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Ad00341 05 072aDie Riesenmässige Fourcroya. (Fourcroya gigantea.)~~Dieses wegen ihres herrlichen Blütenstängels merkwürdige Pflanze ist eigentlich auf den Inseln Curassao und St. Domingo einheimisch, aber von da seit beinahe hundert Jahren in die europäischen Gewächshäuser verpflanzt worden, wo sie aber erst zwei Mal geblüht hat, ein Mal zu Schönbrunn bei Wien, das zweite Mal 1793 zu Paris. - Da man in neuern Zeiten in Frankreich gefunden hat, dass sie ein eigenes Pflanzen-Geschlecht bildet, so hat man ihr den Namen des berühmten Chemikers, des Staatsrats Fourcroy, gegeben.~~Dieses Gewächs sehen wir hier unterhalb der Blätterkrone abgeschnitten. Der Stamm wird 2 Fuss hoch, und ist 2 Fuss dick; die dicken steifen Blätter sind 5 Fuss lang. Aus der Mitte des Stammes schiesst der 20 bis 30 Fuss hohe prächtige Blütenstängel empor, welcher glatt und hellgrün ist. An ihm sitzen die glockenförmig gebauten und herabwärts hängenden Blüten, wie wir einige bei (A) in ihrer natürlichen Grösse abgebildet sehen. So herrlich dieser riesenhafte Blütenstängel auch für das Auge ist, so ist doch der Geruch nichts weniger als angenehm.~~114Ad00341 05 072a.jpg
Ad00341 05 073aDie Aloe von Soccotora. (Aloe Soccotrina.)~~Auf der, an der Ostküste von Afrika, östlich von der Meerenge Babelmandeb liegenden Insel Soccotora findet sich die hier abgebildete Aloe, welche, so wie die gemeine Aloe (Bilderbuch Bd. III. No. 24.), wegen ihrer Arzneikräfte bekannt ist. Von der Wurzel erhebt sich der anderthalb Fuss hohe Stamm, auf dessen oberstem Ende die dicken Blätter sitzen, welche gezahnt sind und sich in eine Dornspitze endigen. Der ein bis anderthalb Fuss lange Blumenschaft treibt aus der Mitte dieser Blätter hervor, und trägt eine Blumenkrone von rothen Blüten, welche theils horizontal stehen, theils abwärts hängen. Die aus den Blüten entstehenden Saamenkapseln enthalten Saamen, der aber ausser dem Vaterlande dieser Aloe nicht reift; deswegen wird sie in den europäischen Gewächshäusern durch Sprossen vermehrt.~~Durch Einschnitte in die Blätter dieser Pflanze erhält man einen Saft von dunkelgelbrother Farbe, welcher sich zu einem Harz verdichtet, und als Arzneimittel, sonst aber häufiger, als jetzt, gebraucht wurde.~~115Ad00341 05 073a.jpg
Ad00341 05 074aWir haben im Ersten Bande Taf. 62. unseres Bilderbuchs bereits die Polypen kennen gelernt. Es sind Geschöpfe, die auf der untersten Stufe des Thierreichs stehen, und ihrer pflanzenähnlichen Gestalt wegen, zu den Zoophyten oder Pflanzenthieren gerechnet werden. - Auf dieser Tafel lernen wir vergrössert die becherförrmigen oder Blumen-Polypen kennen. - Der becherförmige Hauptkörper (Fig. 8 vielmals vergrössert,) hat oben eine Erhöhung (n.), welche der Schlund ist, zu dem der Polyp, mittelst der Fressspitzen (o.o.), seine Nahrung, welche in Würmern und kleinen Thierchen besteht, bringt. Der Körper sitzt an einem langen Stiele (Fig. 8. p. 9.), den der Polyp entweder ausstreckt, um sich an andere Gegenstände anzusetzen, oder schlangenförmig zusammenzieht (Fig. 9.), wenn er damit schwimmen will. - Diese hier beschriebene Polypen-Art ist, mit blossen Augen angesehen, so klein, dass sie um den fremden Körper, woran sie haufenweise sitzen, nur wie Punkte erscheinen (Fig. I. 4. 6.); durch das Mikroskop bemerken wir aber, dass es gestaltete Körper sind, die fast wie Mohnköpfe aussehend, mannichfaltige Gruppen bilden. Bei Fig. 2. und 3. sitzen sie an einer Wasserlinse (a. b. Lemna) fest, und zwar dient bei Fig. 3. der lange Stiel eines ältern Polypen als Vereinigungspunkt. In Fig. 5. schliessen sich unsere Körperchen an den todten Körper eines gelben Arm-Polypen (d.d.d.) an. - Auf die zierlichste Weise umgeben sie bei Fig. 7. eine kleine Schnecke, wo wir bei i.i. die gewundenen, und bei h.h. die geradausstehenden Stiele gleichfalls genau bemerken können.~~115Ad00341 05 074a.jpg
Ad00341 05 075aDie gehörnte Kröte. (Rana cornuta.)~~Bisher hatten wir von diesem sonderbaren Thiere nur höchst unvollkommene Abbildungen, die nach verbleichten, in Weingeist aufbewahrten Exemplaren gefertigt worden waren, (S. Bilderbuch Th. III. No. 39.) Doch durch die neueste Russische Entdeckungsreise, erhielt man von dem berühmten teutschen Naturforscher, Herrn Hofrath Tilesius die erste genaue, nach dem Leben entworfene Abbildung der gehörnten Kröte, wie wir sie hier sehen. Sie finden sich in mehreren Theilen von Südamerika, unter andern auch in Brasilien und auf der Insel S. Catharina, jedoch nicht sehr häufig. Obgleich der plumpe Körper und das breite grosse Maul, womit sie Insekten fängt, ihr ein hässliches Ansehen geben, so ist dennoch das Farbenspiel der Haut sehr schön. Auf dem gelblich braunen, mit spitzigen Warzen bedeckten Körper sitzen violblaue, weiss geränderte Zeichnungen; am Vorder- und Hinterkopfe, so wie an den Hinterfüssen bemerkt man glatte Stellen vom schönsten Grün. Ueber den Augen erheben sich die rothgelben kegelförmigen Augenlieder, welche flüchtig angesehen mit kleinen Hörnern verglichen wurden, und wovon diese Kröte ihren Namen erhielt. Merkwürdig ist auch ihre Grösse, denn bei A ist sie um die Hälfte verkleinert abgebildet. B zeigt uns den Kopf in natürlicher Grösse. Herr Tilesius fand, dass das Gewicht der gehörnten Kröte 4 Pfund beträgt; von den Brasilianern wird sie Aran-Tango, oder die offene Tonne genannt.~~115Ad00341 05 075a.jpg
Ad00341 05 076aFig. 1. Ein Moraitischer Schäfer.~~Wir sehen hier einen von den nomadischen Schäfern auf der griechischen Halbinsel Morea, der bei seiner Heerde auf einer Hirtenpfeife blässt. Es ist ein Gebirgshirte in seinem einfachen Gewande von Schaffellen, mit der rothen Mütze auf dem Kopfe und den Sandalen an den Füssen. In der Tiefe erblicken wir die Schafherde im Pferche mit den hohen Gerüsten, die den Hirten im Sommer zur Wohnung dienen. Im Winter, oder auch sonst in kühlen Nächten ziehen sich diese Hirten mit ihren. Heerden in Berghöhlen zurück, wo auch die gewöhnliche Wohnung ihrer Familie ist. Die Lebensart dieser Hirten ist sehr einfach, ja wirklich armselig; doch sind sie dabei unabhängig.~~Fig. 2. Der Neugriechische Bänkelsänger.~~Hier stellt uns die Kupfertafel einen neugriechischen Bänkelsänger dar, der in seinem gewöhnlichen Kostüm, bei einem Springbrunnen von türkischer Bauart in einem Lustwäldchen, einigen Moraiten von verschiedenen Ständen, und folglich auch von verschiedener Kleidungsart - wir erblicken auch einen Hirten darunter - unter Begleitung seines Instruments, das einer langhalsigen Mandoline ähnlich ist, mancherlei Arien vorsingt. Diese Bänkelsänger ziehen im Lande umher, und sind zugleich Dichter, Sänger, Musiker und Mährchenerzähler zur Belustigung des Publikums.~~115Ad00341 05 076a.jpg
Ad00341 05 077aEs ist Sitte in Russland, dass bei feierlichen Gelegenheiten, z.B. bei Friedensschlüssen, Krönungen, Vermählungen, der kaiserliche Hof dem Volke von Petersburg ein Fest giebt. Ein solches hatte auch bei dem Friedensschlusse mit Schweden im Jahre 1790 Statt, welches wir hier abgebildet sehen. Vor dem kaiserlichen Winter-Palais waren, in Form von Pyramiden, zwei 20 Ellen hohe Gerüste (Fig. 1) erbauet, deren ringsherumlaufende Stufen mit Speisen und Backwerk aller Art besetzt waren. Oben auf jeder stand ein ganzer gebratener Ochse, wovon der eine vergoldete, der andere versilberte Hörner hatte. Die ganzen Pyramiden waren mit rosafarbigem Taft überzogen, und nur die Hörner, auf deren Erlangung Preise gesetzt waren, schaueten hervor. Auf ein, durch einen Kanonenschuss gegebenes Zeichen strömte das Volk herzu; stückweise eroberte man den Taft, die Speisen flogen nach allen Seiten zu, und eine Schaar muthiger Ruderknechte erbeutete die goldenen Hörner, und dadurch einen Preis von 100 Rubeln. - Als die Pyramiden geleert waren, fiengen nicht weit davon Fontainen von rothem und weissem Wein an zu springen. (Fig. 2.) In grossen Haufen strömte nun das Volk dahin und in Hüten wurde das köstliche Getränke aufgefangen, und den Nachbarn weiter gereicht. Einige gemeine Russen kletterten sogar auf den Springbrunnen selbst, um den ganzen Weinstrahl aufzufangen; doch eine wohl angebrachte Spritze kühlte den zu kühnen Trinker ab, und wies ihn in seine Schranken zurück.~~115Ad00341 05 077a.jpg
Ad00341 05 078aNeun Stunden nordwestlich von Barcellona liegt in der spanischen Provinz Catalonien der merkwürdige Montserrat (d.h. der Zackenberg, oder gesägte Berg) deswegen so genannt, weil er aus lauter neben einander stehenden Felsenspitzen und Klüften besteht, zwischen denen sich kleine Ebenen befinden. Berühmt ist dieser Berg auch als Wallfahrtsort; denn auf ihm vertheilt liegt ein Benedictiner-Kloster und zwölf einzelne Einsiedeleien, die zum Theil sehr romantisch zwischen einzelnen Felsenklüften gebauet sind. In allem leben auf dem Montserrat vertheilt gegen drittehalb hundert Menschen, theils Mönche, theils Laienbrüder und Aufwärter. Das grosse reiche Benedictiner-Kloster, in dessen Kirche sich auch ein wunderthätiges Bild der Mutter Gottes befindet, liegt, wie wir hier sehen, auf der der mittlern grossen Ebene des Bergs, in einer Vertiefung, hinter der sich schroffe Felsen erheben. Zwischen diesen gelangt man auf Fusspfaden zu den, auf höhern Felsenspitzen zerstreut liegenden, dreizehn Einsiedeleien. Jede besteht aus einigen Zimmern, einer kleinen Kapelle und Garten.- Die hier wohnenden Einsiedler sind keine Geistlichen, sondern Laienbrüder, welche der Welt entsagt haben, und hier entfernt von dem Geräusche der Welt, einen strengen einsamen Lebenswandel führen. Nur an gewissen festlichen Tagen des Jahres kommen sie in das Benedictiner-Kloster herab.~~116Ad00341 05 078a.jpg
Ad00341 05 079aIn verschiedenen Gegenden von Italien und Griechenland findet man noch heutigen Tages Ueberbleibsel von altem Mauerwerke, dessen sonderbare Bauart anzeigt, dass es aus dem höchsten Alterthume herstamme. Denn seit undenklichen Zeiten baut man nicht mehr auf diese Art. Es sind nämlich Mauerwerke von ungeheueren Felsenstücken, die nicht nach heutiger Art viereckig behauen, sondern so vieleckig als sie aus dem Bruche kamen, künstlich, doch ohne Kitt oder Mörtel zusammengefügt und auf einander geschichtet sind. Da diese Arbeiten schon in den urältesten Zeiten, wo die Menschen noch sehr wenig mit den mechanischen Künsten bekannt waren, zu Stande gebracht worden sind, und doch einen ungeheuern Aufwand von Kraft erfordert haben müssen, so gerieth man auf den Gedanken, sie gewaltigen Riesen der Urzeit zuzuschreiben, und schon die Alten nannten sie daher Cyclopen-Mauern. - Die Cyclopen sind nämlich die Riesen der fabelhaften Vorwelt.~~Ein solches Gemäuer stellt die beiliegende Kupfertafel vor. Es sind die stolzen Ueberreste einer uralten Festung, vermuthlich der von der alten Stadt Epidaurus-Limera, die man noch jetzt im Hintergrunde der Rhede von Malvasia auf der Halbinsel Morea findet. - Ein schönes Denkmal menschlicher Kunst!~~116Ad00341 05 079a.jpg
Ad00341 05 080aFig.1. Der Tanz der Derwische.~~Derwische sind mahomedanische Bettelmönche, die theils in Klöstern wohnen, theils im Oriente, vorzüglich in der Türkei und Persien, im Lande umher ziehen, ihren Glauben predigen und allerlei abergläubische Possen und Gaukeleien treiben, womit sie das Volk bethören. Zu ihren besondern Gebräuchen gehört auch der, das sie sich jeden Dienstag und Freitag Abends in einer Moschee (mahomedanischem Tempel) versammeln, wo sie, in Gegenwart anderer Andächtigen ihren Gottesdienst feiern, und dann eine Art von Tanz halten, der jedoch blos in einem schnellen Umdrehen besteht, wobei Einer nach dem Andern in eine Art von Ohnmacht fällt, aus welcher er durch ein Paar Worte, die ihm der Iman oder Oberpriester ins Ohr sagt, sogleich wieder erweckt wird.~~Eine solche Scene ist auf unserer Kupfertafel dargestellt, so wie sie in der Haupt-Moschee zu Baktschi-Saraj in Taurien aufgeführt wird.~~Fig. 2. Possenreisser in der Krimm.~~Wir sehen hier einen Possenreisser, einen Juden aus Constantinopel abgebildet, der hier zur Belustigung einiger vornehmen Herren in der Krimm, die seine Zuschauer sind, seine Possenspiele unter dem Schalle einer schnarrenden Zigeunermusik treibt. Er hat nach vollbrachtem Tanze, aus seinen Kleidern eine Docke gebildet, die er am linken Arme an einem Stocke sich befestigt hat, und mit welcher er tolles Zeug spricht, das die stumme Docke zum grössten Vergnügen der Zuschauer immer nur mit Schlägen beantwortet.~~116Ad00341 05 080a.jpg
Ad00341 05 081aAusserordentlich grosse Menschen nennt man Riesen, so wie ungewöhnlich kleine mit dem Namen Zwerge belegt werden. - Beides sind eigentlich Ausnahmen von der gewöhnlichen Menschen-Grösse, denn ob gleich gegen Norden kleinere Menschen Geschlechter, so wie in Süd-Amerika den grossen Stamm der Patagonier giebt, so kann man doch nicht eigentlich sagen, dass man ganze Nationen von Riesen oder Zwerge auf dem Erdball finde.~~Ungewöhnlich grosse Menschen oder Riesen lassen sich der Seltenheit wegen öfters für Geld sehen, wie wir wissen. Auch aus in Amerika ist dieses der Gebrauch, und wir sehen hier einen Peruanischen Riesen, der im Jahre 1792 aus der Stadt lka nach Lima, der Hauptstadt von Peru gebracht wurde, um sich zu zeigen. Sein Name war Basilio Huaylas; in einem Alter von 24 Jahren mass er über sieben Fuss. Die Glieder des Körpers waren unverhältnissmässig dick und plump, vorzüglich die des obern Theiles. - Gewöhnlich erschien Huaylas in der sonderbaren Kleidung, wie wir ihn hier abgebildet sehen. Zur Vergleichung steht ein Mann von gewöhnlicher Statur neben ihm, wodurch seine riesenmässige Figur noch auffallender sich heraushebt.~~116Ad00341 05 081a.jpg
Ad00341 05 082aDer jetzt regierende Kaiser von Oesterreich, Se. Maj. Franz I. beschloss dem Andenken seines grossen Oheims, Joseph II., der sich durch Aufklärung und Verbreitung nützlicher Kenntnisse um seine Nation so hoch verdient machte, ein prächtiges Denkmal setzen zu lassen. Dieses sollte nach dem kaiserlichen Willen aus einer colossalen Statue Joseph II. zu Pferde von Bronze bestehen, und auf einem Piedestal von Granit ruhend, den Josephs-Platz vor der kaiserlichen Burg in Wien zieren. Der berühmte Bildhauer Herr Zauner in Wien erhielt den Auftrag dazu, und nach einer Arbeit von 11 Jahren wurde das Ganze auf das vollkommenste beendigt, wie wir es hier abgebildet sehen, und am 24ten November 1807 auf dem Josephs-Platze in Gegenwart der kaiserlichen Familie feierlich eingeweihet. - Kaiser Joseph sitzt im Römischen Costüme zu Pferde, und verkündet durch die ausgestreckte Rechte seinen Völkern Schutz. Auf dem Piedestal befinden sich ausser den Schrifttafeln zwei grosse Basreliefs von Bronze mit Hindeutung auf Josephs Verdienste. Das uns zugewendete bezieht sich auf Josephs Befreiung und Erweiterung des Handels von Oesterreich.~~Die Höhe des ganzen Monuments beträgt 33 Schuh 8 Zoll; das Pferd ist 13 Schuh hoch, die Figur des Kaisers 11 Schuh. - Die Gruppe des Pferdes mit der Figur von Bronze wiegt 400 Centner. - Diese Bildsäule ist ein schönes Denkmal teutscher Kunst, und verdient auf die späteste Nachwelt zu kommen.~~116Ad00341 05 082a.jpg
Ad00341 05 083aDie Wachs-Palme aus Süd-America. (Ceroxylon andicola.)~~Auf seinen Reisen durch das südliche America entdeckte der berühmte Naturforscher Herr Alexander von Humboldt auf dem Gebirge Quindiu, dem höchsten Theile der Anden, diese merkwürdige Palmen-Art, welche zu der ausserordentlichen Höhe von 160 bis 180 Pariser Fuss sich erhebt. Der Stamm, welcher mit vielen faserigen Wurzeln an die Erde befestigt ist, hebt sich gerade in die Höhe; zwischen den Ringen, welche die abgefallenen Blätter bildeten, sitzt eine gelbe Rinde von 3 Linien Dicke, welche glatt wie Schilf ist, und aus einer Mischung von Harz und Wachs besteht; linker Hand sehen wir ein Stück des Stammes in natürlicher Grösse. Diese Rinde betrachten die Eingebornen als reines Wachs, vermischen sie mit einem Drittheil Talg, und machen Wachskerzen und Lichter daraus. Die kugeligen violetten Früchte, welche einen schwach süssen Geschmack haben, sitzen Traubenförmig beisammen; inwendig findet man eine sehr feste Mandel. Die gefiederten Blätter, deren diese Palmen-Art nie über zehn hat, erreichen eine Länge von 18 bis 21 Fuss, so dass das Ganze einen überraschenden grossen Anblick gewährt.~~117Ad00341 05 083a.jpg
Ad00341 05 084aDie alten Peruaner in Südamerika waren ein schon ziemlich gebildetes Volk. Sie hatten Erbkönige, welche, so wie alle königliche Prinzen, Incas genannt, und von den Peruanern für Göttersöhne, für Abkömmlinge der Sonne gehalten wurden, unter deren Bild sie die höchste Gottheiten verehrten.~~Diese Incas, deren Familie jetzt beinahe ganz von den Spaniern, welche Peru eroberten, ausgerottet worden ist, standen, wie schon aus dem Vorgesagten zu ersehen ist, in ausserordentlichem Ansehen.~~Auch noch heut zu Tage, wird ihr Andenken in hohen Ehren gehalten, und sie werden noch immer von den jetzigen Peruanern bei allen Feierlichkeiten und festlichen Aufzügen allegorisch, doch in einem kostbareren, auch mehr modernisirten Costüme, als zu den Zeiten des Glanzes dieser Fürsten Sitte war, dargestellt.~~Eine solche allegorische Darstellung neuerer Zeiten ist auf unserer Kupfertafel abgebildet. Wir sehen hier einen Inca mit seiner Gemahlin in moderner Staatskleidung, von der alten in einigen Stücken verschieden, wie sie jetzt noch zur Rückerinnerung an die alten Zeiten, von Peruanern, die nicht zu ihren Abkömmlingen gehören, bei grossen Feierlichkeiten nachgebildet werden.~~117Ad00341 05 084a.jpg
Ad00341 05 085aDen Neu-Griechen und Türken erscheint der Tod, wie es auch im Alterthum war, unter keinen Bildern der Furcht und des Schreckens; er ist für sie ein Zustand sanfter Ruhe, an den sie ohne Abscheu denken, deswegen beerdigen sie auch ihre Todten in offenen Särgen mit kostbaren Stoffen umgeben; den Leichnam bekleiden sie mit den besten Kleidern des Verstorbenen, und bestreuen ihn mit Blumen. So tragen sie die letzten Ueberreste zu den Grabstätten, welche wie bei den Alten, ausser den Städten an Landstrassen, oder auf Anhöhen, von Cypressen umgeben, liegen, und öfters zu öffentlichen Spatziergängen dienen. Die Grabmähler sind von den anmuthigsten Formen; oft bestehen sie aus offenen Kästen von weissem Marmor (Fig. II.) an denen sich Säulen erheben, welche mit Emblemen, die sich auf das Geschlecht und den Stand des Verstorbenen beziehen, geziert sind. Der Turban bedeutet einen Mann, eine Art von Urne die Frau, eine Rose das Mädchen. - In diese mit lockerer Erde gefüllten Kästen werden Blumen gepflanzt, welche von den zurück gelassenen Verwandten mit religiöser Sorgfalt gepflegt werden.~~Reichere Türken lassen auch ganze Begräbniss-Hallen bauen (Fig. I.) diese bestehen entweder aus offenen Bogen, welche eine Kuppel tragen; oder sie sind verschlossen, und erhalten ihre Beleuchtung von oben. - Noch grössere Gebäude haben, wie wir hier sehen, eigene offene Vorhallen, worinne die Muhammedaner ihr Gebet verrichten.~~117Ad00341 05 085a.jpg
Ad00341 05 086aIm III. Bande No. 94 unseres Bilderbuchs lernten wir von der Classe der Meersterne oder Asterien bereits den wunderbaren Medusenstern kennen. Die gegenwärtige Tafel stellt uns eine andere, äusserst seltene Art dieser Geschöpfe, den Seeigelförmigen Meerstern (Asterias Echinoides) dar. Dieser findet sich in den Indischen Seen, und wird bisweilen so gross, dass er mehr als 12 Zoll im Diameter misst. - Von dem plattgedrückten, mit einer lederartigen Haut bedeckten Körper, laufen zwanzig Strahlen aus, welche, so wie der Körper, mit Stacheln besetzt sind. Der Mund dieses Thieres ist die Oeffnung, welche wir in der Mitte des Körpers erblicken.~~Sehr schöne Exemplare dieses seltenen Geschöpfes wurden in dem vormaligen Leverschen Museo in London aufbewahrt.~~117Ad00341 05 086a.jpg
Ad00341 05 087aDie Paulskirche in London, welche wir hier von der Seite der Themse abgebildet sehen, ist eins der schönsten und erhabensten Gebäude der neuern Baukunst. - Sie liegt in der Mitte jener grossen Hauptstadt des britischen Reichs, und wurde an die Stelle der vorher dastehenden, aber durch den fürchterlichen Brand von 1666 fast ganz zerstörten gothischen Hauptkirche erbauet. Der berühmte Baumeister Ritter Christoph Wren machte den Plan dazu, nach dem Vorbilde der Peterskirche in Rom. Der Bau wurde den 21. Junius 1675 begonnen, und im Jahr 1710, also in 35 Jahren, war das grosse Werk durch denselben Baumeister Wren geendigt. Die Kosten betrugen 4,420,512 Thaler.~~Die Paulskirche hat die Form eines Kreuzes. Von aussen ist sie durch drei prächtige Eingänge, und zwei Reihen Pilaster verziert. Ueber dem Haupteingang stehen zwei Glockenthürme, die Hauptzierde aber ist der prächtige Dom, oder gewölbte Thurm, welcher sich in der Mitte erhebt. Zwei und dreissig Säulen stützen den Dom, und tragen eine, mit einer Balustrade versehene, Gallerie, bis zu welcher man vom Boden 534 Stufen zu steigen hat. Ueber der Gallerie erhebt sich die prächtige Kuppel oben mit einer zweiten Gallerie. Darüber steht ein kleines Schluss-Gebäude oder Laterne, welche sich in eine vergoldete Weltkugel und Kreuz endigt. - So prächtig das Aeussere der Paulskirche ist, so leer ist das Innere, welches blos durch zwei Bildsäulen von Johnson und Howard, und zwei Monumente, so wie durch eroberte See-Flaggen verziert ist.~~Bemerkeswerth auf unserer Kupfertafel ist auch die feierliche Wasserfahrt des Lord Mayors oder Oberbürgermeisters von London, die bei der Amtsantretung, den 9 November jedes Jahres statt hat, wo er mit grossem Pomp in prächtig verzierten Gondeln nach Westminsterhall fährt.~~117Ad00341 05 087a.jpg
Ad00341 05 088aDer pontische Alpbalsam. (Rhododendron ponticum.)~~Der pontische Alpbalsam, ist ein schönes Gewächs, welches sich im Orient, so wie in mehreren Theilen Süd-Spaniens, vorzüglich in der Gegend von Gibraltar findet, und auch in Teutschland häufig in unsern Orangeriehäusern gezogen wird. Bei gehöriger Pflege bildet er einen Baumartigen Strauch von 5 bis 6 Fuss Höhe. Die länglichen vorn zugespitzten Blätter sind immer grün, auf der obern Fläche glänzend, auf der untern Seite heller grün, mit starken Adern durchzogen, und gegen den Rand etwas umgebogen. Sie sitzen Parthieenweise gegen die Spitzen der Zweige zu, ihr Blattstiel ist ganz kurz. Im Juny und July kommen an den Spitzen der Zweige die schönen rothen fünfblättrigen Blüthen zum Vorschein, welche Büschelförmig zusammensitzen, und diesen Strauch als Gartenzierde empfehlungswerth machen. Auf den ersten Anblick hat er Aehnlichkeit mit dem Oleander (Nerium Oleander); doch bei näherer Betrachtung findet sich der Unterschied leicht.~~Die Gattung des Alpbalsams zählt eilf Arten, welche meistens auf hohen Bergen oder Alpen sich finden, und daher den Namen haben. In dem Vaterlande dieses Strauchs werden einige Arten wegen ihrer zusammenziehenden Eigenschaften als Arzneimittel gebraucht.~~118Ad00341 05 088a.jpg
Ad00341 05 089aNicht minder merkwürdig als die Insel Staffa und die Fingals-Höle in Schottland ist der an der nordwestlichen Küste von Ulster in der Grafschaft Antrim in Irland gelegene prächtige Riesendamm, den die Natur aus unzähligen, senkrecht stehenden Basalt-Pfeilern gebildet hat, und den der Aberglaube früherer Zeiten für ein Werk von Geistern und Riesen ausgegeben hat. - Diese Massen von Basalt-Säulen, (man hat ihrer gegen 30,000 gezählt) bilden eine Art von Vorgebirge, welches sich allmählich gegen die See zu herabzieht, und in einem Damm endigt, der durch die gleichförmig-abgebrochenen Basaltpfeiler einen ebenen Weg bildet, auf dem man gehen kann. Dieser Damm ist gegen 600 Fuss lang und 120 bis 140 Fuss breit. Die einzelnen Pfeiler haben im mittlern Durchmesser 12 bis 15 Zoll, und sind vier- sechs- auch achteckig, doch die meisten sechseckig, wie wir hier sehen; auf der einen Seite erhaben, auf der andern ausgehölt, wodurch die einzelnen Theile der Säulen wie die Wirbel des Rückgrates in einander greifen, und sich aufrecht erhalten.~~118Ad00341 05 089a.jpg
Ad00341 05 090aDer Brand der Getraide-Arten, welcher oft gar sehr den Ertrag der Ernten vermindert, ist eine Krankheit der Getraidepflanzen, welche erst dann erkennbar wird, wenn die Aehren anfangen hervorzutreiben. Am häufigsten wird der Waizen mit dieser Brandkrankheit befallen, welche darinn besteht, dass die Körner nicht gehörig befruchtet werden, und daher statt eine weisse mehlige Masse zu enthalten, mit schwärzlichen, im frischen Zustande stinkenden Staubkörnchen erfüllt sind, welche endlich die ganze Aehre beschmutzen, wenn die brandigen Waizenkörner endlich bersten und der Brandstaub ausfliegt. Fig. I. ist ein brandiges Waizenkorn in natürlicher Grösse; Fig. 2. und 3. stark vergrössert; b b b sind bei beiden Abbildungen die aus Krankheit unfruchtbaren Staubbeutel a a Fig. 2. die durch Krankheit verunstalteten weiblichen Befruchtungtheile. Fig. 3. zeigt das Innere eines brandigen Waizenkornes. Fig. 4. eine Anzahl stark vergrösserter Körnchen des Brandstaubes. Jedes Körnchen besteht wieder aus mehreren andern zusammengeballten Klümpchen, welche, wenn man den Brandstaub anfeuchtet, unter dem Mikroskop erkennbar werden. Fig. 6. zeigt die Gestalt einzelner Staubkörnchen des gesunden, noch nicht ganz gereiften Waizenmehles, wenn es etwas feucht ist. Der Brandstaub des Waizens ist nun in der Tat eine besondere Art von Staubpilzen, welche zu der an Arten zahlreichen Gattung der Brandpilze gehört, zu welcher Gattung auch der sogenannte Rost oder Roststaub der Getraidearten gerechnet wird; Fig. 5. zeigt die Gestalt der stark vergrösserten Körner des Roststaubes der Gerste.~~118Ad00341 05 090a.jpg
Ad00341 05 091aIm südlichen Spanien, zwischen Valencia und Barcellona liegt die Stadt Murviedro, wo sich die Ruinen des alten Sagunt befinden, wovon wir Ueberreste auf unserer Tafel bei Figur I. und II. erblicken.~~Die Stadt Sagunt ist im Alterthum wegen der beispiellosen Hartnäckigkeit berühmt, mit welcher die Einwohner als Bundesgenossen der Römer, nach dem ersten punischen Kriege sich gegen die Carthaginenser unter Hannibal vertheidigten. Die Belagerung dauerte acht Monate; als endlich die Carthaginenser unter Sturm in die Stadt drangen, und Hannibal den raubgierigen Soldaten die allgemeine Plünderung versprochen hatte, so fand er mit Entsetzen nichts als Zerstörung und Trümmern. Kein Saguntiner wollte den Sturz seiner Freiheit überleben; wer nicht mit den Waffen in der Hand kämpfend gefallen war, verschloss sich mit seinen Angehörigen in die Häuser, welche angezündet wurden, und so übergaben sie sich mit ihren Kostbarkeiten den Flammen als freie Bürger.~~Die Römer rächten im zweiten punischen Kriege die Saguntiner, vertrieben die Carthaginenser aus dieser noch in Trümmern liegenden Stadt, und baueten sie prächtiger als vorher auf. Doch wurde auch dieses zweite prächtige Sagunt von den im fünften Jahrhundert einfallenden Barbaren zerstört, und nur die Ueberreste, wie die des Theaters, wovon wir Figur I. einen Theil im Vordergrunde sehen, sind Zeugen der vormaligen Grösse. - Unter der nachfolgenden Herrschaft der Gothen wurde Sagunt von neuem, aber weniger schön aufgebauet. Ueberreste dieser Zeit sind wahrscheinlich die der Citadelle (Fig. II.)~~118Ad00341 05 091a.jpg
Ad00341 05 092aIm westlichen Frankreich, nahe der Burg Carnac im Departement de Morbihan, trift man längs dem Ufer des Meeres, in einer traurigen verlassenen Dünen-Gegend folgende merkwürdige Monumente der Vorzeit an, welche noch von den alten Bewohnern dieses Theils von Gallien, den Celten, herrühren. - In dieser flachen, sandigen, allen Felsenmassen entblössten Gegend trift der Wanderer nämlich auf rohe Felsblöcke, welche ohne Grund-Basis bloss durch ihr eigenes Gewicht ruhend, auf eine kühne Weise durch Menschenhände müssen errichtet worden seyn. - Noch bis jetzt zählt man gegen 4000 solcher perpendiculär stehenden Felsblöcke, deren Bedeutung uns nicht mehr ganz klar ist, die sich aber höchst wahrscheinlich auf die religiösen Gebräuche jenes alten Volksstammes beziehen. Noch mehrere Beziehungen auf gewisse Kentnisse scheinen die Stein-Gruppen (Fig. II.) zu haben; vielleicht dass sie Beobachtungen des gestirnten Himmels enthielten.~~118Ad00341 05 092a.jpg
Ad00341 05 093aAn der Stelle der heutigen Stadt Mexiko, welche nach Eroberung jenes Landstriches der neuen Welt von den Spaniern gebaut wurde, lag in früheren Zeiten die Stadt Tenochtitlan, die Residenz eigener Könige der alten Einwohner. Nach einer hartnäckigen Belagerung wurde im J. 1521 diese Stadt von den Spaniern eingenommen, gänzlich zerstört, und Cortez, der Spanische Heerführer, liess auf europäische Art eine neue Stadt Mexiko anlegen, welche jetzt an 140,000 Einwohner zählt, und an Schönheit den berühmtesten Städten in Europa nicht nachsteht.~~Wir sehen hier den grossen Platz (la plaza major) abgebildet, auf dem sonst der grosse Tempel des Mexitili, oder des Kriegsgottes der Ureinwohner des nachher so benannten Amerika's stand.~~Jetzt ziert diesen Platz die prächtige Statue zu Pferde des Spanischen Königs Carl IV., welche von einem geschickten Spanischen Künstler, Don Manuel Dolsa in Mexiko von Metall ausgeführt, und im Jahre 1803 errichtet wurde. Der Platz um die Statue ist mit Porphyr- Quadern gepflastert, mit einem Geländer eingefasst, und durch vier Thore verschlossen. Hinter dem Hauptplatze im Mittelpunkte unserer Abbildung sehen wir die prächtige Hauptkirche (2), von der ein Theil (3) noch ganz im moreskischen oder maurischen Style erbaut ist. Links von der Hauptkirche sieht man den einfach gebauten Pallast (1), den Wohnsitz des Vicekönigs von Neu-Spanien.~~119Ad00341 05 093a.jpg
Ad00341 05 094aDieser merkwürdige und prächtige Brunnen liegt in Top-Hané, einer der Vorstädte von Constantinopel, wovon er auch den Namen hat, und wurde in neuerer Zeit zum ersten Male von dem teutschen Künstler Melling, welcher Baumeister der Sultanin Hadidge war, abgebildet, da die misstrauischen Türken selten gestatten, dass man etwas von ihren öffentlichen Gebäuden abbilden darf. Dieses Monument ist merkwürdig, weil es einen deutlichen Begriff von der Bauart und Verzierungskunst der Muhamedaner giebt. Sultan Mahmoud liess diesen Brunnen im J. 1733 als Werk der Wohlthätigkeit bauen, um diesen Theil von Constantinopel mit gutem Trinkwasser, so wie mit einem Orte, um die bei den Türken üblichen religiösen Abwaschungen verrichten zu können, zu versehen. Der untere Theil des Gebäudes ist mit weissem Marmor bekleidet, dessen Oberfläche auf das zierlichste mit bunten und vergoldeten Schnörkeln, Zierrathen und Sprüchen aus dem Koran, dem heiligen Buche der Türken, bemalt sind. Doch sind keine Abbildungen von Menschen und Thieren darunter, welches nach dem türkischen Glauben verboten ist. Ueber dem unteren Theile des Gebäudes, welcher 25 Fuss in das Gevierte, und an jeder der vier Seiten einen Brunnen hat, ragt ein 16 Fuss breiter Schirm hervor, welcher den angenehmsten Schatten giebt. Ein gewölbtes Dach, mit 16 Thürmchen verziert, endigt das Ganze auf eine zierliche Weise. An dem Brunnen sehen wir Türken mit ihren heiligen Abwaschungen beschäftigt; daneben eine Gruppe türkischer Weiber. Im Vordergrunde fährt eine türkische, allenthalben mit Gitterfenstern versehene Kutsche, worin die Frauen der Türken ihre Spazierfahrten halten.~~119Ad00341 05 094a.jpg
Ad00341 05 095aVersteinerte Medusenpalme, oder Pentacrinit. (Pentacrinites Helmintholithus portentosus. L.)~~Pentakriniten sind versteinerte Thierformen aus der Klasse der Zoophyten, oder der sogenannten pflanzenähnlichen Seethiere; sie bestehen aus einem grossen vielarmigen, quastenförmigen Hauptkörper, welcher auf einem gegliederten, astlosen, mehrere Fuss langen, Stängel aufsitzt. Man kennt zur Zeit kaum erst zwei bis drei Arten von Zoophyten, welche mit den Fentakriniten der Vorwelt nahe verwandt sind, und systematisch zu einerlei Gattung mit demselben gehören, die man Encrinus nennt. Die Thiere dieser Gattung halten das Mittel zwischen den korallenartigen Thieren und den Seesternen, und leben stets in den grössten Tiefen der Meere, theils in dem heissen, theils auch in dem kälteren Erdgürtel, wo sie mit ihrem äusserst biegsamen Stängel an den Boden angeheftet festsitzen. Die versteinerten Medusenpalmen werden aber auch in sehr vielen europäischen Ländern im Kalksteine eingeschlossen und verwachsen angetroffen.~~119Ad00341 05 095a.jpg
Ad00341 05 096aVersteinerte Seelilien, oder Enkriniten der Vorwelt. (Encrinites Helmintholithus. Encrinus. L.)~~Enkriniten oder Seelilien sind versteinerte Arten von pflanzenähnlichen Seethieren der Vorwelt, welche der noch jetzt in den Tiefen des Antillischen Meeres lebenden Seepalme ähneln, aber nicht völlig gleichen; jedoch wahrscheinlich zu derselben Gattung Encrinus gehört haben. Unsere Tafel zeigt bei Fig. 1. eine vielarmige geschlossene Seelilie mit dem vielgliederigen Stängel, mit welchem der Zoophyt auf dem Boden des Meeresbettes im Leben fest sass. Fig. 2. ist eine vielarmige Seelilie ohne Stängel, beide mit runden Stängelgliedern. Fig. 3. stellt den geschlossenen feigenförmigen Hauptkörper einer anderen Art von Seelilien dar, deren Stängelglieder fünfeckig sind, wie die Basis zeigt, die auf dem Stängel aufgesessen hat. Die übrigen Figuren sind theils einzelne Stängelglieder von Seelilien, die man im gemeinen Leben verschiedentlich benennt, z. B. Rädersteinchen, Trochiten, Sternsteinchen, Bonifacius-Pfennige etc., theils sind es, wie 6. und 7., säulenförmige Stücke, von solchen Stängeln, die aus mehreren über einander gesetzten Gliedern bestehen, und gemeiniglich Säulensteinchen, Sternsäulensteine, Entrochiten genannt werden. Die versteinerten Seelilien, besonders aber deren Theile liegen in vielen teutschen und fremden Ländern in verschiedenen Kalksteinarten.~~119Ad00341 05 096a.jpg
Ad00341 05 097aFig. 1. Der gemeine Alant. (Inula Helenium. L.)~~Der gemeine oder wahre Alant ist ein nützliches Gewächs, welches in mehreren Theilen von Europa, auch hie und da in Teutschland wild wächst, seines Nutzens wegen aber auch auf Aeckern, so wie zur Zierde in den Gärten gebauet wird. Die langen dicken Wurzeln haben einen starken bitterlichen Geschmack, und werden theils getrocknet, theils in mancherlei Auflösungen als gutes Arzneimittel gebraucht; auch bereitet man daraus einen gesunden Alant-Wein und Alant-Bier. Vermischt mit Pottasche und Heidelbeeren giebt die Wurzel eine blaue Farbe. Aus der Wurzel treibt ein 3 bis 4 Fuss hoher Stängel mit langen ausgezackten Blättern, an dessen Spitze im Julius und August die gelben sternförmigen und geruchlosen Blüten zum Vorschein kommen.~~Fig. 2. Das gemeine Seifenkraut. (Saponaria officinalis. L.)~~Diese 2 bis 3 Fuss hohe Pflanze, welche in Teutschland an Wegen und Hecken wild wächst, und in den Sommermonaten röthlichweiss blühet, ist gleichfalls heilsam. Die Blätter, so wie die Wurzeln, haben seifenhafte auflösende Bestandteile, deren Nutzen in mancherlei Krankheiten erprobt gefunden wurde. - Zur Zierde verpflanzte man sie in die Gärten, wo durch die Cultur eine Abänderung mit grossen gefüllten Blumenbüscheln gezogen wurde.~~119Ad00341 05 097a.jpg
Ad00341 05 098aIn dem grossen Süd-Meere findet man unter andern eine Inselgruppe, welche im J. 1595 zuerst entdeckt wurde, und unter dem Namen der Marquesas- oder Mendoza-Inseln bekannt sind. Unter den nördlichen derselben liegt auch die Insel Nukahiwah, die wir durch die neueste Russische Entdeckungsreise um die Welt, welche der Capitain v. Krusenstern leitete, näher haben kennen lernen. Die Einwohner dieses Eilandes sind von schönem, gesunden, starken Körperbau, fleischfarben, fast wie die Europäer. Den ganzen Körper tättouiren oder zieren sie mit eingestochenen Figuren und Schnörkeln; diese in das Fleisch eingestochenen Zeichnungen reiben sie dann mit einer schnwarzblauen Erde ein, wodurch sie nie wieder verschwinden. Die Gemüthsart dieser Südsee Insulaner ist nichts weniger als sanft; im Gegentheile, sie sind tückisch und rachsüchtig, und verzehren selbst ihre gefangenen Feinde. - Ausser einer schmalen Leibbinde gehen sie ganz nackend; ihre Wohnungen sind blosse Hütten von Bambusrohr. Die Todten begraben sie nach vielen und langen Ceremonien auf ihren Morais oder Begräbnissplätzen, deren jede Familie einen besonderen hat. Die Russischen Weltumsegler erhielten die Erlaubniss, einen solchen Morai zu besuchen; die Abbildung davon sehen wir hier. Dieser Morai lag in einer romantischen Gegend auf einem Berge; in einem Sarge war eine Leiche aufgestellt. Ausserhalb standen einige in Holz geschnitzte unförmliche Götzenbilder; daneben Säulen von Kokosblättern, mit weissem Baumwollenzeuche umgeben, welches alles sich auf religiöse Gebräuche bezog.~~120Ad00341 05 098a.jpg
Ad00341 05 099aDiese hier abgebildete prächtige Bildsäule zu Pferde wurde auf Befehl der Kaiserin Catharina II. zum Andenken ihres grossen Vorfahren in Petersburg auf dem Petersplatze errichtet. Der Kaiser ist dargestellt, wie er in Russischer Kleidung, einen Lorbeerzweig um die Haare gewunden, auf einem muthigen Pferde sitzend, einen Felsen hinansprengt; eine schöne Andeutung, dass er mit Kraft und Muth in seinem grossen Regenten-Leben jede Schwierigkeit zu überwinden wusste. Die Figur des Monarchen ist 11 Fuss, das Pferd 17 Fuss, das Fussgestelle von Giant, gleichfalls 17 Fuss hoch. Die Höhe des ganzen Standbildes 30 1/2 Fuss. Auf beiden Seiten des Felsens steht in russischer und lateinischer Sprache die einfache Inschrift: Peter dem Erten, Catharina II. MDCCLXXXII. Im J. 1782, den 7. August, war unter Paradirung des Militärs die feierliche erste Aufdeckung der ganzen Bildsäule (Fig. 1.), welcher Ceremonie die Kaiserin Catharina von dem Balkon des Senats-Pallastes zusah.~~Der Granitfelsen, woraus das Fussgestell aus dem Ganzen gearbeitet worden, lag in einem morastigen Walde bei dem Dorfe Lachta, 12 Werste (beinahe 1 3/4 teutsche Meilen) von Petersburg.~~Auf eine sinnreiche Weise transportirte man den Felsen auf Rinnen mit metallenen Kugeln ruhend, vermittelst Erdwinden bis nach Petersburg. Ein Tambour auf der Höhe des Felsens gab die Signale; auch war da eine Feldschmiede errichtet, um den Schaden an den Transportirungs-Maschinen gleich wieder zu ersetzen.~~120Ad00341 05 099a.jpg
Ad00341 05 100aDiese im J. 1750 von einem gebornen Böhmen, Namens Maresch, in Russland erfundene, Musik, hat eine Würde, Pracht, Sanftheit und Fülle des Tons, welche man bei allen bekannten Musikarten, selbst bei der Orgel, vermisst, mit welcher sie jedoch die meiste Aehnlichkeit hat, ja sie ist so einzig in ihrer Art, indem jedes Horn nur einen einzigen Ton hat, dass eine kurze Beschreibung derselben für Kenner und Nichtkenner der Musik interessant seyn muss. Vorliegende Kupfertafel giebt schon eine anschauliche Vorstellung davon. Die Gegend stellt einen Wald vor, wo man das kaiserl. russische Jägerkorps, in vier Reihen getheilt, mit ihren Jagdhörnern auf eine Anhöhe hingestellt sieht. In der ersten Reihe steht der Discant, in der zweiten der Alt, in der dritten der Tenor, und in der hintersten der Bass.~~Ein jeder hält in der Hand ein kleines Notenbuch, wovon er kein Auge verwenden darf, um zu gehöriger Zeit seinen Ton anzugeben; er muss daher genau alle die anderen Stösse zählen, bis der Einstoss an ihn kommt; denn im richtigen Pausiren besteht seine ganze Kunst, die freilich bei geschwinden Läufern und Trillern nicht leicht ist. In der anderen Hand hält er das messingne oder kupferne Horn.~~Vorn vor dem Discante oder der vordersten Reihe steht der Kapellmeister, der die Partitur auf einem Pulte vor sich liegen hat. Er hält einen kleinen Stab in der Hand, womit er nicht den bloßen Takt, sondern jedes Viertel schlägt.~~Die Hornmusik ist aus etwa vierzig Personen zusammen gesetzt, von welchen jeder ein oder zwei Hörner hat. Diejenigen Hörner, welche die tiefsten Basstöne angeben, haben eine Länge von fünf bis sieben Fuss. Dieses Mass nimmt verhältnissmässig ab, so dass die kleinsten nur die Länge eines Fusses erreichen.~~Man kann nichts rührenderes hören, als einen Choral oder ein Adagio auf diesen Hörnern vorgetragen, und nichts ist lustiger, als ein Allegro darauf blasen zu sehen, wenn ein Musiker mit zwei Hörnern in schnellem Zeitmasse dieselben öfters wechselt.~~Zur ersten Abrichtung eines solchen Horn-Virtuosen gehört ungemeine Geduld; jedoch werden die Russen, welche meistentheils viel musikalisches Talent haben sehr bald taktfest.~~120Ad00341 05 100a.jpg
Ad00341 05 101a(Papilio Bernardus. Fabricii.)~~Auf einem abgebildeten Zweige von einer japanischen und chinesischen Pflanze, der japanischen Camellie, zeigt die Tafel einen grossen, schön gezeichneten, in China und Japan einheimischen, Tagfalter, dessen Vorderflügel von feuerrother Grundfarbe mit gelber Querbinde und schwarzen breiten Randsäumen ausgeschweift, die ebenfalls feuerrothen Hinterflügel aber geschwänzt und mit schwarzen Augenflecken und weissen Mittelpunkt zierlich geschmückt sind.~~Die zweite obere Abbildung des Schmetterlings zeigt bei dem Sitzen in der Ruhe die aufwärts geschlagene Flügelhaltung, und zugleich die Verzierung der Unterseite seiner Flügel. Dieser ausländische Tagfalter gehört zu der Horde der Augenflügler, unter welchen in Teutschland jedoch diesen Chinesen keiner an Grösse und Schönheit des Colorits gleich kommt.~~120Ad00341 05 101a.jpg
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Ad00341 06 003aPersien, schon im Alterthume unter den Ländern Asiens berühmt, gehört auch jetzt noch in vielerlei Hinsicht zu den merkwürdigen Reichen jenes Welttheils. Unsere Kupfertafel zeigt uns~~Fig. 1. Die Ansicht der Stadt Schiras.~~Schiras, die Hauptstadt der Landschaft Farsistan oder des eigentlichen Persiens, liegt in einem grossen schönen Thale, hat aber jetzt von ihrem alten Glanze viel verloren. Sie ist mit Mauern umgeben, und hat sechs Stadtthore; die Häuser, von Backsteinen gebauet, sind ziemlich unansehnlich, doch hat Schiras einen schönen Basar oder Kaufhof, so wie andere öffentliche Gebäude. - Berühmt ist diese Stadt noch wegen des vortrefflichen Weins, der unter dem Namen Schiras-Wein durch ganz Asien berühmt ist.~~Fig. 2. Das Grab des persischen Dichters Hafiz.~~Künste und Wissenschaften blühten in frühern Iahrhunderten im Oriente, und so auch in Persien. Unter den berühmten Männern dieses Landes nennt man auch den Dichter Hafiz, welcher in Mosselly, nahe bei Schiras geboren wurde, und 1340 auch daselbst starb. Sein mehrfach ausgezeichnetes Grabmahl sehen wir hier abgebildet. Es liegt in der Mitte eines grossen viereckigen Todtenhofes, der einem Garten gleicht. Am Eingang stehen zwei grosse Löwen; gegenüber in einer gegitterten Umgebung sieht man die Gräber von Hafiz, zweier seiner Schüler, und eines Prinzen von Geblüte. Alle vier haben die Form steinerner Särge, zu beiden Seiten mit 6 Fuss hohen Steinen, worauf Stellen des Korans eingehauen sind. - Der Persische Herrscher Kerim Khan liess dieses Grab noch mehr verzieren, indem dahinter ein Gebäude mit mehreren Zimmern ausgeführt wurde.~~In der Nähe ist auch das Grab des Saadi, eines andern berühmten persischen Dichters.~~121Ad00341 06 003a.jpg
Ad00341 06 004aDie Gattung der Yukka findet sich ausschliessend in Amerika, und besteht aus mehreren Arten, welche in Hinsicht des Baues darin überein kommen, dass aus dem Stamm, welcher oft zehn bis zwölf Fuss hoch wird, bloss oben ein Büschel von langen, festen, meist sägeartig gezähnten Blättern hervortreiben, aus dessen Mitte ein ästiger langer Blütenstängel hervorschiesst, welcher die schönste Blumenkrone bildet. Deswegen findet man dieses schöne Amerikanische Gewächs auch in vielen Gewächshäusern.~~Die hier abgebildete Art, oder die fädentragende Yukka findet sich ursprünglich in Virginien und Carolina an den sandigen Ufern der Flüsse. Sie hat einen nur kurzen Stamm; aus den Blättern treibt der oft fünf bis sechs Fuss hohe Blütenstängel hervor, welcher dicht mit weissen, ins Gelbliche fallende, tulpenähnlichen Blumen besetzt ist. Die Blätter dieser Art haben die Eigenheit, dass sie mehr zugerundet sind, und auf ihrer Oberfläche einzelne lange Fäden tragen, welche, ehe die Europäer ihre Leinwand einführten, von den Amerikanern zur Verfertigung eines ähnlichen Stoffes verbraucht wurden.~~121Ad00341 06 004a.jpg
Ad00341 06 005aUm den Stamm und die Zweige der Aeste eines rothen Stachel Coralls zeigt diese Tafel Fig. 1. in natürlicher Grösse und Fig. 2. in vergrösserter Darstellung, wie sich eine andere Zoophyten-Art aus der Gattung der Sertularien oder Blasen-Corallinen herum in die Höhe windet. Diese windende Sertularie hat, wie alle Thierpflanzen, welche sämmtlich Bewohner des Oceans sind, ein äusseres pflanzenförmiges Ansehen; besteht aber der Substanz nach aus einer weissen hornartigen, elastisch biegsamen, halbdurchsichtigen Substanz, welche aus vielen vereinten zarten Fasern einen, in Glieder abgetheilten, fadenförmigen gedrehten Stamm bildet, welcher besonderen, mit ihm zusammenhängenden Polypenthierchen zum Schutze dient; indem solche in vereinzelten kleinen (hier noch nicht einmal bemerkbaren) Zellchen dieser Glieder sich aufhalten, und von da aus ihre Fangarme zur Ergreifung ihrer Nahrung herausstrecken. Die kleinen Glocken mit gezähntem Rande auf den langen gegliederten Stielen des Sertularien-Stammes sind in der Natur durchsichtige, offene, blasenförmige Behälter, welche zur heisesten Sommerszeit an den Sertularien hervorsprossen, und in welchen eiförmige Keime von selbst sich ausbilden, die entweder auf dem Mutterstamme sitzen bleiben, oder auch sich von demselben trennen. Aus solchen Keimen entwickeln sich dann neue Sertularien, die sodann immer grösser werden. Die Polypenthierchen der Sertularien nähren sich von kleinsten, im Seewasser lebenden, zarten mikroskopischen Würmchen.~~121Ad00341 06 005a.jpg
Ad00341 06 006aBerühmt durch ihr Alterthum, so wie durch ihre grosse Anzahl, sind die Katakomben oder unterirdischen Gräber in und bei Rom. Sie bestehen aus zahllosen Gängen und Kammern, welche sich labyrinthisch in der festen Puzzolane, einer verhärteten vulkanischen Erde, fortziehen. In den frühesten Zeiten Roms enstanden diese Gänge dadurch, dass man die Puzzolan-Erde zum mauern der Gebäude heraus grub; nachher zur Zeit der römischen Republik, so wie der Kaiser, wurden diese zahllosen Sandgruben zu Begräbnissen ärmerer Leute und Sclaven, an deren Leichname man die Kosten des Verbrennens nicht wenden wollte, gebraucht. Zur Zeit des Christentums nahm das Begraben in den Katakomben zu; bei der Verfolgung wurden die als Märtyrer gefallenen Christen hier beigesetzt.~~Von den bei Rom weithin sich verbreitenden Katakomben, sehen wir hier bei Fig. 1. einen Theil abgebildet, mit den theils geöffneten, theils noch verschlossenen Grab-Behältern. Von aussen haben die, in die Wände der Katakomben eigehauenen und noch nicht geöffneten, Gräber die Gestalt von Fig. 4. - Fig. 2. 3. und 5. zeigen deren mehrere, welche man untersuchte und öffnete. Man fand die Ueberreste menschlicher Gebeine weniger oder mehr erhalten darin. Aus den Anfangsbuchstaben des Wortes Christus sieht man, dass sie Christen angehörten. In dem Grabe Fig. 3. ruhte ein Märtyrer, wie man aus dem Palmenzweige und dem aufbewahrten Beile schliessen kann.~~121Ad00341 06 006a.jpg
Ad00341 06 007aIm heutigen Grossherzogthum Toscana, bei der kleinen Stadt Corneto, da, wo sonst Tarquinia, eine der zwölf hetrurischen Hauptstädte stand, findet man, wie unter Rom, viele Katakomben oder unterirdische Grab-Gemächer. Sie sind in einem weisslichen Kalk gehauen, und durch ihre Bauart, so wie durch die bunten Verzierungen, merkwürdig. Man steigt zu ihnen durch viereckige Oeffnungen hinab. In einer dieser hetrurischen Katakomben (Fig. 1.) ist die Decke durch vier an einander stossende Felder, welche mit Vertiefungen aus dem Felsen heraus gehauen worden sind, gebildet. Die Ueberreste der Todten ruhten entweder in Urnen, oder wahrscheinlich auch auf den an den Seitenwänden herum laufenden Bänken. Die Wände und Friese dieser Gemächer sind mit bunten Gemälden bedeckt, welche nach den Vorstellungen der Hetrurier, sinnbildlich, vorzüglich auf den Zustand der Seele nach dem Tode gehen. So sehen wir auf dem Friese Menschen von wilden Thieren gefressen, als Andeutung der die Verbrecher erwartenden Strafen.~~Andere Abtheilungen dieser hetrurischen Katakomben (Fig. 2.) ruhen auf Pfeilern, welche, wie die architectonischen Vertiefungen der Decke, aus dem Gebirge selbst gehauen sind, und dem Ganzen daher ewige Dauer geben. An der Seitenwand bemerken wir hier gleichfalls gemalte Friese von mancherlei Figuren, welche für den Alterthumsforscher reichlichen Stoff zu Untersuchungen geben.~~121Ad00341 06 007a.jpg
Ad00341 06 008aZu den seltenen, bisher noch wenig bekannten Thieren gehört der Riesen-Büffel oder Arni, welcher nach den Nachrichten der Engländer, in den gebirgigen Gegenden von Nord-Hinbostan, so wie in den Wäldern des nördlichen Bengalen's lebt. Da berichtet ein englischer Offizier, dass er dort einen solchen Riesen-Büffel getroffen, welcher vom Hufe bis an die Spitzen der Hörner 14 Fuss Höhe hatte. Er ist schwarz von Farbe, bloss zwischen den Hörnern, (welche sehr gross sind, und 4 Fuss auseinander stehen) sitzt ein Büschel röthlicher Haare. In der Figur soll der Arni etwas vom Ochsen, Pferd und Hirsch zugleich haben. Dabei ist er muthig und stark, wird aber doch gezähmt, und in Nord-Indien zum Reiten gebraucht.~~Lange Zeit kannte man den Riesen-Büffel bloss aus den an verschiedenen Orten ausgegrabenen Schädeln, an denen die ungeheuern Hörner sitzen. Solche Arni-Schädel trifft man hier und da in Naturalien-Cabinetten an.~~122Ad00341 06 008a.jpg
Ad00341 06 009aDie Bewohner von Persien sehen wir hier in ihren verschiedenen Kleidungen abgebildet. Die Perser sind ein lebhaftes, dem Vergnügen ergebenes Volk, etwas leichtsinnig, doch dafür auch gefälliger und gegen Fremde theilnehmender, als ihre Nachbarn, die rohen misstrauischen Türken. Vom Körperbau sind sie mittlerer Grösse, mehr mager als fett, doch dabei stark und gesund. Die herrschende Religion ist die muhamedanische, doch werden auch die Gebern oder Feueranbeter, so wie mehrere andere Sekten geduldet.~~Den Uebergang zu den Trachten der Perser machen wir mit der einfachen Kleidung der Curden (Fig. 1.), einem halbwilden räuberischen Gebirgsvolke in Westpersien.~~Fig. 2. Ein Perser vom Mittelstand in der Sommerkleidung.~~Die Kleidung der Perser ist orientalisch, d.h. lang und weit, sehr buntfarbig, und besteht bei den Reichern aus seidnen und kostbaren Kaschemir-Zeuchen, mit Gold, Silber und Edelsteinen häufig und reich besetzt.- Unser Perser trägt ein Hemd von rother Seide; darüber ein Camisol, und ferner einen weiten Oberrock, der bis auf die Knöchel reicht, und durch einen Kaschemir-Shawl gegürtet ist. Der Kopf ist mit einer turbanartigen Mütze bedeckt.~~Fig. 3. u. 4. Perserinnen.~~Die Kleidung der persischen Frauen ist gefälliger und leichter, als die der Männer. Die Haare schneiden sie nicht ab, sondern bedecken den Kopf entweder mit einem Kaschemir-Shawl in Form eines Schleiers, oder umwinden denselben in Form eines Turbans. Ueber das Hemd, welches bis in die Mitte des Körpers offen ist, tragen sie ein bis zum Knie reichendes Oberkleid, welches durch goldne und silberne Schlingen geziert, ist. Die weiten Beinkleider werden von oben bis unten dick durchnäht oder gefüttert.~~122Ad00341 06 009a.jpg
Ad00341 06 010a(Alcyonium Manus Diaboli, Linn.)~~Der handförmige Seekork, welchen die Seeleute und Strandbewohner des Meeres in der gemeinen Sprache des Lebens auch Teufelshand, Diebshand, Judashand und Seehand nennen, ist eine besondere Art der Thierpflanzen oder Zoophyten aus der Gattung der Seekorke. Die Masse dieses Gebildes besteht aus steifen, fast hornartigen Fasern, welche in frischem Zustande mit einer saftigen Masse umgeben sind; in welcher nach Aussen zu in den Fingern oder Zacken kleine Höhlen oder Zellen sich befinden, die besonderen (hier nicht abgebildeten) Polypenthierchen von cylindrischer Gestalt, und oberhalb ringsum die Oeffnung des Mundes mit mehreren befranzten Fangarmen versehen, zum beständigen eigentümlichen Aufenthalte dienen. Die äussere Gestalt dieser Thierpflanze ist in Hinsicht der Form, der Länge und Dicke der Zacken etwas veränderlich, wie Fig. 1. und 2. verglichen ausweist. Beide Abbildungen geben übrigens die natürliche Grösse an; und zeigen auch die röhrenförmigen Vertiefungen an den Enden der Zacken, welche der Wohnsitz der Polypenthierchen sind. Diese Seekorke finden sich an den Küsten von Holland, Frankreich und England; wo sie im Meere theils an Steinen, theils an Muscheln, und Schnecken mit ihrem unteren Theile angewachsen sind.~~122Ad00341 06 010a.jpg
Ad00341 06 011aWir sehen hier mehrere verschiedene Völkerschaften abgebildet, die unter Russischer Oberherrschaft in militärischer Verfassung leben, und leichte irreguläre Reiterei für den Kriegsdienst bilden. Es sind hier lauter christliche Völkerschaften dargestellt, nämlich:~~Fig. 1 und 2. Donische Cosaken.~~Fig. 1. Ein Officier von den Donischen Cosaken, welche ein Zweig der Russischen Hauptnation, ein rohes kriegerisches Hirtenvolk sind, das am Flusse Don wohnt, und daher seinen Namen hat.~~Fig. 2. Ein gemeiner donischer Cosak.~~Fig. 3. Ein Kalmuk.~~Hier ist, wie schon gleich seine Physiognomie zeigt, ein Kalmuk abgebildet, der zu den Cosaken übergegangen ist und, zum Scheine wenigstens, die christliche Religion angenommen hat.~~Fig. 4. Ein Uralscher Cosak.~~Die Uralschen oder Jaikschen Cosaken wohnen am untern Uralflusse, wo sie beträchtliche Viehzucht und Fischerei treiben. Im Uebrigen sind sie ihren andern Brüdern ziemlich gleich.~~Fig. 5. Ein Cosak vom schwarzen Meere.~~Die Saporogischen Cosaken, die vormals am Dnepr, und so viel von denselben noch übrig war, in die Kuban an das schwarze Meer seit dem Jahre 1775 versetzt worden. Sie dienen nicht nur als leichte Reiter, sondern auch zur See.~~Fig. 6. Ein Albaneser.~~Dieser Albaneser oder Arnaut gehört zu dem griechischen Bataillon, das im Russischen Solde in der Krimm ansässig gemacht worden ist, und sowohl zu Pferde, als zu Fuss, sowohl zu Lande, als zur See im Kriege dient.~~122Ad00341 06 011a.jpg
Ad00341 06 012aHier folgen nun heidnische und muhammedanische asiatische Völker abgebildet, die man mehr oder weniger häufig unter der irregulären, leichten Russischen Cavalerie findet.~~Fig. 1. Ein Tscherkessischer Fürst.~~Die Tscherkessen, die in der Landschaft Kuban wohnen, sind ein von Tataren abstammender, gemischter, sehr wohlgebildeter und kriegerischer Volkshaufe, der unter seinen eigenen kleinen Fürsten steht, die jedoch die Russische Oberherrschaft anerkennen. Ein solcher Fürst ist hier in seiner vollen Rüstung mit Helm und Panzer, und mit Säbel, Bogen, Pfeilen und Pistolen abgebildet.~~Fig. 2. Ein gemeiner Tscherkess.~~Die Bauern oder gemeinen Tscherkessen sind alle Leibeigene der Edelleute. Das ganze Land kann 1500 Edelleute und etwa 10,000 streitbare Leibeigene ins Feld stellen.~~Fig. 3. Ein Tatarischer Mursa oder Edelmann.~~Er ist hier ohne Waffen als Begleiter eines Tscherkessischen Fürsten abgebildet.~~Fig. 4. Ein Nogajischer Tatar.~~Dieser Tatarische Nomaden- und Räuberstamm zeichnet sich durch seine Gesichtsbildung aus, die von seiner Vermischung mit Mongolen herrührt. Ihre Lanzen zieren die Nogajer mit Fuchsfellen.~~Fig. 5. Ein Truchmenischer Tatar.~~Die Truchmenen bewohnen nebst anderen Ländern auch die schönsten Gegenden von Kaukasien. Ein solcher Kaukasischar Truchmene ist hier abgebildet.~~Fig. 6. Baschkiren.~~Die Baschkiren sind Abkömmlinge von Nogajern und Bolgaren, daher auch nicht von Bildung. Sie sind ziemlich kriegerisch.~~Fig. 7. Ein Kirgise.~~Die Kirgisen sind freie, räuberische Tataren, die sich auch mit Mongolen vermischt haben, und die Kirgisische Steppe an der Gränze von Russland bewohnen. Sie treiben starke Viehzucht, besonders Pferdezucht, und sind sehr roh.~~122Ad00341 06 012a.jpg
Ad00341 06 013aJapan ist ein erst seit zweihundert Jahren näher bekannt gewordenes Land, das aus mehreren grossen und kleinen Inseln an der Nordostküste von Asien im östlichen grossen Ocean besteht, und ist wegen seines grossen Reichthums, besonders an Gold, und anderen Producten, schon frühe ein Gegenstand der Europäischen Habsucht geworden. Die Portugiesen siedelten sich in der Mitte des 16ten Jahrhunderts hier an, missbrauchten aber die Güte der Japaner, und wurden von ihnen vertrieben. Seit der Zeit war es nur noch den Holländern, aber unter grossen Einschränkungen erlaubt, Handel nach Japan zu treiben; den Britten aber misslangen zwei Versuche, die sie deswegen machten.~~Auch die neueste Russische Unternehmung dieser Art schlug fehl. Der Russische Hof schickte nämlich im Jahr 1803 mit den zwei Schiffen, die unter dem Oberbefehle des Capitan v. Krusenstern abgesandt waren, eine Reise um die Welt zu machen, auch einen Gesandten nach Japan. Dieser Gesandte aber wurde nicht zur Audienz gelassen, und die mitgebrachten Geschenke nicht angenommen.~~Aus der, vom Capitän v. Krusenstern herausgegebenen meisterhaften Beschreibung seiner Reise um die Welt, sind folgende beide Ansichten von Japan entlehnt:~~Fig. 1.~~Ansicht von Megasaki bei der Stadt Nangasaki in Japan, wo dem Russischen Gesandten seine Wohnung angewiesen wurde, und erster Besuch der Japanischen Dolmetscher, die hier in einer offenen Schaluppe auf das Russische Schiff zufahren, von welchem wir hier nur das Hintertheil sehen.~~Fig. 2.~~Fährt der Russische Gesandte mit zwei Kähnen oder Schaluppen, deren eine prächtig verziert ist, nach der ihm angewiesenen Wohnung in Megasaki.~~Hier können wir nicht nur die Bauart der Japanischen Fahrzeuge, sondern auch die Kleidung der Japaner kennen lernen.~~123Ad00341 06 013a.jpg
Ad00341 06 014a(Sertularia abietina.)~~Diese artige Sertularie findet sich in dem mittelländischen und Nord-Meer auf Austern oder auch auf Mies-Muscheln (Mytilus) sitzend, wie wir deren eine hier abgebildet sehen. Sie hat in ihrer Bildung viel Aehnlichkeit mit Tannenzweigen, weswegen sie auch die tannenartige Sertularie oder auch Meertanne genennt wird. Die feinen dünnen Zweige sind auf beiden Seiten mit kleinen Zäckchen versehen, wie dies ein vergrössertes Stück (Fig. II.) noch deutlicher zeigt. Die Farbe dieser Sertularie ist horngrau, und ihre Höhe gewöhnlich fünf Zoll.~~123Ad00341 06 014a.jpg
Ad00341 06 015aDer gefranzte Kakatu. (Psittacus fimbriatus.)~~Schon mehrere Male haben wir in unserem Bilderbuche Gelegenheit gehabt, das grosse und zahlreiche Vögelgeschlecht der Papageyen zu betrachten, und so viele derselben, die sich vorzüglich durch die Pracht der Farben ihres Gefieders auszeichnen, zu bewundern. Die nähere Kenntniss entfernter Himmelsstriche macht uns noch jährlich mit neuen Arten bekannt. Zu diesen gehört auch der seltene hier abgebildete gefranzte Kakatu, welchen der Engländer Grant in seiner Entdeckungsreise nach Neu-Süd-Wallis abgebildet hat. Vortrefflich zeichnet sich gegen das sanfte graue Gefieder des Körpers der hochrothe Kopf aus, dessen unterer Theil wie mit Franzen besetzt ist, und zu der Benennung dieses Kakatu Anlass gegeben hat.~~123Ad00341 06 015a.jpg
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Verm.Gegenst. CXLII. Bd. VII. No. 14.

SCHOMADU, ODER DER GOLDENE TEMPEL IN PEGU.

Pegu, sonst die Hauptstadt des alten Königreiches gleiches Namens, liegt in Hinter-Indien, in dem so mächtigen Birmahnischen Reiche. Die Bewohner dieser Stadt bekennen sich, wie die übrigen Birmahnen, zur Religion des Buddha, sind sehr religiös, und haben eine Menge Tempel. Der vorzüglichste darunter ist der sogenannte Schomadu oder goldene Tempel, welchen wir hier abgebildet sehen. Es ist ein ungeheuer grosses pyramidenförmiges Gebäude, welches aus Backsteinen und Mörtel aufgemauert, von aussen mit verschiedenen Zierrathen geschmückt ist, und auf einer doppelten Terrasse ruht. Unten ist der Tempel achteckig, oben läuft er schneckenförmig zu. Die Spitze ziert ein grosses vergoldetes Gitterwerk. Den Fuss umgeben zwei Reihen kleiner Pyramiden, deren die erste Reihe 57, die zweite 53 zählt.

Zu beiden Seiten des Tempels sind hölzerne Gebäude für die Mönche oder Rahaans, auch findet sich da ein Aufenthalt für die Pilger. Nördlich hängen drei Glocken, an die man mit einem Hirschgeweihe schlägt, wenn ein Andächtiger ankömmt.

Ueber die innere Einrichtung des Tempels sagen uns diejenigen Europäischen Reisenden, welche dort waren, nichts.

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Ad00341 06 017aDer grosse Wasser-Scorpion oder Wasser-Wanze aus Surinam. (Nepa grandis. L.)~~Das Geschlecht der Wasser-Scorpione, welches seinen Namen bloss von den beiden scheerenförmigen, am Kopfe sitzenden Vorderbeinen hat, und keineswegs giftig ist, zählt mehrere in- und ausländische Arten. Sie haben vier, in der Ruhe über einander geschlagene Flügel. Ihre Nahrung besteht aus kleinen Insecten, welche sie mit den Vorderfüssen, die sich wie Taschenmesser zusammenschlagen, geschickt fangen, und dann mit dem schnabelförmigen Gebiss, welches unter dem Kopfe liegt, aussaugen. Mit den übrigen Füssen, welche zum Rudern eingerichtet sind, schwimmen sie geschickt auf Teichen und sumpfigen Gewässern, wo sie sich aufhalten, umher, an warmen schönen Abenden fliegen sie auch von einem Ort zum andern.~~Wir sehen hier die grösste Art der Wasser-Scorpione abgebildet, welche sich in Surinam findet. (Fig. 1.) im Fluge; (Fig. 2.) im ruhenden Zustande. Der Körper ist dritthalb Zoll lang, ziemlich breit, oben und unten etwas erhaben. Die vorn mit einem Haken versehenen Fangarme, so wie das unter dem Kopfe sitzende schnabelförmige Gebiss erscheinen hier auf das deutlichste.~~123Ad00341 06 017a.jpg
Ad00341 06 018aDiese Kupfertafel stellt uns den ganzen Bau des menschlichen Auges dar, von welchem wir an uns nur den äusseren Theil, gleichsam das Fenster sehen. Hier erblicken wir sehr vergrössert und im Durchschnitte sowohl die äusseren, als inneren Theile dieses bewunderungswürdigen Baues, dessen nähere Entwicklung in dem Commentare enthalten ist; gegenwärtig geben wir nur die Haupttheile an.~~Fig. 1. Die Augenhöhlen, in welchen die Augen liegen, über welchen sich (Fig. 11.) die Augenbraunen befinden, nebst den Augenliedern (Fig. 5.), zur Beschützung des Auges bestimmt. Das Auge selbst ist eine etwas längliche Kugel, die aus verschiedenen Häuten gebildet wird, und mehrere Feuchtigkeiten einschliesst. Hinten sitzt der Sehnerve (Fig. 13.), wie ein Stiel an. Den äusseren Umfang des Auges bildet die harte Haut (Fig. 18.) In ihre vordere Oeffnung passt die durchsichtige Hornhaut (Fig. 20.). In der Mitte der inneren Haut befindet sich ein Loch (Fig. 25.), welches der Augenstern heisst. Die innerste und wichtigste Haut des Auges ist die Netzhaut (Fig. 27.), die das eigentliche Werkzeug des Sehens ist.~~Die Feuchtigkeiten, die in den Augenkammern (Fig. 32. 33.) enthalten sind, dienen zur ersten Brechung der einfallenden Lichtstrahlen. Nachdem diese durch die Crystall-Linse (Fig. 30.) und durch den Glaskörper (Fig. 29.) ferner gebrochen worden, gelangen sie zur Netzhaut (Fig. 27.), auf welcher sie durch eine Erschütterung die Empfindung des Gegenstandes bewirken. Der Sehnerve pflanzt diese Empfindung bis zum Gehirne fort, und so erlangt die Seele Vorstellung des Empfundenen.~~124Ad00341 06 018a.jpg
Ad00341 06 019aDer Bau des menschlichen Ohrs ist ungefähr eben so künstlich, als der des Auges, wie uns schon der erste Ueberblick der hierher gehörigen Kupfertafel zeigt, wo wir Fig. 1. das Ohr in natürlicher Grösse, bei Fig. 2. aber um Vieles vergrössert erblicken.~~Das Ohr besteht zuerst aus dem äusseren Ohre, das den Eingang zu den Gehörorganen bildet. Es ist ein Knorpel, an welchem man die äussere und innere Ohrenleiste (Fig. I. II. 1. 2.) bemerkt. Dabei sieht man die vordere Ohrenecke und die hintere Ohrenecke (Fig. I. II. 4. und 5.); der tiefe Raum zwischen beiden heisst die Ohrenmuschel (Fig. I. II. 6.); das Ohrläppchen (Fig. I. II. 7) ist das Ende derselben. Im Innern liegt der Gehörgang (Fig. I. II. 8.). Unter der allgemeinen Kopfhaut sind hier die Drüsen verborgen, welche das Ohrenschmalz absondern. Am Ende des Gehörganges zeigt sich das Trommelfell (Fig. I. II. 9), das die Trommelhöhle bedeckt. Auf dieser elastischen Haut liegen die Gehörknöchelchen, nämlich der Hammer (I. II. 11.), der Ambos (I. II. 14), der Steigbügel. Im Innern liegt das sogenannte Labyrinth. Hier ist auch die sogenannte Schnecke (Fig. I. II. III. 22.). Die drei Bogengänge (Fig. I. II. III. IV. 19.) öffnen sich mit fünf Mündungen. In das Ohr gehen zwei Nerven, nämlich der harte oder Verbindungs-Nerve des Gesichts und der weiche oder eigentliche Gehörnerve, mit seinen Aesten (Fig. IV. 29. 30.)~~Dieses sind die Hauptorgane des Gehörs. Eine nähere Entwicklung giebt der Commentar des Bilderbuchs.~~Durch den angegebenen künstlichen Bau des Ohres können wir nun Töne vernehmen, welches auf folgende Art zuzugehen scheint. Der Schall wird von dem äusseren Ohre und dessen Erhöhungen und Vertiefungen aufgefangen, und in den Gehörgang geleitet, von wo er auf das Trommelfell gelangt, und dieses in eine Erschütterung versetzt. Dadurch werden nun auch die Gehörknöchelchen bewegt, welche, diese Erschütterung bis zum Gehör-Nerven bringen, wodurch die Seele auf eine uns unbekannte und unerklärbare Art Vorstellung des Empfundenen erhält.~~124Ad00341 06 019a.jpg
Ad00341 06 020aDie kaiserliche Napoleona. (Napoleonaea imperialis.)~~Dieser schöne und seltene Strauch bildet die erste Species einer neuen Pflanzengattung, welche der französische Naturforscher, Palisot Beauvois, im December 1807 in Afrika im Königreich Oware nicht weit von der Stadt zuerst entdeckte, und nachher wegen der Aehnlichkeit der inneren Blüte mit dem Stern der Ehrenlegion nach dem Namen des Kaisers von Frankreich Napoleona benennte. Diese hier abgebildete kaiserliche Napoleona bildet einen 7 bis 8 Fuss hohen Strauch mit länglich zugespitzten Blättern, welche mit kurzen Blattstielen an den Zweigen sitzen. -~~Die schönen blauen Blumen stehen hart an den Zweigen, und sind durch eine doppelte in einander sitzende Blumenkrone gebildet. In der inneren befinden sich die fünf breiten bandförmigen Staubfäden, eine seltene Bildung, welche man mit dem oben erwähnten Ordenskreuze verglich, und darnach diese neue Pflanzengattung benennte.~~124Ad00341 06 020a.jpg