Cercopis sanguinolentus.)~~Diese Gattung ist ganz schwarz, und hat auf beiden Flügeldecken zwei rothe Flecken und einen Bogen von derselben Farbe. Sie wird in den Wäldern. Europens gefunden. Sie ist auch vergrössert abgebildet und eigentlich nur so lang, wie der nebenstehende Strich.~~Fig. 5. Die gehörnte Waffen-Cicade. (Membracis s. Centrotus cornutus.)~~Die Centroten, oder die gehörnten Cicaden, zeichnen sich durch eine, auf beiden Seiten befindliche, stachliche Ausdehnung des Bruststücks aus. Bei der hier abgebildeten Art sind die Verlängerungen rückwärts gerichtet; sie lebt in Europa auf Weiden und Disteln. Die natürliche Grösse ergiebt sich aus dem daneben stehenden Striche.~~Fig. 6. Die wolltragende Lystra. (Lystra lanata.)~~Diess Insect hat seinen Namen von einem wollartigen Gespinste, welches das Weibchen am Ende des Hinterleibes trägt, und das wahrscheinlich zur Bedeckung seiner Eier dient. Es hat an den Seiten der Stirn rothe Flecken, und schwärzliche, blau gesprengte Flügeldecken. Es lebt auf den Antillen, in Cayenne u. a. Ländern.~~Fig. 7. Der durchsichtige Delphax. (Delphax pellucidus.)~~Die Fühlhörner dieses, der Familie der Cicadarien verwandten, Insects sind in eine Vertiefung unter den Augen eingewachsen. Es hat ganz durchsichtige Flügeldecken. Das Insect ist, wie der nebenstehende Strich zeigt, sehr klein und findet sich vorzüglich auf Pflanzen.~~Fig. 8 Die lange Schwanzwanze. (Ranatra s. Nepa linearis.)~~Diese Insecten halten sich gewöhnlich auf dem Grunde des Wassers auf, fliegen aber, besonders Abends, recht gut. Sie nähren sich von kleineren Insecten, die sie mit den Vorderfüssen ergreifen. Die hier abgebildete Gattung, hat einen gelblich braunen Körper, ist sehr gefrässig und taucht, wenn man sie fangen will, schnell in's Wasser. Die Larven schlupfen im Frühjahr aus. Man findet sie ziemlich in ganz Europa.~~Fig. 9. Die graue Fangwanze. (Nepa cinerea.)~~Die hier abgebildete Gattung von Fangwanzen zeigt einen grauen eiförmigen Körper und ein höckeriges Bruststück. Sie ist durch ganz Europa verbreitet. Nepen von ausserordentlicher Grösse finden sich in den heissen Zonen, und eine ist bereits Bilderbuch Band VII. No. 15. abgebildet.~~Fig. 10. Der wanzenartige Rückenschwimmer. (Nepa cimicoides.)~~Diese Insecten schwimmen, vermittelst ihrer Hinterfüsse, mit grosser Schnelligkeit. Des Abends verlassen sie, um ihre Eier zu legen oder herumzufliegen, das Wasser. - Diese Art hat eine grünlich gelbe glänzende Farbe; schwärzliche Augen; einen dunkelgrünlich braunen Schild, eben solche Flügeldecken und einen stark gezähnten und behaarten Hinterleib. Sie leben in Sümpfen, beinah in ganz Europa.~~
Ad99998 09 066aAd99998 09 066a.jpgWas man von den Eisbergen und Eisfeldern erzählt, gränzt so sehr an's Wunderbare, dass Abbildungen von Augenzeugen sehr willkommen sind. Der Lieutenant Chappel begegnete im Jahr 1811, auf einer Fahrt nach der Hudsonsbai (in Nordamerica), dem Eisberge, welcher auf der oberen Abtheilung unserer Tafel abgebildet ist. Das Verhältniss, in welchem die Grösse des Schiffs dagegen erscheint, kann einen Maassstab für die Grösse abgeben.~~Auf der unteren Abtheilung der Tafel sehen wir das Schiff vom Eise eingeschlossen, wie es am 21. August desselben Jahres der Fall war. Das Eis wird in ausserordentlich kurzer Zeit von allen Seiten zusammengetrieben, so dass man in dem Zeitraume einer Viertelstunde das Meer Meilen weit vom Eise frei und ganz davon bedeckt findet, was den Schiffen grosse Gefahr bringt.~~
Ad99998 09 067aAd99998 09 067a.jpgFig. 1, 2 und 3. Die zwischen Europa und Asien befindliche Meerenge, welche von den Alten der Hellespontus genannt ward, und jetzt die Strasse von Gallipoli heisst, vereinigt den Archipelagus mit dem Meere von Marmora, und giebt den Fahrweg für alle Schiffe ab, welche vom Mittelländischen Meere nach Konstantinopel und in's Schwarze Meer, oder aus diesem in jenes gelangen wollen. Da, wo die Strasse am engsten ist, etwa drei Meilen vom Eingange derselben, liegen die Dardanellen-Schlösser, welche in der Mitte des 15ten Jahrhunderts von Mahomed dem Zweiten erbauet wurden.~~Figur 1. ist das Schloss auf der Europäischen Seite, welches am Abhange einer noch weit über dasselbe emporragenden Anhöhe liegt. In der fast bis an's Wasser reichenden Mauer, von welcher es umgeben ist, findet sich eine Batterie von Metall-Kanonen, die von beträchtlichem Kaliber, 14 bis 16 Fuss lang sind, und Steinkugeln von 22 Zoll im Durchmesser schiessen.~~Das Fig. 2. abgebildete Schloss auf der Asiatischen Seite ist regelmässiger und fester, als das Europäische. Auch hier befindet sich eine solche Batterie von grossen, aber schlecht montirten Steinstücken, welche den Wasserspiegel bestreicht.~~
Ad99998 09 068aAd99998 09 068a.jpgFig. 1. Der Eisvogel. (Alcedo hispida.)~~Der Eisvogel ist von den in unseren Klimaten vorkommenden Vögeln der schönste, sowohl wegen seiner Zierlichkeit, als wegen des Reichthums und Glanzes seiner Farben. Letztere vereinigen alle Farben-Uebergänge des Regenbogens mit dem Glanze des Firnisses und dem Schimmer der Seide. Die Mitte des Rückens mit dem Obertheile des Schwanzes ist ein glänzendes Hellblau, das in der Sonne saphirartig spielt. Auf den Flügeln erscheint das Blau mit Grün gemischt, und die meisten Schwungfedern enden mit Flecken von der Farbe des Berylls. Das Gelbroth der Brust ist so schön, dass es fast dem Glanze der glühenden Kohlen verglichen werden kann.~~Europa bietet nur diese einzige Eisvogel-Art dar, Afrika und Asien dagegen haben mehr als zwanzig Arten, und America und Neuholland haben auch einige. Die Europäische Art ist in Asien und Afrika ebenfalls verbreitet. Sie nistet am Ufer der Flüsse und Bäche in Löchern von Wasserratten und Krebsen, welche sie noch mehr vertieft, und dann den Eingang sehr schmal verbaut. Sie lebt von kleinen Fischen und Insecten.~~Bemerkenswerth ist, dass der Eisvogel, ob er gleich sehr schnell und anhaltend fliegt, keine grossen Flügel besitzt. Diese sind vielmehr verhältnissmässig sehr klein, und die Kraft der sie bewegenden Muskeln muss mithin sehr gross seyn.~~Er ist kaum ein wenig grösser, als der gemeine Sperling. Die Füsse sind sehr kurz. Der Kopf ist gross, der Schnabel lang, und am Grunde dick und in eine gerade Spitze verlängert. Besonders bemerkenswerth ist, dass von den drei vorderen Zehen die äussere bis zum dritten Gelenke mit der mittleren verbunden ist, so dass beide nur eine Zehe darzustellen scheinen.~~Die Alten hatten von diesem merkwürdigen Vogel eine Menge Fabeln, zu deren Erdichtung die Phantasie wahrscheinlich am Meisten durch seine Schönheit begeistert wurde.~~Fig. 2. Der dreizehige Eisvogel. (Alcedo tribrachys.)~~Dieser Eisvogel ist von dunkelblauer Farbe, an der Unterseite des Körpers roth rostfarbig mit schwärzlichen Flügeln, und zeichnet sich besonders dadurch aus, dass er nur drei Zehen hat.~~Er wohnt in Australien, und ist noch Ein Mal so gross, als die hier von ihm gegebene Abbildung.~~Fig. 3. Der Vintsi. (Alcyon Vintsi. Alcedo cristata L.)~~Der Vintsi, ein in Amboina, wo er diesen seinen Namen erhalten hat, und auch auf den übrigen Philippinischen Inseln lebender Vogel vom Eisvogel-Geschlechte, erreicht nur die Länge von fünf Zollen, hat einen mit langen, schmalen, grünen Federn, die haubenartig erhoben und schwarz getupft sind, bedeckten Kopf. Der ganze Obertheil des Körpers ist glänzend blau, die Kehle weiss, die Wangen, die Seiten des Halses und der Bauch sind hellroth. Der Schnabel ist blassroth, die Füsse sind röthlich.~~Fig. 4. Der blaubrüstige Alcyon aus Neuholland. (Alcedo Novae Hollandiae.)~~Bei diesem Alcyon sind der Kopf und der ganze Obertheil des Körpers mit einem grünblauen Gefieder bedeckt. Kehle und Bauch sind weiss, aber über die Brust geht ein breites, grünblaues Band. Der Schnabel ist schwarz, die Füsse sind weiss.~~Die Heimath des blaubrüstigen Eisvogels ist Neuholland.~~Fig. 5. Der braune Plattschnabel. (Todus platyrynchos Gmel.)~~Die Grösse des braunen Plattschnabels ist nur die der Europäischen Nachtigall, und er ist durch seine sonderbare Bildung ein sich sehr auszeichnendes Geschöpf. Der breite und mit schwarzen Borsten umgebene Schnabel giebt ihm gewissermaassen ein Ansehen von Bösartigkeit. Der Rücken ist gelbbraun. Das Obertheil des Kopfes ist bleigrau, mit einem weissen Streif der Länge nach.~~Ueber Lebensweise und Vaterland dieses Vogels hat man keine Nachricht, und bloss ein wahrscheinlich von Ostindien. gekommenes, jetzt in Paris befindliches, ausgestopftes Exemplar ist es, wodurch man ihn kennen gelernt hat.~~
Ad99998 09 069aAd99998 09 069a.jpgFig. 1. Der grosse Wegerich. (Plantago major. L.)~~Der Wegerich gehört unter die Pflanzen-Gattungen, welche vorzüglich reich an Arten sind. Ausser den allgemeinen Charakteren der ganzen Gattung, hat der sogenannte grosse Wegerich noch folgende besondere: viergespaltenen Kelch, viergespaltene Blumenkrone mit zurückgeschlagenem Rande, kurze Staubgefässe, einfächerige, vielsaamige Deckel-Capsel.~~Diese Pflanze wächst in allen Ländern Europa's, und auch in der Berberei, in Sibirien und in Japan, auf Wiesen, in Wäldern, und vorzüglich gern an den Wegen, wovon sie ihren Teutschen Namen hat.~~Die Figuren der Taf. LXVII. stellen vor: a) Blume, nebst ihrer Schuppe; b) Pistill; c) Geöffnete Corolle; d) Frucht; e) äussere Seite eines Saamenkorns, vergrössert; f) Saamenkörner in natürlicher Grösse; g) Nabelseite eines Saamenkorns, vergrössert; h) Frucht, die sich im Zustande der Reife öffnet; i) Verticaldurchschnitt eines Saamenkorns, um den Embryo sichtbar zu machen; k) Untertheil der reifen Frucht, von welcher man die placenta abgeschnitten hat.~~Fig. 2. Die Waldkarde. (Dipsacus sylvestris.)~~Bei der Waldkarde gehen die Blätter aus dem Eiförmigen in's Lanzettförmige über, sind ein wenig zugespitzt, und die geradegestreckten, biegsamen, strichförmigen und borstenartigen Organe, welche zwischen den einzelnen Blümchen aus dem Blumenboden hervorgehen, sind länger als die Blumenkronen. Die Pflanze wird 3 bis 6 Fuss hoch, und ist etwas schmächtiger und zarter in ihrem Bau, als die gewöhnliche sogenannte Weberdistel, oder Dipsacus Fullonum. Die Blumenkronen sind von einer schwachen Lilas-Farbe, und seltener weiss, die Antheren himmelblau.~~Die Waldkarde findet sich in ganz Europa und Sibirien an Abhängen, Gräben und steinigen Ufern sehr häufig. Ihre Dauer ist zweijährig.~~Die Figuren stellen vor : m) Verticaler Durchschnitt eines Blumenkopfs; n) ganze Blume mit ihrer Schuppe; o) Längen -Durchschnitt einer einzelnen Blume; p) Frucht, von dem äusseren Kelche umgeben; q) Frucht, an welcher der äussere Kelch geöffnet ist; r) Longitudinaldurchschnitt der Frucht; s) Queerdurchschnitt; t) Embryo.~~
Ad99998 09 070aAd99998 09 070a.jpgFig. 1, 2 und 3. Eine der auffallendsten Erscheinungen, welche das Mineralreich darbietet, ist der in der Grafschaft Antrim in Ireland befindliche Giants causeway, oder Riesenweg, welcher diesen Namen erhalten hat, weil sein Anblick so ausserordentlich ist, dass er ein von Riesenhänden, gefertigtes Kunstwerk zu seyn scheint. Es ist ein, aus einer Aufeinanderfolge von Terrassen bestehendes, Felsengestade. Die Terrassen findet man bei der näheren Ansicht aus lauter fünfeckigen Basaltsäulen gebildet, welche dicht aneinander gereihet sind, und theils unter dem Wasser stehen, theils aus dem Wasser hervorragen, und theils auch ganz auf dem Lande befindlich sind. Sie haben an einigen Stellen gegen dreissig Fuss Höhe. Die Zahl dieser Säulen steigt über 30,000, ja nach der Versicherung des D. Foley beläuft sie sich auf 100, 000.~~Diese Säulen bestehen nicht aus einer einzigen aufrechtstehenden Masse, sondern aus Abtheilungen und Gliedern, welche so mit einander verbunden sind, dass eine runde Erhabenheit an der einen Fläche des einen Gliedes in eine runde Vertiefung der entsprechenden Fläche des andern Gliedes eingreift, genauso wie die Abbildungen Fig. 2 und 3 es zeigen.~~Die Tiefe der Hohlung an diesen Säulen-Basalt-Gliedern beträgt gewöhnlich 3 bis 4 Zoll, und die Convexität und die Hohlung sind vollkommen rund, und so gross, als es die Fläche gestattet. Auch ist es etwas Sonderbares an ihnen, dass diese Zusammenfügung der Glieder häufig in einer umgekehrten Ordnung erscheint, und die Hohlung bei den einen aufwärts, bei den anderen abwärts geht. Die Farbe dieses Basalts wechselt zwischen Grau und Braunroth.~~Die physikalische Entstehung dieser Basaltsäulen haben zwar mehrere Naturforscher zu erklären versucht, doch ist man darüber noch sehr verschiedener Meinung.~~
Ad99998 09 071aAd99998 09 071a.jpgFig. 1. u. 2. An der Westküste von Grönland, in der Davisstrasse, liegt unter dem 70. Grade nördl. Breite und dem 50. westlicher Länge, in der, durch dort befindliche Dänische Missionen und Colonieen bekannten Disko-Bucht, die Insel Disko, deren Vegetation bloss in schön grünendem Moose, Heidelbeeren und hier und da einigem verkümmerten Weidengebüsch (Salix reticulata), besteht, welche Pflanzen an den Felswänden fortkriechen, und in der sehr kurzen Zeit des ganz weggeschmolzenen Schneees noch durch einige Alpenpflanzen vermehrt werden. Sie ist merkwürdig durch die 6,000 Fuss betragende Höhe, mit welcher sie auf ihrer westlichen Seite über die Meeresfläche emporragt. An der nördlichen Seite läuft sie in eine niedrige Land-Spitze aus. Die Masse der Insel besteht aus ganz unregelmässig aufgeschichteten Basalt-Säulen, welche sehr steile Felsenwände bilden. Oben auf der Höhe ist die Insel ziemlich eben. Den grössten Theil des Jahres hindurch ist Alles mit Eis und Schnee bedeckt; bloss die steilen Felsenwände sieht man dann noch nackt. Gegen Ende des Junius verschwindet das Eis in der Bai, und in dieser findet sich dann eine grosse Menge von Wallfischen ein.~~Diese Insel hat an ihrer südlichen Küste die Dänische Niederlassung, oder Loge, Lievely, welche guten Wallfischfang hat, und wo sich beständig ein Dänischer Factor aufhält. Mehrere kleine Inseln umgeben die Disko-Insel. Die Bewohner aller, so wie der ganzen Westküste von Grönland, sind Eskimos, jedoch keinesweges zahlreich.~~Fig. 1. der Taf. LXIX. zeigt einen Theil der erhabensten Küste dieses Nordlandes in der Nähe von Lievely. Am Himmel ist die Sonne mit solchen Nebensonnen abgebildet, wie sie in diesen Regionen häufig. wahrgenommen wird.~~Die Figur 2. giebt die Ansicht der Fortune-Bai von Disko, mit einem strahlenden Horizonte, wie er ebenfalls eine, an diesen Grönländischen Küsten besonders vorkommende, Erscheinung ist.~~
Ad99998 09 072aAd99998 09 072a.jpgFig. 1 u. 2. Das hier vorgestellte neue Zollhaus in London ist vier hundert und neun und achtzig Fuss lang und hundert und sieben Fuss tief, und mit der hier sichtbaren Fronte gegen die Themse gerichtet. Diese Fronte, so wie das östliche und westliche Ende des Gebäudes, sind in schönen Portlandstein-Quadern ausgeführt. Die mittlere Abtheilung der Vorderseite, welche bloss den grossen Hauptsaal in sich begreift, ist ganz einfach, nur die Attica ist mit zwei langen, fünf Fuss hohen haut-reliefs verziert. Das östliche enthält allegorische Darstellungen. Das westliche giebt eine Darstellung der Kleidungen und Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Nationen, mit welchen England in Handelsverbindungen steht. In der Mitte stehen mit bronzenen Buchstaben die Gründer des Gebäudes und die Jahrszahl der Errichtung. Ganz oben ist ein massives, 9 Fuss im Durchmesser haltendes Zifferblatt, von zwei sitzenden kolossalen Figuren des Gewerbfleisses und Ueberflusses gestützt. Das Grundgeschoss bildet in der Mitte einen Vorsprung, auf welchem das königliche Wappen angebracht ist, unterstützt durch die Attribute des Oceans und Britanniens.~~Im Inneren des Gebäudes ist besonders der grosse Hauptsaal merkwürdig, welcher 190 Fuss lang und 66 tief ist. Dieser Saal ist der Hauptort für alle, den Eingangs- und Ausgangs-Zoll betreffenden Geschäfte, und das Ganze gewährt einen imposanten Anblick. Alle Gänge, Hallen etc. sind von Stein und gewölbt. Zur Verhüthung und Bekämpfung einer Feuersbrunst ist eine Menge von Vorrichtungen im Gebäude angebracht.~~Die Kosten dieses merkwürdigen Denkmals der neueren Baukunst betrugen 170,000 Pfund Sterling, und der Grundstein ward 1813 gelegt, nachdem man eine dreifache Reihe von Pfählen unter den Grund eingerammt hatte.~~
Ad99998 09 073aAd99998 09 073a.jpgFig. 1 u. 2. Der Pasang oder wilde Bock. (Capra Aegagrus L.)~~Die hier abgebildeten Pasange wurden in den nächsten Umgebungen des Montblanc gefangen, und sind die ersten bis jetzt in Europa gefundenen, oder wenigstens erkannten, obgleich diese Thiere in den Persischen Gebirgen und anderen Ländern Asiens sehr häufig sind. Ihre Verschiedenheit von den gewöhnlichen Steinböcken ist nicht gross.~~Das Männchen ist von stärkerer Taille, als die gemeinen Ziegenböcke, und sein Körper ist robuster, untersetzter. Das Haar ist glatt, und obgleich ziemlich lang, doch, mit Ausnahme der Barthaare, nirgend hängend. Die Farbe desselben ist gelbgrau, an einigen Stellen ist es weisslich, an anderen röthlich grau schattirt. Eine, vom Kopfe bis zum Schwanze sich erstreckende Binde, eine andere, längs dem Bug sich hinabziehende, eine dritte, vorn an der Hüfte, die Füsse, der Bart, eine unter den Hals sich hinabziehende Binde, die ganze Brust und das Meiste vom Untertheile des Körpers sind von einem mehr oder minder dunkelen Schwärzlichbraun.~~Fig. 3. Der Mufflon oder Sardinische Widder. (Ovis (Ammon) Sarda. Buff.)~~Dieser Widder gehört den Ländern, von welchen er den Namen hat, schon nicht mehr an, und ist überhaupt eine grosse Seltenheit. Doch wird er auf der Insel Cypern noch gefunden.~~Er unterscheidet sich vom Argali bloss dadurch, dass er nicht die Grösse desselben erreicht, und dass die Weibchen nur selten und nur äusserst kleine Hörner bekommen. In der Farbe findet man ihn sehr verschieden, röthlich braungrau und bald in die schwarze, bald in die weisse ganz oder theilweis übergehend.~~Fig. 4. Der Afrikanische Mufflon oder das bärtige Schaaf. (Ovis tragelaphus. Cuv.)~~Der Afrikanische Mufflon ist ein Widder, der sich durch außerordentlich langes Haar am unteren Theile der Backen und an den oberen Kinnbacken auszeichnet, wodurch ein getheilter oder doppelter Bart gebildet wird. Das Haar des übrigen Körpers, mit Ausnahme des Halses und der Schultern, ist kurz. Die Farbe des Haares, was nur wenig wollartig ist, ist rostgelbbraun. Der Schwanz ist sehr kurz. Die, schon nahe an ihrer Basis sich nach aussen krümmenden Hörner sind fünf und zwanzig Zoll lang und stehen an der Spitze neunzehn Zoll weit von einander.~~Diess bärtige Schaaf ist nicht von sanfter Gemüthsart, sondern sehr wild.~~Fig. 5. Der Americanische Gebirgswidder. (Ovis montana. Geoffroy's.)~~Der Americanische Gebirgs-Widder, ein erst in sehr neuer Zeit in Nord-America's nordwestlichen Gegenden entdecktes Thier, ist in seiner Gestalt eine sehr merkwürdige Vereinigung der Hirsch-Gestalt mit der Widder-Gestalt, indem der Kopf auffallend dem Widder, der übrige Körper aber dem Hirsche angehört. Er hat die Höhe des Argali. Der Kopf ist sehr kurz. Das Kopfvordertheil bis zur Nase ist fast ganz gerade. Der Mund ist völlig der des gemeinen Schaafes. Aber der Kopf dieses Thieres unterscheidet sich vorzüglich durch seine grossen und dicken Hörner. Die Krümmung dieser Hörner geht unten herum über die Augen hinauf, nahe an denselben vorbei, und sie beschreiben beinah einen Spiralkreis. Die Hörner des Weibchens sind weit kleiner und ohne bedeutende Krümmung.~~Die Aehnlichkeit, welche diess Thier durch seinen übrigen Körper mit dem Hirsche hat, beschränkt sich nicht auf den schlanken Wuchs und die Zierlichkeit der Gestalt, sondern erstreckt sich auch auf das Haar, das eben so kurz, spröde, grob und gleichsam verdorrt aussehend, ist, wie bei'm Hirsche. Auch die Farben desselben nähern sich auffallend denen unserer Hirsche und Rehböcke, und sind ein bald mehr, bald minder dunkeles Kastanienbraun. Die Hinterbacken sind weiss, und der Schwanz, ebenso wie bei den Hirschen, schwarz. Der Kopf ist jedoch von einer anderen Färbung, die Backen sind hellkastanienbraun, die Schnauze und der Kopfvordertheil vollkommen weiss.~~Die Gewandtheit, Schnelligkeit und Muskelkraft dieser Thiere, welche letztere sich in den weiten Sprüngen zeigt, die sie über Abgründe machen, ist höchst bewundernswürdig. Sie leben in Trupps von zwanzig bis dreissig Stück, dessen Anführer ein altes Männchen ist.~~
Ad99998 09 074aAd99998 09 074a.jpgDie hier abgebildeten Raubvögel gehören zu den Familien der Falken, Bussarde und Weihen.~~Fig. 1. Der Wespenbussard. (Falco apivorus.)~~Der Wespenbussard, ein in ganz Europa und im nördlichen Asien sich findender Vogel, ist, wie alle Bussarde, ein träger Vogel, der von jungen Hasen, Hamstern, Maulwürfen, auch Fröschen, Schlangen, Eidechsen, Schnecken, Würmern und Insecten lebt, und auch Aas nicht verschmäht.~~Die Länge des Weibchens, welches grösser als das Männchen ist, beträgt 2 Fuss, 8 Zoll. Die gewöhnlichste Zeichnung dieses, in einer Menge von Farben-Varietäten erscheinenden, Raubvogels ist, Rücken, Halsobertheil, Hinterkopf und Flügeldeckfedern, dunkelbraun, Kehle, Brust Bauch und Schenkelfedern weiss und mit braunen Flecken übersäet.~~Er horstet in kleinen Wäldchen und in den Vorhölzern grösserer Waldungen.~~Fig. 2. Die Wasserweyhe. (Falco rufus. Gmel. Linn.)~~In Teutschland und Frankreich ein nicht sehr seltener Vogel, den die Jäger gewöhnlich für eine junge Sumpfweyhe halten. Er horstet in Rohre und hohen Schilfgrase, und liebt überhaupt zu seinem Aufenthalte nur die Nähe der Flüsse, Seen, Teiche und Moräste, wo er sich von Wasservögeln und Fischen nährt, die er mit nicht geringerer Gewandtheit zu erhaschen weiss, als der Flussadler.~~Seine Hauptfarben sind dunkelfuchsrother Rücken, fuchsgelber Kopf, weisslichgelbe Stirn und Kehle, rostgelber Hals und Unterleib, aschgrauer Schwanz, rothe, dunkelbraune und aschgraue Schwungfedern. Ueber den rothen und rostgelben Farbengrund des Halses und der Brust ziehen sich überall dünne, dunkelbraune Längsstreifen hin, die an der Brust am stärksten und fast eirund sind.~~Bei diesem Vogel sind beide Geschlechter in Grösse und Farbe sich fast ganz gleich. Die Länge beträgt 1 Fuss, 10 1/2 Zoll. Uebrigens giebt es auch von ihm eine Menge Farben-Varietäten.~~Fig. 3. Die Kornweyhe. (Falco Pygargus. Gmel. Linn.)~~Dieser vorzüglich schöngestaltete und schlanke Raubvogel nähert sich, insbesondere bei'm Weibchen, etwas den Eulen, mit welchen er auch in der Lebensweise viele Aehnlichkeit hat. Die Länge des kleineren Männchens ist 1 Fuss, 7 3/4 Zoll. Bei dem hier abgebildeten Männchen sind Kopf, Hals, Rücken, Schultern, Flügeldeckfedern, Kehle und Brustobertheil aschgrau, bald heller, bald dunkeler, die letzteren aber stets heller. Brustuntertheil, Bauch, After, Schenkelfedern sind weiss.~~Dieser Vogel kleidet sich bis in's dritte Jahr alljährlich in andere Farben, und der vorzüglichsten Farben-Varietäten desselben zählt man sechszehen. Er lebt in Europa, Asien und Afrika, geht aber nicht gern in den hohen Norden hinauf. Doch findet er sich auch in der Hudsonbai. Er horstet nie auf Bäumen, sondern stets am Erdboden, vorzüglich gern im Korne.~~Fig. 4. Der gemeine Baumfalke. (Falco Subbuteo. Gmel. Linn.)~~Nur die Grösse unterscheidet diesen Vogel, der wie die beiden folgenden, zu den sogenannten, edlen Raubvögeln, die sich zur Jagd abrichten lassen und kein Aas fressen, gehört, vom bekannteren Wanderfalken und vom Tannenfalken. Das Männchen hat bloss 12 Zoll Länge. Rücken und Flügeldeckfedern sind schwärzlich oder schwarzblau, der Scheitel desgleichen. Von diesem läuft auf die weissen Wangen und neben der Kehle herab ein schwarzer Strich. Kehle und Unterhals sind weiss, Brust und Bauch röthlichweiss mit länglichrunden schwärzlichen Flecken, Schenkel und After rostroth oder blassorangegelb, erstere mit feinen dunkelbraunen Längsstreifen. Dieser Falke hat einen ungemein schnellen Flug, und erhebt sich so hoch in die Luft, dass ihn das Auge kaum erreicht. Er findet sich in Europa, bis in's südliche Schweden verbreitet, und ist in den Einöden Sibiriens und der Tatarei, die nicht ganz baumlose Steppen sind, sehr gemein. In Teutschland liebt er am meisten die Feldhölzer, und am Tage treibt er sich fast immer im Felde herum, um vorzüglich den Lerchen nachzustellen. Er horstet auf Bäumen und in Felsenritzen.~~Fig. 5. Der Geierfalke. (Falco candicans. Gmel. Linn.)~~Die Länge des Geierfalken ist bei'm Weibchen 2 Fuss, 3 Zoll; bei'm Männchen nur 1 Fuss, 10 1/2 Zoll. Seine gewöhnlichste Federtracht ist: dunkelbrauner Oberleib, bald in's Bläuliche, bald in's Schwärzliche sich ziehend, alle Federn, mit einem hellerer, oft röthlichweissen oder hellrostfarbenen Rande; weisse Kehle; weisser, zuweilen mit Rostfarbe überlaufener und mit einzelnen schwärzlichen, länglich eirunden, der Länge nach stehenden Flecken bezeichnet; dunkelbraune Schwungfedern, die hinten heller gerändert und auf ihrer inwändigen Fahne mit rostgelben, theils eirunden, theils länglichen Queerflecken besetzt sind, welche den ausgebreiteten Flügeln von unten ein sehr schönes Ansehen geben; dunkelbrauner Schwanz, welcher zugerundet ist, und gewöhnlich neun helle, bald röthlichweisse, bald rostgelbe, bald rostfarbene Binden und eine eben so gefärbte Spitze hat.~~Dieser Falke ist hauptsächlich im Europäischen Norden zu finden, so wie auch auf den höchsten Uralischen und Sibirischen Gebirgen. Er ist eigentlich ein Zugvogel. Doch wird er nur sehr einzeln auf seinem Zuge gesehen, und wahrscheinlich ziehen nicht alle, oder seine Vermehrung ist überhaupt nicht stark.~~Fig. 6. Der Zwergfalke. (Falco Aesalon. Gmel. Linn.)~~Der Zwergfalke ist der kleinste der Europäischen Falken, und nicht viel grösser als eine Schwarzdrossel.~~Der Kopf des genau bekannt gewordenen Männchens ist rostfarben mit einem schwärzlichen Längsstrich auf jeder Feder. - Rücken und Deckfedern der Flügel sind tief aschblau, mit rostfarbenen Flecken und Strichen geziert. Brust und Bauch sind gelblichweiss mit länglichen dunkelbraunen Flecken. Die Schwungfedern sind fast schwarz, mit eirunden rostfarbenen FIecken auf der inneren Fahne. Der Schwanz ist mit abwechselnden rostfarbenen und schwärzlichen Queerstreifen durchzogen, 12-15 an der Zahl, mit einer schwarzen Spitze, welche weiss eingefasst ist.~~
Ad99998 09 075aAd99998 09 075a.jpgWir sehen auf dieser Tafel eine Menge Insecten abgebildet, welche sämtlich, wie die Bienen, zu einer Ordnung, die man jetzt Aderflügler zu nennen pflegt, gehören.~~Wir wollen Fig. 8. zuerst betrachten, welche die gewöhnliche Wespe (Vespa communis) darstellt, und deren Lebensart am genauesten bekannt ist. Die Wespen sind so arbeitsam, wie die Bienen, und so verheerend, wie die Ameisen. Sie leben gesellig und bauen sich ein kunstreiches kugelförmiges Nest von einer papier- oder pappdeckelartigen Masse, etwa 1 Fuss unter die Erde, zu welchem ein Zoll weiter Canal hinführt. Diess Nest ist etwa 1 Fuss im Durchmesser und besteht im Innern aus 12-15 horizontalen über einander liegenden Scheiben, die durch kleine Säulen unter einander gestützt sind. In diesen Wespenstöcken leben Männchen, Weibchen und Arbeitswespen; die Letzteren besorgen den Bau des Nestes und die Ernährung der Jungen. Zur Nahrung der Colonie dienen andere Insecten, Fleischstücken und Saft von Gartenfrüchten. Für die Jungen wird die Nahrung erst erweicht und vorbereitet. - Die Weibchen fliegen nur im Frühling und Herbst aus, und besorgen im Sommer das Eierlegen. Die Männchen halten das Nest reinlich. Sie haben keinen Stachel, wie die Weibchen und Arbeitswespen. - Im Herbste gehen die Meisten zu Grunde und es bleiben nur Einige übrig, die im Frühjahre eine neue Colonie anlegen. Die Farbe ist geib, mit schwarzer Zeichnung.~~Fig. 1, 2, 3, 4. sind wespenähnliche Insecten, die besonders häufig an Blumen angetroffen werden.~~Fig. 1. Die gekrönte Punct-Wespe. (Philanthus coronatus.)~~Die Farbe ist glänzend-schwarz mit gelber Zeichnung und röthlichen Füssen. Sie leben nicht in Gesellschaften, sondern einzeln. Die Weibchen machen ein Loch in die Erde, bringen ein todtes Insect und legen nun ein weisses cylindrisches Ei dazu, damit ersteres der aus dem Ei kriechenden Larve zur Nahrung diene. Man findet die Punct-Wespe in dem ganzen südlichen Europa.~~Fig. 2. Die vierpunctirte Dolch-Wespe. (Scolia quadripunctata.)~~ist schwarz, mit Haaren besetzt. Auf dem Hinterleibe sind etliche Paar blassgelber Flecken. Unterschenkel mit Dornen besetzt. Die Weibchen machen ihr Nest in die Erde oder Holz und haben einen starken Stachel; man findet sie im südlichen Frankreich und Teutschland.~~Fig. 3. Die Silbermund-Wespe mit dem Blättchen. (Crabro cribrarius.)~~Die Farbe des Körpers ist schwarz, der Hinterleib mit gelbem Queerstreif und das Bruststück mit gelben Flecken. Ganz besonders ist das schuppenartige Blättchen an den Vorderfüssen, was, wegen durchsichtiger Puncte, wie ein Sieb aussieht, und zu der falschen Vorstellung Veranlassung gegeben hat, dass das Insect mit demselben Blumenstaub durchsiebe. - Die Weibchen machen ein Loch in den Sand oder in Holz, wohin sie ein Ei und zur Nahrung der künftigen Larve eine Fliege legen, und dann das Loch verschliessen.~~Fig. 4. Die rothhörnige Glatt-Wespe. (Mellina rusicornis.)~~zeichnet sich durch die Farbe der Fühlhörner und durch den schmalen, knopfförmigen ersten Ring des Hinterleibs aus. Die Farbe des Körpers ist schwarz mit gelben Puncten.~~Fig. 5. 6. Die roth- und grünglänzende Gold-Wespe. (Chrysis lucidula und aenea.)~~Die Gold-Wespen haben ihren Namen von ihren schönen Farben, die äusserst schön metallischglänzend sind. Die Weibchen haben keinen Stachel, sondern eine Legeröhre, deren äusseres Ende nur mit einer scharfen Spitze versehen ist. Es sind ganz kleine, lebhafte, schnellfliegende Insecten, die sich auf Blumen, auf Holz und Mauern finden. Wenn man sie fängt, so rollen sie sich zusammen und ziehen Füsse und Fühlhörner ein.~~Fig. 7. Die fleischfarbene Rüssel-Wespe. (Parnops carnea.)~~Diess Insect kommt im südlichen Europa vor, und zeichnet sich durch einen, gleichsam in Stössen erfolgenden, Flug aus. Die Farbe des Vordertheils des Körpers ist grün, der Hinterleib fleischroth. Die Lebensweise kennt man noch nicht.~~Fig. 9. Die bienenförmige Kolben-Wespe. (Masaris apiformis.)~~hat Fühlhörner, welche so lang sind, als Kopf und Bruststück zusammen, und zeichnet sich besonders durch die Art und Weise aus, wie Kopf, Bruststück und Hinterleib aneinander stossen. Die Farbe ist schwarz, mit grossen gelben Zeichnungen. Sie findet sich im südlichen Europa und Afrika.~~Fig. 10. Die glänzende Perga. (Perga polita.)~~Ein schönes, grosses, glänzend-rostfarbenes Insect aus Neuholland, mit violetem Hinterleibe, dessen Lebensart unbekannt ist.~~Fig. 11. Die gegürtete Flügeltrage. (Pterygophorus cinctus.)~~Ebenfalls ein Neuholländ. Insect, schwärzlichblau von Farbe mit gelben Ringen um den Hinterleib.~~
Ad99998 09 076aAd99998 09 076a.jpgFig. 1 u. 2. Der Gunong Karang in Java.~~Der Gunong Karang, ein vulcanischer Berg in Java, ist ungefähr achtzehn Englische Meilen von Sirang entfernt, und durch seinen schönen Krater ausgezeichnet. Der, hinter dem Dorfe Plessur Pitter sich emporthürmende, sehr steile Gipfel des Bergs ist fast ganz mit dickem undurchdringlichem Walde bedeckt. Durch diesen haben die Einwohner des Dorfs einen Weg gehauen, der auf einem schmalen Felsrücken zwischen Abgründen fortläuft, und stellenweis, wo er durch Abgründe unterbrochen wird, durch Treppen ähnlich gelegte dicke Bambusstämme fortgesetzt ist. Ist man vom Dorfe an eine Stunde lang aufwärts gerstiegen, so kommt man auf einen weiten offenen Raum, von welchem man eine sehr schöne Aussicht geniesst, wenn nicht die gewöhnlich um den Gipfel herum gelagerten Dampfwolken sie verhindern.~~Der Krater hat die Gestalt eines Hufeisens, und wo er die wenigste Breite hat, ist er am tiefsten, überhaupt so tief, dass eine nähere Ansicht desselben nur möglich ist, wenn man sich mit Strickleitern hinablässt. Fast per pendiculär sich hinabsenkend, scheinen seine Wände die Höhe von ungefähr drei hundert Fuss zu haben. Bis ungefähr hundert Fuss abwärts sind sie mit dichtem Grün bekleidet, tiefer unten aber ganz nackt. Der Boden des Kraters ist aus Massen krystallisirten Schwefels und aus einer Mischung Schwefels mit weisser vulcanischer Asche gebildet. In diesem Krater sind fast immer mehrere Stellen rauchend.~~Auf unserer Tafel zeigt die obere Abbildung rechter Hand den Weg, auf welchem man zu dem Vulkan gelangt; die Abbildung linker Hand die Ansicht des Vulkans selbst.~~Fig. 5. Die Mineralquellen zu Epetan in Java.~~Diese Mineralquellen liegen achtzehn Englische Meilen von Sirang in Java, in einer Gegend, die mehrere Meilen im Umkreise ganz ebene Fläche ist, auf einer sehr dürren felsigen Stelle, deren harter Felsen eine durch Niederschlag aus den Quellen nach und nach gebildete Kruste zu seyn scheint, und ungefähr fünfzig Ellen Umfang hat. In der Mitte dieses Platzes sind einige kleine Gewässer, die man in beständiger heftiger Bewegung sieht, so dass es vollkommen den Anschein hat, als ob sie im Sieden seyen. Die mittlere dieser Quellen ist die bedeutendste; sie hat einen Umfang von acht bis zehen Fuss, und drei Fuss Tiefe. Wo die Bewegung am heftigsten ist, findet sich im felsigen Grunde eine kleine, trichterförmige, unten nur einen Zoll weite Oeffnung, durch welche eine sehr grosse Menge geschwefelten Hydrogens mit solcher Gewalt hervorkommt, dass es schwer ist, die Hand vor der Mündung zu erhalten. Das Wasser ist von einer schmutzig weissen Farbe, und immer voll darin sich herumtreibender Erdtheilchen. Der Boden am Ufer und auf dem Grunde dieser Sümpfe ist weich und von einer auf der Oberfläche gelblich grauen Farbe, sobald man aber einige Zoll tief gräbt, findet man ihn felsenhart und von rother Farbe. Aber zwei oder drei Fuss von den Quellen entfernt, ist die Oberfläche von gleicher Härte, von einer blauen Farbe, und deutliche Spuren tragend, dass sie in der Vorzeit ebenfalls mit heftig bewegtem Wasser bedeckt gewesen ist. Wenn man das Ohr an die Oberfläche des Bodens auf dieser Felsensteile legt, so hört man überall ein sehr lautes Plätschern. Die Bewohner der Umgegend schreiben diesen Quellen grosse Heilkräfte in Hautkrankheiten zu.~~
Ad99998 09 077aAd99998 09 077a.jpgFig. 1 und 2.~~Die hier abgebildete Höhle gehört zu den merkwürdigsten Stalaktitenhöhlen, die man bis jetzt kennt, und zeichnet sich besonders durch ihren Umfang und ihre mannichfaltigen labyrinthischen Krümmungen aus, denen man, so wie den darin angetroffenen Gegenständen besondere und zum Theil sehr sonderbare Namen beigelegt hat.~~Figur 2 zeigt die Grösse im Grundriss, auf welchen sich zunächst folgende Beschreibung bezieht; Fig. 1 einen Theil derselben im Durchschnitte.~~Die bei Nro. 1. befindliche Mündung dieser Höhle, welche bei dem Dorfe Agtelek, in der Gomörer Gespanschaft in Ungarn, am Füsse eines kahlen, steilen, fast ganz aus Kalkstein bestehenden, Felsen liegt, hat nicht mehr als 3 1/2 Schuh Höhe u. 5 Schuh Breite. Bald aber nach dem Eintritte wird die Höhle geräumiger. Bei Nro. 2. des Risses Fig. 2. zeigt sich zur Linken eine tiefe Felsenspalte. In diese tritt das Wasser durch eine, seitwärts im Berge befindliche kleine Oeffnung. Bei Nro. 3. gelangt man in eine Kammer, wo zwei Wege sich darbieten. Rechts kommt man in eine ziemlich geräumige Kammer bei Nro. 2., wo man den ersten Bach der Höhle erreicht, Acheron genannt. Links sich haltend, kommt man zum Lethe, einem mit Tropfstein eingefassten und mit klarem Wasser angefüllten Bassin. Bei Nro. 4. ist an der linken, ganz steilen Wand der sogenannte mosaïsche Altar, ein sehr ausgezeichneter grosser Tropfstein mit allerhand regelmässigen Figuren im Gothischen Geschmacke. Ihm gegenüber ist der, durch mannichfache Felsenspalten sich windende, Weg zum Fuchsloche, Nro. 5., in welchem man den herrlichen Anblick einer Menge von obeliskenartigen Felsenmassen hat, welche aus den Trümmern einer grossen Anzahl von andern, nach und nach von der Decke hinabgefallenen, Stücken sich erheben. Im Hintergrunde einer, mit Tropfsteinplatten belegten Fläche erhebt sich eine Gruppe symmetrisch geordneter Tropfsteine, die einen Kirchenaltar vorzustellen scheinen.~~Bei Nro. 6. erreicht man eine sehr weitläufige u. hohe-Kammer, die grosse Kirche genannt. Rechter Hand verliert sich hier der Acheron durch offene unzugängliche Klüfte, und links ist der Eingang zu einer Seitenkammer, welche die Fledermaushöhle genannt wird, weil eine ungeheuere Menge dieser Geschöpfe darin haus't.~~In der grossen Kirche Nro. 6. sind die Stalaktiten von ungemeiner Schönheit. Einer derselben, der grosse Altar genannt, hat eine Umgebung von einer Menge kleinerer Tropfsteinsäulen, welche Statuen gleichen. Diese Höhle verlassend, erreicht man einen zweiten unterirdischen Bach, Styx genannt. Dieser bricht links in die Haupthöhle durch eine niedrige Oeffnung ein, durch welche der Zugang zu weitläuftigen Seitenkammern eröffnet wird, worauf man bei Nro 9. in einer äusserst geräumigen Kammer anlangt, welche mit sehr vielen säulenförmigen Tropfsteinen dicht besetzt ist, vom Beschreiber Palmyra genannt, weil er die meisten dieser Stalaktiten vom Muthwillen in schöne Ruinen verwandelt sah.~~Hat man von da den Weg zur Haupthöhle Nro. 6. zurückgenommen, so kann man dann durch eine der lieblichsten unterirdischen Promenaden den sogenannten Blumengarten bei Nro 5. besuchen, der so heisst, weil die hier befindlichen Stalaktiten künstlichen Gartenverzierungen ähneln. Hier bietet sich eine bewundernswürdige Aussicht dar. In einer Weite von 150 Klaftern geht die Höhle beinahe gerade fort, mit einer Höhe von 16 Klaftern und einer Breite von 15 Klaftern und darüber. Rechts schlängelt sich der Styx und dient zum Führer. Die Wölbung ist mit Tropfstein besetzt. Endlich erreicht man die Stelle Nro. 10, Parnassus genannt, einen von herabgefallenen Steinen nach und nach gehäuften Berg, welchen übersteigend man in die mit Nro. 11. bezeichnete Seitenkammer gelangt, wo ein Brunnen, Hippokrene genannt, zur Richtung dient. Ueber diesen hinaus erreicht man eine der schönsten Seitenhöhlen, die wegen des gelben Tropfsteins, womit der Boden überzogen ist, die Wachshöhle genannt wird. Hier finden sich Stalaktiten von der ausgezeichnetsten Schönheit, schneeweiss von Farbe und beim Lichte von fern sehr strahlend.~~Von hier muss man wieder zurück zur Hippokrene, von da weiter zur Haupthöhlung, dann weiter gegen Morgen dem Styx nach, um bei Nro. 15. einen grossen, wellenartig geformten, Tropfsteinfelsen zu erreichen, der von fern blendend weiss ist. Bei Nro. 13 theilt sich der Styx und ein Theil seines Gewässers wird durch ein, in der Wand befindliches Loch abgeführt. Hat man den andern Arm bis in die Gegend bei Nro. 13. verfolgt und dort passirt, so blickt man grauenvolle Abgründe. Man steigt hier über den, in der Zeichnung angegebenen Berg Horeb, wo man dann am Phlegethon fortgeht, welcher vielleicht nur der, bei Nro. 13. entwichene, Arm des Styx ist. So kommt man in die Gegend bei Nro. 14., wo der links sich fortziehende verhältnismässig hohe Bergrücken endlich, wiewohl schwierig, überstiegen werden kann. Am jenseitigen Fusse dieses, Moria genannten Gebirges, kommt man bei Nro. 15, in eine geräumige Kammer, die mit sehr schönen, unbeschädigten Tropfsteinsäulen prangt.~~In der Gegend bei Nro. 16. kommt man auf eine kleine, etwas abhängige Ebene, die mit glänzenden Kalkkrystallen ganz überdeckt ist, so dass sie fast wie ein See in die Augen fällt. Nach Uebersteigung des Berges bei Nro 17. findet man die Mündung des Baches in der Gegend bei Nro. 18. mit herabgefallenen Felsentrümmern ganz versetzt. Durch eine Oeffnung links aber erreicht man neue Höhlungen, bis endlich der Phlegethon ein ziemlich grosses Wasser bildet, durch welches sich bisher noch Niemand hindurch gewagt hat.~~
Ad99998 09 078aAd99998 09 078a.jpgFig. 1. Der rothe Wolf. (Canis Mexicanus).~~Dieser Wolf, welcher in den heissen Ländern America's zu Hause ist, zeichnet sich durch seine rothe Farbe und durch die schwarze Mähne aus, welche sich von dem Hinterkopfe bis über die Schultern erstreckt. Auch die Füsse und die Schnauze sind schwarz. Er ist etwas kleiner, als der Europäische Wolf, lebt einsam in niedrigen sumpfigen Gegenden, geht Nachts seinem Raube nach, der in kleinen Thieren besteht. Sein Geheul lautet Gua-a-a, das er oft wiederhohlt und weit hören läst.~~Fig. 2. Der Isatis. (Canis lagopus).~~Ein Fuchs, der etwas kleiner ist, als der gewöhnliche und nur in den nördlichsten Ländern in der Nähe des Eismeers vorkommt. Sein Haar ist aschgrau, weich und dick (auch giebt es ganz weisse), besonders merkwürdig aber ist, dass die Fusssohlen, die bei anderen Füchsen nackt, hier mit Haaren besetzt sind. Er lebt in offenen bergigen Gegenden, wo er sich tiefe Höhlen gräbt, die mit Moos ausgefüttert, sehr reinlich und mit mehreren Ausgängen versehen sind. Der Isatis nährt sich von Hasen, Ratzen und anderen kleinen Thieren, besonders Geflügel, und geht selbst an dem Ufer der Flüsse und Seen in's Wasser, um den Wasservögeln in ihren Nestern nachzustellen, deren Eier und Junge er verzehrt. Er giebt ein beliebtes Pelzwerk.~~Fig. 3. Der Silberfuchs. (Canis argentatus).~~Dieser Fuchs ist von der Grösse des gemeinen Fuchses, sieht aber aus, als wäre er schwarz und übersilbert. Diese Farbe rührt daher, weil die schwarzen, Haare ganz weisse Spitzen haben. Das Ende des Schwanzes ist ganz weiss.~~Er lebt im Norden von Europa, Asien und America; sein Pelz ist besonders im Orient, sehr geschätzt und theuer.~~Fig. 4. Der Fennec. (Fennecus arabicum).~~Diess ist ein sehr merkwürdiges kleines Thier, was man zu dem Hundegeschlecht zählt, aber eher mit den Makis übereinkommt, wenn es nicht eine ganz besondere Thiergattung bildet. .~~Er ist kaum einen Fuss lang und halb so lang sind schon seine Ohren. Die Farbe ist bräunlich weiss. Die Spitze der Schnauze und des Schwanzes ist schwarz, die grossen Ohren sind äusserlich grau-weiss, an der einen Seite weiss und in der Mitte rosenroth. Das Thier ist leicht zu zähmen, schläft bei Tage und sucht bei Nacht seine Nahrung, die aus kleinen Vögeln, Eiern und Früchten besteht. Es findet sich im nördlichen Afrika, Nubien und Abyssinien.~~
Ad99998 09 079aAd99998 09 079a.jpgWir sehen hier auf unserer Tafel einige Mollusken dargestellt, die man sonst zum Theil Seescheiden, Ascidien nannte, welche sich durch ihre Farben so sonderbar ausnehmen, dass man sie kaum für Thiere halten möchte, wenn nicht ihr Leben und ihr innerer Bau sie als Weich-Würmer (Mollusken) zeigte.~~Fig. 1. Die Cynthia Momus. (Cynthia Momus).~~Diess Thier hat einen kuglichen Körper, der mit feinen Wärzchen besetzt und von röthlicher Farbe ist. Die Oeffnung a) ist die, durch welche Seewasser und kleine Thiere eindringen, von denen das erstere von dem Thiere zum Athmen gebraucht wird, letztere zur Nahrung dienen. Die Oeffnung b) ist der After.~~Man hat diess Thier in dem Meerbusen von Suez gefunden.~~Fig. 2. Die schwärzliche Phallusia. (Phallusia nigra).~~Dieses Thier ist von einem halbknorplichen dunckelblauen Sack umgeben, mit welchem es auf Felsen aufsitzt. Die Grösse ist 2 bis 3 Zoll; a) ist die Oeffnung, wodurch das Thier das Wasser zum Athmen und die Nahrung einzieht; b) ist die Afteröffnung.~~Man hat es im Rothen Meere gefunden.~~Fig. 3. Eine Gruppe verschiedenartiger Ascidien,~~wie man sie im Mittelländischen Meere nicht selten findet.~~Jedes Individuum ist mit einem dicken lederartigen Sack umgeben, welcher mit anderen zusammengeklebt ist, aber mit diesen anderen weiter keine innere Verbindung hat. Jeder Sack hat zwei Oeffnungen, von denen die eine Wasser und Nahrung hereinlässt, die andere zum Herausschaffen der unverdauten Stoffe dient.~~Fig. 4. Die eiertragende Boltenia. (Boltenia ovifera).~~Dieses Thier zeichnet sich durch seinen langen Stiel aus, an welchem es gleichsam wie ein Ei angehängt ist. Uebrigens hat sie im Inneren ganz den Bau der Ascidien und kommt mit Fig. 1. 2. überein. a ist die Oeffnung, durch welche es athmet und Nahrung erhält; b. die Afteroeffnung.~~Dieses Thier hat man aus dem Americanischen Ocean gebracht.~~Fig. 5. Die nördliche Claveline. (CLavelina borealis).~~Der Körper dieses Thiers ist ganz in die Länge gezogen und geht unmerklich in den Stiel über, mittelst welchem es festsitzt. Die Farbe der knorpelartigen Hülle ist blass-blau. A, die Mündung für Wasser und kleine Thiere, steht dicht neben b, dem After.~~Man hat es in der Nordsee gefunden.~~Fig. 6. Die violette Diazone. (Diazone violacea).~~Hier sehen wir nun mehrere ascidienartige Thiere, mit einer gemeinschaftlichen Basis zusammengewachsen, nicht bloss zusammengeklebt. Ein rundlicher gallertartiger Körper sitzt unten auf den Felsen fest und theilt sich oben in eine Menge kleiner Hülsen, in welchen die einzelnen Thiere enthalten sind. Jede einzelne Hülse hat zwei Oeffnungen, von denen die eine der Schlundöffnung und der Kiemenöffnung des Thiers, wodurch es athmet, entspricht, die andere dem After. Wenn man die Hülse öffnet, so findet man die einzelnen Thiere, deren eins Fig. 6. 6. in natürlicher Grösse von der rechten Seite dargestellt ist. a und b. sind die Oeffnungen, wie wir sie auch an den anderen ascidienartigen Thieren finden.~~Man hat dieses Thier im Mittelländischen Meere entdeckt.~~
Ad99998 09 080aAd99998 09 080a.jpgFig. 1. Der fünfblätterige Ginseng. (Panax quinquefolium. Linn.)~~Der fünfblätterige Ginseng ist die berühmteste Arzeneipflanze der Chinesen, Japaner, Koreaner, und fast sämtlicher Mongolischer Völker, welche ein Universalmittel in ihm zu besitzen glauben, und ihn als Ingredienz ziemlich bei allen ihren Arzeneimitteln brauchen. Die Wurzel ist es, worinn sie die Heilkräfte desselben suchen. Er wächst in den dicken Wäldern der Tatarei, vorzüglich gern am Abhange der Höhen. Man findet ihn auch in Virginien, Pennsylvanien, Canada.~~Die Kupfertafel stellt diese Pflanze in folgenden ihrer Theile vor: Fig. 1) Die Wurzel: a. der eigentlich sogenannte Stängel: b. der über der Erde stehende Stängel: c. der Keim des im folgenden Jahre zum Vorschein kommenden; 2) der Stängel mit einer Dolde; 3) eine Zwitterblume; 4) eine männliche Blume; 5) ein Staubfaden; 6) Kelch und Blumengriffel; 7) vertikaler Durchschnitt einer Frucht; 8) Querdurchschnitt einer Frucht, welcher die zwei Saamenkörner sehen lässt; 9) Saamenkorn; 10) das Saamenkorn, der Länge nach durchschnitten; 11) Embryo.~~Die Abbildung zeigt die Pflanze halb so gross, wie sie in der Natur ist.~~Fig. 2. Der Dattelpflaumenbaum Europa's. (Diospyros Lotus. Linn).~~Der Europäische oder Italienische Dattelpflaumenbaum wächst in den mittäglichsten Ländern Europa's und in den Ländern der Nordküste. Afrika's. Er trägt, wie die meisten Arten der ganzen Gattung (Diospyros), eine, zwar nicht sehr schmackhafte, aber doch essbare Frucht, und ist ein Baum von mässiger Grösse und schönem Wuchs.~~Die Fig. 2. der Kupfertafel stellt folgende Theile vor: 1) Männliche Blume, 2) Offene Blumenkrone, welche die sechszehn fruchtbaren Staubfäden zeigt. 3) Vergrösserte Anthere. 4) Blumenkelch. 5) Durchschnitt des Blumenkelchs, welcher sehen lässt, dass der unreife Blumengriffel von einer, vier Abtheilungen habenden Eichel umgeben ist. 6) Weibliche Blume. 7) Offene Blumenkrone, welche die unfruchtbaren Staubfäden zeigt, 8) Blumenkelch und Blumengriffel. 9) Querdurchschnitt der Frucht. 10) Saamenkorn. 11) Durchschnitt, welcher den Embryo sehen lässt. 12) Embryo.~~Auch diese Abbildung zeigt von der Grösse in der Natur bloss die Hälfte.~~
Ad99998 09 081aAd99998 09 081a.jpgFig. 1. 2. Die Stadt Mexico, welche 20,000 Häuser und 137,000 Einwohner zählt, die Spanische Hauptstadt des Vicekönigreichs Neuspanien und der Mittelpunct des Handels zwischen Spanien und den Americanischen Colonieen, liegt an einem kleinen Flusse am nördlichen Ende des Sees Xochimilco und auf der Westseite des Sees Tezkuko, und kann wegen dieser ihrer Lage, da sie grössten Theils im See selbst erbauet ist, mit Venedig verglichen werden.~~Diese Lage hatte sie schon zu der Zeit, als die Spanischen Eroberer, der kühne Ferdinand Cortez und seine Waffengefährten, in den Besitz des Landes kamen. Auch die beiden kostbaren Wasserleitungen, welche der Stadt das nöthige Wasser zuführen, und eine ihrer Haupt-Merkwürdigkeiten sind, waren schon von den Mexicanern erbaut.~~Cortez fand unter den Staunen erregenden Gebäuden, Gärten und anderen Anlagen dieser Mexicanischen Stadt, deren Name damals Tonochtitlan war, über welche er seinem Monarchen, dem Kaiser Carl dem fünften, ausführlichen Bericht erstattete, auch schwimmende Gärten, auf Flössen angelegt, welche durch Rudern von Ort zu Ort bewegt wurden. Diese Gärten, berühmt unter dem Namen der Chiampas auf dem See Tezkuko, haben die Spanischen Herren des Landes bis auf den heutigen Tag zu erhalten gesucht.~~Die Umgebungen der Stadt sind ungemein reizend; sie selbst gehört zu den schöngebaueten Städten, und ist reich an Palästen und prachtvollen Kirchen. Die einzigen unverstümmelt und unverändert gebliebenen Ueberbleibsel Mexicanischer Baukunst sind eine Anzahl Pyramiden, deren grösste, Tonatjuh Itzaqual genannt, eine Basis von 643 Fuss Länge und eine Höhe von 171 Fuss hat.~~Die Kufpertafel (sic) stellt durch Fig. 1. die Stadt mit ihren Wasserleitungen und ihren Umgebungen von der einen Seite dar; durch Fig. 2. die Ansicht derselben vom Tezkuko-See mit den auf demselben befindlichen schwimmenden Gärten.~~
Ad99998 09 082aAd99998 09 082a.jpgDie auf dieser Tafel enthaltenen drei Figuren geben die Vorstellung von zwei der gewöhnlichsten Arten von Kriegsschiffen, und von einer dritten Art, welche bloss zu einem besonderen Zwecke in neuerer Zeit erfunden ward.~~Fig. 1. Eine Korvette.~~Die Korvetten, auch Schnauen genannt, führen 14 bis 20 Kanonen. Das, was man das Schiffsgebäude nennt, ist bei ihnen dem der Fregatten ähnlich; Sie unterscheiden sich aber von diesen wesentlich dadurch, dass sie nur zwei Masten haben. Die Zurüstung der Masten ist dieselbe, wie die der Fregatten-Masten; allein da der Besaan-Mast fehlt, so ist das Besan-Segel der Korvetten am grossen Mast angebracht, und statt der Besaans-Ruthe hat es eine Gaffel (Gabel.)~~Bei der hier abgebildeten Korvette wehen Flagge und Wimpel rückwärts, weil der Wind von vorn in die Segel fällt, oder, wie es in der Schiffer-Terminologie heisst, das Schiff hinter dem Winde segelt.~~Die Korvetten sind gewöhnlich etwas schlanker, als die hier abgebildete, denn gleich den Fregatten sind sie zum Schnellsegeln eingerichtet, und gebaut.~~Fig.2. Eine Brigantine, oder Brick, (Brigg.)~~Die Brigantinen oder Briggs werden weit mehr zum Handel, als zum Kriege gebraucht, indess gehören sie doch zu den Kriegsschiffen, und haben als solche 10 bis 20 Kanonen. Sie haben zwei stehende Masten und einen liegenden, oder Boogspriet, wie er in der Sprache des Seemanns heisst. Der Unterschied zwischen dem Gaffelsegel der Korvette und dem Gieksegel oder Briggsegel der Brigantine ist, dass letzteres einen Baum hat, das erstere aber nicht. Das Schiffsgebäude ist dem der Korvetten ziemlich gleich. Die Brigantinen haben nur Ein Verdeck, und sind gewöhnlich platt, dabei scharf gebaut und zum Kreuzen sehr geschickt. Die hier abgebildete segelt ebenfalls hinter dem Winde.~~Fig. 5. Ein Kanonenboot oder Plattschiff.~~Diese neue Art von Kriegsfahrzeugen ward zur Zeit der, von Frankreich projectirten, Landung in England erfunden, und bei der Einrichtung Alles auf diesen Zweck berechnet. Sie fassen nicht mehr, als 1, 2, 3, höchstens 4 Kanonen oder Mörser, und 50 bis 200 Mann. Es sind lange schmale Boote, welche, da sie nahe an das Ufer zu legen bestimmt sind, zwar einen Kiel, doch zugleich einen flachen Boden haben, welcher stark genug ist, um dem Stosse bei Abfeuerung des Geschützes desto besser widerstehen zu können. Etwas vor der Mitte steht ein Mast, an welchem ein Gaffelsegel a) und Stagfok b) aufgezogen werden kann. Diese Fahrzeuge haben einen sehr beschränkten Gebrauch, und können sich gegen Kriegsschiffe, von denen sie angegriffen werden, nicht vertheidigen.~~
Ad99998 09 083aAd99998 09 083a.jpgFig. 1. Der Maiba. (Tapirus indicus.)~~Bisher hatte man geglaubt, dass der, in unserm Bilderbuch Bd. I. No. 72. abgebildete, Tapir, ein nur ausschliesslich in America anzutreffendes Thier sey.~~Erst seit Kurzem hat man erfahren, dass sich in den Wäldern der Halbinsel Malacca und auf Sumatra auch ein Tapir finde, welchen wir neben stehend abgebildet sehen. Er gleicht in der Form ganz dem Amerikanischen, ist eben so gross wie er, nämlich über drei Fuss hoch, aber von anderer Farbe. Der Körper ist nämlich der ganzen vorderen Hälfte nach schwarz, nur die Ränder der Ohren weiss, auch die Hinterfüsse sind schwarz, und nur die hintere Hälfte des Körpers ist weiss. Die Zeichnung ist nach einem, in Calcutta befindlich lebenden Thiere gemacht, was sehr zahm und zuthätig ist.~~Fig. 2. Der Patira oder das Nabelschwein mit dem Halsbande. (Dicotyles torquatus.)~~Zu dem früher, im Bilderbuche abgebildeten Nabelschwein (B. B. II. Bd. No. 36.) kommt hier nach neueren Entdeckungen noch eine zweite Art hinzu, welche man das Nabelschwein mit dem Halsbande genannt hat. Der Patira ist auch in Südamerika zu Hause, nicht völlig drei Fuss lang und nicht über fünfzig Pfund schwer. Die Farbe ist schwarz und weiss gemischt, aber ganz ausgezeichnet ist das weisse zollbreite Halsband, welches sich von dem Vordertheil des Rückens über die Seite des Halses, gegen die Kehle erstreckt. Die auf dem Hintertheil des Rückens befindliche Drüse, der sogenannte zweite Nabel, sondert eine, nach Knoblauch riechende Flüssigkeit ab. Die Patira's leben in kleinen Heerden zusammen. Sie werden wegen ihres zarten, wohlschmekenden Fleisches für das besste Wildprett in Südamerica gehalten.~~
Ad99998 09 084aAd99998 09 084a.jpgFig. 1. Die Salangan-Schwalbe. (Hirundo Salangana.)~~Wer hat wohl nicht von den Indianischen Vogelnestern, als Lieblingsgericht für Leckermäuler, gehört. Diese Nester werden von einer vier Zoll langen Art Schwalbe gebauet, welche Salangan-Schwalbe heisst, und wie die Abbildung zeigt, oben grünlich schwarz und unten grauweiss von Farbe ist, schwarzbraune Füsse und schwarze Augen und Schnabel hat, und sich auf den Sunda-Inseln und im Indischen Archipelagus findet. - Die Nester, wie eine halbe Citrone gross, sind frisch weisslich, wenn sie alt sind schwärzlich, und sind aus Fischlaich, gallertartigern Seethieren und Seepflanzen zusammengeklebt, und so gesucht, dass ein Pfund derselben mit 30 bis 36 Thalern bezahlt wird.~~Fig. 2. Die grosse Nacht-Schwalbe. (Caprimulgus grandis.)~~Bereits im fünften Bande unseres Bilderbuches ist eine Nachtschwalbe (der Geissmelker mit dem Gabelschwanze) abgebildet. Die hier abgebildete Art ist die allergrösste, die man von diesen wunderlich aussehenden Vögeln kennt, und die in Brasilien zu Hause ist. Das Gefieder ist eine Mischung von Braun, Schwarz, Gelb und Weiss. Es ist ein Nachtvogel, der unter Tags schläft oder ruhig sitzt, und des Abends mit offenem Schnabel auf Insectenjagd herumfliegt.~~
Ad99998 09 085aAd99998 09 085a.jpgFig. 1. Die Leder Schildkröte. (Chelonia coriacea.)~~Diess ist eine der sonderbarsten See-Schildkröten, die es giebt. Ihr Rückenschild ist mit ausgehöhlten Längenfurchen versehen, hinten in eine weit hinausstehende Spitze verlängert, und statt die Schuppenblätter wie Sie anderen Schildkröten sie haben, mit einem bräunlichen Leder überzogen, wovon auch der übrige Körper bedeckt ist. Sie findet sich im Mittelländischen Meere und wird 6-7 Fuss lang.~~Fig. 2. Die Cauana Schildkröte. (Chelonia caouana.)~~Eine nicht sehr häufige Schildkröte des Mittelländischen Meeres, die bis auf 3-400 Pfund schwer wird. Das Rückenschild ist röthlich, schwarz und mit 15 grossen Schuppenblättern bedeckt. Der Kopf ist gross und der Ober-Kiefer ragt wie ein Papageyschnabel hervor. Die Vorderfüsse sind lang und sichelförmig, und haben zwei abgesonderte Nägel. Das Fleisch dieser Schildkröte ist ölig, ranzig und starkriechend, daher als Speise nicht gesucht. Das stinkende Öl aber, was sie giebt, gebraucht man zu mehreren Zwecken.~~Fig. 3. Die gestreifte See-Schildkröte. (Chelonia virgata.)~~Das rundliche ovale Rückenschild ist braun mit gelb, bunt, mit 13 Schuppenblättern bedeckt. Das Bauchschild ist gelb. Diese Schildkröte ist in heissen Meeren gefunden worden, wir sehen sie auf unserer Tafel erst von oben und von der Seite, in der Fig. 3. b aber auch von unten.~~Fig. 4. Die Lacepedische See-Schildkröte. (Chelonia cepedana.)~~Es ist diess eine nur wenig bekannte Art, welche zu Ehren des Naturforschers, Grafen Lacepede, benannt ist. Sie hat ein Rückenschild mit 13 Schuppenblättern von röthlich brauner Farbe. Die Bauchseite ist gelb und mit 14 Schuppenblättern bedeckt. An den vordern Füssen bemerkt man nur einen abgesonderten Nagel.~~
Ad99998 09 086aAd99998 09 086a.jpgFig. 1. Kirby's Fächerflügel. (Stylops Kirbii.)~~Unter den auf dieser Tafel abgebildeten Fliegen, oder zweiflügelichten Insecten zeichnet sich Fig. 1. durch sein sonderbares Ansehen aus. Die Flügel sind gross, häutig, und der Länge nach zusammenlegbar, von gelblich weisser Farbe. Der Körper des Insects ist schwarz, mit rothbraunem Hinterleibsende, und zeichnet sich. besonders durch gespaltene Fühlhörner und grosse, auf einem Stiele sitzende Augen aus. - Vaterland America.~~Fig. 2. Die Schnepfen-Rhagie. (Rhagio scolopacea.)~~Eine etwas über 1/2 Zoll lange Fliege, mit gelbem, schwarzgezeichneten Körper, gelben Füssen, braungefleckten Flügeln, grünen Augen und braunen Fühlhörnern. Diels Insect findet sich in ganz Europa.~~Fig. 3. Der langgestreckte Mydas. (Mydas filatus.)~~Eine sehr grosse Fliege, mit langen Fühlhörnern, schwarzbraunem Körper, an welchem nur der zweite Ring des Unterleibes durchsichtig gelblich ist, und mit bräunlichen Flügeln. Vaterland Südamerica.~~Fig. 4. Die gemeine Kreuzfliege. (Bibio plebeja.)~~Eine 1/2 Zoll lange Fliege, mit breitem Kopf und kegelförmig, gegen den Hintertheil zu gespitztem Körper, von gelber Farbe. Die Flügel sind durchsichtig, haben aber einen kupferfarbenen Schimmer. Findet sich in ganz Europa.~~Fig. 5. Die Ochsenbreme. (Tabanus bovinus.)~~Diese, im Sommer sehr häufige, das Rindvieh umsummende Breme, hat einen schwärzlichen Körper mit gelben Streifen, die an dem Bruststück der Länge nach, am Hinterleibe ringartig, laufen. Es zeichnen sich diese Bremen besonders durch ihre grossen grünen Augen aus.~~Fig. 6. Die kleinköpfige Cyrte. (Cyrtus acephalus.)~~Der Kopf dieser kleinen Fliege ist so klein, dass er fast ganz aus den Augen zu bestehen scheint. Das Bruststück ist schwarz, der Hinterleib braun, mit citrongelbgeränderten Ringen; Flügel bräunlich gelb.~~Fig. 7. Die dreilinige Stiletfliege. (Hypoleo trilineata.)~~Diese kleine Fliege hat auf dem Bruststück gelbe Längenstreifen, auf dem Hinterleib rothgelbe Queerstreifen. Man findet sie in sumpfigen Gegenden.~~Fig. 8. Die grosse Waffenfliege. (Stratiomys chamaeleo.)~~Das Bruststück dieser 1/2 Zoll langen Fliege ist braun, mit feinen gelblichen Haaren bedeckt, der Hinterleib schwarzbraun, an der Seite mit gelben Flecken. Der Kopf gelb, mit graubraunen Augen. Findet sich auf Blumen.~~Fig. 9. Die russige Platthornfliege. (Nemotelus uliginosus.)~~Diese Fliege ist nur 2 Linien lang, schwarz von Farbe, nur der Hinterleib ist oben gelblich-weiss und die Augen braun. Fügel durchsichtig, Kupferfarbe. Lebt auf Blumen.~~Fig. 10. Die Mohrenfliege. (Anthrax morio.)~~Diese 1/2 Zoll lange Fliege ist schwarz behaart. Die Flügel sind braun, aber gegen die hintere Spitze weiss durchsichtig.~~Fig. 11. Die Stielhornfliege. (Ceria clavicornis.)~~Die Stielhorn-Fliege hat die Fühlhörner an ihrer Basis verwachsen, so dass es aussieht, als wenn beide auf einem Stiele sässen. Der Kopf ist breit, mit grossen Augen. Der Körper schwarz, nur der Unterleib mit drei gelben Ringen. Leben auf Blumen.~~
Ad99998 09 087aAd99998 09 087a.jpgDie Sophienkirche zu Constantinopel, die älteste aller noch vorhandenen christlichen Kirchen, ward im J. 532 vom Kaiser Justinian erbauet, auf derselben Stelle wo eine, schon von Constantin dem Grossen der heil. Sophia gewidmete, Basilika gestanden hatte. Im wesentlichen seiner Form, ist das Gebäude bis auf den heutigen Tag unverändert geblieben, obgleich schon im Jahr 880 unter Kaiser Basilius dem Ersten sehr bedeutende Reparaturen an ihm vorgenommen werden mussten, und seit seiner Verwandelung aus einer christlichen Kirche in eine Türkische Moskee, welche im fünfzehnten Jahrhundert, als Sultan Mohamed der Zweite, mit seinem Heere Constantinopel einnahm, erfolgte, unaufhörliche Veränderungen erlitten hat, und vorzüglich Minarets und andere Zierden der Türkischen Moskeen, an sie angebauet worden sind.~~Ihre Gestalt ist ziemlich genau, die Figur eines Griechischen Kreuzes. Der Hauptplan, nach welchem sie erbauet ist, verdient Bewunderung. Ungleich weniger den guten Geschmack befriedigend, ist manches in der Ausführung und das, was im genannten gothischen Geschmack und später durch Türkische Veränderungen hinzugekommen ist. Es sind jetzt noch zwei Haupteingänge vorhanden, deren einer, jetzt ausschliessend zum Gebrauche des Grossherrn, der andere dem Publikum offen ist. Das Innere zeichnet sich durch zahlreiche, 40 Fuss hohe Säulen von Granit und Porphyr aus. Das Bewundrungswürdigste aber ist die Kuppel, welche etwa 120 Fuss im Durchmesser hat, und eine der schönsten in der Welt ist. Die Kirche ist durch die Türken mit vielen Anbauen und mit vier Minarets umgeben, auf welchen, wie auf der Kuppel der halbe Mond prangt.~~
Ad99998 09 088aAd99998 09 088a.jpgFig. 1. Der borstige Echidna. (Echidna setosus.)~~Wir haben auf Taf. 12. Band V. unseres Bilderbuchs bereits das sonderbare Thier abgebildet, welches auf Neu-Holland gefunden, mit dem Namen stachlichter Ameisenfresser oder Echidna belegt war. Fig. 1. der gegenwärtigen Tafel sehen wir eine andere Art derselben Gattung, welche in van Diemensland einheimisch, die Stacheln mit langen seidenartigen Haaren verdeckt und unter dem Bauche Borsten hat. Die Stacheln sind weiss von Farbe, mit braunen Spitzen, die Haare, welche die Farbe des Thiers bestimmen, braun. Die Lebensweise des Thiers ist unbekannt, doch scheint die Beschaffenheit der Klauen darauf hinzuweisen, dass das Thier, wie ein Maulwurf, in die Erde graben kann.~~Fig. 2. Der schwarze Ameisenfresser. (Myrmecophaga nigra.)~~Dieser Ameisenfresser kommt ganz mit den in unserem Bilderbuche bereits abgebildeten Ameisenfressern, vorzüglich mit dem Tamandua überein, nur unterscheidet er sich durch seine ganz schwarze Farbe und die längeren Nägel. Vaterland ist Brasilien.~~
Ad99998 09 089aAd99998 09 089a.jpgFig. 1. Der geschmückte Coracina. (Coracina cephaloptera.)~~Dieser Vogel, welcher mit unseren Raben am meisten Aehnlichkeit hat, ist schwarz von Gefieder, mit blauem metallischen Glanze, auf dem Kopfe hat er einen ausserordentlich schönen blauen, sich nach allen Seiten ausbreitenden und herabfallenden Federbusch, und den Kropf ebenfalls mit ziemlich langen schönen blauen Federn besetzt. Der Vogel ist in Brasilien zu Hause, seine Lebensart ist nicht bekannt.~~Fig. 2. Der Kahlkopf-Choucas. (Corvus calvus.)~~Dieser in Cayenne einheimische Vogel, von der Grösse einer Krähe, von Spaniolgelbbraunem Gefieder, zeichnet sich besonders dadurch aus, dass ein grosser Theil des Kopfes nackt, federlos und von schwarzbrauner Farbe ist.~~Fig. 3. Der violette Choucari. (Grauculus violaceus.)~~Der, den Würgern etwas nahekommende violette Choucari ist in Neu-Holland zu Hause. Das Männchen hat ein bräunlich blaues, violettes glänzendes Gefieder, die Schnabelspitze und Füsse sind gelb.~~Fig. 4. Die Würger-Schwalbe mit weissem Streif. (Ocypterus lineatus.)~~Ebenfalls ein in Neu-Holland vorkommender Vogel. Das Gefieder bräunlich und aschgrau, die Flügel grünlich-schwarz, mit weissen Streifen. Schnabel blau und Füsse schwarz. Sie fliegen und nähren sich von Insecten, wie die Schwalbe.~~Fig. 5. Der Geoffroy. (Lanius plumatus.)~~Ein wunderlich aussehender Vogel vom Senegal in Afrika. Die Farbe des Kopfes, Halses und Leibes ist weiss, der Rücken schwarz und eben so die Flügel, mit einem weissen Streif. Die gelblichen Augen sind mit zackenartig gestellten Federn eingefasst, die ein ganz besonderes Ansehen geben. Füsse gelb, Schnabel schwärzlich. Der Vogel nährt sich von Insecten und Würmern.~~
Ad99998 09 090aAd99998 09 090a.jpgFig. 1. Die Spillbaum-Motte. (Tinea evonumella.)~~Diese Motte hat (Fig. 1.) weisse Oberflügel mit schwarzen Puncten und (Fig. 1a) braune Unterflügel, die Raupe ist (Fig. 1b) gelb, mit schwarzen Puncten und glatt, in Gesellschaften von mehreren Hunderten hängen sie sich, in spindelförmigen Gespinnsten dicht neben einander auf (Fig. 1c), worin sie sich in Puppen (Fig. 1d) verwandeln, aus welchen dann die Motte hervorkommt. Sie findet sich in allen Theilen von Europa.~~Fig. 2. Der Obstwickler. (Pyralis pomona.)~~Diese Motte (Fig. 2.) hat aschgraue Oberflügel mit einigen Goldflecken und braune, gelbgestreifte Unterflügel (Fig. 2a). Die Weibchen legen die Eier auf die Aepfel, wenn diese noch ganz zart, und ehe noch die Blumenblätter abgefallen sind, so dass die aus dem Ei kommende kleine Raupe leicht in den Apfel dringen kann. Diese Raupe, von rother Farbe (Fig. 2b und c) lebt und ernährt sich im Innern der Aepfel, bohrt sich zuletzt nach aussen durch, bereitet sich ein Gehäuse unter, der Baumrinde, wo sie sich verpuppt (Fig. 2d) und endlich auskriecht.~~Fig. 3. Der fünffingrige Federträger. (Pterophorus pentadactylus)~~Diese Motte (Fig. 3.), deren obere Flügel zwei, die unteren Flügel drei Abtheilungen haben, ist weiss von Farbe. Aus den von ihr gelegten Eiern kommen haarige Raupen, (Fig. 3a), welche als Puppe (Fig. 3b) sich an einen Faden aufhängt, bis das Insect daraus hervorkriecht, welches, besonders gegen Abend, vorzüglich um Nesseln herum anzutreffen ist.~~Fig. 4. Der fächerförmige Federträger. (Pterophorus hexadaetylus.~~Diess ist einer der allersonderbarsten Nachtschmetterlinge, wo die Flügel so gerspalten sind, dass es aussieht, als wären sie aus einzelnen Federn gebildet. Fig. 4. zeigt ihn in natürlicher Grösse (Fig. 4a) vergrößert, wo man die einzelnen Abtheilungen und die Haare, womit sie besetzt sind, sowie die grauen und braunen Queerstreifen sehen kann. Die Raupe lebt in und auf Blumen, und nach ihrer Verpuppung erscheint im Julius und August das Insect.~~
Ad99998 09 091aAd99998 09 091a.jpgDie Ansicht von Jerusalem, welche wir auf unserer Tafel vor uns haben, ist von der Mitte der Anhöhe des Oelberges, Djebel Tor, im Thale Josaphat, jenseits des Baches Kedron genommen. Graf Forbin wählte gerade diese Stelle aus, weil man von da die Umgegend von Jerusalem und die umgebenden Monumente am besten übersehen könnte. Die Tradition sagt, dass es dieser Fleck gewesen sey, an welchem Jesus über das Unglück Jerusalems geweint habe.~~Jerusalem hat etwa 4,500 Schritt im Umfange, und ist mit einer hohen, in gewissen Entfernungen mit viereckigen Thürmen versehenen Mauer umgeben, in welcher nach allen Weltgegenden sich Thore finden. Jetzt enthält die Stadt etwa noch 20,000 Einwohner, Araber, Türken, Juden und Armenier und etwa 200 Christenfamilien finden sich darunter. Sie würde aber leicht sechsmal so viel Einwohner enthalten, da ganze Strassen ohne Bewohner und geräumige Häuser, Kirchen und Klöster verlassen sind.~~
Ad99998 09 092aAd99998 09 092a.jpgDiese London-Docks sind ein grosses, durch Schleusen mit der Themse verbundenes Wasserbecken, 1,262 Fuss lang, 699 Fuss breit und 27 Fuss tief, von grossen Waarenhäusern umgeben, und mit diesen von einer Mauer umschlossen.~~In diese Docks kommen durch den Schleusen-Canal die Kauffartheischiffe, und erhalten daselbst ihre Ladung, welche sie nach andern Handelsplätzen und nach andern Welttheilen bringen, oder laden daselbst ab, was sie von aussen gehohlt haben. In den Waarenhäusern und Kellern liegen die Waaren bis ihre Eigenthümer, die dafür eine Lagermiethe bezahlen, sie verkauft oder anderweitig disponirt haben, worauf dann die Zollbeamten, unter deren Aufsicht die Docks stehen, den Zoll erheben. Diese Docks liegen am östlichen Ende von London. Von welchem Umfange der Verkehr daselbst ist, kann man schon. daraus abnehmen, dass der an dem Ende der Docks gelegene Weinkeller 650 Fuss lang und 450 Fuss breit ist, und gewöhnlich 7000 grosse Fässer Wein enthält. Die auf dies Docks verwendeten Bau- und Einrichtungskosten sind von einer Gesellschaft Kaufleuten zusammengebracht und sollen über 7 Millionen Thaler betragen, welche sich übrigens gut verzinsen.~~
Ad99998 09 093aAd99998 09 093a.jpgDie an der Nordwestseite von Schottland gelegenen Inseln, die man die Western Islands nennt, sind sehr reich an merkwürdigen Bildungen der Felsen und des ganzen Bodens. Eine der allerseltensten Erscheinungen aber ist der hier abgebildete halbe Bogen von einer unter dem Namen Gneiss bekannten Steinart, welche sich auf der Insel Lewis findet, von Erde gar nicht weiter bedeckt ist, sondern ganz isolirt steht und vierzig Fuss hoch ist.~~
Ad99998 09 094aAd99998 09 094a.jpgIm Jahre 1818 sah der Capitän Ross, auf seiner Reise zur Entdeckung einer nordwestlichen Durchfahrt nach America, hoch in der Baffinsbai, die Klippen des Ufers, eine weite Strecke entlang, mit karmoisin rothgefärbtem Schnee bedeckt, welcher, wie sich aus nebenstehender Abbildung ergiebt, einen gar sonderbaren Anblick gewährte. Man wusste nicht, was man daraus machen sollte, nahm von der färbenden Materie etwas mit, und fand durch Untersuchung mit guten Mikroskopen, dass die rothen Körperchen, von denen der Schnee durchdrungen gewesen, kleine Schwämmchen, Champignons, waren, die auf dem Schnee wachsen, von denen ein ausgewachsenes Stück, nur den sechzehnhundertsten Theil eines Zolles im Durchmesser hielt, und dem man den Namen Uredo nivalis gegeben hat.~~